Grüner Wasserstoff aus Biogas: Erster grüner H2 aus Krefeld
Wasserstoff kann die Transformation voranbringen, wenn er mit Erneuerbaren produziert wird. Die Firma BtX als Pionierin nutzt dafür nun Biogas.
Dieser Fall ist auch deshalb besonders, weil das Unternehmen den Wasserstoff nicht – wie zumeist im Zuge der Energiewende diskutiert – per Elektrolyse mittels überschüssigem Wind- oder Solarstrom aus Wasser erzeugt, sondern ihn aus Biogas gewinnt. Rohbiogas besteht zu rund 60 Prozent aus Methan. Daraus kann reiner Wasserstoff erzeugt werden, weil Methan (CH4) pro Molekül aus vier Atomen Wasserstoff und einem Atom Kohlenstoff besteht.
Die Aufspaltung geschieht mittels Dampfreformierung. Am Ende steckten noch 60 Prozent der Energie des Biogases im Wasserstoff, erklärt die Firma, 20 Prozent der Energie würden während der Reformierung als nutzbare Wärme frei, der Rest geht bei der Umwandlung verloren.
Die Anlage der Firma BtX steht auf dem Lefkeshof der Familie Schleupen in Krefeld. Es ist ein in sechster Generation geführter Familienbetrieb mit Milchviehhaltung, zu dem neben 250 Tieren auch eine im Jahr 2001 erbaute Biogasanlage gehört. Diese fiel nach 20 Jahren, also Ende 2021, gemäß den Regeln des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aus der gesetzlich garantierten Einspeisevergütung.
Emissionshandel ist das Zauberwort
Nun waren alternative Nutzungsideen für die Energie gefragt. Da die Biogasanlage zu klein ist, um das Gas rentabel zu reinem Biomethan aufzubereiten, habe man sich für die Erzeugung von Wasserstoff entschieden, sagt Andy Gradel, Geschäftsführer der Firma BtX.
Das Biogas auf dem Krefelder Hof wird aus Gülle und Mist gewonnen – das war für die Wirtschaftlichkeit der Wasserstoffgewinnung entscheidend. Denn nach der neuen Gesetzgebung, so erklärt die Firma, könne Wasserstoff aus biogenen Reststoffen sich gemäß dem Treibhausgas-Quotenhandel „negative CO2-Werte“ anrechnen lassen. Solche Papiere können dann beispielsweise Autohersteller erwerben, wenn sie den CO2-Ausstoß ihrer Fahrzeugflotte nicht gemäß einem gesetzlich festgelegten Pfad verringern können oder wollen. Nur durch diese Umverteilung rechne sich die Wasserstofferzeugung, räumt die Firma BtX ein.
Die Apparatur werde künftig 100 Kilogramm Wasserstoff pro Tag erzeugen, der zum Preis von rund 10 Euro pro Kilogramm abgegeben werde, sagt Ingenieur Gradel. Nur 20 Meter von den Kühen entfernt, werde demnächst das Gas abgefüllt – das „Gold der Energiewende“. Sobald der TÜV die Abfüllstation abgenommen hat, sollen die ersten Lieferungen an Gashändler und Tankstellenbetreiber erfolgen.
Stolz teilt die Firma BtX außerdem mit, sie habe „innerhalb der letzten Jahre die gesetzliche Grundlage mitgestaltet“, die für den wirtschaftlichen Betrieb der Anlage nötig ist. Ohne die Förderung wäre der grüne Wasserstoff noch weit von der Rentabilität entfernt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben