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Foto: Daniel Karmann/dpa

Bahn-Angestellte über den Streik„Mitarbeiter ausnehmen geht nicht“

In Deutschland stehen die Züge still, die GDL streikt. Falls Ihnen das übertrieben vorkommt: Fünf Mit­ar­bei­te­r:in­nen erklären ihre Gründe.

F ünf Bahn-Mitarbeiter:innen über ihren Alltag und ihre Gründe für einen Streik. Protokolle von Adefunmi Olanigan und Raoul Spada.

Maximilian Helmschmied, Zugbegleiter

Foto: privat

Wenn ich morgens am Bahnhof in der Meldestelle ankomme, hab ich nur ein paar Minuten, um mir den Dienstauftrag anzusehen. In der Regel weiß ich schon, wo es hingeht. Nur manchmal gibt es Änderungen im Plan. Die Uniform habe ich dann schon an. Nach dem Check geht es gleich zum Bahnsteig. Ich bin kein Frühmensch, manchmal muss ich mich schon sehr motivieren. Aber die Arbeit macht mir Spaß, deswegen mache ich das ja auch. Wenn ich nicht mit Menschen arbeiten und ihnen helfen wollte, wäre ich falsch in dem Beruf. Man hat ständig mit Reisenden zu tun, ist mit Problemen konfrontiert – da reichen ja oft fünf Minuten Verspätung.

Als Kundenbetreuer versuche ich alles Mögliche, zu helfen. Manchmal klappt’s, aber der Fernverkehr wartet natürlich nicht oft auf den Nahverkehr. Dann helfe ich beim Raussuchen neuer Verbindungen. Wenn ich in den Zug komme, mache ich eine Begrüßungsansage – ich mach die Durchsagen für alle verständlich, mit ein bisschen Humor, um die Sache aufzulockern. Das wird mir immer wieder positiv zurückgespiegelt. Das sind dann so Momente, wo man sagt: Ach Mensch, wie schön!

Oder ich bekomme den Frust ab. Kurz nachdem ich ausgelernt hatte, ging Corona los – über die Begegnungen müssen wir gar nicht reden. Was uns da aufgehalst wurde. Maskenkontrolle, Nachweise, Zertifikate, Tests. Das war Sprengstoff. Es gibt Kollegen, die hatten wirklich unschöne Begegnungen: aggressivste Stimmung, physische Angriffe. Manche sind deswegen bis heute nicht wieder im Dienst.

Unsere Schichten werden durch Betriebsräte ganz gut kontrolliert, das heißt, bei uns gibt es meistens genug Zeit zwischen Schichtende und Beginn, aber bei manchen Kollegen ist das ganz anders. Man unterhält sich ja. Die Schichten hören im Nahverkehr auch meistens pünktlich auf, mal geht es aber auch eine halbe Stunde länger. Dass es da im Fernverkehr anders zugeht, finde ich krass.

Natürlich bin ich gewerkschaftlich auch engagiert, ist klar, aber einfach als Mitarbeiter finde ich es sehr schade, was mein Arbeitgeber gerade macht. Ein halbes Jahr nach dem Tarifabschluss mit der EVG (Eisenbahn- & Verkehrsgewerkschaft) reagieren sie auf unsere Forderungen und bieten weniger an, als die EVG-Leute bekommen. Das ist reine Provokation. Dazu kommt die angebotene Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich, aber das ist kein echtes Wahlmodell. Mit einem Vorlauf von drei Monaten kann ich auch jetzt schon mit den Stunden runtergehen, halt ohne Bezahlung.

Nach Corona hat es eine ganze Weile gedauert, aber es ist wieder besser geworden. Die Partygänger sind wieder da, mit denen man auch mal Späße machen kann. Letztens hat jemand seinen Anschluss nach Paris verpasst – da hab ich ihm geholfen, dass er nicht vier Stunden auf den nächsten warten muss. Wenn man bei so was helfen kann und dann schlägt einem Dank von glücklichen Reisenden entgegen!

Philipp Grams, Lokführer (ICE)

Foto: privat

In schnellen weißen Zügen mit 300 km/h von Frankfurt nach Köln durch die Natur – Geschwindigkeit hat mich schon immer fasziniert, ich wollte zur Bahn, um Hochgeschwindigkeitszüge zu fahren. 2008 habe ich meine Ausbildung bei der Bahn im Güterverkehr begonnen, als Lokführer. Nach ein paar Zwischenstationen kam ich zum Fernverkehr, habe vor ein paar Jahren die Zusatzausbildung zum Auslands­lokführer gemacht, Französisch und Niederländisch gelernt und durfte dann den ICE nach Brüssel fahren. In einem vollen ICE bin ich für bis zu 900 Menschen verantwortlich. Diese Verantwortung kann eine Last sein, aber sie ist auch schön.

Aber die Arbeitsbedingungen wurden in den vergangenen Jahren immer schlechter, und ich habe festgestellt, dass ich immer unzufriedener werde. Ich habe gemerkt, ich muss was tun, nicht mehr nur meckern mit den Kollegen im Pausenraum. Deshalb habe ich mich vor zwei Jahren ehrenamtlich bei der GDL als Vorsitzender der Ortsgruppe Köln starkgemacht. Da kann ich meinen Kollegen helfen, ihre Probleme weitertragen und bekomme dafür Wertschätzung zurück. Das Gefühl kannte ich als Lokführer gar nicht, beim Unternehmen DB ist die Wertschätzung gleich null.

Ich verstehe, dass die DB auch in Personalnot ist. Aber die Mitarbeiter dermaßen auszunehmen geht nicht. Bei uns gibt es Schichten aller Art, alles ist jeden Tag durcheinander – dieses typische Dreischichtenmodell gibt es nicht. An einem Tag beginnt man 4.04 Uhr, am nächsten Tag arbeitet man von 10.37 Uhr bis abends 19 Uhr und am Folgetag ist wieder 7 Uhr Dienstbeginn. Die Regelungen aus dem Tarifvertrag werden maximal ausgereizt. Etwa die 36 Stunden Ruhezeit. Da arbeiten wir fünf Tage am Stück, haben dazwischen diese 36 Stunden und dann wieder fünf Tage und erst dann mindestens zwei Tage am Stück frei. Das heißt, die Kol­le­g:in­nen haben kaum mal Zeit, den Körper runterzufahren, den Haushalt zu machen, Freunde zu treffen. Wenn man arbeitet, möchte man auch einfach mal ein Wochenende auf der Couch liegen. Das haben wir gar nicht. Ich bin kein Single mehr, wo das anfangs egaler war, wenn man viel arbeitet.

Die Führungskräfte haben ihre Leute völlig aus den Augen verloren. Die Teamleiter und Standortleiter verschließen ihre Augen vor der Realität. Es heißt dann immer, Claus Weselsky als GDLer und Martin Seiler seitens der DB müssen das klären. Dabei ist es ihr Laden vor Ort, wo die Stimmung schlecht ist. Alle sind angespannt, weil sie überlastet sind. Wir von der GDL wollen den Beruf attraktiver machen. Dafür stellen wir Forderungen und wir wissen, dass die natürlich nicht alle eins zu eins umgesetzt werden können und es Kompromisse braucht. Aber im Dezember sagte die Bahn uns erst, es ist gar nichts möglich, und zwei Wochen später liest man in der Presse, dass sich der Bahnvorstand über 5 Millionen ausschüttet. Das war ein Schlag ins Gesicht für alle Mitarbeiter.

Mary-Ann Luft, Service-Mitarbeiterin

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Ich bin als Quereinsteigerin zur Bahn gekommen. Mein Verlobter hatte sich da schon als Lokführer beworben. Meist bin ich jetzt im „normalen“ mobilen Service draußen unterwegs. Im Hauptbahnhof heißt das: Wir laufen auf dem Querbahnsteig hin und her. Wenn wir sehen, dass jemand Hilfe braucht, dann sind wir zur Stelle. Aber wir haben auch Mobilitätsaufträge, wenn ein Rollstuhlfahrer Hilfe beim Aus- oder Einsteigen per Hublift braucht. Wir helfen auch blinden oder orientierungslosen Personen oder Fahrgästen, die es mit dem Gehen schwer haben, etwa wenn sie nach ­einer Operation einen bahn­eigenen Rollstuhl brauchen. Im Service haben wir ein Auge darauf, wenn mal was kaputtgeht, oder auch bei herrenlosen Gepäckstücken. Als örtliche Aufsicht bin ich noch dafür zuständig, dass Züge so schnell wie möglich den Bahnhof wieder verlassen, damit sie auch pünktlich bleiben.

Sonst bin ich supergerne auch in der DB Information. Da bin ich die, die Tickets freistempelt, wenn es zu Verspätungen kommt. Ich helfe mit neuen Verbindungen, wenn Fahrgäste einen Anschluss verpasst haben. In der Fundstelle kümmere ich mich darum, dass die Fundsachen ordentlich eingetragen werden und am Ende beim richtigen Besitzer landen. Wir transportieren auch wichtige Pakete schnell von A nach B – die müssen ja auch ihren Zug bekommen.

Die Arbeitsbedingungen sind aktuell sehr hart, da stimmt sogar mein Chef zu. Ich finde einfach, das Gehalt sollte immer der Inflation angepasst werden. Ich hab eine Freundin in der Schweiz, die bekommt jedes Jahr ihre Gehaltserhöhung, aber wir müssen immer wieder dafür streiten. Den Schichtdienst kenne ich schon aus meinem vorigen Job im Einzelhandel. Nur die Nachtdienste sind neu – davor hatte ich erst Schiss. Aber nach dem ersten merkt man: So schlimm war das ja gar nicht. Man hat halt viel mit Leuten zu tun, die ihren letzten Zug verpasst haben. Da kriegt man oft was ab, Gemecker und Beleidigungen. Aber es gibt auch lustige Geschichten: Nach einem Eintracht-Spiel mit Nachspielzeit hat zum Beispiel mal die Hälfte der Fans die letzte Verbindung verpasst. Da hat man dann seinen Spaß.

Es sind die kleinen Momente: strahlende Augen von Kindern, wenn man ihnen ein Ausmalheft oder ein paar Gummibärchen gibt. Denen ist ganz egal, ob sie zwei Stunden später ankommen. Einmal, als wir echt viel zu tun hatten, kam eine etwas ältere Dame, und die hat mich schon total lieb begrüßt und war auch ganz, ganz leise, und die war total verständnisvoll, dass der Zug ausfällt, und so weiter. Und nachdem ich ihr Auskunft gegeben hatte, gab sie mir eine kleine Schokolade und sagte: „Hier, für die Nerven, ich wünsche Ihnen noch viel Kraft.“ Viele finden die Fahrgastrechte verwirrend. Und wenn man den Kunden das erklärt und die das verstehen, dann sind das schöne Momente.

Mathias Kirchherr, Zugbereitstellung

Foto: privat

Wenn alles läuft und der Zug mitspielt, dann macht mein Job richtig Spaß. Dieses Gefühl ist eigentlich immer geblieben. Ich könnte niemals im Büro arbeiten. Ich bin der Typ, der draußen rumfahren und was sehen will. Ich arbeite mit Technik und trage selbst Verantwortung. Seit 1987 bin ich Eisenbahner. Ich bin früher auf Dampf- und Diesellok gefahren, im Güter- und Personenverkehr, habe auch mal auf Montage gearbeitet, aber das ständige Unterwegssein hielt ich nicht mehr aus.

Heute arbeite ich in der Zugbereitstellung in Rummelsburg (Berlin) und richte Züge zur Ab- und Weiterfahrt her. Dafür rangiere ich Züge in unserem Werk, die hier auch gereinigt und repariert werden. Überprüfe ankommende Züge. Gebe die Fahrplaninformationen ein und teste die Bremsen der ICEs, bevor sie wieder rausfahren. Dann bringe ich die Züge von den Werkhöfen zum Startbahnhof und übergebe sie dem Streckenlokführer. Das kann ganz schön stressig werden.

In meiner Arbeit muss ich einem strikten Zeitplan folgen. Für alle meine Schritte ist ein genaues Zeitfenster vorgesehen. Zum Beispiel wenn ich die Bremsen bei einem Zug prüfe – irgendjemand hatte die Arbeitsschritte mal mit der Stoppuhr abgemessen, und genauso lange darf ich brauchen. Einhalten kann ich die aber nur, wenn alles nach Regelbetrieb läuft. Wenn das Betriebssystem mal hakt und neugestartet werden muss, ist für solche Fälle kein Puffer eingeplant.

Bei der Deutschen Bahn arbeitet immer irgendwer, egal welche Uhrzeit. Wie fast alle arbeite auch ich im Schichtdienst. Der ist eine gesundheitliche Belastung, vor allem bei viel Wechsel zwischen verschiedenen Schichten. Wie viele anderen habe ich auch gelegentlich Schlafprobleme. Noch doller wird das, wenn auch mal noch private Probleme dazukommen. Folgen können Konzentrationsmängel sein.

Bei uns im Werk arbeiten wir vor allem in Nachtschichten. Aber es gibt auch Schichten, die starten nachts um 3 Uhr. Das ist eigentlich keine Nachtschicht, sondern zählt als Frühschicht. Manchmal weiß man gar nicht, wie man schlafen soll. Um 9 endet vielleicht die Schicht, dann bist du hundemüde. Aber wenn du da schläfst, kannst du abends vielleicht nicht mehr gut schlafen, um Energie vor der Schicht – die wieder mitten in der Nacht beginnt – zu tanken. Das betrifft vor allem die Streckenlokführer.

Früher bin ich auch Langstrecken gefahren. Mit zu wenig Ruhe arbeiten Lokführer auf dem Zahnfleisch. Aber sie haben eine Verantwortung gegenüber ihren Fahrgästen. Und im Ernstfall sind wir die Ersten, die bei einem Unfall sterben. Genauso, wie es verantwortungslos wäre, unter Einfluss von Rauschmitteln zur Arbeit zu kommen, ist auch Übermüdung ein Problem. Gerade deshalb braucht es längere Ruhezeiten. Da würde eine Stundenreduzierung helfen.

Dominik Rapp, Lokführer (Nahverkehr)

Foto: privat

Eigentlich wollte ich Fahrdienstleister werden. Die Ausbildung habe ich bei der S-Bahn Berlin 2015 angefangen. Aber Lokführer lag mir dann eher – und ich hab in Absprache mit meinem Ausbilder bei der DB Regio in Berlin-Lichtenberg zur Lokführer-Ausbildung gewechselt. Nach einer Station in der Nähe von Berlin bin ich im ersten Coronawinter für drei Jahre nach Frankfurt (a.M.) gegangen, bevor ich hier in Koblenz gelandet bin. In Frankfurt hab ich es nur drei Jahre ausgehalten. Die Fahrzeuge waren katastrophal, Störungen ohne Ende. Stell dir das so vor: Du sitzt den Tag über im Führerstand und die Sprachausgabe sagt die ganze Zeit: „Störung! Störung! Störung!“ Da kriegt man den Rappel. Und vor den lokbespannten Wendezügen dort bin ich geflohen – wenn’s mal eine Türstörung gab, musste man den ganzen Zug ablaufen und nach einer kleinen Lampe schauen. Wenn die blinkt, dann weiß man: Okay, in dem Wagen ist eine von vier Türen kaputt. Die muss man dann in der Pause nacheinander absperren und wieder aufmachen. So was dauert auch mal eine gute halbe Stunde.

Dann wird uns die Pause durchbezahlt und muss natürlich nachgeholt werden. Heißt leider auch: Den pünktlichen Feierabend kann man sich in der Regel abschminken. Ich muss in die Dienststelle laufen, mir einen Zettel nehmen und alles aufschreiben. Die Arbeit ist immer enger getaktet, man hat kaum noch Zeit zum Durchschnaufen. Das schlaucht extrem. Wenn ich nach vier, fünf Schichten nach Hause komme, sagt mein Kopf schon: „Wie gehe ich jetzt am besten schlafen, damit ich bei der Arbeit übermorgen wieder gut ausgeschlafen bin?“ Deswegen braucht es die 35-Stunden-Woche und mindestens 48 Stunden Ruhezeit pro Woche.

Oft wird man als Lokführer von den Fahrgästen für Verspätungen verantwortlich gemacht, das geht bis hin zu physischen Übergriffen. Aber dabei vergisst man halt ganz gerne, dass wir im gleichen Boot sitzen. Man ist ja selbst auch mit der Eisenbahn unterwegs und ärgert sich, wenn was ist. Die Verantwortlichen sitzen woanders, aber all der Frust landet am Ende bei uns. Mit der Zeit lernt man, das wegzustecken. Das meiste perlt an der Uniform ab. Umso schöner ist es, wenn ich dann mal ein Kompliment für eine schöne Ansage bekomme. Ich geb mir ja echt viel Mühe, kein Bahndeutsch zu verwenden und zu erklären, was gerade passiert, wenn wir mal zum Halt gekommen sind.

Es ist aber so schön, wenn einmal im Monat alles rund läuft, wenn wirklich alles funktioniert. Ein Fahrzeug ohne Störung, mit ausreichend Zugbegleitern besetzt. Wenn das Wetter mal richtig toll ist, sei es ein Schneesturm oder ein Sonnenuntergang, der sich in der Skyline spiegelt. Dann macht die Arbeit wirklich richtig Spaß und man fährt die Züge gerne von A nach B. Es ist ein bisschen ein Kampfspruch, aber da kann ich wirklich für alle sprechen: Wir sind ja Herzblut-Eisenbahner – und wir haben unseren Stolz.

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106 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Wenn die Diskussionen ausfallend werden, zu weit vom Thema abweichen, oder die Zahl der Kommentare zu groß wird, wird das manchmal leider nötig. Sonst können wir die Kommentare nicht mehr zeitnah moderieren. 

  • Bei diesen wechselenden Arbeitszeiten, jeden Tag pünktlich zu sein, ist schon eine Herausforderung. Ich würde da die Probezeit nicht überstehen und wäre jedes mal übelst gestresst vor Dienstantritt.

  • Wegen mir sollen die Lokführer 30% mehr Lohn bekommen. Zugleich soll aber bitte das (Fern-)buswesen subventioniert werden, damit es eine Konkurrenz zur Bahn gibt mit halbwegs fairen Wettbewerbsbedingungen. Der Fernbus ist mindestens so umweltfreundlich wie die Bahn und kann flexibler eingesetzt werden. Zielführend wäre es für jede 1000 Personenkilometer einen Betrag X zuzuschießen. Wenn die Kosten der Bahn zu hoch sind - da die Kunden sich gegen die Bahn entscheiden - müssen halt Strecken gestrichen werden, die sich nicht rentieren und ggf. Personal entlassen werden.

    Die Lokführer können hohe Forderungen stellen, da sie wissen, dass sie ihren Arbeitsplatz nicht gefährden. Es gibt keine Konkurrenz und am Ende zahlt eh der Steuerzahler die Zeche, egal wie unrentabel das Unternehmen ist. Momentan gibt es als Konkurrenz nur das Auto, was sich nicht jeder leisten kann.

    Beim Güterverkehr spielt die Bahn auch keine große Rolle mehr im Vergleich zum LKW (ca. 90% LKW und 10% Schiene).

    • @Strolch:

      Der Haken an ihrer Forderung nach einer Konkurrenz durch Busse sind mehr Umweltverträglichkeit und Gütertransport der Bahn. Es liegt an den Führungskräften der Bahn sich an erfolgreichen Bahnunternehmen zu orientieren. Wollen sie das nicht oder - was mir wahrscheinlicher erscheint - können sie es nicht, dann liegt es am Eigentümer die Nieten zu schassen. Gute Leute sollen die Vertreter der Eigentümer , die Politiker, in dem Beruf fördern. Die wahren Eigentümer der Bahn sind schließlich alle Bürger.

    • @Strolch:

      "[...]Die Lokführer können hohe Forderungen stellen, da sie wissen, dass sie ihren Arbeitsplatz nicht gefährden. Es gibt keine Konkurrenz [...]"

      Da wär ich mal vorsichtig, die ersten Lokführer-freien Züge sind schon in der Erprobung

      www.tagesspiegel.d...nnten-9858872.html

  • Wenn man eine Gewerkschaft bei AliExpress bestellt, bzw. Ein CDU Mitglied Vorsitzender einer Nicht DGB Gewerkschaft ist, dann schafft er es auch Arbeitnehmer*innen derartig zu verärgern und Gewerkschaften zu hassen, dass sie bei der nächsten Wahl ihr Kreuz bei den Gewerkschaftsfeinden machen.

  • @ Zottel und andere Weselsky Anhänger:



    "Gutgehen" hat nicht ausschließlich mit der Arbeitslast zu tun. Da kommen viele Kriterien zusammen. Schichtdienst ist kein Alleinstellungsmerkmal von Lokführern. Gehalt, Arbeitszeiten, Arbeitsumfeld sind entscheidend für ein "Gutgehen" am Arbeitsplatz.



    Wenn man sich diese Umfrage anschaut, kann es nicht ganz so schlimm um die Arbeitsbedingungen bei der DB stehen.



    www.stern.de/stern...kehr-34366582.html

    • @Ahnungsloser:

      Leider wurde in dieser „tollen“ Umfrage aber nicht unterschieden zwischen Mitarbeitern an der Basis und Mitarbeitern im Background. Hier sind extreme Unterschiede im Empfinden. Was aber auch so sein darf, denn wenn ich von Mo-Fr zu normalen Zeiten bei der DB arbeiten würde, bin ich ein „ganz normaler“ Angestellter wie in vielen anderen Branchen auch. Mitarbeiter im Schichtdienst und hier auch noch im unregelmäßigen Wechselschichtdienst, haben ganz andere Bedürfnisse. Als Zugpersonal fängt man auch gerne mal JEDEN Tag zu einer anderen Uhrzeit an und fast keine Schicht ist gleich lang. Manchmal 03:31 Uhr bis 12:28 oder 05:43 bis 16:22, dann 04:01 bis 11:31 und weil Übergänge so schön sind, kommt man 5 Tage nach der ersten Schicht um 02:44 Uhr aus der Spätschicht. Ja Spätschicht, denn für das Wort Nachtschicht muss man erst nach 18 Uhr Dienstbeginn und nach 05:30 Feierabend haben. Heute 11:31 Stunden, morgen 05:45 Stunden und übermorgen 09:21 Stunden Arbeitszeit ohne abzugsfähige Arbeitsschutzpause von 30 bis 120 min, je nachdem wie lange die schutzwürdige Arbeitszeit nach Arbeitszeitgesetz ist. Da kann es dann auch vorkommen, dass eine Schicht ~ 8 Stunden lang dauert, aber keine geplante Pause drin ist, weil die „schutzwürdige Arbeitszeit“ nicht über 6 Stunden geht. Das heißt dann essen, trinken und aufs Klo während der Arbeitszeit im Zug aber bitte nicht vor den Fahrgästen! Familie und Freunde stehen steht vielen Jahren hinten an und je nachdem auf welcher Dienststelle man tätig ist, bleibt ein freies Wochenende pro Monat übrig. Wenn dann auch noch der Partner im selben System arbeitet, kann man sich ausrechnen, wie viel gemeinsame Zeit im Jahr übrig bleibt. Ach ja da war ja noch Urlaub! Mittlerweile haben wir von dem Wahlmodell 12 Tage mehr und weniger Geld gebrauch gemacht, damit wir wenigstens auf 3 Wochen gemeinsame Zeit kommen.

      • @Mami:

        Da ich selbst aus dem Schichtdienst komme (nicht bei der Bahn und seit mehreren Jahren nicht mehr) weiß ich, wie das zum Teil abläuft.



        Ich denke man muss unterscheiden zwischen den Aufgaben einer Gewerkschaft und denen eines Betriebsrates.



        In den Tarifverträgen (Gewerkschaft) sind die Arbeitszeitmodelle und deren Rahmenbedingungen festgelegt. Für die Einhaltung (besonders auch Arbeitsschutzgesetz) sind Mitarbeiter, Arbeitgeber und zu guter Letzt der BR verantwortlich.



        Also entweder ist der Tarifvertrag besonders schlecht (was ich mir aufgrund der Verhandlungen in den letzten Jahren nicht vorstellen kann) oder Mitarbeiter, Arbeitgeber und BR achten nicht auf die Einhaltung. Das ist aber kein Thema der Gewerkschaft.



        Und das Arbeitsklima in einem Unternehmen ist eine Gesamtbetrachtung aller Berufe und Bereiche.

        • @Ahnungsloser:

          Die Betriebsräte machen ihre Jobs, im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Da aber der Tarifvertrag der anderen Gewerkschaft, leider zu viel Spielraum lässt und die Mindestübergange von 11 Stunden oder Mindestruhen von 36 Stunden auf die Minuten ausgereizt werden. Da kann der Betriebsrat nichts machen, weil das Arbeitszeitgesetz und der Tarif eingehalten wird.



          Ich hatte schon oft den Fall, dass ich nach 3 Nachtschichten am Tag drauf eine Frühschicht mit Dienstbeginn 5 Uhr hatte. Also gerade so 24 Stunden Ruhe dazwischen. Für den Tarifvertrag zählt das als Ruhetag. Dass ich an diesem Tag 2x ins Bett gehe und in der Frühschicht definitiv nicht ausgeschlafen bin, ist jedem klar. Aber das Arbeitszeitgesetz und der Tarifvertrag lassen das zu. Somit kann man da nichts machen.



          Beispiele:



          Woche 1



          Tag 1 5.43-17.17 Uhr



          Tag 2 6.25-17.38 Uhr



          Tag 3 5.00-14.00 Uhr

          Woche 2



          Tag 1 12.44-23.29 Uhr



          Tag 2 16.25-0.35 Uhr



          Tag 3 14.25-1.05 Uhr



          Tag 4 14.00-22.00 Uhr

          Das sind nur Beispiele von direkten geplanten Schichtfolgen. Da sind keinerlei Verspätungen mit eingeplant. Da kommt man an manch Tagen gerne mal über die Grenzen des Arbeitszeitgesetzes...

  • Die Bahn lehnt die 35 Stundenwoche mit der Begründung ab, sie hätte schon jetzt zu wenig Lokführer. Dann macht den Job attraktiver, dann kommt auch genug Nachwuchs! Mehr Lohn, mehr Anerkennung, weniger neoliberale Sklaventreibermentalität. Auch die DB kann den Streik jederzeit beenden....

  • Danke für den Artikel, das sind Interessante Einblicke. : )

  • Die Lokführer streiken ja nur auf hohem Niveau für noch mehr Privilegien. Würden sie gegen Missstände bei dem Bundesunternehmen protestieren oder gar streiken, hätten sie viele Sympathisanten.

    Das (fast) ganze Führungspersonal der Bahn hat ja nur das eine Ziel: Sich die eh schon vollen Taschen noch viel mehr zu füllen. Bisher waren diese Typen unfähig, die Situation auch nur ein wenig zu verbessern. Dafür kassieren sie einen dicken finanziellen Bonus. Das unterscheidet sie zwar nicht von vielen anderen Führungskräften in Konzernen, aber es lässt Rückschlüsse auf einen miesen, aber offensichtliche menschlich verständlichen Charakter zu.

    Aber es darf nicht nur Kritik an diesen Führungspersonen sein. Denn diese werden doch de Facto von vielen Generationen von Politikern ernannt. Das verstecken die gerne hinter irgendwelchen ominösen Vorschriften, Aufsichtsräten, politischen Gegebenheiten usw. Aber die einzige Institution, die zu Änderungen fähig wäre, ist eben die Politik vieler Jahrzehnte.

    Auch über die Arbeit der Lokführer muss man reden. Sicher ist ihr Job verantwortungsvoll, Fehler von ihnen können schwerwiegende Folgen haben. Ihre Arbeit ist aber relativ leicht. Sie erfordert nur kontinuierliche Aufmerksamkeit. Ist das nicht auch die Anforderung an fast alle Berufe?

    Nur Politiker haben doch den Vorzug, sich der Verantwortung selbst für die dicksten Fehler entziehen zu können. Ich kann ja aus Platzgründen nicht einmal beginnen, Namen der schlimmsten 'Fehltreter' ohne jede Konsequenzen zu nennen. 'Ohne' ist auch nicht ganz korrekt, denn sie werden ja auch mit dicken Privilegien belohnt!

    • @fvaderno:

      Also, wenn ich mal nicht kontinuierlich aufmerksam bin im Job, verrechne ich mich vielleicht mal. Das lässt sich korrigieren. Wenn der ICE Fahrer aufgrund Überlastung/Müdigkeit mal nicht aufmerksam ist, hängen da im Ernstfall ein paar Menschenleben dran.

      Viel Erfolgt den Streikenden.

  • Uezs: die Zug-Ausfälle durch Streik und die Ausfälle durch Burnout, Covid, marodes Material und Infrastruktur usw im "Regelbetrieb" kann man doch kaum auseinanderhalten.

    Fällt dich eh ständig was aus oder hat horrende Verspätung, weil die Klimakiller-Verkehrtminister von der CSU die Bahn 15 Jahre lang nach besten Kräften kapuutgemacht haben. Bei mehr als 2mal Umsteigen rechne am besten für deine Bahnreise MINDESTENS eine zusätzliche Stunde ein!



    Wie gesagt, im "Regelbetrieb".



    Wie kann man sich da über einen Streik groß aufregen? Regt euch über die CDU/CSU auf, denn die hat die Bahn kaputtgemacht. Nicht die Streikenden!

    Insofern: Strike on, GenossInnen! Denn Euer Wohlergehen ist auch eine conditio sine qua non, damit in einer hoffentlich nicht allzufernen Zukunft wieder alles nach Fahrplan rollt.

    Und ja: Sehr großen Dank für diese Art Text.

  • Danke für den Artikel, der etwas mehr Verständnis zur Personalsituation bei der DB bringt.



    Der Streik der Gewerkschaftler der GDL ist vollkommen berechtigt. Auch wenn ich täglich davon betroffen bin und aktuell dafür mal wieder mein Gleitzeitkonto rauben muss; mein Solidaritätsbeitrag.



    Die Verantwortung der Lokführer ist höher als die der Manager, denn der Lokführer bezahlt mit seinem Leben wenn ein Signal wegen Müdigkeit übersieht. Das Management bekommt für die Müdigkeit und unerreichte Geschäftsziele kurzer Hand einige Millionen Euro.



    Das hat mit solider und korrekter Geschäftsführung nichts mehr zu tun. Das ist Diebstahl und Betrug. Dieses Management gehört gefeuert, da es zusätzlich das Ansehen der DB durch die Auszahlung von Boni trotz schlechtester Jahresbilanz ever schwer geschädigt hat.



    Zu aller Letzt spielt selbst der Personalchef noch auf der selben Leier, um die Mitarbeiter um Ihr Gehalt zu prellen und um ihnen einige Lebensjahre zu verkürzen; Schichtdiest unter höchster Belastung. Herr Wesselsky, ich ziehe meinen Hut vor Ihrem Einsatz. Bleiben Sie dran, lassen Sie sich nicht unterkriegen. So muss Gewerkschaftsarbeit aussehen. Lieber Gruss eines Verdi-Mitglieds. Da lässt sich noch was lernen unter Kollegen.

  • Die letzten TAZ-Artikel, die die GDL-Seite und Bahnpraxis kontextualisieren scheinen Lichtblicke in der aktuellen Debatte zu sein. Bspw. auf der Tagesschau-Seite scheint einmal mehr Wirtschafts- und Staatsräson zu herrschen und es werden die Streikfolgen hervorgehoben und für die Misere mitverantwortliche Parteipolitiker*innen dürfen dann noch die Einschränkung von Arbeitnehmer*innenrechte einfordern. Manche scheinen zu vergessen, dass es in einem Tarifkonflikt zwei Parteien gibt. Die Verantwortung ist dazu auch bei der Arbeitgeberin zu suchen. Und wie die TAZ erst kürzlich berichtete[1], hat die Bahn lächerliche Angebote gemacht. Hierzu sollte mensch bspw. auch die Laufzeiten beachten, die die Bahn im Sinn hat und das bei der Berechnung der Lohnerhöhungen berücksichtigen. Oder dass die Bahn auf das Teilzeitmodell verweist, was es ja bereits gibt. Und kaum jemensch berichtet offenbar darüber sondern hilft der Bahn und den Neoliberalen bei Verschleierung und Beschränkungen der Rechte von Arbeitnehmer*innen sich gegen solche Politik zu wehren.



    [1] taz.de/GDL-kuendig...treik-an/!5984304/

  • Naja,



    Im Vergleich zu Amazon ist das doch Jammern auf höchstem Niveau.



    Natürlich dürfen und sollen die auch streiken und ihre Forderungen durchsetzen, aber diese besondere Weinerlichkeit bei den Funktionalität lässt mich als einfacher Nensch einfach sprachlos.

    • @Demokrat:

      "Im Vergleich zu Amazon ist das doch Jammern auf höchstem Niveau."



      Und diese Relativierungslogik führte dann wohin? Wie würden sich dadurch Legitimität für Organisierung, Kampf für



      bessere Arbeitsbedingungen verändern?



      Hat mensch Ihrer Ansicht nach erst bei "Amazon-Standard" Grund zum "Jammern"?



      Andere und Kapitalist*innen würden sich denken, "Pah, was ist denn an Amazon anrüchig? Schauen Sie sich doch mal Kindersklaverei bei der Kakaoproduktion an ..." Moment, Nestlé-Kapitalist*innen wären wohl auch bei dieser Relatierung raus, denn das ist bei ihren Kakaoquellen wohl durchaus Usus ...



      "Ich habe ja nichts gegen Streiks, aber ..."



      Wirklich? Bei solchen Formulierungen werde ich meist stutzig.

      • @Uranus:

        Nun ja, jetzt wollen wir mal nicht gleich übertreiben.



        Ich bin dafür, dass die GW ihre Forderungen auch mittels Streik durchsetzt.



        Sie kann es, weil Sie eine Funtionselite repräsentiert. Richtig so.



        Aber ich kenn halt viele bahn mitarbeita, und denen geht's echt gut.



        Ich bin ehrlich gesagt auch ein wenig neidisch.

        • @Demokrat:

          Du bist herzlich dazu eingeladen bei uns zu arbeiten, wenn du so neidisch bist;)



          Seit TEG hat sich so vieles verschlechtert im Unternehmen und die Stimmung ist enorm tief. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es deinen Bekannten so gut geht.



          Eine Arbeit bei Amazon ist wichtig für unsere Gesellschaft, ohne Frage. Aber einen Job bei Amazon mit einem bei der DB zu vergleichen? Absolut unmöglich. Da kann ich auch jemand, der im Supermarkt "nur" Regale einräumt mit einem Piloten/ einer Krankenschwester bzw Fachpflegepersonal oder anderen verantwortungsvollen Berufen vergleichen.

          • @Cherry:

            Ich maloche bei einem subunternehmer, arbeite also bei Euch.



            Sonst wäre ich ja auch nicht so neidisch auf die wohlfühlen.



            Soll mana also die Jobs nicht vergleichen?



            Haben die subs und die Amazon Arbeita das nicht verdient odet sind die weniger wert?

            • @Demokrat:

              Ich behaupte ja nicht, dass diese Berufe nicht mehr Geld wert sind.



              Ich bin nur verdammt froh, dass wir so einen Gewerkschaft-Vorsitzenden haben. Einer, der seinen Job macht und die Arbeitsbedingungen und Gehalt für seine Mitglieder verbessert. Das ist seine verdammte Aufgabe und dafür wird er von so vielen Menschen gehasst. Ich frag mich warum? Habt ihr keine Gewerkschaften, die sich für eich einsetzen? Können wir leider auch nichts dafür oder etwas daran ändern...



              Und nein, diese Berufe kann man absolut nicht miteinander vergleichen.



              Mache ich einen Fehler sterben Menschen. Und ich als Erste.



              Erscheine ich unausgeschlagen zum Dienst, können auch da Menschen sterben. Und ich als Erste.



              ICH habe Verantwortung von bis zu 900 Menschen. Ich habe einen Zug, der bis zu 1.600t wiegt und bis zu 300km/h schnell fahren kann.



              Ich werde jählich bis zu 5x Überprüft, ob ich meine Arbeit auch wirklich richtig mache und weiß, was ich da tue. Jährlich zum Simulator für 2 Stunden, bis zu 2x pro Jahr für je mindestens 30 Minuten vom direktem Vorgesetzten begleitet, alle 3 Kahre einen schriftlichen Test (wo alles abgefragt werden, was man in dem Beruf je gelernt hat) und jährlichen Unterricht inklusive Abschlusstest.



              Das ist kein Job, den man innerhalb eines Monats lernen kann. Also kann man ihn nicht mit Amazon vergleichen.

        • @Demokrat:

          "Aber ich kenn halt viele bahn mitarbeita, und denen geht's echt gut."

          Inwiefern? Monetär? Wie viel Geld bei welcher Arbeitslast braucht ein Mensch, damit es ihm "echt gut" geht?

          Heißt das, diese Menschen sind gesund, glücklich, schuldenfrei, haben ein modernes Auto...? Woran machen Sie das fest?

          • @-Zottel-:

            Sie haben die Fragen selbst beantwortet.

        • @Demokrat:

          Okay. Ich kenne da anderes. Teils deuten das obige Interviewte ja auch an, hätten das nochmehr betonen können, als auszuführen, was sie an dem Job gut finden, was ihnen der immateriell zurückgibt. Vielleicht wären andere, deutlichere Stimmen hilfreicher für ein breiteres Bild gewesen. Jedenfalls ist mein Eindruck, dass da einiges im argen zu liegen scheint.



          Vielleicht habe ich Ihren Kommentar auch zu stark vor dem Hintergrund des verbalen Einschlagens auf die Eisenbahner*innen gelesen. So ganz kann ich Neid nicht verstehen. Wohlwollend würde es positiv heißen, (mindestens) das gleiche zu wollen, oder? Dies ist aber nur mit entsprechenden Druck erreichbar. In diesem Tarifstreit braucht es offenbar mächtig Druck seitens der Gewerkschaft. Es wäre doch gut, wenn Arbeitnehmer*innen diesen Kampfgeist in ihre Branchen und Betriebe mitnähmen, sich organisierten und Verbesserungen durchsetzen könnten. Aber teils kommt es in der gesellschaftlichen Debatte so herüber, dass mensch neidisch ist und ihnen Verbesserungen nicht zusteht, die mensch wohl selbst aber gerne hätte ...

  • Toller Artikel! Dankeschön. :-)

    Ein Highlight, sehr gute Interviews, toller Journalismus hier auf TAZ Online.

  • Interessante Fallbeispiele. Aber ein Punkt stört mich: Beklagt wird, die Bahn habe der GDL ein schlechteres Angebot gemacht als der EVG. Aber das ist doch klar: Es geht um Tarif-Verhandungen (!), und ich möchte (un)gern wissen, wie das Echo wohl ausgefallen wäre, wenn die DB der GDL schon von vorneherein mehr als der EVG geboten hätte.



    Also, liebe GDLer: Verhandelt, statt zu streiken. Dann klappt's vielleicht auch mit einem besseren Angebot!

    • @StefTack:

      Ich wäre auch für "verhandeln statt streiken". Dafür müssten aber beide Seiten bereit sein, sich zu bewegen.



      Ich verstehe aber auch die Bahn, die nicht für eine Beschäftigtengruppe unterschiedliche Tarife haben möchte.

    • @StefTack:

      Unwahrscheinlich. Die DB geht von zwei Metern ggf. 1 bis 2 cm auf die GDL zu. Um mit der EVG gleichzuziehen, währen zumindest 80 cm erforderlich. (Bildliche Darstellung)

      Bsp.: Ab 2026 sollen die MA ggf. (sollte die Bahn genug Personal auftreiben können) die Arbeitszeit um eine Stunde reduzieren.



      - Sie können das jetzt bereits zu denselben Bedingungen (Mindereinkommen)



      - 2026 ist lange hin.



      - ...

    • @StefTack:

      Da übersehen Sie aber den Punkt der DB beide Gewerkschaften gegeneinander auszuspielen und wenn möglich die EVG zu bevor"zug"en, da die "handsamer" ist als die GDL.

  • Super Sache, weiter so!



    Ich wäre so froh, wenn ich so eine Gewerkschaft hätte.

    und zum Rest: Haters gonna hate.

  • Jetzt bin aber sehr gespannt, welches Druckmittel in einem Arbeitskampf den Arbeit"nehmern" gegen die Arbeit"geber" noch bleibt, wenn es ein Streik nicht sein soll ... ?

    Oder bin ich jetzt nur einem neoliberalen Bot auf den Leim gegangen ?

    Ich denke, die Bahn sollte wieder Staatsbetrieb sein, meinetwegen mit Bahnbeamten auf allen Gehaltsebenen, die sich für ihr Unternehmen verantwortlich fühlen. Das erscheint mir immer noch besser als das derzeitige Modell (AG in Staatsbesitz, mit einem Aufsichtsrat, der absurde Boni verteilt anstatt Verantwortung zu übernehmen)

    • @vom 3. Stern:

      mein Kommentar bezieht sich auf "Stechpalme", heute (24.01.), 09:56

  • Danke für diesen Beitrag.



    Ich hoffe, sie lassen sich nicht klein kriegen.

    • @Nansen:

      Da schließe ich mich an. Hoffentlich kommt mal wieder eine Politik zustande, die diesen Privatisierungswahnsinn rückgängig macht und entsprechend der Daseinsvorsorge umorganisiert und Mittel bereitstellt. Die Streiks sind ja bloß notwendig, weil die Bahn heruntergewirtschaftet ist und schlechte Arbeitsbedingungen bietet.

  • Ich war von 1984 - 2001 bei der Bahn. Alle Bahnen, DR, DB und Bahn AG. Ich war Fahrdienstleiter. Im Osten gut bezahlt, klar auch mit Überstunden, im Westen dann Mitarbeiter zweiter Klasse. Während die Kollegen Häuser abbezahlten war ich Wohnberechtigungsschein berechtigt. Für die gleiche verantwortungsvolle Arbeit. Da habe ich nach 17Jahren hingeschmissen, ohne Abfindung wie damals hunderte Kollegen aus anderen Gewerken. Weil FDL waren ja immer zu wenige. Bereut habe ich es nie. Und ich kann den Frust der Eisenbahner nachvollziehen. Ob das zu einen so langen Streik berechtigt wird sich zeigen. Sie haben auf jeden Fall die Mittel um ihren Unmut zu zeigen, das haben viele andere Berufsgruppen ohne Traktoren und Loks nicht. Von den wirklich Benachteiligten ohne Lobby mal ganz zu schweigen.

  • Was im aktuellen DB-Arbeitskampf gerne unterschlagen wird: Mehr als 3500 DB-Manager bekommen mehr Gehalt und werden zusätzlich mit Boni bedacht - für was bitte schön?



    Kritik an Vergütung der DB-Chefs/ So sehen die Boni-Pläne der Bahn aus



    Bisher geheim gehaltene Dokumente der Deutschen Bahn zeigen, wie die Gehälter der Bahn-Chefs auch in Zukunft weiter wachsen könnten - selbst wenn Züge unpünktlich und Kunden unzufrieden sind. (tagesschau.de, 12.12.23)



    www.tagesschau.de/...and-bonus-104.html



    Managergehälter bei der Deutschen Bahn/ Millionen-Boni für den Vorstand



    Weil die Bahn von der Strompreisbremse profitierte, konnte sie ihren Managern keine Boni zahlen. Mit dem Ende der Maßnahme kann nun Geld fließen. (taz, 11.12.23)



    taz.de/Managergeha...hen-Bahn/!5975999/

  • Im Aufsichtsrat der DB sitzt offenbar niemand, der beruflich ursprünglich von der Bahn kommt, mit Ausnahme der Arbeitnehmervertreter. Wobei bei solchen Hauptamtlichen für mich immer das Risiko besteht, daß sie mit der Zeit den Kontakt zur Basis verlieren.



    Interessant ist auch, daß der Leiter der Abteilung Bundesfernstraßen mit dabei ist.



    Eventuell tue ich dem Herren jetzt völlig unrecht, aber meine erste Reaktion beim Lesen war: "Der Feind in meinem Bett".

  • Ich wünsche den Streikenden und der GDL viel Erfolg.

  • taz-Überschrift: "Mitarbeiter ausnehmen geht nicht"

    Anscheinend geht das sogar sehr gut. Nun ja, irgendwo muss die Deutsche Bahn (DB) ja auch sparen, wenn man den Bahnmanagern ein Jahresgehalt von zwei Millionen Euro zahlt (2.000.000 €/Jahr) und ihnen auch noch dicke Boni gibt, also "spart" man an den DB-Mitarbeitern. *Wie Recherchen von NDR, WDR und die Süddeutsche Zeitung (SZ) ergaben, sollen die Vorstandsmitglieder der Deutschen Bahn Bonus-Zahlungen von 5 Millionen Euro erhalten – trotz verfehlter Ziele.* [Frankfurter Rundschau, Dezember 2023]. Das ist doch mal ein toller Job, wo man für verfehlte Ziele auch noch reichlich belohnt wird.

    Immer mehr stressige Arbeit mit immer weniger Personal, und die Arbeitnehmer werden auch noch schlecht bezahlt. Wo findet man so etwas noch? Eigentlich ja schon überall. In was für einem Land leben wir eigentlich, wo die kleinen Arbeitnehmer immer mehr verheizt werden, aber gleichzeitig inkompetente Manager sich 'dumm und dämlich' verdienen?

    Das Hauptproblem ist doch, dass der Kapitalismus sogar schon in einen Staatsbetrieb wie der Deutschen Bahn (DB) 'Fuß' gefasst hat. Vielleicht sollte man mal das Grundproblem der DB ansprechen und mal fragen, weshalb die DB 1994 eigentlich eine Aktiengesellschaft geworden ist (?), obwohl sie doch zu 100 Prozent im Staatsbesitz ist und in erster Linie für die Bürger in diesem Land da sein sollte, aber sicherlich nicht als ein 'privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen' für die Aktiengewinne einiger Aktionäre. Nun werden einige einwenden, wenn die DB zu 100 Prozent im Staatsbesitz ist, gibt es ja gar keine Aktiengewinne für Aktionäre – und da wird die ganze Idiotie mit der DB-AG sogar noch idiotischer.

    ***Wie die Deutsche Bahn zu einem Witz wurde | ZDF Magazin Royale*** www.youtube.com/watch?v=N1kOKmzcgQg

    • @Ricky-13:

      Dem gibt es wenig hinzu zu fügen, sehr deutlich ausgeführt. Auch wenn/obwohl Wessely auch ein Profilneurotiker ist, solange sich die „Bahnspitzen“ die Basistausender plus auch noch Boni in die Tasche stecken, solange ist das Verhalten der Bahn unterste Schublade.



      Sehe ich so, obwohl ich gerade drum bange, ob ich das Konzert einer Lieblingsband am Wochenende. erreiche.

      • @snowgoose:

        Ich meinte natürlich „Weselsky“, nicht den Tastaturfehler „Wessely“

  • Sorry, habe kein Verständnis. Der Streik ist überzogen und eine Selbstdarsteller Show des Gewerkschaftsführers. Ich persönlich habe Konsequenzen gezogen.

    • @maestroblanco:

      "Ich persönlich habe Konsequenzen gezogen."

      Was haben Sie gemacht? Weselsky von der Weihnachtskartenlist gestrichen? 😁

    • @maestroblanco:

      Dann bewerben Sie sich, verzichten auf Ruhephasen und machen Überstunden und wie oben geschildert Wechselschichten, während der Vorstand Boni für eine lächerlich geringe Quotenerfüllung erfüllt, aber wichtige Unternehmensziele verfehlt?

      • @Uranus:

        Und für wie viele, die von diesen "unerträglichen" Arbeitsbedingungen im Schichtdienst bei der DB betroffen sind, kämpft die GDL? Für weniger als ein Drittel Funktionselite, das den Laden lahmlegen kann - Selbstbedienung statt Solidarität innerhalb des Betriebs

  • Jetzt reicht‘s !



    Was glauben sie wieviel Menschen in Arbeit über fehlenden Respekt der Mitmenschen klagen?



    In der Pflege, an der Kasse im Einzelhandel, VerkäuferInnen…



    Da sind die Bahnmitarbeiter nicht allein u das Angebot, welches ihnen von der Bahn gemacht wurde, würden andere Berufsgruppen gerne angeboten bekommen.



    Eine kleine Gruppe erpresst die Gesellschaft u



    Herr Weselsky möchte sich wohl ein Denkmal bauen auf den Rücken der Republik. Das ist anmaßend u übertrieben,



    nicht mal darüber gesprochen hat man, Schlichtung will er nicht, maximal Vorderungen durchsetzen. U das bei einer Wort-Wahl gegenüber dem Verhandlungs“Partner“ die unverschämter fast nicht geht.



    Er überreizt sein Blatt, u macht diese Gruppe von Egoisten nicht sympathischer.

    • @Harald Breuer:

      Die Egoisten sitzen (in all den genannten Bereichen) woanders.



      Das Argument „Kind dein Nachbarskind wird auch geschlagen“ ist völliger Unsinn.

    • @Harald Breuer:

      Wenn eine kleine Gruppe die ganze Gesellschaft in Geiselhaft nehmen kann, dann ist diese kleine Gruppe wohl sehr wichtig für die Gesellschaft und sollte auch so bezahlt werden.



      Durchhalten GDL!

      • @DunningKrugerDetector:

        Das mit der Wichtigkeit könnte sich ändern. Schließlich gibt die GDL ja nicht mal vor, für diejenigen zu kämpfen, die gegen den allerseits beklagten maroden Zustand des Bahnnetzes kämpfen sollen. Wenn sich da nichts tut - und zum wirksamen Streiken gibt es dort schon heute zuwenige Mitarbeiter - wird das in ein paar Jahren der Grund für größere Zugausfälle sein als der aktuelle Streik. Aber jubeln sie ruhig einer Funktionselite mit Tunnelblick zu...

    • @Harald Breuer:

      "Was glauben sie wieviel Menschen in Arbeit über fehlenden Respekt der Mitmenschen klagen?"

      Ja. Deshalb sollten sie sich an der GDL ein Beispiel nehmen.

      Respekt kann man einfordern.

      Auf die zu schimpfen, die es tun ist unterirdisch.

      Ja. Es reicht!

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Naja, Respekt muß man sich verdienen (Mitleid bekommt man umsonst).

        Persönlich gehe ich immer mit Respektvorschuss an Themen und Gruppen. Aber beide - Bahn und GDL - haben meinen Respekt schon lange verloren.

        Schon weil sie mich als Kunden nicht respektieren denn Respekt sollte auch nie einseitig sein.

        • @Thorsten Gorch:

          "Schon weil sie mich als Kunden nicht respektieren..."

          Das tun sie schon. Aber König Kunde kann heute eben nicht mehr auf Leibeigenschaft zählen.

  • Ein gutes Beispiel, dass es von Vorteil ist, in einem Staatskonzern zu arbeiten.



    Losgelöst von kommerziellen Zwängen kann gestreikt werden. Es ist alternatives.



    Es ist unverständlich, dass die Bahn nicht sofort allen Forderungen nachgibt, ist doch egal. Den Preis kann mana ja immer noch erhöhen.

    • @Demokrat:

      Wie ein Streik finanziert wird entzieht sich offensichtlich ihrer Kenntnis.

  • Wäre schön, wenn sich die TAZ auch



    mal in dieser Ausführlichkeit anderen



    Bereichen mit Schichtarbeit widmet,



    Krankenhäuser, Hafen um nur 2 zu



    nennen. Dort läuft es auch häufig



    „nicht rund“. Leider haben die



    Gewerkschaften hier nicht das



    Druckmittel von Millionen betroffenen



    Unbeteiligten.

    • @Hubertus Behr:

      Pflegekräfte in Krankenhäusern haben nicht das Druckmittel von Millionen betroffenen Unbeteiligten?



      Doch haben sie. Sie nutzen es nur nicht.

      • @Herma Huhn:

        was für ein Quatsch.



        Wenn die Lokführer streiken, regen sich alle auf, aber es wird keiner sterben.



        Wenn die Krankenschwestern eine Woche wegbleiben...

        • @jrx:

          Sag ich doch.



          Die könnten in viel kürzerer Zeit viel größeren Druck aufbauen.



          Tun es aber nicht, weil mehr Druck eben auch mehr Schaden bedeutet.

  • Toller Artikel über sehr interessante Menschen. Da sieht der Streik doch gleich ganz anders aus.

  • Eigentlich lesen sich die Beschreibungen wie ganz normale Beschreibungen der jeweiligen Arbeit.



    Klar, muss die Arbeit gut vergütet werden, die Inflation muss mindestens ausgeglichen werden. Aber von katastrophalen Bedingungen ist kaum die Rede. Die unregelmäßigen Schichten bei den Lokführern sind ein Problem, aber es wird auch gesagt, dass der Betriebsrat auf die Einhaltung der Tarifbedingungen gut achtet.



    Das die Gesellschaft immer weniger jegliche Berufsausübende achtet, bekommen leider auch die Bahnmitarbeitenden zu spüren. Aber nenne eine Berufsgruppe, die nicht über fehlenden Respekt klagt.

    • @fly:

      Lieber FLY, vielleicht liegt ja darin überhaupt schon die GRÖßERE Tragik, dass die Arbeitenden schon GRUNDSÄTZLICH KEINEN Respekt mehr erfahren. Dass es also längst egal ist, dass Wohlstand zuerst einmal erwirtschaftet werden muss, um ihn überhaupt verteilen zu können. Heute wird nach Gusto schon verteilt - was noch gar nicht vorhanden. Und für die, die die Arbeiten dann leisten - ist nichts mehr übrig.

      Und selbstverständlich muss man sich kümmern, BEVOR die Katastrophe vollständig ist. Insofern: JA zu den Streiks. Und es müssten noch viel mehr sein, damit endlich aufgewacht wird und man merkt, von wem diese Gesellschaft versorgt und ernährt wird. Und da haben die Bahner weit mehr Macht - als die Bauern; über die viele nur meckern ...

    • @fly:

      "Eigentlich lesen sich die Beschreibungen wie ganz normale Beschreibungen der jeweiligen Arbeit."

      Grundsätzlich ja. Aber es wird auch beschrieben, dass aufgrund einer straffen Taktung kein Raum für Fehler in der Instandhaltung sein kann, dass Fehlfunktionen aber das Personal stark beanspruchen.

      ---

      "Die unregelmäßigen Schichten bei den Lokführern sind ein Problem, aber es wird auch gesagt, dass der Betriebsrat auf die Einhaltung der Tarifbedingungen gut achtet."

      Diese sind aber weder gut, fair noch zeitgemäß. Ich schrieb unten vorher etwas zu Überstunden. Das darf in so einem Umfang nicht möglich/nötig sein. Ferner bekommen bspw. einzelne Berufsgruppen eine Zulage bei der Mitnahme/Begleitung von Azubis und andere nicht (Bericht eines Bekannten).

      ---

      "Das die Gesellschaft immer weniger jegliche Berufsausübende achtet, bekommen leider auch die Bahnmitarbeitenden zu spüren. Aber nenne eine Berufsgruppe, die nicht über fehlenden Respekt klagt."

      Ich stimme Ihnen zu. Aber ist es richtig, sich am Missstand anderer zu Orientieren, wenn etwas verbessert werden soll?

      Hier geht es um die Mitarbeiter von 16 Betrieben in der DB. Nicht (nur) die Lokführer oder der gesamte Konzern sind betroffen. Auch keine Pfleger, Polizisten usw.

      Die Arbeitnehmervertretung hat das Recht und die Pflicht, sich für die Interessen seiner Mitglieder einzusetzen. Das tun sie.

      Außerdem: Wenn es bei denen besser wird, wechseln ggf. mehr Personen zu ihnen. Das führt zu Kompensationsmaßnahmen in anderen Betrieben/Bereichen. Also sollten wir als abhängig beschäftigte das nicht voll unterstützen?

      • @-Zottel-:

        "Aber es wird auch beschrieben, dass aufgrund einer straffen Taktung kein Raum für Fehler in der Instandhaltung sein kann, dass Fehlfunktionen aber das Personal stark beanspruchen."



        Und jetzt kommt das Perverse: Für diese Mitarbeiter in der Instandhaltung, die unter noch größerer Arbeitsverdichtung und noch ungünstigeren Arbeitszeiten mit noch mehr Nachtarbeit leiden, verhandelt die GDL gar nicht. Wenn die einfach besser funktionieren würden, würde das nach offizieller GDL-Linie vollkommen ausreichen...

  • Vorschlag zur Güte: Satte Lohnerhöhung und anderthalb Stunden Arbeitszeitverkürzung. Warum?

    Erstens: 39 Stunden Vollarbeitszeit sind für jeden extrem personenbeförderungssicherheitsrelevanten Job der Bahn happig viel! Und überdies unzeitgemäß. Fast alle Jobs der Bahn betreffen auch die Personenbeförderungssicherheit. Ausgeschlafeneres Personal ist dafür immer gut!

    Und zweitens: Das kann die Bahn. Yes, she can! Und wie? Die Nachtpause im Fahrplan an jedem Werktag verlängern um eine halbe Stunde. Spätestens ab Anfang 2025, also mit dem neuen Fahrplan, könnte diese Maßnahme die Arbeitszeitverkürzung ermöglichen. Damit die BahnerInnen ein etwas entspannteres Erwerbsleben führen können, bei vollem Lohnausgleich - der ist dann auch nicht zuviel verlangt.

    • @Uwe Kulick:

      oops, ich hatte 39 Stunden recherchiert, in den Nachrichten ist jetzt aber von 38 Wochenstunden, die bislang gelten, die Rede. Aber die Senkung um mehr als einen Tag empfehle ich trotzdem, dann endet es halt in einer 36,5-Stundenwoche. Also erstmal Lohn kräftig erhöhen, und für die Arbeitszeitverkürzung die ganze Erhöhung in den vollen Lohnausgleich einbeziehen, das wär fair und könnte bis Freitag verhandelt sein. Sonst heißt es am Ende, der Weselsky wolle verhindern, dass die Leute am Wochenende zu ihren Demos fahren können! Oder zu den spannenden "Endspielen der Englischen Woche" der Bundesliga. Das Volk begeht sonst auch noch gegen die GDL auf. Das wärs dann gewesen mit dem Held des DGB :-(

  • Danke für diesen Artikel, ich habe mich ehrlich gesagt sehr über den Streik geärgert, nun kann ich es besser nachvollziehen!

  • Herzlichen Dank an die TAZ-Autoren und die 5 authentischen, sympathisch engagierten Bahn-Mitarbeiter'innen. Sie geben Einblick in Aspekte Ihrer verantwortungsvollen Arbeit und erscheinen hier - auch stellvertretend - als Mit-MENSCHEN, denen man als Fahrgast im Alltag im Sinne von Funktionsträgern des großen DB-Apparates vielleicht zu wenig soziale Aufmerksamkeit widmet. Wegen Ihnen fahre ich gerne mit der DB. Das Foto zeigt übrigens den Nürnberger HBf, Gleis 6/7 (Fernverkehr) von 25.

  • Ich habe volles Verständnis für die Angestellten der DB.



    Soviel Arbeit, soviel Verantwortung und Stress. Soviel Gefahr.



    Ich habe Verständnis für den Streik.



    Der Vorstand macht sich die Taschen voll und erhöht die Boni-, alles auf dem Rücken von Meschen.

    Nur-, es gibt auch andere Bereiche der Gesellschaft, wo Löhne noch viel nieriger und Arbeitsbedingungen noch katastrophaler sind. In der Pflege.



    Pflegekräften wünsche ich mal so einen Support, wie die GDL und der Herr W. ihren Leuten geben.



    Die sollen da mal aufräumen, Klinikkonzerne entmachten, für Gehalt und Arbeitsbedingungen streiten!

  • "Aber im Dezember sagte die Bahn uns erst, es ist gar nichts möglich, und zwei Wochen später liest man in der Presse, dass sich der Bahnvorstand über 5 Millionen ausschüttet. Das war ein Schlag ins Gesicht für alle Mitarbeiter."

    Die DB wurde eine Selbstbedienungsladen für Politiker. Die Bahn wurde nie privatisiert, sondern zwar in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Aber weder verkauf noch an die Börse gebracht. Sie ist immer noch zu 100% in Staatshand.

    • @OHK22:

      Das Problem ist diese "halbe Privatisierung".

      Einerseits soll es wie ein privates Unternehmen geführt werden, auf der anderen Seite ist das bei öffentlichem Nahverkehr nicht möglich.

      Schauen Sie sich Flixbus an, die bieten nicht ohne Grund nur bestimmte Strecken an, die sich lohnen.

      Die DB muss hingegen auch die ganzen weniger lukrativen Strecken betreiben und bezahlt im Gegensatz zu Flixbus auch noch die Infrastruktur. Straßen werden ja vom Staat finanziert.

      Die Bahn in DE, GB und USA sind alles Beispiele warum öffentlicher Nahverkehr nicht in private Hand gehört.

      Der Fehler ist nicht die "unzureichende" Privatisierung, sondern die Privatisierung ansich.

      • @sociajizzm:

        Die DB musste noch Strecken nicht oder teuer anbieten. Wenn Flixbus da mit seinen Bussen eine Marktlücke füllt, dann ist das völlig legitim.

    • @OHK22:

      Schauen Sie bitte auf die Homepage der DB. Im Vorstand sitzen keine Politikerinnen oder Politiker. Die Leute sind entweder wirklich vom Fach, sprich schon lange bei der DB oder anderen Bahngesellschaften oder haben ihren Berufslaufbahn bei Unternehmensberatungen gestartet. Auch ein ehemaliger Gewerkschafter ist dabei.

      Aus der Politik kommen die Mehrheit der Aufsichtsratsmitglieder, aber die haben die kritisierten Boni nicht bekommen, aber vermutlich abgesegnet.

      Interessant ist auch, daß unter den Gründen für die Boni nicht der Abbau von Verspätungen und Verbesserung der Infrastruktur oder geringere Störanfälligkeit usw. sondern für "Mitarbeiterzufriedenheit, Erhöhung des Frauenanteils und CO2-Reduzierung.



      Alles wichtig, aber bezeichnend, daß Kundenzufriedenheit offenbar gar nicht vorkommt. Man könnte beinahe glauben, es handele sich um eine überdimensionierte Modelleisenbahn, wo es so was nicht gibt und die Züge "sowieso" fahren.



      Ich glaube auch nicht, daß eine "richtige" Privatisierung da etwas ändert. Wie bei Konzernen, wie Vonovia & Co. stünden dann die Aktionäre im Zentrum, und die Fahrgäste wären weiterhin egal.

  • Nach dem Lesen des Artikels



    taz.de/Streik-bei-...bb_message_4673085



    rief ich einen Bekannten an, der in einem EVG-Betrieb arbeitet. Und fragt nach den lokalen Fakten zum Thema.

    Ich finde es toll, dass nun diese fünf Personen zu Wort gekommen sind. Das deckt sich ziemlich deutlich mit dem, was mir gestern erläutert wurde.

    ---

    Was in dem gestrigen Gespräch weiter erläutert wurde, waren Ungerechtigkeiten hinsichtlich Inflationsausgleichsprämie (Elternzeit ausgenommen) und dass die Tariftreue des Betriebs/der DB-Betriebe nicht so lupenrein ist, wie sie sein sollte. Hierzu gehören das Nichtbezahlen zugesagter Zuschläge, falsche Eingruppierungen usw.

    -> Redaktion: Gibt es eine Möglichkeit, die Einhaltung der Tarifverträge seitens des Konzerns insgesamt unter die Lupe zu nehmen?

    ---

    Ferner überlegte mein Gesprächspartner auch, die Gewerkschaft (EVG->GDL) zu wechseln, meinte aber, dass diese ja nicht alle Berufe in seinem Betrieb abdecken würde. Das ist auch ein schwieriger Punkt und es fragt sich:

    -> Redaktion: Wie verhält es sich, wenn im Betrieb mit der stärkeren Gewerkschaft (GDL) als Tarifpartner nicht alle vom Tarifvertrag erfasst wurden? Gilt der der EVG (! Tarifeinheitsgesetz verletzt) oder haben die gar keinen (Legitime Vorbedingung der GDL für alle Mitarbeiter im Betrieb einen TV auszuhandeln)

    ---

    Nach meiner Rückfrage zur Bezahlung von Lockführern nannte man mir die Range von 2.500 bis 2.800 € (netto; Nahverkehr). In der obigen Darstellung von Herrn Grams liest man (ICE/Fernverkehr) er habe Verantwortung für über 900 Personen im Zug.

    -> Redaktion: Was verdienen diese Menschen (tatsächlich) und wie stellt sich das in Relation zur Verantwortung (Piloten/Schiffskapitäne/usw.) dar?

    ---

    Mir reichen die Zeichen nicht. Gleich weiter...

    • @-Zottel-:

      Ein wichtiger Punkt für die GDL ist die Absenkung auf 35 h pro Woche. (Fast) Alle obigen Personen erläutern, wie hart die Zeitregelungen sind. Überstunden werden hier nicht genannt. Mir wurde erläutert, dass Lokführer vom Sommer eines Jahres (500 h auf dem Zeitkonto) um ca. 300 h dazu mehr leisteten (Endstand 300 h).

      Es ist häufig zu beobachten, dass Überstunden in "problematischen" Berufen (Schicht/Service/ etc.) zur Regel gehören. Das hat wechselbedingt mit der verhältnismäßig geringen Entlohnung und der Personalknappheit zu tun.

      Die GDL-Forderungen beinhalten eine Reduktion der Arbeitszeit bei gleichzeitiger Aufwertung der Schichtarbeit (höherer Lohn) und einer Erhöhung der Überstunden (+25%). Das soll dazu führen, dass die oben beschriebenen Probleme enden und den Mitarbeitern vertretbare Ruhephasen und allgemeine Arbeitspausen zukommen. (Pers. Meinung: Absolute Kernaufgabe/Einzige Existenzberechtigung einer Gewerkschaft!)

      -> Redaktion: Lassen sich die Zahlen der Stundenkonten in Erfahrung bringen und die Angaben verifizieren?

      ---

      (Anmerkung: Ich las einmal, dass Schichtarbeiter statistisch gesehen kürzer leben.)

      • @-Zottel-:

        Endstand im Jahr sollten 800 h nicht 300 h sein. Hier liegt ein Tippfehler vor. ;)

        • @-Zottel-:

          Theoretisch besagt das TEG, dass die Mitarbeiter dadurch keinen Nachteil haben dürfen. Eins der Hauptprobleme ist, dass die DB der erste AG ist, der dieses Gesetz anwendet und keiner so wirklich genau weiß, wie es angewendet werden darf und kann.



          Ich arbeite auch in einem EVG-Mehrheitsbetrieb. Ich habe monatlichen Geldverlust dadurch. Die Zulagen sind geringer, die Mindestruhen sind niedriger.



          Zum Thema Überstunden, ich habe seit über 3 Jahren keinerlei Überstunden "abfeiern" können dank Personalmangel. Es sammelt sich jedes Jahr mehr an. Als Beispiel, letztes Jahr im Mai habe ich knapp 40 Überstunden gemacht. Also 1 Woche mehr gearbeitet als ich hätte müssen. Mehr Geld hab ich aber nicht bekommen, außer die Zulagen, die wirklich pro Stunde berechnet werden. Nur damit kann ich mir weder Freizeit noch eine bessere Gesundheit kaufen.



          Wechseldienst ist erwiesener Maßen Gesundheitsschädlich. Schichtdienstler sterben früher, da wir aber im noch krasseren Wechseldienst arbeiten, zählt das natürlich auch für uns.



          Thema Bezahlung. Wenn dein Bekannter 2.500-2.800 bekommt, bin ich neidisch. Ich komme in einem Monat mit viel Nacht-, Sonntags-, oder "vor 4 Uhr Dienstbeginn"- Zulage auf 2.500€. Ich bin Tf im Fernverkehr, Stufe 2 und KEIN Auslandslokführer.



          Ein Lokführer in der Schweiz bekommt ca. 6.000 pro Monat. Davon sind wir bei der DB aber noch sehr weit entfernt...

  • Absolutes Verständnis, noch dazu bei einer Vorstandschaft, die sich bei Leistungslosigkeit noch Millionenboni zuschiebt.

    • 9G
      94799 (Profil gelöscht)
      @insLot:

      Der DB-Vorstand kann sich die "Boni" nicht ohne Zustimmung des DB-Aufsichsrat "zuschieben" - wer gehört diesem Aufsichtsrat an der wohl idR. aus Politiker und Gewerkschaftern gebildet wird - oder?!

  • "Aber dabei vergisst man halt ganz gerne, dass wir im gleichen Boot sitzen."



    War das jetzt ein kurzer Blitz der Selbstreflektion?



    Immerhin nimmt man, wenn man das gemeinsame Boot stilllegt, unzählige Leute in Geiselhaft inklusive der Gesamtwirtschaft.



    Weil es uns nicht gut geht, darf es den anderen auch nicht gut gehen?



    Tolle Logik.



    Die DB Vorstandsversager lassen sich nicht dazu bewegen, die Grundprobleme der Bahn in Angriff zu nehmen - das sind sie schliesslich selbst. Lieber stopfen sie sich in Krisenzeiten die eigenen Taschen voll. Vermutlich sitzen die in einem anderen Boot.



    Euer Protest trifft die Falschen und schadet ihnen.



    Volkswagen, Daimler und Audi schicken stattdessen Grusskarten.



    Streik ist eine unkreative, ja kontraprodukte Form der Auseinandersetzung, die im 19 Jahrhundert ihre Berechtigung hatte. In Zeiten der Klimakatastrophe Leute ins Auto zu zwingen, hat keine.

    • @Stechpalme:

      Sollen sich die Bahnmitarbeiter also dem Gemeinwohl opfern, so wie die Krankenhausmitarbeiter von den Kliniken mit den "armen Patienten" quasi erpresst werden?

      Es gäbe da ja eine altmodische Lösung: Verbeamtung. Keine so guten Löhne wie in der Wirtschaft, dafür lebenslange Sicherheit und gute Pension, kein Streikrecht. Fertig.

  • Prima Sache, danke für diesen tollen Artikel. Ich liebe die Bahn und ich kann gut verstehen warum gestreikt wird und ich besitze kein Auto.

    Würde mich freuen wenn die Privatisierung der Bahn zurückgenommen wird und diese absurden Managergehälter abgeschafft werden und auf die Leute verteilt wird die die wirklich wichtige Arbeit machen.

  • Ich fasse einmal zusammen: Harte Arbeitsbedingungen, weil zu wenig Personal ("Ich verstehe, dass die DB auch in Personalnot ist.") und die Forderung ist deshalb, dass alle 8% weniger arbeiten. Das macht überhaupt keinen Sinn.

    Wenn mehr Lohn gefordert wird verstehe ich das und kann das nur unterstützen. Besser werden die Arbeitsbedingungen nur durch mehr Personal und mehr Lohn hilft vielleicht dabei mehr Personal zu bekommen.



    Arbeitszeitverkürzung bewirkt das Gegenteil; denn die Arbeit wird ja nicht weniger: Man muss also das gleiche in weniger Zeit schaffen, dh die Arbeitsbedingungen werden noch schlechter... und das ist die Forderung an der die Verhandlungen scheitern.



    Ich habe absolut keine Ahnung was an dieser Forderung sinnvoll sein soll; und auch in diesem Artikel finde ich nichts, was erklären würde was diese Forderung bringt; außer die Arbeitsbedingungen noch schlechter zu machen.

    • @lundril:

      "Das macht keinen Sinn". Doch das tut es, weil es die Arbeitsplätze wieder attraktiv macht. Dann klappts auch mit dem Nachwuchs.

    • @lundril:

      Aus sozialökologieschen Gründen ist die Organisierung von Mobilität auf Basis von Bahn und ÖPNV dem motorisierten Individualverkehr vorzuziehen. Es müsste eine größere Transformation stattfinden: die Autoindustrie verkleinern und die Bahn(industrie) vergrößern. Dann gäbe es auch mehr Personal bei der Bahn.

    • @lundril:

      Die Arbeitszeitverkürzung würde diese Stellen doch auch attraktiver machen, vor allem bei den beschriebenen Bedingungen, oder? Hilft also vielleicht auch bei der Personalgewinnung.

    • @lundril:

      Arbeitszeitverkürzung bedeutet in solchen Berufen nicht, dass das gleiche in weniger Zeit geschafft werden muss (im Gegensatz zu Bürojobs), sondern, wie auch im Artikel ausgeführt, mehr Ruhezeiten, die dringend notwendig für den Gesundheits- und Sicherheitsschutz sind.

      • @Loulou-Cakes:

        Ich würde eher vermuten, Arbeitszeitverkürzung in solchen Berufen bedeutet eine extrem dünne Personaldecke, was bedeutet ständig außerplanmäßig Einsätze zu haben; inklusive kaputter Schichtplanung.



        Ich kann nicht erkennen, dass solche Bedingungen dem Gesund- und Sicherheitsschutz irgendwie helfen.

        Ihre Annahmen basieren darauf, dass die Bahn jederzeit das Personal wie notwendig aufstocken kann; genau das ist aber soweit ich das erkennen kann reines Wunschdenken.



        "Mehr Ruhezeiten" gibt es nur dann, wenn genug Personal vorhanden ist.



        Das heißt ganz einfach es sind genügend Mannstunden pro Woche verfügbar.



        Arbeitszeitverkürzung (unter der Annahme, dass die Bahn eben nicht ohne weiteres neues Personal findet), bedeutet weniger reguläre Mannstunden pro Woche verfügbar, also wird das mit irregulären Mannstunden ausgeglichen.

        Daran ist überhaupt nichts wünschenswert.

        Unter der Annahme, dass die Bahn nicht ohne weiteres neues Personal findet, wäre eigentlich das Gegenteil sinnvoll: MEHR Arbeitszeit pro Woche (natürlich gegen dementsprechende und meiner Meinung nach wünschenswerte überproportionale Bezahlung).



        Mehr verfügbare Mannstunden pro Woche bedeutet nämlich bessere Planbarkeit von Schichtarbeit usw.



        DAS verbessert tatsächlich Gesund- und Sicherheitsschutz.

        Aber heutzutage mehr Arbeitszeit zu fordern, wird ja immer mit Folter gleichgesetzt.

        Verstehe ich nicht: Lieber zwei Stunden pro Woche regulär und planbar mehrarbeiten (gegen ordentliche überproportionale Lohnerhöhung natürlich) anstatt drei Stunden weniger und dafür mit total chaotischer Schichtplanung.

        Ich habe vor dreißig Jahren Schicht gearbeitet. Das war ein Traum: 8 Tage 80 Stunden (jeden Tag 10) und dafür danach 8 Tage frei.



        Soviel bezahlten Urlaub wie damals hatte ich nie wieder in meinem Leben. War natürlich alles höchst illegal (geht so laut Arbeitszeitgesetz natürlich nicht) und wurde dementsprechend abgeschafft; keine Ahnung warum irgendwer glaubt dass es danach besser wurde.

  • "Wenn ich nach vier, fünf Schichten nach Hause komme, sagt mein Kopf schon: „Wie gehe ich jetzt am besten schlafen, damit ich bei der Arbeit übermorgen wieder gut ausgeschlafen bin?“ Deswegen braucht es die 35-Stunden-Woche und mindestens 48 Stunden Ruhezeit pro Woche."

    Schichtarbeit ist immer eine arge Belastung- Man kann Schichtarbeit aber auch intelligenter planen. Schon diese Unregelmäßigkeit, die geschildert wird, ist naürlich der Wahnsinn. Aber das geht besser. Da scheint es zu hapern bei der Bahn. Ein Punkt ist sicher auch, dass es zu wenig Personal gibt. Vielleicht könnte der Besitzer der Bahn da mal was machen?! Das ist nämlich der Bund und da regieren ja angeblich Sozialdemokraten.

    • @Jalella:

      Die Regierung will ja angeblich auch eine Verkehrswende.

      Nur halt ohne zusätzliche Infrastrutur oder ausreichend Mittel um den Bestand zu sanieren... und wer brauch schon Lockführer?

  • Ich hätte schon gerne gelesen, wie viel die Kolleg/innen denn verdienen

  • "Aber im Dezember sagte die Bahn uns erst, es ist gar nichts möglich, und zwei Wochen später liest man in der Presse, dass sich der Bahnvorstand über 5 Millionen ausschüttet. Das war ein Schlag ins Gesicht für alle Mitarbeiter."

    Das ist leider eine Aussage, die im Kapitalismus für alle, die bei einem Konzern beschäftigt sind, zutrifft. Das einzige Ziel eines jeden Konzerns auf der Erde ist Profitmaximierung zur eigenen (inkl. Shareholder) Bereicherung. Womit sie das erreichen, ist komplett egal. Solange man Menschen braucht, um Waren oder Dienstleistungen anzubieten, gibt es Arbeitsplätze. Sobald man das ohne Angestellte kann, werden die Arbeitsplätze vernichtet. Der Zwischenschritt dahin besteht in Lohndumping, Outsourceing und Verlagerung in Billiglohnländer.

    • @Jalella:

      und in Rationalisierung und "künstlicher Inteligenz"

  • Kein fairer Artikel....nein kein fairer Artikel.



    Der klassische Lokführer sitzt völlig abgeschottet in seinem Führerstand und bekommt den Zorn der Fahrgäste so gut wie nicht mit....und ist gut bezahlt.



    Die deutlich schlechter bezahlte Zugbegleiter etc. Die bekommen täglich den Zorn eines (immer häufiger) pöbelten Publikums mit, das sind wirklich arme Schweine, der ICE Zugführer leidet anderst...furchtbar wenn sich wieder ein Selbstmörder vor seinen Zug wirft.

    • @Peace85:

      "Der klassische Lokführer sitzt völlig abgeschottet in seinem Führerstand und bekommt den Zorn der Fahrgäste so gut wie nicht mit..."

      Ich habe schon erlebt, wie Fahrgäste vom Bahnsteig aus über den armen Kerl hergefallen sind...

    • @Peace85:

      stimmt, und der Lokführer hat relativ wenig Verantwortung. Der Fahrdienstleiter lässt ihn stehen oder fahren. Sind Bauarbeiten, dann greifen bei ihm kaum noch Sicherungsmassnahmen und Abhängigkeiten (Signal geht normaler weise er auf Fahrt, wenn Schranken zu, Weichen richtig liegen usw.) Die hat man gar nicht befragt. Deren Bezahlung ist übel gewesen zu meiner Zeit.



      Und wenn ich höre wie viele Überstunden die noch machen, dann scheint es noch so zu sein.

      • @Narrenfell:

        "...stimmt, und der Lokführer hat relativ wenig Verantwortung."

        Wenn das Humor sein soll, bitte kennzeichnen. Der Lokführer ist voll verantwortlich.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Er drückt aller par Minuten einen Knopf damit die Kiste nicht stehen bleibt. An jedem Signal gibt es einen Kontakt, ist es rot, dann haut es die Bremsen rein. Und von der Bahn kommt er auch nicht ab. Lokführer ließen sich am schnellsten durch Autonomes Fahren ersetzen.

  • Noch nicht durchgelesen, aber Leute: danke für Euren harten Job.

    Ich bin Bahnfahrer (muss, auf langen Strecken: hab' keinen Führerschein). Auf Euch lass ich nichts kommen. Streikt, bis Ihr Eure Ergebnisse hat.

    Und wenn im Zug jemand dem Kabinenpersonal dumm kommt: mittlerweile habe ich es eingeübt, meine übliche Höflichkeit hintanzustellen. Ich raffe das Bisschen Eloquenz, das mir zur Verfügung steht und falte in aller Öffentlichkeit besagten Fahrgast zusammen. Sooo klein mit Hut >

  • Danke taz, toller Bericht

    • @derzwerg:

      Dem Dank schließe ich mich an!

  • Schön das es auch den Raum gibt die betroffenen Menschen hinter den "Streikenden" zu Wort kommen zu lassen und sie nicht nur als "Verantwortungslose, geldgierige Lahmleger" darzustellen, wie es auch hier in den Kommentaren oft getan wird.

  • 6G
    692662 (Profil gelöscht)

    Was verdient man bei der Bahn konkret?



    Oder ist das bei gleicher Arbeit sehr unterschiedlich?



    (wie ich vermuten würde)

    • @692662 (Profil gelöscht):

      Das kommt darauf an, ob du ins Ausland fahren darfst, Azubis mitnehmen darfst (gleiche Lohngruppe) ooooder "nur" normaler Lokführer bist. Alle 5 Jahre geht man eine Erfahrungsstufe hoch. Als Lokführer ist der Gehaltsunterschied zwischen Stufe 1 und Stufe 6 glaube 500€ oder so. Es ist auf jeden Fall nicht sehr viel.



      Bei den Zugbegleitern kommt es darauf an, ob sie Zugchef, Zugchef berechtigt oder "nur" Zugbegleiter sind. Alles verschiedene Eingruppierungen.



      Unsere Lohntabellen sind auf den Webseiten der Gewerkschaft einsehbar. EVG wie GDL.



      Bitte beim Geld NIEMALS den Medien glauben. Wenn es nach denen geht, bekomm ich doppelt so viel, wie die DB mir in Wirklichkeit zahlt ;)

    • @692662 (Profil gelöscht):

      Ja, leider ist es tatsächlich so unterschiedlich. Ein/e Lokführer/in bei Regio verdient anders als beim Fernverkehr oder im Güterverkehr und die wiederum anders als ein Bereitstellungs-Lokführer vom Fernverkehr und dann wird auch noch der Einsatz im Ausland extra tarifiert. Dazu kommen dann noch die Dienstjahren, die eine unterschiedliche Position in der Tabelle haben. Dann wäre man beim reinen "Grundgehalt" wo nun schichtabhängige Zuschläge wie Nachtarbeit, Wochenend- u. Feiertagsarbeit, Verpflegungspauschalen und Dienstbeginn vor 04:00 Uhr und Dienstende nach 0 Uhr dazu zählen. Diese Schichtzuschläge erhält man natürlich nur, wenn man eine Schicht gefahren ist. Hat man Urlaub oder ist krank, bleibt am Monatsende nur das Grundgehalt. Bei einem vollen Arbeitsmonat mit ca. 23 Schichten sind es zwischen ca. 500 und 700 Euro brutto. Genauso verhält es sich bei Zugbegleitern. Dort wird auch zwischen Regio mit oder ohne betriebliche Aufgaben, Fernverkehr ICE und IC und bei beiden zwischen Ausland/Inland unterschieden. Dazu kommen dann die Dienstjahren, die auch hier unterschiedliche Stufen in den Tabellen haben. Und weil das noch nicht reicht, gibt es auch noch die 6 unterschiedlichen Wahl- und Auszahlungsmodelle, mit mehr Urlaub oder mehr Geld, Geld und Urlaub oder Arbeitszeitverkürzung und/oder Geld und ob man in 12, 12,5, 13 oder 13+Urlaubs-und jährliche Zuwendung das Gehalt ausgezahlt bekommen will. Mit 30 Jahren Dazugehörigkeit bin ich schon seit 5 Jahre am Ende der Tabelle angekommen und werde nun also in den nächsten 17 Berufsjahren keine geplante Änderung in der Gehaltsstufe mehr erreichen, egal wie wertvoll mein Wissen und können ist.



      Auch bei Fahrdienstleitern, Bordgastrom, Werkstattmitarbeitern, Servicemitarbeiter, Rangieren und den vielen anderen Berufen, die dafür sorgen, dass sie und alle andere Kundinnen und Kunden eine gute, sichere und pünktliche Fahrt überhaupt erleben können, ist es stark unterschiedlich und immer von mehreren Faktoren abhängig.