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meine Kommentare
O sancta simplicitas
[Re]: Tun Sie sich keinen Zwang an. Sie könnten sofort loslegen: Das russische Militär führt gerade einen faktisch anlasslosen Angriffskrieg, der Züge eines Vernichtungskrieges aufweist, gegen einen Nachbarstaat, dem die russische Führung das Existenzrecht abspricht, um es heim ins Reich - in die ruskji mir - zu holen.
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[Re]: Der Vergleich zur Quantenphysik hinkt doch zumindest insofern, als es sich dabei um eine exakte Naturwissenschaft handelt, deren Theoreme empirisch, also im Experiment mit prädefinierten Bedingungen (Design, Instrumente, Annahmen etc.), grundsätzlich verifizierbar oder falsifizierbar sind. Wenn die Beobachtungen oder Resultate durch das bisherige Theorem nicht mehr erklärbar sind, könnte das bisherige Theorem/Paradigma fasch sein.
Das Problem des radikalen Sozialkonstruktivismus ist seine dogmatische Hermetik bzw. die falsifikationsresistente Erstarrung vieler seiner Protagonisten/innen. Das hat wenig mit Wissenschaft, sondern mehr mit Ideologie mit wissenschaftlichem Anschein zu tun.
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[Re]: Geschichtsrevisionistische Kreise? Sie meinen gewiss die Silowiki im Kreml.
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[Re]: Russland besiegen heißt, es so weit zu schwächen, dass es die strategischen geopolitischen Ziele der Silowiki (Ablösung der regelbasierten durch eine machtbasierte Weltordnung, Großrussisches Imperium, Beherrschung des eurasischen Superkontinents von Wladiwostok bis Lissabon und Sieg über "den Westen") nicht realisieren kann.
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[Re]: Es ist wohl eher so, dass die russische Führung den Westen auf die Knie zwingen, territorial zu einer Art Grossrussischem Reich - möglichst in den Ausmaßen der Sowjetunion oder sogar des Zarenreichs - expandieren, in Kooperation mit China den eurasischen Superkontinent beherrschen und das Recht des (militärisch) Stärkeren als vorherrschendes Prinzip der Weltordnung durchsetzen will. Wenn das gelingt, sind Freiheit und Gerechtigkeit und vieles andere, was uns im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte peu à peu lieb und teuer wie auch selbstverständlich geworden ist, passé - und zwar auch in den westlicher gelegenen Teilen Europas. Realistisch betrachtet werden sich die "Silowiki" im Kreml von der Durchsetzung ihrer strategischen Ziele leider nicht mit Pflugscharen abbringen lassen.
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[Re]: Hexenjagd? Um es noch einmal klarzustellen: Es um ein politisches Betrugsmanöver, bei dem ein klimapolitisches Feigenblatt verwendet wurde, um ebenso dreist wie schlampig zu kaschieren, dass Sanktionen unterlaufen werden sollen: Sanktionen gegen eine bereits zu diesem Zeitpunkt höchst fragwürdige Pipeline, die die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas und damit seine Erpressbarkeit eklatant erhöhen und zugleich als geopolitischer Hebel gegen die Ukraine dienen sollte. Das war bereits damals mit geringer Anstrengung deutlich erkennbar. Mit einem Minimum an Ehrlichkeit und politischer Redlichkeit hätte man diese Primärzwecke und die dahinterstehenden russischen Motive benennen müssen. Schwesig und andere haben sich den Protagonisten dieses Projektes in einer geradezu servilen Art angedient und die Öffentlichkeit in einer abgefeimten, zynischen und perfiden Weise getäuscht oder besser: verarscht. Diese miese Trickserei zu kritisieren hat mit Hexenjagd nichts, aber auch gar nichts zu tun. Ihr Vorwurf ist ein Mißgriff, der allerhöchstens dazu dient, eine in der Sache berechtigte Kritik zu diskreditieren.
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[Re]: Sie werden wissen, dass das Grauen nach dem Ende Ihrer "Weiße-Fahnen-Aktion" erst richtig losgehen wird.
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[Re]: Ich gebe Ihnen zumindest insofern recht, als dass gegen Personen öffentlichen Interesses gerichteter Diskreditierungskampagnen-"Journalismus" zum Standardrepertoire der Medien des Springer-Verlags gehören - nicht nur der "BILD", sondern - etwas subtiler natürlich, auch der "Welt" (=Tichys Einblick 'light'). Die Vorwürfe gegen Schwesig sind aber nicht schon deswegen unberechtigt oder falsch, weil sie aus der falschen Ecke kommen. Vielmehr tun sich bei Schwesig Abgründe eines skrupellosen und zynischen politischen Kalküls auf, bei dem klimapolitische Motive vorgeschoben und dieses Anliegen so auf übelste Weise für die Durchsetzung höchst obskurer Interessen instrumentalisiert wurde.
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[Re]: Man muss die Aussagen von olle Egon Bahr nicht gleich als apodiktische Gewissheiten betrachten. Die "mindestens zehnjährige Gegnerschaft zu Russland" hängt aber nicht zuletzt auch mit den strategischen geopolitischen Zielen der vom "Versailles-Syndrom" geplagten Ultra-Nationalisten im Kreml zusammen (Stichwort "Neo-Eurasismus"). Man muss hier im Forum auch nicht ständig auf Alexander Dugin und/oder Sergej Karaganov und ihren Einfluss auf die Falken im Kreml - kaum vorstellbar, aber da gibt' tatsächlich auch welche - verweisen, denn das ist alles längst bekannt. Zentraler Bestandteil dieser geopolitischen Ziele - die Beendigung der geopolitischen Dominanz "des Westens" - ist die beständige Destabilisierung des Westens. Die Erweiterung von NATO und/oder EU, die ja auch den sicherheitspolitischen Bedürfnissen der Nachbarstaaten eines geopolitisch hochaggressiven Russlands geschuldet ist und nicht - George Dabbelju zum Trotz - Bestandteil einer zielgerichteten NATO-Strategie, sind doch nur eine Scheinlegitimation für den russischen Neoimperialismus. Aber vielleicht sieht sich die Putin-Entourage mit einem Sieg der Putinistin Marine Le Pen bei den französischen Präsidentschaftswahlen und der Wiederauferstehung des Putin-Buddies Donald Trump bald am Ziel ihrer Wünsche und kann diese mögliche Entwicklung als wichtige Zwischenetappen bei der Destabilisierung des Westens betrachten.
Im Unterschied zu Ihnen fürchte ich mich vor dieser Perspektive und ich fürchte mich auch vor dem russischen Aggro-Nationalismus, dessen Satisfaktions-Bedürfnisse und grossrussischen Expansionsgelüste mit der möglichen Niederlage der Ukraine längst nicht gesättigt sein dürften. Ich mache mir keine Illusionen darüber, dass Sie meine Befürchtungen nicht teilen, möchte das aber dennoch gerne loswerden.
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Vergleichbare Muster finden sich bereits im Tschetschenienkrieg - konkret im 2. Tschetschenienkrieg.
Vgl. unter www.fr.de/politik/...noch-11723679.html
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[Re]: Dass Sie mit keinem Wort auf das Massaker eingehen, um das es im Artikel geht, ist bemerkenswert entlarvend. Lesen Sie einfach mal den entsprechenden Bericht von Human Rights Watch unter:
www.hrw.org/news/2...a-controlled-areas
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[Re]: Für den Anfang reicht vielleicht schon mal der Bericht von Human Rights Watch:
www.hrw.org/news/2...a-controlled-areas
Ich mache mir allerdings wenig Illusionen darüber, dass Sie den nicht mindestens anzweifeln dürften (um die kognitive Dissonanz zu vermeiden).
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[Re]: Auch die Nazis haben ihre Verbrechen an der Zivilbevölkerung in der ehemaligen Sowjetunion pauschal damit begründet, es handele sich bei den Ermordeten um Kombattanten. Der bloße Verdacht genügte für eine aus Sicht der Nazis dann gewissermaßen präventive Hinrichtung. Ich vermute, dass Ihnen weder auffällt, dass Sie im Grunde analog argumentieren (getötete Zivilisten=potentielle oder faktische Kombattanten), noch dass Sie die Ähnlichkeit dieser Scheinlegitimation für begangene Kriegsverbrechen zugeben würden. Natürlich muss das immer auch von unabhängigen Stellen untersucht werden. Ich kann es dennoch nicht fassen, wie man das Verhalten der russischen Regierung und des russischen Militärs mit diesem ständigen Whataboutism auch jetzt, nach allem, was seit Kriegsbeginn bekannt geworden ist, immer noch relativieren kann. Friedrich Küppersbusch hat kürzlich hier in der taz geschrieben, dass sich die [sogenannte] antiimperialistische Linke hinsichtlich ihres Russland-Bildes gratlos an die AfD anschweißen ließe. Man muss ihm da wohl leider zustimmen.
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[Re]: "Ein ex-Kler im durchsichtigen Versuch - sich aufs Brett des Karneades der Guten zu retten."
Entre nous, but not only - das diskreditierende Scheinargument des 'argumentum ad hominem' hilft immer und spart Mühe.
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[Re]: Tut mir leid, aber ich kann nicht erkennen, dass eine sicher auch polemische Kritik an der angemaßten Deutungshoheit einer privilegierten weißen Gruppe (sc. die FFFs aus Hannover) darüber, was zulässige und/oder unzulässige kulturelle Aneignung ist, damit gleichzusetzen ist, dass man auf die Themen der von Rassismus betroffenen Personen scheiße. Nicht jeder identitätspolitische Exzess ist Ausdruck antirassistischer Denke und schon gar nicht sakrosankt. Schlimmer noch: diese Hybris weißer Kids dient nicht einmal der gut gemeinten Sache.
Vielleicht sollten Sie mal den Kommentar von Ecox Lucius weiter oben lesen, der klar macht wofür Dreadlocks alles stehen oder nicht stehen. Ob Ihre verengte Sicht auf das Thema "kulturelle Aneignung" den möglichen Erkenntnisgewinn zulässt, vermag ich nicht zu beurteilen.
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[Re]: Zur Erinnerung: Am 21. Februar posteten Sie "Für den Kriegsanfang setze ich immer noch auf die verwirrten Amerikaner."
Ich werde nicht versuchen, auf Ihre beständigen absurden Tatsachenverdrehungen sinnloserweise auch noch inhaltlich einzugehen. Um es mit Karl Valentin zu sagen: Es lohnt sich nicht einmal, Sie zu ignorieren.
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[Re]: Die zynische Intrumentalisierung eines vorgeblich antinazistischen Kampfes gegen die ukrainische Regierung durch einen "im völkischen Denken verhafteter Ultra-Nationalist(en), der über Leichen geht" [Zitat aus dem Artikel] und die Tatsache dass Putin rechtsradikale und rechtspopulistische Parteien und Bewegungen in Europa unterstützt, scheint sie ansonsten ja eher nicht zu stören.
Ihre Empfehlung nichts zu verschweigen greife ich bei dieser Gelegenheit gerne auf. Putin lässt sich vom "Philosophen" Alexander Dugin inspirieren, den man getrost als Faschisten vezeichnen darf und auf den sich auch viel Rechte in Europa gerne berufen:
de.m.wikipedia.org..._Geljewitsch_Dugin
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[Re]: Es geht doch gar nicht darum, ob Dugins Ideen den Mindestansprüchen der akademischen Philosophie gerecht werden oder nicht, sondern darum, zu verstehen, aus welchen ideologischen (philosophisch verbrämten) Quellen Putin schöpft, was ihn und seine Entourage antreibt. Kurzum: es geht darum zu wissen, wie Putin tickt. Die Überschneidung vieler seiner Verlautbarungen der letzten Zeit mit eurasistischen Denkmustern ist doch frappierend.
Man könnte sehr zugespitzt sagen, dass der Dugin dem Putin das ist, was der Alfred Rosenberg dem III. Reich war.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Das Ziel "mit den Nachbar in Frieden zu leben" (Zitat aus Ihrem Kommentar) lässt sich bekanntermaßen nur erreichen, wenn beide Seiten das wollen. Es geht doch überhaupt nicht um vorgebliche Sicherheitsinteressen Russlands gegenüber einer aggressiv auftretenden NATO (diese Wahrnehmungsverzerrung gibt es ohne Zweifel in den Köpfen dergroßrussisch denkenden Falken im Kreml), sondern um die Wiederherstellung russischer Größe (vgl. etwa Putins mutmaßlich schon früher aufgezeichnete Rede vom 21.02. oder andere ähnliche Aussagen von ihm in den vergangenen Jahren). Russland hat unprovoziert die Ukraine überfallen und sich mit Völkermordbehauptungen dazu scheinermächtigt. Jedenfalls lassen es die großrussischen-imperialen, neokolonialistischen und auch völkisch grundierten Ambitionen Putins als durchaus denkbar erscheinen, dass Moldawien und Georgien die nächsten Opfer dieses Ziels, der Restauration Russlands als militärische "superpower" in der territorialen Ausdehnung der ehemaligen Sowjetunion sind. Russische Gesetze lassen die Anwendung militärischer Gewalt gegen Staaten mit russischen Minderheiten zu. Putins unverhohlene Drohung des Einsatzes von Atomwaffen kann man auch als Fingerzeig Richtung Baltikum deuten. Dieser Hebel lässt sich prima instrumentalisieren. Das dahinterstehende strategische Ziel ist der, in den letzten Jahren ja auch in Form und Cyberattacken, Desinformationskampagnen via RT und Sputnik und Destabilisierungsaktivitäten, wie der finanziellen Unterstützung rechtspopulistischer und rechtsextremer Parteien in Europa bereits längst stattfindende Hybridkrieg als Teil des Kampfes gegen die liberalen Demokratien des Westens (googeln Sie einfach mal "Putin-Doktrin", "Sergej Karaganov" oder - noch gruseliger - "Alexander Dugin").
Die Selektivität Ihrer Empathie für die Sicherheitsinteressen Russlands bei gleichzeitiger Ausblendung der Sicherheitsinteressen der Russland benachbarten Länder vor ihrem aggressiven, hochgerüsteten Nachbarn ist bemerkenswert.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Haben Sie denn immer noch nicht verstanden, dass Putin keine Verhandlungslösung wollte, weil der jetzt stattfindende Angriff Bestandteil einer bereits seit langem verfolgten Strategie ist? Seine geopolitische Mission wird in einer vom Putin-Berater Sergej Karaganov als solche deklarierten Putin-Doktrin ausformuliert. Sie beinhaltet die Bekämpfung des dekadenten, maroden "Westens" durch ein wiedererstandenes grossrussisches Imperium im Einklang mit China (Eurasien). Zur Durchsetzung dieser Ziele ist der Einsatz des gerade auch mithilfe der als Gegenleistung für russisches Gas und Öl geflossenen Gelder des Westens hochgerüsteten russischen Militärarsenals nicht nur die Voraussetzung. Vielmehr ist die Bereitschaft, diese auch einzusetzen konstitutiver Bestandteil dieser Strategie. Karaganov hat das zuletzt auf den Seiten von RT.com dargestellt (wer Zeit und Geduld hat, das zu lesen: www.rt.com/russia/...ne-foreign-policy/ ).
Wer sich angesichts der Aussagen in diesem Artikel immer noch seinen Illusionen hingeben möchte, das ließe sich im Rahmen konstruktiver Gespräche aushandeln, man könne den Worten Putins nach allen Lügen der vergangenen Tage, ja eigentlich der vergangenen Jahre noch vertrauen und für uns liefe dann alles so weiter wie bisher, dem ist nicht zu helfen. Oder, schlimmer noch, der/die sympathisiert möglicherweise sogar mit dem dahinterstehenden Weltbild.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Wenn man den Begriff "Krieg" weiter fasst und nicht auf den Einsatz militärischer Gewalt beschränkt, findet er als hybrider Krieg ja auch bereits seit Jahren in Form einer breit angelegten Destabilisierungskampagne statt, die Cyberangriffe (einer der möglichen Resultate russischer Hacking-Aktivitäten dürfte der Wahlsieg Trumps 2016 gewesen sein, der natürlich auch viele andere Ursachen hat) ebenso umfasst wie die Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch RT.com und Sputnik oder die Aktivitäten der Trollfabriken in Olgino (am Rand von St. Petersburg) und anderswo, die sich in den Kommentaren von Putin-Trollen in diesem und vielen anderen Foren oder den sozialen Medien (z.B. Telegram!) äußern. Wie sich etwa beim Brexit gezeigt hat, darf man die Folgen solcher Destabilisierungsaktivitäten für die reale Politik nicht unterschätzen. Die Stimmungsdemokratien im Westen sind hochfragil und anfällig. Ob sie standhalten, bleibt offen. In Russland weiß man das schon lange.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Bravo, Bruder: Volle Zustimmung! Mehr noch, es ist nicht einmal erwiesen, dass es überhaupt russisches Militär gibt. Vielmehr erobert Väterchen Wladimir Wladimirowitsch mit seiner aktuellen Friedenskampagne gerade die Herzen seiner ostslawischen Brüder und Schwestern in der sogenannten Ukraine im Sturm. Der große Donald und mutmaßliche zukünftige POTUS aus Mar-a-Lago hat seinem ihm an historischer Größe eher noch überlegenen Bruder im Geiste, Wladimir, dem Mehrer des großrussischen Imperiums, bereits seinen Respekt bekundet. Endlich ist Schluß mit dem dekadenten Westen usw. usf.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Moin Moin LOWANDORDER. Ich habe keinen Zweifel an Ihrer Bereitschaft zum Festhalten an alten weltanschaulichen Gewißheiten. Mir fällt dazu die Phase der Krise des bisher gültigen Paradigmas ein, bevor es am logischen Widerspruch gegenüber den damit dann nicht mehr erklärbaren Beobachtungen zusammenbricht (seinerzeit: die Bewegungen der Planeten ließen sich trotz diverser Verrenkungen mit dem heliozentrischen Weltbild immer weniger in Einklang bringen), aus dem schon halb vergessenen Paradigmenwechselbuch von olle Thomas S. Kuhn. Man kann natürlich am liebgewordenen Paradigma festhalten und solche Widersprüche ausblenden, indem man den Blick durchs Fernrohr verweigert.
Dennoch sollte man nicht die Augen vor Putins gruseliger Agenda verschließen. Ich empfehle den nachfolgend verlinkten Artikel "Russia's new foreign policy, the Putin Doctrine. Moscow’s confrontation with NATO is just the start"
www.rt.com/russia/...ne-foreign-policy/
Dass es auf RT.com publiziert wurde, erhöht hier paradoxerweise die Authentizität.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: @boandlgramer
Wer immer noch nicht begreifen will, was auf Putins Agenda steht, worum es also letztlich für uns alle, und nicht bloß für die Ukrainer geht, die - um Ihre zynische Argumentation zuspitzend aufzugreifen - hre Vergewaltigung doch bitte duldsam ertragen mögen, damit wir es weiterhin schön warm haben, der/die sollte mal den nachfolgend verlinkten Artikel von Sergej Karaganov über die außenpolitischen Ziele Putins, die sog. Putin-Doktrin, lesen (Untertitel: .Moscow’s confrontation with NATO is just the start). Ist zwar auf RT.com, dem Propagandakanal Putins, publiziert, aber das erhöht in diesem Fall eher die Authentizität.
www.rt.com/russia/...ne-foreign-policy/
Ansonsten hilft es vielleicht auch, sich mit Alexander Dugin zu befassen, mit dessen geopolitischem Konzept eines „Neo-Eurasismus“ auf der Basis eines in Opposition zu den Vereinigten Staaten und den dekadenten westlichen Demokratien stehenden großrussischen Reiches, Putins Äußerungen der letzten Zeit auffallend ähneln. Demnach ist der Ukraine-Krieg der Auftakt zu einem High-Noon mit den morschen, bequemen, verweichlichten Systemen der westlichen liberalen Gesellschaften.
Es wird ungemütlich werden.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Wer dafür plädiert, Putin in seinen - die Heim-ins-Reich-Aggression gegen die Ukraine als Vorwand scheinlegitimierenden - Einwänden gegen die NATO-Osterweiterung ernst zu nehmen (und dabei mit erstaunlicher Nonchalance die - wie sich zeigt begründeten - Befindlichkeiten der Staaten ausblendet, die im NATO-Beitritt vor allem einen Schutz vor großrussischem Revisionismus gesehen haben), der muss ihn auch in seinen chauvinistischen Aussagen der letzten Jahre und seiner unverhohlenen Drohung ernst nehmen, im Zweifel auch Atomwaffen einzusetzen. Begreift es doch endlich: Putin ist ein hypernationalistisch argumentierender zynischer und skrupelloser Militärdiktator ohne jegliche moralische Hemmschwelle. Das hat er in der Vergangenheit oft genug bewiesen. Diese unfassbare Putin-Empathie und/oder -apologie und die damit verbundene zynische Täter-Opfer-Umkehr ist der komplett falsche Ansatz, wenn man an antiimperialistischen (?) Gewissheiten festhalten möchte, wonach immer die USA, die NATO, der Westen das Urböse sind. Man kann der USA uneineingeschränkt vieles vorwerfen. Aber dann muss man ebenso konsequent auch die Durchsetzung russischer Interessen (es sind zunächst mal die Interessen der Putin'schen Oligarchenclique) mit militärischer Gewalt kritisieren. Wer indes die Zustimmung vieler Foristen zur Aussage des Meinungsartikels von U. Winkelmann diskreditiert, diskreditiert damit letztlich sich selbst.
Nochmal: es gibt keinen auch nur ansatzweise hinreichenden Grund für den russischen Angriff auf die Ukraine. Dieser Krieg ist durch nichts zu rechtfertigen.
Vgl. hierzu die Rede des kenianischen UN-Botschafters Martin Kimani im UN-Sicherheitsrat kurz vor dem russischen Überfall auf die Ukraine:
youtu.be/jwDWxyLVBxk
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Wer sich ein Bild von der Vorstellungswelt Putins machen möchte, die zumindest in Teilen sein aktuelles Handeln erklärt und Aufschluss über die möglichen darüber hinausgehenden strategischen Ziele geben könnte, sollte sich mit Alexander Dugin beschäftigen. Dugin propagiert das geopolitische Konzept eines „Neo-Eurasismus“ auf der Basis eines in Opposition zu den Vereinigten Staaten stehenden großrussischen Reiches.
Hätte man Putin beim Wort genommen, wäre längst absehbar gewesen, dass das, was jetzt stattfindet, eintreten würde. Umso erschütternder ist die unfassbare Naivität, mit der die meisten westlichen Staaten - nicht zuletzt Deutschland - der russischen Politik in den vergangenen Jahren begegnet sind. Ich fürchte, die Zukunft wird angesichts der Schwäche "des Westens" und der diese Schwäche einkalkulierenden Entschlossenheit Putins, bei der Erreichung der Ziele im Zweifel bis zum Äußersten zu gehen, gruselig.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Armes Forum in der taz... was ist bloß aus Dir geworden?
zum BeitragO sancta simplicitas
Sieht so aus, als wäre die Selbstverharmlosungsstrategie eines Rechtsextremisten und potentiellen -terroristen vorerst gescheitert.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Die derzeitigen Aktivitäten der NATO sind eine Reaktion auf die (Be-)Drohungen von russischer Seite. Sie kehren Ursache und Wirkung um und verwenden dasselbe Narrativ, dessen sich der Kreml und staatsnahe Medien in Russland regelmäßig bedienen, wenn es darum geht, die Antwort der Nato auf die russischen Truppenbewegungen an der ukrainischen Grenzen zu delegitimieren.
zum BeitragO sancta simplicitas
Das Video spielt mit einer Skandalisierungsstrategie (Sexualisierung, Pornographisierung) um größtmögliche mediale Aufmerksamkeit zu generieren. Es bedient sich dabei einer ähnlichen Strategie, wie seinerzeit die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Rahmen ihrer Aids-Kampagne mit dem legendären Video mit Hella von Sinnen als Kassiererin ("Tina, wat kost'n die Kondome?). Der o.a. Artikel von Emeli Glaser zeigt doch, dass das diese Strategie durchaus aufgegangen ist.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Ich bin seit über 18 Jahre auf einer ver.di-Liste in Personalvertretungen des öffentlichen Dienstes aktiv und beobachte leider auch, dass es zunehmend schwieriger wird, Beschäftigte für eine aktive Mitarbeit bei ver.di zu interessieren oder sie zu motivieren bei Wahlen ver.di-Listen zu wählen. Natürlich hat die Mitgliederentwicklung vielfältige Ursachen. Sie ist ja auch in vielen anderen Großorganisationen, Parteien, Vereinen usw. zu beobachten und zumeist den gleichen gesellschaftlichen Entwicklugen geschuldet. Bei den Wahlausgängen ist das Bild heterogener. Der unterschiedliche, in nicht wenigen Fällen ja durchaus auch erfreuliche Wahlerfolg von ver.di in den Einzelbehörden dürfte aber oft auf behördenspezifische Ursachen zurückzuführen sein, etwa einer durch ein zu repressives Betriebsklima belasteten Organisationskultur und/oder dem persönlichen Charisma der Kandidaten/innen, die sich für eine ver.di-Liste zur Wahl stellen.
Ich würde Ihrem Kommentar insofern zustimmen, dass das erwähnte gesellschaftspolitische "Beiwerk" bei ver.di immer stärker in den Vordergrund tritt und Beschäftigte, die eigentlich nur konkrete Unterstützung bei einem Problem mit der Arbeitgeberseite erwarten, zunehmend stört und mindestens ein weiterer Faktor für die Abwendung von zu ideologisch und zu "woke" auftretenden Gewerkschaften ist. Die Konkurrenten der DBB-Tarifunion oder von den unabhängigen Listen profitieren leider davon.
Die zukünftige Entwicklung sehe ich eher pessimistisch: die dem Mitgliederschwund und damit dem Rückgang an Mitgliedsbeiträgen geschuldeten Organisationsreformen auf Bezirks- und Fachbereichsebene führen dazu, dass die Gewerkschaft für die Aktiven in den Betrieben und die Mitglieder noch schlechter erreichbar sind. Sie begünstigen die Abkapselung der Funktionäre in einer Blase. Eine weniger ideologische und mehr an der Lösung konkreter Probleme von Beschäftigten, also pragmatischere Positionierung wird dadurch noch unwahrscheinlicher. Quo vadis, ver.di?
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[Re]: Jepp. Hatte ich seinerzeit auch nicht auf dem Schirm. Leider wird Steinmeier demnächst dann seine zweite Runde antreten. Für mich bleibt er ein zynischer Technokrat - und als aktueller und zukünftiger BP damit eine Fehlbesetzung.
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[Re]: Nur zur Klarstellung: Es war nicht "der Westen", sondern das Deutsche Reich, das im 1. Wk. - zusammen mit Österreich-Ungarn - dem russischen Zarenreich den Krieg erklärt hat. Und auch der Überfall auf die Sowjetunion ging - nach vorheriger Aufteilung der Hegemonialsphären in Ostmitteleuropa durch den Hitler-Stalin-Pakt - von Nazi-Deutschland aus, das ganz sicher nicht politisch, sondern höchstens noch geographisch, "dem Westen" zuzurechnen war. Daraus allerdings eine historische Gesetzmäßigkeit im Sinne von "wer im Konfliktfall westlich von Russland liegt, ist automatisch der Aggressor", ableiten zu wollen, ist reichlich schlicht.
Kurzum: dass die Rechten den völkisch denkenden Renachisten und Autokraten Putin und seine Oligarchen- und Kleptokraten-Clique toll finden, leuchtet mir wegen deren Faszination für das russische Staats- und Politikmodell ein. Dass es allerdings unter taz-Lesern erstaunlich viele Putin-Verniedlicher gibt, die beide Augen vor dem verschließen, was sich seit vielen Jahren innen-, außen- und militärpolitisch in Russland abspielt, und das entweder für weniger schlimm halten als das, was "im Westen" stattfindet, oder schlicht alles für westliche Propaganda halten, bestürzt mich.
Sorry, aber mich erinnert die Rolle, die Russland in der Ukraine-Frage spielt, nicht wenig an die Rolle Deutschlands im Gefolge des "Münchener Abkommens". Auch damals wurden Staatsgrenzen infrage gestellt. Auch damals wurde die Souveränität eines Staates (im Nazi-Jargon "Rest-Tschechei") mißachtet. Und das spätere Modell des fingierten "Überfalls auf den Sender Gleiwitz" (=false-flag-Operation) zur propagandistischen Vorbereitung und (Pseudo-)Legitimation des Überfalls auf Polen könnte sich vielleicht bald wiederholen.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Das ist natürlich formal richtig. Allerdings hängt die Zusammensetzung der Bundesversammlung unmittelbar mit der Sitzverteilung im Bundestag und mittelbar mit den Mehrheitsverhältnissen in den Bundesländern zusammen, weil Volksvertretungen der Länder ihre Wahlleute für die Bundesversammlung bestimmen. Ein für die SPD bzw. die Dreierkoalition ungünstigeres Wahlergebnis bei der letzten BT-Wahl hätte Steinmeiers Chance auf eine zweite Amtszeit ziemlich sicher erheblich verschlechtert.
Was Ulrike Herrmann mutmaßlich zum Ausdruck bringen wollte ist: Steinmeiers Vorgeschichte als Technokrat der Macht in der Schröder-Ära der SPD und als Architekt der Agenda 2010 und damit auch seine Rolle für die ausgerechnet von der SPD umgesetzte Politik der sozialen Kälte scheinen ihm und der SPD heute nicht mehr zu schaden - auch wenn die Rolle, die er heute als BP spielt, vor diesem Hintergrund ziemlich unglaubwürdig wirkt (um's zuzuspitzen: sie ist verlogen).
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[Re]: Unlauter ist vor allem, die Augen vor dem russischen Hegemonialstreben zu verschließen, den russischen Agressor als Opfer darzustellen, und die Tatsachen zu verdrehen.
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[Re]: Wen wundert's denn, wenn sich im Jäger*innenmilieu durch die 'Ausnahmegenehmigung zur „Entnahme“' ausreichend Mensch*innen dazu animiert fühlen, auf alles zu schießen, was mit dem Spezifikationskriterium "Problemwolf" bei dessen großzügiger Auslegung wenigstens teilkongruent ist.
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[Re]: Nun seien Sie doch nicht so engstirnig. Was zählen schon solche Petitessen wie Evidenz. Es geht schließlich um die richtige Haltung - da muss man im Zweifel auch großzügig sein dürfen.
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Wie sütt't ut, LOWANDORDER? Wat seggst du dorto?
Freu' mich schon auf den Kommentar :-)
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[Re]: Direkte Demokratie ist 'ne prima Spielwiese für Demagogen jeglicher politischer Couleur. Da lassen sich Stimmungen erzeugen oder schon vorhandene Stimmungen für beliebige Zwecke instrumentalisieren und mit Halb-, Schein- und Unwahrheiten in die gewünschte Richtung lenken. Der Brexit lässt grüßen.
Für das Thema Todesstrafe ist die Stimmungsdemokratie jedenfalls ein gefährlicher Ort.
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[Re]: Nix Quark. Warum so eindimensional? Die Impfgegnerschaft grassiert in verschiedenen Milieus. Und eines davon ist eben jenes, im deutschsprachigen Kulturraum eben stärker als anderswo vorherrschende, auf das die hier beschriebenen Bezüge durchaus zutreffen. Daneben gibt es natürlich weitere gesellschaftliche Milieus, in denen Impfskepsis und -gegnerschaft wieder andere Wurzeln haben.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Ihre Russland-, Putin- und Autokraten-Apologetik in Ehren - das Bild, in dessen Auswahl Sie einen Ausdruck propagandistischer Schlichtheit sehen wollen, ist russischer Provenienz und diente ursprünglich der politpropagandistischen Inszenierung Putins. Die Bildunterschrift "Was für ein Mann" nimmt ironisch Bezug auf die einem - sagen wir mal - unzeitgemäßen Geschlechterrollenstereotyp verhafteten Männlichkeitsattribute.
Bei dieser Gelegenheit: Was den "Krieger" oder Soldat als Idealbild des Mannes und als gesellschaftliches Leitbild der wilhelminischen Gesellschaft betrifft, empfehle ich Ihnen als Anregung die "Studien über die Deutschen" von Norbert Elias. Gerne verweise ich auch auf Theweleits "Männerphantasien". Das in dem Putin-Propaganfoto zum Ausdruck kommende Körper- und Männlichkeitsideal soldatischer Prägung ist demnach charakteristisch für den faschistischen Männertyp.
Aber ich ahne schon: den gibt's gewiss überall, nur eben nicht in Russland.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Nach mehr als eineinhalb Jahren Pandemie und in der mittlerweile vierten Welle fehlt mir allmählich das Verständnis für die von Ihnen als "Sündenböcke" exkulpierte Gruppe der "Vorsichtigen, Uninteressierten, in Gruppenzwängen Steckenden, nicht deutsch Sprechenden und Sonstigen". Mag sein, dass es darunter manche Gutwilligen gibt, die tatsächlich mit einer klaren Strategie und erhöhten Anstrengungen zu erreichen wären. Der Anteil derjenigen, die einer rationalen Argumentation in Sachen „Impfung“ aus ideologischen Gründen oder irrational grundierten Befürchtungen nicht zugänglich sind und sein wollen, ist sicher hoch genug und dürfte mit den Stimmanteilen der AfD und der „Basis“ bei der letzten Bundestagswahl teilkongruent sein. Diese Menschen als Solidaritätsverweigerer zu kritisieren, hat mit Sündenbocksuche wenig zu tun, finde ich. Vor berechtigter Kritik jedenfalls muss man sie nicht in Schutz nehmen.
Auch Ihr Rechenbeispiel zur maximal möglichen Impfquote finde ich nicht durchgängig überzeugend. Die Beispiele Portugal und Spanien, auf die derzeit oft verwiesen wird - auch weil sie bisher wesentlich besser durch die vierte Welle gekommen sind -, zeigen doch, dass trotz ähnlicher soziodemographischer Bedingungen, höhere Impfquoten möglich sind als in Deutschland. Natürlich hängen solche Unterschiede, aber auch die zwischen der jeweiligen Pandemielage in den einzelnen Ländern, von einer Vielzahl von Einflussfaktoren ab. Bei uns dürfte sicher auch die Bundestagswahl eine Rolle gespielt haben: wer schmälert schon gerne mit Verboten und Einschränkungen seine Wahlchancen, wenn die Impfkampagne rollt und die Pandemie – wie bereits im Sommer 2020 – scheinbar unter Kontrolle ist. Allerdings scheinen Impfskepsis und Corona-Leugnung in den mediterranen Gesellschaften auch schwächer und das (zumindest das diesbezügliche) Vertrauen in Politik und Wissenschaft stärker ausgeprägt zu sein als bei uns.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Man muss Röttgen nicht mögen und kann seine Positionen zu Russland für sicherheitspolitisches Teufelszeug halten. Aber man muss deswegen nicht implizit russische Propaganda-Narrative reproduzieren, in denen Opfer und Täter oder Ursache und Wirkung gerne zur eigenen Selbstverharmlosung vertauscht werden. Diese gegenüber einer hochproblematischen russischen Politik selektiv wohlwollende Haltung ist leider auch bei manchen sonst kritischen Linken (Sie dürften kaum einer sein) zu beobachten oder bei solchen, die in unhinterfragten Feindbildstrukturen verhaftet geblieben sind. Der altböse Feind, das sind erstmal oder ausschließlich die Yankees: für manche seit den Zeiten der Anti-Hitler-Koalition, für andere wiederum - und durchaus verständlich - seit Vietnam. Deswegen muss man aber nicht das imperialistische, großrussische Gebaren der rechtsnationalistischen, autoritären Oligarchen-Clique um Putin bagatellisieren, der sich in der Rolle des "Mehrers des Reiches" inszeniert und mit dem Sie scheinbar sympathisieren. Das geht aber nur, wenn man ausblendet, in welche Richtung Russland sich in den vergangenen 10-15 Jahren entwickelt hat: in Richtung eines nach innen zunehmend autoritär regierten und nach außen zunehmend aggressiv auftretenden Staates mit einer sich immer klarer abzeichnenden hegemonialen Expansionsstrategie. Das muss man – wie etwa Röttgen (ich sympathisiere weder mit ihm noch mit seiner Partei) - beim Namen nennen dürfen. Sie dürfen das derweil gerne für antirussisches Propagandageschwätz, den Milliardär Putin und seinen Klientel-Diktator Lukaschenko für honorige Politiker, vielleicht gar für Protagonisten einer moderaten Außenpolitik, und Röttgen für einen Scharfmacher halten.
zum BeitragO sancta simplicitas
[Re]: Was das Problem der Selbstermächtigung zur Gewalt für den "guten Zweck", den dabei leider allzuoft stattfindenden Prozess der Dehumanisierung und Entgrenzung im Kampf gegen das Inhumane betrifft (im Kampf gegen das Böse ist schließlich jedes Mittel durch diesen Zweck geheiligt), könnte man gut auf einen Nietzsche-Aphorismus verweisen (wer Nietzsche, wie das in der Philosophiegeschichte bisweilen der Fall war, für einen geistigen Wegbereiter des Faschismus hält, wird allerdings jeden seiner Aphorismen von vorneherein für einschlägig kontaminiert halten):
"Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird."
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[Re]: Das Problem besteht darin, dass Sie vermutlich in einer Welt leben, in der es nur sportliche, leistungsstarke junge Menschen zu geben scheint. Der Strukturwandel auf dem Land führt doch dazu, dass für immer mehr Verrichtungen des täglichen Lebens immer größere Entfernungen zurückzulegen sind. Viele Einkaufsmöglichkeiten verschwinden. Der nächste Supermarkt liegt dann in einem per ÖPNV nur mit größerem Aufwand erreichbaren Nachbarort. Schulen werden geschlossen oder mit anderen zu größeren Einheiten zusammengelegt. Arztpraxen schließen, Bankfilialen schließen und selbst Bankautomaten verschwinden aus der Fläche. Für meine 87jährige Mutter könnte es bald zum Problem werden, wenn sie den zwanzigminütigen Fußweg zum Supermarkt nicht mehr bewältigen kann (das gilt ähnlich für den Bankautomaten und den Weg zur Ärztin). Und wenn ich meine Mutter übers Wochenende besuche und dafür Bus und Bahn nutze, komme ich am Sonntag nicht zum nächsten Bahnhof, weil kein Bus fährt. Keiner! Dieses Problem ist im Grunde aber lösbar, weil ich entweder ein Taxi nehmen kann, das allerdings so teuer ist, wie die gesamte Zugfahrt, oder ich im Zug ein Fahrrad mitnehmen kann (dann allerdings nicht im ICE).
Kurzum: Ihr Kommentar blendet die Realität vieler Menschen, die auf dem Lande, und erst recht vieler derjenigen, die in strukturschwachen Regionen leben, aus. Schlimmer noch: er ist wirklich ärgerlich, weil er vor Arroganz und Zynismus strotzt. Eigentlich müsste man Ihnen wünschen, dass Sie Ihren Lebensabend in einer strukturschwachen Gegend auf dem Land verbringen - nur mit dem Fahrrad.
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[Re]: Die LINKE konkurriert mittlerweile doch mit den Grünen und Teilen der SPD mit vergleichbarer Intensität um dieselben, in zunehmendem Maße akademisch gebildeten und urban geprägten Wähler*innenmilieus. Mir erscheint schleierhaft, wie eine "verbindende[n] Klassenpolitik" konkret aussehen könnte, die aus diesem Dilemma herausführt und sich dann bei Wahlen deutlich zugunsten der LINKEN auswirkt. Und die Feststellung, die LINKE sei die einzige friedenspolitische Stimme im Bundestag, dürfte bei potentiellen LINKEN-Wähler*innen wegen der einseitigen Fokussierung des friedenspolitischen Engagements auf den "altbösen Feind" USA/NATO bei gleichzeitiger Zurückhaltung gegenüber China oder Putin-Russland wohl nur dann verfangen, wenn sie diese Diskrepanz bzw. Doppelmoral großzügig ausblenden können.
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[Re]: Auf längere Sicht werden diese unterschiedlichen, kaum kompatiblen Milieus innerhalb der Partei wohl getrennte Wege gehen. Ob die Linke als bisher in den Parlamenten vertretene Partei und damit als Partei mit entsprechender politischer Relevanz dann noch eine Zukunft hat, bezweifle ich doch sehr.
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[Re]: Die in polemischer Absicht gestellte Frage von @Rero lässt sich nicht pauschal als "durchsichtige Abwiegelmasche" disqualifizieren. Sie zielt auf allzu schlichte vulgärpsychologische Erklärungen ab. Gegen eine differenzierte Anwendung psychologischer oder sozialpsychologischer Erkenntnisse zur Erklärung individuellen und kollektiven Verhaltens bzw. der Entwicklung von Gesellschaften und ihrer Irrwege ist demgegenüber nix, aber auch gar nix einzuwenden.
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[Re]: Stimme jedem Satz voll zu. Ich habe meinen Vater nach 50jähriger Parteizugehörigkeit jahrelang überredet, diesen Schritt nicht zu gehen. Lebte er heute noch, würde ich ihn davon nicht mehr abhalten. Fast tut's mir leid - für die SPD ebenso wie für meine Intervention in die Entscheidung meines Vaters.
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[Re]: Der Zeitgeist vor 20 Jahren war halt - leider! - neoliberal. Der möglichst wenig regulierte Markt galt als Stein der Weisen. Dem haben sich auch die meisten sozialdemokratischen Parteien in Europa nicht entziehen können und wollen (man denke etwa an New Labour). Rasmuss hat vollkommen recht: die Alternative zu Schröder (incl. Scholz) wäre seinerzeit wohl deutlich problematischer gewesen. Darum sollte man Scholz nicht nur daran messen, was er vor 20 Jahren gedacht und gemacht hat.
Insofern: gemessen an den aktuellen Alternativen scheint mir die Scholz-SPD noch das kleinste Übel zu sein. Die Linke kommt für mich - im Unterschied zu Rasmuss - jedenfalls wegen ihrer unkritischen Haltung zu Russland und ihrer pseudopazifistischen Doppelmoral, die sich einseitig gegen die Militärpolitik des Westens richtet und dem aggressiven großrussischen Gebahren Putin-Russlands immer sehr viel Verständnis entgegenbringt, nicht infrage.
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[Re]: Natürlich steckt auch die Angst der Wählerinnen und Wähler vor Veränderungen hinter der Wahl derjenigen, die einen sanften Wandel versprechen, der nicht weh tut. Ich kann das ein Stück weit aber nachvollziehen. Um es an einem konkreten Beispiel zu verdeutlichen: meine Mutter lebt in einem über hundert Jahre alten Haus mit einer ziemlich alten Ölheizung. Einen deutlichen Anstieg des Heizölpreises könnte sie mit ihrer überschaubaren Rente nur in sehr engen Grenzen auffangen. Für Investitionen, etwa in Wärmedämmungsmaßnahmen oder eine Modernisierung der Heizungsanlage, reichen ihre geringen Ersparnisse bei weitem nicht, auch wenn man staatl. Zuschüsse (sog. "Besserverdienenden-Prämien") einpreist. Überlegungen, solche Mehrbelastungen, durch zeitlich versetzte Kompensationszahlungen zu mildern, würden ihr kaum helfen, da sie schon die Vorleistungen kaum tragen könnte. Kurzum: sie sieht sich einem bedrohlichen bevorstehenden Dilemma ausgesetzt - wie auch viele andere. Zugespitzt gesagt: es sind also nicht nur die SUV-Besitzer/innen, die auf hohem Niveau auf Wohlstand verzichten müssen. Bisweilen habe ich auch den Eindruck, dass die radikaleren klimapolitischen Forderungen vor allem von denjenigen kommen, die sich nicht besonders einschränken müssen (in der Stadt braucht man kein Auto) oder sich die aus den Forderungen resultierenden Konsequenzen leisten können - auch finanziell. Dennoch: wer eine erfolgreiche Klimapolitik etablieren will, muss dabei auch die Situation der materiell weniger gut Situierten und derjenigen, die auf dem Lande leben, wo - wie bei meiner Mutter - es am WE keine ÖPNV-Angebote gibt, im Blick behalten, und diese Menschen mitnehmen. Das ist nicht schon per se reaktionär und rassistisch. Das dennoch so zu bewerten finde ich hochmütig.
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[Re]: Der Kommentar strotzt nur so vor Arroganz. Wer mit seinem Politikangebot Erfolg haben will, muss die Leute mitnehmen, ihre Sorgen und Ängste ernst nehmen, und verstehen, dass eine - ohne Zweifel dringend gebotene - progessive Klimapolitik gerade für Menschen außerhalb der urbanen Zentren (da ist man oft auf ein Auto angewiesen), für solche mit geringerem Einkommen und Besitz (wenn ich kaum finanzielle Spielräume habe und in Vorleistung gehen muss, tröstet die Aussicht auf 75 € Bürgergeld am Jahresende kaum; auch kann ich mir keinen klimafreundlicheren Neuwagen leisten, wenn ich keinen finanziellen Spielraum habe) und einer einfacheren beruflichen Qualifikation (nicht jede/r Haupt- und Realschulabsolvent/in profitiert von dem von Ihnen beschriebenen "Jobwunder") mit gravierenderen Änderungen verbunden ist. Ihre bemerkenswerte Verachtung kann man sich vermutlich nur leisten, wenn einem diese Änderungen kaum etwas abverlangen. Mit einer solchen Haltung generiert man ganz gewiss keine Zustimmung zu einem so wichtigen Anliegen wie dem Klimaschutz, sondern schafft Aversionen - ohne liebe Not.
Um es zu verdeutlichen: Meine Mutter lebt in einem sehr alten Haus mit einer jahrzehntealten Heizungsanlage. Sie macht sich bereits Sorgen, dass der zukünftige Heizölpreis sie finanziell überfordern könnte. Der mit dem Preisanstieg für fossile Brennstoffe erwünschte Anreizeffekt greift hier nicht, da sie die für eine Modernisierung der Heizungsanlage oder eine bessere Wärmedämmung erforderliche Investition selbst mit staatlichen Fördermitteln nicht stemmen könnte. Es gibt viel mehr Menschen, die sich in einem vergleichbaren Dilemma befinden und sich von der Politik alleine gelassen fühlen, als Sie es sich vorstellen können.
Kurzum: für die Akzeptanz des Klimaschutzes ist eine kluge sozialpolitische Abfederung nachteiliger Folgen mindestens genauso wichtig wie eine ausgeprägte Empathiefähigkeit der politischen Akteure für die Ängste vieler Menschen.
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[Re]: Die Angehörigen der "Generation Beleidigt" (Caroline Fourest) werden es wohl kaum sein.
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[Re]: Exzellente Empfehlung - ein immer noch extrem lesenswertes Buch (nog steeds een buitengewoon interessant boek)!
Die deutsche Ausgabe gibt's meines Wissens nach aber nur noch antiquarisch. Leser*innen, die des Niederländischen kundig sind, können auch auf das bei "De Bezige Bij" erscheinende Paperback ausweichen (ISBN 9789023466444).
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[Re]: Ach Gottchen, langweilig ist eigentlich nur Ihr Kommentar, Claudia.
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[Re]: Gewiss, gewiss: die Geisterfahrer sind immer die Entgegenkommenden, also die Anderen. Einigen wir uns doch darauf, dass die Einschätzung der Glaubhaftigkeit dieser Story sehr oft vom jeweils eigenen Weltbild abhängt und weniger von den Fakten (was sind schon Fakten im Zeitalter der Trumps, Putins und Gaulands): Ihre, und von mir aus auch meine Ich werde mich jedenfalls weiterhin dieser Putin-Story nicht anschließen, nach der diese Geschichte alleine schon deswegen nicht zutrifft, weil russischen Geheimdienste keine Fehler machen und Nawalny tot wäre, wenn sie ernst gemacht hätten. Hier wird ein Muster erkennbar: es erinnert an die Touristen-Geschichte über die Skripal-Attentäter und entspricht der notorischen Desinformations-Strategie und üblichen Täter-Opfer-Umkehr der Putin-Administration (Malaysian-Airlines MH-17, Donbass, Krim, Litwinenko, die Skripals, Changoschwili usw. usf.) und sollte allein schon deshalb Anlass zur Skepsis sein. Das finden ja immer noch viel zuviele Anhänger der Linken, noch mehr Sympathisanten der AfD und der unverbesserliche Gerhard Schröder immer sehr überzeugend. Sie können das gerne weiter glauben und Ihre Meinung dazu weiterverbreiten.
Nochmal: selbst wenn Nawalnys Anruf Schmierentheater gewesen sein könnte: Se non è vero, è molto ben trovato. Aber ich will nicht missionieren. Glauben Sie einfach, was Sie gern glauben wollen. Ist okay so.
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[Re]: Was die Geschichte über die russischen Geheimdienste und Ihre Zweifel an der Echtheit des Telefonats betrifft (Warum eigentlich? Passt das nicht in Ihr Weltbild?), könnte man mit Giordano Bruno sagen: Se non è vero, è molto ben trovato.
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Zitat: "Bei den Tätern haben wir es, bei aller Vorläufigkeit, mit instabilen Persönlichkeiten zu tun, die in wenig geordneten Verhältnissen leben und nur unzureichend psychosozial betreut waren."
Das mag ja zutreffen. Demnach sind diese Täter also in erster Linie arme Schweine oder Opfer belastender äußerer Umstände, die sie selbst nicht zu verantworten haben. Ich kann mich allerdings nicht so ganz des Eindrucks erwehren, dass man diesen Tätern mit einer Verständnisbereitschaft begegnet, die man gegenüber Rechtsextremisten zu recht nicht aufzubringen bereit ist. Die Entscheidung sich in eine gruppenbezogene Menscheinfeindlichkeit - sei sie islamistisch, rassistisch, rechtsradikal oder sonstwie motiviert - hinein zu radikalisieren trifft immer noch jeder für sich selbst. Wenn jemand dann aus einer solchen Motivlage heraus - tödliche - Gewalt gegen willkürlich ausgewählte Zufallsopfer begeht, gibt's nichts mehr zu beschwichtigen. Hört endlich auf, Islamisten in Schutz zu nehmen - auch dann, wenn es sich um Geflüchtete handelt: sie sind genauso schlimm und gefährlich, wie Nazis.
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Das Steinhuder Meer ist, genauso wie das Zwischenahner Meer, sehr wohl ein Meer, nämlich eines im norddeutschen Sinne der Wortbedeutung. Der Begriff "Meer" steht hier konträr zur Wortbedeutung im Hochdeutschen für ein größeres Binnengewässer, während das offene Meer "See" heißt - und zwar DIE See: genauso wie im Niederländischen (Zee; das Ijsselmeer ist ebenfalls ein Binnengewässer) und im Englischen (z.B. Seven Seas) oder anderen norgermanischen Sprachen (norwegisch: Nord sjøen).
zum BeitragSorry für die kleinliche Richtigstellung.
O sancta simplicitas
[Re]: Abenteuerlich und faktenfrei finde ich eher Ihren Kommentar, der eine Aneinanderreihen von Verschwörungstheorien, die von den russischen Desinformations-Expert*innen in Umlauf gebracht worden sind, von Whataboutism und Nebelkerzenwerferei ist. Das Argument des "cui bono" wird ja auch regelmäßig als Nebelkerze eingesetzt: Wer vom Anschlag profitiert, muss ihn auch begangen haben. Und natürlich sind die russischen Geheimdienste dämlich genug, zu übersehen, dass es den Heerscharen von BND-Agenten, die unbemerkt in Russland ihr Unwesen treiben, problemlos gelingt, dem unter russischer Dauerbeobachtung stehenden Nawalnjy, Nowitschok zu verabreichen. Das dürfte nicht mal Sie selbst glauben. Das Muster der Ermordung von Personen, die die russische Oligarchen-Clique um Putin stört, ist seit dem Dioxin-Anschlag auf Viktor Janukowitsch, ebenso das gleiche geblieben, wie die daran anschließenden Desinformationskampagnen der russischen Politik, auf die höchstens noch die Trump- und Putin-Fans der AfD und - völlig unverständlich - viele Linke ansprechen. Wer es jetzt immer noch nicht wahrhaben will, dass Russland ein von rechtsnationalistischen Kleptokraten autoritär regierter Schurkenstaat ist, dem ist mit Argumenten sowieso nicht beizukommen.
zum BeitragDer einzige Vorwurf, bei dem ich Ihnen zustimmen kann, ist der einer gewissen Doppelmoral der deutschen Politik, die hier herrscht. Aber das gilt angesichts Ihrer unkritischen Haltung zu Russland, auch für Sie selbst.
O sancta simplicitas
Solche durch masslose Überhöhung individueller Befindlichkeiten ins latent Narzisstische tendierenden, hypermoralischen Exzesse dienen nicht der Bekämpfung des ideologischen Rassismus. Die vorgebrachten Argumente blenden den historischen Kontext aus, in dem Harriet Beecher-Stowe unter Bezug auf das damalige Gefüge gesellschaftlicher Werte und Normen ihr Buch als literarisches und moralisches Plädoyer gegen die Sklaverei verfasst hat. Das an heutigen Vorstellungen von moralisch richtig oder falsch zu messen ist nicht sinnvoll. Mit einem vergleichbar undifferenzierten Anspruch könnte man etwa auch ein Verbot von Grimm's Märchen fordern, die ja eigentlich eine Kompilation von bis dahin mündlich überlieferten Volksmärchen darstellen, weil sie Gewalt verherrlichen, traditionelle und Frauenverachtung Geschlechterstereotypen verbreiten usw. usf. (in der Logik der hypermoralisierenden Kritiker ist die öffentliche Verbreitung solcher Denkmuster mit deren Affirmation gleichzusetzen). Hypermoralismus dieser Art ist Wasser auf die Mühlen der Rechten und stärkt so ungewollt das, was er in guter Absicht zu bekämpfen vorgibt. Wer Rassismus bekämpfen will, sollte bei Wichtigerem und Relevanterem ansetzen, am besten beim zunehmend gefährlich werdenden ideologischen Rassismus.
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[Re]: Kommen Sie mal runter von Ihrem Geschichtsrevisionisten-Ross. Sagen Sie Lisboa statt Lissabon, Napoli statt Neapel, Moskwa statt Moskau, Nijmegen statt Nimwegen oder København statt Kopenhagen. Man kann's wirklich auch übertreiben.
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Volle Zustimmung zum Artikel. Etwas befremdlich finde die Beschränkung auf Brasilien und die USA. Die Liste der Staaten, für die die beschriebene oder eine damit vergleichbare Politik ebenso zutrifft, liesse sich deutlich erweitern, z.B. um Russland.
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[Re]: Über kurz oder lang wird Putin irgendeine weitere ehemalige Sowjetrepublik unter dem Vorwand des Schutzes der russischen Minderheit (für die nichtrussische Mehrheit wird es dann erheblich unangenehmer, als es für die russische Minderheit je war) heim ins grossrussische Reich holen. Der selektive, ausschließlich gegen den Westen gerichtete, also selektive Doppelmoral-Pazifismus der Linken stört mich ungemein. Das ist verlogen. Viel schlimmer aber ist, dass sich die Linke in ihrer Haltung zu Russland mit der AfD gemein macht. Gemessen an linken Idealen sollte man sich mindestens auch an der russischen Innenpolitik, an der russischen Rüstungspolitik, an der russischen Syrienpolitik, am russischen Nationalismus usf. massivst stören.
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Das ist soziologisch eigentlich ganz gut beschrieben. Allerdings haben die MINT-Kompetenzen in der MINT-Community mittlerweile selbst ja auch schon wieder eine klare Distinktionsfunktion gegenüber dem Rest der Gesellschaft - so wie früher die klassische Bildung und die damit verquickte Verachtung der lediglich "nützlichen" Bildung.
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Die CDU befindet sich jetzt auch im SPD-Modus: sie wird ihre Vorsitzende daher in absehbarer Zeit Schreddern.
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[Re]: Wenn ich deine wegen des verschwurbelten Stils (ne Mischung aus Proseminar-Arbeit und Autonomen-Slang) eher mühselig dechiffrierbaren Kommentare lese, erkenne ich die tiefe Weisheit in Frank Zappas irritierter Feststellung über die merkwürdige Verbissenheit der Deutschen nach dem Auftritt in Essen.
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[Re]: Bei der überwiegenden Mehrzahl der islamistischen Attentäter und der Gefährder handelt es sich um Personen, die vorher bereits als Intensivtäter in Erscheinung getreten sind. Vgl. dazu auch den aktuellen Kommentar von Sascha Lobo auf SPON: m.spiegel.de/netzw...mri-a-1244545.html
Ich halte nichts davon, solchen i.d.R. resozialisierungsresistenten Leuten auch irgendeine Form von Fürsorgeempfinden entgegenzubringen. Das würde ich bei Rechtsterroristen und deren Sympathisanten ebenso wenig wollen.
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[Re]: Liest sich wie 'ne wilde Mischung aus DKP-Weltanschauung und Horst Mahler.
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