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Debatten um ReligionsunterrichtReligiöse Bildung für alle

Gastkommentar von Bärbel Husmann

In Niedersachsen gibt es mit dem neuen Schuljahr das Fach „Christlicher Religionsunterricht“. Das fokussiert auf eine breite Wissensvermittlung.

Ein Schritt in die richtige Richtung: der christliche Religionsunterricht in Niedersachsen Foto: Detlef Heese/imago

E s ist ein alter Hut: Die Schule hat einen Bildungsauftrag – und an den hat sich auch das Fach Religion zu halten. Doch weder sollen Kinder und Jugendliche dadurch „zu Gott finden“, noch sollen am Ende „Gläubige hängen bleiben“. Das war in den 1950er und 1960er Jahre noch anders. Auch mein eigenes Religionsbuch in der Grundschule (1964–1968) hieß noch „Die großen Taten Gottes“. Ein solcher Unterricht ist allerdings längst Geschichte. Wer den alten Religionsunterricht noch in lebhafter Erinnerung hat, sollte sich heute aber klar machen, dass diese Erinnerungen nicht der aktuellen Schulwirklichkeit entsprechen.

Kann sein, dass sich so manche Bischöfe, vor allem katholische, heimlich wünschen, die alten Zeiten mögen zurückkehren. Öffentlich sagt das aber niemand mehr, damit würde man sich unglaubwürig machen. Denn die Sache des Religionsunterrichts ist eine res mixta, eine „vermischte Sache“ also, die sowohl staatliche als auch kirchliche oder weltanschauliche Angelegenheiten betreffen. So gibt es staatliche Vorgaben der Kultusministerkonferenz, die Kompetenzen wie Dialog- und Urteilsfähigkeit als Bildungsziele benennen. Die Ausbildung von Re­li­gi­ons­leh­re­rn und -lehrerin­nen erfolgt an staatlichen Hochschulen und Studienseminaren. Die fachwissenschaftlichen Debatten innerhalb der evangelischen wie katholischen Religionspädagogik spielen eine größere Rolle als mutmaßliche Wunschträume von Bischöfen und Kirchenleitungen.

Bild: privat
Bärbel Husmann

ist promovierte Religionspädagogin. Seit 2013 gibt sie die Lehrwerkreihe „Moment mal!“ für den Evangelischen Religionsunterricht heraus, die ab 2026 eine Niedersachsenausgabe für den „Christlichen Religionsunterricht“ erhält.

In Niedersachsen kann man gerade etwas Einzigartiges bestaunen. Das Bundesland führt zum neuen Schuljahr, das gerade begonnen hat, einen „Christlichen Religionsunterricht“ ein. Die Vorgaben dafür sind gerade als Anhörfassung online nachzulesen. Die zuständige Kommission hatte immense Herausforderungen zu meistern, die ihr die grüne Kultusministerin Julia Willie Hamburg auferlegt hatte: Sie musste einen einzigen Lehrplan für die 5. bis 10. Klassen für alle Schularten konzipieren, von der Förderschule bis zum Gymnasium. Und auch für zwei ehemals selbstständige Fächer mit eigenen Logiken.

Das ist ein gelungener Neustart, bei dem nicht mehr die Systematik katholischer und evangelischer Theologie im Mittelpunkt steht. Die Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lebenswelt in Form einer multireligiösen und multikulturellen Gesellschaft sind konsequent ins Zentrum gerückt. Die fünf Bereiche, für die erwartete Kompetenzen formuliert wurden, sind nunmehr Identität, Gemeinschaft, Sinn und Glaube, Handeln sowie Freiheit und Zukunft. Die „anderen“ Religionen und Weltanschauungen, explizit auch säkulare, sind nicht nur Appendix, sondern durchgehende Bezugsgrößen. Sie machen das neue Fach attraktiv für all jene, die keiner oder einer anderen Religionsgemeinschaft angehören.

Neu ist zudem, dass die genannten „möglichen“ Inhalte sich nicht nur auf christliche Ressourcen und die Lebenswirklichkeit der Schü­le­r und Schülerin­nen beziehen, sondern gleichwertig interdisziplinäre wissenschaftliche Perspektiven sowie gesellschaftliche und interreligiöse Perspektiven aufnehmen sollen. Dahinter steht die Überzeugung, dass unsere demokratische Gesellschaft von Menschen lebt, die nicht im Gegensatz von Eigenem und Fremdem verharren. Sie müssen ambiguitätstolerant sein oder es werden, sich also in andere hineinversetzen und Differentes aushalten können. Und sie sollen ihre Beurteilungsmaßstäbe entwickeln statt beibehalten und in Sachen Religion mit verschiedenen Wahrheitsansprüchen leben können. Das Christentum hat das in Bezug auf seine Herkunftsreligion Judentum leider erst spät gelernt.

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Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Der Anstoß für die Entwicklung eines „Christlichen Religionsunterrichts“ kam von beiden Kirchen, den katholischen Bistümern in Hildesheim und Osnabrück sowie den fünf evangelischen Landeskirchen in Niedersachsen. Endlich, endlich, möchte man sagen. Endlich wird amtlich, was an der Basis weitgehend Konsens ist: Die konfessionelle Separierung macht keinen Sinn mehr, der Unterricht muss eine diverse und religiös vollkommen heterogene Schülerschaft im Blick haben.

Lehrkräfte werden auch künftig religiös sein

Ob die Schü­le­r und Schülerin­nen religiös sind oder nicht, ob sie eine institutionalisierte Bindung an eine bestimmte Religionsgemeinschaft haben oder nicht, spielte de facto für den Unterricht schon lange keine Rolle mehr. Wie für den Politikunterricht gilt auch für den Religionsunterricht das sogenannte Überwältigungsverbot, wie es der „Beutelsbacher Konsens“, eine Vereinbarung über drei Grundprinzipien für die politische Bildung in Deutschland, schon 1976 formuliert hat. Auch in Zukunft werden die Lehrkräfte des neuen Unterrichts evangelisch oder katholisch sein.

Wie sich hinsichtlich ihrer eigenen Positionen im Religionsunterricht verhalten werden soll, regelt der „Koblenzer Konsent“ von 2024, ein Orientierungstext für den evangelischen und katholischen Religionsunterricht: Die Religionslehrkräfte sollen im Unterricht ihre Perspektivität offenlegen, Kontroversität fördern, respektvolle Kommunikation einüben sowie Urteils- und Handlungsfähigkeit ausbilden.

Was wir für eine funktionierende demokratische Gesellschaft brauchen, sind eben nicht Meinungen, die auf anekdotischer Evidenz basieren, sondern faktenbasierte Argumentationen. Deshalb wünsche ich mir ein Mehr an religiöser Bildung in der Schule.

Religion sei das Verhalten zum Unverfügbaren, hat der Philosoph Hermann Lübbe einmal definiert. Es sind Fragen von Leben und Tod, Fragen, die alles betreffen, was wir nicht in der Hand haben – nicht mit besonderer Frömmigkeit, auch nicht mit besonders umweltethischem Verhalten. Allein um eines friedlichen Zusammenlebens willen sollte es religiöse Bildung für alle geben. Der christliche Religionsunterricht in Niedersachsen ist deshalb ein Schritt in die richtige Richtung.

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72 Kommentare

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  • Natürlich wäre es sehr nützlich, wenn alle sich verhalten würden wie Jesus -- null Probleme mehr auf der Welt. Soweit klar, aber in diesem Artikel sehe ich die Logik nicht, auch wenn ab und zu ein "deshalb" eingefügt ist. Warum nicht einfach sagen, dass man den Kindern das Christentum wenigstens zeigen, wenn nicht näherbringen will, weil es von seinem Wesen her offen und tolerant und freundlich ist und glücklich machen kann? Ich finde das nicht schlimm. Ich mag meine Religion. Aber dieser Artikel scheint die christliche Lehre als allgemeine Religionslehrer zu bemänteln. Wenn sie das ist, warum heißt sie dann christlich?

  • Wer glaubt das im katholischen Religionsunterricht das Evangelium durch genommen wird der irrt. 12 Jahre Religion und die Bibel nur ein halbes Jahr benutzt aber das Evangelium nie durch genommen

  • Ich glaube das bei vielen Kommentatoren, die ein solches Fach ablehnen, die Assoziierung mit christlicher Missionierung und der Vermittlung von Evangelien zur Meinungsbildung beiträgt. Dabei hängt es sehr von der Gestaltung der Lerninhalte ab, was aus dem Unterrichtet gemacht wird.

    In Norwegen ist dieses Fach von der 1 bis 10 Klasse Pflicht. Die Intention bestand nicht auf Vermittlung der christlichen Lehre sondern dem Verständnis des kulturellen Hintergrunds Norwegens. In den höheren Stufen wurde es ergänzt um Ethik und andere Religionen mit Schwerpunkt auf die Jüdische.

    Das waren lehrreiche und interessante Ansätze und missen möchte ich die Erkenntnisse aus meiner Schulzeit daraus nicht.

    Das Fach wurde in Norwegen vor über zehn Jahren modifiziert und wird jetzt unter "Christentum, Religion, Ethik und Weltansichten'' mit einem modifizierten Lerninhalt geführt. Nur in den unteren Stufen dominiert das Christentum mit zweidrittel noch den Unterricht. Dazu werden alle fünf Weltreligionen behandelt und die höheren Stufen behandeln dann besonders die Ethik.

    Es gibt zwar immer noch Kontroversen über den Lerninhalt, aber als sinnvoll erachte ich ein solches Fach dennoch.

  • Beim Lesen der Beschreibung, was dieser neue Unterricht alles leisten und beinhalten soll und für wen der gedacht ist, frage ich mich doch, warum das Kind "Christlicher Religionsunterricht" genannt wird? Das hat nichts mit "christlich" zu tun.

    Zentral im Christentum jedweder Konfession ist der Glaube an Jesus Christus, der nach christlichem Selbstverständnis die Beziehung des Menschen zu Gott erst ermöglicht. Andere Religionen werden daher nicht als gleichberechtigt im Sinne von „gleichwertig oder gleichrangig im Heilsverständnis“ betrachtet; der christliche Glaube hat einen eigenen Wahrheitsanspruch und versteht sich als Weg zu Gott, den andere Religionen nicht vermitteln können.

    Nehmt noch Dawkins mit in den Lehrplan, den "Gotteswahn" altersgerecht aufbereitet, und nennt das Ganze schlicht "Religionsunterricht".

  • Ich finde es falsch, dass dieses Fach in Schulen angeboten wird. Die Bezeichnung "„Christlicher ...“" nehme ich auch nicht als inklusiv wahr. Tatsächlich bin ich der Ansicht, die Interpretation von Märchen aus verschiedenen Kulturen wäre hilfreicher und neutraler.

    Grundsätzlich gefällt es mir nicht, dass Religion in unserer Gesellschaft wieder eine so große (trennende) Rolle spielt, aber ich kann mich arrangieren.

  • "Urteils- und Handlungsfähigkeit".

    Dazu gehören ein paar Zahlen um sich von unserem völlig veralteten anthropozentrischen Weltbild lösen zu können.

    Allein unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße ist eine einfache durchschnittliche Spiralgalaxie mit 250 Milliarden Sternen (wie beispielsweise die Sonne) und Billionen Planeten. Von der Erde aus lassen sich mit aktueller Technik mehr als 50 Milliarden Galaxien beobachten. Seit ein paar Jahren geht die Forschung davon aus, dass sich im beobachtbaren Universum circa 1,5 Billionen Galaxien befinden. Der Radius dieses beobachtbaren Universums geht über 90 Milliarden Lichtjahre. Ein paar Billionen Lichtjahre weiter haben wir vielleicht Billionen von Universen, vielleicht billionenfach größer, billionenfach älter.

    Das hiesige Universum wird auf ein Alter von 13,7 Milliarden Jahre geschätzt. Gott müsste also mindestens 13,7 Milliarden Jahre und einen Tag alt sein, wenn er gleich losgelegt hätte.

    Die Erde befindet sich zusammen mit unserer Sonne im Orion-Arm der Milchstraße, einem kleineren Spiralarm, der etwa 26.000 bis 28.000 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum entfernt ist.

    Dort wartet ein supermassereiches schwarzes Loch.

    Aber Gott?

    • @shantivanille:

      Ist ja gut, sie können die Leber haben.

  • Frau Husmann als Religionspädagogin ist selbstverständlich parteiisch für Religions-Unterricht. Ich werde mir jetzt das Curriulum nicht im einzelnen anschauen, bin jedoch der Überzeugung,dass es ein Schulfach "Ethik und Gesellschaftskunde" geben sollte, dass vertieft, dass zur Sozialen Marktwirtschaft auch Armutsbekämpfung gehört im Sinne eines wahrhaftigen christlichen Menschenbilds und Armut nichts mit 'Strafe Gottes' zu tun hat.



    Auch wenn Europa christlich geprägt ist, ist es einer aufgeklärten humanistischen Gesellschaft nicht würdig Religion als Schulfach aufrecht zu erhalten. Mit 18 kann es ja jeder halten, wie er will. Fragen zum Leben und Tod (wie es die Kommentatorin beschreibt) sollten in einer fortschrittlichen Gesellschaft eben nicht an 'Glauben' geknüpft sein, denn die Antworten sind verfügbar, z. B. in Form der Menschenrechte in der Charta der Vereinten Nationen. Daher sollte Verhalten zum Verfügbaren eingeübt werden im Sinne einer pluralistischen demokratischen Gesellschaft. Ein Glaube an ein höheres Wesen, was die Geschicke der Welt bestimmt, vernebelt eigenes Handeln und die damit verbundenen Wirkmächtigkeit. Menschengemachte Religion kann auch abgeschafft werden.

  • Konfessionell geprägter Unterricht gleich welcher Glaubensrichtung gehört meines Erachtens nicht in die Schule.



    Ein Fach, in dem Ideen menschlichen Zusammenlebens, seien sie religiöser oder philosophischer Natur, vorgestellt und diskutiert werden können, gibt es bereits; es nennt sich Ethik.



    Dass dieses Wissen von nicht-konfessionell gebundenen Lehrenden vermittelt werden sollte, versteht sich von selbst.

    • @Klabauta:

      Volle Zustimmung.

      Glaubensorientierte Religionen sollten mit wissenschaftlicher Distanz vermittelt werden.

      Erfahrungsorientierte Religionen zusätzlich mit Übungen. Z. B. Meditation. Diese ist nicht zu verwechseln mit Konzentration oder Kontemplation.

      • @shantivanille:

        Also Religionskunde geht in Ordnung, kritische Einführung in die Texte der Bibel auch. Aber Unterricht ist keine Einführung in Spiritualität. Meditation, angeleitet von wem auch immer, geht gar nicht und würde ich für mein Kibd in jedem Fall verhindern.

    • @Klabauta:

      Wir sind froh wenn wir Lehrer haben. Wenn jemand privat religiös ist, wo soll das ein Problem sein?



      Es darf nicht missioniert werden, dass ist aber - wie politische Einflussnahme, auch verboten.



      Den Rest würde ich zustimmen.

      • @Das B:

        Da habe ich mich wohl unklar ausgedrückt. Ich meinte, nicht von weltanschaulich/konfessionell gebundenen Institutionen wie der Kirche oder DITIB u.ä. abgestellten Lehrenden. Was ein Mensch privat glaubt oder denkt, lässt sich sowieso nicht überprüfen.

  • Vorschlag zur Güte “Christlich“ ex & hopp



    Weltanschaulicher Unterricht



    (offen für ne bessere Formulierung;)

    unterm——



    Seh ich mal von den Paul-Gerhard-Liedern ab



    “Sekten als Fragezeichen an die Kirche!“



    Das Heftchen ist mir in Erinnerung geblieben - freigeistiger Familienhintergrund - immer ne zwei & die zwei wg irgendwelcher Jungsgeschichten abgehalfterten waren - insbesondere PUB, die intrigantesten Lehrer 👎 Pastor Ulrich B. 👹



    Das alles soll sich geändert haben?



    Schon wenn ich die Bezeichnung lese:



    “Över dee Brüch joh ik nich“ •

  • Wenn durch religiösen Bildung gelehrt wird, was Religionen angerichtet haben und weiterhin anrichten, bin ich sehr dafür.



    Vielleicht könnte man aber auch eher philosophisch oder im Hinblick auf Weltanschauung bilden, Bildung durch Anleitung zum Selbstdenken, das wäre doch mal was.



    Allerdings sind das fromme Wünsche, wenn man bedenkt, wer und was heutzutage das "Denken" (der Begriff funktioniert für die Mehrheit nur noch ironisch oder sarkastisch) beeinflusst oder gar ganz übernimmt.

    • @Erfahrungssammler:

      Es sind nicht die Religionen die etwas angerichtet haben.



      Das waren alles Menschen.



      Sowas gehört aber zum größten Teil in den Geschichtsunterricht.



      Religion ist Theologie - wenn man Interesse daran hat ist das eher ein Hobby.



      Deshalb bin ich gegen ein Fach Namens Religion.



      Ethik für alle und gut.



      Beim "Denken" sprechen sie bitte für sich.



      Man muss sich nicht zu allem Gedanken machen, kein Mensch "denkt" besser oder schlechter - höchstens anders.

      • @Das B:

        Wenn in den heiligen Büchern einer Religion gefordert wird, einen Menschen zu töten, weil er etwas Bestimmtes getan oder nicht getan hat oder gefordert wird, Menschen auf Grund ihres Seins zu benachteiligen und in ihren Rechten einzuschränken, ist es schon etwas abseitig zu behaupten, Religionen hätten nichts angerichtet, sondern nur die Menschen. Die Menschen erfüllen immerhin Gottes Wort und Auftrag, der in den Religionen zum Ausdruck kommt.

  • Es gibt tatsächlich noch Menschen wie diese Religionslehrerin, die die Vermittlung von Aberglauben für Bildung halten. Husmann spricht von faktenbasierter Argumentation. Dabei hat niemand bisher den „Fakt“, dass es einen „Schöpfer“ gibt, dass also ein Außerirdischer die Welt durch Zauberkraft geschaffen hat, beweisen können und wird es auch in Zukunft nicht. Wenn es einen Beweis gäbe, brauchte man ja nicht den Glauben einzufordern. Glaube ist keine Kompetenz, sondern die ausdrückliche Weigerung des Menschen, seine Denk- und Erkenntnisfähigkeit zu nutzen und den Dingen auf den Grund zu gehen.

    Der kirchliche Wunsch nach einem „Christlichen Religionsunterricht“ entstand aus der Tatsache, dass weder für den evangelischen noch für den katholischen Unterricht genügend Schüler zusammenkommen, um die Bezahlung einer Lehrkraft zu rechtfertigen. Der katholisch-evangelische Gemeinschaftsunterricht ist eine der letzten Zuckungen, um das Absterben der Kirchen hinauszuzögern.

    • @Runa:

      "Aberglaube" setzt einen " richtigen" Glauben voraus.

      Was wäre der bei Ihnen?

      Die Bildung in Religion ist nicht das Anerziehen von Frömmigkeit, sondern Weitergabe des Wissens, welche Philisophie in einer Religion steckt und was in deren heiligen Büchern steht.

      Da geht es logischerweise um Fakten.

      "Glaube" wird im modernen Christentum als "Bereitschaft, dem Weg zu folgen " definiert. Nicht als 100%-Überzeugung.

      Sie haben das argumentative Problem, dass gerade sehr Religiöse meinen, sie haben den Schlüssel, um den Dingen " wirklich " auf den Grund zu gehen.

      Dieses Streben nach Transzendenz und Spiritualität ist offensichtlich eine menschliche Grundkonstante.

      Das zu negieren, erscheint mir sehr irrational.

      Der Humanismus hat im Bereich Transzendenz wenig zu bieten.

      Wenn Sie über den mitteleuropäischen Tellerrand blicken, ist Religion noch immer von hoher Relevanz.

      • @rero:

        "Die Bildung in Religion ist nicht das Anerziehen von Frömmigkeit, sondern Weitergabe des Wissens, welche Philisophie in einer Religion steckt und was in deren heiligen Büchern steht."

        Dann nennt man das Ganze aber nicht "Christlichen Religionsunterricht" und betont, dass die Lehrer konfessionell gebunden sind aber niemanden überzeugen sollen. Was soll der Quatsch?

        "Da geht es logischerweise um Fakten."

        Nicht, wenn es an die Basics des Glaubens geht. Es sei denn, Sie meinen mit Fakten die reine Wissensvermittlung, dass es tatsächlich Menschen gab, die anderen Menschen erzählt haben, der Heilige Geist habe eine Jungfrau geschwängert, deren Sohn über das Wasser laufen, Wasser in Wein verwandeln und Tote zum Leben erwecken konnte - und den Fakt, dass es einen Haufen Menschen gab (und immer noch gibt), die das glauben und die andere, die das (und anseres) nicht so recht glauben wollten, abgeschlachtet haben.

        "Dieses Streben nach Transzendenz und Spiritualität ist offensichtlich eine menschliche Grundkonstante."

        Wie gesagt: kann man in der Schule zum Thema machen und sollte man auch. Nur hat das absolut nichts mit "Christlichem Religionsunterricht" zu tun.

  • Ich sehe da keinen Schritt in die richtige Richtung. Religionsunterricht sollte darüber aufklären, welche Religionen es gibt, was sie ausmacht, welche Bedeutung sie für Menschen haben und - last but not least - was sie auch für unsagbares Unheil und Kriege in die Welt gebracht haben.

    Dass ReligionslehrerInnen Missionare einer Religion sind, also selbst religös aktiv sind, ist als würde man den Politikunterricht von einem z.B. cdU-Mitglied durchführen lassen, der auch nur über die Vorzüge der cdU unterrichtet (wenn es denn welche geben sollte).

    Leider ist das aber immer noch so. Es wird z.B. katholische Religion gelehrt von einer Lehrerin, die katholische Theologie studiert hat und jetzt - auf unsere Kosten mit Steuergeldern bezahlt und verbeamtet - für ihre Religion wirbt und Kinder einfangen soll.



    Wenn das Muslime in ihrem Land tun, dann finden wir das übrigens ganz schrecklich rückständig und mittelalterlich.

    Wir könnten uns auch bei diesem Thema ja einfach mal an unser Grundgesetz erinnern. Darin steht soweit ich weiß nichts davon, dass eine Religion vom Staat gepempert wird und massiven politischen und wirtschaftlichen Einfluss haben soll.

    • @Jalella:

      "Eine" Religion nicht explizit, faktisch gibt es Kirchenstaatsverträge, die Einbehaltung der Kirchensteuer, das Recht, an staatlichen Schulen Religionsunterricht zu erteilen. Nicht zu vergessen diverse Sonderrechte für kirchliche Arbeitgeber, z.B. dürfen die ihren Angestellten verbieten zu streiken.



      Und diese Rechte fordern Islamverbände nun ebenfalls ein, obwohl der deutsche Verbandsislam nur einen kleineren Teil der Muslime in Deutschland vertritt und teilweise recht problematische Ansichten hat.

    • @Jalella:

      Im Gegenteil, offiziell sind Kirche und Staat in Deutschland getrennt. Nicht, dass man davon etwas merken würde.

    • @Jalella:

      Interessant wäre auch ein Abgleich des GG mit diversen glaubensorientierten Religionen.

      Wie geht es dort "Ungläubigen", Frauen, LGBTQs etc.?

  • Eine religiöse Autorin stellt den Religionsunterricht vor, welcher von den katholischen und evangelischen Kirchen ersonnen wurde und behauptet, dass man nicht versucht Minderjährigen ein altmodisches Weltbild in den Kopf implementieren. Glaube ich genau wie diese fantasievollen Geschichten über Gott.



    Wird man die Griffel der Kirche hierzulande je sauber vom Staat trennen? Raus mit denen aus dem Gesundheitssystem, den Schulen, Rundfunkbeiräten. Rückforderung der Zahlungen, welche die Kirche seit dem 19Jh. erhält. Aufhebung der rechtlichen Sonderstellung. Anlasslose Kontrolle aller Bistümer und Pfarreien auf Hinweise zu Geldwäsche und Kindesmisshandlung!

  • Von "Wahrheitsansprüchen" und "faktenbasierten Argumenten" zu reden als Vertreterin einer Glaubensgemeinschaft ist schon ein starkes Stück. Kein Lehrer kann seine persönliche Meinung vollkommen heraushalten aus dem Unterricht. Selbst wenn, bliebe Religionsunterricht irgendeiner Art ein Relikt der historischen gesellschaftlichen Durchdringung durch Religionen.

    Wenn von einem Schritt die Rede sein soll, dann wäre das die Einführung eines verpflichtenden Ethikunterrichts o.ä. mit inklusiver neutraler Beschreibung der Religionen, für alle die diesen Anker benötigen. Religiöser Unterricht mit einem offen religiösen Lehrer gehört im doppelten Sinne abgeschafft!

  • Konfessionell gebundene Religionslehre hat in Schulen mMn nichts zu suchen. Religionskunde muss selbstverständlich Teil der Allgemeinbildung sein, dafür bietet sich Ethik als Unterrichtsfach an. Oh, Überraschung - das ist schon seit Jahrzehnten Teil des Ethik Lehrplanes.



    Die Ausbildung von Religionslehrern erfolgt übrigens nicht in allen Bundesländern an staatlichen Hochschulen. In Berlin und Brandenburg haben die Kirchen und Religionsgemeinschaften den entsprechenden Auftrag. Da reicht dann auch das Theologiestudium von vor 40 Jahren.

  • Die Wiederbelebung christlicher Religiosität durch die pädagogische Hintertür? VerteidigerInnen des christlichen Abendlandes wollen so ihren Wertekanon am Leben erhalten. Mit der Mathematik haben Sie es dabi nicht so, denn ob sie nun fünf (wie formuliert) oder neun (wie benannt) Kompetenzbereiche im Religionsunterricht adressieren wollen, wird im Artikel nicht klar. Wenn noch nicht einmal bei Grundrechenarten der Wert korrekt bestimmt wird, was soll dann erst dabei herauskommen, wenn „philosophische“ Themen, die weit herausfordernder sind als die formale Logik einer Addition? Schräge Weltanschauungen?

    Forderungen nach einem Studium Generale, dass weniger auf Wissensvermittlung zielt, als auf eine umfassende ethisch-philosophische Bildung zur (selbst-)kritischen und empathischen Vernunft (1) gibt es schon lange. An klaren Konzepten und einer gelungenen Umsetzung hapert es. Für eine solche Bildung ist es nie zu spät und nie genug. Christliche Religiosität braucht man dazu nicht.

    (1) David Foster Wallace „Das hier ist Wasser“.

  • Und wo bleibt die Berücksichtigung von



    OPI UM und



    Fliegendes Spagettimonster ?

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Sekten werden in Religion, wie auch in Ethik durchgenommen.

      • @Das B:

        Was eine Sekte und was eine "normale" Religionsgemeinschaft ist, ist aber auch stark vom eigenen Glauben abhängig 😉

  • Katholischer und Evangelischer Religionsunterricht wird also zusammengelegt, das könnte man im Text auch mal kurz erklären. Scheinbar gibt es ja Gegenden wo es beides parallel gab?!

    • @Mendou:

      Katholisch ist das Prequel zu Evangelisch.

  • Respekt! Die beiden christlichen Kirchen sind nicht nur über ihren Schatten gesprungen, sondern sogar noch ein Stück weiter.

    Ich halte Religionsunterricht für wichtig: Religion spielt in vielen Gesellschaften und dadurch auch beim Weltgeschehen eine große Rolle. Kinder sollten wissen, um was es da geht. Vieles wird dadurch verständlicher. Nicht nur Indien/Pakistan oder die USA, auch unsere Feiertage.

    • @Limonadengrundstoff:

      Religionen spielen im Weltgeschehen eine zu große Rolle. Das muss man nicht noch ausbauen.

    • @Limonadengrundstoff:

      Ich halte Relgionsuntericht für überflüssig. Wenn man sich da informieren will gibt es mehr als genug Stellen.



      Keiner braucht das, schon gar nicht mehrere Schuljahre lang.



      Macht einfach ne Hobbygruppe draus wie es sich gehört.



      Alle sollten Ethik haben und damit dürfte der Versuch ein bisschen Moral und Mitdenken zu fördern erledigt sein.



      Das Religion Teil des Bildungsauftrages ist, dass ist es was rückständig war, ist und bleibt.



      Man kann das Weltgeschehen einfach moralisch bewerten und keiner braucht die Info welche geistigen Blockaden dazu geführt haben. Das ist wie Fremdenhass keine legitime Rechtfertigung.



      Egal wie viele Menschen zu faul zum denken sind. Nichts gibt ihnen das Recht gegen Grundgesetz zu verstoßen, es macht auch nichts besser - eher schlimmer.



      Wichtiger ist ein Bewusstsein zu schaffen sich über die Menschenfangmethoden dieser Sekten zu informieren und zu schützen.



      Das ist zum Glück etwas besser geworden.



      Feiertage sind ebenfalls rückständig und sollten in Gedenktage wirklich wichtiger Fragen umgewandelt werden.



      Wieso feiern wir den Personenkult einer Kirche statt uns mit Umweltschutz, Gleichbehandlung, Hassreduzierung usw auseinander zu setzen?

    • @Limonadengrundstoff:

      Um das Angeführte zu erklären, brauche ich nun wirklich keinen Religionsunterricht.

  • Allein schon der Vergleich von Religionsunterricht mit Politikunterricht ist ein Frechheit, da Politikunterricht keine eingebildeten höheren Wesen zur Grundlage hat. Im Zusammenhang mit Religionsunterricht von faktenbasierter Argumentation zu schreiben, ist komplett widersinnig, da die Grundlage aller Religionen, nicht nur der christlichen, nicht beweisbar ist.Die Schule hat viele Aufgaben, Kinder esoterischen, unwissenschaftlichen Unfug auszuliefern, gehört ganz sicher nicht dazu.

    Religionskunde, unterrichtet ohne jeglichen Einfluss von irgendwelchen Religionen ist okay, denn nur wer seinen Feind kennt, kann ihn auch besiegen.

    • @Flix:

      Also Geld, Wähler... Das sind auch erstmal nur Konstrukte an die unsere Politik glaubt.



      Denn meist hört man doch allerorts, dass der Wähler nicht mit der Politik einverstanden ist und auch kein Geld für was da ist.



      So fest stehen die Grundsätze in Politik also auch nicht.



      Selbst Demokratie scheint ja jeder anders und für sich passend zu definieren.



      Zumal sie kaum größere Opportunisten als Politiker finden werden.



      Religion ist kein Feind.



      Es sind Menschen welche sie ausnutzen.



      Es gibt keinen Feind. Es gibt Menschen die in ihren Egoismus nicht gebremst werden.



      Wir brauchen also Bremsen, keine Spalter.



      Religionsfreiheit ist ein Grundrecht!

    • @Flix:

      Jetzt mal ab davon, was man von Religion oder Kirche hält: Aus meiner Sicht tuen sich die Kirche und alle anderen religiösen Gemeinschaften überhaupt keinen Gefallen mit diesem Konzept (schulischem Religionsunterricht überhaupt). Das machen ja schon die semantischen und logischen Verrenkungen im Text von Fr. Husmann deutlich.



      Religion respektive: Glauben ist für mich etwas, was zunächst existentiell vor allem in der Familie etc. vermittelt wird und es für jeden offen bleiben muss, wohin seine spirituelle Reise geht oder ggf. endet. Das ist so oder so kein "Schulstoff".



      Insofern bleibt das Konzept jeweils hinter den Erwartungen oder Befürchtungen zurück bzw. ist eher für alle Beteiligten (Lehrer, Schüler, Eltern etc.) kontraproduktiv. Deshalb muss eine Schule auch in erster Linie die Werte der Demokratie und der Humanität vermitteln (auf denen unsere Gesellschaft beruhen) sowie deren Strukturen und historischen Grundlinien aufzeigen (Geschichte, Philosophie, Religionskunde). Dies halte ich allerdings für zwingend, und dort effektiv (nach-)zuarbeiten, haben Schulen und die Pädagogen alle Hände voll zutun.



      Eintopf-Religionsunterricht kann da schlimmstenfalls nur noch verwirren.

    • @Flix:

      Tatsächlich gibt es Schulen, an denen sehr gläubige LehrerInnen die Fächer Religion, Geschichte und Politikwissenschaften unterrichten. Meiner Ansicht nach keine sehr gelungene Kombination. Wie sollen in Politik und Geschichte einigermaßen objektiv auch negative Einflüsse der eigenen Religion aufgezeigt werden?

  • Ich habe selten eine derart unlogische und fast schon naive Argumentation gelesen, in der alles vermengt wird.

    Wieso z. B haben Menschen mit (besonders) umweltethischem Verhalten die Frage von Leben oder Tod nicht in der Hand? Vielleicht nicht unmittelbar und als einziger Faktor auf das eigene Leben, aber man könnte ja über den eigenen (christlichen) Tellerrand hinaus schauen.

    Angesichts von Hitze, Dürren, Flutkatastrophen, Luftverschmutzung usw. als drastischen Folgen des Klimawandels ist Umweltethik doch eine der dringendsten Aufgaben der Menschheit und damit des Einzelnen.



    Die aktuellen Sintfluten sind hausgemacht. Will man den Kindern weiter weismachen, dass zur rechten Zeit eine Arche Noah bereitsteht?

    Die Fächer Ethik und Philosophie im Zusammenspiel mit den MINT-Faechern sind doch viel umfassender in Wertevermittlung und Sinnstiftung als ein rein christlicher Religionsunterricht, der schon in der Namensgebung zum Christentum manipuliert. Wenn schon Religion dann eher als "vergleichende Religionswissenschaften" mit Lehrer*innen unterschiedlicher Konfessionen bzw. Konfessionsfreien.

  • Wieso hat man mit (besonders) umweltethischem Verhalten die Frage von Leben oder Tod nicht in der Hand?

    Angesichts von Hitze, Dürre, Flutkatastrophen, Waldbränden, Luftverschmutzung usw. samt den (Kriegs-) Folgen ist Umweltethik doch eines der zentralen Themen zum Überleben der Menschheit und der Natur. Will man den Kindern weismachen, dass eine Arche Noah wieder die Rettung bringt?

    Das Fach Ethik ist doch viel religionsübergreifender als christlicher Religionsunterricht. Aber dann bitte ohne die Missionierung zum Christentum durch die Hintertür

  • Das Problem der vormaligen Großkirchen ist doch eher, dass die Freikirchen ihnen in der Praxis schon lange den engagierten Nachwuchs abgegraben haben. Im charismatischen Bereich sogar konfessionsübergreifend. Da wäre die gemeinsame religiöse Hinzergrundslehre sicher zeitgemäß.

    • @vieldenker:

      Was sich da in den Reihen der evangelischen Landeskirchen so tummelt und schon immer getummelt hat, ist von den sogenannten Freikirchen kaum zu unterscheiden. Menschen mit diesem Hintergrund im Religionsunterricht auf Schüler:innen loszulassen, ist vollkommen verantwortungslos.

      • @Flix:

        Es ist verantwortungslos, die Konfession als Punkt der über die Zulassung entscheidet, gelten zu lassen.



        Wir haben eine Verantwortung dem Grundgesetz gegenüber und auch die unseren Kindern dies beizubringen.



        Dort steht das niemand wegen seiner religiösen Ansichten diskriminiert werden darf.



        Was anderes ist es wenn diese Personen das Missionieren anfangen.



        Das kann und sollte man aber nicht pauschal unterstellen.

        • @Das B:

          Sorry, aber das ist doch gelinde gesagt Blödsinn. Die Zugehörigkeit zur jeweiligen Glaubensgemeinschaft ist überhaupt erst die Voraussetzung um Religionslehrer:in werden zu können.



          Auch kann in Deutschland jeder seinem Glauben nachgehen, wie er es möchte, nur in der Schule hat Religionsunterricht nicht verloren.

          • @Flix:

            Wie sie Blödsinn steigern wollen wird dank Netiquette wohl niemand erfahren...



            Die Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft macht noch keinen Missionar aus dem Menschen, mehr habe ich nicht gesagt.



            Das mögen sie als Blödsinn empfinden.



            Es bleibt aber trotzdem Fakt, genauso wie ich mich nirgends für Religion als Schulfach stark gemacht habe.



            Ich habe sie darauf hingewiesen dass sie hier pauschal Menschen wegen ihrer Religion verurteilen.

      • @Flix:

        Ich habe das Gefühl, dass Sie von dieser "Szene" wenig Ahnung haben. Sonst würden Sie die EKD und die Freikirchen nicht in einen Topf werfen. Gerade in letzteren oder den evangelikalen Gemeinden sammeln sich die "strenggläubigen" Protestanten, die oft aus Ärger über die Verweltlichung der EKD seit den späten 60er Jahren dort ausgetreten sind.

        • @ PeWi:

          Wenn Sie sich da man nicht täuschen. Von gegen LGBT Personen hetzenden Pastoren bis zu pfingstlichen Erweckungsgottesdiensten inklusive Zungenreden ist in der evangelischen Kirche alles zu haben.

          • @Flix:

            Aber die evangelische Kirche ist eben nicht mit der EKD identisch. Darauf hatte ich doch schon hingewiesen. Es gibt neben den Freikirchen auch "klassisch-lutherische" Gemeinden, in denen all die Dinge vorkommen, die Sie erwähnt haben.

            Nur ist der geistig-geistliche Abstand dieser Gemeinden zu einer Frau Käsmann vermutlich ähnlich groß, wie der zwischen der Pius-Bruderschaft und Bischof Bätzing.

  • "Don't pray in my school and I won't think in your church." Glauben hat in der Schule nichts verloren. Religionen nur als Bestandteil von Wissensvermittlung von einem neutralen Standpunkt aus. "Christlicher Relligionsunterricht" ist doch nur ein "Merger" weil die Schueler davonlaufen.

  • Ich wünsche einen kritischen Abstand

    Was ist 'der Fokus auf eine breite Wissensvermittlung' und warum suchen und finden Sie den in Veranstaltungen christlichen Religionsunterrichts? Ist das wirksam ein Fokus, oder doch ein überschaubarer Weitwinkel?

  • Faktenbasiert aber ohne Wahrheitsanspruch? Das passt nicht zusammen. Beispiel: Entweder es gibt Gott, dann muss man ihn ernst nehmen und kann mit kindlichem Glauben auch über seine großen Taten staunen. Oder es gibt Gott nicht. Da gibt es nur eine Wahrheit. Wenn man sich als Religionspädagogin nicht mehr wünscht, dass Kinder zu Gott finden, hat man wahrhaft seine Berufung verfehlt.

    Denn: Es reicht aus, dass eine einzige Generation Kinder und Jugendliche nicht mehr "zu Gott finden" - und schon haben sich die Kirchen selbst abgeschafft. Dieser Prozess ist leider voll im Gang und den großen Kirchen scheint es irgendwie egal zu sein. Man kann leider nur mit dem Kopf schütteln.

    Dabei hat das Christentum ja gar nicht als Mythos und Märchen angefangen, sondern war von Anfang an faktenbasiert. Der Evangelist Lukas zum Beispiel erklärt am Anfang seines Evangeliums wie genau er Augenzeugen interviewt hat, damit er wirklich nur Fakten berichtet.

    • @Winnetaz:

      Um es kurz zu machen: „Es gibt keinen Gott!“ Und nein, die Nichtexistenz lässt sich nicht beweisen.

      Darüber hinaus ist anzumerken:

      - Es ist keineswegs gesichert, das der Verfasser des dritten Evangeliums überhaupt den Namen Lukas trug.

      - Die Entstehungszeit wird auf die Zeit von 70 bis 90 datiert, daher dürfte es sehr schwierig gewesen sein, Augenzeugen aufzutreiben.

      - Als Quellen dürfen ihn nach herrschender Meinung vor allem das Markusevangelium und Q gedient haben.

      Faktenbasiert ist es also mit Sicherheit nicht.

      • @Flix:

        Da sie keine Fakten haben, dass es keinen Gott gibt fragt sich warum sie es nicht jeden Menschen selber überlassen das für sich zu entscheiden.



        DAS (für andere entscheiden was "richtig" in Glaubensfragen ist) wird doch von Atheisten so oft kritisiert.



        Sie können genauso wie jeder Gläubige annehmen das es einen Gott gibt oder nicht. Aber überlassen Sie diese Entscheidung den Individuen solange sie nichts beweisen können.



        So einfach.

  • Dem Text fehlt leider die rechtshistorische Herleitung. Da bis auf wenige Ausnahmen die beiden großen christlichen Konfessionen und ihre organisierte Kirche ein Privileg haben, dass ihnen einen Platz im ansonsten staatlich-säkularen Schulsystem garantiert, ist es wirklich fortschrittlich, wenn die bisher nach evangelisch und katholisch säuberlich getrennte spirituelle Erziehung nunmehr für alle einheitlich und möglichst ohne Bekehrungsauftrag stattfinden soll.



    Interessant wäre zu erfahren gewesen, ob ein von studierten Philosophen gegebenes Fach daneben bestehen wird. (Zu meiner Zeit in niedersächsischen Schulen hieß das „Werte und Normen“) Und ob der Religionsunterricht bzw. eine Alternative nunmehr auch Pflicht für alle ist. (Früher war das auf dem Land teilweise an die Ditib ausgelagert, d.h. die Türkei übernahm die Verantwortung, was wohl bei der Annahme von „Gastarbeitern“ irgendwie Sinn ergab.)



    Besser wäre es wohl, wir würden die Beziehung zu den Kirchen neu aushandeln und die Werteerziehung stärken im Hinblick auf u.a. Art. 3 GG, AGG, Art. 2 Allg. Erklärung der Menschenrechte, Art. 14 EMRK, Art. 18, 19 AEUV, Art. 20, 21, 23 GRCh.

  • Man traut seinen Augen nicht!



    Da wird im Zusammenhang eines wissenschaftsfeindlichen esoterischen Kults von fach-"wissenschaftlichen Debatten" und "wissenschaftliche[r] Perspektive" geschrieben. SchülerInnen, die schon lange nichts mehr von Religion wissen und wissen wollen, wird eine multireligiöse Lebenswelt angedichtet und religiöse Bildung zur Grundlage friedlichen Zusammenlebens hochgelogen. Jeder Menge humanistischer Werte sollen als Grundlage des thematisierten neuen Religionsunterrichts herhalten - allein: Humanismus verhält sich zu Religion wie die Hacke zum Unkraut!



    Dass die Religionen im Überlebenskampf solch weichgespülten Unsinn verzapfen, ist nachvollziehbar; taz-LerserInnen hätten jedoch besseres verdient.

    • @Dirk Heinen:

      Stimmt schon, die Wissenschaftlichkeit von Religion liegt etwa auf dem Niveau von Kartenlegen und Bleigießen. In allen Fällen kann ich zwar wissenschaftliche Methodiken anwenden, es bleibt dennoch Humbug.

    • @Dirk Heinen:

      Fast alle berühmten Wissenschaftler der frühen Neuzeit die die Grundlagen der heutigen Wissenschaften geprägt haben waren Kleriker oder stammten aus dem religiösen Umfeld. Klöster waren über Jahrhunderte der Ort für Forschung und Wissensvermittlung. Und Humanismus war ohne kirchliche Vordenker nicht möglich. Also ohne Religionsgrundlagen lässt sich keine Geisteswissenschaft nachvollziehen.

      • @Dromedar:In:

        Fast alle Wissenschaftler der frühen Neuzeit waren Kleriker? Sicher nicht.



        Die meisten waren wohl in einer Kirche - ist im 18./19.Jh. auch zu erwarten.



        Da kann man auch behaupten, dass Astronauten Lenins gesammelte Werke studieren müssen, immerhin hat die Sowjetunion die meisten Meilensteine der Raumfahrt als erstes erreicht.

      • @Dromedar:In:

        Das Monopol auf Forschung und Wissensvermittlung hat die Kirche durch Ausgrenzung und Verfolgung selbst geschaffen. Was nicht passte wurde ausgeloescht und konnte erst Jahre spaeter ueber die muslimische Welt wiedererlangt werden.

        "Also ohne Religionsgrundlagen lässt sich keine Geisteswissenschaft nachvollziehen."



        Um Sokrates, Platon und Aristoteles nachzuvollziehen muss ich ne Bibel daneben liegen haben?

      • @Dromedar:In:

        Das letzte ist in meinen Augen mit Verlaub gesagt Unsinn.

        Der Humanismus ist historisch nicht ausschließlich aus christlicher Theologie entstanden, sondern wurzelt vor allem in der Antike – bei den Griechen und Römern.

        Umgekehrt wird ein Schuh daraus:



        Die christliche Theologie hat mit dem Humanismus einen produktiven Dialog geführt und viele Theologen haben seine Werte aufgenommen und weiterentwickelt – etwa Erasmus von Rotterdam.



        Der Humanismus hat seine entscheidenden Impulse aus der Antike und nicht aus dem Christentum.



        Man nimmt da immer nur gerne die Legende mit ...



        Der Humanismus hat sich als eigenständige Bewegung entwickelt, wurde aber von christlichen Theologen weitergeführt.

      • @Dromedar:In:

        Nur leben wir heute nicht mehr im Mittelalter und wahrscheinlich wären wir gesellschaftlich ohne die Wissenschaftsfeindlichkeit der Kirchen schon um einiges weiter.

        • @Flix:

          Mag sein, aber die dezidiert kirchen- und religionsfeindlichen Regime und Ideologien, wie die Jakobiner, der Kommunismus sowjetisch/chinesisch/kambodschanischer Prägung oder der Nationalsozialismus haben "uns" auch nicht gerade weitergebracht.

          "Woelki in die Produktion" mag für manche ein reizvoller Gedanke sein, aber die Abschaffung der Religionen allein garantieren keine goldenen Zeiten.

          Abgesehen gehört die Freiheit, zu glauben, woran man will, zu den zentralen Errungenschaften der Aufklärung.

          • @ PeWi:

            Stimmt, jede:r mag der Verschwörungserzählung fröhnen, die ihm:ihr am besten gefällt.

            Vielleicht sollten wir ab die millionen Toten durch Religionskriegen, Missionierung, Zwangsbekehrung usw. nicht vergessen. Dann wären da noch die in „christlichen“ Kinderheimen misshandelten und gestorbenen Kinder vor allem indigener Völker weltweit.

            Woelki vor Gericht würde mir genügen, wenn dabei „Arbeiten in der Gefängniswerkstatt“ herauskäme, um so besser.

            • @Flix:

              Ich fürchte, die Zahl derjenigen, die im Namen des "Sozialismus" unkamen ist immer noch größer als das, was die im Namen Gottes angerichtet worden ist. Vor allem hat die Kirche Jahrhunderte dafür gebraucht, die Kommunisten nur einige Jahrzehnte.

              Es geht mir auch nicht darum, wer schlimmer ist. Aber es gibt eben nicht nur auf der Seite der "Gläubigen" Fanatiker, Eiferer und Mörder. Daher sollte man nicht zu hoch aufs atheistische Ross steigen. Da könnten Sie beim Herunterfallen statt in den Gräbern der im Namen der Kirche Gemordeten in den "Killing Fields" eines Pol Pot aufschlagen.

  • Ethik und Vermittlung von kulturellen Konflikten halte ich für deutlich wichtiger, als die Inhalte von Religionen zu vermitteln. "Kulturen" oder "Philosophie" wären deutlich bessere Schulfächer, die auch der Religionsfreiheit gerecht würden. Es ist eben auch in Ordnung, sich mit keiner Religion zu identifizieren. Moral existiert auch ohne.

    Ich hatte in meinen zwei Gesamtschuljahren in NRW einen Religionsunterricht, der sogar den christlichen Unterricht nochmals unterteilte. Ich kam jedes Mal in eine überfüllte Klasse, die nicht einmal genug Stühle hatte, während die muslimischen Schüler_innen eine Freistunde hatten. Da kommt schon Neid auf. Dazu habe ich bereits mit 8 Jahren vom Glauben abgewandt. Als man mir erklären wollte, dass man Brötchen nicht teilen könne, wurde es mir im Grunde genommen zu viel Geschwafel. Man respektierte aber nicht, dass ich nicht teilnehmen wollte, und dass die Eltern darüber entscheiden können habe ich auch erst erfahren, als es zu spät war.

  • Tut mir leid, wenn ich über diesen Text nur sagen kann, dass er eine Menge sinnfreier evangelischer PR-Sprache enthält.



    Ich stelle mal diese drei Zitate hintereinander, deren Aussagen einander logisch widersprechen.



    "Sie müssen ambiguitätstolerant sein oder es werden, sich also in andere hineinversetzen und Differentes aushalten können. Und sie sollen ihre Beurteilungsmaßstäbe entwickeln statt beibehalten und in Sachen Religion mit verschiedenen Wahrheitsansprüchen leben können."



    "Was wir für eine funktionierende demokratische Gesellschaft brauchen, sind eben nicht Meinungen, die auf anekdotischer Evidenz basieren, sondern faktenbasierte Argumentationen."



    "Religion ist das Verhalten zum Unverfügbaren." (Zitat Hr. Lübbe)



    Verschiedene Wahrheitsansprüchen, die jeweils faktenbasiert sein, gleichzeitig mit den je eigenen Beurteilungsmaßstäben gemessen werden sollen? Und das alles soll sich noch zum "Unverfügbaren" verhalten?



    Was soll das sein?



    Es gab Zeiten, da hat die Taz den üblichen evangelischen Begriffs- und Bedeutungssalat treffend auf den Punkt gebracht. Hier ein Beispiel:



    taz.de/Huber-Bubba/!327885/

  • Warum nennt sich ein Unterricht, der offiziell in alle Richtungen offen sein will "Christlicher Religionsunterricht"? Das ist unlogisch.

    Und warum sind dann die Lehrkräfte des neuen Unterrichts nur evangelisch oder katholisch? Auch hier wäre eine breitere Aufstellung notwendig, um glaubwürdig zu sein.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Weil das halt nur scheinoffen ist, das die anderen Religionen eher unter ferner liefen laufen deutet das Konzept doch schon an.