Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Als jemand der einige Jahre im Bereich der ministeriellen Bildungplanung tätig war, habe ich gelernt, mich über solche neunmalklugen Einwürfe von der Seitenlinie nicht mehr aufzuregen.
Ja am Bildungsföderalismus kann man einiges kritisieren (z.B. hier konkret dass die KMK-Vorausberechnungen auf 16 Einzelberechnungen zum Bedarf fußt und methodisch nicht konsistent sein muss). Auch die Politisierung solcher Berechnungen ist nicht hilfreich.
Dennoch werden hier die ganzen Unwägbarkeiten die jede Schulplanung unter massive Vorbehalte stellen müssen, einfach ausgeblendet. Die universitäre Lehrerbildung dauert fast solange wie die Zeit von Geburt bis zur Schulreife eines Kindes. Unplanbare Zuwanderung und wenig Möglichkeiten zur Nachfragesteuerung (Fächer, Schularten) kommen als Herausforderungen dazu.
Mich irritiert solche Kritik gerade von linker Seite, weil es auch die Möglichkeiten zur individuellen Emanzipation sind, die alles verkomplizieren (Wanderung, Teilzeitarbeit, freie Studienwahl)
In der DDR gab es diese Probleme nicht so stark. Da wurde gefragt "Sie wollen studieren? Gut, wir geben Ihnen zwei Möglichkeiten: Sie können in Leipzig Geschichts- oder in Rostock Physiklehrer werden."
Vor 50 Jahren etwa kursierte eine Karikatur: ein Lehrerchen vor einer Riesenmenge Schüler. "Ich bin die Lehrerschwemme. Seid ihr der Pillenknick?"
Seitdem hat sich nichts geändert. Nichts.
Wenn "plötzlich und unerwartet" sooo viele Kinder eingeschult werden, sind die in 3 Jahren immer noch auf der Grundschule, und dann an weiterführenden Schulen. Das kann man sich doch ausrechnen!
Hinzu kommt: Der Zuzug bzw. die Geburt von Zuwandererkindern wird absehbar weiter anwachsen (Klimaflüchtlinge, Konflikte, Armut...), und der Bedarf an Lehrern wird NICHT zurückgehen, eher umgekehrt. Es ist kein Naturgesetz, dass in einer Klasse 40 Kinder sein müssen. Seid doch froh, wenn mehr Lehrer für Inklusion diverser Gruppen mit Förderbedarf zur Verfügung stehen!
Die Bertelsmann-Stiftung ist "gelb" orientiert, das sagt eigentlich alles.
Warum fragt man niemand die Gewerkschaschaften?
Warum ist eigentlich die Prognose der Bertelsmann-Stiftung so viel vertrauenswürdiger als die Prognose der KMK?
Wer rechnet mit welchen Zahlen? Wie kommt es zu den extremen Unterschieden?
Haben die Bertelsmänner lediglich die schon in Deutschland lebenden Familien betrachtet, während die KMK auch mit Familienzuzug aus dem Ausland rechnen?
Abgesehen davon ist der Ausbruch aus dem Schweinezyklus gar nicht so einfach, wie hier gefordert, weil nach jahrzehntelanger Fehlplanung auch die Verrentung der vonhandenen Lehrer nunmal in Schüben kommen wird.
Prognosen sind besonders unsicher, wenn sie die Zukunft betreffen...
Auch die Bertelsmann-Stiftung kann nur schätzen.
Übrigens hat die Bertelsmann-Stiftung 2019 noch das Gegenteil getitelt:
"Steigende Schülerzahlen im Primarbereich: Lehrkräftemangel deutlich stärker als von der KMK erwartet"
"Schweinezyklus" - was soll das denn?
"Zyklisches Auf und Ab des Schweine- und Ferkelpreises" - www.bmel-statistik...sch/schweinezyklus
Die taz ist mal wieder so witzig ...
"Um den Schweinezyklus zu durchbrechen, muss endlich eine langfristige Planung her."
Ich bin mir nicht sicher, ob die langfristigen Planungen der Vergangenheit so falsch waren. Wir gingen von einer schrumpfenden, alternden Gesellschaft aus, was dazu führte, dass auch in den Ämtern, bei den Polizeibehörden, Schulen etc. weniger Personal eingestellt und ausgebildet wurde. Mit dem enormen Bevölkerungswachstum in relativ kurzer Zeit hat vermutlich niemand gerechnet.
Grundsätzlich denke ich, es kann nicht genug Grundschullehrer geben. Dann verkleinern wir die Klassen oder führen ein (weiteres?) Vorbereitungsjahr ein oder lassen die Kinder, die das möchten, bereits mit fünf Jahren in die Schule gehen oder führen zusätzliche Fächer ein; flächendeckend Ganztagsschulen setze ich voraus. Ich nehme an, die Fachleute haben viele gute Ideen.
Warum ist eigentlich die Prognose der Bertelsmann-Stiftung so viel vertrauenswürdiger als die Prognose der KMK?
Wer rechnet mit welchen Zahlen? Wie kommt es zu den extremen Unterschieden?
Haben die Bertelsmänner lediglich die schon in Deutschland lebenden Familien betrachtet, während die KMK auch mit Familienzuzug aus dem Ausland rechnen?
Abgesehen davon ist der Ausbruch aus dem Schweinezyklus gar nicht so einfach, wie hier gefordert, weil nach jahrzehntelanger Fehlplanung auch die Verrentung der vonhandenen Lehrer nunmal in Schüben kommen wird.
Warum ist eigentlich die Prognose der Bertelsmann-Stiftung so viel vertrauenswürdiger als die Prognose der KMK?
Wer rechnet mit welchen Zahlen? Wie kommt es zu den extremen Unterschieden?
Haben die Bertelsmänner lediglich die schon in Deutschland lebenden Familien betrachtet, während die KMK auch mit Familienzuzug aus dem Ausland rechnen?
Abgesehen davon ist der Ausbruch aus dem Schweinezyklus gar nicht so einfach, wie hier gefordert, weil nach jahrzehntelanger Fehlplanung auch die Verrentung der vonhandenen Lehrer nunmal in Schüben kommen wird.
Eine Diskussion über ein Paritätsgesetz im Bundestag ist jetzt genau richtig. Denn zukünftig könnte der Bundestag noch männerdominierter sein.
Zu viele Grundschullehrkräfte: Den Schweinezyklus stoppen
Künftig mehr Lehrkräfte als nötig für Grundschulen: Der ständige Wechsel von Mangel und Überangebot ließe sich durch eine bessere Planung verhindern.
Die Schülerzahlen sinken, deshalb gibt es künftig genug Lehrkräfte für Grundschulen Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Endlich mal wieder eine gute Nachricht für das notorisch unterversorgte Bildungssystem: Für die Grundschulen stehen bis zum Jahr 2035 fast 100.000 neu ausgebildete Lehrkräfte bereit – und damit exakt 45.800 mehr, als voraussichtlich benötigt werden. Das sagt eine Prognose der Bertelsmann-Stiftung voraus. Ein Lichtblick, ohne Frage. Denn in den vergangenen Jahren hatten vor allem auch die Grundschulen mit fehlendem Personal zu kämpfen. Gut, dass die Länder reagiert, die Studienplätze ausgebaut und auch das Einstiegsgehalt an das Gymnasium angepasst haben.
Zum Jubeln oder Schulterklopfen ist es aber zu früh. Denn wer glaubt, der Fachkräftemangel an Schulen ist damit bald überwunden, vergisst zweierlei: erstens die Bräsigkeit der für Bedarfsprognosen zuständigen Länder. Die Kultusministerkonferenz (KMK) jedenfalls geht in ihrer 2035-Planung von einem viel geringeren Überschuss – 6.300 Lehrkräfte – aus.
Die sinkenden Schüler:innenzahlen haben die Ministerien offensichtlich noch nicht in ihrer, ähm, vollen Dynamik auf dem Schirm. Im Dezember erst musste die KMK zugeben, dass ihre Berechnungen zuletzt oft nicht gerade seriös waren. Was also in der Wirklichkeit passiert und wie die Ministerien planen, sind leider zwei Paar Schuhe.
Zweitens stellt sich die Frage, was die Länder dann, wenn die Realität sie einholt, mit dem Zuviel an Fachkräften anstellen. Die Vorschläge, sie an Brennpunktschulen, in der Ganztagsbetreuung oder in der Mittelstufe einzusetzen, sind gut. Noch besser wäre es aber, wenn sich die Bildungspolitik endlich den seit Jahrzehnten ungebrochenen Wechsel von Mangel und Überangebot sparen würde.
Um den Schweinezyklus zu durchbrechen, muss endlich eine langfristige Planung her. Die Bildungsminister:innen sollten also heute eine Einstellungsgarantie für die künftigen Lehrkräfte aussprechen – am besten für alle Schularten. Sonst dürfte der erwartete Überschuss dazu führen, dass die Studienzahlen bald wieder zurückgehen – und auf den Jubel morgen übermorgen die nächste Krise folgt.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Ralf Pauli
Redakteur Bildung/taz1
Seit 2013 für die taz tätig, derzeit als Bildungsredakteur sowie Redakteur im Ressort taz.eins. Andere Themen: Lateinamerika, Integration, Populismus.
Themen