Tübingens Oberbürgermeister: Boris Palmer verlässt die Grünen

Der umstrittene Politiker kündigt nach rassistischem Eklat eine Auszeit an, um Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch die Grünen hat er verlassen.

Boris Palmer

Heraus zum 1. Mai: Boris Palmer verlässt die Grünen Foto: Sebastian Gollnow/dpa

BERLIN afp/dpa/taz | Nach heftiger Kritik hat der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer eine Auszeit angekündigt und seinen Austritt aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen erklärt. Ihm sei klar, dass es so nicht weitergehe, zitierte der SWR am Montag aus einer persönlichen Erklärung Palmers. Er könne seiner Familie, seinen Freunden und Unterstützern, der Tübinger Stadtverwaltung, dem Gemeinderat und der Stadtgesellschaft die wiederkehrenden Stürme der Empörung nicht mehr zumuten, erklärte Palmer demnach.

Wie der Grünen-Landesverband Baden-Württemberg mitteilte, erklärte Palmer am Montag zudem seinen Parteiaustritt. Der Austritt gelte mit sofortiger Wirkung. Palmer selbst bestätigte seinen Austritt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Zuvor hatte Palmer laut SWR angekündigt, in einer Auszeit professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und zu versuchen, seinen Anteil an den zunehmend zerstörerischen Verstrickungen aufzuarbeiten. Wie die angekündigte Auszeit konkret aussehen soll, sagte Palmer dem SWR nicht.

Der Tübinger Oberbürgermeister hatte zuletzt im Umfeld einer Veranstaltung zum Thema Migration an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main mit kontroversen Äußerungen erneut Empörung ausgelöst. Die Universität verlangte von Palmer eine Entschuldigung.

Am Freitag hatte Palmer am Rande einer Migrationskonferenz an der Universität Stellung zu Art und Weise seiner Verwendung des „N-Wortes“ gezogen. Als er mit „Nazis raus“-Rufen konfrontiert wurde, sagte Palmer laut einem durch den Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, Thomas Kaspar, auf Twitter veröffentlichten Video: „Ihr beurteilt Menschen anhand von einem einzelnen Wort. Und dann wisst Ihr alles über den Menschen. Das ist nichts anderes als ein Judenstern.“ Mit dem sogenannten N-Wort wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben.

Der 50-jährige Palmer stand schon früher wegen kontroverser Äußerungen in der Kritik. Im Mai 2021 hatten die Grünen in Baden-Württemberg ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn beschlossen. Anlass war ein als rassistisch eingeschätzter Post über den früheren Fußballnationalspieler Dennis Aogo auf Facebook. Nach Palmers Angaben war sein Eintrag satirisch gemeint.

Palmer und die Partei einigten sich schließlich auf einen Kompromiss: Palmer erklärte, er lasse seine Mitgliedschaft bei den Grünen bis Ende 2023 ruhen, womit der Parteiausschluss vom Tisch war. Er gewann dann im Oktober 2022 erneut die Oberbürgermeisterwahl in Tübingen und trat eine dritte Amtszeit an.

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