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Yannick Baumann
[Re]: @ Deutsch-Pole: Vielen Dank für das sachliche "Geraderücken" der Dinge. Meiner Einschätzung nach, hat der überwiegende Teil der polnischen Bevölkerung im II. WK Juden entweder aktiv geholfen oder ihnen zumindest nicht geschadet. So in der Art steht es auch in den offiziellen Erklärungen der Armia Krajowa zum Umgang mit der jüdischen Bevölkerung in Polen. Schwarze Schafe gab es sicherlich auch, aber es waren aller Wahrscheinlichkeit nach sehr wenige. Ich habe manchmal das Gefühl, dass der Antisemitismus von Polen im II. WK in deutschen Debatten und Medien latent skandalisiert wird. Einige Kritiker dieser Darstellung sehen darin gleich den Versuch einer Relativierung deutscher Schuld. Ich persönlich denke, dass diese negativen Darstellungen der polnischen Bevölkerung in deutschen Medien und populären Publikationen eher aus der Unkenntnis der deutsch-polnischen Geschichte während des II. WKs resultieren. Herr Gross muss solche Aussagen nun natürlich auch belegen können. Die Reaktion der polnischen Justiz ist aus meiner Sicht aber trotzdem vollends überzogen und klar politisch motiviert.
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"Osteuropäische, vor allem slawische Kulturen sind vergangenheitsorientierte Kulturen. Für sie lebt Geschichte. Anthropologen sprechen auch von „frozen past“. Vergangenheit wird eingefroren und kann jederzeit aufgetaut werden – mit all ihren Gefühlen."
Als Slavist, der sich intensiv mit den westslavischen Kulturen auseinandergesetzt hat, bin ich doch einigermaßen erstaunt über diese falschen wie unbegründeten Pauschalisierungen.
Diese zwanghaft konstruierte Alterität slavischer Kultur erinnert in ihrer Banalität und Unsachlichkeit an Herders "Slavenkapitel".
Es ist ja schließlich kein Alleinstellungsmerkmal slavischer Kulturen, dass sie sich auf die Vergangenheit beziehen. Bezüge zu Ereignissen der Vergangenheit weist jede Kultur in Europa auf (Man kann sich jetzt natürlich die Frage stellen, ob es sich dabei um eine anthropologische Konstante handelt, aber dafür reichen meine Kenntnisse außereuropäischer Kulturen leider nicht aus). Ganz Europa lebt "in der Geschichte", vermutlich mehr als dass es, im Gegensatz zu traditionellen bzw. indigenen Kulturen "in der Natur" (so etwa bei Vine Deloria) lebt.
Und Emotionalisierung von Geschichte ist ja kein per se osteuropäisches Phänomen, sondern ein universelles. Da reicht es ja, sich nur mal so eine widerwärtige Rede von Höcke anzuhören und man lernt sofort, wie wirksam emotional aufgeladene Geschichte plitisch instrumentalisiert werden kann.
Ich habe den gemeinsamen Austausch über deutsch-ostmitteleuropäische Geschichte in meinem Umfeld immer als sehr sachlich-differenziert empfunden.
Emotionale Reaktionen in Bezug auf Geschichte sind übrigens durchaus auch mal angebracht um eventuelle falsche Sichten auf historische Ereignisse zu "korrigieren" (siehe Polnische Kritik an der Darstellung der Armia Krajowa in "Unsere Mütter, unsere Väter).
Das Geschichte für verschiedene soziale Gruppen verschiedene Bezugspunkte haben kann ist völlig normal, aber die Geschichtlichkeit ist Kennzeichen so gut wie aller Schriftkulturen.
zum BeitragYannick Baumann
Das KORWiN rechtsradikal ist, liegt ja auf der Hand, aber es ist bei bestem Willen nicht ersichtlich, wo diese Partei bitte anarchistisch sein soll. KORWiN vertritt ein rechtes Familienbild, verbreitet nationalistische Propaganda und Fremdenhass. Die Staatlichkeit an sich, wird von ihnen nicht in Frage gestellt, sondern im Gegenteil, die Einheit von "Volk" und Staat beschworen. Die bloße Tatsache, dass sich diese "Partei" für Plebiszite ausspricht macht sie noch lange nicht zu einer "anarchistischen Partei" (was sowieso eine paradoxe Formulierung ist). KORWiN ist und bleibt ein abartiges Sammelbecken der Neuen Rechten in Europa und ich hoffe das die Mehrheit der Polen diesen Rattenfängern nicht auf den Leim geht. Wer des Polnischen Mächtig ist, kann sich ja selbst von der Menschenfeindlichkeit dieser Partei überzeugen: http://www.partiakorwin.pl
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