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Forderungen nach längeren ArbeitszeitenKrisenmanagement für das Kapital

„You’ll never walk alone“, verspricht Bundeskanzler Olaf Scholz. Er verschleiert, dass in Deutschland ein knallharter Klassenkampf von oben tobt.

„You’ll never walk alone“: Singende Fans des FC Liverpool Foto: Shaun Brooks/imago

D as Land steuert auf eine soziale Vollkatastrophe zu, und was sagt der Bundeskanzler dazu? „You’ll never walk alone.“ Fußballfans bekommen Gänsehaut, wenn Zehntausende im Anfield-Stadion diesen Satz singen und damit ihr „Wir“ als Liverpool-Fans konstituieren.

Wenn er aus dem Mund von Olaf Scholz kommt, wirkt er hilflos. Und wenn dessen liberale Koalitionäre die Kanzlerversprechen im Schuldenbremsenwahn öffentlich unterlaufen, wird es so peinlich, dass man auch davon Gänsehaut kriegt.

„You’ll ever work alone“ wäre ohnehin ehrlicher. „Wollen wir Menschen nicht lieber wieder mehr verdienen lassen, indem wir etwas länger arbeiten?“, fragt der Ex-SPD-Außenminister und durch diverse Aufsichtsratsposten eng mit der Wirtschaft verbandelte Sigmar Gabriel rhetorisch in der BamS, wo man solche rhetorische Fragen eben stellt.

Wenn wir „unseren Wohlstand“ erhalten wollten, kämen jetzt zehn Jahre auf uns zu, in denen es „anstrengender“ würde als in den letzten. „Kleinteilige Sozialprogramme“ seien da keine „nachhaltige Antwort“.

Nicht vom „Wir“ benebeln lassen

Auch wenn sich nicht erschließt, warum hier ausgerechnet Gabriel befragt wird, reiht sich seine Wortmeldung in aktuelle Krisenlösungsvorschläge deutscher Kapitalinteressenvertreter ein, etwa jene von Finanzminister Christian Lindner („Wir sind in einer fragilen Lage. Was wir jetzt brauchen sind (…) mehr Überstunden, um unseren Wohlstand zu sichern“) oder Industrieverbandspräsident Siegfried Russwurm („optionale Erhöhung der Wochenarbeitszeit“, „42-Stunden-Woche“) oder Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger („Dynamisierung des Renteneintrittsalters“).

Es ist kein Zufall, dass fast alle ihre Appelle mit einem „Wir“ formulieren. Die Ansprache verschleiert, dass diejenigen, die angesichts der Krise mehr Arbeit einfordern, für ihren Wohlstand, den sie als Wohlstand aller ausgeben, nie selbst gearbeitet haben. Dass dieser Wohlstand schon immer von jenen erarbeitet wurde, von denen die Profiteure sich jetzt auch noch mehr Überstunden, eine längere Arbeitswoche und eine spätere Rente wünschen.

Gleichzeitig sind die Wohlhabenden und ihre Repräsentanten jene, die weitere Sozialpakete und höhere Steuern blockieren, mit denen tatsächlich Krisenfolgen für die Allgemeinheit abgefedert werden könnten.

Das ist wie wenn zwei Freunde regelmäßig essen gehen und derjenige, der fast nichts vom Essen abbekommt, jedes Mal die Rechnung bezahlt. Und wenn die Preise im Restaurant steigen, fordert der, der nie bezahlt, den, der immer bezahlt, auch noch auf, mehr zu arbeiten.

„Walk on. With hope in your heart. And you’ll never walk alone“, heißt es im Song von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II. Wenn Scholz es zitiert, verschleiert auch er, dass in Deutschland gerade ein knallharter Klassenkampf von oben tobt. Wer sich von der Hoffnung auf ein „Wir“ benebeln lässt, der wird diesen Kampf ganz sicher verlieren.

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Volkan Ağar
Redakteur taz2
Kolumnist (Postprolet) und Redakteur im Ressort taz2: Gesellschaft & Medien. Bei der taz seit 2016. Schreibt über Soziales, Randständiges und Abgründiges.
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105 Kommentare

 / 
  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    „You’ll never walk alone“, verspricht Bundeskanzler Olaf Scholz. Er verschleiert, dass in Deutschland ein knallharter Klassenkampf von oben tobt. "



    #



    Genauso ist es. Brot und Spiele. Tooooooooooooooooooooooooor

  • Wie war das noch kürzlich? Während Autoindustriearbeiter*innen zu Pandemiezeiten in Kurzarbeit geschickt wurden und weniger Geld bekamen, was Staat/Steuerzahler*innen zahlten, bezogen bspw. Quandt und Klatten weiterhin Hunderte Millionen Euro an Dividende, anfänglich gar "wie gewohnt" zusammen mehr als 1 Milliarde Euro (!!!).

  • Sehr passender Kommentar zur aktuellen Debattenoffensive unserer wohlhabenden Elite in der Wirtschaft.

    Den erwirtschafteten Kuchen anders, gerechter verteilen wäre ja auch denkbar, aber lieber folgt der ängstliche Michel den Warnungen vor "sozialistischen Experimenten" aus einschlägiger Ecke.

    • @Bussard:

      Karl Reitter stellt in seinem Buch



      "KRITIK DER LINKEN KRITIK AM GRUNDEINKOMMEN " folgende Fragen:

      "Erstens: Wollen wir eine Gesellschaft, die jedem Individuum, egal was es tut oder lässt, lebenslang die materielle Grundversorgung garantiert? Soll sich die Gesellschaft auf dieses Grundrecht verpflichten?



      Zweitens: Kann die Gesellschaft diese materielle Grundversorgung jedem Individuum garantieren, sind die ökonomischen und sozialen Voraussetzungen dafür gegeben?"

      Reitter schreibt u.a. weiter:



      "An diesen Fragen scheiden sich die Geister. Ich stelle sie deshalb zu Beginn dieses Buches, weil viele KritikerInnen dem ersten Fragenkomplex in der Regel eher ausweichen und auf die Thematik fokussieren, ein Grundeinkommen sei nicht zu finanzieren und/oder hätte problematische Folgen, so es realisiert würde. Logisch sind die zwei Fragenkomplexe zu trennen. Wir können sie für sich diskutieren."

      Wer sich vertieft mit der Idee einer bedingungslosen Existenzsicherung



      auseinander setzen mag, dem empfehle ich Reitters Thesen und Analysen.

  • Warum die BamS gerade Sigmar Gabriel für ein Interiew auswählte, weiß ich auch nicht. Umgekehrt wählt Gabriel immerhin eine vom Sozialdemokraten Gerhard Schröder zum Regierungsinstrument (neben BILD u. Glotze) erkorene Zeitung aus. Gabriel spricht dann lustige Sätze:

    „Wollen wir Menschen nicht lieber wieder mehr verdienen lassen, indem wir etwas länger arbeiten?“

    Wer ist da wir? Wenn Gabriel zu den Leuten in diesem "wir" gehört, dann ist er, wie mir grammatikalisch scheint, zusammen mit denen bereit, mehr zu arbeiten, damit die Leut´in einem anderen "wir", nämlich wir, mehr verdienen.

    Danke Sigmar.

    Aber so wird es wohl nicht gemeint sein. Welche Göttinnen u. Götter auf welchen Olymp sind das, die beschließen sollen, das Menschengeschlecht, jedenfalls in D., von seinen Ketten zu befreien, um unbändige Arbeitsenergien feizusetzen?

    www.bundesregierun...rte-aktion-2059586

    Der Bundeskanzler plant dazu konzertierte Aktion. Vielleicht spricht Sigmar Gabriel, mit Wirtschaft u. Sozialdemokratie "vertraut" (kennen wir von der Partei) ja in diesen erlauchten Kreis hineien. Und soll per BamS die Leut´gleich mit nehmen. Die alle nicken und sagen Es ist Krise, jetzt alle ran.

    • @Moon:

      Sigmar Gabriel kann ja gerne länger arbeiten, gerne zum Mindestlohn oder weniger (aufgrund ausgenutzter Lücken). Da bin ich gespannt, ob er das auch machen würde bspw. als Friseur, Wachschutz, oder bei Sub-sub-sub-...Unternehmen auf'm Bau zu Konditionen osteuropäischer Arbeiter ...

  • Die oberen 10.000, der feuchte superreiche linkspopulistische Traum, reichen als Arbeitskräfte bei weitem nicht aus, die zukünftigen Aufgaben zu stemmen.

    Allein in der Pflege werden z.B. bis 2030 300.000 zusätzliche (!) Pflegende benötigt.

    • 6G
      655170 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Hülfe ja auch nichts, wenn die oberen 10.000 Nichtstuer und Absahner an die "zukünftigen Aufgaben" rangingen.



      Denn mit "stemmen" haben die's bekanntlich nicht so.



      Die brauchne ihre ganze, armselige Kraft, um den Geldbeutel immer schön offen zu halten.

      • @655170 (Profil gelöscht):

        Mag ja sein, aber mit der Feststellung dass der reiche Nachbar eine faule Socke ist bekommt man den eigenen Müll auch nicht in die Tonne

    • @Rudolf Fissner:

      Der Begriff Freiheit ist ihnen bekannt? oder Honeckt der?

      • @Justin Teim:

        Der Begriff hat Ciceriert.



        Und: Ist das ihre Antwort auf den sogenannten Pflegenotstand?

  • WIR müssen endlich die Vermögen der Superreichen, deren Fabriken und Immobilien an China verkaufen.

    Nur so bekommen WIR das Geld zusammen unsere ausländischen Hilfskräfte zu bezahlen, damit WIR auch morgen noch ein Leben wie bisher führen können.

    China wäre ein kommunistisches Land. WIR könnten so gleichzeitig auch die Soziale Marktwirtschaft (= Kapitalismus) überwinden.

  • Ich hab mir jetzt die Mühe gemacht, alle Kommentare zu lesen - und bin wirklich sehr enttäuscht.



    Es gibt ein paar Leute, die ernsthaft sozialistische Experimente wiederholen und so den Kapitalismus überwinden wollen. Und dann gibt es die Befürworter von irgendwelchem Flickwerk oder auch sozialkosmetischen Maßnahmen wie Mindestlöhnen.



    Nun gut, der Artikel selbst glänzt auch nicht mit konstruktiven Lösungsvorschlägen.

    Meines Erachtens brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen für alle, letztlich weltweit, kurzfristig in Deutschland und der EU. Reichtum gibt es nämlich genug, er ist nur nicht gut verteilt. Finanzieren lässt sich das mit u.a. Transaktions-, Umwelt- und Vermögenssteuern.



    Das BGE deckt die Grundbedürfnisse ab, wer mehr haben/konsumieren will, muss eben Erwerbsarbeit machen. Es ist also zum ersten Mal wirklich für alle gesorgt, trotzdem bleiben Arbeitsanreize erhalten (sie werden sogar wachsen im Vergleich mit heute - weil alle bedürftigkeitsorientierten Sozialsysteme Zuverdienste anrechnen, logisch, die Bedürftigkeit sinkt ja). Für Menschen mit besonderen Bedarfen (z.B. aufgrund von Behinderung) gibt es zusätzliche Sozialleistungen.



    Über die Einführung und die Höhe des BGE entscheidet die Bevölkerung per Volksentscheid (sowie regelmäßig über Anpassungen der Höhe).



    Außerdem gehört die Geldschöpfung in Bürgerhand und die Gewinne daraus sozialisiert.

    Die Vorteile sind zahlreich: Arbeitsplätze sind kein Wert an sich mehr, unproduktive oder schädliche Arbeit (Graeber: "Bullshitjobs") können abgeschafft werden.



    Für die notwendige unbezahlte Arbeit (v.a. Sorge- und Demokratiearbeit sowie schöpferisch-kreative Arbeit) zahlt man nicht mehr mit Armut und Existenznot.



    Der Wachstumszwang wird aufgehoben - der Kuchen wird besser verteilt und muss daher nicht immer größer werden.



    Umweltkosten (z.B. Entstehung von Treibhausgasen) können endlich eingepreist werden.



    Es gibt einen echten Arbeitsmarkt, wo Leute auch NEIN sagen können.

    • @Eric Manneschmidt:

      Ich bin nicht minder von dem Vorschlag eines BGE enttäuscht. Sofort würde ich die, die für Einkommen Natur zerstören und Tiere töten, alimentieren, damit sie es unterlassen. Das können, wie das BGE, aber immer nur Ausschnitte d.h. relative Konzepte sein. Das BGE in der bisherigen durchdachten Form ist und bleibt eine selten blöde Idee. BGE ist (neoliberal [s. Uni HH] und) ein Sozialkonzept, ebenso wie Kapitalismus. Dafür braucht es, neben den wirtschaftlichen Problemen (Wer soll, möchte oder darf was kaufen?) Akzeptanz, die rechte Kräfte (FDP und CDU gehören für mich dazu) nie zulassen werden, soweit ein BGE sich tatsächlich als soziale Revolution erfüllen würde. Und jetzt zu den knallharten ökonomischen Realitäten: BGE und Geld, alles A-Karte, denn letztlich wird in Gütern bezahlt. Wachstum, Herr Eric M., Wachstum. Gerade das ist nicht mehr möglich. Sie müssen also eine schrumpfende Produktion organisieren. Da werden Menschen sein, die sich etwas aneignen, das andere dringend benötigen oder nur wollen. Mit dem BGE werden Menschen in Abhängigkeiten getrieben, weil es nicht um Geld, sondern Güter geht, bis hin zu sklavenähnlichen Verhältnissen, die jenseits von Gesetzen getauscht werden. Die ganze Daseinsvorsorge muss erst einmal zurück in die öffentliche Hand. Man muss sich auf Güter einigen, die man produzieren möchte. Es werden Investitionsketten reißen und durch sicheres Einkommen (BGE) echte Inflation befeuert (Wozu sicheres Geld, das immer weniger Gütern gegenübersteht, sparen?!). "BGE" eher durch Nahrungsmittel und Kleidung, so wird's wohl kommen. Und dann haben Sie immer noch rechte Kräfte, die sagen, wer nicht arbeitet soll nicht essen.

    • @Eric Manneschmidt:

      Das bge deckt die Grundbedürfnisse ab und die Höhe wird per Volksentscheid bestimmt?



      Da sehe ich einen kleinen Unterschied...



      Den ersten Schritt zum bge hat Lindner ja schon gemacht.



      Arbeitslosenförderung braucht es ja nicht mehr, wenn keiner arbeiten muss.

    • @Eric Manneschmidt:

      Weltweites Grundeinkommen ? Afrika ? Wer zahlt es ?



      Besser kann man Utopie nicht beschreiben.



      Letzten Endes muss jedes Land, jeder Staat Verantwortung übernehmen. Klimawandel, Ernährungslehre warten nicht. Das Beispiel UN zeigt wie schwierig, ja nahezu unmöglich es ist, weltgemeinschaftlich zu handeln

      • @Klempner Karl:

        Nicht wahr? Schon blöd, wenn mensch Andere neokolonial ausbeutet? Aber dafür zahlen, nö ....



        Und zur UN - internationale Abkommen zum Klimaschutz wurden eben auch wesentlich von den reichen Staaten blockiert bzw. verwässert. Vielleicht doch mal sich an die eigene Nase packen ...

    • @Eric Manneschmidt:

      Kommt nach Berlin und sammelt Unterschriften für ein BGE-Pilotprojekt: taz.de/Volksbegehr...n-Berlin/!5870906/



      oder direkt www.volksentscheid...en.de/ferienjob22/ oder hier: form.typeform.com/to/uCsJYGe7

      • @Eric Manneschmidt:

        Ich find's echt amüsant, dass du implizit kritisierst, dass manche Menschen sozialistische Experimente wiederholen wollen würden, nur um dann ein sozialistisches Experiment vorzuschlagen.

        Long story short: Das BGE wird sich im Kapitalismus nicht durchsetzen können.

        • @Piratenpunk:

          Der Wiener Philosoph Karl Reitter betrachtet ein BGE als emanzipatorischen Weg aus dem Kapitalismus.



          Mit linker Kritik an einer bedingungslosen Existenzsicherung setzt er sich explizit auseinander.



          www.youtube.com/watch?v=RE6fYWvUV74

          Lesenswerte Kritik dazu formuliert



          der Wirtschaftswissenschaftler Norbert Häring auf seiner Blogseite.

          Was beide nicht unbedingt im Fokus haben ist, dass ein emanzipatorisches BGE und dessen Ausgestaltung Sache der SouveränInnen sein muss. Darauf weist @Eric Manneschmidt zu recht hin. Eine bedingungslose Existenzsicherung geht nur mit mehr und echter Demokratie, welche Produktions- u. Eigentumsverhältnisse mit in den Blick nimmt. In Anlehnung an eine Aussage der Schriftstellerin Daniela Dahn: "Wenn es stimmt, dass die Würde des Menschen unantastbar ist, dann muss das (Groß)Eigentum antastbar sein"!

        • @Piratenpunk:

          Es geht nicht darum den Kapitalismus per se abzuschaffen sondern weg von seiner ausbeuterischen Form hin zu einer gemeinwohlorientierten Form des Wirtschaftens. So wie jetzt kann es wohl nicht weiter gehen. Ewiges Wachstum geht nur auf Kosten von Mensch und Umwelt bis das System kollabiert. Der ausbeuterische Kapitalismus nährt sich zum Selbsterhalt immer mehr rechten Ideologien an und unterstützt diese. Leute wir Elon Musk und viele andere propagieren mittlerweile einen Freiheitsbegriff der nur die Freiheit des Kapitals meint und dem Rest der Welt den Stinkefinger zeigt und deren Freiheit raubt. Ein BGE gibt uns ein Stück Freiheit wie wir unser Leben gestallten wollen zurück.

        • @Piratenpunk:

          Da zeigt sich mal wieder, wie wenig sinnvoll die Begriffe "Sozialismus", "Kapitalismus" etc. sind.



          Der US-amerikanische BGE-Befürworter Andrew Yang spricht beim BGE immer vom "human-centered capitalism".



          Du findest, dass das BGE Sozialimus sei. Das steht Dir natürlich frei.



          Fakt ist aber, dass der bekannte oder real-existierende Sozialimus mit Planwirtschaft, Arbeitszwang und Top-Down-Ökonomie verbunden war und wir wissen, dass das in die Hose ging.



          Während das BGE noch nicht ausprobiert wurde, außer in diversen kleinen Pilotprojekten, die alle ziemlich vielversprechende Ergebnisse zeigten.

          • @Eric Manneschmidt:

            Ich finde vor allem, dass das BGE eine linksliberale Träumerei ist, die sich nicht durchsetzen kann, weil das Kapital nicht mitmacht. Wenn man Sozialismus ernst meint und entsprechend umsetzt, braucht man kein Einkommen mehr. Der Sozialismus des 20. Jahrhunderts war einer mit bolschewistischer und später stalinistischer Prägung. Das will heute keiner mehr. Der Sozialismus anarchistischer Prägung in der Ukraine und später in Spanien wurde leider zu schnell militärisch zerschlagen, war aber vielversprechend (und auch mehr als ein Pilotprojekt)

            Sowas wie ein human centered oder nachhaltiger Kapitalismus kann es gar nicht geben. Kapitalistische Gesellschaften sind darauf angewiesen, dass Menschen in Beschäftigungsverhältnisse gezwungen werden können. Genauso auf die immer stärkere Nutzung von natürlichen Ressourcen und Flächen zur Kapitalakkumulation.

            • @Piratenpunk:

              Ihren letzten zweifelnden Aussagen würde ich auch zustimmen. Hoch würde das Auskommen/BGE nicht sein, damit dem Kapital genügend Druckmittel verbleibt, genug Menschen in Arbeit zu pressen, nehme ich an.

  • M.M nach geht es z.Zt. nur mit mehr Arbeit- aber deutlich besser bezahlt. Längere Lebensarbeitszeit sollte kein Tabu sein. Logo mit mehr Kohle. Wir werden im Schnitt älter und kommen später ins Berufsleben, wo ist das Problem den Gegebenheiten etwas positives abzuverlangen?

    • @Justin Teim:

      Naja länger arbeiten, daß was man vererbt aber stärker besteuern ist auch so ein bedingt tragbares Konzept.

      • @Peterbausv:

        Wieso besteuern? Mehr Kohle weniger besteuern! Anreize für fitte Rentner!

    • @Justin Teim:

      Kennen Sie den:

      "Lieber zwei Wochen nachdenken, als ein Leben lang arbeiten!"

      Probier ich schon seit 40 Jahren.



      Irgendwann sollte Schluss sein mit der abhängigen Beschäftigung. Das Altenteil war früher auch nicht faulenzen.

      • @WeisNich:

        Abhängige Beschäftigung ist immer blöd. Wenn man aber als "Rentner" noch aktiv arbeiten möchte und Arbeit bekommt - finde ich das gut.

        • @Justin Teim:

          Dumm nur, wenn dann die Rente gekürzt wird.

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Ich bin ganz Ihrer Meinung. Massenproteste: schön und wünschenswert. Aber: das gibt es nicht mehr. Seit Thatchers-, Reagans- und Kohls-Zeiten. Wir sind eine Dienstleistungsgesellschaft. Das war das Mantra.



    Allein, Dienstleistung, bringt mich schon zum Übergeben ...

  • taz: "... Finanzminister Christian Lindner („Wir sind in einer fragilen Lage. Was wir jetzt brauchen sind (…) mehr Überstunden, um unseren Wohlstand zu sichern“) oder Industrieverbandspräsident Siegfried Russwurm („optionale Erhöhung der Wochenarbeitszeit“, „42-Stunden-Woche“) oder Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger („Dynamisierung des Renteneintrittsalters“)."

    Nun ja, wir haben schon seit Jahren ca. 10 Millionen Bürger in Deutschland, die für einen Hungerlohn arbeiten gehen müssen, denen kann man also noch mehr Überstunden mit etwas weniger Lohn aufdrücken. Viele Milliarden Euro werden ohnehin schon jährlich aus Steuermitteln aufgewendet, um nicht existenzsichernde Arbeit aufzustocken. Da kann der Steuerzahler den Arbeitgebern also ruhig noch mehr Geld in die Tasche stecken, damit deren Wohlstand auch ja erhalten bleibt.

    Hatte man in der Anfangszeit von Corona nicht gesagt, dass man dieses Wirtschaftssystem mal überdenken sollte? Und was ist eigentlich mit dem Klimawandel? Obwohl man seit Jahren weiß, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird und der Klimawandel durch unkontrolliertes Wirtschaftswachstum wächst, haben 11,5 Prozent der Wahlberechtigten ausgerechnet die neoliberale und wirtschaftsfreundliche FDP gewählt. Das ist wohl kaum noch logisch erklärbar. Prompt kommt ja auch die Forderung von Lindner nach Überstunden. Mal sehen wann Lindner den Mindestlohn als Irrweg bezeichnet.

    taz: "Das ist wie wenn zwei Freunde regelmäßig essen gehen und derjenige, der fast nichts vom Essen abbekommt, jedes Mal die Rechnung bezahlt."

    Und daran wird sich auch nichts ändern, denn der Deutsche sagt sich: "Man kann eben nichts an der sozialen Ungerechtigkeit in diesem Land ändern". Und dann geht er am nächsten Tag für ein paar Euro zur Arbeit, damit sein Chef sich die neueste Luxuslimousine bestellen kann oder er lässt sich als Hartz IV Empfänger (Bürgergeldempfänger) sogar noch das mickrige Existenzminimum von einer sogenannten "Behörde" sanktionieren.

  • Find ich, da in ein paar Jahren in Rente richtig. Diese muss erhöht werden und ich muss da früher, nicht später hinein.



    Deshalb müssen die Steuern für alle Einzahler erhöht werden.



    Für die Altenpflege sollten dann, wenn ich sie vielleicht irgendwann brauche, sowohl die Stundenzahl wie auch Löhne mächtig erhöht werden.



    Ich hoffe IHR jungen Leute schafft das! 🤓

    • @Rudolf Fissner:

      Vor allem müssen Stundenzahl und Löhne, aber nicht die Zuzahlungen der zu Pflegenden erhöht werden.



      Die Jungen, die das schaffen, wollen wahrscheinlich nicht.



      Außer sie sind blöd.



      Solidarität!

  • Die Zeit ist reif für einen Generalstreik und Massenprotesten wegen der sozialen Schieflage und Energiepreiseinflation, für die ganz allein die letzten und jetzigen Regierungsparteien schuld sind. In D bröckelt der Mittelstand, seit Jahren niedrige Löhne und Renten. Imner mehr Menschen sind auf Almosen und die Tafel angewiesen. Beschämend für das reichste Land Europas.

    • @Elena Levi:

      Ich weiß ja nicht, welchen Mittelstand sie meinen. Aber die Absolventen eines naturwissenschaftlichen Studiums bekommen 75 bis 85 T€ Anfangsgehalt.



      Und meine Studis kommen innerhalb von drei Monaten alle unter.

      Ich persönlich halte es für zu viel. Zu viel Geld ist nicht gut für den Charakter.

      • @WeisNich:

        Ich sprach vom Mittelstand und nicht von hochbezahlten Naturwissenschaftlern. Sie scheinen die Normalgehälter der meisten Arbeitnehmer mit Berufsausbildung nicht zu kennen. Auch viele Akademiker arbeiten für Hungerlöhne.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    @WEISNICH: Die Mehrproduktion von heißer Luft in Meetings wäre ja kein Problem. Der vermehrte CO2-Ausstoß durch Energieumwandlung via Verkehr, Güterproduktion, Rüstung und Handel schon eher.... Es gibt ja nicht nur Bürohocker.



    Remeber: Sigmar „Balu“ Gabriel, der Mann, der nie eine Wahl gewann, war Umweltminister im Kabinett Merkel I. Und dieser feine Herr und Seinesgleichen (aka „Wir“) dürfen gern etwas mehr arbeiten und dadurch „Menschen [….] lieber wieder mehr verdienen lassen“.

    • RS
      Ria Sauter
      @95820 (Profil gelöscht):

      Wenn noch irgendein Politiker oder eine -in das Wort "Wir" in den Mund nimmt, sollten fas gemeinte Wir endlich auf die Strasse gehen!

      • @Ria Sauter:

        @SCHAF &FLIEDER

        Bei euch beiden klingt das "Wir" doch verdächtig nach "Wir sind das Volk" Gedöns.

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          Ihre Mehrproduktion von heißer Luft ist hoffentlich frei



          von Zeh Oh Zwei

          • @95820 (Profil gelöscht):

            Na dan wünsch ich Euer durchlauchtiges Wir mal viel Spaß auf der Straße.

            Es wird bestimmt ein Superreicher vorbeikommen, der dabei die Rollstühle für die Schnabeltässler schiebt, wenn "ihr" den Stift ja schon am Donnerstag hinwerft.

        • @Rudolf Fissner:

          Naja - mir lieber - die zwei stemmen sich gegen den Wind - als irgend sone windbeutelige Luftnummer! Gelle.

          kurz - Volkers 👄



          “Die Hunde bellen.



          Die Karawane zieht weiter.“

  • Für meine Lebenserfahrung und politische Beurteilung der politischen Entwicklung seit etwa 1998 ist der Artikel von Volkan Agar ohne Einschränkung voll gerechtfertigt.

    Bei dem einen oder anderen Kommentar kann einem billig und gerecht denkenden Menschen ganz übel werden. Diese Politik-Typen tun doch alles dafür, dass sich in DE nichts ändert.

    Wer hat denn die Schuldenbremse mit der Union beschlossen? Wer hat denn die AGENDA 2010 für das deutsche Kapital als Generalsekretär der SPD mitgetragen?



    Von Cum-cum und Cum-ex der Warburg-Bank nichts gehört?

    Die Umfragen für die SPD waren gerade mal etwa 6 Monate vor der BTW nach oben geschnellt, davor und danach lagen bzw. liegen sie bei etwa 20%. In NRW haben gerade mal 50% der Wahlberechtigten noch gewählt. Die SPD hat hier ihr schlechtestes Wahlergebnis seit 1949 bekommen. Ein Rücktritt des Spitzenkandidaten kommt für diesen nicht in Frage. Die meisten „Normalos“ haben resigniert und durch die wahrhaftige Alternativlosigkeit des Nichtwählens das „Handtuch geworfen“.

    Für meine berufliche Lebenserfahrung und Beurteilung der politischen Entwicklung seit etwa 1998 ist der Artikel von Volkan Agar ohne Einschränkung voll gerechtfertigt.

    Bei dem einen oder anderen Kommentar kann einem billig und gerecht denkenden Menschen ganz übel werden. Solche Politik-Typen tun doch alles dafür, dass sich in DE nichts ändert.

    Wer hat denn die Schuldenbremse mit der Union beschlossen? Wer hat denn die AGENDA 2010 für das deutsche Kapital als Generalsekretär der SPD mitgetragen? Von Cum-cum und Cum-ex der Warburg-Bank nichts gehört?

    Die meisten „Normalos“ haben resigniert und durch die wahrhaftige Alternativlosigkeit des Nichtwählens das „Handtuch geworfen“.

  • Das einzige was gegen Klassenkampf von oben hilft, ist Klassenkampf von unten.

    Und der findet ja auch z.Z. verstärkt statt, s. Streiks in Krankenhäusern und bei der Luftfahrt.

    Wird Zeit, daß begriffen wird, daß auch der Kampf für einen bundesweiten Mietpreisdeckel, DW&Co enteignen, Energiepreisdeckel und #9Euroweiterfahren Teil eines Klassenkampfes von unten sind und die Gewerkschaften sich da stärker einbringen, damit nicht Lohnerhöhungen binnen kurzem aufgebraucht und von neuen Preissteigerungen übertroffen werden.

    • @Brot&Rosen:

      Jepp, DW und deren Öl- und Gaspreistreiberei, das geht gar nicht. Deren Öl- und as sollte gleich mit enteignet werden!

    • @Brot&Rosen:

      "Und der findet ja auch z.Z. verstärkt statt, s. Streiks in Krankenhäusern und bei der Luftfahrt."



      Die streiken für die Aufhebung des Antagonismus von Kapital und Arbeit und die Überwindung des Kapitalismus?

      • @Ingo Bernable:

        Klassenkampf von unten bedeutet nicht automatisch, daß für die Überwindung des Kapitalismus gestreikt wird.

        Wenn auch bei uns Klassenkampf schon lange nicht mehr so genannt wird, da er begrifflich erfolgreich von der Sozialpartnrschaft abgelöst wurde, bleibt es doch z.B. bei Streiks bei einem Verteilungskampf.

        Ob dabei die kämpfende Klasse sich dessen bewußt ist, daß ein Verteilungskampf ein Kampf zwischen besitzender Klasse und besitzloser Klasse ist, ist dabei unerheblich.

        • @Brot&Rosen:

          Die zentrale Motivation des konsensorientierten Korporatismus ist aber doch eigentlich die Stabilisierung der Verhältnisse und die Einhegung des sich aus sozialer Ungleichheit erbenden Konfliktpotentials. Wer meint darin Klassenkampf erkennen zu können dürfte auch Bismarck für einen Kommunisten halten.

          • @Ingo Bernable:

            Wie nennt man es, wenn sich die Royals um den Anteil an den Juwelen streiten?

            Richtig! Klassenkampf.

          • @Ingo Bernable:

            Bismarck war glasklar ein Klassenkämpfer - von oben.

            "Im Jahr 1878 wurden auf Initiative von Bismarck die sogenannten Sozialistengesetze erlassen, mit denen sowohl Arbeiterparteien als auch Gewerkschaften verboten wurden. Man hoffte, auf diese Weise Streiks und Lohnforderungen unterdrücken zu können. Als Strategie der Integration wurden gleichzeitig erste Maßnahmen der Sozialgesetzgebung verwirklicht.[9]"



            www.wikiwand.com/de/Streik

  • Längere Arbeitszeiten? Damit man sich noch mehr in Meetings zu Tode langweilt oder man noch mehr Mails verschicken kann?

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Hätten „Wir“ bloß nicht so viel gearbeitet, dann wäre auch nicht so viel kaputt. Viele haben sich dabei sogar selbst kaputtgearbeitet.



    (Hat der Gabriel nicht auch für Tönnies „gearbeitet“? Könnten die nicht sein Konterfei ins Firmen-Logo „einarbeiten“?)



    www.faz.net/aktuel...isch-16827897.html

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Nö. Es waren rumänische Arbeiter, die "ihre" Würstchen gestopft und die Kartoffeln geerntet haben. "Wir" würden solche Arbeiten nicht machen.

      • @Rudolf Fissner:

        Liggers.“Lütt beeten bito sä de Amm.



        Dor harr dat Kinn open Henkel sheeten“

  • Lieber Volkan,



    ich habe grossen Respekt fuer deine jounalistische Arbeit und deine Artikel und ich teile im Wesentlichen die Grundhaltung die ich aus deinen Artiklen und Kommentaren herauslese.



    Zum Beispiel, denke ich stimmt es, dass "gleichzeitig sind die Wohlhabenden und ihre Repräsentanten jene, die weitere Sozialpakete und höhere Steuern blockieren, mit denen tatsächlich Krisenfolgen für die Allgemeinheit abgefedert werden könnten."



    Diese Tatsache fuer einen journalistischen Personenangriff auf Olaf Scholz zu verwenden, meine ich geht völlig am Ziel vorbei. Der Angriff lässt den Umkehrschluss zu, dass "hätten wir bloss wieder CDU an der Macht, dann wäre alles gut".



    Ich gehe davon aus, dass das nicht deine Absicht oder deinen Ansatz ist.



    Ich denke, dass du als "Postproletarier" eine gerechtere und ökolgischere Politik möchte und auch mehrheiten in Deutschland die dasselbe möchten. Das möchte ich auch.



    Nur Deutschland hat gewählt und wir haben eine rot-gruene Koalition mit FDP als Verteidiger der Interssen der Superreichen in dieser Koalition.



    Olaf Scholz hat keine Wahl. Er muss mit diesem Wahlergebiss umgehen. Die alte Pose "Wer hat uns veraten? Die Sozialdemokraten!" war schon damals kaum konstruktiv, und ich glaube daran hat sich bis heute nichts geändert.



    Ich bin insofern bei Olaf als dass wir an das "WIR" unbedingt festhalten muessen um die sozialökologische Transformation zu bewältigen. Wenn die Superreichen sich nicht beteiligen wollen, muessen wir es trotz dem anfangen. Dann halt ohne die Superreichen.



    Was wir heute nicht brauchen, ist eine Spaltung unter den Menschen die sich grundsätzlich zur sozialökologischen Tranforamtion bekennen. SPD und Gruene ist aus meiner Sicht zur Zeit das beste was Deutschland zu bieten hat. Das ist nicht perfekt aber es ist zumindest eine Dämpfung der Dominanz neoliberaler Eliten.



    Als Journalist hast du in meinen Augen eine Verantwortung, konstruktive und respektvolle Kritik zu äussern und nicht zu Spalten.

    Lese Piketty

    • @Nilsson Samuelsson:

      "Lese Piketty"

      ich hab die vage Befürchtung, dass hier nicht "(ich) lese Piketty", sondern "lies Piketty" gemeint war.



      da fällt mir auch ein Imperativ ein: Lernt Deutsch!

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Nilsson Samuelsson:

      "SPD und Gruene ist aus meiner Sicht zur Zeit das beste was Deutschland zu bieten hat. Das ist nicht perfekt aber es ist zumindest eine Dämpfung der Dominanz neoliberaler Eliten."



      Verstehe ich nicht, SPD und Grüne waren doch jahrzehntelang neoliberal und machen gerade eine Transformation zum Neomerkantilismus. Mit einer postproprietären Ökonomie, wie sie Piketty fordert, hat das nichts zu tun. Vielmehr lebt im Neomerkantilismus lediglich der ideologische Gesamtkapitalist wieder auf und der Klassenkampf von oben wird weiter geführt, die Ausbeutung von Arbeitskraft weiter intensiviert und maximiert.

  • Das Schleifen der Schuldenbremse wäre mit Sicherheit nicht dafür gedacht, Nichtstun zu finanzieren.

    Wenn man den Klimawandel mit dem jetzigen Tempo und Stunden schaffen will, dann reicht auch das vorhandene Geld.

  • Der Slogan "Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert" wird keinesfalls richtiger nur wenn ihn der Autor und jeder zweite Kommentator wiederholt.



    Der ganze Staat funktioniert nur und ausschließlich weil Überschüsse erwirtschaftet werden und Gewinne gemacht werden. Verluste der Firmen und Steuerzahlungen und somit Allgemeinwohl schließen sich aus.



    Ständig argumentativ austesten wollen, was die Wirtschaft noch alles aushalten soll an Vorschriften und Belastungen halte ich für brandegfährlich. Viele gute Jobs hängen da dran.



    Wo ich aber dafür bin: Gehaltsniveaus der einzelnen Branchen oder auch innerhalb der Firmenhierarchien diskutieren scheint angemessen. Besteuerung von Spitzeneinkommen dito. Sowie Förderung der Erkenntnis, dass niemand sein Erspartes auf dem Sparbuch weginflationieren lassen muss sondern sich an öffentlichen Firmen beteiligen kann und vom Erfolg der Wirtschaft partizipieren kann, siehe oben, Stichwort erfolgreiche Firmen. 12% Aktionäre o.ä. in DE, knapp 60% in den USA, auch und insbesondere der Durchschnittsbürger.



    Und dass es Superreiche gibt, jo mei, .... alles verbieten oder wie? Locker bleiben, das war schon immer so.



    Und übrigens: Mehr arbeiten wenn man mehr Geld will? Mal den Gabriel außen vor: Das war schon immer so, seit meinem Studium! Interessant wie sich die Leute von manchen Namen triggern lassen, und wie brutal!

    • @Tom Farmer:

      Fakt ist doch, dass in den letzten Jahrzehnten von den verantwortlichen Regierungen massiv von unten nach oben umverteilt wurde, Gewinne wurden stets privatisiert und Verluste sozialisiert, das nannte sich alternativlos und systemrelevant..nur ist das irgendwann nicht mehr möglich, weil schlichtweg außer dem Eingemachten nichts mehr zu holen ist, deshalb sollte hier dringend mal die Kirche im Dorf gelassen werden und endlich mal wieder dem Plebs ein Krümel gelassen werden.Und wenn mehr arbeiten mehr Geld bedeuten würde, das war vielleicht vor sechzig Jahren so, als Arbeit noch vernünftig bezahlt wurde, aber erzählen sie der Krankenschwester oder der Verkäuferin heute mal, sie müsse nur mehr arbeiten, damit das Geld bis zum Ende des Monats reicht...Und ebenso diese unsägliche und zynische Aussage, man könne ja auch von den Aktienrenditen profitieren...ich bin wie gesagt langjähriger Unternehmensberater und ich kann ihnen sagen, dass sich die Kapitalausstattung des durchschnittlichen Gründers in den letzten zwanzig Jahren von "klar, 30-50k kriege ich zusammen" zu " nee, ich hab nichts, aber vielleicht kann ich von meinen Eltern 1000 Euro borgen" geändert hat. Und auch das ist eine direkte Auswirkung der politischen Entscheidungen der letzten Jahrzehnte. Es wird dringend Zeit, im Sinne des sozialen Friedens und auch der gesamten Volkswirtschaft (und nicht der selbsternannten Elite, die das gerne gleichzusetzen versucht), dass die SPD sich nicht weiter zur kleinen CDU mutiert, die Grünen über ihrer Gutbürgerlichkeit die sozialen Aspekte nicht vergessen, weil es ihr Klientel ja nicht betrifft, und die FDP endlich den Wähleranteil bekommt, für den sie eigentlich die Politik macht, nämlich 1-2%. Dann wäre Deutschland wirklich geholfen....

    • @Tom Farmer:

      Also jetzt gebe ich als langjähriger Unternehmensberater auch mal meinen Senf dazu. Diese ständige Lamentieren über die Belastung der armen Wirtschaft, die hohe Steuerquote...das "Klappern" haben die armen Wirtschaftsvertreter besser drauf als jeder gestandene Handwerker. Die jahrzehntelange neoliberale Gehirnwäsche hat selbst intelligente Menschen so geprägt, dass sie selbst offensichtlich und nachweislich falsche Aussagen mit dem neoliberalen Mantra "wenn jeder nur an sich denkt, ist auch an jeden gedacht" "beweisen" und ebenso die nachweislich falsche Aussage des Sickereffektes (wenn die da oben richtig viel mehr bekommen, fällt unten sicher auch ein zwei mehr Brosamen ab, herunterbeten. Das ist wie mit der Einführung des Mindestlohnes oder der dringend notwendigen Erhähung desselben auf ein vernünftiges Niveau, was wurde da orakelt, der Untergang des Abendlandes, ja, der Zusammenbruch der gesamten Wirtschaft wurde prognostiziert, die arme Wirtschaft sollte nicht noch mehr belastet werden...was ist passiert? Nichts, ein paar eh unwirtschaftliche, bereits vom Staat verdeckt subventionierte Firmen mit Dumpinglöhnen sind endgültig aus dem Markt ausgeschieden, die wollte eh niemand haben (außer den "Leistungsträgern", sprich Eignern, die davon profitierten)...nichts anderes wird passieren mit höheren Belastungen von Firmen und von Vermögenden....nichts...ist doch auch logisch...wenn der Vermögende von seinem Einkommen von mehreren Millionen, ein paar Prozent mehr abgeben muss, hat er noch immer ein Einkommen von mehreren Millionen (nur ein klein bisschen weniger), nur wird er davon weder arm, noch wird er sich aus dem Fenster stürzen...gleiches gilt für die Firmen... nur weil sie ein bisschen weniger Gewinn erwirtschaften, weil sie vielleicht mehr Lohn zahlen, bleibt das Geschäft trotzdem noch positiv, die Anteilseigner haben dann vielleicht eine kleinere Dividende, aber welcher Anteilseigner, der was auf sich hält, interessiert sich für die Dividendenrendite?

      • @Max Weber:

        Ich kann Ihre Meinung nur teilweise verstehen. Wir haben seit Jahren ständig steigende Steuereinnahmen, insbesondere auch durch Unternehmensgewinne. Was wird denn da privatisiert?



        Dass Steuerschlupflöcher oder Steueroasen bestehen für international tätige Konzerne ist ein Mangel. Aber auch das hat doch mit Sozialisierung von Verlusten nix zu tun. Das ist halt nix-Blick auf Seiten der Gesetzgebung!



        Bei Einkommensbesteuerung bin ich ja bei Ihnen und ich hatte das auch eingangs geschrieben!



        Dass Firmengründungen seit Jahren einfacher werden hinsichtlich Stammkapitalanforderungen sollten Sie ja selbst wissen.



        Auch Weiterbildungen und zweiter Bildungsweg ist alles Durchlässigkeit als noch vor 30 Jahren.



        Mindestlohn 15€ o.ä. sind wir auch beieinander.



        Für Parolendreschereien bin ich allerdings nicht zu haben. Die Armutsreichtumsschere hat insbesondere den Grund, dass Immobilien und Aktienpreise stark gestiegen sind. Das hat aber dann mit Besitz zu tun und wir sollten eben alles tun die Besitzförderung unterer Einkommensschichten zu verstärken.



        Usw usw.



        Übrigens ich war unternehmerisch tätig und der Umgang mit Geld, vor allem auch bei Vorsorge und Geldanlage der Mitarbeiter war vollkommen unterentwickelt. Auch in gehobener Einkommensklasse. Konsum vor Vorsorge, aber das ist jetzt ein anderes Thema.

    • @Tom Farmer:

      Sorry, sich über einen Slogan (was ist an dem so falsch?) mokieren aber dann so einen Satz bringen: "Sowie Förderung der Erkenntnis, dass niemand sein Erspartes auf dem Sparbuch weginflationieren lassen muss..."



      Wer von denen, die jetzt wieder den Gürtel enger schnallen und länger arbeiten sollen, hat denn etwas auf dem "Sparbuch"?



      Fehlt noch: Leute riestert!

      "Und dass es Superreiche gibt, jo mei, .... alles verbieten oder wie? Locker bleiben, das war schon immer so."



      Jenau! Ham wa schon immer so jemacht. Die Erfolgsformel schlechthin.

      • @Nansen:

        Ich schrieb Mittelstand, da ist Sparvermögen vorhanden. Das Gesparte Vermögen in DE liegt auf Rekordhöhe, auch wenn jetzt sicher ein paar Leute sparen müssen, eine flächige Verarmung wie man hier rauslesen könnte oder wie das der Artikel und Kommentaren implizieren, das sehe ich nicht!



        Eat the rich? Alles klar...wir haben andere Probleme in der Breite. Die Reichen in eine Verpflichtung nehmen halte ich für sinnvoller als denen ihr Vermögen wegnehmen o.ä.. Kommt in gewissen Kreisen natürlich besser an irgendwelche Max-Forderungen.



        Übrigens lohnt wie so oft ein Blick ins Ausland: Ich war gerade in Polen: Diesel ca. 1,80 €/l. Eine PoleInn verdient im Schnitt knapp 1.300 €, in DE fast das zweieinhalbfache. Da sind wir von echter Not in der Breite weit entfernt. Jede Verteuerung hier wird derzeit als Katastrophe stilisiert. Wird einem Blick auf die Gesamtwelt des Paneten Erde leider nicht gerecht.



        Aber klar. Am deutschen Wese und mittlerweile deren Maßstab was gerecht und ungerecht, was wir braichen und wollen und wie wir das sehen, daran soll die Welt genesen... zumindest doch bitte an unserer Wahrheit orientieren. Scheiß arrogantes Deutschland, zu meinen Lebzeiten war dieses Land zu keinem Zeitpunkt gleichsam reicher und dabei unsympathischer.



        Wenn ich Spanier oder Grieche wäre, mir wäre das deutsche Gas- oder Einkommensproblem vollkommen egal.

        • @Tom Farmer:

          Vom Mittelstand haben sie nichts geschrieben. Jedenfalls nicht hier.



          Und Sigmar Gabriel hat sicherlich auch nicht nur den Mittelstand im Blick. Kanzler Scholz auch nicht.



          Nee nee. Die wissen schon wer "wir" sind

          Und unsere Superreichen? Die sind im wir nicht inbegriffen. Die betrachten Erbschafts- und Vermögenssteuer ja schon als Enteignung.

          • @Nansen:

            Ok, Durchschnittsbürger war mein Begriff. Der hat 6- stelligen Besitz und Ersparnisse.

            • @Tom Farmer:

              Gibt es für diese Zahl auch eine Quelle?

              • @Nansen:

                Durchschnittsvermögen Europa googeln, da kommen sogar in Wikipedia entsprechende, auch globale Listen.



                Jeder erwachsene Bundesbürger besitzt laut Wikipedia im Durchschnitt 268.000 Dollar, Medianwert 65.000 Dollar.

                • @Tom Farmer:

                  Zum Gesamtbild gehört aber auch der Umstand, dass der Gini-Index für Vermögen in DE 2000 noch bei 66% lag, aktuell bei 81% und der Anteil der ärmeren Hälfte am gesellschaftlichen Gesamtvermögen bei gerade mal 1,4% liegt, während auf das oberste Dezil 56% entfallen.



                  www.bpb.de/kurz-kn...egensungleichheit/

                • @Tom Farmer:

                  Danke für den Tipp mit der Google-Suche nach „Durchschnittsvermögen“. Die Wikipedia-Auflistung ist ja sehr aufschlussreich:

                  de.m.wikipedia.org..._Vermögen_pro_Kopf

                  Surprise, surprise: Deutschland nur auf Platz 18, sortiert man das Ganze nach dem Median-Vermögen, rutscht Deutschland auf Platz 30. Noch interessanter ist die Sortierung nach dem Gini-Koeffizienten, da landet Deutschland auf Platz 80 von 164. Der Gini-Koeffizient ist ein Maß für die Ungleichverteilung, je höher, umso ungerechter dürften die relativen Verhältnisse in einem Land sein.

                  Noch aussagekräftiger in diesem Zusammenhang ist aber wohl eher der aktuelle Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Hier ein Spiegel-Artikel dazu:

                  www.spiegel.de/pol...-8d90-93e27cea7cef

                  Angesichts dieser Datenlage die Haltung einzunehmen „Locker bleiben, Superreiche hat‘s schon immer gegeben“ oder „haben doch alle im Durchschnitt genug Besitz und Ersparnisse“ oder „mehr arbeiten ist doch kein Problem, habe ich als Studi schließlich auch gemacht“ kann ich nicht nachvollziehen.

                  • @Birgit Deter:

                    Na ja. Haben Sie auch geschaut, welche Länder sich da so tummeln bei den mit hohem Wert? Richtig, Länder wie z.B. der Jemen. Der Wert sagt gür diese Länder nur aus, das ALLE Einwohner nichts zu Futtern haben. Solch eine sozialistische Gleichheit will niemand als Ziel haben.

                    Sie müssen die Werte Einkommen und Gini-Koeffizient zusammen sehen um die Frage zu beantworten wie gut sind Vermögen in den reichen Ländern gleich verteilt,

                • @Tom Farmer:

                  Danke. Aber nur Wikipedia, Durchschnitt und Mesian?



                  Ich dachte an was umfangreicheres. Aber der Median zeigt ja schon Mal, dass die 6-stelligen Beträge eher nicht beim Durchschnittsbürger zu finden sind.

      • @Nansen:

        "Superreiche"

        Wollen Sie die ALDI Supermärkte verkauft wissen? Mercedes und Volkswagen verkauft haben? An welche Supergeldquellen haben Sie gedacht, welche Beträge kommen dabei zusammen, wie lange sprudeln ihre Superquellen und was für Folgen hätte ein Versiegen ihrer Quellen.

    • @Tom Farmer:

      Sorry, aber Roosevelt hat genau das unterbunden, dass Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden, nämlich indem er angemessene sehr hohe Steuern auch bei der Erbschaftssteuer umgesetzt hat. Das war auch richtig und hat funktioniert!



      Die Ignoranz gegenüber Wirtschaftsgeschichte ist erschreckend!

  • »Wenn wir „unseren Wohlstand“ erhalten wollten, kämen jetzt zehn Jahre auf uns zu, in denen es „anstrengender“ würde als in den letzten.«

    Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die letzten 10 Jahre eine Party waren. Vor allem für junge Menschen geht seit der Finanzkrise doch schon alles den Bach runter.



    Also ich persönlich bin durch, erschöpft und kann nicht mehr.

    • @Florian Henig:

      Gabriel spricht für die Wenigen, für die das letzte Jahrzehnt eine Party war.

    • @Florian Henig:

      Auf jeder Party wurde das "draußen" mit billigem Gas beheizt. Die fanden sich z.B. an jedem Restaurant mit Raucherbereich. Das muss ihnen doch auch aufgefallen sein.

  • Nicht schockierend, dass ein Gabriel so etwas sagt. Das ist der erste Freund aus der Metapher.

    Nur mild schockierend, dass so jemand nicht aus einer sich sozialdemokratisch nennenden Partei nicht gleich hochkant rausfliegt.

    Am bedrückendsten finde ich, dass diejenigen, die am meisten unter so einer offensichtlich menschenfeindlichen Politik leiden das gutheissen können.

    Wie sind wir wieder zu diesem lächerlich niedrigen Spitzensteuersatz gekommen? Wieso wird wieder Einkommen aus Zinsen und Aktiengewinnen niedriger belastet als Einkommen aus Arbeit? Wo ist die Vermögenssteuer hin?

    Aber auch das hat Tradition, wie Orwell 1936 [1] feststellen musste.

    Leute, lasst Euch nicht verarschen. Es ist ein Skandal, dass so etwas in einer Demokratie überhaupt geht.

    (Und nein: in einem gebe ich Gabriel recht: wir sollen alle ran. Aber alle heisst eben alle. Auch die Gebrüder Strüngmann, die durch die Pandemie so viel dazu verdient haben, dass deren Bauchnabel eigentlich platzen müsste).

    [1] en.wikipedia.org/w...Road_to_Wigan_Pier

    • @tomás zerolo:

      anschließe mich •

  • Kommentar: "Pazifismusdebatten sind wahrscheinlich spannender als Klassenkampf von oben."

    Das hängt zusammen. Klassenkampf von oben bedeutet auch, Kriege anzuzetteln oder auszuweiten und die Mittel- und Unterschicht sie führen und ausbaden zu lassen. Nicht zufällig waren früher sehr viele Offiziere Adlige. Nicht zufällig konnten sich viele aus der Oberschicht während oder direkt nach Kriegen im allgemeinen Tumult bereichern, siehe zb die VW-Geschichte nach dem 2. Weltkrieg oder die deutschen Energieversorger kurz vor! und nach Beginn des Kriegs in der Ukraine.

    Nicht zufällig wurde der Adel in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg entmachtet - denn er hatte ihn maßgeblich angezettelt und damit unsägliches Leid für Millionen verursacht - aber leider wurde der Adel daraufhin nicht enteignet und langfristig eingelocht und damit auf Dauer unschädlich gemacht. Ein großer Fehler, der sich seitdem auswirkt, von Lambsdorff über Guttenberg bis zu den Hohenzollern.

    Schon vor über 100 Jahren ging es der "Oberschicht" nur um eins: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. Daran hat sich nichts geändert.

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @uvw:

      Na Sie trauen sich was: "Klassenkampf von oben bedeutet auch, Kriege anzuzetteln oder auszuweiten und die Mittel- und Unterschicht sie führen und ausbaden zu lassen."



      Und das heutzutage.



      Daumen hoch.

  • Wieder ein Artikel aus der Rubrik "Wenn die Realität nicht zu meiner Ideologie paßt, hat die Realität eben Pech gehabt."



    Wenn die Schaffung von Wohlstand so funktioniert, wie es der Artikel glauben machen will, dann wäre der Wohlstand in der DDR weit höher gewesen als in der BRD, da es in der DDR keine Kapitalinteressen gab und alles der arbeitenden Klasse gehörte.

    • @Pfennig:

      Schon ein ziemlich lächerlicher Vergleich.

  • 6G
    659554 (Profil gelöscht)

    Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert...



    Weg mit dem Kapitalismus, jetzt!

    • @659554 (Profil gelöscht):

      Was meinen Sie genau? Würden Sie Preise als Knappheitsindikator durch staatliche Zuteilung ersetzen? Wollen Sie Kapitalgesellschaften - also Unternehmen, die vom einzelnen Unternehmer unabhängig sind - abschaffen?



      Es geht Ihnen ja nicht nur darum, mehr umzuverteilen, wenn Sie "Weg mit dem Kapitalismus" fordern. Was wäre die Alternative?



      Ich frage das, weil ich wirklich daran interessiert bin, wie eine solche alternative Wirtschafts-/Gesellschaftsform aussähe. Ich bin aber überzeugt davon, dass Parolen wie die Ihren einfach nicht ausreichen.

      • @Emmo:

        Wie wäre es mit genossenschaftlichen Eigentum an den Produktionsmittel inklusive einer Kreislaufwirtschaft? Regionale Wirtschaftseinheiten, die nur bei Bedarf Waren aus anderen Regionen beziehen, um Transportwege so klein wie möglich gestalten. Kein künstlich erzeugter "Bedarf" an Dienstleistungen und Waren, die nur zum Generieren von Gewinnen dienen und den Ressourcenverbrauch befeuern. Stimmt, klingt nach einer Reduktion des hier anders verstandenen "Wohlstands", aber garantiert jedem ein menschenwürdiges Überleben und hebelt den Wachstumszwang des jetzigen Wirtschaftssystems aus, der so sicher wie das Amen in der Kirche in den Untergang führt. Und ein weiterer Nachteil, Menschen wie der Siggi kämen auch mal die Verlegenheit, sich vielleicht mal die Fingerchen physisch schmutzig zu machen.



        Aber leider ist das Ganze lediglich ein Traum, denn weder die Gewinner der derzeitigen Situation noch mehrheitlich die, auf deren Rücken es ausgetragen wird, werden zu den nötigen Einsichten kommen.

        • @Wurstfinger Joe:

          Danke für Ihre ausführliche Antwort. Genossenschaften sind sicherlich nicht die schlechteste Lösung - aber auch da bleiben viele Fragen offen: "Genossenschaft" betrifft ja nur die Frage der Rechtsform (jede Person eine Stimme, unabhängig vom Kapitaleinsatz). Wie gehen Sie mit dem Anreizproblem um? Sollen die, die sich mehr einsetzen bzw. arbeiten, auch mehr bekommen/verdienen? Wie regeln sie die soziale Absicherung? Wie gehen Sie damit um, dass viele jüngere Menschen nur noch Teilzeit arbeiten wollen? Fragen über Fragen - und bevor jemand "Abschaffung des Kapitalismus" fordert, sollte er/sie zumindest mal ein paar Vorschläge in petto haben. Ansonsten ist es einfach nur wohlfeil.

          • @Emmo:

            "Fragen über Fragen - und bevor jemand "Abschaffung des Kapitalismus" fordert, sollte er/sie zumindest mal ein paar Vorschläge in petto haben. Ansonsten ist es einfach nur wohlfeil."



            Ja, Fragen über Fragen, wenn man ausblendet, daß es so langsam aber sicher ans Eingemachte, sprich das Überleben der Spezies Mensch geht und die derzeitige kapitalistische Wirtschaft (die ja "alternativlos" ist) der letzte große Sargnagel ist. Wie hat es der gemeine Höhlenmensch geschafft? Ich bin mir da ziemlich sicher, daß sich da jeder nach seinen Fähigkeiten in der Gruppe eingebracht hat, um das Überleben aller zu sichern. Daß dieses mittlerweile ein sehr abstraktes Denkmodell ist, kann man überall feststellen, selbst in Ihren Beiträgen, weshalb ich anmerkte: "Aber leider ist das Ganze lediglich ein Traum, denn weder die Gewinner der derzeitigen Situation noch mehrheitlich die, auf deren Rücken es ausgetragen wird, werden zu den nötigen Einsichten kommen."



            Außerdem, wenn ich die Patentlösung zu allem hätte, wie Sie es hier fordern, würde ich hier sicher keine Kommentare schreiben, sondern würde in Cape und Strumpfhosen rumlaufen und mich Superman nennen lassen.

            • @Wurstfinger Joe:

              Ob das Leben in einer Gesellschaft "gemeiner Höhlenmenschen" tatsächlich so viel lebenswerter war, mag ich nicht zu beurteilen. Aber es spricht wenig dafür, in einer Gesellschaft zu leben, in der einfach das Recht des Stärkeren galt.



              Sie bemerken aber richtigerweise, dass wir so nicht weitermachen können. Ich plädiere einfach dafür, den Kapitalismus einzuhegen: durch marktwirtschaftliche (!) Instrumente, welche endlich (!) eine Kostenwahrheit bezüglich Umweltverschmutzung, Ausbeutung und ähnlicher negativer Folgen des Wirtschaftens ("nicht-monetäre externe Effekte") herstellt. Gerne auch mit Umverteilung dieser Einnahmen, um nachhaltiges Leben zu belohnen.



              Ich bemängle einfach die Forderung "Kapitalismus abschaffen". Heisst das auch Abschaffung der Marktwirtschaft? Oder einfach das Verbot von Aktiengesellschaften und GmbHs? Die DDR hatte z.B. den Kapitalismus auch abgeschafft , aber diesen Weg möchte wohl keiner gehen, oder?

  • 6G
    659975 (Profil gelöscht)

    Sollen die Politiker und ihr Verwaltungsapparat mit gutem Beispiel vorangehen.



    Wie wäre es mit der 45- Stunden-Woche für alle Beamtinnen / Beamte und alle angestellten Personen im öffentlichen Dienst?



    Wohlgemerkt nur für die im Verwaltungsapparat tätigen.

    • @659975 (Profil gelöscht):

      Da spielen wir also eine Gruppe gegen die andere aus. Und am Ende arbeiten alle 45 Stunden.



      Klingt nach ner Idee, wie sie die Oberschicht brauchen kann.

      • @Nansen:

        "Da spielen wir also eine Gruppe gegen die andere aus." (Nansen)



        Das seh ich auch so. Und wenn das gelingt kassieren wir ALLE wieder eine allgemeine Arbeitszeitverlängerung.



        Außerdem sollten wir vielleicht mal wieder darüber nachdenken, welchen Sinn es machen soll Beschäftigte im öffentlichen Dienst pauschal als "Beamte" zu bezeichnen (was Sie meinst gar nicht sind) und diesen Begriff auch noch abwertend zu besetzen. Divide et impera, der alte Trick um UNS ALLE kirre zu kriegen.

      • @Nansen:

        Yep!

  • Hui, ich dachte schon, dass es Siggi Gabriels Auslassung zur Mehrarbeit gar nicht die Taz schafft.



    Mal sehen, was die Foristen damit maschen. Pazifismusdebatten sind wahrscheinlich spannender als Klassenkampf von oben.

    • @Nansen:

      Ich befürchte es auch...

      • @Pantomime:

        Falsch geschätzt - es ist der meistkommentierte Artikel der letzten Tage!

  • Es braucht wirklich mehr solcher Artikel und Kommentare, die die Verhältnisse beim Namen nennen! Es kann weiter auch darauf hin gewiesen werden, dass sich eine Kontinuität der Zuspitzung dieses Klassenkampfes von oben seit der Finanzmarktkrise ab 2007 beschreiben lässt.

    • @Phadlip :

      Eher schon seit 1990, denn da sind alle Dämme des westdeutschen Kapitalismus gebrochen.

  • Dem ist nichts hinzuzufügen.



    Ich würde mir aber wünschen, wenn sie skizzieren könnten, wie man dagegen effektiv etwas unternehmen kann.

    • @JK83:

      Kollektivierung der Produktionsmittel und eine Demokratisierung der Gesellschaft sind die Antwort auf solche Tendenzen. Ouh und Degrowth.

      • @Piratenpunk:

        Kollektivierung der Produktionsmittel - da war doch mal was? DDR, Sowjetunion? Nicht gerade eine Erfolgsstory.

        • 8G
          82286 (Profil gelöscht)
          @Felis:

          Ich schau mir die Scheiße am AralSee an. Ich schau mir die die Scheiße im mittleren Westen der USA an. Einen wirklichen Unterschied kann ich nicht erkennen.

        • @Felis:

          Dafür steht das siegreiche System des Kapitalismus am Abgrund. Oder sind wir schon einen Schritt weiter und wissen es noch nicht?

    • @JK83:

      Also wäre dem doch was hinzuzufügen ;)