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Grünen-Pläne zur KrankenversicherungOhne Schutzschild aus der Deckung

Wirtschaftsminister Robert Habeck fordert Abgaben auf Kapitalerträge und bekommt erstmals im Wahlkampf Vorwürfe ab. Seine Verteidigung ist halbherzig.

Ein Luftikus, der Kanzler werden will: Robert Habeck Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin taz | Am Dienstag startete Robert Habeck eine halbe Vorwärtsverteidigung. Am Vormittag war er zu Gast auf einer Klausur des Grünen-Fraktionsvorstands im Reichstagsgebäude. Während einer Pressekonferenz zum Auftakt versuchte er, die Attacken zu parieren, die die gesammelte politische Konkurrenz seit anderthalb Tagen gegen ihn fährt.

Er beschreibe ehrlich die Probleme des Landes und habe auch den Mut zu neuen Lösungen, so der Kanzlerkandidat der Grünen. Die Anderen dagegen würden alles Unbequeme aussitzen wollen. Aber neue Antworten auf Gerechtigkeitsfragen zu kritisieren, ohne eigene Vorschläge zu machen – das löse die Probleme nicht.

Was er damit meint: Die massive Kritik an seinem Vorschlag, neue Finanzierungsquellen für die gesetzlichen Krankenversicherungen zu erschließen. In einem ARD-Interview hatte er am Sonntag aus dem Entwurf für das grüne Wahlprogramm zitiert, das vorsieht, künftig auch Beiträge auf Kapitalgewinne zu erheben – also zum Beispiel auf Zinsen und Dividenden. Die politischen Mitbewerber nahmen das zum Anlass, ihn dort anzugreifen, wo es ihm wohl am meisten wehtut: Im Mittelpunkt der Grünen-Wahlkampagne steht eigentlich das Versprechen, den Alltag für die Mehrheit im Land wieder bezahlbarer zu machen.

Habeck wolle „Rücklagen für das Alter mit Beiträgen belasten“, kritisierte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Jens Spahn (CDU) warf dem Grünen vor, er wolle „die Leistungsbereitschaft ersticken und unsere Wirtschaft endgültig abwürgen“. Die FDP spricht sogar vom „großen Habeck-Klau“ und einer „zweiten Atombombe nach dem Heizungsgesetz“. Einzig der Vorwurf, der Vizekanzler plane einen Genozid an den deutschen Sparguthaben, war bis Redaktionsschluss am Dienstag nicht gefallen.

Nicht nur maßlos, sondern auch unaufrichtig ist die Kritik auf der einen Seite. Die Krankenkassen haben ja tatsächlich ein Finanzierungsproblem, das momentan dazu führt, dass die Abgaben auf Löhne und Gehälter steigen. An der Stelle wollen die Grünen mit ihrem Vorschlag entlasten.

Union und FDP wollen lieber kürzen

Und andere Parteien machen es sich in ihren Programmen wirklich bequem: CDU/CSU und FDP wollen, dass die Krankenkassen weniger Geld ausgeben, im Endeffekt also Leistungen streichen. Worauf die Versicherten künftig konkret verzichten sollen, sagen sie aber nicht. Die SPD fordert – wie die Grünen als langfristiges Ziel auch – eine Bürgerversicherung, in die auch diejenigen einbezahlen müssten, die heute privat versichert sind. Die nächste Regierung wird aber aller Voraussicht nach von der Union geführt und mit ihr ist eine solche Reform nicht zu machen.

Auf der anderen Seite ist es aber auch kein Wunder, dass die Grünen nun zum ersten Mal in diesem Wahlkampf so geballte Vorwürfe abbekommen. Sie bleiben unkonkret – und bieten dadurch Angriffsfläche. Im ARD-Interview erwähnte Habeck nicht, wer denn künftig auf Kapitalerträge Abgaben zahlen soll und wer nicht. So lassen sich jetzt leicht Ängste unter Klein­spare­r*in­nen schüren, die etwas Geld ins Festgeldkonto schieben oder mit Erträgen aus ETF-Sparplänen ihre Rente aufstocken wollen.

Erst am Montag schob Grünen-Chef Felix Banaszak nach, dass diese Gruppe nicht gemeint sei und es „großzügige Freibeträge“ geben solle. Eine Größenordnung nannte er aber nicht. Und auch Habeck selbst nutzte seine Möglichkeit zur Verteidigung am Dienstag eben nur zur Hälfte: Konkrete Eckpunkte, die der Debatte das Empörungspotenzial nehmen könnten, nannte er weiterhin nicht.

Millionäre statt Krankenschwestern

Nur so viel: Zusätzlich belasten wolle er nicht „diejenigen, die morgens aufstehen und abends erschöpft und müde nach Hause kommen“. Stärker beteiligen wolle er nur „diejenigen, die große Einkommen haben, weil sie Geld für sich arbeiten lassen“. Plastischer wollte er es nicht machen, die eindrücklicheren Formulierungen überließ er Fraktionschefin Katharina Dröge: Der Vorschlag würde „die Millionäre in diesem Land belasten“, sagte sie. Nicht aber „den Busfahrer und die Krankenschwester“.

Wohlwollend kann man also festhalten: Den Grünen schwebt ein wirklich hoher Freibetrag vor. Daraus ergeben sich aber wiederum Folgefragen: Wer so reich ist, dass er von seinen Dividenden leben kann, ist normalerweise nicht in einer gesetzlichen Krankenkasse. Will Habeck nach der Wahl also auch Privatversicherte heranziehen, als Zwischenschritt zu einer Bürgerversicherung quasi? Und für Gutverdienende werden die Beiträge bisher ab einer Einkommensgrenze von rund 5.500 Euro gekappt. Soll diese Grenze für Kapitalerträge erhöht werden, damit nennenswerte Beträge reinkommen? Nur so würde der Vorschlag der Grünen wirklich Sinn ergeben. Klar aussprechen wollen sie aber beides nicht.

„Wie wir es im Detail machen, können wir uns dann später überlegen“, sagte Habeck auf Nachfrage. Es gehe ihm erst mal ums Prinzip, um eine „Richtungsentscheidung für das Land“, nicht um eine „Spiegelstrichfrage von Verordnungen und Paragrafen“. Eine Debatte über das Klein-Klein, so lautet offenbar die interne Analyse der Grünen, hilft im Wahlkampf auch nicht weiter. Und so bleiben sie weiter vage.

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34 Kommentare

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  • Völlig unausgegoren in die Falle gestolpert. Wieviel derjenigen, die Habeck meint (sehr reiche Leute) sind denn gesetzlich krankenversichert? Kurzum, da werden doch genau die Spitzenverdiener und sehr Reichen verschont!! Also das Gegenteilvon dem, was er angeblich will.



    Zudem hat er zunächst Sozialversicherungspflichtig gesagt, also auch Rente und ArbeitslosenV.



    Damals die Baerbock mit ihrem unsäglichen Buch.... jetzt so eine Nummer von Habeck. Wie einfach will man es seinen Gegnern machen?

  • Dies ist im Interesse der Vielen und auch der Gesamtgesellschaft. Die Grünen waren immer am stärksten, wenn sie Punkte auch benannten und Konzepte boten, die andere nicht konnten oder wollten.



    Danke also.



    Dass Erben, Geschenktbekommen oder Vermögenhaben mal wieder auch angemessen herangezogen werden sollte, ist wie Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, ... etwas, worauf sich eigentlich sehr viele einigen könnten, nicht nur zu Wahlkampfzeiten.

  • Das war zu erwarten. Selbstverständlich ist es richtig, alle an den Beiträgen zu beteiligen. Aber es wird -wieder mal- eine Dreckkampagne gegen Habeck geben, wie beim "Heizungsgesetz" und auch wieder von den gleichen Protagonisten. Aber vielleicht merken einige Leute nun doch, dass es falsch und ungerecht ist, immer nur "die Kleinen" zu belasten und die "Großen" -wieder mal- ungeschoren davonkommen zu lassen. Dass CSDUAFDP wild aufheulen, sollte Beleg genug sein, dass dieser Vorschlag in die richtige Richtung geht.

  • Nur mal so zum mitschreiben, die Renten werden immer teurer , wir werden anhalten selbst vorzusorgen, vor allem die jetzigen Jugendlichen, da bis dahin die heutigen Renten nicht mehr zu stemmen zu sind. Und was schlägt unser Kinderbuchautor vor? Steuern auf Kapitalerträge , toll das trifft jetzt die Grünen Stammwählerschaft , bringt dem Klima nichts und zerstört jede hoffungung unserer Jugend! Kein Wunder dass sich die Jugend in breiter Front von den Grünen distanziert. Wie sollen die alle die Grünen Ideen finanzieren? Wenn dann noch die Steuerbeemse fällt , werden unsere Nachkommen keine Chance mehr auf einen ausgeglichen Haushalt haben, die Schulden die SPD, Grünen etc. gemacht haben werden sie erdrücken. Die Eigen Vorsorge wird geschröpft. Da kann man nur noch den Kopf schütteln.

  • Ich bin schon lange der Meinung, dass alle Formen von Einkünften gleich behandelt werden müssen. Konkret heißt das:



    Einkünfte aus Arbeit, Vermietung, Firmenanteilen, Aktienbesitz und Erbschaften zusammenrechnen und dann mit entsprechenden Steuern und Abgaben belegen. Bei Erbschaften kann man die Steuer- und Abgabenlast über 30 Jahre strecken, wie dies bei Stiftungen üblich ist.

  • Warum macht er schon wieder den gleichen Fehler wie so oft?



    "Wie wir es im Detail machen, können wir uns dann später überlegen“, sagte Habeck auf Nachfrage. "

    Ich finde es absolut legitim, von einem Kanzlerkandidaten keine halbgaren Vorschäge zu bekommen, und dann gar noch den Hinweis, man könnte nachher darüber nachdenken. Er inszeniert sich gerne als Denker, dann soll er es auch tun, bevor er redet.

    Erstaunlicherweise ist das Thema gerechte Beteiligung von Beamten untergegangen. Vielleicht, weil sehr viele Abgeordente Beamte sind?

    Z.B. die Tatsache, dass die Beamten sich praktisch nicht an den sozialen Sicherungskosten beteiligt sind, je nach Bundesland bekommen sie bis zu 80% Beihilfe. Auch bei der Pflegeversicherung habe ich nicht die Möglichkeit, frei zu wählen, Beamte schon. Nicht davon zu reden, dass praktisch nur die gesetzlich Verschicherten die zu geringen Beiträge Bürgergeldempfängern ausgleichen. Nur zur Klarstellung, die Krankenversicherung finde ich natürlich richtig, aber die Kosten dafür müssen gerecht auf die Gesamtgesellschaft verteilt werden.

    Ich finde auch unverschämt, dass Aktien explizit angesprochen werden, aber Wohnhäuser oder andere Werte nicht.

  • Eine Basis-Gesundheitsversorgung sollte wie bisher allein durch Krankenkassenbeiträge abgedeckt sein. Darüberhinaus ist aber eine prozentuale Selbsbeteiligung aller Bürger auch im Sinne einer Selbstverantwortung erforderlich. Das funktioniert im Zahnarztbereich schon seit Jahren erfolgreich.In der Schweiz ist das Modell Selbstbeteiligung Konsens, jeder kann bestimmen, welchen Selbstbehalt er wünscht bzw. für ihn zumutbar ist. In Ländern wie GB. F und Italien ist zwar das Gesundheitssystem per se kostenlos. Aber da bekommen Sie nur limitiert eine Behandlung, also landen viele als Selbstzahler bei Privatärzten oder verzichten bei banalen Erkrankungen darauf.Es gibt kein Land auf dieser Welt, (außer D),wo Patienten jegliche fachärztliche Behandlung mit und ohne Indikation wie auch alle Operationen jederzeit in Anspruch nehmen können, die Gesundheitsausgaben in D sind die höchsten der Welt, die Lebenserwartung liegt aber nur im Mittelfeld.Diese Diskrepanz lässt sich auch durch weitere Kapitalzufuhr nicht ändern. Statt Ideologie ist Pragmatismus angebracht, selbstverständlich sozialverträglich.

  • Die gesetzlichen Krankenkassen haben den Hauptgrund fuer die Rekorderhoehung angegeben: Die Ampel hat die Beitraege der Buergergeldbezieher nicht beglichen. Zum Glueck sind die Spitzenpolitiker meist in der privaten Krankenkasse.

  • Tolle Idee Her Habeck. Durch die Bemessungsgrenze der GKV von 6150 € Brutto/ Monat trift es ja nicht die Reichen!

  • >der Vizekanzler plane einen Genozid an den deutschen Sparguthaben>

    ...wusst ichs doch - die Grünen.

    Würde mich ja interessieren, wie Leute wie Habeck, Lauterbach etc. persönlich krankenversichert sind. Gesetzlich, Beihilfe oder Privat.

    Die Kosten müssen runter. Weniger Leistungen durch Krankenversicherungen, höhere Zuzahlungen, kein Geld für Impfaktionen, Masken. Webung für Organspenden einstellen.

    Die Zahl der Beitragszahler müsste vergrößert werden: Beamte, Politiker, Privatversicherte, Unternehmer - Im Prinzip eine Bürgerversicherung für die Grundversorgung und für alle.

    Geht mit Leuten wie Habeck, Scholz etc. leider nicht da Umverteilung keine Wählerstimmen bringt.

    • @testen:

      An den Sparguthaben? Nein, keineswegs, denn die werfen fast nichts ab. Da gibt es wesentlich lukrativere Formen der Geldanlage. Was die Kosten betrifft: Seien Sie lieber froh, dass die Kosten nicht so hoch sind wie z. B. in den USA!



      Das mit den Beamten ist ja ein netter Gedanke, aber wohin führt er? Dass Beamte von dem, was sie erhalten, wieder etwas an den Staat zurückzahlen? Da braucht man es erst gar nicht auszuzahlen, also so wie jetzt. Man kann eine Basisversicherte für alle und private Versicherungen nur als zusätzliche Absicherung andenken, aber man wird für die Abschaffung der privaten Krankenversicherungen in Deutschland keine Mehrheit bekommen.

  • Hätte er geschwiegen, wäre er ein Philosoph geblieben.., der Dr. phil.

  • So oder so wird mit der CDU gar nichts gehen - egal ob es von SPD oder den Grünen kommt.

    Mit der CDU wird nicht nur alles stehen, sondern die 50er Jahre lassen schon mal grüßen.

    Somit gilt: Ende der Debatte!

  • In Zeiten hoher Inflation sind Kapitalerträge kein Gewinn, sondern lediglich etwas verminderter Verlust. Ihre Besteuerung ist quasi Substanzbesteuerung.

    Und was ist eigentlich mit Mieten? Muss mein Vermieter demnächst Krankenkassenbeiträge auf von der Miete abführen, die ich ihm zahle? Und woher wird er sich das wiederholen?

    • @Gorres:

      Oh Mann! Jetzt verstehe ich, warum es bei den Deutschen mit der Geldanlage nicht klappt. Das muss wohl an Leuten liegen, die außer Sparbüchern nicht viele andere Möglichkeiten kennen, eine Verzinsung von mehr als 3% pro Jahr hinzubekommen. Bei einigermaßen guten Anlageformen bewegt man sich weit über der Inflation, also nix Substanzbesteuerung.



      Bei privaten Vermietern könnte man durchaus etwas holen - ich spreche da aus Erfahrung. Die Vermieter werden die Mieten nicht einfach so weit anheben dürfen, dass sie sich diese Beträge von den Mietern wieder zurückholen können. Das ist aber egal, denn gerade für Vermieter größerer Immobilienbestände gibt es viel elegantere Möglichkeiten, Steuern und Sozialabgaben zu vermeiden.

  • Für die geringen Einkommen gibt es hohe Freibeträge und die hohen Einkommen betrifft es nicht. Aber man schafft mehr Arbeitsplätze in der Verwaltung.

  • Wirtschaftsminister Robert Habeck fordert Abgaben auf Kapitalerträge und bekommt erstmals im Wahlkampf Vorwürfe ab



    .



    Eigenwillig gezählt, "erstmals". Und wer offenbar nicht zählt:



    .



    》Mützenich wirft Habeck »holzschnittartigen Überbietungswettbewerb« vor



    .



    In einem Gespräch mit dem SPIEGEL fordert Kanzlerkandidat Habeck, 3,5 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung in Verteidigung zu investieren.《



    .



    shorturl.at/O4N31 (3.1.25)



    .



    》Gegen eine drastische Erhöhung des Wehretats wenden sich derzeit nur Die Linke und das Bündnis Sahra Wagenknecht. »Die Grünen machen sich bereit für eine Kriegsregierung mit Merz«, kommentierte der Ko-Vorsitzende der Gruppe Die Linke im Bundestag, Sören Pellmann, Habecks Äußerungen. Statt »Investitionen in die durch die neoliberale Politik jahrelang kaputt gesparte marode Infrastruktur anzukündigen« und die sozialen Rechte der Bevölkerung zu stärken, verlange der Grünen-Politiker ein Aufrüstungsprogramm, »das sogar die kühnsten Träume eines Donald Trump übertrifft¹«.《 shorturl.at/XOyok (5.1.25)



    .



    ¹offenbar nicht mehr ganz up to date, "Überbietungswettbewerb" allerdings schon shorturl.at/D9Ms5

  • Der Gedanke, einfach mal weniger Geld auszugeben, ist für Politiker im Allgemeinen und links-grüne im Besonderen einfach nicht denkbar. Falls doch einmal jemand einen solchen zumindest diskutablen Vorschlag macht, wird er direkt mit der Moralkeule von ehemaligen Genossen, die jetzt auf Versorgungsposten ihren wohlverdienten politischen Lebensabend genießen, erschlagen. Siehe die Antwort von Fahimi auf den Vorschlag, den Karenztag wieder einzuführen.

  • Einfacher wäre es vielleicht, die Maßgabe "Kapitaleinkünfte werden geringer belastet als Arbeitseinkünfte" etwas zurückzufahren, indem Kapitalerträge mit dem persönlichen Steuersatz belastet werden anstelle eines pauschalen bei Besserverdienern niedrigeren.

    Würde nicht direkt in die Krankenkassenfinanzierung laufen, klar, aber den Bundeshaushalt entlasten und Mittel freimachen für eine Erhöhung des Bundeszuschusses an die Krankenversicherung.

    • @Ciro:

      Ausgeschüttete Gewinne werden heute schon mit fast 50% Steuern belastet, denn neben den 25% Kapitalertragsteuer fällt noch Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer an; das sieht der Anleger nur nicht weil es schon vor der Ausschüttung an das Finanzamt abgeführt wurde. Es ist ein Taschenspielertrick der Linken, dass man nur die Hälfte ansieht und behauptet, Kapitaleinkünfte würden geringer besteuert als Arbeitseinkünfte, was gar nicht stimmt.

      Eine Umstellung auf den persönlichen Steuersatz wie vor 2009 würde für Besserverdiener keinen Unterschied machen, aber Geringverdiener entlasten. Nachteil wäre dass das alte Verfahren komplizierter ist und das Steueraufkommen geringer.

    • @Ciro:

      Bei Mieteinnahmen werden solche Einkünfte jetzt schon behandelt wie Einkommen aus Arbeit.



      Das Lustige an Habecks Vorschlag ist jedoch, dass seine Idee nur ungefähr die obersten 10% der Vermögensverteilung treffen würden. Da jedoch gefühlte 90% der Bundesbürger anscheinend glauben, zu diesen obersten 10% zu gehören, werden fast alle seinen Vorschlag ablehnen.

      • @Aurego:

        Genau die würde es gerade nicht treffen, da es mit der Beitragsbemessungsgrenze ja schon jetzt eine Deckelung bei Sozialversicherungsabgaben gibt.

        Sehr Reiche, Abgeordnete und Beamte zahlen übrigens aktuell weder in die Renten-, noch in die Arbeitslosen- oder Rentenversicherung ein und wären dementsprechend gar nicht betroffen.

        Letztendlich würde es vor allem die Mitte treffen, die genug Geld übrig hat, um fürs Alter privat vorzusogen.

      • @Aurego:

        Stimmt deshalb konnte er das so nicht sagen als er darauf angesprochen wurde.



        Zum anderen weist Herr Schulz bereits auf die Kappungsgrenze hin.



        Am Ende wird es wieder fast jeden treffen der Einkünfte aus Kapitalerträgen hat.

        Tja bei Privatpersonen gilt dann Gewinne werden Sozialisiert, Verluste privatisiert.

        Haberland Vorschlag ist einfach nur Dumm.

    • @Ciro:

      Das sehe ich auch so. Das wäre auch einfacher zu argumentieren.

  • "„Wie wir es im Detail machen, können wir uns dann später überlegen“, sagte Habeck auf Nachfrage. "

    Ist das nicht der gleiche Quark wie damals mit dem "Klimageld"? Nie konkretisiert und dann still und heimlich dem Koalitionsfrieden zuliebe begraben.

  • Das hätte Grünen auch schon vorher auffallen können, dass es Einkünfte gibt, die nicht mit Sozialabgaben belastet werden. Da viele Bezieher solcher Spesen jedoch sowieso schon privat krankenversichert sind, betrifft es überwiegend diejenigen Mitmenschen, die aus ihrem früher versteuerten Einkommen Rücklagen für das Alter gebildet haben, also schon einmal zur Kasse gebeten wurden. Ein für Habeck typischer Schnellschuss jenseits der Realität. Das hindert hier qualifizierte junge Leute auch nicht davon ab, lieber in andere Wirtschaftsräume auszuwandern, wo sie nicht so zur Kasse gelassen werden, um zu viele ältere Menschen, um deren Vorsorge sich die Politik hierzulande zu wenig gekümmert hat, durchfüttern zu müssen, ohne selbst später etwas davon zu haben. Wer heute Habeck wählt, bekommt die Reaktionäre von damals , die aus der CDU.

  • Bitte, so leicht darf man es sich in dieser Situation nicht machen!



    "Nicht nur maßlos, sondern auch unaufrichtig ist die Kritik auf der einen Seite. Die Krankenkassen haben ja tatsächlich ein Finanzierungsproblem, das momentan dazu führt, dass die Abgaben auf Löhne und Gehälter steigen. An der Stelle wollen die Grünen mit ihrem Vorschlag entlasten."



    Bitte? Wen wollen Sie entlasten? bei 1.000 EUR Sparerfreibetrag reden wir ja nicht über die großen Vermögen, sondern zB ausgezahlte Kapitalversicherungen, die10 Jahre mit Krankenkassenbeiträgen auf Basis von 25 J. belegt werden! Krankenkasse first! Renter könnte ja sterben. :-/ Und Millionäre > wer soll das sein? Die Eigner eines EFM, das aufgrund der Nullzinspolitik und der daraus folgenden Immo-Blase jetzt mal kurz 1 Mio. wert ist oder der Freiberufler, der seine Altersversorge selbst angespart hat: 1.000.000,- EUR : 25 Jahre : 12 Monate = 3.333,33 EUR Monatsrente, davon noch abgehend Krankenversicherung 400 - 943 EUR sowie Steuern?



    Es kann nicht sein, dass man bei einem Wahlkampf von knapp 2 Monaten solche Dinge einfach mal unausgegoren in den Raum wirft. Dazu ist die politische Tragweite der Entscheidung zu groß! Tut mir leid!

  • "Die Krankenkassen haben ja tatsächlich ein Finanzierungsproblem, das momentan dazu führt, dass die Abgaben auf Löhne und Gehälter steigen. An der Stelle wollen die Grünen mit ihrem Vorschlag entlasten."



    Und trotzdem ist Habecks Vorschlag - wie schon damals sein Heizgesetz - undurchdacht und vorschnell hinausposaunt.



    Bevor man an die Kapitalerträge geht müsste du erst die Beitragsmessungsgrenze abgeschafft werden. Wer mehr als 5175 Euro monatlich verdient zahlt aktuell den Höchstsatz, ganz egal ob er 10.000 oder 100.000 oder noch mehr verdient, DASS ist die echte heilige Kuh die geschlachtet gehört 🤷‍♂️



    Danach kann man über weitere Abgaben auf Kapitalerträge diskutieren - dafür müssten aber die Freigrenzen zuerst massiv angehoben werden. Denn es muss belohnt werden wenn Menschen freiwillig privat Vorsorgen.



    Stärkere Schulter mehr zu belasten ist richtig, Habecks Vorschlag aber würde aber alle unisono treffen - wer ein kleines Depot hat und vielleicht 5.000 oder 10.000 im Jahr daraus Gewinne erwirtschaftet, zahlt darauf schon 25% Kapitalerträge und nochmal 1,375% Soli - das noch zusätzlich mit Abgaben für KV zu belegen verdirbt die Bereitschaft vorzusorgen.

  • Naja, so falsch ist der Vergleich mit dem Heizungsgesetz ja nicht. Erstaunlich nur, dass die Grünen exakt den gleichen Fehler machen. Man kündigt ewas an, ohne zu sagen, wer und wie in welchem Umfang betroffen sein wird. Immer frisch, fromm fröhlich, frei nach der Devise: Das Kleingedruckte reichen wir dann später nach. So wird man den Eindruck nicht los, dass hier das nächste halbgare Projekt in die Welt gesetzt wird.



    Abgesehen davon , werden Beamte anscheinend mal wieder nicht in die Pflichtversicherung mit einbezogen. Merke: Nicht nur die FDP weiß, wie Klientelpolitik geht!

  • "Nur so würde der Vorschlag der Grünen wirklich Sinn ergeben. Klar aussprechen wollen sie aber beides nicht."

    Logisch das die nicht konkret werden wollen. Bei möglichen Koalitionsverhandlungen wird das ganze dann so sehr eingeschliffen, das die Abgabe zwar kommt aber die Bemessungsgrenzen nicht verschoben werden. Am Ende bleibt das bei den normalem und kleinen Anlegern hängen, Millionäre werden auch von den Grünen nach Möglichkeit (Gesichts wahrend) verschont.

    Es ist doch eigentlich schon sehr bezeichnend, das diese (seine) Regierung über den höchsten Etat aller Zeiten verfügte und der Politik (allen voran den Grünen) ausschließlich durch den Kopf zu gehen scheint, wie sie an noch mehr Geld kommen...

    • @Rikard Dobos:

      Um die bekannten Probleme anzugehen, braucht eine Regierung Geld. Die Steuergeschenke an die Reichen in den letzten 30 Jahren lassen sich nicht ewig durch ein Merkel’sches Leben von der Substanz (verrottende Infrastruktur) kompensieren.

    • @Rikard Dobos:

      Die Aufgaben waren noch nie so riesig. Infrastruktur im Arsch und Klimawandel unbearbeitet. Vorschläge zum Kürzen gibt es von den Grünen auch. Subventionsabbau. Aber da wollte die FDP ja nie mitziehen.

    • @Rikard Dobos:

      Sorry, aber diese-seine Regierung hatte einen FDP-Finanzminister. Der hatte die Zuständigkeit für den Haushalt.

      Und der KTF war von der CDU weg geklagt worden?

      Schon vergessen?

      Und es bleibt: Auch in diesem letzten Jahr haben die paar tausend Überreichen ("Superreiche" ist viel zu positiv besetzt) ihre Vermögen im Verhältnis zum Rest der Bevölkerung vermehrt. DAS muss aufhören.

      Solange wir Wachstum hatten ist das Auseinanderdriften (und die unter CDU/CSU/SPD/FDP grassierende Korruption - s. Maskendeals etc.) nicht weiter aufgefallen, weil es allen irgendwie gleich gut oder besser ging.

      Wachstum aber hat Grenzen. Die sind jetzt schon längst da. Und das heißt: Jeder Cent mehr, jeder m² mehr, der bei den Überreichen (und dabei geht es nicht um Millionäre) landet, fehlt spürbar im Kühlschrank auf der anderen Seite.

    • @Rikard Dobos:

      "höchsten Etat aller Zeiten" oder auch Rekordsteuereinnahmen gibt es so gut wie jedes Jahr. Das liegt am Wirtschaftswachstum/Inflation/Lohnerhöhungen.



      Ich habe auch jedes Jahr Rekordeinnahmen.



      Außerdem brauchen wir mehr Geld für Infrastruktur/Schulen/Krankenkassen/Pflegeversicherung/(Militär). Das wird mit Einsparungen beim Sozialen nicht finanzierbar sein.