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Kopftuch-Phobie in HannoverDie gefühlte Diskriminierung der Klara P.

Nadine Conti

Kommentar von

Nadine Conti

Weil ein Friseur in Hannover Rabatte für Frauen mit Kopftuch gewährt, fühlt sich eine Anwohnerin benachteiligt. Warum nur?

Die Preise beim Friseur sind immer schon sehr verschieden Foto: Jens Kalaene/dpa

D er Istanbul-Friseursalon in Hannover liegt am eher schrabbeligen Ende der Fußgängerzone, zwischen McDonald’s, Beauty-Salon und einem Modegeschäft, das Abendkleider von der Sorte verkauft, die man öfter auf kurdischen Hochzeiten sieht. Die meisten Menschen würden wohl achtlos daran vorbeilaufen – wenn da nicht dieses eine Werbeplakat wäre, das es vor Kurzem ganz groß in die Lokalpresse geschafft hat. „Ladies only“ steht da, „Mittwochs 40 Prozent Rabatt auf alles“ und „nur für Damen mit Kopftuch“. Dazu das Foto einer hübschen jungen Frau mit Hijab.

Davon, gibt die 82-jährige Klara Paulmann (Name von einer anderen Redaktion geändert) gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung an, fühle sie sich so sehr diskriminiert, dass sie damit schnurstracks zur Antidiskriminierungsstelle gelaufen ist. Das, erklärt der umgehend befragte Ladeninhaber verdutzt, sei keineswegs seine Absicht gewesen. Es gäbe auch sehr schöne Rabatte für Nichtkopftuchträgerinnen, versichert er. Überhaupt verlangt er auch kein religiöses Bekenntnis, der Rabatt gelte auch für christliche oder jüdische Kopftuchtragende.

Es sei einfach so, dass er extra eine Etage dazu gemietet hat, wo Frauen unter sich sind und auch nur von weiblichem Personal bedient werden. Das ist für viele Kopftuchträgerinnen wichtig, weil sie das Tuch in Gegenwart von fremden Männern eben nicht abnehmen würden.

Damit könnte der Fall nun eigentlich erledigt sein. Es handelt sich schlicht um den Versuch, eine bestimmte Zielgruppe mit Rabatten zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Salon zu locken. Wenn ein Friseur am Dienstag den Lockentag ausruft, ist das ja auch keine Diskriminierung von Glatthaarigen. Und wenn Donnerstag Kindertag ist und alle Kinderhaarschnitte nur sieben Euro kosten, ist das kein Fall von Altersdiskriminierung – auch wenn Klara P. diesen Rabatt nicht in Anspruch nehmen könnte.

Frauen zahlen immer mehr

Geschlechterdiskriminierung ist im Friseurgeschäft übrigens sowieso völlig okay, Frauen zahlen für Haarschnitte immer mehr – Männer für die gleiche Behandlung oft weniger als die Hälfte. Klara P. gibt aber zu Protokoll, dass sie befürchtet, als Frau ohne Kopftuch schlechter behandelt zu werden. Ausprobiert hat sie das offensichtlich nicht, sonst wäre ihr aufgefallen, dass der Friseur durchaus Kundinnen ohne Kopftuch bedient und seine Social-Media-Auftritte mit Vorher-Nachher-Fotos von ihnen bestückt.

Aber es ist wie immer bei diesem Thema: Ein Kopftuch ist eben nicht nur ein Stück Stoff. Es ist ein Symbol religiöser Unterwerfung. Im wirklichen Leben gibt es Frauen, die es aus den unterschiedlichsten Gründen dauerhaft oder gelegentlich tragen. Weil sie tatsächlich religiös sind, weil es dem Schönheitsideal entspricht, mit dem sie aufgewachsen sind, weil die Schwiegermutter zu Besuch ist, weil Ramadan ist, weil die Haare nach der Schwangerschaft scheiße aussehen – natürlich existiert keines dieser Motive in den öffentlichen Debatten ums Kopftuch.

Im Gegenteil: Da – und das zeigt sich auch wieder einmal in den Kommentaren zu der Friseur-Geschichte – wird so getan, als würde bei einer Frau, die ein Kopftuch aufsetzt, umgehend das Gehirn schrumpfen und sie sich in eine dumme, unterdrückte, fundamentalistische Person verwandeln.

Und weil das so ist, fühlen sich dann Leute ermächtigt, sie in der Öffentlichkeit anzurempeln, anzuspucken, zu beschimpfen, sie bei Bewerbungen, der Wohnungssuche oder im Gesundheitswesen zu benachteiligen. Aber Klara P. findet, wenn sie mittwochs keine 40 Prozent Rabatt in einem Friseursalon bekommt, ist das irgendwie auch Diskriminierung.

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Nadine Conti
Niedersachsen-Korrespondentin der taz in Hannover seit 2020
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143 Kommentare

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  • Hat ja damals schon der Bundespräsident gesagt: Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Oder so ähnlich.



    Jedenfalls einhellig unter den Taz-Foristen.



    Immer interessant, wie Hautfarbe oder Kopfbedeckung müde Gehirne so krass triggern kann.



    In jedem Fall sollten wir in Deutschland wieder eine Kopftuchdebatte führen. Am besten verbieten wir den Frauen das, damit sie halt frei sind.

  • Da frage ich mich schon, ob das alles noch ernst gemeint ist oder Realsatire. Für mich ist das ein Werbegag eines Friseurunternehmens, das eben nicht, wie im Artikel suggeriert, ein kleiner Friseur in schlechter Lage ist, sondern eine Firma mit mindestens drei Filialen.

  • Sie geht hin, Kopftuch in der Hand schlenkernd (von Tragen ist nicht zwingend die Rede) und Perso dabei mit "weiblich", und verlangt den Rabatt wie versprochen



    Den sollte sie kriegen oder könnte dann wegen Wettbewerbsrecht klagen lassen.



    Ganz entspannt bleiben.

  • Meine Omas haben in den Achtzigern beide immer Mal Kopftuch getragen, die eine sogar so gut wie immer. War ganz normal. Und auch in christlichen Kirchen war das nicht selten, weil es da so eine Bibelstelle gibt, dass die Frau das Haupt bedecken soll usw. Das wird komischerweise selten in den Diskussionen erwähnt.

    • @benderhead:

      Richtig, aber sie werden auch bemerkt haben, dass das immer weniger geworden sind? Das finden sie heute nur noch ganz selten.



      Woran mag das wohl liegen?



      Haben die anderen Menschen die Frauen alle als unterdrückt angesehen. Nein.



      Es waren wohl eher die Nachwirkungen der Aufklärung. Dass es vielleicht doch zu viel Unterwerfung ist, nur ein Kopftuch zu tragen, weil ein Gott oder sein Vertreter auf Erden das von einem erwartet. Denken sie an Maria 2.0, wo Frauen ihren Platz in der kirchlichen Hieracrhie fordern.

    • @benderhead:

      Vielleicht, weil es heute einfach nicht mehr relevant ist.



      Oder kennen Sie christliche Frauen - Nonnen jetzt mal ausgenommen - die Kopftuch tragen oder gar von männlichen Familienmitglieder gezwungen werden, Kopftuch zu tragen?



      Und wie sieht es mit unreligiösen Frauen aus?

      • @Katharina Reichenhall:

        Die orthodoxen Christinnen in Osteuropa, im Nahen Osten, Äthiopien und Eritrea tragen einen Schleier oder ein Kopftuch während der Messe, religiösen Zeremonien oder Festen.

      • @Katharina Reichenhall:

        Eine Diskriminierung scheint es mir trotzdem zu geben. Wie ist es mit Menschen die unter der Bezeichnung div. firmieren und mit einem Kopftuch kommen würden. Bekämen die auch Rabatt?



        Warum sind die hier nicht aufgeführt.?

      • @Katharina Reichenhall:

        Meine Mutter war Atheistin und hat auch manchmal Kopftuch getragen. War ein ganz normales Kleidungsstück. Aktuell ist es gerade nicht besonders modern. Kann aber wieder kommen, weil es nicht ganz unpraktisch ist.

        Muss man deshalb ein Fass aufmachen? Das kann doch Jede halten wie sie will.

    • @benderhead:

      Paulus schreibt es für die Versammlung so, daher tragen/trugen ältere Damen häufig etwas in der Kirche, Tuch oder Hütchen.



      Ich lasse das gerne mal hier einfließen, wenn sich manche m.E. zu sehr verbissen haben.

      Am Ortseingangsschild Oberammergau einradelnd: die erste Frau, auf dem Feld, trug ein leichtes Kopftuch, das u.a. wohl die Frisur schützen soll. Sie dürfte nach Augenschein und Ohrenhör eine (mutmaßlich katholische) Einheimische gewesen sein, vielleicht in ihren 60ern.

      Niemand soll müssen - niemand soll nicht dürfen, vielleicht etwas in die Richtung?

      • @Janix:

        Was Paulus nicht alles geschrieben hat vor gut 2000 Jahren!



        Btw. muss man 1 Korinther 10,11, wo es um Kleidungsvorschriften für Frauen (und Männer!) geht, wohl auch so interpetieren, dass Frauen eine tragende Rolle im Gottesdienst spielten, da sie "Weisungen Gottes verkünden". Also hier ist er wieder moderner als die katholische Kirche... aber wie Sie ja ähnlich schreiben, das kann, aber muss nicht für heute relevant sein.

        Der Hijab und Ähnliches jedoch haben für den politischen Islam einen hohen Stellenwert, obwohl im Koran m.W. nicht vorgeschrieben...



        Deshalb kann man Hijab und "Kopftuch" nicht gleichsetzen.



        Nicht jede Hijab-Trägerin ist eine Islamistin, aber fast jede Islamistin trägt einen Hijab.

        • @Kai Ayadi:

          „Und sag den gläubigen Frauen, sie sollen (statt jemanden anzustarren, lieber) ihre Augen niederschlagen, und ihre Keuschheit bewahren, den Schmuck, den sie (am Körper) tragen, nicht offen zeigen, soweit er nicht (normalerweise) sichtbar ist, ihren Schal sich über den (vom Halsausschnitt nach vorne heruntergehenden) Schlitz (des Kleides) ziehen und den Schmuck, den sie (am Körper) tragen, niemandem offen zeigen, außer ihrem Mann, ihrem Vater, ihrem Schwiegervater, ihren Söhnen, ihren Stiefsöhnen, ihren Brüdern, den Söhnen ihrer Brüder und ihrer Schwestern, ihren Frauen, ihren Sklavinnen, den männlichen Bediensteten, die keinen Geschlechtstrieb (mehr) haben, und den Kindern, die noch nichts von weiblichen Geschlechtsteilen wissen. Und sie sollen nicht mit ihren Beinen aneinanderschlagen und damit auf den Schmuck aufmerksam machen, den sie (durch die Kleidung) verborgen (an ihnen) tragen. Und wendet euch allesamt (reumütig) wieder Allah zu, ihr Gläubigen Vielleicht wird es euch (dann) wohl ergehen.“ – 24:31



          "Jede Frau aber, die betet oder prophetisch redet mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt; denn es ist gerade so, als wäre sie geschoren. ..." Paulus

  • Ich selbst bin in der Frage Kopftuch durchaus zwiespältig, aber die vermeintliche Diskriminierung, die Klara P. beklagt, ist aus meiner Sicht nichts anderes als der übliche und allzu durchsichtige Versuch, zu skandalisieren, was den Kullturkämpfenden von rechts nicht gefällt, nämlich, dass es von ihren Vorstellungen abweichende Lebensentwürfe gibt.

    Vielleicht sollte die Dame einmal einen Friseurbesuch am "Kopftuchtag" in diesem Salon wagen. Ich schätze mal, sie würde sich wundern, wie unterhaltsam und lustig es zugeht, wenn muslimische Frauen unter sich sind.



    Aber wahrscheinlich geht sie stattdessen lieber in die gemischte Sauna.

    • @Klabauta:

      Bevor man dem Andersdenkenden niedere Beweggründe attestiert, immer die Gegenprobe versuchen: Nehmen wir an der Friseur heißt nicht "Istanbul" sondern "Walhalla" und gibt Rabatte für (als solche erkennbare) "deutsche Patrioten". Die können bestimmt auch untereinander super Spaß haben. Macht das die Geschichte sympathischer? Bzw. warum soll das "was ganz Anderes" sein??

      • @Normalo:

        Ja, ich unterstelle niedere Beweggründe, welch andere sollten es denn sein? Die arme Frau gehört zur unterdrückten Minderheit der Nicht-Kopftuch-Tragenden, die nirgendwo einen billigen Friseur finden?



        Zu Ihrem unsäglichen Nazi-Vergleich: Ich wette mit Ihnen, dass es solche Läden bereits gibt und solange sie keine Hakenkreuze auf dem Kopf ausrasieren, wird man sie leider nicht verbieten können.



        Und wenn Sie nicht verstehen, warum das etwas anderes ist, ist Ihnen leider nicht mehr zu helfen.

        • @Klabauta:

          Diskriminierung auf Basis nach außen gelebter Weltanschauung - und JA, ein "muslimisches" (nenn ich jetzt mal so, obwohl die Tragepflicht theologisch Humbug ist) Kopftuch ist genau das - IST nunmal Diskriminierung. Es scheint nur offenbar im Kopf vieler - vor allem Linker - eine Blockade zu geben, innerhalb von als unterdrückt empfundenen Identitäten Diskriminierung zur Kenntnis zu nehmen.

          Deshalb die (zugegeben: Fang-)Frage am Ende meines Gegenbeispiels. Dass das "was Anderes" ist, können Sie offenbar nur apodiktisch in den Raum stellen und nicht begründen. Davon abgesehen habe ich bewusst nicht von Nazis gesprochen sondern von "deutschen Patrioten", also weniger blumig ausgedrückt von national eingestellten Rechten. Diese "Nazis" zu nennen, ist vielleicht partiell legitim (so wie man Kopftuchbefürworter sicher zu Teilen korrekt mit "faschistoide radikale Islamisten" beschreiben könnte), dürfte aber in den meisten Fällen den Beleidigungstatbestand erfüllen. Also nochmal: WARUM ist es sowas völlig Anderes?

          Es ist eben nicht Alles so schwarz-weiß, wie Sie es gern hätten. Und derartige Undifferenziertheit als moralische Überlegenheit zu verklären, hilft dem Diskurs nicht weiter.

          • @Normalo:

            Ab wann sind "national eingestellte Rechte" oder "(als solche erkennbare) "deutsche Patrioten"" Nazis? Verzeihung, aber die von Ihnen eingeforderte "Differenzierung" folgt der AfD-Strategie der Selbstverharmlosung, indem man fein säuberlich zwischen haselnussbraun und kackbraun unterscheidet. (@Moderation: Entschuldigung für die drastische Wortwahl) Ersteres ist noch akzeptabel, Letzteres geht zumindest offiziell nicht durch.



            Der Unterschied zwischen einer Kopftuch tragenden Muslima und einem Nazi ist der, dass die Frauen in der Regel niemanden bedrohen, sondern im Gegenteil häufig selbst Beleidigungen und Bedrohungen ausgesetzt sind.



            Die nähere Umgebung Ihres "Walhalla"-Salons wäre hingegen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine No-Go-Area für Kopftuch tragende Frauen und andere von der rechten "Norm" abweichende Menschen. Trotzdem würde er nicht verboten, solange der Besitzer nicht selbst zu Straftaten aufruft.

            • @Klabauta:

              Ich kann immer noch nicht so richtig nachvollziehen, inwiefern (unterstellte) No-Go-Areas um strammnational geführte Friseursalons Diskriminierung von kopftuchlosen Frauen legitimer machen. No-Go-Areas gibt's leider Gottes auch für diese, und DAS ist ein von identitär denkenden Linken gern ignoriertes Problem. Ob das wirklich Blindheit ist oder die panische Angst, durch ehrlichen Umgang mit gesellschaftlichen Missständen auch in migrantischen Communities den Rechten in die Karten zu spielen - in jedem Fall ist es nicht hilfreich. So kreiert man AfD-Wähler (natürlich in dem wohligen Gefühl, ja sooo viel besser als die zu sein, dass man sie alle Nazis nennen darf). Mich deucht, dass Ihnen plumpe Klischees über nicht genehme Mehrheitsgesellschafter deutlich leichter von der Hand gehen, als sie bereit sind, Äußerungen auch nur über unterdrückende Tendenzen in muslimisch geprägten Gesellschaftsteilen zu tolerieren. Auch sind Linke normalerweise weit schneller damit dabei, "trad-wife"-mäßige Rollenmodelliererei rückhaltlos anzuprangern - hier springen sie in die Bresche. Warum? Weil "die" es halt so wollen??

              Letzter Punkt: Nazis verharmlosen SIE - mit der Verwässerung des Begriffs.

      • @Normalo:

        Glatzen sind zumindest - bis auf die letzten Millimeter - wohl einfach zu schneiden. 08/15-Horst-Wessel-Gedächtnis-Schnitte mit viel Ausrasieren eigentlich auch. Der Rabatt wäre bwl-ig begründbar.

        Dass mensch anderen nicht gleich den ärgsten Beweggrund unterstellt, ansonsten sekundiert. Ich kenne jenen Betreiber dabei auch nicht gut genug.

        • @Janix:

          Ich hatte Ihren "Ökonomiegedanken" auch, aber es sind ja leider nicht mehr nur kahlgeschorene oder gescheitelte Klischeenazis (und beileibe nicht nur Männer), die man z. B. mit nationalistischen Erkennungsklamotten sieht.

          Ist aber auch nebensächlich. Ich wollte vor allem auf die Einseitigkeit der Betrachtung hinweisen. Dass solche Vergünstigungen (von Männern) für gerade solche Frauen, die sich einem archaischen Rollenbild angepasst verhalten, von Linken aggressiv verteidigt werden, zeugt schon von einer gewissen kognitiven Dissonanz.

    • @Klabauta:

      Mir gefallen von meinen Vorstellungen abweichende Lebensentwürfe auch nicht, in denen Frauen gezwungen werden, sich zu verhüllen. Oder nach denen unverschleierte Frauen als unrein oder unzüchtig gelten.



      Wundert mich, dass Sie das scheinbar anders sehen.

      • @Katharina Reichenhall:

        Das Problem ist, dass Kopftuch tragende Frauen von manchen immer als unterdrückte Wesen dargestellt werden, die keine eigene Wahl treffen durften oder, schlimmer noch, überzeugte Islamistinnen sind.



        Da sollte man schon genau hinsehen, bevor man so etwas behauptet.



        Ich schrieb bereits, dass ich in der Kopftuchfrage durchaus zwiespältig bin, nur halte ich so einfache Antworten wie die Ihre nicht für zielführend. Außerdem haben wir Religionsfreiheit in diesem Land, und auch wenn mir persönlich Religion suspekt ist, muss ich das akzeptieren.

        • @Klabauta:

          Es steht doch ganz eindeutige im Artikel das es nicht im die Religionszugehörigkeit geht sondern um das Kleidungsstück, und das kann jeder tragen der möchte, faschistoide radikale Islamist*innen sind ein anderes Thema.

  • Grundproblem ist, dass hier sogleich die Interpretation Kopftuch = religiöses Kleidungsstück erfolgt. Das Bild der jungen Frau lässt zwar diese Interpretation nicht ganz unwahrscheinlich erscheinen, nur steht in der Anzeige nicht, dass es so ist. Da steht nur "Nur für Damen mit Kopftuch". Also könnte Klara dies testen und ein Kopftuch tragen.

    Es gibt ja immer und überall Rabattaktionen, welche sich an bestimmten Kleidungsstücken festmachen. Wer kostümiert kommt, zum Beispiel.

  • Die Vergleiche, die Frau Conti aufzählt (Lockentag, Kindertag), hinken etwas, bzw. sind, um beim Friseurthema zu bleiben, an den Haaren herbeigezogen. Die Idee des Frauentags, an dem auch die Frauen zur zur Friseurin gehen können, die Männern beim Friseur nicht begegnen wollen, ist in Ordnung. Und wenn es an diesem Tag Rabatt gibt, ist es das die Sache des Friseursalonbesitzers. Aber was nicht geht, ist die Unterscheidung in Frauen mit und Frauen ohne Kopftuch. Der Rabatt muss für alle Frauen gelten, ansonsten klingt das sehr nach einer Einteilung in gute Frauen mit und schlechte ohne Kopftuch, nur die erste Gruppe wird für ihr Verhalten (Tragen eines Kopftuchs) belohnt.



    Das Männer beim Friseur meistens weniger zahlen, hat einen praktischen Grund: das Haareschneiden von normalen Männerfrisuren geht eben schneller, da Männer im Durchschnitt weniger Haare haben, je älter, desto weniger. Und Schneiden mit der Maschine geht auch schneller als Schneiden mit der Schere. Und meiner, zugegeben subjektiven Beobachtung im Friseursalon nach lassen sich viel mehr Männer mit der Maschine die Haare schneiden als Frauen...

  • "Ein Kopftuch ist eben nicht nur ein Stück Stoff. Es ist ein Symbol religiöser Unterwerfung."



    Korrekt von der Autorin beschrieben. Es ist für mich eines der größten Rätsel, warum diese Unterwerfung der Frauen von deutschen Linken so oft verteidigt wird.



    Wäre es freiwillig, warum begegne ich dann nie muslimischen Männern verhüllt mit Kopftuch oder Burka?

    • @drafi:

      Sie wissen vermutlich, dass es im Islam auch Kleidungsvorschriften für Männer gibt, die ebenfalls je nach Gusto mehr oder weniger streng eingehalten werden. Die Linken verteidigen übrigens nicht das Kopftuch, sondern das Recht, über das eigene Leben zu entscheiden. Freiheit ist nicht nur die Freiheit, nach den Maßstäben des Durchschnittsdeutschen zu leben und glücklich zu werden.

      • @O.F.:

        Die Linken sehen es als Diskriminierung an, wenn Frau als Lehrerin oder Richterin kein Kopftuch tragen darf. Mit der Begründung, dass es nicht darauf ankomme, was eine Frau auf dem Kopf habe, sondern im Kopf.



        Was aber hat eine Frau im Kopf, wenn sie vor anderen das Kopftuch nicht ablegen will? Mir fällt da nur eine oberste religiöse Instanz ein und die darf in einer öffentlichen Einrichtung keinen Platz einnehmen. Wo das doch der Fall sein sollte, muss das unterbunden werden. Zumal es ja Beispielsländer gibt, in denen das aus religiösen Gründen staatlich verordnete Pflicht ist. Das kann man in der ganzen Diskussion nicht ignorieren.

        Das war der Weg der Aufklärung und das sollte auch so bleiben. Das gilt auch für Kreuze. Entweder wir gehen diesen Weg weiter oder wir kommen dahin, dass die Religion wieder bei der Besetzung politischer Ämter berücksichtig werden soll/muss. Wie es im Libanon ja auch gehandhabt wird. Das ist nicht meine Vorstellung von einer freiheitlichen Gesellschaft. Auch da heißt es: Wehret den Anfängen.

        • @BS:

          Nun machen Sie ein anderes Fass auf, nämlich die Frage nach dem Kopftuch im öffentlichen Dienst. Darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein, ich erinnere aber daran, dass Deutschland zwar ein säkularer Staat ist, aber keiner, der sich der Freiheit von Religion bzw. deren Verdrängung aus dem öffentlichen Raum verschrieben hat. Und sogar ich als Atheist sage: Gott sei Dank. Dem Staatsatheismus wohnt selbst etwas autoritäres inne, obwohl seine Anhänger das gerne übersehen. Natürlich: wenn man Religionslosigkeit als Naturzustand versteht und Glauben als Verblendung, muss man wohl so denken. Mir persönlich ist aber der Anspruch, Menschen auf ein hypothetischen Wesen hin zu dressieren, zutiefst unheimlich.

      • @O.F.:

        "Die Linken verteidigen übrigens nicht das Kopftuch, sondern das Recht, über das eigene Leben zu entscheiden."



        Wäre es freiwillig, warum begegne ich dann nie verhüllten muslimischen Männern?

  • "Männer für die gleiche Behandlung oft weniger als die Hälfte."

    Hmmmm. Männer mit Waschen, Fönen, Legen oder auch Dauerwelle zahlen also die Hälfte, und Frauen, die mit der Haarschneidemaschine (6mm oder so) frisiert werden, zahlen das Doppelte. Das ist schlimm, und muss sofort aufhören.



    Aber was ich mich frage ist ja: Wie viele sind das?

  • Ein kluger Frisör.

    Er hat ganz einfach einen gewaltigen Markt ausgemacht. Modest Fashion (die "bescheidene" oder "demütige" oder "zurückhaltende" Mode) wird global auf ein jährliches Umsatzvolumen von über 450 Milliarden Dollar geschätzt. Der Markt wächst gewaltig. Und jede Modest-Fashion-Trägerin, hier in Deutschland meistens das Kopftuch, zunehmend auch die Burka, hat eine Frisur, die geschnitten und gepflegt werden möchte.

    Der Frisör handelt ganz einfach nach den üblichen Marktgesetzen.

    Beispiel: Der Otto-Versand ist auch längst dabei. Jetzt auch für Kinder.

    www.otto.de/maedch...echer/kopftuecher/

  • Etwas erstaunt bin ich über den Artikel schon und über die vielen (bis jetzt 82) Kommentare. Da hat der Friseur ja mit seinem Marketing-Konzept den Jackpot geholt. Wenn ich nächstes Mal in Hannover bin, werde ich auch zum Istanbul-Salon gehen! Wahrscheinlich am 30.09. wenn ich in Hannover umsteigen muss.

    • @Tian:

      Sry, 30.10. habe ich gemeint; da muss ich auf einer Fahrt von Wilhelmshaven nach Göttingen in Hannover umsteigen.

      • @Tian:

        Gut zu wissen

        • @Paul Anther:

          Zur Klarstellung: ich wollte damit nur ausdrücken, dass es der Firma damit gelungen ist überregional bekannt zu werden von der Nordseeküste bis Göttingen. Es handelt sich eben nicht um einen Nischenladen in schlechter Lage in der Georgstraße, wie im Artikel suggeriert, sondern um eine Firma mit mehreren Filialen in bester Innenstadtlage (Nordmannpassage und Lister Meile).

  • Und wenn mann einfach



    weder vorschriebe oder belohnte, dass jefraud Stoff am Kopfe trägt,



    noch, dass nicht?

    40 % ist zu hoch für reines Marketing, das wirkt wie ein Erziehungsversuch, den ich in beide Richtungen für verfehlt ansehe.

    Danke zugleich der taz für eine erklärendere Berichterstattung, die zu lesen sich lohnt.

  • Wie stehen eigentlich Muslima ohne Kopftuch zu denen, die aus religiösen Gründen Kopftuch tragen?

    Aus religiösen Gründen wird es ja getragen, weil die Frau sich dann als "ehrbare, freie, geschlechtsreife, muslimische Frau" zu erkennen gibt.

    Mir persönlich ist das wumpe, weil ich nicht muslimisch bin, aber fühlen andere Muslima sich nicht irgendwie angegriffen, weil quasi impliziert wird, dass sie nicht vor allem "ehrbar" sind?

    Hier ist ein Text dazu, den die Deutsche Islam Konferenz freundlicherweise zur Verfügung stellt:

    www.deutsche-islam...ublicationFile&v=3

    • @Cededa Trpimirović:

      Sure 24: "Und sag den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Augen niederschlagen, und ihre Keuschheit bewahren, den Schmuck, den sie tragen, nicht offen zeigen, soweit er nicht normalerweise sichtbar ist, und ihre Tücher über ihren Busen ziehen."

      In Sure 24 steht etwas davon, dass man als gläubige muslimische Frau seinen Busen bedecken und mit dem Schmuck nicht so "protzen" soll. Daraus allerdings eine komplette Verschleierung (z.B. Niqab) abzuleiten, oder auch "nur" die Pflicht ein Kopftuch tragen zu müssen, kann man wohl als Meisterwerk der Interpretationskunst ansehen.

      Im Grunde - und das bekommen viele Linke leider auch nicht in ihren Kopf - ist das nur ein 'gefundenes Fressen' für die AfD und alle anderen Rechtskonservativen in diesem Land, wenn immer mehr muslimische Frauen das Kopftuch tragen. In vielen muslimischen Ländern kämpfen die Frauen gegen das Kopftuch, aber bei uns kämpfen viele Linke für das Tragen des Kopftuchs; und das obwohl sie wohl weder Sure 24 kennen und wohl auch nicht begreifen, dass sie mit diesem "Kampf" nur der AfD helfen.

      Warum Muslimas jetzt in Deutschland das Kopftuch tragen, obwohl das im letzten Jahrhundert nicht so war, ist doch eher die Frage.

      • @Ricky-13:

        Linke kämpfen in Deutschland nicht "für das Kopftuch", sondern für die Freiheit selbst zu entscheiden, ob man ein Kopftuch trägt oder nicht. Kopftuchverbot und Kopftuchpfliocht sind zwei Seiten der selben Medallie, die rechten in Deutschland und die religös-konservativen in muslimischen Ländern sind sich eben sehr ähnlich.

      • @Ricky-13:

        "In vielen muslimischen Ländern kämpfen die Frauen gegen das Kopftuch, aber bei uns kämpfen viele Linke für das Tragen des Kopftuchs"

        Das hat meines Erachtens viel mit linker Identitätspolitik zu tun und mit der -ich nenns mal überspitzt- "Überindentifizierung" mit vermeintlich migrantischer Kultur. Ich hab mal beim Aufbau einer Kunstinstallation mit einer deutschen Frau zusammengearbeitet, die Kopftuch trug. Und schmerzfrei geradeaus wie ich bin, hab ich gefragt, ob sie Muslima sei. Antwort war nein, sie trüge das Kopftuch aus Solidarität mit muslimischen Migrantinnen. Das war etwa zu dem Zeitpunkt, als die Bundeswehr aus Afghanistan abgezogen ist und die Taliban wieder das Zepter übernommen haben. Kannste dir kaum ausdenken.

      • @Ricky-13:

        Trefflichst formuliert. Besser geht es nicht.

        In den 60er Jahren ist meine Mutter (Jahrgang 1920) fast immer mit Kopftuch rausgegangen...

  • Gut, den Standpunkt der Klara P. kann man sicherlich diskutieren, aber auch ich als Muslima, und zwar ohne Kopftuch, stoße mich daran etwas bzw. finde es schon grenzwertig, denn es ist schlicht und einfach überflüssig, um dem eigentlichen Zweck an sich, trotzdem zu dienen. Es ist nicht notwendig, das Merkmal Kopftuch besonders herauszuarbeiten oder die vermeintlich frommere Religiosität, quittiert von Gott durch das Kopftuchtragen anderen ins Auge zu drücken. Als Frau unter sich bleiben zu wollen, setzt auch kein Kopftuch voraus. Es hätte auch einfach gereicht: für Frauen, die aus verschiedenen Gründen männerfreie Räume für sich bevorzugen. Die Damen-Sauna oder der Frauentag im Hallenbad ist ja auch nicht nur für Kopftuchträgerinnen, sondern es gibt auch andere gute Gründe außer dass man Männern sein Haar nicht zeigen möchte, wenn man als Frau in manchen Rahmen, männerfreie Räume präferiert!



    Aber auch, weil ich persönlich gut erklärbar nicht daran glaub und für mich überhaupt keinen Sinn in der Logik des Gotteswortes u. Haltung des Glaubens ergibt, dass die Bedeckung weiblicher und überhaupt von Attraktivität, Gottgewollt sein soll, sei es nun in Form des Kopfes oder des Körpers.

  • "...weil die Haare nach der Schwangerschaft scheiße aussehen": Dieses Argument höre ich jetzt tatsächlich zum ersten mal. Was es nicht alles gibt.

  • Klar man kann sich auch davon diskriminiert fühlen, dass Menschen mit Behinderung näher am Eingang parken dürfen ;)

    Im Ernst es handelt sich um eine Rabattaktion für zwei unterschiedliche Leistungen einmal Frauenhaarschnitt mit gemischten Personal und gemischter Kundschaft und einmal Frauenhaarschnitt mit ausschließlich weiblichem Personal und weiblicher Kundschaft in geschützter Umgebung. Deswegen darf der Betreiber hier einen Rabatt geben, um mehr Frauen anzulocken, die einen Haarschnitt in geschützter Umgebung wollen. Das Geschäftsmodell funktioniert ja gerade nur, wenn es auch von genügend Frauen genutzt wird.

    Umgekehrt darf er natürlich genauso nur ein Rabatt für einen Frauenhaarschnitt in nicht geschützter Umgebung für Frauen ohne Kopftuch geben, z.B. weil er es sonst nicht schafft sein männliches Personal auszulasten.

    Die gezielte Ansprache einer bestimmten Kundengruppe durch Rabattaktionen ist nach § 20 I Nr. 3 AGG erlaubt.

    Aus dem selben Grund dürfen Clubbetreiber auch Frauen kostenlosen Eintritt gewähren, wenn Sie der Meinung sind, dass ihr Club nicht ausreichend von Frauen besucht wird.

  • Außer sie ist ganz offen, wie ironischerweise in diesem Fall, ist jede diskriminierung erstmals nur gefühlt daher ist der Titel schon sehr speziell.

  • Nicht desto trotz existiert ein Kopftuchgebot, das sich einer patriarchalen Tradition bewusste Männer und Frauen gegenüber Mädchen und Frauen auch mit Gewalt versuchen durchzusetzen. Und das nicht erst bei einer Zwangsehe.

    Die "Anrempler" finden sich dann auf beiden Seiten wieder. Betroffen sind immer die Frauen.

    Da aber dann jenen Teil der hinter jenen Frauen wie auch im Iran stehen und für das Nicht-Tragen des Kopftuchs nicht nur die Gewalt der Ehemänner und Verwandten ertragen müssen, sondern auch um ihr Leben fürchten müssen, lächerlich zu machen, ist irgendwie ein Armutszeugnis.

  • „Natürlich existiert keines dieser Motive in den öffentlichen Debatten



    um das Kopftuch“ erklärt uns Frau Conti. Das ist so, weil diese



    möglichen Motive „an den Haaren herbeigezogen“ sind u. der



    Ladenbesitzer doch das Kopftuchtragen - Motiv der angesprochenen weiblichen Kundschaft selbst benennt: ihre Haare vor Blicken und Berührungen von Männern zu schützen.



    Warum also die Motivakrobatik von der Autorin?

  • Nach der Logik des Artikels wäre es auch ok, ein Rabatt für Frauen ohne Kopftuch zu geben.

    Was der letzte Abschnitt mit der Beschwerde der alten Dame zu tun hat erschließt sich mir nicht, soll sie mit dafür verantwortlich gemacht werden und den Mund halten, wenn sie diskrimiert wird?

    • @Jörg Radestock:

      Das wäre nicht das gleiche. Der Unterschied nennt sich Kontext. Ist ist wahrlich nicht so, dass in diesem Land Frauen ohne Kopftuch systematisch diskriminiert werden. Frauen mit Kopftuch hingegen schon.

      • @pumble:

        Auch Frauen in anderen Kontexten werden in diesem Land systematisch diskriminiert. Genau das ist mit "Patriarchat" gemeint, eine Struktur der Unterdrückung.

        Eine Kritik in Bezug auf Kopftücher könnte beispielsweise der Frage nachgehen, ob nicht Scham- und Schuldgefühle ob dieser althergebrachten deutschen patriarchalen Strukturen auf Migrant:innen projiziert werden?

        Oder fragen, inwieweit die Aufgabe gelingt, eine solidarische Kritik an struktureller Benachteiligung von Frauen zu üben, ohne sich dabei auf die Kopftuchdebatte zu versteifen?

        So wie "Frau Paulmann" das laut Frau Conti äußert, bleibt ein ziemlich unappetitlicher Geschmack von "wir" gegen "die". Diese Polarisierung funktioniert, weil sie den Skandal in sich trägt.

        Eine fundierte Kritik würde patriarchale Strukturen hinterfragen, von denen Kopftücher eine Ausprägung sein können, aber eben auch andere Formen von Geschlechterrollenzwängen in den Blick nehmen.

        Skandalisierende Ansätze drohen zur plumpen Meinungsmache zu verkommen. Sie sind das Gegenteil eines Dialogs und verzerren öffentliche Diskurse mit Rohheit, Dogmen und kämpferischer Rhetorik.

        Frau Conti rückt das in die Nähe des "nach unten Tretens" - zurecht!

    • @Jörg Radestock:

      "Nach der Logik des Artikels wäre es auch ok, ein Rabatt für Frauen ohne Kopftuch zu geben."

      Was dann hier im Forum los wäre, kann man sich denken. Rassismusgeschrei bis Ostern - mindestens.

  • Bleibt zu hoffen das der Kinder- und Lockentag ohne Ausnahme für alle Haargepflegten gilt.

  • Von mir aus kann ein Gewerbetreibender Rabatte gewähren für wen immer er will.



    Ich frage mich allerdings wie die Reaktion wäre, wenn er nur Rabatte für Damen ohne Kopftücher gewährt hätte.

    • @Filou:

      Der Unterschied zwischen den beiden Szenarien wird hier erklärt:

      www.lto.de/recht/h...minierung-religion

      • @Der eindimensionale Mensch:

        Relativ am Anfang heißt es in dem Lto-Artikel: Denn Musliminnen legen vor Männern ihr Kopftuch nicht ab. An dieser Stelle erübrigt es sich, weiter zu lesen. Bis vor kurzem hatte noch die Mehrheit aller Musliminnen in Deutschland und vor einigen Jahrzehnten noch die Mehrheit aller Muslimen in der Welt überhaupt kein Problem, außerhalb des Hauses vor fremden Menschen ohne Kopftuch zu erscheinen. Das absolut gesetzte Junktim zwischen muslimische Religion und Kopftuchtragen, das hier behauptet und den weiteren Ausführungen vorausgesetzt wird, existiert nicht.

        • @Plonitalmonit:

          Wieso ist es für viele Leute ein Problem, wenn Menschen selbst entscheiden, wie viel sie von sich in der Öffentlichkeit zeigen wollen?

    • @Filou:

      Den Kommentar der taz kann man sich leicht vorstellen.

  • Es geht nicht um Diskriminierung, sondern um die Symbolik des Kopftuchs. Für die einen steht es für patriarchale Kontrolle und den politischen Islam.

    Für andere ist das Kopftuch bloße Folklore.

    Wer das Kopftuch als reine Folklore einstuft, müsste konsequenterweise auch andere stark politisierte Zeichen als Folklore ansehen – etwa Hakenkreuze, SS-Symbole oder den gelben „Judenstern“ der NS-Zeit. Diese sind per Gesetz verboten, denn man wollte Ideologien keinen Raum zur Normalisierung geben.

    • @Benzo:

      Klare Zustimmung für Ihren Kommentar.

      Habe ich auch schon öfters gedacht.

    • @Benzo:

      Wie sagt man so schön? Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.

    • @Benzo:

      Ein Kopftuch ost aber KEIN Hakenkreuz, SS-Symbol oder Judenstern im Nazi-Reich, diese Vergleiche verbitte ich mir. Es KANN durchaus Glaubensbekenntnis sein oder auch politisches Statement, aber auch Folklore oder Gewohnheit, auch Mode-Accessoire … nicht anders, als wenn jüdische Mitbürger ihre Kippa tragen oder einen Davidstern um den Hals. Auch die Bekleidungsvorschriften ultra-orthodoxer Juden sind durchaus in Ordnung, auch wenn man im Straßenbild bei uns wenig davon sieht.



      Demokraten können damit gut leben, nur Intolerante haben damit Probleme.

      • @Abdurchdiemitte:

        Sie haben recht. Ohne Kontext ist es kein Symbol.

        Wie kann man aber als Demokrat mit dem dahinter stehenden Kopftuchgebot leben, das Ehemänner, Eltern und Verwandte gegebenenfalls auch mit Gewalt versuchen umzusetzen bei Mädchen und Frauen?

        Der Aufstand von Frauen im Iran gegen das Kopftuchgebot hat sehr wohl gezeigt, welche Symbolkraft das Kopftuch für die beteiligten Gruppen hat. Die tatsächliche Politik von Islamisten im großen wie m kleinen hat aus dem Kopftuch das Symbol gemacht, das es heute ist.

        • @Rudolf Fissner:

          Nun, wir leben ja in der kulturellen Vielfalt einer Migrationsgesellschaft, durchaus mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt. Ob’s uns nun passt oder nicht.



          Schönreden will ich die sich daraus ergebenden Konflikte beileibe nicht, aber es ist nun mal bundesdeutsche Realität - auch die aus unterschiedlichsten Motiven kopftuchtragenden muslimischen Mädchen und Frauen zählen dazu -, mit der wir uns in irgendeiner Weise auseinandersetzen müssen.



          Und ich weiß zumindest, dass ich die Antworten für falsch halte, die von Seiten der AfD & Co. kommen. Sie sind keine Lösung, sondern Teil des Problems.



          Ich habe ja schon mehrfach geschrieben, dass Lösungen im Konsens mit allen in Migrationsfragen relevanten gesellschaftlichen Gruppen gefunden werden müssen, nicht zuletzt mit den Migranten selbst.

          • @Abdurchdiemitte:

            Mit welchen Migranten muss ihre Tochter oder ihre Frau erst einen Konsens finden, wenn sie keinKopftuch tragen wollen oder wirklich null Bock haben auf eine Zwangsheirat.

            Das ist auch keine Migrationsfrage. Das ist eine Frage von Menschenrechten, wo man auf der Seite jener Migranten stehen muss und deren Rechte gegen patriarchale Typen schützen muss.

      • @Abdurchdiemitte:

        Das muslimische Kopftuch kann auch kulturell erklärt werden, wie durch die Ethnosoziolgie. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die sog. Patrilinearität ( = Väterlinie). In patriliearen Kulturen hat die Sicherstellung der biologischen Vaterschaft große Bedeutung. Um sicherzustellen, dass die Kinder aus einer Ehe vom Ehemann stammen, haben sich soziale Vorschriften für das Zusammenleben der Geschlechter entwickelt. Wie z. B. die Vorschrift, dass sich die Frauen verhüllen müssen. Es geht also um die Kontrolle über die Fortpflanzung der Frau.

        • @Brigitte Frank:

          Vorab: Ich halte Ihre ethnosoziologische Deutung zur Verhüllung von Frauen nicht für falsch, wahrscheinlich ist sie sogar ein plausibler wissenschaftlicher Erklärungsansatz für dieses Phänomen.



          Ihre Erklärung löst allerdings nicht das politische Problem, wie eine sich als liberal verstehende Gesellschaft mit den Konflikten umgehen soll, die sich aus der Migration von Menschen aus muslimischen Gesellschaften ergeben … der „Kopftuch-Streit“ ist da ja nur eine Facette von vielen (an dem allerdings symbolisch und identitätspolitisch viel „aufgehangen“ wird).



          Ich gebe in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass das Kopftuch als Identitätsmerkmal muslimischer Frauen auch als Reaktion muslimischer Migranten auf Zurückweisungserfahrungen innerhalb der Mehrheitsgesellschaft gedeutet werden kann … islamistische Radikalisierung und ihre nach außen getragenen Symbole (auch das Kopftuch) wären dann in erster Linie weniger als religiöse Machtdemonstration und Konfrontation zu verstehen, sondern als ein Scheitern von Integration.



          Oder Ausdruck ihres Gelingens, sollte das Zusammenleben ohne größere Friktionen funktionieren. Das Kopftuch erscheint mir da nicht als der entscheidende Hinderungsgrund.

      • @Abdurchdiemitte:

        "Ein Kopftuch ost aber KEIN Hakenkreuz (...) Es KANN durchaus Glaubensbekenntnis sein oder auch politisches Statement"



        Falsch.



        Ein Hakenkreuz kann auch ein politisches Statement sein oder ein religiöses Glückssymbol.



        Wir wissen hier alle ganz genau welche Klientel der Friseursalon neben "einem Modegeschäft, das Abendkleider von der Sorte verkauft, die man öfter auf kurdischen Hochzeiten sieht" und wo Frauen "nur von weiblichem Personal bedient werden (...) weil sie das Tuch in Gegenwart von fremden Männern eben nicht abnehmen würden" ansprechen möchte.



        Trotzdem versuchen 90% der Kommentierenden hier keinen Skandal daraus zu machen und berufen sich auf die rechtliche Lage - das sei ja so alles in Ordnung.



        Aha. Gestern war in der taz der Artikel über die beiden jungen Frauen in der Sauna zu lesen, die ungefragt und ungewollt von einem Mann nackt gefilmt wurden. Da hat sich im Artikel herausgestellt, dass das bezüglich der rechtlichen Lage nicht verboten ist...



        Die gleichen 90% die hier mit der Rechtslage argumentieren würden im Fall der nackt gefilmten Frauen auf die Rechtslage pfeifen und ihren Unmut kund tun...



        Und genau diese Doppelmoral finde ich unerträglich.

        • @Saskia Brehn:

          "Trotzdem versuchen 90% der Kommentierenden hier keinen Skandal daraus zu machen und berufen sich auf die rechtliche Lage - das sei ja so alles in Ordnung."

          Oder sie haben den Artikel gelesen und wissen, dass jede Frau mit jedem Kopftuch kommen kann. Völlig unabhängig von Religion und sonstigen Einstellungen.

          Das es auch woanders Rabatte für das Tragen bestimmter Kleidung gibt, wurde unten schon mehrfach erwähnt.

        • @Saskia Brehn:

          Ich verstehe nicht genau, was der Skandal sein soll. Dass ein Friseur Frauen (nicht nur, aber insbesondere) mit Kopftuch das Leben ein bisschen leichter machen will, und das mit einer Rabattaktion bewirbt? Was ist Ihr Problem?

          • @doda:

            Jede Religion neigt dazu Druck auszuüben sobald die Anhängerzahlen das hergeben. Das heißt nicht dass jedes Mitglied bewusst dabei mitmacht, aber in diesem Fall wird ein Symbol religiöser Frömmigkeit Materiell belohnt statt das Angebot auf alle Frauen auszuweiten. So geht es Stück für Stück, hältst du dich an die Regeln wird dein Leben leichter, tust du es nicht, wird dein Leben schwerer. In der Schule angepöbelt von selbsternannten Religionswächtern wenn du nicht fastest. Auf der Straße ab und zu Mal ein abfälliger Spruch wenn du nicht züchtig angezogen bist und der Friseur ist ohne Kopftuch halt teurer. Das ganze ist nicht abgesprochen oder organisiert, jedes Ereignis ist für sich genommen kein Weltuntergang aber zusammengenommen prägen sie das soziale Klima und machen Religion übergriffig. Das ist auch kein Alleinstellungsmerkmal des Islam, das können Ultraorthodoxe Juden, Christen und Buddhisten auch. Zum Glück haben wir die christlichen Kirchen wenigstens ein bisschen eingehegt, daher macht sich diese Tendenz jetzt aus demographischen Gründen beim lsIam bemerkbar. Da Muslime aber für viele Linke ausschließlich als "Opfer" kategorisiert sind, wird es ungern angesprochen.

            • @Volker Racho:

              Werden wir doch alle zu buddhistischen Mönchen und Nonnen, dann gibt es keine (religiösen) Toleranzprobleme mehr … und das Thema mit den überteuerten Haarschnitten für Frauen erledigt sich auch von selbst.😉

    • @Benzo:

      Jetzt wird es völlig abstrus.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Abstrus?

        In China und Indien stört das Hakenkreuz niemanden, denn dort gilt es weder als politisch noch ideologisch. Im Westen ist es genau umgekehrt.

        Ähnlich beim Kopftuch: Im Westen und in den arabischen Ländern sehen viele darin ein politisches oder ideologisches Symbol. Und Symbole „triggern“ Menschen - wie in diesem Artikel.

        Steht das Kopftuch für patriarchale Kontrolle oder den politischen Islam – oder doch nur für Tradition und Folklore?

        • @Benzo:

          Also bitte! Wenn wir hierzulande vom Hakenkreuz sprechen, weiß doch jedes Kind, dass das eindeutig mit dem NS konnotiert ist … und dass wir nicht über irgendein buddhistisches Glückssymbol reden.



          Wenn ich (weiter oben) moniere, dass es unmöglich ist, dass muslimische Kopftuch (und damit seine Trägerinnen) mit dem Hakenkreuz als Synonym für den NS in Verbindung zu bringen - unterstellt, dass das in bewusster Absicht passiert ist -, sollte man auch nicht wie die Unschuld vom Lande tun und relativierende „Ausflüge“ in die buddhistisch-tibetische Symbolwelt unternehmen.

        • @Benzo:

          doda hat es schon geschrieben.

          Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich.

          Kopftuch und Hakenkreuz zu vergleichen, ist abstrus.



          Neben vielen anderen Dingen. Kopftücher sind seit Jahrhunderten in Deutschland ein normales Kleidungsstück. Auch wenn sie gerade nicht modern sind. Nur in der Propaganda (hauptsächlich) von rechts werden sie aufgeladen. Hackenkreuze mögen im fernen Indien eine andere Bedeutung haben. In Deutschland sind sie ausschließlich ein Nazisymbol.

  • Sein Laden, seine Regeln. Ich sehe da kein Problem, gibt genug Friseure für alle. Viel mehr finde ich es diskriminierend dass ich für meinen Kurzhaarschnitt mindestens doppelt so viel bezahle wie ein Mann. DAS ist ein Problem(chen).

    • @Jazzy:

      "Viel mehr finde ich es diskriminierend dass ich für meinen Kurzhaarschnitt mindestens doppelt so viel bezahle wie ein Mann."



      Warum? Sein Laden, seine Regeln.

  • Das es darüber einen Artikel in einer überregionalen Zeitung gibt UND das darüber so heftig diskutiert/kommentiert wird, zeigt doch nur, das D seit Anbeginn ein Problem mit Migranten/Ausländer hat. Leben und Leben lassen geht nicht in D! Assimilation statt Integration/Inklusion :-(

  • "natürlich existiert keines dieser Motive in den öffentlichen Debatten ums Kopftuch."

    Na weil Argumente wie die Schwiegermutter, das Schönheitsideal oder die schlechte Frisur einfach konstruiert sind. Man stelle sich mal vor, ein Friseur gibt Rabatte für Frauen, die im Kleid erscheinen und rechtfertigt wird das dann mit dem Opa, der zu Besuch ist, das Schönheitsideal im katholischen Dorf halt so ist oder weil das Kleid besser zur Figur passt. Ich hab da so meine Zweifel, ob das hier als plausible Gründe gelten würde.

  • "Ein Kopftuch ist eben nicht nur ein Stück Stoff. Es ist ein Symbol religiöser Unterwerfung."



    Das erkennt die Autorin selbst. Und damit ist auch schon alles gesagt.

  • Frau Conti schafft es beim Kopftuch noch die rationale Komponente der Rechnung zu erfassen und das ganze als, zumindest mal nachvollziehbare, Argumentation wiederzugeben. Einen Satz weiter scheint ihr aber die Muße zum Rationalität auszugehen, wenn sie höhere Preise für Frauen als "Geschlechterdiskriminierung" begreift und völlig ausblendet das der personelle Aufwand bei einem typischen Frauenhaarschnitt im Mittel schlicht höher ist und der höhere Preis damit gerechtfertigt ist.

    • @Julius Anderson:

      Was ist denn bei Frauen mit kurzen und Männern mit langen Haaren?

    • @Julius Anderson:

      Dann wäre es doch sinnvoll, den Preis am Arbeitsaufwand für die Frisur festzumachen, und nicht am Geschlecht. Merken Sie was?

      • @doda:

        Hier merkt gefühlt die Hälfte der Schreibenden nichts.

        Auf das Kopftuch lässt sich halt so schön eindreschen.

        Die armen unterdrückten Muslima haben 0,0 Handlungsmacht, sind alle gehirngewaschen und können da auch nicht raus.

        So weit, so pauschal.

  • Ũbrigens, diese Problematik habe ich vorher auch auf LTO.de (Legal Tribune Online gefunden). Hier gehts um rechtliche Einordnung. Wer mag...



    www.lto.de/recht/h...minierung-religion

  • Geht man davon aus, dass sich um ein Massengeschäft handelt (und das wird sich kaum anders sehen lassen) gilt: diese Aktion ist einfach nach dem AGG unzulässig. Das argumentieren mit Edge Cases (Christinnen / Jüdinnen mit Kopftuch) macht es jedenfalls mit bessern.

  • Warum geht die Tante denn nicht mit einem Kopftuch dorthin??

    • @Perkele:

      Gute Frage, ging früher wenn es bei irgendwelchen Diskos hieß "heute rosa Oberteil = halber Eintritt" auch immer ohne Beschwerden.

      Keine Ahnung was mit den Leuten los ist. Ich glaub die regen sich eigentlich über etwas anderes auf, trauen sich aber nicht das auszusprechen.



      Alles unreife Kinder irgendwie xD

  • Ich finde den Rabatt völlig okay. Selbstverständlich dürfen auch andere Frisörsalons 40 Prozent Rabatt für Frauen ohne Kopftuch geben.

  • Der Betreiber hat höhere Kosten (extra Etage angemietet, weibliches Personal) und deshalb verzichtet er auf Einnahmen ... ? Das scheint mir betriebswirtschaftlich nicht vollständig durchdacht.

    • @Klimaklaeger:

      Also Personal braucht er auf jeden Fall. Und ob er die Etage extra anmietet, wissen wir nicht

      Er wird das schon durchgerechnet haben.

    • @Klimaklaeger:

      Er macht ein Lockangebot.

  • In meiner Jugend durften junge Damen den Tanzkurs umsonst oder zu einem geminderten Preis besuchen - weil Damenmangel bestand. Dies half auch den jungen Männern, die ihre Unbeholfenheit dadurch besser überwinden konnten.



    Hätte ich deshalb gleich zur Antidiskriminierungsstelle laufen sollen?



    Vielleicht ist die 82-jährige einfach nur getrieben von Ressentiments gegenüber Ausländern!

    • @Il_Leopardo:

      Woher wissen sie denn, das die Kopftuchdamen Ausländer sind? Soweit zu Ressentiments.

      • @Jörg Radestock:

        Il_Leopardo meint, dass die Dame Kopftuch mit "Ausländer" oder "Fremde Kultur" verbindet.

        Sie kennen doch sicher Begriffe wie "Biodeutsch", dass sich Ausländerhass nicht nur auf tatsächliche Ausländer bezieht ist doch nun wirklich nichts neues.

    • @Il_Leopardo:

      Vielleicht hätten sie das, hätte es das in den fünfzigern schon gegeben.



      Dass es heute Unisex-Tarife bei Versicherungen gibt, ist jemandem zu verdanken, der genau das getan hat.

      • @swordeli:

        Und wozu war sie gut, diese Initiative, die zu Unisextarifen geführt hat? Die einen zahlen seither mehr, die anderen aber nicht weniger. Böse Zungen könnten durchaus zu der Ansicht gelangen, die Versicherungen selbst seien die Treiber dieser Unisexiererei gewesen: Gut fürs Geschäft, und als Abfallprodukt Balsam für die feministische Seele.

  • "... Wenn ein Friseur am Dienstag den Lockentag ausruft, ist das ja auch keine Diskriminierung von Glatthaarigen. ..." Wer jetzt etwas älter ist kennt das eher umgekehrt, da war glattes Haar der gewünschte Standard, ich kenne noch die Sprüche wie "krauses Haar, krauser Sinn" usw. und wilde Locken galten als ungepflegt.

  • Ist schon witzig, wie sich die Argumente bei solchen Sachverhalten zurechtgebogen werden. Wie dieser Artikel wohl geschrieben worden wäre, wenn ein Friseur nur Frauen die ohne Kopftuch erscheinen einen Rabatt gewären würde.

    • @Samvim:

      Welche Argumente meinen Sie, ich sehe nur legitime Argumente die eine bornierte alte Dame von vorgestern korrekt darstellen.

      • @Retsudo:

        Genau das ist gemeint ;)

  • Wieder mal ein fragwürdiger Artikel in der TAZ, der nicht erkennt, was falsch verstandene Toleranz ist. Wenn Frauen ein Kopftuch in der Nähe von Männern nicht abnehmen können, ist dies in einem freien Land wohl eher das Problem der Frauen. Eine Bevorzugung sollte dies wohl kaum begründen. Und sich dann noch darüber zu beschweren, dass Frauen in der Regel mehr für einen Haarschnitt zahlen, als Männer, oder schon schlechte Satire.

    • @Fliwatüt:

      Es geht nicht um falsch verstandene Toleranz, sondern der Artikel trägt zu einer differenzierten Debatte bei.

      Frau Conti spricht die verschiedenen Motive für das Tragen von Kopftüchern an, und lässt dabei auch nicht das Symbol der Unterdrückung aus.

      So oder so, wir leben in einem freien Land, dazu gehört auch, dass Kopftuch getragen werden darf.

      Wenn Kopftücher von vorne herein zu Problemen erklärt werden, dann ist der Diskurs bereits vergiftet. Und genau das ist der Kern dieser Debatte (und von Frau Contis Artikel).



      Kopftücher werden unweigerlich als schlecht gerahmt.

      Das können Sie persönlich auch so finden, spiegelt aber die Realität nur aus Ihrer Perspektive wider.

      Eine solche Rahmung kann als bevormundend betrachtet werden, denn die Kopftuchträger:innen kommen darin gar nicht zu Wort.

      Als Muslima erkennbare Menschen werden hierzulande ohnehin schon überdurchschnittlich häufig diskriminiert.

      Statt auf Kopftüchern rumzuhacken könnten ja auch mal Parallelen zwischen eingesessenen und hinzugezogenen patriarchalen Strukturen diskutiert werden. Aber bitte nur mit allen Beteiligten.

  • Die Gründe, die hier aufgeführt werden, warum Frauen Kopftuch tragen, sind aber sehr unrealistisch. Viele davon sind kein Grund, dauerhaft ein Kopftuch zu tragen. Ein Bad Hair day ist doch kein Grund, sich nicht von oder vor Männern frisieren zu lassen.



    Hier wird leider wieder das Tragen des Kopftuches verharmlost.

    • @Emsch:

      Sehr richtig!

    • @Emsch:

      Oder Mann will Frau schon wieder vorschreiben, bestimmte Kleidungsstücke nicht zu tragen.

      Lasst uns doch einfach tragen, was wir wollen. Und wenn es mal Rabatte auf sehr hohe Preise gibt, ist doch auch nicht übel.

  • Klara P. hätte das pragmatisch sehen können. Eine kleine Halskette mit einem Kreuz umhängen, ein Kopftuch aufsetzen und dann 40% Rabatt verlangen. Dann hätte es sich gezeigt worum es hier geht. Wenn der Friseur Humor hat, gibt er Rabatt, wenn nicht dann zeigt er worum es wirklich geht.

    • @Gerald Müller:

      Den Artikel haben Sie nicht gelesen, oder?

      "Das, erklärt der umgehend befragte Ladeninhaber verdutzt, sei keineswegs seine Absicht gewesen. Es gäbe auch sehr schöne Rabatte für Nichtkopftuchträgerinnen, versichert er. Überhaupt verlangt er auch kein religiöses Bekenntnis, der Rabatt gelte auch für christliche oder jüdische Kopftuchtragende."

    • @Gerald Müller:

      Zumal Frau P. zu einer Zeit aufgewachsen ist, in der Frauen oft Kopftuch trugen. Sie hat wahrscheinlich noch eins im Schrank...

  • „Mittwochs 40 Prozent Rabatt auf alles“ und „nur für Damen mit Rosenkranz“ — Ob die Autorin da auch so viel Verständnis hätte? Ich sehe viele Frauen mit Kopftuch, die Freundinnen ohne Kopftuch haben. Warum sollte nur die eine Rabatt bekommen?

  • Ja schon. In einer liberalen, lockeren Gesellschaft könnte man das so sehen wie im Artikel. Es nervt aber ein wenig, dass die taz (mit Ausnahmen, selbstverständlich) die Menschen und Vorkommnisse schon sehr in zwei Klassen einteilt: die einen, die man unterstützt und wo man alles eher locker und wohlwollend sehen sollte, die anderen, die man eher misstrauisch betrachten sollte, wo jedes Wort und jeder Blick Abgründe Richtung Rassismus und ähnliches verraten können. Das ist dann nicht mehr so liberal und locker. Das ist schon manchmal ein wenig selbstzentriert - zumindest macht man sich über gesellschaftliche Konfliktzonen keine tieferen Gedanken.

    • @Markus Michaelis:

      Macht das irgendein Medium grundlegend anders?

  • Was soll das Gejammer, der Friseur hat genau die Aufmerksamkeit die er wollte, Und nur weil sich diesmal eine alte weiße Frau diskriminiert fühlte, muss frau doch nicht gleich sie böse und alle Kopftuchträgerinnen gut schreiben. Die im Artikel genannten Argumente werden nämlich höchst selten von diesen als Begründung fürs Verhüllen genannt werden.

    • @vieldenker:

      Woher kennen sie denn die Hautfarbe der Frau?

      • @Jörg Radestock:

        Im Artikel geht es um die Haarfarbe.

  • Bei den im Bild zu sehenden Beispiel-Preisen (mit der leider üblichen 3:1-Quote zwischen Männern und Frauen) wären 40% Rabatt immer noch teurer als der Männerhaarschnitt.

    DAS ist die eigentliche Diskriminierung. Die Bepreisung sollte nicht nach Geschlecht, sondern nach Aufwand erfolgen.

    • @Tetra Mint:

      Vllt steckt auch keine Diskriminierung dahinter, sondern eine Mischkalkulation. Männer im Durchschnitt weniger Aufwand, deswegen niedrigere kosten. Man könnte auch jede investierte Minute Abrechen. Jedes Watt Strom. Ob es so ist keine Ahnung, aber schon das es möglich ist würde mich nicht gleich Diskriminierung schreien lassen.

      In Restaurants ist das auch üblich, dass manche Gerichte im Verhältnis teurer sind im Aufwand als andere. Wäre das dann auch Diskriminierung?

      • @Hitchhiker:

        Im Restaurant können sie aber die nach Preis/Leistung besseren Gerichte selbst frei wählen.

        Nur Veganer/Vegetarier haben hier meist die A Karte, weil deren Gerichte eigentlich immer im Verhältniss überteuert sind. Diese können jedoch ein Restaurant suchen, in dem das anders ist.

        Bei Friseur:innen entscheidet das Geschlecht.



        Einen Salong der nach Aufwand den Preis festlegt ist deutlich schwieriger zu finden als ein vegetarisches/veganes Restaurant.

        Äpfel und Birnen.

    • @Tetra Mint:

      Das ist keine Diskriminierung, sondern Kapitalismus, es gibt ja auch Clubs bei denen Männer Eintritt zahlen und Frauen umsonst hinein kommen. Angebot und Nachfrage halt, sonst würde das so nicht funktionieren.

    • @Tetra Mint:

      Nach meiner Erfahrung benötigen Frauen beim Friseur auch das 3 fache an Zeit.

  • Heute kann sich jeder überall diskriminiert fühlen. Es geht nur noch um Befindlichkeiten. Mit einer Prise "Was wäre wenn", lässt sich dann auch noch ein Shitstorm erschaffen.

  • Über die Reaktion der Dame lässt sich streiten, aber der Artikel ist mega mega zu kurz gegriffen. Das Herrenschnitte preiswerter sind als Damenschnitte ist diskriminierend. Das Frauen untereinander in Kopftuchträgerinnen und nicht Kopftuchträgerinnen geteilt werden ist diskriminierend. Letztere Variante sind wir in Deutschland nur nicht gewohnt. Ein Kopftuch ist politisch und alles was darauf ausgerichtet ist somit auch.

    • @Sarah Weller:

      Es ist einfach ein Frage der aufgewendeten Zeit. Ein Männerhaarschnitt dauert maximal 25 Minuten, bei Frauen in der Regel wesentlich länger.

      • @Zven:

        Kommt völlig auf den Schnitt an.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Nö, wenn Männer ihre Haare besonders geschnitzt bekommen wollen, dann zahlen sie auch mehr.

          • @Zven:

            Mein Friseur hat das Thema mal selbst angesprochen. Er hat 3 Preisstaffelungen für kurz, mittellang und lang und unterteilt dabei nochmals nach Geschlecht. Männer zahlen weniger als Frauen mit Ausnahme des Kurzhaarschnitts, da sind die Preise gleich. Er findet nämlich, dass der Aufwand bei Kurzhaar gleich ist, aber andere Friseure selbst dafür mehr verlangen würden, was er nicht einsieht. Diese Preise hingen schwarz auf weiß im Geschäft

          • @Zven:

            Konkret. Ich lasse zwar färben (dauert und kostet richtig extra) aber der Schnitt ist einfach nur Längen nachschneiden. Dauert maximal 15min. Trotzdem zahle ich fürs Schneiden Frauenzuschlag.

  • Dieser ganze Artikel ist surreal, weil er eine Normalität vorgaukeln will, die es nicht gibt.

  • Kurze Frage: wie würde der Artikel wohl lauten, wenn Kopftuchträgerinnen 40% mehr bezahlen müssten als Nichtkoptuchträgerinnen?



    Wäre das dann auch nur eine "gefühlte Diskriminierung"?



    Wenn das eine nicht geht, geht auch das andere nicht. Die Messlatte muss für alle gleich hoch hängen.



    Daran scheitert der Artikel elementar.

    • @Saskia Brehn:

      Wenn es z.B. bei einem Mittelalter Festival einen Rabatt auf den Eintritt gibt, wenn man kostümiert kommt, werden dann Menschen diskriminiert, die ohne Kostüm kommen?

      Übrigens. Was hindert daran, sich vor den Laden ein Kopftuch umzubinden?

    • @Saskia Brehn:

      Weder das Kopftuchtragen noch das Nicht-Kopftuchtragen ist gesetzlich durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz geregelt.

      Insofern sind Rabatte oder Aufschläge wegen Kopftüchern per se keine Diskriminierung.

      Allerdings ist Benachteiligung u. a. aufgrund religiöser Ansichten strafbar. Wenn der Friseur also einen Aufschlag bei Frauen nehmen würde, weil sie aus religiösen Gründen ein Kopftuch tragen, dann würde man von Diskriminierung sprechen.

      Das eine hat also mit dem anderen nichts zu tun.

    • @Saskia Brehn:

      Sie laden den Sachverhalt in die Richtung auf. Nur Sie. Man möchte natürlich immer hinter "die Fassade" von dem Etwas schauen. Es ist, und zwar unbeschadet jeglicher Fassade, in der Wirtschaft erlaubt, sich mit seinem Geschäftsmodell an Mehrheiten, Minderheiten, großen oder kleinen Menschen, solchen mit und ohne Kopftuch, oder eine Monokultur zu wenden, ggf im Zweifel geschäftlich unterzugehen. Niemand muss zwingend gleich behandelt werden. Ich lese nichts von der Aufregung dagegen, dass Markenprodukte nicht auch zeitweise im 2-Euro-Laden angeboten werden; irgendeine Marke wird auch Ihnen gefallen, selbst wenn es sich ggf um Kaffee handelte.

    • @Saskia Brehn:

      Es handelt sich um einen Aktionsrabatt. Den darf der Friseur entsprechend ausgestalten. Wenn er in seiner regulären Preisliste KopftuchträgerInnen besser stellen würde, wäre das tatsächlich diskriminierend. Aber das wurde überhaupt nicht gemacht. Von daher ist Ihr Kommentar nur eine billige Nebelkerze und hat nichts mit dem vorliegenden Fall zu tun.

      • @TeeTS:

        Das AGG sieht das anders. Sie hätten vielleicht recht, wenn es ein verhandelter und damit individueller Nachlass wäre (Du bekommst es heute 40% billiger) wäre.

    • @Saskia Brehn:

      Sehe ich anders. Zu Einen ist ein Aktionsrabatt was anderes als ein willkürlicher Aufschlag wegen eines Kopftuchs. Würde der Friseur sich das Women-Only-Stockwerk mit 40% Aufschlag finanzieren lassen, dann wäre das auch keine Diskriminierung. Aber dann wäre das nicht vom Kopftuch abhängig, sondern von der Women-Only-Frisur.



      Außerdem: Der Friseur macht laut Artikel auch Rabattaktionen für andere Gruppen.

    • @Saskia Brehn:

      Das wäre eine extrem dumme Werbeaktion. Aber ja, der Friseur hat wohl die angespannte Lage in der Bevölkerung unterschätzt. Aber ja, er hätte lieber mit der extra Etage nur für Frauen werben sollen, was dann aber erboste Männer hervorgerufen hätte, die die Sache aufgebauscht hätten. Vielleicht hätte er die Aktion starten sollen, mittwochs zahlen Frauen so viel wie Männer.

  • Ist ja ok, dass man einen Raum anbieten will, in dem Frauen unter sich sein können - aber warum macht man das am Kopftuch fest? Der Chef hätte selbstverständlich von Anfang schreiben können/müssen, dass ALLE Frauen eingeladen sind.

    • @gyakusou:

      Warum?



      Der Chef ist der Chef und darf einladen wen er will.



      Völlig legitim.

  • ... und Leute mit Lonsdale-Klamotten sind suuuper weltoffen.

  • Sind wir ehrlich, die Taz würde als erstes ins rassismus Horn blasen, wenn dort ein extra Rabatt explizit für nicht Kopftuchträgerinnen stehen würde.



    Beides das gleiche, sucht euch in solchen Fällen einfach andere Friseure.