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Israels Krieg im GazastreifenHunderte Tote nach zwei Tagen israelischen Bombardements

Israel setzt seine neuen Angriffe im Gazastreifen fort. Ihre arabischen Verbündeten stoßen Netanjahu und die USA damit vor den Kopf.

Foto: Ammar Awad/reuters

Berlin taz | Am Mittwoch setzte Israel seine neuen Angriffe im Gazastreifen fort. Das israelische Militär forderte die Menschen im Norden und im Süden mittels Flugblättern dazu auf, die Kampfgebiete zu verlassen. Über 400 Menschen sollen laut der Gesundheitsbehörde der Hamas seit Montag getötet worden sein, darunter viele Frauen und Kinder. Mindestens ein ausländischer UN-Mitarbeiter soll außerdem bei einem Angriff auf einen UN-Standort getötet und mindestens fünf weitere sollen verletzt worden sein. Die israelische Armee streitet den Angriff ab. „Das kann kein Unfall sein“, sagt hingegen Moreira da Silva, der Exekutivdirektor des Büros für Projektdienste (Unops).

Neben Luftangriffen hat Israels Armee eigenen Angaben zufolge am Mittwoch auch wieder eine Bodenoffensive im Gazastreifen begonnen. Ziel sei es, eine Pufferzone zwischen dem Norden und dem Süden des Gebiets zu schaffen, teilte das israelische Militär mit. Diese „begrenzte“ Operation im Norden des Küstengebiets diene dazu, den sogenannten Netzarim-Korridor wieder einzunehmen, so die Streitkräfte am Mittwoch.

Die Waffenruhe ist Geschichte, seit Israel am Dienstag damit begonnen hat, den Gazastreifen erneut zu bombardieren. Während die israelische Armee von „Hamas-Zielen“ spricht, die sie ins Visier nimmt, gehen andere Bilder um die Welt. Sie zeigen überforderte Krankenhäuser in Gaza, in die zahlreiche schwer verletzte Kinder eingeliefert werden. Wieder werden ganze Familien ausgelöscht, und erneut befinden sich Tausende auf der Flucht, die meisten zum wiederholten Male. Seit 18 Tagen lässt der israelische Premier Benjamin Netanjahu zudem alle Hilfslieferungen in den Gazastreifen blockieren. Menschen drängen sich wieder bei der Essensausgabe und winken mit leeren Schüsseln, in der Hoffnung, etwas zu ergattern.

Waffenstillstands-Deal ist Makulatur

Netanjahu spricht davon, dass das „nur der Anfang“ sei. Er halte an seinem Ziel fest, die letzten israelischen Geiseln zu befreien und die Hamas zu „vernichten“. Damit kündigt Netanjahu das Waffenstillstandsabkommen auf, das er selbst und die Hamas unter arabischer Vermittlung und mit US-Garantien unterschrieben hatten und das am 19. Januar in Kraft getreten war. Dessen Umrisse lagen bereits seit letztem Sommer vor – der damalige US-Präsident Joe Biden hatte es zusammen mit Israel erarbeitet und als „US-Vorschlag“ bezeichnet. Die Hamas hatte damals nach erstem Zögern zugestimmt.

Der Deal lautete: eine Waffenpause, in deren ersten beiden Phasen die israelischen Geiseln mit palästinensischen Gefangenen ausgetauscht werden sollten. In einer dritten Phase sollte der Wiederaufbau des Gazastreifens beginnen. Die erste Phase wurde vor zwei Wochen mit der Freilassung von 25 israelischen Geiseln und den sterblichen Überresten von 8 weiteren im Austausch mit fast 2.000 palästinensischen Gefangenen abgeschlossen. Für die zweite Phase waren ein vollständiger Rückzug der israelischen Armee und ein permanenter Waffenstillstand verabredet. Als die Verhandlungen über diese zweite Phase ins Stocken gerieten, bot die Hamas an, alle Geiseln auf einen Schlag freizulassen, wenn sich Netanjahu zum Rückzug und einem Ende des Krieges verpflichtete.

Darauf wollte sich Netanjahu nicht einlassen: Er fürchtete, seine ultrarechte Koalition könnte auseinanderfallen. So begann er, mit Steven Witkoff, dem US-Gesandten des US-Präsidenten Donald Trump, der Hamas neue Bedingungen zu diktieren: Die erste Phase des Waffenstillstands sollte verlängert werden, weitere Geiseln sollten in dieser Zeit freigelassen werden. Als Gegenleistung bot er nicht einmal die Freilassung von palästinensischen Gefangenen an. Und die zweite Phase des Abkommen wollte er auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben.

Arabische Staatschefs sind düpiert

Es war klar, dass die Hamas diese Bedingungen nicht annehmen würde; sie sprach von Sabotage. Israelische Medien bestätigen, dass es Netanjahu nicht ernst meinte. Denn der Beschluss, die Offensive wieder aufzunehmen, wurde schon vor einer Woche gefällt – also in einer Zeit, in der die arabischen Unterhändler mit Vertretern der Hamas, Israels und den USA in Katar verhandelten, um zu retten, was noch zu retten schien.

Die arabischen Unterhändler sind darüber mehr als verärgert. Ägypten bezeichnet die neuen israelischen Angriffe als „eklatante Verletzung“ des Waffenstillstandsabkommens. Auch Katar und Saudi-Arabien und selbst die Arabischen Emirate – Israels derzeit wohl engste arabische Verbündete – verurteilen die Angriffe scharf. Hinter den Kulissen dürften noch deutlichere Worte fallen. Erst vor zwei Wochen legten sie bei einem arabischen Gipfeltreffen in Riad einen Plan für die Zukunft des Gazastreifens vor, in dem die Hamas keine Rolle mehr spielen sollte.

Doch dieser Plan ist nun erst einmal hinfällig, und die arabischen Staatschefs fühlen sich düpiert – auch von Trump, der im Voraus von Israels Angriffen informiert war und sie nicht verhindert hat. Israel bringt damit jene arabischen Länder gegen sich auf, mit denen es diplomatische Beziehungen unterhält, und auch Trump stößt seine wichtigsten US-Verbündeten in der Region damit vor den Kopf. Das dürfte sich langfristig als großer Schaden erweisen.

Was die Hamas erst groß gemacht hat

Und was kann Netanjahu damit erreichen, dass er zum Krieg zurückkehrt? Außer seine ultrarechten Koalitionspartner wieder an Bord zu bringen, darunter den Rechtsaußen Itamar Ben-Gvir, der nun wieder „Minister für Sicherheit“ ist und dessen ultranationale Partei ihm die nötigen Mehrheiten verschaffen kann? An die Befreiung der Geiseln glaubt er wohl selbst nicht. Ihre Angehörigen fürchten nun wieder aufs Neue um deren Leben. Hätte sich Netanjahu auf die zweite Phase des Waffenstillstands eingelassen, wären sie wohl kampflos freigekommen.

Und wie will Netanjahu es erreichen, dass die Hamas kapituliert oder „vernichtet“ wird? Dieses Ziel hat er nach 15 Monaten Krieg nicht erreicht. Zwar wurde die Hamas zweifelsohne geschwächt. Sie wird in Zukunft, wenn es nach dem arabischen Wiederaufbauplan geht, in Gaza wahrscheinlich keine tragende Rolle mehr spielen. Doch alle Militärgewalt kann nicht verhindern, dass sie im Untergrund weiterlebt und sich sogar neu organisiert. Denn solange in Gaza die Bedingungen herrschen, die zu ihrer Gründung geführt haben, und Israel womöglich zu einer direkten Besatzung des Gazastreifens zurückkehrt, wird die Idee eines militanten Widerstands florieren.

Unter diesen Bedingungen ist die Hamas entstanden und groß geworden, und dieselben Bedingungen werden ihr weiter Zulauf bescheren. Selbst wenn Israel jetzt noch einmal Tausende Palästinenser tötet und noch einmal Tausende zum wiederholten Male aus ihren Häusern vertreibt: qualitativ verschiebt sich damit nichts, solange nicht ernsthaft über die Rechte der Palästinenser verhandelt wird. Daran wird auch Netanjahus neueste Offensive nichts ändern.

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37 Kommentare

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  • Netanjahu hatte keine Mehrheit mehr nachdem aufgrund des Waffenstillstandes die Otzma Jehudit aus der Koalition ausgestiegen ist.

    Bis zum 31.3 muss der Haushalt verabschiedet werden ansonsten löst sich das Parlament automatisch auf und es gibt Neuwahlen.

    Ohne die Zustimmung von der Otzma Jehudit ist eine Verabschiedung ausgeschlossen.

    Nach Beendigung des Waffenstillstandes hat die Otzma Jehudit ihre Endscheidung wieder revidiert.

    Noch Fragen ?

  • Interessanter Artikel, bis er am Ende kippt. Die Hamas ist keine Widerstandsbewegung, auch wenn Israelkritiker immer wieder versuchen dieses Narrativ zu implementieren. Sie ist eine islamistische, faschistische, misogyne und abgrundtief antisemitische Terrororganisation. Deren menschenverachtende Diktatur jeden linken Menschen zu Widerstand gegen die Hamas bewegen müsste.

    • @Lehrerkind23:

      Können Widerstandsbewegungen nicht islamistisch, faschistisch, misogyn und antisemitisch sein?



      Ich habe den Widerspruch bis heute nicht verstanden.

    • @Lehrerkind23:

      Dies wird niemand, die bei Verstand ist leugnen. Das Problem ist die Annahme, dass daraus eine bedingungslose Solidarität mit der Regierung und dem Handeln Israels, als Staat und militärische Kraft, erwachsen muss.

    • @Lehrerkind23:

      So und nicht anders sieht es aus.



      Ich finde es erschreckend, was man hier teilweise lesen muss.



      Zwar dürfte das meiste von der Meinungsfreiheit gedeckt sein, aber das ändert nichts daran, dass einem bei den Ausführungen mancher "Israelkritiker" speiübel wird.

  • Es gibt Menschen, die jegliche Gewalt Israels rechtfertigen. Selbst der Bruch eines Waffenstillstands unter vorgeschobenen Gründen und die Tötung unzähliger Menschen, darunter Tausende Frauen und Kinder, die ganz sicher keine Hamas Kämpfer sind (was sicher auch auf die meisten getöteten Männer zutrifft), wird von diesen Menschen gutgeheissen.

    Das ist nichts weiter als Applaus für Genozid und Terror gegen Palästinenser und zeigt eine ungeheuer menschenverachtende Einstellung, wenn es um Palästinenser geht.

  • "Als die Verhandlungen über diese zweite Phase ins Stocken gerieten, bot die Hamas an, alle Geiseln auf einen Schlag freizulassen, wenn sich Netanjahu zum Rückzug und einem Ende des Krieges verpflichtete."

    Großzügig: Erst Entführen und ihnen schlimmes antun, und dann hoffen, das Israel doch bitte damit aufhört, wenn man diese wieder zurück gibt..., wenn das überhaupt glaubwürdig ist und keine PR Masche. Ist ja nicht so, dass seit mehr als 520-Tage Krieg herrscht. Wenn der Hamas die Menschen (Eigene und die anderen) so viel Wert währen, hätten die doch sicherlich das Angebot an Tag 1 machen können.

    • @Wayko:

      Haben sie. Hamas hatte am 8.10. angeboten, alle Geiseln freizulassen, wenn Israel nicht in Gaza einmarschiert.

      • @Mausbär:

        Na, fairerweise muss man aber auch sagen, dass das kein "Angebot" sondern ein Scherz ist. In jedem Artikel dazu ist lediglich die Rede von Zivilisten, auch in dem von Buchfan verlinkten Video. Andere Artikel sprechen sogar nur von Frauen und Kindern. Den "alle Geiseln gegen alle palästinensischen Häftlinge" Vorschlag gabs dann im November. Das sind alles keine "Deals", es gibt keine Regierung auf diesem Planeten die darauf hätte eingehen können. Das wäre so als würde ich sagen "Okay, ihr habt gerade weit über 1000 Zivilisten bei einem Terroranschlag getötet und geschändet. Aber wenn ihr uns die dabei genommenen Geißeln zurück gebt, geben wir euch jegliche Häftlinge, inklusive Terroristen, und ihr könnt weiter machen wie bisher. Bis zum nächsten Mal." Zu behaupten die Hamas wäre in irgendeiner Form zu tatsächlichen Verhandlungen bereit gewesen ist schlicht gelogen, wenn das die "Deals" sein sollen.

      • @Mausbär:

        Das ist natürlich etwas albern.



        Schließlich hatten die Terroristen ja da erst gerade ihr genozidales Massaker angerichtet. Dann Geiseln zu entführen und zu sagen, "wir geben sie euch wieder, wenn ihr nichts macht", mag eine gerissene Taktik von Terroristen sein, aber mehr auch nicht.



        Darauf sollten Sie und andere hier nicht hereinfallen.

    • @Wayko:

      "Wenn der Hamas die Menschen (Eigene und die anderen) so viel Wert währen, hätten die doch sicherlich das Angebot an Tag 1 machen können."



      Nicht am 1. Tag, aber am 17.10.2023:



      "Hamas officials willing to release all civilian hostages if bombing stops"



      www.nbcnews.com/no...stops-195814981857

      • @Buchfan:

        Danke für die Korrektur

  • Es ist wie mit Russland und der Ukraine. Die Hamas hat den Krieg begonnen, dass Israel sich verteidigt und dafür sorgen will, dass so etwas nie mehr passiert ist absolut nachvollziehbar.

    Die Hamas kann den Krieg jederzeit beenden. Geiseln freilassen und Waffen niederlegen.

    Eine Terrororganisation darf niemals gewinnen. Genauso wenig wie Putin gewinnen darf.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Ich habe es ihnen schon einmal gesagt: auch palästinensische Zivilisten haben Menschenrechte. Die Konsequenz ihrer Forderung ist die Tötung eines substantiellen Teils der Bewohner des Gaza-Streifens.



      Die Hamas ist da doch offensichtlich nur noch ein Strohmann.



      Solange die palästinenser keine Rechte erhalten wird es immer wieder bewaffnete Gruppen geben, die sich gegen Israel wenden.



      Diese zynische Forderung, Frieden durch Vernichtung bedeutet eben genau das - und ich denke das wissen sie wohl- die Vernichtung der Lebensgrundlage des palästinensischen Volkes.

  • Ich bezweifle, dass Saudi-Arabien und VAE wirklich düpiert sind. Die sind doch froh, wenn die Hamas bekämpft wird.



    Die einzigen, die wirklich etwas dagegen haben dürften, sind wohl die Hamas-Financiers in Qatar. Wahrscheinlich gibts zur Strafe ein paar neue "Forschungsprogramme" an westlichen Universitäten.

  • 120% Zustimmung und danke für die klaren Worte und endlich einer klaren Einordnung der Ereignisse die zum endgültigen Bruch des Waffenstillstandabkommens und zur Wiederaufnahme der Kampfhandlungen geführt haben.



    Und ich denke Israel wird auf lange Zeit normale Beziehungen mit den anderen arabischen Staaten vergessen können, schon allein weil das von der überwältigenden Mehrheit der Bürger der einzelnen Staaten abgelehnt wird. Die Länder die Beziehungen haben wie Jordanien und Ägypten sehen sich sowieso schon immer mehr Druck aus der Gesellschaft ausgesetzt. Trump wollte Frieden, wenn dann hat er gerade den Grundstein für mehr Konflikt gelegt.

  • Es ist traurig, dass man die Menschen nicht wenigstens aus Gaza rauslässt.

    Wenn es Ägypten destabilisiert, sollten sie in anderen Staaten untergebracht werden.

    Soweit sollte die arabischen Solidarität schon gehen.

  • Ich halte die aktuelle israelische Aktion für einen Fehler. Aber der Fortbestand der Hamas liegt darin sicher nicht begründet. Da fehlt einfach der politische Wille auf der arabisch - palästinensischen Seite, die Mörderbande auch als solche zu benennen und entsprechend zu agieren. Wenn‘s gewollt wäre, würden die von ihren eigenen Unterstützern zur Freilassung der Geiseln und zur Niederlegung ihrer Waffen gezwungen

  • Warum fordert eigentlich niemand die Auslieferung der Vergewaltiger, Mörder und Entführer vom 7.Oktober? Schließlich haben die teilweise sogar ihre Taten gefilmt und ins Netz gestellt.



    Ich bin sicher, wenn man die Täter ausgeliefert und die Geiseln freigelassen hätte, wäre der Krieg schon zu Ende.

    • @Peter Schütt:

      Auch IDF Soldaten haben ihre Kriegsverbrechen gefilmt und ins Netz gestellt. Sie haben gefoltert auch mit sexueller Gewalt (siehe letzter UNO Bericht). Warum fordern sie nicht genauso deren Auslieferung? Schließlich haben sie in Israel keinerlei Bestrafung zu befürchten.

      Und nein, der Krieg wäre nicht zu Ende. Das haben die rechtsradikalen Spinner (ja, auch Likud kann man mittlerweile so bezeichnen) doch oft genug gesagt.

      Außerdem: im vorletzten Satz des Artikels steht das Entscheidende. Solange Israel Unrecht verübt, wird es immer Widerstand geben und der Konflikt dreht sich im Kreis.

      • @Barnie:

        "Solange Israel Unrecht verübt, wird es immer Widerstand geben"



        Faszinierend, wie die Verbrechen der Hamas standhaft als Widerstand verklärt werden.



        Dass das zur Verewigung des Konflikts einen durchaus entscheidenden Teil beitragen könnte, kommt Ihnen nicht in den Sinn?

    • @Peter Schütt:

      Warum fordert niemand die Auslieferung des per Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vom ICC gesuchten Ministerpräsidenten? Warum fordert niemand die Einhaltung des internationalen Rechts, der Resolutionen der UNO und die Beendigung der völkerrechtswidrigen Siedlungen, der Mauer und der besetzten Gebiete?

    • @Peter Schütt:

      "Warum fordert eigentlich niemand die Auslieferung der Vergewaltiger, Mörder und Entführer vom 7.Oktober? Schließlich haben die teilweise sogar ihre Taten gefilmt und ins Netz gestellt."

      Wenn Sie die Nachrichten seit dem 7.10.23 verfolgt haben, sollte Ihnen aufgefallen sein, dass schon hunderte Mal die Bestrafung dieser Verbrecher gefordert wurde...

    • @Peter Schütt:

      Die Täter sind doch schon lange tot. Und dass Netanjahu eben nicht die Freilassung aller verbliebenen Geiseln als Gegenleistung dafür akzeptiert hat, den Krieg zu beenden, steht explizit im Artikel. Das war im Übrigen auch von Anfang an absehbar, dass der Übergang zur vereinbarten "zweiten Phase" von Netanjahu wohl nicht ernstgemeint war, hatte ich schon im Januar befürchtet, und genauso ist es gekommen. Bezeichnenderweise will jetzt auch Ben Gvir zurück ins Kabinett. Wie man diese Regierung immer noch verteidigen oder ihr Handeln relativieren kann, verstehe ich nicht.

      • @Günter Picart:

        "...dass der Übergang zur vereinbarten "zweiten Phase" von Netanjahu wohl nicht ernstgemeint war..."



        Das ist eine Annahme, der ich nicht einmal unbedingt widersprechen möchte... allerdings sei darauf verwiesen, dass für einen Beginn der zweiten Phase Hamas-Geiseln freigelassen werden sollten, die dann - Überraschung! - nur als Leichen auftauchten, und dann sogar noch falsche. Dass das einen friedlichen Prozess unterminiert, dürfte auch dem verbohrtesten Hamas-Anhänger klar sein.

    • @Peter Schütt:

      Oh hier im Forum wurde ich üble Dinge genannt, als ich diese Forderung aufgestellt habe. Von vermeintlich Linken.

    • @Peter Schütt:

      Erstens wurde die Freilassung der Geiseln etliche Male gefordert (z.B. in mehreren UN-Resolutionen), zweitens hat die gegenwärtige israelische Regierung oft genug klargestellt, dass dann der Krieg nicht zu Ende wäre (was ja auch das Wüten im WJL zeigt), und drittens - und vor allem - rechtfertigt nichts, was Hamas oder nicht macht, eine Kollektivbestrafung von zwei Millionen Menschen, die inzwischen nach Einschätzung etlicher Experten genozidale Züge angenommen hat.

    • @Peter Schütt:

      Und ihre Logik ist welche? Weil ein paar der Täter vom 7. Oktober vage zu erkennen sein mögen auf ihren verwackelten Videos, könnte man es doch eins fix zwei bewerkstelligen, die ganze verstreute Truppe festzunehmen?

    • @Peter Schütt:

      Die Vorstellung, dass durch eine Vervielfältigung der Zugänge zu einer Debatte auch die Qualität des Diskurses gesteigert wird, wird (wenn es gut läuft) irgendwann zu Recht als eine der absurdesten Selbsttäuschungen der Gesellschaft erkannt werden. Bis dahin können wir nur hoffen von denen verschont zu bleiben, die immer schon gewusst haben wo der Feind steht und wie mit ihm umzugehen ist.

    • @Peter Schütt:

      Das bezweifle ich stark. Netanyahu will seinen Korruptionsverfahren entgehen - gestern wäre eine Anhörung gewesen, die dann abgesagt wurde (warum wohl?) - seine rechtsradikalen Regierungspartner sagen seit Langem offen, dass sie ein Groß-Israel wollen. Denen sind die eigenen Geiseln völlig egal. Auch im Westjordanland, Libanon und Syrien wird fleißig alles für den vergrößerten Staat getan - Smotrich hat es immer wieder offen gesagt, was sie wollen. Es geht der israelischen Regierung um Machterhalt, -vergrößerung und Land und nicht um Zivilist:innen - weder um die eigenen noch, noch um palästinensische. Zudem baut diese Regierung immer mehr demokratische Strukturen ab, schaltet Kritiker:innen zunehmend aus (siehe diverse taz-Berichte kürzlich).

  • Man tötet Hunderte umbein paar Dutzend Geiseln freizupressen.

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Die Hamas offenbart eine eklatante Diskrepanz zwischen ihren vollmundigen Versprechungen und ihren tatsächlichen Handlungen. Anstatt der angekündigten lebenden Geiseln werden groteske Leichenübergaben inszeniert. Diese Terrororganisation, die ihre eigene Bevölkerung in ein unermessliches Elend gestürzt hat, erweist sich als zutiefst unzuverlässig.

    Solange die Hamas weiterhin in Gaza schaltet und waltet, Raketen auf Israel abfeuert und Hilfslieferungen plündert, ist ein dauerhafter Frieden in Gaza sowieso unmöglich. Ihre Handlungen untergraben jede Chance auf Stabilität und verschärfen das Leid der Bevölkerung.

    • @Michaela Dudley:

      In dieser Hinsicht bin ich ganz bei ihnen. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite sparen sie, wie so häufig aus.

      Israel hat die Verhältnismäßigkeit zu waren und die Zivilisten zu schützen. Und das war aufgrund der israelischen Militärstrategie während des gesamten Konflikts nicht der Fall.

      Es ist inhuman über das Ausmaß der Zerstörungen einfach hinwegzusehen, die vielen Toten quasi als Kollarteralschäden zu betrachten und sich dann eine Rechtfertigung für ein weiter so zu konstruieren. Die Hamas kann nicht für alles als Grund herhalten.

      Da hilft es dann auch nicht weiter, sich auf das internationale Recht, die festgehaltenen Geiseln oder Raketenbeschüsse zu beziehen. Das sind Alibifunktionen die rein gar nichts mit den derzeitigen Lebensverhältnissen der palästinensischen Bevölkerung zu tun haben.

      Hier gilt es eine zumutbare Lösung zu finden und es ist Aufgabe Israels und der internationalen Gemeinschaft für den Schutz und vernünftige Lebensbedingungen der palästinensischen Bevölkerung zu sorgen.

    • @Michaela Dudley:

      Leider bleiben Sie die Antwort auf die Frage, wie Sie sich eine für beide Seiten akzeptable Lösung vorstellen, weiterhin schuldig.



      Vorschläge wie: 'Die Zivilbevölkerung Gazas soll sich gegen die Hamas wenden.' sind so realistisch wie 'Sie haben kein Brot? Sollen sie doch Kuchen essen.'

      Dass israelische Bombardements etwas ändern, werden Sie nicht erleben, und zwar, Zitat aus dem obigen Artikel, " solange nicht ernsthaft über die Rechte der Palästinenser verhandelt wird."

      Was Sie in Ihren Beiträgen konsequent ausblenden, ist die Rolle Netanjahus, der aus immer wieder genannten Gründen kein Interesse am Ende des Krieges hat, genausowenig wie die Rolle Smotrichs und der anderen Rechten in der Regierung. Und nein, ich bin kein Hamas-Fan!

    • @Michaela Dudley:

      Und das rechtfertigt, ohne jede Vorwarnung Bomben zuwerfen?

    • @Michaela Dudley:

      Ich lese Ihre Kommentare seit geraumer Zeit und mir fehlt bei jedem die Rolle der israelischen Regierung bei diesem Konflikt - nein, nicht als Opfer, die keine andere Wahl haben. Diese Extremisten und die „anderen“ Extremisten nehmen sich für mich schon lange nichts mehr - Spielbälle ist die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten. Dass Hamas und Co nicht im luftleeren Raum entstanden sind, sondern im Kontext mit israelischer Besatzung, Vertreibung und Apartheitspoltik, fehlt bei Ihnen auch konsequent. Gewalt und Terror ist zu verurteilen - egal, wer sie ausübt.

      • @Mausbär:

        Die Unterscheidung zwischen einer demokratisch gewählten Regierung - die die Regierung Netanjahu ja immer noch ist - mit funktionierender Opposition einerseits und einem Terrorregime andererseits, sollte man aber dennoch machen, und nicht alles unter dem Oberbegriff "Extremisten" subsumieren. Denn auch die Unterstützung, die ein Netanjahu in Israel besitzt, geschieht nicht im luftleeren Raum, sondern hat eine konkrete Vorgeschichte in Gestalt des palästinensischen Terrors. Und schließlich sollte man unterscheiden zwischen einem Angriff, wie dem vom 7.10., der keinerlei militärische Ziele hatte, in dem es ausschließlich um eine maximale Zahl von toten Israelis ging, und dem militärischen Gegenschlag (der bei aller berechtigtigten Kritik an der israel. Kriegsführung), der auf die Beseitigung einer Terrorgruppe zielte.



        "Apartheidspolitik", das nur am Rande, liegt immer eine auf "Rassen-"Trennung basierende Ideologie zugrunde, und ist eben deshalb auch etwas völlig anderes als nur rechtliche Ungleichbehandlung. Auch über die floskelhafte Verwendung von Kampfbegriffen darf man gerne nachdenken, gerade, wenn man auf der anderen Seite Differenzierung verlangt.