Kassenärzte fordern Ausfallgebühr: Die Unzuverlässigkeitskasse
Wer seinen Arzttermin nicht rechtzeitig absagt, soll … eine Strafe zahlen? Das lässt sich kaum gerecht gestalten.
S anktionen für einen verpassten Arzttermin? Das fordert jetzt die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Laut einem Bild-Bericht gibt es erste Arztpraxen, die von Patienten für unentschuldigtes Fehlen 40 Euro Ausfallgebühr verlangen. In Einzelfällen seien es bei wiederholtem Fehlen sogar bis zu 100 Euro.
Bevor es jetzt zu Schnappatmung kommt, bitte erst einmal durchatmen. Der Vorstoß von Andreas Gassen von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ist durchaus sinnvoll. 20 bis 30 Prozent der Patienten, so melden Praxen, erscheinen unabgemeldet nicht. Das ist nicht nur finanziell ein Problem für die niedergelassenen Ärzte, sondern auch organisatorisch: Andere Patienten, die – wie alle – meist lange auf einen Termin warten, müssen gegebenenfalls noch länger warten. Ärzte können die Termine schließlich nicht doppelt vergeben, und sie können auch nicht – wie bei anderen Jobs oft möglich – die Zeit anders sinnvoll nutzen. Und übrigens: Wer schon mal eine Psychotherapie gemacht hat, kennt das Prinzip.
Wird dort ein Termin nicht 24 Stunden vorher abgesagt, zahlt der Patient die Stunde – rund 90 Euro. Das verweist aber auch schon auf das Problem bei der Umsetzung: Bei einer Therapie, die ja über einen längeren Zeitraum angelegt ist, kann der Therapeut spätestens beim nächsten Termin die Ausfallgebühr verlangen. Ein Facharztpatient, der einen Termin unabgesagt verstreichen lässt, taucht aber vielleicht nie wieder auf, oder zumindest nicht im selben Quartal. Und wenn er im selben Quartal auch vorher nicht in der Praxis war, kann auch über seine Krankenkassenkarte nichts abgerechnet werden.
Auch deshalb ist Gassens Vorschlag, die Ausfallgebühr solle von den Krankenkassen übernommen werden, problematisch. Denn die wird höhere Kosten durch einzelne, unzuverlässige Patienten ja nicht individuell, sondern an alle Mitglieder weitergeben – und so auch jene bestrafen, die rechtzeitig absagen. Das mag Ärzten den Ausfall vergüten – ein Erziehungseffekt für unsolidarische Patienten bleibt aber aus. So gut die Idee also im Prinzip ist, so schwer dürfte sie umsetzbar sein.
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