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„Judenstern“-Äußerung am Rande von KonferenzOB Palmer provoziert wieder

Vor Frankfurter Studenten vergleicht er Reaktionen auf eigene Provokationen mit NS-Praktiken. „Sprachvorschriften“ will Tübingens Oberbürgermeister nicht akzeptieren.

Palmer wurde im Januar offiziell für eine dritte Amtszeit als Oberbürgermeister der Universitätsstadt Tübingen vereidigt Foto: Marijan Murat/dpa

Stuttgart dpa Eine verbale Auseinandersetzung von Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer mit einer Gruppe vor einer Migrationskonferenz in Frankfurt am Main sorgt für Aufsehen. Palmer hatte am Freitag vor einem Gebäude der Goethe-Universität zu Art und Weise seiner Verwendung des „N-Wortes“ Stellung bezogen. Er wurde daraufhin mit „Nazis raus“-Rufen konfrontiert. Daraufhin sagte Palmer zu der Menge: „Das ist nichts anderes als der Judenstern. Und zwar, weil ich ein Wort benutzt habe, an dem Ihr alles andere festmacht. Wenn man ein falsches Wort sagt, ist man für Euch ein Nazi. Denkt mal drüber nach.“ Mehrere Medien berichteten über den Vorfall.

Palmer bestätigte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass die Äußerungen so gefallen sind. „Ich habe die Methode der Protestierer, mir den Stempel als Nazi und Rassist aufzudrücken, niederzuschreien und auszugrenzen, als Vergleich herangezogen“, erklärte Palmer den Kontext aus seiner Sicht. Er habe den Protestierern erklärt, dass Nazis die Gräber seiner Vorfahren mit Hakenkreuzen beschmiert hätten und ihnen entgegnet, dass „ihre Methode der Ächtungen und Ausgrenzung sich nicht vom Judenstern unterscheidet“.

Palmer bestätigte der dpa die Verfolgung seiner jüdischen Vorfahren durch die Nazis. 2021 hatte er seine Familiengeschichte auf Facebook thematisiert: Auf dem jüdischen Friedhof in Königsbach lägen seine Ahnen bis ins 18. Jahrhundert. 1937 sei die Familie dann die Flucht in die USA gelungen. Sein Vater blieb als „uneheliches Kind einer Nichtjüdin im Remstal und wurde in der Schule vom Lehrer Moses genannt, nicht Helmut“.

Hessens Justizminister Roman Poseck (CDU) hielt ein Grußwort bei der Konferenz „Migration steuern, Pluralität gestalten. Herausforderungen der Einwanderungspolitik in Deutschland“, bei der Palmer über seine Ansicht zur nicht mehr gebräuchlichen Verwendung des N-Wortes sprach. „Die Wortwahl und die Beiträge von Boris Palmer an der Universität Frankfurt sind indiskutabel. Derartige Provokationen leisten Spaltung, Ausgrenzung und Rassismus Vorschub. Sie schaden in einer Debatte, die mit Sensibilität und Ernsthaftigkeit zu führen ist“, sagte der CDU-Politiker am Samstag in einer Pressemitteilung.

Präsident der Goethe-Universität fordert Entschuldigung

Auch der Präsident der Goethe-Universität, Enrico Schleiff, zeigte sich empört und fordert eine öffentliche Entschuldigung Palmers. „Jede explizite oder implizite den Holocaust relativierende Aussage ist vollkommen inakzeptabel und wird an und von der Goethe Universität nicht toleriert – dies gilt gleichermaßen für die Verwendung rassistischer Begriffe“, sagte Schleiff in einer Stellungnahme auf der Universitäts-Website.

In einem Facebook-Post am Samstag erläuterte Palmer, er sage das N-Wort, weil er Sprachvorschriften nicht akzeptiere. „Das hoch umstrittene Wort“ gehöre jedoch nicht zu seinem aktiven Wortschatz. „Ich benutze es nur, wenn darüber diskutiert wird, ob man schon ein Rassist ist, wenn man es verwendet. Darüber entscheidet für mich der Kontext.“

Palmer hatte im Mai 2021 in einem Facebook-Beitrag über den früheren Fußball-Nationalspieler Dennis Aogo, der einen nigerianischen Vater hat, das sogenannte N-Wort benutzt. Mit diesem Begriff wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben. Palmers Äußerung hatte massive Kritik auch bei seinen damaligen grünen Parteikollegen ausgelöst.

Ein Parteiausschlussverfahren endete vor einem Jahr mit dem Kompromiss, dass Palmer seine Mitgliedschaft bei den Grünen bis Ende dieses Jahres ruhen lässt. Im Oktober 2022 war er in Tübingen dann als unabhängiger Kandidat angetreten und war im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit – unter anderem gegen die Kandidatin der Grünen – für eine dritte Amtszeit wiedergewählt worden.

Palmer ist seit 2007 Oberbürgermeister in der schwäbischen Universitätsstadt. Mit pointierten Äußerungen etwa zur Flüchtlingspolitik sorgte er immer wieder für Kontroversen und sah sich Rassismusvorwürfen ausgesetzt. Bundesweites Aufsehen und Anerkennung brachte aber auch sein Management während der Corona-Pandemie. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte kurz nach der Wiederwahl Palmers auf eine schnellere Wiederaufnahme Palmers bei den Grünen gedrungen.

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67 Kommentare

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  • Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Viele Kommentatoren beklagen ja die Sprachpolizei. Klar, die übermäßige Fixierung auf Sprache (die aber keineswegs nur von Linken kommt), ist kontraproduktiv und anstrengend. Mal ganz davon abgesehen, dass etwas mehr Aktion und etwas weniger Diskussion um die richtige Wortwahl sicher mehr bringen würde.



    Aber ist kein unbeschriebenes Blatt. Er provoziert gerne mal mit rechten Äußerungen. Man sollte zumindest in Betracht ziehen, dass er nicht "nur" wegen des N-Worts, sondern auch wegen seiner weiteren Haltung als Nazi bezeichnet wurde. Und im Übrigen macht es schon einen Unterschied, ob jemand kritisiert wird, weil er oder sie das letzte Update zu inklusiver Sprache verpasst hat oder ob jemand willentlich ein Wort benutzt von dem seit Jahrzehnten klar ist, dass es rassistisch ist und von PoC als verletzend und herabwürdigend empfunden wird.

    • @Iguana:

      Bitte kläre mich auf: Wieso sollte man "people of color" sagen, obwohl das nicht deutsche Sprache ist, aber niemals "farbige Menschen", weil das meines Wissens auch unkorrekt ist?



      Wenn ich die Erklärung im ZDF lese, weiß ich gar nicht mehr was richtig ist.



      www.zdf.de/kinder/...rassismus-100.html



      Was ist aktuell die korrekte deutschsprachige Bezeichnung?

  • Mittlerweile ist es einfach nur noch zum Augenrollen. Man zensiert die Sprache und regt sich künstlich darüber auf, dass Kritik geübt wird und treibt damit wieder moralisch eine Sau durch das Dorf, während es genügend reale, echte Probleme gäbe über die man sprechen könnte. Aber die sind vielleicht zu komplex, erfordern zuviel Arbeit und damit kann man sich auf kein moralisches Ross schwingen.

    • @WolfStark:

      Seit wann sind Rassismus und rassistische Diskriminierung denn keine realen, echten Problem mehr? Haben wir sie inzwischen gelöst oder überwunden?



      "Darin [der 'Mitte'-Studie ´21] stimmten 10,5 % der Befragten der Aussage zu, Schwarze Menschen sollten dankbar sein, in Deutschland leben zu dürfen. 9 % gaben an, starke oder über wiegende Antipathie gegenüber Schwarzen Menschen zu haben."



      www.integrationsbe...ata.pdf?download=1

      • @Ingo Bernable:

        .. und damit setzt man Palmer gleich, der das Wort als Zitat verwendet in Diskussionen um das Wort.

      • @Ingo Bernable:

        Rassismus und rassistische Diskriminierung sind genau die echten, realen Probleme, die man mit der Tabuisierung von Wörtern nicht überwindet.

        Man wird auch Antisemitismus nicht überwinden, indem man einfach nur noch von "Menschen mosaischen Glaubens" und von J-Wörtern spricht.

        Von Konzepten, wie man denn nun Rassismus effektiv bekämpft, hört man dagegen wenig.

  • „Was jemand willentlich verbergen will, sei es vor anderen, sei es vor sich selber, auch was er unbewußt in sich trägt: die Sprache bringt es an den Tag.“



    - Victor Klemperer

  • Boris Palmer gehört zu den intelligentesten & fortschrittlichsten Oberbürgermeistern Deutschlands, wenn es um den -gerechten, klima-neutralen Umbau einer Stadt geht.

    Was interessiert mich dann das dumme Gutmenschen-Geschwätz von CDU oder einer Gruppe Studenten ?

    • @Matthias Schürle:

      Wenn er auch nur ein ganz kleines Bisschen intelligent wäre würde er derlei geistigen Dünnpfiff bei sich behalten und wenn er auch nur ein ganz kleines Bisschen fortschrittlich wäre würde ihm erst gar nicht in den Sinn kommen die Dinge zu äußern die er halt immer mal wieder äußert.



      "das dumme Gutmenschen-Geschwätz"



      www.spiegel.de/kul...015-a-1071545.html

  • Palmer ist auf dem Niveau von Jana aus Kassel angekommen – irgendwie tragisch...

  • "„Die Wortwahl und die Beiträge von Boris Palmer an der Universität Frankfurt sind indiskutabel. Derartige Provokationen leisten Spaltung, Ausgrenzung und Rassismus Vorschub. Sie schaden in einer Debatte, die mit Sensibilität und Ernsthaftigkeit zu führen ist“, sagte der CDU-Politiker am Samstag in einer Pressemitteilung."



    Solche Worte von einem CDUler? Nanu? Die neue Speerspitze der "Sprachpolizei? Wahrscheinlich bloß, weil es gegen keine Person aus der eigenen Partei geht ... ;-)

  • Der Begriff " Nazi" wird zunehmend zu einem beliebigen Schimpfwort. Dient der Sache nicht.



    Wer andere Menschen so schnell in die rechte Ecke stellt, löst bei mir extremes Unbehagen aus.

  • dabei ist palmer doch nicht ...

    doof und kann rot und grün unterscheiden.

  • Der Artikel umschreibt recht harmlos die wüsten Ausfälle Palmers. Sogar einem PoC gegenüber sagte er das beleidigende N-Wort. Die Zeit ist nicht stehengeblieben und Palmer benimmt sich wie ein trotziges Kind. Und sein Rassismus hat eine lange Geschichte.

    Seine Mitgliedschaft bei den Grünen kann problemlos beendet werden. Politisch ist er spätestens jetzt untragbar.

    • @Zugpferd:

      Auch wenn man Palmer gerne tölpelhaftes Verhalten vorwirft, seine Stunts sind wohl überlegt, da bin ich mir sicher.

      Es gibt nicht wenige denen die hypersensible Sprachpolizei nicht passt, Palmer haut jetzt zwar mit dem Holzhammer drauf, aber der stille Applaus auch aus dem altlinken Lager dürfte ihm halt doch sicher sein...

  • Unglaublich

  • Den Vergleich mit dem Judenstern finde ich abwegig, und der Palmer ist ja nicht dumm. Insofern ist die Provokation recht sicher gewollt. Das ist ihm vorzuwerfen.

    Inhaltlich finde ich es allerdings nicht falsch, die Brandmarkung durch den (wohl auch beleidigenden) historisch ebenso unpassenden und beleidigenden Begriff "Nazi" ebenso zu Kennzeichnen.



    Wer so denkt und reagiert, zählt für mich zu einem hyterischen Mob, dessen Filterblasendenke deutlich faschistoide Züge aufweist, weil die Differenzierung fehlt.



    Das ist wirklich bedauerlich und dient nicht.

    Ich weiß zu wenig von diesem umstrittenen Mann, womöglich ist er ein Rassist.



    Ihn aber aufgrund der Nutzung eines diddamierenden Wortes einen Nazi zu schimpfen ist im günstigsten Fall ungebildet und geschichtsvergessen. Persönlich finde ich es widerwärtig.

    • @Tripler Tobias:

      Wie wäre es, wenn Sie sich dann erst über den Mann informieren, bevor Sie die Reaktion auf ihn so harsch verurteilen. Zumal an keiner Stelle steht, dass Palmer "nur" wegen der Verwendung des N-Worts als Nazi bezeichnet wurde, sondern dass er so bezeichnet wurde, als er seine Verwendung des Wortes rechtfertigte. Und "Nazi" ist seit mindestens den Neunzigern ein Wort, dass nicht mehr deckungsgleich mit Nationalsozialist ist, d.h. Nazi bezeichnet schon seit Jahrzehnten Menschen, die rechtsextreme Positionen vertreten ohne damit eine Gleichsetzung mit den Nationalsozialisten zu implizieren - höchstens dass sie in der Tradition dieser stehen.

      • @Iguana:

        Oh, klar, "Nazi" ist halt nur so ein Wort, damit kann man auch einfach so Boris Palmer titulieren, dessen Vater als unehelich geborener "Halbjude" seine Kindheit im tiefraunen Remstal verbracht hat.



        Diese ganzen Nazienkel, die "Nazi, Nazi, Nazi" brüllend auf andere zeigen sind ja soo toll!

  • Fragt sich doch wer hier wen provoziert hat. Es geht doch darum wie sich Menschen verhalten und weniger darum was sie sagen. Die Fixierung auf Sprache und Wortwahl ist wirklich anstrengend und in Richtung Gerechtigkeit und Gleichberechtigung kontraproduktiv. Vielleicht ist es ja einfacher als sich mit Inhalten aufzuhalten…Wenn man dieser Logik folgt, wird jeder Rechtsradikale der eine „saubere“ Wortwahl verwendet zum gerechten, respektablen Menschen?

    • @Isar21:

      Gute Frage.

  • Bei aller Ekligkeit von Palmer und seinen Äußerungen, bei aller Falschheit seiner Motive und Unerträglichkeit seiner Vergleiche: letztendlich halte ich die Sprachpolizei (und die gibt es) für genau so selbstgerecht wie ihn.

    • @Benedikt Bräutigam:

      "die Sprachpolizei (und die gibt es)"



      Vor allem gibt es Wörte die derart Bezeichnendne als diskriminierend, beleidigen, verletztend u.U. gar als traumatisierend erleben. Nun kann man natürlich die die daruf hinweisen als "Sprachpolizei" verdammen, sollte dann aber schon auch erklären welche sozialen Standards und welchen gesellschaftlichen Umgang man sich stattdessen wünscht. Andere Menschen nicht bewusst zu diskrimieren, beleidigen und abzuwerten sollte doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, etwas auf das man allein schon aus Respekt und Höflikeit unterlässt. Wie also hätten sie´s gern? Doch lieber soziale Normen mit denen die eh schon immer privilegierten alten weißen Palmers die eh schon immer Diskriminierten über die Fortschreibung rassistischer Praxen weiterhin unten halten indem man ihnen gestattet unwidersprochen zu tun und sagen was sie nunmal so tun und sagen?

      • @Ingo Bernable:

        Wurde nicht Palmer als Nazi beleidigt? Er hat, nach Darstellung aller Artikel und Kommentare niemanden beleidigt.



        Und dann noch diese pauschalen Phrasen von den "priveligierten alten weißen...". Wie wäre es mal mit konkreten Vorwürfen statt allgemeinen Gemeckert?



        Klar hat Palmer provoziert, beleidigt hat er aber niemanden. Das verwerflichste an seinen Aussagen ist meiner Meinung nach, dass er sich hinter den Erlebnissen seiner Familienmitglieder versteckt.



        Und wo ich gerade am schreiben bin: Ich suche gerade nach der Band, die "Fuck the Police" gerappt hat. Finde aber nur die Abkürzung NWA, jemand ne Ahnung was das heißt...?

  • Donald Palmer... Einen hohen Unterhaltungswert hat er ja.

  • es geht um Worte und Wortdefinitionen, aber nicht um Inhalte...

  • Tja, wer sich so leicht provozieren lassen will...

  • Das Thema Immigration mit seinen erwünschten allerdings auch nicht so unproblematischen Begleiterscheinungen ist viel zu wichtig, um es solchen unreifen Menschen zu überlassen. Gegen Begleiterscheinungen , wie Menschenhandel, Schlepper und auch Antisemetismus, Frauenfeindlichkeit und Demokatieverachtung, muss gerade von Linken entschieden entgegen getreten , werden, sonst geht die Unterstützung der Bevölkerung verloren und es profitieren nur extreme Rechte.

  • Palmer hat in seinen Äusserungen den holocaust nicht relativiert. Er hat Vergleiche und Analogien verwendet, mit denen dann jede(r) machen kann, was ersie will: akzeptieren, ablehnen, was auch immer.



    Diese vollautomatische Empörung über angebliche Relativierung ist nur eines: das laute selbstgerechte Statement : seht her, wie politisch korrekt engagiert ich bin!

    • @Monomi:

      Es ist eine Relativierung.



      Die Nazis haben die jüdische Bevölkerung Europas dazu gezwungen, einen gelben Stern zu tragen, um sie als die rechtlosen Anderen zu markieren, die sie in den Augen der Nazis waren. Der Stern bedeutete Willkürmaßnahmen, Gewalt, Mord.

      Wenn Boris Palmer von den Genoss:innen mit "Nazis raus" Rufen belegt wird, zeugt das vor allem von mangelndem Verständnis, Unkreativität und der Aufweichung des NS Begriffs. Kurz gesagt: es ist falsch.



      Genauso falsch - und obendrein eine Relativierung - ist es, wenn Palmer sich aufgrund der Verwendung einer rassistischen Vokabel Entrechtung und Willkürmaßnahmen bis hin zur Ermordung ausgesetzt sieht.

    • @Monomi:

      DANKE, das trifft genau den Punkt!

  • Tja mit seiner Einstellung und seinem Verständnis hätte Palmer im 1000 jährigen sicherlich auch Oberbürgermeister werden können. Doch da schlägt eben die Gnade der späten Geburt zu. So muss er sich heute mit seinem immer öfter antiquierten Vorstellungen disqualifizieren, weil er entweder keine Zeit hat seine als Oberbürgermeister nötige Wortsorgfalt zu überlegen und zu trainieren oder das das Thema übersteigt einfach sein Niveau. Vielleicht ist er ja gerade aus Fortbildungsgründen zur Migrationskonferenz gefahren; das wäre dann wieder löblich. Ob`s was gnützt hat, wird uns die zukünftige Entwicklung des Oberbürgermeisters zeigen. Wäre Herr Palmer mit einer anderen Hautfarbe auf die Welt gekommen, würde er sich sicher nicht in dieser Weise äußern.

    • @Sonnenhaus:

      "Tja mit seiner Einstellung und seinem Verständnis hätte Palmer im 1000 jährigen sicherlich auch Oberbürgermeister werden können."

      Gehts Ihnen eigentlich noch? B.P. ist jüdischer Abstammung, der wäre im KZ gelandet und ermordet worden.

      • @Emmo:

        Der Nationalsozialismus wäre nicht so spezifisch deutsch gewesen, wären diese Fragen nicht pedantisch und akribisch per Gesetz geregelt gewesen

        de.m.wikipedia.org...BCrnberger_Gesetze (kann wan sich antun, lassen ist angenehmer)

        Nach dem, was er da seinerzeit auf facebook zu seiner Familiengeschichte veröffentlicht hat, wäre er im 3. Reich als ein "privilegierter Mischling" 2. Grades eingestuft worden.

        Was bedeutet, dass er ('regulär'!) nicht ermordet worden wäre, sondern 'nur' keine anderen jüdischen "Mischlinge 2. Grades" (sogenannte "Vierteljuden") hätte heiraten dürfen. Hintergrund sind die Mendelschen Gesetze, nach denen es bei einer derartigen 'Paarung' sonst zu einer 'Rückkreuzung' kommen könnte.

        Sein Vater allerdings wäre als "Halbjude" umgebracht worden, systematisch aber erst nach dem Krieg (Beschluss der Wannseekonferenz)

        Es ist schwer zu verstehen, wie jemand, der sich damit auf einer persönlichen Ebene beschäftigt haben muss, sich zu derartig verletzendem, nur rassistisch zu rezipierbarem, Trotz hinreißen lassen kann.

        Palmer hat sich da als Opfer gesehen. Aus der Holocaustforschung ist bekannt, dass die Traumata der Überlebenden der Shoa an ihre Kinder und Enkel weitergegeben werden, und in diesem Zusammenhang sticht natürlich das "Rebellentum" des Vaters (in der Schule als 'Moses' statt 'Helmut' bezeichnet) als familiäre Tradition der Palmers ins Auge.

        So sehr ich Wortwahl und die Begründung, mit der er sich da als Opfer präsentiert hat, ablehne: an der Stelle im Video, als er in das Klatschen seiner Gegenüber gegen Nazis einfällt, hat er mir leid getan - weil ich sicher bin, dass dies auf Überzeugung beruhte.

        Und vielleicht auch, weil ich es auf nicht haben kann, wenn ein Einzelner von einer Gruppe angegangen wird.

    • @Sonnenhaus:

      Mit jüdischer Abstammung hätte er im 1000jährigen nicht nur nicht OB werden können, er hätte froh sein können, wenn er es auf ein Schiff in ein sicheres Land geschafft hätte. Das als Gnade der späten Geburt zu verbrämen ist mit Verlaub ganz schön gehässig.

      Aber so sind halt heute die Reflexe. Jeglicher Kontext wird dann ausgeschaltet…

      • @Meister Petz:

        Jeglicher Kontext erstmal vor der eigenen Haustüre kehren. Denn: Ein Boris Palmer im Jahre 1936 und jüdischer Konfession wäre zwar ausgewandert, doch hätte kein menschenfeindliches Zeugs von sich gegeben.

        Ein Boris Palmer aus dem Jahre 1936, der die Rasserlehre geil findet, wäre sicherlich nicht jüdisch gewesen. Der hätte sicherlich OB werden können.

        Der Kontext und die Implikation, dass er sonst hätte abhauen müssen, ist nur irreführend. Oder hätte sich längst von seinem Glauben abgekehrt.

  • Als Veranstalter einer Gegen-Konferenz würde ich das Abschiebelager Ellwangen Ostalbkreis thematisieren: wie erlebten die Insassen die Lage dort, auch unter Corona, Ansteckung 65% 2020; die Brandanschläge auf ukrainische Geflüchtete und entsprechendes selbstsicher-selbstverständliches Auftreten der Einwohner des NPD-Reservates Grevesmühlen gegen die Kreistagssitzung (27. Jan 23), und die Einkommens- und Gesundheitssituation von migrantischen Arbeitskräften nach Auswertung von Krankenkassendaten. Sachkunde statt Kränkungsrunde.

  • Bleibt festzuhalten, dass die Tübinger*innen an ihren Oberbürgermeister Palmer festhalten. Der Feldmann in Frankfurt oder die Giffey in Berlin können das nicht behaupten.

  • Kommentar bearbeitet. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die peinliche Aufgeregtheit, die die Nennung des Wortes "N****" umgibt, erinnert schon an Tabus in vormodernen Gesellschaften. Schon alleine die Nennung dieses Wortes beschwört die Gegenwart des "Bösen" herauf. Das Wort "N****" ist ein Wort, mit seiner Bedeutung, seiner Etymologie und seinen Implikationen. Es sollte meiner Auffassung nach möglich sein, dieses Wort zu nennen, und es in seinem Kontext und Bedeutungsinhalt zu besprechen. Allerdings sollte dies in einem geeigneten Rahmen geschehen, und in dem Bewußtsein, daß es sich um ein Wort mit einer rassistischen Bedeutung handelt, das von vielen Menschen als äußerst diskriminierend und beleidigend empfunden wird. Boris Palmer lässt immer wieder diese Sorgfalt bei seiner Wortwahl vermissen, und er tut dies leider regelmäßig. Auch ich habe den Eindruck, daß er bewußt provoziert, und dabei in Kauf nimmt, andere Menschen zu verletzen.

    • @Stefan Schaaf:

      Ich meine, der einzige der darüber zu entscheiden hat, ob das Wort überhaupt benutzt werden darf, ist damit Belegter höchst selbst.

  • Ausführlich und entschieden gegen Palmers unreifes Verhalten auch auf ARD www.tagesschau.de/...frankfurt-100.html



    Im Übrigen möchten die Konferenzteilnehmer mit Boris Rhein, Poseck und Schröter die Diskussion fortsetzen, die sie in Büchern wie diesem dokumentierten:



    „Der politische Islam gehört nicht zu Deutschland. Wie wir unsere freie Gesellschaft verteidigen“, Herder Freiburg hrsg. von Carsten Linnemann Diss. TU Chemnitz, seit Januar 2022 ist er Vorsitzender der CDU-Programmkommission; und Winfried Bausback ist seit 2018 vize-Vors. der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag.



    Mit Beiträgen von Marwan Abou Taam, Sascha Adamek, Michael Blume, Markus Kerber, Necla Kelek, Ruud Koopmans, Ahmad Mansour, Boris Palmer, Christine Schirrmacher, Andreas Schnadwinkel, Düzen Tekkal, Bassam Tibi, Joachim Wagner.



    Abou Taam beim Forschungszentrum Globaler Islam und Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), Frau Schirrmacher ist bekannte Funktionärin evangelikaler Verbände mit ihrem Mann.



    Palmer hat also nur das N-Wort verwendet, in allem weiteren passen die Teilnehmer/innen prima zusammen.



    So auch die taz mit dem Beitrag zu Palmers Wiederwahl am 22.10.2022: „Zeit zur Versöhnung. Boris Palmer und die Grünen brauchen sich gegenseitig. Je früher sie einen Kompromiss finden, desto besser.“

    Fehlen nur noch Zarenknecht und Kubicki bei ihrem jährlichen Blankeneser Neujahrsbankett.



    Und andere Leute, die in migrantischen Arbeiterstadtteilen leben, haben die auch was zu sagen?

  • Laut Aussage von ihm selbst wurde er zuerst von Gegendemonstranten mit dem sich wiederholenden Ruf "Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda" empfangen. Als Nazi muss er sich wohl nicht beschimpfen lassen denke ich. Wie war es denn nun wirklich?

    • @Nachtsonne:

      Hallo, auf der gleichen Seite der TAZ kann man lesen: Woher kommt der Hass?



      Grüße

    • @Nachtsonne:

      Ich dachte Palmer wurden Nazi-Vergleiche unterstellt?

  • Wenn man sieht, was Palmer in Tübingen für die Aylbewerber gemacht hat, wie ernst er das Thema genommen hat, wie offen er in Tübingen für Gäste aus aller Länder der Welt ist, dann weiß man, dass Palmer nicht einen mm rechts oder Nazi ist.



    Sein etwas zu loses Mundwerk mag im schwäbischen als solches erkannt werden, wo anders aber lässt es de Freiraum für gegen ihn negative Interpretationen.



    Die Tübinger lieben ihn, die haben ihn sogar als Parteiloser wieder zum Bürgermeister gewählt. Und Tübingen ist ganz, ganz bestimmt nicht rechts.

    • @Rudi Hamm:

      Rassistische und diskriminierende Sprache als loses Mundwerk zu entschuldigen lässt tief blicken. Palmer hatte auch schon wegen seiner Kritik an der Bundesbahnwerbung von der AFD Beifall bekommen.

    • @Rudi Hamm:

      "Die Tübinger lieben ihn,"



      Nuja, 52,4% der Wähler*innen bei der letzten Abstimmung ;).



      Und auch Schwarze als Einwohner*innen Tübingens, egal welchen staatsbürgerlichen Status die haben und egal ob die den Palmer wählten, haben das Recht, daß ihr OB "veraltete" und "heute=seit 25+ Jahren" diskriminierende Bezeichnungen meidet.

      • @Hugo:

        52,4% im ersten Wahlgang mit mehreren KandidatInnen. In einer Stichwahl wäre er wohl auf 2/3 der Stimmen gekommen, sagen Wahlforscher.

    • @Rudi Hamm:

      Ein Mensch, der so viel für Flüchtlinge tut oder sich weltoffen gibt,.benutzt aber nicht das N-Wort. Ein solcher Mensch benutzt "People of Color". Oder noch besser: Er spricht den anderen als 'Mensch' an.

      Hat er nicht gemacht. Stattdessen ein Wort der Unterdrückung verwendet.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Das bestimmen Sie? Mit welchem Recht?

  • "Ob ICH ein Rassist bin entscheide immer noch ICH"

    So kann man das auch machen. Aber bitte nicht die beleidigte Leberwurst spielen, wenn andere Menschen das anders sehen.

  • Palmer erinnert mich an den halsstarrigen rechten Onkel beim Weihnachtsessen.

    Es muss einfach aus ihm heraus, er kann nicht anders.

    Und wenn die Zeit, die Aufklärung und die Menschlichkeit seine Wortwahl schon vor Jahrzehnten auf den Müllhaufen der Geschichte befördert haben.

    Hätte er nicht seinen Bekanntheitsgrad, wäre er nur eine bedauernswerte Erscheinung.

    • @Jim Hawkins:

      Kann man sich drüber streiten, ob "die Aufklärung" tatsächlich so anti-rassistisch war.

      Die Kant Apologeten überzeugen mich z.B. nicht wirklich.



      Die wollen v.a., dass das Denkmal ihres Säulenheiligen nicht beschmutzt wissen (obwohl man doch Kritik und Anerkennung zusammen denken kann).



      Rassismen sind auch nicht unplausibel für diese Epoche. Vergessen wir nicht, dass Aufklärung eben Rationalismus sowie Empirismus mit seiner Vorliebe zur (naturwissenschaftlichen) Kategorienbildung bedeutete - und dabei beim Zuordnen von Menschen natürlich nicht halt machte.

    • @Jim Hawkins:

      Bedauernswert?

      Jemand der sogar ohne Parteizugehörigkeit in sein Amt gewählt wurde?

      Überzeugt mich nicht.

      Tübingen ist ja nun kein Nazi-Nest.

      • @rero:

        Tübingen ist eine sehr bunte Universitätsstadt. Leider befindet sich in ihrer Farbmischung auch ein nicht unerheblicher Anteil Brauntöne. Teilweise kommt dieser von der einheimischen Bevölkerung, teilweise auch von Studierenden und Lehrenden gewisser Verbindungen. Außerdem muss man sehen, dass rechtes Denken unter anderem auch Heimatschutz beinhaltet, hier also durchaus Schnittpunkte zu grünen Anliegen sind. Ein Oberbürgermeister in grün-braun ist für jeden, der Tübingen ein wenig von innen kennt, also gewiss kein Wunder, sondern im Gegenteil eine logische Konsequenz.

        • @boidsen:

          Würden Sie dann sagen, Palmer ist bedauernswert?

          Bei dem Erfolg, den er dort hat?

    • @Jim Hawkins:

      Ihr halsstarriger Onkel hat andere Menschen mit Nazis verglichen?

      • @Rudolf Fissner:

        Guten Morgen, Mr. Allesfalschversteher.

        Der Onkel existiert gar nicht in meinem Leben. Er ist ein Bild, eine Metapher, so wie etwa "der hässliche Deutsche".

        Ist ihnen dieser Typus tatsächlich völlig unbekannt?

        Er vergleicht auch nichts, er verurteilt, er diskriminiert und beleidigt, so wie Palmer.

        Alles klar, oder muss ich es noch einfacher erklären?

        • @Jim Hawkins:

          der rechte Onkel existiert nicht in Ihrem Leben, es ist ein Stereotyp in Ihrem Kopf.

    • @Jim Hawkins:

      Naja der Onkel ist halt normalerweise 70 oder älter, und gehört zu den hormonell deregulierten Männern, die auch bei Ruhestörung mit dem Luftgewehr auf den benachbarten Spielplatz schießen. Nur der Palmer ist nicht so alt. Aber vielleicht früh beginnende Demenz?

      • @sachmah:

        Das Ding ist, dass der Onkel (Vergleich) hinkt. Olle Opis, die wie Palmer andere mit Nazis vergleichen entsprechen nicht dem gängigen Bild vom ollen Opi die dort noch in der Partei waren. Ich vermute Herr Hawkins hat da was durcheinander gebracht.

      • @sachmah:

        Wer heutzutage gerade zu zwanghaft dieses Vokabular benützen muss, der hat tatsächlich irgendein absonderliches Problem.

        Hier geht es ja auch nicht um eine literarische Sache wie bei Koeppen, sondern um eine gezielte rassistische Provokation.

        Natürlich ist Palmer kein Nazi, aber er gehört wohl zu den Leuten, die mit einer sich verändernden Welt zumindest in Sachen Sprachgebrauch nicht zurechtkommen.

        Da ist er wie Nuhr, Martenstein oder Fleischhauer.

        Es passieren Dinge, die ihnen nicht passen, also quengeln sie wie Babys nach Aufmerksamkeit.

        • @Jim Hawkins:

          "Natürlich ist Palmer kein Nazi ..."

          Sicher doch, "natürlich..., aber".

          Was wirft man Palmer noch mal vor? Eben, solche "natürlich..., aber" Konstrukte.

          • @Rudolf Fissner:

            Jetzt seien Sie doch nicht so vernagelt.

            Mir geht es um das N-Wort, auf dessen Gebrauch Palmer in seiner kleinkariert-spießigen Art besteht.

            Bestehen Sie auch darauf?

            • @Jim Hawkins:

              Eigentlich besteht er doch aber darauf, dass man an einer bestimmten Bezeichnung kein Nazidenken erkennt.

              Finden Sie ernsthaft, dass er damit so völlig neben den Tee ist?

  • Ist ihm wohl zu ruhig um seine Person geworden. Einfach nur ein blöder Typ,