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Individualverkehr in DeutschlandAutogerecht ist ungerecht

Bei den Deutschen scheint die Liebe zum Automobil in die DNA eingeschrieben. Und die Politik regiert mit Autopilot, anstatt etwas zu ändern.

Die autogerechte Stadt ist am Ende, hier unter der Hochstraße in Ludwigshafen Foto: Erik Irmer

D as Wort heißt „autogerecht“ – und so, für sich stehend, wäre es nicht verwunderlich, wenn es auf einen paradiesischen Zustand verwiese: auf Gerechtigkeit, die sich von allein einstellt: autogerecht – automatisch gerecht. Als gäbe es einen Algorithmus für Gerechtigkeit. Ein Autokorrekturprogramm für alles, was ungerecht ist.

Nur leider ist die Wirklichkeit anders. Das Wort „autogerecht“ ist verbraucht, besetzt vom Automobil. In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts galt die Maxime des „autogerechten Umbaus der Stadt“.

Die Stadt sollte gerecht sein fürs Auto. Nicht für den Menschen. Die Straßen mussten breit sein; Bäume, die im Weg stehen, wurden gefällt, störende Flüsse in Tunnel verlegt, Häuser abgerissen. Was im Krieg nicht zerbombt wurde, nun war es dran. Das wirkt wie eine späte Genugtuung für die Kriegsverlierer. Da ist Eroberungswille, und sei es an der Heimatfront. Aus der freien Fahrt für Deutsche, was die Nazis ausgiebig praktizierten, als sie andere Länder überrannten, wurde dank der Siegermächte „freie Fahrt für freie Bürger“. Ein verdummender Slogan, der die tradierte Propaganda nicht mal verschleiert.

wochentaz

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Dass die Gesellschaft fürs Auto gerecht ausgerichtet sein soll, gilt bis heute. Wenn die Proteste der Letzten Generation etwas zeigen, dann genau das. Die Autofahrenden, denen der Weg nicht frei gemacht wird, bekommen einen dicken Hals. Bei einem Unfall, der sie zum Warten zwingt, zeigen sie Verständnis. Sie sind froh, dass ein anderer armer Schlucker dran ist, nicht sie. Bei jemandem aber, der ihre Omnipotenz am Steuer ihres erweiterten Selbstobjektes, denn nicht weniger ist die Karosse, infrage stellt und den Verkehr einfach so zum Stoppen bringt, reißt der Geduldsfaden. Der Ruf nach Kriminalisierung, nach harter Bestrafung, nach Gefängnis zeigt es. Klima? Scheißegal. Hauptsache, die Straße ist frei.

Die Idee der Autogerechtigkeit durchzieht die Geschichte der Bundesrepublik. Generationen haben daran ihren Wohlstand geschärft. Sie steckt in unserer DNA. Wie sonst könnten wir zulassen, dass allein die Straßenflächen, würde man sie neben­ein­anderlegen, so viel Platz einnehmen wie halb Sachsen oder fast halb Hessen, nämlich 9.297 Quadratkilometer. Das halbe Hessen eine Asphaltwüste. Niedergemachtes Terrain, vom Auto erobert. Was für ein Sieg.

Und das ist ja nicht alles. Das sind nur die Straßen. Kommen die Autos dazu. Fast 50 Millionen Pkws sind derzeit zugelassen. Nur Pkws. Lastwagen, Anhänger, Landmaschinen und was sonst noch mit einer Karosserie umgeben ist, nicht mitgezählt. Auf ungefähr 1,7 Personen, Kinder inklusive, kommt also ein Auto. Wird für jedes, das rumsteht, der Platz zugrunde gelegt, der ihm in einem Parkhaus zusteht, nämlich maximal 5 x 2,5 Meter, und legt man die Parkplätze der 50 Millionen Autos aneinander, ergibt das 625 Quadratkilometer. Das ist zweimal die Fläche von Bremen. Oder zweimal München. Oder die Fläche von München und Bremen zusammen. So viel Platz nur fürs Rumstehen der Blechkisten.

Deutschland ist keine Autonation, sondern eine Nation der Autosklaven. Mit Leichtigkeit zu erobern übrigens, falls wer darin einen Nutzen sehen sollte. Es ist ja alles planiert.

Die Menschen, die Natur, das Klima aber bleiben auf der Strecke. Denn in der Politik wird mit Autopilot regiert. Niemand traut sich wirklich, die Autogerechtigkeit als das zu entlarven, was sie ist und was sie verursacht: reine Ungerechtigkeit. Niemand stoppt sie.

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Waltraud Schwab
taz-Redakteurin
Seit 2002 bei der taz, erst im Lokalteil, jetzt in der Wochentaz. 2005 mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet für die Reportage „Schön ist das nicht“, 2011 wurde die Reportage „Die Extraklasse“  mehrfach prämiert. 2021 erschien ihr Roman "Brombeerkind" im Ulrike Helmer Verlag. Es ist ein Hoffnungsroman. Mehr unter: www.waltraud-schwab.de . Auch auf Twitter. Und auf Instagram unter: wa_wab.un_art
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124 Kommentare

 / 
  • In den 80er Jahren entstanden die ersten Fußgängerzonen. Es folgen die 30er Zonen. Park and ride Plätze für Fahrgemeinschaften und PendlerInnen. Der ÖPNV wurde in den letzten 40 Jahren spürbar ausgebaut. Ebike Stationen wurden an den Busbahnhöfen eingerichtet.



    Das soll nicht heißen, dass Verbesserungen nicht weiterhin wünschenswert sind.



    Wer aber nur Kritik übt, die Arbeit der Anderen aber weder erkennt, anerkennt oder gar unterstützt, darf auch keie Begeisterungsstürme erwarten.

  • Deutschland war nach dem 2. Weltkrieg im wahrsten Sinne des Wortes am Boden zerstört. Ohne Schwerindustrie und Automobilindustrie hätte das Wirtschaftwunder nicht stattgefunden. Auch die heutige soziale Sicherheit wird nicht von Aktivisten und Baristi erwirtschaftet sondern von der Industrie, Handwerkern und Landwirten. Wir können natürlich den Morgenthau-Plan umsetzen und zu einer postindustriellen Wirtschaft umkehren. Dann genügen Trampelpfage und Transportschneisen. Ich wage aber zu behaupten, das wollen die meisten Menschen in Deutschland nicht. Wer nicht in der Großstadt wohnt, ist auf den Individualverkehr angewiesen - zumindest so lange bis der öffentliche Verkehr nicht mehr so dilettantisch betrieben wird.

    • @Frank Stippel:

      Als ob es jenseits von fossiler Schwerindustrie a lá Wirtschaftswunder und Klischee-Öko-Hipster-Blase nicht noch endlos viele Möglichkeiten gäbe wie sich ein Wirtschaftssystem noch gestalten ließe. Klar ist jedenfalls, dass bei den +2,8° auf die wir derzeit zusteuern, der Lebensstandard der einer agrarischen Morgenthau-Wirtschaft ein geradezu paradiesischer Luxus wäre.



      "Wer nicht in der Großstadt wohnt, ist auf den Individualverkehr angewiesen"



      Ich lebe nicht in einer Großstadt und komme bestens ohne MIV aus. Wenn ich das kann, sollte man meinen, dass es auch andere können sollten. Aber man muss eben auch wollen.

      • @Ingo Bernable:

        "Ich lebe nicht in einer Großstadt und komme bestens ohne MIV aus"

        Ich denke nicht, dass die Befindlichkeiten Einzelner ein gutes Argument dagegen sind, dass wir nicht noch einen massiven Ausbau des ÖPNV brauchen. Insbesondere entlang der Pendlerstrecken zwischen den Städten.

        Das ist nämlich das Ding mit der Autogerechtigkeit. Während einige die Möglichkeit haben, in annehmbarer Zeit mit dem Rad, zu Fuß oder mittels ÖPNV zur Arbeit zu gelangen, ist dies anderen vorenthalten.

  • Vorschläge zur Auto-Reduktion:



    - Tempo 30 in den Städten



    - Aufhebung aller Benutzungspflichten der Radwege, Radwegerückbau, Mischverkehr, Positive Kommunikation über Medien, Schulung für Autofahrer



    - BlackBox-Pflicht für Autos (Geschwindigkeit, Blinker, Licht etc.), nur lokale Speicherung, exklusiv auszuwerten gerichtfest durch Polizei



    - Alternativ: DashCam-Pflicht, ebenfalls nur lokale Speicherung, exklusiv auszuwerten durch Polizei

    Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette. Die Moderation

    • @dankeschön:

      Als Radfahrer möchte ich keinen grundsätzlichen Radwegerückbau.

      Manche Benutzungspflichten von Radwegen sind sinnvoll.

      Das sehe ich aber nicht unbedingt, wenn ich auf den Radweg rauffahre, sondern erst, wenn ich an der Kreuzung bin.

      • @rero:

        Gerade an der Kreuzung ist doch die gefährlichste Stelle des Radweges. Ich glaube, in Kombination mit 30-Regelgeschwindigkeit wäre es wesentlich sicherer, mit dem MIV auf der Straße zu fahren. Und dann müßte man beim Linksabbiegen als Radfahrer auch nicht mehr zwei Ampelphasen abwarten.

      • @rero:

        An was für Situationen denken Sie? Also innerorts fände ich kein Radweg bei Tempo 25/30 die bessere Lösung. Dies würde eine*m die Illusion nehmen, auf dem Fahrradweg bei beim Geradeausfahren über eine Kreuzung vor rechtsabbiegenden Kfz sicher zu sein. Stattdessen würde mensch vor oder hinter Kfzs fahren und nicht so leicht in tote Winkel geraten.

        • @Uranus:

          Die unterschiedliche Sichtweise liegt wohl am Wohnort.

          In der Berliner Innenstadt brauche ich auf vielen Hauptverkehrsstraßen kein Tempo 30, weil die KFZ sowieso nicht schneller fahren.

          Wenn ich mich dort durch den KFZ-Stau bzw. Stop-and-Go-Verkehr, finde ich einen Radstreifen gut.

          Man kann mit weniger Streß an vielen vorbeifahren.

          Ich sage gleich, Radstreifen ist für mich eine besondere Form des Radweges. Ich habe auch Dankeschön so verstanden.

          Berlin hat vielspurige, unübersichtliche Kreuzungen, die Radfahrern keinen Spaß machen.

          Die Vielspurigkeit mit mehreren Abbiegerspuren wird aus einer Zweispurigkeit heraus kurz vor der Kreuzung entwickelt, so dass die Spuren auf einmal auch noch enger werden.



          Dort dann auf einer Mittelspur neben einem BVG-Bus zu stehen, und andere Seite rauschen die abbiegenden LKWs mit klappernden Anhängern an einem vorbei, das ist nicht jedermanns Sache.

          Auf solchen Kreuzungen finde ich es z. B. völlig in Ordnung, wenn ein verpflichtender Radweg vorhanden ist.



          (In Berlin erkennt man die verpflichtenden Radwege daran, dass sie in einem deutlich besseren Zustand als die normalen sind. :-) )

          Ich bin jemand, der oft Radwege auf dem Fußweg nicht benutzt und es sicherer findet, auf der Fahrbahn zu fahren.

          Ihr Toter-Winkel-Argument halte ich darum für total stichhaltig und teile Ihre Meinung.

          Das ist einer der Gründe, weshalb ich mich auf Fahrbahnen oft sicherer fühle.

          Brandenburg hat mit EU-Geldern parallel zu den Landstraßen ein Netz von gemeinsamen Fuß- und Radwegen gebaut.

          Fußgänger laufen dort kaum.

          Fährt sich total super.

          Das sollte nicht zurückgebaut werden.

          • @rero:

            Okay. Danke für Ihre Ausführungen.



            Nachvollziehen kann ich die Schilderung schon, dass bei mehrspurigen Straßenabschnitten neben LKWs u.ä. zu radeln nicht jedermenschs Sache ist. Die Unfallstatistik/Unfalltote zeigt allerdings, meine ich, dass Rechtsabbieger*innen kreuzende Autos die größere Gefahr darstellen, als auf der Mitte von vorherrschenden Autofahrspuren zu fahren. An sich müsste es wenn ein Gebot geben auf in der Mitte des Fahrstreifens zu radeln und dass Autos für das Überholen generell die Fahrspur wechseln müssen. Ansonsten fallen mir da noch ein paar Punkte, die Radeln auf der Straße sichrer machen würden: häufigerer, flächendeckenderer Blitzereinsatz für Kfz, höheres Bußgeld für Kfz-Fahrer*innen bereits für "bis 10 kmh zu schnell" und darüber, schnellerer Führer*innenscheinentzug, Autoverkehr reduzieren (durch höhere Parkplatzgebühren, Parkplatzreduzierung, Einbahnstraßen), gläserne LKW-Beifahrer*innentüren, Abbiegeassistentbessere Bezahlung der von LKW-Fahrer*innen und Lieferdiensten, so dass sie es sich leisten können, Touren abzulehnen und sich Arbeitszeitverdichtung, Stress und Überlastung entziehen können ... etwas utopischer: autofreie Stadt, Beendingung der Just-in-time-Produktion (feste Lager(hallen), statt rollende auf der Straße), Regionalisierung der Produktion ...



            Ich glaube, von Rückbau von Fahrradwegen an Landstraßen hat niemensch geschrieben. Es sei denn, mensch würde die Geschwindigkeit auf Landstraßen ebenfalls stark reduzieren. 30 km/h wären da allerdings wohl nicht realsistisch. Also doch lieber Radwege ...

          • @rero:

            Bei den Radwegen entlang der Landstraßen bin ich voll bei Ihnen. Ich meinte die innerstädtischen. Die sollte man streichen. Tip zu den Abbiegespuren, wenn man als Radfahrer drauf steht: keinesfalls am rechten Rand der Spur stehen, sondern mittig. Sonst kann es bei einem, der seinen Anhänger vergißt und mit dem Auto noch gut vorbeikommt gefährlich werden.

            • @dankeschön:

              Ich glaube, ich habe mich missverständlich ausgedrückt.

              Bei der Situation, die ich meinte, stehe ich in der Mitte auf der Geradeaus-Spur. Der BVG-Bus nebenmir ebenfalls oder ist ein Linksabbieger. Rechts rauschen an mir die LKW vorbei, die einen grünen Pfeil zum Rechtsabbiegen haben.

              Sie haben da völlig recht, in diesen Fall am rechten Fahrbahnrand zu stehen, ist supergefährlich.



              Die LKW sind die Rechtsabbieger,

  • 4G
    43354 (Profil gelöscht)

    Es ist alles noch viel schlimmer. Nicht nur Stellplätze, nein Auffahrten und Garagen; der Trend zur Doppelgarage mit 4 Stellplätzen davor. Garagen, in denen die Karren besser wohnen als ein Großteil der Menschheit.

    Exemplarisch ist auch die Umsiedlung im Braunkohlegebiet. Die neuen Dörfer sind für Pkw gebaut, die alten Dörfer waren zu eng.

    Hier in den Satellitendörfern stehen vor jedem Einfamilienhaus 2-4 Pkw. Die Dinger sind inzwischen zu breit für die alten Garagen. Zum großen Teil Firmenwagen, die zu den privaten Pkw hinzukommen.

    Die Kinder können nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Schule, zu gefährlich. Wege, die sich als Todesfallen erweisen. Zu eng für Rad und Fußgänger. Die StVO mit ihrem Abstandsregeln ist außer Kraft gesetzt. Und weil die Kinder nichts anderes kennenlernen wird es so weiter gehen.

    Bei Kommunalpolitik und örtlichen Medien gibt es keinerlei Anzeichen einer Kehrtwende. Zu riskant ist die Abwahl. Aus der Reihe tanzen hat die Ausgrenzung zur Folge.

    Und als Sahnehäubchen: Die Karren werden zur Wintervorbereitung als Transporter für das Kaminholz benutzt und stinken damit mehrfach.

  • Gut, wir brauchen ein Experiment. Warum nicht in der feministischen und sozialen Stadt in d. Berlin. Einfach keine Zulassungen in allen inneren Bezirken mehr (die Verwaltung versucht das ja schon auf soft Wegen zu erreichen). Und pro Jahr 10% Parkplätze umwandeln.

  • Spätestens wenn der Ausstieg aus der Verbrenner-Technik vollzogen ist, wird die Versiegelung zumindest mit Bitumen- Asphalt beendet werden - bedingt durch die Abhängigkeit der Bitumen- von der Treibstoffproduktion. Recyclingasphalt erschöpft sich und Alternativen werden wenn ausgereift sehr teuer sein.

    • @zeroton :

      "...Spätestens wenn der Ausstieg aus der Verbrenner-Technik vollzogen ist,..."



      Der wird nie komplett vollzogen sein, weil es auch in 50 jahren noch Mneschen gibt, die eien 1938er Kompressor-Bentley oder einen 1963 Jaguar E-Type fahren werden und dafür mit Sicherheit Benzin hergestellt wird. Vielleicht tatsächlich nur als Nischenprodukt aber es wird Sprit weiter geben.

    • @zeroton :

      Das ist aber eben ein Zeitpunkt irgendwo gegen Ende der 2050er-Jahre.

  • Je mehr Autos in einem Land sind, destso eher ist dort eine Demokratie, destso besser die Gesundheitversorgung und die Lebenserwartung. Usw. Usw.

    Irgendwie kann das mit Autogerechtigkeit=Ungerechtigkeit nicht stimmen.

    • @Rudolf Fissner:

      Da sag ich nur mal USA. Denken Sie dann doch nochmal drüber nach.

    • @Rudolf Fissner:

      Sie verwechseln Korrelation mit Kausalität.

    • @Rudolf Fissner:

      Henne und Ei: Länder mit viel Wohlstand und Freiheit können sich - auf gesellschaftlicher wie individueller Ebene - allen möglichen "Luxus" leisten. Neben den sozialen Errungenschaften, die Sie genannt haben, ist das eben auch ein hoher Grad an individueller Mobilität. Man sollte sich halt klar machen, dass die gleich "mobile" Alternative einer wirklich das Auto gleich- oder höherwertig ersetzenden ÖPNV-Abdeckung aktuell noch viel teurer, also noch größerer Luxus wäre.

      ps an alle Sozialromantiker mit schwellfreudigem Kamm: "Luxus" - in Bezug auf Gesundheitsvorsorge und Lebenserwartung - ist hier nicht moralisch gemeint, sondern schlicht relativ zur großen Mehrheit der Länder, wo es das eben nicht so gibt, also als etwas, das man sich leisten können muss.

      • @Normalo:

        Es braucht keinen ins Extreme ausgebauten ÖPNV, sondern insgesamt weniger Mobilität und zwar nicht als eine mögliche Alternative, sondern als zwingende Notwendigkeit um wenigstens noch die 2°-Grenze einzuhalten.

        • @Ingo Bernable:

          Da können Sie ja in Bernablistan gerne so dekretieren. HIER brauchen Sie Menschen, die sich dieser Logik freiwillig unterwerfen. Daran mangelt es bislang. Also schau ich nach Wegen, wie man die nach ihrer eigenen Logik zur Änderung ihres Verhaltens bewegt. Aktuell sind solche Wege noch Luxus, aber daran kann man arbeiten.

          • @Normalo:

            Woher kommt eigentlich diese Idee, dass nur möglich und legitim ist, was die Menschen ohnehin freiwillig bereit sind zu tun. Wozu braucht es eigentlich noch ein Parlament und von diesem verabschiedete Gesetze wenn letztlich doch alles dem reinen Voluntarismus folgen soll und bei jeder Vorschrift, bei jedem Verbot sofort der Verdacht von Diktatur und Autoritarismus aufkommt?

            • @Ingo Bernable:

              Mal davon abgesehen, dass Demokratie eben nicht so funktioniert, dass man dem Volk erklärt was es zu wählen, bzw. wem oder welchen Sachzwängen es zu folgen hat:



              Die Geschichte - insbesondere die des "real existierenden Sozialismus" und seiner Artverwandten - sollte gelehrt haben, dass es nichts bringt, Menschen en Masse in eine bestimmte Mentalität pressen zu wollen, wenn ihnen die gegen den Strich geht. Zumindest ist dieser Vorgang so ineffizient, dass man nachher mehr Energie und politisches Kapital investieren muss, um die Hydra der Renitenten zu bekämpfen, als man durch die Fügsamkeit des Restes generiert. Und es ist illusorisch zu glauben, dass Menschen einsichtiger werden, wenn man sie zwingt, Argumenten zu folgen, die sie bislang ignoriert haben.

            • @Ingo Bernable:

              "Woher kommt eigentlich diese Idee, dass nur möglich und legitim ist, was die Menschen ohnehin freiwillig bereit sind zu tun"

              Selbst ihre Definition von Demokratie macht noch aus den Subjekten der Demokratie Objekte die bereit sen müssen etwas zu tun.

              So arrogant funktioniert Demokratie nicht und wenn man das ignorieren will, dann wird das auch nichts mit Maßnahmen gegen den Klimawandel.

              Es sllte doch jedem einleuchten, dass Klebereien von 8 vs. 80 Millionen nur in in Avanger Flmen funktionieren

    • @Rudolf Fissner:

      Was für eine abenteuerliche Argumentation je mehr Autos desto mehr Demokratie ?? USA ?? Kuwait ??



      Saudi Arabien ??



      Zusammenhänge mit Bildung und demokratischer Tradition sehen sie nicht.



      Klar hängen Wohlstand und Mobilität



      zusammen aber ob das immer zu mehr Demokratie führt ?



      Je mehr Autos desto mehr Feinstaub, Abgase, Teer und Naturzerstörung würde ich schon unterschreiben

    • @Rudolf Fissner:

      Ich habe mal an der Uni in Statistik Korrelationsrechnung gehabt. Ich habe statistisch bewiesen, dass in Gegenden mit steigender Schweinepopulation gleichzeitig auch die Anzahl der CDU-Wähler zunimmt.



      Das mehr Autos mehr Demokratie und Lebenserwartung bringen ist genauso schwachsinnig. Zusammenhänge herstellen wo es keine gibt.

    • @Rudolf Fissner:

      Autos=Demokratie. Glasklare Kausalität. Debatte unnötig.

  • Ein paar Daten, um mal mit Autos verbundene Ressourcen und Umwelteingriffe sichtbarer zu machen.



    * E-Golf 1,6 Tonnen[1]



    * 83 kg wird pro E-Auto verbaut[2]



    * Kupfer wird aus Kupfererzen gewonnen. "Im Falle von Kupfer lohnt es sich, zu extrahieren, wenn es etwa 2 kg Kupfer pro 1.000 kg Erz (0,2%) gibt."[3] Für 83 kg Kuper werden demnach also 41,5 t Kupererz benötigt.



    * für Tesla Model S mit einem Gewicht von 2-2,4 t[4] werden 190 kg Aluminium verbaut[5]



    * Für die Herstellung 1 Tonne Aluminium braucht es über 4 Tonnen Bauxit und massig Strom[6]



    ... Das kann/sollte mensch mal für alle Materialien durchgehen. Auch für berüchtigte kritische Materialien wie die seltenen Erden. Und dann denke mensch an die Umweltzsterstörung und -vergiftung durch notwendigen Abraum, Schwermetallschlamm usw.. Doch ein "bisschen" viel für so ein "bisschen" Luxus und das sogar zu allermeist privatisiert, würde ich meinen.



    [1] de.wikipedia.org/w...VW_Golf_VII#e-Golf



    [2] www.regenwald.org/...-E-Autos-11-21.pdf



    [3] institut-seltene-e...ng-und-produktion/



    [4] de.wikipedia.org/wiki/Tesla_Model_S



    [5] www.mein-elektroau...sla-model-s/20067/



    [6] www.umweltdialog.d...srisiko-Bauxit.php

    • @Uranus:

      Zu den mit Autos verbundenen Ressourcen müsste auch ein Grossteil des Strassenbaus und -instandhaltung, Parkplätze, Garagen, etc. gerechnet werden.

      • @Fritz Lang:

        Ja, das stimmt. Wobei Autofundis wohl entgegnen würden, dass Straßen und andere Infrastruktur immerhin für Millionen verschiedener Kfzs wären und auch bei ÖPNV und Bahn geguckt werden müsste. ;-S



        Wie auch immer, ich finde es wichtig und interessant sich als einzelne Konsument*in den Ressourcenaufwand der einzelnen Autos (egal welcher Antrieb) vor Augen zu führen und zudem auf Hochrechnungen und Übertragungen auf die Gesellschaft (aktuell 48 Mio Autos) und auf die globale Ebene (1,2 Mrd. Autos) hinzuweisen und die Zuwachsrate hinzuweisen. Allein 5,7 Mio Autos pro Jahr in Deutschland. Die Tesla-Fabrik soll nach deren Konzernwillen 1 Mio Autos produzieren. 55 Mio Autos. Nun kann mensch die benötigten Rohstoffe mit den Autos multiplizieren und bspw. entgegenhalten, wieviele Fahrräder bspw. dafür gebaut werden könnten ... und sich die Frage stellen, was ökologisch und sozial nachhaltig im Kontext Auto ist oder auch nicht. Das hätte ich gleich in obigen Kommentar erwähnen sollen.

        • @Uranus:

          *55 Mio. Autos produziert weltweit jedes Jahr.

    • @Uranus:

      Bis wir null Autos mehr brauchen sollten es aber trotzdem E-Autos sein. Oder?

      Odersoll es nur kein Tesla sein sondern von BMW? Oder gar ein E-Fuel-Auto?

    • @Uranus:

      Unter dieser Betrachtung sieht einfach fast jedes Produkt schlecht aus. Auch das Ikea-Möbel aus Rumänien oder Vietnam hat da miserable Werte pro kg und Nutzungsdauer. Ich finde es immer spaßig, wenn man sich bei E-Autos oder auch gerade für extrem langlebige Solarzellen intensiv mit den grauen Werten befasst, aber dies für die Masse der Produkte als energetische Einbahnstraßen nie hinterfragt. Am Ende sind wir immer noch kapitalgetriebene Wegwerfgesellschaften. Am ehesten würde es helfen, die Erschaffung von Geld aus Luft an den Börsen zu verbieten (Leerverkäufe, Hebel, HF-Handel,...) und in kürzester Zeit würde sich ein neues wirtschaften rechnen und Ressourcen geschont und production-hopping rund um den Globus uninteressanter...

      • @Heinrich Ernst:

        Schon. Hiesige Lebens-, Konsum- und Produktionsweis gehört generell auf den Prüfstand. Allerdings wiegen Ikea-Möbel nicht 1,5 - 2,5 Tonnen und sind weniger aus so aufwendigen Materialien. Mit Kritik an Autos ist es nicht getan. Autos sind quasi Spitze des Eisberges, normalisierter bzw. als Diesel und Hybrid und seit kurzem als E-Auto angepriesener und subventionierter Verschwendungswahnsinn. Autos sind, erst einmal genauer betrachtet, meines Erachten ein deutliches Symbol dafür, was schief läuft.

        Bei Solarzellen ist anders zu werten. Mit ihnen lässt sich Energie erzeugen. Autos hingegen sind Energieverbraucher bzw. nach Effizienz geurteilt Energieverschwender.

      • @Heinrich Ernst:

        #whataboutism

    • @Uranus:

      *für Tesla Model S bräuchte es also 760 kg Bauxit. Tatsächlich sind es wohl ein bisschen weniger, da ein kleiner Teil (20 %?) aus recyceltem Aluminium gewonnen wird.

  • Oja, das wäre was! Städte, Landschaften, Dörfer in erster Linie für Menschen und nicht für Autos. Ein bisschen gibt es das ja schon: in Deutschland diverse ostfriesische Inseln.[1] In den Niederlanden gibt es auch autofreie Dörfer.[2] Soll mal kein*e sagen, ohne Auto auf dem Land geht nicht. Doch, doch, da geht noch was!



    [1] de.wikipedia.org/w...te_autofreier_Orte



    [2] www.easyvoyage.de/...ungsparadies-48397

    • @Uranus:

      Da in Deutschland über drei Viertel der Bevölkerung in Städten lebt, sollte man auch da anfangen. Wer in eine Stadt zieht darf einfach kein Auto haben. ÖPNV, Taxis, Mietwagen alles da, da braucht keiner mehr ein Auto. Die paar ( letzten ) Autos auf dem Land fallen dann nicht mehr ins Gewicht.

      • @Günter Witte:

        Das ist falsch gedacht. Städter sind auch Pendler.

        Pendler pendeln zwischen den Städten hin und her und verursachen mit den langen Fahrtwegen den meisten Verkehr. Nach Berlin z.b. pendeln täglich! 365.000 Pendler ( www.pendleratlas.de/berlin/ ) Manche Städte sind sogar oft nur noch Schlafstädte.

        Da gibt es noch viel, sehr viel!, zu tun beim Ausbau des ÖPNV auf dem Land (= zwischen den Städten) und der Verlagerung von Arbeitsplätzen aus den Metropolen heraus.

      • @Günter Witte:

        Das wäre mal ein guter, konsequenter Anfang, ja.

  • Weltweit wird Deutschland um sein ausgebautes Autobahnnetz beneidet...



    Fragen man z. B. einen Marokkaner, was ihm zuerst zu Deutschland einfällt, sind es die Autobahnen.



    Wir sollten nicht alles runter reden, nur die Nutzung sollte neu gedacht werden.



    Elektronische PKW sollten für uns alle selbstverständlich sein. Zudem Versorgungs Verkehr, noch mit LKW muss auf die Schiene. Der Individual Verkehr muss umgestellt werden auf mehr Gemeinschafts E-PKW. Bei 80 Millionen Bundesbürgern sollte ein Kontingent von 20 - 30 Millionen Zulassungen von E- PKW micht überschritten werden . PKW als Einzeleigentum sollte, bedingt der drohen Klimakathastrophen, endgültig der Vergangenheit angehören.

    • @Alex_der_Wunderer:

      "die Autobahnen.



      Wir sollten nicht alles runter reden, nur die Nutzung sollte neu gedacht werden."



      Die Menschen sollten das Thema rigoser angehen. Vergleichbar Halb Hessen laut Waltraud Schwab Asphaltwüste. Das vor Augen geführt, finde ich den Flächenbverbrauch echt krass. Jetzt noch das 6. größte Massensterben in der Geschichte der Erde und dessen Bedeutung für die Lebensgrundlagen und die Menschen[1] in den Gedankenstrang eingefügt, sollte das mensch hoffentlich zum Grübeln bringen und dazu motivieren, die Lebensweise und Gesellschaftsorganisation schnell zu verändern.



      "Elektronische PKW sollten für uns alle selbstverständlich sein."



      Als Rettungswagen o.ä. vielleicht, oder als umgebauter Verbrenner. Neue Autos/Autoproduktion sollte massiv eingeschränkt werden. Abschaffung von Einzeleigentum von PKWs ist ein guter Punkt und ist, finde ich, von zentraler Bedeutung. So wie ich jetzige (Auto)gesellschaft wahrnehme, erscheinen leider bereits 20-30 Millionen Autos utopisch. Allerdings würde ich sagen, dass je weniger PKWs es gibt, desto mehr rückgebaut werden kann und Pflanzen aber vor allem Tiere so dringend benötigte größere zusammenhängende Lebensräume erhalten können. ÖPNV und Bahn kann bspw. durch reaktivierte Zugstrecken verbessert werden.



      [1] Vortrag von Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht mit veranschaulichender Präsenation:



      www.youtube.com/watch?v=cO02czG4U-s

      • @Uranus:

        Gehe da völlig konform mit Ihnen. Erfreulicher Weise werden in unserer Stadt - mittlere " Großstadt " 170.000 EW schon die Bahnstrecken innerorts wieder reaktiviert - mit merklicher Entlastung des Berufsverkehr auf den Straßen.

        • @Alex_der_Wunderer:

          Schön! Da haben Sie offenbar Glück. Andernorts zieht sich das extrem in die Länge und es gibt nur minimale Lösungen und keine die die Mobilität aus dem Umland umfassender fördern. Zudem dauern Gleisarbeiten viele Jahre. Lauter Komödien, wenn es nicht so nervig und traurig wäre ...

          • @Uranus:

            Nicht, dass dies falsch verstanden wird: Das "schön" meine ich NICHT ironisch.

            • @Uranus:

              🚍 🚲 🚎 🛴 🏃‍♀️ oki doki

              • @Alex_der_Wunderer:

                :D

      • @Uranus:

        "ÖPNV und Bahn kann bspw. durch reaktivierte Zugstrecken verbessert werden."

        Vor 100 Jahren lag ein Großteil der Arbeitsplätze noch in Fuß/Radnähe.

        Um den Ersatz mittels ÖPNV und Bahn zu schaffen wird es nicht reichen die paar Bahnstrecken nur zu reaktivieren.

        Da werden auch noch gewaltige Neubauten und Erweiterungen von Trassen nötig. Auch auf Kosten von Natur und Arten.

  • "Niemand traut sich wirklich, die Autogerechtigkeit als das zu entlarven, was sie ist und was sie verursacht: reine Ungerechtigkeit."

    Autos sind eine Last, sie nehmen Platz weg, Resourcen und sind Teil des Klimawandels usw. usw. und soweit s bekannt.

    Aber wo ist nun die Ungerechtigkeit? Das wurde im Artikel nur mager herausgestellt.

    • @Rudolf Fissner:

      Ich sehe auch in der Herstellung von Automobilen die größte Ressourcen Vernichtung und Umweltbelastung. Dazu der CO 2 Ausstoß. Die enorme Versiegelung von Natur für Straßen und Parkraum. Durch eine gemeinsame Nutzung der E- PKW durch alle Bürger und weg von der einzelnen " Haltung " eines oder bei Familien auch mehreren PKW, würde eine effektivere Nutzung erreicht werden können. Zudem brauchte es insgesamt weniger PKW, die unseren Raum beanspruchen. Alles eine Frage der Organisation.

    • @Rudolf Fissner:

      weil Fäche wie alles andere auf der Welt eben nur begrenzt zur Verfügung steht.

      Wenn das eine bevorzugt wird und mehr Fläche beanspruchen kann, dann hat der Rest weniger.

      Weniger Spielfäche für Kinder, weniger Sicherheit für selbige, weniger Wohnraum in der Stadt, weniger frische Luft in der Stadt,



      Weniger Bäume und andere Natur. Weniger Wasser das versickern kann im Boden durch die Versiegelung von Flächen und somit mehr Überschwämmungen.

      Autofahrer werden bevorzugt weil die Kosten für die Straßen, Parkflächen etz nicht durch die KFZ steuer gedeckt sind.

      Autofahrer werden somit zu Lasten der Gesellschaft subventioniert.

    • @Rudolf Fissner:

      Auf dem Land ist ein Auto keine Last sondern eine Bereicherung.

      • @Der Cleo Patra:

        Ja, auch auf dem Land stehen Autos auch ohne Sinn und Verstand in der Gegend herum, selbst dort wo es intakte Bahnhöfe gibt. Autos auf dem Land sind für Flächenversiegelung und Abgase ebenso ursächlich wie in der Stadt. Und E-Autos sind nicht "die Guten"

      • @Der Cleo Patra:

        auf dem land ist der nahverkehr einfach so schlecht, dass man ein auto braucht...

  • "Deutschland ist keine Autonation, sondern eine Nation der Autosklaven. Mit Leichtigkeit zu erobern übrigens, falls wer darin einen Nutzen sehen sollte. Es ist ja alles planiert."

    Ich bin mir sicher, ein Großteil der Menschen weiß, dass es schnellstmöglich eine Mobilitätswende brauch. Und ich bin mir auch sicher, es gibt nicht wenige, die bereit umzusteigen, wenn denn die Strukturen für Alternativen zum Auto, auch abseits der großen Metropolen bessere wären.

    Was definitiv niemandem hilft, ist schlichte Pauschalisierung, Stadt- gegen Landbewohner auszuspielen, aus jedem Autofahrer einen egoistischen SUV Rambo zu machen, dem alles egal ist.

    Und was schon gar niemandem hilft, sind hahnebüchene "Argumente", wie das oben zititierte. Abgesehen davon, dass auch ÖPNV, Versorgung, Warentransport, Rettungsdienste und auch Fahhräder asphaltierte Wege benötigen, halte ich es für absolut unangemessen, die (aktuell nicht unwesentlichen) Ängste vor Krieg mit dem Thema umweltgerechte Mobilität zu vermischen.

    Das halte ich für unseriös.

  • Ja da beschreiben Sie ein sehr grundlegendes Problem der Verkehrsplanung.

    Die (Verkehrs-) Realitäten von Radfahrenden vs. Autofahrenden unterscheiden sich nämlich so diametral, daß die einen sich nicht mehr vollständig ausmalen können, wie die Sichtweise des Anderen ist (versteht man nur, wenn man regelmäßig vom Auto zum Fahrrad wechselt und umgekehrt).

    Das liegt zum größten Teil daran, daß Autos eben bewußt so konstruiett sind, daß sie ihre User von der Welt abschirmen (entrücken).

    Wer NUR Auto fährt, weiß schlicht und einfach nicht, was "da draußen" los ist..das ist ein psychologischer Fakt.!!

    Und wenn nun alle verantwortlichen, die Welt ausschließlich aus der Auto Perspektive sehen, dann kann daraus nur ein ungerechtes und selbstzerstörerisches Verkehrssystem erwachsen.

  • Die Entwicklung in Deutschland mit DNA und Nazis zu erklären, finde ich sehr problematisch. Es gibt nur wenige "westliche" Länder, die ihre Infrastruktur nicht auf das Auto ausgerichtet haben; es ist also kein Alleinstellungsmerkmal von Deutschland. Was ich bis jetzt immer noch nicht verstehe, warum die Politik es zugelassen hat, dass immer größere und schwerere Autos gebaut worden sind. Diese Aufrüstung auf den Straßen ist für mich eine Kriegserklärung an alle, die Kleinwagen fahren, zu Fuß gehen oder das Rad nutzen. Und für Kinder sind das die größten Bedrohungen. (Übrigens: Bei einem Zusammenstoß Kleinwagen/SUV hat die Person im Kleinwagen im Vergleich mit derjenigen im SUV nur eine 1/10 so große Wahrscheinlichkeit, das zu überleben; SUV=gut für die Insassen und schlecht für alle anderen).

    • @resto:

      Naja, Klimakrise und insgesamt die ökologische Krise wurden seit jeher heruntergespielt und noch weniger ist etwas in der Realität dagegen unternommen worden. Das hat für sämtliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Bereiche gegolten. Warum hätte das bezüglich des Autos anders laufen sollen? Noch dazu, dass das Autos als Statussymbol, Exportschlager und Qualitätsmerkmal von Deutschland gilt und viel Kapital drin steckt, was gemehrt werden "will"/soll. Gleichzeitig denken und handeln viele Menschen kurzfristig und orientieren sich an Bequemlichkeit. Kalorienreiche, nährstoffarme Nahrungsmittel werden ebenso seit langer Zeit wider besseren Wissens in Großen Mengen unter die Leute gebracht - von der Pieke auf. Langfristiges, gleichverteiltes Wohlbefinden der Menschen steht im profitmaximierten Kapitalismus hintenan. Mensch könnte sogar daran Zynismus festmachen, dass Unfälle und die daraus resultierenden Opfer, wie auch Krankheiten aufgrund Fehlernährung bis zu einem gewissen Grad die Wirtschaft weiter wachsen lassen - Versicherung, Reparaturen, Medizin und so.

  • Pauschalaussagen gehen nicht.



    In Städten mit funktionierendem ÖPNV sind deutliche Einschränkungen für Autos akzeptabel, weil es Alternativen gibt. Also sollten ÖPNV, Radwege und Fußgänger in der Planung stark bevorzugt werden.



    Im Land, wo selten oder kaum ein Bus fährt, lassen sich die Regeln der Stadt nicht umsetzen, weil man dort ohne Auto erhebliche Mobilitätsprobleme hat. Wenn dann auch noch der Arbeitsplatz 40km entfernt ist (was in sich ja schon mal ein Fehler ist), dann ist das Fahrrad auch nur für bestimmte Personengruppen zu bestimmten Jahreszeiten überhaupt noch eine Alternative.



    Und wenn dann auch noch im ÖPNV das Mitführen einen Rades zur Berufsverkehrszeit untersagt ist (wie bei uns), dann bleibt nur noch das Auto zum Pendeln, wie 99% aller Bürger hier es machen.



    Aber in der Stadt darf man völlig anders denken und planen. Ich auf dem Land glaube nicht, dass man auch mal noch an uns denkt und und einen funktionierenden ÖPNV zugesteht.

  • Das Problem ist nicht die autogerechte Gestaltung von Stadt und Land (!) als solches, sondern die fehlende Wahlfreiheit:

    In den Großstädten gibt es keinerlei autofreie Stadtteile, die einem eine Auswahl zwischen autogerecht und autofrei erlauben würden, im ländlichen Raum gibt es keine derartigen Kommunen, Kleinstädte oder gar Landkreise. Gerade auf dem Land ein wäre der öffentliche Verkehr deutlich besser, wenn keine PKW unterwegs wären, gäbe es mehr Ruhe, ein ganz anderes Wohnumfeld, eine bessere Nahversorgung mit Geschäften.

    Gäbe es eine Mischung zwischen autogerechten, gemischten und autofreien Stadtteilen, würde sich schnell zeigen, wo die Nachfrage der Mitbürger am größten ist, und es könnte die Grenze des autofreien Bereichs ggf. vergrößert werden, statt äußerst muhsam in gemischten Situationen kleine Verbesserungen zu erkämpfen.

    • @meerwind7:

      Es gibt Bauprojekte, die sich "autofreies Quartier" schimpfen (trotzdem mit geräumiger Tiefgarage), aber Wohnungen darin kosten natürlich entsprechend.



      Echte Wahlfreiheit sieht anders aus.

      • @Tetra Mint:

        Ist es nicht ohnehin das Wesen des Kapitalismus, dass man bei "Freiheit" üblicherweise die Einschränkung "sofern man sie sich leisten kann" weglässt?

        • @Kaboom:

          Ja, und deshalb gehört dieser "Freiheit"-Unfug abgeschafft, für's Klima! (Ausreiseverbot bitte erst, wenn ich auch schon weg bin, danke)

  • "am Steuer ihres erweiterten Selbstobjektes, denn nicht weniger ist die Karosse"



    Landbewohner, welche auf einen fahrbaren Untersatz angewiesen sind, auf diese Art zu diffamieren, halt ich für billig.



    (Liebe taz. Redaktion, das ist eine Meinung und damit zulässig.)

    • @Trabantus:

      Der Text ist eine Kolumne und gehört damit zu den Meinungsbeiträgen.

    • @Trabantus:

      Die Dame scheint ein Stadtmensch zu sein, welche noch nie am eigenen Leibe erfahren hat, wie hoffnungslos verloren man auf dem Land ohne Auto ist.



      Es ist kein Selbstobjekt, es ist ein wichtiges "Werkzeug" zur Fortbewegung.

    • @Trabantus:

      Joa. Für Landbewohner, die für Supermarkt, Schule, Arbeitsweg permanent auf SUVs mit >2t "angewiesen" sind, triffst halt schon zu.

      • @LeSti:

        Es sind halt alle Bäuer*innen und Förster*innen auf dem Land, dass sie solche Straßenpanzer brauchen ... ;-S

    • @Trabantus:

      Gerade Landbewohner stellen ihre Blechkisten in die Öffentlichkeit. Denn in der Garage sind die Gartenmöbel, der Hobbyraum, der Grill, der Rasenmäher. Dann kommt das Zweitauto auch auf die Straße, wenn die Kinder in die Schule gefahren müssen. Schwupps sind diese groß, bekommen das DAch ausgebaut, deren Auto steht nun auch auf der Straße... und keiner muss dafür bezahlen. Auf dem "Land" sind die Straßen, Bürgersteige und Plätze zugeparkt.

      • @Maria Burger:

        Na ja. Die Fahrradfahrer stellen noch ihr Fahrrad und ihr Auto draußen ab. 🤪

    • @Trabantus:

      Landbewohner sind nur deshalb auf's Auto angewiesen, weil die ländliche Infrastruktur kaputt gegangen ist.

      Warum - weil man ja eh ein Auto hatte...

      • @R R:

        Ich habe als Kind auf dem Lande gewohnt. Der nächste Supermarkt war 4 km entfernt. Meine Mutter machte den Einkauf immer mit dem Rad.

        Angewiesen ist man auf dem Lande auf ein Auto nur bei weiten Anfahrten zur Arbeit. Und bei durchschnittlichen Pendlerstrecken von 19 km ist dies auf dem Lande wahrscheinlich eher der Normalfall.

        Die Arbeitsplätze müssen wieder näher an das Land rücken, damit sich die Pendlerstrecken verringern.

      • @R R:

        Nö. Das Land ist schlicht strukturell schlechter für Massentransportmittel geeignet. Dichte, wirklich das Auto funktional weitgehend ersetzende ÖPNV-Strukturen sind schon in Städten (höhere Bevökerungsdichte, kürzere Wege, weniger Parkraum pro Anwohner, daher massiv höhere Nutzungsfrequenz) kaum halbwegs wirtschaftlich hinzubekommen.

        Wie soll es da auf dem Land praktikabler sein? In anständiger Frequenz ein Bus auf jeder zweiten Landstraße, der dann aber zu 99% leer fährt, hilft doch niemandem weiter, am allerwenigsten der Umwelt. In allen anderen Fällen bleibt das Auto aus Nutzersicht um Längen effizienter.

        • @Normalo:

          Warum nicht auf jeder Bundesstraße ein enge Tacktung? Diese verbinden die größeren Ortschaften zwischen denen der meiste Verkehr besteht und die n der Regel die Ziele von Fahrten darstellen. Oder noch Besser: ÖPNV auf den Autobahnen. Schnelle Verbindungen zwischen Orten wo nicht an jeder Milchkanne gehalten wird.

          • @Rudolf Fissner:

            Bundesstraßen und Autobahnen sind ja schön und gut, aber welcher Prozentsatz der Bevölkerung wohnt an einer solchen?

            Zur Fahrtzeit gehört auch der Weg zum Transportmittel, und genau da liegen die Schwächen von ÖPNV im ländlichen Bereich - die berühmten letzten 5 Kilometer: Die Autos STEHEN an der jeweiligen Milchkanne - bzw. noch näher am Haus - und warten, dass ihr Besitzer einsteigt. Er muss nicht erst ins nächste Dorf oder zur nächsten Autobahnauffahrt, um tatsächlich losfahren zu können. Die Verbindung kleinteiliger, aber großflächiger Abdeckung mit der Ambition, dann auch schnelle Fernverbindungen zu bieten, ist erst der nächste Schritt.

            • @Normalo:

              Es wäre viel gewonnen, wenn nur noch die letzten 5 km mit dem Auto gefahren werden und der Rest bequem und schnell! mit dem ÖPNV möglich wäre.



              Bei durchschnittlichen Pendlerstrecken von 1 km wäre das nur noch 1/4.

              • @Rudolf Fissner:

                Das Problem ist aus meiner Sicht nicht wirklich lösbar, solange quasi Jeder noch irgendwofür meint, ein Auto haben zu müssen. Wenn es einmal dasteht und Fixkosten produziert, wird es auch genutzt - auch immer wieder in Fällen, wo der ÖPNV ebenfalls gute Lösungen böte. Autonom fahrende Leihwagen sind meines Erachtens der noch am ehesten realistische Weg, dieses Problem zu lösen.

                • @Normalo:

                  Natürlich ist das Problem Pendler lösbar: Die Arbeit muß näher an die Wohnorte und es braucht wesentlich schnelleren und dichter getakteten ÖPNV.



                  Das ist, was Autopendler haben wollen.

        • @Normalo:

          Wie wäre es, den Tante-Emma-Laden oder die Arztpraxis wieder in 1000-Einwohner-Dörfern zuzulassen? Den Status von 1970 als in den Dörfern noch das Fahrrad auch von 80-jährigen ordentlich getreten wurde?

          Klar, dann macht der Arzt wieder Minusgeschäftem, weil das ist neben Fachkräftemangel ja das Hauptargument warum man keine Arztpraxis auf dem Land eröffnen kann, aber wenn der Profit wirklich wichtiger als die Gesundheit der Menschen ist, dann verdient die Menschheit ihre Existenz sowieso nicht.

          Pendeln kann auch so gereglt werden wie nach der ersten Ölkrise Anfang der 70er: Statt mit dem PKW haben Arbeiter nun mit einem Werkbus zur Arbeitsstätte zu fahren. Extra zur Verfügung gestellt, weil Benzin knapp war, weil man sich mit Arabien angelegt hat.



          Früher gab es Busse für den Werkverkehr zuhauf, heute findet man die vielleicht bei Sindelfingen oder Wolfsburg zu den umliegenden Gemeinden.

          • @Troll Eulenspiegel:

            Sicher doch. Mutti arbeitet wieder zu hause und verdaddelt ihre Zeit damit durch die kleinen Geschäfte der Stadt mit dem Fahrrad tragen zu tingeln .

          • @Troll Eulenspiegel:

            Planwirtschaft funktioniert grundsätzlich NICHT. Das sollte eigentlich klar sein, und was Sie da vorschlagen würde in viel zu breiten Wirtschaftssegmenten zwingend logisch darauf hinauslaufen. Wenn sie - als Staat - jeden Arzt oder Ladenbetreiber allein DAfür bezahlen, dass er als Selbständiger irgendwo sein Zelt aufschlägt, kommen sie wirtschaftlich in Teufels Küche.

            Auch der "Werksbus" ist doch nur eine Notlösung und darüber hinaus kein bißchen effizienter als ÖPNV. Schulbusse sind sinnvoll, weil die Nachfragegruppe ("Schüler") eine nahe 100%-Überdeckung beim Transportziel ("die nächste Schule") aufweist. Aber Arbeitgeber mit derart hoher Abdeckung im geografischen Umfeld ihrer Betriebsstätten machen heutzutage nur einen kleinen Bruchteil aus. Ergebnis: Die Busse müssten viel zu weit fahren und würden doch nur einen kleinen Teil der Menschen bedienen, die im Einzugsgebiet wohnen.

            • @Normalo:

              Moment. Wer sagt denn das Planwirtschaft nicht funktioniert? Sowjets, die DDR, Nordkorea oder Kuba funktionierten deswegen nicht, weil es immernoch Eliten gibt, die Paläste bauen konnten, weil wie blöde ins Militär oder in Abschreckung investiert wird und weil nichts für die Menschen getan wird. Demokratie oder Pressefreiheit gleich null. Nicht wegen der Infrastruktur.

              Aber das ist nicht das Thema. Das Thema ist die Effizienz im ÖPNV auf dem Land. Da muss auch kein Ausritt in die Planwirtschaft gemacht werden. Ich gehe sogar so weit, dass auch mit weniger mehr erreicht werden kann. Ich gehe z.B. so weit, dass ein Supermarkt in einem 1000-Einwohner-Laden dafür sorgen kann, dass diese Leute aus solchen Dörfern das Auto stehen lassen können, und stattdessen Fahrrad mit Anhänger nutzen. Jeder Kilometer, der gespart wird, ist wichtig für die Klimabilanz.

              Und solche Supermärkte sind auch wieder im Kommen, wenn auch nur als kleiner Tante-Emma-Laden. Zum Teil sind diese Infrastrukturangaben aus staatlicher Seite vorgeschrieben. Ich hoffe mal, das wird auch für Tankstellen (!) für Apotheken oder für Arztpraxen der Fall sein.

              Einen Zusammenbruch der Wirtschaft werde ich da nicht sehen. Das hätte bereits mit der ersten Ölkrise passieren müssen.

              Natürlich ist der Mensch ein Gewohnheitstier. Und ich erinnere mich an einen Artikel, in dem geschrieben steht, dass 20-25% der Menschen auch dann nicht den ÖPNV benutzen, wenn der Bus vor der Haltestelle abfährt und derselbe auch genau vor der Arbeit rauslässt. Gewohnheitssachen sind stets unabhängig von der Effizienz des ÖPNVs, um welchen es sich ja dreht. Gewohnheit kann selbst einen 110%ig effizienten ÖPNV schlagen. Man sieht es ja an Eltern-Taxis, die die Schüler regelmäßig zur Schule bringen trotz des "sinnvollen Schulbusses" laut deinem Wortlaut.

              • @Troll Eulenspiegel:

                Die Eliten in den gescheiterten sozialistischen Experimenten konnten sich nur bilden, weil das Wirtschaftsmodell mangels effektivem individuellen Leistungsansporn nicht funktionierte. Den Leuten ging es schlecht, und sie wollten nicht nach Plan für die Allgemeinheit schuften sondern nach Können für sich und ihre Familie. Erst das machte die ausufernden Machtapparate notwendig, an deren Spitze sich dann eine Klasse von "Gleicheren" etablieren konnte.



                Frage: Wie soll sich denn ein vollwertig sortierter Supermarkt wirtschaftlich in einem 1000-Seelen-Dorf halten? Oder eine Radiologiepraxis? Das ginge nur mit Subventionen und damit letztlich planwirtschsftlichen Elementen.



                Und ja, Gewohnheiten muss man erstmal brechen. Am besten geht das erfahrungsgemäß, indem man dem Gewohnheitstier das Gefühl gibt, sein Nachbar, der es schon anders macht, fahre besser damit. Am besten geht das, wenn es stimmt.

                • @Normalo:

                  Und was ist nun falsch an Subventionen oder planwirtschaftlichen Elementen? Bedenke, dass der ÖPNV bereits zu großen Teilen subventioniert wird. Sogar der Schulbus, dem du eine gute Effizienz attestierst. Oder, aus deinem Wortlaut funktioniert der Schulbus. Trotz "Planwirtschaft". Der Extremfall ist der freigestellte Schülerverkehr. Wikipedia dazu:

                  "Unter freigestelltem Schülerverkehr wird in der Freistellungsverordnung (abgekürzt FVO oder FO) geregelter Verkehr vom und zum Unterricht verstanden, bei dem die Betriebskosten in vollem Umfang durch den Schulträger übernommen werden. Die Schüler bzw. deren Eltern müssen keine Fahrscheine erwerben."

                  Ich finde es gibt wirklich keine Befürchtungen, dass hier der Wirtschaft geschadet wird, nur weil Infrastruktur für die Menschen geschaffen wird. Deutschland ist wirtschaftlich immernoch eines des best aufgestelltesten Länder auf der Welt. Da wird zwar keine Radiologie in jedem Dorf unterstützt aber wenigstens mal einen Allgemeinarzt. Das kann Deutschland sich leisten.

                  • @Troll Eulenspiegel:

                    Mein Problem mit Planwirtschaft ist, dass sie inhärent leistungsfeindlich und ineffizient ist. Ein Schulbus, der der Gemeinde gehört und dessen angestellter Fahrer nur eine Route nach Plan abfahren muss, ist da nicht so empfindlich. Aber ein selbständiger Freiberufler oder Einzelhändler braucht schon ein gerüttelt Maß Idealismus, um sich nicht über kurz oder lang in einen Dienst-nach-Vorschrift-Trott einzugrooven. Plan- oder Subventionswirrschaft bedeutet halt in der Regel, dass man nicht reich werden kann, auch wenn man richtig ranklotzt. Die Erfahrung sagt, je weiter man das treibt, desto weniger funktioniert es.

        • @Normalo:

          Leider muss ich Ihnen Recht geben. Bei uns, ländlich, wurde der ÖVN enorm verbessert und tagsüber fahren halbstündlich Busse in fünf verschiedene Richtungen. Leider sind diese außerhalb der Schulbeginn- und endezeiten immer fast leer. Gründe liegen wohl auch an dem Zeitverlust beim Umsteigen im nächsten Ort und dass viele Menschen sowieso Autojunkies sind; man lässt sich da nicht herab und steigt in einen Bus ein.

          • @resto:

            Das Tanken (auch mit Strom), die Autoanschaffung, das Abstellen auf öffentlichem Raum müsste eben verteuert werden.

            • @Uranus:

              Das ist eine pure neoliberale Lösung über die Preisschraube und viel zu träge.

              Damit ist noch nichts verbessert worden beim ÖPNV.

  • @taz

    Meines Wissens sind Standardparkplätze 5 x 2.2 m groß, nicht 5 x 2.5 m. Also "nur" 11 m², nicht 12.5 m². Könnt Ihr das bitte mal überprüfen und ggf. korrigieren? Danke.

    • @Odine Mohl:

      de-park.com/parkplatz-masse/

      2.5 bei geschlossenen Stellplätzen. Bei offenen 2.3.

      Aber die reichen ja heute nicht mehr seit die Autos immer breiter werden.

  • Ich schlage vor: jedem, jeder steht ein Parkplatz zu. Er/sie kann das verpachten, ein tiny house draufstellen, oder eben zuparken. Oder teuer an den meistbietenden Autofahrer für eine Nacht versteigern (dafür gäb's dann bestimmt eine App).

    Statt dass Autofahrer billig draufparken können und nicht-Autofahrer... in die Röhre gucken.

    • @tomás zerolo:

      Und wo würden Sie in einer Großstadt einen (einigermaßen sinnvoll gelegenen) Parkplatz pro Einwohner herbekommen?

    • @tomás zerolo:

      Tiny Houses gehören verboten. Das ist dämmtechnischer Rich-Kids-Unsinn, Resourcen- und Platzverschwendung

      • @Rudolf Fissner:

        Naja, Platzverschwendung grade nicht - sofern die Einwohner nicht noch andere Immobilien bewohnen.



        Allerdings gehören diese Dinger wohl eher in Gegenden, wo Kälte bzw. übermäßige Hitze ganzjährig eher kein großes Problem darstellt.

        • @Tetra Mint:

          Haben Sie schon mal ein fünfstöckiges Tiny-House gesehen?

          Ich auch nicht.

          Ein Tiny-House nimmt Platz für viermal so viel weitere Wohnraum weg, ganz zu schweigen von der jeweils eigenen Zufahrt, dem extra drumherum Platz den extra längeren Ver- und Entsorgungsleitungen ...

          Was das Auto im Vergleich zum Bus ist, ist das Tiny im Vergleich zu einem Mehrfamilienhaus. Ökologischer Unsinn.

  • Zwei Annekdoten zur Besonderheit der deutschen Automentalität:

    1) ein Freund berichte mir, dass es Holland zur Normalität gehört, Autofahrenden aufs "Blech zu schlagen", wenn sie sich gefährlich gegenüber Radfahrern verhalten..was dort üblicherweise mit Demut akzeptiert wird und zu einer Verhaltensänderung beiträgt -> das machen sie mal in D-Land..(ich hoffe Sie haben eine gute Krankenversicherung..)

    2) mir ist es mehrfach passiert, daß ich beim Trampen in Italien oder Österreich auf Autobahnkreuzen (auf dem Standstreifen) raus gelassen wurde..zuerst dachte ich das wars..zu meiner Überraschung hielten dann aber stets schon nach kurzer Zeit andere Autos um mich/uns weiter zu befördern. Niemand hat gehupt und keiner hat sich daran gestört -> In D-Land wäre man damit schon nach 2min in den Verkehrsnachrichten..nach 3 min wäre die Polizei da und es würde eine Hysterie entstehen, als wäre der nationale Notstand ausgebrochen..

    Keine Fiktion.!! ...das ist gelebte deutsche Realität..

    • @Wunderwelt:

      Da steht Deutschland keineswegs alleine da. Es gibt noch ganz andere Autoländer, die uns in den Schatten stellen.

      • @resto:

        Und doch ist es in Deutschland ausreichend "ungemütlich". Schon mal an einer Critical Mass teilgenommen, die nicht (durchgängig) von Polizei begleitet wurde und versucht als legaler, geschlossener Fahrverband durchzufahren? Versucht Autos aus kreuzenden Straßen am Einpreschen in den Fahrradverband zu hindern? Desweiteren kann ich berichten, dass bereits vor Letzte Generation Straßenblockaden aufreibend und gefährlich waren. Einmal fuhr einfach ein*e Autofahrer*in durch ein Protestbanner durch, ohne dass der*die Fahrer*in sehen konnte, ob da hinter jemensch stand. Zum Glück stand in dem Moment da kein*e und es hat sich niemensch verletzt ...

        • @Uranus:

          " Schon mal an einer Critical Mass teilgenommen, die nicht (durchgängig) von Polizei begleitet wurde und versucht als legaler, geschlossener Fahrverband durchzufahren?"



          Ja, mache ich meist einmal im Monat hier in Wiesbaden. Da gab es, ausser ein paar motzigen Visagen von Autofahrern, die eine Ampelphase länger warten mussten, noch nie Probleme. Und der Fahrradverband bestand meisten so aus 40 - 60 Rädern.

          • @Stefan L.:

            Beruhigend zu hören, dass es nicht überall so abläuft wie in Berlin. Die Critical Mass ist dort allerdings auch wesentlich größer und müssen entsprechend länger warten. Manche Autofahrer*innen werden dann sehr aggressiv und gehen teils abschirmende Aktivistis an.

  • "Und die Politik regiert mit Autopilot, anstatt etwas zu ändern"

    Ich finde es problematisch alle politischen Schattierungen in "die Politik" zusammenzufassen.



    Das würde ja bedeuten, dass es egal ist was wir wählen. Ist das so gemeint?

    Ich bin mir sicher, dass es ein Unterschied macht, ob ich z.B. in Schweden die Sozialdemokraten statt die Svergiegdemokraten wählen oder in Brasilien Lula statt Bolsonaro usw. usw.

    Tatsächlich steht es in Deutschland der Autorin zu, eine Partei zu gründen und eine Mehrheit der Wähler:innen zu gewinnen die für "Änderung" statt für "regieren mit Autopilot" sind.



    Oder hat die Autorin ganz andere Ideen?

    • 8G
      8190 (Profil gelöscht)
      @Nilsson Samuelsson:

      Haha, gabs schon. Die Partei mit der komischen Blume. Fahren die meisten Wählenden sowie Verantwortungsfiguren auch Auto und finden das ganz prima.

  • Aus der freien Fahrt für Deutsche, was die Nazis ausgiebig praktizierten, als sie andere Länder überrannten, wurde dank der Siegermächte „freie Fahrt für freie Bürger“..

    -> ich kann mit dieser Deutung sehr viel anfangen..!!

    Schaut man sich an wie aus friedlichen Mitbürgern wütende Autofahrende werden (und das ist beileibe nicht die Ausnahme), dann muß man wohl davon ausgehen, daß dies auch heute noch sehr aktuell ist. Die Naziverlierer des 1000jährigen Reiches sind eben offenbar in Autos als Kompensationsvehikel entdeckt...die (Denk- und Selbstverständnis) Strukturen sind geblieben und so sind ihre"Nachfahren" noch heute als die "rollende Herrenrasse" unterwegs - Alltag auf deutschen Strassen..

    Nach der Entnazifizierung der Verwaltung und später der Universitäten, ist jetzt hoffentlich bald die Entnazifizierung des Strassenverkehrs dran.!!

    • @Wunderwelt:

      Etwas weit hergeholt, Ihre Interpretation. Waren Sie schon einmal in anderen Ländern und haben erlebt, wie wenig dort auf Nichtautofahrende Rücksicht genommen wird? Ich schon.

  • Das wird nicht funktionieren. Die Politik zu zwingen das Auto verschwinden zu lassen. Dazu braucht man Mehrheiten in der Bevölkerung. Und der Hype ums Auto ist nach wie vor groß. Und ich behaupte mal, diese Mehrheit die ein Auto möchte ist über 90%. Und darin wiederum auch eine Mehrheit die ein Auto hat aus "just for fun". Und schauen wir uns Neuwagenkäufe an, läuft doch wie geschnitten Brot. Ich sehe da keine Wende hin zu Alternativen, weg vom Individualverkehr. Und wie gesagt Politik ist da ohnmächtig, denn der Gegenwind wäre voraussichtlich massiv.

    • @maestroblanco:

      Wie wäre es, damit anzufangen, Autobesitzer*innen und starke Carsharingnutzer*innen Wohnsitze an Hauptstraßen, Schnellstraßen, Autobahnen ... zuzuweisen? Das wäre doch etwas konsequenter. Sie würden dann zumindest mehr vom Risiko (Unfälle, Abgase, Lärm usw.) tragen, das sie normalerweise Allen aufzwingen.

      • @Uranus:

        "Wohnsitze... zuzuweisen"... wenn man so weit ist, kann man sie auch gleich CO2-Neutral ins Arbeitlager marschieren lassen, die doppelminusguten Autobesitzer*innen. Warum nur so halbe Sachen?

        • @Wurstprofessor:

          Gegenfrage: warum sollen Nichtautofahrer*innen von Autoverkehr übermäßig belastet und gefährdet werden dürfen? An Hauptstraßen ist die Belastung höher und dadurch Mieten meist niedriger. Dort wohnen meist ärmere, die sich zudem womöglich kein Auto leisten können/wollen. Warum den Ärmeren noch mehr aufbürden?

          • @Uranus:

            Mir ging es darum, daß "Wohnsitze zuweisen" ganz grundsätzlich totalitäre Kackscheiße ist.



            Aber was weiß ich schon, ich wohne direkt an der B417 und weiß gar nicht, ob ich darunter leide oder nicht.

    • @maestroblanco:

      nicht ganz korrekt. in berlin - das ist zwar eine ausnahme - haben weniger als die haelfte der haushalte einen pkw. trotzdem gehen alle entscheidungen pro pkw. woran liegt das? alle entscheider sind selbst grosse autofahrer. politiker, richter, praesidenten. die polizeipraesidentin gibt regelmaessig haarstraeubende thesen ab, was verkehrspolitik angeht. die gruenen hatten 5 jahre lang die verkherssenatorin gestellt, die einen dicken bmw fuhr mit chauffeur. nicht eine wichtige person faehrt fahrrad oder oepnv. keiner der entscheider weiss, woruaeber sie entscheiden. keiner kennt die verkehrsrealitaet. viele kommen noch aus der provinz, wo man mit 18 den fuehrerschein gemacht hat und danach das leben um das auto herum strickt. ein leben ohne auto geht in berlin wunderbar, nur kann es sich von den entschiedern keiner vorstellen, da sie es noch nie gelebt haben.

      • @the real günni:

        Berlin und andere Großstädte sind in einer anderen Situation, die kann nicht verallgemeinert werden. Was man gegen die Autosüchtigkeit tun kann? Wahrscheinlich nicht viel, denn das Auto mach eben frei; frei, jederzeit überall hinzufahren, wo man hin möchte (ich lebe seit ein paar Jahren ohne Auto und auf dem Land; ich weiß, wovon ich spreche). Ohne Auto zu sein ist nur dann eine Erlösung, wenn die Infrastruktur stimmt - habe ich in der Schweiz so erlebt.

    • @maestroblanco:

      Gleichzeitig ist eine klare Mehrheit für Klimaschutz und knapp 80% halten Klima- und Umweltschutz sogar für 'sehr wichtig'. Und nun? Die demokratische Mehrheit will offenbar den grenzenlosen Automobilismus und einen immer noch größeren Wohlstand ganz genauso wie einen auch langfristig noch bewohnbaren Planeten. Müsste und sollte man angesichts solcher Widersprüchlichkeiten nicht doch mal ein Fragezeichen an den Ansatz rein voluntaristischer Verhaltensänderungen machen und die Politik in der Pflicht sehen notwendige Entscheidungen auch gegen den Gegenwind der wohlstandsverwahrlosten und unreflektierten Mehrheit zu treffen, weil das Bild des mündigen Citoyen eben doch eher Ideal als Realität ist? Und was wären denn die historischen Beispiele in denen die Mehrheit durch vorausschauende, freiwillige Änderungen im Konsumverhalten gesetzliche Neuregelungen überflüssig gemacht hätte? (Bei DDE, FCKW, beim sauren Regen, dem Kückenschreddern, beim Glyphosateinsatz, ...?)

  • Fr. Schwab blendet komplett aus welch großen Nutzen der Mensch aus der individuellen Mobilität zieht. Es ist der Mensch, der die autogerechte Stadt wollte, weil sie für den Menschen vorteilhaft ist.

    • @Descartes:

      Unter welchen Prämissen vorteilhaft? Auch aus egoistischen, langfristigen Interessen - Erhalt der Lebensgrundlagen?



      Und klar, individuelle Mobilität kann auch ökologisch vorteilhaft sein - Tretroller, Skateboard, Inlineskater, Fahrrad, Handbike ... Mensch kann sie sogar meist mit ÖPNV und Bahn kombinieren. ;-)

    • @Descartes:

      Für "den Menschen vorteilhaft"?



      Soweit ich das in meinem Umfeld sehe, wird die meiste Zeit im Auto auf dem Weg zur Arbeit und zurück verbracht.



      Klar, ab und zu wird eingekauft oder in den Urlaub gefahren, aber das ist nicht, was die Berufsverkehrten Tag für Tag über den Asphalt schiebt.



      Und der außerstädtische LKW-Verkehr könnte genausogut auf die Schiene, wenn letztere in den vergangenen Jahrzehnten nicht derart verschrottet worden wäre.



      Die Menschheit hat sich grandios verlaufen. Das bisschen Bewegungsfreiheit, die das Auto im Vergleich zum ÖPNV bedeutet, wurde teuer erkauft: mit Dreck in Luft, Erde und Wasser, mit Verbrauch von Ressourcen, die man nie hätte anfassen sollen, sowie der individualisierten Verantwortung für all das. Denn die Industrie redet sich jetzt schön raus: Der Verbraucher will es ja so! Und der Verbraucher glaubt, er hätte keine Wahl.



      Sackgasse.

  • Ich sehe die Sache nicht grün, sondern recht umfangreich rot, d.h., mir steigt die Zornesröte ins Gesicht, wenn ich an den desolaten Zustand des Schienenverkehrs denke, an die nach wie vor desolate Lage des Busverkehrs, an das infektionsfreundliche Gedränge in Stoßzeiten, u.v.a.

    Klar, Autos schaden dem Klima und der Gesundheit, dennoch verstehe ich, daß so viele trotz Verkehrsstaus, Knöllichenlotterie u.a. das eigene Auto viel mehr lieben als den Zustand, den sie ohne Auto ganz real hätten.

  • Ja, alle diese Länder haben die Charta von Athen unterzeichnet und umgesetzt. Die funktionelle Stadt.



    Trennung von Arbeit, Wohnen und Daseinsvorsorge sollte die Stadtentwicklung bestimmen.



    Auch nur so eine Ideologie....

  • Das Problem soll es nur in Deutschland geben? So ein Quatsch.

  • Autogerechtr Städte sind kein spezifisch deutsches Phänomen, das gab es doch in allen Industrieländern und wurde beispielsweise in den USA viel konsequenter umgesetzt. Ich bin sehr für besseren ÖPNV, besser Infrastruktur für Radfahrer und autofreien Innenstädte. Natürlich muss da in Deutschland mehr passieren. Aber in (zumindest fast) allen anderen Ländern auch. Die ganze Nazi-These des Artikels fällt zusammen, wenn man sich die Länder anschaut, die im 2. Weltkrieg gegen Deutschland gekämpft haben, die haben genau das gleiche gemacht, zum Teil noch viel schlimmer (mit Ausnahme der Sowjetunion vielleicht, das aber nur, weil sie wirtschaftlich dazu nicht in der Lage war).

    • @Ruediger:

      ganz so ist es nicht. daenemark hat sich in den 60ern bewusst dagegen entschieden, die staedte fuer das automobil zu planen. die niederlande betreiben auch seit jahrzehnten menschengerechte urbanistik.



      woran das genau liegen mag, waere eine frage. vielleicht kriegsmaschinerie/industrie/schluesselpositionen/macht/entscheidungsgewalt?

      • @the real günni:

        Diese Länder haben zumindest gemein, dass sie keine nennenswerte Autoindustrie oder Erdölvorkommen haben. Dass autofreundliches Planen auch was mit keynsianischem (also nachfrageorientiertem) Wirtschaften zu tun haben könnte, ist also zumindest mal eine Arbeitsthese.

        Wir sollten Frau Herrmann auf Frau Schwab hetzen... ;-)

      • @the real günni:

        Mit der Schweiz zusammen sind das die einzigen Länder, die mir dazu einfallen.