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Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­ von Lkw angefahrenSelbstjustiz in Stralsund okay

Jonas Wahmkow
Kommentar von Jonas Wahmkow

Ein Lkw-Fahrer hat in Stralsund bei einer Blockade ei­ne:n Kli­ma­ak­ti­vis­t:in angefahren. Nun werden für ihn Spenden von rechter Seite gesammelt.

Im ganzen Land, hier in Dresden, ist die Letzte Generation aktiv; ein Autofahrer wird handgreiflich Foto: dpa/Robert Michael

S elbstjustiz ist okay, wenn sie Ak­ti­vis­t:in­nen der Letzten Generation gilt: Die Botschaft der Spendenaktionen für den Lkw-Fahrer, der vergangene Woche in Stralsund bei einer Blockade ei­ne:n Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­ angefahren hat, lässt sich kaum anders lesen. Weil der Mann infolge des Vorfalls Job und Führerschein verlor und ihm zudem ein Verfahren wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung droht, starteten gleich mehrere Un­ter­stüt­ze­r:in­nen Spenden­ak­tio­nen für den Mann. Allein die extrem rechte Wochenzeitung Junge Freiheit sammelte nach eigenen Angaben über 25.000 Euro für den 41-Jährigen.

Am vergangenen Mittwoch veröffentlichte ein Reporter des Lokalblatts Ostseezeitung ein Video auf Twitter, das den Übergriff dokumentiert. Der Lkw-Fahrer reagiert vom ersten Moment an hochaggressiv auf die beiden Ak­ti­vis­t:in­nen, die die Fahrbahn blockieren. Zunächst steigt er aus, zerrt eine Person weg, schubst die andere so stark, dass sie fast mit dem Kopf auf den Asphalt knallt. Anschließend droht er ihr Schläge an, gefolgt von den Worten „Verpiss dich hier“. Der Mann steigt wieder in den Lkw, fährt los und schleift einen der Ak­ti­vis­t:in­nen noch einen halben Meter mit, bevor er zum Stillstand kommt.

Schon für sich betrachtet wirft der zornige Lkw-Fahrer einige Fragen auf: Woher kommt der Hass auf Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen, die mit verzweifelten Mitteln gegen die voranschreitende Zerstörung der Lebensgrundlagen hinweisen, die der Mann ja auch teilt? Widersprüchlich scheint auch, dass der Lkw-Fahrer lieber seine gesamte berufliche Existenz aufs Spiel setzt, als seinem Ausbeuter ein paar Minuten Verspätung zuzumuten.

Doch noch fragwürdiger ist die Reaktion auf den Vorfall: Derart hingebungsvoller Untertanengeist gehört belohnt, dachten sich gleich mehrere Akteure und sammelten Spenden für den Fahrer. Neben der Jungen Freiheit rief auch die rechtspopulistische Kleinstpartei Bürger für Stralsund zu Spenden auf, indem sie den Lkw-Fahrer als „König der Herzen“ bezeichnete.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Rechte trafen einen Nerv

Die provokanten Aktionen der Rechten trafen einen Nerv in der bürgerlichen Mitte: Innerhalb weniger Tage kamen 10.000 Euro zusammen. Bei einer Umfrage der Ostseezeitung befürworteten zwischenzeitlich 62 Prozent der Lese­r:in­nen die Sammelaktion. Das ansonsten von Konservativen so hochgehaltene staatliche Gewaltmonopol wird ohne Bedenken über den Haufen geworfen, sobald es gegen die Letzte Generation geht.

Fundament dieser bürgerlichen Enthemmung, die sich als Rückendeckung für Selbstjustiz lesen lässt, bilden übrigens auch Aussagen liberaler Po­li­ti­ke­r:in­nen wie Verkehrsminister Volker Wissing, dem ein Tag nach dem Vorfall nichts Besseres einfiel, als der Letzten Generation vorzuwerfen, „die Gesellschaft zu spalten“, und sie als „kriminell“ zu bezeichnen.

Tatsächlich offenbaren die Aktionen der Letzten Generation eine gesellschaftliche Spaltung: zwischen jenen, die die physikalische Realität der Klimakrise mit ihren drastischen Folgen anerkennen. Und jenen, die diese Realität mit aller Kraft verdrängen. Dass die Gesellschaft immer weiter zu Team Verdrängung kippt, beweisen die Spendenaktionen eindrücklich. In kollektiver Realitätsverweigerung formiert sich gerade eine gesellschaftliche Al­lianz der Arschlöcher, die die Klimabewegung vor neue Herausforderungen stellt.

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Jonas Wahmkow
Redakteur für Arbeit und Soziales im Berlin Ressort.
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115 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

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  • Die Nazi Mentalität wie sie leibt und lebt!

  • D-A-N-K-E🥰

  • Meck-Vorp - vermisse Anteile daran wahrlich nicht.

    Aber eine andere ernstgemeinte Frage: ist versuchte Körperverletzung hier der ausreichende Anklagepunkt? Befinden wir uns nicht irgendwie schon im Bereich des versuchten Mordes? Ein Auto, vor allem LKW kann so angewendet zu einer tödlichen Waffe werden, das muss jedem klar sein, auch einer Alphamale-Hohlbirne wie dem Trucker. Oder wie ist da die juristische Sachlage?

    • @outsourced:

      "ist versuchte Körperverletzung hier der ausreichende Anklagepunkt?"

      Wenn es als Drohung eine Nötigung darstellt denk ich mal ja. Wenn zuvor bereits eine Nötigung stattfindet, relativiert sich das schon wieder.

  • Ich finde es auch sehr nachvollziehbar alle Fahrer von Verbrennungsmotoren aus dem Auto und aus dem Verkehr zu ziehen.



    Archaische Gewalt. Auf den Straßen herrscht seit je her Faustrecht.



    Ich wurde als Radfahrer schon körperlich angegriffen, weil ich deutete "bremen, Vorsicht" mit etwas winken. Es gab keinen Radweg.

    • @Land of plenty:

      "Ich wurde als Radfahrer schon körperlich angegriffen, weil ich deutete "bremen, Vorsicht" mit etwas winken. Es gab keinen Radweg."



      Ich wurde als Fussgänger schon körperlich angegriffen weil ich mich auf einem schmalen Fussgängerweg bewegte und ein Radfahrer mich im vorbeifahren von hinten touchierte. Es gab keinen Radweg, aber eine Strasse die er benutzen sollte.



      Archaische Gewalt. Auf Fussgängerwegen herrscht seit je her Faustrecht.

  • Ich fürchte so einfach ist das nicht. Wird die Klimaaktivistin durch ihr Verhalten einer Straftat dringend verdächtig wie z.B. Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr (315 stgb) käme vielleicht die vorläufige Festnahme durch jedermann (stpo 127) bis zur Übergabe an die Polizei in Betracht. Das wäre wohl keine Selbstjustiz. Allerdings wäre der LKW Fahrer käme der LKW Fahrer dann auch nicht schneller weiter.

  • Ja, das ist das bekannte Video von dem Vorfall. Eine Frau ist darin allerdings nicht zu erkennen, alle Personen im Bild einschließlich der Kameramann und die beiden Kinder mit Fahrrädern im Hintergrund sind augenscheinlich männlich.

  • Ich hatte mir eben das Video von dem Lokalblatt Ostseezeitung angeschaut (Link ist oben im taz-Artikel). Ein dermaßen aggressiver LKW-Fahrer geht gegen eine junge Frau mit so einer Brutalität vor, dass mir als Mann dabei schlecht wird und ich mich nur frage, weshalb da keiner gegen diesen durchgedrehten Wüterich eingeschritten ist? Danach bedrohte er die junge Frau auch noch mit geballter Faust ("was für ein Held"). Anschließend fährt er mit seinem Laster gegen den jungen Mann, der neben ihr auf der Straße sitzt, und schiebt ihn mit seinem LKW weg. Ich hoffe, dass der Richter sich das Video ganz genau anschaut und entsprechend urteilt, denn solche LKW-Fahrer braucht Deutschland bestimmt nicht auf seinen Straßen.

  • Dass es zu solcher Gewalt mit solchen Folgen kommen musste, war abzusehen. Und daran tragen zu einem Teil auch die Bürgerlichen und deren Medien Verantwortung, die den Fokus auf den kriminellen Aspekt der Gesetzesüberschreitungen der Aktionen des zivilen Ungehorsams gelegt haben und Law and Order-Diskurs angefacht haben. Angesichts der dramatisch zunehmenden Folgen von Triebhausgasemissionen, Umweltzerstörung und -vergiftung ist der Law and Order-Diskurs ein kleingeistiger Ablenkungsdiskurs, der vom eigenen Versagen ablenken soll. Denn sonst müssten jegliche Akteur*innen eingestehen, das ihr Lebensentwurf eine Lüge gewesen ist und sie Voraussetzungen für eine grausame Zukunft für Kinder und Enkelkinder mitgeschaffen haben.

    • @Uranus:

      Wie stellen Sie sich den Zustand ohne Polizei vor Ort vor? Der juristische rechtsstaatliche Aspekt dabei verhindert lediglich, das von jenen die genötigt werden, ihre Rechte nicht in anarchistischer Selbstjustiz durchsetzen mit auch solchen Auswüchsen Folgen wie sie im Artikel beschrieben sind

  • Ist eine Spendenaktion für Gewalttäter nicht auch strafbar? Wie wäre es mit Spendenaktionen für gescheiterte Bankräuber, Steuerhinterzieher o.ä.?

  • Nur zu Info. Der Anteil der Wutbürger, die die Aktionsformen der Letzten Generationen ablehnen ist auf 85% der Bevölkerung gestiegen. www.tagesschau.de/...eneration-100.html 🤪

    Ich würde doch mal sagen, die einstmals so stolze Klimabewegung ist auf dem besten Wege zu einer unbedeutenden Sekte zu werden.

    Aber es gibt scher so einige, die diesen Verlauf als Erfolg umdeuten, der nur von einer verborgenen Verschwörung hintertrieben wird.

    • @Rudolf Fissner:

      In ein paar Jahren, wenn die Probleme der Klimakrise so richtig durchschlagen, werden die, die jetzt den Klimaschutz blockieren selbst die sein, die unbequeme Maßnahmen mit autoritärer staatlicher Macht durchsetzen müssen. Dann geht es weniger ums Weltklima als ums blanke überleben hier.



      Demokratien können anscheinend nur schlecht mit solch einem schwer greifbaren, weil in der Zukunft liegendem Problem fertig werden.



      Der allgemeine Rechtsruck ist für mich ein Indikator dafür, dass Zugehörigkeit zu einer starken Gruppe für viele Menschen attraktiver ist, als



      ein gemeinsames Lösen des Problems.



      Das bedeutet aber auch, dass auf einer intuitiven Ebene das Problem erkannt wurde. Der Lösungsansatz ist nur ein anderer.



      Je steiler es Bergab geht, desto stärker werden die Instinkte.

      Das heißt natürlich nicht, dass die Entwicklung so hingenommen werden muss.



      Ich finde es daher nicht richtig, aber verständlich, sich an die Straße zu kleben. Manche tun eben so etwas.

    • @Rudolf Fissner:

      Das war schon immer so dass wirklichen Klimaschutz fast niemanden interessiert hat. Würde ja auch viele Zumutungen für den Konsum-Wohlstandsbürger bedeuten. Es wird jetzt halt nur die offene Konfrontation sichtbar wo diese sich nicht mehr hinter ihren pseudoklimafreundlichen Schummelmotoren gut fühlen können.

      • @schnarchnase:

        "Das war schon immer so"

        Nö. Die positiven Beurteilungen der Aktionen von FFF in der Bevölkerung waren doppelt so hoch.

    • @Rudolf Fissner:

      Achso, die breite Ablehnung der angewendeten Protestformen legitimiert somit die Gewalt oder was? Sie scheinen sich über die im Artikel geschilderte Gewalt gegen Demonstrierende prächtig zu amüsieren

      • @Marlon22:

        Könnten Sie bitte erläutern wo Sie in der Meldung von tagesschau.de zur Ablehnung der Letzten Generationen auch nur den Hauch einer Befürwortung von Gewalt heraus lesen?

    • @Rudolf Fissner:

      Und die zunehmende Zahl der Wutbürger kann es nicht abwarten, den Hitzetod zu sterben. Wie Rumpelstielschen, das die Wahrheit über sich selbst nicht ertragen konnte und vor Wut platzte..

      • @Matt Gekachelt:

        Sie denken also wirklich, dass diese ablehnenen 85% der Bevölkerung alles nur Wutbürger sind? Ich denke mal nicht.

        Der "Wutbürger", dieses possierliche Tierchen mit seinen platzenden Äderchen im Gesicht ist doch nur vorgeschoben um sich mit dem restlichen 80% nicht auseinandersetzen zu müssen.

  • Zumindest bei oberflächlicher Betrachtung stellt sich da doch die Frage, wieso soetwas Extenzbdrohendes wie ein Jobverlust als Reaktion auf ein Fehlverhalten erfolgen kann, bevor auch nur ein Staatsanwalt oder gar ein Richter sich damit befasst hat.



    Das stellt doch erstmal das staatliche Gewaltmonopol in Frage.

    Bei weniger oberflächlicher Betrachtung kommt man natürlich beim Problemkreis Kapitalismus raus, aber das erschließt sich offenbar nicht Allen sofort.



    Interessant ist natürlich, wenn das dieselben betrifft, die Leute qua Geburtsort von Vorfahren Leute aus ihrer Heimat vertreiben möchten.



    Aber auch da sollte man bedenken, dass es um eins und eins zusammenzuzählen erstmal bedarf, beides gleichezitig im Sinn zu haben. Das pasiert auch nicht bei allen Menschen sofort oder automatisch.

    • @metalhead86:

      Wir reden schon noch darüber, dass ein 41 Jahre alter Mann einen LKW gegen eine Person eingesetzt hat und seine berufliche Existenz ganz alleine versaut hat, oder? Wer so handelt, hat kein Recht, ein Fahrzeug zu führen. Punkt. Mental instabil...



      Aber Du willst das als Lausbubenstreich abtun, weil Klimakleber Dich nerven? klar. warum nicht. Ich mag keine Kinder. Dann sollte ich doch genug Grund haben...

    • @metalhead86:

      Naja, so ein Arbeitsvertrag ist halt kein Fall für den Staatsanwalt. Ein Arbeitgeber darf eine außerordentliche Kündigung aussprechen, wann immer er das für angebracht hält. Ob die gültig ist, steht auf einem anderen Blatt. Das Arbeitsgericht wird möglicherweise gerne dem Strafgericht den Vortritt lassen, bevor es das entscheidet.

      • @Normalo:

        "Naja, so ein Arbeitsvertrag ist halt kein Fall für den Staatsanwalt. "

        Exakt.

        Allerdings kann dessen Auflösung eben auch schwere Folgen für den Arbeitnehmer haben.



        Das könnte auch als Gewalt aufgefasst werden. Und die sollte ja eigentlich dem staatlichen Monopol unterliegen.

        • @metalhead86:

          Sobald ein Gegenstand eingesetzt wird , um zu verletzen oder um Zwang durchzusetzen, ist das eine gefährliche Körperverletzung und ist , gerade hier etwas für den Staatsanwalt. Beim Wattestäbchen verstehe ich Deinen Einwand. 7.5+ Fahrzeug.... nah, nicht wirklich

        • @metalhead86:

          Ein Arbeitsvertrag ist ein zivilrechtlicher Vertrag. Und ja, in dem vorliegenden Fall kann man den außerordentlich kündigen. Ein Arbeitgeber muss nicht jemanden weiterbeschäftigen, der mit den Sachen des Arbeitgebers andere Menschen gefährdet. Ob das eine Straftat ist, ist dabei erst Mal unerheblich.

          • @Strolch:

            Ich denke wir reden hier über zwei verschiedene Dinge, die aber zusammenfallen:



            Einerseits das Recht einen Zivilrechtlichen Vertrag zu kündigen und andererseits die Macht zu haben, jemandem potentiell die Existenzgrundlage zu entziehen.

            • @metalhead86:

              @Metalhead diese angeblich zwei verschiedenen Dinge sind zwei Aspekte desselben Umstands:



              wenn der Vertrag zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer einseitig aufgelöst wird, unter Einhaltung geltenden Arbeitsrechts und ggf. durch grobes Fehlverhalten der anderen Partei begründet, dann ist das



              1. in jeder rationalen Hinsicht völlig in Ordnung (!) aber



              2. meistens mit mehr Scherereien für Arbeitnehmer als für Arbeitgeber verbunden, einfach weil die finanziell meistens besser dastehen. Daraus aber jetzt ne moralische Pflicht zur generellen Weiterbeschäftigung ableiten zu wollen ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen, davor würden mir ne ganze Latte anderer moralischer Pflichten einfallen.

            • @metalhead86:

              Na ja, dann muss der Mann sich einen anderen Job suchen. Das geht tausenden anderen Menschen auch so. Wenn z.B. große Firmen ganz oder teilweise dichtmachen. Wo bleiben da die Spendenaufrufe? Da kann sich der Staat drum kümmern.

            • @metalhead86:

              hat er sich selbst entzogen

            • @metalhead86:

              Soweit ich mich erinnere gibt es doch hierzulande diesen Sozialstaat, so dass eben niemand mit seinem Job auch die Existenzgrundlage verliert und an Hunger und Kälte zugrunde gehen muss. Wenn das nicht genügt, muss man eben die Systemfrage stellen und erklären welches Wirtschaftssystem man gern hätte und wie dieses mit komplett unkündbaren Arbeitsverhältnissen funktionieren soll.

  • "Widersprüchlich scheint auch, dass der Lkw-Fahrer lieber seine gesamte berufliche Existenz aufs Spiel setzt, als seinem Ausbeuter ein paar Minuten Verspätung zuzumuten."

    Ernsthaft? Die berufliche Existenz des LKW Fahrers steht so oder so auf dem Spiel. Die LG will den Beruf tendenziell abschaffen und "der Ausbeuter" (selbstverständlich nicht gegendert...) toleriert in der Regel keine Verspätung. Das rechtfertigt zwar keinesfalls sein inakzeptables Verhalten, aber beantwortet möglicherweise folgende Frage:

    "Woher kommt der Hass auf Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen [...]?"

    Diesen Zusammenhang sollte ein taz-Redakteur doch eigentlich selbst herstellen können.

    • @Fairchild670:

      Zuallererst will die letzte Generation, dass die Regierung ihre eigenen Beschlüsse einhält.

      • @sedeum:

        Das habe ich mir in all den Wahlperioden auch immer gewünscht - seit 40 Jahren. Auf die Idee, mich auf die Straße zu kleben weil sie es nicht in meinem Sinne tut, bin ich trotzdem nie gekommen.

    • @Fairchild670:

      "Woher kommt der Hass auf Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen [...]?"



      Wo Ratio auf Ignoranz, Dummheit, Bequemlichkeit und Rücksichtslosigkeit trifft, vielleicht noch garniert mit ein wenig Hetze von Springer & Co entsteht Hass.

      Den mutigen Leuten von der LG kann man nur alles Gute wünschen.



      Aber sie werden noch erkennen müssen, dass wem die Gesundheit, das Leben und die Zukunft der eigenen Kinder am Arsch vorbeigeht, sich einen Scheiß drum kümmert, ob ein Klimaaktivist zu Schaden kommt oder nicht. Ich befürchte das war erst der Anfang.

  • Die Aktion des Fahrers ist unverhältnismäßig, keine Frage.

    Die Gleichsetzung der Wut mit einem "Hass auf die Klimaaktivisten" durch den Autor:in finde ich allerdings unzulässig und sogar polemisch:



    Wenn ich einen dringenden Termin habe, sagen wir das wichtige MRT auf das ich ein halbes Jahr gewartet habe oder, wie ein LKW-Fahrer unter Zeitdruck, mit hohen finanziellen Nachteilen rechnen muss, dann habe ich vielleicht Wut auf den, der da gerade die Straße blockiert. Aber auf jeden. Ob das eine Klimaaktivist:in, ein defekter PKW oder ein Psychaitriefall ist, spielt da überhaupt keine Rolle.

    • @Tripler Tobias:

      Dann haben Sie ebenfalls nichts als Fahrer eines Kfz/LKWs auf der Straße verloren.

  • In Deutschland ist Selbstjustiz völlig in Ordnung wenn derjenige rechtsradikal ist.

    Bist du das nicht, dann wird dir sogar Selbstjustiz vorgeworfen (selbst erlebt) wenn du rückwärts ausparkst und dabei den PKW hinter dir, der im absoluten Halteverbot stand, "andotzt". Das absolute Halteverbot interessiert in Deutschland niemand, du bist aber einer, der Selbstjustiz durchzieht, wenn du dieses Auto aneckst.

    Und nein, ich meine das nicht als Witz, das wurde mir tatsächlich vorgeworfen und ich musste mich dagegen wehren.

  • Und noch ein Nachtrag. Wieso klebt sich die LG nicht nur noch vor den Bundestag und den Ländervertretungen. Zusätzlich kann sie doch auch den Klageweg gehen. Das wäre doch viel zielführender und würde die nach ihrer Meinung Richtigen direkt betreffen.

  • Ich denke, das Hauptproblem der LG, dass sie mit ihren Aktionen eher gegen ihr Gegenüber arbeitet und damit Trotzreflexe auslöst. Dies ist aber in Summe nicht hilfreich. Wenn ich an sehr erfolgreiche Aktionen z.B. gegen Pelze und Tierversuche denke, dann zeigt es doch, wie erfolgreich Protestformen sein können. Ich meine, dass selbst militante Tierschutzaktionen in der breiten Bevölkerung akzeptiert werden. Man muss und kann die Leute halt intellektuell und emotional mitnehmen, um langfristig etwas zu erreichen. Diese beiden Aspekte fehlen mir bei LG oft komplett (intellektuelle und emotionale Patzer bei einigen Aktionen) und sie mir zu oft recht theatralisch und nicht authentisch rüber.

    • @Petcat:

      Tierschutzaktionen werden überhaupt nicht akzeptiert.

      PETA, ein Klassiker.



      Tierschutzpartei? Noch weniger Prozent als Zustimmung der letzten Generation. Rudi hat die Zahl 85% Wutburger in den Raum geworfen.



      Sea Shepard? Unsichtbar, höchstens in der Nord- und Ostsee mit viel Glück zu sehen, um überhaupt Akzeptanz zu erreichen.

      Also, solange der Durchschnittsdeutsche weiterhin dutzende Kilogramm Fleisch pro Jahr frisst, werden Tierschutzaktionen überhaupt nicht gut ankommen.

      Und es handelt sich hier, um Tierschutzaktionen. Andere Themen will ich garnicht anschneiden, so pervers niedrig ist die Akzeptanz. Es werden Wissenschaftler verleugnet, wie bei einer Verschwörung.... Abartig.

  • Ehrlich gesagt finde ich die Reaktion des LKW-Fahrers nachvollziehbarer als die Aktion der LG. Die LG behindert irgendwelche Menschen, die ihnen nichts getan haben, um andere Menschen (Regierung) unter Druck zu setzen. Der LKW-Fahrer greift denjenigen an, der ihn konkret blockiert und am arbeiten hindert.

    Selbstverständlich ist dies Selbstjustiz und gehört bestraft. Die Argumente in dem Artikel (Arbeitgeber sind Ausbeuter, etc.) sind dann eher klassenkämpferisch sehr bemüht.

    • @Strolch:

      Wenn ich morgens in mein auf der Strasse geparktest Auto steige - und waehrend ich das tue, legt sich jemand fuer mich nicht ersichtlich vor das Auto und ich fahre ihn dann an. Wer traegt die Verantwortung?

      Nach Aussage des LKW-Fahrers ging er davon aus, dass die Strasse wieder frei war. Es sei fuer ihn nicht sichtbar gewesen, dass sich jemand erneut vor den LKW gesetzt hat.



      Wenn das so stimmen sollte, tragen beide Beteiligten die Verantwortung. Der LKW-Fahrer, weil er damit haette rechnen koennen (im Gegensatz zu dem Anfangsbeispiel) und der Blockierer, weil er sich nicht bemerkbar gemacht hat.

      Bin mal gespannt, was die Gerichte sagen.

    • @Strolch:

      Sie finden es nachvollziehbarer einen Menschen anzufahren, als sich aufgrund verfehlter Klimapolitik auf die Straße zu kleben? Interessant ...



      "Die Argumente in dem Artikel (Arbeitgeber sind Ausbeuter, etc.) sind dann eher klassenkämpferisch sehr bemüht."



      Sind sie nicht. Betriebseigentümer*innen behalten einen Teil des Gewinns ein und teilen sich in der Regel mehr Einkommen zu als den Angestellten/Arbeitnehmer*innen. So funktioniert Kapitalismus.

      • @Uranus:

        Ja klar! Weil die Eigentümer von Unternehmen auch ein erhebliches (finanzielles) Risiko eingehen. Dafür dürfen sie sich auch entschädigen lassen.



        Wer will kann aber gerne dieser Marktwirtschaft entsagen und Karoffeln anbauen und Beeren für sich pflücken.

      • @Uranus:

        Sind sie nicht. Betriebseigentümer*innen behalten einen Teil des Gewinns ein und teilen sich in der Regel mehr Einkommen zu als den Angestellten/Arbeitnehmer*innen. So funktioniert Kapitalismus.

        Und wo ist jetzt der Ausbeuter? Sind denn Millionen von Menschen so dumm, sich ausbeuten zu lassen oder sind sie froh eine Erwerbsarbeit zu haben und keine weiteren Risiken zu haben?

      • @Uranus:

        Ach Uranus... Es ist für mich nachvollziehbar, dass eine Frau Ihren Mann umbringt, der sie jahrelang in der Ehe sexuell missbraucht hat. Bestrafen müssen wir sie trotzdem - wenn auch nicht mit der Höchststrafe.

        Ich kann nachvollziehen, dass ein armer Schlucker ein Bier stiehlt. Bestrafen müssen wir ihn trotzdem.

        Ich kann nicht nachvollziehen, dass jemand mit einem Pflasterstein eine Scheibe einwirft nur an der Freude der Zerstörung.

        Und ja, ich kann nicht nachvollziehen, warum man andere Menschen behindert, wenn ich ganz andere Menschen auf ein Problem aufmerksam machen möchte.

        • @Strolch:

          dass "Ihren" muss natürlich klein geschrieben sein...

      • @Uranus:

        Natürlich MUSS ein Betriebseigentümer ein Teil des Gewinns einbehalten. Wovon soll er denn sonst leben und seine Familie ernähren? Glauben Sie etwa, die Angestellten investieren in neue Anlagen, Gebäudewartung oder ähnliches. Welcher Trottel würde ein Unternehmen aufbauen, sich 20 Std am Tag damit befassen, wenn NICHTS außer Luft und Liebe dabei rauskommt? Das entbehrt sich doch jeglicher Logik!

    • @Strolch:

      Dann dürfen, nach dieser Meinung, Gewerkschaften auch nicht streiken, denn sie belästigen ja auch andere Menschen - siehe EVG oder Cockpit oder die Menschen vom Flughafen Sicherheitspersonal. Es darf nur noch gestreikt werden, wenn es niemanden mehr stört - seltsame logik

      • @Ramelow Cathrin:

        Zunächst stören Streikende das Geschäftsmodell ihres Arbeitgebers. Mir war bislang nicht klar, dass die Menschen, die Dank der Kleber im Stau stehen, alle für die Bundesregierung arbeiten.

        Nebenbei. Das Streikrecht ist ein Grundrecht, dass - eben weil es den Arbeitgeber trifft - auch seinen Grund hat. Oder um es anders zu sagen: Ich kann nachvollziehen, dass Menschen streiken. Vielleicht kann ich nicht immer jede Forderung nachvollziehen, aber dem Grundsatz nach schon.

        Um es kurz zu machen: Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.

  • taz: "Ein Lkw-Fahrer hat in Stralsund bei einer Blockade ei­ne:n Kli­ma­ak­ti­vis­t:in angefahren. Nun werden für ihn Spenden von rechter Seite gesammelt."

    Wenn einige Lkw- und Autofahrer sich nicht mehr in der Gewalt haben (also praktisch "durchdrehen"), dann sind solche Leute sicherlich nicht nur für harmlose und friedliche Klimaaktivisten eine akute Gefahr, sondern auch für die anderen Verkehrsteilnehmer. Keine Frage, so ein Lkw-Fahrer, wie der aus Stralsund, gehört nicht an das Steuer eines LKW, (so jemand gehört wegen gefährlicher Körperverletzung aus dem "Verkehr" gezogen) und das wird das Gericht wohl auch so sehen; egal wieviel Gelder für Anwälte die rechten Spinner nun auch immer sammeln. Die eigentlich Frage ist aber: Wer hetzt solche Menschen eigentlich so dermaßen gegen harmlose Klimaschützer auf, dass es immer wieder zu tätlichen Übergriffen gegen die jungen Leute aus der LG kommt?

    taz: "Dass die Gesellschaft immer weiter zu Team Verdrängung kippt, beweisen die Spendenaktionen eindrücklich. In kollektiver Realitätsverweigerung formiert sich gerade eine gesellschaftliche Allianz der Arschlöcher, die die Klimabewegung vor neue Herausforderungen stellt."







    Danke taz, denn besser hätte man es wirklich nicht formulieren können.

  • Vielleicht kann man sich auch mal mit der Möglichkeit auseinandersetzen, dass es zu gleichen Sachverhalten verschiedene Meinung geben kann, OHNE dass sich die von der eigenen abweichende ipso faco sofort disqualifiziert. Sich auf die Straße zu kleben, um andere Menschen am Weiterfahren zu hindern, die sich absolut NICHT mit der Regierung oder Wirtschaft identifizieren müssen, ist so ein Sachverhalt, über den man durchaus unterschiedlicher Meinung sein kann - vor allem wenn man zu den blockierten Menschen gehört.

    Denen erschließt sich nämlich häufig genug nicht, warum gerade SIE jetzt für die Sünden der Regierenden büßen sollen und was überhaupt den Festgeklebten einfällt, das über ihre Köpfe hinweg entscheiden zu wollen. Es bedarf nämlich eines ganz bestimmten Gesellschaftsverständnisses, um das "Opfer", das LG von den Leidtragenden ihrer Aktionen verlangt, als für diese Menschen individuell zumutbar zu betrachten. Und es wäre eine totalitäre Frechheit, dieses Gesellschaftsverständnis als verbindlich zu betrachten.

    Das gesagt rechtfertigt natürlich auch umgekehrt der Zweck nicht jedes Mittel, und ein gewalttätiger LKW-Fahrer muss sich für sein Verhalten verantworten. Sein Chef hat ihm schon verdeutlicht, dass er DIESE Art von Termintreue nicht für dem Unternehmen dienlich hält. Andere halten sein Verhalten für Notwehr und die existenzbedrohende Bestrafung jedenfalls für überhart, und wieder Andere sehen nur das propangandistisch nutzbare Trittbrett.

    Ganz ehrlich: Weder das eine noch das andere muss verwundern, und ein speziell "rechtes" Phänomen sind sie auch nicht. LG hat ja schließlich auch Unterstützer und Trittbrettfahrer, obwohl klar ist, dass sie Straftaten begehen.

    • @Normalo:

      Wenn der Gewalttäter es ned hinkriegt, auch in Stresssituationen nen kühlen Kopf zu bewahren, ist er zum Führen eines Kfz (und des auch als Beruf in der großen Ausführung!) ned geeignet.



      Also wemmers mal "out of the box" betrachtet, haben die LG-Aktivist*innen einen fahrenden 40 to schweren Blindgänger entschärft.

    • @Normalo:

      In erster Linie geht es in dem Kommentar von Jonas Wahmkow doch nicht um die Protestformen der LG (die man ja durchaus kritisieren kann) noch um die hier ausgeführte Selbstjustiz (die in einem demokratischen Rechtsstaat ein absolutes No Go sein sollte und für die ich in keiner Weise irgendein Verständnis aufbringen kann). Sondern um den Umstand, dass eine offensichtliche Körperverletzung und Missachtung des staatlichen Gewaltmonopols von rechter Seite und Teilen der Bevölkerung noch als Heldentat abgefeiert und der Täter zum Märtyrer stilisiert wird. Das zeigt eine deutliche Verachtung und womöglich Ablehnung demokratischer Grundsätze und Spielregeln. Auch als unbeteiligter Passant würde ich nicht zögern, gewalttätiges Handeln von Autofahrern gegen Klimaaktivisten zur Anzeige zu bringen und zwar ohne Rücksicht darauf, dass das Verhalten der Fahrbahnblockierer ebenfalls eine Straftat darstellt.



      So jedenfalls habe ich den Kommentar gelesen. Oder habe ich da was falsch verstanden?



      Keiner von uns würde hierzulande Selbstjustiz bzw. Bandenkrieg beispielsweise zwischen rivalisierenden libanesischen Clans dulden. Diejenigen, die hier großes Verständnis für die Aushöhlung des Rechtsstaates durch militante, gewaltbereite Autofahrer äußern (und zudem damit ihr eigenes politisches Süppchen kochen), würden in dem von mir genannten Beispiel wohl laut aufheulen und ganz anders Maßstäbe anlegen.

      • @Abdurchdiemitte:

        [...] Beitrag entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

        • @Normalo:

          "Ihnen sollte klar sein, dass das bis hier nicht mal rechte Propaganda sondern ganz nüchtern die geltende Rechtslage war."

          Die rechte Propaganda mache ich dafür Verantwortlich, dass sich der LKW-Fahrer im Recht sieht und sozussagen die Erlaubnis der Gesellschaft zur Selbstjustiz bekommt.



          Ich verstehe den Ärger, aber Notwehr ist das nicht, wenn es mit Vorsatz passiert.



          Das hat er nun davon, wenn er sich so von der Stimmung aufpeitschen lässt.



          Ich halte deshalb den Fahrer nicht einfach für einen Spinner, der statistisch vernachlässigt werden kann.



          Dass die rechte Community jetzt "Schadensersatz" zahlt, ist nur fair.

          Neulich habe ich mit einem LKW-Fahrer gesprochen, der sagte, für den Fall einer Blockade habe er einen Knüppel im Wagen. Immerhin war er der Meinung dass die Klimakrise ein wichtiges Thema ist. Ich hoffe, er kann sich beherrschen und einfach die Polizei rufen.

  • BILD machts möglich

  • Gestern abend bei Markus Lanz, wo sich 'Demokraten' an einem Klimakleber abreagieren wollten, aber keinerlei Alternative gegen die Verhinderung der schlimmsten Folgen dieser Klimakatstrophe anbieten konnten. Obwohl ALLE es wissen konnten und wir eigentlich eine Verabredung der Gesellschaft bräuchten, müssen wir doch ehrlich zugeben, dass 'unser' System an dieser Stelle versagt, wenn ausgerechnet die 'Elite' mit erhobenem Zeigefinger glaubt, erklären zu müssen: 'So, bitte liebe Klimaterroristen, nicht'. Bitte, lieber Markus, der Du alles besser wissen will, was kannst Du vorschlagen in dieser Notlage ? Wie Habeck, Augen zu und durch ? Keine Sternstunde der 'Demokratie' !

    • @Dietmar Rauter:

      Ich habe es auch gesehen und fand es würdelos, mit welch vorgefasster Meinung die Herren der Runde sich ereifert haben, dem Vertreter der LG rechthaberisches Verhalten zu atestieren. Gut, dass noch Alena Buyx dabei war, die das Gespräch moderiert hat.



      Wer sich nur ein bisschen mit der LG beschäftigt hat weiß, dass "Letzte Generation" nichts damit zu tun hat, dass es keine weiteren Generationen, mehr geben wird, sondern dass die Klimaerwärmung laut wissenschaftlicher Erkenntnis ihren unheilvollen Lauf nimmt. Herr Lanz weiß das anscheinend nicht.



      Es war schon seltsam, mit anzusehen wie Herr Lanz den wissenschafftlichen Konsenz zur Klimakrise, den die Aktivisten als Grund für ihr Handeln anführen, in Frage stellt:



      Es könnte ja auch anders sein!

      So ist das nunmal mit Aktivisten. Sie brechen manchmal das Recht. Und sind bereit, dafür in den Knast zu gehen.



      Das muss niemand gut finden, selbst wenn es für die gute Sache ist.



      Meiner Meinung ist das Problem, dass viele Menschen Angst habe, dass der Einsatz für die gute Sache durch die mediale Aufmerksamkeit strafmindernd wirkt.

  • Wer Klimakleber nicht toll findet der verdrängt die Realität des Klimawandels mit aller Kraft? Verallgemeinerung und Populismus gibt es offensichtlich nicht nur bei den Braunen.

    • @John Doee:

      Es gibt schon einen kleinen Unterschied dazwischen, Klimaschützer "nicht toll" zu finden und Selbstjustiz zu üben.



      Das durch die Klebeaktionen adressierte Thema Klimaschutz und die damit verbundene Nötigung wird von Vielen als Angriff auf die eigene Identität als Menschen mit großer Verantwortung in Beruf und Familie verstanden. Es wird jetzt zum Kampf Klimarettung versus Alltagsheldentum aufgeblasen.



      Der Fehler der LG besteht wohl darin zu glauben, dass sich Leute mit diesen Aktionen dazu bringen lassen, über etwas nachzudenken, dass sie nicht für relevant halten. Das wird dann als Nötigung empfunden. Es geht ums Prinzip. Weniger um die Behinderung im Verkehr als solche. Die Forderungen nach härterer Bestrafung der Aktivisten halte ich nur für ein Werkzeug, das benutzt wird, um politischen Gegnern zu schaden….als gäbe es keine Strafe für Nötigung.



      Ich halte es deshalb für unklug, mit solchem Furor gegen die Aktivisten vorzugehen, wenn dadurch der Klimawandel als ein Teil der Realität ausgeblendet wird und die Aussicht auf eine lebenswerte Zukunft aufs Spiel gesetzt wird.



      Ärgerlich auch für den LKW Fahrer, der sich, durch die konservative Stimmungsmache und dem damit erzeugten Glauben im Recht zu sein, zu einer solchen Dummheit hat verführen lassen.

    • @John Doee:

      Da du bereits "Klima-Kleber" sagst, zeigst du sehr deutlich, wie ernst es dir bzgl dem Klimawandel und der folgenden Katastrophe ist.



      Nämlich überhaupt nicht.

      Und die taz hat mit der Aussage zu 100% recht.

      • @Tyramizou:

        Wer das böse Wort Klima Kleber nutzt dem ist nimmt den menschengemachten Klimawandel nicht ernst. Da sind wir doch schon wieder beim Thema: Einache Thesen für einfache Menschen - ein bewährtes Stilmittel der Braunen. Glaub mir (wir sind ja offensichtlich per Du): Mir macht der Klimawandel eine scheiß Angst und ich habe schon viele Dinge in meinem Leben geändert um meine persönliche Ökobilanz zu verbessern. Das heißt aber nicht, dass ich die Aktionen der LG deshalb gut finde - dafür solltest du mich nicht verurteilen.

    • @John Doee:

      Ich werde nicht müde auf das Jahr 1977 zu verweisen. Der "Deutsche Herbst" ein Markenname der für Terrorismus steht. Ein Terrorismus der letztendlich daraus entstanden ist das der Staat, die Behörden und die Medien eine Hexenjagd auf Protestierende veranstaltet hat. Protestierende die sich gegen braunen Filz an den Unis, in der Regierung und gegen Ausbeutung und Kriege ausgesprochen hat. Letztendlich war es der Staat und die Medien die Benno Ohnesorg und Rudi Dutschke auf dem Gewissen haben. Mich würde es nicht wundern wenn sich Teile der Bewegung irgendwann radikalisieren.

  • "Fundament dieser bürgerlichen Enthemmung"

    Im vorliegenden Fall war es aber keine bürgerliche Enthemmung.

    Es war eine proletarische Enthemmung.

    Ja, es ist unangenehm, dass linke Aktivist_innen die Verbindung zum proletarischen Teil der Bevölkerung verloren haben.

    Wenn man das ändern will, hilft aber nur eine klare Analyse des Problems.

    Irgendwie alle, die gegen einen sind, diffus zu Bürgerlichen oder Rechten zu erklären, hilft nicht weiter und wird auch die Klimaerwärmung nicht stoppen.

    • @rero:

      Richtig. Die Analyse will nur niemand stellen, da man genau diese Polarisierung im Sinn hat. Wir hier gut, die andern da böse. Das ist der Zeitgeist. Das denken die Aktivisten, genau wie der LKW Fahrer.



      Der LG sind die Probleme der Blockierten egal und den Blockierten das Anliegen der Aktivisten.



      Dass da am Ende nichts Gutes und Zählbares dabei herauskommt, hätte man längst analysieren können.



      Protest, der keinen Rückhalt in der Bevölkerung findet, kann gar nicht erfolgreich sein und verkommt zum reinen Selbstzweck und schafft neue Fronten, die zur Umsetzung des Anliegens maxmal hinderlich sind.



      Dass sich bürgerlich konservative Hardliner wie Merz als Anwalt der kleinen Leute aufspielen können, ist dann noch die Kirsche auf der Sinnlostorte.

    • @rero:

      „Ja, es ist unangenehm, dass linke Aktivist_innen die Verbindung zum proletarischen Teil der Bevölkerung verloren haben.”



      So würden wohl auch Sahra Wagenknecht und ihre Entourage argumentieren. Und nach anderer Lesart sind jener “proletarische Teil der Bevölkerung” die “anständigen Deutschen”, die dann mal schnell zur Selbstjustiz greifen dürfen, wenn etwas ihre gewohnten Bahnen stört.



      Diese Erzählung hat die Springer-Presse schon in den Sechzigerjahren kultiviert … am Ende standen die Ermordung Rudi Dutschkes durch einen verhetzten Einzeltäter - Einzeltäter sind es hierzulande ja immer und ausschließlich - und, auf der anderen Seite, eine radikalisierte, terroristische Gruppierung, die meinte, der Zweck heilige alle Mittel.



      Außerdem: gewisse Kreise sollten sich mal entscheiden, ob so etwas wie das Proletariat real überhaupt noch existiert oder nur dann - wie im Fall wütender und gewaltbereiter blockierter Autofahrer - , wenn es den eigenen ideologischen/politischen Interessen als zweckmäßig erscheint.



      Ich würde demgegenüber die These vertreten, dass das ehemalige Proletariat längst bürgerlich geworden ist. Das gilt auch für rabiate LKW-Fahrer.

    • @rero:

      Ja, stimmt, ist ja auch bequemer, einfach nix zu machen. Wenn man etwas ändern will, dann muß man etwas ändern Punkt Zugucken ist etwas zu wenig. Und was soll denn noch groß analysiert werden, hm ? Die Klimakatastrophe hat uns eingeholt. Wenn wir nicht alle von unserem Gewohnheitsross runterklettern - und zwar schnellstens - dann haben wir es vermasselt. Diese Erkenntnis haben die Leute der LG intus - der Die restliche Bevölkerung besteht auf : "alles wie immer" und macht alles kaputt.



      Viel Spaß an der Analyse !

  • Nicht nur Wissing ist für eine solche Stimmung mitverantwortlich. Das gilt für die CDSU noch viel mehr, die die LG sogar als Terroristen darstellt. und gar vom VS beobachten lassen will. Das ist gezielte Stimmungsmache. Auch die Grünen sind nicht ohne Fehl, haben sie doch "...kein Verständnis..." für LG-Aktionen. Und man sollte die -übliche - Hetze der Springerpresse und deren richtungsverwandten Kolleg*innen nicht vergessen. Unsere Gesellschaft verkommt zusehends mehr, sachliche, verantwortungsbewusste Positionen werden immer seltener.

    • @Perkele:

      Korrekt, aber das Festkleben auf Straßen hat mit einer sachlichen, verantwortungsbewussten Position auch nichts zu tun.

  • Das einige Menschen auf die LG-Aktionen aggressiv reagieren ,finde ich nicht erstaunlich. Mich erstaunt eher das es doch sehr wenige solcher Reaktionen gibt. Zeigt doch das die deutsche Zivilgesellschaft in der Hinsicht allgemein intakt bzw. gesetzestreu ist.

  • Was ist denn die ganze Klimakleberei anderes als Selbstjustiz?



    Und was ist daran so toll?

    • @Carsten S.:

      Selbst wenn, ein Unrecht rechtfertigt kein anderes. Zumal Körperverletzung nochmal ne ganz andere schwere als Behinderung hat...

    • @Carsten S.:

      Okay also jemand klebt sich auf die Straße. Was an sich eher Gewalt gegen die eigene Person ist. Niemand wird von dieser Person direkt bedroht oder sogar verletzt noch geht da irgendeine Gewalt von aus. Zumal sie ja auch kein vermeintliches Recht damit schaffen. Die Konten von Shell und Co plündern und in Klimagerechtigkeit umleiten das könnte man als Selbstjustiz bezeichnen. Also dass man sich eine übergeordnete Macht anmaßt und ausführt weil man die demokratischen Organe für nicht Handlungsfähig oder willig hält.

      Jemanden wiederum mit dem Auto/LKW/Fahrzeug umzufahren weil man gegen den Protest ist, ist Selbstjustiz. Man maßt sich das Gewaltmonopol an und sorgt selbst für sog. Ordnung indem man Menschen willkürlich verletzt und gefährdet. Und das mit der Begründung dass das Opfer etwas macht, was gegen das persönliche Weltbild ist oder eben einen irgendwie beleidigen könnte. Mit dieser Begründung könnte jeder Mensch nun zu Maßnahmen greifen, wenn man das Gefühl hat die Behörden oder eben die Gesellschaft würde das eigene Weltbild bedrohen oder einen beleidigen. Herr Gott, Frauen, die belästigt, Gestalkt oder bedroht werden hätten nach dieser Logik das Recht auf Selbstjustiz weil die Behörden nachweislich schlecht und unfähig und z.T. unwillig erscheinen solche Sachen zu regeln. Dann würden regeln überhaupt keine Bedeutung mehr haben und niemand würde mehr miteinander auf irgendeiner Grundlage reden oder debattieren können... Oh Mann...

    • @Carsten S.:

      Die Blockaden sind ziviler Ungehorsam, und richten sich nicht gegen einzelne Personen.

      Hier nochmal kurz zur Auffrischung die Definition von Selbstjustiz: "Selbstjustiz bezeichnet das illegale Vorgehen gegen eine Person durch dazu nicht Befugte."

      Und dass die Proteste nicht "toll" sind bestreitet nicht einmal die Letzte Generation. Die würden auch lieber in einer Welt leben, in der der Staat genug unternimmt, um den Klimawandel zu bremsen.

    • @Carsten S.:

      Das müssen Sie mir jetzt mal erklären was an LG Selbstjustiz ist ?

    • @Carsten S.:

      Selbstjustiz ist das was der LKW Fahrer getan hat. Die Blockade der LG ist eine Protestform. Niemand käme auf die Idee in eine Gruppe von Menschen zu fahren die einen Protestzug bilden und auch so die Strasse blockieren.

    • @Carsten S.:

      Stimmt!

  • einmal die Darstellung als kriminelle Vereinigung, dadurch fühlen sich jene bestätigt, die noch nicht kapiert haben, dass der Fehler bei den Regierungen/Wirtschaft liegt, und freiwillig Steuergelder für Umweltschäden und Ernteausfälle zahlen. Und die AfD schafft es genau diese Leute mitzunehmen, indem sie denen nach dem Mund redet - aber keine Klimalösung hat

  • Seit wann erlaubt die taz wieder gute Artikel???

    • @Detlef Meyer:

      Diese Prügelattake und das Mitschleifen mit einem LKW ist also für Dich schlicht 'Kritik', über die nun mal die LG - oder wer auch immer im Lande - nicht erhaben ist?



      Das öffnet ja dann der Willkür und Selbstjustiz Tür und Tor, denn zu kritisieren gibt es vieles.

  • Über Gewalttäter und ihre Sympathisanten braucht man wohl nicht viel zu sagen.



    Ein äußerst skurriler Vorgang, wenn auch nur von einer kleinen Minderheit ("Kleinstpartei").

    Was mich jedoch fragend zurücklässt, ist der Ton des Artikels.



    Formal geht das als eine Huldigungsrede an die Letzte Generation durch, wie sie andere an hochgestellte Persönlichkeiten richten, von denen sie etwas erwarten.



    Nein, die Letzte Generation sind sicher nicht die (einzig) Vernünftigen,



    sie sind nicht sakrosankt und über jede Kritik erhaben,



    und der Klimawandel rechtfertigt eben nicht jede Aktion.



    Merkt der Autor nicht, wie albern das mit etwas Abstand erscheint?

    Die Mehrheit im Lande unsterstützt offenbar keine für Gewalt -



    hat laut Umfragen allerdings auch wenig Sympathie für die Letzte Generation.



    Diese Mehrheit kommt im Artikel und der angeblichen Spaltung gar nicht vor.

  • Genialer Kommentar, ich bin begeistert! Mehr davon, denn nur so können wir eine ökologische Klasse herausbilden, die gegen die Allianz der Arschlöcher helfen kann.

  • Das verdeutlicht einmal mehr wie sehr die Letzte Generation dem Klimaschutz schadet. Wenn sie so weiter machen, können wir die deutschen Klimaziele komplett vergessen.

    • @Berliner99:

      Das zeigen nicht nur die Aktionen, sondern auch die Forderungen. Tempo 100 auf Autobahnen, das 9€-Ticket, einen Ethikrat... Der Effekt der ersten zwei Forderungen wäre zwar messbar aber doch gering. Der dritte Punkt ist ebenso Träumerei und hätte keinen Einfluß auf das Klima, sondern nur kostet Zeit, Geld und verursacht vielleicht sogar noch mehr CO2 durch diverse Reisen oder was und wie auch immer. Vor allen anderen Dingen trifft es die falschen, wenn man etwas von der Bundesregierung will. Ich klebe mich auch nicht vor die Eingangstür meines Bäckers wenn ich von meinem Chef eine Gehaltserhöhung möchte.

    • @Berliner99:

      Wenn ich von der Notwendigkeit des Klimaschutzes überzeugt bin, wie kann es sein, dass wenn einer vorgibt dies auch zu tun, aber meiner Meinung nach falsch handelt, ich dann nicht oder weniger vom Klimaschutz überzeugt bin? Das spräche nicht gerade für meine Überzeugung.

  • Liebe lg, ich finde es Klasse, dass ihr etwas unternehmt, aber habt ihr zuviel Klebstoff eingekauft? Macht mal wieder Brainstorming, da gibt es sicher kreativere Wege um Aufmerksamkeit zu erzielen.

    • @Thomas Derrek:

      Die Leutchen sind gewiss hoch erfreut, aus hochwohlgebohrener Position Vorschläge und Anregungen zu erhalten. Nur zu, Ich persönlich bin schon aus Umweltgründen kein Fan von BASF-Produkten, aber doch : der Protest funktioniert. Man kann nicht noch verlangen, daß diejenigen (und das ist eben nicht nur die Regierung), die angeklagt werden, sich darüber freuen. Wenn die Leutz nicht verstehen, daß sie selbst es sind, die mit ihrem "ganz alltäglichem Leben" den Planeten mitschrotten, dann ist das vorsätzlich. Deshalb auch der Hass auf die Boten, die ihnen den Spiegel vorhalten.

    • @Thomas Derrek:

      Aufmerksamkeit ist vorhanden aber die Wirkung in Bezug auf ihre Ziele ist gleich null.

    • @Thomas Derrek:

      Hau deine Ideen gerne raus! Ich wette, wenn du dich bei der LG meldest sind die offen für deine kreativen Vorschläge.

  • Schön formulierter Artikel über ein unschönes Thema.

  • In vielem hat der Artikel ja Recht. Aber einen Aspekt berücksichtigt er nicht genug: der LKW-Fahrer war sicher nicht Teil des Bürgertums, sondern des Arbeitsprekariats. Der Mann war vielleicht nicht von der Sorge um die Minuten, die er seinem Ausbeuter zumutet, angetrieben, sondern davon, dass er für die Verspätung nicht bezahlt wird und sie von seiner Zeit für Erholung, Familie oder ähnliches abgezogen wird. Damit will ich sicher nicht sagen, dass das Verhalten in irgendeiner Art und Weise gerechtfertigt war. Aber ein Teil des Erfolgs der Rechten ist sicher auch, dass sie es verstehen, diesen Menschen das Gefühl zu geben, auf ihrer Seite zu stehen und sich für sie und ihre Belange einzusetzen. Das schafft sie Linke schon länger nicht mehr. Und das liegt auch daran, dass sie extrem von urbanen Intellektuellen dominiert wird, die sich scheinbar fast vor diesen Menschen ekeln. So werden wir den Aufstieg der AFD sicher nicht verhindern. Und im Kampf gegen den Klimawandel wird es uns auch nichts bringen.

    • @Iguana:

      Dann sollte der LKW-Fahrer sich mit anderen Fahrern in einer Gewerkschaft organisieren und für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Das passiert im gesamten ehemaligen Ostblock kaum und auch in den fünf neuen Bundesländern ist der Organisationsgrad mau. An der IG Metall kann Mensch aber gut sehen wie Gewerkschaften für gute Arbeitsbedingungen eintreten können. Aber zu warten bis andere etwas unternehmen ist schwierig

    • @Iguana:

      Es zeugt eher davon das jene Menschen glauben das die AfD ihnen nah wäre, noch weniger Verstand innewohnt als man denkt. Wer glaubt die Afd ist ihnen nahe, kümmert sich um prekäre Situationen, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

      • @Chris Ehl:

        Ich gebe zu, dass ich auch dazu neige, AfD Sympathisanten für extrem dumm zu halten. Es kann aber sein, dass diese Einschätzung fatal ist. Ich stimme IGUANA teilweise zu, dabei, dass die intellektuellen Kräfte, die in der Tat eher bei den nicht rechts stehenden Parteien zu finden sind, es nicht schaffen, den vielleicht etwas einfacher gestrickten Menschen mit einfachen Worten zu erläutern, warum bestimmte Dinge notwendig sind, notwendig für uns alle. Ich glaube, dass ist tatsächlich ein Kernproblem. Zum Thema: ich war entsetzt, als ich mir gerade das Video angesehen habe. Wie kann man nur für diesen Menschen sammeln? Er hat sich ja scheinbar in keinster Weise unter Kontrolle und bewegt ein Fahrzeug, welches aber viel Verantwortungsbewusstsein voraussetzt. Dem möchte ich nicht in einer stressigen Situation auf der Strasse begegnen, insofern hat der nichts auf dem Fahrersitz zu suchen.

    • @Iguana:

      Sehr gut analysiert.



      Ich stand neulich auch in einem LG-Stau und war genervt. Meine Tagesplanung war im A.... Was hats dem Klima gebracht? Nichts? Welchen Druck macht das auf die Bundesregierung? Keinen. Zerrt es an den Nerven der Autofahrer? Mit Sicherheit. Kann man daran etwas ändern? Wohl kaum.



      Wenn der LKW-Fahrer dies nicht zum ersten mal erlebt hat und berufliche Konsequenzen befürchtete, dann ist die Wahl seiner Mittel falsch, da gibt es keine zwei Meinungen, aber es zeigt, dass die Aktionen der LG die falschen Leute trifft.

  • Die neue Rechte und die stumpfen Wutbürger sammeln Geld für den durchgeknallten LKW-Fahrer. Quel surprise.

    Er hat eben stellvertretend für sie das gemacht, was die alle gern selber machen würden.



    Das ganze woke, bildungsbürgerliche, arbeitsscheue Gesindel an die Kandare nehmen.

    Und wenn sich dieser Hass mal an realen Personen ausleben lässt, dann macht man das eben und kann sich des Beifalls sicher sein. Selbst aus den Reihen der Polizei kommen oft nur milde Ermahnungen voller Verständnis.

    Die Frage ist allerdings trotzdem: Kann so ein Konzept wie das der LG erfolgreich sein? Oder kommt es gar nicht darauf an, sondern darum, für das Richtige einzutreten?

    • @Jim Hawkins:

      Was will man anderes erwarten wenn man Menschen nötigt. Nicht jeder ist en Jesus wie sie, der immer wieder bei Schlägen auch die andere Backe hinhält und dafür auch noch Verständnis.

      Von daher ja. Für die, die Aktivisten einfach nur von der Strasse zerren gibt es sicherlich Verständnis und auch das Verständnis für die Agros unter den Autofahrern ist nicht verwunderlich.

      Nötigung verkauft sich schlecht und kommt argumentativ schlecht an. Und das gezwungene Spielmaterial für andere im demokratischen Diskurs will man auch nicht sein.

      Ob das Konzept erfolgreich ist? Offensichtlich nicht. "Eine große Mehrheit der Deutschen hat für Straßenblockaden von Klimaaktivisten kein Verständnis. Laut einer SWR-Umfrage lehnen 85 Prozent der Befragten diese Protestform ab." www.tagesschau.de/...eneration-100.html

      Sich in dem Zusammenhang dann nur mit dem Gefasel von Rechtspopulisten zu befassen blendet die gesellschaftlichen Positionen völlig aus.

      Die Positionen gegen die Taktik der LG waren von Anfang an breit gestreut bis in Grünen und die Linkspartei hinein.

      Es geht dabei schon lange nicht mehr um das Klima.

    • @Jim Hawkins:

      Vielen Dank, dass Sie die Fakten auch hier hochhalten.



      Von mir würde der selbe Text leider nicht veröffentlicht werden.^^

    • @Jim Hawkins:

      "Kann so ein Konzept wie das der LG erfolgreich sein?"

      Das wird man sehen.

      Das Konzept besteht ja darin, mittels einer Ordnungswidrigkeit die Frage, was das höhere Rechtsgut ist - das Grundgesetz, oder die Straßenverkehrsordnung -, und wie man Politikern, die trotz mehrerer einschlägiger Gerrichtsurteile und bindender internationaler Verträge sich weigern, verfassungskonfrom zu handeln, beikommt.

      Denn es heißt ja:



      "Gegen jeden, der es unternimmt, die [verfassungsmäßige] Ordnung [der BRD] zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, WENN ANDERE ABHILFE NICHT MÖGLICH IST."

      Exakt diese "andere Abhilfe" zu definieren und auszuschöpfen, darum geht es.

      Und wie erfolgreich es ist, sieht man zB an den Versuchen der Union, dem Ganzen mit Etablierung einer faschistischen Gesinnungsjustiz zu begegnen.



      LG führt FDP, CDU/CSU und AfD als die Verfassungsfeinde, die sie sind, vor, wie sie sonst noch niemand vorzuführen geschafft hat.

      War Ossietzky im Weltbühne-Prozess "erfolgreich"? Keine Ahnung, aber er schaffte es, klar aufzuzeigen, wo die Reise hingehen würde, sobald die Rechten an die Macht kommen.

      • @Ajuga:

        Die LG in einem Zusammenhang mit Ossietzky, das ist harter Tobak.

        Die Aktivisten der LG wandern schlimmstenfalls für eine Weile in den Knast, aber nicht in ein KZ.

        Ossietzky war ein intellektueller, weitsichtiger Journalist, der die damalige gesellschaftliche und politische Situation messerscharf analysieren konnte.

        Nichts davon trifft auf die LG zu. Die hat keinen Begriff von der Gesellschaft, geschweige von Klassen und Machtverhältnissen.

        Sie blockieren den Alltag der Leute, um die Politik zu dem zu zwingen, was sie für richtig halten.

        Sie diskutieren nicht und haben eher die Struktur einer Firma als einer sozialen Bewegung. Ihre Mitglieder werden als Bienen oder Wildbienen eingeteilt.

        Was, wann, wie und wo gemacht wird, das entscheidet eine kleine Gruppe.

        Die Untergruppierungen haben keine Autonomie und keine Mitspracherechte.

        Mir gefällt das alles nicht.

      • @Ajuga:

        Sehr gut, danke !

      • @Ajuga:

        Das höhere Rechtsgut - GG oder StVO.



        Um den Vergleich mit der StVO geht es hier doch gar nicht sondern um das Recht der Bürger, sich frei zu bewegen



        u. nicht genötigt zu werden, und dieses



        Recht ist auch im GG verbürgt.

    • @Jim Hawkins:

      Im geschilderten Fall kommt es wirklich nicht darauf an, ob die Strategie der LG zum Erfolg führen kann.



      Es kommt nicht einmal darauf an, ob man ihre Ziele anerkennt oder teilt.



      Für dermaßen postapokalyptisches Handeln kann ich keinerlei Verständnis finden.

      • @Herma Huhn:

        "dermaßen postapokalyptisches Handeln"



        Wie beurteilen sie denn die Lageeinschätzung die uns von IPCC und internationaler Wissenschaftscommunity seit Jahren mitgeteilt werden? Wie bewerten sie den Umstand, dass man dort die Grenzen der Anpassungsfähigkeit bei ca. 2° Klimaerwärmung sieht, also der Rahmen in dem sich mit all den Maßnahmen zu Klimaschutz- und anpassung noch weit genug gegensteuern lässt, dass es nicht zu einem kompletten Kollaps unserer Gesellschaften kommt, wir aber derzeit auf im optimistischen Szenario auf etwa 2,8° zusteuern? Und wie die Tatsache, dass in den letzten Tagen nicht nur Rekorde bei den Temperaturen vermeldet wurden, sondern ebenso die Zahlen von Flugreisen und zugelassenen PKW historische Höchststände haben? Oder jene, dass CO2 das heute in die Atmosphäre gelangt dort für eine Dauer von etwa 1000 Jahren klimawirksam bleibt?

        • @Ingo Bernable:

          Vorsicht. Es kann durchaus sein, daß Herma Huhn mit dem 'apokalyptischen Verhalten' den LKW-Fahrer und sein Tun meinte - nicht die LG-Aktion.

      • @Herma Huhn:

        Selbstredend habe ich für dieses Verhalten auch so gar kein Verständnis.

        Wenn die Frage nach der Sinnfälligkeit der Aktionen der LG, bzw. ob diese zielführend sind, nicht erwünscht ist, dann erübrigt sich auch jede weitere Diskussion.

        • @Jim Hawkins:

          "Wenn die Frage nach der Sinnfälligkeit der Aktionen der LG, bzw. ob diese zielführend sind, nicht erwünscht ist, dann erübrigt sich auch jede weitere Diskussion."



          Was ja auch der Sinn derartiger Argumentationslinien ist.

      • @Herma Huhn:

        Es wird im Artikel und hier gern verdrängt:



        Es ist Nötigung, was die letzte Generation vor den Kipppunkten macht. Wer dafür spendet, ist genauso schuldig wie die Täter selbst. Hier im Forum hält man das für ehrenwert.

        Es war schon immer die Aufgabe der Handwerker, Bauarbeiter und LKW-Fahrer "handfest" die Theoretiker auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.



        Wer dafür spendet, ist genauso schuldig wie die Täter selbst. Überall außerhalb dieses Forums hält man das für ehrenwert.

        • @Mangahn:

          Es gibt mittlerweile ein Urteil des Kammergericht Berlin das die Nötigung verneint. Von daher bleibt es die Frage ob das wirklich Nötigung ist und sievignorieren die Tatsache das die Regierenden Rechtsbruch begehen, da mein Sofortprogramm vorgelegt wird um die Klimaziele einzuhalten wie es das Klimaschutzsteuern verlangt

  • Mehreres fällt mir dazu ein.

    - Ich bin sicher, dass da die Fossil-Lobby verdeckt mitheizt. Sie haben üppig Desinformationskampagnen finanziert. Sie haben politische Entscheider*innen "beraten", Repression gegen Klimaaktivismus einzusetzen. Warum sollen sie nicht hetzen, wenn das als Dienstleistung [1] für Geld zu haben ist?

    - Die Klimanummer ist mittlerweile zur Angelegenheit des Kulturkregs für die Rechte geworden. Dabei schiebt die bürgerliche Rechte (inkl. der sog. Liberalen, die es nur in Bezug auf ihre Geldbörse sind) die extreme Rechte als gesellschaftliche Abrissbirne vor sich her. Das ist ein historisch wiederkehrendes Muster: Kapitel "Die Elite und der Mob" in Hannah Arendts grossartigem Werk.

    Alles in allem mit dem Artikel zwar einverstanden, ich hätte aber gerne den Wutbürger, der etwas einsam in der Analyse dasteht mit mehr Kontext.



    [1] www.theguardian.co...tion-fake-profiles

  • Hm. Hieße das auch, dass ich den Opa, der mich immer vom Fahrrad "catcalled" vom Fahrrad treten darf? Deren Meinung nach natürlich nicht! Das ist ja ganz was Andreas! Das sind ja nur "Komplimente", alle Frauen dumme Bitches, die sich anstellen und ohnehin sind ja alle heute "misandrists"! /Sarkasmus. Aber schlimm das Ganze...

    • @Tuff:

      Und jetzt nochmal in Klarschrift und verständlich für alle bitte.