piwik no script img

Carolin Emcke auf dem Grünen-ParteitagEklat entdeckt

Äußerungen der Publizistin Carolin Emcke auf dem Grünen-Parteitag veranlasst die CDU zu Antisemitismus-Vorwürfen. Was ist dran?

Publizistin Carolin Emcke nahm eine Videobotschaft für den Grünen-Parteitag auf Foto: dpa

Berlin taz | Ein ungeheuerlicher Vorwurf liegt seit dem Parteitag im Raum: Begeben sich die Grünen in die Nähe von Antisemiten? Das impliziert der Vorwurf von CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, der am Samstag auf Twitter von einer „unglaublichen + geschichtsvergessenen Entgleisung auf dem Parteitag der Grünen“ schrieb. Beim Thema Antisemitismus dürfe es keinen Raum für Interpretationen geben. Er erwarte von Annalena Baer­bock dazu „heute absolute Klarheit“. Wenig später war von der „Entgleisung“ auch in der Zeitung Welt zu lesen, andere Medien folgten.

Was ist passiert? Die Grünen hatten auf ihrem Parteitag eine Videobotschaft der preisgekrönten Publizistin Carolin Emcke eingespielt. Die dort von ihr geäußerten inkriminierten Sätze lauten: „Die radikale Wissenschaftsfeindlichkeit, die zynische Ausbeutung sozialer Unsicherheit, die populistische Mobilisierung und die Bereitschaft zu Ressentiment und Gewalt werden bleiben. Es wird sicher wieder von Elite gesprochen werden. Und vermutlich werden es dann nicht die Juden und Kosmopoliten, nicht die Feministinnen oder die Virologinnen sein, vor denen gewarnt wird, sondern die Klimaforscherinnen.“

Der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, schrieb zu den Vorwürfen auf Twitter: „Dass Paul Ziemiak Carolin Emcke und den Antisemitismus-Vorwurf für ein billiges Wahlkampfmanöver instrumentalisiert, ist daneben. Dafür ist der Kampf gegen Antisemitismus zu wichtig und zu ernst.“

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil nannte es „schäbig“, der Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels Antisemitismus zu unterstellen. Emcke ist bekannt dafür, in ihren Schriften gegen Ausgrenzung und Diskriminierung zu schreiben – etwa in ihrem Buch „Gegen den Hass“.

Vergleiche mit dem Hass, dem Menschen jüdischen Glaubens ausgesetzt sind, sind nicht angemessen

Grünen-Politiker Cem Özdemir

Tatsächlich beschreibt Emcke in ihren nun geäußerten Sätzen den Mechanismus von Ausgrenzung und Stigmatisierung bestimmter Personengruppen. Zu den Betroffenen zählt sie auch die Juden – eine angesichts der deutschen Geschichte zweifellos richtige Einschätzung. Kritiker stoßen sich nun daran, dass Emcke Juden damit für ihre Zwecke instrumentalisiert und mit Klimaforschern gleichgesetzt habe.

Während Virologen und Klimaforscher sich ihren Beruf aussuchen können, besitzen Jüdinnen und Juden tatsächlich nicht die Möglichkeit, ihre Herkunft zu wechseln.

Der Grünen-Politiker Cem Özdemir, der Emckes Stellungnahme ansonsten verteidigte, sagte dazu: „Vergleiche mit dem Hass, dem Menschen jüdischen Glaubens ausgesetzt sind, sind nicht angemessen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

87 Kommentare

 / 
  • Özdemir hat Recht. Sie hätte es einfach lassen sollen. Punktum.

  • Ich halte die Ausführungen von Frau Emcke für eine bewusste Provokation. Also im eigentlichen Sinne eine Marketingaktion um z.B. ein Buch wie "Gegen den Hass" besser verkaufen zu können. Alles in allem eine für alle bis auf Frau Emcke sinnlose und abstoßende Videobotschaft. Solche Publizistinnen braucht kein Land.

  • Ich empfinde die Kritik an ihrer einen Aussage durchaus berechtigt.



    Sie zählte verschiedene Eliten auf, die von "Rechten" diffamiert wurden/ aktuell würden, und wenn sie dabei sowohl Juden als auch Klimaforscher nennt, kann man das schon als Setzung einer Parallele ansehen.

    Da diese Diffamierungen nun wirklich extrem unterschiedlich stark sind, kann man diesen hergestellten Zusammenhang durchaus kritisieren.

  • Der Satz von Emcke macht keinen Vergleich auf. Außerdem ist es nicht ihre Gruppenaufteilung, sondern diejenige, der sich Populisten bedienen.

    Eine Luftnummer, das Ganze.

  • Der Antisemitismus-Wanderpokal ist wohl die einzige sportliche Trophäe, die wiklich Jede/r mal bekommt...

  • Vergleiche mit dem Dritten Reich sind fast immer schief. Am besten lässt man es, denn meistens geht es in die Hose. Man denke an "Jana aus Kassel".

    • @Jan:

      "Jana aus Kassel" ging mir dabei auch durch den Kopf. Dort wurde von allen Seiten der antisemitische Charakter des Vergleichs hervorgehoben.

      Bei diesem Fall finde ich es merkwürdig, wie ähnliche Vergleiche so schnell relativiert und unter den Teppich gekehrt werden.

      • @Rudolf Fissner:

        Dort wurde nicht der antisemitische Charakter des Vergleichs hervorgehoben (und wenn, das stimmte das nur zufällig), sondern die Anmaßung und Selbstüberhebung der eigenen Person (Jana), sowie die Herabwürdigung und Schmähung der Person Sophie Scholl und ihres Widerstands gegen den Nationalsozialismus.

        Hier in der Aussage von Carolin Emcke gibt es überhaupt keinen Vergleich.



        Es wird eine Parallele zwischen bestehenden Warnungen vor angeblichen Eliten (Juden, Kosmopoliten, Feministinnen, Virologinnen) auf eine mögliche zukünftige (Klimaforscher) vermutet.

      • @Rudolf Fissner:

        Der Vergleich mit Jana aus Kassel hinkt, weil hier Äpfel mit Birnen verglichen werden.

        "Jana aus Kassel" hat direkt NS Verbrechen relativiert und sich selbst in eine imaginäre Opferrolle gebracht.

        Emcke hat von Feindbildern gesprochen. Das die Rechten die Juden und Kosmopoliten, die Feministinnen oder die Virologinnen, derzeit alle als Feindbilder nutzen und oft in einen Topf werfen, ist eine Tatsache

        . Wenn es um die Große Weltverschwörung geht von der Coronaleugner und Rechte sprechen, dann werden diese Gruppen in Verbindung gesetzt.



        Virologen und Pandemie Maßnahmen sind einfach nur gerade das hot Topic.

        Ich denke das Emcke vollkommen Recht hat wenn Sie sagt das in kürze wenn Maßnahmen gegen den Klimawandel notwendig werden und nicht Virologen sondern Klimawissneschaftler die Maßnahmen begründen, dann werden diese auch zur Zielscheibe des selben Mobs werden, die Aktuell gegen die von Emcke genannten Gruppen hetzen.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Jan:

      Wer bei Juden nur an das dritte Reich denkt, negiert die ganze Diskriminierungsgeschichte davor. "Jana aus Kassel" hat vermutlich psychische Probleme. Frau Ehmke glaube ich, nicht.

  • Da gleich Antisemitismus zu rufen geht an dem eigentlichen Gehalt vorbei. Der Vergleich, den Frau Emke gezogen hat ist einfach nur flach...

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Während Virologen und Klimaforscher sich ihren Beruf aussuchen können, besitzen Jüdinnen und Juden tatsächlich nicht die Möglichkeit, ihre Herkunft zu wechseln."

    Verstehe ich nicht, sorry.



    Deutsche Juden können doch beispielsweise jeden Beruf ausübern.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Der Punkt ist, dass man als Jude galt, wenn man jüdischer Herkunft war, egal wie gläubig man lebte. Ein Klimaforscher würde aber ggf. nur angefeindet (wobei das reine Spekulation ist, bisher gilt wohl eher das Gegenteil), wenn er in diesem Beruf tätig ist.

      Jetzt verständlicher? Ich finde den Klammersatz problematischer, klingt wie ein Versuch, jede Kritik an Klimaforschung vorab zu diskreditieren. Ebenso ist nicht jede Kritik an Eliten immer unberechtigt und vorurteilsbehaftet, wie es beim Antisemitismus ja definitiv der Fall ist. Hier sehe ich eher das Problem in der Aussage.

      • @Dr. McSchreck:

        Jude ist doch keine Beruf wie Virologe. Wie kann man diese Begriffe in welchem Kontext auch immer vergleichen. Es auch jüdische Virologen.

      • @Dr. McSchreck:

        "Kritik an Eliten" ... "Antisemitismus"



        Birnen und Äpfel ... Es geht um vorurteilsbeladene Elitenfeindlichkeit, nicht um Kritik an irgendwelchen Positionen oder Handlungen.

  • 2G
    20226 (Profil gelöscht)

    Es ist halt Wahlkampf. Bei den Grünen. Bei der CDU. Wen wundert das Gesabbel?



    Wer verteilt eigentlich diese ganzen Preise, die niemand kennt?

  • Man tut den intellektuell unterbelichteten Springermedien und Witzfiguren wie Ziemiak zu viel der Ehre an, wenn man überhaupt auf die Diskussion einsteigt. Genauso so ein Quatsch aber auch, die Anzeige der INSM mit Baerbock als Moses mit den Verbotstafeln als antisemitisch zu brandmarken; die war lächerlich, ja, aber antisemitisch wohl kaum. Es sind auf jeden Fall jede Menge geistige Tiefflieger im Twitteruniversum unterwegs, denen schwer langweilig ist. Frag mich ohnehin warum man bei derlei Jobs keine Sinnkrise bekommt. Die offenbar nicht. Seit dem das alte intellektuelle Feuilleton tot ist, dürfen diese Flachzangen Öffentlichkeit spielen. Bitte ignoriert sie.

    • @ingrid werner:

      Moses erhielt keine "Verbotstafeln", sondern "Gebotstafeln". Die 10 Gebote eben.

      • @Jossi Blum:

        Die Dinger nennen sich "Gebote", das verkauft sich besser. Es gibt aber 8 Verbote (Du sollst nicht...) und 2 Gebote.

      • @Jossi Blum:

        Von den 10 Geboten sind aber nur 2 ausschließlich positiv formuliert (Sabbath halten und Eltern ehren). Die übrigen (angefangen mit "du sollst nicht haben andere Götter neben mir", über "kein Bildnis machen" bis zu "du sollst nicht begehren") sind de facto Verbote. Nach der Torah schließen sich Ge- und Verbote demnach nicht aus. Was wollen Sie uns stattdessen damit sagen?

    • @ingrid werner:

      Die INSM hat nach weniger als 1 Tag einen Artikel eines jüdischen Publizisten veröffentlicht, der die Kampagne verteidigt.

      Hätten sie nicht bereits vor Veröffentlichung der Kampagne den Gedanken gehabt, dass das als antisemitischer dogwhistle aufgefasst werden könnte, hätte das zumindest ein, zwei Tage länger gedauert.

      Wenn Sie also da keinen Antisemitismus sehen, dann schön für Sie. Die INSM selbst sah offenbar welchen, sonst wären sie ehrlich überrascht gewesen - was die aber waren, war weder "ehrlich", noch "überrascht".

  • Was Paul Ziemiak da wahltaktisch verdreht Carolin Ehmke und den Grünen anhängen möchte, zeugt von üblem und miesem Stil. Man fragt sich, ob er lesen bzw. Gelesenes richtig erfassen kann auf seiner überaus eifrigen Suche nach Schmutz, den er dem politischen Gegner (mitsamt Unterstützern) anhängen möchte. Vorsicht - damit macht man in erster Linie sich selbst schmutzig, besonders wenn nicht zutreffend!

    • @noevil:

      Liegt Ziemiak denn - in der Sache - falsch? Hat Ehmke NICHT den Zusammenhang mit den Juden als verfolgte Gruppe gezielt hergestellt, um ein paar Moralpflöcke (/-keulen) für die Auseinandersetzung zwischen Klimapolitikern/-aktivisten unterschiedlicher Lager einzuhauen?

      Oder geht es Ihnen nur darum, von einem nunmal gemachten Fehler abzulenken, indem Sie auf den Ankläger eindreschen? Wer solche wohlfeile Anklagen verhindern will, sollte halt den ursprünglichen Fehler nicht machen.

      • @Normalo:

        Liegt Ziemiak denn - in der Sache - falsch?



        --------------------------



        Ja, er liegt falsch.



        -----------------------



        Hat Ehmke NICHT den Zusammenhang mit den Juden als verfolgte Gruppe gezielt hergestellt(...)?



        -----------------------------



        Nein, das hat sie nicht.

        • @Wagenbär:

          Wow, die Anzahl und kognitive Schärfe Ihrer Argumente raubt mir den geistigen Atem. Mehr davon! ;-)

          Für mich bleibt es dabei: Wenn ich einfach nur vor ressentiments gegen Klimaforscher warnen will, warne ich vor Ressentiments gegen Klimaforscher. Dafür brauche ich die Warnung nich tin eine Reihe mit einer ausgesuchten Anzahl von anderen Ressentiment-Opfern zu stellen und insbesoindere auch nicht das Thema Judenhass in die Darstellung reinzerren. wer für fünf Cent nachdenkt, erkennt die erhöhte moralische Feuerkraft, die so eine Parallele automatisch in die Diskussion bringt. Ich traue Frau Emcke dieses Nachdenken uneingeschränkt zu und glaube daher nicht an einen dummen Zufall.

      • @Normalo:

        Nein, nicht gezielt, und es ging auch nicht um "Verfolgung", sondern um "Aufhetzen gegen".

        Versteht man, wenn man sich anschaut, welche anderen Gruppen sie nannte. Von denen wurde nämlich nur eine ("Kosmopoliten") und auch nur mancherorts verfolgt. Bei den anderen (Frauen, Virolog*innn) wurde hingegen zu ihrer Unterdrückung aufgerufen.

        • @yul:

          Danke für den Beleg, dass auch die Bikld mal richtig und die Süddeutsche mal falsch liegen kann.

          Wenn selbst Parteigenossen einräumen, dass Frau Emcke verbal danebengegriffen hat, lohnt sich doch das Polemisieren gegen die Kritik der CDU nicht mehr.

        • @yul:

          Was ist an diesem Artikel eine Widerlegung der Vorwürfe? Er sagt nur, dass es perfide sei, diese Art der Argumentation schlimm zu finden. Das ist loyal gegenüber der eigenen Autorin, aber leider zu kurz gesprungen.

  • Ich schrieb ausdrücklich "sinngemäß", was bereits impliziert, dass ich nicht die Absicht hatte wörtlich zu zitieren. Ich wollte vielmehr die Ähnlichkeit und Lächerlichkeit ihrer Aussage mit der berühmten Aussage des Drachenlords in Beziehung setzen.

    Im Übrigen sprach sie nicht von der Gegenwart, sondern von einer (von ihr imaginierten) Zukunft, was sich in den Worten "werden es dann" ausdrückt.

    Und außerdem sagte sie genau, dass "es" dann nicht die Juden und Kosmopoliten sein werden, vor denen dann gewarnt werde, sondern die Klimaforscherinnen (kannste nachlesen... steht so drin).

    Meine dem Vergleich mit dem Drachenlord dienende Verkürzung ihrer Aussage auf "früher waren´s die Juden und morgen sind´s die Klimaforscherinnen" ist daher nicht einmal sinnentstellend.

    Insgesamt ist das aber auch völlig Jacke wie Hose.

    Was bleibt ist die Frage, warum überhaupt in Deutschland gefühlt jedes Vierteljahr irgendein mehr oder weniger prominenter Mensch um die Ecke kommen und irgendwas oder irgendwen (Klimaforscher, Batteriehähnchen, vom Aussterben bedrohte Pandabären oder Tante Erma vom örtlichen Gemüseladen) mit verfolgten Juden vergleichen muss.

    Scheint halt so ein deutsches Ding zu sein, so etwas ab und an mal machen zu müssen. Ist aber nicht antisemitisch, nur sehr deutsch und das wird man doch wohl noch mal sein dürfen.^^

    • @Florian K.:

      Kommentar bezog sich auf die Antwort auf Bicyclerepairman auf meinen vorherigen Kommentar.

      Wurde aber irgendwie als neuer Kommentar gepostet und nicht darunter. I

  • Von allen möglichen Interpretationen der oben zitierten Worte sind wirklich nur die abwegigsten skandalös.



    Aber ein paar Stimmen fangen oder Zeitungen/Clicks verkaufen, kann man mit solchen Skandalisierungen sicher.

  • Jeglicher Vergleich mit der Verfolgung/Ermordung von Jüdinnen und Juden durch die Nazis und deren Mithelfern ist geschmacklos und relativiert dieses Verbrechen. Und es zeugt von einem in Sachen Holocaust nicht sehr ausgeprägtem historischem Hintergrundwissen.

    • @Jossi Blum:

      Besser kann man es nicht sage!

    • @Jossi Blum:

      Würde dieser Vergleich denn gezogen? Das ist doch die entscheidende Frage. Meiner Wahrnehmung würde das nicht getan. Sondern es wurde auf die Mechanismen verwiesen, mit denen heutzutage (!) von interessierter Seite Stimmung gemacht wird gegen bestimmte Gruppen. Bspw. über Querverweise dass ja bestimmte Organisationen oder Einzelpersonen über tausend Ecken etwas mit George Soros und seiner Stiftung zu tun hätten ( - und man weiß ja, was der Soros für einer ist...), "Great Reset" und weitere fiese Pläne der mächtigen Eliten etc. etc.



      Bei diesen ganzen Topoi steckt doch sehr häufig antisemitisches "Dog Whistling" ( = "Kenner wissen, wer gemeint ist..."). Ich vermute sehr stark, dass Emcke genau das gemeint hat. Ansonsten würde ihre Aussage auch wenig Sinn ergeben.



      Vielleicht war es ungeschickt, es so zu formulieren, wie es nunmal formuliert war. Eben weil die entsprechenden Leerdenker," Soros"- und Migrationsfeinde selten Klartext sprechen. Aber gerade einer Gallionsfigur des Mainstream-Antidiskriminierungs-Diskurses jetzt ausgerechnet Antisemitismus- und gleich Shoah-Relativierung vorzuwerfen, halte ich für ein sehr durchsichtiges Wahlkampfmanöver. Nicht, dass es unmöglich wäre, dass Frau Emcke das so gemeint haben könnte. Aber jetzt mal wirklich Hand auf's Herz: wie wahrscheinlich ist das?

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Jossi Blum:

      "Und vermutlich werden es dann nicht die Juden und Kosmopoliten, nicht die Feministinnen oder die Virologinnen sein, vor denen gewarnt wird, sondern die Klimaforscherinnen."

      Da lese ich nichts von Holocaust und Nazis. Sondern davon, wer bald den Sündenbock spielen wird.



      Das den Juden diese Rolle 1900 Jahre lang zugeschrieben wurde, werden sie ja wohl nicht bestreiten wollen.

      Also Beißreflex bitte ausschalten.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Ich habe nicht behauptet, dass es antisemitisch sei. Ich frage mir nur, warum die Verfolgung der Juden als Vergleich für die Opferrolle herhalten muss, in denen sich die Klimaforscher sehen? Alles andere hat Ihnen Jim Hawkins erwidert.

        • @Jossi Blum:

          Sollte heißen "Ich frage MICH nur..."

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Wenn man solche Vergleiche anstellt, muss man sie auch zu Ende denken.

        Wenn die Klimaforscher das sein sollen, was die Juden waren, dann werden sie in Lager eingesperrt und getötet werden.

        Dann sind sie die "Gegenrasse" wozu auch immer und müssen eben eliminiert werden.

        Das ist das, was den Antisemitismus in letzter Konsequenz ausmacht und was den Klimaforschern niemals passieren wird.

        Ich finde diese Vergleicherei nicht antisemitisch, nur dämlich.

        • @Jim Hawkins:

          Emcke verweist einfach auf eine Reihe von gängigen Vorurteilen, also das Suchen nach Sündenböcken, früher wie heute, damit man mit der "Selbstverbrennung des Planeten", wie Schellnhuber es nennt, weitermachen kann. Die wird gerade mit dem gigantischen Ausstoß bei der Braunkohle in Deutschland vorangetrieben, mit wahnsinnigen Folgen. Und viele steigen in den Flieger wie gehabt.



          Dass diese Vorurteile noch nicht zu tätlichen Angriffen geführt haben, mag mit dem Polizeischutz zu tun haben, den einige Virologen einfordern mussten (die Synagoge in Halle war hingegen nicht ausreichend geschützt).



          Klimaleugner, Covidleugner und hasserfüllte Rechte, Hasser von Muslimen und Juden, liegen oft auf einer Linie.

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          Finde ich nicht. Aber sie haben in dieser Sache die Springer Presse auf ihrer Seite.

          • @4813 (Profil gelöscht):

            Und das soll ein Argument sein? Schere im Kopf, weil Springerpresse?

  • Das war eine ganz üble Methode, mit der Instrumentalisierung von 'Juden' Klimaforscher:innen als künftige Opfer zu stilisieren. Ich finde das nicht antisemitisch, aber für mich wäre das ein No Go, einfach aus Respekt gegenüber den Opfern des Holocausts.

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @resto:

      Dieser Vergleich ist völlig deplatziert. Es ist eine Instrumentalisierung vom Feinsten. Nicht unansehlicher als, " wir skateboardfahrer wurden aus unserem Kiez vertrieben wie damals die..."

    • @resto:

      Nein , sie hat nichts dergleichen gesagt, üble Verleumdung, bitte den Text lesen:



      "... vermutlich werden es dann nicht die Juden und Kosmopoliten, nicht die Feministinnen oder die Virologinnen sein, vor denen gewarnt wird, sondern die Klimaforscherinnen."



      Ich sehe hier nur eine zutreffende Tatsachenbehauptung, denn genau davor warnen Ewig- und Neugestrige.



      Was Özdemir durch die Blume sagte ist, dass es bestimmte Begriffe gibt, die zu verwenden politischer Selbstmord ist, da IMMER der Bummerang des öffentlichen Tabus zurückkehrt.



      Folge ist Jüdisches, Farbiges oder nicht Heteronormatives außerhalb eines klaren Opferkontextes besser nicht zu erwähnen - und schon gar nicht gemeinsam, da sonst beißreflexhaft aus einer Aneinanderreihung eine Gleichsetzung herbeifabuliert wird.



      Früher verharmloste die Rechte das NS-Geschehen, heute bedient sie den Narrativ seiner totalen Inkomparabilität, des aus der Geschichte singulär Herausgefallenseins um das ´Nie wieder´ zur hohlen, seiner allgemeinen Aufforderung zur Menschlichkeit beraubten Phrase zu degenerieren, und ad absurdum zu führen, denn Singuläres ist nicht wiederholbar. Zweck dieses Tabu-Totems ist, ihn nicht zur Mahnung gegen gegenwärtige Inhumanitäten heranziehen zu können: Sobald der Satz ´Srebrenica war Teil des übelsten Genozids in Europa seit der Shoa´ zur Holocaustverharmlosung erklärt wird, haben die Misanthrophen gewonnen.

      • @Euromeyer:

        Dann sagen Sie doch bitte mal, warum die vergleichsweise Heranziehung bestimmter Opfergruppen in einem völlig anderen Kontext KEINE Instrumentalisierung ist!

        Egal, wie man es dreht: Solche Parallelen werden nur verwendet, um im Verwendungskontext einen argumentatorischen oder rhetorischen Vorteil zu erzielen. Es geht nicht um Solidarisierung mit den Opfern von einst sondern um die Unterstreichung der Opferstellung ANDERER heute. So auch hier: Der hergestellte Zusammenhang zum Judenhass verstärkt die (präventive) Verurteilung von Kritik an Klimaforschern. Das nutzt DENEN, nicht den instrumentalisierten Opfern.

        Dass das den Rechten dann die Möglichkeit gibt, ihrerseits den Vorgang zu instrumentalisieren und dem jeweiligen Holocaust-Vergleicher genauso scheinheilig in die politische Suppe zu spucken, macht es nicht besser. Wer sich solche Vergleiche spart, ERspart sich auch den Backlash. Andere Mittel gibt es nicht, und Kleinreden der vorgeworfenen Instrumentalisierung ist schlicht und ergereifend sachlich falsch.

        • @Normalo:

          Eine Aufzählung von Gruppen, die von Nazis bedroht werden ist eine Aufzählung und sonst nichts.



          Dies wäre nur unredlich, wenn eine Opfergruppe hinzufabuliert würde (PETA, Qu(atsch)erdenker), oder eine sachlich falsche Verfolgungsgleichheit behauptet würde.



          Es ist genau dieses Inkomparabilitätstabu, das Sie bedienen, das den Rechten nutzt.

          • @Euromeyer:

            Es ist kein Tabu, es ist Fakt. Egal ob man vom Holocaust selbst redet oder von heutigem Judenhass in dem Land, das den Holocaust zu verantworten hat, die moralische "Schwungmasse" der einzigartigen Ungeheuerlichkeit der Shoa ist immer im Spiel. Und wer ausgerechnet in Deutschland Parallelen zwischen Judenhass und irgendwas Anderem aufstellt, nutzt diese Schwungmasse zwangsläufig, um den Vorgang, zu dem die Parallele gezogen wird (hier: Klimadiskussion), moralisch hochzugewichten, selbst wenn er keine Gleichheit der Verfolgung ausdrücklich postuliert oder die Instrumentalisierung tatsächlich bezweckt.

            Das ist unvermeidlich, und deshalb gilt eben IMMER: Dafür kann man sensibel sein und solche Parallelen einfach lassen - ODER man riskiert den - teils ehrlichen, teils sicher maliziösen - Gegenwind. Wenn der dann zuverlässig kommt, ist die denkbar schlechteste Reaktion, mit dem Finger auf die Quelle des Gegenwinds zu zeigen oder gar von Tabus zu schwadronieren.

            • @Normalo:

              Sie haben recht, Jüdisches in einer Aufzählung zu verwenden ist nicht clever, weil leicht eine Selbstaufwertung zum Möchtegern-Superopfer oder gar eine Herabwürdigung der NS-Opfer unterstellt werden kann.



              Es aber m.E. falsch Kritik an einer den Tatsachen entsprechenden Auflistung von Personengruppen, die gegenwärtig Ziel von Rechtsextremisten sind, zu üben, nur weil sie gemeinsam mit Juden erwähnt werden. Neo- Blau- und Tarnazis bedrohen halt tasächlich viele (Natürlich nicht alle gleich, Virologen haben bisher keine Toten zu beklagen, Umwelt- und sozial Engagierte schon -Utøya).



              Wer jammert, das er in Nazinähe gerückt wird, nur weil er ´bloß´ Virologen oder Klimaschützer oder PoC verachtet, sollte sollte eher sehen, in wessen Gesellschaft er sich selbst gestellt hat, statt etwas von Relativierung und Selbstüberhöhung zu schwadronieren, wie es die Bild oder Welt tut.

  • Es ist ja nicht nur die Spezialität eines Paul Zimiak, alles zu skandalisieren, was man missverstehen kann oder auch nicht.



    Die Aussage von Frau Emcke ist m.E. dumm. Mehr nicht. Auch wenn ich KlimaforscherInnen keineswegs als gefährdete Spezies betrachte. Das schein wohl eher eine finale Argumentation gegen kritische Auseinandersetzungen mit Thesen und Hypothesen der KlimaforscherInnen zu sein. Und das entspricht dem Zeitgeist der Alternativlosigkeit. Und da sind wir wieder bei den Grünen.

  • Wie wir wissen, stimmen Antisemitismus-Vorwürfe praktisch nie.

    Dennoch hier mal eine andere Stimme. Bernd Stegemann im Cicero:

    "Der offensichtliche Skandal dieser Aufzählung liegt darin, dass hier eine direkte Verbindung vom Antisemitismus zu jeder Art von Elitenkritik gezogen wird. So wird der Unterschied eingeebnet, der zwischen dem mörderischen Antisemitismus und einer Kritik an Feministen, Virologen und Klimaforschern beiderlei Geschlechts liegt."

    "Indem sie Moraleliten und Funktionseliten miteinander vermischt, wird der Begriff so unscharf, dass man damit nun alle meinen kann, die „irgendwie über den Menschen“ stehen und dafür angegriffen werden. Dadurch gelingt ihr das Kunststück, dass alle, die zu der von ihr definierten Elite gehören, verteidigt werden müssen gegen eine ebenso große Bedrohung, wie es der Antisemitismus für die Juden ist. Damit hat sie sich selbst und ihrem politischen Milieu den ultimativen Opferstatus zugesprochen. "

    www.cicero.de/inne...ene-antisemitismus

    • @Jim Hawkins:

      Danke für den Link. Interessanter Artikel. Na, der Wahlkampf wird noch lustig. Ich wette einen halben Baerbock: Keine 20%.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Mir wäre die Problematik des Vergleichs nicht aufgefallen. Ich vermute, dass Frau Emcke nicht bewusst „Moraleliten“ und „Funktionseliten“ oder welche Gruppen auch immer gleichsetzen wollte. Sie wollte wohl ausdrücken, dass Menschen als das angegriffen werden, was sie aktuell sind/waren. Ob sie das per Geburt oder Werdegang sind hatte sie vermutlich nicht im Sinn. Und da hat sie dann in ihrer Aufzählung auch noch nach dem Maximum gegriffen. Misslungen ja. Aber antisemitisch? Ich glaube nein.



      Es ging doch um die Warnung, dass frauman wegen der eigenen politischen Positionierung mit Angriffen rechnen muss. Mit verbaler und physischer Gewalt. Da sind Vergleiche natürlich hilfreich. Aber war es Zielsetzung, sich selbst den „ultimativen Opferstatus“ zuzusprechen? Da hätte Cicero noch was lernen können.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Wo bitte ist "Jude" eine politische Positionierung?

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @J_CGN:

          „Wo bitte ist "Jude" eine politische Positionierung?“ - Sie ziehen da (hoffentlich nicht vorsätzlich) einen unerlaubten Umkehrschluss. Ich schrieb:



          „dass Menschen als das angegriffen werden, was sie aktuell sind/waren.[….] Es ging doch um die Warnung, dass frauman [heutzutage]wegen der eigenen politischen Positionierung mit Angriffen rechnen muss.“



          Ich suche eine Erklärung. Die bildhafte Sprache, die so beliebt ist und die mit Metaphern und Vergleichen arbeitet, birgt halt das Risiko, dass Vergleiche auch mal (unbeabsichtigt) schief sind. Und so hat dann Frau Emcke in ihrer Aufzählung von Bedrohten die Juden als Maximum gewählt. Ich habe das bereits als misslungen bezeichnet, mag aber daraus nicht Antisemitismus ableiten.



          Es wäre sicher besser gewesen, Carolin Emcke hätte ohne Verwendung von Vergleichen gesagt: „Leute, Ihr müsst damit rechnen, dass Ihr [die aktuell Angesprochenen] wegen eurer Meinung oder wegen eurer (politischen) Positionierung angegriffen werdet. Verbal und/oder auch physisch bis zur Vernichtung.“ RAINER B. hat es weiter unten gut formuliert, dass sich „die Bereitschaft zu Ressentiment und Gewalt“ gegen jede beliebige Gruppe in der Gesellschaft richten kann. Diese erschreckende Eskalation ist doch täglich zu beobachten.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Ich glaube auch nicht, dass Frau Emcke Antisemitin ist, aber sie hat sicher einen Nachschlag geholt, als die moralische Überlegenheit ausgeteilt wurde.

  • "Früher waren´s die Juden und heute bin´s ich" sagte mal der umstrittene (und reichlich bekloppte) Youtuber mit dem Künstlernahmen Drachenlord.

    "Früher waren´s die Juden und morgen sind´s die Klimaforscherinnen" sagt sinngemäß Carolin Emcke.

    Merke: Diese Form von Gleichsetzungen ist IMMER bescheuert und geht IMMER nach hinten los. Das sollte Mensch doch mittlerweile mal gelernt haben.

    Ich habe null Mitleid mit Emcke bezüglich des auf solche Aussagen zwangsläufig folgenden Shitstorms.

    • @Florian K.:

      '"Früher waren´s die Juden und morgen sind´s die Klimaforscherinnen" sagt sinngemäß Carolin Emcke.'

      Kannst du mal die Textstelle zitieren, wo sie das gesagt haben soll? Sie hat nämlich ganz explizit NICHT von früher, sondern nur von heute gesprochen.

      Außerdem hat sie ganz explizit nichts gleichgesetzt, sondern eine Aufzählung ohne Wertung gemacht.

      Insbesondere hat sie "Diese Form der Gleichsetzung" nicht gemacht.

      Wenn man einen Text kritisiert, sollte man sich schon an den Text halten.

    • @Florian K.:

      "Künstlernamen" wollte ich natürlich ohne "h" schreiben. Leider keine Korrekturmöglichkeit hier im Kommentarbereich vorhanden.

  • Das ist doch an den Haaren herbeigezogen. Feministinnen sind auch keine Berufsgruppe, oder?



    Außerdem ist es doch richtig: unter denjenigen die Verschwörungstheorien anhängen gehören "die Juden" doch immer zu den Verdächtigen, außer "den Eliten" die auch keine Berufsgruppe sind!

    • @Martha:

      An dem Punkt irrt Frau Emcke.

      Judentum ist eine Religion, keine ethnische Herkunft. Setzt man Religionsfreiheit voraus (und das sollten wir, denn die ist ein Menschenrecht), dann liegt die Entscheidung, ob man Jude sein, bleiben oder werden will, beim Individuum. Ob die Eltern bereits Juden waren, mag bei den meisten Juden ein Faktor gewesen sein, ist aber nicht der entscheidende.

      N.B.: Gilt natürlich für alle Religionen. Setzen Sie oben jede beliebige Religion oder auch Atheismus ein. Das Menschenrecht gilt für alle Menschen.

      • @Winnetaz:

        Das ist so (vor dem Hintergrund deutscher und europäischer Geschichte) nicht korrekt. Zu Zeiten des Antijudaismus konnte man sich aussuchen, ob man "Jude" sein wollte, oder zumindest, ob die eigenen Enkel noch als solche gelten sollten. In der Epoche des Antisemitismus (ca. seit der Franz. Rev.) wurde das Konzept verändert, der Begriff ethnisiert. "Der Jude" kann es sich seitdem nicht mehr aussuchen, ob er einer sein möchte. In dieser Hinsicht (wenn es um jüdische Opfer - auch potentielle/zukünftige - geht) haben wir die Definition der Antisemiten übernommen bzw. haben sie von der Geschichte aufgezwungen bekommen.



        Kurz: JüdInnen wurden im 20. Jh.nicht mehr wegen ihrer (theoretisch wählbaren) Religion verfolgt, sondern wegen ihrer VorfahrInnen.



        Das ist mE (auch wenn der ein oder andere Schatzsucher sicher widersprechen wird) auch der (oder ein) Unterschied zum (nicht-aufgeklärten, nicht revolutionierten) arabisch-muslimischen Antijudaismus.



        Herzliche Grüße

      • @Winnetaz:

        "dann liegt die Entscheidung, ob man Jude sein, bleiben oder werden will, beim Individuum."

        Nur ist das den Antisemiten ziemlich egal.

        Erinnert sei an das Wort von Göring:

        "Wer Jude ist, bestimme ich!"

  • Hören die sich eigentlich alle mal selbst zu?

    Ja, die Aussage ist anmaßend und narzisstisch, der Vergleich haarsträubend.

    Aber noch billiger wirds, daraus einen Antisemitismusskandal zu stricken und Erklärungen zu fordern. Wie weit unten muss man sein, um das zum Wahlkampfthema zu machen, kurz nachdem der eigene Parteichef einen CDU Bundestagskandidaten Hans-Georg Maaßen gegen den Verdacht des Antisemitismus verteidigt hat?

  • Ein typischer Paul Zimiak-Quatsch. Die bekannte Frau Emcke analysierte gegenwärtige Entwicklungen mit einer Prognose.

    • @nzuli sana:

      ...und konnte es sich leider nicht verkneifen, "die Juden" für den von ihr bezweckten Vorwurf an die Gegner einer aktiven Klimapolitik zu instrumentalisieren. Denn nichts anderes tut, wer einen prognostizierten Konflikt - dessen ethische Wertung noch nicht so ganz in Stein gemeißelt sein muss - in parallele Wertungsebenen mit Judenfeindlichkeit setzt - wo die Wertung eindeutig ist und den schwersten historischen Ballast überhaupt mitschwingen lässt. Klar, dass bei der Vergleichsmaterie auch nur die "Opfer" (hier: die Klimaforscher) im Recht sein können...

      Kann man nicht einfach mal das Beispiel des Judenhasses als Argtumentationsvehikel aus der politischen Diskussion rausnehmen, einfach mal nur noch von Juden reden, wenn es auch wirklich um Juden geht und nicht um irgendwen anders? Die Instrumentalisierung durch solche Beispielswahl ist schlicht nicht vermeidbar und damit auch der nachfolgende Vorwurf (einschließlich Shitstorm) der Verharmlosung und/oder Überheblichkeit von der Gegenseite.

    • @nzuli sana:

      Es geht - wie so oft - um die erkennbare, definitive Einzigartigkeit des Holocaust. Insofern ist es immer eine schlechte Idee, im "3. Reich" verfolgte Juden in Aufzählungen mit anderen, aktuellen oder hypothetischen Verfolgten zu nennen. Das kann nur schiefgehen und man fragt sich, warum ein schlauer Kopf wie Frau Emcke das nicht auch weiß.

  • „... und vermutlich werden es dann nicht die Juden und Kosmopoliten, nicht die Feministinnen oder die Virologinnen sein, vor denen gewarnt wird, sondern die Klimaforscherinnen“



    Was bitte soll denn an so einem Satz antisemitisch sein? Als ob sich „die Bereitschaft zu Ressentiment und Gewalt“ nicht tendenziell gegen jede beliebige Gruppe in der Gesellschaft richten könnte. Dass sie sich historisch in einzigartiger Weise insbesondere gegen Juden richtete, steht dieser These doch weder entgegen, noch wird der Holocaust ansich damit irgendwie relativiert.

    • @Rainer B.:

      Der Punkt ist, dass es hier nicht um die Judenverfolgung ging, sondern um die Auseinandersetzung zwischen Klimaaktivisten, bzw. den sie unterstützenden Forschern, und den zugehörigen Skeptikern.



      Wer es nicht lassen kann, in solche völlig sachfremden Kontexte den Holocaust (bzw. den ihn befeuernden Judenhass) als rhetorischen Hammer einzusetzen, zeigt seine Geringschätzung für die Opfer des Holocaust: Ein Hammer ist ein Werkzeug - kein Mensch, kein Opfer einer ungeheuerlichen Greuel, einfach nur ein Mittel zum Zweck.

      • @Normalo:

        In der SZ wurde dazu bereits alles geschrieben, was dazu zu sagen ist. Zur Vermeidung von Wiederholungen hier der Link:

        www.sueddeutsche.d...mitismus-1.5320198

        • @Rainer B.:

          ...und weiter oben wurde bereits Alles zu dem SZ-Kommentar geschrieben, was dazu zu sagen ist. ;-)

          Zitieren ersetzt nicht Argumentieren.

          • @Normalo:

            Falsch! Wenn die Argumente zitiert werden, wird mit den Zitaten argumentiert.

  • Offenbar ist es einigen Leuten nicht mehr gegeben, einen etwas komplexeren Text zu verstehen.



    Emcke bezieht sich auf gegenwärtige antidemokratische Tendenzen in der deutschen Gesellschaft. Sie nennt als einen Faktor die Beliebigkeit, mit der bestimmte Personenengruppen willkürlich für etwas verantwortlich gemacht werden (siehe Sündenbocktheorie), was man z.B. auf Querdenkerdemos bestens beobachten kann.



    Juden mitzunennen angesichts aktueller antisemitischer Tendenzen ist nur naheliegend.



    Dann kommt ihre These, dass diese Tendenz der Schuldzuweisungen und der Wissenschaftsfeindlichkeit auch Klimaforscher treffen wird.



    That's it. Sie hat eine Diagnose der aktuellen irrationalen Tendenzen und ihrer antidemokratischen Folgen abgegeben.



    Enttäuschend, dass Cem Özdemir da intellektuell nicht mitkommt.



    Der Rest ist Wahlkampf auf Bild-Niveau.

  • Solch wahltaktische Meldungen zeigen nur, dass er sich wohl angesprochen fühlte, ..."populistische Mobilisierung und die Bereitschaft zu Ressentiment und Gewalt werden bleiben. "

    Und wie steht es mit der Geheimsache NSU 2.0 in Hessen aus? Darüber sollte er, Hr. Bouffier und Hr. Tarek al-Wazir, zum Schutz aller Bürger sprechen, damit die Bereitschaft zu Ressentiment und Gewalt ein Ende hat; eine Schwarz-Grüne Regierung!



    Solange das nicht passiert, trägt auch er dazu bei, dass rechter Hass und Antisemitismus in unserem Lande selbst innerhalb der Dienste (Polizei, Geheimdienst, öffentl. Verwaltung) weiter Blüten treibt.

    Und Hr. Ziemiak sollte sich besser um sein Wahlprogramm kümmern, das ja noch immer fehlt, bevor die Wahl vorbei ist. Aber vermutlich soll sich ja nichts ändern. Dann braucht es auch kein Wahlprogramm. Da reicht auch eine Zeile - Es bleibt wie es ist!

  • Opfer von Pressekampagnen aufzuzählen und dabei Juden zu verschweigen - das hätte einen Antisemitismus-Vorwurf gerechtfertigt. Es war richtig und absolut notwendig, die Juden zu erwähnen.

  • Richtig, Klimaforscher*innen können sich ihren Beruf aussuchen, Jüdinnen*Juden ihre Herkunft nicht. Auch deutet bis jetzt absolut nichts darauf hin, dass Erstere einmal derart aggressiv verfolgt werden könnten, wie Letztere im Dritten Reich.

    Die Fakten, die die Klimaforscher*innen entdecken und uns präsentieren, können sie sich aber auch nicht aussuchen. Ich bin mir sicher, dass die auch gerne "alles halb so wild" sagen würden -- wenn sie es denn guten Gewissens könnten.

    Aber ist der Vorwurf "unglaubliche + geschichtsvergessene Entgleisung", gerade von konservativer Seite, dann nicht doch ein klein wenig übertrieben? Gerade wo deren Parteigänger kürzlich erst viel Geld investiert haben, um selber mit antisemitischen Klischees um sich zu werfen? www.spiegel.de/wis...-af2f-d1cec5c2bbe5

    Das klingt dann doch ein Stück weit nach dem Sprichwort: Was einen beim anderen am meisten stört, ist einem selbst in der Regel auch nicht ganz fremd...

  • Offenbar wird Antisemitismus jetzt auch zum Allzweckvorwurf?

    Hier gegen Emcke wegen einer dümmlichen Formulierung, die einen unnötigen Vergleich zieht, anderswo gegen die INSM wegen einer ebenso dümmlichen Anzeige, die Baerbock als Charlton Heston als Moses zeigt ...

    Dass diese Schnellschüsse Antisemetismus banalisieren bis auf das Niveau einer Schulhofpöbelei, die nur noch Achselzucken auslöst, scheint keine Rolle zu spielen.

  • Daneben(Keller) und schäbig(Klingbeil) ist es, die Täterin zum Opfer zu machen, und diejenigen, die die Täterin und die Tat verurteilen, zu diskreditieren!

    Und:



    "Eklat entdeckt" ?

    nein, sondern:



    Eklat vollzogen!

    und:



    wer einen Eklat so bagatellisiert, sorgt direkt für den nächsten Eklat.

    Aber es ist doch gut, wie sich manche Öko-Ideologen und *Innen als Öko-Diktatoren entlarven.

  • Also die Beschreibung von Antisemitismus anderer zählt jetzt schon selbst als Antisemitismus? Respekt, darauf muss man erstmal kommen. Die Angst vor einer Kanzlerin Baerbock muss verdammt gross sein.

  • Wer ist eigentlich Carolin Emcke?

    • @Linksman:

      Eine ehrenwerte Frau, die von angeblichen Demokraten in christlich-iquisitorischer Tradition denunziert wird.



      Dass Carolin Emcke eine Frau und homosexuell ist, halt ich in diesem Zusammenhang nicht nur für eine Korrelation.

    • @Linksman:

      und wer ist Paul Ziemiak?

  • Antisemitisch war es nicht, nur geschichtsvergessen und selbstüberhöhend. Klimaforscher werden wichtig sein, aber eben nicht nur als Mahner und Warner sondern auch als Beruhiger und Wegweiser. Kritik werden sie erhalten wie auch andere, z.B. Autobauer. Glücksforscher werden übrigens auch wichtig, denn was nutzt eine heile Umwelt, wenn die Menschen dabei unglücklich sind.

    • @TazTiz:

      Kontext, Kontext, Kontext!

      Es ging ihr um die Gegenwart, nicht um die deutsche Geschichte!

    • @TazTiz:

      Wenn Sie sagen, das sei geschichtsvergessen, dann weiß der gebildete Mensch, dass Ihnen der Name "Max Delbrück" nichts, aber auch überhaupt nichts sagt.

      Macht nichts. Muss man nicht wissen. Delbrück war lediglich der Forscher, der die moderne Genetik begründet hat - die mit der pseudowissenschaftlichen "Vererbungslehre" der Nazis nicht kompatibel war.

      Delbrück hatte keine jüdischen Vorfahren, er stammte aus einer angesehenen Großbürgerfamilie, aber 1937 waren der Druck ideologiekonforme "Ergebnisse" zusammenzufälschen, die Schikanen der Parteikader in der Institutsleitung und Goebbels' antiintellektuelle Tiraden so schwerwiegend geworden, dass Delbrück sich ans Caltech absetzte.