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Als Ak­ti­vis­t*in im StadtratWie ich Realpolitik hassen lernte

Bei Fridays for Future kannte mein Drang zur Veränderung kaum Grenzen. Dann ließ ich mich mit 19 Jahren in den Mainzer Stadtrat wählen.

Von Fridays for Future zur Realpolitik: Wie selten traut sich mal einer, in Utopien zu denken? Foto: Arnd Wiegmann/reuters

I ch hasse Realpolitik. Realpolitik ist einer der schlimmsten Begriffe, die Po­li­ti­ke­r*in­nen sich jemals ausgedacht haben. Das heißt doch nichts anderes als: Wir kapitulieren vor dem Status Quo und seiner vermeintlichen Unverrückbarkeit. Realpolitik, das heißt: Wir lassen bis 2035 weitere Verbrenner in der EU zu. Das heißt, wir ziehen den Kohleausstieg vor, aber blasen letztendlich die gleichen Mengen Treibhausgase in die Luft. Das heißt, wir wollen die Bahnschienen ausbauen, aber vorher erst einmal die Autobahnen. Das „Reale“ an der Realpolitik ist das, was ohne größere Widerstände umsetzbar ist. Wie will man mit dem Leitmotiv riesige Veränderungen angehen?

Als ich mich vor drei Jahren in den Mainzer Stadtrat habe wählen lassen, war ich 19 Jahre alt. Die nächstjüngeren Mitglieder waren zwei Rä­t*in­nen von den Grünen, die mit 27 und 28 fast zehn Jahre älter waren als ich. Weder passte ich altersmäßig rein noch hatte ich irgendeine Ahnung von Stadtpolitik. Ich stand am Ende meiner Schullaufbahn und war überzeugt: Wer bei Fridays For Future die Welt verändern will, muss in der Mainzer Stadtpolitik anfangen.

Meine Zeit als Ak­ti­vis­t*in hat meinen Blick auf Veränderungen geprägt. Für mich begannen sie immer dort, wo sich Menschen versammelten und gestritten haben. Bei Fridays for Future fühlte sich Kämpfen nicht mühselig an, sondern schien wie von selbst zu gehen. Dieses Gefühl, diesen Grundmythos wollte ich eigentlich in die träge Stadtpolitik bringen.

Was ich nicht wusste: Wenn man ein Ziel vor Augen hat, das so groß ist wie die Bekämpfung der Klima­krise, fühlt sich die Konfrontation mit Realpolitik nach traumatischem Erlebnis an. Denn eigentlich sind alle auf deiner Seite: die Grünen, die Sozialdemokraten, sogar die Christdemokraten. Aber nicht im Stadtrat, nein, sondern nur in persönlichen Gesprächen. „Das können wir noch nicht machen, dafür ist es zu früh. Später irgendwann.“ Wie oft ich mir das anhören musste.

Lokalpolitik braucht junge Menschen

Am Anfang war ich wütend da­rüber. Dann hatte ich ein eindrückliches Treffen mit der damaligen Verkehrsdezernentin. Für sie war ich ein Klimaaktivist, der irgendwie in der Kommunalpolitik gelandet ist. Sie sagte: Was wirklich helfen würde, wäre, wenn die ganzen Sym­pa­thi­san­t*in­nen von Fridays For Future mal auf die nächste Bür­ge­r*in­nen­be­tei­li­gung kommen und dort ein Gegengewicht gegen die immer selben Leute bilden würden, die sich gegen jede Umgestaltung der Stadt wehren. Dort, wo der Widerstand am größten sei, wo sonst nur alte weiße Männer erschienen, dort würden wir am meisten gebraucht.

Aber ist Stadtpolitik wirklich der richtige Ort für große Veränderungen? Sind es wirklich die Telefonate, die Ausschusssitzungen und die halben Kompromisse, die etwas bewirken? Vielleicht ist es eher eine Mischung: In meinen ersten Jahren in der Stadtpolitik habe ich gelernt, dass es in der Politik nicht nur um Anträge schreiben oder Reden halten ging. Ich sah, wie hart Menschen dafür kämpften, Kompromisse zu machen und kleine Fortschritte auszuhandeln. Aber auch, wie selten sich jemand mal traute, so richtig in Utopien zu denken.

Veränderung voranzutreiben funktioniert in der Stadtpolitik anders als im Aktivismus. Aber es funktioniert. Wenn ich mit meinen vermeintlich radikalen Forderungen für eine autofreie Innenstadt damals nicht in den Stadtrat gekommen wäre und wenn die Klimabewegung das Thema nicht vorangetrieben hätte, dann hätte es vielleicht noch länger gedauert, bis die SPD genau diese Forderung in ihren Oberbürgermeister-Wahlkampf aufgenommen hätte. Das bestätigt zumindest: Diese verdammte Realpolitik ist kein Naturgesetz.

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76 Kommentare

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  • All die Kommentare hier zeigen doch nur wieder eins: Was Klimawandel eigentlich bedeutet will niemand verstehen. Das Problem ist so dringlich und unnachgiebig, dass die alten langsamen Politstrukturen vollkommen unzulänglich sind. Wir haben keine Zeit zu verhandeln oder Kompromisse zu machen. Es muss jetzt radikal gehandelt werden. Wenn wir 1990 wirklich angefangen hätten, ja dann wären die Strukturen nicht an ihre Grenzen gestoßen, aber das haben wir halt nicht. Klimaschutz gehört in die Verfassung und jede politische Entscheidung gehört daran ausgerichtet. Mit dem Klima gibt es keine Kompromisse, es ist kein Eigenheimbesitzer, mit dem man über Gehwege streitet, es schlägt einfach zu.

  • Viele Erfahrungen kann ich nachvollziehen, ich habe sie selbst gemacht.



    Demokratie ist harte Arbeit.



    Menschen überzeugen geht nicht von heute auf morgen.



    Es ist oft frustrierend.



    Daher meine Anerkennung!



    Es ist leicht ein Plakat anzupinseln und dann zu fordern:"jetzt macht mal"!



    Die Schwierigkeiten treten erst beim Machen zu Tage.

  • // Wer bei Fridays For Future die Welt verändern will, muss in der Mainzer Stadtpolitik anfangen. //

    Ja kann man machen. Aber dazu benötigt man Mehrheiten (Prinzip in einer parlamentarischen Demokratie, auch im Stadtparlament).

    Wem das alles zu langsam geht der muss selbst was auf die Beine stellen, Verbündete suchen, Wählergemeinschaft gründen und zur nächsten Wahl antreten. Das ist zeitaufwendig und manchmal nervig aber es geht nicht anders.

  • Es ist noch schlimmer: wirklich schlimme Sachen werden gegen jede Vernunft und Mehrheiten durch gesetzt, wenn finanzkräftige Lobbys das " begleiten" , oder Fortschritt verhindert, der bestimmten Gruppen nicht passt. A26 bauen, für die Freiheit natürlich kein Tempolimit. Teslawerk in Grünheide, damit dort absurd große Privatpanzer mit E Motren gebaut werden. Grundsätzlich eine gute Idee, aber falscher Ort und falsche Dimension.

  • Überraschung! Politik ist echte Arbeit, kein Projekt und auch kein Aktivismus!

  • Aktivisten kämpfen zwar für irgendetwas, nur sie ändern seltend.

    Realpolitik ist halt die Veränderung im Rahmen des Machbaren. Damit ist sie quasi ein Naturgesetz. Wer das nicht erkennt ist nach einer Legislatur wieder raus.

    • @DiMa:

      "Realpolitik ist quasi ein Naturgesetz". Blödsinn. Wer entscheidet was real und was unreal ist? Der Kapitalismus der im Moment der nur am Erhalt des Status Quo interessiert ist und zu großem Teilen null die Gemeinwohlinteressen berücksichtigt? Politiker die nur in Zeiträumen ihrer Legislaturperiode und an Wiederwahl denken und wieder besserem Wissen handeln? Wer heute von Realpolitik redet meint die Macht, die entgegen der Vernunft mit allen mitteln verteidigt wird.

      • @Andreas J:

        Also - keine Ahnung wo Sie wohnen!



        Der deutsche Staat hat sich, in den Coronajahren und auch in den jetzigen Krisen, massiv für das Gemeinwohl eingesetzt.



        Ich habe eine derartige Unterstützung der Bevölkerung noch nicht erlebt und sie ist, soweit ich weiß, auch beispiellos in der deutschen Geschichte.



        Entgegen Ihren Behauptungen, sind derzeit PolitikerInnen in der Regierung, die sehr verantwortungsbewusst und zukunftsorientiert agieren.



        Gerne wird in diesen Kreisen ja die FDP kritisiert.



        Die Mitarbeit in der Ampel ist, den Wahlen zufolge, nicht gerade günstig für die Partei.



        Dennoch bleibt Sie dabei, da Sie die Notwendigkeit zum Handeln erkannt hat.



        Ihre Argumente hingegen, sind von gestern.

      • @Andreas J:

        Politik erfolgt in Gremien. Wenn jemand in solchen Gremien stets Extrempositionen verlangt, dann wird sein Anliegen stets übertstimmt werden und man ändert nicht. Will man Änderungen erreichen, dann muss man Kompromisse eingehen. (Kompromisse = Realpolitik)

        • @DiMa:

          Nur zu doof, dass wir nicht genau wissen, wann ein Klimakipppunkt erreicht ist.

        • @DiMa:

          Das ist die Idealvorstellung. Die Realität sieht ganz anders aus. Welcher Parlamentarier kann es sich erlauben frei nach seinem Gewissen zu entscheiden wie es das Grundgesetz vorschreibt? Wer das macht wird nach unten durchgereicht und die politische Karriere ist beendet. Wie viele ehemalige Politiker tummeln sich in der Wirtschaft rum deren einzige Qualifikation in Beziehungen besteht? Es geht mehr um Eigennutz und weniger um das Wohl der ganzen Gesellschaft. Durch meine ehrenamtliche Tätigkeit im Migrantenbereich bekomme ich so einiges mit was politisch so in meiner Stadt hinter den Kulissen läuft. Intrigen im Kampf um Mehrheiten für seine Themen und kämpfe um das Ranking innerhalb der Hierarchie ist Tagesgeschäft und es wird teilweise gelogen und geheuchelt das sich die Balken biegen. Das sind dann jene die in den Gremien sitzen. Wer klar im Kopf ist sucht das Weite.

          • @Andreas J:

            Ich halte dies nicht für eine Idealvorstellung. Und Intrigen gibt es überall wo es Macht gibt.

  • Ich möchte allen jungen Leuten nahelegen, sich in die jeweils lokalen Parlamente wählen zu lassen oder in ortspflegenden Vereinen aktiv mitzuarbeiten und mitzugestalten.

    Es fehlt definitiv an jungen Menschen in den Parlamenten.

    • @Gorch:

      So wie es intern in Parteien läuft machen die meisten jungen Leute einen großen Bogen um Parteien. Hatte nur mal reingeschnuppert und mich angewidert und genervt abgewendet. Nie wieder! Außerparlamentarische Arbeit wie bei Atac, FFF oder LG oder in Vereinen macht mehr Sinn. Von außen richtig Druck aufbauen ist der einzige Weg die verkrusteten Strukturen aufzubrechen.

  • Realpolitik heißt ja erst mal, dass man das gewünschte auch umsetzen kann. Wenn ich in einem Jahr (in Deutschland) CO2 frei sein möchte, ist dies möglich. Alle fossilen Kraftwerke abschalten und den Verkauf von Brennstoff verbieten. Ich muss halt in Kauf nehmen, dass Millionen Menschen sterben werden, da das Essen nicht mehr dahin kommt, wo es hin muss.

    Oder mit anderen Worten: Was ist machbar.

    Wenn ein 19-jähriger (der selber sagt, keine Ahnung zu haben) Ziele setzen möchte, ist das ja lobenswert. Nur muss er auch einen Weg zu den Zielen aufzeigen. Wenn er das nicht kann, ist nur Wunschdenken da. Gute Politik ist harte Arbeit und selten kommen die ganz großen Ergebnisse raus.

    PS: Bei FFF ist das kämpfen natürlich leicht. Man nennt Forderungen über den Weg muss man sich aber keine Gedanken machen. Das dürfte auch der große Unterschied zwischen Opposition und Regierung sein.

    • @Strolch:

      Letzteres ist wohl aktuell nicht korrekt, denn die FDP stellt aktuell Forderungen und hat keine differenziert Ahnung über den Weg dorthin und ist in der Regierung.



      vielleicht deshalb eine Fehlbesetzung und besser in der Opposition verortet?

      • @Sonnenhaus:

        Welche Forderungen hat den die FDP? AKW laufen lassen? Der Weg, dies umzusetzen, dürfte überschaubar sein.

        Kein Verbrennerverbot ist auch einfach durchsetzbar.

        Sonstige Forderungen der FDP, die nicht umsetzbar sind? Mir sind keine bekannt.

        Man mag meckern, dass die FDP nicht viel macht. Aber Luftschlösser sehe ich sie keine bauen.

        Ich weiß, in diesem Forum ist schimpfen auf die FDP "straffrei" möglich (auf Habeck interessanterweise auch). Das ist mir aber zu einfach.

      • @Sonnenhaus:

        Wieso? Die Hunderte von Milliarden an Untertützung für die fossile Gastechnologie hat doch nicht die FDP zu verantworten, schon gar nicht alleine. Und dass die FDP der Grund sei das bis September 2021 (und auch danach) in DE klimapolitisch alles nur schleppend verläuft ist auch nur eine billige Ausrede.

        Wenn dann noch die edelsten Aktivisten selbst von schnöder Kommunalpolitik überlastet sind, dann wird das nie etwas.

        Das ist doch alles Warten auf Godot, was aktuell abläuft. Man steckt in seinen Tonnen und wirft die immer selben Wortfetzen hin und her.

    • @Strolch:

      Genau so siehts aus. Zwischen Forderungen stellen und Verantwortung übernehmen liegen halt Welten. Nur weil man gern auf die Pauke haut, hat man noch lange nicht das Zeug zum Dirigenten.

  • 6G
    652797 (Profil gelöscht)

    "Weder passte ich altersmäßig rein noch hatte ich irgendeine Ahnung von Stadtpolitik"



    Ein perfektes Beispiel warum es ein Mindestalter für Politiker geben sollte. Keine Ahnung von Politik und dann Entscheidungen für 200.000 Menschen treffen.



    Bei den Vergütungen und Mangel an Konsequenzen kann ich diese Entscheidung natürlich verstehen.

    • @652797 (Profil gelöscht):

      Ich bin eher für ein Höchstalter. Und was soll "keine Ahnung von Politik" heißen? Wer keine Lust auf diese Spielchen hat ist zu doof oder was? Oft genug ist das Gegenteil der Fall.

    • @652797 (Profil gelöscht):

      Ähem, keine Ahnung zu haben, so geht es den meisten Anfänger*innen. Auch die älteren Politiker*innen haben mal angefangen ...

      • 6G
        652797 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Warum sollte man ausgerechnet Politikern den Luxus gönnen unfähig zu sein?



        Jeder frisch ausgelernte Gesselle trägt Verantwortung für sein handeln, warum also Politiker nicht?

        • @652797 (Profil gelöscht):

          "Warum sollte man ausgerechnet Politikern den Luxus gönnen unfähig zu sein?"



          Das wollte ich damit nicht sagen. Hier geht es aber um ein 19 jähriges, einfaches Stadtratmitglied. Die Politiker*innen, die "höhere Ämter bekleiden", haben zuvor bereits länger Politik gemacht. Scheuer und Co sind ihre Unfähigkeit definitiv vorzuwerfen und anderen - wie bspw. der FDP - mindestens ihre Ideologie und Interessenspolitik.

    • @652797 (Profil gelöscht):

      "Keine Ahnung von Politik und dann Entscheidungen für 200.000 Menschen treffen." das kenne ich aber auch von sehr vielen Politikern mit einem Alter über 23 Jahren. Da macht das Alter keine Ausnahme. Vielleicht ist die "Abgebrühtheit" im Umgang mit dem Wählerauftrag eine größere je älter ein Politiker wird und ist.

    • @652797 (Profil gelöscht):

      Ein Mindestalter für Politker gibt es, aber leider kein Höchstalter und auch keine Höchstamtszeit. Daran krankt es besonders (alte weiße Männer) 15:06

      • 6G
        652797 (Profil gelöscht)
        @felixul:

        Würden schwarze alte Männer das jetzt besser machen?



        Bei den anderen Punkten gebe ich Ihnen aber Recht.

  • "Was wirklich helfen würde, wäre, wenn die ganzen Sym­pa­thi­san­t*in­nen von Fridays For Future mal auf die nächste Bür­ge­r*in­nen­be­tei­li­gung kommen und dort ein Gegengewicht gegen die immer selben Leute bilden würden, die sich gegen jede Umgestaltung der Stadt wehren."

    Und warum sind keine aufgetaucht?

    Denn die Dezernentin hat recht.



    Zufiele verkrümeln sich im medialen Dickicht der großen Politik und erwarten, dass die "Politik" die Auseinandersetzungen in der Gesellschaft mit realen Menschen vor Ort führen.

    • @Rudolf Fissner:

      Die Realpolitik der damaligen und der aktuellen grünen Verkehrsdezernentinnen sind auch gewöhnungsbedürftig.



      Die Verkehrspolitik endet an der Stadtgrenze. Autos möchte man keine in der Stadt, aber Initiativen für einen besseren ÖPNV oder Radwege aus dem Umland werden seit Jahren ignoriert.

      • @stefschu:

        Aber genau das gehört auf eine solche Bürgerversammlung zur Auseinandersetzung mit dem Thema, anstatt der immer selben Leute die sich allein nur gegen eine Umgestaltung wehren und damit Zukunft verhindern.

  • "Dort, wo sonst nur weiße alte Männer erscheinen" - ja ne ist klar. Hoch lebe das Vorurteil mal wieder!

    Abgesehen davon ist Lokalpolitik kein Platz für Revolutioneb, denn eine Kommune muss vielen Aspekten gerecht werden. Die Sachzwänge bestimmen deutlich das Tagesgeschehen, und das hat die Autorin wohl auch langsam begriffen.

    Mag ja sein, dass ihr gewisse Themen wichtig sind, anderen ist eben wichtiger bezahlbaren Wohnraum zu haben, im Winter heizen zu können und rechtzeitig zur Arbeit erscheinen zu können.

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Aber Herr Eisenbeiss. Letzteres sollte doch nicht zu einem Ausgrenzen der Themen führen. Vielmehr liegt die Lösung in Synergien und der Mitnahme aller aktiven Bürger auf den Bürgerversammlungen.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Sie soll das hassen bitte lassen.



    „Dass man sich an alles gewöhnt, daran gewöhnt man sich. Man nennt das gewöhnlich einen Lernprozess.“ (Hans Magnus Enzensberger – aus „Die Macht der Gewohnheit“)

  • Ich finde den Aspekt, den die Verkehrsdezernentin aufwirft, nicht nur politisch, sondern auch aktivistisch, für sehr wichtig und interessant. Liegt doch gerade hier ein Hebel für Veränderung, den Aktivist*innen für ihre Interessen und in Bezug auf bestimmte Entscheidungsprozesse nutzen könnten, um effektiv in die politische Gestaltung und deren Umsetzung einzugreifen.

  • Individualzentristische Denke? Habe mich in den Stadtrat wählen lassen...? Ja, dann zu lernen dass die Kraft von anderen ausgeht, wie eben die Wähler das auch schon gemacht haben; schön, dass da eine Lernkurve beschrieben wird; gleichwohl es wohl nicht realisiert wird.

  • Toller Artikel, auch weil das Resümee am Ende konstruktiv und nicht ganz so niederschmetternd ausfällt, wie es der Titel erwarten lässt.

    Ratsarbeit ist:



    -mm Wahlkampf Klinken putzen



    -zu jeder Sitzung sperrige Vorlagen lesen um im Stoff zu stehen.



    -viel Zeit verbringen und sich buchstäblich den Arsch plattsitzen in Fraktions- und Ausschusssitzungen.



    -in den Ratssitzungen i.d.R (in unser Fraktion gibt es, im Gegensatz zur Mehrheitsfraktion immerhin keinen generellen Zwang, bei jedem Thema gleich zu stimmen) vorabgestimmten Anträgen zustimmen.

    In der westfälischen Provinz haben zumeist auch die "Schwatten" eine Betonmehrheit im Rat.



    Dennoch muten Ratssitzungen Außenstehenden wie Volkskammersitzungen vor, da bei den meisten Abstimmungen immer alle Finger in der Luft sind.



    Faustregel: 90% sind Konsens (Bürgersteinkanten, und verrutschte Gehwegplatten, Ersatzpflanzungen, Zuschuss für Schulteich...) nur 10% sind kontrovers und die entscheidet die Ratsmehrheit.



    Das wird dann auch gerne ohne Abstimmung durchgedrückt (obwohl sich im Dorf ja alle eigentlich durch Alltag und Vereine persönlich gut kenne und auch verstehen), d.h. es geht es dann nicht einmal um Argumente sondern nur darum, um ab und zu zu zeigen, wo der Frosch die Locken hat.

    Also Alles in Allem viel Arbeit und viel Frust. Dennoch ist die Arbeit notwendig, wie ich überzeugt bin.



    Ich habe es daher auch etliche Jahre gemacht aber meine inzwischen mein Pensum erfüllt zu haben.

    Man sollte auch den gesundheitlichen Aspekt ab einem bestimmten Alter nicht vernachlässigen: Für mich als Landwirt mag es ja noch angehen, wenn ich mir Abends den Arsch platt sitze, für Büromenschen kann dies schlicht und einfach auf die Dauer tödlich sein.

    Also mein Fazit, eine Dekade des Lebens sollte man/frau sich gerne dieser Aufgabe stellen, ansonsten ist die Sitzungszeit auf dem Rennrad/Holländer, im Chor und Festival oder in der Muckibude sinnvoller verbracht.

    ...oder eben auf der Demo.

  • Was können wir aus diesem Beitrag mitnehmen?



    Ganz wichtig: Geht zu Bürgerversammlungen! Treten in den Bürgerverein ein, bzw. gründet einen, wenn es dort, wo Ihr wohnt (und lebt!), keinen gibt.



    Geht zur Mitgliederversammlung Eurer Vereine!



    Und erinnert andere an den Termin!



    Nicht jeder hat die Zeit/Energie sich um die Organisation/Durchführung solcher Veranstaltungen zu kümmern, aber jeder sollte zumindest versuchen hin zu gehen.



    Das ist Demokratie und dort könnt Ihr Euch besser Gehör verschaffen (also für die konkreten Themen Eurer Umgebung), als bei einer Demo (dort geht es meist eher um "abstrakte" Themen).



    Geht hin, und bleibt guten Mutes: Steter Tropfen höhlt den Stein.



    Möglicherweise ist eine Idee, die Ihr einbringt erst zwanzig Jahre später mehrheitsfähig, aber wenn Ihr sie nicht einbringt, hat sie noch nie jemand gehört!



    Bleibt dran!

  • Wie Kritik am Gas-Fracking in den USA vom WDR in Watte gepackt wird, zeigten gestern Tagesthemen und im Weltspiegel.



    Ein Fracking-Unternehmen bekam Gelegenheit, sich zu positiv für seine Bedeutung zum Klimaschutz zu äußern, pflichtschuldig zeigte der WDR eine Umweltaktivstin, die gegen Fracking kämpft, aber ohne genauer auf das Ausmaß der Gefahr für Grundwasser, die Entstehung von Krebs, fehlende Umweltstudien und eine durch Trump aufgeweichte Umwelt-Gesetzgebung zu informieren.



    Der Deal: ihr (WDR) dürft ausnahmsweise das Fracking drehen, wir sagen, wie gut Fracking für den Klimaschutz ist.



    Das Fracking-Unternehmen stellte sich als Umweltengel dar. Und der WDR stellte den Managern im Interview nicht eine kritische Frage.

    Nicht erwähnt wird, dass das Ministerium des Inneren der USA mehr Auktionen vorbereitet, damit Big Oil mehr Rechte erhält, um an Land und im Meer nach Gas und Öl zu bohren.



    Es wäre ein leichtes für die WDR-Redakteure gewesen, darüber zu informieren, dass in Pennsylvania ein starker Anstieg bei Leukämie bei Kindern zu verzeichnen ist, die in der Nähe der Fracking- Industrie leben.

    Die vom WDR vorgestellt Umweltaktivistin informiert nur allgemein und sehr kurz über die Gefahr durch Krebs und die Gefahr fürs Grundwasser durch Fracking-Chemikalien.



    Es fehlt die Information darüber, ob diese Gefahren ausreichend erforscht werden und wie es dazu kam, dass trotzdem gefrackt werden darf.

    Zum Schluss informiert der WDR, dass auch Deutschland das gefrackte Gas erhält. Der Zuschauer darf beruhigt ins Bett gehen! Gute Nacht!

    news.yale.edu/2022...k-childhood-cancer

    www.ardmediathek.d...VkYTZlMzM3MGE4MS8x

    • @Lindenberg:

      die Argumente des Frackingunternehmen-Nachaltigkeitsmanagers waren bestenfalls drollig. Bei Lichte gesehen kompletter Unfug.



      Das Verbrennen von eigen gefördertem Gas zur Eigenstromerzeugung anstatt von Dieselgeneratoren, was hat das mit CO2 Ersparnis zu tun? Das diese Showargumente so kommentarlos hingenommen wurden... absurd.



      Insgesamt ein Kuschelbeitrag a la, na so schlimm sind die doch gar nicht, machen sich sogar Gedanken um ihren CO2 Ausstoß....



      Die Aktivistin während der Autofahrt zu interviewen, auch merkwürdig. nicht das die nie Auto fahren würde, aber die Symbolik war schon merkwürdig.

      • 3G
        31841 (Profil gelöscht)
        @nutzer:

        War das so ein "Advertorial", worauf auch Rahmstorf im taz-Interview Bezug nahm?



        „Exxon hat hinters Licht geführt“



        taz.de/Klimaforsch...16444&s=Rahmstorf/

        Auch sonst sind seine Antworten im Interview ein Aufmerken weckebder Beitrag zum Verständnis dessen, was in Parlamenten aller Ebenen (nicht) abgeht.

  • Allen StadträtInnen verschreibe ich eine Reise nach Valencia. Hinfahren, ansehen, Sauberkeit bestauen, öffentlicher Verkehr, saubere Bahnhöfe, breite Radwege und obendrein Flaniermeilen für Fussgänger. All das kommt den Bürgern zu Gute, wo früher Autos parkten, sind jetzt Gärten, Brunnen, Bänke, sauber alles. Und: Es zieht eine Menge Geld an, von all den gut situierten und anspruchsvollen Touristen, die sich in Köln, Berlin angeekelt wundern, oder entlang des WElterbe Mittelrheins über die verranzten Züge mit blinden Fenstern, die vermüllten Bahnhöfe.... keiner fühlt sich zuständig, alle zeigen auf alle anderen, prima Ausreden. Verstehe den Frust gut.

  • Hallo,



    vielleicht hilft es dem Autor, wenn er sich seinen Satz noch einmal vor Augen führt:

    > „ … als ich mich vor drei Jahren in den Mainzer Stadtrat habe wählen lassen, war ich 19 Jahre alt … ( und ) stand am Ende meiner Schullaufbahn … weder passte ich altersmäßig rein noch hatte ich irgendeine Ahnung von Stadtpolitik.“

    Diese Chuzpe mag man gerne loben, sie verwechselt aber eben die Vertretung der Mitbürger mit dem Lied „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“.



    Auch Aktivismus setzt Ahnung von parlamentarischer Politik voraus, wenn er nicht scheitern will. In der Demokratie reden eben immer auch andere mit, welche dann Anderes in die Perspektive nehmen. Das ging mir ebenso, da muß man durch.

    Verständnisvoller Gruß



     

  • 6G
    659554 (Profil gelöscht)

    In Wirklichkkeit ist nichts ideologischer als diese neoliberale "Real"politik, die sämtliche unerbittlichen physikalischen Realitäten zu ignorieren versucht.

  • Ich finde es toll, was Sie gemacht haben und so, wie sie es beschreiben, ist es meiner Erfahrung nach auch. Nur ist das nicht nur in der Lokalpolitik so, sondern setzt sich anschließend in den "höheren" Ebenen der Politik fort. Statt große Aktion zu starten, die zwar Aufsehen erregen, aber letztendlich wenig bringen, sollte man sich dort engagieren, wo blockiert wird: In der realen Politik. In meiner langen Laufbahn - auch als Lokaljournalist - habe ich nie junge Leute in einem Stadtrat oder Kreisrat gesehen. Dort sitzen immer nur die gleichen Leute, die ihre eigenen Interessen vertreten. Also, lassen Sie sich nicht entmutigen, machen sie weiter so und finden sie hoffentlich mehr Unterstützung auf dem mühseligen Marsch durch die Institutionen.

    • @Michael Rupprecht:

      Tja, ich bin auch aktiv in der Lokalpolitik tätig (das ist übrigens ehrenamtlich und nicht fett vergütet) und mit 60 die Zweitjüngste.



      Wir hätten gerne Jüngere dabei, aber die lassen sich auch durch noch so eindringliches Bequatschen nicht dazu verleiten, wenigstens mal als Zuschauer an einer Stadtverordnetenversammlung teilzunehmen, geschweige denn in irgendeiner Form aktiv mitzumachen.



      Kann ich aber irgendwie auch verstehen: Beruf, Familie, Freunde... Und abends ist man dann so kaputt, dass man eine Sitzung bis 21 Uhr nicht habwegs konzentriert durchhält. Und dann hat man ja noch seine Freizeitaktivitäten. Politik - pfft - wie laaangweilig!

  • Da beschwert sich also jemand, dass seine Utopien ("Nirgendwos") an der "Realpolitik" scheitern und schuld sind die alten weißen Männer?

    Besser kann man das Dilemma der Rechthaber und Mit-19-Alleswisser nicht zusammenfassen.

    Realpolitik bedeutet, alle mit einzubeziehen (ist "für alle" nicht ein Mantra der linksgrünen Aktivisten?). Dazu gehören auch die, die nicht nur "das Klima verbockt" haben (was nicht stimmt), sondern auch die Bildung, Nahrung, Sicherheit, Unterkunft und Wärme für die Gerade-Volljährigen bereitgestellt haben.

    Utopien brachial durchgesetzt, wie es sich der Autor wünscht, hat z.B. Frau Jarasch. Erst über Flächenverbrauch des Autoverkehrs jammern (Merke: Der Kompromiss E-Auto kommt dabei schon gar nicht mehr vor). Dann die Straßen sperren, dann nicht wissen, was tun mit den gewonnenen Flächen. Dann Holzbauten zum Herumlungern aufstellen, die nicht angenommen werden. Und dann das Experimentierfeld an die CDU verlieren.

    Es fällt auf, dass Grüne so lange Bürgerbeteiligung wollten, bis ihnen von dort Gegenwind ins Gesicht fuhr. Und bitte: "Alte, weiße Männer" ist ein dreifach diskrminierender Begriff, der bitte genau so geächtet werden sollte wie bestimmte N- und Z-Wörter.

    • @Gorres:

      Lesen Sie bitte beispielsweise die Artikel unter folgendem Link bevor Sie fälschlicherweise "alt, weiß und mann" mit anderen Diskriminierungskategorien gleichsetzen.

      www.amazedmag.de/r...weisse-erklaerung/

      • @Malte Schaper:

        Die Kommentare zu diesem Artikel sind intelligenter als der Artikel selber. Es gibt keinen strukturellen Rassismus gegen alte weiße Männer, individuellen gewiss.

      • @Malte Schaper:

        Gelinde gesagt, ist der Artikel Quatsch. Aus meiner Sicht liegt das Problem in einer definitorischen Überfrachtung des Begriffs Rassismus durch weitere Zuschreibungen (ethisch, geschichtlich, …).



        Wenn man es von der Definition herangeht, dass Rassismus die Zuschreibung von (negativen) Eigenschaften zu einer Personengruppe (meistens Phenotypen, Kulturzuordnung,…) darstellt, kann (kategorisch) jede Personengruppe Rassismus erfahren.



        Anders sieht es bei der Diskriminierung aus. Minderheiten können meistens nicht strukturell diskriminieren, da ein strukturelles Machtgefälle vorausgesetzt wird. Was natürlich möglich ist, dass situative Machtgefälle zu Diskriminierung führen können.

        Aber um eins mal klarzustellen: Die Häufigkeit und Intensität nicht „Deutsch“ gelesener Menschen bzgl. Rassismus ist signifikant höher als bei „Biodeutschen“. Vielleicht sollten Biodeutsche statt über vermeintliche Rassismuserfahrungen zu jammern, mal darüber nachzudenken, was es für Menschen bedeutet, die Rassismus alltäglich erfahren.

        (06.03, 22:39)

  • Mein Respekt gebührt dem 19 jährigen Kommunalpolitiker von FFF, der den Mut aufbrachte für sich und seine Mitstreiter durch direkten Einsatz eine bessere Zukunft zu gestalten.



    Der deutsche Michel verwies schon immer auf ein "mach es erst mal besser", um selbst nicht in Erklärungsnot und Verantwortung zu geraten. Nach einem Blick hinter die Kulissen bestätigt sich nur wieder, dass die Real-Politik noch immer nicht den "Knall" gehört hat und sich in ihrer weich gebetteten Realpolitk nicht stören lassen will.



    Doch nicht aufgeben - und keine faulen Kompromisse eingehen. Die Zukunft der Katastrophen ist schon jetzt jeden Tag zu erleben. Weiterhin die wahren Geschehnisse der Realpolitik öffentlich machen und aktiv weiterhin Gestaltung ernst nehmen. FFF bei der nächsten Bürgerversammlung dabei sein, ist doch eine gute Vision. Einladungen an ihre Wähler mit einer überzeugenden Teilnehmerzahl beantworten. Allemal besser als Kleber auf die Strasse bringen.

    • @Sonnenhaus:

      "Der deutsche Michel..." ist diskriminierend und pauschalierend, deshalb bitte lassen.

      • @Horst Flugfeld:

        oh, Entschuldigung, wusste ich nicht.



        dann vielleicht besser "der deutsche Mittelstand"

  • Während in China doppelt so viele Kohlekraftwerke in Planung sind wie im ganzen Rest der Welt ist solcher Aktivismus ein Brandbeschleuniger, über den zB in Peking die Richtungsweise über unser Treiben hier vor Lachen kaum in den Schlaf kommen.

    • @Vidocq:

      nich soviel chinascheiß kaufen

    • @Vidocq:

      Hä? Was für'n Brand wird da beschleunigt? Und was sind Richtungsweise (Weise Richter? Autokorrektur? ChatGPT?)?

      Aber "böses China" zieht immer ;-)

      (Bitte immer die Treibhausgas-Ausstöße pro Einwohner und dann noch in der gesamten jüngeren Geschichte - mindestens seit 1900 - beachten. Danke! Und: Der EE-Anteil steigt auch in China, wenn auch leider noch Kohlekraftwerke gebaut werden.)

      • @argie:

        Sie wollen hier eine historische Schuld der Industrieländer konstruieren. Dabei haben die Industrieländer erst die Zivilisation erschaffen, von der Sie und wir alle profitieren, nicht zuletzt gesundheitlich.

        Auch wir Boomer waren und sind für globale Gerechtigkeit. Vor 30 Jahren hieß das noch: Entwicklungshilfe. Raus aus der Armut für alle. Bildung, Industrie für die "Dritte Welt".

        In den letzten 30 Jahren haben China und Indien gewaltige Schritte gemacht und 2 Milliarden Menschen aus bitterster Armut geholt. Das ging einher mit einer drastischen Erhöhung der Treibhausemissionen.

        Der nächste Schritt muss daher sein, diesen Wohlstand auf Klimaneutralität umzubauen. Denn den Chinesen und Indern werden Sie den Wohlstand nicht mehr nehmen können, und ob Sie ein paar Europäer mit historischen Anklagen demütigen, bis diese ihren Wohlstand aufgeben, spielt dabei gar keine Rolle.

        Europa hat die Industrialisierung in die Welt gebracht, nun sollte es daran arbeiten, diese Industrie klimaverträglich zu machen - denn den Abbau, auch Degrowth genannt, wird die Welt nicht mitmachen.

      • @argie:

        Geht es nicht darum dass wir an einem Punkt sind an dem wir massiv umsteuern müssen um irgendwas zu retten? Warum endet das an der Landesgrenze und ab da wird gesagt "Jupp, kann man nichts machen, die dürfen noch 50 Jahre weitermachen"

        Und wenn so aufgerechnet wird und Fairness gelten muss, warum muss ich mich als Individuum überhaupt für das Klima einschränken? Die Generation vor mir hat es auch nicht gemacht und es muss ja fair bleiben...

        Entschuldigen Sie, aber die ganze Argumentationsschiene ist für die Tonne. Der Klimawandel endet nicht an der Staatsgrenze und wenn das Umsteuern so dringend ist, dann müssen die großen Länder mit an Bord oder all der Aktivismus ist nicht mehr als ein Zeitvertreib.

      • @argie:

        Dummerweise sind letztlich nun mal die realen Emissionsmengen entscheidend ,nicht irgendwelche abstrakten statistischen Kategorien. Treibhausgas-Ausstöße pro Einwohner ist Milchmädchen,weil China viel mehr Einwohner hat.Die Wirkung einer Tonne CO2 ist die gleiche,egal diese Tonne von 10 oder von 100 Menschen produziert wurde.



        Sorry ,aber hier geht es um physikalische Vorgänge ,um Naturgesetze. Nicht um Fairness ,Gerechtigkeit,etc.

      • @argie:

        @ARGIE, volle Zustimmung. Bezogen auf die Einzelperson stößt ein Chinese immer noch weniger aus als ein Deutscher.



        Und das, wohlgemerkt obwohl China praktisch die Werkbank der Welt ist, vom Iphone bis zum Gummientchen wird ja dort alles Mögliche für uns produziert. Wenn man den CO2-Ausstoss der für uns in China produzierten Waren auf uns anrechnen würde, dann würde China plötzlich zum Musterland der Welt.



        Noch ein Aspekt: Als die deutsche Regierung in den 2010 - Jahren die Industrie der Erneuerbaren in Deutschland abgewürgt und rund 150.000 Arbeitsplätze vernichtet hat, hat natürlich China das deutsche Geschenk dankend angenommen und ist nun Weltmarktführer mit weit mehr als 1 Mio Arbeitsplätzen, und Deutschland wurde zum Importeur dieser Zukunftstechnologien.



        So gehts wenn sich die Regierung einzig und allein für die Schmiergelder der Kohle/Öl/Gasindustrie interessiert. Das kommt dann als Verzögerungstaktik in der Kommunalpolitik an.

        • @Heinz Kuntze:

          " Bezogen auf die Einzelperson stößt ein Chinese immer noch weniger aus als ein Deutscher."

          Das stimmt nicht mehr. China hat im Pro-Kopf-Verbrauch aufgeschlossen und liegt jetzt gleich mit Deutschland:

          de.statista.com/st...dern-je-einwohner/

          Frankreich stößt pro Kopf übrigens nur halb so viel aus, der Atomkraft sei dank.

        • @Heinz Kuntze:

          Ich bin ja im Grundsätzlichen bei Ihnen, aber diese Argumentation ist ein Eigentor.

          Deutschland ist ebenfalls ein Exportland d.h. im Saldo produzieren "wir" mehr fürs Ausland als wir importieren.



          Gerade "unsere" ernergieintensiven Industrieprodukte (Maschinen, Autos im speziellen) werden doch nicht vom deutschen Rentner gekauft, sondern vom Ausland, insbesondere von China.

          Daher müssten Sie die deutsche Produktion von Industrie- und Luxusgütern fürs Ausland, bei der Co2-Rechnung auch dort veranschlagen. Die deutsche Co2-Bilanz würde sich verbessern.

    • @Vidocq:

      Und deswegen sollte man in Deutschland nix machen, weil die bösen Chinesen, Amerikaner, Russen,etc. zu wenig machen? Oder was wollen Sie uns sagen?

      • @Okti:

        "Und deswegen sollte man in Deutschland nix machen, weil die bösen Chinesen, Amerikaner, Russen,etc. zu wenig machen?"

        Nein, aber wir müssen etwas machen, das die anderen nachmachen. Wir sitzen im vordersten Kesselraum der Titanic, dengeln ein Löchlein zu, und halten uns für toll, weil wir gleichzeitig dem Orchester verbieten zu spielen.

        Dabei verschwenden wir die Zeit, die es braucht, die Rettungsboote zu Wasser zu lassen und wahrscheinlich auch das Personal, das nötig wäre, um die großen Löcher weiter vorne zu stopfen.

        • @Gorres:

          Es gibt keine zweite Erde und Anpassen ist unrealistisch, da der Mensch und die Natur, welche er zum Leben braucht, nur unter relativ restriktiven Bedingungen funktionieren. Es gibt daher nur die Alternative des radikalen Klimaschutzes, um die Schäden so gering wie möglich zu halten. Die einzige Frage, die sich hier noch stellt, ist, ob dieser freiwillig erfolgt oder erzwungen wird.

          Und, machen Sie sich mal keine Sorgen um China. Wenn über eine Milliarde Menschen kein Wasser mehr haben, wird das alles ganz fix gehen. China ist viel stärker betroffen als Deutschland.

          • @Okti:

            Ihre radikalen Vorstellungen lehne ich ab. Sie werden sie wohl erzwingen müssen.

    • @Vidocq:

      Also bitte alle China hinterherhoppeln^^

    • @Vidocq:

      Ich frage mich, was Sie uns jetzt konkret sagen wollen.

    • @Vidocq:

      Tja die Realpolitik ist wohl nichts anderes als eine "Schere" im Kopf bewusst und aktiv zu leben.



      Wer in jungen Jahren mit Herz und Seele seine Zukunft gestaltet, spürt den Selbstbetrug der seelenlosen Realpolitik noch.



      Da wo scheinbare "Sachzwänge" den Kompromiss gestalten, hat eine Leben zerstörende, auf kurzfristigen Gewinn orientierte Lobby beste Arbeit geleistet.



      Wenn z.B. mehr Flüssigerdgasterminals genehmigt werden als notwendig sind, ist jede weise Voraussicht für eine achtsame Zukunftsgestaltung verloren gegangen. Eine Zukunftsgestaltung setzt sich durch, welche die Zukunft schon heute aufgegeben hat. Realpolitik a la Habeck.

    • @Vidocq:

      Nur seltsam, dass durch den german-aktivisimus der 1990 Jahre China zum größten Hersteller und Exporteur von Photovoltaik-Technologie geworden ist. Vermutlich hat das Lachen den Kreislauf derart angeregt, dass der Aktionismus übersprang und der wirtschaftliche Aufschwung zur Leaderschaft führte. Einige der PV-CEO`s investieren seit Jahren ihre Gewinne in Immobilien in Australien (sicher ist sicher). Bei uns wurde die Solarindustrie zuletzt von einem Hrn. Altmaier beinahe zu Tode geritten.

  • Respekt. Wer, wenn nicht Ihr.

  • Parlamentarische Demokratie heißt das Zauberwort und geht mit Mehrheiten einher. Und da nicht nur eine Mehrheit vertreten ist, kann es langatmig werden. Und es gibt keine bessere Staatsform. Und was die jungen Menschen betrifft: die entsprechen auch unterschiedlichen Strömungen. Wenn es bei FfF keine Knackpunkte gibt, so ist das weitestgehend logisch. Ihr reitet alle das gleiche Pferd. Im Stall stehen aber auch noch Andere.

    • 1G
      14397 (Profil gelöscht)
      @tcb262:

      Grundgesetz heißt das Zauberwort und gibt vor, was Conrad so schmerzlich vermisst:



      Die Abgeordneten ... sind ... nur ihrem Gewissen unterworfen.



      Wer in privatem Gespräch etwas anderes fordert als im fraktionsgezwungenen Stadtrat, der befolgt dies sicher nicht.

      • @14397 (Profil gelöscht):

        Damit wäre sowas wie ein Koalitionsvertrag verfassungswidrig, oder?

        Die Verpflichtung ggü. dem Gewissen ist da schon etwas flexibler. "Kann ich es mit meinem Gewissen vereinbaren für die Straßenbahn zu stimmen, wenn die anderen im Gegenzug für meine Kita-Reform stimmen?" ist eine Gewissensfrage und wenn das in Ordnung geht kann ich guten Gewissens für eine Straßenbahn stimmen, die ich für nicht sinnvoll erachte.

        Ansonsten gibt es keinen Fraktionszwang. Aber es gibt halt Parteien oder Wählergemeinschaften dahinter, die einen nicht auf die Liste nehmen müssen wenn Sie sich von der gemeinsamen Linie entfernen. Das mag ein bisschen unfair klingen, aber stellen Sie sich mal den komischen Typen bei den Grünen vor, der ständig gegen Migranten und Umweltprojekte Stimmung macht. Der Typ folgt nur seinem Gewissen, darf der Ortsverband hier diese Gewissensentscheidungen damit sanktionieren dass er den nicht mehr auf seine Liste nimmt? Ich finde schon.

        Im Übrigen ist auch eine "Fraktionsdisziplin" nicht Standard, gerade bei Wählergemeinschaften kommt es durchaus öfter vor dass nicht geschlossen und teils gegeneinander abgestimmt wird.

      • @14397 (Profil gelöscht):

        Der Fraktionszwang ist doch in der ganzen Gesellschaft allgemein akzeptiert und wird als völlig selbstverständlich wahrgenommen.Man erwartet von einer "guten" Partei-/Fraktionsführung,das sie "ihre" Abgeordneten im Griff hat.Es ist ein "Skandal" wenn gelegentlich entgegen vorheriger Absprachen /Vereinbarungen abgestimmt wird. Das Bewußtsein das diese Vereinbarungen und überhaupt irgendwelche Vorgaben an die Abgeordneten der eigentliche Skandal ist,fehlt völlig.

    • @tcb262:

      Der frust kam doch vor allem daher, dass in persönlichen Gesprächen alle zustimmten, dann aber doch anders handelten.



      Wären die Leute wirklich gegen ihre Vorschläge gewesen, wäre das aus ihrer Sich twohl auch bedauerlich, aber nicht so ermüdend gewesen.

  • Tja, es gibt eben viel mehr Menschen, die auch ihre Interessen haben. Gesellschaftliche Veränderungen bedeuten Kleinarbeit. Ich assoziiert mit solchen Ansprüchen, wie sie hier formuliert werden, Größenwahn.