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Islamisten-Demo in HamburgAlle Faschos sind gleich

Andreas Speit
Kommentar von Andreas Speit

In Hamburg demonstrierten am Wochenende Islamisten. In ihrer Sehnsucht nach Autorität und Tradition ähneln sie den Reichsbürgern um Prinz Reuß.

Die Islamisten-Demo macht kein Geheimnis daraus, wo es politisch hingehen soll Foto: Blaulicht-News/imago

E in selbst gemaltes Plakat mit klarer Ansage: „Kalifat ist die Lösung“. In Hamburg riefen am vergangenen Samstag über 1.000 Menschen nach einer islamischen Regierungsform. Sie hatten vorgeblich gegen Islamfeindlichkeit in Politik und Medien demonstriert. Aber ihre Kritik beschränkte sich nicht auf rechte und rechtsextreme Tendenzen in Parteien und Netzwerken, Zeitungen und Blogs. Den Demonstrierenden sind Diversität und Liberalität ebenso verhasst wie der Wandel der Geschlechterrollen.

Ein Plakat glich einem Offenbarungseid: „Deutschland = Wertediktatur“. Ausgerechnet in dieser „Diktatur“ konnte die Demonstration ausgerichtet werden. Die Grundrechte garantierten die Zulassung. Diese freiheitlichen Rechte schienen den Teilnehmenden im Hamburger Stadtteil Sankt Georg offensichtlich zu frei. Sie skandierten lieber „Allahu Akbar“ – „Gott ist groß“. In Gesellschaften, in denen Gott aber groß ist, ist das Individuum klein.

„Die Kritik an der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik“, konstatierte Karl Marx schon 1843. Der Ansatz kommt über 180 Jahre später in fundamentalistisch-religiösen Milieus immer noch einer Gotteslästerung gleich.

Der Anmelder der Kundgebung soll der Gruppe „Muslim Interaktiv“ nahestehen. Diese Gruppe gilt als gesichert extremistisch und zutiefst antisemitisch. Sie steht der verbotenen islamistischen Organisation Hizb ut-Tahrir nahe. Diese würde schon lange für die Einführung eines Kalifats werben, erklärte die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Lamya Kaddor. Ein Vereinsverbot von Organisationen, die der Hizb ut-Tahrir naheständen, sei dringend geboten.

Hass führt zu Hass

Ein Verbot dürfte die Islamisten nicht zum Umdenken bewegen, aber ihren Handlungsrahmen einengen. Sie selbst schüren aber auch den Hass und die Hetze gegen muslimische Menschen, die sie angeblich anprangern. Sie fordern genau das, was die vermeintlichen Retter des christlichen Abendlandes immer wieder als Bedrohung ausmachen: einen islamischen Gottesstaat auf deutschem Boden.

Hier, wo jede Moschee, jedes Minarett als Zeichen der „Überfremdung“ ventiliert wird, dürfte die Demonstration nun als Bestätigung popularisiert werden.

In ihrem Herbeisehnen eines Kalifats haben sie indes viel gemein mit Rechtsextremen, die das ehemalige deutsche Kaiserreich glorifizieren. Sie eint die vormoderne Sehnsucht nach einem autoritären Staat, in dem Hierarchien und Tradition bestehen, Männer Männer bleiben und Frauen Frauen.

Am Montag konnte man sehen, wohin dieser Pfad führt: im Falle der Reichsbürger um Prinz Reuß vor das Oberlandesgericht in Stuttgart.

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Andreas Speit
Autor
Rechtsextremismusexperte, Jahrgang 1966. In der taz-Nord schreibt er seit 2005 die Kolumne „Der Rechte Rand“. Regelmäßig hält er Vorträge bei NGOs und staatlichen Trägern. Für die Veröffentlichungen wurde er 2007 Lokaljournalist des Jahres und erhielt den Preis des Medium Magazin, 2008 Mitpreisträger des "Grimme Online Award 2008" für das Zeit-Online-Portal "Störungsmelder" und 2012 Journalisten-Sonderpreis "TON ANGEBEN. Rechtsextremismus im Spiegel der Medien" des Deutschen Journalistenverbandes und des Ministeriums für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt. Letzte Bücher: herausgegeben: Das Netzwerk der Identitären - Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten (2018), Die Entkultivierung des Bürgertum (2019), mit Andrea Röpke: Völkische Landnahme -Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos (2019) mit Jena-Philipp Baeck herausgegeben: Rechte EgoShooter - Von der virtuellen Hetzte zum Livestream-Attentat (2020), Verqueres Denken - Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus (2021).
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56 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Haha ich arbeite mit diesen jungen Menschen und wenn ich mal autoritär auftrete , was meinen sie wie dann immer gejammert wird.

  • "Sie skandierten lieber „Allahu Akbar“ – „Gott ist groß“."



    Soweit ich weiß, mir mitgeteilt wurde, sei die Parole allgemein im Islam gebräuchlich und keine, die ausschließlich von Islamist*innen verwendet wird.

  • Das war eine Mischung aus Schwurbeldemo ("Wertediktatur") und religiöser Veranstaltung - also politische Forderungen unterbrochen von Gebeten. Diese Gebete mussten natürlich alle mitbeten (auch die Muslime unter den Zuschauenden am Straßenrand). Und da die Gebete "wahr" sind, galt das dann für das Geschwurbel auch.

    Was mich aber wundert, ist, dass bei der Berichterstattung und Empörung über die "Kalifat"-Forderung niemand erwähnt, dass dieses für ein vereintes Arabien gefordert wurde ("mit einer Gerechtigkeit zwischen Juden, Christen und Muslimen"), nicht für Deutschland oder Europa.

  • Die Taz hat einfach die besten Überschriften, aber dass Linke Atheisten nun prinzipiell weniger Autoritäts- und Traditionsgläubig wären, wird und wurde durch die reale sozialistische Geschichte ja mehrfach widerlegt.

  • "Ich will Kalif sein, anstelle des Kalifen!" Sagte immer Isnogud.

  • "Ein Plakat glich einem Offenbarungseid: „Deutschland = Wertediktatur“."

    Ob ihnen die Ironie bewusst ist?

  • Auf der Homepage der Schura, dem Rat der Religionsgemeinschaften, ist eine Presseerklärung aus dem Jahr 2017 zu finden, in der es heißt: "Der SCHURA-Vorsitzende bezweifelt jedoch, dass breit angelegte Razzien und Vereinsverbote das adäquate Mittel seien. Die salafistische Szene beruhe nicht auf festen Organisationen, so dass Vereinsverbote kaum eine Wirkung hätten.



    „Mit den Razzien treffe man auch Unbeteiligte und Randfiguren und trage unter Umständen noch mehr zu deren Radikalisierung bei. Wesentlich zur Bekämpfung des Salafismus sei neben der ideologischen Auseinandersetzung eine gut strukturierte Präventions- und Deradikalisierungsarbeit. „Hier sind wir in Hamburg mit dem entsprechenden Netzwerk, in dem auch SCHURA mitwirkt, gut aufgestellt“ meint Mustafa Yoldas.

    Klingt erst einmal beruhigend, aber warum steht hier nicht, dass Islamisten, so weit sie der Schura bekannt sind oder werden, konsequent Hausverbot in allen Einrichtungen der Schura erhalten, stammt doch ein Teil der Islamisten möglicherweise aus den eigenen Glaubensgemeinschaften.

  • Da es junge Leute sind, nehme ich an, dass es sich rauswächst so wie annodazumal mit KBW,Maoisten und Stalinisten war und nur ein paar Plakate wie bei der KPD/ML übrigbleiben . Anders bei den Rechtsextremisten.

  • Hat man eigentlich von der Ampel etwas dazu gehört?



    Die AFDeppen lachen sich doch eine Ast ab.

  • Nur Männer. Das ist immer ein schlechtes Zeichen.

  • Der gravierende Unterschied ist, dass die Truppe um den Prinzen eher wie verwirrte Rentner aussahen. Auf der Demo hingegen war der altersdurchschnitt deutlich unter 30. Eine demografische bombe sozusagen.

    • @Sybille Bergi:

      Was die demografische Bombe angeht, da stimme ich ihnen zu.

      Was die verwirrten Rentner angeht, eher nicht:

      "Nach vorläufigem Ermittlungsstand wurden 362 Schusswaffen und 148.761 Munitionsteile sichergestellt sowie 347 Hieb- und Stichwaffen und 17 Sprengmittel."

      www.spiegel.de/pol...-81fe-79ef95c89574

      Damit kann man schon etwas anfangen, das ist wahrscheinlich mehr, als die RAF während ihrer ganzen Existenz in den Händen hatte.

      • @Jim Hawkins:

        Gilt wahrscheinlich auch für den NSU, nicht nur für die RAF.

        Als ich die ersten Pamphlete von denen gelesen hatte, dachte ich noch: "Mensch, was für Spinner. Das wird sich bestimmt totlaufen."

        So kann man daneben liegen.

        Mal sehen, was die Kalifatsanhänger in ein paar Jahren bringen.

        Wahrscheinlich haben die dann eine komplette Armee.

        Man lernt ja voneinander.

      • @Jim Hawkins:

        Die RAF und Fans waren auch U30. War das auch für Sie eine demographische Bombe oder sehen Sie das demographische Bombengedöns populistisch wie Thilo Sarrazin nur bei Muslimen?

      • @Jim Hawkins:

        Ja sicher kann auch eine verwirrte Rentnertruppe Schaden anrichten. Deshalb will ich die alten Kampfhaubitzen um Prinz Reuß auch gar nicht verharmlosen. Trotzdem sind die Zahlen alleine nicht sehr aussagekräftig. Man müsste schon wissen, um was für Schusswaffen und Munitionsteile es sich genau handelte, um die wirkliche Schlagkraft der vergreisten Haudegen zu bewerten. Wieviele PTP-Waffen, Armbruste, Flitzebögen, Vorderlader- und Museumsflinten sich unter den "Schusswaffen" befanden wurde nicht mitgeteilt. Die veröffentlichten Pressefotos lassen aber vermuten, dass da so gut wie nichts Waffen dabei war, mit denen sich eine Kampf gegen Antiterroreinheiten durchführen lässt.

  • Tradition und Autorität...



    Klingt für mich immer nach Anspruch auf Übergriff, Gewalt, Verleumdung, Schuldzuweisung bei gleichzeitiger Einschränkung von Handlungs- und Entwicklungsmöglichkeiten.



    Ist bis jetzt immer über kurz oder lang gescheitert.



    Richtet auf dem Weg zum Scheitern allerdings viel Unheil an.

  • Es wäre für den VS wichtig die Teilnehmer zu dokumentieren, wer ein Kalifat für die Lösung hält ist gefährlich für die Bürger jeden Landes.

    • @Tino Winkler:

      Das stimmt so natürlich nicht. Meinungsfreiheit, anyone?



      Gefährlich sind höchstens diejenigen, die Gewalt als Mittel zur Durchsetzung ihrer Lösung betrachten.

      Ein Plädoyer für Datenspeicherung von Bürgern bei der Ausübung ihres Demonstrationsrechtes hätt ich in der taz nicht erwartet. Die Welt ist weit gekommen.

    • @Tino Winkler:

      Ich hielt mich immer für weltoffen, auf der Hochzeit meines Sohnes waren 16!! Nationalitäten vertreten.



      Aber was die Islamisten sich hier herausnehmen, geht definitiv zu weit.



      Leider habe ich keine schnelle Lösung zu bieten, aber ich habe mich ja auch nicht zum Wohle des Volkes wählen lassen.

  • Und der Islamismus ist gegen Religionsfreiheit, insbesondere auch gegen einen liberalen und toleranten Islam. Da dürfen die deutsche Politik aller Ebenen und die Gesellschaft mal genauer schauen, wer Gesprächspartner ist und wer es sein sollte.

  • Allen diesen extremistichen "Weltrettern" geht es nur darum, selbst an die Macht zu kommen. Allmachtsgefühle sind super, und man kann sich auf Kosten "des Volkes" ein schönes Leben machen, auch wenn es nur kurz ist und die Welt dabei untergeht: Das ist Gottes bzw. des jeweiligen Diktators, Präsidenten oder Königs Willen. Nicht Gott hat den Menschen nach seinem Vorbild erschaffen. Hier irrt die Bibel. Es war umgekehrt! Aber die meisten Menschen möchten lieber an die Bibelversion glauben.

  • Islamisten glauben an ein höheres Wesen, welches allmächtig ist und mit dem sie über Gebete kommunizieren.

    Für den aufgeklärten Agnostiker ist das ein archaischer Kinderglauben, der aufgrund des zwangsläufigen Ausschlusses der Ungläubigen nichts Gutes bewirken kann.

    Gilt im Übrigen genau so für andere monotheistische Religionen.

    Wenn man sich die Lage in der Welt anschaut zeichnen sich religiöse Gesellschaften nicht gerade durch Friedlichkeit aus.

    • @testen:

      "Gilt im Übrigen genau so für andere monotheistische Religionen."



      Warum diese Einschränkung auf den Monotheismus?

    • @testen:

      Ein wenig Aufklärung für den aufgeklärten Agnostiker: Islamismus ist keine Religion. Islamismus ist eine religiös verbrämte Form des politischen Extremismus.

    • @testen:

      Sie setzten den liberalen Islam, das Judentum und Christen mit Faschisten gleich. Darüber sollten Sie nochmal nachdenken,

  • Zu den Vergleichen:



    Thörner, Marc, 2022, Rechtspopulismus und Dschihad, Hamburg Edition Nautilus, rezensiert in Sehepunkte 22 (2022), Nr. 1. sehepunkte.de/2022...fassung/36561.html



    und ein älterer Artikel von Detlev Khalid auf Aus Politik und Zeitgeschichte über einen der Vordenker des "Islamischen Staates": Abu ila Maududi, der war Pakistaner.



    "Maududi in Pakistan, einem eiskalten Autodidakten, dessen Islamofaschismus nicht der Systematik entbehrt." - während andere Formen von Frömmigheit, die der Sufi-Mystik im Westen viel weniger bekannt sind.



    Im Sudan kam es um diese Gegenpole zum politischen Konflikt und dem Sturz des al-Bashir-Regimes. Viele rigiden Normen wurden 2019 aufgehoben.

  • "Am Montag konnte man sehen, wohin dieser Pfad führt: im Falle der Reichsbürger um Prinz Reuß vor das Oberlandesgericht in Stuttgart."



    /



    Wie intensiv sich die Justiz mit Verfahren befassen muss, die einen ganz besonderen Rahmen haben, zeigt die Umfänglichkeit der Unterlagen in Aktenformat. Offensichtlich ist schon eine Prozessvorbereitung ein umfangreiches Unterfangen.



    /



    "Für das Staatsschutzverfahren in Stuttgart unter dem Vorsitz von Joachim Holzhausen sind bis Januar 2025 zahlreiche Prozesstermine angesetzt. OLG-Präsident Singer berichtet von insgesamt 400.000 Blatt Ermittlungsakten um die Reuß-Gruppe, die 700 Ordner füllten. Mehr als 300 Zeugen sollten gehört werden, darunter allein 270 Polizeibeamte."



    /



    www.mdr.de/nachric...tsstreich-100.html

  • Danke.

  • Es gibt sicher Gemeinsamkeiten mit Deutschnationalen, ich finde es aber auch wichtig die Unterschiede zu sehen. Konzentriert man sich zu sehr auf die Gemeinsamkeiten, könnte das zu einer Sicht verleiten, die zu sehr die Gemeinsamkeit aller "Bösen" sieht und damit verbunden eine angenommene gemeinsame Wertebasis aller "Nicht-Bösen".

    Das ist aber glaube ich zu einfach und könnte dazu verleiten in zu einfachen Erklärungsmustern steckenzubleiben. Es könnte dann der Respekt vor der Aufgabe leiden all die vielen Menschen mit ihren vielen Denkrichtungen und Gruppenbildungen irgendwie unter einen funktionierenden Hut zu bekommen. Da ist vieles verwirrend, unbekannt, widersprüchlich, was auch immer mitgedacht werden sollte.

    • @Markus Michaelis:

      Doch man kann es einfach zusammen werfen. Man muss es sogar denn das Problem wären militante Haltungen und Aktionen außerhalb des Rechtssystems.



      Diese Folge gilt es zu bekämpfen und nicht die Ursachen denn die können vom Nationalsozialismus (eigentlich nur die bekannteste und meist gefolgte Verschwörungstheorie), über Religion bis zum Umweltschutz usw reichen.



      Man sollte da nicht einfach für Einzel oder auch Massenaktionen ein ganzes Meinungsbild abstrafen, da diese Menschen wie man selber auch ein Recht auf ihre Meinung und deren Äußerung haben.



      Im Gegensatz dazu hat m.M.n. keiner das Recht Menschen für ihre Gesinnung in Schubladen zu stecken und zu verurteilen. Leider gibt es dagegen kein Gesetz weil schwierig. Aber immerhin Versuche.

  • Vielen Dank für diese klare Analyse der Gruppierung.



    Die unterschiedlichen Ansichten der Freiheit sind sehr interessant, so auch die Freiheit, weniger Freiheit genießen zu dürfen.



    Im " das muß gesagt werden dürfen ", der Ablehnung des Staates und seiner Institutionen und der Verschwörungstheorien, sowie Opferlammspielerei, sind diverse extremistische Gruppierungen wirklich ähnlich!

  • Glaubenrichtungen, die keine Trennung zwischen Staat und Religion vorsehen, sind generell eine Gefahr für Demokratie und Rechtsstaat.



    Da kann man dann auch mal mutig wie Walter Lübcke, den Knallköppen, denen dass nicht passt zeigen, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat.

    • @Axel Schäfer:

      Was haben die Glaubesrichtungen damit zu tun? Es ist Aufgabe des Staates das zu trennen.



      Keine Religion sieht sowas vor weil keine Religion an Staaten gebunden ist.



      Man sollte auch langsam mal in der Neuzeit ankommen: Religion bildet längst nicht mehr die Grundlage für die Rechtssprechung, höchstens hat sie noch Einflüsse. Es steht jeden Menschen frei sich diesbezüglich in seiner Freiheit einzuschränken. Man muss sich dann eben trotzdem im Rahmen der Gesetzgebung halten.

  • Der Titel des Beitrags ist OK - auch wenn ich am Ende lieber noch das Attribut "gefährlich" anfügen würde.

    Der Beitrag selbst ist auch OK - bis auf die beiden letzten Absätze. Aus meiner Sicht "verharmlosen" sie (ziemlich sicher völlig unbeabsichtigt!) unsere Probleme mit den Faschos.

    Wenn die rechtsradikale Szene hauptsächlich aus Wirrköpfen, wie dieser (teilweise "esoterisch") verpeilten "Prinzengarde" namens Reichsbürger bestehen würde, dann könnten wir uns (fast schon) beruhigt zurücklehnen. Ja - die sind trotzdem noch gefährlich (weil irgendwie unberechenbar), aber andererseits auch erbärmlich dumm. Ich gehe davon aus, dass selbst ein Faschist wie Höcke sie nur für (in seinem Sinne allerdings nützliche) Idioten hält.

    Die meisten Rechtsradikalen haben ein erheblich größeres Gefährdungspotential, als die Reichsbürger. Und das gilt gleichermaßen für die meisten Islamisten.

    • @Al Dente:

      Steht oben schon, aber gern noch einmal.

      Die Prinzengarde war bewaffnet wie ein mexikanisches Drogenkartell:

      "Nach vorläufigem Ermittlungsstand wurden 362 Schusswaffen und 148.761 Munitionsteile sichergestellt sowie 347 Hieb- und Stichwaffen und 17 Sprengmittel."

      www.spiegel.de/pol...-81fe-79ef95c89574

      Über 4.000 Reichsbürger sind im Besitz eines Waffenscheines.

      Hätte ich geschrieben über 4.000 Autonome sind im Besitz eines Waffenscheines, hätten sich auf der Stelle alle SEK der Republik in Bewegung gesetzt.

      Ich sehe überhaupt keinen Grund, diese Leute zu verharmlosen.

      Die Gedankengebäude von Fanatikern wirken von außen immer wirr und seltsam, sind aber eben in sich geschlossen und das macht sie so gefährlich.

      Islamisten, Nazis, Stalinisten, so gesehen sind die alle enge Verwandte.

    • @Al Dente:

      Sie haben selbst Gefährdungspotential wenn sie eine Weltreligion aburteilen. Besonders wenn es auf Grundlage von den Taten eines kleinen Teil der Gläubigen passiert.



      Sich zurückzulehnen während (egal wie dumme) Menschen Waffen sammeln um irgedwelche Putschphantasien zu leben halte ich für fragwürdig. Da sollte man den Besen dann vielleicht doch im näheren Bereich ansetzen (denn DAS ist Verharmlosung, als ob man irgedeinen Intellekt braucht um einen Abzug zu drücken...).

  • In Westafrika haben mich schon oft Muslime gefragt warum wir die nicht rausschmeißen. Für die sind das keine echten Muslime. Deshalb ist es wichtig nicht alle über einen Kamm zu scheren und zu differenzieren. So schwächt man die liberalen Muslime und spielt den Fanatikern in die Karten. Ich kenne viele Muslime und die fühlen sich zunehmend unwohl in unserer Gesellschaft. Ist wie in meiner Jugend wenn ich im europäischen Ausland unterwegs war und mir von einigen anhören musste, dass alle deutschen Nazis sind. Blos das ich nach zwei drei Wochen wieder zurück in Deutschland war. Die Muslime leben hier. Islamisten sind für mich keine Nationalsozialisten, aber genauso scheiße.

    • @Andreas J:

      "warum wir die nicht rausschmeißen"

      Wohin denn? Westafrika würde die wohl nicht nehmen wollen, der islamische Staat besteht nicht mehr. Iran? Saudi-Arabien? Da würde die Spielart des Fundamentalismus nicht passen. Gaza? Wäre als Abschiebungsziel wegen der Menschenrechte wohl nicht legal. In der "Wertediktatur" wird man Menschen nicht so einfach los, wie sich das manche "gute Menschen" vorstellen

  • Das wording "Wertediktatur" gefällt mir eigentlich ganz gut, noch nicht ganz ausgegoren zwar ... vielleicht sollten sich Nazis, Islamisten und NWO-Schwurbler auf das gemeinsame Feindbild "Freiheitsdiktatur" einigen, und gleich noch die "Zivilisationsbarbarei" bekämpfen.

  • Der Vergleich von Bewegungen mit Autoritären Zielen hier wie dort, bei uns wie bei denen ist sehr aufschlussreich! Danke!



    Die Mullas in Iran, die die Rechte ihrer halben Bevölkerung auf Grund ihres Geschlechts entsprechen ganz genau die Autokraten die Rassistische und Authokratischn Alternativen und Bewegung in Deutschland und Europa installieren wollen um dann in diesem Rahmen Menschen auf Grund ihrer ethnischen, religiösen oder sozialen Zugehörigkeit in ihren Rechten beschneiden möchten.



    An dieser stelle sollten wir wirklich global werden und dies stoppen.

    • @Nilsson Samuelsson:

      Und dieser Kommentar in einem Land wo insbesondere Sinti und Roma, muslimische Mitbürger in einer fast ähnlichen Form vom gemeinsamen Leben teils ausgeschlossen, teils diskriminiert werden. Da sind die Unterschiede zum Iran gar nicht mehr so groß. Wenn man die Zoroastrier oder Baluschten fragt.

      • @Chris Ehl:

        Was genau meine Sie mit "vom gemeinsamen Leben ausgeschlossen werden"?

        Selbstverständlich gibt es Vorurteile und Diskrimierungen der beiden von Ihnen genannten Gruppen, leider.

        Aber es gibt eben auch Muslime, die an ihrer traditionellen Lebensweise festhalten und sich damit selbst von der sie umgebenden nicht-muslimischen Gesellschaft ausschließen.

      • @Chris Ehl:

        Das kann man so nicht stehen lassen. In Deutschland gibt es keine „Revolutionsgarde“ die unschuldige Menschen auf der Straße ermordet, weil sie ein Stück Stoff schief tragen.

        Diese unsäglichen Vergleichsversuche entbehren jeder Grundlage, ihr Sinn erschließt sich mir nicht.

        Nur weil nicht alles perfekt ist, ist es nicht automatisch total schlecht.

  • Danke, Andreas Speit! In welcher Hinsicht sind diese Leute eigentlich besser als Nazis?

  • "In Gesellschaften, in denen Gott aber groß ist, ist das Individuum klein."

    Darin liegt ja schon der Widerspruch begründet. Islamisten wollen ja herrschen, andere befehligen und unterdrücken. Die Gesellschaft nach ihrem Bild gestalten. Hier zählt der Status.

    Allah akbar ist da eher ein verbindendes Element. Und die Lehren des Koran sind den meisten sowieso nicht bekannt. Der Iman oder Hodscha sagt diesen Leuten was im Sinne Allahs ist.

    Rechtsradikale stellen dem die Ordnung und Ethnie in den Vordergrund. Sie verstehen sich als Untertan, die ihre individuellen Rechte an eine Führerpersönlichkeit/autoritären Staat abtritt. Die Unterordnung steht hier im Vordergrund.

    Vor diesem Hintergrund kann ich keine Schnittmengen zwischen den Gruppen erkennen, ausser die Ablehnung der Freiheit und Gleichheit in all ihren Erscheinungsformen.

    Und was das mit Faschismus zu tun haben soll, zumindest wenn man ihn als politische Ideologie begreift, ist mir schleierhaft. Ich würde es eher unter Islamismus und Rechtsradikalismus führen.

    • @Sam Spade:

      Nun ja, die Islamisten träumen von einem judenfreien Kalifat, in dem die Frauen rechtlos sind und die Kuffar ebenso.

      Immerhin haben die die Möglichkeit zum Islam über zu treten, aus einem Juden konnte nie ein Arier werden.

      Totalitär sind beide Ideologien. Die Lehren sind diesen Fanatikern so bekannt, wie den Deutschen die Lehren des Nationalsozialismus bekannt waren.

      Das würde ich nicht verharmlosen.

      Und die Linke? Demonstriert eher mit den Feinden der Freiheit als gegen sie.

      Westliche Werte heißen jetzt "Werte-Diktatur".

      • @Jim Hawkins:

        Hier sollte man dann aber schon nochmal ein wenig differenzieren. Der Islam ist so gleichgeschlachtet eben ja gerade nicht. Es gibt nicht DIE Wahhabiten, die jetzt Israel toll finden, es gibt nicht die Shiiten oder Sunniten die als Grundmerkmal die Auslöschung des isr. Staates haben. Vielleicht sollte man da mal ein wenig genauer hinschauen. Es gibt da mehr als Nuancen an Unterschieden. Aber es zeigt halt diese eindimensionalität der Medien in unserem Land die genau diese Grundeinstellung über Muslime allgemein immer wieder so mantraartig wiederholen. Damit werden sie aber nicht wahrer.

        • @Chris Ehl:

          In dem Artikel wird doch klar zwischen Islamisten und Muslimen unterschieden

        • @Chris Ehl:

          Es geht hier aber um eine Demo von Islamisten oder fundamentalistischen Muslimen.

          Radikale eben, die radikale Dinge fordern.

          Dass es Muslime gibt, die nicht extremistisch sind, das ist mir wohlbekannt.

          Leider ist es aber auch so, dass Islamisten hierzulande verharmlost oder unterschätzt werden.

          Eine der ersten Amtshandlungen von Frau Faeser war es, den Arbeitskreis Politischer Islam aufzulösen.

          Gerade so, also gäbe es da gar kein Problem.

        • @Chris Ehl:

          Es geht sowohl im Artikel wie im Kommentar von @Jim Hawkins um militante Islamisten, nicht um Muslime. Also wo genau ist Ihr Problem?

          Im übrigen: Wenn die selbsternannten Sprecher der hiesigen Muslime, wie etwa Ditib oder der Zentralrat, regelmäßig Probleme mit einer klaren Abgrenzung gegenüber islamistischen Verbänden und Personen haben, dann ist das schwerlich die Schuld der Medien.

  • Vor denen fürchten sich LGBTI und so werden sie unsichtbar...

    • @Ulrich Haussmann:

      Queers for Palestine

  • Gruselig!

  • Stimmt, Faschos sind Faschos.

    • @Wondraschek:

      Ich vermisse die Gegendemos der Antifa bei solchen Veranstaltungen. Wo ist die, wenn man sie braucht?