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Putins irrationales AuftretenStrategisch irre

Kommentar von Jan Schroeder

Ist Putin verrückt geworden? Viel spricht dafür, dass er es nicht ist – und sich einer Strategie bedient, die schon Nixon und Trump genutzt haben.

Kalkuliert bei aller Irrationalität kühl: Wladimir Putin Foto: Mikhail Klimentyev/Sputnik/dpa

W ütend, paranoid, völlig geisteskrank oder doch kalt und berechnend: Über die Frage nach Putins Motiven für seinen Angriffskrieg wird heftig spekuliert. Doch wie es im Kopf des Kreml-Chefs aussieht, lässt sich nicht sagen. Mit Therapiesitzungen aus der Ferne, noch dazu von Laien, können keine seriösen klinischen Diagnosen erstellt werden. Die American Psychiatric Association etwa hat sich deshalb selbst die sogenannte „Goldwater Rule“ auferlegt, die Ferndiagnosen bei Politikern und Regierungschefs als unverantwortlich und unwissenschaftlich missbilligt. Keiner, der Putin nicht selbst auf die Couch gelegt und behandelt hätte, könnte Auskunft geben.

Objektive Anhaltspunkte für eine Persönlichkeitsstörung gibt es auch dem Bundesnachrichtendienst zufolge nicht. Wie aber dann sind Putins Eskalation, seine wirren Reden über den angeblich drogenabhängigen „Nazijuden“ Selenski und die überdrehten Drohungen bis zum Atomkrieg zu erklären? So unterschiedliche Leute wie der französische Staatschef Macron, der auch jetzt noch auf den Russen einredet und die ehemalige amerikanische Außenministerin Condoleezza Rice, die mit ihm seit gut zwei Jahrzehnten regelmäßig verhandelt hat, sprechen übereinstimmend von seltsamen Veränderungen.

Möglicherweise sind Putins schrille Töne jedoch strategisch kalkuliert. Dies deutete beispielsweise der finnische Präsident Sauli Niinistö nach einem Telefonat mit Putin an. „Das könnte auch Absicht sein – nämlich um Verwirrung zu stiften“, sagte er gegenüber CNN. Putin wäre nicht der erste Politiker in der Geschichte, der nur verrückt spielt, um seine Gegner einzuschüchtern.

Ursprünglich stammt die Theorie des verrückten Mannes („Madman-Theorie“) von Henry Kissinger, dem Strategen hinter Nixons Außenpolitik. Bei der Taktik soll dem Gegner vorgespielt werden, dass man ungeachtet der Opfer zu allem fähig ist. Nixon und Kissinger wendeten die Taktik erstmals im Vietnamkrieg 1969 an. Mit einem rücksichtslosen Flächenbombardement und der Ankündigung, nötigenfalls Atombomben einzusetzen, sollten die Nordvietnamesen verunsichert und so zu Verhandlungen bewegt werden.

Putin lässt keine Verhandlungsoptionen

Trump, der übrigens persönlich mit Nixon befreundet war, ging mit Nordkorea rein verbal ähnlich um: Erst drohte er mit Atombomben, dann verhandelte er. Und auch gegenüber dem Iran passt Trumps Vorgehen zur Theorie. Unmittelbar nach der gezielten Tötung des iranischen Generals Soleimani 2020 kündigte er an, dass „keine Option vom Tisch ist“, er für Gespräche offen sei und „einen besseren Deal für alle“ wolle, der auch den „Iran wieder großartig machen kann“, wie Trump damals sagte.

Im Unterschied zu Nixon und Trump lässt Putin seinem Gegenüber offenbar keine Verhandlungsoption. Sollte er den verrückten Mann spielen, dann, um die USA und die Nato mit Maximal-Drohungen von weitreichenderer Unterstützung der Ukraine abzuhalten. Teilweise scheint er damit Erfolg zu haben. Das Angebot von Polen, Kampfjets an die Ukraine zu liefern, ist Washington zu riskant. Putin will, wie 2008 in Georgien, die politische Selbstbestimmung der Ukraine verhindern und ist dafür offenbar bereit, das Land in die Steinzeit zurückzubomben. Um seine Ziele zu erreichen, muss er nicht verhandeln. Er kann das Land so weit destabilisieren, dass politische Eigenständigkeit, geschweige denn ein Beitritt zur EU und Nato, faktisch unmöglich werden.

Putin als Verursacher von Krieg und Verbrechen für verrückt zu erklären, ist emotional nachvollziehbar, greift aber zu kurz. Putin kalkuliert bei aller Irrationalität kühl – davon sollte sich niemand verwirren lassen. Die geostrategischen Interessen der russischen Regierung sind eindeutig: Die Annäherung der Ukraine an den Westen soll verhindert werden. Mit „berechtigten Sicherheitsinteressen Russlands“, wie manche behaupten, hat das nichts zu tun. Eher mit „großrussischem Chauvinismus“ wie Lenin sagen würde – den Putin zum historischen Hauptfeind erklärt hat, weil dieser für die Rechte der vom Zarenreich unterdrückten Völker eintrat und die erste staatliche Eigenständigkeit der Ukraine ermöglichte.

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57 Kommentare

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  • Für Putin hat ein Menschenleben keinen Wert. Ihm geht es um Macht - Erlangen/Erweitern, Erhalten, Durchsetzen. Dies muss man sich immer vor Augen halten, statt sich von seiner Schauspielkunst (stets das gewünschte zum jewieligen Publikum sagen) einlullen zu lassen. Dann werden eben Zivilisten vergewaltigt, weggebombt oder hingerichtet - was kümmert es Herrn "Ein Hund stirbt wie ein Hund" Putin schon?

  • Warum Putin so einen Quatsch behauptet? Vielleicht schlicht, weil er es kann?



    Bei uns werden Versprecher und sinnfreie Statements von Politikern in Satiresendungen auf die Schippe genommen.



    In Russland kommt von den Medien sinngemäß: „Recht hat unser Präsident! Nieder mit dem Nazijuden! Wir müssen einen Genozid an russischstämmigen Unschuldigen verhindern! Lang lebe Putin!“



    Und Putin bekommt doch was er will, dieUkraine wird in diesem Zustand definitiv nicht in die EU oder die NATO kommen, egal wie schnell der Krieg endet.



    Auch jedes andere Nachbarland von Russland weiß nun, wenn man den Kopf etwas zu weit nach Westen dreht, muss man damit rechnen russische Panzer in der eigenen Hauptstadt zu sehen.

  • Für mich bleibt völlig klar, dass der Russischen Präsident auch Verrückt ist. "Verrückt" gemessen an schätzungsweise 99,9% der Menscheit, die kein Krieg, keine Zerstörung, kein Töten unschuliger Menschen usw. usw. wünschen.



    Das muss ja aber nicht zwingend heißen, das er gar nicht mehr in der Lage ist auch im Rahmen der Verrücktheit strategisch zu denken. Mit den aktuellen Tatsachen ( in Ukraine) konfrontiert, hätte sich die American Psychiatric Association sich aus meiner Sicht durchaus mehr Diagnosekompetenz zutrauen können.

  • twitter.com/kamilk...503053699798769666

    Macht einen sehr plausiblen Eindruck...

  • Warum sorgt man sich in der Taz um die Gesundheit Putins und versucht sich in Küchenpsychologie? Die normale Reaktion und Frage müsste doch sein: Wer, und wie fängt man Putin und stellt in vor Gericht ?



    Wie wäre es mit einem internationalen Haftbefehl?

  • Ist Herr Putin verrückt oder einfach ‘nur’ krank?

    Abhängigkeit von illegalen Drogen wird in vielen Ländern kriminalisiert aber in einigen richtigerweise als Krankheit erkannt und entsprechend behandelt. Krankheiten wie Sucht und Wahn sind nicht nur für die betroffene Person sondern auch für ihre Mitmenschen sehr gefährlich. Leider wird im Gegensatz zu Alkohol- oder Heroin-Junkies die groβe Gefahr, die von Macht-Junkies in Politik und Wirtschaft ausgeht, unterschätzt und ignoriert. Ist Herr Putin ein gefährlicher Macht-Junkie?

  • "... wie Lenin sagen würde – den Putin zum historischen Hauptfeind erklärt hat, weil dieser für die Rechte der vom Zarenreich unterdrückten Völker eintrat und die erste staatliche Eigenständigkeit der Ukraine"

    Na ja. Tatsächlich war die Ukraine jenseits allem formellen Gedöns weiterhin eine Kolonie Russlands, das nun UDSSR hieß.

    Zwangskollektivierung, Holodomor, Terror und die Millionen damit verbundenen Toten hatten ihre Ursache in Moskau.

    Wie Putin heute ("Entnazifizierung") hat man schon seinerzeit den Tod in gut klingenden Worten verpackt.

  • Ob der russische Präsident "irre" ist oder nicht, lässt sich aus der Ferne und dazu von Laien nicht seriös beantworten. Weder vom Autor dieses Artikels noch von mir.

  • Selbst renommierte Psychoanalitiker können die Frage einer möglichen pathologischen Wesenveränderung Putins per Ferndiagnose nicht beantworten. Ich vermute eher, dass seine verbalen Drohungen hinsichtlich des Einsatzes von Atomwaffen Teil eines strategischen Kalküls sind. Putin ist zwar ein Mörder, aber womöglich kein Selbstmörder. Dafür spricht, dass er schon in ganz früherer Vergangenheit in seiner Funktion als KGB-Agent in der DDR häufig als Blender aufgefallen ist. Zum Beispiel, als dass aufgebrachte Volk bei den Protesten gegen die SED den Dienstsitz des KGB aufsuchte und er den Wortführern mit Waffengewalt drohte. Tatsächlich befanden sich zu diesem Zeitpunkt weder Kampfeinheiten, noch Waffen in dem Gebäude. Die Demonstranten zogen wieder ab und Putin lachte sich ins Fäustchen. Was seine strategischen Ziele anbetrifft, so teile ich die Einschätzung des Autors nicht. Ginge es um die Neutralität der Ukraine, warum hat Moskau dann bereits in 2014 die Krim annektiert? Zu diesem Zeitpunkt war die Ukraine neutral. Nein, Putin sorgt sich schlicht und ergreifend um seine Macht und fürchtet Freiheitbestrebungen, die bereits in Belarus und Kasachstan zu sozialen Unruhen geführt haben.

  • "Bei der Taktik soll dem Gegner vorgespielt werden, dass man ungeachtet der Opfer zu allem fähig ist."



    Um ungeachtet der Opfer zu allem fähig zu sein, muss man nicht irrational sein, sondern ein Psychopath.



    Wieso kommt der Autor zu dem Schluss, dass Putin das nur vorspielt? Ich empfehle einen Blick in die Vergangenheit: Tschetschenien, Syrien, Georgien, Ukraine 2014, aber auch Beslan, Kinotheater Nordost, der lächelnd kommentierte Untergang der "Kursk". Eine ganze Abteilung des FSB, die durch Russland und die Weltgeschichte reist, um heimlich (nicht demonstrativ!) missliebige Personen zu vergiften.



    Rationales Handeln ist zielorientiert und informationsbasiert. Ziel von Wladimir Putin: Die Ukraine in die russische Einflusssphäre zurückzwingen. Das ein Angriffskrieg diesem Ziel dienlich ist, beruhte auf einer Reihe von Fehlannahmen. Die schwerwiegendsten:



    -Unterschätzung des ukrainischen Militärs



    -Überschätzung des russischen Militärs



    -Fehleinschätzung möglicher Reaktionen des Westens



    -Ignoranz der ukrainischen Nation (insbesondere Fehleinschätzung des russischsprachigen Teils derselben)



    Gründe für die Fehleinschätzung: Überheblichkeit und Wunschdenken Putins, gestörter Informationsfluss (Putin kriegt das gesagt, was er hören will), Inkompetenz der Dienste, die Information für Entscheidungsprozesse liefern.



    Kurzum: Wladimir Putin ist ein schlecht informierter Psychopath, der im Alleingang entscheidet. Das er mittlerweile nach einer Exit-Strategie sucht, ist nicht erkennbar. Das lässt nur zwei Schlüssel zu:



    Entweder Putin ist weiterhin überzeugt, sein gewünschtes Ziel (die Selbstaufgabe der ukrainischen Nation) herbeibomben zu können. Das wäre allenfalls subjektiv (aufgrund eines fortdauernden Informationsdefizits) rational.



    Oder aber er hat ein neues Kriegsziel: Bestrafung. Das wäre irrational.

    • @Barbara Falk:

      Sehr gute Analyse.! ....besonders die klare Trennug von Putin als Person und der, aus seiner Position folgenden Realitätseinschätzung finde ich sehr gelungen...Vielen Dank.

  • Ob Putin nun irre ist, oder er "nur" einer irren Ideologie folgt, ist letztlich irrelevant. Das Tischtuch zwischen Russland und dem Westen ist dauerhaft, zumindest aber für die nächsten Jahrzehnte zerschnitten. Wir machen gerade einen Salto in die Zeit vor Gorbatschow.

    • 0G
      06438 (Profil gelöscht)
      @Kaboom:

      ""Wir machen gerade einen Salto in die Zeit vor Gorbatschow.""



      ==



      Nein - weil dieser Satz zu kurz greift. Die russische Führung vor 1989 war berechenbar - die Grundsätze der Europäischen Sicherheitsarchitektur, wie zum Beispiel die Unverletzbarkeit und Sicherheit europäischer Grenzen,



      war vom russischen Regime der Sowjetunion bezogen auf Europa garantiert.

      Was jetzt kommt ist die Orientierung von Putins Russland an der zaristischen hegemonialen und imperialen Außenpolitik von vor 1914. Was das konkret bedeutet haben wir in Syrien gesehen und sehen es derzeit in der Ukraine.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    "Mit „berechtigten Sicherheitsinteressen Russlands“, wie manche behaupten, hat das nichts zu tun. Eher mit „großrussischem Chauvinismus“ wie Lenin sagen würde – den Putin zum historischen Hauptfeind erklärt hat, weil dieser für die Rechte der vom Zarenreich unterdrückten Völker eintrat und die erste staatliche Eigenständigkeit der Ukraine ermöglichte."



    Lenin und Trotzki haben wie Putin einen Krieg in der (Ost-)Ukraine geführt, gegen die Anarchosyndikalisten, die die Feudalherrschaft abgeschafft und die Produktionsmittel sozialisiert hatten. Nachdem die Rote gegen die Schwarze Armee gewonnen hatte, wurde in der Ostukraine eine russische Bevölkerungsmehrheit angesiedelt.



    Damals wie heute ist das geostrategische Interesse das Gleiche: Ausbau des Asowschen Meeres zum Stützpunkt der Schwarzmeerflotte und strategische Vorherrschaft in der Region um eine einfache Neutralisierung dieser Streitmacht zu verhindern. Insofern bewegt sich Putin in historischer Tradition, die Selbstbestimmung von Menschen in der Ukraine zu verhindern. Sowohl der Erschaffung des ukrainischen Nationalstaates durch Lenin und Trotzki, als auch dessen Zerstörung durch Putin liegt dieses Interesse zugrunde / wird dieses Interesse zugrundegelegt.



    Auch die NATO hat den Zugang zum Asowschen Meer als geostrategisches Interesse und die NATO-Strateg:innen waren 2008 bereit, Kriege zu riskieren, als sie Georgien und der Ukraine einen NATO-Beitritt anboten.



    Inwieweit das im Interesse der USA und der westeuropäischen Staaten war und inwieweit im Interesse der ukrainischen und georgischen Bevölkerung, ist eine Frage, die gestellt werden muss, auch wenn eine abschließende objektive Beantwortung wohl unmöglich ist.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Einer der wenigen vernünftigen Beiträge zu diesem Thema. Es ist Unsinn, sich mit Fragen wie irre oder nicht zu befassen. Was zählt ist Analyse der strategischen Interessen der Beteiligten.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Entgegen ständig wiederholter wahrheitswidriger Behauptungen hat die NATO der Ukraine keineswegs einen NATO-Beitritt angeboten. Die NATO hat erklärt, dass die beiden Länder (ohne ein Datum zu nennen) Mitglied der NATO sein werden. Damit wurde schlicht die Bereitschaft erklärt, die beiden Länder, wenn sie denn eines Tages die Voraussetzungen erfüllen, aufzunehmen. Es wurde keine MAP angeboten, die der erste Schritt zum Beitritt gewesen wäre.



      Und für die NATO ist entgegen der Kreml-Agitprop der Zugang zum Asowschen Meer etwa so relevant wie der sprichwörtliche Sack Reis in China.

  • Ich erinnere an Ronald Reagan, US-Präsident zw. 1981 und 1989. Den haben wir damals auch für mehr oder weniger unfähig und verrückt gehalten. In Wirklichkeit hat er die Sowjetunion in eine Aufrüstungsspirale getrieben, die fast zum Bankrott des Landes geführt hat. Wenn ich mir anschaue, was unsere Politiker (mit Billigung des Großteils der Bevölkerung)j jetzt bereit sind in Rüstung zu investieren, dann hat das durchaus Parallelen. Das "Intermezzo" wird in Kürze beigelegt, aber der finanzielle Schaden bleibt über Jahre auch an uns hängen. Und nicht nur die Energiewende hat sich auf lange Sicht erledigt, auch die gesamte Weiterentwicklung des Landes, sei es in wirtschaftlicher (damit meine ich nicht den Raubtier-Kapitalismus) oder sozialer Hinsicht. Russland und China/Indien kommen sich noch näher und die neue Supermacht China sagt danke! Die USA bessern vorübergehend mit Waffenexporten ihre Kasse auf, aber mehr auch nicht. Biden kann nur punkten, wenn der Konflikt möglichst lange dauert und er weiterhin den Weltpolizisten spielen kann. Ansonsten hat er politisch momentan nullkommanull vorzuweisen. Putin muss sich nicht um irgendwelche Befindlichkeiten kümmern, er ist Stratege und will nicht als der Präsident Russlands in die Geschichte eingehen, der vor dem Westen/NATO einknickt.

  • Der Mann ist nicht wahnsinnig, Putin entgleitet sein Land und um das zu verhindern vernichtet er seit Jahren die Oposition, unterstützt totalitäre Systeme jeder Art, verbrüdert sich mit Mafia und Geheimdienst und versucht zu viel Demokratie in der Nachbarschaft systematisch zu unterbinden. Im eigenen Land knüppelt er mit eiserner Hand seit Jahren jeden Widerstand nieder und er kann der Ukraine schon aus Prinzip keine Erfolge gönnen, schon gar nicht unter demokratischer Flagge mit Aussicht auf EU Beitritt. Dazu ist die Ukraine zu nah an Russland und das gefährdet seine Macht. Er legt lieber alles in Schutt und Asche bevor er sein eigenes System gefährdet. Er hat selbst die Schwäche Russlands genutzt um an die Macht zu kommen und ihm ist so sicher nicht beizukommen.



    Es bleibt nur zu hoffen das dieser Mann bald stirbt und das die Russen dann schnell genug aufwachen und nicht sofort der nächste Despot dasteht.



    Glasnost scheint so weit weg wie noch nie und die nächste Perestroika ist überfällig.



    Gruß vom Mondlicht

    • @Moonlight:

      Ich hoffe, daß die Menschen in Rußland vor Putins Todt aufwachen und sich nicht einschüchtern lassen. Nach Kräften möchte ich dazu beitragen.

      • @tommi8305:

        Die Russ:innen sind schon ziemlich wach. Nur macht es einen wesentlichen Unterschied, ob ziviler Ungehorsam einen Bussgeldbescheid oder 15 Jahre Lagerhaft mit unsicheren Überlebenschancen bedeuten.

        • @Wolkensprung:

          Das stimmt sicher, und ist viele von uns auch schmerzhaft bewusst.

  • Das verhalten von Putin ist aus unserer sich natürlich irre, denn für ihn sind wir die Nazis und nicht etwa Menschen wie der Herr Höcke von der AFD.

    Der größt mögliche Feind ist für Putin die Demokratie!

    Putin hat schon vor dem Ukraine Krieg seine "Fühler" ausgestreckt, er hat ganz einfache Fragen gestellt, darunter auch, ob der Westen die EU, die Nato, die USA eingreifen werden, die Antwort war immer gleich, die Ukraine ist nicht in der Nato und keiner wird Militärisch eingreifen.

    Für Putin ist das ein ganz einfaches Signal, dann "schnappe" ich mir doch einfach mal schnell die Ukraine.

    Genau so wird es aber auch weiter gehen, z.B. mit Schweden, Norwegen usw., aber am Ende wird er auch vor Polen und Ungarn nicht halt machen.

    Wir bezahlen ihn ja auch dafür, mit unserem Geld für Gas und Öl wird das alles erst möglich!

    • @udo123:

      Putin hat jahrelang immer wider seine geopolitischen Interessen klar benannt. Jetzt damit Angst zu schüren, er würde auch Länder wie Schweden oder Norwegen angreifen ist völlig absurd.

  • Ich hab‘s schon mal anderswo verlinkt … wäre ein möglicher Erklärungsansatz für das Verhalten Putins in diesem Zusammenhang:



    geschichtedergegen...erung-der-ukraine/

  • Kammer da, anstatt sich in psychiatrische Untiefen zu begeben, ned einfache biologi(sti)sche Deutungen erwägen?



    Z.B. daß W.W. Putin Ü70 ist und noch irgendeine Großtat fürs Geschichtsbuch braucht?!?



    Sein Umbau Rußlands nach Jelzins Rücktritt vor ca. 23 Jahren is ja eher so semi gelaufen...

    • @Hugo:

      Der Umbau Russlands ist genauso gelaufen, wie er es sich gewünscht hat.

  • der einzige, der helfen kann, zu erklären ...

    ist clausewitz !

    der angreifer rechtfertigt sich immer mit der verteidigung der freiheit. er erklärt seinen gegner zum aggressor, dem es zuvor zukommen gilt.

    • @adagiobarber:

      was bitte soll das "helfen"?

      Propaganda und Lügen bleiben Propaganda und Lügen...

      • @Grisch:

        Soll heißen, die Strategie von Putin ist steinalt und wurde auch vor Jahrhunderen schon in Deutschland erfolgreich angewandt.

  • Wenn man Putin keine Irrationalität unterstellen will, dann sollte man ihm auch keine Rationalität unterstellen. Wenn man ihm irgendwelche Strategien attestiert, dann verwirrt man nur. Tatsächlich ist Putin sein eigener Gefangener, er kann gar nicht verhandeln, er kann sich auch nicht zurückziehen, er muss die Sache durchziehen. Daraus resultiert das Wesen der Gefahr für uns alle. Sie wäre kleiner wenn Putin mehr Optionen hätte, aber leider hat er sie nicht.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Wolfgang Ischinger stellte die These auf, dass Putin sehr wohl Optionen hat. Wenn er zu Kompromissen gezwungen ist, kann er die seinem Volk als Sieg verkaufen, weil er die Kontrolle über die Medien und genug gläubige Anhänger hat. Ob das stimmt? Keine Ahnung.

  • Von Rationalität zu spekulieren greift nicht, nicht im 21ten Jahrhundert!

    Was da geschieht ist ein eklatanter Zivilisationsbruch! Die Welt steht schon wegen der Umweltprobleme am Abgrund



    und Putin mit dem Rücken an der Wand.



    Die Ukraine ist für Russland ein reiner Abnutzungskrieg ohne Logik! Seine Forderungen hätte er auch ohne diesen Krieg haben können. Der Mann hat sein Land, schon mit der Absicht den Krieg zu führen, in den wirtschaftlichen Abgrund geführt. Er kann weder zurück ohne sich selbst zu gefährden, noch kann er den Krieg gewinnen, noch die Ukraine halten und wird darüber hinaus dauerhaft isoliert.

    Vergleicht man die anderen Krisen in denen mit dem "letzten Mittel" indirekt gedroht wurde, so hinkt der Vergleich. In keiner dieser Krisen hat sich eine Macht jemals in so eine aussichtslose Situation manövriert.

    • @Thomas Rausch:

      Warum Putin mit dem Rücken zur Wand stehen sollte, müssten Sie erklären.

      Weshalb hätte dieser Krieg aus nationalistischer Sicht keine Logik?

      Die Forderung, dass die Ukraine wieder zu Russland gehört oder die Ukrainer sich zumindest unterwerfen, hätte er nicht ohne diesen Krieg haben können.

      Schon gar nicht, wenn er dann auch an Moldawien denkt.

  • Auch wenn ich mit dem Inhalt des Artikel weitestgehend übereinstimme und psychologischen Ferndiagnosen skeptisch gegenüberstehe, möchte ich eine Aussage des Artikels historisch richtigstellen.



    Am Ende des Artikels heißt es, dass Lenin derjenige gewesen sei, der "die erste staatliche Eigenständigkeit der Ukraine ermöglichte". Das entspricht mitnichten den Tatsachen. Mit dem zunehmenden Zerfall des Zarenreiches wurde 1917 in der Ukraine durch die dortige Nationalbewegung die bürgerlich und sozialdemokratisch geprägte "Ukrainische Volksrepublik" ausgerufen. Oberstes politisches Organ war der Zentralrat (ukrain. centraľna rada), dem der Historiker Mychajlo Hruschewskyj vorstand. Auch der Sozialdemokrat Symon Peltjura spielte eine wichtige Rolle in der ukrainischen Unabhängigkeitsbewegung der Volksrepublik. Nach der Gründung der Ukrainischen Volksrepublik installierten die Sowjets in Charkiw eine Gegenregierung, der es dann auch gelang, den Zentralrat aus Kiew zu vertreiben. Danach folgten auf dem Gebiet der Ukraine Auseinandersetzungen zwischen Bolschewiken, monarchistischen Weißgardisten, ukrainischen nationalisten unter dem von Deutschland und Österreich unterstützten Hetman Skoropadskyj und der anarchistischen Machnowschtschina-Bewegung. Es ist also etwas komplizierter als die Darstellung Herrn Putins, dass Lenin angeblich die Ukraine gegründet habe. Es stimmt einfach nicht und zeigt, dass Russlands Machthaber als Historiker miserabel ist und nicht nur die Geschichte seines Nachbarlandes nicht kennt, sondern offensichtlich auch von der russischen Geschichte keine Ahnung hat.



    Man sollte aufpassen, falsche russische Narrative kritiklos zu übernehmen. Die Ukrainer haben, auch wenn sie oft fremdbeherrscht wurden, eine eigene nationale, konstitutionelle und demokratische Tradition, die bis ins 16./17. Jhdt. zurückgeht, auf den Kosakenstaat der Saporoger Sitsch.

    • @Yannick Baumann:

      Ja, Sie haben recht, dass mit dem Verweis auf die ukrainische Volksrepublik von 1917 natürlich eine ukrainische Eigenstaatlichkeit begründet werden kann … allerdings verweisen Sie selbst darauf, dass in den folgenden Bürgerkriegswirren die Ukraine schnell zum Spielball ideologischer Interessen zwischen „Roten“ und „Weißen“ sowie ukrainischen Nationalisten wurde. Auch den reaktionären zaristischen Kräften war eine unabhängige Ukraine ein Dorn im Auge … die Gründung der Ukrainischen SSR 1922 folgte jedenfalls den Prinzipien der sowjetischen Nationalitätenpolitik, nach der eine echte politische Souveränität der einzelnen Teilstaaten der UdSSR nicht vorgesehen war.



      Im Text der ukrainischen Nationalhymne wird auf den kosakischen Ursprungsmythos als eine idealisierte Gemeinschaft von Freien und Gleichen Bezug genommen, die sich ihre Atamane und Hetmane selbst wählten. Die Verklärung des “freien” Kosakentums finden Sie in der Ostukraine allerdings genau so auf Seiten der pro-russischen Separatisten … spätestens im 19. Jhdt. wurden die unterschiedlichen Kosakengemeinschaften jedenfalls zu einem willfährigen militärischen Instrument zaristischer Unterdrückungs- und Hegemonialpolitik gegenüber den nationalen Minderheiten im russischen Reich und sie standen stets an der Spitze, wenn es um antijüdische Pogrome ging. Sich darauf zu berufen, erscheint mir fragwürdig, ob von russischer oder ukrainischer Seite. Es ist also komplizierter mit der gemeinsamen russisch-ukrainischen Geschichte, als von den Nationalisten auf beiden Seiten behauptet wird.



      Aber wie dem auch sei … nichts rechtfertigt die russische Invasion in der Ukraine. Vermutlich hat Putin damit - und zuvor schon mit der Okkupation der Krim 2014 und dem Krieg im Donbass - dem ukrainischen Nationalbewusstsein und Zusammenhalt mehr Auftrieb verschafft, als ihm lieb sein dürfte. Vorher war die Ukraine ein politisch und kulturell gespaltenes Land, der russische Hegemonialismus hat es zusammengeschweißt.

  • "Nixon und Kissinger wendeten die Taktik erstmals im Vietnamkrieg 1969 an. Mit einem rücksichtslosen Flächenbombardement und der Ankündigung, nötigenfalls Atombomben einzusetzen, sollten die Nordvietnamesen verunsichert und so zu Verhandlungen bewegt werden."

    Schön zu lesen, dass wir halt von solchen Leuten umzingelt sind. Dass auch die USA solche Dinge tun und getan haben. Aber ermutigend ist das nicht.

  • Herr Putin handelt anscheinend immerhin strategisch irrational. Die meisten der Menschen, die mir so begegnen handeln planlos irrational, allerdings mit der Überzeugung, alles richtig zu machen: Dazu gehört es vollkommen zu ignorieren, dass unser Lebensstil nur möglich ist mit der Ausbeutung von Menschen vor allem weit weg von uns, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und letztlich der Vernichtung unserer Lebensgrundlagen. Wenn die entsprechenden Etiketten draufgeklebt sind, dann lässt es sich mit irrational reinem Gewissen eben auch weiter konsumieren. Auf den Etiketten muss stehen: Nachhaltig, klimaneutral, fair.

    • @Christian Götz:

      Sie treffen den Nagel auf den Kopf

  • „Ist Putin verrückt geworden?“



    Das weiß ich natürlich nicht. Aber es ist doch bekannt, wie dicht Genie und Wahnsinn beieinander liegen!



    Als „genial“ würde ich Putins Wortschöpfung „militärische spezial-Operation“ bezeichnen. Inzwischen weiß alle Welt, dass damit eine besonders brutale Kriegsführung gemeint ist.



    Allerdings: Besonders „genial“ war Putins Kriegsplanung wohl nicht, denn sonst wäre der „Blitzkrieg“ nach wenigen Tagen beendet gewesen und würde nicht zunehmend im Stellungskrieg erstarren.

  • Yep..seh ich genau so. Irrationalität vorzutäuschen ist Teil von Putins Rationalem Machtkalkül...nannte man früher auch psychologische Kriegsführung..darin ist Putin leider ziemlich gut.

    Lassen wir uns also nicht einschüchtern.!!

    (Bangemachen gilt nicht Wladi..!!!)

  • Ein Blick auf die ideologischen Hintergründe, auf die Putin sich bezieht sind auch bestimmt erkenntnisreich.



    Da geht es mehr um faschistoide Großmachtsträume als "Sicherheitsinteressen".



    Putin zu pathologisieren ist falsch.



    Eine mögliche Deutung der ideologischen Hintergründe:

    geschichtedergegen...ewtab-global-de-DE

    • @nutzer:

      ich würde aber auch niemals nur ein Motiv annehmen. Ich gehe davon aus, dass Putin gerne "Großrussland" hätte und wenn er schon Krieg führt, ein paar Gebiete sich einverleibt wie die Krim, den Donbas und Mariupol.



      Aber ich habe mal geschaut wegen der NATO-Osterweiterung. Viele Realisten haben davor gewarnt, auch George F. Kennan, DER Russlandexperte im Kalten Krieg. Von daher ist es wohl eine Mischung aus Angst vor Demokratie, Gekränkter Großmacht, Sicherheitsängsten und vielleicht auch die Belastung durch Alter, Coronazeit usw. die seinen Preis kosten.

  • Nun fragt sich nur, was daraus für die Strategie des Westens folgt:



    Soll der Westen nachgeben und damit weitere ehemalige Sowjetrepubliken Putin zum Fraß überlassen, oder soll er dem Gesuch von souveränen Ländern (auch der Ukraine) auf militärischen Beistand folgen. Wenn Russland auf Assads Wunsch in den syrischen Bürgerkrieg eingegriffen hat, hat die Ukraine in einem Angriffskrieg das Völkerrecht( !) auf äußere Unterstützung.



    Blufft Putin nun nur mit seiner nuklearen Drohung ? das rauszufinden ist gefährlich, aber es nicht zu tun, ist auf die Dauer auch gefährlich, da dann der Westen völlig paralysiert wird, z.B. bei Giftgasangriffen Putins , zu Schweden/Finnlands Ziel in die NATO zu kommen oder die Verteidigungsbereitschaft der NATO in den der baltischen Staaten zu erhöhen.

    • @Rinaldo:

      Was muss Putin der Ukraine und der Welt noch antun, damit man ihn stoppt? Was ist den passiert, nachdem die Türkei einen russischen Kampfjet im Syrienkrieg abgeschossen hat? Putin hat eine Zeit lang geschmollt und das war's.



      Europas Politiker schauen lieber ängstlich und feige zu, wie ein großes Volk vernichtet wird, statt Hilfe zur Notwehr zu geben und für die eigenen Werte einzustehen. Eine Schande!

    • @Rinaldo:

      Naja, im Moment sollte vielleicht wirklich gewartet werden, bis weiter eskaliert wird, auch in Sachen Sanktionen und mal eine kohärente außenpolitische Doktrin entwickelt werden. Praktisch alle Elektronikprodukte kommen aus einem Land, welches im Verdacht steht einen Genozid durchzuführen, Öl beziehen wir seit Jahrzehnten aus Unrechtsstaaten, die noch autokratischer als Russland sind. Und westliche Politiker haben sich untertrieben gesagt auch nicht mit Ruhm bekleckert und selbst aus niederen Beweggründen mit Atomwaffen gedroht. (Siehe Artikel)

      Letztendlich ist die EU militärisch komplett abhängig von den USA. Die haben es sogar jahrelang kritisiert und kommen jetzt gezwungenermaßen wieder als Weltpolizei daher. Neue Sicherheitsarchitektur gerne, aber dann muss man halt auch bereit sein das Militär besser aufzustellen, wenn man nicht will, dass z.B. Russland einfach reinrollt...

  • Erstaunlich, dass hier die Bushs nicht erwähnt werden. Die Irakkriege und die Operation Allied Force werden bei der Kalkulation Putins eine entscheidende Rolle gespielt haben. Diese Kriege bzw. deren ‚Begründung‘ liefern doch alle Elemente des (vermeintlichen) Irrsinns. Außerdem wurde mit dem Vorgehen dort der Deckel der Büchse der Pandora endgültig entfernt und weggeworfen.

    de.wikipedia.org/wiki/Irakkrieg



    de.wikipedia.org/w...ation_Allied_Force

    übrigens Treppenwitz:



    „Am Angriffstag auf Irak brachte Russlands Präsident Wladimir Putin seine Besorgnis zum Ausdruck, indem er die Militäraktion der USA als ein völkerrechtswidriges Vorgehen bezeichnete. Eine Intervention von außen, die zum Ziel hat, ein politisches Regime mit Gewalt zu stürzen, sei inakzeptabel. Ein solches Recht stünde in diesem Fall den Bürgern des Iraks zu.[67]“



    Wo er recht hat, hat er immer noch recht, ganz besonders bei aktuellen Bezug.

    • @guzman:

      Warum hat die NATO im Kosovo interveniert? Und warum genau war "Allied Force" völkerrechtswidrig? Was hätte es gebraucht, um den Einsatz völkerrechtskonform zu machen, und warum kam diese Maßnahme nicht zustande?

      • @Bussard:

        Da meine Fragen hinsichtlich der sogenannten Völkerrechtswidrigkeit von "Allied Force" nicht beantwortet wurden, will ich kurz die Antworten liefern:

        Es braucht für einen völkerrechtskonformen militärischen Einsatz ein UN-Mandat, das über eine Resolution des UN-Sicherheitsrates zustande kommt. Da aber in diesem Sicherheitsrat Russland (und China) in aller Regel selbst im Fall von schwersten Kriegsverbrechen (siehe Ex-Jugoslawien) ihr Veto einlegen - insbesondere wenn eine Resolution gegen Serbien wirksam werden könnte, da die Russen und Serben sich aus ethnischen, sogenannten panslawistischen Gründen als enge Verbündete betrachten - kommen solche Resolutionen natürlich nie zustande.

        Mit anderen Worten: Dieses ständige Lamentieren über einen "völkerrechtswidrigen" Krieg der NATO gegen Serbien ist eine zynische Propaganda-Nebelkerze vor dem Hintergrund, was dort auf dem Balkan vor sich ging und wieso die UNO dort - wie auch in vielen anderen Kriegen - handlungsunfähig war.

        "Allied Force" war richtig und wichtig.

    • 0G
      06438 (Profil gelöscht)
      @guzman:

      Putin kämpft gegen die Menschen, die das Land bewohnen, gegen die Souveränität eines Nachbarlandes und gegen das Selbstbestimmungsrecht der Völker.

      ==

      Eine Geburtsklinik in Mariupol, getroffen von russischen Raketen:

      Die Bilder aus der Ukraine werden immer unerträglicher. Der Angriff sei eine Gräueltat, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Twitter. Unter den Trümmern befänden sich noch Kinder.

      Reporter der Nachrichtenagentur AP waren während des Angriffs vor Ort. Sie sahen, wie das Gebäude mehrmals schwer getroffen wurde, was gegen einen versehentlichen Angriff spricht.

      Helferinnen und Helfer brachten Opfer in Sicherheit, darunter eine hochschwangere und blutende Frau. Es gab nach ukrainischen Angaben mehrere Tote.

      Russlands Außenminister Lawrow behauptete später, neben anderen Versionen, der Angriff sei von Ukrainern verübt worden. Er sprach von einem Informationskrieg gegen sein Land. Dabei ist es tatsächlich die Armee seines Staates, die immer wieder versucht, Angst und Schrecken zu verbreiten.

      Der Luftschlag in Mariupol war bei Weitem nicht der erste Beschuss medizinischer Institutionen. Nach Angaben der Weltgesundheits-organisation sind bereits mindestens 18 Kliniken, andere Gesundheitseinrichtungen oder Krankenwagen angegriffen worden.

      Am Freitag gingen die Luftschläge gegen Mariupol und andere Städte weiter.

  • Despotismus a'la Putin ist keine in diesen Zeiten überlebensfähige Regierungsform, die Einsamkeit und das Misstrauen und Belauern gegenüber Mitwirkenden führt zu solch irrationalen Fehleinschätzungen, unter denen die selbstbewussten Ukrainer jetzt leiden müssen. Im Prinzip sind es doch nur die Drohung mit Atomraketen und die den meisten westliche Politikern bewusste Lage, dass ein Krieg die bevorstehende Weltwirtschaftskrise beschleunigt, weil man mit der Druckerpresse keine Waffenarsenale bezahlen kann, die ein militärisches Eingreifen aus dem Westen verhindern. Schließlich ist Putin ja gar nicht so stark. Es sind nur ein paar Schergen, die ausgeschaltet werden müssen, um die Regimes in Minsk und Moskau zu stürzen.

  • "Putin will die politische Selbstbestimmung der Ukraine verhindern und ist dafür offenbar bereit, das Land in die Steinzeit zurückzubomben." Hat er ja bereits in Tschetschenien gemacht. Die Reaktion des Westens damals: Achselzucken und standing ovations für Putin im Bundestag. Keine Sanktionen, keine ernsthaften Versuche, das Gemetzel im Kaukasus zu stoppen. Und auch jetzt bremst Berlin wieder, wo es kann. Bei SWIFT, bei Waffenlieferungen, bei Sanktionen, bei EU-Perspektive für die Ukraine. Deutschland spielt wieder einmal eine äußerst unrühmliche Rolle. Während in der Ukraine die Zivilbevölkerung massakriert und das Land in Schutt und Asche gelegt wird, denken die deutschen Erbsenzähler darüber nach, ob ein Gas- und Ölembargo finanzierbar wäre. Ich bin gespannt, ob der Westen weiter zusieht so wie er in Syrien, in Tschetschenien und anderswo zugesehen hat, wo Putin riesige Leichenberge aufgetürmt hat. Erst jetzt nennen deutsche Politiker.innen Putin einen Kriegsverbrecher, mit 23 Jahren Verspätung. Kriegsverbrecher war der Mann von Beginn seiner Amtszeit an, nämlich seit 1999.

  • Abr Putin kann das Land nur zerstören, aber nicht regieren. Also ist es doch nicht so "kühl rational" wie gehofft? Mir scheint die Analyse des "Caesarenwahns" am treffendsten, da ich kein Psychologe bin, darf ich spekulieren.



    www.rnd.de/politik...DBYRRLVTYLB44.html

    • @hedele:

      Putin ist nicht kühl. Er ist eiskalt. Er hat tausende Tote zu verantworten und Millionen an Flüchtlinge.

  • Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs hat sich Putins Rußland Schritt für Schritt zurück in ein autokratisches System verwandelt. Gleichzeitig musste es erleben, dass es in Europa im Wettbewerb der Systeme ständig nur verloren hat, es sei denn, die Waffen haben gesprochen (Moldau/ Georgien). Das ist das Motiv. Nun kann Putin as natürlich nicht argumentieren, also erfindet er seit Jahren allenmöglichen a-historischen Quatsch als Glaubensinhalt für seine Leute. Vielleicht hat man kurzzeitig gehofft, den Status Quo halten zu können, aber spätestens seit den Protesten in Weissrußland ist klar, die Leute entscheiden sich immer weiter vielleicht für Freiheit, mit Sicherheit aber für den höheren Lebensstandard. Wenn er das nicht stoppt, wird es auch zu Hause immer ungemütlicher. Dem "Brudervolk" Ukraine kommt da eine Schlüsselrolle zu.

    • @Zahnow Gregor:

      Die Frage stellt sich aber, ob es vor Putin besser war. Ich erinnere an die rasant gesunkene Lebenserwartung vor allem der russischen Männer nach dem Umbruch von der UDSSR zu Russland. Oligarchen, die sich die staatlichen Güter unter den Nagel gerissen haben, schossen wie Pilze aus dem Boden. Alles in allem war die Situation in Russland für die Bevölkerung im Vergleich zu Vor-Putin wohl nicht schlechter; allerdings vor Kriegsbeginn.

      • @resto:

        Die Behauptung "Alles in allem war die Situation in Russland für die Bevölkerung im Vergleich zu Vor-Putin wohl nicht schlechter"

        ist natürlich Quatsch, vor allem was Freie Meinungsäußerung und Menschrechte betrifft, und wirtschaftlich wäre ein Stillstand über 25 Jahre hinweg auch kein Ruhmesblatt...

        • @Grisch:

          Sagt jemand, der wohl nie in Russland gelebt hat. Auch wurde nicht über freie Meinungsäußerung und Menschenrechte geschrieben. Ich kann mich als Absolut-Nicht-Putinfreundin noch sehr gut an die wirtschaftliche Misere im Russland der späten 90er erinnern. Die damals herrschende Koruption und der Ausverkauf hat Putin eigentlich erst ermöglicht.