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Grünes Wahlprogramm 2025Wirtschaft vor Klima

Die Grünen stellen ihre Ziele für die Bundestagswahl vor. Der Vergleich mit dem Programm zur letzten Wahl ist aufschlussreich, nicht nur, weil es kürzer ist.

Die Menschen können „stolz auf ihre Arbeit“ sein: Die Grünenspitze stellte am Dienstag den Entwurf ihr Programm für die Bundestagswahl vor Foto: Kay Nietfeld/dpa

Berlin taz | Die Grünen präsentieren am Dienstagvormittag offiziell den Entwurf für ihr Wahlprogramm. Rund 250.000 Zeichen umfasst der Text, nicht mal halb so viele wie das Programm zur Wahl 2021. Auch wenn noch ein paar Zeilen dazukommen werden, bis ein Parteitag Ende Januar den Entwurf berät und verabschiedet: Im vorgezogenen Wahlkampf hält sich die Partei bewusst kurz.

Der Vergleich der beiden Programme gibt aber noch mehr her als das. Dass sich in den dreieinhalb Jahren dazwischen die Weltlage geändert hat, dass die Grünen von der Oppositions- zur Regierungspartei wurden, dass sie allerlei Attacken ausgesetzt waren und heute Angriffsflächen noch mehr fürchten als je zuvor – all das ist deutlich erkennbar.

Wirtschaft und Klima

Das grüne Wahlprogramm von 2021 begann mit einem Kapitel zur Klimapolitik und dem Satz: „Die Klimakrise ist die Existenzfrage unserer Zeit.“ Nun stellt die Partei die Wirtschaftspolitik nach vorne. „Der deutsche und europäische Standort“ und die Innovationskraft sollen gestärkt, die Bürokratie abgebaut werden. Die Menschen seien, so heißt es nun im ersten Satz des Kapitels, „zurecht stolz“ auf die Qualität ihrer Arbeit. Da kann wohl selbst die FPD nichts gegen sagen.

Konkret folgen dann einige bereits bekannte grüne Forderungen: Die Investitionsprämie von 10 Prozent für Unternehmen, der erleichterte Zuzug von Fachkräften und eine Industrie, die klimaneutral modernisiert werden soll.

Die zentrale Forderung der Grünen ist der Deutschlandfonds. Es ist ihr leicht patriotisch angehauchter Name für eine neue Investitionspolitik. Aus dem Fonds sollen das Bahnnetz, Schulen und Kitas saniert werden. Auf ein Volumen legen sich die Grünen nicht fest, sie sprechen aber von einem Investitionsbedarf im dreistelligen Milliardenbereich. Um Investitionen möglich zu machen, soll die Schuldenbremse reformiert werden.

Erst nachdem der Deutschlandfonds abgehandelt ist, geht es explizit um die Klimapolitik. Hervorgehoben wird dabei die soziale Frage. Die Grünen fordern ein Klimageld, durch das Menschen mit niedrigen Einkommen Einnahmen aus der CO2-Bepreisung erstattet bekommen. Auch MieterInnen sollen davor geschützt werden, dass steigende CO2-Preise auf sie abgewälzt werden. Richtig konkret werden die Grünen aber vor allem dort, wo Klima- auch Wirtschaftspolitik ist. So fordern sie eine Kaufprämie für E-Autos und Solaranlagen.

Arbeit und Soziales

Der zweite große Abschnitt des Programmentwurfs widmet sich der Sozialpolitik. Die Grünen fokussieren auf die arbeitende Mitte: Der Mindestlohn soll auf 15 Euro steigen, die Tarifbindung erhöht werden, das Tariftreuegesetz, das in der Ampel an der FDP scheiterte, endlich kommen. Ansonsten sticht der Vorschlag hervor, Gehälter in Stellenausschreibungen transparent zu machen.

Einen großen Stellenwert nehmen die gestiegenen Lebenshaltungskosten ein, etwa bei der Miete. Die Mietpreisbremse soll verlängert und angezogen werden, indem sie etwa schon für Wohnungen gilt, die nur 5 Jahre alt sind. In angespannten Wohnlagen sollen Mietsteigerungen gestoppt werden.

Das große grüne Projekt der zu Ende gehenden Legislaturperiode, die Kindergrundsicherung, gilt als gescheitert. Im Programmentwurf nehmen die Grünen aber für sich in Anspruch, damit eine „breite gesellschaftliche Debatte“ angestoßen und die Zahl der Anträge für den bisherigen Kinderzuschlag deutlich gesteigert zu haben. Am Ziel, mit einer Kindergrundsicherung mehrere bisherige Leistungen zu bündeln, hält die Partei fest.

Ansonsten nimmt sie in der Familienpolitik wieder die Klientel der Besserverdienenden in den Blick. Sie will das Elterngeld auf minimal 400 Euro und maximal 2.400 Euro erhöhen. Davon dürften vor allem gut verdienende Eltern profitieren, die bisher maximal 1.800 Euro erhielten. Der Minimalbetrag steigt nur um 100 Euro.

Das Bürgergeld, eine der größten Neuerungen der Ampel-Koalition, handeln die Grünen in wenigen Absätzen ab. Man will mit Anreizen statt mit Sanktionen Menschen in Arbeit bringen. Ansonsten ist wohl auch die grüne Schweigsamkeit in diesem Bereich Ausdruck des Zeitgeistes.

Finanzierung

Es gibt verschiedene Wege zu mehr Steuergerechtigkeit und die Grünen bevorzugen eine Vermögenssteuer von 1 Prozent für alles über 2 Millionen Euro: So stand es im Wahlprogramm 2021. Dieses Mal ist es umgekehrt: Eine Vermögenssteuer taucht im Entwurf zwar als eines von mehreren möglichen Instrumenten auf. „Fokussieren“ wollen sich die Grünen aber auf andere Maßnahmen: Die Einführung einer globalen Milliardärssteuer, wie von Teilen der G20-Staaten gewünscht, und das Schließen von Steuerlücken zum Beispiel bei „außerordentlich großen Erbschaften“.

Nahezu wortgleich entspricht das einem Kompromissbeschluss vom Parteitag im November. Einige, vor allem vom linken Flügel, wollten dort eine Neuauflage der Forderung von 2021. Andere fürchteten, dass die Grünen damit auf die Nase fliegen könnten – die Erfahrung habe man schon öfters gemacht, etwa bei der verlorenen Bundestagswahl 2013. Der Fokus auf Lücken im bisherigen System, und das auch nur für die Reichsten der Reichen, soll weniger Angriffsfläche bieten.

Der Europa-Abgeordnete Rasmus Andresen gehört zu den grünen Verfechtern einer Vermögenssteuer. Er sagte der taz, das Programm der Grünen habe sich zuletzt nach links verschoben. Andresen ist froh, dass die Forderung nach einer Vermögensteuer als „Signal“ im Wahlprogramm stehe. Einen innergrünen Streit um das richtige Instrument will er vermeiden. Konkreteres wünscht er sich beim Kampf gegegen die Marktmacht der großen Konzerne, um etwa Preistreiberei von Lebensmittelkonzernen zu verhindern. Ob er selbst Änderungsanträge einbringen werde, ließ er offen.Eine weitere Maßnahme, die der Entwurf neben Steuern und Krediten für mehr finanzielle Spielräume vorsieht, ist der Grünen-Klassiker „Abbau klimaschädlicher Subventionen“. Nach den Erfahrungen der letzten drei Jahre ist er aber vorsichtiger verpackt als 2021: Betroffene wolle man bei der Anpassung unterstützen, auf soziale Ausgewogenheit achten. Das Ende der Dieselsubventionierung taucht nicht mehr explizit auf.

Asyl

Auch im Entwurf für das Bundestagswahlprogramm covern die Grünen wieder den einstigen Horst-Seehofer-Leitspruch „Humanität und Ordnung“. Immerhin kommt er aber nur noch an einer Stelle vor und nicht gleich dreimal wie noch bei der Europawahl im Mai.

Inhaltlich war grünen-intern in den Regierungsjahren wohl kaum ein Bereich so umstritten wie die Asylpolitik. Auf dem Parteitag im November gab es auch hierzu einen Kompromissbeschluss. Die Passagen im Programmentwurf bauen jetzt ebenfalls darauf auf – fallen stellenweise aber trotzdem dahinter zurück.

Die Grünen wollen zwar das „Grundrecht auf Asyl verteidigen“. Sie stehen „weiterhin zum Kirchenasyl“, wollen Einschränkungen beim Familiennachzug „aufheben“ und die „Förderung der zivilen Seenotrettung fortführen“. In der Kürze des Programmentwurfs sind aber andere Forderungen des Parteitags entfallen. Es fehlt zum Beispiel die explizite Positionierung dagegen, im Zuge der europäischen GEAS-Reform sogar Kinder zu inhaftieren. Und dass sich Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan verbieten würden, wie man aus dem Parteitagsbeschluss zumindest mit gutem Willen herauslesen konnte? Auch davon ist nichts mehr zu lesen. Nur von einem „Abschiebestopp in den Iran und von Jesid*innen“ ist die Rede.

Der grüne Asyl-Politiker Erik Marquardt weist darauf hin, dass die Liste der Länder, in die abgeschoben werde, weniger eine politische Entscheidung sei, sondern von der menschenrechtlichen Lage vor Ort abhänge. Trotzdem geht er davon aus, dass es in diesem Punkt Änderungsanträge geben werde. Ansonsten bezeichnet er den Entwurf auf taz-Anfrage als „solide“ und ist froh, dass im Wahlprogramm keine innergrünen Kämpfe ausgefochten werden. Deutschland brauche wieder eine „progressive Migrationspolitik“, gerade im Unterschied zur CDU, die Zurückweisungen an der Grenze und einen Aufnahmestopp für Syrer fordert.

Krieg und Frieden

Die Grünen haben sich vorgenommen, wieder öfters vom Frieden zu sprechen, um dem Vorwurf der Kriegstreiberei entgegenzuwirken. Rein quantitativ haben sie den Vorsatz schon mal befolgt: 26 Mal taucht der Begriff „Frieden“ im Programmentwurf auf, die Begriffe „Taurus“ oder „Leopard“ fehlen dagegen. Inhaltlich ändert das nichts an den grünen Positionen der letzten drei Jahre. Mit „diplomatischer, finanzieller, humanitärer und militärischer Unterstützung“ stehe man an der Seite der Ukraine. Der deutsche Verteidigungsetat müsse „dauerhaft deutlich mehr als zwei Prozent des BIP“ betragen.

Ein paar klassisch friedenspolitische Forderungen sind daneben noch übrig. Die Grünen wollen weiterhin gesetzlich festgelegte und einklagbare Kriterien für Rüstungsexporte (daran sind sie in dieser Legislaturperiode gescheitert). Und sie möchten auch immer noch „Abrüstungsinitiativen und Rüstungskontrolle vorantreiben“. Die umstrittene Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland spart der Entwurf aber aus. Zum Krieg in Nahost gibt es nur einen Absatz – und der bleibt unkonkret.

Feuersalamander und Co

Einige Triggerpunkte früherer Wahlkämpfe werden geschickt umschifft: Die Worte vegan und vegetarisch tauchen nicht auf. Stattdessen müsse die Politik Antworten auf den sinkenden Fleischkonsum finden. Nicht die Grünen sind radikal, die Menschen sind es.

Aber keine Sorge, ein paar grüne Herzensthemen haben es in den Entwurf geschafft. Zum Beispiel der Feuersalamander, den die Grünen vorm Aussterben retten wollen. Andere Tiere müssen dafür weichen: „Indem wir beispielsweise beim Wolf die Regeln für Abschüsse in problematischen Fällen vereinfacht haben, erhöhen wir die Akzeptanz des Artenschutzes als Ganzes.“

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30 Kommentare

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  • Die Grünen haben genau dasselbe Problem wie Kamala Harris. In dem TV-Duell hatte Trump sie gefragt "Sie schlagen hier alle diese wundervollen Dinge vor, warum haben sie die in den letzten 3 1/2 Jahren nicht gemacht?"

    Die Grünen haben schlicht keine realistischen Antworten auf die drängendsten Fragen. Mehr Schulden machen, nicht einmal wie bei der Bundeswehr sondern jedes Jahr - das kaufen ihnen in D immer weniger Leute ab. Realitätskontakt wäre absolut notwendig, gefolgt von einer Neu-Definition der Ziele und einer realistischen Strategie die man in Deutschland auch vermerkten kann - ohne das Weltuntergangsszenario der FFF von dem die Partei letztes Mal profitiert hat. Merke: Weltuntergänge die nicht stattfinden sind schlecht fürs Geschäft. Man endet da wo die Zeugen Jehovas sind (die hatten glaube ich das Ende schon 4 mal vorausgesagt).

    Ok, Habeck wird sich da mit vorgetäuschter Selbstkritik und Dackelblick vesuchen rauszuwinden, aber das kaufen ihm immer weniger Leute ab. Eine echte und vor allem auch glaubwürdige rRückbesinnung auf die eigentlichen Werte wäre notwendig, aber da habe ich bei dem Personal keine Hoffnung.

  • Ich bedauere, dass die Grüne Jugend es nicht vermag, Habeck und Konsorten in die Schranken zu weisen: Diesel subventionieren, Feuersalamander schützen, nach Afghanistan abschieben und die Peitschenschläge für Menschen im Bürger*innengeldbezug besser erklären: Den Menschen sagen, dass die Adresse "Am A." die beste Adresse für sie ist. Am A. sind viele - aber wohnen müssen dort nicht alle. Der Iran empfiehlt sich als schwarz-grün zertifiziertes Herkunftsland für respektable Menschen - mutig, zumal sogar Vergewaltigung-in-der-Ehe-ist-keine-Vergewaltigung-Merz sich bestimmt zu dieser kleinen "Menschlichkeit" hinreißen lässt. Alles Deutschland, Europa - der Rest der Welt interessiert uns nur, wenn er Maskottchen für unsere Welt produziert. - Die Habeck-Grünen haben sich wohnlich in dem Abgrund eingerichtet, den eine von ihnen tolerierte und mitgetragene Politik für die Mehrheit der Menschen (lauter Minderheiten) auf diesem Planeten bedeutet. Sie tun nichts, um das Image "Schnell mit dem SUV zum Biomarkt" loszuwerden. Das Image wird transformiert: "Schneller mit dem SUV an allen Menschen vorbei, die barfuß unterwegs sind."

  • Allens Tünkram. Und Verkehr findet nicht mehr statt.

  • Grüner Wahlprüfstein 2021 „Klimakrise ist die Existenzfrage unserer Zeit“ war wie das Orakel von Oklahoma Buffet in der Krytowährung Politikfrage ob Bitcoin geldpolitische Atombombe unserer Gegenwart sei, das Orakel in der „Give Peace a Chance“ Frage John Lennons Song gegen US Vietnamkrieg 1969 „Frieden schaffen ohne Waffen“ angesichts vermehrt drohend weiterer fossil getriebener Kriege wie russischer Angriffskrieg in Ukraine seit 24.2.2022 aus Mangel an neuen postfossil de-carbonisierten Geschäftsmodellen gas- , ölproduzierender Länder. Da mit wirksamen Pfund wirtschaftlichen Instruments gegen fossil getriebene Kriege, nämlich der Klimatransformation der Weltwirtschaft weg von klimabelastend fossilen zu klimaneutralen Energieträgern nicht zu wuchern, Gas-, Kohle. Öl Nachfrageseite so zu schwächen, dass Gas- Kohle-, Ölpreise under the Line von Lieferketten-, Produktionskosten fallen fossil getriebene Kriege nicht mehr darstellbar sind, ist wohl nur aus Feigheit vor Freunden zu erklären die an hohem Preisniveau von Gas. Kohle, Öl weiter partizipieren wollen auf beiden Frontseiten mit Lippenbekenntnissen im öffentlichen Raum bei EU-NATO-Gipfeln Frieden allein mit Waffen zu schaffen

  • Jede gute Führung sollte erkennbar und adaptionsfähig sein. Ich gehe davon aus, dass die Grünen ihren Zielen einen längeren Rahmen geben. Für mich sind die Grünen nach wie vor die einzig wählbare der großen Parteien. Alle anderen sind einfach way off.

  • Die GRÜNEN haben in der Regierungsverantwortung der letzten 3 Jahre erfahren müssen, das konsequenter Klimaschutz in der realexistierenden Marktwirtschaft nicht umsetzbar ist.

    Konsequenter Klimaschutz, der uns auf den 1,5 Grad Pfad führen würde, mit einer drastischen Reduktion von Flügen, Privatautos und Fleischkonsum, würde weltweit umgesetzt, den CO2 Ausstoß reduzieren, aber gleichzeitig die Gesellschaften unverantwortlich destabilisieren (steigende Arbeitslosigkeit, sinkende Steuereinnahmen). Das ist keine realistische Option und von der Mehrheit der Menschen nicht gewollt.

    So rasen wir weiter, nur wenig gebremst, mit 3 Grad Erwärmung in eine ökologische Katastrophe.

    Die Aufgabe der GRÜNEN ist es , das den umweltbesorgten Bürgern "Bemühungen" vorgespielt werden, ein "Wohlfühlklimaschutz", damit sie ihre Hoffnung nicht zu schnell verlieren und im System "funktionieren", aber weiter konsumieren.

    Bislang führten die Vorstöße der Grünen (sehr vereinfacht gesagt) dazu, das Energie teuerer wurde und der weltweite CO2 Ausstoß nicht sank.

    Die Grünen sind besser in der Opposition aufgehoben, als konsequenter Anwalt des Klimas und der Umwelt.

    • @Paul Schuh:

      Das heißt ihr Vorschlag wäre so eine Art Totalverweigerung wenn es um Umwelt und Marktwirtschaft geht? Nach dem Motto es gibt kein richtiges Leben im Falschen? Einerseits kann ich das nachvollziehen, weil vieles eben nicht richtig läuft. Andererseits hat die Grünen diese von Ihnen kritisierte Haltung doch erst dahin gebracht, im Rahmen einer Regierungsbeteiligung mitgestalten zu können. Nehmen wir beispielsweise das Deutschlandticket. Bringt mehr Menschen vom eigenen Auto auf die Schiene. Reduziert dadurch den CO2 Ausstoß. Als wohlfeile Idee einer Oppositionspartei wäre diese Maßnahme wohl kaum umgesetzt worden. Und wenn die Grünen nicht Teil einer Regierung sein sollen, wer denn dann um diese Projekte voranzutreiben? Eine große Koalition? Gar die FDP? Ich nehme an, die beiden populistischen Parteien, die gerade insbesondere im Osten des Landes gern gewählt werden, fallen ihnen dabei nicht ein. Und wenn sie die Linke meinen: Die hat einige gute Ideen, aber keine Hausmacht, weil viele Leute das wiederum zu radikal ist. Die Leute nicht mitzunehmen funktioniert nämlich auch nicht.

    • @Paul Schuh:

      50 % der aktuellen globalen klimawirksamen Emissionen werden allein durch die USA, China und Indien in die Atmosphäre eingetragen. Diese 50 % entsprechen ziemlich genau den jährlichen Gesamtemissionen des Referenzjahres 1990.

      Insofern spielt es keine Rolle, ob wir hier unsere Wirtschaft so weit ruinieren, dass unser Ausstoß auf Netto-Null fällt, weil allein der jährliche Zuwachs von Indien und China binnen der nächsten Jahre unseren eigenen jährlichen Ausstoß komplett übertreffen wird. Und das hat gar nichts mit Marktwirtschaft zu tun, sondern damit, dass keinem Land im globalen Klima die Reserven zur Verfügung stehen, um den Entwicklungsrückstand mit fossilem Wirtschaftswachstum aufzuholen.

      Sofern in diesen Ländern hierfür keine Erkenntnis und kein politischer Wille zum Umsteuern reift, können wir uns unsere Bemühungen bedauerlicherweise schenken. Gut möglich, dass den Realos bei den Grünen das gedämmert ist, der Linke Flügel hatte es ja ohnehin noch nie mit Fakten!

      Indien will bis 2032 90 Gigawatt an Kohlkraftwerken errichten und China hat 2023 den Zubau von knapp 106 Gigawatt genehmigt. Das ist in Summedas 5-fache, was wir mit dem Kohleausstieg vom Netz genommen haben werden.

  • Tja, so kommt es wie es kommen musste und wie ich bereits in anderen Artikeln erwähnte, sind die Grünen damit nicht mehr wählbar. Zumindest für mich, schade, war jahrelang treu und voller Optimismus.

    Bleiben noch die Linke, auch wenn zerstritten und aktuell eigentlich auch 0 regierungsfährig, setze ich doch meine Hoffnung auf eine soziale ökologische Revolution.

    MfG (tief enttäuscht von den Grünen)

  • > Die Grünen fordern ein Klimageld, durch das Menschen mit niedrigen Einkommen Einnahmen aus der CO2-Bepreisung erstattet bekommen.

    Im Wahlprogramm von 21 stand es ähnlich: "Der Staat nimmt durch den CO2-Preis Geld ein. Wir GRÜNEN fordern: Das Geld soll an die Bürgerinnen gezahlt werden. Und an die Bürger. Das heißt dann Energie-Geld. Besonders Menschen mit wenig Geld haben durch das Energie-Geld Vorteile. Und Familien."

    Das ging aber leider nicht weil man leider nicht wusste, auf welche Girokonten der 'Menschen mit wenig Geld' die Überweisung erfolgen sollte.

    Warum und wie also sollte das in der kommenden Legislaturperiode möglichst unbürokratisch funktionieren?

    • @Grenzgänger:

      Ich wette, wir könnten alle unsere IBANs direkt zu Harbeck schicken und werden es dennoch niemals sehen.

      Die Schuldenbremse kriegen die ja nicht weg, wenn man sich mal überlegt wie viele Stimmen möglicherweise bei AFD und BSW landen. Könnt unmöglich werden das GG noch jemals wieder zu ändern...

      • @Rikard Dobos:

        Das Finanzamt bekommt jedes Jahr mit jeder Steuererklärung meine IBAN…

  • Der letzte Abschnitt sagt eine ganze Menge über die Grünen, und ihr Ursprungsthema (nämlich der Ökologie) aus. Das Ursprungsthema ist zu einem Randthema verkommen, welches anscheinend nicht der Popularität der Grünen entgegenstehen darf - man fürchtet sich davor. Anstatt die Komplexität und Dringlichkeit des Themas zu berücksichtigen und ernsthafte Konzepte gegen den totalen Verlust unserer Biodiversität zu entwickeln, werden (vermutlich nicht zufällig) zwei populäre Dinge in den Schaukasten gestellt: Den Feuersalamander entdeckte bereits eine bekannte Schuhmarke als prima Werbeträger: Ohne Zähne, mit lustigem Muster und niedlichem Erscheinungsbild - neuerdings auch noch durch einen fiesen Pilz bedroht - Projektionsfläche für unser Bedürfnis nach dem Harmlosen. Auf der anderen Seite der böse Wolf: Zugeständnisse bei dessen Abschuss an das Wutbürgertum und an ein paar noch Weidetiere haltende Landwirte. Offenbar will man den Markenkern verschieben - Umwelt- und Naturschutz als etwas Folklore übrig lassen und den Traum von der Regierungsbeteiligung ganz nach vorne stellen. Dabei brauchen wir dringend eine 10 - 15% Ökopartei, die genug Duck für den Natur- und Umweltschutz macht.

  • Wirtschaft trotz Klima?



    Wirtschaft wegen Klima?



    Wirtschaft für Klima?

    Nicht mit den Konsumlemmingen!!

  • Eigentlich kann man nach dem Klimageld schon aufhören, das Programm zu lesen. Die CO2-Abgabe wurde eingeführt und wird regelmäßig erhöht, das Klimageld, dass im Koalitionsvertrag der Ampel drinstand, ist nie gekommen. Angeblich wegen dem bösen FDP-Finanzminister, der das Geld nicht auszahlen konnte (oder eher nicht wollte). Aber weder SPD und schon gar nicht die Grünen haben Vorschläge gemacht, wie und wann das Klimageld ausgezahlt werden sollte. Das Klimageld war eine Lüge, und mit der Lüge jetzt wieder in den Wahlkampf ziehen - das nenne ich Chuzpe.

  • ... wenn man es allen recht machen will, dann kommt das raus. Und kein Wort zu einer Rentenreform in Sinne von ETF Sparen ohne die Finanzindustrie zu pampern. Dabei wird das die Herausvorderung der nächsten Jahre.

  • Machen wir uns nichts vor. Von grünen Werten ist nichts mehr übrig geblieben. Was jetzt vollmundig in Sachen Klima, Soziales und Asyl darin steht, kann keiner mehr ernst nehmen nachdem wir die real existierenden Grünen erlebt haben.



    Stand im letzten Koalitionspapier (nicht Parteiprogramm!) noch drin, dass man keine Rüstungsexporte in Krisenregionen erlaubt, haben die Grünen nie ein Problem damit gehabt, den menschenverachtenden Völkermord Israels an den Palästinensern mit Waffen zu beliefern. Waffen, mit denen explizit palästinensische Kinder getötet wurde und werden.

    Wer ehemals grüne Werte möchte, muss Linke wählen. Schade, ist aber so.

    • @Jalella:

      "Wer ehemals grüne Werte möchte, muss Linke wählen".

      Die Linke steht bei 2,5% - 3,0%. Es möchte eben kaum noch jemand, der arbeiten geht, seine Steuern für immer neue soziale Wohltaten ausgegeben sehen während man sich selbst bemüht, auf eigenen Füßen zu stehen.

      Auch die Klimakrise braucht ein neues Narrativ. Protestantischen Weltuntergangs-Masochismus, "Flug Scham" und Schuldzuweisungen an Konzerne (deren Produkte wir alle konsumieren) kann auch keiner mehr hören.

      Von daher machen die Grünen das schon richtig.

  • Es ist sicher nicht verwerflich, das Thema Wirtschaft vorweg zu stellen. Allerdings muss das Klima das zentrale Thema der Grünen bleiben und natürlich muss die soziale Abfederung der Klimaschutzmaßnahmen zentraler Kernbestandteil sein, nur so verhindert man, dass die AfD-Nazis und die CDU, die ohnehin den Klimawandel bagatellisieren oder leugnen, diese Flanke nutzen und plötzlich ihr Herz für die kleinen Leute entdecken.



    Die Milliardärssteuer wird ohnehin nicht kommen, würde selbst wenn von den Gerichten akssiert. Wie wäre es mit dem Ausmisten des Steuerrechts, weg mit überflüssigen, ja sogar klimaschädlichen, Subventionen und Abschreibungsmöglichkeiten bei gleichzeitiger Vereinfachung des Steuerrechts?

  • Ein bischen SPD und ganz viel CDU. Schade eigentlich dass es keine Grüne Partei mehr gibt.



    Den einen Teil werden sie verraten (sozial) und den anderen Teil bedauerlicherweise nicht einhalten können, weil Kompromiss mit der CDU.



    Ziemlich verlogen das ganze.

  • Es werden die Klimaaktivisten nicht hören wollen aber Klimaschutz funktioniert nur mit einer sehr guten Wirtschaft. Dabei ist es sogar egal was die Firmen machen. Auch fossile Wirtschaft ist wichtig. Funktioniert die Wirtschaft nicht ist das Klimaziel egal. Die Wirtschaft ist am Boden und die Letzte Generation hat vorm Ölgipfel ihre Show abgezogen und ist krachend gescheitert wo vor 4 Jahren noch Erfolg mit gegeben hat. Ob die Grünen das wirklich erkannt haben wird sich zeigen

    • @Cello:

      Eine sehr gute Wirtschaft basiert auf Klimaschutz. Sie will auch in 200 Jahren noch laufen und auch schon jetzt nicht die teuren Folgen tragen müssen, wenn man Klima als Luxus verkennt.

  • Die Rede von Habeck zur Vertrauensfrage war ausgezeichnet, fulminant, lehrreich. Das alles ist jedoch alles nichts, wenn wirtschaftlich weiterhin die Umweltgrenze, oder einzelne Umweltteilgrenzen, hinweggedacht werden.

  • Vernunft, gepaart mit einer gewissen sozialen Schieflage (nicht so ausgeprägt wie gerne behauptet) und Leisetreterei in puncto Humanität. Maximale Kontinuität also.

  • Habeck und Wirtschaft... nach meinen Beobachtungen kennen weder Herr Habeck, noch Frau Baerbock, noch Frau Lang grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge. Von den weiteren Protaganisten von Roth bis Göring-Eckardt schweigt des Dichters Höflichkeit.

    • @Der Erwin:

      Wie Sie das alles so genau beobachtet wissen. Sie haben wirtschaftliche Zusammenhänge natürlich durchdrungen, einschließlich der Kosten von Umweltschäden, Klimaschäden, sozialen Verwerfungen, darf ich doch annehmen.



      Seien Sie vielleicht noch mehr höflicher Dichter, mit Verlaub. oder Argumentierer, das wäre doch auch etwas.

  • Wo bitte profitiert denn die "arbeitende Mitte" in diesem Programm? Die "Mitte" bekommt keinen Mindestlohn, sie bezahlt ihn in Form der damit einhergehenden Preissteigerungen. Das gleiche gilt für das Tariftreuegesetz, dass die Kosten für den Steuerzahler (auch wieder die "Mitte") drastisch erhöhen würde.

  • Grüne, alternative, unbequeme, kritische öko-soziale Partei: das war einmal.



    Die Grünen sind eine bessere CDU geworden und begeben sich zurück in die Arme ihrer Großeltern, gegen die sie einst aufbegehrten. Volt und die Linke sind jetzt die Alternative.

  • Es wären nicht die Bündnis-Grünen, wenn nicht noch esoterisch anmutende Punkte ins Programm fänden. Doch danke für eine erste Übersicht, die nach eher zurückgenommenen Grünen klingt, während Klima und Umwelt ja eigentlich eher dringender geworden sind und immer noch -zig Milliarden für Schwerreiche wie ökologische Schwerverbrechen verpulvert werden.

  • Die Realos unter Robert Habeck haben die Partei weit nach rechts geführt. Statt mutigem Klima- und Umweltschutz, Verkehrswende und nachhaltiger Landwirtschaft, statt Friedenspolitik und Bekenntnis zu einer offenen Gesellschaft gibt es ein unverbindliches, konservatives Programm mit vielen Schnittmengen zum rechten Rand der Gesellschaft.



    Darüberhinaus wissen wir nach 3 Jahren Ampel ohnehin, das die diese Partei nicht mehr anVersprechen aus ihrem Wahlprogramm gebunden fühlt.

    Die für Grüne nicht mehr gültige Aussage „Die Klimakrise ist die Existenzfrage unserer Zeit.“ ist deshalb nicht weniger wahr.

    Wir müssen uns jetzt andere politische Repräsentanten suchen und diese stärken.



    Und eine konsequente APO betreiben.