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Militärsprecher zum Krieg in Gaza„Diesmal zu Ende bringen“

Der Angriff am 7. Oktober war ein „Mini-Holocaust“, sagt Arye Sharuz Shalicar. Dass in Gaza jetzt so viele Menschen sterben, sei allein Schuld der Hamas.

Israelische Soldaten kurz vor der Invasion des Gazastreifens Foto: Ronen Zvulun/reuters
Daniel Bax
Tanja Tricarico
Interview von Daniel Bax und Tanja Tricarico

taz: Herr Shalicar, wann wird der Krieg in Gaza enden?

Arye Sharuz Shalicar: Die Hamas könnte den Krieg sofort beenden, wenn sie die Waffen niederlegt und die Geiseln freilässt. Aber ich nehme an, er wird noch eine Weile dauern.

Die israelische Armee hat in Gaza in rund zehn Wochen über 19.000 Menschen getötet. Warum kostet dieser Krieg so viele Opfer?

Niemand kann diese Zahlen derzeit verifizieren. Wir haben fast einen Monat gebraucht, um zu überblicken, wie viele Menschen die Hamas bei ihrem Angriff am 7. Oktober getötet oder entführt hat. In Gaza herrscht eine ganz andere Situation, und wir haben in den letzten zweieinhalb Monaten über 7.000 Terroristen getötet.

Bild: Carstensen/dpa/picture alliance
Im Interview: Arye Sharuz Shalicar

geboren 1977 in Göttingen, ist deutsch-israelischer Politologe und Publizist. Er arbeitet für die israelische Regierung und ist seit 2009 offizieller Sprecher von Israels Verteidigungsstreitkräften (IDF).

Wenn das stimmt, wären das immer noch 12.000 tote Zivilisten. Ist das verhältnismäßig?

Jeder tote Zivilist ist einer zu viel. Schuld daran trägt aber allein die Hamas: Sie hat am 7. Oktober die Waffenruhe gebrochen. Wir haben das Recht, uns zu wehren, und laut Völkerrecht ist jeder Ort, von dem aus geschossen wird, ein legitimes Ziel. Das heißt nicht, dass wir Lust darauf haben, Unschuldige zu treffen

Das israelische +972 Magazine berichtet, dass die israelische Armee die Zahl ihrer Ziele stark ausgeweitet habe und künstliche Intelligenz einsetze, um diese auszuwählen. Stimmt das?

Wir setzen alles ein, was uns hilft, Luftschläge so präzise wie möglich durchzuführen. Wir setzen aber auch Bodentruppen ein und verlieren jeden Tag Soldaten, weil wir sie reinschicken in diese Hölle. Die Hamas ist dort im Vorteil, ihre Leute können aus jedem Fenster schießen.Wir haben es mit einem asymmetrischen Krieg zu tun. Und die Hamas hat in den vergangenen Wochen mehr als 11.000 Raketen auf Israel abgeschossen. Stellen Sie sich vor, die Taliban hätten ähnlich viele Raketen auf Deutschland abgeschossen: Würden Sie sich das gefallen lassen? Wir gehen langsam, besonnen und so präzise wie möglich vor. Aber das kostet seine Zeit – und es heißt nicht, dass sich zivile Opfer vermeiden lassen.

Die New York Times schreibt, eine so hohe Zahl an Opfern in so kurzer Zeit sei ziemlich einmalig. Was sagen Sie dazu?

Wollen Sie sagen, die Armee des jüdischen Staats sei schlimmer als die aller anderen Staaten dieser Welt?

Muss man jede Kritik mit diesem Vorwurf abwehren? Netanjahu hat jüngst Ermittlungen gegen Israel wegen möglicher Kriegsverbrechen als „reinen Antisemitismus“ bezeichnet.

Kein anderes Land wurde in den letzten Jahren mit so vielen Raketen beschossen wie Israel, kein anderes Land hat so einen 7. Oktober erlebt. Wir kämpfen nicht am Hindukusch, wir kämpfen vor unserer Haustür. Das bekommt einfach nicht genug Aufmerksamkeit, und das ist traurig.

In der UN-Vollversammlung haben jüngst 150 Staaten für einen sofortigen Waffenstillstand gestimmt. Die USA drängen Israel, den Krieg schnell zu beenden, um weitere zivile Opfer zu vermeiden, und Joe Biden warnt, Israel könne sich sonst international isolieren. Sehen Sie diese Gefahr?

Das eine ist, was man sagt. Das andere ist, was man tut – und das, was wir tun, wird von sehr vielen unterstützt. Sie können es bloß nicht immer offen sagen. Die Amerikaner haben volles Verständnis für unsere Situation und stimmen sich eng mit uns ab, auch ein großer Teil der arabischen Welt führt hinter verschlossenen Türen gute Gespräche mit uns. Sie alle sehen die Hamas und ihre Hintermänner als Bedrohung an, genau wie wir.

Sie nehmen die Abstimmung in der UN-Generalversammlung nicht ernst?

Die Menschen wollen ihre Ruhe. Ich kann das verstehen. Aber zuerst will ich meine Familie zurückhaben. Da ist es mir egal, was andere Leute sagen. Diese falsche Ruhe hatten wir bis zum 7. Oktober – dann haben wir gesehen, was passiert ist.

Die Hamas hat Israel mit ihrem Angriff überrascht. Wie konnte das passieren?

Wir haben den Feind unterschätzt. Diese Menschen haben sich monatelang vorbereitet und wussten genau, wohin sie gehen und was sie tun wollen. Und wir haben die Brutalität unterschätzt, mit der sie nach Israel eingedrungen sind und dort friedliche Menschen abgeschlachtet haben.

Warum haben die Geheimdienste so versagt?

Das wird nach dem Krieg untersucht werden. Aber am Ende sind das auch nur Menschen und keine Roboter. Es war menschliches Versagen, das wird sicher Konsequenzen haben. Wir müssen uns aber auch fragen, wo das Geld für diesen Angriff herkam.

Was vermuten Sie?

Deutschland ist der zweitgrößte Geldgeber der Palästinenser. Wenn Deutschland sie mit Geld unterstützt, muss es sicherstellen, dass das Geld nicht über Umwege bei der Hamas landet.

Die Bundesregierung hat ihre Hilfszahlungen überprüft. Mit dem Geld werden Schulen und Krankenhäuser finanziert. Glaubten Sie das nicht?

Unter fast jedem Krankenhauskomplex und Schulgelände, das wir bis jetzt betreten haben, befinden sich Terrortunnel und andere Terrorinfrastrukturen. Dazu habe ich Fragen.

Die Hamas wird aus Katar finanziert. Die New York Times berichtet, dass Israels Premier Benjamin Netanjahu diese Geldflüsse unterstützt hat, weil er einen palästinensischen Staat verhindern wollte. Ist das nicht Teil des Problems?

Ich bin Militärsprecher, kein Politiker. Aber wir haben in den letzten Jahrzehnten alles dafür getan, um einen Konflikt zu vermeiden. Diese Ruhe wurde durch die Hamas gebrochen, auch, weil die Hintermänner im Iran das so wollten. Das hat mit Israels Annäherung an Saudi-Arabien zu tun, aber auch mit Antisemitismus und Judenhass.

Ruhe herrschte schon vorher nicht. Aber Israels Regierung hat die Raketen aus dem Gazastreifen in Kauf genommen und regelmäßig „das Gras gemäht“, wie es hieß. Hat man geglaubt, dass man die Situation im Griff hat?

Das war eine Illusion. Wir haben vor diesem Krieg nur halbe Sachen gemacht. Aber der 7. Oktober hat alles verändert. Dieser Mini-Holocaust ist mit nichts zu vergleichen. Deswegen müssen wir es diesmal zu Ende bringen und die Infrastruktur der Hamas komplett zerstören: ihre Raketenabschussrampen, ihre Terror-Tunnel, ihre Waffenlager. Wenn nicht, kommt der nächste 7. Oktober, und dann könnte meine Tochter unter den Opfern sein. Das will ich nicht.

Wären Verhandlungen nicht der bessere Weg? Dadurch hat die Hamas einige Geiseln freigelassen.

Militärischer Druck hat dazu geführt, dass sie Geiseln freigelassen hat. Aber die Hamas hat die siebentägige Feuerpause auch genutzt, um sich zu reorganisieren, die Geiseln innerhalb Gaza zu verschleppen und wieder auf uns zu schießen. Sie hat die Feuerpause gebrochen. Und ohne militärischen Druck wird die Hamas keine weiteren Zugeständnisse machen.

Bei den Kämpfen sind auch Geiseln gestorben. Angehörige fürchten, dass jeder weitere Kriegstag das Leben weiterer Geiseln gefährdet.

Zu Recht! Wir wollen weder Geiseln noch unschuldige Palästinenser treffen. Aber Krieg ist Krieg, und dieser Krieg wurde uns aufgezwungen.

Im Norden Gazas soll jedes dritte Haus zerstört sein, und die israelische Armee hat auch leere Gebäude in die Luft gesprengt – die Universität und das Parlament zum Beispiel. Welchen strategischen Nutzen hat das?

Wenn jedes zweite Gebäude zur Infrastruktur der Hamas gehört und wir nur jedes dritte zerstört haben, dann waren wir schlecht. Ein Krieg kann niemals ganz sauber und präzise sein – schon gar nicht in einem dicht besiedelten Ort wie Gaza, wo die Terroristen die Infrastrukturen infiltriert haben und sich in Krankenhäusern, Schulen und Moscheen verschanzen.

Über 60 Journalisten sind in den vergangenen Wochen durch israelische Luftschläge getötet worden. Wie erklären Sie sich diese hohe Zahl?

Sind unter diesen „Journalisten“ auch Leute, die während des Massakers am 7. Oktober die Morde und Entführungen live aufgenommen haben?

Nein, wir beziehen uns auf eine Zählung des Committee to Protect Journalists in New York.

Es versteht sich von selbst, dass Journalisten und andere Zivilisten nicht unser Ziel sind, sondern ausschließlich die Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihad. Aber wenn sich Journalisten in unmittelbarer Nähe von Terroristen aufhalten, dann ist das ein Problem. Denn wenn man auf uns schießt, dann reagieren wir darauf.

Seit dem Krieg in Gaza hat sich auch im Westjordanland die Lage verschärft: Dort wurden in diesem Jahr fast 500 Palästinenser getötet, viele schon vor dem 7. Oktober. Warum?

Weil Hamas und Islamischer Dschihad dort in den letzten Monaten ihren Terror intensiviert haben, weil sie die Macht auch dort an sich reißen wollen.

Die Gewalt geht auch von Siedlern und der israelischen Armee aus. Können Sie nicht für Sicherheit und Ordnung sorgen?

Die IDF ist laut den Friedensverträgen von Oslo in den B- und C-Gebieten von Judäa und Samaria beauftragt, als rechtmäßige Sicherheitskraft für Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Wenn sich die israelische Armee von nur einen Zentimeter zurückziehen würde, dann würde die Hamas auch dort die Macht übernehmen. Mahmud Abbas hat großes Glück, dass unsere Armee dort mit seinen Sicherheitsbehörden zusammenarbeitet – sonst wäre er der Nächste, der aus dem elften Stock fliegen würde – so wie seine PLO-Freunde in Gaza im Jahr 2006, als die Hamas dort die Macht ergriff. Die israelische Armee ist seine Lebensversicherung.

Die USA wollen, dass der Palästinenserpräsident nach dem Krieg wieder die Kontrolle im Gazastreifen übernimmt. Ist das eine gute Idee?

Theoretisch ja, praktisch nein. Abbas besitzt unter seinen eigenen Leuten keinerlei Legitimität. Was soll es bringen, wenn man im Gazastreifen so eine „Puppe“ aufstellt?

Hat die Zweistaatenlösung nach dem Krieg eine Chance?

Wir wollen keine Besatzung. Aber erst einmal müssen wir die Hamas schlagen. Und dann sprechen wir mit allen, die ein Interesse daran haben, dass es den Palästinensern besser geht. Das ist nicht allein eine israelische Angelegenheit. Wir werden uns mit Ägypten und den USA abstimmen, dass es nach diesem Krieg im Gazastreifen wieder ein normales Leben ohne Terrororganisation an der Macht geben wird. Das muss das Ziel sein. Das ist Aufgabe des Staates und nicht des Militärs.

Was gibt Ihnen die Hoffnung, dass der Hass auf palästinensischer Seite angesichts so vieler getöteter Zivilisten abnehmen wird?

Als die Alliierten die Nazis besiegt haben, wer hat da die toten Zivilisten gezählt? Wer hat die zivilen Opfer in Rakka oder Mossul gezählt, als der Islamische Staat besiegt wurde? Das passiert nur, wenn die Juden sich wehren. Und solange die Geiseln festgehalten werden und die Hamas sich nicht ergibt, geht jedes zivile Opfer auf ihr Konto. Was sollen wir tun? Mit Streicheleinheiten zwingt man eine Terrororganisation nicht in die Knie. Menschen leiden – aber nicht, weil Israel das will.

Hilft es gegen den Hass, wenn in Gaza riesige Menora-Leuchter aufgestellt werden oder wenn in Dschenin in einer Moschee ein jüdisches Gebet abgehalten wird?

Sicher gibt es den einen oder anderen Soldaten, der Mist baut. Soldaten sind auch nur Menschen. Da muss es Gespräche geben, damit so etwas nicht noch einmal passiert.

Hilfsorganisationen klagen, dass nicht genug Hilfe in den Gazastreifen gelangt. Warum lockert Israel die Blockade nicht?

Das Problem ist, dass die Hamas Treibstoff und Strom für sich abzweigt. Du gibst doch dem, der dich ermorden will, nicht auch noch das Messer in die Hand. Wir lassen in Absprache mit Ägypten aber kontrolliert Lastwagen in humanitäre Zonen hinein, und das funktioniert. Es ist nicht genug, aber noch einmal: Das Massaker der Hamas am 7. Oktober ist die Ursache dafür.

Manche fürchten, Israel wolle die Menschen aus Gaza in den Sinai vertreiben. Sind diese Ängste unbegründet?

Ägypten ist einer unserer engsten Verbündeten, wir haben seit 1979 Frieden. Stellen wir uns vor, zwei Millionen Menschen aus Gaza, von denen nicht wenige der Hamas oder dem Islamischen Dschihad angehören, würden sich auf dem Sinai ansiedeln – wo wären wir dann in einer Generation? Dann würden sie uns aus Ägypten beschießen, und das wollen wir nicht.

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65 Kommentare

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  • Ich finde Arye Shalicar sehr schwierig und auch viele seiner Aussagen wurden durch gute Interviewpartner aus meiner Sicht sehr gut entkräftet.

    Man darf einfach nicht vergessen wie sehr die Palästinenser zur Zeit leiden. Viele Menschen im Westjordanland, denen vielfach kein Fehlverhalten nachgewiesen kann werden durch radikale jüdische Siedler aus ihren Häusern verdrängt. Das kann nicht rechtfertigt werden durch die angebliche Ideologie, die sie in sich tragen. Es ist aus meiner Sicht sogar nachvollziehbar, dass sie gewisse Vorbehalte gegen sie hegen, da sie in ständiger Angst leben müssen, dass auch sie eines Tages ihr Haus an jüdische Siedler abgeben müssen bzw. diesem beraubt werden. Man kann mit solchen Leuten nicht friedlich zusammenleben in dem Bewusstsein, dass sie andere Landsleuten zu Flüchtlingen im eigenen Land gemacht haben. Leider wird das viel zu selten beleuchtet.

  • In einem der ersten Absätze sagt der Interviewte, Sprecher der israelischen Armee: "... und wir haben in den letzten zweieinhalb Monaten über 7.000 Terroristen getötet."

    Ich will diese Aussage mal etwas beleuchten. Sie steht ja da, als wenn - im Gegensatz zu Zivilist*innen - das Töten der "7.000 Terroristen" eine gute Sache gewesen wäre.

    Falls die Hamas als Kriegspartei gilt, gibt es m. E. eine Pflicht, wo es möglich ist, Kriegsgefangene zu machen und nicht ohne Not zu töten.

    Falls aber die Hamas eine Organisation innerhalb eines Staates ist, also das zivile Recht zur Sicherheit gilt, wäre bei uns die Anforderung, jede einzelne Person vor Gericht zu stellen und das rechtskräftige Urteil abzuwarten. Und: die Todesstrafe gibt es bei uns nicht.

    Nur mal zum Vergleich, damit diese 7.000 Tötungen nicht als legitim und normal im Raum stehen bleiben.

  • Macht die Hamas unschädlich, aber macht schnell, damit das Volk in Gaza nicht zu lange leiden muss.

  • Bodycounting

    Zitat: „Als die Alliierten die Nazis besiegt haben, wer hat da die toten Zivilisten gezählt?“

    Die Alliierten haben den Krieg nicht gegen die NSDAP geführt sondern gegen Deutschland als Staat. Das ist nicht dasselbe. Am 8. Mai 1945 hat die deutsche Wehrmacht und nicht die NSDAP kapituliert. Das IHL unterscheidet lediglich Kombattanten und Nichtkombattanten unabhängig von ihrer jeweiligen Parteizugehörigkeit oder politisch-doktrinalen Affinitäten.

    Was die toten Zivilisten im 2. Weltkrieg anbetrifft, so wurden sie sehr wohl „gezählt“: Der Deutsch-Sowjetische Krieg verzeichnet nach bisherigem Forschungsstand mindestens 15 Mio. zivile Opfer (Christian Hartmann:Unternehmen Barbarossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941–1945.C.H. Beck, München 2011). Die Zahlen andere Historiker sind weitaus höher. Damit hat die Sowjetunion die mit Abstand höchste Zahl von Opfern unter Nichtkombattanten zu beklagen. Polen hat mit 6 Mio. zivilen Opfern die höchste Zahl proportional zur Bevölkerungszahl zu verzeichnen.

    Auf Seiten Deutschlands und Japans waren es hingegen 1,17 Mio resp. 1,7 Mio. zivile Opfer, darunter die Opfer der Alliierten Bombenangriffe auf Offene Städte wie Hiroshima und Nagasaki, die nach geltendem IHL als Kriegsverbrechen einzustufen sind.

  • Mini-Holocaust? Eine größere Holocaust Verleugnung ist kaum denkbar...

    • @Egon Schmitz:

      Zugegebenermaßen durchzuckte es mich auch als ich es laß.



      Aber dem Sprecher der IDF Holocaustleugnung vorzuhalten, diese Idee kam mir nicht.

    • @Egon Schmitz:

      Nö... Nur wenn man die Singularitätsthese bzw. die Präzedenzlosigkeitsthese grundsätzlich nicht verstanden hat... Es ging dabei nie um die Anzahl der Opfer...

      Ausgeführt z.B. hier:



      www.mena-watch.com...locausterinnerung/

    • @Egon Schmitz:

      Warum wird hier irgendwie der Holocaust verleugnet?! Am 7.Oktober wurden an einem einzigen Tag so viele Juden und Jüdinnen getötet wie seit der Shoa nicht mehr, also ist der Begriff Mini-Holocaust doch nicht so ganz falsch.

    • @Egon Schmitz:

      Wer entscheidet das? Sie?

  • Danke für dieses sehr interessante Interview.



    Der Standpunkt von Arye Sharuz Shalicar ist nachvollziehbar.



    Für mich sind auf die teils bohrenden Fragen gute Antworten und teils überraschende Vergleiche gefunden worden.



    Interessant ist allerdings auch, dass allein das Wort Holocaust mir als Deutschem nicht leicht über die Lippengehg.



    Holocaust Vergleiche sind zu Recht verpönt, ein salopper " Mini Holocaust" wäre für mich unmöglich.



    Natürlich ist der Umgang mit solchen Begriffen für Israelis anders, ebenso für beispielsweise deutsche Juden.



    Wie und ob sich der Bezug zur Sprache mit einem Umzug nach Israel ändert, wäre interessant.



    Das Tragen eines Judensterns in der UNO fand ich auch schon sehr irritierend. Mich würde interessieren, wie istealische Linke so Etwas einordnen.

  • Die InterviewerInnen legen mit ihren Fragen offen, dass sie sich im Vorfeld weder mit der militärischen Lage in Gaza noch mit den Regeln des Humanitären Völkerrechts befasst haben. Schön, wie Herr Shalicar den beiden InterviewerInnen zunächst einen Chrashkurs zur aktuellen Lage in Nahost verpasst. Immerhin bekommt dadurch auch der Teil der LeserInnenschaft, der da ebenso über Nachholbedarf verfügt, nochmals Gelegenheit sich mit der tatsächlichen Faktenlage auseinanderzusetzen.

  • Gutes Interview, das sic auch nicht um kritischen Fragen drückt. Vielen Dank!

    Dafür, dass Herr Shalicar viel Wert darauf legt, kein Politiker, sondern Armeesprecher zu sein, antwortet er aber teils sehr ausweichend, eben doch wie ein Politiker :-)

    Bei der Frage, warum die Hamas am 7. Oktober so lange, mehrere Stunden, unbehelligt von der Armee ihrem Morden, Brandsschatzen und Vergewaltigen nachgehen könnte, hätte der Fragesteller gerne noch intensiver nachbohren können. Das ist mir nämlich immer noch schleierhaft.

  • Der Schlüssel zum Ende hat tatsächlich die Hamas in der Hand.



    Die Geiseln freigeben und sich ergeben ist hier die einzige Option.

  • Das Interview hätte nach der ersten Antwort ausgereicht.



    Würde die Hamas sich ergeben, die Waffen niederlegen und die Geiseln freilassen, wäre tausende Einwohner gerettet.

  • An dem Interview war nur die letzte Antwort überraschend vernünftig.



    Der Vergleich mit IS hinkt ebenfalls. IS wurde zum größtenteils durch aktive lokale Armeen besiegt. So weit ich das verfolgt habe, sind dabei nicht viele Menschen als Kolleteralschaden gestorben.



    Nachdem Israel völlig überrascht durch Hamas angegriffen wurde hätte intelligent handeln müssen. Der Zivilbevölkerung könnte ein Fluchtkorridor richtung aufgemacht werden müssen. Nach sorgfältiger Kontrolle könnten die Menschen dort durch un und IRK versorgt werden. Israel hätte alle Sympathien der Welt. Hamas wäre in den Köpfen von vielen gestorben. Das wäre eine Abstimmungmit den Füßen. Danach könnte die Hamas angegriffen werden. Vielleicht würde die Hamas schnell eine Freilassung der Geiseln zustimmen um ihre eigene Haut zu retten.



    Israel sieht und handelt leider einfach nur die dire Haudrauf-Methode.

    • @Der große Stein:

      "Der Zivilbevölkerung könnte ein Fluchtkorridor richtung aufgemacht werden müssen."



      Äh, wohin?



      "Nach sorgfältiger Kontrolle..."



      Ich warte immer noch auf eine nachvollziehbare Möglichkeit, Hamas-Mitglieder und Palästinenser auseinanderzuhalten.



      "Das wäre eine Abstimmungmit den Füßen. Danach könnte die Hamas angegriffen werden."



      Ich verstehe ebenfalls nicht, wieso die Hamas sich von der Zivilbevölkerung, deren Unterstützung sie zu über 50% hat, trennen lassen sollte. Bislang fühlt sie sich mitten unter ihnen recht wohl.



      Aber ich verstehe nicht alles. Erhellen Sie mich?

    • @Der große Stein:

      Israel HAT beim Einmarsch in den Norden von Gaza Fluchtkorridore aufgemacht, und zwar in den Süden von Gaza. Das hat Israel aber nicht "alle Sympathien der Welt" gebracht, sondern den Vorwurf der "ethnischen Säuberung".

      Was "Sympathien" angeht, ist es übrigens ziemlich egal, was Israel macht. Unmittelbar nach den Hamas-Massakern des 07.10.2023 gab es schon weltweit antiisraelische Demonstrationen, bevor Israel überhaupt begonnen hatte, militärisch auf den Terrorangriff zu reagieren.

    • @Der große Stein:

      Auf die Differenzierung Zivil/ Hamas wäre ich gespannt. Das wäre ungefähr so einfach wie die Differenzierung Deutsch /Nazi während des Dritten Reiches.



      Im übrigen hat die Hamas mit Waffengewalt due Fluchtbewegung in den Süden Gazas unterbunden. Warum nur, frage ich mich.

      • @Sophie Löffler:

        "Die simple Wahrheit ist was alles und noch viel mehr was die Welt bei der Vernichtung des IS akzeptabel fand gesteht man Israel nicht zu. "

        Dass die Welt nicht hingeschaut hat, heißt nicht, dass das akzeptabel war.

    • @Der große Stein:

      Beim Krieg gegen den IS sind massiv Zivilisten gestorben, es interessiert nur niemanden weil sich niemand für irakische Sunniten interessiert die von schiitischen Milizen massakriert wurden. Mosul war nach der "Befreiung" faktisch ausgelöscht. Man hat die Zivilen Opfer der Bodenoffensiven schlicht nicht gezählt. Wieiviele in Syrien umkamen weis keiner. Auch kamen viele Geiseln des IS bei Luftschlägen und Kämpfen um. Die simple Wahrheit ist was alles und noch viel mehr was die Welt bei der Vernichtung des IS akzeptabel fand gesteht man Israel nicht zu. Die Juden sollen sich nicht zu hart wehren, egal wieviele Opfer sie zu beklagen haben.

      " Der Zivilbevölkerung könnte ein Fluchtkorridor richtung aufgemacht werden müssen. " Es gab Korridore, aber Menschen wollen nicht fliehen und können wegen der Hamas teilweise nicht fliehen. Ihre Vorschläge wurden teilweise umgesetzt. Das Problem ist schlichtweg das man nie eine komplette Räumung hinkriegt und sie auch nichtmal eben 2 Millionen Menschen irgendwo anders hinverfrachten können.

      • @Machiavelli:

        Ähm .... bei der Schlacht um Mossul kam nur ein Bruchteil der Menschen um im Vergleich zum Gaza. Da müssen Sie schon üblere Vergleiche wählen

        • @Rudolf Fissner:

          Die Opferzahlen aus Gaza sind nicht verifizierbar.

        • @Rudolf Fissner:

          Ähm... Schon in der Antwort auf die zweite Frage sagt Arye Shalicar: "Niemand kann diese Zahlen derzeit verifizieren." Sie sollten sich vielleicht an die Explosion am Al-Ahli-Krankenhaus erinnern und die Zahlen, die damals vom Hamas-Gesundheitsministerium in Umlauf gebracht wurden.

        • @Rudolf Fissner:

          zwischen 5000-40000 Tote Zivilisen, plus Tote Irakische Soldaten, und tote IS Kämpfer. Also in Mosul starben mehr Menschen als in Gaza. Und es war nur eine Schlacht im Sunniten-Dreieck, waren die schiitischen Milizen nicht zimperlich.

  • Die Israelische Regierung erweist sich als überfordert!



    Die Israelischen Bürger müssen nicht nur mit einer überforderten rechtsgerichteten Regierung klar kommen, auch die Armee scheint in ihrer Taktik einfach Werkzeug der Regierung und zunehmend ebenfalls überfordert. Nur durch Intervention Westlicher Regierungen, insbesondere der USA, wird man langsam der Situation gewahr, das durch immer mehr Tote die Sympathie der Verbündeten schwindet. Darüber hinaus treibt es die moderaten Araber immer mehr in die Armee der Hamas Terroristen. Arabische Regierungen haben damit ein zunehmendes Problem.



    Es bleibt ein Rätsel, wie die Bürger des Landes mit einer, von Anfang an, versagenden Regierung Netanjahu soviel Geduld haben kann. Das die Armee drei Geiseln erschoss zeigt, wie angespannt die Soldaten versuchen die ihnen obliegende Aufgabe ohne eigene Gefahr an Leib und Leben zu bewerkstelligen. und dabei über reagieren.



    Niemand will diesen Krieg, und mir scheint, niemand will auch die Palästinenser, weder Jordanien noch Ägypten noch irgend ein anderes Arabisches Land und erst gar nicht der Iran.



    Um die Situation aus ihrer Überreaktion zu erlösen bedarf es drastischer Schritte: Rücktritt der Regierung Netanjahu und seiner rechtsgerichteten Anhänger, sofort Waffenstillstand und Auslieferung aller Hams Verantwortlichen, Zweistaatenlösung! Und irgendwie muss das Unrechtsregime des Iran angegangen werden.

    • @Thomas Rausch:

      "Niemand will diesen Krieg..."



      Falsch. Die Hamas war und ist total scharf drauf. Sonst könnten sie einfach aufhören und in der Menge verschwinden.



      "...Waffenstillstand..."



      Hatten wir schon. Hat nicht so gut geklappt.



      "...Auslieferung aller Hams Verantwortlichen..."



      Wer sollte da jetzt wen ausliefern? Nur so gefragt.



      "Und irgendwie muss das Unrechtsregime des Iran angegangen werden."



      Äh, und das ist jetzt inwiefern Netanjahus Schuld? Ich mein ich mag ihn ja auch nicht, aber ich kann Ihrer Argumentationslinie nicht ganz folgen.

    • @Thomas Rausch:

      Sie fordern einen sofortigen Waffenstillstand und die Auslieferung aller Hamas-Verantwortlichen. Wer soll denn die Hamas-Leute "ausliefern", wenn es einen Waffenstillstand gibt? Ein Waffenstillstand in der jetzigen Situation bedeutet nur, dass die Hamas-Strukturen in Gaza weiter bestehen und die Hamas weiter morden kann.

  • "Mini- Holocaust" ist ein völlig unpassender Begriff für ein Pogrom. Wenn dem so wäre, waren Srebrenica mit 8.000 Toten und Ruanda mit 1 Milion Toten auch als Holocaust zu bezeichnen. Für den einmaligen Charakter des Holocaust wäre das ein inflationärer Gebrauch des Wortes.

    • @Rinaldo:

      Diese Einordnung sollte man den Israelis überlassen.

      • @Sophie Löffler:

        Das ist absurd. Man sollte solche Einordnungen nicht von Gefühlen abhängig machen, sondern von objektiven Wissenschaftlern einordnen lassen.

        Nur weil man Opfer ist hat man nicht Hoheit zu bestimmen welches Verbrechen verübt worden ist.

        Bei Privatpersonen ist es doch folgendermaßen: Die Privatperson zeigt die Straftat an und erklärt den Sachverhalt. Die rechtliche Einordnung geschieht durch ein objektives Gericht, das nichts mit dem Täter und nichts mit dem Opfer zu tun hat.

        Es ist also durchaus legitim das infrage zu stellen.

  • Ich stimme Herrn Shalicar zu.

    Meine Hoffnung ist, dass sich nach dem Krieg palästinensische Exil-Bürger (wie beispielsweise Frau Layla Moran, wobei sie Engländerin mit palästinensischen Vorfahren ist und somit den Flüchtlingsstatus geerbt hat) in Gaza engagieren, sich vielleicht dort zur Wahl stellen und helfen, die Zivilgesellschaft voranzubringen bzw. die Bürger in Gaza bei diesem Prozess begleiten und unterstützen. Sicherlich gibt es auch in Gaza Bürger und Bürgerinnen, die nicht terroristisch vorbelastet sind und sich politisch einbringen wollen.



    Geld ist sicherlich ausreichend vorhanden (Gas vor der Küste, Tourismus zu einem späteren Zeitpunkt, Fördergelder und Spenden), so dass politische Gestaltung auch mehr Befriedigung und Freude bringt, als mit leeren Kassen.

    Ich denke, das ist doch eine spannende, herausfordernde und interessante Aufgabe, für die man Menschen gewinnen und begeistern kann; etwas Neues gestalten, kreativ begleiten, "zur Welt bringen".

    Hoffentlich fallen die Bürgerinnen und Bürger nicht auf die früheren Rattenfänger rein.

    oct7map.com/women

    • @*Sabine*:

      Es wurde in der taz ja schon in einem anderen Kontext darüber diskutiert, wer nach Zerschlagung der Hamas dort die Regierungsgeschäfte übernehmen könnte. Da gab es einen Vorschlag von Naseef Naeem: taz.de/Jurist-uebe...bb_message_4651340



      Das alles steht und fällt allerdings mit einem erfolgreichen wirtschaftlichen Wiederaufbau Gazas und raten Sie mal, wer den finanziell überwiegend stemmen wird. Und es ist ja auch vollkommen in Ordnung, hier Deutschland und die EU in die Pflicht zu nehmen.



      Auch Herr Shalicar hat im taz-Interview auf die Mitverantwortung Deutschlands am Aufbau der Hamas-Terrorstrukturen hingewiesen, ein Vorwurf, den wir uns ehrlich stellen müssen. Aus diesem Grund ist zu fordern, dass Israel bei diesem ökonomischen Aufbau in Gaza auch eine Art Kontrolle ausüben muss, dass Hilfsgelder der EU und Deutschlands eben nicht in terroristische Strukturen fließen. Auch damit Gaza eine echte zweite Chance erhält.



      Diesen Vorwurf Shalicars an die deutsche Adresse halte ich nämlich für absolut legitim, auch wenn ich sonst nicht mit allen seinen Ausführungen einverstanden bin, insbesondere nicht für die Bezeichnung des Pogroms vom 7. Oktober als “Mini-Holocaust”.

    • @*Sabine*:

      "wobei sie Engländerin mit palästinensischen Vorfahren ist und somit den Flüchtlingsstatus geerbt hat"

      Warum glauben Sie, dass Israel sie einreisen lassen würde? Und dass sie zur Wahl antreten dürfte?

    • @*Sabine*:

      Geld wäre auch derzeit ausreichend vorhanden, da die Funktionäre der Hamas Hilfsgelder ohne Ende in ihre Privatschatulle abgezweigt haben.

      • @Sophie Löffler:

        Woher wissen Sie das?

    • @*Sabine*:

      Hoffen würde ich das auch gerne, aber ob dazu wirklich jemals kommen wird? Da habe ich meine Zweifel.

  • "Als die Alliierten die Nazis besiegt haben, wer hat da die toten Zivilisten gezählt?"

    Mal davon abgesehen, dass der Vergleich der Hamas mit den Hitler-Faschisten letztere extrem verharmlost, muss man selbstverständlich feststellen, dass die toten Zivilisten in Deutschland zum großen Teil unschuldig und zum Teil sogar antifaschistisch eingestellt waren.

    Deshalb haben die Alliierten - von Ausnahmen abgesehen - auch mit Recht einen Unterschied zwischen offensichtlichen Nazis, Wehrmacht und Zivilisten gemacht.

    Alles andere ist völkerrechtswidrig.

    Die hohe Zahl der zivilen Opfer in Gaza - durch direkte Tötung, Verletzung oder Wasser- und Nahrungsmangel - weist auf die Nichteinhaltung des humanen Völkerrechts hin.

    Siehe dazu auch den aktuellen Beitrag von MONITOR:



    www.youtube.com/watch?v=W-b91jBHUhA

    • @Uns Uwe:

      Es ist sicher angebracht, Deutsche oder Bürgerinnen und Bürger anderer Länder darauf hinzuweisen, wenn sie mit irgendwelchen Vergleichen den Holocaust verharmlosen.

      Aber gegenüber Israelis sollte man sich da doch etwas zurückhalten, speziell als Deutscher.

      Man hat ja nach 1945 teils im Scherz, teils ernsthaft nach einem "Nazi-Gen" gesucht, um eine Erklärung für die ungeheurlichen Verbrechen zu finden. Scheint es aber nicht zu geben.

      Was es aber gibt, ist das "Oberlehrer-Gen", den Drang mancher Deutscher, alle Welt darüber zu belehren, wie sie die Dinge zu beurteilen haben.

      Früher war das eher bei den Konservativen vertreten, dann haben die "68er" und deren Kinder diese Rolle gern und mit "deutscher Gründlichkeit" übernommen. In den Kommentaren zu diesem Interview finden sich etliche "gelungene Beispiele".

      • @ PeWi:

        "Aber gegenüber Israelis sollte man sich da doch etwas zurückhalten, speziell als Deutscher."

        "Die Israelis" und "die Deutschen" gibt es nicht, weil nicht nur diese beiden Länder politische Antagonismen beherbergen, die man nur dann unter den Tisch kehren kann, wenn man sozusagen von völkischen Entitäten ausgeht.

        Die Widersprüche innerhalb Israels und Deutschlands sind größer und wichtiger als die Widersprüche zwischen beiden Ländern/Bevölkerungen.

        Man darf ja nicht vergessen, dass hundertausende deutsche Bürger:innen ebenfalls durch die Hitler-Faschisten exekutiert wurden (Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschafter, Homosexuelle, Behinderte, Jehovas Zeugen oder einfach nur Widerspenstige aller Art).

        Wer heute Unrecht bekämpft, der mag deutsche:r sein oder Israeli - aber ist das wirklich wichtig? Ist es das, worum es geht? Wohl kaum.

        • @Uns Uwe:

          Natürlich gibt es weder "die Deutschen", noch "die Israelis".

          Trotzdem bleibe ich bei meiner Ansicht, daß in dem aufgrund der Geschichte sehr speziellen Fall "Verharmlosung" oder "Relativierung" des Holocaust, "die Deutschen" sich schon gegenüber Israelis mit Kritik zurückhalten sollten, unabhängig davon, welche politischen oder religiösen Ansichten man selbst oder das Gegenüber hat.

          Das heißt selbstverständlich nicht, daß das auch für Kritik an der Politik der derzeitigen, oder früherer Regierungen zu gelten habe. Allerdings sollte sich Deutsche, speziell "Personen öffentlichen Lebens" dennoch dreimal mehr, als etwa Briten oder Dänen, überlegen, ob sie unbedingt dazu was sagen müssen, und wenn ja, wie sie es sagen.

    • @Uns Uwe:

      Wo sehen Sie die Unterscheidung "zwischen offensichtlichen Nazis, Wehrmacht und Zivilisten" z.B. bei den Bombardierungen von Hamburg, Köln und Dresden? Zudem gab es 1945 etliche Tieffliegerangriffe auf Zivilisten - diesbezügliche Erfahrungen im eigenen Familienumfeld waren vorhanden, plus siehe Literatur hierzu.



      Bitte nicht falsch verstehen - ich bin den Allierten für die Niederwerfung Nazideutschlands sehr dankbar.

    • @Uns Uwe:

      Die Alliierten haben mit ihren Flächenbombardierungen so gar keine Differenzierung vorgenommen.



      Und die Hamas hat erst recht nicht geguckt, wen sie da gerade abschlachtet.



      Und ja, so geht Krieg, seit Menschengedenken. ein Land (in dem Fall:) wählt eine Regierung, die einen Krieg beginnt, und alle, auch die kleinsten Kinder bezahlen dafür. Ich sage nicht, dass das gut ist, aber mir fehlt die Phantasie, wie es anders gehen kann.

      • @Sophie Löffler:

        "Die Alliierten haben mit ihren Flächenbombardierungen so gar keine Differenzierung vorgenommen."

        Die Flächenbombardierungen haben aber auch nichts zum Sieg beigetragen. Natürlich waren das Kriegsverbrechen, auch wenn sie nicht verfolgt wurden.

    • @Uns Uwe:

      Dass die Alliierten Hilterdeutschland besiegt haben, ist ein Segen.



      Die Bombardierungen der deutschen Städte haben allerdings keinen Unterschied zwischen Zivilisten und Militär gemacht.



      Wo anfangs Industrie im Vordergrund stand, war später das Ziel, den Widerstand zu brechen.Wahrscheinlich würden heutige Untersuchungen ergeben, dass z.N



      die Bombardierung Dresdens völkerrechtswidrig war.



      Entgegen Ihrer Darstellung, dass viele Deutsche unschuldig waren, erinnerne ich an den "Volkssturm", der Zivilisten mit Waffen ausrüstete und somit potenziell jeder Deutsche nicht mehr Zivilist war.



      Die Vergleiche im Artikel sind daher zutreffend.

      • @Philippo1000:

        Der Volkssturm trug doch Uniformen, oder? Sobald jemand Mitglied des Volkssturms war, war er kein Zivilist mehr.

    • @Uns Uwe:

      Naja aber da sind auch noch die Leute, für welche der zweite Weltkrieg mit der Bombardierung Dresdens begann und dann ganz überrascht fragen, warum man denn so viele Zivilisten bombardieren musste. Die leugnen, wer den Krieg begonnen hat, nichts über Waffenfabriken wissen, aber auch ganz sicher sind, dass die Bombardierungen nur aus Rachsucht statt fanden.

    • @Uns Uwe:

      Um den deutschen Faschismus zu besiegen, wurden viele Städte komplett vernichtet. Ziel waren Zivilisten, die Moral der Deutschen sollte gebrochen werden. Man hat nachträglich die Toten gezählt. Nur ein Beispiel: Binnen weniger Stunden kamen ca. 25000 Einwohner der Stadt Dresden am 13./14. Februar 1945 um. Krieg ist grausam. 1945 konnte Nazi-Deutschland endlich zur Kapitulation gezwungen werden.

      Das Vorgehen Israels ist nicht im Ansatz mit 1944/45 vergleichbar. Seit dem 7. Oktober wird fortlaufend zum Verlassen von Kampfgebieten aufgerufen, per Flugblatt, Massen-SMS, Social Media, gezielten Anrufen und täglich aktualisierten Karten mit Fluchtwegen (vgl. ISW - für jeden im Internet einsehbar). Das Problem dabei: Die Hamas versucht, soviel wie möglich an Zivilisten in Kampfzonen zu halten und als Schutzschild zu missbrauchen.

      Fazit: IDF-Bodentruppen werden eingesetzt ... im verlustreichen Häuserkampf. Grund: So kann man Opfer unter Zivilisten minimieren.

      Ich würde mir mehr Sachlichkeit in den Kommentaren wünschen.

      • @André Schneider:

        Auch @Genosse Luzifer, @Philippo1000, @Sophie Löffler, @Terryx:

        "Anfänglich wurden die Angriffe von alliierter Seite nur taktisch geführt. Nachdem die deutsche Luftwaffe wie bereits zuvor im Spanischen Bürgerkrieg (Luftangriff auf Gernika) strategische Bombardements gegen feindliche Städte flog (zum Beispiel Bombardierung Warschaus, Rotterdams, Londons und anderer britischer Großstädte), ging man ab 1942 auf alliierter Seite zu einem strategischen Einsatz der Luftstreitkräfte mit Flächenbombardements über."

        de.wikipedia.org/w...1939%E2%80%931945)

        Hier wird auf den Unterschied zwischen punktuellen und Flächenbombardements aus der Luft verwiesen. Selbst der amerikanische Außenminister Lloyd Austin versucht Israel davon zu überzeugen, statt einer undifferenzierten Kriegsführung der Massenbombardierungen besser gezielte Operationen gegen die Hamas durchzuführen.

        Die Menschen in Gaza haben kein Mobilfunknetz, kein Internet mehr, so dass Warnungen sinnlos sind - auch durch Flugblätter. Denn es gibt keine sicherern Orte mehr in Gaza.

        Der "Volkssturm" bestand sowohl aus Freiwilligen wie auch aus Gezwungenen, so wie überhaupt das ganze Nazi-Regime. Eine faschistische Diktatur war ja gerade deshalb nötig, um auch die nicht Überzeugten zu zwingen.

  • Ich verstehe Israel, dass sie diese mal der Hamas endgültig den Gar ausmachen will. Ich verstehe die UN, dass sie Sicherheit für die Bürger in Gaza fordert.



    Doch wäre meine Vorstellung, dass Israel so schnell handelt., dass das Leiden der Menschen bald ein Ende hat.

  • Er hat wohl leider recht, die Hamas wird nicht aus humanitären Gründen freiwillig auf einen friedlichen Pfad wechseln. Das eigentliche Drama ist die fehlende demokratische Zivilgesellschaft der Palästinenser. Solange sich das nicht ändert, sehe ich schwarz für jeglichen echten Frieden.

    • @vieldenker:

      Wie kommen Sie auf die Annahme, in Gaza gäbe es keine aktive Zilvilgesellschaft(?) - wo es doch stete Proteste gegen die Hamas gibt siehe www.bbc.com/news/w...ddle-east-60173481



      Oder wie kann es sein, dass eine Likud-Abgeordnete, die sich mit Geiselangehörigen ablichten will, gehörig Widerspruch erntet siehe Likud-Abgeordnete, die sich mit israelischen Geiselopfernangehörigen ablichten lassen wollen verjagt werden www.youtube.com/watch?v=bW8gY_5Kzcw. Wenn wie in New York jüdische Menschen den gesamten Hauptbahnhof stilllegen für ein "Not in our Name", ist das ein kleiner Hinweis darauf, dass es durchaus viel Widerspruch zu Flächenbombardements gibt www.youtube.com/watch?v=7I7W99OVcjo oder Und

      • @widerspruch123:

        Es gibt keine politisch relevante Zivilgesellschaft in Gaza und im Westjordanland, sonst hätte dieselbe ihre Warlords schon lange in die Wüste geschickt und ernsthaft in nachhaltige Entwicklung, statt in alte Hassparolen investiert.

    • @vieldenker:

      Solange das Ziel die Auslöschung der Hamas ist gibt es auch keinen strategischen Grund die Geiseln freizulassen. Leider stellen sie die letzten Karten zum Überleben der Hamas dar.

  • ich kann diese argumentation nachvollziehen, auch wenn sie arg manipulativ ist. schuld an den toten zivilisten hat nicht die hamas, letztere ist der auslöser dafür, sondern sie sind, wie man euphemistisch oftmals sagt, "kollateralschaden".



    was ich mich allerdings frage, ist, ob es überhaupt möglich ist, die hamas zu besiegen.



    auch, wenn es nicht auf dem sinai sein wird, wird doch jetzt schon eine neue generation an kämpfern ranerzogen. das hört dort doch nie wirklich auf.



    insofern ist diese mär einer 2-staaten-lösung auch nur eine form der stabilisierung. solange zumindest, bist der westen sich von der internationalen politischen bühne verabschiedet, was ja durchaus eine option in nicht allzu ferner zukunft sein könnte, glaubt man den think-tanks...

    • @peanuts:

      Schuld am Tod der Zivilisten ist ausschließlich die HAMAS!

  • Mit dieser Logik endet das Gemetzel nie.

    • @A.S.:

      Deswegen müssen die arabischen Länder rund um Israel endlich anfangen, beim Frieden mitzuhelfen.

      • @Herma Huhn:

        Da die meisten arabischen Führungen sind autoritär bzw diktatorisch. Die denken nur an ihr eigenes Überleben

        • @Der große Stein:

          Die autoritären arabischen Staaten werden allerdings gerade nicht von einer Terrororganisation bedroht.



          Und der einzige demokratische Staat in der Region soll jetzt nach der Meinung mancher, zurückstecken, um diese Terrororganisation noch weiter zu etablieren?



          Und zurückstecken heißt für Israel: aufhören zu existieren und alle Bewohner hoffentlich rechtzeitig zu evakuieren.



          Israel hat sowieso schon ein Problem mit seiner Demokratie, aber noch ist es eine. Wenn die Forderungen der Welt zu weit gehen, wird es in der Region bald gar keine Demokratie mehr geben, entweder auf die eine oder auf die andere Weise.

    • @A.S.:

      Und mit welcher Logik endet es?

      Hätte man mit dem IS oder mit den Nazis eine nichtmilitärische Lösung finden können?

      Und wie sollte das mit der Hamas gelingen?

      • @Jim Hawkins:

        Da gibt es mehrere Punkte:

        1. war man sich der Gefahr der Hamas bewusst, hätte es sein müssen, hat aber Sicherheitskräfte aus dem Grenzgebiet abgezogen. Der 07.10. in dieser Form war definitiv verhinderbar! Im schlimmsten Fall war es sogar Kalkül der Rechtsextremisten, dass es in dieser Form dazu kam.

        2. Die Probleme mit der Hamas sind hausgemacht. Die Gründe liegen in der jahrzehntelangen Gewalt von Israel gegenüber den Palästinensern und dem Verhindern jeglicher Entwicklung der Palästinenser Gebiete.

        Menschen, die gut Leben werden i.d.R. nicht zu Terroristen. Menschen die im Elend und Angst leben viel eher.

        3. Die Reaktion auf den 07.10. war vorhersehbar und ungeschickt und hat der Hamas komplett in die Hände gespielt.

        Die paar Waffen, die die Israelis jetzt erbeuten haben kaum Wert. Und für jeden getöteten Palästinenser kommen in den nächsten Jahren 10 neue Kämpfer bei den Terroristen nach. Für die Hamas ist dieser Krieg eine Win - Win Situation vor dem Herrn:

        Sie konnten ihre Macht am 07.10. demonstrieren und die israelische Armee hielt ihnen quasi die Tür auf. Und durch den Krieg und das Leid, welches dadurch entsteht, wird der Zustrom an Kämpfern in den nächsten Jahren nicht versiegen.

        • @TeeTS:

          "...jahrzehntelangen Gewalt von Israel gegenüber den Palästinensern und dem Verhindern jeglicher Entwicklung der Palästinenser Gebiete."



          Ich mag mich irren, aber in meiner Welt hat sich Israel 2005 komplett aus dem Gazastreifen zurückgezogen bei Hinterlassen einer florierenden Gewächshausinfrastruktur.



          Wer dann seit über 15 Jahren im Gazastreifen Entwicklungen verhindert hat, ist jetzt keine philosphische Frage.



          "Menschen, die gut Leben werden i.d.R. nicht zu Terroristen. Menschen die im Elend und Angst leben viel eher."



          Stimmt. Es liegt also grundsätzlich im Interesse der Hamas, die Menschen im Gazastreifen in Elend und Angst zu halten.



          "Die Reaktion auf den 07.10. war vorhersehbar und ungeschickt und hat der Hamas komplett in die Hände gespielt."



          ... und eine geschickte Reaktion wäre was gewesen?

        • @TeeTS:

          Dass in den letzten Jahrzehnten täglich Raketen auf Israel abgefeuert wurden haben Sie aber auch mitbekommen?

        • @TeeTS:

          Der Terroarstaat der Hamas war auch eine Klassengesellschaft.

          Die Anführer leben als Milliardäre in Katar, in Gaza gab es Luxusvillen, Malls und alles, was es in jeder Klassengesellschaft gibt.

          Die Hamas ist der palästinensische Ableger der Muslimbrüder, diese wurden 1928 in Ägypten gegründet. Da gab es noch keinen Staat Israel.

          Die Hamas will erklärtermaßen keinen Staat aufbauen, sie will ein Kalifat, das judenfrei ist.

          Spätestens beim Abzug Israels aus Gaza hätte man ein Touristenparadies aufbauen können, die Investoren standen Gewehr bei Fuß.

          Das wollte man nicht, wollte man nie, man will Israel zerstören, thats's all.

          Und jetzt kommt die Rechnung.

      • @Jim Hawkins:

        Danke!