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Neues Buch von Sahra WagenknechtFrüher war alles besser

In „Die Selbstgerechten“ malt Sahra Wagenknecht die 70er-Jahre als Heimstatt des Gemeinsinns. Und jagt die linksliberalen Gespenster von heute.

Vorwärts in die Vergangenheit scheint Sahra Wagenknecht mit ihrem Buch zu steuern Foto: Britta Pedersen/dpa

Die US-Theoretikerin Nancy Fraser hat in dem Bündnis von Neoliberalismus und Linksliberalen eine Voraussetzung für den Aufstieg des Rechtspopulismus identifiziert. Ein „dröhnender Dauerdiskurs über Vielfalt“, so Fraser, habe die Forderungen nach sozialer Gleichheit verdrängt. Die Linke müsse sich wieder sozialer Gerechtigkeit zuwenden, aber ohne Minderheitenrechte zu vergessen.

Auch Sahra Wagenknecht treibt die Frage um, warum die gesellschaftliche Linke partout nicht mehrheitsfähig wird. Sie knüpft in ihrer Streitschrift „Die Selbstgerechten“ an Frasers Kritik an und radikalisiert sie bis zur Unkenntlichkeit. Denn bei ihr sind der giftige Neoliberalismus und der nur scheinbar menschenfreundliche Linksliberalismus fast das Gleiche.

„Die linksliberale Erzählung ist nichts als eine aufgehübschte Neuverpackung der Botschaften des Neoliberalismus. So wurde aus Egoismus Selbstverwirklichung, aus Flexibilisierung Chancenvielfalt, aus Verantwortungslosigkeit gegenüber den Menschen im eigenen Land Weltbürgertum.“ Wagenknecht will soziale Gerechtigkeit und Minderheitenrechte nicht verbinden. Minderheitenrechte erscheinen hier als linksliberale Marotte, die auf dem Weg zum Ziel stören. Das ist eine sozial und ethnisch homogene Gesellschaft mit viel Gemeinsinn.

Der Linksliberalismus, dessen toxische Wirkungen hier mannigfach besungen werden, bleibt dabei eine vage Erscheinung. Mal wird er mit radikaler Identitätspolitik gleichgesetzt, mal mit urbanen Milieus, mal mit allen Mitte-links-Parteien. So werden alle Katzen grau. Sogar Gerhard Schröder taucht mal als Stammvater der Lifestyle-Linken auf, die „hypersensible Rücksichtnahme in Sprachfragen“ mit der „Entfesslung von Renditemacherei“ verbanden.

Die EU als unbrauchbare Agentur des Neoliberalismus

Da wird dem Ex-Kanzler, der Frauenpolitik für Gedöns hielt, zumindest zur Hälfe Unrecht getan. Wagenknecht wirft einen Panoramablick auf Staat, Demokratie und Wirtschaft und fragt, wie aus übler Gegenwart lichte Zukunft werden kann.

Die EU erscheint als unbrauchbare Agentur des Neoliberalismus und soll zu einer „Konföderation souveräner Demokratien“ zurückgebaut werden. Diese Wortwahl erinnert an rechtskonservative EU-Skeptiker. Auch das Loblied auf den Nationalstaat als einziges Gefäß, in dem Gemeinsinn gedeihen kann, hat Schnittmengen mit konservativen Ideen. Das Gleiche gilt für die Ablehnung von Migration, die, so die These, sowohl in armen als auch in reichen Ländern Schaden anrichten würde.

Das Buch

Sahra Wagenknecht: „Die Selbstgerechten: Mein Gegenprogramm – für Gemeinsinn und Zusammenhalt“. Campus, Frankfurt a. M. 2021, 345 Seiten, 24,95 Euro

In der Welt, die uns hier als bessere empfohlen wird, haben Nationalstaaten das Sagen, die Ökonomie funktioniert eher national denn global. Und Migration gibt es kaum. Wagenknechts Arkadien ist eine Republik ohne Moscheen, Genderpolitik und Quoten und ähnelt stark der Bundesrepublik vor 50 Jahren. Daran ändert auch die pflichtschuldige Anmerkung nichts, dass die Losung „Zurück in die Siebziger“ als „Zukunftsentwurf“ nicht so recht tauge.

Wie sehr es die Autorin in die Vergangenheit zieht, zeigt ihr Bild des Wandels von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft. In den goldenen Zeiten des Industriekapitalismus wurden noch sinnvolle Produkte hergestellt und es regierten Tugenden wie „Arbeitsethos, Gründlichkeit, Zurückhaltung und Disziplin“. Die creative economy hingegen sei „nutzlos und vielfach schädlich“ und produziere bloß Marketing und Überwachungstechnologien.

Konservative Verfallserzählung und Ungleichheitskritik

Verfall also überall. In den ordentlichen 60er und 70er Jahren regierten noch echte Volksparteien, und „Maß und Mitte“ galt noch etwas. Alles perdu. In dieser Deformationserzählung kommen auch die 68er nicht gut weg. Die seien „wohlhabende Bürgerkinder“ gewesen, die „den Leistungsgedanken verächtlich“ machten. Das wiederholt rechtskonservative Kritik der Studentenbewegung. So fließen konservative Verfallserzählung und Ungleichheitskritik zu einer Retro-Vision kommunitaristischer Gemeinschaftlichkeit zusammen.

Recht paradox mutet dabei an, dass der Gemeinsinn, der hier als Heilmittel gegen Spaltungen beschworen wird, mit einer ätzenden, ja spalterischen Kulturkampf-Rhetorik gegen Linksliberalismus bewaffnet wird. Völlig aus dem Blick gerät, dass die Aushandlungsprozesse in einer individualisierten Gesellschaft, in der ein Viertel der Bevölkerung Migrationshintergrund hat, komplexer sein müssen als in der BRD 1970.

Wagenknecht ist eine eloquente Autorin. Doch auch das Nachdenkenswerte, wie die Skizze einer Marktwirtschaft mit strikt regulierten Eigentumsrechten, wird von einem sirrenden Pfeifton der Rechthaberei übertönt. Folgen wir der Ex-Chefin der Linksfraktion, dann blockieren Minderheitenpolitik und eine Horde Moralapostel, die die Grünen, die SPD und seit ihrem Rückzug auch die Linkspartei gekapert haben, eine erfolgreiche gesellschaftliche Linke.

„Fridays for Future“ und „unteilbar“ werden im Vorbeigehen als lächerliche Wohlfühlbewegungen von Bürgerkindern verhöhnt, Coronaproteste hingegen mit freundlichen Worten bedacht. Diese Sympathieverteilung ist für eine Spitzenpolitikerin der Linkspartei erstaunlich. Eine Bewegung fehlt dabei übrigens – „Aufstehen“. Diese von Wagenknecht mit initiierte Bewegung kam ihrem sozialkommunitaristischem Programm nahe und scheiterte kläglich. Warum? Dazu findet sich auf 345 Seiten kein Wort.

Das Buch heißt „Die Selbstgerechten“. Wenn man den Plural streicht, ist dies ein zutreffender Titel.

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174 Kommentare

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  • Die selbstgerechte Verächtlichmachung der von Sahra Wagenknecht treffend beschriebenen Linksliberalen von allem, was sich nicht exakt an ihre immer absurderen Sprachregelungen hält,



    wird nirgends deutlicher auf den Punkt gebracht als in dem "taz ist nicht für jeden"-Werbevideo:



    youtu.be/skY4nddl5q0

  • Wagenknecht ist NICHT gegen Moscheen, sondern gegen den Einfluss der türkischen Religionsbehörde auf Moscheen in Deutschland!

  • in den siebziger Jahren war tatsächlich vieles besser als heute. Diese Feststellung kann man auch bei Thomas Piketty in "Kapital und Ideologie" nachlesen. Thomas Piketty hat das penibel aufgearbeitet und auch begründet. Das hängt auch bei Piketty mit dem Lifestyle-Linksliberalismus zusammen, den Sahra Wagenknecht hier so anschaulich beschreibt. Piketty bezeichnet diese Ideologie als brahmanische Linke. Aber das sind eben keine Linken mehr. Sie bezeichnen sich selber so. Das tun inzwischen ganz viele Zeitgenossen, denn als Rechts will sich niemand bezeichnen lassen. Auch dann nicht, wenn sie deutlich rechtes Gedankengut verbreiten. Auch das ist ein unguter Zeitgeist. Früher stand man wenigstens zu seiner Einstellung, auch wenn man damit angeeckt ist.

    • @margarete2052:

      Wenn man wissen will, was in den 70er-Jahren denn wohl besser war als heute, dann braucht man sich eigentlich nur mal in Österreich umzusehen. Und zwar in dessen sozialen Sicherungssystemen, die man bislang noch relativ unangetastet gelassen hat. Die haben dort Löhne und Gehälter in den unteren und mittleren Sozial-und Gesundheitsberufen von denen man in Deutschland nur noch träumt - und das nicht 12 sondern 14x jährlich. Die Durchschnittsrente ist um 800.-- Euro höher als in Deutschland. Die BetriebsrätInnen haben dort noch wirkliche Mitbestimmungsrechte, sogar in den kirchlichen Einrichtungen. Die Gewerkschaften sind noch ein echter Machtfaktor und von Arbeiterkammern und deren politischen Einfluß hat man in Deutschland ohnehin keine Ahnung.



      Natürlich gibt es auch in Österreich neoliberale Bestrebungen. Natürlich gab und gibt es auch dort rechte und sogar extrem rechte Parteien und Regierungsbeteiligungen, Neonazis usw. Ebenso wie die gleichen oder ähnliche soziale Brennpunkte an denen wir in Deutschland laborieren - aber bislang gelang es den Gewerkschaften, Sozialdemokraten und Linken diese sozialen Errungenschaften der Arbeiterklasse relativ erfolgreich zu verteidigen. Und halt auch weil die sog. linksliberalen Kräfte, sich dort nicht so ausgeprägt narzisstisch mit den Befindlichkeiten des eigenen Bauchnabels beschäftigen und sich deren Einfluß noch in Grenzen hält und soziale Verantwortung noch einen höheren Stellenwert hat als in Deutschland.



      Das was Sie hier nach Piketty als "brahmanische Linke", und Sahra Wagenknecht als Linksliberale bezeichnen, gibt es in Österreich natürlich auch. Allerdings hält sich deren Strahlkraft und Einfluß auch Medien und Politik noch sehr in Grenzen.

  • Heute bin ich über den Blog von Norbert Haering gestolpert, der sich - so ein Zufall - auch mit Sahra Wagenknechts neuestem Buch beschäftigt.

    Das Lesen dieses Artikels lohnt sich: gleich dopplet.

    Einmal für alle taz-Leser, die Interesse an einer wirklich gelungen Buchbesprechung haben...

    Vielleicht sogar für Stefan Reinecke aus dem taz-Parlamentsbüro, wenn er nach Tipp sucht, wie eine kluge inhaltlich informative Rezession möglich ist, ohne in die Banalität plumper indiktrinierender Polemik zu verfallen.

    Der entsprechende Link:

    norberthaering.de/...e-selbstgerechten/

    • @Förster Frank Maria:

      auch ich habe diese sehr gute Buchbesprechung bei Norbert Häring sehr genossen. DANKE dafür. Schade dass man es sich bei der taz so einfach gemacht hat...

    • @Förster Frank Maria:

      "(...) über den Blog von Norbert Haering gestolpert (...)". (Förster F.M.)



      Tja - So könnte halt eine Buchbesprechung auch aussehen, gell. Das geht aber nur, wenn man sich mit den Inhalten eines Buches beschäftigt und nicht nur vordergründig an der Autorin abarbeitet.



      Herzlichen Dank für diesen Link!

  • „Ich glaube nicht dass Gendersternchen, Trans-Rechte und Frauenquoten den Arbeitern so sehr missfallen dass sie deshalb AfD statt Linke wählen.“ [Descartes]



    Nein, das allein nicht. Verlieren wird aber eine Linke, sie sich auf individual-identitäre Ansätze fokussiert und Belange breiter Kreise der Bevölkerung vernachlässigt. Die Gleichstellung der Frau verlangt noch viele Erfolge – aber nicht nur für privilegierte Zirkel, sondern für die breite Basis.



    Denn was bringt ein Kreuzzug gendergerechter Sprache den Frauen, die immer noch bis 25 % weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen erhalten? Was nutzen Quoten oben im Vorstand, wenn sie unten trotz Vollzeitjob unter der Armutsgrenze bleiben? Wie helfen ihnen Frauen in Führungspositionen, wenn sie dort weiter neoliberal geprägte Strukturen bedienen?



    Die breite Bevölkerung erwartet, dass die Politik ihre Lebenslage begreift und Antworten entwirft, sie zu verbessern. Aber genau hier liegt das Dilemma linker Politik – oder besser: linker Avantgarde. Meist im intellektuell-akademischen Milieu verortet, sehen sie die Welt aus ihrer Perspektive – und machen ihre elitäre Sicht zum dogmatischen Maßstab ihrer politischen Ziele. Das mag auf gleichem gesellschaftlichem Level gut ankommen. Die Basis aber findet sich und ihre Anliegen darin nicht mehr wieder - und wendet sich ab.



    Beschämend, dass die AfD dieses Vakuum neu besetzt. Grotesk, dass sie sich als einzige Opposition und Anwältin der „kleinen Leute“ gerieren kann. Ein weiterer Beleg des Totalausfalls linker Kräfte.



    Man muss Sara Wagenknecht nicht in allem Punkten folgen. Aber nur mit Vertretern wie ihr oder De Masio besteht die Chance, linke Politik an der Basis erfolgreich und mehrheitsfähig zu machen. Solange die Linke sich aber darin genügt, vom ideologischen Wolkenkuckucksheim aus unliebsame Kritik - wie an Wagenknechts Buch exerziert – zu indoktrinieren, wird sie an diesen „Selbstgerechten“ scheitern.

  • verrückte Zeiten. In der FAZ lese ich einen langen Beitrag von Wagenknecht über den Inhalt ihres neuen Buches und in der TAZ eine ordentlich Kritik über eben dieses.

    • 2G
      29834 (Profil gelöscht)
      @Galgenstein:

      ... auch nur ein Aspekt ihrer rechten Anbiederungsstrategie.

  • früher ...

    war nicht alles besser.



    früher war vieles anders.

  • 0G
    03030 (Profil gelöscht)

    identitaeten, persoenliche eitelkeiten, fee fees als grundlage und maszgabe von politik helfen meist nicht.gute ideen fuer neue politische strukturen zu entwickeln

  • Nun isses raus, von S.W. als intime Insiderin der Linkspartei beschrieben: Die Linkspartei ein Stützpunkt des Neoliberalismus. Wie sollte es auch anders sein, nachdem die Russia Today Fraktion bereits den Rest der Parteienlandschaft dort verortet hat.

    • @Rudolf Fissner:

      "Die Linkspartei ein Stützpunkt des Neoliberalismus." (R.Fissner)



      Falsch! Frau Wagenknecht differenziert zwischen Neoliberalismus und Linksliberalismus, wobei sie aber Wert drauf legt festzustellen, dass Linksliberalismus weder links noch liberal ist.



      Und: Sie betont immer wieder dass diese Strömung, die sie als Strömung einer privilegierten Schicht beschreibt, in fast allen Parteien angekommen ist und in weiten Bereichen der Gesellschaft sozial Schwächere verdrängt hat.



      Aber lesen Sie doch selbst...

  • Letztlich der alte Konflikt zwischen Hauptwiderspruch und Nebenwidersprüchen.



    Identität zur Hautsache zu erklären und den Klassenbegriff für vernachlässigbar zu erachten ist falsch, aber Menschen ihre Rassismuserfahrungen absprechen zu wollen, ist keine besonders kluge Strategie. Beide Seiten sind doof.

  • Ein paar Anmerkungen zur wilden Diskussion

    1) Neoliberalismus - ist kein laissez faire Liberalismus. Es ist ein geordneter Liberalismus, wobei die Orddung gegen Eingriffe des Staates abgeschirmt ist (u.a. int. Institutionen, Schiedsgerichten); wichtiger: run nach dem besten Angebot für Investoren -> Steuern runter, Liberalisierung allerorten

    2) Linksliberalismus und Rcehtsliberalismus (dazu würde ich Neoliberalismus zählen, wichtig ist, das Rechtsliberalismus das Eigentumsrecht viel stärker als Menschenrecht verankert sehen möchte) haben Gemeinsamkeiten: negative Freiheit zu gewähren; Unterschied: Rechtsliberalismus verachtet offiziell positive Freiheit (Selbstverwirklichung), die Linksliberalismus über alles stellt; inoffiziell aber achtet der Rechtsliberalismus die Selbstverwirklichung auch über alle Maßen, aber er hasst Anspruchsrechte, die damit begründet werden können, wie die Pest, warum? Siehe Recht auf Eigentum, wäre ein Hebel um an die vielen umzuverteilen!

    3) kann der Rechtsliberalismus entgegen der Sonntagsreden sehr gut mit eingeschränkter negativer Freiheit leben, sofern der Investor diese (und die Freiheit zum Kaiptaltransfer!) hat. In einer Welt da es solche "Standortvorteile" gibt, müssen sie sogar genutzt werden. Das sieht man doch schön in den Fabriken in der dritten Welt.

    4) Linksliberalismus ist Gegner des Rechtsliberalismus wegen der positiven Freiheit und der damit oft befürworteten Umverteilung von Ressourcen (die R. sind das sine qua non der positiven Freiheit). Die Ressourcen liegen natürlich vor allem bei zweiteren.

    5) Beide mißtrauen Kollektiven (z.B. kollektiver Selbstbestimmung), siehe "Tyrannei der Mehrheit".

    6) Linksliberalismus - darüber und inwiefern der unsere Welt mit verbockt und uns die Mittel zur Kur raubt, gäbe es sehr viel zu sagen. Ganz kurz nur noch zum Schluß: Ideologisch zerstört er Kollektive, desavouiert er andere Gründe als Interessen, reduziert Validität auf Nutzen.

    Das ist die Basis um den Garten aufzuräumen.

    • @JK83:

      Neoliberalismus ist heute und war immer weitestgehend ein laissez faire Liberalismus. In der Geschichte dieser Ideologie gibt es nur eine einzige Ausprägung, die "ordnungspolitische" Eingriffe des Staates vorsieht, und das ist der Ordoliberalismus. Dieser ist allerdings seit Jahrzehnten weitestgehend ausgestorben, und für die Ideologie, die von Friedman, Hayek und Co. bestimmt wird, so gut wie irrelevant

  • CAT schrieb: "Linke Politik definiert sich mittlerweile stark durch Antifaschismus und der Lernerfahrung daraus niemanden auszugrenzen." --- Besser kann man nicht definieren, dass man von gestern ist: der Faschismus ist spätestens seit Francos Beerdigung machtpolitisch mausetot, was braucht es da Antifaschismus? Wenn man heute von faschistischen Zombiegruppen in Miniformat hört, liegt es nur an den Existenzgesetzen der Medien über das Besondere, die Ausnahme oder die Schrulligkeit groß zu berichten, weil das Normale zu langweilig ist. Auch Sie würden sich niemals eine Zeitung kaufen, in der alles aufgelistet wäre, was normal und ohne Unfall gestern gelaufen wäre. Es soll Zeitgenossen geben, die das immer noch nicht in ihre Weltsicht eingepreist haben und Exotik als morgige Mehrheiten handeln.

  • " Nationalbolschewismus, Querfront-Sahra" (Earendil)



    Wer nur Kampfbegriffe ins Rennen schickt, der hat halt nicht mehr zu Problemlösungen beizutragen.



    Wer gesellschaftspolitische Probleme ständig ignoriert, der will wohl auch nichts dazu beitragen.



    Wer unter ArbeiterInnen nur deutsche Lohnabhängige versteht, der ignoriert die Tatsache dass gerade der Billiglohnsektor zu einem großen Teil aus Migranten besteht und dass beide, nämlich die Deutschen sowie auch die Zuwanderer, die sozialdemokratischen und linken Parteien nicht mehr als ihre Interessensvertreter betrachten.



    Wer Andersdenkenden ständig nur mit Unterstellungen, Verdrehungen und Beledigungen begegnet, der hat es verdient heftig zurecht gewiesen zu werden.



    Letzteres läßt Frau Wagenknecht in ihrem Buch leider eher vermissen. Es ist halt eine sehr sachlich gehaltene Gesellschaftsanaylse. Zumindest so weit ich es bislang gelesen habe. Aber ich bin ja noch nicht zu Ende damit.



    Achja, noch was: Wer Bücher kritisiert, die er gar nicht gelesen hat... - was soll man von dem wohl noch halten.

  • Ich glaube nicht dass Gendersternchen, Trans-Rechte und Frauenquoten den Arbeitern so sehr missfallen dass sie deshalb AfD statt Linke wählen. Das ist höchstens eine einfache Frage der Priorisierung, aber kein Interessenskonflikt.

    Ein solcher ist aber die Forderung nach unbegrenzter Einwanderung einer großen Anzahl von Geringqualifizierten. Die sehr realen sozialen Brennpunkte und die Belastung des Sozialsystems entgegen traditioneller Wertvorstellungen der Facharbeiter und Handwerker von Gerechtigkeit und Arbeitsmoral, das alles kann man nicht einfach mit Antirassismus übertünchen und ignorieren.

    • @Descartes:

      Anders gesagt: Für viele Arberiter*innen ist es wichtiger oder naheliegender, ihre mickrigen Privilegien gegenüber denen noch weiter unten zu verteidigen, als gegen ihre eigene Ausbeutung zu kämpfen.

      Darauf kann man nun mit Versuchen von solidarischer Bündnispolitik antworten - oder halt, wie Querfront-Sahra, mit Nationalbolschewismus.

  • Die Auseinandersetzung innerhalb der "Linken" gibt es doch schon seit Stalin vs. Trotzki, also seit dem "Sozialismus in einem Land" vs. der Weltrevolution.



    In einer Zeit, in der sich Proletarier aller Länder - und nicht nur die - vernetzen könnten, scheint es natürlich befremdlich, dass Personen wie Sahra Wagenknecht lieber weiterhin in ihrer nationalkollektivistischen Ideologie bleiben möchten und die globale Entwicklung ausschließlich negativ beurteilen.



    Es ist allerdings nicht allzu überraschend, denn Frau Wagenknecht ist schon unmittelbar nach der Wende durch die Verteidigung "ihrer" DDR aufgefallen.



    Der Industriearbeiter, der Werte "schafft", war dort schließlich das Idealbild. Und aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht bleibt sie im tradierten Bild der Volkswirtschaften hängen, die untereinander in der internationalen Arbeitsteilung höchstens miteinander vertraglich interagieren. Das ist ihr sogar kaum vorzuwerfen, weil die Betrachtungsweise nicht mehr die Wirklichkeit erklären kann, aber immer noch in der Form gelehrt wird.

    So befinden sich die Gemeinsamkeiten in einem Konservativismus, der vor allem "wertebasierend" über die politischen Grenzen hinweg gilt und der sich den Weg zurück wünscht, als noch kein 3D-Drucker in Deutschland stehend von China aus gesteuert werden und ein Atomkraftwerk in der Sowjetunion zu Kosten in zwei Volkswirtschaften führen konnte, die zum Zeitpunkt der Leistungserstellung gar nicht existierten.

  • Ich habe ihr Buch nicht gelesen, aber auch ich finde die Tendenz in der Linken sich auf Identitäten zu kaprizieren gefährlich, weil sie dadurch indirekt rechte Sprache akzeptabler erscheinen lässt.

    Wesentlich scheint ihr zu sein sich auf linke Werte zurück zu besinnen und Befindlichkeiten wie Gendersprache und Mikroaggressionen beseite zu schieben, da letzteres nicht viel Wert ist in einer neoliberalen Welt.

    • @Franco:

      Dem kann ich nur beipflichten. Was die Identitäre Bewegung vor ein paar Jahren unter dem Schlagwort Ethnopluralismus in Umlauf brachte, findet seine Fortsetzung im Kotau vor der Identität im linken Lager. Menschen hören für beide auf einfach nur Menschen zu sein, sondern werden an exklusiven Identitäten festgezurrt, die es zu verteidigen gilt.

  • 1G
    12333 (Profil gelöscht)

    Respekt Frau Wagenknecht.



    Sie hat den Mut ,unbequeme Wahrheiten auszusprechen und wird dennoch gewählt.



    Viele würden sie deswegen gern „canceln“.



    Jeder, der es bisher wagte, sich gegen die herrschende Denkweise zu äußern, wurde in den letzten Jahren mit einem Sturm der Entrüstung abgestraft.

    • @12333 (Profil gelöscht):

      Also, ich finde auch, dass Wagenknecht manchmal interessante Sachen zu sagen hat (und manchmal halt auch Stuss) aber so oder so: von "canceln" kann doch echt nicht die Rede sein. Jedes ihrer (sehr zahlreichen) Bücher wird im deutschen Feuilleton hoch- und runterrezipiert.

    • @12333 (Profil gelöscht):

      Ist relativ spannend, dass die Anhänger von Frau Wagenknecht und die Anhänger der AfD nicht nur exakt dieselbe Terminologie benutzen, sondern auch in Diskussionen exakt dieselben Strategien. Fängt mit dem Reklamieren der Wahrheit für sich selbst an, geht mit der völligen Vermeidung jeglicher Details weiter, und hört bei Unterstellungen gegenüber jedem, der die eigene Meinung nicht teilt, noch lange nicht auf.

  • Danke. Der Kommentar zeigt wie recht Wagenknecht hat. Leider.



    Die politischen Probleme dieser Welt werden nicht mit der Fokussierung auf moralische Zuschreibungen gelöst. Das ist genau die Denkweise der Identitätspolitischen Bewegung. Man fühlt sich selbst gut, das andere ist böse und was wirklich passiert ist egal.

    • RS
      Ria Sauter
      @Struppi:

      Zustimmung! Auf den Punkt gebracht!

    • @Struppi:

      " Man fühlt sich selbst gut, das andere ist böse (...)" (Struppi)



      Exakt! Stellt sich für mich aber auch noch die Frage: Was soll man wohl von einer hochschulgebildeten "Elite" halten, die sich dazu entblödet komplexe gesammtgesellschaftliche Zusammenhänge auf eine derart infantile gut/böse, schwarz/weiße oder männlich/weibliche Ebene hinunter zu ziehen um sie zu lösen?



      Aber vielleicht wollen die ja solche Probleme gar nicht lösen, sondern sich nur in ihrer moralschwangeren Blase wohl fühlen. Distinktionsgewinn als eigentliche Motivation für politisches Engagement?

  • Gehts darum, sich für Benachteiligte einzusetzen, und müssen die Gruppen dann aber möglichst klein sein, damit kein Populismusvorwurf kommt?

  • 1980 berichtete Habermas in seiner Rede in Frankfurt, das es eine bewährte (zum Teil auch unbewusste) Strategie der Konservativen und Rechten war, einen Kulturkampf zu entfachen, in dem in der vermeintlichen Dekadenz seitens der Bohemiens und urbanen Modernisierungsentwicklungen der Grund für die wirtschaftlich-legalen Ungleichheiten der Marktwirtschaft verortet werden. So Marke Schwarzer Peter mit rechtem Kommentariat.



    Habe den Text "Die Moderne - ein unvollendetes Projekt" leider nicht zur Hand.

    S.Wagenknecht bezieht nun eine ähnliche Position, nämlich den eigentlich machtlosen emanzipatorischen Bestrebungen neuerer politischer Gruppen zu unterstellen, es liege an ihnen, dass die Bevölkerung sich nach rechts wende. Wenn ich die Artikel über das Buch richtig verstehe, weil deren Differenzierungseinwände den Mainstream entfremden und vor den Kopf stoßen würden. Und dadurch von dem Gegensatz Kapitalismus und Gesellschaft ablenken würden.



    Selber, denkt das Kind.

    • @stefflbw@protonmail.com:

      Zur Rechtswendung: Für die Rechtswendung von Bevölkerungsteilen reicht das Gefühl der Angst völlig aus, - so laut Prof. Mausfeld über die Strategien der Eliten. Dabei ist es völlig egal, ob die Angst einen tatsächlichen Grund hat oder nur eingebildet ist. Das internationale Finanzkapital hat sich eine linke Politwende unredlich verdient, aber die Linke hat eine Meisterschaft, durch Übertreibungen ihr eigenes Klientel zu verängstigen und verschrecken. Die neue CO2 Abgabe auf Heizöl wird z.B. zuerst und sofort der Mieter mit der angespanntesten Finanzlage wirklich spüren, der Vermieter erst spät bei Leerständen. Ein Beispiel, wie Links und Grün sich ins eigene Knie schießen und als erste die Prügel abholen werden. Da lob ich mir Wagenknecht, die ab und zu über den linken Tellerrand schaut und auch strategisch denken kann.

      • @Audi300000km:

        "Da lob ich mir Wagenknecht, die ab und zu über den linken Tellerrand schaut und auch strategisch denken kann."

        Strategisch denken, indem man sich die einzige Koalitionsoption verbaut? Der war gut!

  • 0G
    07324 (Profil gelöscht)

    Ist hier alles gesagt? Was ist denn der Unterschied zwischen Utopie und dem Weg dahin und dem, was jetzt machbar ist und wie man Schritt für Schritt in Richtung Utopie machen kann.

    Wir wollen nicht den Kuchen, sondern die ganze Bäckerei. Finde ich gut den Spruch und unterstütze ich.



    Wir sind meist aber selbst nicht mal Bäcker. Ach egal. Ich drifte ab.

    Wir haben wieder ein Feindbild. Die Sarah ist es dieses Mal, aber keine Angst, wenn sie weggelobt wurde und die Partei "Die Linke" endgültig aus der Bundespolitik verschwunden ist, dann ist es auch egal, weil worin sind wir die Besten? In der Minderheitsopposition zu sein und dann der Sturm nach vorne.

    Ein Genosse sagte neulich zu mir. Was ist denn eigentlich mit den ganzen Menschen passiert die durch die linke, autonome und anarchistische Szene gelaufen sind? Gute Frage...

    Die, die geblieben sind, werden es möglicherweise nicht wissen oder auch nicht wissen wollen.

    Ein progressives Wachstum und so kommt es mir vor, ist manchmal gar nicht gewünscht.

    Beschwerdeführer mögen sich noch mit Antworten bei mir melden.

    In diesem Sinne, guten Abend.

  • Pedroleum schrieb: ""Zitat: "In der Welt, die uns hier als bessere empfohlen wird, haben Nationalstaaten das Sagen, die Ökonomie funktioniert eher national denn global. Und Migration gibt es kaum. Wagenknechts Arkadien ist eine Republik ohne Moscheen, Genderpolitik und Quoten und ähnelt stark der Bundesrepublik vor 50 Jahren."

    Bis auf die Marktwirtschaft trifft vieles davon auch auf die DDR zu, in der Wagenknecht aufgewachsen ist."" --- Ich vermute mal, Sie sind in der für Deutsche typischen pathologischen Nabelschau nur auf Deutschland verfangen und verstehen die Welt nicht mehr. Da macht sich gerade eine NATION auf die Überholspur, um alle andern zu überrunden und auszutricksen: China, und es funktioniert dort NATIONAL blendend nach eigenen Gesetzen und staatliches Dumping gegen die Welt, man kann nicht einmal die winzige Internationalität von Hongkong ertragen, den ISLAM erzieht man um und MIGRATION kennt man nur bei den eigenen WANDERARBEITERN und bei liquiden Geschäftspartnern, die ihr Know-How dort lassen müssen. Wir werden so einige Erfolgsrezepte Chinas kopieren müssen, die mit unserm System kompatibel sind, wenn Asien nicht mit dem Westen Schlitten fahren soll. Demokratie ist das Politsystem der Mehrheit und nicht die Diktatur von Minderheitsmeinungen. Minderheitenschutz ist etwas anderes als Erfüllungspflicht von Minderheitswünschen. --- Zu Herrn Reinecke: Er scheint alle verstaubten Schächtelchen aktiviert zu haben, um alle vorverurteilenden Begrifflichkeiten einsortieren zu können. Wenn die AfD zufällig auch mal eine gute Idee abgestaubt hat, wird die Idee nicht automatisch schlecht. Also hören sie auf Leuten AfD Nähe anzudichten, die Nichts mit ihr gemein haben.

    • @Audi300000km:

      @Audi300000km – Zitat: "Wir werden so einige Erfolgsrezepte Chinas kopieren müssen, die mit unserm System kompatibel sind, wenn Asien nicht mit dem Westen Schlitten fahren soll. Demokratie ist das Politsystem der Mehrheit und nicht die Diktatur von Minderheitsmeinungen. Minderheitenschutz ist etwas anderes als Erfüllungspflicht von Minderheitswünschen."

      Sie wollen also die Demokratie abschaffen? Tolles Rezept, das bestimmt bei der Mehrheit richtig gut ankommt.

      Diktatur von Minderheitsmeinungen? Ja nee, is klar!

  • Was watschelt und quakt wie eine Ente, ist eine Ente. Und wer ständig redet und schreibt wie eine Rechtspopulistin ist genau das. Wagenknecht ist schon längst ins rechte Lager abgewandert, und die LINKE sollte ihr dafür den Stuhl vor die Tür setzen. Gern kann die Sahra dann Seit' an Seit' mit der Alice weitermachen.

    • @Michael Myers:

      Wer Frau Wagenknecht im "rechten Lager" sieht, ist womöglich mit dem Buch von Frau Baerbock besser bedient.

    • @Michael Myers:

      Wer watschelt und quakt ... wie ein Ideologe, der ist z.B. ein nur in Rechts und Links denken könnender Ideologe, für Diskussionen völlig uninteressant, weil vorher schon bekannt sein drüfte, was kommt. Der Königsweg für viele Probleme ist das "sowohl-als-auch". Hätten das viele Politiker verstanden, dann hätten wir bei Corona schon gleich Masken getragen und viel früher Tests gehabt.

    • @Michael Myers:

      Falsch! Was quakt wie eine Ente, und dann Schaafe frisst ist keine Ente, sondern ein Wolf. Dass Frau Wagenknecht schreibt, wie eine Rechtspopulistin wird ihr nur von interessiereten Kreisen angedichtet. Richtig ist, dass sie auch Themen, die Rechtspopulisten beackern anspricht, und die Gegensätzlichen Ansätze aufzeigt. Nicht jder, der das Thema Rente bearbeitet ist ein Rechtspopulist, bloß weil die dasselbe Thema behandeln.

      • @Martin_25:

        so siehts aus...Frau Wagenknecht sagte selbst zu den Vorwürfen bezüglich der rechten Seite annähern einmal in so ungefährem Wortlaut:



        "Nur weil es schneit und die AfD sagt, dass es schneit, sage ich deshalb nicht, dass die Sonne scheint, nur um anderer Meinung als die AfD zu sein, wenn es aber nun mal in diesem Fall der Realität entspricht!"

        Besser kann man es nicht beschreiben!

        • @Star Trek Kommunist:

          Waaa?

          Wir haben doch dem Trump auch immer seine Meinungen abgesprochen. Wenn er meint, 2+2=4, war der der Durchschnittslinke für das Ergebnis "5".

          Ansonsten: Damit will man die Tür offen halten, dass die Ideen von Rechts ja eigentlich nicht verkehrt sein können. Keine eindeutige Distanzierung von rechten Ideen, und besonders keine in Sachen Flüchtlingsfragen. Und wir wissen ja alle, was die AfD will: Flüchtlinge gehören getötet, gequält in Konzentrationslagern wie in Moria, oder ertrunken.

  • Früher war alles besser - auch die Zukunft

    • @danny schneider:

      ... sicher war auch die Zukunft damals besser ... mit durch Atomkraft getriebene Schiffe (dann hätten wir heute nicht das riesige CO2 Problem). Auf fliegende Autos hätte man damals für die Zukunft gewettet, von Überschall-Passagierflugzeugen existierten sogar 2 Prototypen und mit dem Hoovercraft vom Haus hätte man auch keine Straßen mehr gebraucht, ... waren halt optimistische Zeiten, die von Reinecke gebashten Jahrzehnte.

  • Ich bin beim User "Normalo", bezüglich der Feststellung, dass eine globalisierte Welt nicht mehr zu einer Wirtschaftsweise zurückgelangen wird, bei der Nationalstaaten hauptsächlich für ihre je eigenen Bedürfnisse produzieren.

    M. E. wäre das auch sozial nicht wünschenswert, weil natürliche Ressourcen global ungerecht verteilt sind und die Völker nicht zu ihren traditionellen Gewerken und Lebensweisen zurückkehren (wollen).

    Demnach muss die soziale Frage politisch unter den aktuellen wirtschaftlichen Gegebenheiten beantwortet werden.

    • @Saturday:

      Saturday schrieb: "Demnach muss die soziale Frage politisch unter den aktuellen wirtschaftlichen Gegebenheiten beantwortet werden." - Ich denke für eine bessere Welt müsste es andersrum heißen: - Demnach muss die WIRTSCHAFTLICHE Frage politisch unter den aktuellen SOZIALEN Gegebenheiten beantwortet werden. Denn es sollte doch so sein: Der Staat macht die Gesetze und Gesellschaft und WIRTSCHAFT HABEN SICH DANACH ZU RICHTEN. Lobbyisten sehen das natürlich anders: sie machen die Gesetze nach denen sich die Gesellschaft dann richten muss.

      • @Audi300000km:

        Wenn die soziale Frage nicht im Kern auch eine wirtschaftliche wäre - denn letztlich geht es ja nunmal um soziale Verteilung von Wirtschaftsgütern -, könnte man sie vornan stellen. Aber um etwas verteilen zu können, braucht man erstmal eine Weg, es zu erwirtschaften. Insofern ist die Reihenfolge schwer zu umgehen.

    • @Saturday:

      Die Globalisierung ist kein Selbstläufer, sondern sie wurde gemacht und Unterstützt. Selbst heute produzieren Nationalstaaten für die eigenen Bedürfnisse, und selbst vor 100en von Jahren gab es schon internationalen Handel.

      Man sollte also jetzt nicht so tun, als ob das alles vom Himel gefallen wäre, und nicht mehr geändert werden könnte. Da ist die Politik der Nationalstaaten in der Pflicht.

    • @Saturday:

      "Demnach muss die soziale Frage politisch unter den aktuellen wirtschaftlichen Gegebenheiten beantwortet werden."

      Ich übersetze das mal: drüber reden gerne, aber bitte, keine Einschränkungen für uns!

      • @danny schneider:

        Das ist nunmal auch leider keine ganz unrealistische Einstellung. Die potenziellen Wähler der Linken gehören trotz aller gefühlten sozialen Ungerechtigkeit immer noch zu den oberen 10-15% der Welt, was den Lebensstandard betrifft.

        Und wenn Sarah Wagenknecht die Frage stellt, warum die Linke in Deutschland das Gros der Wähler nicht erreicht, dann muss man ihr antworten: Die Vision, dass bei Durchsetzung ihrer Vorstellungen z. B. ein Fernseher aus der gut abgeschotteten Binnenproduktion dann halt mal locker das 3- bis 5fache kostet wie das heutige Modell aus Fernost, ist eher eine Reminiszenz an die DDR - und kein Erfolgsrezept.

  • Früher war alles besser, liebe TAZ? Stimmt!



    Früher war auch die Zukunft besser (Karl Valentin).

  • Zitat: "In der Welt, die uns hier als bessere empfohlen wird, haben Nationalstaaten das Sagen, die Ökonomie funktioniert eher national denn global. Und Migration gibt es kaum. Wagenknechts Arkadien ist eine Republik ohne Moscheen, Genderpolitik und Quoten und ähnelt stark der Bundesrepublik vor 50 Jahren."

    Bis auf die Marktwirtschaft trifft vieles davon auch auf die DDR zu, in der Wagenknecht aufgewachsen ist.

    Bei vielem von dem, was ich von ihr lese, habe ich den Eindruck, dass sie am liebsten in diese Zeit zurückwill. Weil aber von jenen, die die alte DDR zurückwollen, noch weniger gibt, als jene, die sich nach der alten BRD sehnen, gibt sie sich jetzt als Vorwende-BRD-Nostalgikerin. Vielleicht ist das auch dem Einfluss ihres Mannes Oskar Lafontaine geschuldet.

    Die Tatsache, dass sie die einzigen realistischen Koalitionspartner für ihre Partei, die SPD und die Grünen, derart schlechtredet und stattdessen nach ganz rechts in Richtung AfD blinkt, zeigt, dass sie im Grunde gar nicht will, dass die Linke regiert, sondern sich nach wie vor lieber in die Schmollecke der Fundamentalopposition verkriecht.

    Damit erweist sie ihrer Partei einen Bärendienst!

    • @pedroleum:

      "Die Tatsache, dass sie die einzigen realistischen Koalitionspartner für ihre Partei, die SPD und die Grünen, derart schlechtredet"

      Ich sehe den Text gegen Strömungen in der Linkspartei gerichtet. Nicht umsonst finden sich fast alle Reaktionen in der Linkspartei.

      • @Rudolf Fissner:

        Wenn die gute Frau ihre eigene Partei hätte, würde ich sie sofort wählen!

      • @Rudolf Fissner:

        "Ich sehe den Text gegen Strömungen in der Linkspartei gerichtet". (Fissner)



        Ich habe heute angefangen dieses Buch zu lesen und muß ihnen deshalb widersprechen. Es richtet sich nicht explizit gegen oder an eine ganz bestimmte Partei-Adresse, sondern an einen Teil derer die sich im Allgemeinen links nennen. Die von ihr als die "Selbstgerechten" apostrophierten sind ncht in irgendeiner speziellen Partei organisiert.



        Es handelt sich vielmehr um eine Gesellschaftsschicht und deren politischen Strömung die in fast allen Parteien angekommen ist. Dies aber auch nur als Teilaspekt im Rahmen einer gesammtgesellschaftlichen Analyse.



        Ich bin noch lange nicht durch mit diesem Buch, kann es aber bislang nur weiter empfehlen.

    • @pedroleum:

      Auf eine spezielle "Genderpolitik" und spezielle "Quoten" kann man gut verzichten. Worauf wir aber nicht verzichten ist der im GG festgelegte Grundsatz "Niemand darf wegen .... benachteiligt werden".

      Hier werden von Aktivisten Sprachregelungen gefordert und Strassennamen geändert, ohne dass das den betroffenen Gruppen tatsächlich in ihrem Leben hilft.

      • @Martin_25:

        Das sehe ich auch so!



        Wo sind diese Typen denn, wenn es um Armut bei Kindern, Rentnern etc geht??? aber Hauptsache die Sprache eckt nur bloß nirgendwo an! Als ob die Gesellschaft keine größeren Probleme hat!

        • @Star Trek Kommunist:

          "Wo sind diese Typen denn, wenn es um Armut bei Kindern, Rentnern etc geht??? aber Hauptsache die Sprache eckt nur bloß nirgendwo an! Als ob die Gesellschaft keine größeren Probleme hat!"

          Das ist eine infame Unterstellung Ihrerseits. Meine Meinung über Armut bei Kindern oder Rentnern kennen Sie nicht und welche sprachpolitischen Forderungen ich vertrete, geht aus meinem Kommentar auch nicht hervor.

          Aber Sie und die anderen, die mir hier antworten bleiben mir eine Frage schuldig: Wie soll die Linke mit solch einer feindseligen Einstellung gegen jeden, der näher an der Mitte ist als die vermeintliche Non-Plus-Ultra-Linke Wagenknecht jemals irgendwelche Forderungen im Bund umsetzen?

          Welche Optionen gibt es für die Linke jenseits von GRR bzw. RRG? Keine!

          Und warum sollte man jemanden wählen, die von vorne herein signalisiert, dass sie nicht regieren will?

    • @pedroleum:

      Frau Wagenknecht blinkt nicht nach Rechts. Es ist aber nicht leicht bei so viel aus dem Zusammenhang gerissenen Text, und einer Verortung von Themen an die AfD das festzustellen. Wenn die AfD Rente anspricht, und Frau Wagenknecht auch, heißt das eben nicht, dass sie etwas mit der AfD zu tun hat, sondern, dass das ein Thema ist, wozu auch die Linke eine Stellung hat.

      • @Martin_25:

        Eben! Das kapieren hier aber leider sehr viele Leute nicht!!!

        • @Star Trek Kommunist:

          @Star Trek Kommunist – Zitat: "Eben! Das kapieren hier aber leider sehr viele Leute nicht!!!"

          So so, alle doof außer Sie und Ihre Dittoheads. Aber die Linksliberalen sind herablassend und so. Ja nee, is klar!

  • Wie passend der Buchtitel ist, zeigt sich auch an dieser Rezension. Die Problemfrage des Buchs, wieso das linke Lager nicht mehrheitsfähig ist, stellt sich dem Rezensenten offenbar gar nicht. Ihm reicht es, die von ihm abgelehnten Lösungsvorschläge zu verurteilen und sich damit auf der richtigen Seite zu fühlen. Diese Haltung scheint mir symptomatisch für die heutigen mehr oder weniger Linken: die Mehrheit ist mir wurscht, Hauptsache ich hab recht.

    • @Tanja Faust:

      "Hauptsache ich hab recht.", das ist es nicht ganz.,



      "Hauptsache ich glaube dass ich recht habe"

    • @Tanja Faust:

      Und die Lösung des Problems ist, die Positionen der Rechten zu übernehmen? Sodass im Ergebnis Linke die gleiche Politik machen wie Rechte? Und was ist dann überhaupt noch der Sinn und Zweck von "Linken"? Fragen über Fragen.

    • @Tanja Faust:

      Gerade wenn man es rein machtpolitisch betrachtet, ist die einzige in Aussicht stehende linke Mehrheit linksiberal geprägt. Dazu muss man nur die Erfolge der Grünen mit denen von "Aufstehen" vergleichen.

    • @Tanja Faust:

      Frage: Welche "Mehrheit" meinen Sie jetzt?

      • @mwanamke:

        Die Angehörigen der "Generation Beleidigt" (Caroline Fourest) werden es wohl kaum sein.

  • 2G
    21659 (Profil gelöscht)

    Man mag Sahra Wagenknechts Ansichten zustimmen oder nicht, auf jeden Fall hat sie einen eigenen Kopf und denkt Dinge auch mal-und da passt es-quer. Es hat viele Gründe, warum die "Linke" nicht bei der Mehrheit der Leute ankommt. Der schon immer vorhandene Trieb, sich mit sich selbst sektiererisch zu beschäftigen, sprich zu zerfleischen. Was ist links, Die Linke, SPD, die Bündnisgrünen, MLPD, FFF...? Lebensferne Theorie, die weder die klassischen Arbeiter noch die "modernen" Beschäftigten anspricht. Der mittlerweile stark vorhandene Ansatz Minderheitenthemen zu diskursführenden Themen zu deklarieren, usw.

    Die Zustimmung zu radikallinken oder dunkelrotlinken Parteien hält sich in Grenzen. Nicht wenige wählen stattdessen rechts oder rechtskonservativ. Die deutsche Sozialdemokratie verharrt bei etwa bundesweiten 15%, nur die "bürgerlichen" Grünen haben derzeit Chancen, stabil über 20% zu liegen. Alle, die sich als "links" definieren, ein weites Feld, sollten sich die Frage stellen, warum sich für viele der von ihnen formulierten Positionen keine gesellschaftlichen Mehrheiten finden. Ein neues Volk zu wählen, das wusste schon der gute alte Brecht, wird nicht gelingen. In diesen Sinn sollte man Wagenknechts Ideen nicht gleich reflexartig ablehnen, sondern kritisch hinterfragen, ob nicht doch der ein oder andere kluge Gedanke dabei ist. Das dauerhafte Köcheln in der Mikro-Suppe führt zu nichts.

    • @21659 (Profil gelöscht):

      "Alle, die sich als "links" definieren, ein weites Feld, sollten sich die Frage stellen, warum sich für viele der von ihnen formulierten Positionen keine gesellschaftlichen Mehrheiten finden." --- sehr gute Frage! Die Antwort setzt aber ein Gespür für die Realität und realen politischen Gestaltungswillen voraus, der größer ist als die Affenliebe zu Ideologien und exotischen Vorlieben.

      • 2G
        21659 (Profil gelöscht)
        @Audi300000km:

        Sehr richtig, nur haben das viele "Linke" nicht begriffen. Viele Kommentare hier spiegeln dies geradezu exemplarisch. Schaut jmd. über den eigenen kleinen Tellerrand hinaus wie z. B. Frau Wagenknecht, kommt gleich der Rechts-Vorwurf. Vermutlich wird sich bspw. die CSU eher für eine mehrheitliche Bio-Landwirtschaft einsetzen, als das sich die "Linke" der Realität stellt und aufhört Minoritätenprobleme zu diskursführenden Themen zu deklarieren.

    • @21659 (Profil gelöscht):

      ...außer dass Wagenknechts "Ideen" (für das Weglassen der Anführungszeichen müssten sie etwas neuer sein) genau darauf hinauslaufen würden, sich ein neues Volk zu wählen. Das erwähnt sie nur nicht so gerne.

      • 2G
        21659 (Profil gelöscht)
        @Normalo:

        Wagenknechts Ideen hatten noch nie die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Allerdings ist sie bspw. mit ihrer Haltung zum Verhältnis Mehrheitsgesellschaft/linke Identitätspolitik näher am Puls eben jener Mehrheitsgesellschaft als ihre Partei oder viele andere linke Bewegungen. Dies gilt auch für ihre Haltung zur Migrationspolitik und dem von ihr angesprochenen Gastrecht.

        • @21659 (Profil gelöscht):

          Das würde ich auch nicht bestreiten. Die Befassung mit dem vielleicht populäreren Problem macht aber eben noch lange keine Lösung, die auch (a) wirklich Wähler begeistern und



          (b) - so als Bonus - vielleicht auch noch tatsächlich funktionieren könnte. Und da Frau Wagenknechts Ideen im Wesentlichen auch schon ziemlich abgegriffen sind, ist ihr altbekannter Mangel im Punkt (b) im Zweifel auch ein dauerhafter Pferdefuß bei (a).

    • @21659 (Profil gelöscht):

      Die SPD ist nicht wegen ihrer progressiever Postionen abgestürzt, sondern weil sie immer wieder Politik gegen die Wenigverdiener gemacht hat.

      Es ist nicht die fehlende Zustimmung zu ihren Positionen, sondern das fehlende Vertrauen, dass sie sie auch umsetzen.

      • 2G
        21659 (Profil gelöscht)
        @Arne Babenhauserheide:

        Ihre Erklärung ist in gewissen linken Kreisen populär, greift aber deutlich zu kurz und ist falsch. Die Krise der Sozialdemokratie ist nicht nur auf Deutschland begrenzt. Sie ist in mehreren europäischen Ländern zu beobachten. Auf Deutschland bezogen lässt sich sagen, dass es vielfältige Gründe für den Absturz der SPD gibt.



        Die Neigung zur Selbstzerfleischung, selten auf Erreichtes stolz sein, stattdessen ostentativ betonen, was noch zu tun sei, all das häufig mit griesgrämiger Miene. Zudem ist die Sozialdemokratie auch Opfer ihrer erfolgreichen Politik der 70er, in anderen Ländern auch noch in der Zeit danach. Vielen gelang gesellschaftlicher Aufstieg, die Ökologiebewegung entstand, neue soziale Bewegungen, die zur Volkspartei gewandelte SPD schaffte es nicht alle diese Gruppen dauerhaft zu halten. Unter Schröder gelang dies noch einmal, bis jetzt zum letzten Mal. Arbeiterschaft, Bürgertum, Künstler etc. sorgten für Zustimmung um die 40%.



        Die Hartz-Gesetze wurden damals von fast allen Parteien über Bundestag und Bundesrat unterstützt. Negativ angekreidet werden die Hartz-Gesetze nahezu ausschließlich der SPD. Schon vergessen ist, dass die Bundesrepublik um 2000 rum bezüglich der Sozialökonomie als der kranke Mann Europas galt und neue Antworten zu entwickeln waren. Konservative und Liberale waren dazu nicht bereit.



        Die SPD hat an die Linkspartei verloren, noch stärker an Grüne undvermutlich AfD. Partei der kleinen Leute zu sein reicht heute nicht mal nehr für 15%. Die große Integrationskraft Sozialdemokratie hat es heute deutlich schwere als früher große Bevölkerungsteile in Konsens zusammenzuführen. Die Schnittmengen sind kleiner, das urbane grüne Latte Macchiato Klientel hat mit den arbeitslosen Hartz4-Empfängern in anderen Stadtteilen und der zurückgelassen Landbevölkerung kaum etwas zu tun. Dies ist das Hauptproblem der SPD. Zudem ist sie staatstragend, für die Partei wäre in den letzten 4 Jahren Opposition vermutlich besser gewesen.

        • @21659 (Profil gelöscht):

          Ca 50% der Bevölkerung hat dank der Agenda 2010 Einbußen in ihrer Lebenssituation erlebt. Die Rentner haben große Einschnitte bei ihrer Rente erlebt. Es wurde ihnen immer wieder erzählt, dass das alternativlos war, und sonst alles schlimmer gekommen wäre. Wenn die SPD den Menschen ehrlich erklärt hätte, dass das nur zu Bereicherung weniger gedient hat, und Alternativen erarbeitet hätte, sähe es viel besser aus. Wir ahben kaum Inlandsnachfrage (eine Folge des enger geschnallten Gürtels) und wir haben riesige Exportüberschüsse dank der Dumpinglöhne. Dummerweise ist das nicht gesund, da andere Länder ja auch produzieren wolle, um ihre Rechnungen in D zu bezahlen. Die aktuelle Besetzung in der SPD hat keine Ahnung. Das wäre der Punkt, wo Frau Wagenknecht ins Spiel kommt.

          • 2G
            21659 (Profil gelöscht)
            @Martin_25:

            Dass rund die Hälfte der Bundesbürger ausschließlich durch die Agenda 2010 persönliche Einbußen hinnehmen musste, halte ich für falsch. Gleiches gilt für Ihren Vorwurf der Bereicherung.

  • "Mein Gegenprogramm".



    Das ist das Problem.



    "Wagenknecht will soziale Gerechtigkeit und Minderheitenrechte nicht verbinden." Das trifft den Kern.

  • Frau Wagenknecht ist auf der richtigen Spur.

    Eine deutsche Variante, die an Caroline Fourests "Generation Beleidigt" erinnert.

    Die taz brachte da mal einen guten Artikel:

    taz.de/Islamismus-...ie-Linke/!5723540/

    • @shantivanille:

      Super link. "Statt in Ideen wird in Identitäten gedacht", sagt Fourest. Siehe dagegen Ansätze wie: "The revolution will be improvised".



      Wagenknecht hat viel Schaden hinterlassen, als sie von oben die Bewegung "Aufstehen" organisierte, obwohl sie nicht einmal mit den eigenen Leuten klarkam. Aber über ihre Ansichten kann man streiten, ihre Analyse der Finanzkrise war exzellent.

    • @shantivanille:

      Herzlichen Dank für diesen Link! Er erinnert tatsächlich frappierend an das was hier los ist:



      "(...) ich habe den Eindruck, dass die Leute mittlerweile schon paranoid werden, wenn sie nur mit jemandem in einem Raum sind, der eine andere Meinung hat." (Caroline Fourest, franz. Linke und lesbische Feministin).



      Und: Es geht auch hier, im Falle Wagenknecht, natürlich auch um Meinungsfreiheit!

  • Sahra Wagenknecht hat in früher einmal wichtige Impulse gegeben. Mittlerweile verbreitet sie überwiegend rechte Parolen. Linke Politik definiert sich mittlerweile stark durch Antifaschismus und der Lernerfahrung daraus niemanden auszugrenzen. Klassenkampf war gestern. Heute sind wir eine Massengesellschaft, die in die Feudalisierung abdriftet. Da sind die Rezepte von Sahra wie alte, übelriechende braune Schuhe

    • @cat:

      Oh weh, die totale Verwirrung spricht aus deinen Sätzen, aber genau hier liegt das Problem. "Klassenkampf war gestern" - ja, heute nur noch Symbol und Identitätskampf!? Es geht den linken nicht mehr um die lohnabhängige Klasse. Die Linken auf der Straße und in der Politik sind eine elitäre Gruppe Akademiker, die sich abgewandt hat von denjenigen, die eigentlich immer ihre Gruppe war. Weil sie nicht richtig sprechen und nicht richtig denken und daher als braun zu verachten sind. Welche Katastrophe!

      • @Bea:

        So ist es. Manche kennen nur schwarz und weiß, leider!

    • 2G
      20226 (Profil gelöscht)
      @cat:

      "Klassenkampf war gestern. Heute sind wir eine Massengesellschaft, die in die Feudalisierung abdriftet."

      Feudalismus ist doch das Musterbeispiel der Klassengesellschaft. (Lehnsherr und Lehnsarbeiter).



      Ich verstehe ihren kompletten Kommentar nicht. Da widerspricht sich für mich jeder Satz mit dem vorherigen. Ich meine das nicht einmal abwertend. Sehr postmodern, als hätte man wild irgendwelche Meinungen durcheinander gemixt.

      • @20226 (Profil gelöscht):

        Ja voll! :-)))



        Ich hab auch mords gerätselt.

  • "Das Buch heißt „Die Selbstgerechten“. Wenn man den Plural streicht, ist dies ein zutreffender Titel."

    Hmmm. Ich kann Frau Wagenknecht in vielen Punkten nicht wirklich zustimmen. Ihre Neigung zu populistischen Thesen war mir schon immer fremd, auch wenn sie zu Recht die in der Linken zunehmende Blindheit für soziale Fragen anprangert.

    Aber ihr Buchtitel passt trotzdem wie die Faust aufs Auge. Kritikfähigkeit und Selbstkritik sind bei Teilen der Linken kaum noch vorhanden. Was sich nicht zuletzt in den einäugigen bis fast schon hysterischen Reaktionen auf ihr Buch aus -eben- dem linksliberalen Spektrum zeigt.

  • Dass diejenigen, die sich als sozialliberale Linke verstehen, nicht begeistert sind von Wagenknecht und ihrer Darstellung der insbesondere in Berlin Mitte vorherrschenden Ideologie, kann ja wirklich nicht verwundern.

    Linkes Denken hat etwas mit Klassenstandpunkt zu tun. Der ist völlig unabhängig vom Zeitgeist.



    Der neoliberale Zeitgeist scheint heute den Höhepunkt bürgerlicher Macht zu flankieren. Kein Platz für Sozialisten.



    Viel Platz für verzerrte Darstellungen einer Frau, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt.

    • @Rolf B.:

      "Linkes Denken hat etwas mit Klassenstandpunkt zu tun. Der ist völlig unabhängig vom Zeitgeist."

      Das "Klassenzugehörigkeit" auch nur eine identitäre Unterscheidung markiert (und dann auch noch eine zunehmend schwammige), ist Ihnen aber schon klar, oder?

      • @Normalo:

        Da machen Sie es sich aber zu einfach, weil der Klassenstandpunkt keine simple identitäre Frage ist, denn es geht um den Antagonismus zwischen Kapital und Arbeit. Und der ist völlig unabhängig von einer individuellen Gefühlslage. Ein freier Mitarbeiter wird sich nicht im Marxschen Sinne als Lohnabhängiger sehen, weil jetzt Ideologie mit ins Spiel kommt. Und Ideologie im Marxschen Sinne ist falsches Bewusstsein.



        Wagenknecht ist ganz anders zu verstehen. Nicht als Keynesianerin, eher als eine Art radikale Vertreterin einer sozialen Marktwirtschaft mit einem starken Staat, dessen Aufgabe es ist, Rahmenbedingungen zu stellen im Sinne von Wagenknechts Sozialstaat. Das ist quasi eine "kontrollierte" Marktwirtschaft.



        In ihrer Wahrnehmung löst ein starker Nationalstaat deutlich besser auch internation die Probleme mit Armut und Ungerechtigkeit. Sie ist Internationalistin im Sinne von Solidarität mit den Ärmeren, weil sie in der kritiklosen Bejahung der Globalisierung die Ursache für Ausbeutung und Militarisierung sieht. Darüber kann man streiten, wenn man gewillt ist, ihren Ansatz nachvollziehen zu wollen.



        Ich befürchte, dass da einige ihrer KritikerInnen überfordert sind.

        • @Rolf B.:

          "Ich befürchte, dass da einige ihrer KritikerInnen überfordert sind."

          Das ist mit Sicherheit so, zumal Ihre Erklärung von "Wagenknechts Sozialstaat" für mich nicht anders klingt als was ich geschrieben habe sondern nur vager. Natürlich will sie "sozial und kontrolliert". Ist das etwa NICHT nachfrageorientiert und gesteuert?

          Ich sehe auch weiter nicht den Bezug von Wagenknechts Wahrnehmung zur Welt von heute. Die Globalisierung (mit nicht-totalitären Mitteln) aufzuheben ist von den praktischen Erfolgschancen her vegleichbar mit dem Vorhaben, die Erfindung der Atombombe rückgängig zu machen. Gleiches gilt für die Wandlung weg von der vornehmlichen Industriegesellschaft. Was ist denn heute noch Kapital, wenn man nur einen Laptop pro Nase braucht, um Millionen umzusetzen? (richtig: Die Idee und der Wille, daraus ein Unternehmen zu machen - aber den kann man leider nicht vergesellschaften.) Wer dann auch noch glaubt, starke, wirtschaftlich wenig vernetzte Nationalstaaten wären ein Mittel GEGEN Militarisierung, hat einfach wortwörtlich den Schuss nicht gehört (bzw. nicht gemerkt, wo er herkommt).

          Und sorry, die Konzepte sind eben NICHT neu, sondern hundert Jahre alt und nicht mal sorgfältig abgestaubt.

          • @Normalo:

            Nur mal dies zu Ihren Irrtümern:



            1. Frau Dr. Wagenknecht hat erkannt, dass ökonomische Angleichung "Links" ist. Als nicht wörtlich erwähntes Beispiel nur einmal hier: Das Ausnutzen unterschiedlicher Inflationsraten, Carry Trade. Währungstreiben.



            2. Ihren Laptop nageln Sie sich besser an die Füße, denn Daten und Daten bewegen oder Werbung verkaufen, kann niemand anziehen. Hinter Ihrem verkürzten Laptop-Beispiel stehen Produzenten von Waren, die zB zum Verzehr und Bekleiden bestimmt sind, oder, mittelbar bestimmt (zB Bau und Einrichtungen, Herde, Stromversorgung), wenn Menschen Restaurants oder Kinos aufsuchen.

          • @Normalo:

            ".... und nicht mal sorgfältig abgestaubt."

            Warten wir ab. Selbst lesen macht klug. Ich werde dieses Buch kritisch unter die Lupe nehmen.

            Zum Thema Militarisierung: da denke ich, dass Friedenspolitik keine Frage der Militarisierung ist. Das ist ein tumbes Mittel, mangelnde Kreativität und fehlende diplomatische Intelligenz zu kaschieren, dazu braucht es PolitikerInnen von Format. Da sehe ich kein Licht am Horizont. Mangels politischer Bildung steuern wir momentan und mit Aussicht auf Schwarzgrün m.E. auf eine gefährliche Entwicklung zu.

            • @Rolf B.:

              Die Geschichte hat gezeigt, dass mit der Hoffnung, auf allen Seiten mögen doch bitte Leute "von Format" (mit Gemeinsinn, Edelmut, Vernunft etc.) reden und handeln, allenfalls kurzfristig Staat zu machen ist. Am Ende zählt dann doch immer wieder, dem Anderen die "formatlose" Handlungsalternative möglichst unschmackhaft zu machen. Wer das nicht kann, trifft eher früher als später auf einen Gegenüber, der findet, ein außenpolitischer Akteur "von Format" zeichne sich dadurch aus, dass er derartige Schwächen konsequent für sein Land nutzt. (Merke: Je stärker der Nationalstaat, desto stärker auch sein Selbstverständnis als prioritäre Interesseneinheit). Es gibt sehr mächtige Länder, in deren gesamtem diplomatischen Dienst Sie niemanden finden werden, der das anders sieht. Unter anderem deshalb SIND diese Länder mächtig.

              Will man diese "Unschmackhaftigkeit" nicht gerade militärisch darstellen, braucht man andere Argumente. Und das zweitschärfste Schwert in diesem Arsenal ist nunmal der Kommerz, das drittschärfste Migration. Aber die brauchen Gewicht, und dafür braucht es massig internationalen Handel und Freizügigkeit. Auf einen Nachbarn, den ich nicht brauche, weil er und ich hübsch unser binnenmarkt-zentriertes Nachfragesüppchen kochen und uns gegenseitig mit Handels- und Migrationsbarrieren auf Abstand halten, muss ich auch keine Rücksicht nehmen - und er nicht auf mich, sollte er etwas haben wollen, was ich habe. Also schütze ich unsere friedliche Koexistenz auf die gute alte (Teddie-)Roosevelt-Methode: Mit höflicher Ausdrucksweise und einem schön sichtbar getragenen, dicken Knüppel.

              Auch DAS ist eine Erkenntnis aus der Zeit, aus der Wagenknechts Vorstellungen stammen. Geschichte wiederholt sich mit traumwandlerischer Sicherheit, wenn man es darauf anlegt...

              • @Normalo:

                Sorry, Sie bauen einen Popanz auf ("Wagenknechts Vorstellungen"), den Sie dann mit Vehemenz bekämpfen.

                Die Diskussion wäre sinnvoller, wenn wir ganz konkret über das neue Buch diskutieren könnten. Und zwar über den Kontext des Buches und nicht über einzelne Sätze, die womöglich aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Das würde ich Ihnen auch nicht unterstellen wollen.

                Ihren letzten Satz möchte ich mit einem Zitat aus Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte kommentieren:

                "Hegel bemerkte irgendwo, dass alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.""

                • @Rolf B.:

                  Nee is klar. Sie hat "möglicherweise" ja ihre ganze Denke umgekrempelt, und dieses Buch ist der Wendepunkt. Der Rezensent hat es nur nicht begriffen und tut deshalb so, als wäre das Buch eigentlich auf Wagenknechts bisheriger Linie...

                  Sorry zurück: "Sarah Wagenknechts Vorstellungen" sind sattsam bekannt, und ihre Grundbausteine auch. Kennt man die, braucht man gar nicht noch ein Buch von ihr zu lesen, um den Gedankengang verfolgen zu können. Das ist nämlich Alles Logik, weil sie nur einen anderen Aspekt der Realität im selben Licht betrachtet.

                  Davon abgesehen war mein letztes Posting eine Antwort auf Ihre Ausführungen zum Thema Nationalstaat und "Menschen von Format", die ihn zum effektivstmöglichen Werkzeug der Friedenssicherung machen würden (und was für ein bereits vorsintflutlich widerlegter Quark das ist). Entweder Sie können Ihren Punkt da selbst verteidigen, oder Sie sind auf Manna aus dem "Palast der sozialen Gerechtigkeit" angewiesen (FALLS die kommt...). Was soll's sein?

                  • @Normalo:

                    Jetzt bin ich aber etwas enttäuscht, weil Sie sich jetzt auf die Position zurück ziehen, die besagt, dass Sie sowieso alles besser wissen. Einmal eine Meinung, immer diese Meinung.



                    Da kann ich Ihnen nur noch einen schönen Sonntag wünschen mit Ihrer Selbstzufriedenheit.

                    • @Rolf B.:

                      Ganz im Gegenteil - ich lasse mich gerne überzeugen. Eine Welt, in der Sarah Wagenknechts Theorien funktionieren, wäre wirklich schön. Einzig hilft mir die Warteschleife nicht weiter. Die Argumente liegen auf dem Tisch. Sie sollten eigentlich keine SW brauchen, um sie zu widerlegen.

                  • @Normalo:

                    PS. Dem Hegel-Zitat würde ich mich hier konkret anschließen: Eine Tragödie war der "real existierende Sozialismus" mit all seinen unmenschlichen Auswüchsen und meilenweit verfehlten guten Absichten in der Tat. Jetzt überlegen wir mal, was seine wiedergehende Farce sein könnte...

  • Ich kenne das Buch natürlich nicht, aber Frau W. äußert sich ja nicht zum ersten Mal. Daher bin ich relativ sicher, dass sie jetzt nicht Fan von PIS usw. geworden ist, sondern dass sie nur erklärt, warum solche rechten Parteien Erfolg haben bei Leuten, in deren Interesse es eigentlich wäre, linke Parteien zu wählen.

    • @Dr. McSchreck:

      Das wäre auch ein Wunder, das Buch gibt es noch gar nicht zu kaufen. Aber alle, vor allem die, die sich jetzt empören, wissen schon Bescheid. Wenn man dann so Sachen liest, wie im Spiegel: »Während wir daran arbeiten, Antirassismus und Ökologie auch als soziale Fragen in Bündnissen und mit Gewerkschaften zur Geltung zu bringen, verunglimpft Sahra Bewegungen wie ...", ist schon klar, woher der Gegenwind weht und die hysterische Aufregung nicht mehr so erstaunlich.

  • Es ist notwendig zwischen 'ökonomischem Liberalismus' und 'politischem Liberalismus' zu unterscheiden - und das scheint auch bei Sarah Wagenknecht durcheinander zu gehen.

    'Konsequenter' ökonomischer Liberalismus kann als Laissez-Faire-Kapitalismus, der jegliche staatliche Intervention in die Wirtschaft ablehnt verstanden werden - das könnten wir mit 'Neoliberalismus' assoziieren.

    'Politischer Liberalismus' betont die Freiheitsrechte des Individuums in einer offenen Gesellschaft, Pluralismus, die freie Meinungsäußerung, die Diskussion auf einem Marktplatz der Ideen. Er lehnt staatliche Intervention in den gesellschaftlichen Diskussionsprozeß weitestgehend ab.

    Es sollte klar sein, daß Theorie und Praxis der identitären Linken NICHTS mit dem politischen Liberalismus zu tun haben.

    DIESEN Liberalismus gilt es heute zu verteidigen, nicht ihn kurzzuschließen mit 'Neoliberalismus'.

    Jonathan Rauch, der an John Stuart Mill anknüpft, ist ein heutiger Exponent des politischen Liberalismus.

    Grundlegend ist sein hinreißendes Plädoyer für freie Meinungsäußerung in seinem Buch 'Kindly inquisitors. The New Attacks on Free Thought.'

    '“A liberal society stands on the proposition that we should all take seriously the idea that we might be wrong. This means we must place no one, including ourselves, beyond the reach of criticism; it means that we must allow people to err, even where the error offends and upsets, as it often will.” So writes Jonathan Rauch in Kindly Inquisitors, which has challenged readers for more than twenty years with its bracing and provocative exploration of the issues surrounding attempts to limit free speech. In it, Rauch makes a persuasive argument for the value of “liberal science” and the idea that conflicting views produce knowledge within society.' (Amazon.de-Text)

    • @Weber:

      Stimme zu. Endlich mal jemand der hier genau trennt! Und in diesem Zusammenhang wird auch das Eigentumsrecht im GG verständlich. Einfach mal historisch prüfen, was es im Absolutismus mit den Eigentumsrechte auf sich hatte...

      Nur eine kleine Anmerkung: der Neoliberalismus beinhaltet auch die soziale Marktwirtschaft und wurde als Gegenentwurf zum Laisser-faire Liberalismus entwickelt. Dementsprechend müsste es Retroliberalismus heißen. Wird aber gerne anders gesehen...

    • @Weber:

      Danke für Ihre Verteidigung des politischen Liberalismus!



      Damit haben Sahra Wagenknecht und ihre gläubige Gemeinde tatsächlich nichts am Hut ... darin zumindest sind sie erfrischend ehrlich.

      • @Abdurchdiemitte:

        Die Frage ist nicht, womit Frau Wagenknecht persönlich was am Hut hat, sondern warum die Linke viele Wähler nach rechts verliert. Frei nach Brecht hat es mit Fressen und Moral zu tun....



        Wenn die Leute Angst um ihre Jobs haben - etwa in der Braunkohle oder in der Autoindustrie - und sie hören von den sog. "lifestyle-Linken", sie hätten halt einen anderen Beruf aussuchen sollen, der nicht die Umwelt zerstört, dann wissen sie, wen sie jedenfalls nicht wählen.

  • Um gesellschaftliche Mehrheiten zu organisieren, reichen die rückwärts orientierten Utopien einer Sahra Wagenknecht nicht aus ... nicht mal gemeinsam mit der AfD, und die Linken wird es zerreißen.



    Ist es das, was die Apologeten Wagenknechts wollen?



    Wer solchen Positionen folgt, sollte tatsächlich zunächst einmal die klugen Ausführungen Nancy Frasers zum Thema lesen, um dann zu anderen Einsichten zu kommen.

    • @Abdurchdiemitte:

      @Abdurchdiemitte

      Guten Tag, ich habe Essays von Fraser gelesen. Inwiefern ist deren Angebot denn attraktiver als Wagenknechts?



      In der Diagnose sind - genau wie der artikel eröffnet - sie nahezu gleich unterwegs.

      Übrigens ist Nancy Fraser auch keine junge Theoretikerin mehr.

      Dahr bin ich sehr an ihrer Einsicht interessiert, worin der Unterschied beider in den Politikvorschlägen besteht.

    • @Abdurchdiemitte:

      Das wäre die große Frage. Mit solchen Fragen hat Trump es zum Präsidenten gebracht, eigentlich stand er nicht für etwas, sondern vor allem "gegen" die liberalen Eliten.



      An Leuten, die es wichtiger finden, wie ihr zukünftiges Leben aussieht und am besten auch noch deren Kinder gute Bedingungen vorfinden als ob mehr Frauen im Aufsichtsrat sind oder - so hart es klingt, so ist es - wie es an den EU-Außengrenzen aussieht, gibt es eine großes Wählerpotential. Die sieht man nicht im Fernsehen, aber im realen Leben trifft man sie oft - und sie sind oft sauer, ob Verkäuferin, Friseur oder Angestellter.

  • Und wenn sie Recht hat? Wieso regen sich einige so auf? Ich finde, das Buch klingt doch sehr interessant und ich werde es mir holen. Frau Wagenknecht ist nun wirklich eine schlaue Frau und klassisch links. Wer sie in die rechte Ecke rückt, wirkt amüsant. Ich bin gespannt auf Frau Wagenknechts Perspektive.

    • @Ruby Tuesday:

      Ja, wir erinern uns:



      - Lob für die PiS



      - Ausspielen der "deutschen Rentner" gegen die Flüchtlinge



      - rechte Sprüche gegen die Flüchtlinge (wie die Geschichte mit dem "Gastrecht")



      - Das Verweigern der Teilnahme an der Unteilbar-Demo



      - Forderungen nach einer Obergrenze für Flüchtlinge

      Wenn das "klassisch links" ist, dann sind AfD, NPD & Co wohl auch "klassisch links".

      • @Kaboom:

        Sozialpolitik ist mit Sicherheit "klassisch links". Wenn Wagenknecht mit der Linkspartei der PIS die Sozialpolitik der Linkspartei vorführen kann, dann ist das schon bezeichnend.



        Ich vermute kaum, dass ihnen dies mit "AfD, NPD & Co" ebenfalls auch nur ansatzweise gelingt.

      • @Kaboom:

        Wenn das "klassisch links" ist, dann sind AfD, NPD & Co wohl auch "klassisch links".

        Eben nicht. Sie kommen von einer anderen Zielsetzung, und auch die Schlüsse die sie ziehen, sind mit denen von Wagenknecht nur grob vergleichbar. SWs Wahrnehmungsproblem ist, dass sie wirtschaftspolitisch einer - ursprünglich mal linken, heute landläufig eher dem rechten Spektrum zugeordneten - Konzentration auf den nationalen Binnenmarkt verhaftet bleibt. Als konsequente Theoretikerin kann sie sich von diesem Sinneswandel nicht beeindrucken lassen, denn ihre Theorien fußen nunmal auf der staatlichen Steuerung abschottbarer Leistungs- und Geldkreisläufe. Denen laufen Phänomene wie freier Welthandel und starke Migrationsbewegungen - zumindest ohne eine leistungsfähige Weltregierung - fatal zuwider.

        Die Schlüsse daraus mögen also partiell nach AfD & Co. schmecken, aber sie haben nichts Völkisches - keine abwertende Wir-Die-Mentalität gegenüber der Außenseite des erwünschten nationalen Monolithen. Deshalb kommt eine Wagenknecht z. B. auch zu ganz anderen Ergebnissen, wie Migration am besten einzudämmen ist (Wagenknecht: Hilfe im Herkunftsland; v. Storch: S-Draht und ausreichend Munition).

        Kurz: Was Wagenknecht will, passt nicht mehr in die Welt von heute. Aber sie deshalb mit den Rechten in einen Topf zu werfen, ist trotzdem unfair.

        • @Normalo:

          Ich bin nicht oft mit Ihnen einer Meinung. Aber was ich an Ihrem Beitrag hier bewundere ist die Tatsache, dass Sie sich inhaltlich und differenziert mit S.W. auseinander setzen.

          Sie schreiben u.a.:



          "Kurz: Was Wagenknecht will, passt nicht mehr in die Welt von heute."

          Darüber wäre zu streiten, denn es hat sich am Klassengegensatz strukturell nichts geändert. Doch dazu wäre mehr zu sagen.

          • @Rolf B.:

            Zum Anachromnismus von Wagenknechts Vorstellungen siehe Einen drunter. Ich sehe sie nicht (mehr) als klassenkämpfende Marxistin. Was ich von ihr höre, ist reinrassiger Keynes, also antizyklisch vom Wohlfahrtsstaat gesteuerter, nachfrageorientierter Kapitalismus - klassische Sozialdemokratie. ("Klassisch" hier auch als historische Referenz... ;-))

  • Sahra Wagenknecht hat augenscheinlich ihren Frieden mit dem Scheitern des "real existierenden" Sozialismus gemacht, indem sie die reine keynsianische Lehre übernahm, der auch ihr Göttergatte grundsätzlich anhängt. Also ist es nur folgerichtig, dass sie auf die gut abgeschottete Nationalökonomie (deren Einwohner eher als Konsum- und Leistungsgrößen erfasst werden denn als diverse Individuen) als Basis für das vollständig zyklische Denken einer strikt nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik nicht verzichten kann. Dass diese Lehre auf der Wirtschafts- und Sozialstruktur des frühen 20. Jahrhunderts basiert und damit der Realität um etliche Innovationszyklen hinterherhinkt, versucht sie unterzubuttern, indem sie diese für Teufelszeug oder - im Falle der gesellschaftspolitischen Entwicklungen - für nebensächlich erklärt. Ein erstaunlich schlichtes "Was nicht passt wird passend gemacht"-Denken für das gefühlte intellektuelle Zentrum der Linken.

    So zeigt sich einmal mehr, dass "konservativ" (oder gar "reaktionär") und "links" eben nicht notwendigerweise Gegenpole beschreiben müssen. Es sind nur unterschiedliche Traditionen/ Erinnerungen, denen rechte und linke Konservative nachhängen. Wo sie sich berühren (weil eben auch vor hundert Jahren die Dinge schon komplex und verwoben waren), enstehen dann diese schwer zu verknusenden Überlappungen zwischen den Extremen, die als "Hufeisen" verschriehen sind.

    • @Normalo:

      Danke für Ihre kompakte, dennoch zutreffende ideologisch-ideengeschichtliche Einordnung der Wagenknechtschen Positionen ... besonders Ihr Hinweis auf die Überlappungen im Denken traditioneller Linker und Konservativer hat mir gefallen.



      Die Hufeisen-Theorie sowie die dahinterstehende Vorstellung, es gäbe so etwas wie eine feststehende, klar definierbare ideologisch-politische Mitte, kann ich aber nicht unterstützen und würde sie in diesem Kontext gar nicht erst bemühen ... schon allein deshalb, weil im Zusammenhang mit der Behauptung, extreme Linke und Rechte könnten irgendwie gleichgesetzt werden, einer unheimlichen Relativierung der NS-Vergangenheit das Wort geredet wird. Sie ist also selbst ein ideologischer Kampfbegriff.

      • @Abdurchdiemitte:

        Ich habe die Pferdebeschuhung bewusst in Anführungszeichen gesetzt.

        Denn ja, "die Mitte" verortet Jeder naturgemäß am Scheitelpunkt seiner eigenen Radikalität. Ich würde beispielsweise die Mitte da verorten, wo der einzelne Mensch und sein Wille am stärksten im Fokus stehen und sehe meine persönliche Schnittstelle des Hufeisens umgekehrt, wo ideologische Prinzipienverteidigung in Menschverachtung überschlägt, der übergeordnete Zweck also jedes Mittel auf Individualebene heiligt und der Einzelne als notwendiges Bauernopfer gesehen wird. Dass ich solche Tendenzen nicht nur bei der extremen Rechten beobachte, und Andere umgekehrt durchaus auch bei Mir sehen könnten, gehört leider zu den Unwägbarkeiten individueller Werteordnungen.

  • Das waren die Zeiten, als die DDR-Führung darum bettelte, bei der Niederschlagung des Prager Frühlings teilnehmen zu dürfen. Als Kiesinger Bundeskanzler, und Filbinger Ministerpräsident in Bawü war.



    Achja, und wenn Wagenknecht Parallelen zwischen Neoliberalismus (einer ökonomischen Richtung) und Linksliberalismus (einer politischen oder vielleicht auch weltanschaulichen Denkweise) sieht, muss man wohl annehmen, dass ihre Promotion wohl doch geschenkt war.

    • @Kaboom:

      Sehr richtig, auch ich fühle mich durch die Wagenknechtsche Verquickung von Neoliberalismus und Linksliberalismus persönlich



      angepisst.

  • Danke für diese Analyse des Buches von Frau Wagenknecht, der für die Vorlage ebenfalls zu danken ist! Nun kann ich viele Diskussionsbeiträge von ihr noch im Nachhinein besser beurteilen. Meine bis dahin konfuse Skepsis sehe ich bestärkt.

    • @Rainer Konietzka:

      Bestärkt worin .... hinsichtlich Ihrer Skepsis oder Ihrer Konfusität?

  • werde mir das buch auf jeden fall zulegen. klingt sehr interessant.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Ich finde es gut, wenn über die gesellschaftlichen - politischen Prozesse gestritten wird.

    Dieser Staat hat viel unter Merkel eingebüßt, so empfinde ich das jedenfalls und da bin ich nicht völlig alleine.



    Wir brauchen einfach bessere Leute in der Politik und sicherlich auch Bürger, die sich nicht von neoliberalen Spinnern an der Nase herumführen lassen.

    Wie hat einst der frühere Bundespräsident Herzog 1997 gesagt: "Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen".



    Man kann nur hoffen, dass es kein Rechtsruck wird.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Das mit dem Rechtsruck ist genau der Haken an der Sache ... und Sahra Wagenknecht ist klug genug zu wissen, dass revolutionäre Stimmungen hierzulande stets in “nationalen Revolutionen” enden.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Zu schreiben, dass Migration der Grund ist für niedrige Löhne und nicht Industriebosse, die niedrige Löhne zahlen, ist bereits ein Rechtsruck. Sahra Wagenknecht schreibt genau dies in ihrem Buch und macht damit ein völlig absurdes politisches Versprechen: Wenn wir Abschieben und niemanden mehr reinlassen steigen die Löhne, statt sich einfach für höhere Löhne einzusetzen.

      • 1G
        17900 (Profil gelöscht)
        @LesMankov:

        Wenn Leute in diese Land kommen und ihre Arbeitskraft zu einem Dumpinglohn anbieten (müssen), was für Auswirkungen wird das wohl haben?



        In Spanien und Italien ist es besonders krass im Bereich der Landwirtschaft. Natürlich hat das Auswirkungen auf die Löhne in einer speziellen Brache. Es geht nicht um Atomphysiker oder Chirurgen.

        Ich kann ihre These nicht nachvollziehen, dass dies ein Rechtsruck sei. Das ist das "Gesetz des Kapitalismus" und es gilt, dies System zu bekämpfen oder zumindest zu verändern.

        • @17900 (Profil gelöscht):

          Ersetzen Sie "Leute…ihre Arbeitskraft zu einem Dumpinglohn anbieten (müssen)" durch "Arbeitgeber…Dumpinglohn anbieten dürfen".

          Hätten wir einen Mindestlohn — ohne Ausnahmen — der für eine Rente über Hartz4 reicht, gäbe es das Problem nicht. Und so ein Mindestlohn ist möglich (und sinnvoll).

          • 1G
            17900 (Profil gelöscht)
            @Arne Babenhauserheide:

            Glauben Sie auf den italienischen und spanischen Plantagen fragt jemand nach Mindestlohn?



            Die Flüchtlinge sind "froh", wenn sie für 3 Euro die Stunde arbeiten können. Ist leider so!

  • Schade, die Körnchen Wahrheit, die man bei Frau Wagenknecht immer finden konnte, werden kleiner und zunehmend in ihrer Aussagekraft geringer durch eine falsche Kontextualisierung. Frau Wagenknecht kommt leider nicht in den Sinn, dass auch Wohlfühlveranstaltungen für Sprößlinge bourgeoiser Arschgeigen richtig liegen können. Dass Umverteilung von oben nach unten und der Ausbau der öffentlichen Daseinsvorsorge nottut, stimmt natürlich, aber das erreicht man nur durch gesellschaftliche Bündnisse - und die bringen dann eben ein Geben und Nehmen mit sich; sie bedürfen der Solidarität auch mit Anliegen, die fern der eigenen Lebenswelt liegen.

  • Wagenknecht scheint eine verhärmte Politikerin zu sein, die nicht versteht, dass ihr Weltbild der Komplexität der heutigen Gesellschaften nicht mehr entspricht. Sie begibt sich in gefährliche Nähe von rechtsnationalen Kräften. Die Linke sollte sie sofort ausschliessen.

    • @Rinaldo:

      @Rinaldo: Aber Frau Wagenknecht ist doch nun wirklich absolut eine klassische Linke. Der Vorwurf ist fast schon amüsant. :)

  • Nach Rezension im Sausegalopp wirkt Sahra Wagenknecht erratisch ins Nirgendwo unterwegs auf mich, die ihre Katharina Pistor „Kapital Code“ nicht gelesen hat. Mit Karl Marx (1818-1883) teilt sie bei ihrer Rüge an Identitäts-, Minderheitenpolitik, US Women `s March, Black Live Matter gleich mit? behäbige Attitüde „Hab`s schon immer gewusst“ gegenüber Sklavenbefreiungskampf US Bürgerkrieg 1861-1865, statt gegen Kapitalisten zu kämpfen, weil es im Bürgerkrieg nicht um Hauptwiderspruch zwischen Arbeit, Kapital ging. Was sollen entschädigungslos freigestellt ungelernte Sklaven mit ihrer Freiheit denn anfangen, wenn in Arbeitsverhältnissen neue Unfreiheit wartet, mit Hungerlöhnen Dasein zu fristen, was ja stimmte, gleichwohl sträflich falsch war, weil Marx nur kämpfen, als ausgebildeter Jurist nicht Umcodierung von Kapital wollte für Sklavenentschädigung?

    Sahra Wagenknecht (S.W.) scheint noch Hammer & Sichel in eine lichte Zukunft verpflichtet, ihr sollt nicht Huren, Picheln, ihr sollt Hämmern und Sicheln, während „Fridays for Future“ und „unteilbar“ in Kampagnen stark globaler Präsenz Selbstverpflichtung eingehen „Steter Wassertropfen höhlt den Stein, Wasser bricht Dämme Ewiggestriger“ Klimawandel durch Menschenhand einzudämmen, ICAN UN Atomwaffenverbot 2017, seit 22.1.2021 Völkerrecht, von Mehrheit hier auch so empfunden, auch wenn Bundesregierung sich bisher weigert auf atomare Teilhabe gemäß Bundestagsbeschluss 2010, Beitritt zum Atomsperrvertrag 1972 zu verzichten. Angesichts Klimakatastrophen bei 80 Millionen Geflüchteten inner-, außerhalb ihrer Länder (UNHCR Bericht 2020), 230 Millionen Arbeitsmigranten alle mit ungesichertem Status, ohne Aussicht auf Versetzung in vorherigen Vermögensstand, noch Sitz und Stimme in UNO Vollversammlung, was Not tut, angesichts Ausbleiben von globaler Arbeitsteilung durch WTO-, IWF-, Weltbank-, Weltwährungsreform. Dass S. W. 68er nicht als blockübergreifende Prager Frühling Friedensbewegung versteht gegen Vietnamkrieg ist erratisch

  • Wenn an bedenkt, wie viele Mauertote es in den 1970er Jahren gab. Dass man sich 1973 in Berlin-Ost als Westdeutscher wie ein Spion behandelt wurde, als zuvor die DDR in Westdeutschland für die Teilnahme am Weltjugendtag teilnehmen geworben hatte. Besonders negativ war der Quasi Rauswurf aus eine Restaurant in der Karl-Marx-Allee. Früher war die SED eine militaristische Partei, das hatte man damals an allen Ecken und Enden gesehen. Nach 1989 war ich wöchentlich in der DDR und Ostdeutschland, ich war sehr enttäuscht von dem Vertrauensmissbrauch mancher Bürger, denen man eine Insolvenz erspart hatte.

    • @Präziosa:

      Oh Herr, bitte lass das satirisch gemeint sein.

    • @Präziosa:

      Ihr Martyrium betrübt mich sehr.

  • Das Buch ist ein guter Opener ins Superwahljahr.



    Es liegt nun an der - demoskopisch zuletzt schwindsüchtigen - Linken, diese Diskussionsgrundlage ernst zu nehmen, um wieder in der Lebensrealität der Mehrheit anzukommen.



    Oder sie verspielt durch Hass auf ihre populärste Frau auch den Rest an gesellschaftlicher Relevanz.

    • @Linksman:

      Das ist in zweiter Linie ein Buch für Rechte, die gerne links wären, aber mit Liberalität und Minderheitenrechten nichts anfangen können.

      In erster Linie ist es die Altersabsicherung für Wagenknecht, denn die Zielgruppe ist dieselbe wie bei Sarrazin: Der hat auch keine neuen Erkenntnisse geliefert, schon gar keine richtigen, und hat damit Millionen gescheffelt. Die Querdenker zeigen auch, wie man zurzeit ein erfolgreiches Geschäftsmodell mit Millionen-Umsatz aufbauen kann.

      An diese Fleischtöpfe will Wagenknecht auch.

      • @PPaul:

        @PPaul: Also Moment: Sie schreiben, "mit Liberalität und Minderheitenrechten nichts anfangen können." Da machen Sie aber eine seltsame Klammer. Die Minderheitenrechte werden ja aktuell gerade von der so genannten Identitätspolitik vertreten, die aber ja nun wirklich nicht als liberal bezeichnet werden kann. Also ich würde sagen: Es ist ein Buch gegen Kleinbürger, die mit Realität und Liberalität nichts anfangen können und gerne dem Zeitgeist folgen. - Ihr vorzuwerfen, dass sie das Buch nur für Geld geschrieben hat, finde ich fade. Es ist doch genau richtig, wenn wir eine gesellschaftliche Debatte führen. Oder sollen Kritiker lieber schweigen? (was meine obige These ja unterstreichen würde)

        • @Ruby Tuesday:

          Es gibt Menschen, die mit Minderheitenrechten und Liberalität etwas anfangen können.

          Es gibt Menschen, die nur etwas mit Liberalität anfangen können.

          Es gibt Menschen, die nur etwas mit Minderheitenrechten anfangen können.

          Es gibt Menschen, die weder etwas mit Liberalität, noch mit Minderheitenrechten anfangen können.

          An letztere wendet sich Wagenknecht, über letztere rede ich. Sie haben die erste Gruppe darunter verstanden, zu der ich mich aber nicht geäußert habe..

          Ist es jetzt verständlicher?

          Das Problem ist übrigens nicht, dass sie mit dem Buch Geld verdient. Das Problem ist, dass es bewusst so geschrieben ist, dass sie möglichst viel Geld mit rechten Sektierern verdient, die sich durch ihr Buch bestärkt fühlen.

          • @PPaul:

            @PPaul: Hm, vielen Dank für die Erklärung, durch die ich unserem Knoten auf die Schliche gekommen bin, glaube ich. :) Ich meine: Wagenknecht wendet sich gegen Identitätspolitik und Leute, die diese vertreten. Identitätspolitik zeichnet sich für mich dadurch aus, dass sie extrem antiliberal ist. Außerdem vertritt Identitätspolitik meiner Meinung nach übrigens auch nicht die Minderheitenrechte (sie schafft z.B. eher Rassismus gegen Schwarze, als ihn abzuschaffen).



            Sie meinen vermutlich das Gegenteil. Also, dass Leute wie ich nicht liberal sind und nichts mit Minderheitenrechten anfangen können. - Schon verrückt, wie unterschiedlich in dieser Frage die Sichtweisen sind, oder? :) Zu ihrer weiten Antwort kann ich noch nichts sagen, dafür muss ich es mir erst kaufen. ;) Aber: ein rechter Sektierer - da kann ich Sie, glaube ich, wirklich beruhigen, kauft garantiert nicht Wagenknecht. Und übrigens halte ich mich absolut für liberal, ich denke noch nicht mal in Minderheiten und dachte, da wollten wir auch alle mal hin?

      • @PPaul:

        Komischeweise soll jetzt ein Eintreten für die Rechte von den unteren Gehaltsgruppen und prekär Beschäftigten schon rechts sein. Typisch Umdefinition.

        • @Martin_25:

          Sie haben gerade 0% meiner Aussage gegen mich verwendet. Wäre schön gewesen, wenn Sie sich mit den anderen 100% meiner Aussage genauso intensiv beschäftigt hätten.

      • @PPaul:

        schön zusammengefasst,danke.

    • @Linksman:

      der bisherige Vorschlag zum Wahlprogramm der Linken besteht vor allem aus wirtschafts- und sozialpolitischen Vorschlägen. Minderheitenrechte spielen vom Anteil am Inhalt nur eine Nebenrolle. Das, was Wagenknecht will, ist, dass die Linke in keiner Weise für Minderheitenrechte eintritt, bzw. auch mal explizit dagegen (zum Beispiel Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken lassen). Und das ist auch, worum es einigen Wagenknecht-Anhänger*innen geht: Dem Ressentiment gegen "die da oben" und alle anderen, die nicht so sind wie ich, freien Lauf lassen. Politischer Gestaltungswille ist da nicht erkennbar.

      • @LesMankov:

        Möglicherweise ist es im Wahlprogramm tatsächlich so. In der Außenwahrnehmung scheint es aber gerade umgekehrt zu sein.

        • @Strolch:

          Aber die Außenwahrnehmung liegt ja nun bei Ihnen und nicht nur bei der Partei. Neben Polizeireform (dringend notwendig, gerade für Linke) und die Aufnahme von Flüchtlingen auf Lesbos ging es während Corona u.a. um die Ernährung von Kindern in armen Familien, um deren technische Ausstattung, um die miesen Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft und in Krankenhäusern und um die Tatsache, dass arme Menschen von Covid härter betroffen sind als reiche. Über all diese Forderungen der Linken hat die Taz, das Neue Deutschland u.a. ausgiebig berichtet. Vielleicht ist es Ihnen einfach entgangen, aber in meinen Augen ist die Linke auch weiterhin vor allem eine materiell orientierte linkssozialdemokratische Partei. Nur weil Wagenknecht das anders sieht, ist es nicht wahr.

          • @LesMankov:

            Klar, kann das an mir liegen. Ich habe nie was anderes behauptet.

            Ich habe jetzt nicht nachgezählt. Aber in der taz habe ich zu den Themen bzgl. Minderheitenrechte mehr gelesen. Klar ist die taz nicht die Linke. Es schienen aber die "brennenden" Themen zu sein.

            Und: Die Außenwahrnehmung ist für eine Partei ziemlich wichtig. Wenn diese falsch ist, wird die Partei nicht gewählt. Vielleicht sollte man daher einmal ruhig durchatmen, prüfen, wo sie möglicherweise Recht hat und ggf. gegensteuern. Aber: Das muss Die Linke selbst wissen.

            • @Strolch:

              Und es liegt eben auch an Wagenknecht, die seit langem die Linke in dem Bild zeichnet, Minderheiten über Arme zu stellen.

              Ich habe mal kurz im Archiv der Taz gezählt:



              - 5676 Artikel zum Suchwort gleichberechtigung (seit 1.1.2019 sind es 623)



              - 17462 Artikel zum Suchwort armut (seit 1.1.2019 sind es 1251).

              Was die Taz angeht, liegen sie also wahrscheinlich falsch: Die Taz hat in den letzten zwei Jahren doppelt so viel über Armut geschrieben wie über Gleichberechtigung.

              ⇒ das ist in Ihrer Wahrnehmung, nicht in der Berichterstattung der Taz.

  • ...... Eine Bewegung fehlt dabei übrigens – „Aufstehen“. Diese von Wagenknecht mit initiierte Bewegung kam ihrem sozialkommunitaristischem Programm nahe und scheiterte kläglich. ..



    Wo ich hinschaue" Auslaufmodelle".



    Ein paar Bücher werden noch folgen. Talkshows.



    Der sirrende Pfeifton taucht noch als kurzer Muntermacher aber das war's dann auch schon.



    Im Unterschied zu(r) anderen Linken fand ich S.W.auch interessant, eloquent, nicht verbandelt mit diesem ganzen Stasischeiß, Parteilehrjahren(hoffe ich doch) in Jena geb.(sehr subjektiv!) aber die Zeit läuft weiter.



    Worüber ich immer noch grinsen muß, Lothar Bisky sagte zu G. Gysi, jetzt fehlt nur noch, das sie hink(t-Aussehen- Bezug auf Rosa Luxemburg)



    Ich hoffe das sie nicht wie Vera Lengsfeld in der Freien Welt erscheint.



    Das kann ich mir allerdings schwer vorstellen. Oskar sei vor.

    • @Ringelnatz1:

      Ihr Hinweis auf die Sammlungsbewegung “Aufstehen” und deren Scheitern ist interessant ... ja, ich gestehe, dass ich mich von dem hinter “Aufstehen” stehenden Ansatz anfangs habe auch blenden lassen. Die Dominanz der Wagenknecht/Lafontaine-Fraktion hat letztendlich jedoch jede Entwicklung hin zu erhofften neuen linken “Ufern” erstickt ... siehe der fadenscheinige Unteilbar-Boykott Wagenknechts.



      Im Nachhinein wurde aus dieser Ecke dann eine Art Dolchstoßlegende gestrickt, nach der es die Open-Border-Linken in der Linkspartei, Sozialdemokraten und Grüne sowieso gewesen wären, die die die Bewegung zum Scheitern gebracht hätten.



      Unabhängig von der inhaltlichen Auseinandersetzung zeigt dieses Beispiel, mit welchen Methoden diese Strömung arbeitet, wenn es darum geht, Bündnisse zu dominieren bzw. sie zu Fall zu bringen, wenn dieses nicht gelingt.

    • RS
      Ria Sauter
      @Ringelnatz1:

      Sie grinsen über diesen Vergleich!



      Das sagt sehr viel über Sie aus!

      • @Ria Sauter:

        Bitte @FRAU FLIEDER



        präzisieren sie.



        Reihen sie Buchstaben aneinander und überraschen sie mich.



        Ich bin offen für alles(anständige).

        • RS
          Ria Sauter
          @Ringelnatz1:

          Wußte ich doch, Sie enttäuschen mich nicht.

    • @Ringelnatz1:

      Nö. “Virokratur“ - Hinkt so scho. Shure.



      &



      Oskar ohne Sterne-Koch.



      Rührts Süppchen selber doch - 🤪 -

    • @Ringelnatz1:

      "Worüber ich immer noch grinsen muß, Lothar Bisky sagte zu G. Gysi, jetzt fehlt nur noch, das sie hink(t-Aussehen- Bezug auf Rosa Luxemburg)"



      Sie grinsen also über misogyn-ableistische Sprüche zweier älterer Herren...

      • @Linksman:

        Das war weder misogyn, noch ableistisch. Es war ein Kommentar zur Selbstdarstellung Wagenknechts, die seit Jahrzehnten bewusst den Stil von Rosa Luxemburg imitiert.

        Es geht also nicht um alle Frauen, noch nicht einmal um Wagenknecht als Frau, sondern nur um Wagenknecht als Person. Würde ein Politiker sich stylen wie Lenin, müsste er sich ähnliches anhören.

        "Hinken" ist hier auch nicht negativ konnotiert, sondern lediglich eine weitere Annäherung an das Erscheinungsbild Luxemburgs.

        • @PPaul:

          Okay, dann kann sich Gysi auch Schläfchenlocken ankleben, wenn er Israelsolidarität einfordert.

        • @PPaul:

          Wagenknecht sieht doch völlig anders aus als Rosa Luxemburg. Der Vergleich hinkt doch völlig.

          • @Kat Sim:

            Wagenknecht hat schon 1990 und wahrscheinlich auch schon davor Ihre Haare so gestylet wie Luxemburg in einem heute völlig altmodischen Stil. Das ist kein Zufall. Aber zugegeben: Vor 30 Jahren war das noch deutlicher zu sehen als heute.

        • @PPaul:

          Juti.



          Ich lache gerade aus vollem Herzen.



          ... Würde ein Politiker sich stylen wie Lenin, müsste er sich ähnliches anhören..



          ;-)

          • @Ringelnatz1:

            Mee too.

            Auf dem Friedensrichterratschlag Kassel



            (eine Folge RichterMutlangenblockade!;)



            Räumte ein sehr geschätzter Kollege das Feld zur Abreise - lenindurchgestylt - 😂



            Mein schallendes Gelächter konnte er eine Weile nicht verknusen - 🤫 -

            • @Lowandorder:

              Man, jetzt hat mich meine Sozialisierungsgegend wieder ins Schwitzen gebracht.



              Ich habe Mutla u.ä.gelesen.



              Bis klar Wiki.



              Die Prominentenblockade in der Mutlanger Heide.



              Öh, Friedensrichterratschlag Kassel.



              Da bin ich bei Paul Wigand gelandet. Der ist aber verflucht alt.



              Jetzt bin ich so was vom Weg ab



              ..Richter und Beamte an den Unterbehörden in Hessen-Kassel Möglichkeiten und Grenzen einer Kollektivbiographie....

              • @Ringelnatz1:

                Booey. Danke. Paul Wigand kannt ich bis dato nicht. Lebenswege.



                de.wikipedia.org/wiki/Paul_Wigand

                unterm— das mit Letzter Halt Brilon 🌳



                Lassemer mal wech - wa - 😱 -



                de.wikipedia.org/wiki/Haus_Sauvigny - Merz is ja vorbei -



                “… Bekannter Bewohner des Hauses war der Briloner Bürgermeister Josef Paul Sauvigny. Er war der Großvater von Friedrich Merz. Am 27. Oktober 1813 übernachtete hier Jérôme Bonaparte, ehemals König von Westphalen, auf seiner Flucht aus Kassel.“



                & uns Opa - kein Nazi -



                “ Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung sprach er „von einer Kraft, die uns leitet“, beschwor „den Willen, der uns eint“ und von Hitler als einem „Führer, der uns ruft, vergessend des Parteienhasses von gestern“. Am 1. Mai 1933 hielt er eine Rede auf den Führer, die in alten Zeitungen nachzulesen ist. Er trat 1933 der SA der Reserve bei und wurde 1935 zum Oberscharführer befördert. Er war Mitglied in der NS-Volkswohlfahrt, im NS-Reichskriegerbund und im NS-Rechtswahrerbund. 1938 trat er in die NSDAP ein.



                Während seiner Amtszeit ließ er zwei Straßen in „Adolf-Hitler-Straße“ und „Hermann-Göring-Straße“ umbenennen



                Er wurde in seinem Entnazifizierungsverfahren 1947 als Minderbelasteter in die Kategorie 3 eingestuft. Wegen dieser Einstufung bekam er nur noch 60 % seiner Pension, und es wurde ihm verboten, öffentliche Ämter zu übernehmen. Er selbst nannte dies ein „schreiendes Unrecht“; er sagte: „Eine persönliche Schuld kommt bei mir nicht in Frage“. Er berief sich darauf, dass die Nazis ihn zwangspensioniert hätten. Er sei daher ein Nazigeschädigter.“ Däh Anverwandlung



                de.wikipedia.org/w...osef_Paul_Sauvigny



                &



                Merz himself - O-Ton - als Jurist klar 🤫



                “ „Nach allem, was ich aus meiner Familie weiß, war mein Großvater eine beeindruckende Persönlichkeit und ein erfolgreicher Bürgermeister.“ „Mein Großvater ist kein Nationalsozialist gewesen.“ Friedrich Merz am Dienstag, 20. Januar 2004 in der „Berliner Zeitung“

                • @Lowandorder:

                  Danke für Info.



                  taz.de/Merz-bejube...rossvater/!806584/



                  Jetzt rotiere ich gerade.



                  Kann doch nicht sein! In Berlin gibt es den Savignyplatz.



                  de.wikipedia.org/wiki/Savignyplatz



                  Entwarnung.



                  Namensgeber- Jurist Friedrich Carl von Savigny



                  Ich gebe zu trotz längeren Aufenhalts i. B. spreche ich diesen Stations-Namen in unterschiedlichsten Varianten aus..!

                  • @Ringelnatz1:

                    Wird dem Freund von Paul Wigand & den Jurastudenten wumpe sinn.

      • @Linksman:

        Wennse das zugrundelegen:



        “ Wir sprechen von Ableismus, wenn Menschen in verschiedenen Situationen aufgrund ihrer Be_hinderung entmenschlicht oder diskriminiert werden, oder wenn Be_hinderungen stigmatisiert, stereotypisiert oder bemitleidet werden. Die ableistische Sprache verwendet Begriffe, die mit Be_hinderungen assoziiert werden, um alles zu verspotten, zu beleidigen oder herabzusetzen, sei es nun das schlechte Wetter oder ein*e unfähige*r Politiker*in.“



        www.refinery29.com...ache-maysoon-zayid



        Niemand macht sich misogyn “lustig“ über eine Behinderung von Rosa Luxemburg! Get? it fein.



        Die Ironie bezieht sich also auf einen fiktiven!! “Anverwandlungs“versuch“!



        Der als nicht ernstgemeint - klar erkennbar ist. Mit Verlaub.

        kurz - servíce & Gern&Dannichfür

        • @Lowandorder:

          Tatsächlich!



          Vitamin-Richter is halt alles!

          Anverwandlung!

          Hör ick heut zum ersten Mal und bin begeistert.

          ......Jan Wagners Gedichte haben einen einnehmenden Oberflächenreiz, der der Anverwandlung der besten lyrischen Traditionen entspringt. Seine Verse sind musikalisch ausgehört; und meisterhaft verfügt er über eine Sprachgestik, die so sparsam wie wirksam das Ambiente für unsere Phantasie skizziert:

          dies ist das dorf, und dies am waldesrand/ die wasenmeisterei, von deren dach/ ein dünner rauch sich in den himmel stiehlt.



          Wer so etwas schreibt, kann kein schlechter Mensch sein.....

          Verstanden hab ick's och noch!

  • Diese 1968er Nummer ist einfach nur noch peinlich. Nur weil man im Nachhinein immer nur den studentischen Teil der Bewegung zitiert heißt es nicht, dass es die Lehrlingsbewegung, die Friedensbewegung, die Psychatrie-Bewegung nicht gegeben hätte. Aber da das Narrativ der bürgerlichen Bewegung so gut dient, um linke Politik zu delegitimieren, wird es halt ständig wiederholt.

    • @LesMankov:

      Schonn. But.

      Dafür braucht‘s hier ja Sahra nicht.



      Das ist längst & gern genommen - tumber tazis-mainstream. Die Gummibärchengeneration - nix erlebt - nix auffe Kette - mit Säbelrasseln vorweg!

      Na Mahlzeit