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Böhmermann sagt Konzert mit Chefket abIm Stich gelassen

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Jan Böhmermann sagt ein geplantes Konzert mit dem Rapper Chefket ab. Damit knickt er vor Kulturstaatsminister Weimer ein.

Darf nicht auftreten: der Rapper Chefket Foto: POP-EYE / Ben Kriemann /imago

J an Böhmermann knickt ein. Der Satiriker und TV-Moderator gibt dem massiven Druck nach, den vor allem Kultur­staatsminister Wolfram ­Weimer auf ihn und das Haus der Kulturen der Welt in Berlin ausgeübt hatte. Dort hat Böhmermann am Samstag eine von ihm kuratierte Veranstaltungsreihe eröffnet. Darin will er „die politischen, gesellschaftlichen und juristischen Fragen der Gegenwart“ thematisieren. Ein für den 7. Oktober 2025 geplantes Konzert mit dem ­Rapper ­Chefket hat er am Montag kurzfristig abgesagt. Das kommt einer Kapitulation gleich.

Kulturstaatsminister Weimer hatte seinen Unmut über den geplanten Auftritt des Rappers im Vorfeld deutlich kundgetan. Der 38-jährige Şevket Dirican alias Chefket spricht sich in seinen Songs gegen Rassismus und Antisemitismus aus und war sogar schon mit dem Goethe-Institut unterwegs. Auf den Bildern, die er auf seinem Instagram-Kanal veröffentlichte, trug er jüngst aber ein Sporttrikot mit der Aufschrift „Palestine“. Auf Brusthöhe waren darauf zwei kleine Embleme in den Umrissen des Staats Israels und der von ihm besetzten Gebiete in Form arabischer Kalligrafien zu sehen.

Das allein war Weimer schon zu viel: er sieht in dem Motiv „das Existenzrecht Israels infrage“ gestellt, wie er in einem Brief an die Leitung des Hauses der Kulturen der Welt schrieb. Da nützte es nichts, dass Böhmermann auf der Pressekonferenz zur Eröffnung der Ausstellung eilfertig ver­sicherte, er werde sich Weimer schnappen und mit ihm jeden „von der Bühne boxen“, der das Existenz­recht Israels leugne. Auch HKW-Intendant Bonaventure Ndikung bemühte sich, den Staatsminister zu besänftigen. Doch umsonst: Weimer versteht bei dem Thema keinen Spaß.

Schon in seinem Brief an die Leitung hatte er unverhohlen darauf verwiesen, dass er als Leiter des HKW-Aufsichtsrats seinen Einfluss geltend mache. Die Absage des Konzerts dürfte er mit Genugtuung zur Kenntnis genommen haben. Nach Amtsantritt hatte er verkündet, es gelte, „die Korridore des Sagbaren, Erkundbaren und Darstell­baren (…) zu weiten, anstatt sie zu verengen.“ Doch nun hat er deutlich gemacht, was er von der Kunst- und Meinungsfreiheit hält: nichts. Schon als er den Gebrauch gendergerechter Sprache in seiner Behörde untersagte, ging er nach Gutsherrenart vor. Nun schon wieder. Das spricht für ein ­autoritäres Amtsverständnis. Und freut besonders die AfD, die gegen die vermeidlich „linksextreme Kulturszene“ hetzt.

Nicht die erste Ausladung

Die Absage des Konzerts am Haus der Kulturen der Welt fügt sich in eine ganze Reihe von vergleichbaren ­Ausladungen in jüngster Zeit. Denn Künstler und Intellektuelle, die Israels Unterdrückung der Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen und seine Kriegsführung in Gaza kritisch sehen, haben in Deutschland einen schweren Stand. Inwieweit eine Karte des Staats Israels und der von ihm völkerrechtswidrig besetzten Gebiete – des historischen Palästinas – „antisemitisch“ ist, darüber kann man streiten.

Zuletzt wurde die Linken-Parteichefin Ines ­Schwerdtner kritisiert, weil sie in Belgien einen Schal trug, auf dem eine solche Karte abgebildet und sämtliche Städte in Israel darauf mit ihren arabischen Namen aufgeführt waren. Schwerdt­ner entschuldigte sich dafür. Man kann in solchen Karten einen palästinensischen Anspruch auf das gesamte Gebiet sehen, der damit das Existenzrechts eines israelischen Staats negiert. Aber zwingend ist das nicht, denn auch ­solche Abbildungen sind für Interpretationen ­offen.

Zudem sind solche Karten, die das gesamte Gebiet des historischen Palästinas zeigen, auch in Israel sehr verbreitet – allerdings unter umgekehrten Vorzeichen, oft in den israelischen Nationalfarben Weiß-Blau. Die ZDF-Moderatorin Andrea Kiewel etwa trug im Juli 2024 im „ZDF-Fernseh­garten“ eine Halskette mit dem Umriss des Staats Israels, das die völkerrechtswidrig besetzen Gebiete mit einschloss. Die SPD-Politikerin Franziska Giffey und der Grüne Volker Beck standen 2022 schon mal auf einer Bühne der Deutsch-Israelischen Gesellschaft unter einem Transparent mit der Botschaft „I Stand with Israel“, auf der eine Karte eines solchen Groß-Israels prangte. Berufliche Konsequenzen hatte das für sie alle nicht.

Vor diesem Hintergrund wirkt Wolfram Weimers Empörung über die Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani in Gent besonders bigott. Der war dort ausgeladen worden, weil er sich nach Meinung der Veranstalter als Chef des Israel Philharmonic ­Orchestra nicht ausreichend von Israels rechter Regierung distanziert habe. Der Rapper Chefket wird nun in Berlin ausgeladen, um Wolfram Weimer zu gefallen. Vielleicht sollte der belgische Kulturminister den ­Rapper Chefket jetzt nach Brüssel einladen und ein ­Konzert für ihn organisieren – und seine Sorge um die Kunst- und Meinungsfreiheit in Deutschland ausdrücken.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax arbeitet als Themenchef im Regieressort der taz. Er ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus.
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83 Kommentare

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  • Hätte er doch ein T-Shirt mit Deutschland in den Grenzen von 1939 getragen, das ist ungefährlicher.

  • Ach, "für Interpretationen offen" also? Na, dann hätten Sie mal doch interpretiert Herr Bax. So nahliegend ist eine Interpretation, die nicht die Vernichtung Israels bedeutet, offensichtlich nicht. Jetzt wird schon wacher Blick auf oder der Kampf gegen den Antisemitismus als Angriff auf die Meinungsfreiheit gesehen. Was das angeht, ist die Taz echt mal flexibel.

    • @DemianBronsky:

      "Was das angeht, ist die Taz echt mal flexibel."



      Richtig! Denn...



      "Kommune-Richtlinien



      Die Regeln gelten für alle. Wir schränken ohne Vorwarnung und Erklärungen Kommentare und Profile ein, wenn sie gegen die Richtlinien verstoßen.



      4. Persönliche Angriffe auf Autor*innen und andere User*innen sowie Beleidigungen, Diffamierungen, Verleumdungen und diskriminierende Äußerungen anderen gegenüber werden nicht veröffentlicht."

  • Ich finde es enttäuschend, wenn die Grenze zwischen Kritik an der israelischen Regierung und Antizionismus übertreten wird. Das wirkt dann leider so, als hätte man auf einen Vorwand gewartet, auch wenn das im Einzelfall nicht so sein muss. Man sollte die Solidarität mit Israel jedenfalls nicht Typen wie Weimer überlassen.

  • "Denn Künstler und Intellektuelle, die Israels Unterdrückung der Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen und seine Kriegsführung in Gaza kritisch sehen, haben in Deutschland einen schweren Stand."



    In der Publizistik und der eigenen Szene rennt man damit offene Türen ein...



    Hat Merz eigentlich auch einen schweren Stand in Deutschland?

  • Ach, "für Interpretationen offen" also? Na, dann hätten Sie mal doch interpretiert Herr Bax. So nahliegend ist eine Interpretation, die nicht die Vernichtung Israels bedeutet, offensichtlich nicht. Jetzt wird schon wacher Blick auf oder der Kampf gegen den Antisemitismus als Angriff auf die Meinungsfreiheit gesehen. Was das angeht, ist die Taz echt mal flexibel.

  • Ich würde gerne mal wissen, was Bax hier mit Karte des „historischen Palästina“ meint. Um welche Zeit soll es sich denn bei der historischen Epoche handeln? Das britische Mandat minus Transjordanien? Dann haut das ungefähr hin mit den aktuellen Gebieten. Die Provinz Palästina umfasste damals auch Gebiete des heutigen Jordaniens, also kann es die historische Karte nicht sein. Die römische Provinz erstreckte sich von der Sinai bis in Teile der heutigen Türkei. Also wird es diese auch nicht sein. Bleibt ja nur eine Teilkarte des Mandates und hier nur vage von historisch zu sprechen suggeriert eine geschichtliche Tradition dieser Karte, die nicht gegeben ist. Ebenso negiert so ein Wording, dass es sich am Ende eben um die von den Briten definierten Grenzen handelt. Die Karte die wir heute ob nun als israelische oder palästinensisch sehen ist nicht „historisch“ in dem Sinne, in dem wir das verstehen.



    Und zum ganzen Thema Kulturboykott: Ich meine mich zu erinnern, dass Bax die Ausladung vom Festival in Belgien mal wieder mit allen Mittel verteidigt hat. Ich finde beide Ausladungen falsch, aber für jemanden, der Kulturboykott an sich verteidigt ist es mal wieder absolute Doppelbödigkeit.

    • @Maxime Musterfrau:

      Mir ist der Begriff historisch auch negativ aufgefallen. Herr Bax tut in seinen Texten immer so als müssten alle immer alles mitbedenken ist aber selbst völlig einseitig. Das fände ich prinzipiell sogar in Ordnung, ohne ihm Recht zu geben. dann sollte man das jedoch auch zugeben.

  • Man kann in solchen Karten einen palästinensischen Anspruch auf das gesamte Gebiet sehen, der damit das Existenzrechts eines israelischen Staats negiert. Aber zwingend ist das nicht, denn auch ­solche Abbildungen sind für Interpretationen ­offen.

    Ja, das ist sicher auch mit der Flagge des Deutschen Kaiserreichs so. Ich gehe auch immer davon aus, dass die Personen, die diese auf Veranstaltungen schwenken, damit nur ausdrücken wollen, dass Sie einen verklärten Bezug zur Monarchie haben. Jeder, der da an das 3. Reich denkt, soll das bitte erst Mal hinterfragen.

    Der 7. Oktober (der Tag des Überfalls der Hamas) ist Herrn Brax nicht mal eine Zeile wert. Aber das soll guter Journalismus sein, wenn man solche "unwichtigen" Details weglässt?

    Und zu den anderen Personen: Diese standen auf Veranstaltungen unter Bannern, die andere aufgehängt haben. Das T-Shirt hat er aber sicherlich selbst angezogen. Das ist irgendwie ein Unterschied.

    Und es ist auch ein Unterschied, ob man sich nicht ausreichend distanziert hat (also ein fehlendes aktives Tun bemängelt wird) oder ob man aktiv für etwas eintritt (also das aktive Tun angegriffen wird).

  • Tja, wenn es drauf ankommt ist Böhmermann lammfromm.

  • Der AfD ist die Freiheit der Kunst ja schon lange ein Dorn im Auge. Deshalb hat sie für Herrn Weimer dankenswerterweise etwas Vorarbeit geleistet.

    Aus Drucksache 21/1412 v. 29.08.25 Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD:

    Frage AfD

    Wer legt die inhaltliche Ausrichtung des Programms des HKW fest?

    Antwort Bundesregierung

    Die künstlerische Arbeit des HKW wird durch die jeweilige Intendanz festgelegt. Das Grundgesetz schützt die Freiheit der künstlerischen Entscheidungen

    Frage AfD

    Welche Aufsichtsrechte besitzt die Bundesregierung für den Fall, dass die Darstellungen, Inhalte und Formate von Jan Böhmermann die Grenzen des Rechts und des respektvollen Miteinanders überschreiten?

    Antwort

    Die Bundesregierung respektiert die Autonomie der Kultureinrichtungen, deren Leitungen für ein respektvolles Miteinander in ihrem Verantwortungsbereich Sorge zu tragen haben. Es gelten die Regelungen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland.

    Und nun noch ein Originalzitat von Herrn Weimer:

    „Können wir nicht frei, entspannt und vielfältig unseren kulturellen Raum definieren.“

    Wäre schön, wenn er sich selbst daran hielte.

    • @Klabauta:

      Bei der Absage sagten die Veranstalter- Herr Bax wird das einfach vergessen haben - nun aber:

      "Wir sehen und hören den Einspruch insbesondere auch von jüdischer Seite gegen den Konzertabend am 7. Oktober 2025. Diesen Einspruch nehmen wir ernst«.

      Scheinbar war Weimer ihnen gar nicht so wichtig.

      Die "jüdische Seite" - vermutlich eine jüdische Gemeinde oder der Zentralrat - als Speerspitze und Wegbereiter der AfD, um die Freiheit der Kunst im rechten Sinne einzuschränken?

      Ich weiß nicht, Ihr Gedankengang überzeugt mich nicht.

  • Was in Gaza passiert ist schrecklich und Widerstand gegen das Vorgehen der israelischen Regierung notwendig.

    Trotzdem finde es merkwürdig, dass das Konzert am 7. Oktober stattfinden sollte, dem Jahrestag des brutalen Angriffs der Hamas auf Israel. Und dass die Bedeutung dieses Datums im Kommentar keine Erwähnung findet.

    • @resa:

      Habe gerade nochmal nachgeschaut, da ich beim ersten lesen das Datum übersehen habe. Dieses Datum hat natürlich eine andere Bedeutung, und bei aller Solidarität mit den Palästinensern könnte man doch trotzdem den Zusammenhang erwähnen.

  • Plötzlich ist der Kampf gegen Antisemitismus also ein Angriff auf die Meinungsfreiheit und ein deutscher Minister, der mit einem offen antisemitischen Rapper nicht auf der Bühne stehen will ist jetzt autoritär...



    Hufeisen, ick hör dir trappsen.

    • @Samvim:

      Gut formuliert. Volle Zustimmung.

  • "Es ist schlimm genug, dass der antiisraelische Mob mittlerweile das Berliner Straßenbild beherrscht - denn die 'Proteste' gegen Israel entladen sich vor allem gegen Juden und jüdische Einrichtungen in Berlin."

    Das schreibt sich so selbstverständlich pauschal aus einem tiefen, nicht weiter reflektierten antisemitischen Reflex.



    Der - das ist das bösartige am Antisemitismus des ersten Viertels des 21. Jahrhunderts -



    sich als "Kampf gegen den Antisemitismus" versteht und behauptet.

    Ich bin ganz überzeugt: Aus tief empfundenen ehrlichem Herzen, eine Bollwerk gegen Antisemitismus zu sein.

    Stimmt aber nicht. Gefühle hat man. Können einen aber täuschen.

    Antisemitismus ist, die Gesellschaft Israels, den jüdischen Kulturkreis in der Welt, an die Praxis und Existenz einer ganzen Kette israelischer Regierungen zu binden, die seit 30 Jahren die Agenda des Mörders von Jitzchak Rabin und seines Milieus erfüllen.

    Zumal es nicht einmal im Ansatz über Verantwortung spricht, weshalb der jüdische Kulturkreis in den Gesellschaften Europas immer noch als Existenz gilt die so wenig sicher ist, dass er sich besser in einer Geografie drängt, die ihn gar nicht bewältigen kann.

    • @Elise Hampel:

      Steile These: Dass der Kampf gegen Antisemitismus gleichbedeutend mit der Unterstützung der jeweiligen israelischen Regierungen sei. Dass diese ausnahmslos (es waren nicht nur Likud-Regierungen) die "Agenda des Mörders von Jitzchak Rabin und seines Milieus erfüllen" grenzt an Verleumdung.



      Und wieso soll eine friedliche (Ko-)Existenz Israels im "arabischen Raum"(?) nicht möglich sein?

    • @Elise Hampel:

      Wenn ich Sie recht verstehe, geht es Ihnen um die Unterscheidung zwischen Israel und der israelischen Regierung bzw. noch genauer den verschiedenen Richtungen, von denen Israel regiert wird, unter denen es die "ganze[n] Kette israelischer Regierungen [zu binden], die seit 30 Jahren die Agenda des Mörders von Jitzchak Rabin und seines Milieus erfüllen" gibt.



      Da nun aber der zitierte Satz zwischen Israel und "Juden und jüdische[n] Einrichtungen in Berlin" unterscheidet - diese Unterscheidung ist die Intention des Satzes -, bleibt von der Vermischung nur noch übrig, zwischen Israel und der israelischen Regierung bzw. den unterschiedlichen Regierungen zu wenig zu unterscheiden. Wollen Sie dies wirklich als Antisemitismus hinstellen?



      Ich verweise darauf, dass üblicherweise die Politik der Regierung und das Land in unserer Sprache gleichgestellt werden: Russland hat im UN-Sicherheitsrat ein Veto eingelegt, Spanien erkennt den Staat Palästina an, die USA haben das Atomabkommen mit Iran gekündigt; sowas sind gängige Formulierungen, wiewohl es immer die Regierung ist, die für das Land entschieden hat.



      Sorry, ich sehe darin keinen Antisemitismus. Oder meinen Sie was anderes?

  • Ob es auch für Interpretationen offen wäre, wenn Erika Steinbach einen Schal mit den Umrissen Deutschlands in den Grenzen von 1930, in dem die Namen heutiger polnischer und russischer Städte auf Deutsch verzeichnet sind, trüge?

    • @Suryo:

      Man kann das noch weiter treiben: Was wäre, wenn sich, sagen wir mal, der Bund der Vertriebenen (also Schlesier, Sudetendeutsche, Banater Schwaben,



      Bessarabien Deutsche, etc.) unter Beifall oder zumindest Duldung von fast 3/4 der Deutschen bewaffnet hätte, seit Jahrzehnten die ehemaligen Siedlungsgebiete mit Raketen beschießen würde und zu schlechter Letzt 1200 Polen abgeschlachtet und Hunderte von ihnen als Geiseln ins untertunnelte Berlin verschleppt hätte? Ob die wohl auch auf Solidaritätsbekundungen hoffen könnten?

    • @Suryo:

      Da wie im Artikel beschrieben Frau Klöckner, Herr Beck und Frau Kiewel ähnliches gemacht haben, ohne Probleme zu bekommen, wahrscheinlich nicht. Ebenso erklärt man ja bis heute seine Nibelungentreue zu Israel obwohl es bis heute seine Grenzen nicht definiert hat und wir in den Fall von einer Wirklichkeit und keiner Fiktion sprechen.

      • @Moritz Pierwoss:

        Von Frau Klöckner steht da aber nichts.

      • @Moritz Pierwoss:

        Selbstverständlich hätte das einen riesigen Skandal ausgelöst, gerade auch hier in der Taz. Ein solcher Schal wäre als mindestens revisionistisch Interpretiert worden, die polnische Botschaft hätte sich gemeldet und in Polen hätte es einen Aufschrei gegeben.

        Es wäre natürlich NICHT „für Interpretationen offen“ gewesen.

  • Dafür, dass der Autor vehement die arabische (nicht zwingend die palästinensische) Position verteidigt und korrektes Wissen für aich in Anspruch nimmt, scheint eben dieses Wissen um den tatsächlichen Antisemitismus und Antizionismus in der arabisch und islamisch geprägten Welt recht dünn bzw. werden diese stets entschuldigt. Das Existenzrecht Israels nicht anzuerkennen ist von der Türkei bis Somalia Standard - nicht offiziell natürlich! Aber in den berühmten Nebensätzen. Ich saß schon im Antirassismusworkshop und bekam eine Karte von Syrien mit allen Nachbarstaaten - oh, bis auf diesen einen da unten, der war einfach nicht da.



    Ein Palästina in den Grenzen Israels und Palästinas gibt keinen Interpretationsspielraum - aber natürlich kann man drüber diskutieren, wie es zu der Haltung kommt und wie eine Lösung aussehen könnte. Und das tun auch Menschen im innermuslimischen Kontext (s. Murat Kayman letztens in der taz etc.).

    • @hierbamala:

      Könnte damit zusammenhängen, dass bis heute niemand weiß, in welchen Grenzen dieses Israel sein soll. Israel hat bis heute seine Grenzen nicht definiert und den Golan völkerrechtswidrig annektiert, genau so wie Ostjerusalem. Soll das anerkannt werden? Existieren tut ja Israel ja schon, egal wer das anerkennt oder nicht.

      • @Moritz Pierwoss:

        Ich glaube nicht, dass es damit zusammenhängt. Ich habe zu meiner Schulzeit in den 70er Jahren im TV oder Zeitungen immer Karten gesehen, in den Israel in den Grenzen vor dem 6-Tage-Krieg abgebildet war. Der Golan, Gaza, Westbank und damals auch der Sinai waren in den Farben Ägyptens, Syriens und Jordaniens markiert, aber durch Schrägstriche und manchmal einen Hinweis als besetzte Gebiete ausgewiesen. So, wie in meinen ersten Schulatlanten Pommern, Ostpreußen und Schlesien noch mit Schraffur und dem Zusatz "z. ZT. unter polnischer Verwaltung" gekennzeichnet waren.

        Solche Karten könnte man auch 2025 anfertigen, wenn man wollte. Aber möglicherweise will man nicht, weil man auch das Israel in den Grenzen von 1967 von der Landkarte streichen möchte.

  • Könnte das alles Teil von Böhmermanns Ausstellung sein? Dass die Absage inzeniert ist?

    • @Mits:

      Genau das war auch mein erster Gedanke beim Lesen des Artikels. Da wird noch was nach kommen. So ist man das von Böhmermann ja schließlich gewohnt.

  • Seit der Gründung des Staates Israel wurden die Palästinenser verfolgt, vertrieben und getötet – das ist eine Tatsache. Die Entstehung der Terrororganisation Hamas war eine Reaktion auf Israels anhaltende Weigerung, das Recht auf einen palästinensischen Staat anzuerkennen.







    Israel hat kein Recht, seine Kolonisationspläne fortzuführen.

    Ebenso absurd ist es jedoch, Israel das Existenzrecht abzusprechen. Deshalb hat Böhmermann sich geweigert.

    • @Andreas Flaig:

      Von pro-israelischer Seite wird oft eingewandt, dass Israel ja so viel unterstützt, Wasser und Strom nach Gaza geliefert hat, vor den Bombenangriffen warnt, humanitäre Hilfe bereitstellt usw. Mal abgesehen von der Frage, wie weit das richtig ist, ist es in dem Bereich, wo diese Aussagen zutreffen, immer noch ein abhängig-Halten der Palästinenser*innen. Ähnlich, wenn - wie kürzlich hier zu lesen war - Israel f. d. palästinensische Autonomiebehörde die Geldbeträge einnimmt und überweist. Das palästinensische Volk bleibt somit Objekt israelischen Handelns und wird nicht Subjekt. Und das seit Jahrzehnten.

    • @Andreas Flaig:

      Was Sie hier als Tatsache verkaufen wollen, ist aber nur Ihre Sicht der Dinge.



      Die Palästinenser haben oft genug das Angebot auf einen eigenen Staat bekommen, sie haben dies immer mit Gewalt beantwortet. Das können Sie gerne noch einmal recherchieren.

      "Die Entstehung der Terrororganisation Hamas war eine Reaktion auf Israels anhaltende Weigerung, das Recht auf einen palästinensischen Staat anzuerkennen."

      Die Entstehung der Hamas ist die Weigerung Israel anzuerkennen und die Absicht alle Juden zu töten oder zumindest zu vertreiben.

    • @Andreas Flaig:

      Das Gegenteil ist richtig. Seit 1946 wurde Israel von den arabischen Nachbarn angegriffen, die außer Gewalt und Terror nichts auf die Kette kriegen. Gaza ist seit 2006 selbstständig, bekommt Milliarden aus aller Welt und ein eigenes Hilfswerk der UNO. Was haben die draus gemacht? Nichts, außer Bomben, Tunnel und Raketen bauen, Waffen schmuggeln. Industrie, Wirtschaft, Tourismus? Nix, gar nix. Armseilig.

      • @Benjamin Schmidt:

        Ebenso wie bei Israel sollte hier zwischen dem Volk und der "Regierung" bzw. Leitung (die die Hamas 2007 an sich gerissen hat) unterschieden werden. Die Hamas ist nicht "die Palästinenser", die Palästinenser*innen sind nicht die Hamas.



        Auf beiden Seiten, Israel und Palästina, hat eine Radikalisierung stattgefunden. Ich würde die Hamas ebenso wie Teile der heutigen israelischen Regierung faschistoid wenn nicht offen faschistisch einordnen.



        Und die UN-Erklärung 181 von 1947 verstehe ich so, dass sowohl Israel als auch Palästina das Recht auf einen eigenen Staat zugesprochen wurde. Beiden Seiten. Es geht nicht an, sich davon nur die eine Hälfte rauszupicken, wie Israel es gewöhnlich tut.



        Aber letztendlich sind dies alles Fragen von "die hätten das damals anders machen sollen", hätte hätte Fahrradkette. Und was können wir heute tun? Richtung Frieden und Verständigung, meine ich.

  • Es wäre schön, wenn sich der Herr Kulturstaatsminister auch um das Existenzrecht der Palästinenser "sorgen" würde.

    • @Il_Leopardo:

      Bis auf ein paar Rechtsradikale bestreitet niemand das Exitenzrecht der Palästinenser, das eines Staates Palästina schon mehr, im Gegensatz zum Staat Israel existiert ein solcher aber bisher nicht.

  • " Vor diesem Hintergrund wirkt Wolfram Weimers Empörung über die Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani in Gent besonders bigott. "

    Das bringt es auf den Punkt und das gilt für die ganze CDU/CSU-Riege um Merz/Spahn/Linnemann/Klöckner, die gerade dabei ist, weit nach rechts abzudriften.

  • Bezüglich der Grenzen Israel sind sich Weimer und Böhmermann sicherlich einer Meinung. Warum das Verhalten deshalb "Einknicken" genannt wird ist mir schleierhaft.

    • @Rudolf Fissner:

      Daniel Bax will damit den Eindruck erwecken, dass es eine Entscheidung wider bessere Wissen gewesen sei, aus Angst vor der Autorität des Staatsministers.



      Halte ich für extrem unwahrscheinlich. Böhmermann & Crew, sowie das HKW werden einfach erkannt haben, dass der Auftritt am 07.10. keine gute Idee war.

  • "...auf der eine Karte eines solchen Groß-Israels prangte. Berufliche Konsequenzen hatte das für sie alle nicht"

    Herr Bax, sind sie mit dem Vergleich der Meinung, dass das Ausradieren des Westjordanlandes u.a. ( und sei es ach nur gedanklich vorweggenommen auf Karten) keinerlei Konsequenzen haben sollte und für die Entwicklung einer friedlichen Koexistenz von Palästinensern und Israelis förderlich ist?

  • Ich frage mich immer wieder, ob es diesen Bekenntnis-Fetischismus braucht.



    Bekennst du dich dazu, dass die Hamas eine Terrororganisation ist?



    Bekennst du dich zum Existenzrecht Israels als souveräner Staat incl. Selbstverteidigungsrecht?



    Bekennst du dich dazu, dass in Gaza ein / kein Völkermord stattfindet?



    Distanzierst du dich von dem Handeln der Regierung Israels?



    Distanzierst du dich vom "the river to the sea"?



    Widersagt ihr dem Bösen? Widersagt ihr dem Satan, als dem Urheber des Bösen? (genauer in de.wikipedia.org/w...nuntiatio_diaboli)



    Es spaltet und polarisiert, wenn es nur noch ein Ja oder Nein gibt, es erschwert Dialog und Empathie und die Suche, wie wir heute gut miteinander umgehen und zusammenleben können.

    • @Brombeertee:

      Richtig, und: Können wir diese eigene Besessenheit von Israel als dem Bösen ablegen? Können mehrheitlich arabisch-muslimische Staaten mit einen jüdischen Staat leben als Nachbar? Können sie dessen Bewohnern glaubhaft die Angst nehmen, ausgelöscht zu werden?



      Schwarzweißdenken muss auf allen Seiten weg.

    • @Brombeertee:

      Nein, diesen "Bekenntnis-Fanatismus" bräuchte es nicht. Es wäre albern, zu verlangen, man müsse erst die Hamas verdammen, bevor man die israelische Seite kritisieren "darf".

      Aber es gibt auch hier in diesem Forum Leute, die sich nur mit israel-kritischen Beiträgen zu Wort melden. Dass da dann mal nachgefragt und eine klare Distanzierung vom arabisch-islamischen Terror erhofft wird, ist für mich doch nachvollziehbar.

      Es gibt auch Leute, die eine sehr dezidiert pro-israelischen Standpunkt vertreten. Aber die meisten von ihnen schreiben auch zu anderen Themen, daher würde ich bei ihnen einen weniger strengen Maßstab anlegen. Ist aber nur meine private Meinung.

  • "Man kann in solchen Karten einen palästinensischen Anspruch auf das gesamte Gebiet sehen, der damit das Existenzrechts eines israelischen Staats negiert. Aber zwingend ist das nicht, denn auch ­solche Abbildungen sind für Interpretationen ­offen."

    Ähm, nein. Das ist exakt das Gleiche, wie die Darstellung ein Karte Israels inklusive der besetzten Gebiete mit hebräischen Namen. Natürlich wird da ganz klar ein Besitzanspruch auf den Lebensraum eines anderen souveränen Volkes formuliert. Beide Versionen bilden das Gegenteil einer Zweistaatenlösung ab. Tut mir Leid, aber wer glaubt, dass das ohne größere Verrenkungen anders interpretierbar ist, dem würd ich entweder grobe Oberflächlichkeit oder schlicht Unehrlichkeit unterstellen. Und bei Jemanden, der nach all den öffentlichen Debatten zu diesem Thema immer noch nicht verstanden hat, wo der Unterschied zwischen völlig legitimer und notwendiger Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung und dem Infragestellen des Existenzrechts Israels liegt, da hätte ich auch Zweifel, ob der an so einem Datum auf öffentlicher Bühne angemessen damit umgeht. Was ist eigentlich so schwer dran, Solidariät oder Protest zu äußern, ohne solchen Kram?

  • Das "Denkmal der Schande" war auch für Interpretationen offen, immerhin hatte Höcke gesagt, dass wir die einzige Nation sind, die der Schande ein Denkmal setzt. Aber er hat sich natürlich bewusst so geäußert, dass es doppeldeutig war - und genau so sehe ich das hier auch. "Dogwhisteling".

  • Chefket zeigt enormes soziales Engagement, ist sogar fürs Goethe Institut tätig: "Deutsch lernen mit Musik" heißt sein Kurs für Schüler. Nun also auch canceln, weil der Politik seinem T-Shirt Antisemitismus vorwirft?



    Jeder interpretiert ins T-Shirt herein, was er will, ohne zuvor mit dem Musiker gesprochen zu haben.



    Aktuell auch Claudius Seidel in der SZ, der Böhmermanns Berliner Ausstellung abmeiert.



    Dass Chefket ein fragwürdiges T-Shirt trägt, darüber hätte doch während der Austellung diskutiert werden können, zumal die renommierte Journalistin Wiedemann gerade im Deutschlandfunk eine kritische Debatte zur Staatsraison mit Israel im forderte.

    Hamas-Versteherin wird sie dafür im Internet diffamiert.



    Wiedemann betont, dass sie sich dafür schäme, wie unzulänglich deutsche Medien über den Krieg in Gaza berichteten.







    Böhmermann knickt vielleicht ein, weil das ZDF zurzeit mit seiner Firma über massive Kürzung seiner ZDF-Sendungen verhandelt. Und das trotz seinem enormen Erfolg bei der jungen Zielgruppe.

    Der Wind weht scharf von Rechts aus Politik und Rundfunkrat im ZDF gegen Böhmermann. Streicht er deshalb freiwillig die Fahne der freien Kunst in Berlin?

    • @Lindenberg:

      Wären Sie auch so nachsichtig, wenn jemand so locker flockig ein T-Shirt mit nem Hackenkreuz tragen würde?



      Oder, wie hier schon geschrieben wurde, vielleicht mit Deutschland in den Grenzen von 1914?

  • Trumpismus eben. Das, was man anderen vorwirft, praktiziert man dann mit dreistem Augenaufschlag selbst und ist auch noch stolz drauf.

  • Böhmermann und Chefket hätten ihr Konzert ja an eine andere Örtlichkeit verlegen können.



    Unsere Demokratie muss das aushalten.



    Das Haus der Kulturen der Welt aber ist nicht irgendein Gebäude, es liegt gegenüber des Bundeskanzleramts und in einer Sichtachse mit dem Reichstag, dem Paul-Löbe-Haus und dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus.



    Es ist schlimm genug, dass der antiisraelische Mob mittlerweile das Berliner Straßenbild beherrscht - denn die 'Proteste' gegen Israel entladen sich vor allem gegen Juden und jüdische Einrichtungen in Berlin.



    Darüber könntet ihr mal berichten.



    Für alle die es vergessen haben: Israel ist deutsche Staatsräson!



    Das heißt freilich nicht, dass man wortlos jegliche Vorgehensweisen der israelischen Regierung tolerieren oder gar positivieren muss, dass heißt aber definitiv, dass jüdisches Leben in Deutschland geschützt werden muss.



    Unverhandelbar. Für immer. Das ist deutsches Erbe. Das ist Staatsräson.



    Und genau deshalb darf Hetzern die 'from the river to the sea' propagieren keine Bühne geboten werden. Denn unter dem Vorwand des Protests gegen Israel entlädt sich schon seit langem vor allem antisemitischer Hass von Linken und arabischen Migranten gegen Juden.

    • @Saskia Brehn:

      Eben. Hier regt man sich über die Absage eines Konzertes auf.

      Warum wird nicht mindestens genauso oft thematisiert, dass ALLE jüdischen Einrichtungen in Berlin 24/7 Polizeischutz brauchen und jüdische Menschen ihr Jüdischsein verbergen, um nicht auf der Straße angegriffen zu werden?

    • @Saskia Brehn:

      Hätte nicht gedacht, daß ich ihnen mal widersprechen muß, Saskia. Aber: Kritik am Staat Israel hat nichts mit Antisemitismus zu tun. Da muß man schon sauber trennen.



      Jüdisches Leben muß geschützt werden, klar. Genauso wie jedes Leben. Auch das hat nichts mit der aktuellen Politik des Staates Israel zu tun. Hier regt man sich über eine rechtskonservative Partei auf, aber die ultrarechte Regierung Netanyahu unterstützt man - das paßt nicht zusammen.



      Zuletzt noch ein Stich ins Wespennest: Was unsere Vorfahren während des Hitler-Terrorregimes des Juden angetan haben, ist grausam, unerträglich und sollte nie vergessen werden. Aber wie gesagt, es waren unsere Vorfahren, das ganze ist nun schon fast ein Jahrhundert her. Wir haben bewiesen, daß wir diese entsetzliche Zeit aufgearbeitet haben. Aber nach fast einem Jahrhundert sollte diese Schuld unserer Vorfahren nicht mehr unsere Politik ggü. Israel beeinflussen. Netanyahu ist vom Europäischen Strafgerichtshof verurteilt worden, und wenn er nach Deutschland kommt, muß er festgenommen werden. Sonst können wir den Strafgerichtshof auflösen.

      • @Debaser:

        Sie haben die Taten Ihrer Vorfahren aufgearbeitet? Sie wissen was Ihre Vorfahren getan haben? Dass sie aktiv mitgemacht haben? Oder eben passiv das gleiche dachten? Weil wenn ich von meinem Nazi Uropa erzähle, dann ist da immer schweigen. Habe noch nie jemanden getroffen, der von seinem Vorfahren erzählen kann. Was die gemacht und getan haben. Selbst mein anderer Uropa, der in der SA war und "im Krieg blieb" wurde z.T. von meinen Großeltern verklärt. Die meisten Deutschen haben sich schon kurz nach dem Krieg von ihrem Handeln in den 30ern abgeschnitten und das gar nicht aufgearbeitet. Ansonsten hätten wir das Problem mit der AfD nicht oder zumindest hätten wir keine CDU, die die AfD stärkt dadurch dass sie so tut als wären ihre Aussagen irgendwie nicht faschistisch oder rechtsextrem. Friedrich Merz und Co. Sollten sich Mal damit befassen was ihre Vorfahren getan haben und was sie darauf lernen sollten.

        Ich stimme Ihnen aber zu, dass die Vergangenheit nie dafür zu missbrauchen ist bei Genozidalen Aussagen und Handlungen wegzusehen oder passiv daneben zu stehen!

      • @Debaser:

        Zunächst ist der Strafgerichtshof ein internationaler und kein europäischer.



        Netanjahu ist auch nicht verurteilt, sondern es ist ein Haftbefehl erlassen worden.



        Soviel Genauigkeit sollte schon sein.

      • @Debaser:

        "Aber nach fast einem Jahrhundert sollte diese Schuld unserer Vorfahren nicht mehr unsere Politik ggü. Israel beeinflussen. "

        Sehe ich anders. Nur sollte ebenjene Schuld unsere Politik gegenüber *allen* Menschen und Staaten bestimmen, nicht nur gegenüber Juden und Israel.



        Das wäre Verantwortungsethik im Gegensatz zu Gesinnungsethik, wie wir sie derzeit beobachten können.

    • @Saskia Brehn:

      Frau Merkel sprach von Staatsräson, für mich spricht sie nicht. Für mich sind Frieden und Freiheit ALLER Menschen Staatsräson

  • Ist das die Cancel Culture, von der immer so viel gereded wird?

  • " Vielleicht sollte der belgische Kulturminister den ­Rapper Chefket jetzt nach Brüssel einladen ...– und seine Sorge um die Kunst- und Meinungsfreiheit in Deutschland ausdrücken."

    Tut mir leid, aber hier geht es eben nicht um Kunst- und Meinungsfreiheit. Chefket kann singen was er will, aber eben nicht bei Veranstaltungen in vom Staat finanzierten Kulturzentren. Da hat die Regierung das Hausrecht und kann verlangen dass es eingehalten wird. Wer hier mit Kunst- und Meinungsfreiheit argumentiert, will den Staat einseitig instrumentalisieren. Unter einem gut klingenden Vorwand. Genausogut könnte eine Rechtsrockband verlangen im Haus der Kulturen aufzutreten, unter dem Vorwand der Kunstfreiheit. Wäre das ok??

    • @Gerald Müller:

      Danke, genauso ist es. -

  • Wieso googelt man nicht vorher, ob ein potentieller Gast oder Künstler irgendwas vermeintlich problematisches gesagt oder getan hat? Und überlegt sich im Voraus, ob man mit solchen Personen arbeiten will. Dann muss man aber auch an dem Gast festhalten, wenn es etwas Aufregung gibt. Diese Ausladungen beim kleinstes Widerstand sind einfach peinlich.

    • @gyakusou:

      Was ist wahrscheinlicher? Dass Böhmermann einen Künstler einläd, den er nicht mal gegoogelt hat und nicht weiß, was der Typ von sich gibt? Oder dass Böhmermann ihn selbstverständlich gegoogelt hat und ganz bewusst eingeladen hat, WEIL der Typ dieses Zeug von sich gibt?

      • @Morrad Mo:

        Was hat "der Typ" denn von sich gegeben???

        Es gibt 2 Fotos, mehr nicht. Soll man also jetzt jedes Foto und jede öffentliche Äußerung eines Menschen vorher ermitteln und einordnen, damit man ihn einladen kann.

        Was chefket vorgeworfen wird, ist, sich 2 mal falsch gekleidet zu haben und es im Netz gezeigt zu haben. Ich gehe stark davon aus, dass er es aus SOLIDARITÄT mit gaza und nicht aus HASS auf israel angezogen hat.

        Der Typ hat sich wahrscheinlich mehr für Toleranz ggü. menschlichem Leben eingesetzt als 90% der deutschen. Aber nein, es wird direkt das schlimmste vermutet\unterstellt. Und mit der Ausladung wird auch indirekt die schlimme Vermutung bestätigt.



        So geht Diskurs im aufgeklärtesten Jahrhundert ever.... Entschuldigt die Polemik, ich kann nicht anders manchmal.



        Wer meint das Chefket Antisemit ist, der meint auch Merz würde sich für die schwächsten der Gesellschaft interessieren, so wie ein ordentlicher Christ.

  • Das nennt man in der Alterskohorte vorauseilenden Gehorsam.Gott,müssen die in der Schule indroktiniert worden sein sich ja nicht kritisch (kritisch heißt nicht Antisemitismus ) gegenüber dem Staat Israel zu aüßern. Erlöse uns vor der Herschafft der alten Männer (es gibt zwar viele coole Alte,anscheinend nur nicht mehr in der CDU/CSU).

    • @Jan Bohrmann:

      Kluge Erkenntnis. Was aber wenn die alten Männer mit den Ländereienansprüchen und dem Vorauseilendem die Oberhand gewinnen? Dann sucht sich Böhmi einen neuen Job, oder geht mit genug Geld in Rente? Was ist das für ein Kulturstaatsminister der Kultur nicht kann? Kann sowas weg? Schon wieder Geld gespart im Bundeshaushalt, oder was?

  • Mmmh,



    mal wieder werden die Dinge mit unterschiedlichem Maß gemessen.



    Was mit viel bösem Willen als kritisch gegenüber dem Existenzrecht Israels gelesen wird, wird verboten, offene illegale Annexionsandrohungen (und Durchführungen ) seitens der israelischen Regierung werden toleriert.

    Schade, aber für die Meinungsfreiheit (von Kunst war ja noch nicht einmal die Rede) ist die CDU offenbar kein guter Partner.



    War sie das eigentlich jemals?

    Ich frage mich manchmal , was von der "deutschen Leitkultur" von die CDU selber eigentlich noch mitträgt.

    • @Sonntagssegler:

      Nennen Sie eine einzige Person aus der Kulturszene, die "Annexionsandrohungen" unterstützt und noch nennenswerte Nachfrage hat, also Nachfrage außerhalb von Israel. Im Gegenteil reicht es ja nicht einmal, sich klar davon zu distanzieren, um trotzdem ausgeladen zu werden.

      • @Dr. McSchreck:

        Im Text werden Beispiele genannt. Einfach noch mal lesen.

        • @Systemknecht:

          Dass Volker Beck oder Frau Giffey zur Kulturszene gehören würden und Veranstaltungen mit ihnen Eintritt kosten, wäre mir neu. Frau Kiewel könnte man unter einen weiten Kulturbegriff fassen, ob sie allerdings überhaupt weiß, wo die regulären Grenzen Israels verlaufen, weiß ich wiederum nicht.

    • @Sonntagssegler:

      "Kritisch gegenüber dem Existenzrecht Israels" - das ist ja an sich schon eine sehr drollige Formulierung. Man kann es aber auch als das benennen, was es tatsächlich ist, nämlich als schlichten Euphemismus für Vernichtungswünsche. Und wer mit einer Karte herumläuft, auf der Israel schlicht nicht vorkommt - da muss man sich schon sehr ahnungslos stellen, um da zu irgendeiner anderen Interpretation zu kommen.



      Wolfgang Weimar zeigt im übrigen nur die erfreulich klare Kante gegen Antisemitsismus, die in Sonntagsreden immer wieder beschworen wird, die aber gerade seine unmittelbare Amtsvorgängerin so schmerzlich hat vermissen lassen.

    • @Sonntagssegler:

      "Schade, aber für die Meinungsfreiheit (von Kunst war ja noch nicht einmal die Rede) ist die CDU offenbar kein guter Partner. War sie das eigentlich jemals?"

      Nein. Wer glaubt, er könne mit der CDU gegen Antisemitismus kämpfen oder auch nur gegen Faschismus, der glaubt auch, dass man Wölfe zu Vegetariern machen kann.

      Das einzige, um was es der CDU (oder auch Trump) bei ihren dümmlichen Antisemitismus-Konstruktionen geht, ist, a) ihre politischen Gegner aus dem linken und demokratischen Lager politisch zum Schweigen zu bringen und b) politische sowie moralische (=menschenrechtliche) Kategorien umzuwerten.

      Um mehr geht es denen nicht, aber auch nicht um weniger. Ein echter Satiriker @Böhmi sollte das wissen!

  • Will man wirklich am 7. Oktober einen Rapper auftreten lassen, der T-Shirts mit Palästina from the river to the sea trägt?

    Wer die Absage als Kapitulation tituliert, stellt sich selbst in eine seltsame Ecke.

    • @Querbeet:

      Danke, so ist es.

  • Ich persönlich bin ganz froh darüber, dass nicht jeder ein so viel Verständnis für Antisemitismus hat wie Herr Bax. Allein schon der hinkende Vergleich: Lahav Shani wurde ausgeladen weil er Israeli ist und nicht weil er Kleidungsstücke trug auf denen ein Großisrael ohne Palästina propagiert wurde.

    • @Fran Zose:

      Lahav Shani wurde ausgeladen, weil er sich nicht vom Genozid seiner Regierung distanzieren wollte. Das gleiche ist mit einem russischen Dirigenten passiert bei dem selben Veranstalter. Der wurde dann aber nicht nach Deutschland eingeladen.

      • @Moritz Pierwoss:

        Niemand muss sich präventiv für etwas erklären, was er oder sie sich nie zu eigen gemacht hat.



        Dieser "Bekenntniszwang" gegenüber Israelis: "Distanziere dich gefälligst vom Genozid deiner Regierung" hat selbst etwas Unheimliches.



        Dass Ähnliches mit russischen Künstlern gemacht wurde, war genauso falsch.

    • @Fran Zose:

      Lahav Shani wurde ausgeladen weil er eine Funktion im isr. Staat inne hat. Somit ist er etwas mehr als “nur” Israeli.

      • @Marco Dorn:

        Lahav Shani ist Musikdirektor des Israel Symphony Orchestra. Das ist keine staatliche Funktion.

  • Unter Umständen macht man hier Wolfram Weimar etwas „größer“, als er in Wirklichkeit ist. Hat Böhmermann sich in den letzten Jahren denn etwas von den herrschenden Politikern sagen lassen? Vielleicht ist ihm SELBER die Idee gekommen, dass ein Konzert AM JAHRESTAG der terroristischen Angriffe auf israelische Zivilisten nicht unbedingt mit einem solchen Shirt in Verbindung gebracht werden muss. Und VIELLEICHT ist Böhmermann deutlich wichtiger, was das Netz so an Backlash in seine Richtung gefeuert hätte, wenn das passiert wäre, was JEDER prognostiziert hat: nämlich offen antisemitische Zwischenrufe etc bei besagtem Konzert. Und da kann man sich dann 100 mal im Vorfeld abgrenzen. Wenn ich weiß das so etwas passieren wird und man es vor Ort nicht verhindern kann, dann zieht man eben die Reißleine. Und die Unterstützung von Wolfgang Weimar bezgl. Lahav Shani im gleichen Atemzug zu diskreditieren hilft, ehrlich gesagt, auch nicht weiter…

    • @MarsiFuckinMoto:

      Ich hab das nicht prognostiziert, also wohl doch nicht JEDER. Weiß man schon wer zum Konzert kommt und wie deren Gesinnung\Meinung so ist, oder woher nimmt man diese Sicherheit in der Prognose? Versteh ich nicht

    • @MarsiFuckinMoto:

      Danke. Das ist mal eine realistische Einschätzung.

  • Die Untaetigkeit seiner Vorgaengerin Roth hat zu mehreren Antisemitmusskandalen gefuehrt. Fraglich ob das spassiger war.

    • @elektrozwerg:

      Sie meinen die Preisverleihung für den Film "No other Land" über die Vertreibung der Bewohner von Masafer Yatta, welche bis heute anhalten? Als Claudia Roth für den Juden, aber nicht den Palästinenser auf der Bühne geklatscht hat? Oder die Documenta als man sich über das Bild aufgeregt hat, welches Gaza mit Guernica verglichen hat? Der Künstler hat ja leider mit seinem Vergleich recht. Ich wünschte es wäre anders.