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Palästinensischer Botschafter zu Gaza„Die Welt schaut zu“

Der palästinensische Botschafter in Berlin, Laith Arafeh, wirft Israel in Gaza einen Genozid vor. Einer Verurteilung des Hamas-Terrors weicht er aus.

„Viele fühlen sich ausgegrenzt“, sagt der palästinensische Botschafter in Deutschland, Laith Arafeh Foto: Wolfgang Borrs
Daniel Bax
Interview von Daniel Bax und Lisa Schneider

taz: Herr Arafeh, der israelische Botschafter war in den letzten Wochen im Bundestag und auf vielen Bühnen zu Gast. Sie stehen viel weniger in der Öffentlichkeit. Warum?

Laith Arafeh: Ich spreche mit Entscheidungsträgern auf allen Ebenen und mit fast allen relevanten Politikern verschiedener Parteien. Wichtig ist der Inhalt dieser Gespräche – nicht die Frage, ob sie in der Öffentlichkeit geführt werden.

Michael Roth, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, war kürzlich in Israel, aber nicht im Westjordanland. Was denken Sie darüber?

Ich kommentiere die Handlungen einzelner Politiker aus Prinzip nicht. Aber das Verhalten mancher deutscher Politiker kann nur so verstanden werden, dass sie die anhaltende, völkerrechtswidrige Besetzung der palästinensischen Gebiete und aktuell das massenhafte Abschlachten von Menschen in Gaza unterstützen und befürworten. Sie tun das auf Kosten unschuldiger Menschen sowie der Werte und des Ansehens Deutschlands in der Welt. Denn die Welt schaut zu, wie Deutschland sich in diesem Konflikt verhält, und sie wird das nicht vergessen.

Der Bundespräsident hat einige Deutsche palästinensischer Herkunft, die es aus Gaza heraus geschafft haben, kürzlich in Schloss Bellevue zum Empfang eingeladen.

Das ist eine Geste, die wir zu schätzen wissen.

Mangelt es ihnen an solchen Gesten?

Schauen Sie: Eine ganze deutsche Familie palästinensischer Herkunft wurde kürzlich bei einem israelischen Luftangriff getötet: ein Arzt, seine Frau und ihre vier Kinder. Niemand hat ein Wort darüber verloren, weder die deutsche Regierung noch die meisten Medien. Wie kann das sein? Sind Deutsche nicht gleich?

Sie sprechen viel mit palästinensischstämmigen Menschen in Deutschland. Was sagen die Ihnen?

Viele fühlen sich ausgegrenzt, verunglimpft und geächtet. Einige haben viele Familienmitglieder verloren. Menschen, die hier geboren sind und stolze deutsche Staatsbürger sind, sagen mir, dass sie das erste Mal in ihrem Leben das Gefühl haben, in diesem Land nicht mehr willkommen zu sein. Andere, die Angehörige verloren haben, sagen, sie hätten das Gefühl, dass ihnen nicht einmal das Recht zu trauern zugestanden wird.

Was sagen Sie ihnen?

Nichts kann Menschen, die Angehörige verloren haben, über ihren Verlust hinwegtrösten. Aber vielleicht können sie Trost finden in der Gewissheit, dass wir, die Palästinenser, eines Tages unsere legitimen Rechte, Freiheit, Staatlichkeit, Frieden und Sicherheit erlangen werden, egal, wie weit entfernt uns das heute erscheinen mag und wie trostlos und düster der Moment ist.

Im Moment wirkt das weiter entfernt denn je.

Wir erleben in Gaza einen Genozid und in Ost-Jerusalem und in der Westbank ethnische Säuberungen. Es ist der Welt über Jahrzehnte nicht gelungen, Israel dazu zu bringen, seine Besatzung zu beenden und dem palästinensischen Volk sein Recht auf Selbstbestimmung und einen eigenen Staat zu ermöglichen. Sie verrät damit ihren eigenen Anspruch an Menschenrechte und internationales Recht.

Warum sprechen Sie von einem Genozid?

Der frühere Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Luis Moreno Ocampo, und viele andere Experten, darunter 19 Experten der UN, haben das schon getan. Die israelische Armee hat seit dem 7. Oktober über 17.000 Menschen getötet, darunter über 6.000 Kinder und über 3.000 Frauen. Und haben Sie gehört, dass ein israelischer Minister gefordert hat, eine Atombombe auf den Gazastreifen zu werfen? Ich glaube nicht, dass das notwendig ist, denn die Zerstörung dort ist schon jetzt um ein Vielfaches höher, als eine Atombombe anrichten könnte. Der Gazastreifen wurde bereits nuklear vernichtet.

Hat Israel kein Recht, sich selbst zu verteidigen?

Wenn das Verbrechen, das Israel begeht, Selbstverteidigung ist, dann ist dieses Wort für immer verbrannt. Dieses Argument trägt nur dazu bei, internationales Recht zu diskreditieren, das nach dem Zweiten Weltkrieg etabliert wurde, um genau solche Verbrechen zu verhindern.

Würden Sie den Angriff der Hamas vom 7. Oktober auch als Völkermord bezeichnen?

Das Einzige, was ich jetzt sehe, ist der Massenmord an meinem Volk und die Besatzung, die seit Jahrzehnten andauert. Hätte die Welt auf unsere Appelle gehört und internationales Recht durchgesetzt, dann wären wir heute woanders. Aber leider hat sie das nicht getan. Und jetzt lässt sie zu, dass weitere Gräueltaten an meinem Volk begangen werden, indem sie sich weigert, auf einen dauerhaften Waffenstillstand zu drängen, und die israelischen Gräueltaten als Selbstverteidigung bezeichnet.

Verurteilen Sie das Hamas-Massaker in Israel?

Unsere Position dazu haben wir mehrfach klar und deutlich ausgedrückt: Wir weisen alle Versuche zurück, die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht zu verletzen – unabhängig von der Nationalität oder der Herkunft des Opfers oder des Täters. Wir betrachten jedes menschliche Leben als gleichwertig. Das ist etwas, was meinem Volk gegenüber nicht erwidert worden ist.

Im Interview: Laith Arafeh

Laith Arafeh, Jahgang 1979, ist seit Februar 2022 Palästinensischer Botschafter in Deutschland.

Verurteilen Sie den Terror der Hamas nun, ja oder nein?

Die roboterhafte Wiederholung dieser Frage ist nicht nur absurd, sondern hat auch rassistische Untertöne, wenn sie fast jedem Palästinenser, Araber und Muslim gestellt wird. Sie wird so zu einer inhaltsleeren Floskel – vor allem dann, wenn deutsche oder israelische Politiker nie gefragt werden, ob sie den seit über 70 Jahren anhaltenden Mord an den Palästinensern verurteilen. Den Versuch, das derzeit in Gaza geschehende Massaker so zu rechtfertigen, weise ich zurück.

Die Palästinensische Autonomiebehörde hat sich schon vor fünf Jahren erstmals an den Internationalen Strafgerichtshof gewandt. Sollte Chefankläger Karim Khan jetzt ermitteln?

Natürlich sollte er das tun. Deutschland und andere Länder, die sich normalerweise für die Einhaltung des Völkerrechts einsetzen, sollten das unterstützen. Der damalige Außenminister Heiko Maas hat damals leider die Ermittlungen hintertrieben – wie immer, wenn das Opfer Palästinenser und der Täter Israeli ist. Jetzt müssen wir mir den Folgen dieses eklatanten Versagens leben.

Deutschland schweigt leider auch, wenn der Täter ein Türke und das Opfer ein Kurde ist, oder wenn der Täter ein Aserbaidschaner und das Opfer ein Armenier ist …

Ich bin nicht in der Position, die deutsche Haltung gegenüber anderen Teilen der Welt zu beurteilen. Aber wenn es um Palästina geht, dann sprechen wir nicht nur von Schweigen, sondern von aktiver Unterstützung. Wie hätte Israel seine gewaltsame Besatzung so lange aufrechterhalten können ohne die Unterstützung anderer Länder, auch Deutschlands? Und mitten in dem Blutbad, das Israel in Gaza anrichtet, hat die Bundesregierung beschlossen, ihre Militärexporte dorthin um das Zehnfache zu erhöhen. Wie kann das sein, ohne dass es einen Aufschrei gibt?

Die USA wollen, dass die Palästinensische Autonomiebehörde nach dem Krieg wieder die Kontrolle in Gaza übernimmt. Was sagen Sie dazu?

Wir haben unsere Ver­ant­wor­tung gegenüber dem Gaza­strei­fen nie aufgegeben. Die Hamas hat die Herrschaft im Jahr 2007 gewaltsam an sich gerissen, das ist bekannt. Aber das ändert nichts daran, dass Präsident Abbas nach wie vor die oberste und legitime Autorität ist.

Heißt das, die Fatah könnte nach dem Krieg wieder die Macht in Gaza übernehmen?

Wir haben zwei Prioritäten: Erstens, die israelische Besatzung zu beenden. Zweitens, das palästinensische Volk in die Lage zu versetzen, sein Recht auf Selbstbestimmung in einem eigenen, freien und unabhängigen Land auszuüben.

Würde das bedeuten, Wahlen abzuhalten und Milizen wie die Hamas zu entwaffnen?

Erst einmal müssen diejenigen entwaffnet werden, die in Gaza und im Westjordanland unser Volk töten, indem die Besatzung beendet wird. Und dann sollte es in allen palästinensischen Gebieten nur eine Autorität geben und nur ein Gesetz gelten – und zwar palästinensisches Recht, sicherlich nicht israelisches Militärrecht.

Israel wird sich nicht zurückziehen, solange die Hamas nicht entwaffnet ist.

Sie wissen, dass die Siedler in den besetzten palästinensischen Gebieten zu den am stärksten bewaffneten Bevölkerungsgruppen der Welt gehören? Sie wissen, dass Israels sogenannter Sicherheitsminister, ein verurteilter Terrorist, kostenlos zusätzliche Waffen an Siedler verteilt hat? Allein in diesem Monat wurden im Westjordanland bereits über 250 Palästinenser getötet. Wir müssen die Siedler entwaffnen.

Premier Netanjahu hat gerade wieder erklärt, er sei der Einzige, der einen palästinensischen Staat verhindern könne. Kann es mit ihm einen Frieden geben?

Das offizielle Programm dieser Regierung besagt, dass das Land vom Fluss bis zum Meer ausschließlich jüdisch sein soll. Aber keine is­raelische Regierung der ver­gange­nen 14 Jahre hat einen palästi­nensischen Staat akzeptiert, und während wir hier sprechen, werden Menschen aus Teilen des Gazastreifens vertrieben. Nichtsdestotrotz werden wir nicht ruhen, bis wir nicht die Frei­heit in einem unabhängigen Staat Palästina im Rahmen der Zweistaa­ten­lösung erreicht haben.

Kann die Weltgemeinschaft Israel zu einer Zweistaatenlösung zwingen?

Sie kann das. Aber wird sie es tun? Das ist die Frage.

Anmerkung: In der Originalversion fehlte eine Rückfrage zwischen zwei Antworten. Wir haben das korrigiert.

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68 Kommentare

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  • Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Das Interview läuft unter Ablenkung in bester Politikernanier. Anstatt einer Frage klar zuzustimmen oder sie klar abzulehnen, kommen Antworten, die die eigenen Probleme mit der Gegenseite bezeichnen. Auf „Hamas entwaffnen?“ entgegnet er „Siedler entwaffnen!“ Nur um ein Beispiel zu benennen.

    Leider ist damit der Erkenntnisgewinn für den Leser begrenzt bzw. Nahe null.

  • Es dürfte reichlich schwer sein, eine objektive Betrachtung des Problems von einem Regierungsvertreter zu bekommen. Unabhängig davon, ob es sich nun um einen Botschafter Israels oder der Palästinenserbehörde handelt.

    Allerdings, wenn die eigene Seite zwischenzeitlich schon bei den 10-fachen Opferzahlen allein unter den Frauen und Kindern angelangt ist, dürfte es vielen Betroffenen schon schwerfallen, das vorausgegangene Ereignis noch verurteilen zu wollen.

    Die Folgen der Reaktion darauf wiegen nicht minder schwer als der Terrorangriff der Hamas selbst, denn die aktuellen Opfer werden mit den Terroristen der Hamas in einen Topf geworfen. So viel Resilienz muss man erst einmal aufbringen, um daran nicht den Verstand zu verlieren.

    • @insLot:

      Wenn der amtierende Botschafter eines landes befragt wird, ist eine objektive Betrachtung nicht zu erwarten..

      Deshalb fragt man ihn aber auch nicht.

      Einen Botschafter befragt man, um die Position der Regierung, die er vertritt, zu erfahren.

      Das ist sein Job.

      Ich hatte ein Problem mitzukommen, wen Sie meinen.

      Bei "Betroffenen" sprechen Sie nur von Palästinensern, nicht von Israeis, richtig?

      Vielleicht muss man gerade angesichts der "Opferzahlen" (Sie meinen nur die Palästinser, richtig?) die Ereignisse verurteilen.

      Die Opferzahlen wären vermutlich deutlich kleiner, wenn die Hamas ihre Kommandozentralen und Waffenlager nicht unter Schulen und Krankenhäuser erbaut hätte.

      Sich um die eigenen Leute zu kümmern, statt zu postullieren, dass die zivilen Opfer und Flüchtlinge Sache der UN wären, hätte die Zahlen eventuell auch verringert..

      Es war auch wenig hilfreich, dass die Hamas die normalen Bewohner an der Flucht hindern wollte.

      Es gibt Schätzungen, dass ca. 75 % der Einwohner Gazas hinter der Hamas stehen.

      Wenn diese Schätzung stimmen solllte, muss man ein klares Täter-Opfer-Schema aufgeben, um nicht den Verstand zu verlieren.

  • Was in den Kommentaren hier zurecht kritisiert wird, ist, dass Herr Arafeh keine klare Verurteilung des Hamas-Terrors über seine Lippen zu bringen vermag. Aber sollte das wirklich verwundern? Wäre das nicht auch ein Eingeständnis, dass nicht mehr die Autonomiebehörde und Fatah unter der palästinensischen Bevölkerung das Sagen haben, sondern die Hamas und ihre (iranischen) Verbündeten?



    Die PA hat ihre Reputation auch unter den Palästinensern in den Westbanks schon lange verloren. Der Elefant im Raum ist also, dass - sollte es eines Tages zu Verhandlungen kommen - der israelischen Regierung jeglicher legitime Ansprechpartner auf palästinensischer Seite fehlt.* Und auch den vermittelnden Instanzen wie der UNO, den USA oder der EU. Und genau genommen ist auch Herr Arafeh - wie sein Chef, der „Palästinenserpräsident“ Abbas - als offizieller Repräsentant der palästinensischen Interessen in Deutschland so etwas wie ein „König ohne Land“.



    * Ob das möglicherweise im Kalkül des israelischen Ministerpräsidenten Netanyahu und seiner rechten Koalitionspartner liegt und sie auf diese Lage konsequent „hingearbeitet“ haben (also nicht allein die Palästinenser die Verantwortung für die Misere tragen) wäre übrigens auch ein interessantes Thema. Es impliziert ja die Fragestellung, ob die israelische Seite die Hamas nicht bewusst groß und stark gemacht hat bzw. eine Mitverantwortung dafür trägt.

    • @Abdurchdiemitte:

      Sie sprechen einen schmerzhaften Punkt an. Und ja, die rechten regierungen von Sharon bis Netanyahu haben sicherlich ihren Anteil daran, dass die PA so ein schwaches Bild abgibt. Ob das Absicht war oder ein Nebenprodukt ihrer Bestrebungen, über die Siedlungspolitik die "Verhandlungsmasse" zu verkleinern, kann ich nicht sagen.

      Es sollte aber auch egal sein. Den Menschen vor Ort ist nicht mit noch mehr Fingerzeigerei gedient. Das zeigt dieses völlig unkonstruktive Interview nur zu deutlich. Es gibt Interessen die sich aktuell unvereinbar gegenüberstehen, und daran muss sich etwas ändern. Dabei kann man die Schwäche einer solchen Interessenvertrtretung wie der PA nicht einfach ihren Gegnern in die Schuhe schieben. Zum Einen übertüncht das nur das selbstverständlich vorhandene Eigenverschulden. Zum Anderen - und das ist aus meiner Sicht viel gravierender - vergibt diese Rhetorik jegliche Chance, es besser zu machen. Wenn Israel an Allem Schuld ist, kann auch nur Israel aktiv zur Lösung der Problme beitragen, und - Überraschung! - das wird es nicht allein tun.

      • @Normalo:

        Hanau deshalb habe ich ja auch von israelischer MITverantwortung gesprochen, nicht etwa von alleiniger oder HAUPTverantwortung, was das Erstarken der Hamas betrifft. Man beachte den kleinen, aber feinen Unterschied.

    • @Abdurchdiemitte:

      "Wäre das nicht auch ein Eingeständnis, dass nicht mehr die Autonomiebehörde und Fatah unter der palästinensischen Bevölkerung das Sagen haben, sondern die Hamas und ihre (iranischen) Verbündeten?"



      Der Zug ist doch vor Jahren abgefahren... wann hat die Hamas noch wieder die Fatah aus dem Gazastreifen vertrieben?

      • @Encantado:

        Ja, 2006. aber glauben Sie denn, Herr Arafeh - ebenso wie Herr Abbas in Ramallah - würde es zugeben, dass er heute im Prinzip keinen Einfluss auf die Entwicklungen in Gaza hat? Und immer weniger auf die in den Westbanks? Dass seine PA eine Institution von Gnaden Israels und auch deshalb die Hamas dort immer stärker geworden ist? Dass der Islamo-Faschismus der Hamas längst dem linken Befreiungsnationalismus von Fatah in der Gunst der palästinensischen Bevölkerung den Rang abgelaufen hat? Oder die Menschen dort diese Ideologien vielleicht einfach nur satt haben - was das Beste wäre - und einfach in Ruhe und Sicherheit leben, ihren Geschäften nachgehen und Abbas am liebsten zum Teufel jagen wollen (ohne von islamistischen „Einpeitschern“ oder fanatischen jüdischen Siedlern drangsaliert und bedroht zu werden)?



        Weshalb dann das entlarvende Rumgeeiere des Herrn Arafeh bei der eigentlich doch ganz einfach zu beantwortenden Frage, ob er den Terror der Hamas nun verurteilt oder nicht?

        • @Abdurchdiemitte:

          "Weshalb dann das entlarvende Rumgeeiere des Herrn Arafeh bei der eigentlich doch ganz einfach zu beantwortenden Frage, ob er den Terror der Hamas nun verurteilt oder nicht?"



          Ausgezeichnete Frage eigentlich... entweder hält er alle anderen für doof, oder er gehört selber zu dieser Kategorie. Oder beides.

  • Immerhin hat die taz nachgefragt, so dass es nicht zu einer reinen Lobbyistendarstellung verkam.



    Schade, der Mann hat durchaus in einigem Recht; das wird allerdings durch die einseitige Schuldzuweisung verschüttet.

  • Die Meinungsvielfalt hier ist beeindruckend.

  • Schade, mit einer klaren Stellungnahme gegen das Verhalten der Hamas hätte er hierzulande für seine Landsleute erheblich mehr erreichen können. Aber das passte wohl nicht zu seiner Überzeugung.

  • Und welche Botschaft überbringt nun dieser "Botschafter"?

    "Die anderen sind an allem Schuld - nur wir nicht!"

  • Ein Interview, dessen Aussagen so in etwa ein Großteil der deutschen und internationalen Kulturszene anschließen könnte: Keine Verurteilung des Massakers an israelischen Zivilisten, Vorwürfe des Massenmords - bzw Genozids und bei Kritik Rückzug hinter den Vorwurf des Rassismus.

  • Interviews mit offiziellen Vertretern der beiden Parteien in diesem Konflikt, sowie parteiischen Aktivisten, kann man sich eigentlich sparen, da scheint es nur noch um verbale Eskalation ("Genozid"), Dämonisierung des Anderen und den konstanten Verweis auf das unverschuldete Leid der eigenen Gruppe zu gehen. Vermengt mit Auslassungen und Halbwahrheiten wird so letztlich auch die Beschreibung tatsächlichen Leides propagandistisch entwertet. Dabei bräuchte es jetzt wirklich pragmatische und gewaltfreie Kommunikation. Das lange Big Think Interview mit Ian Bremmer ist da wesentlich lohnender.

    • @hessebub:

      An dem Interview war kein Vertreter einer Kriegspartei beteiligt. Arafeh ist weder ein Sprecher von Israels Regierung noch der Hamas. Er repräsentiert, wenn überhaupt jemanden, die zivilen Opfer im Gazastreifen und im Westjordanland.

  • Habe nach der Hälfte aufgehört zu lesen. Hier das Infividualschicksal Einzelner emotional nach vorne getragen und das Großeganze auf der anderen Seite verantwortlich machen. Dass das Großeganze auf der eigenen Seite für Individualschicksal auf der anderen Seite genauso gilt und er Teil und hoher Repräsentant dieser Seite ist wird negiert. Darf man Schlimmpopulist sagen? Und das als Botschafter! Kein Wunder und gut, dass man ihm keine größere Plattform gibt.

  • Herr Arafeh hatte noch Glück, dass er so weitgehend handzahme Interviewer hatte. Das eine Nachhaken zur Wertung des Hamas-Terrors war offenkundig schon eins zuviel für ihn.

    Ansonsten ist dieses Interview vor allem repräsentativ für eines der Hauptprobleme des Nahostkonflikts: Das Wort "Mäßigung" scheint nur wenigen Entscheidungsträgern ein Begriff. Immer wieder wird Einer draufgesetzt, die drastischstmögliche Sprache verwendet, Hass gelebt, geschürt und unterstellt. Der Andere macht nicht etwa Fehler, er ist BÖSE - und er muss sich um 180 Grad drehen, bevor über irgendeine andere Frage, die vielleicht Einen selsbt angehen könnte, auch nur diskutiert werden kann.

    Dabei wäre dieser Herr Arafeh doch der, der es am ehesten besser wissen müsste: Er ist der oberste Diplomat, der speziell Deutschland im Sinne der palästinensischen Sache "beackern" soll. Aber auch er hat augenscheinlich entweder keine Ahnung vom historischen Kontext oder von der Streitkultur hierzulande, wenn er meint, dass der verbale Holzhammer dafür das richtige Werkzeug sei. Genozidvorwürfe gegen Israel sind ohnehin ein heißes Eisen, aber sie auch noch explizit ohne inhaltliche Begründung rauszuhauen, ist eigentlich diplomatische Arbeitsverweigerung. Er erweckt den Eindruck, dass er in der Sache überhaupt nichts erreichen will, sondern für die Galerie schimpft, um seinen Brötchengebern sein "Engagement" zu demonstrieren.

    Die Palästineser hätten Besseres verdient, möchte man meinen. (Wahrscheinlich klingt er aber auch hinter verschlossenen Türen vernünftiger. Sonst würde schon längst nicht mehr "auf allen Ebenen" mit ihm geredet.)

  • " Verurteilen Sie den Terror der Hamas nun, ja oder nein?



    Die roboterhafte Wiederholung dieser Frage ist nicht nur absurd, sondern hat auch rassistische Untertöne, ..."

    Ja, klar doch! Arafeh hat sich regelmäßig gesträubt, diese Frage zu beantworten



    www.juedische-allg...bei-allem-respekt/



    www.deutschlandfun...aza-krieg-100.html

    Wie er tatsächlich darüber denkt, hat er ja mal unfreiwillig preisgegeben, als er via Twitter den 7. Oktober als Tag der "verbrecherischen Aggression gegen das palästinensische Volk" bezeichnete www.ruhrbarone.de/...-non-grata/226981/



    Nicht wirklich überraschend, finanziert die Palästinensische Autonomiebehörde doch seit Jahren Selbstmordattentäter www.rbb-online.de/...-unterstuetzt.html

    Und die Frage nach Wahlen möchte er auch nicht beantworten. Nachvollziehbar, ist die Amtszeit seines Präsidenten, des notorischen Holocaust-Leugners Mahmud Abbas, doch bereits seit 2009 abgelaufen.

    Das ganze Elend in einem Interview. Wie man mit solchen Leuten zu einer Friedenslösung kommen soll, übersteigt meine Phantasie.

  • Merkwürdige Haltung zur Hamas. Leider erwähnt er auch die ständig in die Gebiete laufenden internationalen Zahlungen nicht. Dann hätte er nämlich auch erklären müssen, weshalb nicht in zivile Infrastruktur, sondern in Tunnelsysteme und Waffen investiert wurde. Er sucht auch nicht den Anschluss an die israelische Bewegung, die sich (zumindest bis zum 7.10. und sogar noch danach) für Gespräche einsetzt - andererseits: Mit wem soll Israel sprechen? Mit der Hamas?

    • @Niemals:

      Vergessen Sie bitte nicht, dass ein Großteil der ausländischen Gelder, die in den Gazastreifen fließen, der Aufrechterhaltung eines Mindestmaßes an Infrastruktur und Services fliessen (Wasser, Strom, Gesundheit und Bildung) bzw. der Löwenanteil in die Nahrungsmittellieferungen in den abgeriegelten Gazastreifen. Mit EU-Mitteln wurde seinerzeit in der Südostecke des Gazastreifens ein moderner Flughafen gebaut, den das israelische Militär völlig zerstört hat!

      • @UriAvnerylebt!:

        Das stimmt so nicht ganz. Da sind Milliarden geflossen und die Palästinenser hätten Strukturen aufbauen können. Stattdessen regiert seit 2006 die Hamas.

    • @Niemals:

      Auch Israel investiert in Militäranlagen und Waffen.

      • @Francesco:

        Ja und? Israel HAT eine morderne zivile Wirtschaft und Infrastruktur. Die Hamas hat das im Gazastreifen verhindert.

    • @Niemals:

      Wer in Israel wollte denn sprechen seit Rabin? Als ob es irgendeine nennenswerte Kraft gäbe, die mit Palästinensern sprechen geschweige einen Palästinensischen Staat wollte… im Übrigen, ob s gefällt oder nicht, zu sprechen hat man immer den Zuständigen. In dem Fall Abbas.



      Und mit wem sollten die Palästinenser reden? Mit einer rechtsradikalen, religiös fanatischen israelischen Regierung, die für Palästinenser einschliesslich Kinder, seit Jahrzehnten das Militärrecht für die angemessene Staatsform hält? Ich finde, alleine schon diesen unerträglichen und beängstigenden Zustand, Menschen unter Gewalt seit Jahrzehnten erbarmungslos zu zwingen auf Generation unter Militärrecht und seiner vollen Willkür zu leben, sagt schon sehr viel über die israelische Haltung dem palästinensischen Volk gegenüber aus. Da ist nichts mit Augenhöhe und Menschenrechte. Die Kräfteverhältnisse sind so asymmetrisch, dass immer nur der stärkere gewinnen wird und das wird immer Israel bleiben. Und über was sollen solch gepeinigte und gedemütigte Palästinenser reden? Grundlegende Menschenrechte, die für alle Menschen gelten, verweigert Israel dem Palästinensischen Volk selbst im Fall eines „selbstbestimmten“ Palästinensischen Staates, sowie das Recht der Vertriebenen, in ihre Heimat zurückkehren zu können.



      Wie sollen Gespräche unter diesen Umständen (damit meine ich nicht die akute Situation, sondern die dauerhafte Situation der Palästinenser) bitte aussehen?

      • @Edda:

        Autsch - Abbas ist also nach Ihrer Ansicht für den 7.10. verantwortlich und auch für die Geiselnahmen. "Gaza steht



        seit 1994 de jure unter Verwaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde, (wurde) von Juni 2007 bis November 2023 aber de facto von der Hamas verwaltet" - Sie können das bei Wikipedia nachlesen. Dort finden Sie auch Hinweise zum Verhältnis PLO, Fatah, Hamas. Zu den vielen verschiedenen israelischen Organisationen, die sich zusammen mit Palästinensern für einen Ausgleich im nahen Osten einsetzen finden Sie zum Beispiel auch Hinweise in der TAZ



        taz.de/Palaestinen...en-Krieg/!5976681/



        (Standing together existiert seit 2016, es gibt Schalom Achschaw/Peace now seit den 70er Jahren und viele weitere).

        • @Niemals:

          Nein, ich mache Abbas überhaupt nicht verantwortlich. Wie kommen Sie darauf? Habe ich nirgends geschrieben. Ich habe nur auf Ihre Frage geantwortet, wer denn hätte Ansprechpartner sein sollen.

          Ich weiß auch, dass es viele zivilgesellschaftliche, Bestrebungen und Bemühungen gibt, beiderseits übrigens, für eine friedliche Koexistenz beziehungsweise, eine Zweistaatenlösung. Ich kenne da selbst auch einige, aber keiner dieser Organisationen ist politischer Ansprechpartner, geschweige Verhandlungspartner. Eher, das Gegenteil, ist der Fall, politisch finden solche Aktivitäten oder Organisationen in israelischen Regierungen weder Anerkennung noch Förderung, sondern werden eher bei jeder Gelegenheit schikaniert oder teils sehr böse, als Terrorunterstützer, diskreditiert.

          • @Edda:

            "Grundlegende Menschenrechte, die für alle Menschen gelten, verweigert Israel dem Palästinensischen Volk selbst im Fall eines „selbstbestimmten“ Palästinensischen Staates, sowie das Recht der Vertriebenen, in ihre Heimat zurückkehren zu können."

            Es gibt auch kein Menschenrecht von Vertriebenen in ihre Heimat zurückzukehren. Wenn ich als Deutscher Anspruch auf schlesische Gebiete erhebe, dann möchte ich Sie mal in Aktion erleben.

            Darüber Hinaus hat sich Israel 2005 aus Gaza zurückgezogen. Es gab die Möglichkeit dort etwas zu entwickeln. Stattdessen hat die Hamas dort die Macht in einer Wahl übertragen bekommen, sie dann (für den Wähler vollkommen überraschend) nicht mehr abgegeben und das Gebiet und sein Infrastruktur einzig darauf ausgerichtet Israel zu vernichten.

            So lange die palästinensischen Autoritäten nicht garantieren können, dass etwas vergleichbares in der Westbank nicht passiert, wird sich dort auch nichts ändern.

            Die Bevölkerung in Israel hat ja nicht immer so gewählt. Sie ist nach Rechts gerückt, weil sie feststellen musste, dass auf der anderen Seite keinen ernsthaften Willen zum Frieden gibt.

  • Typische Verweigerungshaltung sich der Realität zu stellen und sich dabei auf endlose Unterstützung dieser Kamikaze Haltung zu verlassen

  • "Die roboterhafte Wiederholung dieser Frage ist nicht nur absurd, sondern hat auch rassistische Untertöne, wenn sie fast jedem Palästinenser, Araber und Muslim gestellt wird"

    Ich sehe sie eher als ausgestreckte Hand. Auf dem Papier erklärt man uns dass die palästinensische Bevölkerung die Hamas als unterdrückende Terroristen wahrnehmen, die Bilder aus der Presse vermitteln uns dass man sie stattdessen feiert.

    Die Wiederholung dieser Frage ist eine Einladung diesen Widerspruch so zu entscheiden, dass ein Konsens gegen den Terror gefasst wird und man die politischen Interessen Palästinas ernst nehmen kann. Denn ein Palästina das den 7. Oktober feiert ist bei uns in weiten Teilen der Bevölkerung nicht vermittelbar - und den Zuspruch den man noch bekommt will man möglicherweise gar nicht

  • Noch einer der von Völkermord spricht, ihn natürlich weder erklären noch belegen kann, weil der Vorwurf auf unwahren Behauptungen basiert. Als Begründung verweist er dementsprechend dann auf "19 Experten der UN". So werden Lügen nicht wahrer. Bax versäumt es hier nachzuhaken. Ebenso kann Arafeh in entlarvender Weise keinen Kommentar zum Terrorangriff der Hamas abgeben, der im luftleeren Raum geschah und Auslöser für den aktuellen Krieg gegen die Terrorbande Hamas ist. Er setzt noch einen drauf und schämt sich nicht die Frage allein als rassistisch zu kontern. Auch hier geben Bax und Schneider ein journalistisch viel zu schwaches Bild ab. Sie hätten dieses Interview nutzen sollen, um Arafeh und dessen islamofaschistische und verschwörungsmythologische Narrative auseinanderzunehmen. Es fehlte wohl der Wille.

    • @Klaus Kuckuck:

      Vor allem hätte ich nach dem Satz "(...) Denn die Welt schaut zu, wie Deutschland sich in diesem Konflikt verhält, und sie wird das nicht vergessen.(...) die Rückfrage erwarte, ob das etwa als Drohung zu verstehen ist.

      • @Puck:

        Ein sehr beunruhigender Gedanke, den ich sofort verdrängt hatte. Aber Sie haben leider Recht.

    • @Klaus Kuckuck:

      So ist es. Abgesehen davon, ist es schon merkwürdig, weswegen jemand, der beklagt, dass es keinen unabhängigen palästinensischen Staat gibt, unkritisch als "Botschafter" bezeichnet wird. Der Mann ist kein Botschafter. Nur Staaten haben Botschaften.

      • @Budzylein:

        Der Heilige Stuhl ist auch kein Staat (nein, er ist nicht identisch mit dem Staat der Vatikanstadt) und entsendet dennoch Botschafter.

  • Warum gibt man so einem Hamas-Versteher eine Bühne

    • @Lars Sommer:

      um seine Meinung zu hören: Er verurteilt den Terror der Hamas also nicht!

    • @Lars Sommer:

      Ich finde es sogar sehr wichtig sowas möglichst ungefiltert abzudrucken. Vielleicht wird dann auch hier so manchem Ally klar, mit was für eliminatorischen Antisemiten wir es hier zu tun haben. Die hauptberuflichen „Antizionisten“ werden wir natürlich nicht erreichen können wie ja auch die aktuelle Kommentarspalte zeigt.

  • Er sollte auf die Frage mit Ja oder Nein antworten.



    Daß ernst nicht tut zeigt, wer er ist.



    "Denn die Welt schaut zu, wie Deutschland sich in diesem Konflikt verhält, und sie wird das nicht vergessen".



    Soll die Welt auch nicht vergessen!

  • " ... Menschen, die hier geboren sind und stolze deutsche Staatsbürger sind, sagen mir, dass sie das erste Mal in ihrem Leben das Gefühl haben, in diesem Land nicht mehr willkommen zu sein. ...

    Es braucht nicht viel Hirnschmalz um dies zu verstehen. Antisemitische Krawalle in Berlin mit Teilnehmern die sich eindeutig als Palies erkennen lassen.

    Eigentlich eine Unverschämtheit einen sogenannten "Botschafter" hier zu Wort kommen zulassen. Die Palästinenser haben es, trotz milliardenschweren Injektionen, busher nicht geschafft so etwas wie ein funktionierendes Staatsgebilde zu etablieren. Ausserdem widerspricht er sich. Laut Hamas und der diese unterstützenden Staatsreligion Islam sind eben nicht alle Menschen gleich. Da gibts Muslime (die edlen Herrenmenschen), dann z.Bsp. Christen, die infidels, geduldet und zur Verrichtung niedriger Dienste geeignet und eben die Juden, die es auszurotten gilt.



    Neh, Herr Arafeh. An ihrer Stelle würde ich mich darauf konzentrieren im Gazastreifen aktiv zu werden. Vielleicht sogar etwas zum BSP dort beitragen. Das würde zu ihrer Legitimierung doch erheblich beitragen.

  • "Niemand hat ein Wort darüber verloren, weder die deutsche Regierung noch die meisten Medien."

    Wie kommt es dann, dass ich davon wusste? Lese nun wirklich nicht viel Zeitung. (Mal davon abgesehen, dass "nicht die meisten" und "niemand" schon an sich ein Widerspruch ist.)

    "Erst einmal müssen diejenigen entwaffnet werden, die in Gaza und im Westjordanland unser Volk töten"

    Tötet die Hamas keine Palästinenser:innen?

    Würde mir wünschen, dass jemand näher die Verwendung des "Genozid" erklärt. Zu sagen, dass man den Begriff verwendet, weil ihn andere auch verwenden, ist eine Nichtsaussage. Genau so gut könnte man ja sagen, dass X UN-Experten nicht von einem Genozid sprechen und ich es deshalb auch nicht tue.

  • "Die roboterhafte Wiederholung dieser Frage ist nicht nur absurd, sondern hat auch rassistische Untertöne, wenn sie fast jedem Palästinenser, Araber und Muslim gestellt wird."



    Das ist schon dreist. Hier steht ein palästinensischer Botschafter, der einfach mal so tut, als wäre diese Frage gegenüber einem zufälligen Palästinenser auf der Straße genauso unangemessen wie ihm gegenüber. Ich hätte von politischen Funktionsträgern schon gern eine klare Distanzierung. Bleibt diese aus und wird dann noch ein rhetorischer Gegenangriff ("Rassismus!") gestartet, ist das aus meiner Sicht auch eine klare Positionierung.

    "Ich glaube nicht, dass das notwendig ist, denn die Zerstörung dort ist schon jetzt um ein Vielfaches höher, als eine Atombombe anrichten könnte."



    Das klingt propagandistisch hochdramatisch, aber in der Praxis völlig absurd. Im Gazastreifen lebten 2022 (laut Wikipedia) 2.375.259 Menschen auf gerade mal 365km². Akzeptiert man die Opferzahl von 17.000, ist diese fraglos hoch, entspricht aber nicht einmal einem Prozent der Bevölkerung. Der Interviewte weiß ganz genau, dass eine Atombombe zweifellos sehr viel mehr Schaden anrichten würde.

    Mal ehrlich: Dieser Eiertanz der palästinensischen Autonomiebehörde ist peinlich. Wer nach den Massakern vom 7. Oktober immer noch nichts anderes tun kann als immer nur einseitig Israel zu beschimpfen, der braucht sich nicht zu wundern, wenn viele Israelis und deren Unterstützer ihm nicht trauen. Man kann nicht gleichzeitig der anderen Seite schwerste Verbrechen vorwerfen und eine islamistische Terrorbande, die (aus Sicht der Autonomiebehörde) zudem tausende der eigenen Leute ermordet hat, indirekt in Schutz nehmen. Da sollte man sich schon entscheiden.

  • Mal eine realistische Antwort wie Israel mit den Terroristen umgehen soll habe ich noch von keinem Palästinenser gehört.

    • @Abraham Abrahamovic:

      Angesichts der sehr verbreiteten Taktik, jeden Hinweis darauf, dass zwischen dem israelischen Vorgehen und besagten Terroristen sowas wie ein Kausalzusammenhang bestehen könnte, diskret in einem Meer von Vorwürfen zu versenken, verwundert das wenig.

  • ‚Die roboterhafte Wiederholung dieser Frage ist nicht nur absurd, sondern hat auch rassistische Untertöne, wenn sie fast jedem Palästinenser, Araber und Muslim gestellt wird.‘



    Nun, einem Diplomaten wird man diese Frage wohl sehr berechtigt stellen dürfen. Was für eine absurde Antwort.

  • Herr Botschafter, chapeau! Sie haben alle wichtigen Punkte präzise und treffend formuliert!

    • @Ertugrul Gazi:

      Insbesondere, die Unfähigkeit den barbarischen Terror der Hamas zu benennen und die bloße Frage danach als rassistisch zu kontern? Entspricht er damit Ihrer Überzeugung und Haltung?

      • @Klaus Kuckuck:

        In der heutigen Gesellschaft und im medialen Diskurs beobachte ich zunehmend den Einsatz von Suggestivfragen. Diese Art der Fragestellung führt oft zu einer einseitigen Darstellung von Themen und ignoriert wichtige Aspekte einer ausgewogenen Diskussion. Es ist entscheidend zu verstehen, dass niemand verpflichtet ist, auf eine Frage zu antworten, insbesondere wenn sie suggestiv formuliert ist und darauf abzielt, eine bestimmte Antwort zu provozieren. Dieses Vorgehen kann zu einer verzerrten Wahrnehmung von Fakten und Ereignissen führen und die öffentliche Meinung unangemessen beeinflussen. Wenn ich auf einem ähnlichen Niveau antworten würde, müsste ich Sie beispielsweise fragen, ob Sie mit den Ereignissen nach dem 7. Oktober zufrieden sind und es gut finden, dass bereits mehr als 5.000 unschuldige Kinder ihr Leben verloren haben.

        • @Ertugrul Gazi:

          Wer findet es denn gut, wenn unschuldige Kinder getötet werden?



          Ausser Hamas und deren Freunde, die dieses Blutzoll bewusst herbeiführen und weiterhin keinen Hehl daraus machen, dass sie es wieder tun werden, wohl niemand bei Verstand.

  • Danke Herr Arafeh, das ist wirklich ein toller Beitrag !! Alles sehr richtig, und dringend notwendig das wir nun auch endlich über die Selbstbestimmung und Sicherheit der Palästinenser sprechen — danke!

  • Was soll man da noch sagen. Wer als Palästinenser die Hamas nicht lieber heute als morgen komplett zerstört haben will, hat wohl jeglichen moralischen Kompass komplett verloren.

    Wer sich von solchen Islamofaschisten nicht sofort distanziert und jegliches Handel der Hamas verurteilt, der lebt in einer falschen Realität.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Bei gleicher Argumentation sollte jeder Israeli und Jude sich von dieser rechtsextremen Regierung distanzieren.



      Die Male, die das bisher passiert ist, kann ich an einer Hand abzählen!

      Vielleicht sollten wir einfach aufhören von allen Menschen permanent irgendwelche expliziten Ablehnungserklärungen zu verlangen.



      Verlangt jemand von dir, dass du dich ständig explizit nochmal vom Nationalsozialismus distanzierst?



      Musstest du das jemals in deinem Leben tun?



      Es ist einfach Blödsinn das ständig zu fordern und es ist Rassismus, wenn man das nur von Menschen gewisser Nationalitäten oder Religionen verlangt!

      • @TeeTS:

        Man muss schon seit Anfang des Jahres auf dem Mond gelebt haben, um nicht mitzukriegen, dass in Israel bis zum 7.10. wöchentlich Hunderttausende gegen diese Regierung auf die Straße gegangen sind.



        Im Übrigen wird hier nicht irgendwer befragt, sondern jemand, der sich Botschafter nennt.



        Auch mussten sich Deutsche durchaus gegen Nazis positionieren. Nicht in Deutschland, aber im Ausland schon.



        Außerdem kann ich mich noch gut an die 70er Jahre erinnern: Da musste sich jeder, dem nur der leiseste Linksduft anhaftete, zu seiner Einstellung zur RAF erklären...



        Der Rassismusvorwurf ist gerade sehr in Mode wenn es darum geht, unangenehmen Fragen auszuweichen...

      • @TeeTS:

        Die Massendemonstrationen gegen die geplante Justizreform im Herbst 2023 sind ihnen wohl entgangen....

        • @B. Trübt:

          Was haben die Demonstrationen gegen die Justizreform (!) den damit zu tun? Die waren gegen die Justizreform gerichtet (wie überraschend) und nicht gegen den zionistischen Siedlerterrorismus und die Besatzungspolitik.



          Liest eigentlich auch jemand diese Zeitung, bei der er:sie kommentiert? Neulich gab es dazu einen ausführlichen Artikel.

      • @TeeTS:

        Unsäglicher Vergleich. Wir reden hier immerhin von Terrorangriffen, die brandaktuell von einem Territorium ausgehen, für das Arafeh hochoffiziell im Namen seiner Organisation die Verantwortung und Vertretungsmacht reklamiert. Das in einen Pott zu schmeißen mit Irgendwem, der einfach nur derselben religiösen Gruppe wie die israelische Regierung angehört, ist eine Unverschämtheit - und mehr als nur "latent" rassistisch.

      • @TeeTS:

        An einer Hand abzählen?? - Noch im Sommer sind hunderttausende Israelis gegen Bibi und seine rechtsextreme Regierung auf die Straße gegangen. Ähnliche Proteste in Gaza gegen die Hamas gibt es und gab es nie.

        Warum soll es so schwer sein, sowohl die Hamas als auch Bibi explizit abzulehnen? So viele Israelis tun es. Arafeh will einfach nicht, was man ihm letztlich nur als Sympathie für den Terror auslegen kann.

      • @TeeTS:

        Sie müssen schon sehr ignorant sein wenn sie nicht mitbekommen haben, dass vor dem Terrorangriff der Hamas Abertausende Israelis gegen ihre Regierung auf die Straße gegangen sind. Und auch gibt es keinen gesellschaftlich relevanten Akteur in Deutschland der sich nicht vom Nationalsozialismus distanziert.

        Aber einen offiziellen Vertreter der Palästinenser zu fragen ob er den Terror der Hamas verurteile soll rassistisch sein? Ich bitte Sie, das wollen Sie doch nicht ernsthaft behaupten.

      • @TeeTS:

        Die israelische Regierung ist kritikwürdig, die Hamas eine Terrororganisation. Wären die vergleichbar wäre seit Dekaden kein Palästinenser im WJL oder Gaza am Leben.

        Darüber hinaus: Die Ablehnungserklärungen erscheinen "notwendig", weil die Terroranschläge ziemlich gefeiert werden.

        Nein, ich musste mich nie explizit vom Nationalsozialismus distanzieren. Aber ich gehe davon aus dass es die Deutschen im Ausland mussten als die Nazis in den 30ern und 40ern jede Menge Menschen umgebracht haben. Und wenn hierzulande auf einen Schlag hunderte durch Rassisten umgebracht werden und das im Netz und auf der Straße gefeiert wird... ja, dann glaube ich schon dass ich mich von denen distanzieren müsste. Ich würde es auf jeden Fall wollen

        Und als Politiker oder Staatsvertreter würde ich darin sogar meine Pflicht sehen.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Netanjahu hat die Hamas gestärkt, um die Autonomiebehörde zu schwächen. Das sind historische Fakten, die plötzlich nicht mehr gelten. Netanjahu und seine rechtsextreme Regierung sind der größte Feind für ein sicheres und friedliches Israel und Palästina.

      • @Rinaldo:

        Wie hat er das getan? Können Sie das bitte ausführen?

        Und selbst wenn dem so war: Was hat das mit der fehlenden Ablehnung des Hamas-Terrors durch Herrn Arafeh zu tun?

      • @Rinaldo:

        Meinetwegen hat Netanjahu die Hamas gestärkt. Aber die Palästinenser haben sich entschieden die Hamas als ihre politischer Vertretung anzunehmen. Das ist nicht Netanjahus Verantwortung. So wie es nicht Putins Verantwortung ist, dass Deutsche der AfD hinterherrennen, obwohl Putin sie stärkt.

  • Recht hat er!

    • @Berrybell:

      Jemand, der den Mord an Frauen, Kindern, Männer und friedlichen Ravern, nicht klar verurteilen kann, wie kann man so ein Mann Recht geben? Sorry, ich komme da nicht mit.

    • @Berrybell:

      Wer es nicht schafft Mord, Massenvergewaltigungen, Folter und Entführungen zu verurteilen. hat definitiv nicht recht.

    • @Berrybell:

      Womit? Dass er keine Stellungnahme zum Hamas-Massaker abgeben will? Ich schließe daraus, dass er damit voll und ganz einverstanden ist - und Sie offensichtlich auch.