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Mobilmachung der UkraineMehr Soldaten braucht das Land

Die Regierung in Kyjiw versucht, mit Gesetzesänderungen neue Rekruten heranzuziehen. Auch auf Ukrainer im Ausland will man zugreifen können.

Braucht Nachschub: Präsident Selenski bei Soldaten an der Front in Donezk am 5. September Foto: Ukrainian Presidential Press Service via reuters

Sie sorgt derzeit für Debatten in der Ukraine, die Rekrutierung von zusätzlichen Kräften für die Armee. Ende August sagte Präsident Wolodimir Selenski bei einem Treffen mit Abgeordneten: „Das Militär hat sich an mich gewandt, um entsprechende Möglichkeit zu schaffen.“ Für die Ukrai­ne­r*in­nen kam die Ankündigung nicht überraschend, denn die Behörden hatten die Öffentlichkeit schon lange darauf vorbereitet, dass der Krieg gegen Russland noch Jahre dauern könnte.

Im Sommer leiteten die Behörden Strafverfahren wegen Korruption in Rekrutierungszentren und medizinischen Kommissionen der Armee ein. Darüber hinaus wollen die Regierung und das Parlament jetzt Gesetzeslücken schließen, die es bislang ermöglicht haben, sich der Mobilisierung zu entziehen.

So brachte Fjodor Wenislawski, Abgeordneter der Präsidentenpartei „Diener des Volkes“, diesen Monat einen Gesetzentwurf ein, der einen Aufschub der Einberufung für Männer über 30 Jahre, die gerade eine zweite Hochschulausbildung absolvieren, aufheben könnte.

Bislang machten nicht nur Schulabgänger von dieser Möglichkeit Gebrauch, sondern auch diejenigen, die die Schule schon vor langer Zeit verlassen, ihre erste Hochschulausbildung abgeschlossen sowie Kinder oder Enkel haben. Diese Wehrpflichtigen verfügten in der Regel über gute Einkommen und könnten daher für ein Studium bezahlen, um automatisch einen Aufschub der Einberufung gewährt zu bekommen.

Studieren, statt kämpfen

Das Bildungsministerium der Ukraine veröffentlichte Ende August dazu folgende Daten: So gab es vor dem Krieg etwa 40.000 Studierende über 25 Jahre. 2022 belief sich deren Anzahl bereits auf 106.000, in diesem Jahr nähert sich der Wert ebenfalls der 100.000-Marke an. „Das bedeutet, dass etwa 60.000 Männer beschlossen haben, diese Gelegenheit zu nutzen, um der Einberufung zu entgehen“, glaubt der Abgeordnete Wenislawski.

Mittlerweile haben auch Abgeordnete anderer regierungsnaher Parteien entsprechende Gesetzentwürfe vorgelegt. Ein Aufschub soll nur noch für Studierende unter 30 Jahren gelten, die sich zum ersten Mal einschreiben oder ihre Qualifikation verbessern wollen. Auch wissenschaftliches und pädagogisches Personal unterliegt weiterhin nicht der Wehrpflicht.

Der Rest der „neuen Studenten“ über 30 Jahre müsste im Falle einer Einberufung dienen. Zu Einwänden, damit würden verfassungsrechtliche Normen verletzt, sagte Wenislawski: „In Kriegszeiten ist die Einschränkung einiger Menschenrechte möglich.“

Schon im August 2022 untersagten die Behörden jungen Studierenden, die einen Studienplatz an europäischen Universitäten erhalten hatten, Reisen ins Ausland. Dies sorgte bei den Betroffenen und ihren Eltern für Unmut. Viele erfuhren erst beim Grenzübertritt von dieser Neuerung.

Werden bald Auslieferungsanträge an Bulgarien gestellt?

Die Entscheidung der Behörden wurde damit begründet, dass die Zahl der Ukrainer, die im Ausland studieren möchten, dramatisch angestiegen sei. Unter den Studienanfängern an ausländischen Hochschulen waren nicht nur junge Menschen, sondern auch solche über 40 oder 50 Jahre.

Dieser Tage sind von der Regierungspartei weitere drastische Äußerungen zur Mobilisierung zu vernehmen. Wehrpflichtige, die die Ukraine mit gefälschten Wehrunfähigkeitsbescheinigungen verlassen haben, sollen zwangsweise in ihre Heimat zurückgeschickt werden können. Zu diesem Zweck könne die Ukraine bei anderen Ländern einen Auslieferungsantrag stellen, sagte der Vorsitzende der Fraktion „Diener des Volkes“, Davyd Arachamija.

Ju­ris­t*in­nen melden Bedenken an. Für jede „Flucht“ ins Ausland wegen gefälschter Dokumente müssten sich ukrainische Strafverfolgungsbeamte an das entsprechende Land wenden und nachweisen, dass sich die Person dort illegal aufhält und versteckt. Erst dann könne ein Auslieferungsverfahren eingeleitet werden. Aufgrund europäischer Rechtsnormen könnten Betroffene vor Gerichten, zum Beispiel Bulgariens, Polens oder Rumäniens, jedoch klagen.

Laut ukrainischem Grenzschutz wurden seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 über 20.000 wehrpflichtige Männer an der Flucht aus dem Land gehindert. „Insgesamt haben die Grenzer seit dem 24. Februar vorigen Jahres etwa 14.600 Personen festgenommen, die illegal die Ukraine verlassen wollten“, sagte Grenzschutzsprecher Andrij Demtschenko am Dienstag im Nachrichtenfernsehen. Zusätzlich seien rund 6.200 Männer mit gefälschten Ausreisegenehmigungen erwischt worden.

Bisschen krank geht jetzt auch

Das Verteidigungsministerium hat derweil den Kreis mobilisierungspflichtiger Personen ausgeweitet. Dazu gehört auch eine aktualisierte Liste von Erkrankungen sogenannter „eingeschränkt wehrfähiger Männer“. Dem Dokument zufolge können nun auch Personen mit Diagnosen wie geheilter Tuberkulose, Virushepatitis oder Erkrankungen des endokrinen Systems mit geringfügigen Funk­tions­störungen einberufen werden.

Aus dem Russischen Barbara Oertel

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122 Kommentare

 / 
  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Und heute: „Aktuelles Sportstudio" (ZDF) zu den „Versehrtenspielen" in Düsseldorf (sponsored by Rheinmetall?). mit den Stargästen Harry Windsort (aka „Talibankiller) und Boris Pistorius. (aka „100-Mrd.-Mann")

  • - Der Ukraine alle verfügbaren/brauchbaren Waffen geben um sich gegen den russischen Faschismus zu wehren. Ihr genug Mittel zur Verfügung stellen um Freiwillige anzuwerben und zu versorgen. Ihr ausreichend Drohnen und Fernwaffen geben um die Gefahr für menschliche Kämpfende zu verringern.



    - Das aber wiederum damit verknüpfen, dass Menschenrechte gewährt bleiben, niemand zum Kriegsdienst oder verweilen im Kriegsgebiet gezwungen werden darf.

    Irgendwie gibt es leider keine politische Position die es schafft diese beiden wichtigen Punkt zusammen zu bringen. Schade.

  • Ein Blick in unser Grund- (Art. 12a) und Wehrpflichtgesetz (§ 3, v. a. Abs. 2) ist zwecks Einordnung außerordentlich hilfreich.

    Haben wir es doch gut, dass ein bewaffneter Angriff auf Deutschland auch weiterhin sehr, sehr unwahrscheinlich ist - vor dem Hintergrund der Bilder nicht nur des Kriegs in der Ukraine, und einiger Kommentare hier.

    • @C(h)risP:

      Menschenrechtsorganisationen weisen ebenso daraufhin, dass zurückliegende nationale Verfassungsgerichtsrechtsprechungen bspw. in Deutschland und der Schweiz, mit den Menschenrechten nicht vereinbar sind.

      "Das Bundesgericht hat in diesem Urteil eine weitere Chance vertan, die Wehrpflicht als diskriminierend zu bezeichnen. Da die Ungleichbehandlung mit rationalen Argumenten nicht gerechtfertigt werden kann, ist die Begrenzung der Wehrpflicht als geschlechterdiskriminierend einzustufen."

      www.humanrights.ch...er-diskriminierung

      In diesem Zusammenhang sei auch darauf verwiesen, dass auch das deutsche Bundesverfassungsgericht viel Unrecht verursacht hat! Bspw. den von der NSDAP verschärften Unrechtsparagrafen 175 als verfassungskonform im Jahre 1957 eingestuft hat.

      www.lsvd.de/de/ct/...aet-in-Deutschland

      Da dies nach heutiger Rechtsauffassung in keiner Weise mit den Menschenrechten und u.a. der catch all Formel in Artikel 2 der AEMR vereinbar ist, wurde den Rechtsopfern Entschädigung zugestanden.

      Eine Wehrpflicht und Mobilisierung in Deutschland ist zwar unwahrscheinlich aber nicht unmöglich. Daher sollte diese Geschlechterdiskriminierung auch in unserer Verfassung bzw. GG beendet werden.

      • @Hannah Remark:

        "In diesem Zusammenhang sei auch darauf verwiesen, dass auch das deutsche Bundesverfassungsgericht viel Unrecht verursacht hat! Bspw. den von der NSDAP verschärften Unrechtsparagrafen 175 als verfassungskonform im Jahre 1957 eingestuft hat."



        Es stellt sich allerdings die Frage, warum auf einen Paragraphen verwiesen werden soll, der seit 1994 nicht mehr existiert. Welches Narrativ soll das stützen?

        • @Encantado:

          Kein Narrativ, sondern die Tatsache, dass es in einem Rechtsstaat auch staatliches Unrecht gibt. Für das der Staat zu spät und zu wenig Entschädigung geleistet hat! Immerhin ist die Tatsache belegt aufgrund der Entschädigung, dass es staatliches Unrecht war, welches von den staatlichen Institutionen und deren Gewalten verübt wurde!

  • Die zur Verfügung stehenden Soldaten als Statistische Größe zu sehen und um Prozente und Altersgruppen zu streiten.... kann man natürlich machen.,



    wenn man dabei nicht vergisst, dass es sich bei jedem Einzelnen um einen Menschen aus Fleisch und Blut handelt. Da es in der Regel um Männer geht, habe ich bewußt nur die männliche Form gewählt

    Das sind Söhne, Väter, Ehemänner, Partner, Großväter, mit allen Sehnsüchten, Träumen und Ängsten,



    die ein Mensch nun mal so hat.

    Die Aussicht für den Erhalt des Vaterlandes zu sterben, oder mit abgerissenen Extremitäten, blind oder sonstwie verletzt aus dem Verteidigungskrieg nach Hause zu kommen, ist nicht für jeden selbstverständlich.

    In einem Kommentar zu einem anderen Artikel schrieb ich kürzlich:

    "Da kann der "Westen" - wer immer das sein mag - noch soviel Kriegsmaterial liefern.

    Irgendwann geht das ukrainische "Menschenmaterial" das mit unseren Waffen kämpfen soll, zur Neige.

    Die Frage ist, ob dann die heroischen Schreibtischkämpfer*innen aus Westeuropa bereit sind, diese Lücke unter Einsatz ihres Lebens zu füllen..."

    • @Bürger L.:

      Was würden sie denn als Ukrainer tun? Und was wären die konkreten Folgen dieses Handelns wenn es als allgemeines Beispiel dienen würde?

      • @Ingo Bernable:

        Ich würde versuchen meine Familie und mich in Sicherheit zu bringen.

        Die Folge - wenn das viele täten - wäre, dass in Ermangelung von Nachschub an "Kanonenfutter" der Druck, Kompromisse mit dem Aggressor auszuhandeln steigen würde.

        Ja, ich weiß, das hieße, dass der stärkere sich durchsetzt und der Aggressor "belohnt" wird.







        Da ich nicht davon ausgehe, dass die Russische Regierung irgendwann sagt, "..sorry, war ein Irrtum, wir gehen wieder.." , wird es m.E. früher oder später genau dazu kommen.

        Bei aller Berechtigung taktischer und machtpolitischer Überlegungen steht für mich im Vordergrund, dass jeder Mensch nur ein Leben hat - und ich wäre nicht bereit meins oder das meiner Familie aufs Spiel zu setzen.

        Im Übrigen gibt es in jedem Krieg im eigenen Land Verlierer, die leiden oder sterben und Kriegsgewinnler, die nach dem Krieg relativ unbeschadet davonkommen ihre Geschäfte weitermachen.



        Auch der tapfere Herr Selenskyj wird nach dem Krieg - egal wie der ausgeht - nicht in einer Notunterkunft darben müssen.

        • @Bürger L.:

          "Ich würde versuchen meine Familie und mich in Sicherheit zu bringen."

          Das ist das Naheliegendste, ist der Wohnort doch etwas Austauschbares. Die Verantwortung für die Familie ist etwas, was viel elementarer ist, als die Loyalität zu einer Nation.

        • @Bürger L.:

          Putin hat bislang keinerlei erkennbares Interesse daran gezeigt irgendwelche Kompromisse auszuhandeln, die von ihnen gewünschte Flucht derjenigen die zu einer Verteidigung der Ukraine und ihrer Bevölkerung in der Lage sind bedeutet also diejenigen die es nicht sind der russischen Soldateska schutzlos auszuliefern. Was das bedeutet können sie in Butscha und in den unzähligen Massengräbern die man in russisch besetzten und wieder befreiten Gebieten findet besichtigen.

    • @Bürger L.:

      "Irgendwann geht das ukrainische "Menschenmaterial" das mit unseren Waffen kämpfen soll, zur Neige."

      Die Hoffnung ist ja das bis dahin auch Russland stark wenn nicht sogar entscheidend geschwächt ist.

      "Die Frage ist, ob dann die heroischen Schreibtischkämpfer*innen aus Westeuropa bereit sind, diese Lücke unter Einsatz ihres Lebens zu füllen..."

      Schreibtischkämpfer sind immer bereit ANDERE unter Einsatz Ihres Lebens kämpfen zu lassen! Egal ob Ukrainer oder eigene Bevölkerung.

  • Männer müssen kämpfen, Frauen dürfen fliehen. Erstaunlich, dass das 2023 mit den Antidiskriminierungsrichtlinien der EU und mit der Rechtssprechung des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vereinbar ist. Ach ist es ja gar nicht, hab ich ganz vergessen, da darüber so selten berichtet wird.

    Wie war das noch mit Artikel 2 der AEMR, niemand darf aufgrund seines Geschlechts diskriminiert und benachteiligt werden.

    Und Artikel 2 einzuschränken, der aufgrund seiner Rangordnung mit Artikel 1 die höchste Wertigkeit hat, ist nicht einmal durch Krieg zu rechtfertigen. Bzw. würde dies ein Menschenrechtsgericht nicht akzeptieren!

    www.proasyl.de/pre...s-und-der-ukraine/

    • @Hannah Remark:

      Offizielle Angabe weiblicher Armeeangehöriger ist 22%. Andere Quellen berichten von ca. 15%. Das sind um die 50000. 8000 sind im Offiziersrang, mindestens 5000 Frauen sind derzeit im vordersten Fronteinsatz. Nach offiziellen Angaben gelten bislang 151 Soldatinnen als getötet oder vermisst. Stand Ende 2022, Quelle RND. Das ist sogar in absoluten Zahlen deutlich (ca. das doppelte) mehr als in der Bundeswehr.

      • @A. Dehaes:

        Das ändert aber nichts an dem Unrecht, dass Frauen fliehen dürfen und Männer nicht. Das ist nun mal ein eindeutiger Verstoß gegen Artikel 2 der AEMR 1948.

        • @Hannah Remark:

          Sie interpretieren den Artikel 2 falsch. Frauen steht der Weg offen als Soldatin in der Armee.

          • @Rudolf Fissner:

            Männern steht aber nicht der Weg offen, fliehen zu dürfen! Sie interpretieren das Ganze unvollstädnig!

    • @Hannah Remark:

      Sogar in Israel ist das so. Frauen in der israelischen Armee sind und waren nicht an fordester Front.

      • @Der Cleo Patra:

        In Israel werden Frauen und Männer verpflichtet. Die Wehrpflicht besteht sei 1949 auch für Frauen. Ihr Vergleich ist daher unpassend hinsichtlich Ukraine! So etwas wie Männer müssen kämpfen und Frauen dürfen fliehen gibt es in Israel nicht, da zumindest in rechtlicher Hinsicht in den israelischen Verteidigungsstreitkräften eine völlige Geschlechtergleichstellung existiert, so dass Frauen grundsätzlich der Dienst in allen Teilstreitkräften, Waffengattungen und Einheiten offensteht.

        de.wikipedia.org/w...0bestätigt%20wurde.

    • @Hannah Remark:

      Genau. Da sollte sich eine feministische deutsche Außenpolitik für Gleichberechtigung einsetzen.

      Vorschlag: Jeder zweite Listenplatz auf der Rekrutierungsliste muss für eine Frau reserviert werden.

      • @Winnetaz:

        Und jeder zweite Mann darf fliehen... Ich befürchte, diese Rechtsauffassung ist nicht Rechtssprechungskonform mit dem EGMR.



        Das Recht auf KDV und ein Land verlassen zu dürfen, steht halt jeder Frau/Mann/* zu ...

    • @Hannah Remark:

      Sehr interessanter Punkt!

  • Kriegsdienstverweigerung wird nicht gern gesehen.



    Egal auf welcher Seite der Front man lebt.



    Soll mal einer sagen, es gäbe keine Gemeinsamkeiten.

  • Die Ukraine befindet sich in der gleichen Situation wie viele europäische Länder im zweiten Weltkrieg, mit dem Unterschied, dass Russland heute relativ nicht so stark wie Nazideutschland ist weswegen der Krieg andauert.

    Aber hätten die Briten nicht gekämpft, die Sowjetunion nicht erbittert unter rieseigen Opfern durchgehalten, wären die Amerikaner nicht in den Krieg eingetreten, wäre unser Kontinent heute ein anderer und die ohnehin monströsen Verbrechen der Deutschen wären potenziert.

    Was die Ukraine angeht, so tut sie das, was die Sowjetunion damals gegen die Nazis tat: Widerstand. Das ist notwendig militärischer Widerstand wenn der Gegner militärisch angreift. In der Sowjetunion hätte es diesen extremen widerstand nicht derart gegeben, wenn die Bevölkerung nicht auch (!) zum Krieg gezwungen worden wäre, obwohl angesichts der Verbrechen und des deutschen Vernichtungswillens freilich auch eine große Motivation in ebenjener Bevölkerung bestand. Genauso ist es in der Ukraine heute - in beiden Punkten (!).

    Man kommt niemals an dem Punkt vorbei: Wenn man dem Aggressor Land überlässt und auszuweichen, besänftigen versucht, nimmt er sich so lange mehr, bis definitiv nicht mehr genug Raum für friedliche, liberale, demokratische, verhandelnde Zeitgenossen da ist. Wenn man zu denen gehört und von dem guten Leben, das so eine Gesellschaft mit sich bringt, profitiert, dann ist es legitim, im Ernstfall auch die großen Opfer zu bringen - Kriegsdienst. Oder eben unterjocht und fremdbestimmt zu enden.

    • @JK83:

      Melden Sie sich in der UA, um dem Aggressor die Stirn zu bieten, oder überlassen Sie das Risiko gerne den Ukrainern?

    • @JK83:

      Exakt. Danke für diese Ausführungen.

    • @JK83:

      Das die Verteidigung der Unabhängigkeit der Ukraine gegen einen Aggressor grundsätzlich erstmal eine gute Sache ist, sind wir uns einig.

      Aber: Seit 1987 (Beschluss der UN-Vollversammlung) gilt das Recht auf Kriegsdienstverweigerung als Menschenrecht. Das heißt nicht, dass einen der Staat nicht zu einem Ersatzdienst verpflichten darf, auch Vaterlandsverteidigung in der Küche oder an der Bettpfanne ist eine Möglichkeit. Aber es darf niemand zum Dienst an der Waffe gezwungen werden, der dies aus Gewissensgründen nicht möchte. Alles Andere ist nichts weiter als ein Bruch grundlegender Menschenrechte, der durch nichts zu rechtfertigen ist. Und wenn man jetzt allen Ernstes argumentiert, die Ukrainer müssten dieses Opfer für ihre Freiheit bringen, dann verstehe ich nicht, was es für eine Freiheit sein soll, wenn man menschenrechtswidrig zum Kriegsdienst gezwungen werden kann.

      • @Agarack:

        Dann verstehen Sie auch nicht, warum es die Toleranz gebietet, gegenüber Intoleranz intolerant zu sein.

        • @BluesBrothers:

          Ich verstehe nicht, was Ihr Kommentar mit meinem zu tun haben soll. Um welche "Intoleranz" geht es hier?

          Ist Ihr Argument, dass das Toleranzparadoxon gebieten würde, dass das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung hier nicht gelten solle? Das wäre zumindest erklärungsbedürftig.

  • Vaterland (aus: SULZBACH, 1972)



    Fuer ihn waren Tabus nichts mehr als ein Putzlumpen, den man wegtritt. Was die Gesellschaft macht, was sie vorschreibt, was sie fuer richtig haelt , das war fuer ihn nicht nur hoechst suspekt, sondern schon beinahe erwiesener Bloedsinn. Vaterland, da hatte er nur darauf gespuckt.Und der Terror, dass man in der Idee lebt,



    Maenner - Kinderzeugen



    Frauen - Gebaeren



    Soldaten erziehen



    Der verbrecherische Staat hat mit Mord und Totschlag jahrelang eine fuehrende Rolle in Europa gespielt, die Weiber sollten die Kinder gebaeren, die dann nachher als Soldaten verheizt werden. Deshalb war bis vor kurzer Zeit, und die CDU wuerde jetzt noch daran festhalten, jede homosexuelle Betaetigung strafbar, ein Verbrechen. Warum? Es ging um die Volksvermehrung im Interesse weiterer blutiger Kriege, die diese Banditen anzuzetteln hofften.

    • @zwakh:

      Hatte damals aber einen anderen Kontext.

      Knapp zusammengefasst:



      Im damaligen Kontext hieß pro Vaterland pro Faschismus.

      In der Ukraine heißt pro Vaterland gegen Faschismus.

      Die Zeiten ändern sich.

      Wer stehen bleibt, bleibt zurück.

  • Interessant welche libertäre Argumente auf einmal von links gebracht werden.

    Wer sagt, dass Wehrdienst Mord und alternativer Dienst im Zivilschutz etc. Leibeigenschaft sei, muss auch sagen dass:

    Steuern Diebstahl,



    Staatliche Bildungseinrichtungen Indoktrination,



    Gefängnisse Freiheitsberaubung und



    jegliche Gesetze bis hin zur Geschwindigkeitsbegrenzungen Nötigung sind.

    Klar kann man das so sehen...klassisch links-solidarisch ist das aber nicht.

    • @Chris McZott:

      Sie beschreiben hier sehr treffend, was wir seit Jahren ja auch tatsächlich und zunehmend serviert bekommen: links und rechts treffen sich beim gemeinsamen Schwurbeln. Ich sach nur Coronadiktatur

    • 6G
      665119 (Profil gelöscht)
      @Chris McZott:

      Nagel aufn Kopf

    • @Chris McZott:

      Was sind Gefängnisse bitte sonst als "Freiheitsberaubung oder "Rache" ?

      "Resozialisierung" sind diese nur auf dem Papier.

      • @sociajizzm:

        Gefängnisse sind vor allem ein gehaltenes Versprechen, dass der Staat potenziellen Tätern wie Opfern macht. Sie sind das B, das man sagen muss, wenn zuvor das viel wirkmächtigere A namens "StrafANDROHUNG" gesagt hat.

        Die Hauptfunktion dieser Androhung ist nämlich, dass sie die allermeisten Menschen davon abhält, überhaupt Dinge zu tun, deren Verhinderung der Staat als Aufgabe begreift. Dass er konstruktiv resozialisierend mit denen umgeht, die sich von der Androhung nicht abhalten ließen, ist eine Sekundärfunktion.

      • @sociajizzm:

        "Was sind Gefängnisse bitte sonst als "Freiheitsberaubung oder "Rache" ?



        "Resozialisierung" sind diese nur auf dem Papier."



        Vielleicht sollten Sie hier etwas weniger pauschal an die Thematik herangehen. Im internationalen Vergleich steht Deutschland z. B. diesbezüglich gar nicht mal schlecht da.



        Was wäre Ihr Alternativvorgehen?

  • Wenn zu solchen Methoden gegriffen werden muss, ist dass nie ein gutes Zeichen.

    Es steht zu befürchten das der Ausgang doch ein anderer sein wird als der, welcher von uns ( Westen ) erhofft ist.

    Hässlich, aber leider wahr.

    • @flaviussilva:

      Der Verlauf ist doch von Anfang an ein anderer gewesen, als der Westen vermutet hatte.

      Eigentlich hat hier jeder doch Putins Meinung geteilt, dass die russischen Soldaten mit Brot und Salz empfangen werden und die Ukraine nach 6 Wochen russische Provinz ist.

  • 6G
    676595 (Profil gelöscht)

    Nochmal Tolstoi;

    „Krieg ist ein Zustand, bei welchem die niedrigsten und lasterhaftesten Menschen Macht und Ruhm erlangen.“

    „Je weiter ich im Alter voranschreite, und je mehr ich die Frage des Krieges durchdenke, desto überzeugter bin ich, dass die einzige Lösung der Frage die Weigerung der Bürger ist, Soldat zu werden.“

    • @676595 (Profil gelöscht):

      Mag sein.



      Aber mit einer Knarre am Kopf, denkst noch ma nach...

    • @676595 (Profil gelöscht):

      Das funktioniert doch aber nur wenn alle Bürger weltweit dies gleichzeitig tun. Für den Frieden braucht es alle, für den Krieg bloß einen.

      • @Suchender:

        Ich finde auch das niemand zum Militär gehen sollte, aber leider ist in Ländern in denen Armut und Arbeitslosigkeit herrschen die Armee eine der wenigen Möglichkeiten ein regelmäßiges Einkommen zu haben. Kranke Welt.

    • @676595 (Profil gelöscht):

      Genau so ist es.

  • Ich frage mich, wieso die Männer insgesamt nicht gegen staatlich verordnetes Sterben vorgehen.



    Die Befehlshaber bleiben immer im geschützten Raum.

    Frauen und Kinder haben ein starkes Privileg. Sollte auch für Männer gelten.

    • @H.L:

      Das Sterben ist von Putin verordnet worden, nicht von der Ukraine. Sich dagegen zu Wehr zu setzen, wenn man von einem Tyrranen angegriffen wird ist, ist das einzige, das man gegen "staatlich verordnetes Sterben", Leid und Terror tun kann. Was meinen sie, wie es den Ukrainern gehen würde, wenn sie von Putlin unterjocht würden?

      Die Frage nach dem Privileg der Frauen ist natürlich richtig, es gibt keinen sinnvollen Grund, warum das Kämpfen und such das Sterben den Männern allein zugemutet werden sollte.

      • @Ruediger:

        Ein Staat hat auch im Verteidigungsfall für mich moralisch kein recht Menschen gegen ihren Willen in den Tod zu schicken oder sie zu traumatisieren.

        • @Andreas J:

          Ich würde mich erst einmal über die Angriffsmoral Putins verbreiten, bevor ich aus dem doch leidlich sicheren Deutschland der Ukraine erzieherisch zu "helfen" versuchte. Sicher ist es nicht schön, aber man sollte es vermeiden, falsche Maßstäbe bei der Ukraine zu verwenden. Die Ukraine entwickelt sich durchaus, aber postfaktisch ohne Soldaten wird sich kein Verteidigungskrieg bewerkstelligen lassen. Ich meine, das kann man verstehen ...

          • @Zebulon:

            Ich kann jedenfalls verstehen, wenn manche lieber in der Diktatur leben wollen oder dauerhaft auswandern, als Tod zu sein.



            Ebenso, wenn andere sich lieber verteidigen wollen.



            Die Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen.

          • @Zebulon:

            Die Maßstäbe gelten für jeden, nicht nur für die Ukraine. Putin ist das aller letzte für mich. Aber was rechtfertigt es Menschen gegen ihren Willen zu zwingen andere Menschen zu töten?



            Die Ukrainer haben keine Schuld an der Situation. Kapitalistische Profitgier und entsprechende Politik der Industriestaaten haben Putin zu dem gemacht was er ist. Da würde ich mich auch vom Acker machen.

        • @Andreas J:

          Sie lassen Ihre Angehörigen, im Falle eines Einmarsches fremder Truppen , also lieber verschleppen, vergewaltigen oder umbringen?



          Hoffentlich wissen ihre Liebsten das auch zu würdigen, dass Sie ihren Pazifismus huldigen.

          • 8G
            80410 (Profil gelöscht)
            @Stoffel:

            Den gleichen Käse könnten Sie generell jedem vorwerfen, der sich entscheidet, aus seinem Geburtsland auszuwandern. "Wie, du lässt deine Familie zurück? Hoffentlich hassen die dich dafür."

            Fehlt eigentlich nur noch der "Vaterlandsverräter".

            • @80410 (Profil gelöscht):

              "Den gleichen Käse könnten Sie generell jedem vorwerfen, der sich entscheidet, aus seinem Geburtsland auszuwandern."



              Den Unterschied, dass im Kriegsfall die Verbleibenden tödlicher Gefahr ausgesetzt sind, bei einfacher Auswanderung nicht, sehen Sie schon noch, gell?

          • @Stoffel:

            Und genau da muss man aufpassen:



            Die meisten Verbrechen geschehen im Rahmen der Kriegshandlungen.



            Andererseits, aber auch durch Entführungen des russ. Militärgeheimdienstes GRU in den besetzten Gebieten vermeintlicher Anhänger des ang. "Banderisten-Regimes".

            Im Endeffekt, würde das Leben nach einem russ. Sieg wohl aussehen wie in Putin-Russland. Keine Demokratie, aber für die die Klappe halten wohl akzeptabel. -Da muss dann jeder selbst überlegen welchen Preis er zahlt, oder nicht.

            Ich bewundere und respektiere den Freiheitsdrang der meisten Ukrainer, die lieber kämpfen wollen. Aber dennoch, die Entscheidung muss jeder selbst treffen.

          • @Stoffel:

            von mir wurden schon weit weniger polemische Beiträge angehalten.

          • @Stoffel:

            Ich bin kein Pazifist. Aber jeder ist frei in seiner Entscheidung. Krieg ist immer politisches Versagen. Bei diesem nicht das der Ukraine sondern das der westlichen Industriestaaten die sich für die Illusion immer währenden Wirtschaftswachstum mit jedem Drecksack einlassen. Die haben die Liebsten auf dem Gewissen und nicht jene die sich nicht verheizen lassen wollen. Was sie machen ist Schuldumkehr.

            • @Andreas J:

              "Krieg ist immer politisches Versagen. Bei diesem nicht das der Ukraine sondern das der westlichen Industriestaaten"



              Interessant, dass Russland in dieser Auflistung keine Erwähnung findet. Demnach sind die 'westlichen Industriestaaten' daran Schuld, dass das arme geplagte Russland in den Krieg ziehen musste?

              • @Encantado:

                Mit jedem Drecksack meine ich auch Russland. Deutschland war Großabnehmer für Gas und Frankreich bezieht noch jetzt Uran aus Russland das von den Sanktionen ausgenommen wurde. Wir haben Putin erst die finanziellen Mittel gegeben um die Ukraine anzugreifen. Lupenreiner Demokrat und so.

        • @Andreas J:

          Grundsätzlich stimmt das. Das gilt allerdings auch für das Gegenteil. Niemand hat das Recht zu verlangen, dass die Mitbürger für einen selbst in den Tod gehen oder traumatisiert werden.



          Was heißt das konsequenterweise moralisch, will man nicht als Trittbrettfahrer von anderer Leute Opfer profitieren?

          • @Encantado:

            Verlangen denn jene die ins Exil gehen von den anderen, dass sie für sie sterben sollen? Höchstens die Oligarchen die es sich gerade on Mass an der Côte d'Azur gemütlich machen oder den Himalaya erklimmen.

            • @Andreas J:

              "Verlangen denn jene die ins Exil gehen von den anderen, dass sie für sie sterben sollen?"



              Implizit ja, da sie nicht dauerhaft auswandern, sondern nur für die Dauer des Krieges das Land verlassen.

              • @Encantado:

                Kämen sie nicht auch nach einer Niederlage der UA zurück?

                • @J_CGN:

                  "Kämen sie nicht auch nach einer Niederlage der UA zurück?"



                  Kaum anzunehmen. Schließlich fliehen sie nicht vor den ukrainischen, sondern vor den russischen Angriffen. Da wäre eine Rückkehr bei Sie letzterer nicht sehr wahrscheinlich, solange es andere Möglichkeiten gibt.

  • Es wird langsam, wie nicht wenige Experten schon vor längerer Zeit anmerken eng mit Soldaten. 2 Mobilisierungswellen sind noch möglich (wenn leichte Gesundheitsheinschränkungen nicht mehr zum Ausschluss führen). Und was passiert dann? Man darf nicht vergessen, dass hinter jedem getöteten und schwer verletzten ein persönliches schlimmes Schicksal steht.



    Auch die astronomisch hohe Zahl von über 600.000 Männern, die vor dem Wehrdienst bereits geflohen sind (da sind nicht in der Ukraine versteckte Verweigerer mitgerechnet) sollte einem zu denken geben. Medienberichte und Umfragen aus der Ukraine sind ja mit Vorsicht zu genießen und es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Kritik an der Selenski Regierung weiter zunehmen wird, auch wenn dieses hier im Westen natürlich ein kritisches Thema ist, da es bei vielen von uns nicht in unser "Ukrainerbild" passt.



    Auch wenn mir die russischen Soldaten leid tun, die für nichts sterben müssen, tun mir vor allen Dingen die Soldaten aus der angegriffen Ukraine leid, die vielfach keine Möglichkeit haben ihrem Schicksal zu entkommen (Ausreise aus der Ukraine ist verboten und trotz der hohen Zahl von Geflüchteten schwierig).

    • @Alexander Schulz:

      "die astronomisch hohe Zahl von über 600.000 Männern".



      Ganz überschlägig gerechnet (50% Männer, 50% Frauen, Lebenserwartung 75 Jahre), sind das bei 45 Mio Einwohnern 5% der ukrainischen Männer zwischen 18 und 60.



      95% der Männer haben sich ihrer potentiellen Einberufung also nicht entzogen, und deren Verständnis für die 5%, die ausgereist sind, dürfte gering sein. IMO setzt die ukrainische Regierung da eher ein öffentliches Signal Richung Wehrgerechtigkeit an die Bevölkerung, die sich im Land befindet. Obwohl sie weiß, dass die EU diese Männer nicht ausliefern darf und nicht ausliefern wird (was ich völlig richtig finde).



      Für die Ukraine zeichnet sich da ein gesellschaftlicher Konflikt in der Nachkriegszeit ab (wie verhält sich die Mehrheitsgesellschaft zu den Rückkehrern etc.), aber davon, dass der Armee die Soldaten ausgehen, kann keine Rede sein.

      • @Barbara Falk:

        „95% haben sich ihrer potentiellen Einberufung also nicht entzogen …“



        Erstens das, und zweitens besteht der Erfolg der ukrainischen Verteidigung in der Freiwilligkeit und besseren Moral ihrer Soldaten gegenüber denen Russlands. Sowie auch dem strategisch geschickten und verantwortungsbewussten Einsatz von Menschenleben im Kampfgeschehen.



        Das sollte nicht leichtfertig durch eine Maxime der totalen Kriegsführung aufs Spiel gesetzt werden und ich hoffe, Selenskyi und die seiner Regierung nahestehenden Parteien haben das verstanden.

      • @Barbara Falk:

        Die Ukraine hat im Alter von 20-59 Jahren ein Reservoir von 3,8 Mio. Männern. Wenn wir von den 3,8 Mio. 260 000 Armeeangehörige (Stand März 2022) und 900 000 Reservisten abziehen bleiben für die Einberufung 2,64 Mio. übrig, so das der Entzug von 600 000 Männern für den Wehrdienst aus diesem Pool einen Verlust von ca. 22 % bedeutet.



        Und das ist in Anbetracht der Lage, in der sich die Ukraine befindet, eine ganze Menge.

        PS: Das sind ungefähre Zahlen, weil sich die Altersgruppen 18-19 und 60-64 nicht auffinden ließen.

        • @SeppW:

          Und was bedeutet "Reservoir"?



          Es gibt 45 Mio UkrainerInnen, davon 22,5 Mio männlichen Geschlechts. Bei einer Lebenserwartung von 75 Jahren fallen Pi mal Daumen 300.000 auf jeden Geburtsjahrgang (22,5 Mio geteilt durch 75) 18-60 sind 43 Jahrgänge, 43 mal 300.000 sind 12,9 Mio. Männer.



          Nun sind die nicht alle tauglich, bzw. sind woanders unentbehrlich, das ist wohl die Bedeutung ihres Begriffs "Reservoir". Das gilt aber für die 600.000, die im Ausland sind auch. Die 1 zu 1 als "fehlende Soldaten" zu rechnen und von den 3,8 Mio mobilisierbarer Reserve (haben sie zu dieser Zahl eine Quelle?) abzuziehen, ist eine Milchmädchenrechnung.



          Wenn 3,8 von 13 Mio Männer als "Reservoir" für die Landesverteidigung gelten, entspricht das 30%. Auf die im Ausland bezogenen Ukrainer zwischen 18 und 60 (0,6 Mio) also 180.000. Das sind 4,7 % des von Ihnen so genannten "Reservoirs".

          • @Barbara Falk:

            45 Millionen Ukrainer gibt es seit 20 Jahren nicht mehr ;)



            Sie scheinen die Ukrainer auf der Krim, in den besetzten Gebieten und im Ausland mit zuzählen. Rechnen sie die Ukrainer auf, die in den Gebieten leben, die von Kiew kontrolliert werden. kommen Sie vielleicht auf 30 Millionen (paar Millionen auf od. runter gerechnet).

          • @Barbara Falk:

            Ich muss mich bzgl. der Zahlen korrigieren. Das mobilisierbare Menschenreservoir im Alter zwischen 20 und 59 Jahren beträgt 10,4 Mio. Mann. Zieht man die 260 000 aktiven Soldaten und 1 Mio. Reservisten ab, bleiben 9,2 Mio. Mann übrig. 600 000 Personen, die sich dem Wehrdienst entziehen, bedeutet in diesem Fall ein Personalschwund von 6,5 %. oder anders ausgedrückt 8,6 Mio. potentielle Wehrpflichtige.



            Selbstverständlich werden nicht alle eingezogen, da die Ukraine ja auch noch zivile Arbeitskräfte und Arbeiter in der Rüstungsindustrie braucht.

            Die Quelle ist in diesem Fall für die zahlenmäßige Erfassung : www.populationpyra...t/de/ukraine/2022/

            600 000 Mann bedeutet

        • @SeppW:

          Danke für Ihre Erläuterungen!



          Wenn man bedenkt, dass viele auch noch gesundheitlich untauglich sind, dürfte der Anteil wohl schnell zwischen 40 und 50 Prozent liegen.

          • @Alexander Schulz:

            Der hohe Prozentsatz an „Ausfall“ bei den mobilisierbaren Soldaten dürfte für demokratisch verfasste Staaten im Kriegszustand ein größeres Problem sein als für totalitäre. Das gilt auch für die Ukraine im Verhältnis zu Russland. Nicht nur, dass der ukrainischen Führung daran gelegen sein muss, das Leben ihrer Soldaten zu schonen bzw. sie nicht in sinnlosen Einsätzen zu „verheizen“, auch setzt sie möglicherweise rechtsstaatliche, demokratische Prinzipien außer Kraft, will sie die Möglichkeit der Flucht, der Verweigerung oder des sonstigen Entzugs ihrer Bürger vom Militärdienst rigoros unterbinden.



            Das ist das grundsätzliche Dilemma. Wer mit umfassender Mobilisierung den totalen Krieg propagiert - selbst gegen einen rücksichtslosen menschenverachtenden Aggressor wie Russland -, nimmt in Kauf, seinem (tyrannischen) Feind immer ähnlicher zu werden, auch wenn der Kampf ursprünglich gerade zur Verteidigung von Demokratie und Freiheit geführt wurde.



            Die Regierung Selenskyi bewegt sich hier natürlich auf einem dünnen Drahtseil, hat m.E. diese sich aus dem Krieg ergebenden Probleme bisher ganz gut gelöst. Sie würde jedoch ihrem eigenen Anliegen massiv schaden, würde sie jetzt - nur um noch mehr „Menschenmasse“ als Soldaten an die Front zu werfen - auf eine umfassende, lückenlose Mobilisierung zielen. Und damit ihren Bürgern wesentliche Freiheitsrechte entziehen, zu denen auch gehört, sich dem Militärdienst entziehen zu können. Und Patriotismus lässt sich halt nicht mittels staatlicher Zwangsmaßnahmen bzw. Repression erzwingen.

          • @Alexander Schulz:

            Nicht zu vergessen die Personen, die von einer Dienstpflicht bisher auf Grund ihrer Tätigkeit in der Wirtschaft etc. ausgenommen wurden. Die Wirtschaft des Landes läuft ja, wenn auch auf Sparflamme, trotzdem weiter. Wir können also von den 2 Mio. Personen weitere (einfach mal in den Raum geworfen weil keine aussagekräftigen Zahlen vorliegen) 750 000 abziehen.

            Fazit: Bei gleichbleibenden Verlusten kann die Ukraine noch sa. 2 Jahre Krieg führen, dann ist sie personell am Ende, wenn nicht die Wirtschaft komplett personell entblößt wird.

  • Die ersten deutlichen Spuren des Abnutzungskrieges.



    Und da muss man leider sagen, dass Russland mächtig im Vorteil ist.

    • @Encantado:

      Jain, auf dem Papier schon, in der Praxis wird die Wirtschaft der Ukraine durch den Westen gestützt das hat Russland nicht, dazu hat Russland bei der letzten Mobilisierung massiv Menschen durch Migration verloren. Putin muss befürchten das jede Mobilisierung weiter Unruhe reinbringt. Deswegen Maßnahmen das Ausländer teilweise sogar aus Kuba rekrutiert werden.

      • @Machiavelli:

        "...in der Praxis wird die Wirtschaft der Ukraine durch den Westen gestützt das hat Russland nicht..."



        Richtig, hier ging es mir allerdings nur um das menschliche Kanonenfutter. Und damit hat Russland in seiner Geschichte noch nie gespart bzw. sparen müssen.

      • @Machiavelli:

        "... dazu hat Russland bei der letzten Mobilisierung massiv Menschen durch Migration verloren."

        Stimmt. Dort sind die Grenzen für Männer nicht geschlossen, auch wenn die Ausreise seit einiger Zeit erschwert ist.

      • @Machiavelli:

        Russland kann und wird noch weitere Menschen rekrutieren. In Gegensatz zur Ukraine sind noch viele Einberufungswellen notwendig!



        Da ändert auch die Unterstützung des Westens nichts daran!

        • @Alexander Schulz:

          Den Satz "In Gegensatz zur Ukraine sind noch viele Einberufungswellen notwendig!" verstehe ich zwar nicht, aber wieso jetzt:



          "Russland kann und wird noch weitere Menschen rekrutieren"



          ?



          Vor drei Monaten haben Sie mir noch in einer ähnlich gelagerten Diskussion groß und breit erklärt, Russland habe es nicht nötig, eine Mobilmachung auszurufen und Rekrutierungen durchzuführen, da es noch "200.000 gut ausgebildete und bewaffnete Soldaten im Fernen Osten" stehen habe, auf die es zurückgreifen kann. Was denn nun?

        • @Alexander Schulz:

          Dann brauchen sie ja aber nicht auf Verhandlungen hoffen, dann wird Russland die Ukraine mit Menschen fluten um einen großen Sieg über die "faschistisch-anti-humane- satanistisch-schwule" (Moskau-Sprech) Ukraine zu erringen.

  • Auch Russland braucht mehr Soldaten! Wie man hört, wird dort neuerdings die Methode des ehemaligen „Wagner“-Chefs Prigoschin zur Rekrutierung von Söldnern für seine Truppe von der russischen Armee übernommen: Verurteilte Straftäter werden in die Armee aufgenommen. Vorteil: Sie sind dann keine Häftlinge mehr, sondern „normale“ Soldaten. Nachteil: Sie erhalten genauso viel Sold wie diese, also deutlich weniger, als die Söldner in Prigoschins Truppe.

  • 6G
    665119 (Profil gelöscht)

    Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    • @665119 (Profil gelöscht):

      Iss halt so.



      Menschen mit Geld haben immer ein längeres Leben.

  • "Männer gehen in den Krieg. Frauen stehen patriotisch an der Seite des Landes und geben ihre Männer gerne her. Für die Kinder sind die Väter Helden. Besser ein toter Held, als ein lebender Feigling und Deserteur. "

    Es wird nicht so dezidiert ausgesprochen, aber was wir derzeit sehen, ist das Wiederaufleben patriarchalischer und militaristischer Grundeinstellungen überall dort, wo der Krieg gegen die Ukraine als etwas im Vergleich zu allen anderen Kriegen einzigartiges gesehen wird, welches eine komplette Neubestimmung = Rückfall in militaristisches und patriarchalisches Denken verlangt.

    So wehren sich auch manche, die sich links verorten, nicht dagegen, dass per Gesetz alle Männer bis zu einem bestimmten Alter kämpfen müssen, nur die Frauen und Kinder ausreisen dürfen, dass Strafen verhängt werden und dass so einige dieser Männer Waffen in die Hand gedrückt bekommen, die wir liefern, wobei aber nicht wir kämpfen, sondern die entsprechenden Männer mit unseren Waffen zum Kampf gezwungen werden. Es würde mich nicht wundern, wenn wir sie demnächst auch ausliefern würden - direkt in den Kampf.

    Ich selbst möchte nicht kämpfen, aber auch niemanden zum Kampf zwingen.

    Ich las bereits von einstmaligen Wehrdienstverweigern, die nun ein völlig neues Verhältnis zum Militär bekommen haben, während andere Angriffskriege da folgenlos geblieben waren.

    Es reicht aber nicht, wenn sie jetzt eine Wehrübung mitmachen. Dann sollten sie schon als Freiwillige selbst in den Krieg - wenn sie es legitim finden, dass andere zum Kampf gezwungen werden.

    Der Mythos des geeinten Volkes, wo jeder mit Selbstverständlichkeit sein eigenes Leben opfert, stimmt (glücklicherweise) nicht. Dass dies nirgendwo stimmt, ist eine der wenigen Hoffnungen, in diesen dunklen Zeiten.

    Klar ist, dass wir dringend einen Waffenstillstand und ein Einfrieren brauchen, damit nicht noch mehr Menschen sterben und nicht noch mehr Menschen mit staatlicher Gewalt zum Töten und Sterben gezwungen werden.

    • @PolitDiscussion:

      Mit Verlaub, aber nichts ärgert einen übergriffigen Invasor mehr als der unappetitliche vaterländische Pathos des zähen Widerstands, auf den er bei seiner Blitzkampagne trifft. War schon immer so.

    • @PolitDiscussion:

      Sie haben gut reden.



      Sie haben natürlich Recht.



      Sie haben ihre Schäfchen im Trockenen.



      Sie haben wohl nicht gedient.



      Sie haben gleichwohl wehrmächtige Vorfahren.



      Sie haben das Wort;



      was in der Tat



      etwas grundlegend anderes ist.

      Ich bewundere Ihre Wehrhaftigkeit in Worten -- Sie tun alles, um den großen antiklimaktischen Klimakrieg heraufzubeschwören. (Die züngelnden Zündler sind die wahren Aufrüster.)

    • @PolitDiscussion:

      "Der Mythos des geeinten Volkes, wo jeder mit Selbstverständlichkeit sein eigenes Leben opfert, stimmt (glücklicherweise) nicht. Dass dies nirgendwo stimmt, ist eine der wenigen Hoffnungen, in diesen dunklen Zeiten."

      Das wird von denjenigen, deren Fokus vor allem auf Sieg oder Niederlage gerichtet ist, gerne verdrängt.

    • 6G
      665119 (Profil gelöscht)
      @PolitDiscussion:

      "Der Mythos des geeinten Volkes, wo jeder mit Selbstverständlichkeit sein eigenes Leben opfert, stimmt (glücklicherweise) nicht."

      Tja... Aber wer bei Zwischenstaatlicher Eroberung dabei im Vorteil ist sehen Sie selbst, ne?

    • @PolitDiscussion:

      Ich schließe mich Ihrem Kommentar an. Ich bin immer wieder entsetzt, wenn ich Tastaturkrieger sehe, die ihren Liberalismus demonstrativ vor sich her tragen, aber über Ukrainer, die nicht kämpfen wollen, schreiben, als wären sie kaiserliche Beauftragte zur Umsetzung der allgemeinen Wehrpflicht.

  • Warum sucht Präsident Wolodimir Selenski nicht lieber in sympathisierenden Ländern nach Nachschub? Hier gibt es doch anscheinend jede Menge willige Freiheitskämpfer, die ihren Kampf gegen das Böse, endlich nicht nur in Wort sondern in Tat, umsetzen wollen.

    • @paul meder:

      tut sie aber bisher nimmt sie nur ausländische Freiwillige mit Kampferfahrung, es mangelt nicht an Soldaten sondern an Ausrüstung. Worum es jetzt geht ist Wehrgerechtigkeit.

    • @paul meder:

      Die Ukraine tut dies doch schon seit Beginn des russischen Überfalls. Hierfür wurde eigens die "Internationale Legion der Territorialverteidigung der Ukraine" ins Leben gerufen.



      Nach anfänglichen strukturellen Problemen und internen Skandalen einiger ukrainischer Führungsoffiziere ist die Truppengröße mittlerweile auf über 1.500 Mann angewachsen und voll integriert in militärische Operationen.



      Darüber hinaus gibt es noch Freiwillige mit militärischen Spezialkenntnissen die in reguläre ukrainische Einheiten eingebunden sind - zumeist Scharfschützen und Personen die im Bereich der strategischen und operativen Aufklärung tätig sind.



      Das größte Problem, wie bei allen Legionen die es weltweit gibt (und gab), ist es fähige Bewerber von, ich nenn es jetzt mal "Abenteuertouristen", zu unterscheiden. Auch die sprachliche Barriere ist ein großes Kriterium.



      Nur mal als Orientierung, bei der französischen Fremdenlegion werden gerade mal 12,5% der Bewerber aufgenommen, von denen wiederum ein nicht unerheblicher Anteil die Ausbildung freiwillig abbricht oder aussortiert wird...

      Weitere Infos über die Legion der Ukraine können sie auch hier nachlesen:



      ildu.com.ua/#faq

    • 6G
      665119 (Profil gelöscht)
      @paul meder:

      Bei der saumäßigen Ausbildung... Außerdem scheint "Diener des Volkes" eine stramm neoliberale Ideologie durchzuziehen. Auf Probleme erstmal Geld werfen. Und wer will schon Kanonenfutter mit Sterbegeld sein.

  • Wird nicht mehr lange dauern ,bis der erste Deutsche Soldat in der Ukraine kämpft.

    • @ulf hansen:

      Keine Angst. Mehr als einen deutschen Soldaten schafft die Logistik der BW eh nicht...

    • @ulf hansen:

      Sollte die NATO in den Krieg eingreifen und er konventionell bleiben ist das nach wenigen Tagen rum, die russische Luftwaffe und Flugabwehr würde zerstört werden und dann würde das auf eine Wiederholung der Schlacht von Khasham in groß hinauslaufen.

      • @Machiavelli:

        Genau so, danke.

      • @Machiavelli:

        Die Frage ist ja gerade wie der Krieg dann noch konventionell bleibt. Natürlich ist der Einsatz von Nuklearwaffen auch für Russland riskant ,sonst wäre das ja schon längst geschehen# und nicht nur angedroht worden. Allerdings verbleibt "die Bombe" immer noch als (aller)letztes Mittel,wenn man eh nichts mehr zu verlieren hat. Wenn das nicht so wäre,hätte die NATO doch schon längst direkt in den Krieg eingegriffen.

        • @Mustardmaster:

          „Die Frage ist ja gerade wie der Krieg dann noch konventionell bleibt. “



          Ich wundere mich, wie man sich diese Frage nach dem Prigoschin-Putsch noch stellen kann.



          Der Oberkommandierende der Luftwaffe, Surowikin, ist ja nur der prominenteste, aber nicht der einzige hohe Offizier, der nach dem Putsch gehen musste. Auch sein Stellvertreter wurde abgesägt, noch ein Dutzend weiterer Generäle und hoher Offiziere. Zuletzt General Popow, der Kommendierende der Streitkräfte im Süden. Putin zweifelt (zurecht) an der Loyalität des eigenen Militärs.



          Der potentielle Versuch, Atomwaffen einzusetzen, ist nicht für „Russland“ riskant, sondern wäre es vor allem für Putin persönlich. Deswegen wird er es sein lassen.

        • @Mustardmaster:

          Natürlich das ist die Gefahr. Man müsste eine Intervention klar geographisch begrenzen auf Ukraine und vllt. Belarus. mit nur sehr begrenzen Schlägen auf russischem Territorium. Man muss aber auch sagen, bisher hält Russland die Füße sehr still. Sie wissen genau das sie einen Atomkrieg nicht gewinnen können und das der Westen auch nicht auf Moskau marschieren wird.

    • @ulf hansen:

      Das würden wohl nicht mal die Grünen fordern.

  • Anscheinend läuft die gegenoffensieve super.

  • Mehr Soldaten klingt nett, es geht aber um neue, um Ersatz für all die, die schon tot sind oder verstümmelt. Die Ukraine ist was das angeht dabei noch relativ gut aufgestellt, befremdlich und besorgniserregend ist dass gerade solche Länder in Europa, die das in vergleichbarer Lage gar nicht wären, es doch sehr locker nehmen mit dem Geschehenlassen all dessen, um nicht zu sagen zu den grössten Zauderern zählen. Es gibt eigentlich null Solidarität. Kein Mitleid. Angst ist keine Entschuldigung, es ist nicht mal eine faule Ausrede, geschweige denn eine glaubhafte. Nichts hätte man so geschehen lassen müssen, es hätte wahrscheinlich nicht mal die Amerikaner gebraucht - die schon aus Gründen des dann Drucks, des Stolz und Prestige allerdings nicht lange gefehlt hätten - eine kollektive, europäische, militärische Reaktion, Intervention, müssten nicht mal alle mitmachen, aber die grossen. Luft, Wasser, Boden. Hätte die Verhältnisse, optimal sehr früh, über Nacht auf den Kopf gestellt und eine Unwucht erzeugt, die Kriegsdauer und die Zahl der schon jetzt zu beklagenden Opfer auch dank präziser Standoff-Waffen und einem völlig veränderten Kriegsgeschehen realistisch auf einen Bruchteil hätte reduzieren können, wobei selbst Verletzte (und Kriegsgefangene) eine viel bessere Versorgung und Perspektive gehabt hätten. Nur ich persönlich glaube gar nicht, dass Russland es auf einen Konflikt mit westlichen Streitkräften hätte ankommen lassen. So oder so hätte es das Ende von Putin bedeutet. Hier in Übersetzung nun die logischen Konsequenzen davon, ein europäisches Volk allein zu lassen. Das kann man einmal schwerlich Russland vorwerfen, sie würden auch eine Kapitulation annehmen, ja wohl bevorzugen. Die eigentliche und noch viel bedrückendere Mobilmachung geschieht westlich der Ukraine. In Rückzug, Flucht und Verstecken, teilweise Verdrängen, mitunter auch Leugnen. Aber das ganz grosse Geld fliesst weiter gen Moskau. So gab Europa für mich seine Zivilisation auf.

  • Deutschland wird hier gern behilflich sein.

  • Menschen werden gezwungen für ihre Freiheit zu kämpfen.

    • @Luxusverschmäher:

      Für welche Freiheit jetzt genau? Die Freiheit, nicht kämpfen zu müssen, ist es ja schon mal nicht.

    • @Luxusverschmäher:

      Ohne die Freiheit zu entscheiden, ob sie für ihre Freiheit kämpfen zu wollen. :(

  • Wie wird das denn von der Autorin wertebasiert basisbewertet? Oder hat sie dazu keine Meinung?

    • 6G
      665119 (Profil gelöscht)
      @Aladin:

      Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

  • Nicht schön. Fronteinsatz sollte freiwillig sein. Leider hat die Ukraine nur drei Optionen:



    1. Mehr Soldaten



    2. Mehr große Waffen (Panzer, Flugzeuge, Artillerie), damit weniger Soldaten gebraucht werden



    3. Russland verschluckt die Ukraine.



    Punkt 2 liegt nicht in der ukrainischen, sondern der westlichen Hand, Punkt 3 ist für keinen vernünftigen Menschen eine Option, bleibt als nur Punkt 1. Und wer glaubt, dass Russland einen Verhandlungsfrieden will, hat nicht genug russisches Fernsehen geschaut. Russland setzt immer noch auf den totalen militärischen Sieg oder eine ukrainische Kapitulation mit allen im russischen Fernsehen angekündigten Konsequenzen für die ukrainische Bevölkerung, wie sie bereits in diversen Kiever Vororten zu sehen waren.

  • Der Titel des Artikels lautet "MEHR Soldaten braucht das Land". Das ist vermutlich nur die halbe Wahrheit, "NEUE Soldaten braucht das Land (um all die Toten und Verwundeten zu ersetzen)" würde wohl genausogut passen.



    Die zehntausenden Ausgereisten haben offenbar für sich entschieden, nicht kämpfen zu wollen - aus welchen Gründen auch immer. Der ukrainische Staat sollte meiner Meinung nach keine Anstrengungen unternehmen, sie in den Krieg hineinzuziehen und sich stattdessen auf eine diplomatische Beilegung des Konfliktes konzentrieren.

    • @erhard:

      Und wie soll diese diplomatische Lösung aussehen? Welches Angebot soll denn Ihrer Ansicht nach die Ukraine Russland unterbreiten, um den Konflikt zu beenden? Welches Angebot soll Russland der Ukraine unterbreiten? Was würden Sie als angemessen empfinden?

    • @erhard:

      "Der ukrainische Staat sollte .. sich stattdessen auf eine diplomatische Beilegung des Konfliktes konzentrieren."



      Immer wieder diese nebulösen Verweise auf die Diplomatie... wie sollte denn so eine diplomatische Lösung aussehen mit einem Gegner wie Russland, der eine Kapitulation als Grundvoraussetzung verlangt?

  • Am Ende sind es wohl nicht die Waffensysteme, die diesen Krieg entscheiden, sondern die Anzahl der eigenen Soldaten, die man bereit ist in den Tod zu schicken.

    • @Elf:

      Das ist naive Polemik. Gute Waffen genügen für's erste durchaus. Die sollten allerdings auch geliefert werden.

  • Warum werden eigentlich die ukrainischen Frauen nicht eingezogen?

    • @Ruediger:

      Geht es uns etwas an ? Soweit ich weiß, dienen durchaus Frauen in der ukrainischen Armee ...

  • "Darüber hinaus wollen die Regierung und das Parlament jetzt Gesetzeslücken schließen, die es bislang ermöglicht haben, sich der Mobilisierung zu entziehen."



    //



    "Zu Einwänden, damit würden verfassungsrechtliche Normen verletzt, sagte Wenislawski: „In Kriegszeiten ist die Einschränkung einiger Menschenrechte möglich.“



    //



    Besser kann man das gar nicht beschreiben, wie man zum Thema Kriegsdienstverweigerung durch Migration oder andere Aktivitäten und zu mangelnder Compliance mit den verordneten "Staatszielen" selbst unter Druck steht. Das Problem ist doch, dass es keine "Wehrgerechtigkeit" gibt und die Themen Korruption und Inszenierung einer Regierungsmeinung dominant und evident werden: Wollen Sie an vorderster Front Ihr Leben opfern, wo Sie es noch gar nicht erlebt haben? Warum heuerte Putins Armee via "Wagner" Strafgefangene als Söldner an? Weil die bereit sind, für die Freiheit zu sterben. Ohne die brutale Rekrutierung von 'Übervierzigjährigen' ohne Super-Fitness für die Wehrmacht wären mein Vater und seine fünf jüngeren Brüder als Grundschüler oder Kleinkinder nicht ab 1945 Halbwaisen gewesen. Wer sich opfert, sollte das vorher mit bedacht haben: Es kann das einzige kostbare Gut kosten, das unwiederherstellbare Leben. Eingriffe in die gängige Praxis von Asyl und Anerkennung der Kriegsdienstverweigerung dürfen wir uns hier in Deutschland aus historischer Erfahrung strengstens verbitten, insbesondere von Regierungen im Krieg. Die Herren Olaf Scholz, Lars Klingbeil, Robert Habeck u.v.m. mögen ihr Einstellungen dazu bitte ehrlich und überzeugend bekennen. Auch Verweigerer genießen bei uns Schutz und verbriefte Rechte, MENSCHENRECHTE.



    Beim Thema Menschenrechte ist bei mir die rote Linie erreicht, wenn Einschränkungen quasi 'mitigiert' "normalisiert" werden sollen. Wer schweigt, stimmt zu.