Luftwaffenübung der Nato: Besser Diplomatie statt CO2-Orgie
Das Militärmanöver "Air Defender" löst keines der Probleme in der Ukraine. Zielführender wären Gespräche.

Air Defender“ hat begonnen – und über den Zweck des Militärmanövers wird kein großes Geheimnis gemacht: Es geht darum, Russland abzuschrecken. Der Schock über den russischen Angriff auf die Ukraine sitzt tief, da kommt die Nato mit einer 2018 geplanten Militärübung gerade recht.
An dieser Stelle sollte man aber daran erinnern, was vor einem Jahr genau passiert ist: Putin hat die Ukraine überfallen, ein vermeintlich leichtes Opfer (da hat er sich schwer getäuscht). Ein Nachbarland, das nicht mehr Teil der russischen Einflusssphäre sein wollte und jetzt bereit ist, sich genau da rauszukämpfen. Putin hat aber kein einziges Nato-Land angegriffen, das unter Bündnis-Beistand und Atomschirm steht. Und es gibt auch aktuell null Anzeichen – zum Glück! -, dass er das vorhätte.
Was soll also ein Nato-Manöver in Deutschland? Der Überfall auf die Ukraine hat genug Probleme geschaffen, und zwar zuerst für die Ukraine. Hier muss geholfen werden: erst den Flüchtlingen, dann beim Wiederaufbau des zerstörten Landes. Auch dass die Bundesregierung Waffen liefert, kostet übrigens Geld. Schließlich braucht es hohe Investitionen in die Energiewende, damit Deutschland ohne Erdgas aus Russland auskommt. „Air Defender“ löst keines dieser Probleme, kostet aber und schädigt zivile Wirtschaft und Umwelt. Es ist auch eine große CO2-Orgie.
Zur Beendigung des Krieges in der Ukraine trägt „Air Defender“ gar nichts bei. Viel zielführender wären dazu neue diplomatische Initiativen. Kanzler Olaf Scholz hat ja immerhin angekündigt, „demnächst“ mit Putin reden zu wollen. Und, ja, niemand weiß, wann und wie Diplomatie Erfolg haben kann, wenn der Kreml Verhandlungen nur Absagen erteilt und sein Militär weiter im Nachbarland wütet. Das macht sie aber nicht überflüssig.
Die Alternative dazu ist, dass der Krieg noch Jahre weitergeht. Der Blutzoll der ukrainischen Soldaten wird hoch sein, der Erfolg ist ungewiss, wie erste zerstörte Leopard-Panzer zeigen. Dieses Gemetzel zu verhindern, sollte wenigstens versucht werden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alles zur Bundestagswahl
Lindner und die FDP verabschieden sich aus der Politik
Sauerland als Wahlwerbung
Seine Heimat
Pragmatismus in der Krise
Fatalismus ist keine Option
Erstwähler:innen und Klimakrise
Worauf es für die Jugend bei der Bundestagswahl ankommt
Totalausfall von Friedrich Merz
Scharfe Kritik an „Judenfahne“-Äußerungen
Wahlergebnis der AfD
Höchstes Ergebnis für extrem Rechte seit 1945