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Herbst der ReformenWenn jemand immer wieder Nein sagt

Kommentar von Bernd Kramer

Die Bundesregierung plant einen Herbst der Reformen – und eine neue Härte beim Bürgergeld. Dabei steht eine Figur im Mittelpunkt, die es kaum gibt.

Was es zum würdevollen Leben braucht, muss bleiben, auch wenn ein Erwerbsloser nicht so will wie die Fallmanagerin im Jobcenter Foto: Jens Kalaene/dpa

E ine berühmte Erzählung von Herman Melville handelt von einem Schreibgehilfen namens Bartleby, der bei einem New Yorker Notar in bester Lage anheuert. Die ihm übertragenen Aufgaben erfüllt Bartleby stets zur vollsten Zufriedenheit – bis er eines Tages alle weiteren Aufträge ablehnt, höflich, aber bestimmt mit den knappen Worten: „Ich möchte lieber nicht.“

Erstaunlicherweise nimmt sein Dienstherr die Verweigerung einfach hin wie einen Wetterumschwung. Mehr noch: Er entschließt sich zur Übernahme der Wohnkosten, indem er Bartleby in der Kanzlei nächtigen lässt. Ob Bartleby seine finanziellen Verhältnisse offengelegt hat, ist unklar. Dass er für Vermittlungsbemühungen zur Verfügung steht, schwer vorstellbar.

Der Bartleby unserer Tage findet sich in der Kundenkartei der Bundesagentur für Arbeit. Monat für Monat streicht er sein Bürgergeld ein, aber lässt sich sonst nicht blicken. Briefe bleiben unbeantwortet, Termine verstreichen ergebnislos. Manche Interpreten romantisieren Melvilles Figur zum mutigen Rebellen gegen die seelischen Verkrüppelungen der modernen Arbeitswelt, dabei bleiben Bartlebys Wiedergängern solche Attribute im Rechtskreis des SGB II solche Attribute konsequent verwehrt.

Bild: taz
Bernd Kramer

freier Autor und Ex-taz-Redakteur. Er hat Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Politik an der Universität Köln studiert und die Kölner Journalistenschule besucht. Im Frühjahr 2024 erschien sein Buch „Erfolg. Ein moderner Selbstbetrug“, Kösel Verlag.

Durch die Debatten über die Zukunft des Bürgergeldes geistert jedenfalls seit einigen Monaten die Schandfigur des Totalverweigerers, der als Rechtfertigung für ein strengeres Sank­tions­regime herhalten soll.

Selbst jene, die sich im jetzt angedrohten Herbst der Reformen schützend vor den Sozialstaat stellen, lassen unterschwellig erkennen, dass sie den Totalverweigerer für eine verwerfliche Gestalt halten. Schließlich besteht ihr Diskussionsbeitrag darin, das Gros der Leistungsempfänger eilig von dem Verdacht freizusprechen. Es stimmt ja auch: Nur eine winzige Minderheit entzieht sich den Ämtern, im Jahr 2023 ließen sich gerade einmal 14.000 Fälle ausmachen, bei Millionen Leistungsbeziehern.

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Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Und unter diesen wenigen Fällen dürfte man wiederum lange nach dem Arno-Dübel-Double suchen, das bestens gelaunt in den Tag hineinlungert und jederzeit bereit wäre, im Privatfernsehen ungeniert von seiner Arbeitsunlust zu berichten. Im Gegenteil: Die meisten sind eher geschlagene Menschen, die vor lauter Angst die Briefe der Arbeitsagentur nicht öffnen, bis sie zum Fall in der Statistik werden, weil sie wiederholt nicht erreichbar waren.

Sie scheuen jede Fernsehkamera. Sie erheben nicht einmal ihre Stimme, um das schräge Zerrbild als hinterhältige Leistungserschleicher geradezurücken, das hier so munter von ihnen gezeichnet wird. Aber wenn der fröhliche Transferempfänger ohne Pflichtgefühl und mit innerer Freiheit eine so randständige Erscheinung ist, warum lässt man sich von ihm so verrückt machen?

Warum akzeptiert man seinen Weg nicht als einen, den der Sozialstaat eben auch zulässt? Alle utopisch geführten und mittlerweile verstummten Debatten über das bedingungslose Grundeinkommen gingen vom Totalverweigerer aus: Nichts sollte man tun müssen, um ein Grundeinkommen zu erhalten. Wahrscheinlich hat man diese Prämisse nur deswegen geschluckt, weil alle Mittelschichtsmenschen und alle Millionäre das Geld ebenfalls bekommen sollten. Die Variante, in der nur die Bedürftigen Geld erhalten, für das sie nichts tun müssen, erweist sich dagegen als bemerkenswert leicht skandalisierbar.

Man könnte den Verdruss nachvollziehen, wenn sich ein Transferempfänger durch Verweigerung tatsächlich besser stellen würde. Warum sollte jemand, der jedes Jobangebot ablehnt, mehr haben als derjenige, der jeden Tag ranklotzt? Die Wahrheit ist: Hat er auch nicht. Das haben sowohl das Ifo-Institut als auch die Hans-Böckler-Stiftung berechnet. Trotzdem wird die Legende vom Arbeitenden, der der Dumme ist, weiter und weiter ventiliert, weil sie den Totalverweigerer zum Staatsfeind aufbläst, der mit aller Härte bekämpft werden muss.

Kürzungen bei hartnäckiger Verweigerung zulässig

Dabei hat das Bundesverfassungsgericht der Politik Grenzen gesetzt: Der Staat darf Armen nicht ohne Weiteres das Existenzminimum wegkürzen, hat Karlsruhe 2019 entschieden. Was es zum würdevollen Leben braucht, muss bleiben, auch wenn ein Erwerbsloser nicht so will wie die Fallmanagerin im Jobcenter. Im Umkehrschluss heißt das: Es gibt ein Grundmaß an sozialer Sicherung, das nicht an Bedingungen geknüpft sein sollte. Wobei die Richter allerdings nicht konsequent waren und zumindest in absoluten Ausnahmefällen sehr hartnäckiger Verweigerung einen drastischen Leistungsentzug für zulässig erachteten.

Dass die schwarz-rote Koalition bei der Suche nach einem neuen, stärker stigmatisierenden Namen für das Bürgergeld nun ausgerechnet auf Grundsicherung kam, ist insofern nicht ohne Ironie: Das Etikett impliziert, dass die Totalverweigerung ab einem bestimmten Punkt in Ordnung gehen sollte. Wo der Grund erreicht ist, darf man den Leuten nicht weiter den Boden entziehen. Das zeigt, dass der vermeintlich dreiste Totalverweigerer längst einen Preis zahlt: Es ist ein Leben am Minimum, das für die wenigsten auf Dauer attraktiv sein dürfte, auch weil Arbeit nicht nur erwiesenermaßen mehr Geld bringt als Nichtstun, sondern für die meisten Menschen auch Sinn und Freude stiftet.

Aber wer sich aus freien Stücken für den Verzicht entscheidet und damit glücklich werden kann – warum nicht? Warum sollte unser Ideal nicht ein freundlicher Sozialstaat sein, der allen hilft, eine würdevolle Arbeit zu finden, aber niemanden dazu zwingt?

Natürlich könnte er mit Anreizen nachhelfen, damit sich nicht allzu viele aus der Vermittlung ausklinken, etwa durch Bonuszahlungen. Die selbstbestimmten Verweigerer würde er aber in Frieden lassen, und jenen, die aus Angst und Niedergeschlagenheit Briefe nicht öffnen, mit Hilfe begegnen statt mit Härte. Vielleicht wüsste Bartleby hier sogar Rat, wie die Kontaktaufnahme gelingen kann: Vor seiner Karriere als Totalverweigerer soll er in einer Sammelstelle unzustellbarer Briefe gearbeitet haben.

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31 Kommentare

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  • Lieber einem "zu viel" Leistungen geben, als hunderte zu unrecht in ein menschenunwürdiges Dasein stürzen.

  • Überraschender Herr Bernd Kramer!



    Ab ehran gelungenen Scherz 🙀🥳🤣🤣🤣😂



    Will ich ehne nicht vorenthalten!



    Wie‘s ehna im Vorgriff gelungen?



    Koa Ahnung nich •



    & Däh 💤 😴 🛌



    „Ich möchte lieber nicht“ (“I would prefer not to”); in neueren Übersetzungen auch „Ich würde vorziehen, das nicht zu tun“. suchte ich die:



    Letzte - die ganze letzte Nacht - manchmal anstrengend - weil mein englisch eher lausig!



    Zusammenzufügen! Nix •

    ps Über die Wurzeln des Pauperismus etc



    Ein andermal! Wollnichwoll

  • Ja, wir leben über unsere Verhältnisse ! Und der Reichtum ist falsch verteilt, wenn wenige immer mehr raffen können und für Viele selbst die Chance, über einen auskömmlichen JOB (oder so) am Leben teilnehmen zu können, immer weiter eingeschränkt wird. Schließlich wären die 70 Milliarden, die über eine Vermögenssteuer reinzuholen wären nur peanuts gegenüber den auszugleichenden Bedürfnissen gegenüber den Wirtschaftswunderzeiten, die nicht zuletzt durch auch US-Investoren (die den intellektuellen Reichtum der Deutschen gern abschöpfen) , aber auch der Erben, die selbst aus der Kriegswirtschaft ihren Vorteil in diese 'Demokratie' mit der institutionellen Sicherung des Eigentums hinüberretten konnten, ausgelöst wurden. In Zeiten von ChatGBT, Automaten und Robotern werden -nicht mehr über Steuern oder Lohnnebenkosten finanzierbare- 'Sozialleistungen' zu lästigen Begleiterscheinungen wie Ärmere eher als Schmarotzer abgestempelt, die Trump und andere am Liebsten aus ihrem Sichtfeld verbannen möchten, aus den Augen aus dem Sinn. Auch aus diesem Parlament heraus, gibt es kaum Stimmen, die an dieser Entwicklung etwas grundsätzlich verändern wollen oder können. Noch ein Wort: KLIMA...

  • "Warum sollte jemand, der jedes Jobangebot ablehnt, mehr haben als derjenige, der jeden Tag ranklotzt? Die Wahrheit ist: Hat er auch nicht. Das haben sowohl das Ifo-Institut als auch die Hans-Böckler-Stiftung berechnet."

    Das bestreitet auch niemand ernsthaft. Ein Problem ist aber der verschwindend geringe effektive Stundenlohn von Vollzeitarbeit zum Mindestlohn verglichen mit dem Bürgergeldbezug. Je nach Mietniveau liegt der irgendwo im Bereich von 3€/h. Da muss man schon eine gehörige Portion Selbstantrieb aufbringen, um sich für die paar lausigen Kröten mehr aus dem Bett zu quälen und dann 8 Stunden zu ackern.

    • @mm83:

      Als Person mit sehr geringem Einkommen kann man über Bürgergeld aufstocken und manchmal auch Wohngeld beantragen und in eine Sozialwohnung ziehen. Als Person, die arbeitet, hat man immer mehr als eine, die nicht arbeitet und bei diesen Gehältern macht jeder Euro einen Unterschied.

    • @mm83:

      Genau das ist das Problem bei diesen Rechnungen. Die fast grenzenlose Komplettübernahme von Miet- und Nebenkosten macht das Arbeiten in schlechter bezahlten Jobs fast sinnlos. Diese Regelung kostet den Steuerzahler sehr viel Geld und blockiert auch noch Wohnraum für die arbeitende Bevölkerung. Wohnkosten sollten nur noch pauschal und pro Person bezahlt werden. Dann muss man eben umziehen, wenn die Wohnung ohne Arbeiten nicht zu bezahlen ist. Es gibt kein Menschenrecht auf Wohnen in der City, wo andere 1.500€ und mehr für ihre Miete aufbringen müssen.

    • @mm83:

      Allein die Tatsache, daß einem dann nicht mehr so sehr behördlich ins Leben reingequatscht wird, ist schon viel wert.

    • @mm83:

      3€/h sind über 500€ mehr im Monat zu ausgeben.



      Also das Doppelte von dem was man als Bürgergeldempfänger bekommt.

      • @RonSlater:

        nur, wenn man keine Familie hat.



        Die Sozialleistungen gehören überarbeitet und auch transparenter gemacht.

        Mein Vorschlag wäre folgendes:



        Bürgergeld entspricht Mindestlohn abzüglich (Fahrtkosten/Werbungskosten + eine Summe für die es sich zu arbeiten lohnt)



        --> für Kinder gibt es nur Kindergeld dazu

        -- keine Sonderleistungen für GEZ, usw.

        So ist das Abstandsgebot immer gewährleistet.

        Wenn sich jetzt herausstellt, dass die Sozialleistung zu niedrig ist, dann sollte darüber diskutiert werden, dass der Mindestlohn steigt, die Sozielleistung folgt automatisch mit.

    • @mm83:

      Der Antrieb entsteht vielmehr durch den Wunsch die Rolle am Stiefelabsatz der Gesellschaft loszuwerden, das bisschen Geld ist da tatsächlich weniger ausschlaggebend.

    • @mm83:

      Mein Verdacht ist, daß es eben eher die gefühlten Arbeitsbedingungen am unteren Rand sind (und damit meine ich nicht unbedingt den Lohn, sondern alles Andere), die das Problem sind und nicht das nicht arbeiten. Daher sollte man diese mehr in den Blick nehmen als das Bürgergeld/ die Grundsicherung.

  • Ein echtes BGE hätte vor allem den Charme, dass die ganze Bürokratie entfallen könnte, mit der heute aufwendig der Bedarf geprüft werden muss. Allein schon die mehr als 100.000 Mitarbeiter der BA freizusetzen würde sich enorm positiv auf die gesamte Volkswirtschaft auswirken. Die könnten dann nämlich in "echten" Berufen in Industrie und Handwerk anfassbare Werte schaffen statt Akten zu wälzen und Arbeitslose zu schikanieren. Und ähnliches gilt für die aufgeblähten Verwaltungsapparate aller anderen Sozialleistungen, die im BGE aufgehen sollten (Kindergeld, Wohngeld, gesetzliche Rente etc.). All diese könnten und müssten abgeschafft werden, denn für die Grundbedürfnisse sorgt ja dann für alle das BGE.

    Und ja: Mittelschicht und Millionäre würden das BGE auch bekommen, denn es ist ja bedingsungslos. Sie müssten aber auch ordentlich Steuern zahlen, um es zu finanzieren. So 75 bis 90% Steuer auf ALLE Einkommensarten wären wohl insgesamt fällig und am besten noch eine Vermögenssteuer.

    • @Winnetaz:

      Gäbe es keine Arbeitslosen, hätte das doch denselben Effekt. Also alle Bürgergeldempfänger rein in die Arbeit und zumindest diese Mitarbeiter könnten ebenfalls andere Arbeit machen. WinWin für alle.

    • @Winnetaz:

      "Sie müssten aber auch ordentlich Steuern zahlen, um es zu finanzieren. So 75 bis 90% Steuer auf ALLE Einkommensarten wären wohl insgesamt fällig und am besten noch eine Vermögenssteuer."

      So ist man in der DDR ebenfalls mit der am Anfang noch vorhandenen Bourgeoisie umgegangen - bis nichts mehr zum verteilen da war :D

    • @Winnetaz:

      Ein echtes BGE würde die Mieten und Preise explodieren lassen und die Löhne und Gehälter drücken.

      "Sie finden tausend Euro Miete pro Monat für das Zimmer zu teuer? Kann niht sein, ich weiß ja, dass Sie sich das dank 1000 Euro BGE/Monat leisten können."

      Das BGE ist eine utopische Fantasie von idealistischen Mittelstandsangehörigen, für die Arbeit "Selbstverwirklichung" bedeutet, anstatt einfach knochenharte, langweilige Maloche, und die sich nicht vorstellen können, dass sich das gutgemeinte BGE sofort in den Markt einfügen und z.B. die Preise verändern wird.

      • @Suryo:

        **Das BGE ist eine utopische Fantasie ...**

        Dass es in naher Zukunft kaum noch echte Erwerbsarbeit für den Menschen geben wird und 'ein BGE kommen muss', damit es keinen Aufstand der Besitzlosen gibt, das sollte eigentlich jedem intelligenten Menschen klar sein. Das BGE wird irgendwann kommen, auch wenn einige - aus welchen Gründen auch immer - weiterhin dagegen sind, denn in einer Welt voller Maschinen, Computer, Automaten, Künstliche Intelligenz und mit Regelungstechnik und KI gesteuerte Roboter, wird der Mensch als Arbeitskraft überflüssig werden, egal ob er/sie nun Hilfsarbeiter oder Ingenieur ist.

        Ich gebe Ihnen aber recht, dass dann natürlich auch nicht die Mieten und alles Lebensnotwendige explodieren dürfen. Aber das passierte in den letzten Jahren ja auch nur, weil der Kapitalismus immer mehr "außer Rand und Band" geraten ist und unsere sogenannten Volksvertreter dagegen nichts unternehmen (wollen).

        Das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) würde den Bürgern endlich die Angst nehmen, vor Hunger und vor Obdachlosigkeit. Aber das ist wohl nicht im Sinne der Oberen Zehntausend, die ihr klimaschädliches und ausbeuterisches Monopolyspiel weiterspielen möchten.

        • @Ricky-13:

          Das Argument, dass es wegen Fortschritt keine Jobs mehr gibt, dass gab’s genauso schon bei der Einführung von Robotern vor Jahrzehnten. Man sieht, die Angst war unberechtigt.

          Dieser Satz ist genauso wie der: die Jugend heutzutage, so schlimm war’s noch nie. Der fiel angeblich schon bei den alten Griechen.

      • @Suryo:

        Das ist nur Ihre Meinung.



        Von den 1000€/Monat könnte man sich auch Wohneigentum kaufen.



        Die Löhne könnten steigen, da man als Absicherung das BGE hat und nicht aus Angst vor Harz4 schlechtbezahlte Scheißjobs annehmen muss.

        • @RonSlater:

          Das wären ggf die einzigen Jobs, die noch nicht durch KI ersetzt sind. Heißt: Anbietermarkt. Heißt: niedrige Löhne.

        • @RonSlater:

          Und die Preise für Wohneigentum steigen natürlich nicht, was?

          Es ist wirklich erstaunlich, dass Verfechter des BGE oft nicht die geringsten Grundkenntnisse über Wirtschaftsmechanismen haben.

        • @RonSlater:

          Diese Jobs macht dann aber niemand mehr. Wie lösen wir das Problem? Nichtbürger zur Wohlstandssicherung der Bürger importieren?

  • Florida-Rolf reloaded . Sehr gut analysiert . Dazu sollte kommen auf der anderen Seite: Robin Alexander von der Springer-Propaganda, der gut bezahlte Lieblingsstichwortgeber der Öffentlich-Rechtlichen und Bärbel Bas, die Heilige der SPD (fair is foul und foul is fair), die jetzt hat verkünden lassen, daß zwei Jahre keine Bürgergelderhöhung stattfindet, sprich: der Wert des Geldes mindestens um die Inflationsprozente sinkt , sie selbst (bei einem Abgeordneten-Einkommen von rund 12.000 Euro plus im Monat) aber jedes Jahr eine automatische Diätenerhöhung mitnimmt. Hier in Duisburg werden sie das merken, am 14. September 2025 sind Kommunalwahlen und die "Arbeiterführerin" wird ihren Heiligenschein verlieren .

  • Die Bürgergelddebatte ist aber vor allem auch ein Ablenkungsmanöver, um an das heikle Thema Rente nicht ranzumüssen. Die Rentenzahlungen sind allerdings ein viel größerer Posten im Haushalt und das System müsste dringend verändert werden. Das ist eigentlich angesichts der demographischen Entwicklung vollkommen klar. Das jetzige System produziert generationelle Ungerechtigkeit und zugleich auch viel Altersarmut, auch bei Menschen, die viel gearbeitet haben, aber eben nie im Hoch erdienerbereich oder verbeamtet waren. Ich kenne ehemalige Krankenschwestern oder Sozialarbeiterinnen, die mit 900 Euro auskommen müssen.



    Es reicht nicht, nur nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen, es müsste dringend einen Systemwechsel geben, hin zu einer auskömmlichen Grundrente für alle plus zusätzlichen Rentensäulen für alle, die sich das leisten können.

  • der Artikel bringt es gekonnt auf den Punkt

  • "Aber wenn der fröhliche Transferempfänger ohne Pflichtgefühl und mit innerer Freiheit eine so randständige Erscheinung ist, warum lässt man sich von ihm so verrückt machen?"

    Weil er den Einen dazu dient, den Macher zu simulieren, durchzuregieren. Den Anderen dazu, sich als Gutmenschen zu gerieren. Wenn es ohnehin nur ein paar Tausend Menschen betrifft - warum die mediale Aufregung? Allen gemeinsam ist die Kompetenzsimulation auf dem Rücken derjenigen, die zwar wollen aber nicht können aus welchen Gründen auch immer. Nur für die ändert sich ja nichts.

  • Hallo, ich bin anderer Meinung als im Artikel formuliert wurde.



    Die Bürgergeld Empfänger sollten schon in die Pflicht genommen werden, speziell die Totalverweigerer. Wenn schon die Anzahl (und ich gehe davon aus, auch die Namen) bekannt sind, sollte ein solcher Missbrauch der Sozielleistungen durch den Staat verhindert werden.



    Ich kann es nicht erklären, und vermutlich auch kein anderer, weshalb der eine Teil der Gesellschaft diese finanzieren soll.



    Ein Mindestlohn Empfänger zahlt immerhin schon 500 Euro (+ Arbeitgeber-Anteil) an Sozial-Abgaben und Lohnsteuer. Für etwas wenig mehr, dass schon allein für den Arbeitsweg draufgehen wird.

    • @MatB1012:

      Kein Missbrauch, einverstanden.

      Den größten Missbrauch der Sozialleistungen betreiben aber die Verwaltungen der Jobcenter selbst:

      "In den vergangenen zehn Jahren erhöhten sich die Kosten für Verwaltung - auch wegen steigender Gehälter - um 39 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro. Das Geld zur Förderung von Bürgergeld-Empfängerinnen und -empfängern verharrte bei 3,8 Milliarden Euro."



      steht bei :



      www.tagesschau.de/...-stiftung-100.html

      Das hat etwas damit zu tun, dass in der Selbstverwaltung der BA die Arbeitgeber und die Vertreter der öffentlichen Körperschaften gegenüber den Arbeitnehmern ein 2/3 Übergewicht haben.



      www.arbeitsagentur...tverwaltung-der-ba

      Das wiederum hat damit etwas zu tun, dass die Versicherten sich in allen Sektoren der Sozialversicherung langfristig (seit Jahrzehnten) nicht ausreichend für ihre Beteiligung an ihrer Selbstverwaltung interessieren (Wahlbeteiligung der Versicherten bei der letzten Sozialwahl 22% fallend).

    • @MatB1012:

      Wenn die Jobcenter anfangen die Arbeitsvermittlung ernstzunehmen, könnte man anfangen darüber zu reden. Wenn die zig Milliarden die verschwinden ohne dass gross drüber geredet wird(Steuerhinterziehung, Vermögende, 'Familien'unternehmen, etc.), mal zurückgeholt werden, könnte man anfangen darüber zu reden. Und selbst dann sollte der Anspruch eines moralisch gefestigten Menschen sein, die andere Seite zu stigmatisieren: die, die den Armen nichtmal das Mindeste gönnen.

      • @TV:

        Ich wer mit meinem Kommentar nicht ganz fertig,

        Minimum sollte man erwarten können, dass alle Bürgergeld Empfänger ihre Termine im Amt wahrnehmen.



        Im Gegenzug erwarten diese ja auch, dass jeder Arbeitnehmer/Selbstständige aufsteht und seine Beiträge pünktlich bezahlt.



        Welche Gründe gibt es für eine Terminabsage? Mir fallen nur ein, Krank oder Bewerbungstermin. Beide Fälle werden ohne Auswirkung bleiben.

        Das Jobcenter spielt bei der Arbeitsvermittlung keine große Rolle und ich gehe davon aus, das wird auch so bleiben. Freie Stellen werden von den Firmen ausgeschrieben und nur in seltenen Fällen an das Job-Center übermittelt. Weshalb auch, wenn es ausreichend Bewerber hat?

        Zur Anspielung an die Vermögenssteuer. Eine Vermögenssteuer hört sich erstmal gut an, da aber hohe Vermögen selten komplett aus Bargeld bestehen , sondern in Unternehmen stecken ( eigene oder als Aktie) bedeutet es, wenn die Vermögensteuer zu hoch angesetzt wird, dass die Reichen ihre Firmenanteile verkaufen werden/müssen, sehr wahrscheinlich an ausländische Investoren, die an das Firmenknowhow möchten… und ob das im Sinne von Deutschland und unserem Sozialstaat ist, bezweifle ich stark.

  • Der Artikel trifft es auf den Punkt. Sehr gut, dass auch die ständige Angst der Betroffenen thematisiert wird. Vor den Briefen des Jobcenters, vor dem Verlust der Wohnung, jeglicher Würde.

    Abgesehen davon, dass Betroffene gesellschaftlich vollkommen stigmatisiert und isoliert werden.

  • Ich finde, dass der Artikel sehr gut analysiert und formuliert .



    Der Begriff "Totalverweigerer" stammt m.W. aus der Zeit der Wehrpflicht und meinte Personen, die weder einen Dienst mit der Waffe noch einen zivilen Dienst leisten wollten. Der Begriff ist daher bei den vor 2011 Wehrpflichtigen sehr geläufig und möglicherweise ein Grund für die im Artikel genannte paradoxe Überschätzung der quantitativen Bedeutung des Phänomens für die Arbeitsvermittlung. Dass Antriebsmangel, Antriebsminderung/-störung und Antriebsermüdung jeweils differenziert betrachtet werden müssen macht der Artikel sehr gut deutlich.