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Pisa-Schock für deutsche Schü­le­r:in­nenIm freien Fall

Neunt­kläss­le­r:in­nen schneiden in der Pisa-Studie so miserabel ab wie noch nie – in allen getesteten Bereichen. Corona erklärt den Trend nur zum Teil.

Unterricht an einem Gymnasium in Neustrelitz während der Coronapandemie 2020 Foto: Jens Gyarmaty/laif

Berlin taz | Viel zu beschönigen gibt es nicht für die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) an diesem Dienstagvormittag: „Die Befunde können uns natürlich nicht zufriedenstellen“, sagt Katharina Günther-Wünsch zu den Ergebnissen der neuen Pisa-Studie. „Wir müssen uns jetzt den Konsequenzen stellen.“ Die CDU-Politikerin und Berliner Bildungssenatorin hat soeben mitanhören müssen, wie die Pisa-Projektleiterin für Deutschland die verheerenden Ergebnisse der internationalen Vergleichsstudie 2022 vorgestellt hat.

Und die sind tatsächlich drastisch: In keiner vorherigen Untersuchung schnitten deutsche Neuntkläss­le­r:in­nen so schlecht ab wie dieses Mal. Und das in allen drei getesteten Bereichen: Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften. Von einem „Abfall in nie da gewesenem Ausmaß“ spricht Francesco Avvisati, einer der Autoren der Studie.

Am stärksten abgesackt ist die durchschnittliche Punktezahl in Mathe, dem Bereich, der bei dieser Studie im Fokus stand: In allen vorherigen Pisa-Tests erreichten die deutschen Schü­le­r:in­nen im Schnitt mindestens 500 Punkte – nun 475. Auch die Leistungen in Lesen (480) und Naturwissenschaften (492) sind im Vergleich zur letzten Studie 2018 deutlich gesunken. Die Einbußen entsprechen in etwa dem Lernstoff eines ganzen Schuljahres. Mit diesen Ergebnissen liegt Deutschland im Durchschnitt der teilnehmenden OECD-Länder. Nur in den Naturwissenschaften schneidet Deutschland leicht besser ab. Zum Vergleich: Spitzenreiter Singapur erreicht im Lesen 543 und in Mathe sogar 575 Punkte.

Zu den Ursachen für das schlechte Abschneiden äußern sich die Au­to­r:in­nen zurückhaltend. Die Pandemie dürfte die Ergebnisse aber beeinflusst haben, sagt OECD-Experte Avvisati. In Deutschland sei es zu monatelangen Schulschließungen gekommen, die Schulen seien auf den Distanzunterricht schlecht vorbereitet gewesen. Auch KMK-Präsidentin Günther-Wünsch verweist auf die hohen Lernrückstände wegen der Pandemie. „Corona alleine kann aber nicht alles erklären“, betont Avvisati. Schließlich war der negative Trend an deutschen Schulen schon vorher zu sehen.

Das sieht man auch bei dem großen Anteil von Schüler:innen, die die Basiskompetenzen verfehlen. In Lesen und Naturwissenschaften ist das mittlerweile rund jeder vierte, in Mathe sogar fast jeder dritte. In den letzten zehn Jahren ist diese Gruppe in allen drei Fächern um rund elf Prozent gewachsen. Die obersten beiden der insgesamt sechs Niveaustufen erreichten nur je zwischen acht und zehn Prozent der Schü­le­r:in­nen und damit jeweils weniger als noch vor zehn Jahren. Die Leistungsstarken werden also weniger und die Leistungsschwachen, die selbst grundlegende Aufgaben nicht lösen können, immer mehr.

Was aber gleich geblieben ist: Ob jemand gut oder schlecht abschneidet, liegt vor allem am sozialen und wirtschaftlichen Hintergrund der Schüler:innen. Die Leistungen zwischen Jugendlichen der sozialen Ober- und Unterschicht klaffen weit auseinander, zum Teil stärker als in der Vergangenheit. Als „Skandal“ bezeichnete das die Bildungsgewerkschaft GEW. Auch Jugendliche mit Migrationshintergrund, deren Anteil mittlerweile 39 Prozent beträgt, schneiden deutlich schlechter ab als solche ohne.

Ähnliche Befunde haben in den vergangen Monaten auch schon die Iglu-Studie für Grundschulen und die IQB-Bildungstrends für die vierte bzw. neunte Klasse gezeigt. Manche Bil­dungs­po­li­ti­ke­r:in­nen gaben sich deshalb am Dienstag wenig überrascht: „Die Ergebnisse waren zu erwarten“, sagte etwa der Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD) zu den Pisa-Ergebnissen.

Auch für Bildungsforscher Kai Maaz kommen sie nicht komplett unerwartet. Dass deutsche Schü­le­r:in­nen in allen Bereichen so schlecht abschneiden, hätte Maaz aber nicht angenommen. Neben der Pandemie und der gestiegenen Heterogenität in Klassen sieht Maaz noch weitere Gründe für das schlechte Abschneiden. „Jahrelang hat die Politik den Fokus ausschließlich auf die Unterrichtsqualität gelegt, ohne Schule als Ganzes zu betrachten“, sagt Maaz zur taz. Etwa Konzepte zur Sprachförderung: Das seien gute Programme. Offenbar reiche guter Unterricht allein aber nicht mehr aus, um alle Schü­le­r:in­nen mitzunehmen.

Als Beispiel nennt Maaz das Bundesprogramm „Schule macht stark“, das er wissenschaftlich begleitet. „Ich höre oft von Schulleitungen: Was bringt mir mehr Mathe, wenn die Schüler nicht im Unterricht erscheinen“. Aus seiner Sicht müsste die Politik ihr Augenmerk stärker auf die Schulentwicklung richten. Mit dem „Startchancenprogramm“, das Bund und Länder zur Unterstützung von Brennpunktschulen auflegen wollen, besteht für Maaz nun „die einzigartige Möglichkeit, Schulen systemisch zu entwickeln und Maßnahmen der Unterrichtsentwicklung mit denen der Schulentwicklung kohärent zu verzahnen“.

Als zweiten Punkt nennt der Geschäftsführende Direktor des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation den Ausbau der frühkindlichen Förderung. Bei Kitas stehe der Bildungsauftrag bislang oft nicht im Zentrum der Debatten: „Wir drehen uns viel stärker um die Frage, ob wir den bestehenden Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz einlösen können.“ Hier brauche es ein Umdenken in der Politik, etwa über verbindliche Sprachtests im Kita-Alter und eine entsprechende verbindliche Förderung. Bisher ist das so erst in Hamburg und Berlin der Fall.

Auch die Au­to­r:in­nen der Pisa-Studie sehen hier Handlungsbedarf. „Wir brauchen eine systematische, bedarfsgerechte Förderung von Kindern bereits im Vorschulalter“, sagt Doris Lewalter, die nationale Pisa-Projektleiterin, bei der Studienvorstellung. Weiter empfiehlt sie der Politik, die Ressourcen an Schulen „bedarfsgerecht“ zu verteilen und Unterrichtsangebote weiterzuentwickeln, um Jugendliche zum Lernen zu motivieren.

Bei den Bil­dungs­po­li­ti­ke­r:in­nen stoßen diese Forderungen weitgehend auf offene Ohren. KMK-Präsidentin Günther-Wünsch räumt ein, dass das Bildungssystem bundesweit eine gezielte Sprachförderung brauche, „die in der Frühen Bildung ansetzt und die Lernenden begleitet“. Auch wiederholt sie, was die Bil­dungs­mi­nis­te­r:in­nen schon als Reaktion auf die Grundschulstudie Iglu im Frühling verlauten ließen: Nämlich, dass sich die Schulen künftig stärker auf die Basiskompetenzen konzentrieren sollen.

Ob dafür ausreichend Leh­re­r:in­nen und andere Fachkräfte zur Verfügung stehen, wie Lehrerverbände und Gewerkschaften anmahnen, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

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101 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Es bedarf "nur" zweier Zutaten für ein gutes Bildungssystem:

    1) Motivierte Lehrer:innen

    2) Eine Gesellschaft (insbesondere Eltern), die Bildung und Leistung für ihre Kinder wollen.

    Bei beiden Punkten mangelt es gewaltig.

    • @Benzo:

      3) Aufhören, die Menge an Stoffzu erhöhen, die ohne Übungsphasen auf magische Weise beherrscht werden soll

      Bei 2) stimme ich nicht zu. Außer vielleicht insofern, als dass eine einzelne Mutter es nicht schaffen kann, alle Kinder umfassend in der Bildung zu betreuen und alles andere auch nochzu machen. Vor allem dann, wenn der Kindsvater quasi eines der zu versorgenden Kinder ist.

    • @Benzo:

      Das findet man schon noch. In Privatschulen.

    • @Benzo:

      Wenn man keine Ahnung hat...



      Ist beides da. Nur das System setzt viel zu enge Grenzen. Die Kinder werden in der Schule reihenweise traumatisiert. Die Schulanfangszeit ist viel zu früh, wissenschaftlich belegt.



      Für gezielte Förderung muss man psychologische Gutachten erstellen lassen, was Wochen bis Monate dauernkann. Die Lehrer haben eine enorme Angst vor offiziellen Pflichtverletzungen, sodass sie hilflos werden - Motivation hin oder her.



      Der Druck aus der Gesellschaft war nie größer, Armut allgegenwärtig.



      Die Eltern sind darum bemüht, ihre Kinder vor dem kaputtgesparten und prämodernen Schulsystem zu beschützen und ohne bleibende Schäden hindurch zu schleusen.

  • Beim Thema Nahost-Konflikt wird zur Zeit die starke Polarisierung und das schlechte Aufeinander-Horchen und Eingehen beklagt. Das ergäbe ein wichtiges Bildungsziel, im menschlichen Miteinander, im guten Streiten, in der Selbst-Reflexion.

    Mathe ist auch nicht ganz unwichtig. Und der Hinweis von Lundril, dass viel Üben wichtig ist, damit der Stoff sitzt gefällt mir.

    Von der Mathematik, die ich in der Schule und im Ingenieurstudium gelernt habe, hab ich später nur wenig gebraucht, bin aber auch nicht in die Entwicklung (im Sinne von Tätigkeit in Forschung u. Entwicklung) gegangen.

    Und: das waren Neuntklässler*innen, also 14-15jährige junge Leute in der späten Pubertät. Vielleicht gibt es da wichtigeres als Mathe. ;-)

  • 'Die "deutschen" Schüler stehen durchaus gut da.'



    Dieser Aussage widerspreche ich aus direkter eigener Erfahrung: Gymnasium, keine relevante Zahl an Schüler*innen mit Migrationshintergrund oder sozial abgehängtem Elternhaus und trotzdem sind Leistungsbereitschaft und Leistungsvermögen bei der Mehrzahl der Kinder nicht vorhanden. Unterricht wird wie alles andere im Leben konsumiert, wird es aufgrund der Forderung selbst zu arbeiten und zu denken anstrengend,dann wird abgeschaltet und die Flucht zum Handy und der Aufenthalt auf der Toilette gesucht. Über die Ihnen zumutbare Hausaufgabenzeit wissen schon die Achtklässler genau Bescheid und rebellieren wenn es mal mehr ist.



    Neugier und Eigenmotivation, zumindest in Mathe und Physik, - Fehlanzeige.



    Das Abholen funktioniert auch mit Themen aus der Lebenswelt der Kinder bei vielen Kindern nicht, die wollen sich nicht zum Lernen und konzentrierten Arbeiten abholen lassen.



    Generation TikTok, Instagramm und Influencing lassen grüßen.

  • Eins zeigt diese Pisastudie genauso wie alle anderen Pisastudien: die Bildungspolitik von roten oder grünen Kultusministern ist so unglaublich schlecht, dass daneben sogar die Schwarzen, die nicht einmal ein Konzept für Bildungspolitik haben, sondern einfach nur planlos vor sich hinwursteln, gut aussehen. Der Föderalismus gibt dem Ganzen dann den Rest. Wir brauchen endlich zentrale Bildungsabschlüsse mit bundeseinheitlichem Standard, damit die Länderhäuptlinge jedes Jahr benotet werden können

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Wer im Stande ist, ein smartphone zu bedienen, braucht keinen Dreisatz. Und wer täglich (auch durch Medien) mitgeteilt bekommt, dass in absehbarer kurzer Zeit KI (fast) alle Arbeit überflüssig machen wird (auch in den Medien), will das doch nicht mit einem Dreisatz überprüfen....



    Politiker*innen in den Bereichen Wirtschaft, Verkehr, Bau und Finanzen sollten allerdings (z.Zt. noch) Dreisatz beherrschen, um evtl. Mengen-/Zeit-Bedarfe für geplante Projekte zu ermitteln. [/sarkasmus off]



    Zusatzfrage: Wird Dreisatz-Rechnung benötigt, um die Work-Life-Balance zu optimieren?

    • @95820 (Profil gelöscht):

      So ungefähr läuft es in vielen Köpfen ab. Dabei ist eigenes Denken durch die Ausbreitung von KI ect. besonders wichtig. Menschen benötigen dann gerade eigenes Wissen, um einschätzen zu können, ob ihnen Unfug aufgetischt wird.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Das Problem haben aber alle Länder, das ist nicht spezifisch für Deutschland.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Sie haben Recht.

      Andererseits macht es Sinn im Leben auch unplugged durchzukommen

  • Ketzerische Frage: Wie viele gut ausgebildete Menschen mit Schulabschluss oder gar Hochschulabschluss brauchen wir?

    Unser System, unsere Wirtschaft braucht "Abgehängte". Wer packt am Fließband die Millionen Pakete der Firma aus Amiland? Wer liefert diese Pakete für einen Mini-Lohn aus? Die gut Ausgebildeten? Dank der Einführung von Niedriglohn-Jobs braucht unser Land eine große Menge Menschen, die für 450€ oder weniger arbeiten, weil sie nichts gelernt haben. Für die Wirtschaft sind sie jedenfalls ein Gewinnfaktor.

    Schulen und Kitas modernisieren ist ein löblicher Ansatz, die Bildungsnot zu stoppen, läuft aber eher unter „kleckern“. Dauert zu lange, ist klein-klein. Eine Schultoilette einweihen ist nicht PR-wirksam. Böse gesagt, aber Herrn Merz und Herrn Söder könnte ich mir da nur schwer vorstellen.

    Und es stimmt nicht, dass der Bund untätig ist.



    Die Entscheidung unserer Politiker, zu klotzen und sagenhafte 100.000.000.000 Mrd. Euro (Schnapp-Atmung bei so viel Nullen!) in die Bundeswehr zu investieren, ist sehr klug und vorausschauend. Diese Investition sichert u.U. Arbeitsplätze für PISA-Verlierer. Funktionale Analphabeten bewerbt euch bei der Bundeswehr, dort gibt es tolle Jobs.

    Außerdem sind so die Auftragsbücher der Rüstungsfirmen auf Jahre hin voll. Was auch wieder Arbeitsplätze für „Abgehängte“ sichert. Und die ein oder andere Wahlkampfspende abwirft.

    Man muss das Ganze nur mal aus einer anderen Perspektive sehen.

    • @crazymoon:

      Das ist doch eine Argumentation aus dem 19 Jhdt.

      Unsere Wirtschaft (unser "System") basiert eben NICHT auf einem Heer ungebildeter Arbeiter. Die Arbeitgeber schreien seit Jahren nach besseren Schulabsolventen.

      Rüstungsfirmen machen nur einen kleinen Teil der deutschen Wirtschaft aus. Deutschland lebt vom Außenhandel mit zivilen Gütern und ist/wäre ein großer Verlierer der verschlechterten Sicherheitslage.

    • @crazymoon:

      Ihrem ersten Absatz kann ich zustimmen, dem zweiten aber nicht: Bildungsarmes „Kanonenfutter“ braucht die Bundeswehr schon lange nicht mehr, in Zeiten von Hightech-Waffen sind vielmehr Soldat*innen mit MINT-Kenntnissen gefragt.

    • @crazymoon:

      Politisch ist das ein guter Hinweis. Danke!

      Nur mit dem Rechnen hapert's. Entweder 100 Mrd. oder 100.000.000.000 Euro bzw. - was besser wäre - 0 Mrd. oder 0 Euro.

  • Für mich ist dies nur ein weiteres Zeichen dessen, was auf uns in den nächsten Jahren zukommen wird - der wirtschaftliche Untergang und die größte Rezession seit dem Krieg. Der Begriff "Armut" wird bald eine völlig neue Bedeutung erhalten, wenn die sozialen Systeme zusammenbrechen.

    • @Rudi Hamm:

      Oh, hat die Desinformation der konservativen Kampfpresse bei Ihnen gewirkt?

      • @Kaboom:

        Wie sie sehen lese ich auch linke Presse.

      • @Kaboom:

        Wie sie sehen lese ich auch linke Presse.



        Ich habe sehr wohl bewusst "für mich ist dies..." geschrieben, weil es meiner persönliche Einschätzung der Zukunft Deutschlands ist und die sehe ich nun mal so wie geschrieben.

  • Klar ist in den 16 deutschen Bildungssystemen einiges im Argen. Die Lehramtsausbildung ist in den meisten Ländern auch ziemlich konfus.

    Trotzdem:

    Wie sollte ein Bildungssystem denn aussehen, dass massive Zuwanderung ins Schulsystem (keine Deutschkenntnisse, überproportional aus armen und bildungsfernen Umfeld) und gleichzeitige stetige Erhöhung der qualitativen Anforderungen (moderne Didaktik, Inklusion) unter den Bedingungen eines immer größer werdenden (demografisch bedingten) Lehrermangels bewältigen könnte?

    Das Einheitsschulsystem der DDR hätte das auch mit seiner de facto Zwangsrekrutierung von Lehramtsstudenten auch nicht hinbekommen.

    Konkretes Beispiel: In meiner Stadt gibt es derzeit 20 Vorklassen (Deutsch-Vorbereitung) nur mit ukr. Kindern, die in keiner kommunalen Schulplanung je vorgesehen waren. Für diese alleine müsste die Stadt schon eine neue Schule bauen (besser: herzaubern)...woher die Lehrer kommen sollen wüsste dann aber auch keiner.

    Man kann es drehen und wenden wie man will - dieses Problem ist zu groß für Deutschland. Man bräuchte massive Rechtsbeschränkungen um es zu lösen. Dazu wäre aber niemand bereit.

    • @Chris McZott:

      Ich habe mal versucht ein paar konkrete Zahlen zu finden.



      Laut Destatis haben wir ca 11Mio Schüler; davon ca 213000 Flüchtlingskinder aus der Ukraine; in Prozent also ca 2% der SchülerInnen.

      Die Ukrainischen Flüchtlinge stellen sicher den größten Anteil an "neuen" Flüchtlingen dar.

      Wenn diese "massive" Zuwanderung von 2% mehr SchülerInnen dazu führt, dass unser Schulsystem zusammenbricht, dann ist irgendetwas gewaltig kaputt.

      Haben Sie andere Zahlen?

    • @Chris McZott:

      Zumindest „verpflichtende“ Deutschkurse in der KITA für alle die es nötig haben. Hatte die Union mal vorgeschlagen. Grüne und SPD waren natürlich dagegen wegen „der Pflicht“. Ist schon ein paar Jahre her und leider finde ich den Artikel nicht mehr.

  • Der Elefant im Raum ist die Zuwanderung samt Familiennachzug und erhöhter Geburtenrate bei zugewanderten Frauen. Darauf war unser Bildungssystem - an dem es ohnehin vieles zu Recht auszusetzen gibt - in keier Weise vorbereitet. Es ist ohnehin seitens des Personals auf Kante genäht und jetzt hat sich die Schülerzahl reletiv kurzfristig deutlich erhöht und das Niveau der Kinder bei Schuleintritt ist statistisch gesunken, was vor allem an fehlenden Sprachkenntnissen liegt. Das hat dann auch noch zur Folge, dass in der Schule auch viele deutschsprachige Kindern schlechter als früher unterrichtet und gefördert werden können. Das ist so glasklar, dass man ohne dies zu konstatieren jede Analyse und jeden Besserungsvorschlag abschreiben kann.

    Was wir jetzt sehen und weiter sehen werden, ist, wie die etwas höheren Schichten ihre Kinder so schnell wie möglich auf eine Laufbahn schicken werden, auf der sie eine gute Bildung bekommen u.a. privat oder aber die staatlichen Elitegymnasien. Der Rest hat zunehmend das Nachsehen. Ein Blick nach Amerika zeigt aus meiner Sicht, wohin die Reise geht. Man muss es unverblümt schreiben: Es haben bei weitem nicht alle Menschen in der BRD ein Interesse daran, die öffentliche Bildung zu steigern - und manche haben es nicht obwohl es für sie besser wäre.

    • @JK83:

      ja, das ist glasklar,



      und ja, die meisten Kommentare zu diesem Thema suchen, den Aspekt zu vermeiden.

      Es ist - leider! - jedoch bei weitem nicht die einzige Ursache, so weitreichend sie auch ist.



      Ich sehe das in den Klassen meiner Kinder:



      Dort spielen und haben mangelnde Deutschkenntnisse praktisch nie eine Rolle gespielt. Dennoch sinkt das Leistungsniveau erkennbar immer weiter ab (im Vergleich zur gleichen Stufe in Vorjahren).

    • @JK83:

      "seitens des Personals auf Kante genäht"

      Ich lese öfter, dass der Lehrermangel angeblich auf Sparkonzepte zurückzuführen sei. Das kann man aber heute (bzw. seit 10-15 Jahren) so nicht mehr sagen. Mein Land hat seit Jahren massiv unbesetzte Stellen ausgeschrieben.

      Also am Geld liegt es nicht...zumindest nicht bei den Personalmitteln. Bei den Investitionen der Schulträger (Kommunen) sieht es schon anders aus.

  • Die Leistungen der Schüler gehen seit 2012 zurück. Ich erinnere mich aber nicht, dass dies in der Merkel-Zeit thematisiert wurde. Waren die Medien in dieser Zeit irgendwie narkotisiert?

    • @Kaboom:

      Es war auch in der Merkel Zeit ein großes Thema.

  • 16 Lehrpläne, viele Kopien statt nachhaltige Bücher, von der Realwelt abgekoppeltes auswendig lernen satt in Zusammenhängen zu denken. MINT ohne Begeisterung wecken zu können. Da musst du als Schüler schon viel selbst wollen, denn die Schule holt dich nicht ab. Und dazu sind unsere Kinder einfach zu satt.

    • @Narrenfell:

      Ich sehe das Problem nicht mal bei NaWi, da man da recht viele Experimente auch i Physik- oder Chemiesaal machen kann. Schwierig wird's eher bei Geschichte, weil sich die Wichtigkeit des Faches meist erst nach der Schulzeit erschließt. Kunst und Musik haben auch das Nachsehen, weil sie als unwichtig eingestuft werden und viele Konzepte nicht über den Wasserfarbkasten und 'Mein kleiner grüner Kaktus' hinaus kommen.

    • @Narrenfell:

      Und wer ist dafür verantwortlich? Da gibt es die Eltern und alle Erwachsenen in unserer gemeinsamen Zivilgesellschaft!

      • @Dr. Enseleit Jürgen:

        Da machen einige YouTube Kanäle tatsächlich einen sehr guten Job. Wenn's speziell um NaWi geht, kann ich 'kurzgesagt' sehr empfehlen.

    • @Narrenfell:

      "auswendig lernen"

      selten so gelacht. Wann waren Sie das letzte Mal in einer Schule?

      Nach Klasse 6 ist nix mehr mit auswendig lernen. Außer Sie wollen das Lernen von Vokabeln als "von der Realwelt abgekoppelt" labeln.

  • Was hat eine PANdemie damit zu tun, wenn Deutschland sich in einem internationalen Vergleich verschlechtert? Die Länder mit den besseren Ergebnissen hatten auch Corona.

    • @Kai Nothdurft:

      Warum?

      Weil Deutschland in der Digitalisierung in Schulen und der Infrastruktur im alg. hinterher hängt.

      Daduch ist es schwieriger gewesen den Stoff ohne Präsenzunterricht zu vermitteln.

      Wäre zum. ein Erklärungsansatz.

      • @Obscuritas:

        Dann liegt es aber nicht an corona, sonder Helmut Korruptionskohl.

    • @Kai Nothdurft:

      So ist es. Natürlich wird man ganz wissenschaftlich - und entlastend - argumentieren, dass in der BRD mit dem Virus sehr viel vorsichtiger umgegangen worden sei als anderswo. Doch das ist erstens nicht so leicht zu analysieren udn lässt sich daher leicht behaupten und zweitens gibt es wohl Indizien, dass die BRD mit der Coronapolitik nicht Weltspitze in Vorsicht gewesen ist (von der Qualität der Coronapolitik will ich an der Stelle lieber schweigen...).

      Der eine Hauptgrund ist glasklar die Zuwanderung mit allem was dazu gehört. Der zweite Hauptgrund ist eine über den Haufen geworfene Personalplanung und es sind Personalausfälle, die auch auf Stress wegen dem ersten Punkt zurückzuführen sind.

      Das ist beides nicht leicht zu beheben und diese ganzen tollen Vorschläge im Text sind Aktivismus in alle möglichen Richtungen, weil man an die Hauptgründe nicht oder zumindest nicht kurzfristig herankommt (aber es muss ja Gründe in der eigenen Reichweite geben sonst wäre Politik ja machtlos und die dozierende Profession muss doch das Bildungsniveau steigern können sonst wäre sie ja nicht so wirksam und toll wie sie sich darstellt).

      Die nächste Studie wird kaum bessere Ergebnisse bringen. Das ist sicher keine gewagte Prognose.

      • @JK83:

        Die Schwierigkeiten der Kinder und Jugendlichen in der Schule liegen ja nicht irgendwie diffus an der Pandemie, sondern an Schulschließungen.

        Und die waren in vielen Ländern deutlich kürzer als in Deutschland.

        Nicht zu vergessen auch die "milderen" Hygienemaßnahmen, die den Unterricht erheblich beeinträchtigten - angefangen bei drei Stunden Testen pro Woche.

        Ein anderer Aspekt ist, welche Erwartung an Lehrer:innen und Schüler:innen gestellt wurde, dass der Stoff hinterher dennoch sitzen muss.



        Mein Eindruck aus Deutschland:



        Gar keine.

        • @Frauke Z:

          Kein Problem mit ihren Ergänzungen, aber haben sie denn Vergleiche, dass unsere Schulen so viel länger zu waren als anderswo? ich glaube das nicht einfach so denn wie gesagt war auch in anderen Ländern Vorsicht geboten, wurde "Biopolitik" betrieben.

          Was mir aber wichtiger ist: Mein ganzer Beitrag gibt zwei Hauptpunkte für die Schieflage, die nicht kurzfristig behebbar sind. Darüber sollte man diskutieren, nicht über Eigenschaften einzelner Lehrkörper.

          Weil es Zweifler gibt: Die Personalplanung der Bundesländer war schon zuvor auf Kante, weil dies kostet. Mit gesteigerten Schülerzahlen udn Ansprüchen ist das nicht mehr ausreichend gewesen und es erzeugt für die Lehrkörper noch mehr Stress. Schlagen sie mal nach, wie viele Teilzeit gehen - das machen nicht alle wegen Work Life Balance sondern schlicht damit sie gesund bleiben. Und schauen sie mal nach, wie viele vorzeitig aus dem Dienst ausscheiden wegen Üerlastung. Diese beiden Fraktionen an Lehrkörpern sidn Folgen der Überlastung. Es ist wie ich schrieb dann egal wie irgendein Konzept aussieht udn wie viel Ganztagsschulen wir haben, wenn die von mir genannten 2 Problematiken nicht verbessert werden ist das alles und ich wiederhole fett ALLES was auch oben im Text steht nur Kosmetik. Und darauf hätte ich gerne gute plausible Erwiderungen, andernfalls war diese Diskussion für die Katz.

    • @Kai Nothdurft:

      ... und teilweise einen wesentlich besseren Umgang im Setting Schule damit (Schweden, Hong Kong, Singapur).

  • Der Trend ist jahrzehntealt und auch in vielen andren Tests gut nachweisbar.

    Die Details des Bildungssystems sind sicher wichtig, Hintergrund ist jedoch die gesellschaftliche Grundhaltung, die keinen gesteigerten Wert auf Bildungserfolge legt, sondern viel mehr darauf achtet, bloß niemanden zu überfordern.

    Kindern und Jugendlichen kann man das nicht anlasten, denn sie übernehmen die allgemeinen Erwartungen.



    Wichtig ist die Haltung derjenigen, die nahe an ihnen dran sind, also Eltern und Lehrer:innen.

    Solange die Einstellung "Wissen ist Macht, nicht Wissen macht auch nichts" herrscht, wird auch die Kurve weiter abwärts gehen.

    • @Frauke Z:

      Ich finde ihren Erklärungsansatz wirklich bedenkenswert. Doch es gibt einen ganz anderen: Demzufolge leben wir in einer Welt der permanenten Überforderung und Ablenkung, in der Kontentration zerstreut wird und das Hamsterrad nicht zum Stillstand kommt. ADHS und Depression sind die Grundübel unserer Zivilisation und diese setzen schon bei jungen Menschen ein oder bei deren Eltern, was sie indirekt schwer trifft. Es ist eine Angst vor dem Stillstand, die diese Generationen zunehmend fertig macht und auch schon deren Eltern beeinträchtigt. Und auch systemisch können wir nur noch mit immer steigernder Geschwindigkeit die Balance halten. Es ist schwierig, in das sich schnell drehende Rad einzuspringen. Manche haben von Anfang an keine Chance dazu. Was soll sie denn noch dazu motivieren, es dann zu versuchen? Niemand hält für die das Rad an.

    • @Frauke Z:

      Ganz so ist es nicht. Ich kenne viele Jugendliche, die den Schulbesuch als sinnlos ansehen (und dann entsprechend "motiviert" bei der Sache sind), weil Sie sich nicht mal vorstellen können, dass Schule etwas bringt. Solange Deutschland eine verfestigte Klassengesellschaft ist und für viele kein realistisches Aufstiegsversprechen bietet, wird das wohl leider so bleiben. Europas größter Niedriglohnsektor (Eigenwerbung Gerhard Schröder) schlägt zurück.

      • @My Sharona:

        Mag im Einzelfall so sein, wie Sie das schildern, aber Kinder und Jugendliche durchblicken das meistens noch nicht so. Ein anderer Aspekt könnte auch sein, dass in einigen sozio-ökonomisch definierbaren Gruppen aber auch geradezu eine als toll, cool, erstrebenswert geltende Abwehr gegenüber Lernen und sozialem Verhalten in der Schule kultiviert wird, in der es nur Negativ-Vorbilder gibt. Diesen Kindern und Jugendlichen ist quasi nicht mehr zu helfen, an die kommen Sie nicht mehr ran.

        • @Bussard:

          "aber Kinder und Jugendliche durchblicken das meistens noch nicht so" - stimmt, sie haben aber oft ein ziemlich verfestigtes Verständnis dafür, was ihnen realistisch an Möglichkeiten offen steht, und das sind Mindestlohnjobs (immerhin gibt es den jetzt, auch wenn er flächendeckend umgangen wird: 32 statt 38 Stunden bei gleicher Arbeit usw.)



          "eine als toll, cool, erstrebenswert geltende Abwehr gegenüber Lernen und sozialem Verhalten in der Schule kultiviert" - das gibt es in verschiedenen Varianten in verschiedenen Ländern. Nährboden dafür sind Verhältnisse, in denen klar ist, dass Aufstiege trotz Leistung selten sind. Wenn diese Menschen nicht tatsächlich verloren sein sollen (für sich selbst und für die Gesellschaft) braucht es zweite, dritte, vierte und fünfte Chancen. Und nicht das oft zu hörende "selbst Schuld".

      • @My Sharona:

        Das ist kein Widerspruch.



        Wer nicht von Wissen hält (weil es auch sonst niemand tut), findet die Schule sinnlos -



        und wer die Schule sinnlos findet, lernt nicht viel und merkt daher auch nicht, was es bringen könnte.

        Dass Bildung keinen Sinn hätte, ist schlichtweg falsch. Bildungsabschlüsse sind in D frei zugänglich - Studiengebühren sind Vergangenheit -, und wer die erreicht, steigt praktisch automatisch auf - ich hab's selbst ausprobiert. :-)

        • @Frauke Z:

          Studiengebühren mag es im engeren Sinne nicht mehr geben, aber studieren und selbst zur Berufsschule zu gehen, ist mit schwer zu tragenden Kosten verbunden, wenn die Eltern einem den Großteil nicht abnehmen können oder wollen.

        • @Frauke Z:

          Sie haben Recht, es ist kein Widerspruch, sondern eine Ergänzung Ihrer Aussage. Es sind nicht allein abgesenkte Standards im Unterricht (so verstehe ich Sie), die die Misere begründen, sondern eben auch (nicht allein) schon lange nicht mehr eingelöste Aufstiegsversprechen. Der Punkt ist, dass Bildungsabschlüsse in Deutschland eben nicht so frei zugänglich sind wie es die meritokratiebesingenden Zuckerbäcker behaupten.

      • @My Sharona:

        Falls das so ist, sollten Sie dringend mit diesen Jugendlichen reden. Der Abschluss und der Notendurchschnitt definieren nämlich in aller Regel die Zukunft eines Menschen hier in D.



        Und - btw. - wer mit 15 (oder auch 18) Jahren meint, beurteilen zu können, was sinnvoll ist (und was nicht) benötigt IMHO eine Einführung in Bescheidenheit. Und zwar ASAP.

        • @Kaboom:

          Leider geht es oft eben nicht um "Abschluss und Notendurchschnitt", sondern um ererbtes soziales Kapital. Und selbst wenn es so wäre, ist der Weg zum Abschluss mit gutem Notendurchschnitt in Deutschland so unterschiedlich schwer wie in kaum einem anderen OECD-Land. Aber das wissen wir ja alle - seit Jahrzehnten.

      • @My Sharona:

        Ach Nonsens. Um beruflich voran zu kommen sind vor allem gute Deutschkenntnisse und das Beherrschen der Grundrechenarten (kleines und großes Einmaleins, Dreisatz, Prozentrechnung) wichtig. Der Rest ist zu vernachlässigen. Wer dann noch ein wenig Allgemeinbildung hat, wird von keinem Personaler abgelehnt, dafür ist der Bedarf an Arbeitskräften viel zu hoch.

        • @Tom Tailor:

          Um irgendeinen Job zu kriegen reicht es. Nicht aber, um voran zu kommen.

        • @Tom Tailor:

          Mag sein, doch die Jobs, die man mit den Grundrechenarten und guten Deutschkenntnissen bekommt, sind oft nur die als Dienstleistungsmaschinen mit bescheidenem Verdienst. Die schönen Mittelklassejobs mit OKer TVÖD-Eingruppierung oder IG-Metall-Tarifvertrag sind für viele Jugendliche aus Familien aus dem untertesten Fünftel der Einkommensverteilung schwer erreichbar und deshalb auch nur schwer vorstellbar. Ob Schule funktioniert hängt an Personalausstattung, Lehrplänen, Technik, Schulstruktur (vor allem! - muss aber personell unterfüttert sein), aber eben auch am gesellschaftlichen Umfeld, in dem Schule stattfindet. Und da schlägt das jahrzehntelange neoliberale An-die-Wand-Regieren des Landes voll durch.

  • Auch in Finnland ist nicht alles besser, das Problem ist oft, dass zwischen Analysen und Maßnahmen lange Latenzen üblich sind, überall.



    Nicht beruhigend, aber erklärend zur finnischen Situation:



    "Die Bildungsrendite der Mittelschicht steht auf dem Spiel



    Dabei gelten die heimischen Schulen in Finnland selbst trotz allen Stolzes über das globale Renommee inzwischen als Problemfall. „Die Leistungen des finnischen Schulsystems verfallen seit 20 Jahren und der Abstieg hat sich in den vergangenen Jahren beschleunigt“, sagt Jaakko Salo, Leiter des Bereichs Bildungspolitik bei der finnischen Lehrergewerkschaft OAJ. „Das sieht man deutlich in den nationalen Evaluationen, aber auch im internationalen Pisa-Vergleich. Egal ob Lesen, Schreiben oder Mathematik, das Bild ist überall das gleiche.“



    /



    condorcet.ch/2023/...ulsystem-der-welt/

    • @Martin Rees:

      2001 war das finnische Schulsystem das Maß aller Dinge, man wollte ihm alles nachmachen. Was aber keiner der "Bildungspolitiker" mitbekommen hatte, war, dass das finnische System erst ein paar Jahre vorher von einem Frontalunterricht mit autoritären Lehrern zu dem Musterunterricht umgeschwenkt war.



      "Autorität, Druck und Frontalunterricht – die Rezepte Chinas, Japans, Singapurs – waren den Finnen, deren Lehrer ja nicht plötzlich pensioniert wurden, bis in die 2000er-Jahre vertraut.", und die waren es, die die Pisa Erfolge möglich machten. Seitdem ging es bergab.



      Nachzulesen in einem Artike in der Welt von 2015

      www.welt.de/print/...-Entzauberung.html

      Aber das will ja keiner wissen, bis heute nicht.

  • Pandemie, ja klar. Gab es nur in Deutschland.

    Ich sehe es wie @HECHTMAUS. Insbesondere das mit dem "Relikt aus Kaisers Zeiten": in der fast durchweg regierenden Partei ist es gar nicht erwünscht, dass Kinder aus ärmeren Schichten aufsteigen.

    In einem Artikel zu Tories und Armut fand ich den schönen Ausdruck "destitution by design" [1]

    [1] www.theguardian.co...e-history-politics

    • @tomás zerolo:

      Dann herzliche Grüße aus einer Stadt, wo die Kaiserszeit definitiv vorbei ist.

      Jahrelang regierte Rot-Grün-Rot und stieß mehrere Reformen an.

      Dabei billige ich den Verantwortlichen beste Absichten zu.

      Trotzdem ging es weiter bergab.

      Hier kriegen Schulen Preise, von denen Eltern ihre Kinder runternehmen, weil es nicht läuft.

      Es wird halt nichts evaluiert.

  • Liegt es auch an den Handies? Ich frag nur,die Kinder (und die Erwachsenen auch) hängen ja dauernd an den Dingern

    • @derzwerg:

      Gegenrede zu den Mitkommentatoren:

      Ja! Es liegt auch sehr stark an den Handys und Tablet. Meiner Meinung nach.

      Subjektives Beispiel:

      Ich habe letzten Jahr ein längeres Schulpraktikum gemacht (4 Monate Gymnasium).

      Jeder Schüler hatte ein Tablet.

      Viele (männliche) Schüler konnten nur schlecht handschriftlich schreiben. Ganze Sätze waren ein Problem. Rechtschreibung sehr schlecht. Informationen würde Copy und Paste aus dem Netz genommen. Ohne Hinterfragen. Ohne Abänderung.

      Aber in den hinteren Reihen ganze Stunden mit FiFa-Ultimate-Team oder Shoppen verdaddeln, das ging sehr gut.

    • @derzwerg:

      Jein, würde sie sinnvoll eingesetzt werden, wären sie durchaus voranbringend und könnten Schwächen des offline-Lernens beheben. Das Problem ist nur 1. gibt es niemanden der die Kinder dahingehend anlernt, weder in der Schule und noch viel weniger bei den familien selbst, wo Handy, Tabs und Co. nur zur "Ruhigstellung" der Kinder benutzt werden und nicht zur Interessensförderung. 2. Es gibt auch fast keine Softwaremodule da dahingehend vorhanden sind, die das auch wirklich umsetzen. §. Das nicht vorhandene Geld, für Lehrer, Softwaremodule, Menschen die es den Kinder beibringen etc. Wir wollen ja lieber wieder mit Militär überzeugen....zum Glück muss Kanonenfutter keine Intelligenzbestie sein, oder Herr Pistorius? Dann mal auf in den Kampf...

    • @derzwerg:

      Nein. Liegt an Geld. Lehrkräftemangel und fehlende Kitaplätze.

    • @derzwerg:

      Da Kinder aus reichen Familien (ergo mehr Geräte) deutlich besser abschneiden ganz offensichtlich nicht. Das ist so ein Mottenkistenargument und sinnbildlich für unser verstaubtes Bildungssystem. Wir sehen bei den Schülerpraktikanten jedes Jahr das diese keinerlei für uns in der IT relevante Kompetenzen vermittelt bekommen.

  • Ich will einfach nur einmal Mathematik herausgreifen; da habe ich schon während der Schulzeit jahrelang selber Nachhilfe gegeben und vor kurzem (30 Jahre später) wieder.

    Meine Erkenntnis: Als ich an der Schule war hatten wir Übungsbücher die aus ca 400 Seiten eng beschriebenen Rechenaufgaben bestanden; von "Titze Walter Feuerlein"; immer noch in meiner Erinnerung, weil einer meiner Vorgänger daraus "Der Titze und der Walter machen ein kleines Feuerlein" gemacht hatte.

    Hausaufgaben waren von unserem damaligen Mathelehrer sowas wie: Alle Aufgaben auf Seite 16-19 letzte Spalte; das waren dann vielleicht 40 einfache Rechnungen.

    Als ich letztens wieder einmal Nachhilfe gegeben habe, stellte ich fest, dass es in den Übungsheften (Bücher kann man die bei diesem winzigen Umfang nicht mehr nennen) zu einem Thema im besten Fall vielleicht 10 Aufgaben gab... und das wars.

    Worauf will ich hinaus: Schulmathematik bis zur Oberstufe ist ziemlich einfach; allerdings braucht man viel Übung... und "Übung" ist unmodern weil: Das ist ja nur mechanisches abarbeiten; völlig unkreativ; ein Relikt aus den Zeiten des Frontal-Unterrichts... und überhaupt: In der heutigen Zeit kann doch niemand ernsthaft verlangen, dass ein Schüler eine halbe Stunde lang, langweilige Übungsaufgaben einfach nur runterrechnet. Was soll das überhaupt: Es gibt doch Taschenrechner!

    Statt dessen stellt man lieber langatmige Textaufgaben; deren Bearbeitung erfordert zwar kaum Mathematik-Können aber dafür umso mehr Sprachverständnis.

    Und danach wundert man sich darüber, dass so etwas wie PISA feststellt, dass die Ergebnisse beim Mathematik-Können schlecht sind.

    Aber was rede ich mir den Mund fusselig: Das hat mir vor 20 Jahren schon keiner geglaubt. Also immer weiter so: Unsere Meinung steht fest, bitte verwirren sie uns nicht mit Tatsachen.

    • @lundril:

      Sind diese langatmigen Textaufgaben nicht gerade eine Folge der Pisastudien? Das ist doch das, was da gefragt wird.

    • @lundril:

      Ich gebe auch seit über 25 Jahren immer mal wieder Mathematik-Nachhilfe (ich erwähne das nur, weil man ja ohne „Erfahrung“ in Deutschland immer runtergemacht und/oder ignoriert wird).



      Die beiden beschriebenen Aufgabentypen sind immer gleich und ob die Auswahl größer oder kleiner ist, ist eigentlich auch vollkommen einerlei. Die „Türmchen“ machen die guten Schüler:innen eigentlich nie als Hausaufgabe, sondern nebenher im Kopf. Die schwächeren versuchen sich zu Hause, haben aber ohne Nachhilfe (die Geld kostet) niemanden zur Unterstützung. Das wäre ja auch Aufgabe der Lehrkräfte, die aber statt zu erklären im Unterricht lieber die Hausaufgaben besprechen und benoten, so dass die Schüler:innen nur lernen, wie man es hinbekommt, mit möglichst wenig Aufwand eine halbwegs brauchbare mündliche Note abzustauben, in dem man von 10 oder 40 Aufgaben eine richtig löst und sich bei der dann meldet.



      Die Textaufgaben scheitern daran, dass sie der Lebenswirklichkeit Erwachsener entspringen. Warum Jugendliche mit Aufgaben von Autokauf oder gar Flurbereinigung gequält werden (das sind nur zwei willkürliche Beispiele aus der 5./6. Klasse!), will sich mir nicht erschließen, zumal auch die wenigsten Mathelehrkräfte eine Flurbereinigung wirklich verstehen dürften.



      Lernziel wäre hier die Abstraktion, aber daran gebricht es allen. Übrigens fallen gerade diejenigen dann auch am leichtesten auf die populistischen Mottenkisten-Argumente herein.



      Der Frontalunterricht mit Lernen durch ständige Wiederholung hatte den Vorteil, dass er ein zusammenhängendes Konzept war. Wenn wirklich kontrolliert wird, ob alle Aufgaben auch versucht wurden und die Fehler im Unterricht besprochen wurden, hat das sogar funktioniert. Wenn aber nur oberflächlich oder gar durch bloßes Melden „kontrolliert“ und gar nicht mehr besprochen wird, ist das Konzept zum Scheitern verurteilt. Als Vorbereitung auf die Wissenschaft bräuchte es Textaufgaben, die verständlich sind und nicht einfach nur die Seiten füllen.

  • Thüringens Bildungsminister hat heute darauf hingewiesen, das die Misere schon im Lehramtsstudium beginnt und man sich mal Gedanken machen sollte, wie man verhindert das Lehramtsstudenten in Mathe und Naturwissenschaften das Studium abbrechen.

  • Die Hoheit der Bundesländer über die Schulen muss beendet werden.



    Das ist viel zu Parteipolitisch.



    In NRW startete Rot Grün Inklusion, die nächste CDU Regierung machte Alles rückgängig.



    Die Gesamtschule in einer benachbarten Kleinstadt ist mittlerweile 8zügig, die Landes CDU will aber die Hauptschulen erhalten, obwohl da nur noch hin geht, wer nichts anderes findet: Flüchtlingskinder, Schulverweigerer, auf anderen Schulen Gescheiterte .



    Das ist keine bloße Behauptung, sondern das Bild, dass die örtliche Hauptschule darstellt.



    Die positive Entwicklung der letzten 20 Jahre ist die offene Ganztagsschule, sprich Hausaufgabenbetreuung, Mittagessen und AGs.



    Leider gibt es das nur für die Grundschulen.



    Auch dagegen ist die CDU Sturm gelaufen, die Kinder sollten doch bei Mutti zu Hause lernen( die soll nämlich gar nicht Arbeiten gehen!).



    So eine beschulte Nachmittagsbetreuung bietet gerade schwächeren SchülerInnen eine zweite Chance, das Tagesthema zu vertiefen.



    Die AGs machen die Sache zusätzlich interessant und so kann auch eine allein Erziehende fast normal Arbeiten gehen.



    Warum das in Ländern wie Frankreich bis zum Abi funktioniert und bei uns nicht, bleibt unklar.



    Für meine Praktikanten, die weder (richtig) Lesen Schreiben und Rechnen können, sehe ich jedenfalls schwarz. Die Studie überrascht mich nicht, sie bestätigt wieder einmal meine persönlichen Erfahrungen.

    • @Philippo1000:

      nach dem ganzen CDU-Bashing: Sie haben schon mitgekriegt, dass die CDU registrierten Länder besser abgeschnitten haben? ich, (Bayern) möchte auf keinen Fall mit Bremern tauschen.

  • 4G
    48798 (Profil gelöscht)

    „ Offenbar reiche guter Unterricht allein aber nicht mehr aus, um alle Schü­le­r:in­nen mitzunehmen.“

    Wie soll denn guter Unterricht in maroden Schulgebäuden mit ungenügender Ausstattung, fehlenden Lehern und viel zu großen Klassen überhaupt stattfinden?

    Fakt ist, das Bildungspolitik in Deutschland schon immer das Aushängeschild der jeweiligen LandespolitikerInnen und -Parteien war und ist.



    Und das ist jetzt halt das Ergebnis neoliberal-konvervativer Parteipolitik… Unschön.

    CDU, CSU, FDP und SPD haben das Bildungssystem systematisch an die Wand gefahren.



    Ich wünschte, irgendjemand aus dieser „Polit-Elite“ würde sich wenigstens einmal dafür rechtfertigen, das sie die Zukunft unserer Landes verspielt haben.

    • @48798 (Profil gelöscht):

      Herzliche Grüße aus Berlin.

      Berlin ist im Bundesländervergleich typischerweise immer sehr weit hinten und hatte seit mehreren Jahrzehnten keine neoliberal-konservative Regierung.

      Dafür war aber bis vor kurzem die Linkspartei in der Koalition.

      In Berlin blickt man neidvoll auf Sachsen, wo es offensichtlich deutlich besser läuft.

      Vielleicht nehmen Sie das mal in Ihre Chronik auf, anstatt Stereotypen runterzubeten?

      • @rero:

        Das man aus Berlin "neidvoll" auf den Failed State Sachsen blickt, halte ich angesichts des Abschneidens der AfD, der Konzentration der "Nichtdenker", Reichsbürger. Pegidas und sonstiger Polit-"Experten" dort für - gelinde gesagt - äußerst niedlich. Und zweifelhaft.

        • @Kaboom:

          Wenn Sie im Failed State Berlin Kinder haben, tun Sie das.

          Sie können in den Rankings doch selbst lesen, dass Sachsen seinen Kindern -. auch den migrantischen - bessere Zukunftschancen einräumt als Berlin.

          Pegida hin oder her.

    • @48798 (Profil gelöscht):

      Guter Unterricht hat noch nie ausgereicht.

      Der wichtigste Faktor beim Lernen ist Neugier und Eigenmotivation. Es gibt und gab schon immer Schüler, die kaum Eigenmotivation mitbringen. Ab einem gewissen Alter sind die jungen Leute auch ein gutes Stück weit selbst verantwortlich, was aus ihrem Leben wird. Aber am Handy daddeln ist halt cooler.

  • Leider stimmt die Überschrift nicht. Die "deutschen" Schüler stehen durchaus gut da. Viel schlechter steht es um die Schüler mit Migrationshintergrund. Diese liegen teilweise, selbst wenn man sozio-ökonomische Faktoren herausrechnet, im Durchschnitt weit zurück. Was fehlt, ist hier die genaue Analyse: Welche Schüler mit Migrationshintergrund genau haben besondere Probleme? Sonst kann man schlecht etwas ändern. Man muss es aber eben doch benennen.

  • Das staatliche Bildungssystem krankt im Großen und Ganzen daran, dass erstens immer noch davon ausgeggangen wird, dass Bildung erst in der Schule beginnt. Zweitens wird den Kindern vorgegeben, was sie zu lernen haben und in welchen Zeiträumen, und das darf nicht hinterfragt werden. Drittens sind die vorherrschenden Schulformen Relikte aus Kaisers Zeiten, also 200 Jahre alt. Engagierte Pädagogen können zwar trotz all den Widrigkeiten einiges für die Kinder bewegen, aber ihnen werden massiv Steine in den Weg gelegt.



    In der Weimarer Republik gab es mal reformpädagogisdsche Ansätze, aber die sind unter den Nazis wieder platt gemacht worden.



    Es sind in den letzten Jahrzehnten allerdings wieder genug Initiativen entstanden, diese Reformpädagogik wieder zu beleben. Ich denke da z.B. an Montessorischulen, Werkschulen, Laborschule, Waldorfschulen, Waldschulen, ... Nur wird über diese Konzepte und was das für die Kinder bedeutet kaum bzw. garnicht berichtet und diskutiert. Dabei steht bei diesen Schulkonzepten vor allem dahinter, die Kinder dort auzuholen, wo sie gerade stehen und ihnen das zu geben was sie als nächstes brauchen. Da ist kein Buiimielernen angesagt.



    Ich habe immer noch den Eindruck, dass das bestehende gegliederte Schulsystem aus Grund-, Oberschulen und Gymnasien nicht hinterfragt werden darf. Warum? Das erschließt sich mir nicht. Da scheint es noch ideologische Schranken zu geben.

    • @hechtmaus:

      "Zweitens wird den Kindern vorgegeben, was sie zu lernen haben und in welchen Zeiträumen..."

      Pisa fragt genau das ab. Grundfähigkeiten, die Menschen in einer modernen Gesellschaft beherrschen müssen, damit sie mehr werden können, als Bürgergeldempfänger oder ungelernte Mindestlöhner.

      Die Schule soll Kinder Grundlagen vermitteln, auf die sie im späteren Leben aufbauen können. Eine Wohlfühlschule, die auf Lummerland vorbereitet, ist eine Gemeinheit gegenüber den Kindern.

    • @hechtmaus:

      Natürlich darf man das gegliederte Schulsystem hinterfragen. Hinterfragen kann man aber auch, warum ebendieses Schulsystem noch bis in die 80er Jahre in der Lage war Bildung zu vermitteln und seit gut 20 Jahren nicht mehr.

    • @hechtmaus:

      Die dahinter stehende Ideologie heißt Geld.



      Die Gebäude der bestehenden Schulen existieren und eine Neuorganisation würde viel kosten.



      (Dass man zumindest da, wo die Schulen ohnehin schon quasi in einem Gebäudekomplex untergebracht sind anfangen könnte, will allerdings auch keiner hören. Vor allem nicht die in diesen Komplexen jeweils besser ausgestatteten)

      • @Herma Huhn:

        Das Argument mit dem Geld will ich mal nicht so stehen lassen. Ich kenne einige Schulen, die reformpädagogisch arbeiten, sogar auch eine staatliche Grundschule. Das andere sind eine Montessorischule und Laborschule. Letztere beiden werden als staatlich anerkannte Ersatzschulen von Elterninitiativen/Trägervereinen betrieben. Diese staatlich anerkannten Ersatzschulen bekommen die gleichen Mittel zur Verfügung gestellt wie staatliche Schulen, naja zumindest 90% davon, müssten rechtmäßig aber eigentlich 100% sein, aber das sei jetzt mal nicht weiter diskutiert. Wo bitteschön fehlt es also an Geld für besser funktionierende Schulformen? Das Geld ist da, man muss nur wollen.

        • @hechtmaus:

          Und was mir noch einfällt: Vor einigen Jahren ging es in Sachsen um die Finanzierung der freien Schulen, sprich der staatlich anerkannten Ersatzschulen. Diese werden ja vom Staat theroretisch mit den gleichen finanziellen Mitteln ausgestattet wie die staatlichen Schulen. 100 % gab's übrigens noch, und die Mittel sollten eher noch weiter beschränkt werden. Bei einer Aussprache im Sächsischen Landtag zu diesem Thema hatte die CDU den damaligen Vorsitzenden des Philologenverbandes Sachsen als Gutachter bestellt. Dieser gab als Grund für die weitere Beschränkung der finanziellen Mittel an, dass die friene Schulen ja das sächsische Bildungssystem untergraben würden. Übrigens konnte der Philologenverband in der Weimarer Republik schon gegen die Reformpädagogik gearbeitet.

          • @hechtmaus:

            kleine Fehlerkorrektur: 100% der finanziellen Mittel gab es übrigens noch nie.

            • @hechtmaus:

              Man sollte allerdings auch nicht vergessen, dass bei den sogenannten Privatschulen, viele religiös und weltanschaulich wirr geprägte dabei sind und deshalb halte ich garnichts davon.

  • Tja, die Jahrzehnte CDSU FDP Politik rächen sich überall.

    Bestimmt schaffen es die Landesfürsten zusammen mit der AfD, das Bildungsniveau noch weiter zu senken.

    Denn ein ungebildetes Volk ist leicht zu führen und freut sich bestimmt auf 16 Stunden Arbeitstage in 3 Jobs zu Hungerlöhnen.

    Die Urururenkel können das dann wieder umdrehen…

    • @Gnutellabrot Merz:

      Da spricht wohl nur der Confirmation Bias aus Ihnen.

      Denn tatsächlich schneiden gerade Schüler welche Unionsgeführt sind in den PIAS-Test-Kategorien wesentlich besser ab.

      Das heisst nicht, dass sie bildungspolitisch alles richtig machen - aber sie machen weniger falsch jedenfalls bezogen auf PISA.

    • @Gnutellabrot Merz:

      In allen Parteien ist Bildungspolitik das Spielfeld von Ideologen und - sorry - Idi****.

    • @Gnutellabrot Merz:

      "Tja, die Jahrzehnte CDSU FDP Politik rächen sich überall."

      Ist das so? Ich habe den Eindruck das die Bundesländer Bayern und Sachsen nach wie vor am besten beim Bildungsranking abschneiden.

      de.statista.com/st...m-bildungsmonitor/

    • @Gnutellabrot Merz:

      Die Bundesländer sind für die Bildungspolitik verantwortlich. Wenn Sie die Ergebnisse auf die Länderebene herunterbrechen, werden Sie erkennen, dass nicht CDU / FDP Regierungen das Problem sind.

    • @Gnutellabrot Merz:

      bin auch kein Fan der CDU & CO ... aber die Schulleistungen und Pisa-Resultate in den unionsgeführten Bundesländern sind besser als im Rest der BRD. Darüber kann man mal nachdenken...

  • Das Problem ist, Schule wird zu sehr von oben gemacht. Erfolge gibt es immer da, wo engagierte Lehrer tätig sind, dort wo Schulen eigene Entscheidungskompetenz haben. Die Verhältnisse vor Ort sind zu unterschiedlich. Je mehr auf einheitliche Standards geachtet wird, desto mehr kommt es zum gemeinschaftlichen Limbo, diese immer niedriger zu hängen. Endlich mal ein guter Beitrag findet sich hier:



    www.fr.de/meinung/...ntar-92712953.html



    Das Problem sind Lehrpläne aus dem 19.Jahrhundert. Keiner würde einen PKW der 1970er Jahre als Neuwagen akzeptieren, doch was die Didaktik an den Hochschulen für empfehlenswert hält, wird zugunsten des Denkens der 1950er Jahre verworfen. Inklusion ist zu anstrengend, besser ist es zu sieben. Es gibt immer ein paar Gute, die dann die guten Jobs bekommen. Ziel der Schule ist es ja, die Klassengrenzen zwischen den Bevölkerungsgruppen zu zementieren. Die SPD kann da nur mit der "Wohlfühlschule" dagegenhalten. Das Problem ist die Kultusministerkonferenz. Die gleichgeschaltete Schule kann sich nur auf Mindeststandards einigen.

    • @mdarge:

      "Das Problem sind Lehrpläne aus dem 19.Jahrhundert."

      Die Grundrechenarten haben sich nicht verändert.

      Natürlich haben sich die Dinge weiter entwickelt und der Rohrstock hat glücklicherweise ausgedient. Also müssen sich auch Lehrpläne und Methoden weiterentwickeln. Aber natürlich nicht so, dass man Grundfähigkeiten, die sich nicht verändert haben, vernachlässigt.

    • @mdarge:

      Was ist das Problemmit den Lehrplänen, was muss z.B. raus, was stattdessen rein? Können Sie ein paar Beispiele nennen?

      • @derzwerg:

        Ich glaube z.B., dass man in Mathe mehr Wert auf Qualität als auf Quantität legen sollte. Also z.B. ein zwei Themen weglassen und sich dafür für wichtige Themen mehr Zeit nehmen. Und das könnte man in allen Fächern tun.



        Dazu kommt noch, dass manche Fächer mehr Zeit binden als ihnen zusteht (Reli). Man könnte sich auch für Musik oder Kunst entscheiden (also Wahlfach, entweder-oder).



        Der Witz ist ja, dass wir an der Berufsschulen alles nochmal durchkauen weil wir selbst Abiturienten nicht zutrauen, dass sie z.B. einen Dreisatz lösen können.



        Ich glaube da hilft nur ein kompletter und vor allem mutiger Neustart. Da glaube ich persönlich jetzt nicht dran . Aber meine Kinder sind zum Glück bald durch.

        • @Stephan Böhm:

          "Der Witz ist ja, dass wir an der Berufsschulen alles nochmal durchkauen weil wir selbst Abiturienten nicht zutrauen, dass sie z.B. einen Dreisatz lösen können."

          Mein ehemaliger Physiklehrer hätte engegnet, dass Dreisatz völlig veraltet ist, seit die Araber die Algebra erfunden haben.

    • @mdarge:

      An dem mit dem engagierten Lehrer ist viel dran, gegen die Entscheidungskompetenz ist auch nichts einzuwenden, aber beide sind halt auch zweischneidige Schwerter.



      Ich weiß ja nicht mehr, wie das in Bayern jetzt ist, kann mich aber noch an Unerfreuliches erinnern.



      Bei Pädagogikansätzen von 'Pädagogen', die ernsthaft vertreten, man könne seine Muttersprache nicht verlernen (Montessori), oder tischerückenden Steinerjüngern wäre ich dann schon eher vorsichtig, glücklicherweise bleiben die ja auch den Besserverdienenden vorbehalten, was sie aber nicht ungefährlicher macht, da deren Sprösslinge dann...



      Was mich dann schon eher betroffen macht, ist die Tatsache, dass die in den 80er und 90er Jahren eher überdurchschnittlich starken Kinder aus 'migrantischen', damals hauptsächlich türkischen (auch nicht korrekt, besser: aus der Türkei zugereisten) Familien so drastisch zurückgefallen sind.

      • @Roman Herrle:

        Die migrantischen Kinder waren überdurchschnittlich, weil sie trotz guter Leistungen nicht auf die Gymnasien, sondern in de Hauptschulen geschickt wurden.

      • @Roman Herrle:

        Türkische Kinder sprachen damals im Alltag eben oft Deutsch, lebten in vornehmlich von Deutschen bewohnten Vierteln, hatten deutsche Freunde und konsumierten deutschsprachige Medien. Sprachekompetenz ist eben das A und O. Überdurchschnittlich waren sie allerdings auch damals schon nicht und lagen zusammen mit Italienern eher im unteren Mittelfeld. Das deutsche Schulsystem kann sonst was anstellen. Wenn die Motivation und die Anreize nicht aus dem Elternhaus gesetzt werden, wird es ganz schwierig. Selbst totalitäre Ansätze wie in der DDR, um Ergebnisgleicheit als Gerechtigkeit zu erreichen, sind noch immer an den Elternhäusern gescheitert. Ich verweise mal ganz vorsichtig auf die vietnamesische und chinesische Community deren SuS immer weit überdurchschnittlich bei uns wie in allen anderen westlichen Ländern abschneiden. Kann ich bei uns in der Familie ja exemplarisch bewundern.

  • Vielleicht könnte Deutschland einfach mal von den 10 erfolgreichsten BildungsNationen etwas lernen? Nachahmung, Kopieren??



    Aber die CDSU hat ja 32 Jahre regiert von 42 und wird sicher absichtlich, nach der nächsten Bundestagswahl die Bildungs-Qualität noch tiefer in den Keller versenken.

    • @Arjun G. G.:

      Am besten schneiden die typisch CDSU-regierten Bundesländer ab.

      Am schlechtesten die Stadtstaaten mit typischerweise linken Regierungen (SPD, Die Linke).

    • @Arjun G. G.:

      Und ich dachte Bildungspolitik sei Ländersache ;-)

    • @Arjun G. G.:

      Das versucht Deutschland schon länger, aber ohne sich Gedanken drüber zu machen, was warum funktioniert.



      Und dann werden so konträre Konzepte wie der Stundenplan in Japan mit der Flexibilität in Finnland vermischt.