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Linken-Politiker zur AfDRamelow verteidigt Ostdeutsche

Wer AfD wähle, sei nicht automatisch ein Nazi, sagt Thüringens linker Ministerpräsident Bodo Ramelow. Er beklagt eine „Verzerrung der Realität“.

Kämpft nächstes Jahr um die Wiederwahl: Thüringens linker Ministerpräsident Bodo Ramelow Foto: Martin Schutt/dpa

Erfurt dpa | Nach den jüngsten kommunalpolitischen Wahlerfolgen der AfD hat Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) beklagt, dass über Ostdeutsche Pauschalurteile gefällt würden. „Was wir gerade erleben, ist eine teilweise Verzerrung der Realität“, sagte Ramelow der „Thüringer Allgemeinen“ (Mittwoch). „Aus skandalisierender Berichterstattung und verkürzten Analysen entsteht die falsche Wahrnehmung, dass die 52 Prozent der Wähler, die im Kreis Sonneberg für einen AfD-Landrat gestimmt haben, alles Nazis sein müssten.“

Die AfD erlebte in Umfragen zuletzt einen Höhenflug – derzeit steht sie bundesweit bei etwa 20 Prozent. In Thüringen waren die Werte höher. Dort wurde im Landkreis Sonneberg der AfD-Politiker Robert Sesselmann zum ersten AfD-Landrat Deutschlands gewählt. In Raguhn-Jeßnitz in Sachsen-Anhalt wurde ein AfD-Politiker zum hauptamtlichen Bürgermeister bestimmt.

Ramelow sagte, es werde ausgeblendet, „welche sozialen und politischen Friktionen wir haben und was die AfD im Moment in ganz Deutschland hochtreibt“. Ramelow kritisierte einen Teil der überregionalen Medien. „Wenn ich den ganzen Tag mit Kamerateams in Sonneberg und Umgebung unterwegs bin und nach Nazis suche, dann finde ich die auch“, sagte er. „Und wenn dann jemand sagt, ich will Adolf Hitler wiederhaben: Solche Deppen gab es immer. Und es gibt sie auch in Westdeutschland.“

Der Thüringer Regierungschef warf der AfD vor, allein auf negative Emotionen zu setzen. „Sie bündelt Ängste, Vorurteile und Aggressionen, was vor allem in Ostdeutschland funktioniert.“ Die anderen Parteien sollten auf deren Erstarken nicht mit gegenseitigem „Draufklopfen“ reagieren, sagte er. Das gelte für die CDU, aber auch für seine Partei: So höre er in der Linken Forderungen, man sollte den Landkreis Sonneberg als Nicht-Deutscher möglichst schnell verlassen. „Da habe ich zurückgefragt: Habt ihr sie noch alle?“

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82 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Nach den jüngsten kommunalpolitischen Wahlerfolgen der AfD hat Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) beklagt, dass über Ostdeutsche Pauschalurteile gefällt würden.



    🤔



    Meint er so was wie, „Wer AfD wähle, sei nicht automatisch ein Nazi,“?



    *schüttelt mit den Kopf



    Pauschalurteile sind immer GEGEN die (Ost)Deutschen, nie VON den (Ost)Deutschen.🫣

    Mikse* vergass, Ostdeutsche sind YA immun gegen Rechtsextremismus …



    … oder galt das nur für Sachsen?🤔

    "In den Wogen der Selbsttäuschung verfangen, bleibt unser Schiff in der Vergangenheit hangen, bis wir die Lügen über Bord werfen und mit klarem Blick die Zukunft entdecken, arrr!" 🏴‍☠️

  • Nach den letzten Umfragen würde in Thüringen fast ein Drittel für die AfD stimmen. Damit wäre das Land aber praktisch unregierbar.

    Folgte man aber den Ratschlägen einiger Foristen, sollte Ramelow am besten auch ins Nazi-Horn tuten und AfD-Wähler mal so richtig beschimpfen.

    Wie man so aber diese Wähler (die ja früher auch mal etwas anderes gewählt hatten, möglicherweise sogar die "Linke") zurückgewinnen will - da kommt dann nur das große, große Schweigen.

    Und auch in der Sache hat Ramelow völlig recht. Aber viele, die über AfD-Wähler schreiben, scheinen ja keinen einzigen persönlich zu kennen oder wären gar bereit, sich mit ihm auseinanderzusetzen.

    • @Schalamow:

      Ich kenne, besser gesagt kannte, einen AfD-Wähler. Ein Nachbar in der Kleinstadt aus der ich stamme. Ich habe ein paarmal versucht, mit ihm ins Gespräch zu kommen.

      Er sagte, es gäbe zu viele Ausländer in Deutschland, die wenigsten würden arbeiten, sondern vom Staat leben. Er sagte ukrainische Flüchtlinge bekämen alles was sie wollten und die Deutschen würden keine Wohnung finden.

      Er war der Ansicht, die Regierung wäre verbrecherisch und gehöre ins Gefängnis. Natürlich war er gegen das Gendern, war voller Verachtung für Homosexuelle und Feministinnen. Er glaubte nicht an den Klimawandel und leugnete Corona.

      Die offiziellen Medien würden Lügen verbreiten, die Wahrheit finde man nur im Internet.

      Also ein waschechter Demokrat. Als es kurz davor war, in Tätlichkeiten überzugehen, brach ich den Kontakt ab.

      Klar, der steht nicht für alle AfD-Wähler.

      Mir hat der eine aber gereicht.

      Und: Wer eine Partei wählt, in der Leute wie Höcke eine große Nummer sind, der ist Nazi oder einfach nur dumm.

    • @Schalamow:

      Nun, wie wollen sie diese Leute denn wieder für demokratische Ideen zurückgewinnen? Wie ihnen vermitteln warum es grundfalsch und die Überschreitung eines gesellschaftlichen Tabus ist Faschisten zu wählen?

    • @Schalamow:

      Ich kenne welche. Und da die gutwillige Erwiderung nicht verstehen hilft vielleicht sie mit der größtmöglichen Verachtung zu beschenken die das Gesetz zulässt. Für manches muß man kein Verständnis mitbringen. Die wählen AfD ob ich freundlich oder unfreundlich bin. Jeder kann sich die Höcke Zitate ansehen. Da sieht man wie die AfD tickt. Dann kann man lautstark dafür sein muß sich aber über die Antwort nicht wundern.

    • @Schalamow:

      Ich kenne einige AfD-Wähler persönlich, einen in der Familie(weitläufig) und einen ehemals besten Freund und noch ein paar andere. Diskussion mehr als schwierig.

      • @Garum:

        ...Namen !

      • @Garum:

        Ja, es gibt diejenigen, bei denen ist Hopf und Malz verloren (und da rede ich noch nicht mal von der Hardcore-Fraktion mit geschlossenem rechtsextremistischem Weltbild). Diskussionen sind da sinnlos

        Aber es gibt eben auch diejenigen, die sich auf Gegenargumente einlassen. Da darf man jetzt keine Wunder erwarten. Aber man kann damit zumindest Meinungs- und Informationsblasen aufreißen und die Leute mit einer anderen Sicht konfrontieren. Denn die größte Gefahr sehe ich mittlerweile darin, dass immer mehr in ihre auf "alternative Fakten" aufgebauten Paralleluniversen abdriften. Damit sind sie für den demokratischen Diskurs (endgültig?) verloren.

  • Ich muss ehrlich sagen, ich verstehe die Rechten nicht und die Rechten sich selber vermutlich auch nicht. Bestes Beispiel Coronakrise, als die Impfgegner reihenweise das Zeitliche gesegnet haben. Oder Russlandkrise, warum spendet die russische Regierung ihren Bürgern keinen Urlaub/Studiensemester in Europa anstatt Massengräbern?



    Auf die Umweltproblematik übertragen bedeutet das, das wenn der gesamte Wald abgestorben und verbrannt ist, wie zuletzt geschehen in Australien, Kanada, Argentinien, Südfrankreich oder in Deutschland, dann habt Ihr uns da mit reingerissen. - Die Treibhausgasemissionen der Menschheit sind derzeit so hoch wie noch nie.

    • @Paule :

      Fakten spielen in diesen Kreisen - nicht nur in D - keinerlei Rolle. Herr oder Frau Qanon beispielsweise hatte mehrfach die Machtübernahme Trumps angekündigt. Passierte nicht, aber das stört bei den Gläubigen niemand.



      In D wurde - u.a. - der Untergang der EU, der Untergang der Euro, Millonen Tote durch die Corona-Impfungen, der "Große Austausch" (ich warte immer noch auf den Tausch mit einem Bewohner der Kanaren, Homeoffice kann ich schließlich auch von da machen) etc. angekündigt. Passiert nicht? Macht nichts.



      Ist ein wenig wie bei den Weltuntergangssekten. Da wartet man immer auf das nächste Datum.

  • Jepp. Herr Ramelow hat vollkommen recht.

    • @Rudolf Fissner:

      Wie heißt noch dieses Wort, welches so ganz ähnlich klingt wie "Jepp" ?

      • @Zebulon:

        ..." Jupp " or " Japp "....

      • @Zebulon:

        Ich denke nicht das Herr Ramelow ein Depp ist.

  • „Da habe ich zurückgefragt: Habt ihr sie noch alle?“ - humorigerweise die Grundfrage die die meisten AFDler auch stellen. Nur deren Schlussfolgerungen sind dann eben genauso doof.

  • ...solange die jetzige Regierung, die Bürger und Wähler nicht davon überzeugen kann, bereit und Willens zu sein, die politischen Entscheidungen der letzten 20 Jahre, der vorangegangenen



    Regierungen, auf Kosten der Geringverdiener und des Mittelstands zu revidieren und die allgemeine Situation zu verbessern, wird es für die AfD ein leichtes Spiel bleiben " den Rattenfänger von Hameln " zu geben...

    • @Alex_der_Wunderer:

      Richtig. 🤷

  • Dass permanent wohlfeile Entschuldigungen für die Wähler der AfD gesucht werden, mit denen man ihre Ressentiments zu rationalisieren versucht, muss endlich aufhören. Mit solchen Aussagen tragen Politiker wie Ramelow letztlich zur Normalisierung der AfD bei.



    Zugleich ist bei der Partei seit Jahren eine inhaltliche Radikalisierung zu beobachten. Diese ganze Entwicklung ist überaus gefährlich.



    Leider zeigen manche der Kommentare hier, dass die Gefahr teilweise immer noch unterschätzt wird. Bei denjenigen, die die AfD für eine vollkommen gewöhnliche demokratische Partei halten, muss man zudem davon ausgehen, dass sie die Ressentiments teilen. So schwer ist es eigentlich nicht zu erkennen was das für eine Partei ist.

  • Durchsichtig das Manöver von Ramelow: er baut eine östliche Wagenburg für die Mehrheit der AFD-Wähler: wir sind doch keine Nazis, auch wenn Höcke seit Jahren den Rechtsextemismus vorantreibt und jedes Medium darüber berichtete!



    Fehlt noch, dass Ramelow bei sachpolitischen Themen mit der AFD zusammenarbeiten will.



    Nicht wenige Wähler der Linken sind zur AFD gewechselt und da stellt sich doch die Frage, ob das Demokratieverständnis etlicher ehemaliger Wähler der Linken nicht zweifelhaft sein könnte. Das gilt auch für die Wähler der anderen Parteien, die zur AFD wechselten.



    Sich bei dem Thema Fremdenfeindlichkeit parteipolitisch an die eigene Nase zu fassen, kommt Ramelow gar nicht erst in den Sinn. Andere MP's im Osten machen das auch nicht viel besser.



    Der phänomenale Erfolg der AFD bei Umfragen im Osten hat u. a. damit zu tun, dass der Linken nicht zugetraut wird, große soziale Ungerechtigkeit zu beseitigen und die Flüchtlingsthematik als Alleinstellungsmerkmal zieht.



    Dazu kommt der Trump-Effekt: ich zeige es denen da oben, indem ich AFD wähle.

    • @Lindenberg:

      Ramelow praktiziert zunächst mal nur eines der ältesten Gesetze für demokratische Politiker: "Wählerbeschimpfung hilft nicht."

      Der verlorene Sohn muss wieder nach Hause GELOCKT werden, denn prügeln lässt er sich nicht - zumindset nicht von seinen politischen "Angestellten". Die Druckausübung über soziale Ächtung von AfD-Wählern muss daher die Basis leisten.

  • Die ganze Diskussion erinnert mich immer wieder an genau das, warum Menschen Populisten auf den Leim gehen. Sie wollen auf einfache Antworten auf komplexe Probleme.



    Und genauso wenig, wie die stumpfen Parolen der AfD eine Lösung auf Zukunftsängste, Frustration, Politikverdrossenheit, Krisen etc. ist, genauso wenig bekämpft man die AfD, in dem man pauschal alle ihre Wähler als überzeugte Nazis darstellt, mit denen man nicht mehr reden sollte.



    Was waren das 2019 auch schon alles Nazis, die sich verkreuzt haben, als die AfD nur 24% hatte? Wem soll das wobei helfen, außer dass man sich selbst auf die Schulter klopfen kann, zu den Guten zu gehören?



    Die meisten Menschen, die ich kennengelernt habe, von denen ich weiß, dass sie AfD wählen, haben einen politischen Horizont von zwei Finger breit Morgenpost, sind frustriert und haben null Vertrauen in "die da oben".



    Einer der Schlüssel zur Bekämpfung der AfD liegt darin, zu analysieren, warum immer mehr von solchen Leuten gibt.

    • @Deep South:

      "...null Vertrauen in "die da oben". Einer der Schlüssel zur Bekämpfung der AfD liegt darin, zu analysieren, warum immer mehr von solchen Leuten gibt."



      Oh, das ist recht einfach. Nachrichten schauen reicht.



      Nein, der Schlüssel wäre vielmehr zu überlegen, wie sich das ändern ließe. Ich fürchte allerdings, außer Austausch des politischen Personals ist da nicht wirklichh was zu reißen.

      • @Encantado:

        Na ja, ich glaub so einfach ist das nicht. Viele Probleme liegen in der Vergangenheit. Das Ausbluten ganzer Regionen, das Verhökern von Betrieben, Massenarbeitslosigkeit, Abwanderung, Demokratiedefizite, Fremdenfeindlichkei. Alles unter der Regide einer CDU, bei der viele im Osten ihr Dauerkreuz gemacht haben, so wie früher bei der SED.



        Die Krisen der heutigen Zeit schaffen Ängste, wieder etwas zu verlieren, obwol man 30 Jahre nach der Wende



        bei Lohn und Teilhabe in Führungspositionen immer noch weit von West-Niveau entfernt ist.



        Die AfD bietet zwar keine Lösungen, aber nutzt genau diese Ängste, den Frust, den Mangel an Demokratieverständnis, um sich als Identitätspartei des Osten zu profilieren. Man wählt sie aus irrationalem, politisch deinteressiertem Trotz. Früher hat davon die Linke viel abgefangen. Die hat aber momentan nur mit sich selbst zu tun.



        Und wenn dann die etablierten Parteien keine anderen Antworten finden, als pauschal den Nazi Stempel rauszuholen und zu verkünden, es wäre ein Märchen, den Leuten zuhören zu müssen, dann verliert man immer mehr Menschen.



        Diese Strategie ist ähnlich ignorant und dumm, wie AfD zu wählen, damit irgendwas besser wird.

    • @Deep South:

      "Was waren das 2019 auch schon alles Nazis"



      Angetreten waren die ursprünglich mal unter Lucke als Anti-Euro/EU-Partei und sind seitdem immer weiter nach rechts gerückt. 2019 führte das rechts-populistische Lager um Petry/Meuthen die letzten Rückzugsgefechte gegen Höckes 'Flügel'. Offiziell wurde letzerer zwar aufgelöst, faktisch ist dieses Lager aber das heute tonangebende. Das sind neben dem grichtsfesten Faschisten Höcke, etwa Leute wie Kalbitz mit HDJ und Neo-Nazi Hintergrund, Poggenburg der sich im IfS und Reichsbürger-Umfeld bewegt, Chrupalla der bei der JU startete und dann über Pegida zur AfD gelangte, ...



      Was braucht es denn noch? Müssen diese Gestalten erst Hakenkreuzarmbinden auftreten damit Nazis auch als Nazis erkannt werden?

      • @Ingo Bernable:

        "Was braucht es denn noch? Müssen diese Gestalten erst Hakenkreuzarmbinden auftreten damit Nazis auch als Nazis erkannt werden?"

        Ich bin selten einer Meinung mit Ihnen, aber hier stimme ich aus vollem Herzen zu: Wer bei der AfD und ihren Wählern nicht erkennt oder erkennen will, um wessen Ungeistes Kinder es sich handelt, der sollte eine gelbe Armbinde mit drei schwarzen Gänsen tragen, das anerkannte Symbol für "Ganz blind".

  • Verständlich ist es mir, dass Menschen oder die Menschen angesichts der Umtriebe der zumindest offensichtlichen Kartellparteien FDPCDUCSUSPD am Rad drehen. Jahrelang wird über den identischen "Müll" debattiert und im Wesentlichen ändert sich nichts. Undurchsichtig bleibt für Normalbürger immer auch die Lobbyarbeit und wer wem noch einen Gefallen schuldet. Hat man dann den Versprechungen einer Partei Glauben geschenkt, ist man für die nächsten vier Jahre grundsätzlich nicht mehr am Drücker, um Politik beeinflussen zu können: Hartz4 trotz Protesten durchgedrückt, "Justizreform" in einem anderen Staat trotz Protesten auf dem Weg pp. . Trotzdem ist es jetzt eine Zeit der Konfrontation, die es aufzulösen gilt: wer AfD wählt muss sich als "Nazi" mutmaßen lassen und sich dies im Zuge der Meinungsfreiheit auch anhören.

  • Folgender Kompromissvorschlag: Jeder, der AgD wählt, ist ein „lupenreiner Demokrat". (C) Gerhard Schröder.

  • Ich bitte die Taz sehr endlich mal einen Kommentar von mir zuzulassen indem ich -wie so oft- den inflationären Gebrauch des historischen Begriffs „Nazi“ kritisiere, eins jedoch vorneweg, ich bin Grünen-Stammwähler seit 1994, habe also mit AfD & Co. nichts zu tun:

    1.Ich finde es höchst problematisch die Rechtsextremisten von heute als „Nazis“ zu bezeichnen, dies kommt für mich in die Nähe der Shoa-Verharmlosung! Nazi ist die historische Kurzform von Nationalsozialist und diese waren zum Glück „nur“ von 1933 bis 1945 an der Macht. In anderen Ländern mag der Umgang mit diesem Wort ein anderer sein (z.B. der Suppen-Nazi in der Serie Seinfeld), aber wir sind hier nunmal in Deutschland…

    2.Rechts ist in einer Demokratie zunächst einmal etwas völlig normales, das ist oder war die CDU/CSU auch…das Problem beginnt mit Rechtsradikalismus und noch viel mehr mit Rechtsextremismus..

    3.So sehr ich die AfD auch ablehne, ich erkenne nicht wo diese Partei so explizit undemokratisch sein soll…das nicht jeder Vorgang in einer parlamentarischen Demokratie immer in jedem Sinne demokratisch sein kann versteht sich ja von selbst, diese Grenzen der Demokratie sind aber -oft völlig zurecht!- auch allen anderen Parteien bewusst.

    • @Saile:

      "Ich bitte die Taz sehr endlich mal einen Kommentar von mir zuzulassen indem ich -wie so oft- den inflationären Gebrauch des historischen Begriffs „Nazi“ kritisiere,.."



      Es geht nicht nur ihnen so, Zensur gibt es offensichtlich auch in linken Medien. Würde mich wundern, wenn diese Antwort durchkommt.

    • @Saile:

      "[...}So sehr ich die AfD auch ablehne, ich erkenne nicht wo diese Partei so explizit undemokratisch sein soll[...}"

      Es steht ihnen als Grün-Wähler - wie jedem anderen Bürger dieses Landes - frei, sich die Verfassungsschutzberichte durchzulesen. Es steht Ihnen frei, sich die geleakten AfD-Chatprotokolle zu Gemüte zu führen.



      Aber sind wir mal ehrlich: Wenn Ihnen bisher nicht auffallen ist, warum die AfD undemokratisch ist, dürfte das auch nichts ändern

    • @Saile:

      Und schließlich ihr Antipluralismus: Die Partei behauptet, im Gunde würde nur sie allein die wahren Interessen des Volkes vertreten. (Bei Höhe gipfelt es ja sogar in der Fantasie eines Führers, der einfach weiß, was gut & richtig für seine Untergebenen ist.) Dass „das Volk“ tatsächlich viele verschiedene, teils direkt entgegengesetzte Partikularinteressen hat, und die AfD zum großen Teil aus gutem Grund nicht wählt, blendet sie einfach aus. In den anderen Parteien sieht sie folglich auch keine legitime Vertretung anderer Interessen, Ziele und Werte, stattdessen werden diese allesamt als „Alt-/Block-/Kartellparteien“ diffamiert. Das gleiche Prinzip gilt bei den Medien: Die Partei hat ein Netzwerk an ihr geneigten Publikationen und Kanälen, alles andere ist „System-/Lügenpresse“. Demokratisch ist das nicht.

      Dann gibt es da noch so Sachen wie Infragestellung der Religionsfreiheit (der Islam sei schließlich keine Religion, sondern eine politische Ideologie), den Hass auf alles, was mit Gleichstellung, geschlechtlicher Selbstbestimmung etc. zu tun hat, die Leugnung des Klimawandels … okay, der letzte Punkt ist nicht undemokratisch, sondern einfach dumm, aber egal.

      All diese Positionen werden ja nicht von irgendwelchen unbedeutenden Hinterbänklern und Provinzpolitikern geäußert, sondern von der Partei als Ganzes vertreten. Unterm Strich: Die AfD ist inzwischen eine offen rechtsradikale bis rechtsextreme, in Teilen neofaschistische Partei. Rechts im Sinne von konservativ-bewahrend ist da nix mehr. Es geht es um Überwindung und Rückabwicklung der bestehenden Verhältnisse. Die undemokratische Gesinnung muss man da nicht mit der Lupe suchen.

    • @Saile:

      „Explizit undemokratisch“:

      Es fängt beim Rassismus an: Die Partei wertet Menschen einzig & alleine aufgrund ihrer Abstammung ab. Sie hetzt BEI JEDER GELEGENHEIT gegen Migranten, bringt sie STÄNDIG mit Kriminalität und anderen sozialen Problemen in Verbindung, und enttabuisiert damit offen rassistisches Sprechen & Handeln. Mit Menschenwürde etc. ist das nicht mehr vereinbar. Es kristallisiert sich immer deutlicher heraus, dass ihr Nationsbegriff der eines ethnischen Kollektivs ist. Es geht nicht um das Individuum bzw. den Staatsbürger, der über bestimmte Rechte verfügt, welche der Staat zu garantieren hat; sondern um die Idee der vermeintlich organisch gewachsenen „Volksgemeinschaft“, die es unter allen Umständen zu verteidigen gilt. Deutsche mit Migrationshintergrund sind da bestenfalls geduldet, im Grunde aber fehl am Platz: Ihr Deutschsein wird ihnen schlicht abgesprochen – Stichwort „Passdeutsche“. Das ist schlicht verfassungsfeindlich.

      Beim Geschichtsrevisionismus geht es weiter: Die Partei möchte die Geschichte umdeuten, indem sie die Verbrechen Nazideutschlands zu relativieren versucht und sogar Stolz auf die Leistungen der Wehrmacht einfordert. Im Gedenken an den Holocaust sieht sie ein Übel, daher möchte sie einen Schlussstrich ziehen oder gleich eine „180-Grad-Wende“ anstoßen. Sie sägt also ganz bewusst an einer der Gründungserzählungen der BRD. Apropos Wende: Die BRD an sich wird ja auch als DDR 2.0 diffamiert und von einer „neuen Wende“ geschwafelt.

    • @Saile:

      Dass man mit den Begriff Nazi nicht allzu inflationär nutzen sollte teile ich absolut. Aber man sollte vor diesem Begriff eben auch nicht zurückschrecken wenn er eben tatsächlich mal angebracht ist. Wenn man sich etwa die ideologischen Bezüge der Partei ansieht (klar, natürlich zitieren die nicht in offiziellen Dokumenten 'Mein Kampf', aber die ideologischen Wurzeln im Spektrum von Konservativer Revolution und Prä-Faschismus sind mE eindeutig genug), wir hatten den 'Vogelschiss', die Aufforderung deutsche Grenzer sollten doch das Feuer auf Flüchtende (incl. Kindern) eröffnen, Vorschläge für Deportationsprogramme und SA-Losungen auf offener Bühne und all das nur aus von der Patei'prominenz'. Weiter gibt es all die Verstrickungen mit rechten Kameradschaften, völkischen Kreisen und ganz offen als solchen auftretenden Neo-Nazis überall in der Parteibasis. Und in der politischen Praxis gab es den Versuch den Bundestag zu stürmen und regelmäßig macht diese Partei mit allerlei Hetzkampagnen und Denunziationsaufrufen gegen politische Gegner auf sich aufmerksam.



      Wer meint in dieser Gruppierung eine normale rechte, aber demokratische Partei zu erkennen sollte wirklich mal den demokratischen Kompass nachjustieren.

      • @Ingo Bernable:

        Und warum ist Trump mit seinem Rassismus, Sexismus, White Supremacy Gedöns, Anbandeln mit Rechtsextremen und offen ausgetragenen antidemokratischen Umsturzaktionen (Capitolstürmung) kein Faschist ( taz.de/!5947192/#bb_message_4560023 ) aber jeder AfD Wähler im Ossiland ein Nazi?

        • @Rudolf Fissner:

          Ich hatte ihnen die Unterschiede zwischen Trump und AfD bereits schon an anderer Stelle ausführlich erklärt und werde mich hier nicht wiederholen.

    • @Saile:

      Ich stimme Ihrem Beitrag zu 100% zu.

    • @Saile:

      Ihre begründete und unter gebildeten Menschen allgemein bekannte und anerkannte Sichtweise in Ehren. Aber glauben Sie, dass Sie sogenannten Antifaschisten und Linksradikalen mit Ausgewogenheit, Argumenten und geschichtlicher Bildung kommen können?

      • @Klaus Kuckuck:

        Es mag Leute wie Sie überraschen, aber jeder Demokrat ist Antifaschist.

      • @Klaus Kuckuck:

        Was ist denn, bitte, linksradikal? Würde mich als "Ökonomen und Rechtsgelehrten" echt interessieren. .. Könnte es womöglich sein, dass diese Sprachbilder dazu da sind, um Denkräume zu schließen, damit sie nicht betreten werden? Herzliche Grüße 👋

      • @Klaus Kuckuck:

        Es geht doch um die realen Gefahren für die Demokratie, die von rechtsextremistischem Gedankengut ausgeht und doch nicht um antifaschistische/linke Selbstbeweihräucherung oder Feindbildpflege. (Ich finde es übrigens ziemlich beschämend, dass hierzulande sich fast ausschließlich Linke als Anfifaschisten bezeichnen und alle anderen deutschen Nicht-Nazis bzw. Demokraten lediglich unbeteiligt-salbadernd am Rande stehen). AfD-Politiker wie Höcke in Thüringen SIND eine Gefahr für die Demokratie in Deutschland und mir ist eigentlich herzlich egal, ob deren dumme Wähler als Nazis, Wutbürger, Frustrierte oder arme Irregeleitete bezeichnet werden können oder ob sie aus dem Osten oder Westen kommen. Auch Dummheit schützt vor Schaden nicht, dafür muss man kein Nazi sein.



        Wenn ich Höckes Wortäußerungen und Texte höre und lese, stellen sich mir die Nackenhaare auf und ich sehe keinen Grund, den Mann NICHT ernst zu nehmen. Da er keinen Hehl daraus macht, sich in die NS-Tradition einzureihen, darf und muss er wohl getrost als Nazi benannt werden, oder?



        Aber sei’s drum: wer als Nachfahre einer der NS-Opfergruppen oder Angehöriger der Opfer des neuen deutschen Nationalismus und Rassismus (aus nachvollziehbaren Gründen) besonders sensibel reagiert, sollte nicht als unausgewogen und irgendwie ungebildet abgetan werden. Schon gar nicht von Zeitgenossen, die die AfD herunterspielen wie damals diejenigen, die Hitler und die Nazis für lächerliche Figuren und lediglich eine vorübergehende Erscheinung gehalten haben.

        • @Abdurchdiemitte:

          Sie glauben nicht ernsthaft, dass man selbsternannter Antifaschist sein muss, um überzeugt gegen Faschismus zu sein? Man kann übrigens Antifaschist sein, ohne Demokrat zu sein. Von dieser Sorte gibt es besorgniserregend viele Exemplare innerhalb der "Antifa". Nennen Sie sich eigentlich Antikrimineller, um überzeugend zu verdeutlichen, dass Sie voller Überzeugung gegen Kriminalität sind? Alle die sich nicht so bezeichnen wären nach Ihrer Logig unbeteiligt-salbadernd am Rand stehend und nicht so richtig davon überzeugt, dass Mord, Raub und Totschlag bekämpft werden müssen. Sie können das auf sämtliche Thematiken übertragen. Was die Relativierung betrifft hat Saile durchaus einen Punkt getroffen. Wenn Sie nämlich jeden, der Meinungen vertritt, die nicht Ihrem links geprägten Weltbild entspricht als Nazi bezeichnen, relativieren Sie nicht nur die Verbrechen der Nationalsozialisten, sondern auch das Leid von NS-Opfergruppen. Halten Sie es eigtl für richtig, heutige "Kommunisten" in einer Linie mit den kommunistischen Verbrecherdiktaturen des 20. Jahrhunderts zu sehen? Was gilt für Sozialisten, Antikapitalisten etc. Ziehen Sie da irgendwo eine Grenze oder kommt das bei Ihnen alles in einen Topf?

          • @Klaus Kuckuck:

            Warum so wütend? Sie unterstellen mir Dinge (in Frageform), die ich so überhaupt nicht vertrete und nicht gesagt habe.



            Nochmals zum Thema Antifaschismus: Kann man Antifaschist sein, ohne Demokrat zu sein? Nein, das schließt sich nach meiner Auffassung aus. Muss man als Demokrat Antifaschist sein? Ja, unbedingt.



            Der springende Punkt ist doch der, dass die Nazis an der Macht damals allen ihren Gegnern und denjenigen, die sie als Feinde des deutschen Volkes erachteten, systematisch, über einen Zeitraum von 12 Jahren, das Fell über die Ohren gezogen haben. Und die Mehrheit der Deutschen - die natürlich alle keine Nazis waren - stand die ganze Zeit daneben und hat geschwiegen. Nur eine kleine Minderheit hat Widerstand geleistet. Am Ende mussten die Deutschen sogar von dieser Gewaltherrschaft befreit werden, sie selber haben es nicht vermocht.



            Wenn ich nun lese, dass ein maßgeblicher AfD-Politiker - der Landesvorsitzender dieser Partei in einem Bundesland ist, in dem die AfD bei über 30% steht - von “brandigen Gliedern” einer Gesellschaft und “wohltemperierten Grausamkeiten” schwadroniert und der Ehrenvorsitzende dieser (im Bund mittlerweile bei 20% stehenden) Partei von der Nazizeit als “Vogelschiss” der Geschichte, müssten einem doch eigentlich alle Alarmglocken bimmeln, oder nicht?



            Wenn Deutsche aus Wut, Verzweiflung, Frustration, wie auch immer, in großer Zahl eine faschistische Partei wählen und wissen (sollten), wohin die Reise geht, ist das kein Grund für Alarmismus? Weil die Schrecken der Nazi-Barbarei nach menschlichem Ermessen nicht garnicht vorstellbar sind, kann sich diese Geschichte hierzulande nicht wiederholen?



            Und wie muss man sich als Angehöriger einer Minderheit fühlen, deren Vorfahren damals in Deutschland diskriminiert, verfolgt und schließlich der Vernichtung preisgegeben wurden? Nur weil sie - damals wie heute - nicht in die Vierkant-Ideologie des “anständigen” Deutschen passen.

  • Vor einigen Jahren galt noch, wer auf einer Demonstration mitmarschiert, an der auch Neo-Nazis teilnehmen, ist selbst ein Neo-Nazi. Aber jetzt, wenn es im beginnenden Wahlkampf opportun erscheint, dann gilt nicht einmal der, der sein Kreuz auf dem Wahlzettel bei der angeblichen Neo-Nazi-Partei macht, als Neo-Nazi, sondern man muß ihm Verständnis entgegenbringen und die Umstände berücksichtigen.

  • Wer die Alternative für Doofe wählt ist kein Nazi sondern - ähemmm - Patriot!

  • Die Wahrheit lügt in der Mitte

    Zitat Ramelow: „Und wenn dann jemand sagt, ich will Adolf Hitler wiederhaben: Solche Deppen gab es immer. Und es gibt sie auch in Westdeutschland.“ Als Wessi muß er die Geschichte seines Wurzel-Landes ja kennen.

    In der Tat: Der von der AfD inkarnierte politische Geisteszustand ist nicht erst jetzt „in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, wie neulich die Taz diagnostizierte, sondern war in der frühen Bonner Republik nie anderswo angesiedelt als in der bürgerlichen Mitte. Im allgemeinen Entsetzen über den Wahlausgang in Sonneberg wird geflissentlich verdrängt, daß Relativierungen des „Nationalsozialismus'“ (welch verlogener Euphemismus!), Rassismus, Antisemitismus, Revanchegelüste gegenüber dem Kreml nach dem verlorenen Krieg usw. in den ersten Nachkriegsjahren in der frühen Bonner Republik keine Randphänome waren, sondern sich in der politischen Mitte behaglich räkelten: Der FDP-Landesverband NRW entpuppte sich bald als Quasi-Nachfolgepartei der NSDAP und wurde von der britischen Besatzungsmacht aufgelöst. Die AfD-Vorgängerparteien «Deutsche Partei» und BHE saßen nicht nur in allen Länderparlamenten, sondern auch im Bundestag und bildeten mit der Union sogar mehrere Koalitionsregierungen. DP-Chef H. C. Seebohm, unter Hitler ein Chef-Arisierer jüdischen Eigentums, saß bis 1966 im Bundeskabinett und war kurz gar Vize-Kanzler. Seine Fusionspläne mit der NPD scheiterten nur am Widerstand der Besatzungsmächte. Seine Reden trieften vor Ehrfurcht vor den Hakenkreuzlern und Abscheu vor dem Grundgesetz („von den Alliierten aufgezwungen“). Der Sozialdemokratie dichtete er „asiatische Wurzeln“ an, die daher nicht zum „Deutschtum“ führen könne.

    Bundesvertriebenenminister T. Oberländer (NSDAP- Mitglieds-Nr. 2331552), zunächst FDP, dann BHE, schließlich CDU mit Direktmandat, warnte vor dem „Anschwellen der slawischen Bevölkerung als Gefahr für Europa“, nachdem er bereits 1937 im Judentum die Wurzeln des Kommunismus sah.

    • @Reinhardt Gutsche:

      Danke. Ich habe in dieser Hinsicht schon die ganze Zeit Bauchschmerzen, weil nur sehr oberflächlich plakative Zuschreibungen erfolgen: Im Osten seien lauter Nazis und mit denen redet man nicht.

      Dieses Statement mag ja löblich erscheinen, führt jedoch in die komplette Handlungslosigkeit. Einen nicht unerheblichen Anteil an diesem gefährlichen Humbug hat die Totalitarismus-These, die zu einer Gleichsetzung des NS mit der DDR führte und damit eine Nivellierung des NS mit sich brachte. Das Ergebnis ist eine inflationäre Verwendung des Nazi-Begriffs und gleichzeitig ein Verwischen der historisch nachweisbaren Kontinuitäten (und Sie zählen ja nur einige auf).

    • @Reinhardt Gutsche:

      Leider reden wir bei den aktuellen Rechtsauslegern in West und Ost von Leuten, die die NS-Zeit nur aus der Geschichtsschreibung kennen und es daher eigentlich verdammt viel besser wissen müssten als die Alt- (oder Noch-)Nazis aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, die allesamt längst tot sind. Insofern fragt sich, was dieses ständige Nachkarten von jahrzehntealten Damals-schon-Altlasten mit dem heutigen Phänomen zu tun haben soll, außer dass es genau das zelebriert, womit die AfD solche Erfolge feiert: Mit wutbebendem Finger auf andere Leute Zeigen (und die drei Finger, die dabei auf Einen selbst zeigen, geflissentlich ignorieren).

      • @Normalo:

        Gnade der Postleitzahl

        Zitat @Normalo: „Mit wutbebendem Finger auf andere Leute Zeigen (und die drei Finger, die dabei auf Einen selbst zeigen, geflissentlich ignorieren).“

        Mit „wutbeladenen Finger“ zeigen die West-Deutschen, diese Selbstgerechten unter den Völkern, seit der Eingliederung der DDR in den Geltungsbereich des Grundgesetzes auf die DDR-Deutschen, die einstigen „lieben Brüder und Schwestern“, wie auf politisch Aussätzige. Übrigens kennen die Leute, die heutzutage in Italien, Frankreich, Schweden, Finnland usw. AfD-like wählen, die Zeit des europäischen Faschismus gleichermaßen nur aus „der Geschichtsschreibung“. Also muß doch was an dieser Geschichtsschreibung nicht stimmen.

        Das „ständige Nachkarten von jahrzehntealten Damals-schon-Altlasten“ hat mit dem heutigen Phänomen insofern zu tun, als es sich um nachhaltiges politisches Fallout jener „Damals-schon-Altlasten“ handelt, heutzutage unter den Nachfahren unter dem Kostüm wohl genetisch bedingter demokratischer Wohlanständigkeit von Leuten camoufliert, die sich sonst was auf ihre Gnade der Postleitzahl einbilden wie andere berühmte Zeitgenossen auf ihre Gnade der späten Geburt.

        • @Reinhardt Gutsche:

          Ich würde vielleicht eher mal das Problem lösen, bevor ich mich daran mache, Anderen historisierende Vorträge zu halten, welche Indizien es gäbe, dass sie das Problem auch haben KÖNNTEN. Denn nur um das mal klarzustellen: Im Westen gibt es das Problem so nicht. Ja, auch hier wird von Einigen die AfD gewählt, und es gibt auch Wessis, die im Osten AfD-Karriere machen. Aber die sind kein echtes Problem, weil sie für sich genommen zu wenige sind (und damit letztlich nur die normal-entropische "Spinner-Quote" in der Bevölkerung erfüllen). Das echte Problem sind die viel zu vielen Wähler im Osten, die sich aus welchen Gründen auch immer einbilden, AfD zu wählen sei ein Akt demokratischer Teilhabe und Verteidigung vermeintlicher völkischer Herrschaftsansprüche und kein schwerer, unmoralischer und demokratiefeindlicher Fehler.

          Von Wessi-Wut muss auch nicht die Rede sein. Ich zumindest bin mir bewusst, dass wir hier im Westen merklich bessere Vorausetzungen haben, um solche Aussetzer am ganz äußeren Rand der Gesellschaft zu halten (und eben auch die vergangenen Rückfälle wirklich HINTER uns zu lassen), kann auch Ramelow verstehen, wenn er versucht zu differenziern - auch auf das Risiko hin, dafür der Relativierung gescholten zu werden. Ich sehe auch keinen Grund, irgendwem im Osten, der NICHT AfD wählt, einen Vorwurf zu machen (außer wenn er den rhetorischen Speer lieber wütend gen Westen als gegen seine AfD-wählenden Mitbürger richtet).

      • @Normalo:

        Weil der User richtig erkannt hat, dass sich Erzählungen fortpflanzen. Auch aus diesem neben diversen anderen Gründen stehendem sollte man deren / den Ursprung kennen.

        • @Gerhard Krause:

          Mir fehlt die Empirie, um diesem Fortpflanzungseffekt eine entsprechende Relevanz zuzuschreiben.

          Mit anderen Worten:



          Wo SIND sie denn, die Millionen von ihren, unter bürgerlicher Tarnung braun gebliebenen, Groß- und Urgroßeltern indoktrinierten Rassisten und Antidemokraten im Westen, die nur auf eine Partei wie die AfD gewartet um, dem, was der Opa noch "wusste", endlich wieder zu neuem Glanz zu verhelfen?? Ich sehe sie nicht. Ich sehe nur einen mit der Aussage "Aber IHR seid doch auch nicht besser! Schaut mal, was bei Euch vor 60, 70 Jahren los war!" ausgesteckten Zeigefinger.

  • Natürlich sind nicht alle AfD-Wähler Nazis. Um Nationalsozialist zu sein Bedarf es vieler, strukturierter Vorstellung über Volk, Staatswesen und Genetik.

    Um die AfD wählen zu können braucht es nur Dummheit, Hass gegen alles was man nicht kennt oder nicht versteht, wahlweise noch ein krudes Geschichtswissen und/oder Reichsbürgerglauben. Ein Hang Schwache treten zu wollen und sich dabei selbst als Opfer zu sehen hilft auch.

    Das Schöne am AfD-Wählen ist, dass man eine Gruppierung unterstützt, die den eigenen Hass legitimiert.

    • @The61YearOldHippy:

      Fein formuliert :-)

    • @The61YearOldHippy:

      👍

  • Nazi, Nazi-Sympathisant - braun ist braun, und diese Verharmlosungen der AFD- Wähler sind wirklich völlig unangebracht. Wer dieser Truppe seine Stimme gibt, gehört dazu, ganz einfach.

  • Och. Dann ist die lange von diversen Bundesregierungen "geheim gehaltene" Studie zum Rechtsextremismus in Ostdeutschland

    fragdenstaat.de/bl...tremismus-sachsen/

    also falsch?

  • Kann Ramelow nur zustimmen. Als ich vor Jahren meine erste Reise nach Rostock tätigen musste, war mir nicht besonders wohl. Habe überall die braune Grütze erwartet. War nicht so, im Gegenteil. Habe mich geschämt für die reflexartige Annahme der westlichen Medienberichte.



    Heute, nach sehr vielen Reisen nach Ostdeutschland, kannn ich den Frust der Ossis über die Wessis sehr gut verstehen.

    • @R.A.:

      Da gibt es ja schon eine Art Seggregation in Ost wie in West, wo die einen in ihrer Blase aus Hass und Missgunst leben und die anderen halt noch normal geblieben sind.

  • Die AfD-Wählers sind ebenso sehr oder ebenso wenig alle Nazis wie es die Wählers der NSDAP waren. Und ebenso sehr oder wenig übrigens, wie Wähler der CDU alle Christdemokraten sind. Entscheidend ist, wem und welchem Programm sie zur Macht verhelfen. Nicht mal die Brexit-Befürworters waren alle Brexit-Befürworters, sie haben aber für den Brexit gesorgt.



    Was für eine blödsinnige Diskussion!

  • In Thüringen steht das Porzellan, das, wenn es zerbricht, den Nazis in der AfD erst wirklich Flügel verliehe - in Form eines bislang links besetzten Ministerpräsidentenposten. Insofern ist es verständlich, dass sich Ramelow so vorsichtig äußert. In seinem Land ist Alles möglich, etwa eine Minderheitsregierung aus AfD und der verrückten Kemmerich-FDP.

    Außerdem sekundiert er Janine Wissler, die nun auch der AfD Wähler abwerben will. Nazis kann die Linke aber als Wähler nicht gebrauchen. Aber die würden die Linke ohnehin nicht wählen.

    Die AfD ist eben nicht nur Nazis, sondern von der Gründung an radikale NeoCons-Partei, z.B. euro- und europakritisch, sozusagen ein rechter Block aus Nazis und Xenophoben einerseits und praktisch bundesweiter CSU andererseits.

    Alles schwerlich unterzukriegen in der Wählerschaft der Linken.

  • Die Rückfrage von Hrn. Ramelow ist mehr als berechtigt. Wieso lässt sich die Linke von den Rechten zu solchen Aussagen treiben. Was ist nur mit den Demokraten los.



    Wer sich nicht wehrt - lebt verkehrt.



    Ein Ausweichen gegenüber rechter Forderungen und die Aufforderung dem nachzukommen schüttet Öl in das Feuer.

  • "entsteht die falsche Wahrnehmung, dass die 52 Prozent der Wähler, die im Kreis Sonneberg für einen AfD-Landrat gestimmt haben, alles Nazis sein müssten."



    Was denn sonst? Wer Nazis wählt kann wohl kaum Demokrat sein. Es ist doch gerade diese ständige Verharmlosung, dass diese Leute ja doch eigentlich gar nicht so rechts wären wie sie wählten, dass die um sich greifende Tendenz zu Autoritarismus und Faschismus ja doch eigentlich nur Ausdruck von Protest und bürgerlicher Besorgnis wären, die den Rechtsruck für allzu viele erst akzeptabel und damit möglich macht.

    • @Ingo Bernable:

      Demnach und umgekehrt sind dann auch die 48% der Wähler, die in Sonneberg für den CDU-Mann gestimmt haben, allesamt eingefleischte, erzkonservative CDUler, korrekt?

      • @Sunnyday:

        Verstehen sie es wirklich nicht? Ein zum konservativen neigender Demokrat kann sich möglicherweise auch mal für die FDP erwärmen, ein liberaler möglicherweise auch mal für die Union, aber für jemanden der sich auch nur ansatzweise als Demokrat verortet, sollte es vollkommen undenkbar sein seine Stimme der AfD zu geben.

    • @Ingo Bernable:

      Wahrscheinlich hat Herr Ramelow recht, aber macht es das besser? Bekanntlich hatte ja auch die NSDAP nie eine parlamentarische Mehrheit, war die breite Masse kein durchgetakteter Nazimob. Die Denkfaulheit, die Trägheit der Masse, die den Rechtsextremen zur Macht verhilft ist das Gefährliche. Sitzen diese erst einmal im Sattel wird es für alle Andersdenkenden gefährlich. Protest, Wut, "denen da oben" mal richtig eins auswischen geht anscheinend nur durch eine Wahl von Rechtsextremen. Man beteiligt sich am Zerstören der Demokratie, kein AfD-Wähler kann sich hier aus der Verantwortung stehlen.

      • @Bambus05:

        "Wahrscheinlich hat Herr Ramelow recht"



        Das müssten sie mir schon erklären. Wie kann man Demokrat sein und gleichzeitig radikale Anti-Demokraten wählen? Dass diese Leute sich selbst nicht als Nazis sehen glaube ich gern, aber ist eben ähnlich plausibel wie wenn jemand behauptet Veganer zu sein während er eine Schlachteplatte in sich hineinstopft.



        "nie eine parlamentarische Mehrheit"



        Lokal erzielt die AfD bereits Mehrheiten und ist zu befürchten, dass das demnächst auch regional der Fall sein wird.



        '"denen da oben" mal richtig eins auswischen'



        Wenn es darum ginge 'mal eins auszuwischen' wäre doch zu erwarten, dass man mal bei ein oder vielleicht zwei Wahlen einen Ausschlag nach rechts verzeichnet, wenn aber seit Jahren und zudem verstärkt immer wieder radikal Rechts gewählt wird sind das eben keine Protest- sondern Stammwählende.

    • @Ingo Bernable:

      "'...alles Nazis sein müssten.'



      Was denn sonst?"

      Mitläufer, allgemeine Unzufriedene.



      Das macht es nicht viel besser, aber gar so unterkomplex sollte man es sich dann auch nicht machen.



      Nicht alle Nazi-Wähler sind echte Nazis.



      (Ganz unabhängig von der Frage, ob die AfD-Leute tatsächlich Nazis sind oder nur eine Vorstufe dazu)



      Viele sind auch einfach kurzsichtig und/oder dumm.

      • @Encantado:

        Wer Nazis wählt ist auch ein Nazi, für das Ergebnis ist es nämlich vollkommen egal ob das ideologische Überzeugung oder lediglich Unzufriedenheit ist. Wer meint Unzufriedenheit würde es rechtfertigen eine Nazi-Partei zu wählen muss deshalb als Nazi betrachtet und behandelt werden.

        • @Ingo Bernable:

          "...muss deshalb als Nazi betrachtet und behandelt werden."



          Oh, jetzt wird's interessant.



          Was heißt das genau?

          • @Encantado:

            Welche Behandlung von Nazis hielten sie denn für angemessen? Welchen Platz kann man Leuten die Faschismus und NS anhängen und/oder unterstützen mit dem Wissen um die eigene Geschichte in dieser Gesellschaft noch zugestehen?

    • @Ingo Bernable:

      Warum ist die Partei dann nicht schon längst verboten?

      • @Ludowig:

        Das frage ich mich allerdings auch. Allerdings sollte man nicht meinen, dass der Umstand, dass sie nicht verboten ist ein belastbarer Beleg für Verfassungstreue und demokratische Gesinnung wäre.

    • @Ingo Bernable:

      "Es ist doch gerade diese ständige Verharmlosung, dass diese Leute ja doch eigentlich gar nicht so rechts wären wie sie wählten, dass die um sich greifende Tendenz zu Autoritarismus und Faschismus ja doch eigentlich nur Ausdruck von Protest und bürgerlicher Besorgnis wären, die den Rechtsruck für allzu viele erst akzeptabel und damit möglich macht."

      ----------------

      Selbst die AfD ist sich bewusst das ein Großteil der Wähler die Partei nicht aus ideologischer Überzeugung wegen wählt...

      Abgesehen davon ist der Landrat ja kein Nazi und keine Gefahr für die Demokratie. Ganz offiziell. Nach demselben Prüfverfahren, das Ramelow von jeglichen Extremismus-Vorwürfen entlastet hat ;)

    • @Ingo Bernable:

      völlig richtig. So betrachtet ist Ramelows Analyse zu kurz geraten.



      Rechtes Gedankengut braucht eine klare Antwort, andernfalls unterwandert dieses Gedankengut unsere Gesellschaft schleichend. Später will wieder niemand etwas gewusst oder bemerkt haben.

  • Wer Nazis wählt, ist ein Nazi. Punkt.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Und wer sich Troll nennt, ist auch ein Troll. Punkt.

  • aus dem Archiv 'nd-aktuell.de' als Quelle zu Vorgängen in früheren Jahren im Gefolge jahrzehntelanger Benühungen zahlreicher Initiativen in einer Bürgergesellschaft, u.a. der Initiative "Bündnis Dortmund gegen Rechts". Wer das vertiefen will, kann sehen, dass die Bereitschaft zum Mitmachen in Arbeitskreisen gegen Rechtsextremismus lokal und regional stark gestiegen ist. Das hatte Folgen.



    //



    "Nazis siedeln vom Westen in den Osten



    Rechtsextreme Initiative wirbt Kader für neue Bundesländer an - Dortmunder Nazis sind bereits in Chemnitz



    Jeja Klein 17.12.2020, 16:56 Uhr"

  • „Aus skandalisierender Berichterstattung und verkürzten Analysen entsteht die falsche Wahrnehmung, dass die 52 Prozent der Wähler, die im Kreis Sonneberg für einen AfD-Landrat gestimmt haben, alles Nazis sein müssten.“



    Recht hat er, es sind nur deren Steigbügelhalter

  • Wer AfD wählt, wählt aber zumindest einen Nazi und seine Anhängerschaft!

    www.tagesschau.de/...ezeichnen-100.html

    Solch hohen Umfragewerte gab es für die NPD nie. Die Aussage, solche Deppen gab es immer, ist wenig hilfreich und verkennt die Gefahr!

  • Ramelow muss es wissen. Er musste schließlich das von der Justiz auf seine Person auferlegte "alle Mitglieder der Linkspartei sind Extremisten"-Stigmata vom BVerfG entfernen lassen.