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O sancta simplicitas
Zitat: "...über dem Eingang allerdings ist bis heute unkommentiert die barsche Zeile „ENTBLÖSSE DEIN HAUPT UND SCHWEIGE“ zu lesen."
Ich finde diesen "Betreutes Denken"-Ansatz des Artikels ausgesprochen nervig. Man sollte nicht gleich immer davon ausgehen, dass BesucherInnen ohne ellenlange Kontextualisierungsabhandlungen gleich Gefahr laufen, zu Hurra-PatriotInnen oder Schlimmerem mutieren. Es braucht nicht zwingend gleich die entsprechende politisch-moralische Grundhaltung oder eine akademisch erworbene Kontextualisierungsexpertise, um zu erkennen, dass dieses "Ehrenmal" ein Kind seiner Zeit ist, dessen zeitgeistiger Botschaft man ohne Hilfestellung sofort unkritisch und fasziniert erliegen würde. Natürlich braucht es Erläuterungen für historische Laien. Und natürlich gibt es nicht wenige Apologeten, Deutschnationale, Nazis und Faszinierte anderer Couleur, die sich vom Heldenverehrungsgeschwurbel früherer Zeiten angezogen fühlen. Aber dieses Milieu ist durch Kontextualisierungstexte - erst recht nicht durch zu pädagogisch akzentuierte - sowieso nicht zu erreichen.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Mir scheint, dass das Konzept der sozialen Kipppunkte, so wie Frau Frau Stadelmann-Steffen es hier thematisiert, mit einer ganz bestimmten Vorstellung von gesellschaftlichem Fortschritt verknüpft ist. Wenn es diese sozialen Kipppunkte gibt, sind sie meiner Ansicht nach in ganz anderer Hinsicht zu befürchten, nämlich etwa in einigen der ostdeutschen Bundesländer in puncto Politikverdruss, Staatsskepsis und zunehmender Akzeptanz der AfD.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Vielleicht hilft ein Blick in diesen Artikel über die Ergebnisse der Studie des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts der Universität Leipzig zu rechtsextremen Einstellungen in den ostdeutschen Ländern.
www.tagesspiegel.d...tten-10068379.html
Das Problem der wachsenden Staats-, Politik- und Politikerverachtung auch bei vielen derjenigen, die noch nicht irreversibel in eine rechtsextremistische Weltanschauung abgedriftet sind wird u.a. folgendermaßen erklärt (d.h. es wird nicht gerechtfertigt): "...diese Wahrnehmung des schwachen Staates oder besser der schwachen Politik gibt es in ganz Deutschland. Einer Politik, die entweder Probleme nicht gelöst bekommt oder, noch schlimmer, Debatten führt, die an den Lebenswirklichkeiten vieler Menschen vorbeigehen. Oder diese in notwendigen Diskussionen wie beim Klimaschutz, der Digitalisierung, der Globalisierung nicht berücksichtigt oder gar geringschätzt.
Und dieser Teil des Erklärungsansatzes ist vor allem für die SPD ein Problem. Denn es sind (oder waren) ihre Wähler, die jetzt zum problematischen Teil in diesen Studien gehören. Olaf Scholz war mit dem Thema Respekt nah dran und hatte Erfolg damit, weil es einen Nerv getroffen hat. Nur ist dieser politische Nerv gerade offenbar stark eingeklemmt.
Zur Erkenntnis der Studien gehört auch, dass die AfD zwar ein politisches Problem ist. Aber sie ist nicht Ursache, sondern Symptom. Und die Politik täte gut daran, an den Symptomen zu arbeiten, sich nicht zurückzuziehen."
Ich teile allerdings die halbwegs zuversichtliche Einschätzung des Autors nicht, dass es "der Politik" auf absehbare Zeit gelingen wird, diese zunehmende Staatsverachtung, von der vor allem die Partei profitiert, die eine Staats- und Politikerverachtung propagiert, wieder einzufangen.
Ich finde Wagenknecht schon wegen ihrer Haltung zum malignen Kreml hochproblematisch. Aber sie könnte diese Stimmung vielleicht einfangen.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: "Mir scheint das ein gutes Investment zu sein." Volle Zustimmung. Das Problem ist aber doch, dass es viele Häuslebesitzer/innen gibt, die diese Investitionen aufgrund fehlender oder unzureichender Rücklagen trotz der angekündigten Zuschüsse nicht werden stemmen können und ggf. auch keine Möglichkeit haben, die bestehende Lücke durch eine Fremdfinanzierung abzudecken. Ganz abgesehen davon, dass die Mobilisierung der für ein kurzfristiges Investment in dieser Größenordnung notwendigen finanziellen Mittel auch für Durchschnittsverdiener oder sogar für Menschen mit gutem Einkommen, aber etwa ohne Erbschaftsexpektanzen, in Zeiten des allgemeinen Anstieg der Lebenshaltungskosten und des erwartbaren Anstiegs der Sozialversicherungsbeiträge (Renten-, Pflege- und Krankenversicherung) ganz gewiss nicht trivial ist. Kurzum: Solche Ängste hätten bei bei einem so wichtigen Thema, das zugleich aber alles hat, die bereits bestehenden sozialen Gegensätze in diesem Lande zu verfestigen oder weiter zu vertiefen, von Anfang an viel besser adressiert und in eine sinnvolle Kommunikationsstrategie eingebaut werden müssen. Die gekippte Stimmung wieder einzufangen dürfte schwierig werden.
zum BeitragO sancta simplicitas
Klar gibt es eine Kampagne der Springer-Presse und auch des Focus gegen Habeck und die Grünen. Wer sichallerdings, wie die Entscheidungsträger im Wirtschaftsministerium, mit einer gewissen Hybris für die Brechstange entscheidet - Klimaschutz ist alternativlos, die Wärmepumpe nicht -, wichtige Infrastrukturmaßnahmen, die eigentlich vorzuziehen wären, in die Zukunft vertagt (z.B. den Ausbau kommunaler Fernwärmenetze) und sich dann einen Scheißdreck um diverse Inkonsistenzen in der Klimapolitik der Ampel (z.B. Abschaltung der deutschen Kernkraftwerke, aber Atomstrom aus Frankreich und Reaktivierung von (Braun-)Kohlekraftwerken) und erst recht um die Ängste der Gering- und Durchschnittsverdiener vor einer finanziellen Überforderung durch den Einbau von Wärmepumpen in jahrzehntealte Häuser kümmert, der sollte sich nicht wundern, wenn er die Deutungshoheit über das Gesetz verliert und die Stimmung kippt. Wie kann man so eine Gelegenheit so verbocken?! Man muss doch die Leute mitnehmen, statt ihnen das Gefühl einer Bedrohung zu vermitteln.
Der jetzt entstandene Eindruck, dass es sich bei den Grünen um eine Partei abgehobener, empathieloser Besserverdienender - irgendwie also um eine linksliberale FDP-Variante - handelt (gutversorgte, Akademikerkinder, die sich ihre postmaterialistische Haltung daher auch leisten können), wird sich auf längere Zeit in den Köpfen der Leute festsetzen. Das Projekt "Volkspartei" dürfte für die Grünen damit vorerst vom Tisch sein, ebenso die Gelegenheit, ohne Hybris erstmals eine sinnvolle Klimapolitik zu etablieren.
Nochmals: Springer hat gehetzt; Habeck und seine Agora-Buddies haben dafür ohne Not eine Vorlage nach der anderen geliefert.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: ...ich fürchte, dass Graichen hier Opfer seiner eigenen Hybris geworden oder ihm sein innerer Compliance-Kompass (falls er einen solchen je hatte) arg verrutscht ist.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Im Text wird lediglich auf die Risiken des Kiffens verwiesen, die es ja objektiv gibt. Verteufelt wird es nicht. Was ist an kritischen Anmerkungen schlimm, wenn sie evidenzbasiert und berechtigt sind? Jedenfalls gibt es auch keinen Grund Cannabis zu überhöhen. Eine Psychose ist keine Bagatelle. Und der THC-Gehalt von Canbabisprodukten ist heute signifikant höher als zu meiner Intensivkifferzeit vor 40 Jahren. Auch als Gelegenheitskiffer, der ich bin, kann ich doch eine realistische und verhältnismäßige Haltung zu bestehenden Risiken von Cannabis einnehmen. Und ja: ich bin für die Legalisierung, aber ich erkenne auch an, dass Cannabiskonsum für die Gehirnentwicklung von Jugendlichen und für Menschen, vor allem junge Menschen, die die Veranlagung zur Entwicklung einer Psychose haben, sehr riskant sein kann.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Der verächtliche Hochmut der i.d.R. gut versorgten, akademisch gebildeten urbanen Postmaterialisten gegenüber den Belangen, Sorgen und Nöten der Vorstadt- und Landbevölkerung in den USA hat das Monster Trump auch mit ermöglicht. Eine solche Haltung kommt leider auch in Ihrem vor Arroganz strotzenden Kommentar zum Ausdruck. Mich erinnert diese Attitüde ein wenig an die Marie Antoinette zugeschriebene Sentenz: Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen. - Soll der Pfledienst doch mit dem Fahrrad zu Opa Heinz in Posemuckel fahren.
Die zu beobachtende fortschreitende Polarisierung in der Diskussion über die richtige und auch sozial gerechte Energie- und Klimapolitik und in der Frage, welche Protestformen im Kampf für die richtigen klimapolitischen Maßnahmen sinnvoll sind, lässt Schlimmstes befürchten.
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[Re]: Kinners! 😖 So missverständlich habe ich das doch eigentlich nicht formuliert. Ich habe nicht gesagt, dass das Eintreten für die Positionen deutscher Politik Missionierung und Besserwisserei IST, sondern dass sie außerhalb Deutschlands auch schon mal so empfunden werden kann. Im Griechenland während und nach der Staatsschuldenkrise war das etwa der Fall.
Und der Nazihinweis bezog sich ebenfalls darauf, dass das Bild des hässlichen Deutschen bei einem als bevormundend empfundenen Auftreten der deutschen Politik in dem einen oder anderen Kopf ausserhalb Deutschlands mobilisiert werden könnte. Wir werden unsere Geschichte eben nicht los. Auch wenn wir uns für die aus unserer Sicht richtige - in diesem Fall energiepolitisch richtige - Sache einsetzen, holt sie uns bisweilen ein. Das kann man ungerecht finden, aber so werden wir alle "woanders" durchaus schon mal wahrgenommen, wenn wir die Backen zu sehr aufblasen.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Sorry, habe meinen Kommentar aus Gründen, die ich jetzt nicht mehr nachvollziehen kann, unvollständig abgeschickt:
Was ich dem Geibel-Zitat anfügen wollte ist, dass es üblicherweise als Sinnbild des wilhelminischen Groß- oder Weltmachtanspruchs gesehen wird. Tatsächlich kommt dem Zitat im Kontext der Rede Wilhelms II. eher das deutsche Sendungsbewusstsein zum Ausdruck, also auch so etwas wie ein moralischer Überlegenheitsanspruch. In diesem Sinne ist der Kommentar von YeahYeah zum Tenor des Artikels also nicht ganz unberechtigt.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Sorry, muss nochmal nerven: Der Spruch "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen" geht auf Emmanuel Geibels Gedicht "Deutschlands Beruf" von 1861 zurück, hat aber erst durch die Rede, die Wilhelm II. am 31.08.1907 im Westfälischen Landesmuseum Münster gehalten hat, Karriere gemacht. Darin heißt es: >>Dann wird unser deutsches Volk der Granitblock sein, auf dem unser Herrgott seine Kulturwerke an der Welt aufbauen und vollenden kann. Dann wird auch das Dichterwort sich erfüllen, das da sagt: "An deutschem Wesen wird einmal noch die Welt genesen.“
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Ja, diese ignoranten Klimawandelverursacher, die mit ihren Luxusautos in ihre Luxuswohnungen am Stadtrand oder auf dem Land pendeln, müssen so lange behindert werden, bis sie alle freiwillig in die Innenstädte ziehen, und alles wird gut.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Ich fürchte, die Regierungen und nicht unwesentliche Teile der Bevölkerungen der betroffenen Länder würden das tatsächlich als anmaßenden und bevormundenden Eingriff wahrnehmen, wenn wir sie auf diese Weise missionieren und ihnen gegenüber - uurückhaltend formuliert - als energiepolitische Besserwessis auftreten würden. Der Nazivergleich, so absurd er wäre, würde sicher in dem einen oder anderen Kopf auftauchen. Wir sollten das schon aushalten können, wenn andere Länder hier andere Wege gehen wollen.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Welch' ein Privileg! Mein Bruder hat Weather Report 1977 in Hannover live gesehen und gehört und schwärmt heute noch von diesem Konzert. Ich war seinerzeit mit 14 trotz des ungeheuren Einflusses, den mein Bruder in musikalischer Hinsicht auf mich hatte, noch nicht so überzeugt von dieser Band. Ich habe sie erst Mitte der 80er so richtig für mich "entdeckt".
Ein Ausschnitt (Teen Town) von einem Konzert in Offenbach 1978:
youtu.be/nWBBd9_tt18
Der Kontrast zwischen den wohltuend unaffektiert vorgetragenen, genau platzierten, minimalistischen Einsätzen Wayne Shorters und dem selbstverliebten Auftritt des uneingeschränkt kongenialen Jaco Pastorius ist wirklich bemerkenswert.
zum BeitragO sancta simplicitas
Petitesse am Rande: der Ort im heute polnischen Teil der Niederlausitz, in dem Kittel und Zacharias lebten, hieß Sorau, nicht Sosau (heute: Żary).
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Eigentlich sollten mittlerweile auch die Letzten begriffen haben, dass es der russischen Führung um territoriale Eroberungen und die Unterwerfung des postsowjetischen Raumes geht (in deren eigenen Worten nennt sich das "Denazifizierung").
Ihren zweifelhaften Zweifeln könnte man mit Giordano Bruno entgegnen: "Se non è vero, è molto ben trovato" (Wenn's nicht wahr ist, dann ist's gut erfunden). Auch wenn's tatsächlich nicht zutreffen sollte, passten die Berichte gut ins Schema der großrussisch-imperialen Ideologie, die Ursache des Ukrainekriegs ist. Misstrauen gegenüber der russischen Führung ist daher immer sinnvoll, da überlebensnotwendig.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Sicher. Wenn man es sich einfach machen möchte, nimmt man am besten den Standpunkt eines kruden Relativismus ein.
zum BeitragUnd ja, Geschichtsbilder sind verbreitet, auch nationalistisch überhöhte - oder besser: deformierte - Geschichtsbilder. Nur: das Geschichtsbild der russischen Ultras ist toxisch, weil es Gewalt nach innen und nach außen legitimieren soll. Im Ausmaß der Destruktivität seiner Wirkung besitzt es nach meinem Dafürhalten derzeit Alleinstellungscharakter.
O sancta simplicitas
[Re]: @Warum_Denkt_Keiner_Nach?
zum Beitrag...Sie haben das missverstanden: Es geht nicht um die Beeinflussung durch die Geschichte, sondern durch "Erzählungen über die Geschichte" (hier: Russlands. M.a.W.: es geht um die Beeinflussung durch (nationalistisch verzerrte, zumeist heroische, oft imperiale) nationale Geschichts(selbst)bilder. Putins Innen- und Außenpolitik lässt sich nicht ohne sein spezifisches Geschichtsbild von Russland erklären (autokratisches Herrschaftsmodell, imperiale Ausdehnung des russischen Staates).
O sancta simplicitas
[Re]: Diese sakralisierte Überhöhung des Sieges in Stalingrad über den deutschen Aggressor als "heilig" erleichtert allerdings auch dessen zynische Instrumentalisierung durch Schuldumkehr (der russische Aggressor stellt sich als Opfer des "kollektiven Westens" dar) für die Legitimation des völkisch grundierten Aggro-Imperialismus à la Putin et al. als neuen "Großen Vaterländischen Krieg".
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Sie verwechseln berechtigte Kritik auf der Sachebene in einem Meinungsartikel - das und nicht die beständige Bestätigung hermetisch-unzugänglicher Weltbilder ist jedenfalls auch Merkmal eines gut gemachten Journalismus - mit auf Skandalisierung abzielenden ideologisch grundierten Kampagnenjournalismus Springer'scher Machart. Es tut mir leid für Sie, wenn Sie diesen Unterschied zwischen Bild und taz nicht erkennen können oder wollen und durch ihr polemisches Scherzchen einzuebnen versuchen.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Ja, ist wirklich unverschämt, dass man Russland die Vokabel Angriffskrieg anheftet, während es die Ukraine vom Faschismus und neuerdings zusätzlich auch gleich noch vom Satanismus befreit.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Ihr Kommentar lässt darauf schließen, dass Sie den Untergang mit - selbstverständlich russischem! - Krimsekt feiern. Na zdorov'ye, staryy drug!
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: ...oder dass es bei uns viel zuviele Menschen gibt, die das relativieren, nicht wahrhaben wollen oder nicht interessiert.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Das sollte eigentlicheine Replik auf den Kommentar von ZMX52 von heute morgen 09:05 Uhr sein (weiter unten). Habe leider beim Posten gepennt - sorry. 😖
zum BeitragO sancta simplicitas
"Und da muss der Westen jetzt einfach mal zur Vernunft zurück[sic!!]finden."
Sie halten es also für vernünftig, der atomaren Erpressung eines Regimes nachzugeben, das eine revisionistische, völkische, großrussische, also eine imperialistische und kolonialistische Agenda verfolgt? Haben Sie sich eigentlich überlegt, wo das hinführen könnte, wenn Putin sieht, dass er damit Erfolg hat? Es geht ihm ja nach wie vor nicht um die Krim oder "nur" den Donbass, sondern um die gesamte Ukraine und darüber hinaus. Putin sieht sich als Anführer aller Russischsprachigen. Russland ist da, wo man russisch spricht - "so weit die russische Zunge klingt", um Ernst Moritz Arndt zu zitieren. Es sollte doch mittlerweile klar geworden sein, welche geopolitischen Ziele Putin ab initio beharrlich verfolgt hat und welche Mittel er für deren Realisierung bereit ist einzusetzen. Wie ernst könnte man dann einen notorischen Lügner wie Putin bei Friedensverhandlungen nehmen, wenn man davon ausgehen muss, dass er von diesen Zielen nicht absehen wird?
Mal davon abgesehen, ob es im realpolitischen Sinne klug und verantwortlich ist, Putins atomarer Erpressung nachzugeben, und das Prinzip der Annexion und Verletzung der territorialen Integrität des Schwächeren durch den Stärkeren zu akzeptieren, dürften wir auch global finsteren Zeiten entgegengehen, wenn sich dieses Vorgehen als erfolgreich erweist und etabliert.
Die Frage, wie man "vernünftig" mit aggressiv agierenden Regimes mit einer imperialistischen Agenda umgehen soll, wenn diese über ein Atomwaffenarsenal in Overkill-Dimensionen verfügen, lässt sich jedenfalls weniger einfach beantworten, als Sie meinen. Den Wunsch "einfach mal zur Vernunft zurück[zu]finden" sollte man derzeit jedenfalls vor allem an den Kreml adressieren.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Das sollte eigentlicheine Replik auf den Kommentar von ZMX52 von heute morgen 09:05 Uhr sein (weiter unten). Habe leider beim Posten gepennt - sorry. 😖
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Für einen Kampfstopp, Frieden, gutes Miteinander und eine gemeinsame Zukunft bräuchte es gar keine Verhandlungen, sondern lediglich einen entsprechenden Sinneswandel und daraus folgende entsprechende Entscheidungen Putins. ... ist aber eher nicht zu erwarten.
zum BeitragO sancta simplicitas
Die parteipolitisch verorteten Akteure der Linken gehören doch zumeist dem Kreis der gut versorgten, akademisch gebildeten, urbanen Postmaterialisten an, die sich lebensweltlich komplett von den Verlierern und der immer größer werdenden Gruppe der existenziell Gestressten des neoliberalen Kapitalismus entfremdet hat. Sie widmen sich dann auch zumeist eher den Themen, die innerhalb des eigenen Soziotops für relevant gehalten werden, etwa einer identitätspolitischen Hyperkritik, um nur ein Thema zu nennen (das ist letztlich ja der Vorwurf, den Wagenknecht der LINKEN macht; ich finde viele ihrer Aussagen haarsträubend, denke aber, dass sie den Entfremdungsprozess durchaus zutreffend beschreibt). Die vorgenannte Gruppe der Verlierer fühlt sich mit ihren Sorgen von dieser Linken im Grunde missachtet und von solchen Themen nicht mehr angesprochen. In diese Lücke stoßen dann die Rechtspopulisten. Mir scheint, dass dieser lebensweltliche Entfremdungsprozess vom Millieu der ursprünglichen Adressaten linker Politik mittlerweile so weit fortgeschritten ist, dass für die Linke hier auf lange Sicht kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist.
Die nicht parteipolitisch gebundenen linken Aktivisten erreichen mit ihrem Rigorismus, ihrem ideologischen Anspruch, der an den Alltagsnöten der Menschen vorbeizielt, weil er sich vornehmlich auf die diesen zugrundeliegenden Verhältnisse fokussiert, und ihren bisweilen sektenhaften Allüren, die Massen der Verlierer, der Absteiger und derjenigen, die den Abstieg fürchten, erst recht nicht und haben ihn - wie die akademische Linke in den späten 60ern - nie erreicht.
zum BeitragDas ist alles sehr schade, finde ich.
O sancta simplicitas
[Re]: "Wo soll uns dieser Krieg denn hinführen?" Das können Sie wahlweise bei Alexander Dugin nachlesen oder diversen Äußerungen Putins entnehmen: Zur 'russkij mir' (zum Großrussischen Reich, wenn man so will) oder - noch besser (vielmehr: schlimmer) - zur Umsetzung der neo-eurasischen Vision einer Befreiung des von angelsächsischen Mächten okkupierten Europas und nachfolgenden Errichtung eines von Dublin und Lissabon bis Wladiwostok reichenden eurasischen Imperiums unter der Führung Russlands. Wie es sich in einer solchen Alptraumrealität leben lässt, kann man derzeit in Russland und den von Russland eroberten ukrainischen Gebieten beobachten. Es ist gruselig.
Dass junge russische Männer - jedenfalls die, die es sich leisten können - sich nicht für die imperialen Obsessionen Putins verheizen lassen wollen und fliehen, ist verständlich, erfolgt aber nicht zwingend aus einer pazifistischen oder regimekritischen Grundhaltung heraus.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Endlich sagt's einer*r! Blöderweise sind Sie wahrscheinlich ein CIA-Troll...
zum BeitragO sancta simplicitas
Wo führt das hin? Bald gibt's dann vielleicht auch Linkshänder*innen for future, Brillenträger for future (ohne *innen), Hauptschüler*innen for future (dürfte eher eine überschaubare Gruppe sein) und vielleicht auch Brillen tragende, linkshändische Fahrradfahrerinnen for future (ohne *, da ohne Kerle). Für jede der genannten Gruppe wird sich sicher auch ein (Diskriminierungs-)Grund für die Separation vom Rest finden (ich will damit Rassismuserfahrungen nicht bagatellisieren). Und irgendwann ist alles bis zum Geht-nicht-mehr fragmentiert und wir sind alle nur noch Angehörige irgendwelcher Subgruppen mit superspezifischen Belangen.
zum BeitragO sancta simplicitas
Die tiefe Spaltung der amerikanischen Gesellschaft und die enorme Polarisierung der amerikanischen Politik ist das Substrat für den Erfolg Donald Trumps. Manchmal kann ich mich nicht des Eindruck erwehren, Trump könnte nicht doch eine Frankenstein'sche Kreatur des Kremls sein. In russischen Medien wurden zuletzt wiederholt Sympathien für Trump geäußert (vgl. etwa "Trump und Putin: Bündnisträume in Russlands Propaganda" in der FR:
zum Beitragwww.fr.de/politik/...news-91715504.html ).
O sancta simplicitas
[Re]: Ihre Argumentation lässt sich - vice versa - auch auf Ihren Standpunkt anwenden: wenn jegliche Kritik an "Fehlentwicklungen und exzessiven Überinterpretationen" bestimmter Formen der sogenannten linken Identitätspolitik diskreditiert wird, indem sie zum Teil eines "von rechts ausgerufene(n) und mit zunehemendem Furor betriebene(n) 'Kulturkampf'" erklärt wird (oder ein solcher Zusammenhang insinuiert wird), läuft das letztlich auch auf eine Verunglimpfung dieser Kritik hinaus. Eine solche, jegliche Kritik von vorneherein delegitimierende Argumentation führt im letzter Konsequenz in ein hermetisches, sakrosanktes, immer schon richtiges, apodiktisches Weltbild, aus dem heraus eine echte Diskursteilnahme prinzipiell ausgeschlossen ist. Der an anderer Stelle im Forum bereits gemachte Verweis auf den in seiner Gewissheit eingekapselten Geisterfahrer, der die Entgegenkommenden für die Geisterfahrer, also die Irrenden, hält, ohne sich durch deren Vielzahl irritieren zu lassen, passt hier gut.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Für die von Ihnen erwähnte Gruppe wird das schon zutreffen. Für alle anderen war der Anblick dieses geschichtspolitischen Monumentes allerdings auch eine Erinnerung daran, dass auf die Befreiung von den Unterdrückern eine Unterdrückung durch die Befreier folgte.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Sie verweisen auf das "sattsam bekannte Spiel der Täter-Opfer-Umkehr" und bemerken dabei nicht, das Sie es selbst betreiben. Ansonsten: Wer sich vorgeblich um die "Verlängerung des Leidens der ukrainischen Zivilbevölkerung" (und längerfristig dann wohl nicht nur der ukrainischen Zivilbevölkerung) sorgt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass Selbiges bei der erfolgreichen Umsetzung der eigentlichen strategischen geopolitischen Ziele des Kremls erst recht zu erwarten ist.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Tun Sie sich keinen Zwang an. Sie könnten sofort loslegen: Das russische Militär führt gerade einen faktisch anlasslosen Angriffskrieg, der Züge eines Vernichtungskrieges aufweist, gegen einen Nachbarstaat, dem die russische Führung das Existenzrecht abspricht, um es heim ins Reich - in die ruskji mir - zu holen.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Der Vergleich zur Quantenphysik hinkt doch zumindest insofern, als es sich dabei um eine exakte Naturwissenschaft handelt, deren Theoreme empirisch, also im Experiment mit prädefinierten Bedingungen (Design, Instrumente, Annahmen etc.), grundsätzlich verifizierbar oder falsifizierbar sind. Wenn die Beobachtungen oder Resultate durch das bisherige Theorem nicht mehr erklärbar sind, könnte das bisherige Theorem/Paradigma fasch sein.
Das Problem des radikalen Sozialkonstruktivismus ist seine dogmatische Hermetik bzw. die falsifikationsresistente Erstarrung vieler seiner Protagonisten/innen. Das hat wenig mit Wissenschaft, sondern mehr mit Ideologie mit wissenschaftlichem Anschein zu tun.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Geschichtsrevisionistische Kreise? Sie meinen gewiss die Silowiki im Kreml.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Russland besiegen heißt, es so weit zu schwächen, dass es die strategischen geopolitischen Ziele der Silowiki (Ablösung der regelbasierten durch eine machtbasierte Weltordnung, Großrussisches Imperium, Beherrschung des eurasischen Superkontinents von Wladiwostok bis Lissabon und Sieg über "den Westen") nicht realisieren kann.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Es ist wohl eher so, dass die russische Führung den Westen auf die Knie zwingen, territorial zu einer Art Grossrussischem Reich - möglichst in den Ausmaßen der Sowjetunion oder sogar des Zarenreichs - expandieren, in Kooperation mit China den eurasischen Superkontinent beherrschen und das Recht des (militärisch) Stärkeren als vorherrschendes Prinzip der Weltordnung durchsetzen will. Wenn das gelingt, sind Freiheit und Gerechtigkeit und vieles andere, was uns im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte peu à peu lieb und teuer wie auch selbstverständlich geworden ist, passé - und zwar auch in den westlicher gelegenen Teilen Europas. Realistisch betrachtet werden sich die "Silowiki" im Kreml von der Durchsetzung ihrer strategischen Ziele leider nicht mit Pflugscharen abbringen lassen.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Hexenjagd? Um es noch einmal klarzustellen: Es um ein politisches Betrugsmanöver, bei dem ein klimapolitisches Feigenblatt verwendet wurde, um ebenso dreist wie schlampig zu kaschieren, dass Sanktionen unterlaufen werden sollen: Sanktionen gegen eine bereits zu diesem Zeitpunkt höchst fragwürdige Pipeline, die die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas und damit seine Erpressbarkeit eklatant erhöhen und zugleich als geopolitischer Hebel gegen die Ukraine dienen sollte. Das war bereits damals mit geringer Anstrengung deutlich erkennbar. Mit einem Minimum an Ehrlichkeit und politischer Redlichkeit hätte man diese Primärzwecke und die dahinterstehenden russischen Motive benennen müssen. Schwesig und andere haben sich den Protagonisten dieses Projektes in einer geradezu servilen Art angedient und die Öffentlichkeit in einer abgefeimten, zynischen und perfiden Weise getäuscht oder besser: verarscht. Diese miese Trickserei zu kritisieren hat mit Hexenjagd nichts, aber auch gar nichts zu tun. Ihr Vorwurf ist ein Mißgriff, der allerhöchstens dazu dient, eine in der Sache berechtigte Kritik zu diskreditieren.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Sie werden wissen, dass das Grauen nach dem Ende Ihrer "Weiße-Fahnen-Aktion" erst richtig losgehen wird.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Ich gebe Ihnen zumindest insofern recht, als dass gegen Personen öffentlichen Interesses gerichteter Diskreditierungskampagnen-"Journalismus" zum Standardrepertoire der Medien des Springer-Verlags gehören - nicht nur der "BILD", sondern - etwas subtiler natürlich, auch der "Welt" (=Tichys Einblick 'light'). Die Vorwürfe gegen Schwesig sind aber nicht schon deswegen unberechtigt oder falsch, weil sie aus der falschen Ecke kommen. Vielmehr tun sich bei Schwesig Abgründe eines skrupellosen und zynischen politischen Kalküls auf, bei dem klimapolitische Motive vorgeschoben und dieses Anliegen so auf übelste Weise für die Durchsetzung höchst obskurer Interessen instrumentalisiert wurde.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Man muss die Aussagen von olle Egon Bahr nicht gleich als apodiktische Gewissheiten betrachten. Die "mindestens zehnjährige Gegnerschaft zu Russland" hängt aber nicht zuletzt auch mit den strategischen geopolitischen Zielen der vom "Versailles-Syndrom" geplagten Ultra-Nationalisten im Kreml zusammen (Stichwort "Neo-Eurasismus"). Man muss hier im Forum auch nicht ständig auf Alexander Dugin und/oder Sergej Karaganov und ihren Einfluss auf die Falken im Kreml - kaum vorstellbar, aber da gibt' tatsächlich auch welche - verweisen, denn das ist alles längst bekannt. Zentraler Bestandteil dieser geopolitischen Ziele - die Beendigung der geopolitischen Dominanz "des Westens" - ist die beständige Destabilisierung des Westens. Die Erweiterung von NATO und/oder EU, die ja auch den sicherheitspolitischen Bedürfnissen der Nachbarstaaten eines geopolitisch hochaggressiven Russlands geschuldet ist und nicht - George Dabbelju zum Trotz - Bestandteil einer zielgerichteten NATO-Strategie, sind doch nur eine Scheinlegitimation für den russischen Neoimperialismus. Aber vielleicht sieht sich die Putin-Entourage mit einem Sieg der Putinistin Marine Le Pen bei den französischen Präsidentschaftswahlen und der Wiederauferstehung des Putin-Buddies Donald Trump bald am Ziel ihrer Wünsche und kann diese mögliche Entwicklung als wichtige Zwischenetappen bei der Destabilisierung des Westens betrachten.
Im Unterschied zu Ihnen fürchte ich mich vor dieser Perspektive und ich fürchte mich auch vor dem russischen Aggro-Nationalismus, dessen Satisfaktions-Bedürfnisse und grossrussischen Expansionsgelüste mit der möglichen Niederlage der Ukraine längst nicht gesättigt sein dürften. Ich mache mir keine Illusionen darüber, dass Sie meine Befürchtungen nicht teilen, möchte das aber dennoch gerne loswerden.
zum BeitragO sancta simplicitas
Vergleichbare Muster finden sich bereits im Tschetschenienkrieg - konkret im 2. Tschetschenienkrieg.
Vgl. unter www.fr.de/politik/...noch-11723679.html
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Dass Sie mit keinem Wort auf das Massaker eingehen, um das es im Artikel geht, ist bemerkenswert entlarvend. Lesen Sie einfach mal den entsprechenden Bericht von Human Rights Watch unter:
www.hrw.org/news/2...a-controlled-areas
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Für den Anfang reicht vielleicht schon mal der Bericht von Human Rights Watch:
www.hrw.org/news/2...a-controlled-areas
Ich mache mir allerdings wenig Illusionen darüber, dass Sie den nicht mindestens anzweifeln dürften (um die kognitive Dissonanz zu vermeiden).
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Auch die Nazis haben ihre Verbrechen an der Zivilbevölkerung in der ehemaligen Sowjetunion pauschal damit begründet, es handele sich bei den Ermordeten um Kombattanten. Der bloße Verdacht genügte für eine aus Sicht der Nazis dann gewissermaßen präventive Hinrichtung. Ich vermute, dass Ihnen weder auffällt, dass Sie im Grunde analog argumentieren (getötete Zivilisten=potentielle oder faktische Kombattanten), noch dass Sie die Ähnlichkeit dieser Scheinlegitimation für begangene Kriegsverbrechen zugeben würden. Natürlich muss das immer auch von unabhängigen Stellen untersucht werden. Ich kann es dennoch nicht fassen, wie man das Verhalten der russischen Regierung und des russischen Militärs mit diesem ständigen Whataboutism auch jetzt, nach allem, was seit Kriegsbeginn bekannt geworden ist, immer noch relativieren kann. Friedrich Küppersbusch hat kürzlich hier in der taz geschrieben, dass sich die [sogenannte] antiimperialistische Linke hinsichtlich ihres Russland-Bildes gratlos an die AfD anschweißen ließe. Man muss ihm da wohl leider zustimmen.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: "Ein ex-Kler im durchsichtigen Versuch - sich aufs Brett des Karneades der Guten zu retten."
Entre nous, but not only - das diskreditierende Scheinargument des 'argumentum ad hominem' hilft immer und spart Mühe.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Tut mir leid, aber ich kann nicht erkennen, dass eine sicher auch polemische Kritik an der angemaßten Deutungshoheit einer privilegierten weißen Gruppe (sc. die FFFs aus Hannover) darüber, was zulässige und/oder unzulässige kulturelle Aneignung ist, damit gleichzusetzen ist, dass man auf die Themen der von Rassismus betroffenen Personen scheiße. Nicht jeder identitätspolitische Exzess ist Ausdruck antirassistischer Denke und schon gar nicht sakrosankt. Schlimmer noch: diese Hybris weißer Kids dient nicht einmal der gut gemeinten Sache.
Vielleicht sollten Sie mal den Kommentar von Ecox Lucius weiter oben lesen, der klar macht wofür Dreadlocks alles stehen oder nicht stehen. Ob Ihre verengte Sicht auf das Thema "kulturelle Aneignung" den möglichen Erkenntnisgewinn zulässt, vermag ich nicht zu beurteilen.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Zur Erinnerung: Am 21. Februar posteten Sie "Für den Kriegsanfang setze ich immer noch auf die verwirrten Amerikaner."
Ich werde nicht versuchen, auf Ihre beständigen absurden Tatsachenverdrehungen sinnloserweise auch noch inhaltlich einzugehen. Um es mit Karl Valentin zu sagen: Es lohnt sich nicht einmal, Sie zu ignorieren.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Die zynische Intrumentalisierung eines vorgeblich antinazistischen Kampfes gegen die ukrainische Regierung durch einen "im völkischen Denken verhafteter Ultra-Nationalist(en), der über Leichen geht" [Zitat aus dem Artikel] und die Tatsache dass Putin rechtsradikale und rechtspopulistische Parteien und Bewegungen in Europa unterstützt, scheint sie ansonsten ja eher nicht zu stören.
Ihre Empfehlung nichts zu verschweigen greife ich bei dieser Gelegenheit gerne auf. Putin lässt sich vom "Philosophen" Alexander Dugin inspirieren, den man getrost als Faschisten vezeichnen darf und auf den sich auch viel Rechte in Europa gerne berufen:
de.m.wikipedia.org..._Geljewitsch_Dugin
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Es geht doch gar nicht darum, ob Dugins Ideen den Mindestansprüchen der akademischen Philosophie gerecht werden oder nicht, sondern darum, zu verstehen, aus welchen ideologischen (philosophisch verbrämten) Quellen Putin schöpft, was ihn und seine Entourage antreibt. Kurzum: es geht darum zu wissen, wie Putin tickt. Die Überschneidung vieler seiner Verlautbarungen der letzten Zeit mit eurasistischen Denkmustern ist doch frappierend.
Man könnte sehr zugespitzt sagen, dass der Dugin dem Putin das ist, was der Alfred Rosenberg dem III. Reich war.
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[Re]: Das Ziel "mit den Nachbar in Frieden zu leben" (Zitat aus Ihrem Kommentar) lässt sich bekanntermaßen nur erreichen, wenn beide Seiten das wollen. Es geht doch überhaupt nicht um vorgebliche Sicherheitsinteressen Russlands gegenüber einer aggressiv auftretenden NATO (diese Wahrnehmungsverzerrung gibt es ohne Zweifel in den Köpfen dergroßrussisch denkenden Falken im Kreml), sondern um die Wiederherstellung russischer Größe (vgl. etwa Putins mutmaßlich schon früher aufgezeichnete Rede vom 21.02. oder andere ähnliche Aussagen von ihm in den vergangenen Jahren). Russland hat unprovoziert die Ukraine überfallen und sich mit Völkermordbehauptungen dazu scheinermächtigt. Jedenfalls lassen es die großrussischen-imperialen, neokolonialistischen und auch völkisch grundierten Ambitionen Putins als durchaus denkbar erscheinen, dass Moldawien und Georgien die nächsten Opfer dieses Ziels, der Restauration Russlands als militärische "superpower" in der territorialen Ausdehnung der ehemaligen Sowjetunion sind. Russische Gesetze lassen die Anwendung militärischer Gewalt gegen Staaten mit russischen Minderheiten zu. Putins unverhohlene Drohung des Einsatzes von Atomwaffen kann man auch als Fingerzeig Richtung Baltikum deuten. Dieser Hebel lässt sich prima instrumentalisieren. Das dahinterstehende strategische Ziel ist der, in den letzten Jahren ja auch in Form und Cyberattacken, Desinformationskampagnen via RT und Sputnik und Destabilisierungsaktivitäten, wie der finanziellen Unterstützung rechtspopulistischer und rechtsextremer Parteien in Europa bereits längst stattfindende Hybridkrieg als Teil des Kampfes gegen die liberalen Demokratien des Westens (googeln Sie einfach mal "Putin-Doktrin", "Sergej Karaganov" oder - noch gruseliger - "Alexander Dugin").
Die Selektivität Ihrer Empathie für die Sicherheitsinteressen Russlands bei gleichzeitiger Ausblendung der Sicherheitsinteressen der Russland benachbarten Länder vor ihrem aggressiven, hochgerüsteten Nachbarn ist bemerkenswert.
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[Re]: Haben Sie denn immer noch nicht verstanden, dass Putin keine Verhandlungslösung wollte, weil der jetzt stattfindende Angriff Bestandteil einer bereits seit langem verfolgten Strategie ist? Seine geopolitische Mission wird in einer vom Putin-Berater Sergej Karaganov als solche deklarierten Putin-Doktrin ausformuliert. Sie beinhaltet die Bekämpfung des dekadenten, maroden "Westens" durch ein wiedererstandenes grossrussisches Imperium im Einklang mit China (Eurasien). Zur Durchsetzung dieser Ziele ist der Einsatz des gerade auch mithilfe der als Gegenleistung für russisches Gas und Öl geflossenen Gelder des Westens hochgerüsteten russischen Militärarsenals nicht nur die Voraussetzung. Vielmehr ist die Bereitschaft, diese auch einzusetzen konstitutiver Bestandteil dieser Strategie. Karaganov hat das zuletzt auf den Seiten von RT.com dargestellt (wer Zeit und Geduld hat, das zu lesen: www.rt.com/russia/...ne-foreign-policy/ ).
Wer sich angesichts der Aussagen in diesem Artikel immer noch seinen Illusionen hingeben möchte, das ließe sich im Rahmen konstruktiver Gespräche aushandeln, man könne den Worten Putins nach allen Lügen der vergangenen Tage, ja eigentlich der vergangenen Jahre noch vertrauen und für uns liefe dann alles so weiter wie bisher, dem ist nicht zu helfen. Oder, schlimmer noch, der/die sympathisiert möglicherweise sogar mit dem dahinterstehenden Weltbild.
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[Re]: Wenn man den Begriff "Krieg" weiter fasst und nicht auf den Einsatz militärischer Gewalt beschränkt, findet er als hybrider Krieg ja auch bereits seit Jahren in Form einer breit angelegten Destabilisierungskampagne statt, die Cyberangriffe (einer der möglichen Resultate russischer Hacking-Aktivitäten dürfte der Wahlsieg Trumps 2016 gewesen sein, der natürlich auch viele andere Ursachen hat) ebenso umfasst wie die Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch RT.com und Sputnik oder die Aktivitäten der Trollfabriken in Olgino (am Rand von St. Petersburg) und anderswo, die sich in den Kommentaren von Putin-Trollen in diesem und vielen anderen Foren oder den sozialen Medien (z.B. Telegram!) äußern. Wie sich etwa beim Brexit gezeigt hat, darf man die Folgen solcher Destabilisierungsaktivitäten für die reale Politik nicht unterschätzen. Die Stimmungsdemokratien im Westen sind hochfragil und anfällig. Ob sie standhalten, bleibt offen. In Russland weiß man das schon lange.
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[Re]: Bravo, Bruder: Volle Zustimmung! Mehr noch, es ist nicht einmal erwiesen, dass es überhaupt russisches Militär gibt. Vielmehr erobert Väterchen Wladimir Wladimirowitsch mit seiner aktuellen Friedenskampagne gerade die Herzen seiner ostslawischen Brüder und Schwestern in der sogenannten Ukraine im Sturm. Der große Donald und mutmaßliche zukünftige POTUS aus Mar-a-Lago hat seinem ihm an historischer Größe eher noch überlegenen Bruder im Geiste, Wladimir, dem Mehrer des großrussischen Imperiums, bereits seinen Respekt bekundet. Endlich ist Schluß mit dem dekadenten Westen usw. usf.
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[Re]: Moin Moin LOWANDORDER. Ich habe keinen Zweifel an Ihrer Bereitschaft zum Festhalten an alten weltanschaulichen Gewißheiten. Mir fällt dazu die Phase der Krise des bisher gültigen Paradigmas ein, bevor es am logischen Widerspruch gegenüber den damit dann nicht mehr erklärbaren Beobachtungen zusammenbricht (seinerzeit: die Bewegungen der Planeten ließen sich trotz diverser Verrenkungen mit dem heliozentrischen Weltbild immer weniger in Einklang bringen), aus dem schon halb vergessenen Paradigmenwechselbuch von olle Thomas S. Kuhn. Man kann natürlich am liebgewordenen Paradigma festhalten und solche Widersprüche ausblenden, indem man den Blick durchs Fernrohr verweigert.
Dennoch sollte man nicht die Augen vor Putins gruseliger Agenda verschließen. Ich empfehle den nachfolgend verlinkten Artikel "Russia's new foreign policy, the Putin Doctrine. Moscow’s confrontation with NATO is just the start"
www.rt.com/russia/...ne-foreign-policy/
Dass es auf RT.com publiziert wurde, erhöht hier paradoxerweise die Authentizität.
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[Re]: @boandlgramer
Wer immer noch nicht begreifen will, was auf Putins Agenda steht, worum es also letztlich für uns alle, und nicht bloß für die Ukrainer geht, die - um Ihre zynische Argumentation zuspitzend aufzugreifen - hre Vergewaltigung doch bitte duldsam ertragen mögen, damit wir es weiterhin schön warm haben, der/die sollte mal den nachfolgend verlinkten Artikel von Sergej Karaganov über die außenpolitischen Ziele Putins, die sog. Putin-Doktrin, lesen (Untertitel: .Moscow’s confrontation with NATO is just the start). Ist zwar auf RT.com, dem Propagandakanal Putins, publiziert, aber das erhöht in diesem Fall eher die Authentizität.
www.rt.com/russia/...ne-foreign-policy/
Ansonsten hilft es vielleicht auch, sich mit Alexander Dugin zu befassen, mit dessen geopolitischem Konzept eines „Neo-Eurasismus“ auf der Basis eines in Opposition zu den Vereinigten Staaten und den dekadenten westlichen Demokratien stehenden großrussischen Reiches, Putins Äußerungen der letzten Zeit auffallend ähneln. Demnach ist der Ukraine-Krieg der Auftakt zu einem High-Noon mit den morschen, bequemen, verweichlichten Systemen der westlichen liberalen Gesellschaften.
Es wird ungemütlich werden.
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[Re]: Wer dafür plädiert, Putin in seinen - die Heim-ins-Reich-Aggression gegen die Ukraine als Vorwand scheinlegitimierenden - Einwänden gegen die NATO-Osterweiterung ernst zu nehmen (und dabei mit erstaunlicher Nonchalance die - wie sich zeigt begründeten - Befindlichkeiten der Staaten ausblendet, die im NATO-Beitritt vor allem einen Schutz vor großrussischem Revisionismus gesehen haben), der muss ihn auch in seinen chauvinistischen Aussagen der letzten Jahre und seiner unverhohlenen Drohung ernst nehmen, im Zweifel auch Atomwaffen einzusetzen. Begreift es doch endlich: Putin ist ein hypernationalistisch argumentierender zynischer und skrupelloser Militärdiktator ohne jegliche moralische Hemmschwelle. Das hat er in der Vergangenheit oft genug bewiesen. Diese unfassbare Putin-Empathie und/oder -apologie und die damit verbundene zynische Täter-Opfer-Umkehr ist der komplett falsche Ansatz, wenn man an antiimperialistischen (?) Gewissheiten festhalten möchte, wonach immer die USA, die NATO, der Westen das Urböse sind. Man kann der USA uneineingeschränkt vieles vorwerfen. Aber dann muss man ebenso konsequent auch die Durchsetzung russischer Interessen (es sind zunächst mal die Interessen der Putin'schen Oligarchenclique) mit militärischer Gewalt kritisieren. Wer indes die Zustimmung vieler Foristen zur Aussage des Meinungsartikels von U. Winkelmann diskreditiert, diskreditiert damit letztlich sich selbst.
Nochmal: es gibt keinen auch nur ansatzweise hinreichenden Grund für den russischen Angriff auf die Ukraine. Dieser Krieg ist durch nichts zu rechtfertigen.
Vgl. hierzu die Rede des kenianischen UN-Botschafters Martin Kimani im UN-Sicherheitsrat kurz vor dem russischen Überfall auf die Ukraine:
youtu.be/jwDWxyLVBxk
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[Re]: Wer sich ein Bild von der Vorstellungswelt Putins machen möchte, die zumindest in Teilen sein aktuelles Handeln erklärt und Aufschluss über die möglichen darüber hinausgehenden strategischen Ziele geben könnte, sollte sich mit Alexander Dugin beschäftigen. Dugin propagiert das geopolitische Konzept eines „Neo-Eurasismus“ auf der Basis eines in Opposition zu den Vereinigten Staaten stehenden großrussischen Reiches.
Hätte man Putin beim Wort genommen, wäre längst absehbar gewesen, dass das, was jetzt stattfindet, eintreten würde. Umso erschütternder ist die unfassbare Naivität, mit der die meisten westlichen Staaten - nicht zuletzt Deutschland - der russischen Politik in den vergangenen Jahren begegnet sind. Ich fürchte, die Zukunft wird angesichts der Schwäche "des Westens" und der diese Schwäche einkalkulierenden Entschlossenheit Putins, bei der Erreichung der Ziele im Zweifel bis zum Äußersten zu gehen, gruselig.
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[Re]: Armes Forum in der taz... was ist bloß aus Dir geworden?
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Sieht so aus, als wäre die Selbstverharmlosungsstrategie eines Rechtsextremisten und potentiellen -terroristen vorerst gescheitert.
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[Re]: Die derzeitigen Aktivitäten der NATO sind eine Reaktion auf die (Be-)Drohungen von russischer Seite. Sie kehren Ursache und Wirkung um und verwenden dasselbe Narrativ, dessen sich der Kreml und staatsnahe Medien in Russland regelmäßig bedienen, wenn es darum geht, die Antwort der Nato auf die russischen Truppenbewegungen an der ukrainischen Grenzen zu delegitimieren.
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Das Video spielt mit einer Skandalisierungsstrategie (Sexualisierung, Pornographisierung) um größtmögliche mediale Aufmerksamkeit zu generieren. Es bedient sich dabei einer ähnlichen Strategie, wie seinerzeit die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Rahmen ihrer Aids-Kampagne mit dem legendären Video mit Hella von Sinnen als Kassiererin ("Tina, wat kost'n die Kondome?). Der o.a. Artikel von Emeli Glaser zeigt doch, dass das diese Strategie durchaus aufgegangen ist.
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[Re]: Ich bin seit über 18 Jahre auf einer ver.di-Liste in Personalvertretungen des öffentlichen Dienstes aktiv und beobachte leider auch, dass es zunehmend schwieriger wird, Beschäftigte für eine aktive Mitarbeit bei ver.di zu interessieren oder sie zu motivieren bei Wahlen ver.di-Listen zu wählen. Natürlich hat die Mitgliederentwicklung vielfältige Ursachen. Sie ist ja auch in vielen anderen Großorganisationen, Parteien, Vereinen usw. zu beobachten und zumeist den gleichen gesellschaftlichen Entwicklugen geschuldet. Bei den Wahlausgängen ist das Bild heterogener. Der unterschiedliche, in nicht wenigen Fällen ja durchaus auch erfreuliche Wahlerfolg von ver.di in den Einzelbehörden dürfte aber oft auf behördenspezifische Ursachen zurückzuführen sein, etwa einer durch ein zu repressives Betriebsklima belasteten Organisationskultur und/oder dem persönlichen Charisma der Kandidaten/innen, die sich für eine ver.di-Liste zur Wahl stellen.
Ich würde Ihrem Kommentar insofern zustimmen, dass das erwähnte gesellschaftspolitische "Beiwerk" bei ver.di immer stärker in den Vordergrund tritt und Beschäftigte, die eigentlich nur konkrete Unterstützung bei einem Problem mit der Arbeitgeberseite erwarten, zunehmend stört und mindestens ein weiterer Faktor für die Abwendung von zu ideologisch und zu "woke" auftretenden Gewerkschaften ist. Die Konkurrenten der DBB-Tarifunion oder von den unabhängigen Listen profitieren leider davon.
Die zukünftige Entwicklung sehe ich eher pessimistisch: die dem Mitgliederschwund und damit dem Rückgang an Mitgliedsbeiträgen geschuldeten Organisationsreformen auf Bezirks- und Fachbereichsebene führen dazu, dass die Gewerkschaft für die Aktiven in den Betrieben und die Mitglieder noch schlechter erreichbar sind. Sie begünstigen die Abkapselung der Funktionäre in einer Blase. Eine weniger ideologische und mehr an der Lösung konkreter Probleme von Beschäftigten, also pragmatischere Positionierung wird dadurch noch unwahrscheinlicher. Quo vadis, ver.di?
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[Re]: Jepp. Hatte ich seinerzeit auch nicht auf dem Schirm. Leider wird Steinmeier demnächst dann seine zweite Runde antreten. Für mich bleibt er ein zynischer Technokrat - und als aktueller und zukünftiger BP damit eine Fehlbesetzung.
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[Re]: Nur zur Klarstellung: Es war nicht "der Westen", sondern das Deutsche Reich, das im 1. Wk. - zusammen mit Österreich-Ungarn - dem russischen Zarenreich den Krieg erklärt hat. Und auch der Überfall auf die Sowjetunion ging - nach vorheriger Aufteilung der Hegemonialsphären in Ostmitteleuropa durch den Hitler-Stalin-Pakt - von Nazi-Deutschland aus, das ganz sicher nicht politisch, sondern höchstens noch geographisch, "dem Westen" zuzurechnen war. Daraus allerdings eine historische Gesetzmäßigkeit im Sinne von "wer im Konfliktfall westlich von Russland liegt, ist automatisch der Aggressor", ableiten zu wollen, ist reichlich schlicht.
Kurzum: dass die Rechten den völkisch denkenden Renachisten und Autokraten Putin und seine Oligarchen- und Kleptokraten-Clique toll finden, leuchtet mir wegen deren Faszination für das russische Staats- und Politikmodell ein. Dass es allerdings unter taz-Lesern erstaunlich viele Putin-Verniedlicher gibt, die beide Augen vor dem verschließen, was sich seit vielen Jahren innen-, außen- und militärpolitisch in Russland abspielt, und das entweder für weniger schlimm halten als das, was "im Westen" stattfindet, oder schlicht alles für westliche Propaganda halten, bestürzt mich.
Sorry, aber mich erinnert die Rolle, die Russland in der Ukraine-Frage spielt, nicht wenig an die Rolle Deutschlands im Gefolge des "Münchener Abkommens". Auch damals wurden Staatsgrenzen infrage gestellt. Auch damals wurde die Souveränität eines Staates (im Nazi-Jargon "Rest-Tschechei") mißachtet. Und das spätere Modell des fingierten "Überfalls auf den Sender Gleiwitz" (=false-flag-Operation) zur propagandistischen Vorbereitung und (Pseudo-)Legitimation des Überfalls auf Polen könnte sich vielleicht bald wiederholen.
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[Re]: Das ist natürlich formal richtig. Allerdings hängt die Zusammensetzung der Bundesversammlung unmittelbar mit der Sitzverteilung im Bundestag und mittelbar mit den Mehrheitsverhältnissen in den Bundesländern zusammen, weil Volksvertretungen der Länder ihre Wahlleute für die Bundesversammlung bestimmen. Ein für die SPD bzw. die Dreierkoalition ungünstigeres Wahlergebnis bei der letzten BT-Wahl hätte Steinmeiers Chance auf eine zweite Amtszeit ziemlich sicher erheblich verschlechtert.
Was Ulrike Herrmann mutmaßlich zum Ausdruck bringen wollte ist: Steinmeiers Vorgeschichte als Technokrat der Macht in der Schröder-Ära der SPD und als Architekt der Agenda 2010 und damit auch seine Rolle für die ausgerechnet von der SPD umgesetzte Politik der sozialen Kälte scheinen ihm und der SPD heute nicht mehr zu schaden - auch wenn die Rolle, die er heute als BP spielt, vor diesem Hintergrund ziemlich unglaubwürdig wirkt (um's zuzuspitzen: sie ist verlogen).
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[Re]: Unlauter ist vor allem, die Augen vor dem russischen Hegemonialstreben zu verschließen, den russischen Agressor als Opfer darzustellen, und die Tatsachen zu verdrehen.
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[Re]: Wen wundert's denn, wenn sich im Jäger*innenmilieu durch die 'Ausnahmegenehmigung zur „Entnahme“' ausreichend Mensch*innen dazu animiert fühlen, auf alles zu schießen, was mit dem Spezifikationskriterium "Problemwolf" bei dessen großzügiger Auslegung wenigstens teilkongruent ist.
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[Re]: Nun seien Sie doch nicht so engstirnig. Was zählen schon solche Petitessen wie Evidenz. Es geht schließlich um die richtige Haltung - da muss man im Zweifel auch großzügig sein dürfen.
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Wie sütt't ut, LOWANDORDER? Wat seggst du dorto?
Freu' mich schon auf den Kommentar :-)
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[Re]: Direkte Demokratie ist 'ne prima Spielwiese für Demagogen jeglicher politischer Couleur. Da lassen sich Stimmungen erzeugen oder schon vorhandene Stimmungen für beliebige Zwecke instrumentalisieren und mit Halb-, Schein- und Unwahrheiten in die gewünschte Richtung lenken. Der Brexit lässt grüßen.
Für das Thema Todesstrafe ist die Stimmungsdemokratie jedenfalls ein gefährlicher Ort.
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[Re]: Nix Quark. Warum so eindimensional? Die Impfgegnerschaft grassiert in verschiedenen Milieus. Und eines davon ist eben jenes, im deutschsprachigen Kulturraum eben stärker als anderswo vorherrschende, auf das die hier beschriebenen Bezüge durchaus zutreffen. Daneben gibt es natürlich weitere gesellschaftliche Milieus, in denen Impfskepsis und -gegnerschaft wieder andere Wurzeln haben.
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[Re]: Ihre Russland-, Putin- und Autokraten-Apologetik in Ehren - das Bild, in dessen Auswahl Sie einen Ausdruck propagandistischer Schlichtheit sehen wollen, ist russischer Provenienz und diente ursprünglich der politpropagandistischen Inszenierung Putins. Die Bildunterschrift "Was für ein Mann" nimmt ironisch Bezug auf die einem - sagen wir mal - unzeitgemäßen Geschlechterrollenstereotyp verhafteten Männlichkeitsattribute.
Bei dieser Gelegenheit: Was den "Krieger" oder Soldat als Idealbild des Mannes und als gesellschaftliches Leitbild der wilhelminischen Gesellschaft betrifft, empfehle ich Ihnen als Anregung die "Studien über die Deutschen" von Norbert Elias. Gerne verweise ich auch auf Theweleits "Männerphantasien". Das in dem Putin-Propaganfoto zum Ausdruck kommende Körper- und Männlichkeitsideal soldatischer Prägung ist demnach charakteristisch für den faschistischen Männertyp.
Aber ich ahne schon: den gibt's gewiss überall, nur eben nicht in Russland.
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[Re]: Nach mehr als eineinhalb Jahren Pandemie und in der mittlerweile vierten Welle fehlt mir allmählich das Verständnis für die von Ihnen als "Sündenböcke" exkulpierte Gruppe der "Vorsichtigen, Uninteressierten, in Gruppenzwängen Steckenden, nicht deutsch Sprechenden und Sonstigen". Mag sein, dass es darunter manche Gutwilligen gibt, die tatsächlich mit einer klaren Strategie und erhöhten Anstrengungen zu erreichen wären. Der Anteil derjenigen, die einer rationalen Argumentation in Sachen „Impfung“ aus ideologischen Gründen oder irrational grundierten Befürchtungen nicht zugänglich sind und sein wollen, ist sicher hoch genug und dürfte mit den Stimmanteilen der AfD und der „Basis“ bei der letzten Bundestagswahl teilkongruent sein. Diese Menschen als Solidaritätsverweigerer zu kritisieren, hat mit Sündenbocksuche wenig zu tun, finde ich. Vor berechtigter Kritik jedenfalls muss man sie nicht in Schutz nehmen.
Auch Ihr Rechenbeispiel zur maximal möglichen Impfquote finde ich nicht durchgängig überzeugend. Die Beispiele Portugal und Spanien, auf die derzeit oft verwiesen wird - auch weil sie bisher wesentlich besser durch die vierte Welle gekommen sind -, zeigen doch, dass trotz ähnlicher soziodemographischer Bedingungen, höhere Impfquoten möglich sind als in Deutschland. Natürlich hängen solche Unterschiede, aber auch die zwischen der jeweiligen Pandemielage in den einzelnen Ländern, von einer Vielzahl von Einflussfaktoren ab. Bei uns dürfte sicher auch die Bundestagswahl eine Rolle gespielt haben: wer schmälert schon gerne mit Verboten und Einschränkungen seine Wahlchancen, wenn die Impfkampagne rollt und die Pandemie – wie bereits im Sommer 2020 – scheinbar unter Kontrolle ist. Allerdings scheinen Impfskepsis und Corona-Leugnung in den mediterranen Gesellschaften auch schwächer und das (zumindest das diesbezügliche) Vertrauen in Politik und Wissenschaft stärker ausgeprägt zu sein als bei uns.
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[Re]: Man muss Röttgen nicht mögen und kann seine Positionen zu Russland für sicherheitspolitisches Teufelszeug halten. Aber man muss deswegen nicht implizit russische Propaganda-Narrative reproduzieren, in denen Opfer und Täter oder Ursache und Wirkung gerne zur eigenen Selbstverharmlosung vertauscht werden. Diese gegenüber einer hochproblematischen russischen Politik selektiv wohlwollende Haltung ist leider auch bei manchen sonst kritischen Linken (Sie dürften kaum einer sein) zu beobachten oder bei solchen, die in unhinterfragten Feindbildstrukturen verhaftet geblieben sind. Der altböse Feind, das sind erstmal oder ausschließlich die Yankees: für manche seit den Zeiten der Anti-Hitler-Koalition, für andere wiederum - und durchaus verständlich - seit Vietnam. Deswegen muss man aber nicht das imperialistische, großrussische Gebaren der rechtsnationalistischen, autoritären Oligarchen-Clique um Putin bagatellisieren, der sich in der Rolle des "Mehrers des Reiches" inszeniert und mit dem Sie scheinbar sympathisieren. Das geht aber nur, wenn man ausblendet, in welche Richtung Russland sich in den vergangenen 10-15 Jahren entwickelt hat: in Richtung eines nach innen zunehmend autoritär regierten und nach außen zunehmend aggressiv auftretenden Staates mit einer sich immer klarer abzeichnenden hegemonialen Expansionsstrategie. Das muss man – wie etwa Röttgen (ich sympathisiere weder mit ihm noch mit seiner Partei) - beim Namen nennen dürfen. Sie dürfen das derweil gerne für antirussisches Propagandageschwätz, den Milliardär Putin und seinen Klientel-Diktator Lukaschenko für honorige Politiker, vielleicht gar für Protagonisten einer moderaten Außenpolitik, und Röttgen für einen Scharfmacher halten.
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[Re]: Was das Problem der Selbstermächtigung zur Gewalt für den "guten Zweck", den dabei leider allzuoft stattfindenden Prozess der Dehumanisierung und Entgrenzung im Kampf gegen das Inhumane betrifft (im Kampf gegen das Böse ist schließlich jedes Mittel durch diesen Zweck geheiligt), könnte man gut auf einen Nietzsche-Aphorismus verweisen (wer Nietzsche, wie das in der Philosophiegeschichte bisweilen der Fall war, für einen geistigen Wegbereiter des Faschismus hält, wird allerdings jeden seiner Aphorismen von vorneherein für einschlägig kontaminiert halten):
"Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird."
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[Re]: Das Problem besteht darin, dass Sie vermutlich in einer Welt leben, in der es nur sportliche, leistungsstarke junge Menschen zu geben scheint. Der Strukturwandel auf dem Land führt doch dazu, dass für immer mehr Verrichtungen des täglichen Lebens immer größere Entfernungen zurückzulegen sind. Viele Einkaufsmöglichkeiten verschwinden. Der nächste Supermarkt liegt dann in einem per ÖPNV nur mit größerem Aufwand erreichbaren Nachbarort. Schulen werden geschlossen oder mit anderen zu größeren Einheiten zusammengelegt. Arztpraxen schließen, Bankfilialen schließen und selbst Bankautomaten verschwinden aus der Fläche. Für meine 87jährige Mutter könnte es bald zum Problem werden, wenn sie den zwanzigminütigen Fußweg zum Supermarkt nicht mehr bewältigen kann (das gilt ähnlich für den Bankautomaten und den Weg zur Ärztin). Und wenn ich meine Mutter übers Wochenende besuche und dafür Bus und Bahn nutze, komme ich am Sonntag nicht zum nächsten Bahnhof, weil kein Bus fährt. Keiner! Dieses Problem ist im Grunde aber lösbar, weil ich entweder ein Taxi nehmen kann, das allerdings so teuer ist, wie die gesamte Zugfahrt, oder ich im Zug ein Fahrrad mitnehmen kann (dann allerdings nicht im ICE).
Kurzum: Ihr Kommentar blendet die Realität vieler Menschen, die auf dem Lande, und erst recht vieler derjenigen, die in strukturschwachen Regionen leben, aus. Schlimmer noch: er ist wirklich ärgerlich, weil er vor Arroganz und Zynismus strotzt. Eigentlich müsste man Ihnen wünschen, dass Sie Ihren Lebensabend in einer strukturschwachen Gegend auf dem Land verbringen - nur mit dem Fahrrad.
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[Re]: Die LINKE konkurriert mittlerweile doch mit den Grünen und Teilen der SPD mit vergleichbarer Intensität um dieselben, in zunehmendem Maße akademisch gebildeten und urban geprägten Wähler*innenmilieus. Mir erscheint schleierhaft, wie eine "verbindende[n] Klassenpolitik" konkret aussehen könnte, die aus diesem Dilemma herausführt und sich dann bei Wahlen deutlich zugunsten der LINKEN auswirkt. Und die Feststellung, die LINKE sei die einzige friedenspolitische Stimme im Bundestag, dürfte bei potentiellen LINKEN-Wähler*innen wegen der einseitigen Fokussierung des friedenspolitischen Engagements auf den "altbösen Feind" USA/NATO bei gleichzeitiger Zurückhaltung gegenüber China oder Putin-Russland wohl nur dann verfangen, wenn sie diese Diskrepanz bzw. Doppelmoral großzügig ausblenden können.
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[Re]: Auf längere Sicht werden diese unterschiedlichen, kaum kompatiblen Milieus innerhalb der Partei wohl getrennte Wege gehen. Ob die Linke als bisher in den Parlamenten vertretene Partei und damit als Partei mit entsprechender politischer Relevanz dann noch eine Zukunft hat, bezweifle ich doch sehr.
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[Re]: Die in polemischer Absicht gestellte Frage von @Rero lässt sich nicht pauschal als "durchsichtige Abwiegelmasche" disqualifizieren. Sie zielt auf allzu schlichte vulgärpsychologische Erklärungen ab. Gegen eine differenzierte Anwendung psychologischer oder sozialpsychologischer Erkenntnisse zur Erklärung individuellen und kollektiven Verhaltens bzw. der Entwicklung von Gesellschaften und ihrer Irrwege ist demgegenüber nix, aber auch gar nix einzuwenden.
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[Re]: Stimme jedem Satz voll zu. Ich habe meinen Vater nach 50jähriger Parteizugehörigkeit jahrelang überredet, diesen Schritt nicht zu gehen. Lebte er heute noch, würde ich ihn davon nicht mehr abhalten. Fast tut's mir leid - für die SPD ebenso wie für meine Intervention in die Entscheidung meines Vaters.
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[Re]: Der Zeitgeist vor 20 Jahren war halt - leider! - neoliberal. Der möglichst wenig regulierte Markt galt als Stein der Weisen. Dem haben sich auch die meisten sozialdemokratischen Parteien in Europa nicht entziehen können und wollen (man denke etwa an New Labour). Rasmuss hat vollkommen recht: die Alternative zu Schröder (incl. Scholz) wäre seinerzeit wohl deutlich problematischer gewesen. Darum sollte man Scholz nicht nur daran messen, was er vor 20 Jahren gedacht und gemacht hat.
Insofern: gemessen an den aktuellen Alternativen scheint mir die Scholz-SPD noch das kleinste Übel zu sein. Die Linke kommt für mich - im Unterschied zu Rasmuss - jedenfalls wegen ihrer unkritischen Haltung zu Russland und ihrer pseudopazifistischen Doppelmoral, die sich einseitig gegen die Militärpolitik des Westens richtet und dem aggressiven großrussischen Gebahren Putin-Russlands immer sehr viel Verständnis entgegenbringt, nicht infrage.
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[Re]: Natürlich steckt auch die Angst der Wählerinnen und Wähler vor Veränderungen hinter der Wahl derjenigen, die einen sanften Wandel versprechen, der nicht weh tut. Ich kann das ein Stück weit aber nachvollziehen. Um es an einem konkreten Beispiel zu verdeutlichen: meine Mutter lebt in einem über hundert Jahre alten Haus mit einer ziemlich alten Ölheizung. Einen deutlichen Anstieg des Heizölpreises könnte sie mit ihrer überschaubaren Rente nur in sehr engen Grenzen auffangen. Für Investitionen, etwa in Wärmedämmungsmaßnahmen oder eine Modernisierung der Heizungsanlage, reichen ihre geringen Ersparnisse bei weitem nicht, auch wenn man staatl. Zuschüsse (sog. "Besserverdienenden-Prämien") einpreist. Überlegungen, solche Mehrbelastungen, durch zeitlich versetzte Kompensationszahlungen zu mildern, würden ihr kaum helfen, da sie schon die Vorleistungen kaum tragen könnte. Kurzum: sie sieht sich einem bedrohlichen bevorstehenden Dilemma ausgesetzt - wie auch viele andere. Zugespitzt gesagt: es sind also nicht nur die SUV-Besitzer/innen, die auf hohem Niveau auf Wohlstand verzichten müssen. Bisweilen habe ich auch den Eindruck, dass die radikaleren klimapolitischen Forderungen vor allem von denjenigen kommen, die sich nicht besonders einschränken müssen (in der Stadt braucht man kein Auto) oder sich die aus den Forderungen resultierenden Konsequenzen leisten können - auch finanziell. Dennoch: wer eine erfolgreiche Klimapolitik etablieren will, muss dabei auch die Situation der materiell weniger gut Situierten und derjenigen, die auf dem Lande leben, wo - wie bei meiner Mutter - es am WE keine ÖPNV-Angebote gibt, im Blick behalten, und diese Menschen mitnehmen. Das ist nicht schon per se reaktionär und rassistisch. Das dennoch so zu bewerten finde ich hochmütig.
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[Re]: Der Kommentar strotzt nur so vor Arroganz. Wer mit seinem Politikangebot Erfolg haben will, muss die Leute mitnehmen, ihre Sorgen und Ängste ernst nehmen, und verstehen, dass eine - ohne Zweifel dringend gebotene - progessive Klimapolitik gerade für Menschen außerhalb der urbanen Zentren (da ist man oft auf ein Auto angewiesen), für solche mit geringerem Einkommen und Besitz (wenn ich kaum finanzielle Spielräume habe und in Vorleistung gehen muss, tröstet die Aussicht auf 75 € Bürgergeld am Jahresende kaum; auch kann ich mir keinen klimafreundlicheren Neuwagen leisten, wenn ich keinen finanziellen Spielraum habe) und einer einfacheren beruflichen Qualifikation (nicht jede/r Haupt- und Realschulabsolvent/in profitiert von dem von Ihnen beschriebenen "Jobwunder") mit gravierenderen Änderungen verbunden ist. Ihre bemerkenswerte Verachtung kann man sich vermutlich nur leisten, wenn einem diese Änderungen kaum etwas abverlangen. Mit einer solchen Haltung generiert man ganz gewiss keine Zustimmung zu einem so wichtigen Anliegen wie dem Klimaschutz, sondern schafft Aversionen - ohne liebe Not.
Um es zu verdeutlichen: Meine Mutter lebt in einem sehr alten Haus mit einer jahrzehntealten Heizungsanlage. Sie macht sich bereits Sorgen, dass der zukünftige Heizölpreis sie finanziell überfordern könnte. Der mit dem Preisanstieg für fossile Brennstoffe erwünschte Anreizeffekt greift hier nicht, da sie die für eine Modernisierung der Heizungsanlage oder eine bessere Wärmedämmung erforderliche Investition selbst mit staatlichen Fördermitteln nicht stemmen könnte. Es gibt viel mehr Menschen, die sich in einem vergleichbaren Dilemma befinden und sich von der Politik alleine gelassen fühlen, als Sie es sich vorstellen können.
Kurzum: für die Akzeptanz des Klimaschutzes ist eine kluge sozialpolitische Abfederung nachteiliger Folgen mindestens genauso wichtig wie eine ausgeprägte Empathiefähigkeit der politischen Akteure für die Ängste vieler Menschen.
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[Re]: Die Angehörigen der "Generation Beleidigt" (Caroline Fourest) werden es wohl kaum sein.
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[Re]: Exzellente Empfehlung - ein immer noch extrem lesenswertes Buch (nog steeds een buitengewoon interessant boek)!
Die deutsche Ausgabe gibt's meines Wissens nach aber nur noch antiquarisch. Leser*innen, die des Niederländischen kundig sind, können auch auf das bei "De Bezige Bij" erscheinende Paperback ausweichen (ISBN 9789023466444).
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[Re]: Ach Gottchen, langweilig ist eigentlich nur Ihr Kommentar, Claudia.
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[Re]: Gewiss, gewiss: die Geisterfahrer sind immer die Entgegenkommenden, also die Anderen. Einigen wir uns doch darauf, dass die Einschätzung der Glaubhaftigkeit dieser Story sehr oft vom jeweils eigenen Weltbild abhängt und weniger von den Fakten (was sind schon Fakten im Zeitalter der Trumps, Putins und Gaulands): Ihre, und von mir aus auch meine Ich werde mich jedenfalls weiterhin dieser Putin-Story nicht anschließen, nach der diese Geschichte alleine schon deswegen nicht zutrifft, weil russischen Geheimdienste keine Fehler machen und Nawalny tot wäre, wenn sie ernst gemacht hätten. Hier wird ein Muster erkennbar: es erinnert an die Touristen-Geschichte über die Skripal-Attentäter und entspricht der notorischen Desinformations-Strategie und üblichen Täter-Opfer-Umkehr der Putin-Administration (Malaysian-Airlines MH-17, Donbass, Krim, Litwinenko, die Skripals, Changoschwili usw. usf.) und sollte allein schon deshalb Anlass zur Skepsis sein. Das finden ja immer noch viel zuviele Anhänger der Linken, noch mehr Sympathisanten der AfD und der unverbesserliche Gerhard Schröder immer sehr überzeugend. Sie können das gerne weiter glauben und Ihre Meinung dazu weiterverbreiten.
Nochmal: selbst wenn Nawalnys Anruf Schmierentheater gewesen sein könnte: Se non è vero, è molto ben trovato. Aber ich will nicht missionieren. Glauben Sie einfach, was Sie gern glauben wollen. Ist okay so.
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[Re]: Was die Geschichte über die russischen Geheimdienste und Ihre Zweifel an der Echtheit des Telefonats betrifft (Warum eigentlich? Passt das nicht in Ihr Weltbild?), könnte man mit Giordano Bruno sagen: Se non è vero, è molto ben trovato.
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Zitat: "Bei den Tätern haben wir es, bei aller Vorläufigkeit, mit instabilen Persönlichkeiten zu tun, die in wenig geordneten Verhältnissen leben und nur unzureichend psychosozial betreut waren."
Das mag ja zutreffen. Demnach sind diese Täter also in erster Linie arme Schweine oder Opfer belastender äußerer Umstände, die sie selbst nicht zu verantworten haben. Ich kann mich allerdings nicht so ganz des Eindrucks erwehren, dass man diesen Tätern mit einer Verständnisbereitschaft begegnet, die man gegenüber Rechtsextremisten zu recht nicht aufzubringen bereit ist. Die Entscheidung sich in eine gruppenbezogene Menscheinfeindlichkeit - sei sie islamistisch, rassistisch, rechtsradikal oder sonstwie motiviert - hinein zu radikalisieren trifft immer noch jeder für sich selbst. Wenn jemand dann aus einer solchen Motivlage heraus - tödliche - Gewalt gegen willkürlich ausgewählte Zufallsopfer begeht, gibt's nichts mehr zu beschwichtigen. Hört endlich auf, Islamisten in Schutz zu nehmen - auch dann, wenn es sich um Geflüchtete handelt: sie sind genauso schlimm und gefährlich, wie Nazis.
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Das Steinhuder Meer ist, genauso wie das Zwischenahner Meer, sehr wohl ein Meer, nämlich eines im norddeutschen Sinne der Wortbedeutung. Der Begriff "Meer" steht hier konträr zur Wortbedeutung im Hochdeutschen für ein größeres Binnengewässer, während das offene Meer "See" heißt - und zwar DIE See: genauso wie im Niederländischen (Zee; das Ijsselmeer ist ebenfalls ein Binnengewässer) und im Englischen (z.B. Seven Seas) oder anderen norgermanischen Sprachen (norwegisch: Nord sjøen).
zum BeitragSorry für die kleinliche Richtigstellung.
O sancta simplicitas
[Re]: Abenteuerlich und faktenfrei finde ich eher Ihren Kommentar, der eine Aneinanderreihen von Verschwörungstheorien, die von den russischen Desinformations-Expert*innen in Umlauf gebracht worden sind, von Whataboutism und Nebelkerzenwerferei ist. Das Argument des "cui bono" wird ja auch regelmäßig als Nebelkerze eingesetzt: Wer vom Anschlag profitiert, muss ihn auch begangen haben. Und natürlich sind die russischen Geheimdienste dämlich genug, zu übersehen, dass es den Heerscharen von BND-Agenten, die unbemerkt in Russland ihr Unwesen treiben, problemlos gelingt, dem unter russischer Dauerbeobachtung stehenden Nawalnjy, Nowitschok zu verabreichen. Das dürfte nicht mal Sie selbst glauben. Das Muster der Ermordung von Personen, die die russische Oligarchen-Clique um Putin stört, ist seit dem Dioxin-Anschlag auf Viktor Janukowitsch, ebenso das gleiche geblieben, wie die daran anschließenden Desinformationskampagnen der russischen Politik, auf die höchstens noch die Trump- und Putin-Fans der AfD und - völlig unverständlich - viele Linke ansprechen. Wer es jetzt immer noch nicht wahrhaben will, dass Russland ein von rechtsnationalistischen Kleptokraten autoritär regierter Schurkenstaat ist, dem ist mit Argumenten sowieso nicht beizukommen.
zum BeitragDer einzige Vorwurf, bei dem ich Ihnen zustimmen kann, ist der einer gewissen Doppelmoral der deutschen Politik, die hier herrscht. Aber das gilt angesichts Ihrer unkritischen Haltung zu Russland, auch für Sie selbst.
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Solche durch masslose Überhöhung individueller Befindlichkeiten ins latent Narzisstische tendierenden, hypermoralischen Exzesse dienen nicht der Bekämpfung des ideologischen Rassismus. Die vorgebrachten Argumente blenden den historischen Kontext aus, in dem Harriet Beecher-Stowe unter Bezug auf das damalige Gefüge gesellschaftlicher Werte und Normen ihr Buch als literarisches und moralisches Plädoyer gegen die Sklaverei verfasst hat. Das an heutigen Vorstellungen von moralisch richtig oder falsch zu messen ist nicht sinnvoll. Mit einem vergleichbar undifferenzierten Anspruch könnte man etwa auch ein Verbot von Grimm's Märchen fordern, die ja eigentlich eine Kompilation von bis dahin mündlich überlieferten Volksmärchen darstellen, weil sie Gewalt verherrlichen, traditionelle und Frauenverachtung Geschlechterstereotypen verbreiten usw. usf. (in der Logik der hypermoralisierenden Kritiker ist die öffentliche Verbreitung solcher Denkmuster mit deren Affirmation gleichzusetzen). Hypermoralismus dieser Art ist Wasser auf die Mühlen der Rechten und stärkt so ungewollt das, was er in guter Absicht zu bekämpfen vorgibt. Wer Rassismus bekämpfen will, sollte bei Wichtigerem und Relevanterem ansetzen, am besten beim zunehmend gefährlich werdenden ideologischen Rassismus.
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[Re]: Kommen Sie mal runter von Ihrem Geschichtsrevisionisten-Ross. Sagen Sie Lisboa statt Lissabon, Napoli statt Neapel, Moskwa statt Moskau, Nijmegen statt Nimwegen oder København statt Kopenhagen. Man kann's wirklich auch übertreiben.
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Volle Zustimmung zum Artikel. Etwas befremdlich finde die Beschränkung auf Brasilien und die USA. Die Liste der Staaten, für die die beschriebene oder eine damit vergleichbare Politik ebenso zutrifft, liesse sich deutlich erweitern, z.B. um Russland.
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[Re]: Über kurz oder lang wird Putin irgendeine weitere ehemalige Sowjetrepublik unter dem Vorwand des Schutzes der russischen Minderheit (für die nichtrussische Mehrheit wird es dann erheblich unangenehmer, als es für die russische Minderheit je war) heim ins grossrussische Reich holen. Der selektive, ausschließlich gegen den Westen gerichtete, also selektive Doppelmoral-Pazifismus der Linken stört mich ungemein. Das ist verlogen. Viel schlimmer aber ist, dass sich die Linke in ihrer Haltung zu Russland mit der AfD gemein macht. Gemessen an linken Idealen sollte man sich mindestens auch an der russischen Innenpolitik, an der russischen Rüstungspolitik, an der russischen Syrienpolitik, am russischen Nationalismus usf. massivst stören.
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Das ist soziologisch eigentlich ganz gut beschrieben. Allerdings haben die MINT-Kompetenzen in der MINT-Community mittlerweile selbst ja auch schon wieder eine klare Distinktionsfunktion gegenüber dem Rest der Gesellschaft - so wie früher die klassische Bildung und die damit verquickte Verachtung der lediglich "nützlichen" Bildung.
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Die CDU befindet sich jetzt auch im SPD-Modus: sie wird ihre Vorsitzende daher in absehbarer Zeit Schreddern.
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[Re]: Wenn ich deine wegen des verschwurbelten Stils (ne Mischung aus Proseminar-Arbeit und Autonomen-Slang) eher mühselig dechiffrierbaren Kommentare lese, erkenne ich die tiefe Weisheit in Frank Zappas irritierter Feststellung über die merkwürdige Verbissenheit der Deutschen nach dem Auftritt in Essen.
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[Re]: Bei der überwiegenden Mehrzahl der islamistischen Attentäter und der Gefährder handelt es sich um Personen, die vorher bereits als Intensivtäter in Erscheinung getreten sind. Vgl. dazu auch den aktuellen Kommentar von Sascha Lobo auf SPON: m.spiegel.de/netzw...mri-a-1244545.html
Ich halte nichts davon, solchen i.d.R. resozialisierungsresistenten Leuten auch irgendeine Form von Fürsorgeempfinden entgegenzubringen. Das würde ich bei Rechtsterroristen und deren Sympathisanten ebenso wenig wollen.
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[Re]: Liest sich wie 'ne wilde Mischung aus DKP-Weltanschauung und Horst Mahler.
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