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Narrativ der verfolgten RussenSich als Opfer sehen

„Der Russe ist nun wie ein Jude im Berlin des Jahres 1940“, singt die Band Leningrad. Die Selbststilisierung als Verfolgte befeuert Putins Narrativ.

Prorussischer Autokorso in Berlin vom 3. April 2022. Es gab weitere in anderen deutschen Städten Foto: Florian Boillot

Das Video erscheint am 10. März, am fünfzehnten Kriegstag. Es heißt „Kein Zutritt“ und stammt von der noch Ende der 1990er Jahre in Sankt Petersburg entstandenen Skacore-Band Leningrad. Lange Zeit galt Leningrad als unangepasst und sogar kritisch. Nun hat die „patriotische Welle“ auch diese Kultband erreicht. Sie singt von einem Völkermord, der sich angeblich anbahnt: von einem Völkermord an Russen in Europa.

Der Autor

Alexander Friedman ist ein aus Minsk stammender Historiker. Er lehrt an der Universität des Saarlandes und an der Uni­versität Düsseldorf.

„Der Russe ist nun wie ein Jude im Berlin des Jahres 1940“, brüllt der extravagante Leningrad-Sänger Sergei Schnurow und spielt dabei offensichtlich auf die Judendeportationen aus der Reichshauptstadt an, die 1941 begonnen hatten: In Europa behandle man heute die Russen wie Hunde; sie seien Menschen zweiter Klasse.

Bald müssten sie möglicherweise spezielle Abzeichen tragen. Und am liebsten würden die Europäer sie verbrennen. Um den Vergleich mit jüdischen Menschen im Nationalsozialismus zu verstärken, lässt Schnurow in seinem Video zwei junge Männer in traditioneller russischer Tracht mit blauen „Judensternen“ auftreten – passend zur russischen Trikolore.

Infamer Song in Kriegszeiten

In Russland erntet Schnurows Song breiten Zuspruch. Manche im Ausland lebende Russen und Russinnen zeigen sich wiederum von seinem „Meisterwerk“ angetan. Die Tatsache, dass der Sänger den nationalsozialistischen Judenmord in perfider Weise verharmlost und dabei Holocaustopfer verhöhnt, wird hingegen kaum registriert.

Als sich die Band Leningrad zu diesem infamen Song verstieg und ihren Ruf somit endgültig ruinierte, dauerte die russische Belagerung der ukrainischen Hafenstadt Mariupol bereits mehrere Tage an. Die Stadt wird rund um die Uhr beschossen, sie ist ohne Trinkwasser, Strom und Heizung.

Am 16. März wird eine russische Bombe auf das lokale Thea­ter abgeworfen, in dem sich Frauen, Kinder und Alte versteckten. Mariupol ist zu einem Sinnbild der schrecklichen ukrai­ni­schen Tragödie geworden, die sich tagtäglich auch in Tschernihiw, Charkiw, in der Hauptstadt Kiew und seinen Vororten, im gesamten Land abspielt: Städte werden systematisch zerstört, Zivilisten getötet. Millionen von Menschen mussten ihre Heimat verlassen.

Aber Sergei Schnurow interessiert sich nicht für Mariupol oder Tchernihiw. Ihm geht es um das Schicksal der Russen und um den Russenhass in Europa. Nach dem Kriegsausbruch verstärkten sich tatsächlich antirussische Ressentiments in Deutschland und in Europa. Angesichts des dramatischen Kriegsverlaufs und entsetzlicher russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine werden diese Tendenzen leider eher zunehmen – zur Freude des Kremls, der diese Entwicklungen gezielt aufgreift, um das in Russland inzwischen omnipräsente Völkermord-Narrativ zu untermauern.

Täter-Opfer-Umkehrung

Dieses Narrativ ist nicht neu. Seit Jahren grassieren in Russland die haltlosen Völkermord-Vorwürfe gegen die Ukraine, der Mordaktionen gegen die russischsprachige Bevölkerung im ukrainischen Donbass unterstellt werden. Im Februar nutzte Putin diese Vorwürfe als Vorwand für die militärische Invasion.

Gleichzeitig stellte die Propaganda die Russen und Russinnen als Menschen dar, die vom Westen glühend gehasst, systematisch diskriminiert und bedroht würden. Den USA werden ausgearbeitete Pläne zur Vernichtung der russischen Bevölkerung nachgesagt. Die aufgrund der russischen Aggression gegen die Ukraine verhängten westlichen Sanktionen werden zu einer Kriegserklärung und zugleich zu einem heimtückischen Versuch stilisiert, die russische Nation in die Knie zu zwingen. So sei Russland – und nicht die von Moskau angegriffene Ukraine – in seiner Existenz bedroht und müsse sich gegen den Westen verteidigen.

Die absurde wie zynische Täter-Opfer-Umkehrung und das Völkermord-Narrativ sind zentrale Elemente der Moskauer Desinformationskampagne, bei der Sergei Schnurow und weitere Künstler mitwirken. Die gewählte Strategie geht in Russland auf und bleibt auch in Deutschland nicht ohne Wirkung. Mehr als einen Monat nach dem russischen Überfall auf die Ukraine scheint es immer deutlicher, dass der Kreml die russische Gesellschaft insgesamt konsolidieren konnte, wobei die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung den als „Spezialoperation“ titulierten Krieg – nicht zuletzt beeinflusst von der Hetzpropaganda – unterstützt. Kriegs­geg­ne­r*in­nen werden verfolgt, eingeschüchtert oder haben das Land inzwischen verlassen.

Durch das Völkermord-Narrativ konnten die Machthaber den Fokus auf Russland verstellen und die russische Bevölkerung von den dramatischen russischen Verlusten und erschreckenden Ereignissen in der Ukraine ablenken. Von der ukrainischen Tragödie wollen viele Menschen in Russland und Putins Sym­pa­thi­san­t*­in­nen in Europa nichts wissen.

Instrumentalisierung des Holocaust

Letztendlich wirkt das Völkermord-Narrativ enthemmend auf Putins Truppen, die – so wie in Mariupol oder in ­Kiewer Vororten – blutige Spuren hinterlassen und inzwischen für Verbrechen verantwortlich sind, die man in Europa nach dem Untergang des „Dritten Reiches“ nicht mehr für möglich gehalten hat.

Das von Schnurow in seinem Song aufgegriffene Thema Holocaust wird ins russische Völkermord-Narrativ integriert: Die Russen und Russinnen gelten als „neue Juden“. Die Instrumentalisierung des Holocaust, die sich im aktuellen Krieg beobachten lässt, hat in Russland ohnehin Tradition.

Während der nationalsozialistische Judenmord in der UdSSR wenig beachtet wurde und in der sowjetischen Erinnerungskultur nur eine marginale Rolle spielte, wurde er nach 1991 deutlich intensiver behandelt und unter Putin – im Kontext der rasanten Aufwertung des Zweiten Weltkriegs – gezielt verwendet, um die baltischen Staaten, Polen und vor allem die Ukraine zu diffamieren. Diese Besonderheit führte dazu, dass viele Menschen – vor allem in der russischen Provinz – ein verzerrtes Geschichtsbild haben, wenig über die NS-Verbrechen gegen die jüdische Bevölkerung wissen und dadurch anfällig für Putins Geschichtsmanipulationen sind.

„Ukrainische Erzfeinde“

So ist es keinesfalls verwunderlich, dass die propagandistische Instrumentalisierung des Holocaust mit einem Anstieg des Antisemitismus einhergeht, der sich etwa in Angriffen auf „ukrainische Erzfeinde“ jüdischer Herkunft, insbesondere auf den Staatspräsidenten Selenski, in russischen sozialen Netzwerken manifestiert.

Wie wenig Respekt aber Moskau vor den Opfern des Holocaust und allgemein vor Opfern des Zweiten Weltkriegs tatsächlich hat, wird schon in den ersten Kriegswochen deutlich: Selbsternannte „Befreier von ukrainischen Nazis“ greifen die Holocaustdenkmäler wie in Kiew und Charkiw an und beschießen Synagogen. 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs müssen Holocaustüberlebende aus der Ukraine nach Deutschland oder nach Israel fliehen. Der 96-jährige KZ-Überlebende aus Charkiw, Boris Romantschenko, wird bei einem russischen Bombenangriff getötet.

In Deutschland werden diese Entwicklungen zwar registriert. Das Völkermord-Narrativ und die perfiden Holocaustvergleiche werden jedoch selten reflektiert. Angesichts der deutschen Vergangenheit und des nationalsozialistischen Vernichtungskriegs gegen die UdSSR ist das Thema für die Politik zu brisant. Letztere zeigt sich zu Recht über antirussische Ressentiments beunruhigt und verurteilt sie. Um die russischsprachige Bevölkerung beziehungsweise aus Russland stammende Menschen in Deutschland vor Anfeindungen zu schützen, werden gleichzeitig undifferenzierte Wunschbilder von einem „Putin-Krieg“ und einem „anderen, den Krieg ablehnenden Russland“ konstruiert.

Dabei werden unangenehme Tatsachen übersehen: Dass der von Putin angezettelte Krieg überwiegend vom russischen Machtapparat unterstützt wird; dass Kriegsverbrechen von einfachen Soldaten verübt werden; dass zahlreiche Menschen in Russland den Krieg unterstützen und vom Völkermord-Narrativ überzeugt sind; dass es auch in Deutschland reichlich Un­ter­stütz­e­r*in­nen dieses Krieges gibt. Besonders Radikale unter ihnen zeigen inzwischen offen ihre Sympathien.

Als die ganze Welt am 3. April empört und fassungslos Bilder und Videos aus dem Kiewer Vorort Butscha sieht, wo die russischen Truppen etwa 340 Zivilisten ermordet haben sollen, findet in Berlin ein prorussischer Autokorso statt, bei dem ein Auto mit dem aufgeklebten „Judenstern“ mit dem Wort „Russe“ und der Frage „Bald auch wir?“ mitfährt. Sergei Schnurows Botschaft ist angekommen im Berlin des Jahres 2022.

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76 Kommentare

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  • Eine gezielte Diskriminierung russischsprachiger Mitbürger in Deutschland durch deutsche kann schon dadurch weitgehend als Falschmeldung entlarvt werden da die meisten Bürger in Deutschland russisch gar nicht von ukrainisch unterscheiden können.

  • 4G
    47351 (Profil gelöscht)

    Der bedauernswert rückständige Zustand der Gesellschaft Russlands lässt sich am einfachsten am Umstand der aktuellen Aggression wie auch an dessen Durchführung ablesen. Da sind die hiesigen Demonstranten nur eine Fussnote.

    • @47351 (Profil gelöscht):

      Mit dem "rückständig" wäre ich verdammt vorsichtig.

      Vielleicht ist das die Zukunft, wir haben es nur noch nicht begriffen.

      Womöglich ist die modernistische Vorstellung, die Welt würde sich immer weiter zivilisieren, nur eine Utopie?

      Warten wir mal ab, ob nicht China in den nächsten paar Jahren auch beginnt, Angriffskriege zu führen.

  • Im russischen TV wird die Bevölkerung seit Jahren auf Putins Pläne und einen Krieg mit Europa eingestimmt. Wissenschaftler, Ideologen und Journalisten diskutieren, wie das Baltikum erobert und ein Atomkrieg geführt werden kann. So berichtet Marina Weisband. Unserer Aufklärung muss das bekannt sein. Warum haben unsere Regierungen und Medien das ignoriert? Warum verweigert die Bundesregierung den (temporären) Energieboykott UND die Lieferung schwerer Waffen? Das Weg ducken wird teurer.

  • "Die Diskriminierung von Russen ist eine lächerlice Klamotte"

    Wladimir Kaminer:



    www.welt.de/politi...he-Autokorsos.html

  • Das viel und oftmals völlig unangebracht benutzte Zitat Silones "Der neue Faschismus wird nicht sagen ich bin der Faschismus. Er wird sagen, ich bin der Antifaschismus" passt zur Entwicklung Rußlands unter Putin und seiner Erzählung, die Nazis aus der Ukraine vertreiben zu wollen wie de Faust aufs Auge.

    Da wunderts einen auch nicht, dass unsägliche Vergleiche mit den Verbrechen an deen Juden gezogen werden und lupenreine Faschisten wie die freien Sachsen auf ihren Demos gegen die Corona Maßnahmen seit Neuestem mit Russland Fahnen durch die Gegend rennen.

  • Na prima..kaum ist das zweite Autokorsowochende durch...schon fangen wir an über die Russen als Opfer zu diskutieren..

    Ich hätte übrigens durchaus für deren Proteste, wenn sie einfach als Menschen, meinetwegen sogar mit Fahnen, für ihre Meinung einstehen würden. Aber das tun sie nicht, denn wenn sie ihre Autos (als Machtmitel) einsetzen, dann stellen sie sich nicht als Opfer dar, sondern als Mit-Täter.

    Ich denke es ist auch genau dieder Umstand der das allgemeine Entsetzen auslöst...denn auf diese Weise tragen die Putinversteher den Krieg symbolisch auch nach D-Land.

    • @Wunderwelt:

      Nun ja, der Konfliktimport verfeindeter Zuwanderergruppen aus der Herkunfts- in die Aufnahmegesellschaft is ja nichts Neues … ich erinnere mich noch an eine Massenschlägerei zwischen türkischen und griechischen “Gastarbeitern” in der Fußgängerzone meines Heimatortes im den Siebzigerjahren, es war die Zeit der türkischen Okkupation Nordzyperns. Als Kind hat das einen nachhaltigen Eindruck auf mich hinterlassen, glücklicherweise konnte mir mein Vater die Hintergründe dieses Konfliktes gut und kindgerecht erklären … die meisten umstehenden deutschen Mitbürger jedoch rümpften lediglich die Nase ob dieses Vorfalls und meinten, die Beteiligten könnten ihren Streit ja in den Heimatländern austragen statt auf deutschen Straßen. So etwas wolle man hier nicht haben.



      In den Neunzigern dann die gleichen Reaktionen anlässlich der kurdischen Proteste gegen die staatliche Repression gegen die Kurden in der Türkei - man erinnere sich an Autobahnblockaden, Selbstverbrennungen kurdischer Aktivisten etc. -, auch hier blieb die deutsche Öffentlichkeit politisch seltsam unberührt. Es gab nur die Empörung darüber, dass die Kurden ihren Protest ausgerechnet nach Deutschland trugen. Die Politik erklärte damals in vorauseilendem Gehorsam der türkischen Seite gegenüber die PKK zu einer verbotenen Organisation. Etwas später dann der Jugoslawienkonflikt, der die jugoslawische Migrantencommunity in Serben, Kroaten, Bosnier, Albaner usw. spaltete.



      Warum ich das erzähle? Weil ich solche Konflikte in Einwanderungsgesellschaften für relativ “normal” halte … und auch die pro-russischen Autokorsos fallen in diese Kategorie. Also ein bisschen weniger Aufregung und Denunziation bitte. Entscheidend ist allerdings, wie die demokratische Mehrheitsgesellschaft mit solchen importierten Konflikten umgeht.

  • Es ist zweifellos geschmacklos, wie in der russischen Propaganda der Nationalsozialismus instrumentalisiert wird; ich frage mich allerdings, ob "wir" das wirklich anders machen: spätestens seit dem Überfall auf Serbien gehört das ja auch zum festen Repertoire eigener Kriegsverherrlichung. Und auch mit Blick auf den Ukraine-Konflikt spart man nicht mit solchen Bezügen: etwa wenn in der "Zeit" ein offiziöser Historiker wie Hinkler meint, den Hitler-Vergleich enttabuisieren zu müssen, oder wenn wiederholt von einem "Vernichtungskrieg" die Rede ist... Verbal enthemmt sind wir auch - dass das einer durchaus berechtigten Kritik an Russlands Krieg gut tut, wage ich zu bezweifeln.

    • @O.F.:

      Beim Bosnien-Krieg gab es weder "Kriegsverherrlichung" noch einen "Überfall auf Serbien". Aber nach Srebrenica und den massenhaften Vertreibungen gab es die mehr als gut begründete Befürchtung, dass die Serben ihre genozidale Politik fortsetzen würden. Dazu ist es nicht gekommen, u.a. dank der Intervention der Nato. Was die Anhänger von Milošević (der dann ja auch in Den Haag landete) aber bis heute ignorieren.

      Also: Keep your facts straight! Der Historiker, den Sie meinten, heißt übrigens Winkler.

      • @Schalamow:

        Sie können es drehen und wenden, wie Sie wollen: für den Überfall auf Serbien gab es kein UN-Mandat - das was Sie als "Intervention der NATO" bezeichnen, war also ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg, dessen Begründung erschreckende Ähnlichkeit zum Angriff auf die Ukraine aufweist. Es hilft manchmal, auch die eigene Propaganda zu hinterfragen, nicht nur die russische.



        Und ja, ich meinte Winkler - ich war mental schon so beim zweiten Namen, dass mir ein "H-" entglitten ist - das sollte kein geschmackloses Wortspiel sein.

        • @O.F.:

          Es war schon deshalb kein Angriffskrieg weil es Serbien war, das zuvor einen Krieg gegen den Kosovo begonnen hat. (Sie beziehen sich doch auf den Krieg 1999, denn im Bosnienkrieg gab es keinen Angriff der Nato auf Serbien)



          – D a r a n gibt es nichts zu drehen und zu wenden. Dass der Westen zuvor in der Geschichte schon mal seine Verbündeten anderenorts in Schutz genommen hat, spielt in dem Konflikt keine Rolle und die Kosovo- Albaner hatten damit auch nichts zu tun.

          • @ingrid werner:

            Das Serbien vorher einen Krieg geführt hatte, legitimiert den späteren Angriff der Nato nicht - andernfalls wäre ja jeder Staat, der einmal Krieg geführt hat, vogelfrei. Es gibt daran nichts zu deuten: es gab kein Mandat des UN-Sicherheitsrats, daher war es ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg. Die Aussage, Serbien hätte einen Krieg gegen den Kosovo begonnen, ist Unsinn, weil der Kosovo zu diesem Zeitpunkt Teil Serbiens war.



            Ich finde es traurig und bezeichnent, dass man zwar Recht und Moral gerne (und zurecht) von Russland und anderen Staaten, zu denen man schlechte Verhältnisse hat, einfordert, den selben Maßstab aber nicht an das eigenen Handeln anzulegen bereit ist. Es ist genau diese mit einem platten Manichäismus unterfütterte, selektive Moral, die den sogenannten Westen so unglaubwürdig macht.

            • @O.F.:

              nä, die Tour brauchen Sie bei mir nicht versuchen: Serbien hat nicht irgendwann davor einmal Krieg geführt sondern unmittelbar davor. Und ein Krieg gg einen Teil des eigenen Staatsgebietes ist auch immer noch ein Krieg. also Bitte, wem wollen Sie einen vom Pferd erzählen? Es gab also einen direkten Anlass. Milosevic hatte auch die ganzen 90er hindurch als Kriegstreiber eine unrühmliche Rolle gespielt und es hat sehr, sehr lange gedauert bis der Westen eingriff um schlimmeres zu verhindern, erst in Bosnien 1995 bis Serbien 1999 selbst dran kam. Der Westen war sogar so freundlich und hat Milosevic noch nicht mal selbst gestürzt. Die Todesstatistik des Luftkrieges von 1999 können sie sich bei wiki ansehen. die Schätzungen schwanken zwischen 500 und 1200 Zivilisten plus 1000 Soldaten/ Polizisten. Sicher, jeder gewaltsame Tod ist einer zu viel, aber neben den insg. über 130.000 von Milosevic mitzuverantwortenden Toten in den Jugoslawienkriegen der 90er, sind die Opferzahlen äußerst gering und zur Verhinderung von Schlimmerem war dieser letzte Krieg vollauf gerechtfertigt. Es gab auch im Vorfeld Verhandlungen in Rambouillet. Und verglichen mit den Todeszahlen, die unser russischer Friedensfürst anlasslos gerade unter vorgeschobenen, absurden Begründungen in der Ukraine produziert ebenfalls unbedeutend. Und das obwohl Putin, wenn es ihnen aufgefallen ist, in den letzten Jahren, in seinen weltgeschichtlichen Exkursen nie vergisst die Schlimme Pein zu erwähnen, die der Westen den Serben angetan hat – weshalb er sich jetzt an den Amis rächt indem er die Ukrainer und nicht zu vergessen die eigenen Soldaten um ein vielfaches schlimmer metzelt u bombt. Putinscher Manikäsismus. Wenn Sie schon darauf bestehen, dass es kein Mandat gab, dann gestatten Sie mir und anderen darauf hinzuweisen, dass es mit dem sagenhaften protektiven aber immer auch leicht vereinnahmenden russisch-orthodoxen Panslawismus nie ein Mandat gegeben hätte, egal was die Serben mit den Albanern anstellen.

              • @ingrid werner:

                Muss Ihnen ausnahmsweise zustimmen :-)

              • @ingrid werner:

                Ich "versuche" nichts, sondern verweise auf leicht überprüfbare historische und rechtliche Fakten - und die sind eindeutig: einen Militäreinsatz angesichts eines innerstaatlichen (!) Konflikts hätte einzig und allein der UN-Sicherheitsrat legitimieren können. Da es dieses Mandat nicht gab, war der Überfall der Nato ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg, genau wie derjenige Russlands auf die Ukraine. Man kann sich nicht in einem Fall auf das Völkerrecht berufen und es im anderen Fall ignorieren. Letzteres sollte man ohnehin nie tun: ich habe die Frage hier in Diskussionen wiederholt gestellt: Glauben Sie wirklich, es wäre erstrebenswert in einer Welt zu leben, in der jeder Staat per moralischer Selbstermächtigung in einen anderen einmarschieren kann? Man mag hier so sehr davon überzeugt sein, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen, dass man das ausblendet, aber ich erinnere daran, dass auch Andere von der moralischen Richtigkeit ihres Handelns überzeugt sind.

        • @O.F.:

          Üble propagandistische Relativierung des Überfalls auf die Ukraine. Der Unterschied - und das hatten Sie offenbar "vergessen" zu erwähnen: Srebrenica ist wirklich passiert. Die "ethnischen Säuberungen" der Serben sind wirklich passiert.

          • @Kaboom:

            Zu einer zivilisierten und vor allem demokratischen Diskussionskultur gehört auch der Verzicht auf Unterstellungen; es ist traurig, dass ausgerechnet die lautesten Verteidiger des Westens das gerne vergessen.



            Davon abgesehen können Sie es drehen und wenden, wie Sie wollen: der Überfall auf Serbien war nicht durch den UN-Sicherheitsrat legitimiert und damit völkerrechtswidrig; Recht ist Recht und nicht nur dann gültig, wenn es in die eigene politische Agenda passt.

            • @O.F.:

              Zu einer zivilisierten und vor allem demokratischen Diskussionskultur gehört erstmal der Verzicht auf Desinformation und Agitprop. Also der Verzicht auf den albernen Vergleich des grundlosen aktuellen Überfalls Russlands auf die Ukraine mit bisher schon zehntausenden von Toten mit dem Angriffskrieg der NATO auf den Balkan u.a. zur Beendigung von Massakern und Massenmorden. Der Nachweis dieser Massaker und Massenmorde wurde u.a. in Den Haag bei den Prozessen gegen Milosevic & Co. geführt. Der Vergleich dieser beiden Vorgänge dient nur zwei Dingen: Der Rechtfertigung und der Relativierung des Krieges in der Ukraine .

        • @O.F.:

          Es gibt unter Völkerrechtlern auch humanitäre Interventionen ohne UN-Mandat, die als gerechtfertigt betrachtet werden; primär um Verbrechen an der Menschheit (wie Völkermord) zu verhindern bzw. aufzuhalten, die der Sicherheitsrat aufgrund russischer und chinesischer Politik jedoch nicht genehmigt. Das rüttelt zwar an der bisherigen Ordnung, ist aber notwendig. Andernfalls dürften sich Autokratien mit Freunden in Russland und China alles erlauben.

          • @Devil's Advocate:

            Nein, das gibt es nicht; einzig und allein der UN-Sicherheitsrat kann ein Mandat zu einer militärischen Intervention erteilen.



            Allein China und Russland eine Blockadehaltung zu unterstellen, ist in doppelter Hinsicht falsch: erstens würden solche Mandate bisher eben durchaus beschlossen, zweitens schützen die westlichen Staaten im UN-Sicherheitsrat ihre Verbündeten nicht weniger (und sind, auch daran erinnere ich gerne, selbst in schlimmste Menschen- und Völkerrechtsverletzungen verstrickt).



            Eine Revision der gegenwärtigen Regelung ist weder notwendig noch erstrebenswert:der Gedanke an eine Welt, in der jeder Staat per moralischer Selbstermächtigung Krieg führen darf, ist jedenfalls erschreckend.

    • @O.F.:

      "ich frage mich allerdings" lassen Sie mich raten, im ersten Entwurf stand da "aber", das wurde dann in dieses Synonym abgeändert?

    • @O.F.:

      Hätte Ihnen in allem zugestimmt, allerdings hat mich Ihre Formulierung in dem Schlusssatz abgeschreckt, wo Sie von "einer durchaus berechtigten Kritik an Russlands Krieg" sprechen. Das klingt nun wirklich ganz schrecklich verharmlosend. Man sollte die allenthalben aufbrausende, eskalierende Kriegsrhetorik auf jeden Fall vermeiden, anprangern und entlarven, da bin ich voll bei Ihnen, aber trotzdem mindestens von "der bedingungslosen Verurteilung von Russlands Krieg" sprechen. Das ist keine Eskalation, sondern unabdingbar für Klarheit.

  • So hirnverbrannt all das auch klingt, muss man es wohl dennoch bitter ernst nehmen, sind es doch genau jene Scheinargumente mit denen die Invasion in der Ukraine gerechtfertigt wurde. Wenn im russischen Diskurs nun das Narrativ eines sich anbahnenden Genozids an Russ*innen in Deutschland etabliert, ist der Ort der nächsten "Spezialoperation" nicht allzu schwer vorherzusagen.

    • @Ingo Bernable:

      Mal ganz ehrlich, passiert gerade in der Ukraine etwas, was die Nato gefährden kann? Wohl kaum. Es reicht für Tschetschenien oder Georgien, aber ganz bestimmt nicht gegen die restlichen europäischen Staaten. Es reicht ja noch nicht einmal für die Ukraine. Die Nato bekommt mehr Mitglieder und alle sind am aufrüsten.

    • @Ingo Bernable:

      Zwischen uns und Russland liegen Länder, die Russland ohne Atombomben nicht bezwingen kann. Putin beißt sich bereits an der Ukraine die Zähne aus. Und entsprechende Stimmung hat RT DE ja ohnehin schon länger gemacht, da ändert sich also auch nichts.

    • @Ingo Bernable:

      Da dürften Sie leider recht haben.

      Ich hatte mich schon gefragt, mit welchem Narrativ er den Krieg nach Polen weiter begründen will.

      Nun bietet sich das Narrativ quasi von allein an.

      Hier gibt es ja mittlerweile genügend "Zeug_innen" des sich "anbahnenden Genozids".

      Das ist so irre, das kann sich keiner ausdenken.

      • @rero:

        Der Krieg gegen Polen wird mit dem Anspruch Belarus nach einem Ostseezugang via Landverbindung begründet. Dieser berlarusische Anspruch wurde von Putin nochmals bestätigt.



        Putin hat, ähnlich wie Hitler, seine Ansprüche oft, laut und deutlich artikuliert. Europa schafft es nur nicht zu verstehen, das man sich im Krieg befindet. Jetzt.



        Korrekt wäre es jetzt auf Kriegswirtschaft umzuschwenken, Rüstungsfabriken zu bauen und zu rüsten und auszubilden (alle Europäer inkl. der Ukraine), um die Ausweitung evtl. noch abzuwehren.

        • @Theobaldus:

          Was Sie beschreiben, ist das geostrategische Interesse an der Eroberung Polens, und damit haben Sie natürlich recht.

          Daneben braucht er aber für die Durchschnittsrussin ein Narrativ, um den Krieg zu begründen.

          Das wird er mit dem antipolnischen Klischee des Verräters und desjenigen, der einen hinterrücks überfällt, füllen.

          • @rero:

            Wie man aktuell sehr schön sehen kann, kann Putin sich jedes noch so alberne Narrativ schnitzen. Die Bevölkerung glaubt mehrheitlich sowieso alles, was in den Staatsmedien Russlands verbreitet wird. Kritisches Hinterfragen existiert bei der Mehrheit der Leute dort nicht.

    • @Ingo Bernable:

      Es sind auch jene Scheinargumente, mit denen seinerzeit die Intervention im Donbass begründet worden ist. Das Russland Putins hält sich für zuständig für alle russischen Minderheiten - beunruhigend besonders im Hinblick auf die baltischen Staaten.

  • Ich finde aus russischer Ecke kommen momentan die meisten Anzeichen faschistischen Verhaltens. Statt zu jammern einfach mal in den Spiegel schauen und überlegen, was zB das Absprechen des Rechtes auf einen eigenen Staat, der seit einer Weile schon besteht, und einer eigenen Kultur eigentlich anders ist als ein faschistischer Überlegenheitsgedanke.



    Das besondere ist, Deutschland hat aus der Geschichte Lehren gezogen. Seine Nachbarn, besonders die, die unter den Nazis litten, haben nix kapiert, und tragen die Vergangenheit als Feigenblättchen. Manchmal fange ich mich an zu fragen, ob es 33-45 erheblich anders war. Waren alle Nachbarn so unschuldig wie sie heute tun? Oder hatten sie, siehe zB Kolonien, vielleicht fast die gleichen Verhaltensweisen, nur eben epochal mal ausnahmsweise nicht in Europa?



    Und wie kommen wir endlich dahin, dass man alle Menschen mit Respekt behandelt und nicht mit Geschichtskittelei neues Unrecht begeht?

    • @sachmah:

      "Anzeichen"

      Wir haben es in der Ukraine und in Russland nicht mit "Anzeichen" eins bevorstehenden Faschismus zu tun.

      Das Gewitter zeichnet sich nich ab, es donnert und blitzt bereits wie blöde. Millionenstädte werden zerbombt. Menschen auf offener Straße abgeschlachtet. Opposition zum Schweigen gebracht

    • @sachmah:

      Bitte jetzt nicht anfangen sich in deutscher Selbstgefälligkeit zu suhlen. Hier hatte die AFD auch vor 3 Jahren in Wahlumfragen zwischenzeitlich 19 Prozent, hier gab es den NSU und die dubiose Rolle des Verfassungsschutz, hier gibt es immernoch die meisten rechtsradikalen Gewalttaten in westeuropäischen EU-Ländern.

      Hier gibt es immernoch genug Leute die vom Bombenholocaust auf Dresden oder den Ostervertriebenen schwafeln, wenn es um deutsche Täter geht.

      Ein kleines bischen Recht haben Sie natürlich trotzdem. Französische Le Pen Wähler oder Putin-Fans begreifen sich nicht als französische Faschisten und die PIS-partei in Polen nicht als Gefährdung demokratischer Institutionen. Den sie kommen ja aus den Ländern die gegen die Nazis waren....

      • @Alfonso Albertus:

        Und die AfD hat NOCH Umfragewerte bei stabilen 10% (sogar mit wieder leicht steigender Tendenz) … und das trotz nachgewiesener Putin-Nähe, Spendenskandalen, massiven innerparteilichen Querelen, Verfassungsschutz-Debatte und was da sonst noch so wäre.



        Mit Polen und der PiS ist das übrigens so eine interessante Geschichte: zuerst „Kreuzigt sie“ wegen der bedenklichen rechtspopulistischen Entwicklung im Lande, jetzt wieder „Hosianna“, da in vorderster Front gegen Putin-Russland. Dito Erdogan und die Türkei … nur der blitzgescheite Orban in Ungarn hat immer noch nicht begriffen, welches Spiel hier eigentlich gespielt wird.



        Aber im Krieg gilt ja: der Feind (Polen) meines Feindes (Russland) ist mein Freund.

      • @Alfonso Albertus:

        Um das was Sie im letzten Absatz sagen geht es mir. Und bei lePen uns Zemmour mit ihren teilweisen neokolonialistischen Anwandlungen wird mir übel und viel Unterschied zu anderen Herrenmenschen-Untermenschen-Ideologien sehe ich einfach nicht mehr.

        • @sachmah:

          Bei der Putin-Marionette Le Pen könnte ich kotzen.

  • " "Narrativ" der verfolgten Russen"

    Was ist eigentlich geschehen, dass in jedem zweiten Bericht das Wort "Narrativ" verwendet wird, von welchem man vor einem Jahr so gut wie nie gehört hat?



    Bin ich "out", wenn ich es nicht verwende?

    • @Rudi Hamm:

      Damit will man halt deutlich machen, dass man seinen Lyotard gelesen und voll den post-strukturalistischen Durchblick hat. Genauso wie Leute die von Diskurs reden (und natürlich immer ganz genau wissen wo der Unterschied zur Diskussion ist) damit signalisieren wollen, dass sie gern in eine kleine soziologische Fachsimpelei über Foucault oder Mouffe einsteigen würden.

      • @Ingo Bernable:

        Ich habe das Wort ehrlich gesagt seit Terry Pratchett im Wortschatz :-D

        Darüber hinaus hat das Wort seine Berechtigung, insbesondere weil verwandte Begriffe wie "Ideologie" nicht mehr rein deskriptiv verstanden werden, sondern eine Wertung beinhalten

    • @Rudi Hamm:

      Auf jeden Fall sind Sie "out", wenn Sie das Wort out verwenden. Das ist ein ziemliches 90er Narrativ ;)

    • @Rudi Hamm:

      "Bin ich "out", wenn ich es nicht verwende?"



      Nein. :-)

    • @Rudi Hamm:

      Hey, wo sind denn bei euch die Narrative?

      In dem kleinen Schränkchen neben dem Migrationshintergrund.

      • @Jim Hawkins:

        Da hast du einen Punkt.

        *grins* und *würg* und Sehnsucht nach " Da haste recht und sprichst was Wichtiges an!"

        Jeder Zunft ihren Habitus, den Journalist:innen und Publizist:innen der 2020er Jahre ihr Narrativ und ihren Punkt

  • Dieser Tage gehört es in gewissen Kreisen zum "Standardrepertoire", die Kritik an eigenen Positionen mit dem Holocaust zu vergleichen. Neben den Putin-Fans wären da noch die Pegidisten, die Spaziermarschierer etc. pp.



    Und - eher kein Zufall - alle eint eine Nähe zum GRörFaZ

    • @Kaboom:

      Es ist genau dieselbe Selbstmitleidsschiene, exakt.

      Das ist sehr gefährlich, weil so eine Geschichte viele Menschen einlullt, zu Unterstützern macht und zu den unsäglichsten Dingen aufstachelt, weil man sich so leicht damit identifizieren kann. Dass läuft runter wie Honig.

      • @Günter Picart:

        Seh ich auch so. Und hat extrem viele Facetten, das Thema. Eine davon: Leider sterben die letzten "Zeugen" des Holocaust weg. Mir jedenfalls hat vor langer Zeit das, was ein Überlebender erzählt hat, mehr gelehrt als viele Bücher. Das wird fehlen und ist nicht zu ersetzen.

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Danke für den Artikel.

    Nicht umsonst gibt es bei diesen "Protesten" keine Ukraine Fahne, keine Putin-Kritik, keine neue demokratische Russland-Flaggen Weiß-Blau-Weiß.

    Im Grunde genommen sind das Putin-Anhänger die, wenn sie dürften, auch gerne das Z zeigen würden!

  • 6G
    68514 (Profil gelöscht)

    Ich finde es für mich fast unmöglich mir überhaupt ein realistisches Bild von der Situation in der Bevölkerung Russlands zu machen, auch was Diejenigen betrifft die nicht in Russland leben. Nationalismus und Patriotismus empfinde ich als starkes Gift bei der Verständigung untereinander, vor allem da Nationalismus und Patriotismus oft genug die Selbstreflexion verhindern. Das eigene Tun wird da wenig bis garnicht hinterfragt.

  • Was wird passieren, wenn sich das russische Volk als nicht so einfach resozialisierbar zeigt. Selbst in Deutschland sind ja Luegennarrative nicht zu verhindern.



    Die Russen werden sich weiter in eine Opferrolle hineinsteigern, egal wie der Krieg ausgeht.



    Ich bin ziemlich hoffnungslos.

  • "Letztendlich wirkt das Völkermord-Narrativ enthemmend auf Putins Truppen, die – so wie in Mariupol oder in ­Kiewer Vororten – blutige Spuren hinterlassen und inzwischen für Verbrechen verantwortlich sind, die man in Europa nach dem Untergang des „Dritten Reiches“ nicht mehr für möglich gehalten hat."

    Wirklich Herr Friedmann? Gehören Sie auch zu diesem Menschen, die die Kriege im ehemaligen Jugoslawien ausblenden? Darf ich nebenbei an das Massaker von Srebrenica erinnern?

    • @Jan Berger:

      Die Dimension ist eine andere. In Srebrenica wurden ca. 8000 Menschen ermordet. Alleine in Mariupol sollen es aktuell mehrere Zehntausende an zivilen Ermordeten geben, insgesamt dürfte der Krieg Hunderttausende zivile Opfer kosten, wenn nicht Millionen. Es ist mehr als makaber, dem ein paar Schlägereien oder Anfeindungen gegen Russen entgegen zusetzen, die sich als Opfer stilisieren und provozieren. Und wer sich hier in der Freiheit nicht informiert und der Putinschen Propaganda glaubt, der macht sich mitschuldig. Solchen "Opfern" empfehle ich dringend, bitte schnell ins Traumland Russland auszureisen.

      • @Dorian Müller:

        Ich glaube Ihr seid Euch aber eigentlich einig.

  • Autoritäre und Faschisten waren schon immer Snowflakes, das Opfernarrativ ist eine ideologische und psychologische Notwendigkeit, um den eigenen Narzissmus zu legitimieren und um für den machtpolitischen Zweck auch die rücksichtslosesten Mittel zu heiligen.

  • Das ist die Symbolik, die hier die Querdenker etabliert haben. Gibt es noch Zweifel daran, wessen Lied die singen?

    • @Arne Babenhauserheide:

      Da lassen Sie den Querdenker_innen zu viel der Ehre angedeihen.

      Davor wollten bereits Islamisten sich als "die neuen Juden" generieren.

      Putin braucht die deutschen Querdenker_innen nicht, um sich ideologisch zu versorgen.

  • Die Instrumentalisierung des Holocaust und generell eines vorgeblichen "Antifaschismus" hat Tradition. Die Berliner Mauer wurde ja auch einst als angeblicher "antifaschistischer Schutzwall" hochgezogen. Einmal mehr muss man feststellen: Nicht überall, wo "Antifa" draufsteht, ist auch Antifa oder irgendeine menschenfreundliche Sorge vor Gewaltbereitschaft drin.

    • @Winnetaz:

      Nö, das war doch ein antifaschistischer Schutzwall. Gucken Sie sich an, wie das aufgebaut war. Die Grenzanlagen dienten dazu, Grenzübertritte von OSTEN zu verhindern.