Verursacher von Verkehrsunfällen: Junge Männer, die rasen, drängeln und töten
Männer unter 25 verursachen laut Statistischem Bundesamt überproportional viele Autounfälle. Senior:innen sind selten Täter:innen, aber häufig Opfer.
Jüngere Autofahrer:innen sind häufiger zu schnell unterwegs, ältere missachten häufiger die Vorfahrt. Das zeigt eine Auswertung der Verkehrsunfälle aus dem Jahr 2024, die das Statistische Bundesamt am Dienstag veröffentlicht hat. Ein genauer Blick auf die Zahlen aber zeigt: Das Problem sind weniger die Jungen im allgemeinen, sondern vor allem Männer unter 25 Jahren, die zu sehr aufs Gaspedal treten.
Laut dem Bericht der Statistiker:innen unterscheiden sich die Unfallursachen bei Autounfällen je nach Altersgruppe teils deutlich. So würde den über 65-Jährigen bei Unfällen mit Personenschaden am häufigsten vorgeworfen, sich beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren falsch verhalten zu haben. Das sei bei 22 Prozent aller erfassten Fehlverhalten dieser Altersgruppe der Fall.
Der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen wurde dagegen am häufigsten nicht angepasste Geschwindigkeit (19,7 Prozent) und mangelnder Abstand (19,2 Prozent) vorgeworfen.
Junge Menschen sind überproportional an Unfällen beteiligt
Viel entscheidender aber ist, dass die Gruppe der jungen Autofahrer:innen deutlich mehr Unfälle verursacht als ältere. Der Anteil der 18- bis 24-Jährigen an der Bevölkerung liegt nur bei 7,2 Prozent. Aber 15 Prozent der Unfallbeteiligten gehörten zu dieser Altersgruppe – sie sind also deutlich überproportional in Unfälle verstrickt.
Die Senior:innen über 65 hingegen stellen 22,7 Prozent der Bevölkerung. Dennoch waren im Jahr 2024 nur 16 Prozent aller an Autounfällen mit Personenschaden beteiligten Autofahrenden 65 Jahre und älter.
Mann am Steuer, Ungeheuer
Hinzu kommt ein extrem auffälliger Unterschied bei den Geschlechtern. Kurz gesagt gilt ganz im Gegensatz zur sexistischen Volksweisheit: Mann am Steuer, Ungeheuer. Denn quer durch alle Altersgruppen sind bei zwei Drittel aller Unfälle männliche Fahrer die Hauptverursacher. Bei Unfällen mit Todesopfern waren laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes sogar 80 Prozent der Hauptschuldigen Männer.
Nimmt man Geschlecht und Altersaufteilung zusammen, wird es überdeutlich. Junge Männer bis 24 Jahren sind nach Berechnungen der taz an Unfällen, die durch zu hohe Geschwindigkeit verursacht wurden, fünfmal häufiger beteiligt, als es ihrem Bevölkerungsanteil entspräche. Auch die Unfallgründe „Verkehrstüchtigkeit“ – worunter zum Beispiel Alkoholgenuss fällt –, zu geringer „Abstand“, „Überholen“ oder „Ablenkung“ fallen bei 18- bis 24-jährigen Männern besonders häufig an: jeweils rund 3,5-mal so oft, wie es ihrem Bevölkerungsanteil entspricht.
Wer wenig fährt, verursacht wenige Unfälle
Die über 65-Jährigen, die immer wieder mal als Gefahr im Autoverkehr diskutiert werden, verursachen hingegen unterdurchschnittlich viele Unfälle. Weil sie offenbar langsamer fahren. Und die Statistiker vom Bundesamt haben noch eine weitere Vermutung: „Die geringere Unfallbeteiligung älterer Menschen dürfte unter anderem daran liegen, dass sie nicht mehr regelmäßig zur Arbeit fahren und somit seltener als jüngere am Straßenverkehr teilnehmen.“ Was, wie schon während der Coronapandemie, mal wieder die These belegt: Am besten lassen sich Unfälle vermeiden, wenn weniger Auto gefahren wird. Dadurch würden dann auch die Opferzahlen sinken, die in der Realität zuletzt aber wieder gestiegen sind.
Geschützt würden vor allem die Älteren. Denn die erleiden im Durchschnitt schwerere Unfallfolgen als jüngere. Insgesamt betrug laut Statistischem Bundesamt der Anteil der mindestens 65-Jährigen an allen mit dem Auto Verunglückten 12,7 Prozent, bei den Schwerverletzten lag er mit 20,4 Prozent schon deutlich und bei den Todesopfern mit 37,3 Prozent wesentlich höher.
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