piwik no script img

Merz kritisiert „Cancel Culture“Immer schön ablenken

Kommentar von Aida Baghernejad

CDU-Chef Friedrich Merz hält „Cancel Culture“ für die größte Bedrohung für die Meinungsfreiheit. Das ist Blödsinn – und politisches Kalkül.

Polemisiert gerne, um maximale Aufmerksamkeit zu erreichen: Friedrich Merz Foto: Jens Gyarmaty/laif

W as ist Freiheit? Für Marius Müller-Westernhagen „das Einzige, was zählt“. Für George Michael „the one good thing that I’ve got“. Und für Merz, den Popstar und Heiland, der nach 16 Jahren Regierung klar mit der Rolle als Opposition hadernden CDU?

Sich „frei bewegen, frei denken und frei sprechen“ dürfen, „ohne Zwang und Einschränkung“. So drückt er sich zumindest in einem diese Woche erschienen Interview mit der Zeitung Welt aus.

Freiheit, ein schönes Wort. Und ein oft missbrauchtes, denn mit seiner Fülle von Auslegungsmöglichkeiten lässt sich der Freiheitsbegriff wunderbar entwerten. Besonders, wenn man, wie Merz, kein Problem damit hat, sich mit Blick auf kommende Landtagswahlen in alle möglichen Richtungen zu verbiegen, um maximale Aufmerksamkeit zu erreichen.

„Die größte Bedrohung“ der Meinungsfreiheit sieht Merz „inzwischen in der Zensurkultur“, auch als „Cancel Culture“ zum Kampfbegriff der neuen Rechten verkommen. Der „Kampf gegen rechts“ sei zudem ein „schwammiger Begriff“, den vermeintlich linke „Aktivisten“ missbrauchten, um „gegen völlig legitime Meinungen des demokratischen Spektrums oder sogar wissenschaftliche Erkenntnisse vorzugehen“.

Er sehe „mit Besorgnis, was an den Universitäten in den USA“ passiere, es schwappe auch nach Europa über – und nennt als Beispiel die an Dämlichkeit kaum zu überbietende Causa um einen transfeindlichen, von Ex­per­t*in­nen mittlerweile widerlegten Vortrag einer Meeresbiologin über menschliche Geschlechter.

Merz sagt so was nicht, weil er nicht ausreichend informiert ist. Oder ihm die Auffassungsgabe für die Komplexität der Gegenwart fehlt. Oder er, ein Jurist, die Relevanz von Geistes- und Sozialwissenschaften untergraben will. Im Gegenteil. Ich glaube, er und sein Team beherrschen die Klaviatur der Kakofonie besser, als es die politische Gegenseite vermutet.

Merz' Vorgehen ist amoralisch

Der aktuelle kulturkämpferische Diskurs und dieses Interview sind das, was man als „Rage Bait“ bezeichnet, Aussagen in der Öffentlichkeit, die maximale emotionale Resonanz erzeugen sollen. Im Grunde nichts anderes als trollen, nur dass Merz und die Journalistin, die ihn interviewt, eine Plattform bespielen, die ungleich größer ist als ein einzelner Tweet.

„Rage Bait“ hat bestimmte Funktionen: Zum einen markiert es Fein­d*in­nen und schließt die Reihen der Freund*innen, zum anderen ist es eine Ablenkungsstrategie, die von den großen Themen ablenken soll – und das sehr erfolgreich.

Ein wissenschaftlich fragwürdiger Vortrag und Proteste dagegen sollten kein Thema sein, das die Republik wochenlang beschäftigt. Besonders nicht in Zeiten, in denen sich die Klimakatastrophe von Zukunftsmusik zum Gegenwartsproblem entwickelt; in denen ein Diktator, dem wir gestern noch den roten Teppich ausgerollt haben, heute ein Land vor unserer Tür komplett auslöschen und die freie Gesellschaft Europas zerstören will; in denen soziale Ungerechtigkeit und Armut in unserem Land, einem der reichsten dieser Erde, rapide anwachsen; in denen Rassismus tötet, und zwar auch Parteifreunde von Friedrich Merz. In diesen Zeiten das Bild des „Kulturkampfs“ aus den USA zu importieren, ist amoralisch. Und ein Täuschungsmanöver.

Die Aufregung über kulturkämpferische Themen okkupiert Zeitungsspalten wie diese hier, Sendeplätze und Synapsen in unserem Gehirn, die sich sonst damit befassen könnten, dass Merz noch bis quasi gestern bei einer der weltweit größten Investmentfirmen arbeitete und danach fast nahtlos in eine politische Spitzenkarriere zurückkehrte. Dass er jüngst neue Brennstäbe für Atomkraftwerke forderte oder Kanzler Olaf Scholz mit unhaltbaren Argumenten vorwirft, die Öffentlichkeit in puncto Waffenlieferungen getäuscht zu haben

Oder dass es CDU und SPD waren, deren vergangenheitsorientierte Energiepolitik einen florierenden Wirtschaftszweig zerstört hat und unsere Zukunft und jetzt, wegen der Abhängigkeit von russischem Gas, unsere Sicherheit gefährdet. Oder dass Merz sich bald mit dem republikanischen US-Senator und Trump-Apologeten Lindsey Graham trifft, einem der Architekten der Aushöhlung der Demokratie in den USA.

Solange wir uns als Gesellschaft von menschenfeindlichen Diskursen in diesem inszenierten „Kulturkampf“ ablenken lassen, können wir uns nicht mit den Themen befassen, die wirklich relevant sind.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

86 Kommentare

 / 
  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Nuja, Merz wirft den Blaunen ab und zu ein Bröckchen hin, das ist weder neu, noch überraschend.

  • Angesichts seiner Äußerungen und Positionen hätten ihn Parteimitglieder und Wähler*innen bereits vor vielen Jahren canceln sollen. #Homofeindlichkeit #Frauenfeindlichkeit ...

  • "... die an Dämlichkeit kaum zu überbietende Causa um einen transfeindlichen, von Ex­per­t*in­nen mittlerweile widerlegten Vortrag einer Meeresbiologin über menschliche Geschlechter." Wer selbst so abwertend und letztlich weit weg von der Realität ist, sollte einen F.M. nicht kritisieren. Das wirkt einfach nur albern. Einfacher hätte die Autorin dem F.M. nicht Recht geben können.

  • Rechte (und Merz gehört definitiv dazu) haben halt selbst kaum Argumente und müssen deswegen Schreckgespenster an die Wand malen: Eine übermächtige Linke, die angeblich Diskurse bestimmt.



    Hier jetzt das der linken Cancel Culture. Dass Merz hier etwas kritisiert, was es nicht gibt, müsste spätestens daran bemerkt werden, dass Merz noch nicht gecancelt wurde. Könnten wir es, wir würden es tun, um nicht ständig sein Gesabbel hören zu müssen.

    • @Piratenpunk:

      "übermächtige Linke"

      ROFL. Wo haben Sie den dieWortschnipsel "übermächtige Linke" ausgegraben? Das die Linkspartei gerade noch mit Ach und Krach in den Bundestag kam und sich in den letzten Monaten dann immer weiter noch selbst zerlegte, das weiß doch mittlerweile jedes Kind.

      Und die CDU wird die Linkspartei sicher nicht zu einem Scheinriesen aufblasen, der noch irgend etwas zu melden hat.

      • @Rudolf Fissner:

        Lerne lesen. Da steht, dass die Merzens dieser Welt das Schreckgespenst einer übermächtigen Linken an die Wand malen (damit ist im Übrigen nicht nur die Linkspartei gemeint). Das hat wenig mit realer Wirkmacht linker Gruppen und Bewegungen in Deutschland zu tun, sondern mit Feindbildbestmmung.

        Sprich: Die übermächtige Linke, die angeblich mittels cancel culture die Meinungsfreiheit bedroht, gibt es nicht. Gäbe es sie, könnte Merz sich nicht öffentlich äußern.

        • @Piratenpunk:

          Diese "übermächtige Linke" gibt es genauso wie die Schar von Nazis, die vermeintlich längst sämtliche Behörden unterwandert hat und quasi nur auf eine günstige Gelegenheit für die Machtergreifung wartet. Ich überspitze hier bewusst. Ich find's auch bescheuert, aber dieses politische Schattenboxen gehört heutzutage leider dazu. Man sucht lieber den Konflikt als den Konsens. Denn Konflikt verkauft sich besser. Gewissermaßen ist dieses Verhalten nach Merkels Alternativlosigkeit folgerichtig.

  • Über Merz selbst müssen wir nicht diskutieren. Aber was er sagt, ist vielleicht doch nicht ganz falsch:



    Ich möchte kurz - selbst miterlebt - auf einen Vorfall in Bern hinweisen:



    www.tagesanzeiger....erden-501398683361



    Und wir wundern uns, warum den Linken die Wähler davonlaufen ...

  • Schlimmer geht immer. Bitte mehr Argumentation, weniger Rhetorik. Ersteres macht Qualitätsjournalismus aus, letzteres gute Sonntagsreden.

  • Ich bin beeindruckt, amüsiert, aber auch erschroken, wieviele den klassischen Alt-Right Köder schlucken. Mit Senkblei und Schnur.

    Ihr musst Acht geben, dass nicht noch die Angel und die Anglerin mitkommen.

    • @tomás zerolo:

      "Alt-Right"

      Rofl. Wenn Sie Merz nazigedönsmäßig bei der extremen Rechten verorten, dann ist die Linkspartei für Sie wahrscheinlich auch schon eine konservative Partei.

      • @Rudolf Fissner:

        Egal - beim Anlanden - das Gaff nicht vergessen! Wollnich. Farbe egal - wa.

        unterm—— servíce —- 🎣 —-



        Das Gaff ist ein Haken an einem langen Stiel, mit dem große Fische aus dem Wasser gehoben werden. Das Gaff wird vor allem beim Hochseeangeln und beim Eisangeln eingesetzt, wenn der Fisch zu groß und schwer für einen Kescher ist. Wikipedia



        & ☕️ 🪐 - Danke für den 🐠 - 😎 - •

        • @Lowandorder:

          Beim Gaff fällt mir gleich die Rettung jedes Musikers ein:



          Das GAFFA-Tape!

          Kann aber hier nicht helfen...

          • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

            Stimmt.



            & Däh!



            “Farbe egal“ Schonn. But.



            Meist fugenbreit grau •



            &! Genau Genau =>



            Geistig - pfeift uns Merzchen



            Das Herzchen - jedoch - 🍭 -



            Auf den bekannten letzten 🕳 - 🙀🥳 -

        • @Lowandorder:

          "Farbe egal"

          Eben nicht.

          Linksextremismus / Rechtsextremismus- Gleichsetzungen sind ja schon boring daneben. Wenn man sich dann noch Gleichsetzungen von Liberalismus und Rechtsextremismus anhören muss, bekommt man doch ne Föhnfrisur.

          • @Rudolf Fissner:

            Da steht, dass Merz Alt-Right Köder schluckt. Sprich: Er übernimmt deren Argumentation und Talking Points.

            Das festzustellen, hat nix damit zu tun, die extreme Rechte und Liberale oder (bei Merz und dem Springerdrecksblatt Welt wohl eher) Konservative gleichzusetzen. Dass die aber sehr wohl ideologisch anschlussfähig sind.

          • @Rudolf Fissner:

            Ach was! © Vagel Bülow - Föhnfrisur¿

            Mach Bosse! Beatle mit Schiebedach - 🙀🥳 -



            Ach - allenfalls - Locken auffe Pläät am Drehn - Wahrheit hoch ⬆️ 10 • Denn.



            “Fische sehen in Farbe, allerdings in einem eher breiteren Spektrum als Menschen. Fische neigen zur Kurzsichtigkeit. Im Einzelnen ist das Sehvermögen von Fische je nach Art sehr unterschiedlich ausgeprägt.



            & Däh! => Sie Farb 🥚HB - 👁 wollen=>



            “Viele Fische erkennen scheinbar, wer sie füttert.“ Das walte - echt kein Scherz!



            BlackRocker Friedrich tunefaker Merz •

            So geht das © Kurt Vonnegut



            “Sei vorsichtig, was du vorgibst zu sein, denn du bist, was du vorgibst zu sein.“



            & Not you - but a big gun although =>



            Boring George W. Bush - incredible - 🙀🥳 -



            m.youtube.com/watch?v=2Uy4yWpTdgg



            Aber schonn nah drann! Gelle •

  • Ja, Freiheit kann man wie jeden anderen Begriff (Würde, Menschenrechte, Demokratie etc.) solange drehen, bis nichts mehr klar ist - auch weil die Dinge nicht so einfach klar sind.

    Ansonsten sehe ich es aber anders als Frau Baghernejad. Die Themen der "Cancel Culture" gehören zu den ernstesten überhaupt. Die Autorin sagt selber, dass Rassismus tötet. geht mehr? Kann man Menschen mehr erschüttern? Auch andere Themen der "Cancel Culture" zu Umwelt, Geschlecht etc, erschüttern Menschen wohl tiefer als alles andere - zumindest zur Zeit. Will man das den Menschen absprechen, ausreden, sagen, dass das unwichtige Dinge seien und die wirklich wichtigen Dinge andere seien? Das kann die Autorin nicht ernsthaft sagen wollen.

    Ich glaube, dass es ehrlicher ist die Auseinandersetzung anzunehmen: es gibt Gruppen, für die Rassismus, Sexismus und andere Themen allgegenwärtig, erdrückend, erschütternd, auch tötend sind und die in der ganzen Gesellschaft Umdenkprozesse wollen. Dann gibt es Menschen wie Merz, die das anders sehen, andere Prios und Dringlichkeiten setzen. Ich glaube nicht, dass es um weniger geht. Sollte es um weniger gehen?

    Ich glaube, dass sollten wir schon ausdiskutieren. Merz macht kein perfides Spiel für irgendeinen Machterhalt oder so, er meint Dinge wirklich so (wenigstens zum Teil) und viele andere Menschen (jeder auf eine etwas andere Art) mit ihm.

    Diese Diskussionen muss man wohl führen - oder die Kraft haben all die Menschen, die die Themen der CancelCulture nicht in ihrer Prio anerkennen wollen, ins Abseits zu stellen. Aber diese Kraft ist glaube ich im Moment in der Gesellschaft nicht da. Also bleibt wohl die Auseinandersetzung.

  • Merz hat dieses Mal recht. Wo bleibt die vielgepriesene Offenheit und Diversität, wenn es um Meinungen oder gar um Wissenschaft geht? Vielleicht sollte man sich einmal an die Aufklärung erinnern.

  • Vielleicht hat hier ja der Falsche aus falschen Gründen das Richtige gesagt.

    • @Jim Hawkins:

      Na ja, die Richtigen mit richtigen Gründen trauen sich vielleicht nicht, weil man dann schwuppdiwupp "Expecto patronum!" zu den falschen gehört. 🤓

      • @Rudolf Fissner:

        Da ist etwas dran.

        Ich bin in dem Alter, wo es mir sonst wo vorbeigehen würde, würde mich jemand canceln.

        So geht es natürlich nicht allen. Neulich wurde in Bern ein Konzert unterbrochen und beendet, weil ein paar der Musiker Weißbrote waren und dennoch Dreadlocks trugen.

        Die würden wohl auch Elvis canceln, weil er sich an der Black Music vergriffen hat.

    • @Jim Hawkins:

      Oder auch nicht.



      In Wirklichkeit geht es um Pöbel- und Lügefreiheit.



      Zwar stimmt es schon, dass bigotte Eiferer mittlerweile auch unter sog. Progressiven zu finden ist ( Wie jene, die an einer Rudelvergewaltigung am kritikwürdigsten finden, dass die Täter als Affen bezeichnet wurden oder meinen best. Kuturgüter nur Menschen bestimmter Abstammung zustünden).



      Aber um die geht es Merz und Konsorten nicht, die wollen einfach nur genauso wie Opa weiter pöbeln dürfen. Natürlich gilt das Pöbelrecht nur für Sie, bei ACAB oder "alter weißer Mann" wird Nulltoleranz geübt

      • @Euromeyer:

        So gesehen sollte man Merz wohl canceln.

  • ... oooder man fasst sich mal an die eigene Nase und fragt sich, ob man nicht im selbstbesoffenen Übereifer doch Fehler gemacht haben könnte. Dieser Artikel ist der erwartbare Versuch, die Wagenburg zum Zusammenhalt zu beschwören. Aber meine Beobachtung ist, daß man auch in unserem linken Milieu zunehmend die Stirn runzelt. So arrogante Aktionen wie das Layla-Verbot schüren halt Ängste vor einer Linken, die sich nicht von der Rechtslage aufhalten lassen will, solange sie sich moralisch überlegen fühlt. Das ist rechts nicht ok und sollte es links auch nicht sein.

    • @Hinkelstein:

      Ich mache mir schon Gedanken, wie viele Menschen wie tief getroffen und erschüttert sind. Ist das wirklich normal und war Gesellschaft immer so, oder sind die Erschütterungen übereinander gerade besonders heftig? So heftig, dass es die Gesellschaft auch zerreißen kann? Zumindest bei vielen Sichtweisen scheint eine Vermittlung kaum möglich. Gibt es daneben wirklich die große, starke Mitte, die das alles gelassener sieht?

  • "transfeindlichen, von Ex­per­t*in­nen mittlerweile widerlegten Vortrag einer Meeresbiologin über menschliche Geschlechter"

    Ich halte das für eine hingeworfene Behauptung, die nicht der Wahrheit entspricht.

    Der Vortrag handelte m.W. vom 1x1 der Biologie. bzw. vom biologische Geschlecht. Der Sprecher der Uni sagte, dass im Vortrag Erstsemesterwissen vorgetragen wurde. Also just basic Facts! (www.zeit.de/2022/2...iversitaet?page=29 )

    Was also wurde konkret widerlegt vom Vortrag? Wer hat das 1x1 der Biologie neu berechnet?

  • Tja, was soll man dazu sagen? Die taz füllt das Sommerloch mit links. Weiterhin schönen Urlaub im Schützengraben gegen die Merzens und Lindners dieser Republik!

  • Merz hat leider weitgehend Recht.

    Zum Thema des "widerlegten Vortrags" haben schon andere Bedenken geäußert. Und leider ist gerade dieser Hinweis auf die angeblich "unumstößliche Wahrheit" ein Beleg dafür, dass Merz Recht hat.

    "Solange wir uns als Gesellschaft von menschenfeindlichen Diskursen in diesem inszenierten „Kulturkampf“ ablenken lassen, können wir uns nicht mit den Themen befassen, die wirklich relevant sind."

    Das ist richtig. Aber wer hat den die Biologin ausgeladen? Wer hat den "Kampf" des Ausgrenzens begonnen?

  • Was ist mit Dreaslocks?

  • "Kampf gegen Rechts" ist tatsächlich ein schlechter Begriff. Er wirft das halbe politische Spektrum in einen Topf. Gegen die Rechtsaußen gehe ich immer gerne auf die Straße, gegen Merkel wäre ich es sicher nicht. "Kampf gegen Rechts" wäre beides - hier visiert man also eine riesige Gruppe an während man nur einen kleinen Teil meint. Ein bisschen verwischt wird das Ganze weil es eine Weile üblich war "Konservativ" mit "gemäßigt rechts" zu übersetzen und damit "rechts" für die nicht-gemäßigten Rest zu reservieren. Leider (oder glücklicherweise) beschreiben "konservativ" und "gemäßigt rechts" zwei ziemlich unterschiedliche Gruppen

    Eine 'cancel culture' haben wir sicherlich nicht, das erfordert eine stärkere Etablierung als die Einzelfälle die immer mal wieder hochkommen. Aber es gibt von vielen gesellschaftlichen Rändern Bestrebungen das zu ändern und hier sehe ich die Gesellschaft in der Pflicht dem entgegenzutreten - ganz frei nach Evelyn Beatrice Hall

    Was bleibt? Merz poltert und macht Stimmung. Das dürfte der Aufgabenbeschreibung eines Oppositionsführers entsprechen, aber ich hoffe die Unionsparteien bedenken das ein Kanzlerkandidat ein anderes Jobprofil hat und dem auch Rechnung tragen

    • @Questor:

      a.E. - Liggers.…“…aber haben ein Gewehr!“



      &



      Als Jungspund - in Westfälisch Sibirien - ollen insuffizienz Ferdi “der Karton“ Tillmann CDU vom Furzkissen schubsen - mehr war ja bis hück nie - * Bierdeckel et al! Wollnichwoll



      Is halt mehr als dürftig = bleibt der Pöbellümmel von der letzten Bank & Halt Brilon 🌳 🌲 🌳 - bis ihn sein Alter - LG Arnsberg - völlig entnervt - ins Gumminasium im erzkatholische Rühten in die Soester Börde verschubte •



      Mit mageren R1 dürfte das schon a weng geklemmt haben!;) - 🤣 -

      (servíce - Rüthen - 47% CDU & Däh =>



      Im Mittelalter hatte Rüthen zeitweise erhebliche Bedeutung als administrativer Mittelpunkt des Herzogtums Westfalen und als Hansestadt. Seit dem Spätmittelalter entwickelte sie sich immer mehr zu einer Ackerbürgerstadt“



      Paschd scho



      &



      He himself JU



      upload.wikimedia.o...d-Bild-26263-2.jpg



      & Ferdi der Karton



      de.wikipedia.org/w...Ferdinand_Tillmann



      (& beim Abgraben -



      entre nous only => als Zaungast dabei - 🤫 - ;))

    • @Questor:

      ""Kampf gegen Rechts" wäre beides - hier visiert man also eine riesige Gruppe an während man nur einen kleinen Teil meint."

      Das sehe ich anders. Tatsächlich ist der Kampf gegen die große Gruppe gemeint. Man bedient sich nur der automatischen Gleichsetzung von rechts = rechtsextrem, um der eigenen politischen Agenda den Anspruch des moralisch Richtigen zu verleihen. Schließlich kämpft man ja "gegen Rechts".

      Im Kern geht es aber um den Kampf gegen die Konservativen und gerade um die Durchsetzung gegen eine sonst vollkommen zu akzeptierende Auffassung im demokratischen Meinungsspektrum.

      Um es klar zu sagen: Aus meiner Sicht ist Konservatismus politisch weitestgehend zu bekämpfen. Allerdings eben politisch durch Argument und Gegenrede. Was nicht geht, ist diesen als Rechts zu labeln, um ihn dann gänzlich abzuwürgen.

      "Aber es gibt von vielen gesellschaftlichen Rändern Bestrebungen das zu ändern und hier sehe ich die Gesellschaft in der Pflicht dem entgegenzutreten - ganz frei nach Evelyn Beatrice Hall."

      Dieses gesellschaftliche Entgegentreten ist unbedingt erforderlich. Der Kommentar von Merz ist dafür auch geeignet. Man sieht nur leider am hiesigen Kommentar, dass die Bestrebung der Ränder schon weit in die Gesellschaft hineingesickert ist, wenn ein demokratisches Leitmedium, wie die taz, pro Einschränkung der Meinungsfreiheit argumentiert. Nicht nur hier im Übrigen, sondern auch ganz allgemein.

  • Persönlich halte ich den Kommentar ein wenig Eindimensional in der Argumentation. Gerade in Zeiten in den die Eigenwahrnehmung von Menschen wichtig ist, muss darauf eingegangen werden, warum diese eine Cancel Culture wahrnehmen. Sonst entsteht wieder eine Flucht ins Lagerdenken ähnlich in der Flüchtlingskrise. Hier haben viele Menschen das Gefühl gehabt, (unabhängig von Berechtigten oder unberechtigten) Bedenken nicht wahrgenommen werden!

    Bei einigen Menschen kommt doch jetzt mal wieder rüber, dass sogar im universitären Umfeld wieder mal eine Bremse reingehauen wird oder viel Schlimmer, im vorauseilenden Gehorsam weggedrückt wird. Und es ist erst einmal vollkommen egal, ob die Aussagen des Vortrags wissenschaftlich den neusten Ansichten entspricht oder nicht. Das Thema hat sich dementsprechenden Diskurs zu stellen und gehört dann zerlegt…

    • @Andi S:

      Gilt das Ihrer Meinung nach auch für die "Umweltsau-Oma" und den (gescheiterten) Versuch, Frau Ataman zu verhindern?



      Herr Nuhr und Herr Poschardt z.B. werden für einige ihrer Äußerungen zwar scharf kritisiert, Cancelforderungen blieben jedoch (zu Recht) erfolglos.



      Den auf alles Mögliche für entartet gehaltene bezogenen Satz: "Das gehört verboten!" höre ich eher von Personen, die sich über "Cancel-Culture" beklagen, wenn Leute geächtet werden, die darauf bestehen, Schaumküsse mit dem N*wort zu bezeichnen oder Z*schnitzel auf der Speisekarte vorzufinden und zu bestellen.

      • @Joba:

        Das gehört verboten höre ich heute nur noch im Internet und nur von links.



        Die CDU scheint die Lektion gelernt zu haben.

  • Objektiv gesehen ist 'cancel culture' natürlich mit Vorsicht zu sehen. Unter Vorwand wird da manches übertrieben.

  • Als Beleg für die These, der biologische Vortrag von Frau Vollbrecht sei inhaltlich falsch, einen Meinungsartikel mit der beleglosen Meinung eines Journalisten zu nehmen hat schon eine gewisse Chuzpe.

    Bislang konnte ich noch keine biologische Quelle finden, dass die evolutionsbiologische Sicht auf die Zweigeschlechtlichkeit der Keimzellen des Lebens objektiv falsch war bzw. ist. So wie ich den Vortrag verstehe, wurde dort kein chromosomaler Ansatz, sondern strikt der Ansatz von Keimzellen vertreten.

    Von daher ist der Kommentar von Herrn Pauli, den die hiesige Autorin zum angeblichen Beleg der wissenschaftlichen Fragwürdigkeit des Vortrags, mindestens fragwürdig, wenn nicht sogar objektiv falsches Framing.

    Anstatt sich daran also abzuarbeiten, ob der Vortrag falsch oder richtig ist, sollte man eher fragen, welchen Beitrag eine evolutionsbiologische Sicht auf gesellschaftliche Konstruktionen von gender haben.

    So wirkt es eher wie hilflose Propaganda, um den - vermeintlichen - Gegner zu delegitimieren.

  • Auch auf die Gefahr hin niedergebuht zu werden, einen gewissen Punkt hat der olle Fritze dann doch:

    Die Debatte um die sogenannte "kulturelle Aneignung" dient tatsächlich zunehmend als Herrschaftsinstrument.

    Dass ein Björn Höcke und Konsorten zu jeder Zeit bekämpft und geschnitten und ja auch "gecancelt" gehört, geschenkt. Leider macht die Debatte dort aber nicht halt.

    Vor kurzem wurde - zugegeben in Bern - ein Reggaekonzert abgebrochen, nicht weil die Künstler Rassisten waren, sondern weil sich scheinbar einige Besucher unwohl mit weißen Reggaemusikern fühlen. Das geiche mit der Diskussion um eine weiße Musikerin mit Dreadlocks bei Fridays for Future.

    An dieser Stelle trifft tatsächlich eine harte Cancel Culture auf unverdächtige Künstler.

    Die Behauptung es gäbe keine Cancel Culture, ist daher falsch. Es gibt auch einen problematischen Teil von Cancel Culture, der gern unter den Tisch gekehrt werden soll, damit man die Behauptung der Existenz jener - wie der Artikel hier - als Kampfbegriff der neuen Rechten delegitimieren kann.

    Also ja: Es gibt eine sehr problematische Tendenz die Freie Meinungsäußerung einzuschränken, auch von staatlicher Seite. Das geplante Meldeportal der neuen nordrhein-westfälischen Familienministerin ist genau so ein Tendenz. Dort sollen alle problematischen Äußerungen "unterhalb der Strafbarkeitsschwelle" gemeldet werden. Das ist nichts anderes als der Aufruf zur Denunziation legaler Meinungen.

    Eine staatliche Kontrollbehörde unbequemer, vielleicht sogar falscher, nichtsdestotrotz aber vollkommen legaler Meinungen ist tatsächlich eine echte Bedrohung der Meinungsfreiheit.

    • @Kriebs:

      Bei solchen Meldestellen müssen Sie keine Sorge haben. Die werden binnen kurzer Zeit von Scherzkeksen arbeitsunfähig gespammt.

      Ich könnte mir sogar vorstellen, unter Umständen, zu gegebener Zeit, eventuell selbst...

  • In einem hat Merz Recht. Es wird ein Kulturkampf aus den USA importiert. Von ihm. Er bedient sich der gleichen Methoden, mit denen die Republikaner ihren Kampf gegen "links" führen. Er versucht auch, wie Trump, mit Lügen und Verdrehungen die gewählte Regierung und ihre Vertreter zu delegitimieren.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Ich bin wahrlich kein Freund von Merz; er ist ein eitler, gekränkter Mann, der es nie verwunden hat, dass er damals von Merkel abserviert wurde. Aber wenn Sie ihn hier auf eine Stufe mit Trump stellen, dann betreiben Sie selbst genau das, was Sie Merz unterstellen: Sie versuchen diesen mit Lügen und Verdrehungen zu delegitimieren.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Im Zusammenhang mit dem Kulturkampf aus den USA finde ich es witzig, dass man sich hier die Sichtweise, die hinter "kultureller Aneignung" steckt, angeeignet hat. Kultur lebt von Aneignungen, und das ist gut so. Was müsste denn alles verboten werden, um das zu verhindern: Vieles im Musikbereich, Yoga, Bauchtanz, andere Tänze, Essensgerichte - nicht einmal Kartoffeln dürften wir mehr essen. Es würde ins Unendliche gehen und Jahre der Öffnungen würden rückgängig gemacht werden.

      • @resto:

        Natürlich haben Sie mit Ihren Beispielen Recht. Die ganze Geschichte der Menschheit beruht darauf, dass Völker voreinander Dinge übernehmen. Meist ist der Vorwurf der "kulturellen Aneignung" blanker Unfug. Wenn derjenige dann noch eine Jeans anhat... :-)

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Irgendwer muss halt den Evangelikalen erklären, dass das Wissen der Biologie nicht beliebig gecancelt werden kann ("Die Biologie geht traditionell von zwei Geschlechtern aus. Das ist kein Naturgesetz, sondern eine Entscheidung." taz.de/Wissenschaf...!5862717&s=gender/ )

      • @Rudolf Fissner:

        Mir geht es um Äuserungen wie:

        „Müssen Debatte darüber führen, wie vertrauenswürdig unsere Regierung noch ist“

        Das stellt die Regierung in bester Trump Manier in die Nähe des Hochverrats.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Vertrauen sie der Regierung blind?



          Misstrauen der Regierung gegenüber ist doch elementar für eine Demokratie.



          Gerade im Bereich der Waffenlieferungen scheint es doch eine Diskrepanz zwischen Ankündigungen und Realität zu geben.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Mangelndes Vertrauen in die Regierung ist Hochverrat. ROFL

          Bei der Äußerung geht es um den Ukraine Überfall ("Die Union habe daher „jedes Vertrauen“ in die Zusagen der Bundesregierung verloren. „Wir müssen eine öffentliche Debatte darüber führen, wie vertrauenswürdig unsere Regierung im eigenen Land, aber auch und gerade in Mittel- und Osteuropa noch ist.“ www.welt.de/politi...rung-noch-ist.html )

          Kritik an der deutschen Unterstützung der Ukraine ist ja nun absolut nichts ungewöhnliches und ihr Vergleich mit Trump passt schon deswegen nicht, weil dieser schon in seiner Art Politik zu machen Putin eher nahesteht. Oder sehen Sie das anders?

          Und darüberhinaus: Was ist an der Äußerung mangelnden Vertauens eine Lüge wie Sie behaupten? Hat Merz in Wirklichkeit ihrer Meinung nach vollstes Vertrauen in die Ukraine-Politik der Ampel?

  • Wie bei allen Dingen, muss man ein wenig aufpassen, dass man es nicht übertreibt. Sonst schwingt das Pendel irgendwann wieder zurück.

    Im Großen und Ganzen ist diese Cancel Culture-Sache aber hauptsächlich eine medial aufgeblasene Story... wenn irgendwo irgendein Veranstalter sein Hausrecht ausübt, weil er xy nicht will, dann ist das so. Gleichzeitig gibt es hunderte Veranstalter, die es anders handhaben. Die meisten Schlagzeilen in der Richtung sind einfach nur Non-Events...

  • Schöner Beitrag :-D

    Vor allem das Canzler-Wortspiel werd ich mir merken müssen.

  • Sie schreiben über einen "von Ex­per­t*in­nen mittlerweile widerlegten Vortrag..." Zu jedem Thema finden Sie irgendwo auf der Welt einen Experten, der anderer Meinung ist. Bei einem wissenschaftlichen Vortrag an der HU mit einem "Experten" zu argmentieren, ist dünnes Eis. Wenn Sie von "Ex­per­t*in­nen wiederlegt" schreiben, dann machen Sie das, was Sie Merz vorwerfen: Fein­d*in­nen markieren und die Reihen der Freund*innen schließen.

    • @Lutz Berger:

      Es ist noch schlimmer: Der Vortrag wurde bisher noch nicht widerlegt. Mir ist kein einziger Experte bekannt, der die im Vortrag dargestellte Zweigeteiltheit der Keimzellen des Lebens anzweifelt.

      Der "Beleg" auf den der Link zeigt, ist ein Kommentar eines Journalisten, in dem er vollständig ohne jeglichen Beleg behauptet, die Forschung sei "nicht mehr zeitgemäß".

      Die Belegstelle belegt schon nicht, die hier aufgestellte Behauptung der Vortrag sei widerlegt. Daneben enthält der verlinkte dies als bloße wilde Behauptung, ohne jedwede Fundierung.

      Mit anderen Worten: Die hiesige Autorin nimmt sich eine selbstreferenzielle Textstelle aus der taz und begründet damit ihren eigenen Standpunkt. Haltlos.

      Man könnte das als schofelig bezeichnen.

  • Ist eventuell schon jemandem aufgefallen, dass diese eigentlich abgewirtschafte CDU nur deshalb immer noch so viel Aufmerksamkeit bekommt, weil die Regierungskoalition so unsagbar schwach ist und manche hoffen, wenigstens ohne eine FDP wäre es besser, als mit dieser Ampel.

  • Herr Merz wirkt doch in der letzten Zeit eher wie ein aufstrebendes Sternchen, dass sich als Oppositionsführer übereifrig und profilierungsgeil die Ukraine Politik der Bundesregierung ausgesucht hat, um sich selbst zu verkaufen. Dafür wäre was innerpolitisches vielleicht besser gewesen. Ansonsten hat er in Bezug auf Cancel Culture ja nicht Unrecht. Man denke nur mal an die ganzen Corona people der Medienwelt, die abgetaucht sind. Da sollte man wirklich aufpassen, auch dann, wenn Juristen, Gesellschafts- und Geisteswissenschaftler (die einer meiner Professoren mal als weiche Birnen bezeichnet hat) sich nicht auf naturwissenschaftliche Zusammenhänge einlassen können, weil sie möglicherweise zu komplex sind. Die Erde ist mittlerweile ja auch wieder eine Scheibe.

  • Die Cancel Culture ist natürlich eine Bedrohung für die Meinungsfreiheit, vor allem dann, wenn Menschen anderer Meinung der Ansicht sind darüber bestimmen zu dürfen, wem eine öffentliche Plattform zur Verfügung stehen darf und wem nicht. Stichwort Humboldt-Universität!

    Aber die größte Bedrohung ist es sicher nicht, denn hier geht es in vielen Fällen auch um Organversagen.

  • Bin kein Fan von Merz. Im Gegenteil. — Wenn ich mir aber die faktische Außerkraftsetzung der Kunstfreiheit auf der Documenta 15 ansehe, dann weiß ich, was er meint.

  • Bei "Cancel Culture" denke ich eigentlich an Merkel und ihre Minister, die 16 Jahre lang vor sich hingedämmert sind. Auch Merz scheint manchmal SPD mit der Merkel-Regierung zu verwechseln. Liegt die Verwirrtheit an mir oder an Merz?

  • Ich lese die TAZ um mein Weltbild zu erweitern, bzw. ein großes Spektrum zu erhalten. Der vorliegende Text ist jedoch schwer erträglich. Er geht über blosses Framing weit hinaus.



    Nur ein Beispiel:



    "Ein wissenschaftlich fragwürdiger Vortrag und Proteste dagegen sollten kein Thema sein, dass die Republik wochenlang beschäftigt."



    Es war eben nicht lediglich legitimer Protest, nicht lediglich das Austauschen von Meinungen. Es war das Unterdrücken von Meinung.



    Extremisten von rechts und links mögen das durchaus als Standard im Repertoire haben. Nur weil etwas die eigenen Meinung unterstützt, macht es Fehlverhalten jedoch nicht besser. Und die Unterdrückung von Meinungsfreiheit an UNIVERSITÄTEN, die per Se ein Hort der Meinungsfreiheit sein sollten, ist von großem Übel.

    Die TAZ mag den Spiegel als linkes Kampfblatt abgelöst haben. Ein Sturmgeschütz der Demokratie wird die TAZ sicher nimmer mehr.

  • Was für ein unterirdischer Beitrag. "Blödsinn" wird hier ex cathedra verkündet, eine neumodische Imponierphrase für was Altbekanntes wird bemüht ("rage bait"), ohne wirklich abzuklären, ob das nun hier der Fall ist oder nicht, und von Menschenfeindlichkeit geschwurbelt (hier passt diese ärgerliche Vokabel doch mal). Wir hatte genug echte Opfer von Cancel Culture, und der Geist, der einen aus diesem Kommentar mit einem fauligen Pesthauch anweht, ist ja nur eine Probe aufs Exempel - nämlich mit was für einer sterilen und arroganten Ungerührtheit hier an den Einwänden vorbeigeredet wird. Wenn die taz nicht mehr von Leuten wie Wagenknecht annimmt, sehe ich schwarz.

  • Naja, losgetreten wurde das ganze aber von links.

    Auch am Leben gehalten wird das ganze von links.

    Merz versteht es nur sehr geschickt, Segel und Ruder richtig in den Wind zu setzen und so vor dem Sturm her zu segeln, während die Barken der anderen tatenlos auf den näher kommenden Mahlstrom warten.

    Ich kann ihn nicht ab, aber der Kern des Problems liegt eindeutig wo anders.

    Vor ein paar Jahren mussten sich Populisten noch Themen aus den Fingern saugen.

    Heute reicht ein kurzer Blick auf Twitter und schon kann man sich eines der "Tagesmenüs" aussuchen und anschließend munter bewirtschaften.

    Auch früher gab es Linke Fundis. Die hatten dann ihren Strickkreis, wo man fair angebauten Tee getrunken, Socken gestrickt und über Möglichkeiten zum erreichen des Weltfrieden parlaverte.



    Anschließend gingen alle befriedigt nach Hause, dem Revolutionären Geist wurde Raum gegeben, das Bedürfnis " etwas zu bewegen' gestillt.



    Am nächsten Tag ist man dann wieder mit den Spiessbürgern gemeinsam zur Arbeit gefahren und hat sich in der Mittagspause normal mit ihnen unterhalten.

    Heute entsteht aus jeder kleinsten Idee eine unreflektiere Bewegung, die im Glauben absoluter moralischer Überlegenheit allem und jedem erklären und bevormunden will.

    Ein Traum für jeden geschickten Redner, der es versteht, auf den Emotionen der Menschen zu spielen, mit freundlicher Unterstützung der Medien, die mit ihren dauernden Sirenenklängen jeden noch so starken Geist mürbe klopfen.

    • @Stubi:

      Sehr schön gesagt.

  • Überraschung!



    Die CDU und hier Ihr Vorsitzender Friedrich Merz wird kritisiert.



    Ist nach der Wahl ja noch nicht so häufig vorgekommen.



    Und dabei bietet er durchaus Angriffsfläche.



    Eigentlich ist er, auch innerparteilich, nur dritte Wahl.

    Die Tatsache, dass die CDU derzeit völlig planlos ist, fiel nicht weiter auf, da alle Medien ins gleiche Horn tuteten und die Ampel schlecht machten.



    Was soll denn bitte die Alternative sein - Meckermerzi?



    Ob Blackrock vielleicht auch in Russland investiert und ob ein Ausstieg von Herrn Merz bereits 2019 tatsächlich lobbistische Unabhängigkeit garantiert, wäre mal interessant.



    Kleiner Kritikpunkt: für die Zerstörung der damals am Weltmarkt starken deutschen Solarbranche ist nicht die SPD, sondern die CDU FDP Regierung schuld(Dank an Merkel, Westerwelle und Rösler).



    Nach lohnenden Einspeisevergütungen, die rot- grün eingeführt hatte, dampfte diese Regierung die Förderung im Sinne der großen Stromkonzerne und Chinas ein.



    Die Folge ist bekannt: Solaranlagen made in Germany sind Geschichte.



    Wo wir wohl heute ständen, wenn der Ausbau nicht gestoppt worden wäre?



    Wer links ist und bleiben will, sollte mal prüfen, ob CDU Regierungen, auch in den Ländern , die gewünschten Projekte tatsächlich am Besten voranbringen.



    Ob sich die Grünen in NRW wahlweise zum Affen, Steigbügelhalter oder zur Couleurdame gemacht haben, kann man diskutieren.



    Auch wenn Viele lieber meckern, als machen, linker wird's nicht mehr im Bund .

    • @Philippo1000:

      Wer links ist und bleiben will, wählt doch nie CDU und ist sich schon darüber im Klaren, dass deren Regierungen die vom Linken gewünschten Projekte sowieso nicht voranbringen...nachdenken müssen die anderen darüber.

    • @Philippo1000:

      Ich kann dir nur zustimmen!



      Wenn jemand in Sachen Energiewende mal einfach die Klappe halten sollte, dann sind es CDU/CSU und FDP, dank dieser Parteien haben wir nicht nur die Energiewende vor die Wand gefahren, sondern auch die heute fatale Abhängikeit von russischem Gas!



      Danke für nichts ihr angeblichen Wirtschaftsfachleute!

      • @Herr Schnitzlmann:

        Sicher die Schwarzgelben haben die Energiewende (mit-)verbockt (wenn auch nicht allein, denn 12 von 16 Jahren saß die SPD an Muttis Katzentisch). Aber folgender Satz lässt sich ja nun mal gar nicht mit der Realität vereinbaren:

        "dank dieser Parteien haben wir nicht nur die Energiewende vor die Wand gefahren, sondern auch die heute fatale Abhängikeit von russischem Gas!"

        Der gute alte Gazprom-Gerd hat - soweit ich weiß - immer noch ein rotes und kein schwarzes oder gelbes Parteibuch. Und er selbst gedenkt auch nichts daran zu ändern.

        Die Gasabhängigkeit von russischem Gas steht ganz klar im Stammbuch einer Partei, der alten Tante SPD, die mit Kräften an der Wiederaufnahme "normaler" Beziehungen mit Putin schraubt, egal ob ihre Protagonisten Schwesig, Platzeck, Steinmeier, Scholz oder Schröder heißen.

        Der Schuh der Russlandnähe ist SPD-technisch die Version von "one fits all". Den kann sich dort jeder anziehen.

  • So etwas wie eine „Cancel Culture“ gibt es in Deutschland nicht. Merz sollte sich schämen.

    • @Barrio:

      "So etwas wie eine „Cancel Culture“ gibt es in Deutschland nicht"



      Aha, und die Ausladung von Lisa Eckhart beim Harbourfront-Literaturfestival in Hamburg z.B. fällt nicht darunter? Wie definieren Sie denn „Cancel Culture“?

      • @Stefan L.:

        Wollen Sie Veranstalter zwingen, bestimmte Künstler auftreten zu lassen? Ist das dann nicht Sozialismus?

    • @Barrio:

      Witzige Ironie.



      Sie haben einen feinen Sinn für Humor und gleichzeitig den Artikel gut zusammengefasst. :-)

    • @Barrio:

      Cancelt ihn!

    • @Barrio:

      Eine Cancel Culture, in der man Menschen mit einer anderen Meinung Bürgerrechtle abspricht, die ist in Deutschland leider weit verbreitet. Von rechts.

      Flächendeckend sind in Deutschland inzwischen Morddrohungen gegen linke Politiker und bei Politikerinnen verstärkt Vergewaltigungsdrohungen völlig normal.



      Das in Berlin linke Buchläden brennen und die Polizei nichts macht um die Täter zu finden und diese teilweise sogar deckt? Völlig normal.

      • @Tannenzapfen:

        Stimmt alles, würde ich aber nicht Cancel Culture nennen.

  • Widerspruch!



    "„Die größte Bedrohung“ der Meinungsfreiheit sieht Merz „inzwischen in der Zensurkultur“, auch als „Cancel Culture“ zum Kampfbegriff der neuen Rechten verkommen."

    Genau diese Aussage empfinde ich als „Cancel Culture“, als Mundtod machen, indem man Leute die es aussprechen sofort in die Schublade "rechte Ecke" verweist.

    Es gibt einige Artikel hier,da traue ich mich gar nicht mehr meine Meinung zu sagen, weil sonst die Schubladenschieber einem sofort in eine Schublade "Genderfeindlich", "rechte Ecke", kalter Kapitalist,.... drücken.

  • Und wer entscheidet, welche Themen relevant sind? Die Autorin? Ich denke gerade zurück an die TV- Trielle vor der Bundestagswahl....es wurde fast ausschließlich über das Thema Klimawandel gesprochen. Kaum ein Wort zu Renten, Krankenkassen, Einwanderung, Asyl, Infrastruktur, innerer Sicherheit, Bildung.... da wurden die Themen, die die Menschen im Alltag interessieren, schön hinten angestellt. Ich halte es für durchaus bedrohlich, wenn Themen totgeschwiegen werden sollen oder Menschen, die vermeintlich heikle Themen ansprechen als rechtspopulistisch eingeordnet werden.

    • @Emsch:

      Es muss verschiedene Versionen der Trielle geben. In denen, die ich gesehen habe, ging es um alle Themen, die Sie aufzählen.

  • Es braucht definitiv keinen Merz, um zu verstehen wie absurd Cancel Culture ist. Der Artikel benennt sich ja selbst als Rage Bait Artikel.

  • Der Merz fühlt sich gecancelt?

    Seine Freie Meinungsäusserung (™) eingeschränkt?

    Das liegt nur daran, dass er ein Waschlappen ist. Ein Loser. Wäre er wie Elon "Iron Man" Musk, dann könnte er sich einfach Twitter kaufen.

    Er verdient halt nicht genug. Canzler ist er auch nicht geworden, so ein Ärger auch.

    Was der ist? Ein @#*%$& [GECANCELT].

    Danke für den "rage bait" übrigens :)

    Möge er in der mittelmässigen Bedeutungslosigkeit versinken, in die er gehört.

    • @tomás zerolo:

      "Möge er in der mittelmässigen Bedeutungslosigkeit versinken, in die er gehört."

      Ich habe die Befürchtung, dass das Wunschdenken bleibt.

      Die CDU hat, wie die amerikanischen Republikaner, keine Angebote mehr für die Weiterentwicklung einer freien und gerechten Gesellschaft. Sie versucht daher nur noch, einen hinreichend großen und mächtigen Teil der Gesellschaft für sich zu gewinnen, um das System so zu manipulieren können, dass sie an die Macht kommen oder bleiben.



      Deswegen machen sie Politik für die Vermögenden und die bewaffneten Organe, während sie versucht, die Zivilgesellschaft zu schwächen - z.B. den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Klimaschützer und Antifaschisten diskreditieren oder ihre Vereine am besten ganz verbieten.



      Dazu gibt es noch religiöse Dogmen und Nationalismus für alle die, die eigentlich zu den Verlierern des Systems CDU gehören - teile und herrsche und Opium fürs Volk.

      Deswegen fürchte ich, dass uns der Merz noch ne Menge Ärger machen wird.

  • Irgendwie klingt der Beitrag gegen Ende immer mehr nach dem klassischen Argument gegen Randgruppenthemen wie "Gender" "Schwulenrechte" - nur umgekehrt also nach:



    "Gibt es nichts Wichtigeres? "

  • >Ein wissenschaftlich fragwürdiger Vortrag und Proteste dagegen sollten kein Thema sein, dass die Republik wochenlang beschäftigt.

    Dann führ doch eine Stasi ein, die diese Diskussionen verbietet. Genau das willst du doch.

    • @Bertold Trüger:

      Genau um das Gegenteil geht es im Artikel.

  • Du hast ja recht:



    "Solange wir uns als Gesellschaft von menschenfeindlichen Diskursen in diesem inszenierten „Kulturkampf“ ablenken lassen, können wir uns nicht mit den Themen befassen, die wirklich relevant sind."



    So - shut up !

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Jau. “Au Banan - Mach dor Kopp zu - ahl Schlabbermull. Ooch härm!“ •