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Ausladung wegen „Dreadlocks“Verkürzt und verspottet

„Fridays for Future“ lädt eine Musikerin wegen ihrer Dreadlocks aus und Twitter läuft heiß. Dabei braucht es eine konstruktive Auseinandersetzung.

Stellt sich unaufgeregt der Debatte um „kulturelle Aneignung“: Die Musikerin Ronja Maltzahn Foto: Zuzanna Badziong/dpa

F asching ist längst vorbei, doch Clowns empören sich immer noch über das Thema kulturelle Aneignung. Oder vielmehr über die Kritik daran. Während es in der Vergangenheit eher um die Verteidigung kolonialrassistischer Verkleidungen von ahnungslosen Kindern und ihren betrunkenen Eltern ging, steht diesmal eine Haarfrisur im Zentrum. „Dreadlocks“ an weißen Menschen.

Konkret an Folk-Pop-Sängerin Ronja Maltzahn. Diese veröffentlichte am Dienstag auf ihrem Instagram-Account eine E-Mail, in der sie von Fridays for Future von einer Kundgebung in Hannover ausgeladen wurde, wo sie hätte performen sollen. Der Grund: Man wolle bei diesem „globalen Streik auf ein antikolonialistisches und antirassistisches Narrativ setzen“ und könne es daher nicht vertreten, eine weiße Person auf der Bühne zu haben, die sich Schwarze Kultur aneigne – ohne die systematische Unterdrückung dahinter erlebt zu haben.

Neu ist diese Kritik höchstens für spöttische Boomer auf Twitter und für die Welt, die kommentiert: „Eine Logik, mit der sich auch Björn Höcke anfreunden könnte“. Interessant ist aber dennoch, dass Fridays For Future sich entschieden hat, das Thema anzusprechen. Die Protestbewegung stand in der Vergangenheit selbst immer wieder in der Kritik für ihre eurozentristische Herangehensweise an eine globale Katastrophe. Man kann diese Ausladung also durchaus als Bemühung begreifen, die Bewegung insgesamt inklusiver zu gestalten. Wie zielführend – das sei erstmal dahingestellt.

Der Vergleich zur ebenfalls Locks-tragenden Seenotretterin Carola Rackete, der in den Sozialen Medien parallel bemüht wird, hinkt. Zwar wurde auch Rackete kritisiert, aber ihr Fall ist ein ganz anderer. Ronja Maltzahn, die gerade nicht müde wird zu betonen, sie wolle auf der Bühne „kulturelle Vielfalt zelebrieren“, ist in erster Linie Performerin. Und damit profitiert sie von ihrem Look. Lady Gaga, Justin Bieber und Pink sind zwar wesentlich bekannter und reicher, aber auch sie eigneten sich den Haarstil phasenweise an, um Kapital daraus zu schlagen.

Zur Verteidigung dieser wird oft angeführt, dass es „Filzlocken“ historisch auch in europäischen Kulturen, etwa bei germanischen Stämmen und Wikingern gegeben hätte. Kritiker_innen weisen dagegen darauf hin, dass es vor allem Schwarze Menschen sind, die aufgrund ihrer Locks jahrzehntelang abgewertet und aus Schulen wie von Arbeitsplätzen ausgeschlossen wurden. Schon allein die Bezeichnung „Dreadlock“ („dread“ wie grausam, furchteinflößend) geht auf kolonialrassistische Zuschreibungen zurück und wurde von den Rastafari reclaimed – seine Verwendung außerhalb dieses Kontextes ist also umstritten.

Inzwischen sprach sich Maltzahn in einem Videostatement für eine konstruktive Diskussion und gegen einen Shitstorm aus. Während sich also Kommentator_innen in Grund und Boden spotten, führen die Beteilgten den Konflikt eigentlich auf recht progressive Weise fort. Maltzahn gab an, Fridays For Future habe sich für den unsensiblen Ton in der Mail entschuldigt und sie nehme das dankbar an.

Konkret ging es um den Satz: „Solltest du dich entscheiden deine Dreadlocks abzuschneiden, würden wir dich natürlich auf der Demo begrüßen und spielen lassen.“ Und es ist eben dieser Satz, der die Ausladung tatsächlich auf eine symbolische Geste reduziert und dem Anliegen seine Glaubwürdigkeit nimmt.

Wären die Verfasser_innen tatsächlich daran interessiert gewesen, Ronja Maltzahn zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema kulturelle Aneignung zu bewegen, wüssten sie, dass so ein Prozess nicht in zwei Tagen abgeschlossen ist. Hätten sie sich selbst genügend damit befasst, wäre ihnen klar: Mit einem spontanen Friseurbesuch allein ist das Problem nicht gelöst.

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Fatma Aydemir
Redakteurin
ehem. Redakteurin im Ressort taz2/Medien. Autorin der Romane "Ellbogen" (Hanser, 2017) und "Dschinns" (Hanser, 2022). Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift "Delfi" und des Essaybands "Eure Heimat ist unser Albtraum" (Ullstein, 2019).
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106 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

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  • Hilfe ich gehöre zum Prekariat und somit zu der Bildungsfernen Schicht. Kann mir jemand bei diesem Thema helfen? Ich verstehe nur Bahnhof

  • Bin selber gelernter Keramiker mit nun 63 Jahren. In unserer Ausbildung orientierten wir uns stark an der japanischen Keramik, ich selber fand auch die alte niederbayrische Keramikkultur interessant. Später kam ich arbeitsmäßig ins Allgäu, dort wurde viel bemalt, im alpenländischen Raum wurden - werden ja auch viele Häuser bemalt. Ich denke, in der Kultur schöpfen wir immer aus dem, was wir sehen und gut finden. Das kann auch aus der afrikanischen, chinesischen, westlichen oder östlichen Kultur sein. Oder was bei uns gerade neu gedacht wird. Auf der Dokumenta vor Jahren sah ich viel Kunst mit dem Tema Flucht und Flüchtlinge. Ich würde beim Tema Haare nicht vorschreiben, bei welchem Stile ein Mensch sich etwas abschaut. Natürlich wird Mode auch dafür benutzt, in zu sein, damit Geld zu verdienen. Was solls. Es wird mit allen Dingen, welche wir machen Geld verdient. Sogar mit sozialer Arbeit, sogar mit Umweltschutz. Noch ein Beispiel: Denkmalschutz. Jede Generation hat aus bestehenden Häusern etwas repariert, erweitert, anders Gebaut. Der Denkmalschutz schreibt vor, das etwas Altes nicht verändert werden darf und wenn ja, in engen Grenzen. Kann man machen, um Altes weiter sichtbar zu machen, zu erhalten. Aber in einem 600 Jahre alten Gebäude wurde in jeder Generation etwas verändert. Warum sollen das heutige Generationen nicht auch dürfen? Lange Rede kurzer Sinn. Finde die Ausladung der Künstlerin borniert und kleingeistig. Kann man machen, ich finde es ziemlich kleinkariert.

  • Rackete vs. Maltzahn? Cancel Culture als Zeichen für Inklusion? Der Artikel verwirrt mich. Hilfreich wäre es aber ohnehin, mehr schwarze Stimmen in dieser Debatte zu hören, wie es sich anfühlt, offenbar weiße Fürsorge zu benötigen, als könnten sie nicht selbst artikulieren, was sie triggert und traumatisiert, und wo sie sich kulturell ausgebeutet sehen. PoC in der permanenten Opferposition zu halten ist übergriffig und letztlich unterdrückend.

  • Angenehm differenzierter Artikel zu dem Thema.

  • Carola Rackete profitiert als bekannte Aktivistin also gar nicht von ihrem Look? Und selbst wenn nicht - warum trägt sie denn nun Dreadlocks? Offenbar KANN man als Weiße*r doch gar keine Dreads haben, ohne kulturelle Aneignung zu betreiben.

    Übrigens: als sogenannte plica polonica, zu deutsch Weichselzopf, waren Dreads in Europa jahrhundertelang mit Polen assoziiert. Und in Indien sind Dreads seit Jahrtausenden das Kennzeichen von Sadhus.

  • Die Debatte zieht sich offensichtlich an der Hautfarbe hoch: POC+Dreadlocks = ok, sonst bad.

    Dabei wird ignoriert, das 90% oder mehr der POC einen kulturellen Hintergrund haben ohne Dreadlocks und andererseits white People durchaus in einer Dreadlockkultur aufgewachsen sind.

    Schon eine solche Debatte, die Kultur an Hautfarbe klebt ist zutiefst rassistisch.

  • Ohne Aneignung keine Kultur

  • Ich habe gestern einen PoC- Dreadlocks-Träger an Arbeit diesen Artikel gezeigt und nach seiner Meinung gefragt. Er findet die Frisur cool und soll jeder tragen wer will. Er bezieht sich auf die Rastafari, wundert sich aber, dass Frauen darauf abfahren, da unter Rastafari sich die Frau dem Mann unterzuordnen hat. Sie trägt nach dieser Kultur Dreadlocks nicht. Doch sie darf durchaus. Das Statement hat mich trotz allem schon verwundert.

  • Und wie sie wieder aussieht.



    Löcher in der Hose



    Und ständig diese Musik



    (Was sollen die Nachbarn sagen?)



    Und dann noch Dreadlocks in den Haare



    Da fehlen mir die Worte

    www.youtube.com/watch?v=90ALvQa7tTs

  • Als Archäologin und Ethnologin stellen sich bei mir die Nackenhaare beim Ausdruck "Schwarze Kultur". Man muss auf totale Ignoranz schliessen, wenn Leute sich erfrechen, die "Schwarze Kultur" zu postulieren. In Afrika gibt es seit 300'000 Jahren Menschen. Im Laufe dieser langen Geschichte haben sich unzählige, unterschiedliche Kulturen entwickelt. Erwähnt seien hier nur stellvertretend, die Schwarzen Pharaonen im Sudan, die sakralen oder militärischen Königtümer in Westafrika, die afro-amerikanischen Kulturen in Amerika und der Karibik. Ob dabei Dreadlocks eine zentrale Rolle einnahmen, muss bezweifelt werden



    Zu Dreadlocks gibt es viele Geschichten. Einige haben mit der Sklaverei zu tun, andere mit Religion oder Weltanschauung. Ein nigerianischer Igbo, dessen Vorfahren Teil des Königreichs Benin waren, von wo viele Sklaven nach Amerika verschleppt wurden, erklärte mir die Herkunft der Dreadlocks durch Kaiser Haile Selassie (gestorben 1975!). Dieser hätte gesagt: "Water shall not touch your hair" und deshalb würden die Rastafari und ihnen folgend, andere, Dreadlocks tragen.

    Frisuren aus verfilztem Haar sind mit Abbildungen, Fotos und Schriftquellen an vielen Orten der Welt historisch belegt, u. a.: Bei aztekischen Priestern, bei hinduistischen Mönchen, bei Sufis im Osmanischen Reich und im heutigen Senegal. Den "Weichselzopf" gab es als höfische Frisur in Mitteleuropa. Verfilzte Haare dienten französischen Soldaten als Schutz vor Säbelhieben.



    Die weite Verbreitung von Filzfrisuren ist nicht erstaunlich, denn sie entstehen natürlich, sozusagen als eine Art Urfrisur, wenn man die Haare einfach Haare sein lässt und sie entstehen unabhängig von der Hautfarbe. Die kulturelle Aneignung kann man getrost entsorgen.



    Wieso in Europa ausgerechnet die Wikinger und Germanen als Träger von Dreadlocks gelten, ist mir schleierhaft, da sich in deren Gräbern regelmässig Kämme finden. Kämmen ist eine andere Variante mit Haaren umzugehen.

    • @ecox lucius:

      Danke.

      • @fly:

        Ich schließe mich an, vielen Dank für ihre Ausführungen.

        Ergänzend noch diese kleine Geschichte der Dreadlocks, aufgezeichnet von Elke Wittich:

        jungle.world/artik...on-saebelangriffen

    • @ecox lucius:

      Danke für diesen Kommentar, diese Erläuterung. Ein bisschen übern Tellerrand zu denken entspannt die Debatte.

    • @ecox lucius:

      "... da sich in deren Gräbern regelmässig Kämme finden."

      Wahrscheinlich gab es seinerzeit keinen politisch korrekten Haarschnitt, keine Leitvorschriften für das Haare schneiden. Dreadlocks und gekämmtes Haar konnten friedlich miteinander koexistieren.

      Ansonsten: Auch der Kamm ist ja ein kulturelles Importgut.

  • Darf ein weisser Bluesmusiker aus diesem Kulturgut Kapital schlagen? (ausser Eric Clapton)

  • Ich finde es echt bedenklich wenn unter dem Mantel der angeblichen politischen Korrektheit menschenverachtend und geschichtsverfälschend gehandelt wird. Da schützt auch Unwissenheit nicht vor Strafe.

    Nur mal was Geschichtliches zu den bemägelten Locken:

    jungle.world/artik...on-saebelangriffen

  • Ich fürchte, dass FFF gerade nach und nach die gesellschaftliche Breite verliert, mit der es mal gestartet war. Unabhängig davon welche Haltung man zu CA hat - es ist ein Nischenthema und selbst die Linke ist darüber gespalten. Deswegen ist es in meinen Augen ein strategischer Fehler, das jetzt zu pushen - zumal es nichts mit dem Klimathema zu tun hat. Und zum Postkolonialismus/Antirassismus: Gerade die Debatte über CA ist eigentlich eurozentristisch - weil es ein europäisches/nordamerikanisches Problem ist. Eigentlich müsste über eine moderne Entwicklungspolitik gesprochen werden, die es dem globalen Süden erlaubt wirtschaftlich zu wachsen, Klimafolgen zu puffern und es, was Emissionen angeht, besser zu machen als die Europäer.

  • Freiheit heißt, sich selbst entfalten dürfen.



    Freiheit heißt, andere kritisieren zu dürfen.



    Freiheit heißt aber nicht, anderen die eigenen Regeln vorzuschreiben, um der eigenen Befindlichkeit Rechnung zu tragen.



    Das letztere diskreditiert die Akteure durch seinen inneren Widerspruch gegen den Anspruch der Gleichheit.

  • Ich trage selbst als Weiße Person solche Locks…und habe dabei keinerlei Bezug zu Rastafaris, Jamaika, Black Panthern usw., denn:

    Häkel- oder Filzlocken aus den Haaren europäischstämmiger/weißer Menschen sehen doch ziemlich anders aus als die Locks der PoC

    Überprüft das mal selbst: Seht Euch das Foto von Frau Maltzahn an…erblickt Ihr darin eher eine Wikingerin oder eine Reggaeliebhaberin?

  • Dass es sich bei Dreadlocks kulturhistorisch um ein Alleinstellungsmerkmal einer Epoche oder Gesellschaft handelt, ist anthropologisch umstritten, wenn nicht widerlegt. Wollen wir das alles einmal ernsthaft vom Ende her denken, was solche aufgeladenen Diskussionen bewirken können? "Der Zweck heiligt die Mittel", manchmal ist das extrem falsch, wenn die Voraussetzungen nicht stimmen.

  • Und was heißt das jetzt für Geschäfte, die Dreadlocks und Rastazöpfe anbieten?

  • Ich dachte immer Dreads seien eher Ausdruck kultureller Würdigung. Aber ok, man muss nicht jede Debatte verstehen. First world problems. Und: auch links und öko hat bisweilen autoritäre Züge.

  • Also ich habe in den achtziger Jahren "Rasta" und die damit einhergehenden Frisur zunächst einmal als christliches Religionsderivat mit starken frauen- und schwulenfeindlichen Tendenzen kennengelernt.



    Gemeinsames Kiffen und Bob Marley hören, haben etwas geholfen die gesellschaftlich verbindenden Elemente mehr in den Vordergrund zu heben.



    Aber als schwuler Mann, war es für mich immer etwas herausfordernd die Machosprüche bezüglich der "Bitches" unkommentiert zu ertragen.



    Im hessischen Mittelgebirge der Achtziger war "schwul" ein Schimpfwort. Im Berlin der Achtziger Identität und Gruppenzugehörigkeit und irgendwie auch befreiender Stolz.



    Meine 1942 geboren Mutter hat mir davon berichtet, wie sich sich von meinem Opa "befreit" hat, als sie angefangen hat "Niethosen"(Jeans) zu tragen. Die Hose sozusagen als Zeichen der Emanzipation.



    Könnte es nicht sein das Ronja Maltzahn mit ihrer Frisur nicht das gleiche macht wie meine Mutter? Das sie der Rastafrisur hilft sich von alttestamentarischer und diskriminierender Männerkultur zu befreien?

  • Wie grauenvoll diese Ausladung!



    Die Welt lebt von kultureller Aneignung.



    Alle Personen auf der ganzen Welt eignen sich alles kulturell an.



    Diese Vorwürfe sind eine Perversion der Antidiskriminierungsidee. Sie helfen niemand!

  • Andere zurechtweisen ist auch ein Hobby. Ein zunehmend beliebtes, man fühlt sich halt auch so geil gut dabei.

  • "Der Vergleich zur ebenfalls Locks-tragenden Seenotretterin Carola Rackete, der in den Sozialen Medien parallel bemüht wird, hinkt. Zwar wurde auch Rackete kritisiert, aber ihr Fall ist ein ganz anderer. Ronja Maltzahn, die gerade nicht müde wird zu betonen, sie wolle auf der Bühne „kulturelle Vielfalt zelebrieren“, ist in erster Linie Performerin."

    Der Vergleich würde nur dann hinken, wenn das die geäusserte Kritik gewesen wäre.

    Stattdessen hiess es aber:

    "Dreadlocks bei weißen Menschen sind eine Form der kulturellen Aneignung, da sie mit der Identität von Schwarzen Menschen und es in den Zeiten der Sklaverei von weißen Menschen als ein Zeichen der Unterdrückung genutzt wurde."

    Die Kritik war also viel generell formuliert, WÜRDE dementsprechend auch auf Frau Rackete zutreffen.

  • Kultur IST Aneignung.



    Können wir das Konzept Cultural Aprobation bitte endlich begraben? Es ist identitäre Kackscheiße. Im Grundsatz auf allen Ebenen verquer.



    One Blood, sang Bob, der Typ mit den Dreads (mit der richtigen Hautfarbe dazu) – er hatte den Kern dieses Themas (das mit der Hautfarbe) besser verstanden.



    Alles was uns fehlt ist die Solidarität, sangen deutsche Rocker (sich den Blues aneignend, ohne selbst auf Baumwollfeldern versklavt gewesen zu sein). Kolonialismustraumata zu konstruieren, wo Solidarität erfahrbar ist, oder wie hier im Text, erschlichene wirtschftliche Vorteile aufgrund der Stylingmerkmale, das ist dystopisch weit weg von den Visionen einer besseren Welt oben genannter Musiker. (Die keine Heiligen waren, jadoch! PS: Wir auch nicht, Bussi.)

  • " Man kann diese Ausladung also durchaus als Bemühung begreifen, die Bewegung insgesamt inklusiver zu gestalten. ..."



    Wer findet den Fehler? (kleiner Tipp: "Ausladung" vs. "inklusiver gestalten")

    Darf man denn noch Yoga, Tai Chi, Kamasutra-Stellungen ...?



    Wer hat da noch den Durchblick?

    • @jlMG:

      ... Darf man dann noch N** sagen?

      Ich entschuldige mich für die überspitzte Fortführung Ihrer Aufzählung später.. oder auch nicht.

      Jedenfalls sind Fragen die in solchen Diskussionen mit "Darf man denn noch..." anfangen der Hinweis, dass die Priorität in der Debatte bei der tiefgreifenden Furcht liegt, man selbst müsse auf etwas verzichten oder bekomme etwas im Leben verboten. Das ist der Geschmack der Offenbarung einer egozentrisch geführten Gesellschaftsdebatte und einer löchrigen Privilegienreflexion - falls soweit vorhanden. Vielleicht hilft aber auch der ein oder andere Zwischenschritt welchen man nutzen könnte, ehe man panisch mit "Was darf ich denn überhaupt noch" - Phrasen um sich feuert. Und von diesen Schritten gibts bei mäßiger Anstrengung einige zu finden - mindestens genauso viele wie zwischen Kamasutra und dem N-Wort.

      • @outsourced:

        "Jedenfalls sind Fragen die in solchen Diskussionen mit "Darf man denn noch..." anfangen der Hinweis, dass die Priorität in der Debatte bei der tiefgreifenden Furcht liegt, man selbst müsse auf etwas verzichten oder bekomme etwas im Leben verboten."



        Jedenfalls sind derartige Kommentare aufgrund dessen, dass bestimmten Ethnien etwas verboten sein soll (in diesem Fall eine bestimmte Frisur), ganz sicher nicht ganz themenerfassend.

      • @outsourced:

        Das N-Wort selbst bringen und dann als vorwurfsvollen Kommentarbestandteil zu nutzen finde ich unangebracht. Die Frage nach Yoga, Tai Chi etc. ist schon durchaus berechtigt.

      • 0G
        03998 (Profil gelöscht)
        @outsourced:

        Wenn man die Argumantation der Autorin zuende denkt, dann sollte "Kulturelle Aneignung" als Fehlverhalten auch für Menschen anderer Kulturen gelten, die von den Errungenschaften des gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fortschritts in der westlichen Welt profitieren, für den ja auch Menschen gelitten haben und gestorben sind.



        Kultur in einer Form wo althergebrachtes konserviert werden sollte und es keine Entwicklung geben darf und keine Angleichung , also nur noch Volksmusik für die Deutschen aber auch Mozart und Bach und das dann aber nicht für die anderen, die Kulturfremden.



        Es scheint, dass jede Generation wieder da anfängt wo auch die anderen angefangen haben - wobei man/frau die Ergebnisse der Boomer heute sehen kann und ich finde sie sehen ziemlich gut aus. Was kommen wird scheint die immer weitere Verengung des Horizontes zu sein - auf rechter wie auf linker Seite: viel Spaß auch beim gemeinsamen singen von Volkslieden.

      • @outsourced:

        Sorry, doch diese Frage weist auf das Kernproblem hin:



        Wer macht die gesellschaftlichen Regeln?



        Und woher kann die Gesellschaft sie erfahren?

        Das Unbehagen entzündet sich am Eindruck, die Regeln würden von einer Minderheit konstruiert. Sie sind kein gesellschaftlicher Konsens.



        Und sie verschärfen sich unterschwellig immer weiter, weil die Begründungen "Kolonialismus" und "Rassismus" durch die Sprach- und Verhaltensansprüche gar nicht verändert, sondern nur verdeckt werden. Wo ist dann die Grenze?



        Aber eine Debatte wird sofort durch Unsachlichkeit überlagert und kann gesellschaftlich nicht geführt werden.

  • > Chastity Jones wurde ein Job bei Catastrophe Management Solutions angeboten, mit der Bedingung, dass sie ihre Dreadlocks abschneiden müsse. Jones weigerte sich und die Firma zog das Jobangebot zurück.

    Zitat aus dem Wikipedia-Artikel zu kultureller Aneignung.¹

    Und wenn wir uns genauso verhalten, sind wir plötzlich gut? Weil wir zwar das gleiche problematische Verhalten haben (jemanden wegen der Frisur ablehnen), aber auf der richtigen Seite stehen?

    ¹: de.wikipedia.org/w...Whiteness-Bewegung

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Manchmal glaube ich, dass die Linke Community gezielt durch eine False-Flag Attacke entzweit wird, die man anhand diverser Schlagworte erkennen kann.

    Gender-Mainstream. Kulturelle Aneignung. Feminismus.

    Alles absolut wichtige und richtige Konzepte, die leider von Einzelnen ins Absurde übertrieben werden um, gefühlt, private Rache-Kampagnen zu organisieren.

    Aber dann erinnere ich mich an meine Vergangenheit, in der genau das bereits vor >10 Jahren passiert ist. Damals waren es einfach nur andere Schlagworte die benutzt wurden um Menschen, die sich eigentlich engagieren wollten, auszugrenzen.

  • Ich muss zugeben: für mich war das Thema 'kulturelle Aneignung' auch neu. Ich habe erst durch diesen Artikel davon erfahren. Auf den ich nur geklickt habe, weil ich die Ausladung wegen einer Frisur, noch dazu einer völlig üblichen, so total absurd fand, dass ich wissen wollte, was dahinter steckt.

    Nachdem ich mich nun ein wenig eingelesen habe, bleibe ich dabei, dass es absurd ist. Kultur ist etwas wundervolles, und sie ist für alle da. Jeder soll bitteschön Kultur jeder Art erleben und auch selbst durchführen dürfen, solange dabei keine Gesetze verletzt werden.

    Die ursprüngliche Idee hinter dem Konzept der Kritik an 'kultureller Aneignung' war ja wohl das Urheberrecht. Wo das verletzt wird, soll man die Verletzung angemessen juristisch behandeln. Aber Frisuren, die seit Jahrzehnten alle möglichen Leute tragen? Das kann doch bitte nicht Euer Ernst sein. Ich bin nur selten auf einer Linie mit der 'Welt', finde den Vergleich mit Herrn H. aber völlig angemessen. Auch Begriffe wie 'identitär' und 'reaktionär', wie man sie in den Kommentaren liest, finde ich passend. Lasst die Leute doch bitte die Frisur tragen, die ihnen gefällt. Egal, ob sie mit öffentlichen Auftritten Geld verdienen oder nicht.

  • Kulturelle Aneignung? Aber gerne! Unsere Schrift stammt von den alten Römern, unsere Zahlen von den Arabern, das Dezimalsystem aus Indien, Pizza aus Italien, die Krawatte aus Kroatien, wurde aber in Frankreich berühmt und und und...

    Kultur lebt auch immer vom Austausch mit anderen Kulturen und Sachen ausprobieren!

    Wer wirklich jemanden wegen seiner Frisur (!) auslädt, der ist nicht tolerant, sondern unter dem Deckmäntelchen der Empörtheit ein intoleranter und rassistischer Sack!

  • Eine konstruktive Auseinandersetzung über Identitätsthemen, Aneignung, Verhaltensweisen und kulturelle Unterschiede braucht eine Abkehr von dem moralisierend-vorwurfsvollen Ton, der offensichtlich immer noch gern gepflegt wird. Dieser ist zum Teil ein Nachhall der Beschämungspädagogik die in dieser Gesellschaft für wirkungsvoll gehalten wird. Er ist es auch, aber oft genug nicht im progessiven Sinn.

    • @aujau:

      Begrifflichkeiten wie "moralisierend" oder "Beschämungspädagogik" implizieren aber doch, dass die hier diskutierten Themen eben keine Fragen von Moral sind, sonder ledliglich aus taktischem Interesse moralisiert werden, und, dass man sich für kulturelle Aneignung eigentlich auch gar nicht schämen sollte, sondern eben beschämt wird. Wie aber wollen sie ein einem derart schamlosen und von Moral befreiten Diskurs noch verorten was progressiv ist und was nicht?

  • Haben die Aktivist*innen darüber eigentlich auch mal mit Schwarzen gesprochen, wie die das sehen? Es haben sich nämlich bereits einige eher gegenteilig geäußert.

    Oder ist es hier viel mehr so dass weiße Kinder aus der Mittelschicht beurteilen wollen was Schwarze als verletzend zu empfinden haben?



    Das würde ich dann ebenfalls als kulturelle Aneignung bezeichnen..

    • @CrushedIce:

      Ja okay gut Sie haben recht - einige wenige People of Color haben nichts dagegen, dann lassen wir den Rest doch einfach raus raus. Es haben sicherlich auch einige Frauen nichts dagegen weniger bezahlt zu bekommen, die können Sie ja auch vorher noch befragen und als Tonangebende Gruppe aufführen. Menschen im Rollstuhl die nichts gegen Beeinträchtigtenwitze haben? Finden sich auch. Schwule die das Wort schwul als Beleidigung nicht schlimm finden - check. Mehr? Ab wie vielen Menschen die durch ein diskriminierendes Verhalten aufgrund von systematischen Machtgefällen in ihrem Leben beeinträchtigt werden, darf dann nach Ihrer Ansicht gehandelt werden? 100? 10? Oder reicht es vielleicht schon, wenn EINE einzige Person sich durch kulturelle Aneignung diskriminiert fühlt, damit weiße, privilegierte Menschen einfach mal die Klappe halten und anfangen zu reflektieren? Es fehlt mal wieder an Einfühlungsvermögen und Sicht auf die eigenen Privilegien. Weiße mit dieser Art Frisur brauchen trotz Vorurteilen weniger Angst zu haben als BIPoC die Jahrelang nur aufgrundessen verfolgt, kontrolliert und Verurteilt wurden.



      Und ganz ehrlich, es braucht wenige Schritte um eine breite und klare Aussage zu dieser Debatte aus der PoC-Comunity zu finden. Und wer denkt man solle doch auch auf die PoC hören, denen es "egal" ist was weiße Personen machen/sagen/tragen/ausstellen, darf sich gerne auch mit der Anpassung an eine Dominaznkultur aus Schutzverhalten auseinandersetzen, ehe man seinen deutschen Senf dazu gibt.

      • @outsourced:

        "Ab wie vielen Menschen die durch ein diskriminierendes Verhalten aufgrund von systematischen Machtgefällen in ihrem Leben beeinträchtigt werden, darf dann nach Ihrer Ansicht gehandelt werden? 100? 10? Oder reicht es vielleicht schon, wenn EINE einzige Person sich durch kulturelle Aneignung diskriminiert fühlt..."



        Nein, das tut es nicht, weil sonst diese eine Person das Verhalten der gesamten Gesellschaft diktiert. Wo wir da hinkommen, brauche ich hoffentlich nicht auszuführen.



        Die Steigerung wäre dann noch, wenn eine andere Person annimmt, es könne eine betroffene Person geben, und dadurch sich das Recht herausnimmt, der Gesellschaft vorzuschreiben, wie sie zu agieren hat. Und zwar unabhängig von Kontext und Absicht der Handlungen, sondern ausschließlich basierend auf den Gefühlen einer einzelnen Person.



        So wird eine Gesellschaft, das Zusammenleben selbst, komplett dysfunktional.

      • @outsourced:

        "... einige wenige People of Color haben nichts dagegen, dann lassen wir den Rest doch einfach raus raus."

        Eben nicht "einige wenige". Es gibt schlicht keine Umfragen dazu, ob der Großteil der POC Dreadlocks als "kulturelle Aneignung"sehen.

        Die Behauptung ist deshalb das was es ist. Eine Behauptung von FFF, also mehrheitlich weißer europäische Kids und Jugendlicher über das Denken "der" POC. Paternalismus pur.

      • @outsourced:

        Ihre Beurteilung ist genauso "deutsch" wie die Position des von Ihnen Kritisierten. Es ist eine innerweiße Diskussion. Eine innerweiße Machtfrage, ganz klar, Macht, weil bestimmte Kreise Verhaltensregeln definieren, die auf Selbstbeschränkung beruhen.



        Wieso können Sie einschätzen, wieviele schwarze Menschen Rastas als eigene Identität ansehen? Ich kann das nicht. Ja es gibt Verbände, die dies so proklamieren, das will ich gar nicht anzweifeln und werten. Es gibt aber eben auch andere Stimmen. Rastafaris kommen aus Jamaika und nicht aus Afrika. Diese Gleichsetzung, weil sie ja "alle" schwarz sind ist schon einmal verkehrt. Wie eben schon geschrieben, z.B. in Guinea wird ein Mensch mit Rastas nicht unbedingt als kulturell zugehörig angesehen (um es einmal vorsichtig zu formulieren). Aber es sind bestimmt nicht die von Ihnen genannten 10 oder Hundert Gegenstimmen... Allein davon auszugehen, dass alle Schwarze gleich sind und Betroffene sind ist anmaßend, es sind individuelle Menschen mit dem gesamten Meinungsspektrum, wie bei allen anderen Menschen auch, fangen wir an über Organisationen über politische Strömungen zu reden, dort schließen sich Menschen auf Grund eigener Überzeugungen zusammen, dort ist es berechtigt ähnliche Sichtweisen vorauszusetzen, aber nicht über die Schwarzen. Wenn ein schwarzer Verband Rastas an weißen Menschen kritisiert, dann muß auch der Verband genannt werden und nicht als Quelle die Schwarzen. Man kann Menschen nicht auf Grund von äußeren Merkmalen einer gewissen Haltung, Eigenschaft oder gar politischer Gesinnung zuordnen. Das hinkt gewaltig.

      • @outsourced:

        "Ja okay gut Sie haben recht - einige wenige People of Color haben nichts dagegen, dann lassen wir den Rest doch einfach raus raus."



        Man könnte sich natürlich dann auch fragen wie viele Leute von Farbe (Spezifischer die schwarzafrikanischen Phänotypes)überhaupt Dreadlocks als "Kulturgut" reklamieren. Die Rastafari sind von den Ursprüngen her eine Randgruppe auch in der schwarzen Gesellschaft, die sich mit dieser Frisur vom Rest der Ungläubigen abheben.



        Zudem nennt wikipedia die verfilzten langen Haare indischer Sadhus als die zweite Inspirationsquelle zur westlichen Haarmode.Deren Tradition Jahrhunderte bis Jahrtausende älter ist als die der Rastas. de.wikipedia.org/wiki/Dreadlocks

      • @outsourced:

        Ich dachte bislang immer, dass es bei Fridays for future ums Klima ginge. Ist doch bezeichnend wenn es mittlerweile schon um Haare geht. Ist da etwas zu kompensieren, was identitätspolitisch noch nicht erkannt wurde? Dem Klima sind solche Identitätsdebatten total egal. Voll kleinkariert.

      • @outsourced:

        "Oder reicht es vielleicht schon, wenn EINE einzige Person sich durch kulturelle Aneignung diskriminiert fühlt"

        Ihreren Standpunkt kann ich nicht nachvollziehen.

        Ich habe längere Zeit in China gearbeitet, was eine intensive kulturelle Aneignung der chinesischen Kultur notwendig machte: Reis mit Stäbchen Essen, chinesische Sprache lernen, Begrüßungsrituale einüben. Für das Stäbchenessen wurden Chinesen früher belächelt oder auch heute noch als "Reisfresser" diffamiert.

        Heißt das für den Fall dass auch nur ein Chinese meint, ein Ausländer steht es nicht zu mit Stäbchen zu Essen, dies dann zu unterlassen sei?

        Ich finde es zutiefst befremdlich, wie junge Menschen für kulturelle Abgrenzung kämpfen, die kaum Erfahrungen machen durften, was es bedeutet in und mit anderen Kulturen zu leben.

    • @CrushedIce:

      Habe direkt mal eine nicht-repräsentative" Umfrage zu dem Thema "Dreadlocks bei weißen Menschen" in dem schwarzen Teil meiner Familie durchgeführt:



      10 % fanden es egal, 15% total egal und 75 % scheiss egal.

    • @CrushedIce:

      Danke für diesen klugen Kommentar.

    • @CrushedIce:

      Es wurde in diesem Zusammenhang immer wieder dieses Video zitiert:



      www.youtube.com/watch?v=lHYls9e4mVM

      Das ist natürlich auch nur eine Einzelmeinung.

      Ich als Mensch mit weißer Hautfarbe bin allem vor allem ein Individuum. Ich weiß nicht ob es die eine Meinung dazu gibt von Schwarzen. Ich würde mal vermuten: Die gibt es nicht und wer sollte sie definieren?

      Würde ich als Deadlock-Trägerin Menschen begegnen die sich durch meine Haare verletzt fühlen, dann wäre es an mir darüber nachzudenken. Aber dass Frsisuren nun allgemeingültig für bestimmte Träger:innen als verletztend eingestuft werden, als kulturelle Aneignung, das ist doch an sich schon übergriffig, identitär und reaktionär.



      Ohne die Person die dahinter steht gehört zu haben.

  • "und könne es daher nicht vertreten, eine weiße Person auf der Bühne zu haben, die sich Schwarze Kultur aneigne"

    Das betrifft dann nur das Aussehen? Soll die Herkunft überprüft werden, der Stammbaum und so die Berechtigung ermittelt?

    Wird die Musik analysiert auf ihre kuturellen Wurzeln? Für HipHop, Rap, Jazz, Blues, Reggae-Elemente müsste dann das selbe gelten. ebenso für Funk oder Disco. Oder gilt hier ein anderer Maßstab?



    Schließen wir dann auch Rock'n'Roll aus weil es auch Verknüpfungen mit Bebop oder Swing gibt. Und einigen wir uns auf Strauß als erkaubten Musikstil?

    Müssen kulturelle Formen in Ihrer Reinheit bewahrt werden? Soll es keine Verschmelzungen mehr geben?

    Neue Formen in der Musik oder der Kultur im Allgemeinen sind nie wirklich neu und einer Person oder Personengruppe zuordenbar. Ist das kulturelle Aneignung?

    Ist es vielleicht nicht wichtiger, was eine Person zu sagen hat und was sie tut, als welche Haare sie trägt?

    Und alle die diese Diksussion nicht für sinnvoll halten werden mit dem Modewort "Boomer" versehen.

  • "Während sich also Kommentator_innen in Grund und Boden spotten, führen die Beteilgten den Konflikt eigentlich auf recht progressive Weise fort."

    Das scheint tatsächlich auch für die Kommentarspalte hier zu gelten.

    Geifert Ihr nur alle. Die Beteiligten scheinen schon längst weiter zu sein.

    • @tomás zerolo:

      Wenn die Beteiligten wirklich weiter sind: warum gibt es dann immer neue Umdrehungen in einer schon überdrehten Diskussion, die eigentlich schon lange genug läuft, dass jeder Zeit hatte darüber nachzudenken?

    • @tomás zerolo:

      Sorry, aber wer geifert denn hier? Einige Kommentare mögen polemisch sein, aber der Artikel ist es halt auch ("Clowns", "betrunkene Eltern", "spöttische Boomer"). Und wer sind eigentlich die "Beteiligten"? Weiße FFF-Kids sind es, wenn es um kulturelle Aneignung geht, sicher nicht.

    • @tomás zerolo:

      naja, diese "progressive Weise" ließe sich auch anders deuten, geht es doch um die Reputation der Musikerin in einem Gutteil Ihrer potentiellen Kundschaft. Egal wie absurd, die Vorwürfe auch sein mögen, die an sie herangetragen werden, sie ist es die sich rechtfertigen muß, steht doch für sie der Ruf auf dem Spiel. Würde sie öffentlich, unbedacht kontern, wäre dies nur zu ihrem Schaden.



      Das heißt jedoch nicht, das da nicht versucht wird konstruktiv mit den Argumenten umzugehen, das ist möglicherweise sogar das einzig positive...



      Auf der strukturellen Ebene muß sich da aber eine Person Vorwürfen stellen, die nicht in ihrem Handlungen begründet sind, sondern in ihrem Äußeren und die Machtverhältnisse sind dabei eindeutig auf Seiten der Anschuldigenden, steht doch der Ruf der Betroffenen im Zweifel. Die Anschuldigenden sind aber eine Gruppe, ohne persönliches Risiko.

      • @nutzer:

        Ja und ihr äußeres ist eben frei gewählt, aus der privilegierten Freiheit heraus sie ohne weitere Konsequenzen wählen zu können. Sie tun ja so als wäre sie mit diesen Haaren geboren worden...

        • @outsourced:

          Die Dame hat, wie Sie wüssten wenn Sie den Artikel zur Kenntnis genommen hätten, aufgrund Ihrers Äußeren negative berufliche Konsequenzen zu tragen. Ihre Behauptung Sie hätte keine weiteren Konsequenzen ist somit objektiv falsch.

        • @outsourced:

          nein, sie ist nicht mit diesen Haaren geboren worden, es war eine Entscheidung. Aber diese Entscheidung als (pauschalisiert) negativ zu werten, ist tendenziell und unterstellend. Handlungen können (fast) immer auf mehrere Arten gewertet werden.



          Ich bleibe dabei, es ist eine innerweiße Debatte, bei der es um Diskurshoheit und damit um die Machtfrage innerhalb der Linken geht. Letztlich ist es ein Instrument, mit dem sich ein Teil der weißen Linken über den anderen zu erhöhen versucht. Es geht nicht um die Stimmen von Betroffenen, so etwas ist ist ganz anders zu werten und zu diskutieren, es geht um Diskussionen unter Nichtbetroffenen, um das Setzen von Verhaltenskodexes innerhalb der (strukturell) weißen Linken. Da rein praktisch nichts (für die tatsächlichen Betroffenen) aus diesen Verhaltenskodexes folgt, ist es in meinen Augen eine rein (strukturell) machtpolitische Diskussion unter Weißen. Auch ohne dass es den Beteiligten bewußt sein muß, analog zu dem Argument, das struktureller Rassismus unbewußt ausgeübt werden kann.



          Noch einmal deutlich gemacht, Kritik von Betroffenen hat per se eine Grundlage mit der es sich auseinanderzusetzen gilt, auch wenn die Argumente im Nachhinein entkräftet werden sollten, das ist völlig unerheblich. Selbstbegrenzung und das Ausdehnen der eigenen Moralvorstellungen auf andere, mag auf den ersten Blick nobel erscheinen, beinhaltet aber immer die Machtfrage.

        • @outsourced:

          Es sind Haare!



          Sie darf sie wählen, ja.



          Aber darf deswegen ihre berufliche Existenz angegriffen werden?



          Persönliche und gesellschaftliche Diskriminierung sind zwei sehr unterschiedliche Vorgänge.

  • Ist da nicht ein Denkfehler drin, wenn weiße Mittelstand-Kids (eher darüber) eine weiße Frau mit den falschen Haaren ausladen, weil sie "inklusiver" werden wollen?

  • Diese identitäre Denke ist mir fremd. Was soll das deutsche Mädchen denn tragen? Zöpfe und Dirndl? Und was soll sie hören? Volksmusik? Oje.

    • @Jochen Laun:

      Herr Laun, ich bitte Sie... benötigen Sie wirklich so viel Polemik und Unbedachtheit in dieser Debatte oder können Sie einen Gang zurückschalten und kurz nachdenken was da noch dazwischen liegen könnte? Ernsthaft? Ich denke Sie können heller strahlen und weiter denken als das der Knicklichthorizont den Ihr Kommentar hier gerade erleuchtet.

      • @outsourced:

        Das war jetzt keine Antwort auf die Frage: was wäre keine keine kulturelle Aneignung. Welche Musik, welche Kleidung, welche Frisuren wären denn angemessen? Jeans können es nicht sein, T-Shirts weiss ich nicht, also: was würde mir zustehen?

  • Bei allem was schief läuft, eine Frisur muss auch einfach mal eine Frisur bleiben dürfen. Um daraus eine Diskussion zimmern zu können, muss man in der Bedürfnispyramide sehr weit oben stehen.

    • @christoph ganter:

      Genauso weit oben wie man in der Bedürfnispyramide rumdümpeln muss um "Frisur muss Frisur bleiben" zu rufen und auf die Themen von von Rassismus betroffenen Personen zu schei*en.

      • @outsourced:

        Tut mir leid, aber ich kann nicht erkennen, dass eine sicher auch polemische Kritik an der angemaßten Deutungshoheit einer privilegierten weißen Gruppe (sc. die FFFs aus Hannover) darüber, was zulässige und/oder unzulässige kulturelle Aneignung ist, damit gleichzusetzen ist, dass man auf die Themen der von Rassismus betroffenen Personen scheiße. Nicht jeder identitätspolitische Exzess ist Ausdruck antirassistischer Denke und schon gar nicht sakrosankt. Schlimmer noch: diese Hybris weißer Kids dient nicht einmal der gut gemeinten Sache.

        Vielleicht sollten Sie mal den Kommentar von Ecox Lucius weiter oben lesen, der klar macht wofür Dreadlocks alles stehen oder nicht stehen. Ob Ihre verengte Sicht auf das Thema "kulturelle Aneignung" den möglichen Erkenntnisgewinn zulässt, vermag ich nicht zu beurteilen.

      • @outsourced:

        Es wirkt so, als wollten Sie jeden Kommentar, der das Thema weniger dramatisiert, mit einer persönlichen Abwertung aus dem Diskurs ausschließen.



        Das ist nicht in Ordnung.

      • @outsourced:

        Haben Sie mal "von Rassismus betroffene Personen" (bevorzugt Schwarze mit Dreadlocks) hierzu befragt? Eine ehenalige Kommilitonin konnte hierzu nur verblüfft sagen (Originalzitat): "Haben die alle Lack gesoffen?"

        Das hat alles einen ziemlichen White Knight-Beigeschmack, den ich inkl. des vertretenen Ethnopluralismus sonst eher von der Neuen Rechten (Rechtsextremisten, die auf modern und intelligent machen) kenne.

  • Der Dang, andere Menchen zu bevormunden, treibt wahrlich seltsame Blüten. Als weißer Gitarrist spiele ich schon mein Leben lang am Liebsten Blues, Funk und Jazz und ich hatte noch nie mit dem Vorwurf kultureller Aneignung zu tun. Was ist eigentlich mit der Frisur von Boris Johnson? Kann der sich mal kämmen, bevor er zum EU-Gipfel geht? Und dann hätte ih gerne noch gewusst, wie die Klimabilanz bei der Dreadlockpflege ausfällt - ich vermute mal, besser als bei "normalen" Haaren?!

  • Wie spiessig doch die Generation Z ist.

  • Manchen Leuten geht es einfach zu gut. Mehr gibt es aus meiner Sicht zu diesem Blödsinn nicht zu sagen. Und eine Jugend, die für Bäume demonstriert, während ihre reichen Eltern Menschen ertrinken lassen, ist einfach nur dekadent & ohne jede Zukunft. Die Zukunft gehört ganz anderen Menschen. Und das ist gut so.

  • Eine inzwischen ältere Dame bei der ich früher Klavier spielen lernen musste hat das meiner Meinung nach treffend zussamengefasst.

    "Ich hätte nie gedacht, dass ich nach über 50 Jahren in diesem Land ernsthaft nochmal den Spruch "Schneid dir gefälligst mal die Haare, bevor du mit uns redest" höre. Es fehlt eigentlich nur noch, zieh dir mal etwas anständiges an."

  • Nein - ein destruktiver Beitrag verdient keine konstruktive Auseinandersetzung. Das erkennt die Autorin nicht. Sie macht sich mit ihrer Verteidigung zur Mittäterin von Ausgrenzung.

  • Ich verstehe nicht, wie diese Art von Diskussionen zu einem besseren Verhältnis der Menschen zueinander und miteinander beitragen soll.

    Die Diskussionen um kulturelle Aneignung schaffen neue Kluften.

    Wenn Menschen Dinge voneinander übernehmen, lernen sie etwas voneinander. Damit werden sie einander weniger fremd. Es ist leider so, dass alles Fremde viel schneller für Feindbilder fungiert. Damit, Dinge von einander zu übernehmen, werden wir einander vertrauter, freundlicher.

    Für mich ist es dabei nebensächlich, ob es um Frisuren, Getränke, kulinarische Spezialitäten, Tänze, Gedichte oder Sprachen geht.

    Bei mir kommt bei diesen Diskussionen an: Du darfst das nicht, weil du die falsche Hautfarbe hast und die geschichtsbedingten Gefühle nicht haben kannst.

    Falls ich das so richtig verstehe:



    1. Es gibt keine falsche Hautfarbe.



    2. Ja, ich mag diese Gefühle z.B. bei dreadlocks nicht nachempfinden können. Aber Eingewanderte können z.B. auch kaum nachempfinden, wie die Deutschen auch heute noch große Schuld empfinden für die Verbrechen, die ihre Vorfahren im zweiten Weltkrieg verschuldet haben.

    Es hilft niemandem, solche Dinge anzukreiden. Es ist wichtig, aus der Vergangenheit zu lernen und Kluften zu überbrücken statt zu schaffen.

  • 1G
    164 (Profil gelöscht)

    Wenn es um Respekt gehen soll: Jemanden einladen und dann ohne substanziellen Grund wieder ausladen ist schonmal super-respektlos. Das ist doch einfach unhöflich. Vielleicht kann man der Meinung sein, filzige Zöpfe seien kulturelle Aneignung, vielleicht stimmt das sogar. Aber vielleicht kann man die Anwesenheit von angeeigneten Zöpfen manchmal einfach aushalten.

    • @164 (Profil gelöscht):

      Vielleicht wurde es einfach zu lange ausgehalten - vielleicht reicht es nun doch auch mal dass man aushalten kann, dass man als privilegierte Person auch etwas verwehrt bekommt. Etwas was wie FFF doch in Ihrer Aussage gar nicht so schlecht formuliert hat, sie einfach ablegen könnte. Im gegensatz zu jenen Betroffenen von unreflektierten Rassismen. OMG - Ihr PoC haltet doch mal ein paaar rassitische Attitütden aus, wir Weißen halten es nicht aus, dass wir uns dafür in unseren Privilegien einschränken müssen xD xD Ein Meme-Feuerwerk hier... heftig

      • @outsourced:

        du hast auch zu allem was zu sagen, nech? verfilzte haare haben auch was mit punk und alternativ zu tun. die fff leute sind da vielleicht ab und zu noch zu jung, als dass sie davon wüssten. übertriebene Korrektheit geht meistens nach hinten los, wie es in diesem fall gut zu sehen ist. hebe den Zeigefinger und keiner hört mehr zu... und Grenzen können auch verschwimmen, es kann etwas neues entstehen. so ist es doch ein ziemlich "normaler" prozess, dass dinge aus anderen kulturen übernommen werden (aus welchem Beweggründen auch immer) und somit in eine andere kultur einfliessen und daraus neues entsteht... gäbe es das nicht, wo wären wir dann?

    • @164 (Profil gelöscht):

      Ihre Argumentation ist hier fruchtlos, denn sie ist vernünftig. Und Sie verwenden keine fancy Modebegriffe. Damit kommen Sie nicht weiter.

  • Ja sicher. Eine "Ausladung" aufgrund von Äußerlichkeiten "gestaltet die Veranstaltung inklusiver". Auf den Trichter muss man erstmal kommen.

    Und wenn sich verschiedene Ethnien in ihren Äußerlichkeiten nicht annähern, inspirieren oder vermischen sollen, dann haben wohl doch diejenigen Recht, die immer von einer puristischen Welt der von einander abgegrenzten Kulturen schwadronieren. Ich war auf so vielen Veranstaltungen, wo farbige und weiße Menschen mit und ohne Dreads völlig selbstverständlich miteinander gefeiert haben, ohne dass sich irgenwer verletzt gefühlt hätte. Menschen, die sich seit zig Jahren aktiv gegen Rassismus einsetzen. Da kommen jetzt grünohrige und stocksteife Kleinbürger daher und wollen uns erklären, dass das falsch sei.

    Und nein, nicht bei jedem Nonsens muss man nett sein und sich gelassen "der Debatte stellen". Man kann auch mal laut sagen, dass solche identitätspolitischen Auswüchse großer Mist sind und Menschen auseinander- statt zusammenbringen.

  • Ich fühle mich jetzt zu einer "ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema kulturelle Aneignung" bewegt und hör endlich mal wieder mein ganzes Plattenregal durch (wegen der schlimmen Dinge, die tatsächlich grad auf der Welt passieren, war mir da länger nicht mehr nach) - Punkrock, Elektro, Rap, Rock . . alles Ergebnis angeeigneter Kultur, wie geil ist das denn!

  • Die Idee, die hinter dem Vorwurf kultureller Aneignung steht, ist an sich reaktionär - oder als was ist es zu bezeichnen, wenn bestimmte (im)materielle Kulturgüter nur Menschen genau definierter Abstammung zustehen?



    Es fehlt vollkommen eine Reflexion darüber, dass vieles der postkolonialen Debatte bestenfalls liberal und schlimmstenfalls neoreaktionär ist. Die Unterordnung oder gar Negation jeglicher Unterdrückungs- und Ausbeutungsmechanismen unter die atlantikanrainerzentrierte ´race´ oder color Problematik ist jedenfalls weder progressiv noch links, sondern bestenfalls eine Teilhabedebatte der dortigen Mittelklassen, meist aber nur tabuisierende neopuritanische Hybris.

    • @Euromeyer:

      So ist es. Bestimmte Kulturtechniken exklusiv bestimmten Menschengruppen nach Hautfarbe, ethnischer Herkunft oder ähnlichen Merkmalen zuzuweisen, ist rassistisch, und zwar auch dann, wenn damit vermeintlich antikoloniale oder antirassistische "Narrative" verbreitet werden sollen. Und wenn junge Weiße aus Deutschland, die niemals rassistische Gewalt/Diskriminierung/Ausbeutung am eigenen Leib erlebt haben und voraussichtlich auch nie erleben werden, es einer anderen Weißen gleichsam zum Vorwurf machen, systematische Unterdrückung nie erlebt zu haben, dann läuft das in eine völlig falsche Richtung, nämlich in die, das Erleiden von Menschenrechtsverletzungen als eine Art Eintrittskarte zur Ausübung bestimmter Kulturtechniken anzusehen. Es bleibt dabei: Kulturen sind niemandem angeboren und niemals untrennbar mit einer bestimmten Hautfarbe verbunden, sondern entstehen stets dadurch, dass Menschen sie sich aneignen. "Dreadlocks" sind keine "schwarze" Kultur. Es gibt "schwarze Kultur" genauso wenig wie "weiße Kultur". Es gibt allenfalls Kulturtechniken, die zu bestimmten Zeiten unter Schwarzen stärker verbreitet sind bzw. waren als unter Weißen oder umgekehrt.

    • @Euromeyer:

      "tabuisierende neopuritanische Hybris" bringt es auf den Punkt. Als alter weißer Mann (Selbstzuschreibung!) darf ich das sagen.

  • Ist halt alles eine Glaubensfrage. Kultur, Kleidung, Frisuren, Essen, … sind in der Geschichte immer Fluide und Dynamisch. Sie leben vom Austausch und Interaktion und sind aus meiner Sicht auch sehr selten eindeutig Kulturell zuzuordnen.



    Dementsprechend nehme ich mir das Recht raus zu glauben, dass es letztendlich somit keine kulturelle Aneignung gibt.

    Die Diskussion empfinde ich sehr „akademisch“…

  • Ich kann nur beten, dass dort kein Blues von Weißen gespielt wird. Spaß oder Ernst beiseite; ich will hier nicht das Jakobinertum bemühen, aber diese Art von identitärem Fundamentalismus hat rein gar nichts mit Antirassismus zu tun, sondern mit Eitelkeit.

  • Als wir noch frei waren, gab es MultiKulti, heute ist alles, ob Dread-Locks tragen, Döner essen, Faschingskostüme nähen oder auch einfach nur keine Volksmusik hören kulturelle Aneignung. Die Welt ist verdammt intolerant geworden. Aber wenn Ihr es geil findet......

    • @rolf -berlin:

      Ich wollte grade einen längeren Text abschicken, aber du sagst das prägnanter.

      Früher haben Leute Dreadlocks getragen, um sich auf die Seite von Unterdrückten zu stellen.

      Heute werden sie dafür wegen Aneignung angegriffen?

  • da diskutieren weiße mittelschichtkids und damit meine ich tatsächlich sämtliche kids in D, weil sie eben alle struktuell weiß sind und nicht schwarz und schon gar nicht jamaikanisch schwarz) darüber, was den schwarzen menschen unter kolonialismus widerfahren ist und beurteilen ihre umwelt und mitmenschen auf grund ihrer eigenen daraus gezogenen werturteile. wohlgemerkt es geht nicht um kritik von schwarzen an der mehrheitsgesellschaft, sondern weiße untereinander, die interpretieren (und damit aneignend) was schwarze verletzend empfinden und was nicht.



    das ist die eine seite, die andere seite ist, das menschen nicht immer aus persönlichem vorteilsstreben andere menschen und kulturen benutzen, sondern durchaus in der lage sind sympathien für andere kulturen zu empfinden, und den wunsch verspüren dies zu imitieren. da ist nicht verwerfliches daran, solange es nicht abwertend ist. das gab es schon immer und wird es immer geben, wie so etwas gewertet wird, ist jedoch gewissen ideologischen moden unterworfen. momentan ist die häufigste interpretation, dass durch dies imitation noch das leid der betroffenen ausgebeutet wird.



    in meinen augen eine sehr einseitige und negative interpretation und das sage ich ganz provokant wird diese interpretation benutzt um innerweiße debatten zu bestimmen und deutungshoheiten zu gewinnen.



    das bezieht sich ausdrücklich nicht auf kritik, die von betroffenen geäußert wird, aber strukturell weiße mittelschichtkids sind nun mal keine betroffenen.

    • @nutzer:

      Zwei grundsätzliche Fehler meine ich zumindest in Ihrem Kommentar zu finden:



      Erstens, nein hier "interpretieren" nicht weiße Kinder die Bedürfnisse von BIPoC sondern schließen sich einem klar geäußerte Standpunkt vieler Betroffener aus der Community an.



      Zweitens zeugt es einfach von ignoranter Unreflektiertheit zu denken man zeige sich solidarisch mit den Kulturen oder offen für diese, wenn man unreflektiert Dinge übernimmt, wofür die Betroffenen eben lange Zeit verfolgt wurden. Wenn sich eine doch deutlich herausragende Gruppe inklusive psychologischer Betrachtungen über dieses Thema äußert und es nunmal eine Problematik für die unterdrückte Gruppe darstellt, was ist dann noch von Sypmathie oder Solidarität oder weltoffenheit übrig, wenn die Symbole der Betroffenen übernommen werden, aber bei der Formulierung von Bedürfnissen und Problematiken gesagt bekommen "Sorry guys, aber habt euch mal nicht so." Und ws wiegt mehr? die Beachtung der Bedürfnisse oder die dargestellte Sympathie?

      • @outsourced:

        "vieler Betroffener" so konkret müssen Sie nun aber auch nicht werden. Mit derart harten empirischen Faken um sich zu werfen, Sie erschlagen hier noch wen.

      • @outsourced:

        mein Punkt ist: Sie als strukturell weiße Person, die Sie nun mal sind, wenn sie der dt Gesellschaft angehören eignen sich Argumente von Betroffenen an und werten ihre Mitmenschen auf der Grundlage Ihrer angeeigneten Betroffenheit, (das muß nicht einmal bewußt geschehen).



        Es ist diese abwertende und unterstellende Wertung anderer ebenfalls weißer Menschen, die Sie in eine "erhöhte" moralische Position bugsiert, ob gewollt oder nicht ist völlig gleichgültig. Man kann nicht sagen, nur Betroffene dürfen dies und jenes tun, und gleichzeitig die Kritik an einer Handlung sich aneignen und im Namen der Betroffenen sprechen. Das ist ein Widerspruch.

      • @outsourced:

        Und woher wissen Sie ob Dinge "unreflektiert" übernommen wurden? Vielleicht hat da sich jemand vorher lange mit beschäftigt?

      • @outsourced:

        Wo finde ich (die) Äußerungen der Betroffenen?

    • @nutzer:

      Danke für diese Einordnung

  • Entschuldigung, wenn ich hier Gefühle verletzte. Aber wir erleben eine Zeit, in der Millionen von Menschen sterben und viele weitere Millionen ihre Heimat verlieren können wegen der Klimakrise. Gerade in der



    Und Ihr debattiert in diesem Kontext ernsthaft, dass jemand nicht helfen darf, weil sie für ihre HAUTFARBE die falsche Frisur hat?



    Sorry, aber das ist Kindergarten.

    • @Kartöfellchen:

      Ihr Whataboutism kommt zu Ihnen zurückgeflogen:



      Wie viele Millionen Menschen sind gestorben aufgrund von unreflektierten Machtgefällen, Privilegien und Rassismus. Will man was an diesen Strukturen ändern muss man bei sich anfangen und seine Privilegien ablegen. Die weiße Künstlerin kann ohne weitere Probleme die Haarfrisur ändern und es wird kaum etwas an ihrer Art zu leben ändern. Und ja es macht einen unterschied ob man eine unreflektierte Aneignung als Frisur trägt und damit die eigenen Privilegien nicht anschaut, welche man durch wenig Melanin gesellschaftich bekommt, oder ob genau das Gegenteil herrscht: Dass nach Jahrunderten von Verfolgung, Vertreibung, Identitätsberaubung Mord und Sklaverei aufgrund der Hautfarbe eine betroffene Gruppe sagt "Leute, wenn ihr nicht wisst was es heißt schwarz zu sein, was es heißt in ständiger Angst und einem unüberschaubaren Vermächtnis zu leben, eignet euch bitte nicht unsere Kultur an - bitte!!"



      Ich bin FFF dankbar, denn es zeigt dass es weiße Menschen gibt, welche die Thematik ernst nehmen und als weiße Menschen ein Statement setzen um eben bei sich anzufangen und konsequent zu sein.

      • @outsourced:

        Wenn einem Blues und Jazz gefällt, man ein großer Fan von John Lee Hooker, Ray Charles und Willie Hall ist und selber Posaune spielt, darf man die großartigen Werke (in leider deutlich niedriger Qualität) dann nachspielen? Dazu tanzen? Sie zumindest abspielen? Kultur und damit auch Musik haben einen verbindenden Charakter, sollten sie zumindest haben.

      • @outsourced:

        aus meiner eigenen weiteren Familie weiß ich, dass Rastas mit schwarz gleichzusetzen, ebenfalls eine weiße Interpretation eine Zuschreibung ist.



        Wieso meinen Sie, dass alle schwarzen Menschen Rastas als ihr Symbol ansehen?



        Woher nehmen Sie diese Wertung?



        Mein Schwager hat sich, bevor er nach Hause gefahren ist die Rastas abrasiert, ganz einfach, weil er sonst zu Hause unten durch gewesen wäre. Das wäre nicht gut angekommen.

      • @outsourced:

        "Will man was an diesen Strukturen ändern muss man bei sich anfangen und seine Privilegien ablegen."

        Eine wichtige Debatte.



        Nichtsdestotrotz: Statt auf der Suche nach den Wurzeln dieser Strukturen die Klassenstruktur in den Blick zu nehmen, wird hier nach der Hautfarbe gefragt. Wenn das mal nicht eine Sackgasse ist oder ein Weg, der in die falsche Richtung führt.

    • @Kartöfellchen:

      Auch die Praxis der Kartoffelzubereitung ist übrigens kulturelle Aneignung, gestohlen von südamerikanischen Indigenen. Sofern sie keine entsprechende Wurzeln vorweisen können, sollten sie sich vielleicht besser in Getreidebreichen umbenennen.

    • @Kartöfellchen:

      Bitte mehr Achtsamkeit gegenüber Mikroaggressionen!

      • @dites-mois:

        Wie viel grobschlächtige Intoleranz und Aggressivität steckt in der Anweisung an eine friedliche, jeder rassistischen Aggression unverdächtige Sängerin, die einem nichts getan hat, ihre Haare abzuschneiden, weil ihre Frisur rassistisch sei?



        Wer sowas tut, denkt in Machtkategorien und will einfach seinen eigenen, selbstverliebten Diskurs (wir weiße Mittelschichtskinder sind die Guten, weil wir die "richtige" Hautfarbe haben und keine "fremde" Frisur tragen) mit Gewalt anderen aufzwingen, indem er ohne Rücksicht auf die Person anhand von rein äußerlichen Merkmalen kulturelle Feinde definiert und diese mit Hilfe von Mikro- oder auch Makroaggressionen diskriminiert und ausgrenzt. Das ist faschistoid wie in Russland das "Z": Wer nicht spurt und den selbsterfundenen Maßstäben der Diskursbeherrschenden folgt, ist ein Verräter.

        Und da reden Sie von Mikroaggressionen.

        (Autisten anzuweisen, mehr Achtsamkeit zu zeigen, ist übrigens ähnlich unsensibel. Konnten Sie nicht wissen, klar, ist aber trotzdem lustig ;-)

      • @dites-mois:

        Das meine ich damit. Wenn Sie durch meine Meinung oder die Haartracht einer jungen Künstlerin irgendwie schwere Schäden davontragen, dann wäre die richtige Handlung, eine Psychotherapie zu machen.



        Schauen Sie, ich bin Autist. Ich kenne die Debatte, dass Nicht-Autisten keine Autisten spielen sollen.



        Dabei ist es doch genial, wenn ich Normale mal in uns hereinversetzen sollen.



        Und mein Punkt steht: Es geht hier um Menschenleben.

        • @Kartöfellchen:

          Mensch, das war doch Spott!!



          Ich bin ganz bei Ihnen!

          Mist, ich muss Ironie kenntlicher machen. Wie steht ich jetzt bloß da . .