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Kritik an ARD und Didi HallervordenDas träge und schwerfällige Walross

Ann-Kathrin Leclere
Kommentar von Ann-Kathrin Leclere

Didi Hallervorden macht einen rassistischen Witz. Der ARD misslingt es, ihn zu erklären. Wie will sie so neue ­Zuschaue­r*in­nen erreichen?

Nicht mehr zeitgemäß – und rassistisch: Dieter Hallervorden in der ARD Foto: Christoph Soeder/dpa

W äre die ARD ein Tier, sie wäre wohl ein schwerfälliges, gelbzahniges Walross. Das Bild passt nicht nur zum aktuellen Zustand der Anstalt, sondern auch symbolisch zu ihrem Jubiläum: 75 Jahre alt wurde die ARD in diesem Jahr – gefeiert wurde das in einer großen Gala.

Sechs Millionen Menschen schalteten ein, laut Programmdirektorin Christine Strobl war es „ein Abend, der Millionen berührte“. Moderator Kai Pflaume schaute mit Gästen wie Barbara Schöneberger, Günther Jauch und Ingo Zamperoni auf ein dreiviertel Jahrhundert ARD-Geschichte. Laut Strobl habe die Show aber nicht nur Erinnerungen gefeiert, sondern neue geschaffen.

Rückwärtsgewandtheit der Sendeanstalt

Von den neuen Erinnerungen und vielleicht auch mal ein paar neuen Ideen für die Sendeanstalt hätte man sich mehr gewünscht. Stattdessen zeigte sich an einem Sketch besonders deutlich eine Rückwärtsgewandtheit der schwermütigen Sendeanstalt. Ein mittlerweile fast 50 Jahre alter Sketch von Dieter Hallervorden wurde in einer Neuauflage gezeigt: Der 89-Jährige, eine feste Größe des öffentlich-rechtlichen Humors vergangener Jahrzehnte, präsentierte „Nonstop Nonsens“. Die Pointe: Hallervorden, im Sträflingsanzug, sitzt im Knast, und unterhält sich mit einem anderen Häftling.

Warum er einsitzt? Er habe die mittlerweile nicht mehr verwendeten Worte für den Schaumkuss und Paprikaschnitzel verwendet. Der Witz, dass Sa­ti­ri­ke­r:in­nen das Maul verboten wird, wurde schon tausendmal, etwa von Dieter Nuhr, auf der Bühne verarbeitet und ausgelutscht.

Gerade in Zeiten, in denen Reformen für die Sendeanstalt bitter notwendig sind, um zukunftsfähig zu bleiben, muss sich die Sendeanstalt überlegen, welche Gesichter für sie stehen sollen.

Hallervorden fügte aber neu das N-Wort und das Z-Wort ein und machte ihn damit eben auch noch rassistisch. Warum? Hallervorden sagt in einem Statement auf Instagram, dass er nicht zensiert werden möchte. „Woke Menschen von heute versuchen ängstlich, nicht aus der Reihe zu tanzen“, so Hallervorden. In dem Versuch, bestimmte Worte nicht mehr zu benutzen, sieht der Satiriker eine Verfehlung, sich mit den echten Problemen unserer Zeit auseinanderzusetzen.

Rassistische Witze bei der ARD

Wer sich aber tatsächlich damit hätte auseinandersetzen können, ob sie in ihrer Jubiläumsshow einen nicht nur ausgelutschten, sondern auch rassistischen Witz haben möchte, ist die ARD selbst. Gerade in Zeiten, in denen Reformen für die Sendeanstalt bitter notwendig sind, um zukunftsfähig zu bleiben, muss sich die Sendeanstalt überlegen, welche Gesichter für sie stehen sollen.

Und sie hätte es auch locker tun können, denn die Szene wurde Tage vorab aufgezeichnet – die ARD hätte sie also problemlos herausschneiden, ändern oder einen Disclaimer einfügen können. Tat sie aber nicht. Hallervorden habe in seiner Rolle als Häftling überspitzt den Wandel der Sprache thematisiert und dabei Begriffe verwendet, „die heute aus guten Gründen nicht mehr zeitgemäß sind – in diesem satirischen Kontext jedoch bewusst als Provokation gesetzt“, gab die ARD-Programmdirektion auf taz-Anfrage bekannt. „Die ARD spricht sich gegen Rassismus aus und steht für Vielfalt sowie Kunstfreiheit“.

Im Nachgang der Jubiläumsfolge eröffnete sich wegen Hallervordens Worten eine altbekannte Debatte: Was darf Kunstfreiheit? Wie viel Nostalgie ist noch schön? Und vor allem sollte aber auch gefragt werden: Was darf die ARD sich leisten, wenn sie nicht in die Bedeutungslosigkeit rutschen will?

Bewährte Gesichter statt mutiger Impulse

In dieser Szene verdichten sich viele der aktuellen Probleme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die ARD klammert sich an bewährte Gesichter, statt mutige neue Impulse zu setzen. Sie will an der Vergangenheit festhalten, statt sich aktiv der Gegenwart zu stellen, und verwechselt dabei wieder mal Kontinuität mit Stagnation.

Dass Hallervorden nach der Sendung das Wortverbot durch die woke Kultur kritisierte, passt ins Bild. Genauso wie seine frühere Positionierung gegen das Gendern, das er eine „Vergewaltigung der Sprache“ nannte. Die ARD lud sich also nicht nur eine überlebte Figur ein – sie gab ihr auch die Bühne, eine überholte Haltung zu zelebrieren.

Dabei gäbe es genug Gründe für Selbstreflexion. Die Zuschauerzahlen selbst beliebter Formate wie „Tatort“ gehen seit Jahren zurück. Talkshows verlieren an Relevanz, Mediathekenzugriffe können das kaum ausgleichen. Der Senderverbund steckt in einer massiven Strukturkrise. Finanzskandale wie beim RBB, die problematische Personalpolitik im Fall Thilo Mischke und die sinkende Nutzung durch junge Menschen verdeutlichen: So wie bisher kann es nicht weitergehen.

Weniger Nostalgie, mehr Strategie

Die ARD braucht eine klare Strategie – keine nostalgischen Geburtstagsfeiern. Sie muss Fehlerkultur zeigen, sich öffentlich mit kritischen Fällen auseinandersetzen und den gesellschaftlichen Wandel nicht als Gefahr, sondern als Chance begreifen. Die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist heute wichtiger denn je – gerade angesichts von Desinformation, rechter Propaganda und politischem Druck. Aber dafür reicht es nicht, auf Bühnen zu sitzen und über „verbotene Wörter“ zu spotten. Es braucht eine neue Generation, neue Formate und vor allem: den Mut zur Veränderung.

Wenn die ARD das schafft, dann klappt vielleicht auch der Wandel – vom träge daliegenden Walross zum wachsamen Wachhund.

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Ann-Kathrin Leclere
Aus Kassel, lange Zeit in Erfurt gelebt und Kommunikationswissenschaft studiert. Dort hat sie ein Lokalmagazin gegründet. Danach Masterstudium Journalismus in Leipzig. Bis Oktober 2023 Volontärin bei der taz. Jetzt Redakteurin für Medien (& manchmal Witziges).
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51 Kommentare

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  • Tatsächlich ist die ARD alt, träge und bedeutungslos geworden.



    In ihren Radioprogrammen dudelt sie den Privatsendern hinterher, in ihren Fernsehprogrammen soapt und kalauert sie den Privatsendern aus den 1990ern hinterher.

    Macht die ARD mal tatsächlich was Satirisches ("Die Omma als Umweltsau"), lässt sie sich vom Braunen Pöbel nieder schreien und zieht den Schwanz feige ein.



    In der ARD hat halt nur niederträchtige Minderheiten verachtende, nach unten tretende oder rassistische "Satire" ein Zuhause.

    Neue, interessante und durchaus intelligente Formate kommen heutzutage tatsächlich aus den Privatsendern.



    Man denke etwa an "Joko & Klaas gegen ProSieben", wo sie ihre gewonnenen 15 Minuten Sendezeit etwa für Aufklärung zu Femiziden nutzten.

  • Dieser Sketch war keine echte Satire. Nur überspitzte Realität. Den Deutschen wird der Mund verboten. Man muss nicht hinter allem etwas negatives vermuten. Ich liebte mein Matschbrötchen ohne Hintergedanken. Ebenso das leckere scharfe Schnitzel ohne Hintergedanken. Hintergedanken werden von bösen Rhetorikern konstruiert.

  • Hallervordens Sketche sind sowieso nicht gut gealtert. Jetzt stilisiert er sich auch noch zum Opfer. Ist es so schwer, die Begriffe nicht zu benutzen? Das hat einfach was mit Respekt zu tun. Niemand verbietet es Hallervorden. Aber man würde sich halt mehr Grips wünschen, auch von alten Männern.

  • In einer Auflistung aktueller öffentlich-rechtlicher Verfehlungen die, von Grünem Spitzenpersonal billigend in Kauf genommene, gezielte publizistische Vernichtung des Politikers Stefan Gelbhaar auszulassen, lässt den moralischen Zeigefinger der Autorin beim Ausstrecken verdorren.

  • Der nette alte Herr Hallervorden, könnte auf großer Bühne mal wieder seine Gesinnung verbreiten.



    Das hat nix mit Alterssenilität zu tun. Nein, das ist seine Lebensphilosophie, die er seit Jahrzehnten mit sich rumträgt. Kollegen des klassischen Kabarett haben ihn dafür verabscheut. Und zu Recht!

  • Es ist halt manchmal ein schmaler Grat zwischen sinnvoll bzw. nachvollziehbar und nicht nachvollziehbar bis lächerlich.

    Gestern hab ich vom G-Wort gelesen. Was ich nicht nachvollziehbar finde. Wahrscheinlich kommt demnächst das A-Wort dazu, würde thematisch zumindest passen.

    Hallervorden hat manche Leute getriggert mit Worten, bei denen ich persönlich gut finde, dass sie nicht mehr im allgemeinen Sprachgebrauch sind. Er zeigt aber auch das die Grenzen fließend sind und wahrscheinlich auch bei den nachdenklichsten irgendwann überschritten sein könnten. Des Weiteren besteht eine Gesellschaft halt auch aus unterschiedlichen Menschen, was zu Diskussionen führt und was gut so ist.

  • Man kann Hallervorden und seinen Humor jetzt als gestrig und überholt ansehen und diesen Spot als mimimi empfinden, das ist jedem selbst belassen. Aber der Artikel ist doch wirklich genau wie bestellt und serviert.



    Denn er hat natürlich keinen "rassistischen Witz" gemacht. Er hat zwei rassistische Wörter benutzt, sicher. Aber eben in einem speziellen Kontext. Er hat sie nicht benutzt, um irgendeinen Menschen herabzuwürdigen oder zu beleidigen, sondern um genau diejenigen zu triggern, die Sprache eben nicht mehr im Kontext betrachten können und wollen.



    Und natürlich kann man das für sich auch ablehnen. Aber quasi zu fordern, dass die ARD den Spot doch bitte herausschneiden oder wenigstens zensieren hätte sollen, ist dann genau das was er anprangert und was nicht wenige als Sprachpolizei empfinden.

  • "Die ARD klammert sich an bewährte Gesichter, statt mutige neue Impulse zu setzen."



    Es war eine Jubiläumssendung zu 75 Jahren ARD.



    Natürlich darf dort einer der letzten Stars der großen ARD-TV-Ära aus den 70er Jahren auftreten.



    Die Autorin kann ja Hallervorden und seinen Humor doof finden, dass er aber in solch einer Jubiläumsgala auftritt, kann man nicht ernsthaft kritisieren.

  • Herr Hallervorden ist in bester Gesellschaft, und nicht nur in der von alten weißen Männern...: www.youtube.com/watch?v=v32zQTd7JwA

    Ich bin Migrant der zweiten Generation, habe D.H. noch Ende der 1970er Jahre mitbekommen, war ein Fan von "Didi".



    Zufällig bin ich am Samstag Abend über die Show gestolpert, schaue ansonsten fast kein TV mehr, da ich eine "biodeutsche Perspektive" einnehmen müsste, um nicht kotzen zu müssen... aus dieser Perspektive habe ich jahrzehntelang deutsches Fernsehen angeschaut. Egal ob in Fernsehfilmen, Shows oder Serien, die Welt war und ist immer noch weiß!! Und so auch am Samstag Abend. Der "gute" Holländer Rudi Carell, dann Sepp Maier, Lothar Matthäus und Schweinsteiger.... Als Hallervorden kam, habe ich abgeschaltet, konnte mir die Standing Ovations nicht ansehen.



    Habe dann gestern zufällig über den Sketch erfahren und mir angeschaut. Mir ist das Kotzen gekommen, auch über die Kommentare in youtube, fast in allen wurde der Mut von D.H. gelobt, schrecklich und frustrierend!!!

  • Ich habe diese Sendung auch zu einem kleinen Teil gesehen und unglücklicherweise auch diesen Sketch mit ansehen müssen. Entgegen so manchem, der hier anders argumentiert, frage ich mich, wem tut es wohl mehr weh, einem Betroffenen, der tagtäglich rassistische Sprüche ertragen muss oder einem alten weißen Mann, der einfach solche mal sein lässt? Vielleicht kann sich jede*r der hier Kommentierenden mal darüber Gedanken machen. Ansonsten muss ich feststellen, dass die ÖRlichen allgemein ein Problem mit der Sprache haben. Wer regelmäßig die Nachrichten in den Apps von rbb und Tagesschau liest, wird feststellen, dass es kaum eine Nachricht gibt, in der nicht mindestens ein oder mehrere orthographische oder grammatische Fehler drin sind, oftmals bis zur inhaltlichen Unkenntlichkeit der Sätze. Sprache verroht zum einen wie bei den Herren Hallervorden und Nuhr und verkommt wie in den geschriebenen Nachrichten.

  • Ich hatte es gehört und dachte "naja, ist halt Hallervorden" und nicht weiter drüber nachgedacht. Garnicht erst ignorieren. Ich kann mich auch nicht jedesmal aufregen wenn jemand "Gästin" sagt.



    Was mich mehr entsetzt hat ware der Sketch selber, der nicht wirklich gut gealtert war, um nicht zu sagen "Cringe". Kein Wunder dass davon nur "Palimpalim" überlebt hat.

  • "Was darf die ARD sich leisten, wenn sie nicht in die Bedeutungslosigkeit rutschen will?"

    Genau dies und vieles mehr davon. Denn nur wer polarisiert der lebt und über den wird gesprochen. Alles andere ist Einheitsbrei und wird zurecht kaum noch eingeschaltet.

  • Oben in der Themenleiste gibt es jetzt neben "USA unter Trump" und "Klimawandel" einen Reiter zum Thema "Didi Hallervorden". Ist das nicht ein bisschen drüber?

  • "Es braucht eine neue Generation, neue Formate und vor allem: den Mut zur Veränderung."

    Oder doch nur Mut zur Angepasstheit?

  • " Die ARD lud sich also nicht nur eine überlebte Figur ein – sie gab ihr auch die Bühne, eine überholte Haltung zu zelebrieren."

    Frei nach Hans Immer (Didi der Doppelgänger): "Das ist nur Ihre Meinung". Wie ist die Meinung des Publikums im Allgemeinen dazu?

  • Als Provokation innerhalb der Kunst kann es meiner Meinung nach genutzt werden. Der Künstler selbst, Herr Hallervorden, hat aber im Anschluss mit seiner Erklärung (bspw. "woke") genau gezeigt, welchen Flügel er bedienen will und welcher Fraktion er angehört.

    Kunst/Satire darf nicht im Nachhinein vom Künstler erklärt werden. Es muss für sich alleine stehen und Kritik aushalten können. Rammstein hatte es bspw. über Jahrzehnte geschafft, dem Wunsch nach Stellungnahme, Einordnung, Erklärung usw. zu trotzen. Bis sie an einer bestimmten Stelle gedacht haben, sich und ihre Band eindeutig erklären zu müssen. Aus künstlerischer Sicht IMHO ein Fehler, zumal ihre Kunst ohnehin richtig gedeutet wurde.

    Wenn Kunst vom Künstler erklärt wird, wird es cringe. Dass das nicht sonderlich intelligent ist, hat Herr Hallervorden dann noch einmal bewiesen.

  • Herr Hallervorden hat als alter weißer Mann den Mittelfinger gezeigt. Die Adressaten sind klar und melden sich darüber hinaus gerade von selbst. Muss einem nicht gefallen, man muss auch nicht lachen, aber tolerieren muss man das schon. So ist das mit der Satire.

  • Es war ein satirischer ("überspitzter") Sketch, darüber, was passiert, wenn man einer selbsternannten Sprachpolizei nicht folgt.

    Bitte etwas mehr Gelassenheit, auch wenn es wehtut, wenn man selbst Gegenstand von Satire wird.

  • Der Denkfehler besteht darin, das die Verfasserin und die Anhänger einer Gendergerechten Sprache für sich die Deutungshoheit beanspruchen was rassistisch ist und ob ein Beitrag gendergercht okay ist oder nicht.



    Das ist genau das, was 80% der Bevölkerung auf die Palme bringt -Stichwort "Sprachpolizei". Es steht jedem frei da mitzumachen, hier wird aber wieder entrüstet Zwang verlangt.

    • @Krumbeere:

      Die Sprachpolizei wird von der CSU betrieben, die etwa Gendern bei Behörden oder Öffentlichem Dienst verbieten will.



      Und da kommt dann eher ein Disziplinarverfahren oder andere bösen Folgen.

      Frage: In welchem Knast sitzt Didi tatsächlich ein, nachdem er weder gendert noch auf Z- oder N-Worte verzichtet? Welche Geldstrafen hat er dafür bezahlen müssen?

    • @Krumbeere:

      Korrekt, die genannten Begriffe wurden von der breiten Bevölkerung überhaupt nicht rassistisch verwendet. Vor allem gilt das für "Indianer". Der Begriff war sogar immer positiv konnotiert ("Indianer-Ehrenwort").



      Für viele Menschen sind die Begriffe allenfalls "altbacken", aber nicht rassistisch.

  • Moin Moin,



    Habe ich nicht vor kurzem erst aufhorchen müssen, als ich mir bei DLF anhören musste, dass viele zuschauen umschalten wenn das Wort Klimawandel fällt?



    Ich habe so gut wie Niemanden in meinem Umfeld, der nicht sofort Thema wechselt, sobald man kritische Themen anspricht.



    Außer es geht um Linksextremismus. Das sprudelt es nur so raus, als ob man eine gut geschüttelte, lauwarme Cola Flasche aufdreht.

    Gruß



    Roberto

  • An alle, die gerne weiter Negerkuss oder Zigeunerschnitzel verwenden müssen oder wollen, mal der Vergleich: würden alle "Westdeutschen" die ostdeutschen Mitbürger immer nur und fortlaufend als "Jammerossis" schimpfen, was manche bestimmt denken, gäbe es wahrscheinlich einen Aufschrei im Osten des Landes. Der Vergleich hinkt, aber er zeigt, daß die Betroffenen Ihre subjektive Wahrnehmung haben und die sollte man respektieren. Objektiv wäre es auch falsch, aber objektiv sind ja nur die Wenigsten. Da kann man lernen, Herr Hallervorden, und muß sich nicht beschweren, daß man nicht mehr respektlos gegenüber Mitmenschen sein sollte. Das hat auch nichts mit Satire zu tun, sondern eher mit Starrsinn. Dass wir uns mit den ganzen Amerikanismen herumschlagen müssen, ist für mich genauso anstrengend, aber ich stelle deshalb die demokratische Redefreiheit nicht in Frage. Außerdem, Didi Hallervorden, über ihn konnte ich schon vor 30 Jahren nicht lachen...

    • @Gastone:

      Der Unterschied ist, das Negerkuss oder Zigeunerschnitzel völlig gängige und meist nicht abwertend benutzte Begriffe waren, im Gegensatz zu "Jammerossis".

      • @drafi:

        Neger und Zigeuner sind aber nun mal abwertende Begriffe. - ganz unabhängig davon, ob man das "früher" so gemacht hat.



        "Früher" - in den 70ern - gab es auch noch "die Kanacken" oder "Hakennase" ... -

        Warum halten sich Menschen immer an solchen Worten fest ? Was kostet es, seine Worte gelegentlich mal anders zu wählen ? Es hat etwas mit Respekt zu tun, und nicht mit Sprachpolizei.



        Und man sollte auch immer etwas darauf achten, welche Freunde man bei welcher Aussage hat. Und dann einfach mal die Klappe halten.

      • @drafi:

        Meine Güte, das N-Wort und das Z-Wort waren zu Zeiten „normal„, die lange her und auch nicht so doll waren. Finde das Beispiel mit Jammerossis ganz gut. Wenn jemand nicht als jammerossi bezeichnet werden will, würde ich das doch auch respektieren. Selbst wenn ich persönlich den Begriff nicht schlimm finde und von ihm nicht betroffen bin.

      • @drafi:

        Völlig gängig ?



        Wohl für NICHTBETROFFENDE Mitbürger...

      • @drafi:

        vielleicht sollten Sie den Betroffenen die Deutungshoheit darüber lassen, was abwertend ist und was nicht ...

  • Es besteht ein großer Unterschied zwischen einem rassistischen Witz und Satire. Natürlich kann man diese Art von Satire für pietetslos halten - Recht scheint Hallervorden aber durchaus zu haben mit deiner Feststellung zu haben, dass unsere Gesellschaft sich oft über kleinen (sprachlichen) Dinge mehr aufregt als über die großen Probleme der Welt.



    Anstatt die öffentlich-rechtlichen zu kritisieren sollten wir uns darüber freuen, dass auch noch im Jahr 2025, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, nicht zensiert wird.

    • @Alexander Schulz:

      Man kann’s auch so sehen, dass Hallervorden statt mutig wirkliche Probleme anzusprechen auch nur auf Kulturkampf setzt, womit er seine Peer group hinter sich hat und sich als Opfer stilisieren kann.

  • Wer hier versucht, die Verwendung rassistischer und xenophober Begriffe zu reaktivieren, ist kein deit besser, als jene ewig gestrigen beim ARD, die nicht verstehen wollen, oder können, dass Reproduktion rein gar nichts mit Aufklärung zu tun hat. Hallervorden ist ein weißer, von Rassismus und xenophober hierzulande nicht betroffener Mann, dem es noch cht zusteht, zu entscheiden, wann Rassismus OK ist und wann nicht.

    Das N-Wort in verschiedenster Form hat mein ganzes Leben lang immer wieder für schmerzhafte Erfahrungen gesorgt und gehört schlichtweg nicht in weiße Münder und schon gar nicht ins öffentlich-rechtliche Fernsehen. Ich nehme an, dass jene, die in mittels des Z-Wortes beleidigt, ausgegrenzt und erniedrigt wurden und noch immer werden, es ähnliche sehen.

    Hier als verantwortlicher Sender und auch als aus Menschen bestehende Redaktion keine Einsicht und Entschuldigung anzubieten, ist umso fataler, jedoch nicht wirklich überraschend.

    Hier ändert sich langfristig nicht viel und Unsereins wird immer wieder daran erinnert, wo uns die uns umgebende Mehrheitsgesellschaft gerne hätte, nämlich stillschweigend im Hintergrund, gerne beim Putzen, Kochen, Pflegen, aber bitte still.

    • @PopsTheRacoon:

      👍👍

    • @PopsTheRacoon:

      *relativieren, nicht reaktivieren

  • Das ständige Bashing des Öffentlich Rechtlichen halte ich für (hier ausgerechnet an diesem Hallervorden-Sketch aufgehängt) weder für zielführend noch angebracht.



    Wenn man sich in der Katastrophenwelt der Medien weltweit umschaut, sollte man begreifen, wie es ohne die Vielfalt dieses aussähe. Für noch nicht mal 20€ gibt es unzählige (von den Mediatheken unterstützte) Hilfestellungen“, der Verdummung entgegen zu wirken (und wird auch nicht durch auch ihre Berechtigung habende Unterhaltungsanteile verhindert). Man muss sie nur aufrufen.



    Um sich #Aurego anzuschließen „…. nimmt der eigentlichen Debatte zu Rassismus und Fremdenhass die Ernsthaftigkeit. ….“



    Schaumküsse u. ä. sind wahrhaftig nicht das eigentliche Übel unseres Landes.

    • @snowgoose:

      Und richtig dicke Gehälter und Sonderpöstchen für die Amigos gibt's sogar noch obendrauf für nicht mal 20 Euro.



      ...Ach Moment, das war für die Funktionäre.

    • @snowgoose:

      Ja, aber man sollte zwischen destruktiver und konstruktiver Kritik unterscheiden. Die Kritik der Autorin ist konstruktiv. Sie will ja gerade ÖRR davor bewahren, in die Bedeutungslosigkeit abrutschen.



      Diese Diskussion über Sprachverbote sind ein Übel, wenn der Kontext Rassismus ist. Wer Meinungsfreiheit über Rassismus stellt, hat Rassismus und Meinungsfreiheit nicht verstanden. Rassismus und Antisemitismus sind in der europäischen Kultur tief verankert. Sprache formt Wirklichkeit. Die Sprache müssen wir verändern, auch durch öffentlichen Druck, damit Rassismus und Antisemitismus überwunden werden. Satire sollte dieses Übel nicht fördern. Hallervorden bzw. sein satirischer Beitrag fördert einerseits Rassismus (ja auch Antisemitismus, da Rassismus und Antisemitismus viele Schnittstellen haben) und anderseits mit dem Begriff "woke" auch noch rechte Narrative. Das sind doch gerade riesige Probleme dieses Landes.

  • " ... Gerade in Zeiten, in denen Reformen für die Sendeanstalt bitter notwendig sind, um zukunftsfähig zu bleiben ..."

    Genau so macht sich die ARD zukunftsgähig, leider ist das der Zeitgeist!

    Aber es ist schade, dass man den Sketch im Orignal, auf jeden Fall nicht nicht so einfach, findet. Nur so wäre eine echte Debatte möglich. Auch wenn die beiden Wörter dann noch zigmal mehr aus Handylautsprecherm quäcken ... es sind Wörter und nicht der Teufel.

  • Didi Hallervorden reihe ich in die reaktionäre Liga ein, in der auch Stefan Raab oder Thomas Gottschalk spielen. Sie alle sind Relikte einer vergangenen Epoche, in der (Alltags-) Rassismus oder Sexismus okay waren.

    • @Ice-T:

      Ach Sie meinen bei den Comedians der jüngeren Generation wird nicht auf dieser Klaviatur gespielt? Satire darf und muss wehtun, gerade wenn es Menschen gibt die dies rassistisch oder sexistisch empfinden.

  • Wir sollten es mit der lexikalischen Sezierung dessen, was in einem Sketch läuft, den ein 89-jähriger Hallervorden schon zigmal gespielt hat (und der in den vielen Jahren nicht besser geworden ist), nicht übertreiben. Wenn man sich inzwischen z. B. zu der Meinung versteigt, man dürfe den Kanon C-A-F-F-E-E nicht mehr singen, weil er weiter hinten rassistisch werde, ist das weit über das Ziel hinausgeschossen und nimmt der eigentlichen Debatte zu Rassismus und Fremdenhass die Ernsthaftigkeit.

    • @Aurego:

      Bei deinen Beispiel geht es nicht um dich sondern um Muslime. Achtsame Sprache ist nicht dazu gedacht, dir etwas zu nehmen, sondern um Respekt zu zeigen und zur Reflektion.

      • @Systemknecht:

        Wie gesagt: Übertreibungen werden keine Akzeptanz fördern und nehmen den Themen die Ernsthaftigkeit.



        Wegen eines Strebens nach "achtsamer Sprache" Texte, die mindestens 100 Jahre alt sind, umzuschreiben oder der damnatio memoriae zu überlassen, ist Nonsens.

  • Ich mag nicht super-viel von Molière und so gelesen haben. Aber wenn man also einen Mann aus der höheren Gesellschaft darstellen möchte, welcher da in seiner sonst heilen Elfenbeinturm-Welt nicht mitbekommen hat, dass es zu Morden gekommen ist, wie z.B. an Amadeu Antonio, und so: "Oh weh mir, dem Herrn, dass ich da an einer Weiterentwicklung der Gesellschaft teilnehmen soll!", da könnte man sowas wohl besser in Szene setzen.

    So oder so, als Familienabend kann ich mir was besseres vorstellen. Bei dem Thema, wird RBB zum preußischen öff. Rundfunk, oder ganz neu?

  • Hallervorden ist schon ein kluger Ex-Kabarettist, bei allen Alterserscheinungen. Er hält hier aber gegen eine Zeithaftigkeit, die gar keine ist.



    Natürlich kann mensch sich wundern, wie manche einen halbreligiösen Sprachzauber abhalten, aber die realen Ungleichheiten gar nicht angehen. Aber sich als verfolgt darstellen, passt nicht. Gerade mit Trumps Meinungsdiktatur in die andere Richtung gerade.

    • @Janix:

      Ja der Hallervorden war klug, immer die Fahne in die richtige Richtung zu drehen.. Er war Spaßmacher aber kein Kabarettist. Das wäre eine Beleidigung für all die, die mit Überzeugung Kabarett gemacht haben.

      • @Maxdax:

        Was sind Die Wühlmäuse? Sind das keine Kabarettisten?

  • Ich denke, statt "schwermütig" war wohl "schwerfällig" gemeint, denn eine weltschmerzverhangene, melancholische ARD könnte ja sogar noch was Interessantes sein. Ansonsten aber eine gute Analyse des verkrusteten Zustands des alten Tankers. Der peinliche alte Onkel an der Kaffeetafel ist dabei eher noch ein geringes Problem. Zuviel Talk & Tatort schon eher eines. Dies und Listicle-TV wie "Die schönsten 20 so und so" und "Die besten 20 so und so" werden weder junge noch ältere Zuschauer begeistern. Zum Glück gibt es Arte. Dort sogar Kino und gute Serien.

  • Das war Satire...und wenn für Bohmermann gilt, dass diese alles darf, dann gilt das für die Äußerungen von Hallervoll erst recht. Und warum sollte man in einem satirischen Sketch nicht Negerkuss und Zigeunerschnitzel sagen?

    • @WederLinksNochRechts:

      Weil provokantes beleidigen von Minderheiten ganz einfach keine Satire ist, sondern eben nur plumpes beleidigen, unter der Prämisse, dass man das ja immer schon so gesagt hätte. Das geseiere eines senilen Rassisten-Didis ist genauso dumm und abstossend, wie Ihr Kommentar, wo die Begriffe absichtlich nochmal provozierend untergebracht werden mussten.

  • Denn gesellschaftlichen Wandel sehen wir doch am Wahlergebnis: die Mehrheit will CDU/CSU oder sogar noch weiter rechts.



    Je mehr Leute sich genervt fühlen, um so schlimmer wird der Backlash. Wollen wir das wirklich?

  • Kein Mitleid. Nicht mit Dieter Hallervorden und auch nicht mit der ARD.