Antifaschistische Aktionen: Keine Gewalt!

Die Lust, Nazis zu verprügeln, ist das eine. Doch die Taten der Gruppe um Lina E. sind indiskutabel. Menschenrechte gelten nun einmal für alle.

Plakat "Nazis auf's Maul ist keine Floskel, Free Lina"

Protest nach Urteilsverkündung im Antifa-Ost-Verfahren am Mittwoch in Berlin Foto: Florian Boillot

Eine Studentin radikalisiert sich in der linken Szene zusammen mit ihrem Freund. So sehr, dass sie zur Tat schreiten, Nazis in ihrem Umfeld nicht nur ausspionieren, sondern mehrfach gezielt attackieren, denn: Antifa ist Handwerk. Und am Ende gibt es dafür … den bayerischen Filmpreis – in Anwesenheit von Markus Söder. So war es bei dem Spielfilm „Und morgen die ganze Welt“, der im Oktober 2020 in die Kinos kam. Er thematisierte, so begeisterte sich 2021 die Filmpreisjury, auch „die Faszination der Aktion“.

Die Lust, Nazis einfach mal auf die Fresse zu hauen, ist weit verbreitet bis tief ins bürgerliche Milieu. Als Impulsreaktion auf das unerträgliche Gebaren der Faschos, auf rechtsextreme Strukturen selbst bei der Polizei, auf die in Teilen immer noch zögerlichen Ermittlungen der Justiz gegen rechts ist das durchaus nachvollziehbar.

Genau eine Woche nach dem Filmstart wurde Lina E. festgenommen, deren Geschichte sich wie das reale Vorbild für das Drehbuch liest. Anders als die Protagonistin im Kino kommt sie aber nicht einfach so davon, sondern sie wurde nun zu mehr als 5 Jahren Haft verurteilt. Man mag darüber streiten, ob die Indizien im Prozess tatsächlich ausreichend waren für so ein hartes Urteil. Aber dass die Taten der Antifa-Gruppe verurteilenswert sind, steht außer Frage.

Da wurde keinesfalls – wie linke Ak­ti­vis­t:in­nen nun lautstark beklagen – eine Szene vom „Schweinesystem“ kriminalisiert. Dafür haben sie schon selbst gesorgt. Wer gezielt Menschen zusammenschlägt, zumal so sehr, dass sie bleibende Schäden davontragen, überschreitet jede Grenze des Diskutablen. Dass ein Rechtsstaat solche Übergriffe nicht duldet, ist kein Skandal, sondern ein zivilisatorischer Fortschritt. Es mag manchmal schwerfallen, aber Menschenrechte gelten für alle – auch für Rechtsextreme.

Antifaschismus ist unabdingbar. Ohne Zweifel. Aber Gewalt gegen Nazis? Das mag als Idee im Kopfkino befreiend erscheinen. Im realen Leben darf es nur eine Antwort geben: keine Gewalt.

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Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

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