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Angriffe auf JournalistenIntifada gegen die Presse

Nicholas Potter
Kommentar von Nicholas Potter

Die antiisraelische Szene greift seit dem 7. Oktober zunehmend Jour­na­lis­t*in­nen an. Die Meinungsfreiheit ist bedroht –und das geht uns alle an.

Berliner Palästinakongress 2024: Ver­tre­te­r*in­nen mehrerer Medien vom „Stern“ bis zur dpa wurde der Zutritt zunächst verwehrt Foto: Sebastian Gollnow/dpa

E s ist eine ­antidemokratische Spirale der Radikalisierung: Seit dem 7. Oktober 2023, dem von der Hamas geführten Angriff auf Israel, und dem darauffolgenden Krieg in Gaza werden Jour­na­lis­t*in­nen zunehmend zur Zielscheibe, deren Berichterstattung sich als propalästinensisch gerierenden Linken nicht gefällt.

Es kommt regelmäßig zu Beleidigungen, Anfeindungen, Diffamierungen, Bedrohungen, gar körperlicher Gewalt. Es trifft Re­por­te­r*in­nen von der Boulevardpresse bis zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Ganze Medienhäuser werden zum Feind erklärt.

Die neuesten Zahlen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) überraschen daher kaum: Es gab letztes Jahr auf Versammlungen mindestens 118 Übergriffe auf die Presse, davon 66 auf propalästinensischen und antiisraelischen Demos. Auch in der Statistik von Reporter ohne Grenzen lösen solche Demos die vom rechten Rand an der Spitze ab.

Wer in den vergangenen anderthalb Jahren auf solchen Demos berichtet hat, kann davon ein Lied singen. Viele Medienschaffende bleiben solchen Versammlungen längst fern – zu gefährlich ist die Lage geworden. Denn sie werden beschimpft, angespuckt, getreten, geschlagen.

Ein Reporter wurde nach Hause verfolgt und mit einem Messer bedroht. Ein Videojournalist wurde von einem mutmaßlichen Demoordner krankenhausreif geprügelt. Inzwischen kursiert in der Szene eine Art Feindesliste mit den Namen und Adressen von Berliner Journalist*innen.

Hamas-Symbole als Feindmarkierung

Teilweise vor den Redaktionen selbst werden Jour­na­lis­t*in­nen eingeschüchtert. Im Mai 2024 blockierten antiisraelische Ak­ti­vis­t*in­nen die Eingänge zum Büro der New York Times, weil die renommierte Zeitung, die im vergangenen Jahr sogar den Pulitzer-Preis für ihre Berichterstattung zum Nahostkonflikt gewann, „Zustimmung für den Genozid“ herstelle.

In Berlin wurde die Fassade des Sitzes der Tagesspiegel-Redaktion mehrfach mit Hamas-Symbolen besprüht. In den Sozialen Medien bezeichnete ein in Berlin lebender Medienaktivist in einem inzwischen gelöschten X-Beitrag die Zeitung als „TageSSpiegel“.

Auch ich persönlich bin einer Diffamierungskampagne samt Bedrohungen und Beleidigungen in den Sozialen Medien ausgesetzt. Inzwischen kleben Sticker mit meinem Namen und Gesicht an Straßenlaternen, Litfaßsäulen und Ticketautomaten in Berlin. Ich werde damit als Feind markiert. Das Ziel: mich einschüchtern, um meine Berichterstattung zu verhindern.

Die Kampagne ist koordiniert, sie wurde von dem russlandnahen Portal Red lanciert – dem Nachfolger des RT-Mediums Redfish, über das ich im Oktober für die taz berichtete. Die Plattform berichtet nicht nur live von antiisraelischen Demos in Berlin, sie interviewt auch unkritisch Terroristen der Hisbollah und Hamas. Das hielt die einschlägigen Akteure der Szene nicht davon ab, gemeinsame Social-Media-Beiträge zu veröffentlichen – von einer sozialistischen Tageszeitung bis hin zu einem Bundestagsabgeordneten der Linken.

Fahndungsplakate und Feindeslisten

Das ist die Kehrseite der zunehmenden Pressefeindlichkeit in dieser Szene: ein Kuschelkurs mit antidemokratischen Propagandakanälen, die autoritären Staaten nahestehen. Zwei szenebekannte Medienaktivisten ließen sich neulich vom türkischen Staatsmedium TRT für eine Doku interviewen – von einem Propagandasender des Erdoğan-Regimes. Eine frühere feministische Podcasterin aus Wien, inzwischen hauptsächlich als antiisraelische Aktivistin bekannt, schreibt nun für den Pro-Hisbollah-Sender Al Mayadeen.

Diese Ablehnung von Qualitätsmedien kennt man schon von verschwörungsideologischen Protesten während der Coronapandemie. Damals griffen Ak­ti­vis­t*in­nen die Presse regelmäßig an, oft gewaltsam. Sie bastelten Fahndungsplakate mit den Fotos unliebsamer Journalist*innen, erklärten die „Staatsmedien“ zum Feind. Stattdessen setzten sie auf „alternative Fakten“ und wirre Verschwörungsmythen, die sie auf ­Telegram oder russischen Desinforma­tions­kanälen fanden.

Auch in der antiisrae­lischen Szene driften immer mehr Ak­ti­vist*in­nen ab. Ihre Pressefeindlichkeit ist dabei symptomatisch für eine Entdemokratisierung, die letztlich dem sehr dringenden und unterstützenswerten Anliegen der Solidarität mit palästinensischen Zi­vi­lis­t*in­nen nur schadet.

Stattdessen: Meinungsvielfalt, vor allem zum Nahostkonflikt (aber nicht nur), wird nicht ausgehalten, sondern aktiv bekämpft – mit autoritären Methoden. Fakten dringen immer seltener durch. Und die Meinungs- und Pressefreiheit ist damit bedroht. Das ist nicht nur mit demokratischen Werten unvereinbar. Es sollte uns alle alarmieren.

Anm. der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, dass es letztes Jahr mindestens 100 Angriffe gegen die Presse auf propalästinensischen und antiisraelischen Demos gegeben habe. Tatsächlich waren es insgesamt sogar mindestens 118 Übergriffe, aber nur 66 auf propalästinensischen und antiisraelischen Demos.

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Nicholas Potter
Redakteur
Nicholas Potter ist Redakteur bei taz zwei (Gesellschaft/Medien). 2024 war er Fellow des Internationalen Journalistenprogramms bei der Jerusalem Post. Im selben Jahr wurde er für den Theodor-Wolff-Preis nominiert. Seine Texte sind auch im Guardian, Tagesspiegel, der Jüdischen Allgemeinen und der Haaretz erschienen. Er ist Mitherausgeber des Buches "Judenhass Underground" (2023).
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44 Kommentare

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  • Haben die Hamas-Fans etwas zu verbergen? Was für eine Überraschung.

  • Die Grenzen des Sagbaren im öffentlichen Diskurs haben sich seit den Corona Zeiten immer weiter verschoben. Es ist heute schon gesellschaftlich "normal" von der Lügenpresse zu sprechen. Die Diffamierungskampagnen führen dann dazu das die Hemmschwelle sinkt und körperliche Übergriffe zunehmen, weil es aus der Sicht der Täter gar keine Grenzüberschreitungen sind die dort vorgenommen werden. Diese Art der Akzeptanz ist das Ergebnis einer sozialen Verwahrlosung die sich über die Jahre in der Gesellschaft breit gemacht hat.

    Erschreckend ist dabei, dass sie sich auch im Bewusstsein vieler Vertreter des Staates wiederfindet, seien es Behörden oder gar die Polizei.

    Wenn eine Schuldumkehr nicht nur von einem Teil der Zivilgesellschaft sondern auch von staatlicher Seite sich nach dem Motto "selber Schuld, wenn eure Zeitung derartiges publiziert" erst einmal etabliert hat, steht es schlecht um die freie Berichterstattung.

    Als Maßnahmen helfen nur Abschreckung in Form konsequenter Ahndung von Straftaten und Aufklärung, in Form einer Sensibilisierung für das Thema, bei behördlichen Stellen aber auch innerhalb der Zivilgesellschaft.

  • Gerade im Zeitalter von Fake News und Desinformation ist eine kritische, professionelle und unabhängige Presse, die ohne Angst vor Bedrohungen arbeiten kann, wichtiger denn je.



    Wer dieses Prinzip nicht akzeptiert, stellt sich außerhalb des demokratischen Diskurses.



    Und in Sandkastenmanier mit dem Finger auf den Gegner zu deuten, weil „die ja auch…“, ist nicht nur nicht hilfreich, sondern trägt zur weiteren Vergiftung der Atmosphäre bei.

  • das ist natuerlich nicht akzeptabel und zu verurteilen. bedrohungen und gewalt sind nie akzeptabel.



    ich werde jetzt auch endlich auf propalaestinenische demostrationen gehen und mir selbst mal anschauen, wie aggressiv da scheinbar alle demoteilnehmer sind und wie genau diese ´antiisraelische szene´ aussieht, und in wieweit sie sich von den menschen unterscheidet, die die zivilcourage haben auf die strasse zu gehen, um in zeiten wie diesen, in denen von politik und medien kaum etwas kritisches gegen die natanyahu-regierung und die eklatanten menschen- und voelkerrechtsverstoesse in israel und besetzten gebieten zu hoeren ist, diesem etwas entgegensetzen und ihre stimme erheben moechten.

  • Diese "antidemokratische Propaganda" kommt zum großen Teil von Rechts. Das sind häufig Verunsicherungskampagnen, von think-tanks getragen und dubios finanziert. Dazu gab es schon Dokus sogar in Mediatheken, einfach danach suchen.



    Besonders schade ist es, wenn "Linke" dann darauf reinfallen und sich vor den Verunsicherungskarren spannen lassen.



    Vielleicht lohnt mal ein Artikel über diese Zusammenhänge? Da entsteht enormer Schaden, es betrifft ja auch Wahlbeeinflussung, Brexit usw....

    • @realnessuno:

      Ich fände es wichitig zu differenzieren. Ja, es werden einige Kampagnen von rechten Akteur*innen bzw. Institutionen lanciert und unterstützt (siehe Artikel). Ich finde es aber dennoch extrem wichtig anzuerkennen, dass sich auch Teile der linken Szene offenbar gerne darauf einlassen und diese einseitigen Narrative sehr anschlussfähig sind. Dazu braucht es nicht unbedingt irgendwelche Rechten.



      Mir erscheint das wichtig, denn deine Argumentation geht davon aus, dass das ja keine "echten" Linken seien. Kann man so sehen, ist aber mMn. egal, denn es läuft eben unter "Links" und solche Essentialismen sind eh problematisch.



      Auch 'Linke' können eben faschistische Methoden benutzen und das checkt die Szene mMn. noch viel zu wenig.

  • Demokratie lebt von Zivilität, Gewaltfreiheit und dem Aushalten gegensätzlicher Positionen.

    An zunehmender Intoleranz und Freund-Feind-Denken kranken die westlichen Gesellschaften schon lange.

    Die persönlichen Angriffe auf den Autoren treffen somit unser aller Freiheit.

    Der Vollständigkeit halber sei das brutale Vorgehen der israelischen Regierung gegen Journalist:innen erwähnt - bis hin zu Tätigkeitsverboten und dem Verdacht gezielter Tötungen (die taz berichtete).

  • Ist der Angriff auf die Journalisten jetzt eigentlich als links- oder rechtsradikales Verhalten zu werten?



    Oder machen wir es uns mit diesen pauschalen Kategorisierungen einfach zu leicht, was uns nicht passt bekommt die passende Ecke zugewiesen.



    In jedem Fall ist Gewalt gegen Journalisten niemals akzeptabel und gehört immer vor Gericht.

  • Stark bleiben und weiter schreiben!

    Die Einschüchterungsversuche gegen unseren Autor sind unter aller Kanone und haben nicht unterstützt zu werden. Angesprochen sind dabei Neonazis unter False-Flag-Aktionen, die sich darüber freuen, dass die Terroristen ihren beinahe 100 Jahre alten Traum der genozidialen Auslöschung ausüben. Und leider viele Linke, die sich dringendst mit antideutschen bzw. antinationalen Positionen beschäftigen sollen, bevor unschuldige Journalisten markiert werden sollen.

  • Danke für diesen Kommentar, der lediglich einen Punkt unberücksichtigt lässt: Was sind die Gründe für das starke Auseinanderklaffen über die Qualität der medialen Berichterstattung über den Krieg in Gaza und die Politik im Nahost-Konflikt?

    Professor Hafez kritisiert die deutsche mediale Berichterstattung an Hand verschiedener Gründe und bietet zudem Lösungsvorschläge. Ein Gespräch zwischen Herrn Potter und Professor Hafez wäre spannend.

    journalistik.onlin...te-der-geschichte/

    • @Lindenberg:

      Medien müssen herrschaftskritisch sein anstatt von Haus aus herrschaftsunkritisch oder herrschaftsverneinend.

      Wenn man sich die großen Medienhäuser, ob öffentlich oder privat so anguckt - nicht nur in Deutschland - dann findet man wenig herrschaftskritischen Diskurs. Wenn man Glück hat, findet man gut recherchierte/begründete Standpunkte, die ein Gespür für Kontext zeigen (= Qualitätsjournalismus). Oft findet man staatstragende Standpunkte mit einigen richtigen und einigen falschen Fakten ohne Kontext (= Journalismus minderer Qualität).

      Ich finde, es geht beim Journalismus vor allem um Qualität, aber auch um die Fähigkeit zur Auseinandersetzung mit offiziellen Verlautbarungen.

      Die reaktionären Corona-Leugner, Pegida u.ä. haben zwar offiziellen Standpunkten widersprochen, waren aber unfähig zur inhaltlichen Auseinandersetzung.

      Gute Journalisten müssen diese Fähigkeit aber besitzen, sonst haben sie ihren Beruf verfehlt. Ich verkenne aber nicht die Abhängigkeiten dieses Berufsstandes von ihren Brötchengebern und ihrem sozialen Umfeld.

  • Wenn die notorisch tendenziös bis grob falsch und dezidiert antiisraelisch berichtende NYT auch solche Spinner auf sich zieht, dann ist es sonnenklar, dass die etwas ganz und gar nicht kapieren. Fantasyworld.

  • Dem Autor sei gedankt!



    Bleibt die Frage: Was tun!?

  • Die rassistische Ignoranz eines Großteils der Linken ggü. eingewanderten Rechten beginnt sich zu rächen...

    • @Chris McZott:

      Eingewanderte Rechte kenne ich nur in Bezug von West nach Ost, innerhalb Deutschlands. Die Art des rübermachens meinten sie aber anscheinend nicht.

      Erhellend könnte für sie evtl die Feindbild Studie v. 2024 sein. Sie befasst sich ausführlich mit dem Thema.

      Feindbildstudie des ECPMF 2024



      www.ecpmf.eu/feind...-der-selbstzensur/

    • Alexander Diehl , Autor , Redakteur taz nord
      @Chris McZott:

      Und Sie wissen sicher, dass die genannten Bedrohungen von "eingewanderten Rechten" ausgehen? Oder ist das am Ende nur eine nützliche, weil längst gefassten Glauben bestätigende Mär?

  • Wenn in meiner Region Menschen auf die Straße gehen, wird die Anwesenheit von Nazis auf den Demos gern dazu genutzt, alle Mitdemonstrierende ebenfalls zu solchen zu erklären. Diese Logik kann gern auch auf die Aufmärsche der Islamisten von Hamas und Co und ihrer deutschen Fanclubs angewendet werden.

    • @Šarru-kīnu:

      wer mit nazis mitläuft, gehört ja auch dazu.

      • @Fitzli Putzli:

        Ich befürchte eher eine feindliche Übernahme der Demonstration. Wenn plötzlich ganz andere Parolen gerufen oder Plakate hochgehalten werden als die Verantwortlichen geplant haben. Oder wenn die Verantwortlichen durch irreführende Reklame viele normale Menschen von den Inhalten getäuscht haben.

      • @Fitzli Putzli:

        Keine Einwände. Dann ist aber auch wer mit eliminatorischen Antisemiten und Islamisten mitläuft ebenfalls einer.

  • Dank und Respekt für Ihre Arbeit und Ihren Mut, Herr Potter! Ihr Bericht muss uns alarmieren. Wer sich – ob links oder rechts – nicht an demokratische Spielregeln hält, kann nicht Teil des demokratischen Diskurses sein. "Toleranz gegenüber den Intoleranten vernichtet die Toleranten und mit ihnen die Toleranz." (Sir Karl Raimund Popper)

  • Der Autor hat nicht ganz unrecht, macht es sich aber zu einfach. Natürlich sind Drohungen und Angriffe auf Journalisten inakzeptabel. Die Kritik daran wird aber unehrlich, wenn man ignoriert, welcher Druck auf pro-palaestinensische Positionen ausgeübt wird, wobei das Spektrum von Diffamierungen (die ja kein Alleinstellungsmerkmal einer "antiisraelischen Szene" sind) bis hin zum Jobverlust reichen. In solchen eskaliereden Diskussionen gibt es - nicht nur dem NO-Thema - ein massives Ungleichgewicht der Akteure: dem Mob auf der einen Seite steht die geballte staatliche Macht auf der anderen Seite gegenüber. Solange man das nicht thematisiert, wirkt die Kritik unangenehm larmoyant: man fordert Meinungsfreiheit für regierungskonformen Journalismus - nimmt die staatliche Unterdrückung von Dissens aber stillschweigend hin.

    • @O.F.:

      Sie vermischen hier zwei Bereiche die nichts miteinander zu tun haben. Eine Kausalität zwischen Angriffen auf Journalisten und staatlichen Repressalien zu diesem Thema herzustellen und dann die Kritik an Übergriffen auf Personen als unehrlich zu bezeichnen ist völlig absurd.

      Zur Erinnerung: jeder Mensch hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit und niemand hat das Recht einen anderen Menschen psychisch zu terrorisieren in dem er ihn bedroht oder öffentlich brandmarkt.

      • @Sam Spade:

        Nun habe ich die Angriffe auf Journalisten explizit als inakzeptabel bezeichnet; es gibt also keinen Grund für eine allzu suggestive Erinnerung daran. Dass beide Bereiche, individuelle Gewalt und staatliche Repression nichts miteinander zu tun hätten, stimmt aber einfach nicht: denn der herrische Absolutheitsanspruch ist auf beiden Seiten derselbe und deshalb muss eine glaubwürdige Kritik auch beide Seiten ansprechen. Freiheitsrechte kann man nur verteidigen, wenn man sie für alle verteidigt, andernfalls geht es nur um Privilegien und damit ist man eben gefährlich nahe an einem Demokratieverständnis der Marke Vance: man will Demokratie – für sich und die eigenen Buddies, aber nicht für andere. Das ist leider eine Haltung, die immer mehr Verbreitung findet und solange das so ist, werde ich auch weiterhin Kritik daran üben. Es gibt keine halbe Freiheit.

    • @O.F.:

      Wenn man ein paar Begriffe änderte, könnte - inhaltlich zu 100% übereinstimmend - Ihr Beitrag zur Verteidigung von Gewalt auf Pegida-Demos oder anderen rechtsextremen Veranstaltungen dienen. Naja, wird Zufall sein, gell?

    • @O.F.:

      "welcher Druck auf pro-palaestinensische Positionen ausgeübt wird", "bis hin zum Jobverlust reichen", "man fordert Meinungsfreiheit für regierungskonformen Journalismus - nimmt die staatliche Unterdrückung von Dissens aber stillschweigend hin."- könnte 1:1 der AfD kommen.

    • @O.F.:

      Es gab seit dem 7. Oktober in Deutschland fast 2000 propalästinensische Demos.

      Müssen Propalästinenser in Deutschland sich aus Angst vor physischen Angriffen verstecken? Benötigen alle propalästinensischen Einrichtungen rund um die Uhr Polizeischutz?

      Ach nee, das trifft nur auf jüdische/israelische Menschen und Einrichtungen zu.

      • @Suryo:

        @alle über mir:



        Ich finde es ebenso traurig wie erwartbar, dass die Antworten auf meinem Beitrag sich auf Diffamierungen („AfD“) und Ablenkungen (es gab für beide Seiten zahlreiche Demonstrationen, das ändert aber nichts daran, dass es ein offenkundiges Demokratiedefizit ist, wenn Journalisten bedroht und Wissenschaftler auf schwarze Listen gesetzt werden) beschränken. Genau das war ja der Punkt, den ich kritisiert habe: dass man Angriffe auf Grundrechte nur dann als Problem wahrnimmt, wenn das eigene Lager betroffen ist.

        • @O.F.:

          Vielleicht sollte man bei allem Streben nach ideologischer Reinheit beachten, dass es abseits des Abstrakten auch noch die Ebene des Konkreten, der echten Menschen, gibt.

          Und auf der sieht es nun mal so aus, dass die Redefreiheit sehr wohl gegeben ist, einen nicht davor schützt, danach beurteilt zu werden und ggf. auch Konsequenzen zu tragen.

          Im Übrigen stellen Sie eine false Balance her, wenn Sie suggerieren, dass „Sprechverbote“ und „schwarze Listen“ das Gleiche sind wie physische Angriffe. Das sind Sie nur, s.o., auf der luftigen Höhe des Abstrakten, aber nicht im echten Leben.

      • @Suryo:

        Seit dem 7.10 wurden mindestens 35 Journalisten währen der Verrichtung ihrer Arbeit von der IDF getötet. Reden wir auch über diese jenigen, die unter Einsatz ihres Lebens versuchen auch die Sicht der betroffenen Menschen in Gaza zu schildern?

        • @Dr3amer:

          Es geht hier um Deutschland und um gezielte Angriffe auf Journalisten WEGEN ihrer Arbeit, nicht um Journalisten, die bei Bombardierungen in Gaza getötet wurden.

      • @Suryo:

        Seit dem 07.10. wurden 145 Medienschaffende von der IDF getötet. Mindestens 35 davon während ihrer journalistischen Tätigkeit! Von der Angst der palästinensischen Bevölkerung wollen wir gar nicht anfangen.

        • @Dr3amer:

          Nochmal: es geht hier um Deutschland.

          NUR jüdische Einrichtungen brauchen Polizeischutz. NUR jüdische Menschen verstecken aus Angst ihre Identität.

          Ein angebliches Meinungskartell als faktische Rechtfertigung für Gewalt herbeizukonstruieren, wie O.F. es oben tut - als ob es hier um verzweifelte Notwehr ginge - ist lachhaft. Insbesondere, wenn jüdisches Leben in Deutschland eben nicht sicher ist, palästinensisches und propalästinensisches aber schon.

          • @Suryo:

            Das ist schlicht und ergreifend falsch: auch nicht-jüdische Einrichtungen (darunter Moscheen) stehen in Deutschland teilweise unter Polizeischutz und auch als muslimisch wahrgenommene Menschen werden Opfer von Gewalt (NSU, irgendwer?). Wie gesagt: diese partielle Blindheit schadet der Kritik an den im Artikel oben geschilderten Zuständen. Wer Freiheit und Sicherheit nur für sich selbst will, hat ein Glaubwürdigkeitsdefizit.

            • @O.F.:

              Es gibt aber keine muslimischen Einrichtungen, die allein wegen des Nahostkonfliktes geschützt werden müssen, und es sind auch nicht annähernd alle muslimischen Einrichtungen.

              Antisemitismus ist ein viel größeres Problem, gemessen an der Zahl der Juden.

              Schon wieder vergleichen Sie Abstrakta, anstatt das echte Leben zu betrachten.

              • @Suryo:

                Nun müssen Synagogen auch nicht allein wegen des NO-Konfliktes geschützt werden: der Täter von Halle z.B. war kein pro-palästinensischer Aktivist – und ist schnurstracks zu einem Dönerladen marschiert, nachdem er an der Tür der Synagoge gescheitert ist. Zum echten Leben gehören eben auch Islamophobie und Rassismus – und ein staatliches Durchgreifen gegen pro-palästinensische Positionen, das man durchaus kritisch sehen kann, egal ob man diese Positionen teilt oder nicht. Die Rechte und das Leben der anderen sind auch nicht abstrakt.

            • @O.F.:

              Und wieviel Moscheen sind das? 2? 3? Merkste selbst, oder?

  • Danke, Herr Potter. Mich alarmiert und besorgt diese, mit brutaler Gewalt agierende Soldateska bereits zutiefst. Das sind aus meiner Sicht autoritäre Tendenzen, die ich bis vor kurzem nur von ganz, ganz Rechtsaußen kannte. Spooky!

  • Nennt sie halt ganz offen Islamisten und Sympathisanten.

    • @Wonneproppen:

      Nein. "Nennt sie halt ganz offen (arabische) Faschisten." müsste es heißen.

      Hamas und Co. sind faschistische Organisationen reinsten Wassers. Es ist ein Dilemma dass der an sich berechtigte Widerstand der Palästinenser nicht von Linken, sondern von rechten Kräften getragen wird. Es handelt sich daher um einen völkisch-nationalistischen und keinen emanzipatorisch/antikolonialistischen Kampf.

      • @Chris McZott:

        Und es fehlt wohl die Erkenntnis, dass antiimperialistischer Widerstand nicht mit antisemitischen Pogromen verwirklicht werden kann. Es ist besonders traurig, dass Teile der deutschen Linken unfähig zu sein scheint, das zu erkennen.

  • Wow! Ein sehr guter Artikel! Endlich wird hier klar, wie sehr die Palästinenser mit dieser absoluten Radikalität und "der Feind meines Feindes ist mein Freund"-Einstellung der eigenen Sache in Europa auf beängstigend Weise schaden. Denn Israels offensichtliche Verstöße gegen das Völkerrecht können so nicht mehr glaubhaft angeprangert werden!

    • @hedele:

      Können wir nicht alle Palästinenser*innen in einen Topf schmeißen bitte? Ich habe gute Freunde aus Palästina die weder auf die Straße gehen, noch Journalist*innen angreifen.

    • @hedele:

      Sie hatten doch schon gelesen, wer dies betreibt: Russische Trolle, die Spaltung suchen. Bitte nicht auf deren Leim gehen.