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Die Grünen, Klima und ZeitgeistDie Krise der Grünen ist unser aller Krise

Peter Unfried
Essay von Peter Unfried

Die fetten Jahre sind vorbei. Weil die Grünen das kapieren, werden sie zum Sündenbock. Wie kann man dieser Tage noch Zukunft gestalten?

Foto: Katja Gendikova

W enn man in diesem Herbst mit Grünen über ihre Lage redet, dann gibt es zwei Gruppen, mal abgesehen vom Vizekanzler. Die einen reden einfach weiter ihr Zeug, als könnten sie die Krise damit zumindest von sich fernhalten. Andere sagen nach einer gewissen Brabbelphase im Off dann etwas Ungewöhnliches: dass sie ratlos seien.

Damit ist die Lage auf den Punkt gebracht. Nicht nur die der Partei, sondern die der liberaldemokratischen Politik, der Mediengesellschaft und letztlich der Bundesrepublik Deutschland. Wir sind nicht mehr Papst, wir sind nicht mehr Weltmeister, wir sind ratlos. Und je ratloser wir werden, desto lauter brabbeln wir weiter.

Es handelt sich fast immer um Selbstablenkungsaktivismus. Bis hin zur Großdebatte über die emanzipatorische Rückständigkeit eines früheren Fernsehsuperstars, die Pars pro Toto für den diskursiven Stillstand unter emotionalem Hochdruck steht. Die einen sagen: schlimm. Die anderen: Nein, ihr seid schlimm. Die Nächsten: Wir haben echt Wichtigeres zu tun. Die anderen: Typisch antiemanzipatorischer Whataboutism. Und noch andere: Was ist das denn nun schon wieder Neumodisches?

Nun will ich nicht behaupten, dass die Grünen keine Probleme hätten. Ich will nur zunächst den Rahmen beschreiben, in dem das verhandelt wird. Dieser Rahmen ist die Spätmoderne und der Westen und die Bundesrepublik Deutschland in einer veritablen System- und Kulturkrise. Viel wurde erreicht mit den Mitteln des emanzipatorischen und fossil befeuerten Sozialdemokratismus.

Doch aus den offensichtlichen Gründen – Erderhitzung, Zerstörung planetarischer Grundlagen, globale Umverteilung von Wohlstand, neuer Systemkampf zwischen liberalen Demokratien und Autokratien und anderes – hat sich der Rahmen für Staat, Gesellschaft und Individuum so verändert, dass das bewährte politische Werkzeug und die gesellschaftliche Kultur keine Zukunft mehr hat, nicht mal mehr eine Gegenwart. Die Verluste des Fortschritts werden sichtbarer und spürbarer und es nehmen die Zweifel zu, ob liberale Demokratien das reparieren werden können, wie Andreas Reckwitz in seinem neuen Buch „Verlust“ beschreibt.

Je klarer das wird, desto größer wird die Unsicherheit und die Angst. Und desto stärker wird die Sehnsucht, dass es eben doch irgendwie hinhaut, indem man die radikalen Veränderungen des Rahmens ignoriert und halt „erst mal“ ohne emissionsfreies Heizen und mit Verbrennungsmotoren weitermacht.

Botschafter der Postmoderne

In diesem Zusammenhang wird den Grünen zweierlei vorgeworfen: dass sie zu viel gemacht hätten und dass sie zu wenig gemacht hätten.

Wie passt das zusammen? So: In Bezug auf den veränderten planetarischen und geopolitischen Rahmen machen sie als Teil der Regierung viel zu wenig. In Bezug auf die Erstarrung des bundesrepublikanischen Lebensgefühls machen sie sich mit Zukunftspolitik gemein und werden dafür – choreografiert von globalen und nationalen Machtinteressen – durchs Dorf gejagt. Es ist wie mit dem antiken Boten, der die schlechte Nachricht bringt und dafür getötet wird. Das löst das Problem nicht, aber für einen Moment fühlt es sich wie Handeln an.

Dabei hatte die Zukunftsorientierung ins postfossile Wirtschaften und Leben ein Jahrzehnt lang für die Grünen eingezahlt. Erst durch die Atomkatastrophe von Fukushima und dann vor allem durch Fridays for Future versöhnten sich wachsende Teile der Gesellschaft mit dem Gedanken: Dann machen wir das halt jetzt.

Am Beispiel von Baden-Württemberg und seines langjährigen Grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann kann man sehen: Dieser Impuls muss von außerhalb der Grünen kommen und breite emotionale Kraft haben, in seinem Fall war das Fukushima 2011. Aber man kann den Impuls nutzen und verstetigen durch mehrheitsorientierte Politik, wie Kretschmann durch zwei Wiederwahlen bewiesen hat, zuletzt mit 32,6 Prozent.

Klimapolitik vor verschlossenen Toren

Dieses positive Gefühl gegenüber Klimapolitik ist inzwischen durch verschiedene Kräfte und Treiber in ein negatives verwandelt, das sich auch gegen die Grünen wendet. Weil die Erderhitzung heute aber nicht mehr zu leugnen ist, sondern nur noch zu relativieren, wird das verbrämt mit dem berühmten Blockierersatz: „Grundsätzlich schon, aber nicht jetzt und nicht sooo.“ Als Beleg nimmt man dankbar den (teilweise abgebrochenen) Versuch der Bundesregierung, durch eine Novelle des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG) der Einhaltung des Pariser Klimaabkommens näherzukommen.

Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder dieses „Heizungsgesetz“ war wirklich so schlecht gemacht, wie es die Deutungshoheit zu sein scheint. Oder es wurde genauso zur Desavouierung von Klimapolitik genutzt wie dereinst der „5 Mark-Benzinpreis“ und der „Veggie-Day“. Ich tendiere zu letzterer Einschätzung.

Im Moment ist Zukunftspolitik jedenfalls weitgehend desavouiert, und es sind die Bundesgrünen als aktive Verantwortliche für Zukunftspolitik in jenem Teil der Gesellschaft desavouiert, in den sie als vermeintliche Volkspartei der 20er Jahre bereits vorgestoßen waren: der gemäßigten Konservativen, die anschlussfähig zu sein schienen an gemäßigt progressive Politik. In Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und NRW ist das anders, aber das läuft im Moment unter dem mediengesellschaftlichen Radar.

Austrittswelle

Nun sind die Grünen-Funktionäre selbstverständlich auch nicht alle im 21. Jahrhundert angekommen. Gerade wenn die Umfragewerte sinken, dann steigen die Fliehkräfte.

Deshalb ist es schwer zu entscheiden, ob wir Medien die Grünen zurückinterpretieren in die Vergangenheit oder ob Funktionäre selbst zurückdrängen in die gute, alte Zeit des hochmoralischen Sprechens ohne reale Verantwortung für den Westen, Europa, Kriege, Verteidigungsfähigkeit, globalen Terror, Wirtschaftswachstum, CO2-Reduktion, Energieversorgung bis hin zur menschlichen Zukunft im Vormarsch der künstlichen Intelligenz.

Tatsächlich ist es ganz und gar nicht einfach, den historisch-kulturellen Kanon der grünennahen Milieus (Frieden, Menschenrechte, Emanzipation, deutsche Schuld) mit der Realität der Gegenwart (Angriffskrieg auf Europa, Israel-Palästina, Waffenlieferungen, Flucht, Welthandel) zusammenzubringen. Auch viele „Progressiven“ sind heute längst nostalgisch und predigen weiterhin vom Fortschritt, der jedoch längst keine Grundlage mehr hat, wenn er sie denn je hatte.

Das zentrale Problem dieser Gesellschaft löst dagegen kaum Emotionen aus. Es ist das drohende Ende der Gestaltung von Zukunft, also des zen­tralen Versprechens der Moderne und der Aufklärung an den Menschen. Das sollten die Grünen in die Regierungen bringen und nun droht ihnen der Verlust der Kompetenzzuschreibung dafür.

Das wird evident durch die unterschiedlichen Rezeptionen des mutmaßlichen Kanzlerkandidaten Robert Habeck. Wenn der Vizekanzler differenziert vorwärtstastende historisch-kulturelle Reden hält, kriegt er riesige Zustimmung dafür, weit über die Parteigänger hinaus. Genauso möchte sich ein großer Teil der Mitte in der Welt repräsentiert sehen.

Spricht Habeck aber als Wirtschaftsminister, begleitet ihn Skepsis und lösen auch große Erfolge keine vergleichbaren Gefühle aus. Weshalb die politischen Gegner ihn stets und erst recht im kommenden Wahlkampf als „schlechtester Wirtschaftsminister aller Zeiten“ brandmarken werden. Ihre zukunftspolitische Vorstellung reduziert sich auf eine Sache: dass die Grünen wegmüssen.

Kollateralschaden der CDU-SPD-Jahre

Das lange verdrängte Nichtsprechen und Nicht­handeln wurde sichtbar in dem Moment, in dem die Grünen Teil der Bundes­regierung wurden.

Ob nun Union und SPD in den langen gemeinsamen Regierungsjahren nicht rechtzeitig die Politik änderten, um das Land zukunftsfähig zu machen, weil wir Leute das nicht mitgemacht hätten oder ob wir Leute es heute nicht mitmachen, weil diese Parteien niemals das Gespräch darüber mit uns aufnahmen – das ist Wasser unter der Brücke.

Jedenfalls war es so, dass das lange verdrängte Nichtsprechen und Nichthandeln sichtbar wurde in dem Moment, in dem die Grünen Teil der Bundesregierung wurden. Solarindustrie abgewickelt, Autoindustrie schwer hinterher, Stahl­industrie in Not, Bundeswehr nur noch eine Attrappe, Energieabhängigkeit von einem gefährlichen Feind und so weiter.

Es handelt sich faktisch um einen Kollateralschaden der CDU/SPD-Jahre, in der die Idee der Veränderung ohne Veränderung so zentral gemacht wurde, dass die Betreiber dieser Illusion nun schlecht sagen können: Leute, das haben wir verbockt, sorry. Hier wird sich einiges ändern und das kostet auch richtig was.

Wer ansatzweise in Richtung Realität handelt, kriegt es mit allen anderen Parteien zu tun. Und wenn Robert Habeck dann gar noch andeutet, dass man Dinge hinkriegen kann, rasten Leute vollends aus. Zukunft gestalten und hinkriegen? Unverschämtheit.

Aus der Desavouierung von Zukunftspolitik soll eine Desavouierung von Zukunft gemacht werden. Zukunft ist schlecht. Von europäischer Zukunft schon gar nicht mehr zu reden. Die Deutschen, das ist auch eine Gefahr, ziehen sich zurück in das Nationale, und damit meine ich nicht Rechtspopulisten. Die Krise der Grünen ist unser aller Krise.

Es braucht die Aufbruchsbereiten

Jetzt ist es nicht ausgeschlossen, dass ich selbst auch ein nostalgischer Progressiver bin, aber ich denke, es gibt in diesem Land auch liberaldemokratische Aufbruchsbereite, ich schätze mal optimistisch mindestens 25 Prozent. Das sind Leute, unterstelle ich, die sich ihrer Ratlosigkeit ernsthaft stellen, statt einfach immer nur weiterzubrabbeln und weiterzudenken wie bisher.

Das ist die Grundlage eines neuen Gesprächs über einen Aufbruch, der – Reckwitz weitergedacht – die Bewahrung progressiver Errungenschaften sicherstellt und mit den Verlusten einigermaßen konstruktiv umgeht. Es ist höchste Zeit, diese Aufbruchsbereiten zu adressieren, sichtbar zu machen und zu einem Machtfaktor auszubauen.

Es wird kaum zu verhindern sein, dass die nächste Bundesregierung von der Union geführt wird. Das Ziel der Aufbruchsbereiten muss sein: Nicht ohne uns.

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Peter Unfried
Chefreporter der taz
Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried
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67 Kommentare

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  • Herr Kretschmann wird gerne Fahrradministerpräsident genannt. Im letzten Jahr hat die Zahl der neu zugelassenen PKW in B.-W. um 10,8 % zugenommen. Bundesweit waren es 5,5 %. Und in B.-W. regiert die FDP nicht mit,

  • Vielen Dank für den Artikel. "Die Krise der Grünen ist unser aller Krise" greift einen wichtigen Punkt auf: Der Niedergang der grünen Politik steht symbolisch für das Scheitern unserer Gesellschaft, zentrale Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen ernsthaft anzugehen. Während Klimawandel, Artensterben und Ressourcenknappheit immer drängender werden, scheint die politische Entschlossenheit zu schwinden. Doch dies ist keine Krise einer Partei allein – es ist ein Warnruf an uns alle. Jeder Einzelne ist gefordert, Verantwortung für die Zukunft unseres Planeten zu übernehmen. Lösungen beginnen im Alltag und enden in politischem Engagement. Umweltschutz, Gesundheitsfragen und der Weitblick und persönliche Konsumentscheidungen jedes einzelnen stehen hierbei im Mittelpunkt. Danke sagen wir für ihren Beitrag von holistische-lebensbalance.de

  • Die Grünen hatten ja von Anfang an den Widerspruch zwischen grundlegender Systemkritik und einem pragmatischen Ansatz.



    Der wird jetzt wieder sehr deutlich, nachdem das große Versprechen der Konsumgesellschaft ins Schleudern gerät. In so einer Situation schlägt das Wahlverhalten immer nach rechts aus. Das heißt im Parlament die Lösungen zu suchen ist eine Illusion.

  • "Die fetten Jahre sind vorbei. Weil die Grünen das kapieren, werden sie zum Sündenbock. Wie kann man dieser Tage noch Zukunft gestalten?"

    Die Frage aus dem Untertitel des Artikels lässt sich recht einfach beantworten. Ein Blick auf das Programm der CDU zeigt einen sehr guten Weg auf.



    Pragmatisches Anpacken der Probleme mit konkreter Benennung von Lösungsoptionen ist ein erfrischender Gegensatz zum gelebten Totreden von Problemen der Grünen.

    • @Andere Meinung:

      Das Hoch der Union ist fast ausschließlich durch die Schwäche der aktuellen Regierung getrieben. Das kann man wunderbar an der Differenz zwischen der Beliebtheit von Merz und den Umfrage-Ergebnissen der Union sehen. Und natürlich an den Umfragen nach Wahlen.



      Die "Lösungsoptionen" der CDU sind IMO schlicht albern, wie der Bericht der Bundespolizei von vor ein paar Wochen beweist. Dümmlicher Populismus ist das.



      Achja: Programme von Parteien liest so gut wie niemand.

    • @Andere Meinung:

      Vielleicht sollten Parteien mal wieder für etwas stehen, weshalb man sie wählt oder nicht wählt. Das ewige heute so und morgen so vergrault Stammwähler nur.



      Die Grünen sind doch in der Regierung bereits an der einfachsten Übung, dem Tempolimit gescheitert.



      Klare Positionen, Leute die das auch verständlich rüberbringen können (und das ist nicht Robert Habeck), dann weiß man auch als Parteimitglied oder/und Wähler wofür man eintritt bzw. stimmt.

  • Die Grünen werden u.a. deshalb zum Sündenbock, weil viele Menschen sehr sensibel und emotional auf ihre Fehler etc. reagieren. Das liegt insbesondere an der moralisierende Überheblichkeit der Grünen und der ihnen quasi zugerechneten Organisationen (z.B. LG).

    • @Black & White:

      "moralisierende Überheblichkeit der Grünen"

      Der Term wird von der konservativen Kampfpresse im Kontext der Grünen benutzt, weil die Partei öfter mal mehr tun will, als wohlfeile Sonntagsreden zu halten und Absichtsbekundungen zu produzieren.



      Nach der Ära Merkel, der Gottkaiserin der wohlfeilen Sonntagrede kam das wie ein Schock, dass Ankündigungen auch Maßnahmen folgen.

    • @Black & White:

      moralisierende Überheblichkeit dass ich nicht lache, nur weil sie mal die Fehler und Probleme benennen. Das Label mit der moralisierenden Überhelblichkeit wurde von Bild etc schön gepflegt um die Grünen zu diskreditieren und sie käuen es wieder....

    • @Black & White:

      Sicherlich.



      Hinsichtlich der "quasi zugerechneten Organisationen" müssten die Grünen aber nicht wehrlos sein.



      Die Parteiführung der Grünen könnte sich bspw. öffentlich klar und deutlich gegen die Vorgehensweise von Organisation wie der letzten Generation oder Fridays for Future positionieren.

  • In der Klimapolitik könnte vlt. ein Neuer-Gesellschaftsvertrag-CO2-Wende helfen: gesellschaftsvertr....klima-retten.info mit den drei Komponenten:



    (1) CO2-Ziele sicher einhalten über harte Caps ► kollektive Selbstwirksamkeit



    (2) Volle Solidarität in der Transformation u.a. mit einem vollständigen Klimageld



    (3) Freiheit in Verantwortung: Eingriffe in individuelle Entscheidung aus das dann noch notwendige Minimum reduzieren

    • @Andreas Wolfsteiner:

      #1 wird ganz sicher nicht zum Ziel führen.



      Diese Komponente führt lediglich dazu, dass Produktion nicht mehr in Deutschland sondern zukünftig unter Umgehung von Klimaschutzregelungen in China stattfindet.



      Damit wäre dann auch #2 nicht mehr haltbar. Ohne industrielle Wertschöpfung mit den daraus generierten Steuern lässt sich die volle Solidarität nicht finanzieren.

  • Danke für die Worte, Herr Unfried. Sie sprechen mir aus der Seele.



    Ich bin allerdings ganz bei Momo33: warum kann die FDP (und in Teilen auch die Union) immer so fortfahren, ohne im gleichen Maße hinterfragt zu werden? Was ist mit der Förderung der Herstellung von eFuels, begleitet von einer Blockade beim "Verbrenneraus" ? Ist es verantwortbar, ständig so zu tun, als könne man noch jahrelang "technologieoffen" alles ausprobieren, - aber kleine Schritte in die richtige Richtung (z. B. das Tempolimit ) kategorisch abzulehnen? Das Versprechen: keine Einschränkungen, die "persönliche Freiheit" und das Wirtschaftswachstum stehe über allem? Das widerspricht allen wissenschaftlichen Erkenntnissen, ist Dauerwahlkampf auf Kosten von Wahrheit und Verantwortung.



    Glauben all die Grünenhasser und Relativierer wirklich, es gäbe noch lange so etwas wie "Wirtschaft", wenn sich Dürren, Stürme, Wassermangel und Überschwemmungen die Klinke in die Hand geben? Was das mit der - nicht zuletzt für die Wirtschaft wichtigen - Infrastruktur macht, konnte man kürzlich in Florida, erst letzte Woche in Frankreich und gleich danach in Norditalien sehen.

    • @Woodbine:

      "Glauben all die Grünenhasser und Relativierer wirklich, ,,,"



      Ja, manche glauben das tatsächlich, oder verdrängen die Probleme ziemlich gut. Hat man bei Corona auch gesehen, manche in Politik und z.T. sogar in der Wissenschaft haben nicht einmal 2 Wochenin die Zukunft sehen können.

  • "Weil die Grünen das kapieren, werden sie zum Sündenbock. "

    Ja, Politiker/innen wird manchmal vorgeworfen, sie seinen nicht ehrlich. Und dann gibt es eine Partei, die konkret sagt, so kann es nicht weitergehen, dann wollen es viele nicht hören.

  • Meiner Meinung nach hätte die Einführung des Klimagelds den Grünen und der Klimapolitik allgemein gerade bei den unteren Einkommensschichten Sympathien bringen können. Dass die Koalition das nicht hinbekommen hat ist FDP und Finanzministerium geschuldet.

    • @scotty:

      Genau. Es wäre ein für jedermann sichtbares, spürbares und durchweg positives Ergebnis der Energiewende gewesen. Und für dessen Verhinderung wird die FDP hoffentlich abgestraft bei der nächsten Bundestagswahl.

  • Danke. Nur, warum wird nicht mehr FDP analysiert, diskutiert etc. Gut, da mag nix, Neues zu finden sein. Aber sie muss eigentlich jede Woche auseinandergenommen werden.

    • @Momo33:

      Die wird doch nach der Wahl die 5-Prozent-Hürde nicht mehr schaffen.

      Und niemand wird sie vermissen.

      Das ist ähnlich witzlos, wie wenn man die Linke laufend diskutieren wollte.

      • @rero:

        Es gibt genug Zahnärzte. Die FDP hat noch eine Basis. Abgesehen davon sind sie in der Regierung, torpedieren alles und dann soll es ein Grünenproblem sein.

  • Hr. Kretschmann wäre der perfekte Bundespräsident geworden (nach einem Deutschkurs). Ihn jedesmal so heiligzuschreiben greuft jedoch zu kurz. Zwei andere Ansätze sind stärker: der ökologische Pragmatismus Boris Palmers, aber auch der Parteimainstream, der noch weiß, was zu tun ist. Denn das wissen wir ja weitgehend. Es ist deutlich mehr als jetzt.



    Stoppen wir die Fossilpropaganda von Springer & Co. und das Ablenkungsgeplänkel um LIfestyle - fokussieren wir uns auf die ökologische und die verwandte soziale Frage.

    • @Janix:

      Kretsche hat vor allem kräftigen Anteil an der (anders noch 1992) auch grünen Rechtsdrift bei Asyl & Flüchtlingspolitik - indem er über den Bundesrat an der Stellschraube “Sichere Drittländer“ drehend - das Tor öffnete für eine grobschlächtig braune Salamitaktik bis heute!



      Ende offen

  • Vielen Dank für diese beiden Abschnitte, endlich sagt's mal einer :D

    "Entweder dieses „Heizungsgesetz“ war wirklich so schlecht gemacht, wie es die Deutungshoheit zu sein scheint. Oder es wurde genauso zur Desavouierung von Klimapolitik genutzt wie dereinst der „5 Mark-Benzinpreis“ und der „Veggie-Day“. "

    "Und wenn Robert Habeck dann gar noch andeutet, dass man Dinge hinkriegen kann, rasten Leute vollends aus. Zukunft gestalten und hinkriegen? Unverschämtheit."

    Insbesondere beim Heizungsgesetz regt mich schon seit längerer Zeit auf, dass das selbst unter grünennahen Menschen immer als Beispiel herhalten muss, dass die Grünen ja auch schwere Fehler gemacht hätten. Ohne zu analysieren, was denn genau der Fehler war. Manche wiederholen sogar die Behauptung vom "handwerklich schlechten" Gesetz, wieder ohne Details.

    Bisher war aber der einzige konkrete Vorwurf diesbezüglich, den ich gefunden habe, dass sie der FDP ins Messer gelaufen sind, als die einen Entwurf ohne Fördermaßnahmen haben wollte ("Finanzen klären wir dann noch"), nur um diesen dann zu leaken. Quelle: irgendein Podcast. Wenn das wirklich so gelaufen ist, war das vielleicht etwas blauäugig, aber "großer Fehler"?

    • @fifaltra:

      Der grundlegende Fehler des ursprünglichen Heizungsgesetzes (neben der fehlenden Förderkulisse) war, dass faktisch 9 Monate später der Einbau bzw. Austausch von Öl- und Gasheizungen nicht mehr möglich gewesen wäre.

      Hier noch weitere Hintergründe und ein Lösungsansatz, um einen sozialen fossilen Lock-in beim Heizen zu verhindern: doi.org/10.5281/zenodo.11348990

  • Den Atomausstieg mit Klimaschutz zu identifizieren ist schon eine arge Wirklichkeitsverdrehung. Beides sind urgrüne Themen - nur steht der deutsche Atomausstieg der deutschen Klimapolitik im Weg. Manchmal muss man sich im Leben entscheiden.

    • @Frauke Z:

      Atomausstieg und Klimaschutz gehören in der Tat zusammen! Atomstrom im Netz passt nicht zu erneuerbaren Energien, weil Atomstrom praktisch nicht regulierbar ist.



      Außerdem hat 1 kWh Atomstrom auch einen relativ hohen CO2 Anteil jedenfalls deutlich höher als Solar – und Windstrom. Man darf nämlich nicht vergessen, dass Kernkraftwerke spaltbares Material zum Betrieb benötigen. Dieses muss aus weit entfernten Ländern (übrigens meistens Russland) abgebaut werden, transportiert und aufbereitet werden. Das ist alles sehr energieintensiv.

  • Das Dilemma der Grünen sind ihre fehlenden Lösungsansätze. Auf eine Art und Weise sind Ulrike Herrmann und Hippies, die sich in eine Kommune zurückziehen schlicht ehrlicher als die Grünen, denn sie gestehen wenigstens ein, dass es aktuell nur die Wahl zwischen Deindustrialisierung und dem Status Quo gibt. Die Grünen vermitteln den Anschein als sei dem nicht so, bleiben seriöse Lösunngsansätze aber seit Dekaden schuldig.

    Das war in der Vergangenheit nicht so dramatisch, weil es sich aus der Opposition gut kritisieren & agitieren ließ. Man kam gut damit durch als Troubadour der Klimabewegung die Dringlichkeit und Wichtigkeit der Thematik zu betonen, ohne das kritisch auf die Programmatik geschaut wurde.



    All das ist (vermute ich) in der Hoffnung passiert, dass ein technologischer Durchbruch gelingt, doch der lässt bisher auf sich warten und wenn man nun Bilanz zieht und auch die Potenziale der grünen Forderungen mit einpreist, dann versteht man schnell: Das reicht nicht und das hätte man auch schon vor zehn Jahren wissen können, wenn man auch nur einen Bruchteil seiner kritischen Haltung gegen die Grünen und nicht immer nur gegen "die da oben" gerichtet hätte.

    • @Julius Anderson:

      Seriöse Lösungsansätze? Was soll das sein? Ich vermute Mal Lösungsansätze beispielsweise für die Klimakrise, bei denen sie genauso weiterleben können wie bisher, fliegen ohne Einschränkungen, heizen mit Öl oder Gas, fahren mit fossilen Energien und das alles ohne Mehrkosten. Es gibt dafür keine "seriösen" Lösungen, sie werden ihr Leben ändern müssen entweder freiwillig oder die Natur wird sie dazu zwingen...

      • @Grisch:

        Seriöse Lösungsansätze sind welche, die das halten was sie versprechen (oder zumindest implizieren) und auch tatsächlich umsetzbar sind und zwar nicht nur in der Theorie, sondern in der Praxis.

  • Das Dilemma der Grünen ist das Dilemma des Klimaschutzes.

    Ein konsequenter Klimaschutz ist im Kapitalismus nicht möglich.

    Ein konsequenter Klimaschutz würde bedeuten: viel weniger Autos, viel weniger Flugzeuge, viel weniger Fleischkonsum, weniger Wohnfläche pro Kopf, weniger Wegwerfprodukte und so weiter.

    Das global umgesetzt, könnte den CO2 Ausstoß innerhalb der nächsten Jahre so reduzieren, dass das 1,5° Ziel einzuhalten wäre.

    Da wäre das Ende des Kapitalismus und ist zugleich von der Mehrheit der Menschen nicht gewollt und nicht umsetzbar. Nicht von der Wirtschaft, die zu Wachstum gezwungen ist, nicht von Politikern, die auf Steuereinnahmen angewiesen sind und nicht von den Menschen, die sich über Konsum definieren.

    Im Kapitalismus ist nur ein langsamer Klimaschutz möglich, durch den Ausbau von Solar und Windenergie, bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum, das sich jedoch nur zum Teil decarbonisieren lässt, was uns zur 3 Grad Erwärmung führt.

    Die Mehrheit der Menschen hat dieses Dilemma begriffen und hat die Hoffnung aufgegeben, dass sich der Klimawandel aufhalten lässt und hofft, dass es in ihrem Gebiet, in ihrer Stadt nicht so schlimm werden wird.

    • @Paul Schuh:

      Das Stichwort "Kapitalismus" passt m.E. nicht so gut.

      Die zentralen Probleme sind:



      (1) Mangelnde Veränderungsbereitschaft bzw. mangelnde Kommunikation der Politik über womöglich notwendige Zumutungen für stärkere Schultern in der Transformation.



      (2) Potenzielle Nachteile im internationalen Standortwettbewerb bei einer ambitionierten nationalen Klimapolitik.

      Zu 1 hilft vlt. ein Neuer-Gesellschaftsvertrag-CO2-Wende: gesellschaftsvertr....klima-retten.info.

    • @Paul Schuh:

      Aus meiner Sicht beschreibt dieser Kommentar die Lage sehr realistisch. Allerdings haben viele vor 50 Jahren (da war ich 21) die die Dinge so eingeschätzt, aber es überwog noch die Hoffnung, den Kapitalismus zu überwinden.



      Dass alle sozialistischen Spielarten so versagen würden und die meisten mit Sozialismus auch wenig zu tun hatten, war nicht vorherzusehen.



      Als dann die Grünen auftauchten, fand ich das einerseits gut und wichtig, aber wie vielen anderen fehlte mir bei den Grünen ein Konzept für die Entwicklung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse.



      Kurz: der Kapitalismus wurde nicht angetastet.



      Also: Keine realistische Lösung in Sicht, außer der, die Paul Schuh beschrieben hat

      • @eswareinmal:

        ...den Kapitalismus überwinden ? Sorry - Sie meinten sicherlich den Neoliberalismus ?



        Da wäre ich ganz bei Ihnen.



        Ich mag datt F. Merz auch nicht...

      • @eswareinmal:

        Alle sozialistische Spielarten waren ökologisch katastrophal im Vergleich zu den kapitalistischen Nachbarn (z.B. DDR vs BRD), denn im Sozialismus ist die Staatsführung zugleich Großindustrieller, Gesetzgeber, Polizei und Justiz. Wie das ausgeht, wenn die Industriebosse in Personalunion Gesetze machen und durchsetzen: Die westdeutschen Grünen hätte man in der DDR einfach nach Bautzen gesteckt, dann beschwert sich keiner mehr über Bitterfeld.

  • Ich hatte die Gelegenheit, Joschka Fischer in seinem letzten Wahlkampf zu interviewen. Ich fragte ihn, wie man im Angesicht der Ökokrise ohne ein Versprechen zunehmenden Wohlstandes politische Mehrheiten erreichen kann. Of the record sagte er: ich habe keine Ahnung. Im Interview brabbelte er dann. Verständlich.

    Der Umgang mit Verlusten und Verlustängsten ist DIE zentrale politische Frage. Ich persönlich halte es ein Stück mit Habeck, wir schaffen das auch bei bleibendem und wachsendem Wohlstand und ganz sicher nur in einer freiheitlichen Demokratie. Wenn man nicht in einer Wahlperiode sondern in Jahrzehnten denkt, werden wir z.b. absehbar in billiger grüner Energie schwimmen, in historischen Maßstäben ist die Umstellung bereits jetzt in einem unglaublichen Tempo unterwegs. Es ist ähnlich wie am Ende des 19. Jahrhunderts, als man dachte, man kann Europa nicht mehr ernähren, kaum einer hatte die möglichen Steigerungen in der Landwirtschaft auf dem Radar. Was mich beunruhig: viele Umweltbewusste glauben nicht daran, ergehen sich in apokalyptischem Geraune und moralischen Verzichtsapellen. Das hat einfach keine Strahlkraft.

    • @Martin Fütterer:

      "...absehbar in billiger grüner Energie schwimmen.."



      Das nenn ich mal magisches Denken.

      Aktuell haben wir einen erneuerbaren Anteil von 19% am Gesamtenergievebrauch, der umfasst die Menge des verbrauchten Erdöls, Erdgas, Kohle, Holz, Wasserkraft und EE.

      Erneuerbare Energie, muss ja auch für "Dunkelflauten" gespeichert werden, von daher wird sie noch sehr lange knapp und teuer belieben.



      Sie ist vergleichsweise günstig, solange sie nur einen geringen Anteil hat, weil man bei Verfügbarkeit der EE die Gas, Kohle und Wasserkraftwerke hoch und runterfahren kann, aber sobald der Anteil der EE auf über 50% steigt wird die erneuerbare Energie mit allen Backup und Reservelösungen teuer werden und bleiben.

  • Der Artikel illustriert eigentlich das Problem der Grünen, Realitätsverweigerung die sich aus mangelndem Wissen und Wunschdenken ergibt. Eine toxische Kombination.

    "Und wenn Robert Habeck dann gar noch andeutet, dass man Dinge hinkriegen kann, rasten Leute vollends aus."



    Hä? Wie war eine Überschrift letzte Woche im "Stern" zum Thema Habeck: "Nett, aber inkompetent".

    • @Gerald Müller:

      Wer keine Ahnung hat kann wissen oft nicht erkennen und geht dann von irrtümlich von Unwissenheit aus. Einziges Gegenmittel: blase verlassen und sich umfassend informieren

  • Zu larmoyant. Das Land hat sich selbst gefesselt in seiner Besitzstandswahrung und dem mangelnden Mut Veränderungen anzugehen und dabei auch Risiken in Kauf zu nehmen und auch dem Einzelnen (auch Migranten) aufzubürden, Grüne inklusive. Mehr Schulden ist im Augenblick irgendwie die einzige Hoffnungsbringer, weil alles weitergehen soll wie bisher. Da kann man dann auch VW subventionieren für Autos, die keiner braucht.



    Der Bürger - der Souverän - ist eigentlich der Gulliver der von 1000 Liliputanern durch immer neue Regelungen, Auflagen und Verbote gefesselt wird. Heizungsgesetz, alle möglichen Auflagen und Regeln in allen Bereichen, eine immer weiter ausufernde Bürokratie usw. haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Geben sie Freiheit möchte man manchmal schreien. Wenn nicht, werden wir bockig!

    • @Eckhard Hanseat52:

      Die Bürger - die Souveräns - die Gullivers könnten einfach nur aufstehen und einen vernünftigen Weg gehen, wären sie sich nur einig und hätten ihr Konsumverhalten unter rationaler Kontrolle. Und das natürlich weltweit, wobei ich auch weiß, dass nur eine Minderheit mit ihrer Verschwendungssucht für die Katastrophe verantwortlich ist.

      • @Erfahrungssammler:

        Global gesehen unterliegt schon jeder Bürgergeldempfänger in D der "Verschwendungssucht". Und an mangelnder Einigkeit "der Bürger" ist schon jede kommunistische Idee gescheitert.

  • Bitte keine Union - keine Fortsetzung, Wiederaufnahme der Kohl- und Merkel Ära...



    Könnte nicht eine direkte Demokratie, wie in der Schweiz, mit mehr Demokratiebeteiligung für die Wähler, ein guter Weg aus unseren ewigen Ampel Regierungen sein ?

    • @Alex_der_Wunderer:

      Sind Sie sicher, dass Sie das wollen?



      Direkte Demokratie, Volksentscheide zu wichtigen und komplexen Themen runtergebrochen auf einfache Ja/Nein Fragen? Flankiert durch populistisches Dauerfeuer auf allen asozialen Kanälen?

      • @QuerBeetLeser:

        Die Argumente werden schon vorgetragen - so ist es ja nun nicht.



        Ist es nicht demokratischer, die Bürger stimmen selber unmittelbar über politische Entscheidungen ab ?



        Ist Ihnen eine repräsentative Demokratie, flankiert durch populistisches Dauerfeuer auf allen asozialen Kanälen wirklich lieber ?



        Überlassen Sie es wirklich ernsthaft lieber - vom Volk gewählten " Volksvertretern " unabhängig welcher Partei sie angehören, die im Intresse der Mächtigen agieren - Entscheidungen zu treffen ?

        • @Alex_der_Wunderer:

          1. Ja. Aber "demokratischer" sollte man nicht mit "besser" gleichsetzen.



          2. Ja, besser diese Flankierung trifft ein Parlament als direkt aufs abstimmende Volk.



          3. Ihre ominösen Mächtigen klingen mir zu sehr nach Verschwörungsgedanken.

          Ich würde keinen Volksentscheide schaffen, aber ich würde die Zweitstimme abschaffen. Nur noch direkt von der Bevölkerung gewählte Leute ins Parlament, die sich Vorort in ihren Waglkreisen den Menschen gegenüber erklären und verantworten müssen, statt all diese Parteiproporzgünstlinge, die Jahre und Jahrzehnte in den Parlamenten hocken, ohne je vom Wähler mal eine Mehrheit bekommen zu haben. Die Frage nach dem immer größer werdenden Parlamenten hätte sich damit auch erledigt. 1 Wahlkreis, 1 Abgeordneter.

          • @QuerBeetLeser:

            ...zur Klarstellung - mit



            " Mächtigen " war nicht der Papst gemeint...

          • @QuerBeetLeser:

            ...nur noch direkt gewählte " Leute " ins Parlament , ist doch schonmal ein guter Ansatz - gefällt mir auf jeden Fall besser als die Katastrophe in unserer " Regierung " zur Zeit 😉



            Achso - & kein Kontakt mehr zu Lobbyisten aus Industrie & Wirtschaft mehr zu Parlamentariern...

  • Ich verstehe das Sentiment, das dabei mitschwingt, wenn man sich als "nostalgischer Progressiver" bezeichnet. Es erinnert an Karl Valentins Bonmot: "Die Zukunft war früher auch besser." Abgewandelt: "Der Fortschritt war früher auch besser."



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    Die Grünen sind vorläufig m.E. daran gescheitert, dass sie ihre historisch kontingenten Konzepte als Weg zum objektiven Menschheitsfortschritt verstanden haben. Historisch fortschrittlich war aber z.B. immer "Technologieoffenheit" (auch wenn der Begriff neu ist). Technologieoffenheit ist aber derzeit eher eine konservativ besetzte Idee, die sich gegen grüne Vorstellungen von der Planbarkeit der Zukunft richtet.



    .



    Ganz fatal finde ich freilich die Diskursfigur vom "Systemkampf zwischen Demokratien und Autokratien". Das ist weder fortschrittlich noch konservativ, das ist ein manichäisches Weltbild, welches noch schlimme Folgen zeitigen kann.



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    Ist nicht China in vielem fortschrittlicher? Hat es nicht in Jahrzehnten ohne Kriege und Bürgerkriege eine Entwicklung genommen, für die Europa Jahrhunderte voll von Kriegen, Bürgerkriegen und gelegentlicher Massenverelendung brauchte?

    • @Kohlrabi:

      "Technologieoffenheit ist aber derzeit eher eine konservativ besetzte Idee, die sich gegen grüne Vorstellungen von der Planbarkeit der Zukunft richtet."

      Technologieoffenheit ist deshalb konservativ besetzt, weil damit das Festhalten an bisherigen Technologien gemeint ist, wie Benzinmotor und Gasheizung. Mit planlosem Beibehalten alter Technik, und Hoffen auf ein Wunder, wird man den CO2-Ausstoß nicht senken können.

    • @Kohlrabi:

      Jahrzehnte ohne Kriege und Bürgerkriege für China?

      Auf Anhieb fällt mir da doch gleich der Überfall der Chinesen auf Tibet ein. Ein 1,5-Millionen-Genozid, der sich durch die "Sinisierung" des tibetischen Volkes weiter fortsetzt. Bald gibt es keine tibetische Kultur mehr. Und keine Tibeter.

      Im übrigen mal was von der Kulturrevolution gehört?

      Den Attacken auf Taiwan?

      Die Symbiose mit Putin und Chameini?

    • @Kohlrabi:

      Unter Mao kamen in etwa 50 Millionen Chinesen durch politische Gewalt, Korruption und Missmanagement um. Eine ähnlich große Schreckensbilanz wie bei Hitler und Stalin. Auch heute ist Unfreiheit kein Innovationsmotor. Klar kann man Umweltmaßnahmen einfach anordnen, aber die Kollateralschäden kennen wir nicht.

      Die außenpolitische Aggressivität von Russland China und auch dem Iran sind das letzte Mittel um sich die Macht in völlig ineffizienten Systemen zu sichern, die ihre eigenen Bevölkerungen unterdrücken müssen und bei weitem nicht so gut versorgen können wie die bösen demokratischen Kapitalisten. Das Ressourcenmanagement ist schlechter, die Umweltbilanz auch. Man erfährt es halt nicht, weil es keine Presse und Forschungsfreiheit gibt.

      Wer wandert schon nach China, Russland oder den Iran aus? Und warum wollen alle nach Europa und die USA? Weil sie alle bloß konsumieren wollen sagt die Frankfurter Schule. Weil sie in Unfreiheit, Armut und Willkür ersticken sage ich.

      • @Martin Fütterer:

        Ich rede nicht von Mao, sondern von den letzten knapp 50 Jahren, nach dem Ende des chinesisch-vietnamesischen Krieges. In dieser Zeit hat China die Armut weitgehend überwunden. Und eben keine Kriege mehr geführt, ganz im Gegensatz zur Blutspur westlicher und auch russischer Militärinterventionen. Und wenn Chinas Rahmenbedingungen so innovationsfeindlich wären, dann wäre das Land heute nicht die zweitgrößte Wirtschaftsmacht und hätte keine derart aktive Handelsbilanz. Man muss das Land nicht verherrlichen, aber kann ruhig mal anerkennen, dass China in unserer Generation ein vergleichsweise erfolgreiches, innovatives Staatswesen ist und seine (zweifellos imperialistische) Außenwirtschaftspolitik jedenfalls nicht mithilfe eines militärischen Interventionismus betreibt.

  • Die Grünen sind nicht nur unter Druck von rechts; also der Union, Springer-Presse, diversen wirtschaftsnahen Lobbygruppen; sprich genau dem Bevölkerungsclientel, dem sich Hr Habeck so verpflichtet fühlt.

    Die zweite Gruppe der Kritiker sind die Wähler von einst, die sog. „Nische“



    Die Klima-, Umwelt-, Friedensbewegten dieser Republik. Die einstigen Gründer der Grünen.



    Die wählen nicht mehr grün. Weder in BW noch in Ostdeutschland. Und demnächst auch nicht mehr im Bund.

    Hr Habeck will trotzdem an seinem Kurs festhalten der da heißt: Ich verprelle meine zukunftsorientieren WählerInnen zugunsten einer konservativen, rechts-nationalistisch orientierten Wählerschicht, die niemals Grün wählen wird.



    Warum sollte sie auch. Das Original ist meist besser als das Plagiat.

  • „Die Krise der Grünen ist unsere Krise.“



    Ja, insbesondere weil sich mit der Regierungsverantwortung gezeigt hat, das Visionen kein Ersatz für realitätsnahes Handeln sind.



    Die Liste der Fehler ist deutlich länger als ein Heizungsgesetz.

    • @1Pythagoras:

      das heizungsgesetz war ein klimabedingtes muss, alles andere war von medien angeheiztes mimimi von hauseigentuemern, die sich lieber schnell eine neue gasheizung gekauft haben und dann einer neuen cdu-regierung ein zu-teures-gas-ich -erfrier-sonst-zuschuss-gesetz aus der tasche leiern

    • @1Pythagoras:

      Dann bitte mal auflisten wo sie die Fehler sehen

  • "In diesem Zusammenhang wird den Grünen zweierlei vorgeworfen: dass sie zu viel gemacht hätten und dass sie zu wenig gemacht hätten."



    Unterkomplexe Darstellung.



    Habeck macht nicht "zu viel" oder "zu wenig". Er macht das Falsche, und davon zu viel.



    Extrembeispiele: Tesa, Wienerberger [1], Wasserstoff aus Biogas [2].



    [1] taz.de/Klimaschutz...ernehmen/!6039884/



    [2] taz.de/Gruener-Was...s-Biogas/!6002876/

    • @sollndas:

      Milliarden an Subventionen verpulvern an einen angeschlagenen, im Chipwettbewerb abgehängten US-Techkonzern und ein Batterie-start up mit einer Wachstums-



      Illusion u. -Versprechen, die nur in den Köpfen von Politikern



      funktioniert, leider nicht in einer Unternehmenswirklichkeit.

  • Gute Analyse, Ratlosigkeit ist das richtige Wort.... allerdings auch Entfernung von der Wirklichkeit.

  • Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass wir eine, nun ja, „sozialliberale“ Partei in der Bundesregierung brauchen, meinetwegen auch in einer Koalition mit „anständigen“ Konservativen.



    Die Schwierigkeit daran ist, dass die Union von Amigos, Geldkofferboten, Maskendealern etc. dominiert wird, die mit Vorliebe Anstand und Moral verächtlich machen, auch im Verbund mit dem Faschisten aus Thüringen.



    Trifft das zusammen mit Politiker:innen der Grünen, die nicht zu ihren Prinzipien stehen, sondern den Kompromiss bei den eigenen Vorschlägen immer schon mitdenken, dann wird es nicht anders ausgehen als mit der SPD als Junior („Partner“ traue ich mich nicht zu schreiben).



    Bildlich gesprochen: Was geschieht mit Leuten, die viel Sitzfleisch und wenig Rückgrat haben, in einem Haifischbecken? Sie werden zuerst gefressen!

  • Danke, gute Analyse, kann ich voll zustimmen.

  • Ich sehe die Grünen weder als progressive, noch als Umweltschutzpartei und schon gar nicht als linke Kraft.



    In dieser Koalition haben die grünen alles verraten, was man als linke progressive Politik bezeichnet: soziale Gerechtigkeit haben sie komplett abgeschrieben, Umweltschutz wurde in dieser Koalition sogar gegenüber der Merkel Groko weiter zurückgekommen, Menschenrechte wurden aufgegeben mit der restriktivsten Migrationspolitik aller Zeiten und zuletzt steht keine Partei derzeit so sehr für Militarismus wie die Grünen. Nicht nur im Ukraine Konflikt, sondern auch in Nahost und gegenüber China - die Grünen setzen nur auf Militär, Diplomatie findet nicht mehr statt.

    Diese Partei hat alles verraten, was sie im Wahlkampf 2021 versprochen hatte. Warum sollte man ihr noch irgendwas glauben?

    • @TeeTS:

      Inwiefern sind denn die Grünen "militaristisch"?!

  • Sehr guter Artikel, spricht mir aus der Seele

  • Die Grünen werden im nächsten Bundestag fehlen.



    Aber nicht wegen des Bashings.

  • Vielleicht hängt die gesunkene Zustimmung zu den Grünenngar nicht so sehr mit deren Umwelt- und Energiepolitik zusammen?

    Bekannt ist, dass viele (bisherige) Grün-Wähler mit der Flüchtlingspolitik der Partei nicht übereinstimmen. Wenn das Thema nun wichtiger erscheint, oder wenn durch Handeln der Grünen in der Koalition der Eindruck entsteht, sich weniger als möglich für die Umwelt einzusetzen, weil politisches Gewicht u.a. in der Ausländerpolitik verbraucht wird, kann das auch Einfluss auf die Wahlentscheidung haben.

  • Ja! Und danke für diese letztlich hoffnungsvolle Analyse.