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Social-Media-Verbot für JugendlicheAustraliens Experiment an Heranwachsenden

Johannes Drosdowski

Kommentar von

Johannes Drosdowski

Australien verbietet Minderjährigen den Zugang zu Social-Media-Plattformen. Die werden das Verbot umgehen – und sind so größeren Gefahren ausgesetzt.

Wenn die EU schlau ist, wartet sie erst einmal ab, wie sich das Verbot auswirkt Foto: Hollie Adams/reuters

W enn am Mittwoch in Australien das weltweit erste nationale Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche in Kraft tritt, geht damit eine Verletzung der Freiheit unter dem Vorwand des Jugendschutzes einher. Hunderttausende Menschen, die jünger als 16 Jahre alt sind, dürfen nicht mehr auf Instagram, Tiktok, Snapchat unterwegs sein. Was für ein Einschnitt in die Kommunikation, in die kulturelle, politische, psychologische Entwicklung Heranwachsender!

Studien weisen darauf hin, dass die psychische Gesundheit Jugendlicher gefährdet sein kann, wenn sie besonders lange auf Social-Media-Plattformen unterwegs sind oder dort schädliche Inhalte konsumieren. Sucht, Schlafstörungen, Radikalisierung, geminderter Selbstwert, das alles sind reale Gefahren. Aber die Opfer auszusperren, darf nicht die Lösung sein.

„Verbringt Zeit mit euren Freun­d*in­nen und eurer Familie“, appelliert Australiens Regierungschef Anthony Albanese an die Jugendlichen: „Persönlich, von Angesicht zu Angesicht.“ Albanese lebt offenbar in einer Welt, in der das funktioniert.

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Aber viele Jugendliche tun das nicht. Wie soll man Freun­d*in­nen persönlich treffen, die Hunderte, Tausende Kilometer entfernt leben, aber ebenso wichtig sind wie jene aus der Schule?

Das Internet bietet gerade für diskriminierte Menschen, insbesondere für Menschen mit Behinderung und queere Menschen, eine einzigartige Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten. Während der Rest der Welt sie bewusst oder unbewusst darin behindert, teilzuhaben, retten sich die Jugendlichen gegenseitig auf Social-Media-Plattformen. Viele finden dort eine Form der Gemeinschaft, die die Welt ihnen „von Angesicht zu Angesicht“ verweigert.

Willkommen im rechtsfreien Raum

Jugendliche werden das Verbot umgehen. Wenn die sich den Zugang zu den Plattformen nicht ergaunern wie bei Alkohol oder Clubs, werden sie alternative Social-Media-Plattformen nutzen, die sich gegen das Gesetz sträuben. Willkommen im rechtsfreien und damit gefährlicheren Raum. Oder anders formuliert: Australien sperrt einen etablierten, einigermaßen sicheren Platz in der Innenstadt ab und treibt Jugendliche in Seitenstraßen, in denen ihnen Extremist*innen, Scammer*innen, Se­xu­al­straf­tä­te­r*in­nen auflauern.

Wenn die EU schlau ist, wartet sie erst einmal ab, wie sich das Verbot auswirkt. Australien experimentiert unterdessen an seinen Kindern. Vielleicht gibt es demnächst wissenschaftliche Erkenntnisse statt lediglich Technologieskeptizismus und jugendfeindlichen Aktionismus. Und vielleicht kommt die EU ja auch auf das Nächstliegende: bestehende Plattformen sicherer machen – für alle.

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Johannes Drosdowski
Redakteur Medien/Digitales
Redakteur für Medien und Digitales. Ansonsten freier Journalist und Teamer zum Thema Verschwörungserzählungen und Fake News. Steht auf Comics, Zombies und das Internet. Mastodon: @drosdowski@social.anoxinon.de
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26 Kommentare

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  • "Australien sperrt einen etablierten, einigermaßen sicheren Platz in der Innenstadt ab und treibt Jugendliche in Seitenstraßen, in denen ihnen Extremist*innen, Scammer*innen, Se­xu­al­straf­tä­te­r*in­nen auflauern."

    Arbeitet der Autor bei Facebook? Nichts an diesen Platformen ist sicher. Die Betreiber weigern sich auch seit Jahren, sie sicherer zu machen.

    "Verletzung der Freiheit unter dem Vorwand des Jugendschutzes" - also doch Alkohol an unter 16 jährige verteilen! Wofür noch eine FSK bei Filmen?

  • Der Artikel ist mir viel zu unkritisch ggü. Social Media.

    "geht damit eine Verletzung der Freiheit unter dem Vorwand des Jugendschutzes einher."

    Wie in etlichen Publikationen minutiös rekonstruiert, werden Social Media-Nutzer von den Platformen gezielt süchtig gemacht. Das ewige Scrollen ruft im Hirn dieselben Reaktionen hervor wie Glücksspiel. Das alles, damit die Platformbetreiber Engagement und damit Werbeeinnahmen maximieren.

    Warum haben wir als Gesellschaft kein Problem damit, Alkohol, Tabak und Glücksspiel für Jugendliche zu verbieten, aber bei Social Media wird "Freiheitsentzug" gerufen?

    "Das Internet bietet gerade für diskriminierte Menschen, insbesondere für Menschen mit Behinderung und queere Menschen, eine einzigartige Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten."

    Erstens gibt es diese Möglichkeiten auch im "Real Life". Zweitens gibt es auch Kontaktmöglichkeiten im Netz jenseits der Social Media-Platformen. Wer mein Jahrgang ist, erinnert sich noch an die Zeit vor Insta, X und Facebook. Da gab es Foren und Mailinglisten. Im Gegensatz zu Social Media wurden die oft sehr engmaschig moderiert.

  • "Australien verbietet Minderjährigen den Zugang zu Social-Media-Plattformen. Die werden das Verbot umgehen – und sind so größeren Gefahren ausgesetzt."



    Die werden das Verbot umgehen🙄



    Super Argument.



    Beim angestrebten AfD-Verbot lasst ihr das nicht gelten. Bei Tempo 30 innerorts, Flugverboten, etc sollens auch Verbote richten.



    Verbote regulieren auch heute schon weltweit den Zugang zu Alkohol oder Tabakwaren für Jugendliche.



    Umgehen sie die Verbote?



    Ja, teilweise. Je nachdem wie geächtet und überwacht sie werden.



    Trotzdem bewahren sie die große Masse mit Erfolg vor diesen Drogen.



    Soziale Medien sind auch Drogen.



    Das nun ausgerechnet aus progressiver Ecke das Argument kommt, das Verbot bringe eh nichts weil die Kinder sich drüberwegsetzen werden, ist schon arg heuchlerisch.



    Ich wette wäre das Gesetz nicht von Konservativen umgesetzt worden, würde hier abgefeiert werden.



    Geht's noch um die Sache oder geht's nur noch darum, wenn vermeintlich Progressive was machen ists immer gut und wenn vermeintlich Konservative was umsetzen ist es grundsätzlich blöd?

  • Es ist traurig und peinlich: wir Erwachsene haben FB, Twitter, TikTok und Co seit 2009 hochgepäppelt (gab ja genug Warnungen, wenn ich z.B. nur mal an den Film „Social Network“ denke) und nun müssen wir es den jungen Menschen verbieten. Ich wage die Prognose, dass das Vorgehen in Australien in die Hose gehen wird, solange nicht auch die Mehrheit der Erwachsen ihr Verhalten ändert.



    Aktuell wird nun die „KI“ völlig unkritisch „ausprobiert“, ist doch schick. Wieder werden die Warnungen ignoriert!



    Einfach mal verzichten, ist das so schwer?

  • Ich würde gerne aus meiner Perspektive etwas geraderücken: Kinder auf Social Media zu lassen, stellt einen Missbrauch (oder mindestens Kindswohlgefährdung) unter dem Vorwand der Freiheit dar.



    Die "kulturelle, politische, psychologische [auch intellektuelle] Entwicklung Heranwachsender" ist auf Social Media in großer Gefahr, zumal der ethische Aspekt dazukommt. Unsere Kinder werden auf Social Media auch sehr oft Täter*innen (nicht nur Opfer von Mobbing, Radikalisierung usw.).



    Schließlich: Der Gegensatz zwischen Social Media und "dunklen Ecken des Internets" besteht so nicht. Auch wenn weiterhin die üblichen, jetzt in Australien reglementierten Social-Media-Kanäle genutzt werden, führen die Algorithmen und die Dynamik der eskalierenden Krassheit viele Kinder/Jugendliche in diese "dunklen Ecken". Da hilft nur eins: Nicht nur die Plattformen reglementieren, sondern auch die Benutzung der Endgeräte einschränken.



    Das verhängnisvolle Experiment sind die (A)sozialen Medien, nicht deren Reglementierung. Wissenschaftliche Studien zu den negativen Effekten von Social-Media-Nutzung gibt es zuhauf.

  • Ich bezweifle wirklich, dass Herr Drosdowski weiß wovon er spricht. Kinder sind keine jungen Erwachsenen, sondern brauchen Regeln und altersentsprechenden Schutz. Wieso nicht Alkohol, Cannabis, Pornos, ab 10 Jahren?



    Es geht bei Social Media um weit mehr, als nur die Inhalte. Das ständige Bombardement mit Kurzvideos, die auf die Interessen des Einzelnen zugeschnitten sind, regt das Belohnungszentrum im Gehirn massiv an. Sie befinden sich quasi in einer Dauerbelohnung, was nicht nur zu einer Art Sucht führt, sondern gleichzeitig beim Beenden den Nutzer in ein tiefes Loch fallen lässt. Dies führt zu genereller Motivationslosigkeit, mangelnder Leistungsbereitschaft und Konzentrationsschwierigkeiten und trifft zudem noch auf die Pubertät. Auch ADHS wird begünstigt. Wer einen Blick in unsere Schulen wirft, sieht vielfach genau das: Konzentrationsmangel, Übermüdung, Motivationslosigkeit. Klar können wir die Anforderungen von Schulabschlüssen und Führerscheinprüfungen immer weiter senken.... Kinder brauchen unseren Schutz! Wobei eine Vorbildfunktion durch uns Erwachsene auch gut tun würde.

    • @Karin Schmidt:

      Dem ist nichts hinzuzufügen!



      Außer vielleicht, dass es mich irritiert, dass der Autor selbst keinerlei Lösungsvorschlag für das Problem hat. Aber kritisieren, was die andern machen, ist ja immer einfach…

  • Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen, und unmoderierte Formate aller Art für alle verbieten.



    Behalten werden sollten: Foren zu allen Themen dieser Welt - ja, die gibts noch, und da sind Menschen mit ihren jeweiligen Themen auch heute noch sehr gut aufgehoben -, youtube, und einen sicheren Messengerdienst.



    Dass TikTok und Co. niemandem gut tun, dürfte inzwischen eigentlich klar sein.



    Was bin ich froh, in einer analogen Welt aufgewachsen zu sein und die Entwicklung ins heute erlebt zu haben.



    Halbernste Grüße.

  • Zuschauen beim australischen Experiment? Es gibt andere Möglichkeiten: Zugangszeitlimits. Web-Plattformen müssten offiziell bestätigte Kennungen haben, die sie als Social Media, Youth Media, Learn Media, Play Media ausweisen.

    Auf der anderen Seite ist genauso das Problem auf Nutzerseite, sich korrekt (Alter!) auszuweisen. Learn Media dürfte bei Eltern die größte Akzeptanz haben, aber müsste von Wissensinstitutionen wie anerkannten Universitäten und pädagogischen Hochschulen betreut werden. Youth Media wird versuchen, eine ähnliche Anerkennung bei Eltern zu finden, damit das Zeitlimit so großzügig wie für Learn Media sein wird. Social Media und Play Media würden engere Limits gesetzt. denn "Sucht, Schlafstörungen, Radikalisierung, geminderter Selbstwert, das alles sind" ja schließlich "reale Gefahren." Andere Gefahren drohen über Internetschleichwege (Darknet etc.) Wie kann dies aus der Reichweite Jugendlicher gebracht werden?

    Fachliche, rechtliche und technische Anforderungen für ein maßvoll jugendschützendes Framework sind hoch. Und diese Mittel müssten auch vor Missbrauch geschützt werden. Aussies neigen leider zu radikaler Lösung wie "Zuviele Kamele im Outback? Abschießen."

  • Halb ernstgemeinter Gegenvorschlag - nehmen wir Social Media doch lieber den Erwachsenen weg ;-) Eltern, die sich mit ihren Kindern statt mit Likes und "Content" beschäftigen müssen, keine hyperteuren "Skin care routines" für 10jährige, erstellt von Erwachsenen, die mit jedem Klick/Kauf reicher werden, keine idiotischen "Tiktok-Challenges", die Kinder verführen, Waschmittelpods zu essen. Kein Grooming, kein Rassismus, keine Radikalisierung. Und Kinder, für die Social Media "nur" noch die Möglichkeit ist, Kontakt zu weggezogenen Freunden zu halten - der Restinhalt ist praktisch nie von Kindern verfasst.

  • Whatsapp und Spieleplattformen sollen ja sogar ausgenommen sein und dann hat das Smartphone ja auch noch ein "Phone".

    So als verantwortungsvolle Eltern lässt man seine Kinder ja auch nicht auf der Mülldeponie oder abends im übel beleumundeten Vierteln spielen. Wenn man die Kinder jetzt vor diesen Ecken des Internets schützen möchte wird geheult. Wem das nicht gefällt der kann ja die Mülldeponie aufräumen und in den übel beleumundeten Vierteln für Sicherheit und Ordnung sorgen.



    Ich bin so froh, dass unser Kind das schon während der Corona-Einschränkungen von selbst gemerkt hat. Ansonsten kann man z.b. mit Signal oder einer selbst aufgesetzten Cloudlösung wunderbar kommunizieren, da ist dann die Kreativität der Kinder und Jugendlichen gefordert. Das hat nebenbei den Charme, dass man selbst bestimmt wer mitmacht und Musk, Zuckerberg und Konsorten mit ihren Soziopathenfreunden draußen bleiben müssen.

  • Es ist doch auch viel einfacher, die jungen Menschen in die Verantwortung zu nehmen als sich mit den asozialen Netzwerken anzulegen. Bzw. sich an denen mit Hilfe einer regulierenden Gesetzgebung abzuarbeiten. Ein Zeichen staatlicher Ohnmacht.

    Was mich wundert, ist dass Donald da nicht tobt. Ein Zeichen, dass sowieso niemand daran gleubt, dass dieses Gesetz irgendetwas bewirkt?

  • Ich bin ebenfalls ein bisschen skeptisch, aber da drin fehlen mir jetzt doch ausgereifte, tiefgreifende Argumente. Schade.

  • Das Problem ist nicht Social Media. Das Problem sind die Empfehlungs-Algorithmen die darauf ausgelegt sind, Menschen (Kinder, Jugendliche, Erwachsene) so lange wie möglich auf der Seite, in der App zu halten. Eine Altersgrenze verändert an diesen Algorithmen nichts. Auch das unendliche Scrollen ist ein Problem.

    Für den Jugendschutz wären eher bessere Meldesysteme und zuverlässige Blockfunktionen wichtiger. Nur dafür bräuchten Kinder und Jugendliche Konten auf diesen Seiten, damit solche Systeme funktionieren.

    Diese Regelungen (genau wie der Online Safety Act in Großbritannien) werden daher scheitern. Sie basieren auf einer moral panic die gerade durchs Dorf getrieben wird. Leider basiert wohl der gesamte Jugendschutz darauf. (Es soll mal eine Zeit gegeben haben, wo Alterseinstufungen bloß Empfehlungen gewesen sind.)

  • Das eigentliche Experiment ist doch, Kinder ungehindert Social-Media nutzen zu lassen.

    Wird es Kinder geben, die dieses Verbot umgehen? Klar. Nur wenn man dieses Argument gelten lässt müsste man auch Verbote gegen Pornographie oder Geschwindigkeitsbeschränkungen aufheben.

    Zum Thema EU: Die EU ist für den Schutz von Minderjährigen nicht zuständig. Zuständig sind die einzelnen Mitgliedsstaaten.

  • Danke für diesen Kommentar. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen in meinem vorgerrücktem Alter bin ich der Meinung, dass Social Media und Jugend funktioniert. Wie so oft: Die Dosis macht das Gift. Es helfen keine Totalverbote, sondern Aufklärung und Begleitung. Der Ruf nach Verboten zeigt wie überfordert Gesellschaft, Eltern, Schule sind. Weil ich überfordert bin, fordere ich ein Verbot unter dem andere leiden? Ich finde das verrückt, weiß aber das dies real existierende Politik ist.

  • Man merkt Ihrem Kommentar an, dass er aus einer Perspektive kommt, die stark durch Social Media sozialisiert wurde – möglicherweise ohne je eine Phase „davor“ erlebt zu haben. Aber: Ja, ein Leben ohne permanente digitale Reizbeschallung ist möglich.



    Und es ist sogar entwicklungspsychologisch wertvoll, wieder Langeweile auszuhalten, Routinen zu hinterfragen und eigene Beschäftigungsformen jenseits der endlosen Social-Media-Schleifen zu entwickeln. Genau diese Phasen fördern Kreativität, Selbstwirksamkeit und kognitive Selbstregulation.



    Und diese Kreativität wird es dann auch schaffen, Minderheiten und Schutzbedürftige zusammen zu bringen. Ohne den Haß der Community.

    Auch erinnert ihre Argumentation an bekannte rhetorische Muster aus anderen Debatten: etwa der Waffenlobby in den USA, die behauptet, Entzug oder Einschränkungen würden unweigerlich zu Chaos führen und das Verhalten in die Illegalität drängen.

    Aus meiner Sicht greift ein reines Verbot dennoch zu kurz. Denn warum sollte jemand mit 18 plötzlich kompetent und reflektiert mit digitalen Medien umgehen können, wenn zuvor weder Medienkompetenz aufgebaut noch Bindungs- oder Selbstregulationsstrategien gestärkt wurden?

    • @Stefan Schmitt:

      Als Vater von 4 Kindern finde ich die Aussagen im Artikel schwer erträglich, weil komplett realitätsfremd bezüglich der Wirkung auf Heranwachsende, ich vermute der Autor hat inden entscheidenden Jahren seiner Kindheit (glücklicherweise) eben jene Apps gerade nicht gehabt und profitiert jetzt davon. Den Zusammenhang mit einer Kriminalisierung versteh ich leider komplett nicht… aber laut T. ist ja neurdings die EU böse …. ich glaub man darf nicht alles glauben was geschrieben wird aber gut dass man bei uns noch schreiben darf.

    • @Stefan Schmitt:

      "Aus meiner Sicht greift ein reines Verbot dennoch zu kurz. Denn warum sollte jemand mit 18 plötzlich kompetent und reflektiert mit digitalen Medien umgehen können..."



      Hier liegt eindeutig ein wichtiger Knackpunkt. Den Heranwachsenden muss diese Kompetenz beigebracht werden, und offensichtlich _bevor_ sie sich unbegleitet im Netz verlieren. Ob das geschieht, darf bezweifelt werden.

      • @Encantado:

        Wie haben es denn die Erwachsenen gelernt, die in ihrer Jugend noch keine digitalen Medien kennen konnten?



        Zugegeben: Manche haben es wirklich nicht gelernt. Aber Bindungs- und Selbstregulationsstrategien lernt man erwiesenermaßen besser ohne digitale Störgeräusche.



        Die Medienkompetenz kann man mithilfe anderer Medien durchaus auch lernen.



        Schwimmen bringen Sie den Kindern ja auch lieber im Pool als in den Brandungswellen eines stürmischen Ozeans bei.

  • Sehr einseitiger Bericht. Beispiel, Zitat: Freunde, die tausende km entfernt sind, können nicht mehr kontaktiert werden. ??!



    Ich persönlich bin für eine allgemeine Altersbeschränkung für den Zugang zu "Sozialen" Medien. Diese zerstören nachweislich (man muss nur auf die Strasse gucken) soziales miteinander. Oder wie wertet der Autor z.B. eine Unterhaltung über Mobiltelefone von 2 Menschen, die nebeneinander stehen?



    Was für Filme etc. gilt kann auch, ohne beeinträchtigende Wirkung, für soziale Medien gelten. Die Welt dreht sich auch ohne!

  • Der Vorrat an Denkmodellen, mit denen die Menschheit sich die Welt erklärt, scheint begrenzt. So präsentieren uns auch die Medien immer wieder Erklärungen, die bekannten Mustern folgen. „Keine Experimente!“ plakatierte schon die CDU und vor ihr die Deutsche Zentrumspartei. Dem konservativen Festhalten am „Bewährten“ steht die Angst davor, irgendetwas anders zu machen, zur Seite. Die wird begleitet von der Sorge, hier würde uns etwas aufgezwungen und politische Abenteurer würden uns zu ihren Versuchstieren machen. Dabei erleben und durchleben wir ein Experiment nach dem anderen. Jede Änderung bei der Steuer, den Krankenversicherungsbeiträgen, Benzinpreisen, jeder Wechsel von Stelle, Wohnort oder PartnerIn und vieles mehr ist ein Feldversuch, bei dem wir nie sicher sein können, was für uns und/oder andere am Ende dabei herausspringt. Dieses „Keine Experimente!“ ist noch nicht einmal „typisch deutsch“. Beides sind Denkfiguren, die uns immer wieder unterkommen und ihr „evolutionärer Nutzen“ besteht vermutlich darin, dass sie Hirnschmalz für „tiefes Nachdenken“ sparen, der dann in mehr daddeln investiert werden kann.

  • Wenn ich mir so die Erwachsenen anschaue, dann kann ich da keinen großen Unterschied in der Nutzung von sozialen Medien feststellen. Überhaupt hat meine Generation hauptsächlich den Planeten heruntergewirtschaftet und jetzt aus Bequemlichkeit keinen Bock zum umsteuern. Aber den Jugendlichen Vorschriften machen ...

    • @Aymen:

      Nun, wenn man aus Fehlern lernen will, wäre es nicht schlecht, sich nach dem Erkennen eines Fehlers zu überlegen, wie dieser verhindert werden könnte.



      Ihr Einwand spricht doch gerade für neue Vorschriften für die Jugend.

  • Das Verbot würde zumindest die folgenden Gefahren für Kinder vermutlich eindämmen. Einfach so weitermachen ist doch auch keine Lösung, oder? Leider gibt der Kommentator keine Auskunft zu Alternativen zum Verbot, die diese aktuell vorherrschenden Gefahren bekämpfen. Finde ich leider nicht so gut. Danke.



    1.Erhöhtes Risiko für Depressionen und Angststörungen



    2.Schlafmangel durch exzessive Bildschirmnutzung



    3.Vergleichsdruck und sinkendes Selbstwertgefühl



    4.Cybermobbing und soziale Ausgrenzung



    5.Suchtähnliche Nutzung durch algorithmische Mechanismen



    6.Konzentrations- und Lernprobleme



    7.Gefährdung der Privatsphäre und Datenmissbrauch



    8.Kontakt zu schädlichen Inhalten



    9.Manipulation durch Werbung und Influencer



    10.Anfälligkeit für Desinformation und Radikalisierung

  • "Was für ein Einschnitt in die Kommunikation, in die kulturelle, politische, psychologische Entwicklung Heranwachsender" _sind_ bzw. waren die Social Media! Es hat nichts mit Technologie- oder gar Jugendfeindlichkeit zu tun, wenn man als älteres Semester bemerkt, dass die Jungen Schwierigkeiten haben mit der Kontaktaufnahme in der realen Welt und deshalb vereinsamen. Dass die Plattformen für einzelne, besonders für marginalisierte Menschen die Rettung sein können, ist unbenommen. Aber der aggressive Ton des Artikels ist völlig unangemessen.