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Kein CO2-Budget mehr für die AltenDie Ungnade der späten Geburt

Als unser Autor jung war, war er schon öko. Trotzdem hat er viel vom globalen CO2-Budget verbraucht. Der Rest gebührt deshalb den heutigen Jungen.

Was waren wir früher unterwegs – und heute? Flugzeug nach dem Start in Düsseldorf Foto: Federico Gambarini/dpa

E s ist Zeit, den Sommerurlaub zu planen. Ich schimpfe also mal wieder ein bisschen auf Freunde, die ihre freie Zeit zwischen den Flughäfen von Bali, Mauritius, Kuba oder Ägypten verbringen. Und schwelge in den Vorzügen von Chemnitz, Ludwigshafen und dem schienengebundenen Fernverkehr. Da sagt meine Tochter: „Weißt du, Papa, eigentlich ist es auch ganz schön, mal fremde Länder zu sehen und da Abenteuer zu erleben.“

Was soll ich sagen: Sie hat recht. Nicht nur, weil sie Jura studiert. Sondern weil sie 21 ist und ihr CO2-Fußabdruck verglichen mit einem Boomer aus meiner Generation auf Kinderschuhgröße ist. Selbst im Vergleich zu einem flügehassenden Klimafanatiker wie mir sieht ihre Bilanz relativ sauber aus. Was waren wir ihn ihrem Alter unterwegs, auch wenn wir zur Ökoszene gehörten, die nicht zum Partywochenende nach Malle flog: Aber alle paar Jahre auf einen Sommer in den USA gespart, mit dem ersten Kind für zwei Wochen im Winter nach La Gomera geflohen, Recherchereisen nach Indonesien, China, Brasilien. Aber wenn jetzt bei uns Urlaubspläne gemacht werden, denke und sage ich: Nee, geht nicht, da müssten wir ja fliegen!

Von der „Gnade der späten Geburt“, die noch Bundeskanzler Helmut Kohl für seine Nachkriegsgeneration reklamierte, hat die jetzige junge Generation beim Thema Klima- und Nachhaltigkeitspolitik gar nichts. Wir Älteren haben die Gnade der frühen Geburt ausgenutzt: Wir haben das Buffet leergefressen, wenn es um das globale Budget für Treibhausgase, Plastikscheiß an jeder Ecke und Artenmord per Lieferkette geht.

Die großen Krisen der Nachhaltigkeit tragen eine unglaubliche Ungerechtigkeit in sich: Zwei Generationen in den Industrieländern haben dem Globalen Süden, den Armen überall auf der Welt und den Generationen ihrer Kinder und Enkel die Grundlagen des guten Lebens ruiniert. Und weil das so ist, muss jede Form von Gerechtigkeit allen Menschen über 40 in den klassischen Industriestaaten eine ökologische Payback-Karte ausstellen: Sorry, Boomer, ihr seid für die nächsten 50 Jahre vom kostenlosen CO2-Budget erstmal ausgeschlossen!

Altersdiskriminierung? Auf jeden Fall! In der Rationierung von CO2, die irgendwann (möglichst bald!) kommen wird, wenn wir die Klimaziele endlich mal ernst meinen, gehen wir Alten und die ganz Alten erstmal leer aus. Was noch an Mauritius-Flügen, Formel-1-Irrsinn, Saunaheizung per Kohlestrom oder Fleischorgien bei Grillfesten möglich ist, geht an alle unter 35. Hier und vor allem anderswo. Globale Lizenzen zum CO2-Ausstoß sind tabu für die Mittel- und Oberklasse des Globalen Nordens. Das ist dann die konkrete Umsetzung des Gejammers: „Wir haben die Welt von unseren Kindern nur geborgt“.

Das wird für die letzte Generation nicht ausreichen, um alle unsere Wahnsinnstaten zu wiederholen. Aber vielleicht gibt es ihnen einen letzten Rest Glauben an die Gerechtigkeit zurück. Und vielleicht stimmt es sie ein bisschen gnädig, wenn sie das Sagen haben und uns im Pflegeheim füttern sollen. Und wenn ihre Generation irgendwann klären will, wer an dem ganzen Mist eigentlich schuld ist.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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70 Kommentare

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  • Skatelefants , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Meine Liebste sagt gelegentlich: "Halt die Luft an." Ich glaube nicht, dass das was bringt. Vielleicht sollte ich weniger joggen, damit ich nicht soviel CO₂ produziere. (70++)

  • "Altersdiskriminierung? Auf jeden Fall! In der Rationierung von CO2, die irgendwann (möglichst bald!) kommen wird..."



    Die rechtliche Grundlage dafür würde ich gerne mal sehen.

  • Die „Alten“ benötigen zwar mittlerweile auch ein Handy oder Smartphone aber benutzen das nur mal so ein zweimal am Tag.



    Die jungen Privilegierten die hier rummosern transferieren mehrere Gigabyte im Monat und beschweren sich über Stromfressende Rechenzentren.



    Vieles versteht ein alter weißer Mann nicht mehr.

  • @WARUM_DENKT_KEINER_NACH?

    Lassen Sie mich raten: Sie sind demnach gegen Frauenwahlrecht?

    Jaja. Früher war alles besser...

  • Hallo Herr Pötter, sehe ich genauso und setze es auch um, auch wenn ich keine Kinder habe. Mein letzter Flug war 2011. Bin Jahrgang 1956. Es gibt mehr als genug Menschen auf der Welt. Deshalb finde ich Kinderlosigkeit auch nicht schlimm.

  • ...um annähernd zu erahnen was in Zukunft auf uns alle - Generations übergreifend zukommen wird, sollten wir die jetzige Situation einfach einmal mit den Augen der Globalplayer sehen - da geht es um Profit und Macht - um nix anderes - ich gehe davon aus, dass auch dort der Klimawandel angekommen ist, nun stellt sich einfach die Frage, wie macht man - womit - möglichst viel Profit und " schlachtet " dabei die Welt, die man ja " melken " willl - nicht. Also müssen Werte verschoben werden und die Weltbevölkerung muss umsozialisiert/ umstrukturiert werden. Glaubt hier wirklich jemand, da werden wir gefragt werden ?

  • "Was waren wir ihn ihrem Alter unterwegs, auch wenn wir zur Ökoszene gehörten, die nicht zum Partywochenende nach Malle flog: Aber alle paar Jahre auf einen Sommer in den USA gespart, mit dem ersten Kind für zwei Wochen im Winter nach La Gomera geflohen, Recherchereisen nach Indonesien, China, Brasilien."

    Weil Sie zu den Privilegierten gehörten und gehören. Es gibt genug "Alte", die das alles nicht konnten und jetzt sparen, um sich vielleicht mal einen Wusch zu erfüllen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Neidreflex und nichts begriffen! Der Autor hat GESPART, um nach Amiland reisen zu können. Als langjähriger Mitarbeiter bei der TAZ ist er wahrscheinlich dadurch privilegiert, dass er klar denken kann. Finanziell mit Sicherheit nicht.

  • @FURTH IM WALD

    Nun, solange unsere Entscheidungen via Stimmzettel auf Parteien und Kandidat*innen kumuliert werden schlage ich vor, einen Stimmfaktor anzuwenden.

    Ich schlage so etwas vor wie exp( -(t - 30)/43.3 ), das gibt uns bis 30 Jahren 100%, bei 60 sind es noch 50%.

    @KAHNT KARL-HEINZ

    Ach, regen Sie sich ab. Wer ist hier arrogant?

    • @tomás zerolo:

      Hatte ich auch schon dran gedacht: Wie wäre es mit einem Höchstwahlalter? 75 Jahre vielleicht. Kandidieren sollte man aber lebenslang können.

    • @tomás zerolo:

      Interessant, dass immer noch Menschen leben, die Demokratievorstellungen von vor 150 Jahren haben...

    • @tomás zerolo:

      ....unsere Entscheidungen werden kumuliert ?



      Verraten Sie mal bitte - in welchem Land Sie leben ?

  • komisch diese Fixierung auf Sündenböcke. Es gibt Menschen die mehr, und andere, die weniger CO2 verbrauchen. Da lassen sich sicherlich alle möglichen Trennlinien ziehen, zwischen Kontinenten, Generationen, sozialen Schichten. Nur wem ist damit geholfen? Dem Klima ganz sicher nicht.

  • Nun, ich muss gestehen: Über so viel Arroganz kann ich eigentlich nur staunen!

    Ein gesellschaftlich in nahezu JEDER Hinsicht PRIVILEGIERTER - mault wieder mal über die Alten. Über Ihren zu hohen Anspruch, mit dem sie die Umwelt versauen.

    Schauen wir uns die Sache doch mal an, nennen wir es beim Namen. Wobei: Habe ich überhaupt noch das Recht, heute was sagen zu dürfen. Immerhin: Ich vereine alle Übel, die heute denkbar sind: Ich bin weiß. Alt. Und auch noch Mann. Pfui, Deibel.

    Ich bin 54er Jahrgang. In unserer Jugend war noch nicht viel los. Wir mussten fleißig lernen, dann ging's in den Beruf. Keiner von uns hat große Sprünge gemacht. Mutter war meist nur auf Arbeit, um drei Kinder zu versorgen. Da ich der Älteste war, ging's fest 'ran. Auf die Geschwister aufgepasst und im Haushalt geholfen. Kaputte Hosen und Strümpfe wurden noch geflickt.

    Mit dem ersten Geld ging's selbstverständlich in den Urlaub. Nicht mit dem Flugzeug, sondern der Bahn und dem Fahrrad.Ach ja, auch getrampt sind wir noch. - Ich bin in meinem ganzen Leben NOCH NIE geflogen.

    Selbst Auto fahr ich fast nur BERUFLICH. Ich bin Bauarbeiter. Auch jetzt mit fast Siebzig noch. Tag für Tag bauen wir Häuser und Wohnungen - die wir selbst uns NICHT leisten können: Das können aber manche der Jungen, die NICHTS wirklich Handfestes leisten müssen, sondern vom Spielen leben - im Internet. Oder von anderen Clownerien, die sie heute Arbeit nennen.

    Manchmal frage ich mich: WAS ist bei solchen Menschen schief gelaufen? WIE wurden sie sozialisiert?

    Nun ja: Vielleicht orientiert sich solcher Geist ja am Film "... Jahr 2022 ... die überleben wollen". Da werden die Alten aussortiert - und zu Nahrung verarbeitet. Damit sie noch zu was nütze sind. Was 1973 noch erschreckend klang, scheint manchem nun tatsächlich eine akzeptabel Vision.

    Hand aufs Herz: Ich habe schon oft gedacht, wie überflüssig Menschen wir Herr Pötter sind, aber NIE hatte ich solche Vision für sie ...

    Maurer, Vater 3er Kinder, Opa von 4 Enkeln

    • @Kahnt Karl-Heinz:

      Klasse Beitrag. Ich selbst bin mit 5 Geschwistern aufgewachsen und auch in ihrem Alter. Und noch immer auf Baustellen unterwegs. Urlaub war ein Fremdwort. Ernährt wurde sich aus dem eigenen Garten einschließlich Stallhasen. Das dumme Geschwätz einiger Schreiberlinge über unsere Generation geht mir langsam auf die Nerven. Salonumweltretter.

  • Ich bin inzwischen vom Fahrradfahren abgekommen und laufe ganzjährig barfuß. Der resourcenverbrauch beim Fahrradbau ist unverhältnismäßig. Die Feinstauberzeugung durch Reifen‐ und Bremsbelagabrieb ist bedenklich. Jeden CO2 belasteten Atmenausstoß quittiere ich mit meiner selbstgebastelten Geißel, das reduziert die Atemzüge. Ich bin nah am Optimum.

  • Sehr geehrter Herr Pötter, träumen Sie weiter, daraus wird nichts.



    Und ich, Jg. 1954 rechtfertige mich für gar nichts, ich werde mein Leben nicht ändern!

  • Jeder 2. Otto der hier auf Basis des persönlichen Verzichts wiederspricht, besitzt sein „passives“ Eigenheim + e-suv oder schlimmer. DIE Chance auf einen vergleichbaren Ressourcenverbrauch haben die mitt-Zwanziger von heute schon rein finanziell nicht mehr. Egal wie exzessiv: so viel können die gar nicht rumjetten. Also bitte mal alle schön den Ball flach halten.

    • 0G
      04405 (Profil gelöscht)
      @Vincent Appel:

      die Kommentare der "Ottos" zwar gelesen, aber nicht verstanden. Verzicht, ja, aber kein freiwilliger. Von Eigenheim und SUVs berichtet keiner.

  • "Der Rest gebührt deshalb den heutigen Jungen."

    Über das Stöckchen werden die klapprigen Oldies wohl nicht mehr drber springen können.

  • Widerspruch wie von den meisten Kommentatoren. Für mich spricht Herr Pötter jedenfalls auch nicht.

    Selbstbezichtigung und Kasteiung der Boomergeneration: meinetwegen, wenn es hilft kann ich das ertragen. Gefährlich wird es, den Jungen eine Benachteiligung zu attestieren und gleich noch einen Blankocheck für ihr heutiges reales Verhalten auszustellen. Die Erzählung, dass die Jungen mehrheitlich ihr Verhalten geändert haben und somit keine Verantwortung tragen ist ein Altersdiskriminierungs-ismus und für das Erreichen der Klimaziele kontraproduktiv.

    Erfahrungen in meiner Umgebung (Kinder, jüngere Kollegen) ähnlich wie bei den Mitkommentatoren: ich erspare mir die Aufzählung.

    Statt der rückwärtsgewandten Beschuldigungslitanei ist es jetzt angezeigt dafür zu sorgen, dass alle Ihr zukünftiges Verhalten nachhaltig ändern ohne dabei die Bedürfnisse der Jungen zu übergehen.

    • @Newjoerg:

      Da sind wieder die Jungen benachteiligt, weil ihr restliches Leben -hoffentlich- noch länger dauern wird. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben (Gorbatschow)!

  • Ich war nie zum Urlaub im Flugzeug. Ich bin zwei mal geflogen: zu grasstoots-Treffen, Reise, Begegnung.



    Wie auch immer: die industrieerzeugte Erderhitzung zu stoppen ist nichts freiwilliges.

  • Ihren verschwenderichen Umgang mit Urlaubsflügen wollte ich mir nicht leisten, also ewarte ich das Sie mir trotz meines Alters noch etwas CO2 zu verbrauchen. Wir können heute virtuell in die Ferne schweifen, warum muss man dahin? Ein großer Teil der CO2 Erzeugung war für Infrastrukturentwicklung notwendig. Dabei wurden und werden in Zukunft Fehler gemacht. Wir sollten zusammen an einer wünschenswerten Zukunft arbeiten anstatt einzelne Gesellschaftsgruppen gegeneinander auszuspielen,

  • Aber immerhin hat die Generation was geleistet.



    Von Instagram und TikTok lernt man nichts, außer wie man verblödet.

  • Danke für die klaren Worte, Herr Pötter!

    Wie viele andere Kommentare hier klarstellen, ist die Variation auch innerhalb einer Generation jedoch sehr hoch. Es ist also eine Familienaufgabe, gemeinsam zu reduzieren.

    Kann z.B. zu mehr Zeit für genau diese Familie führen: Sich mit der Bahn in'er Mitte treffen, statt sich die Bilder von getrennten Urlauben zu e-mailen.

  • "Redakteur für Wirtschaft und Umwelt"? Nun ja...

    Ich argumentiere dagegen mit den Daten meiner Tante: Jahrgang 1925, ehemalige Sozialfürsorgerin (wie es damals so schön hieß), geringes Gehalt, alleinstehend. Da das Geld ständig knapp gewesen ist, hat sie sehr früh angefangen, ein Haushaltsbuch zu führen und diese Marotte bis ins hohe Alter beibehalten. Ein unglaublicher Fundus an Daten für uns Nachgeborene.

    Einige Zahlen:



    Sie hat im Leben genau 3 Kleiderschränke erworben, fast die gesamte Wohnungseinrichtung ist älter als 50 Jahre.



    Kleidung wird aufgetragen, bis es nicht mehr geht. Den letzten Wintermantel hat sie 2005 erworben, lediglich Leibwäsche wird regelmäßig erneuert. Schuhe werden tatsächlich teilweise neu besohlt und dadurch viele Jahre getragen.



    Sie ist ein mal geflogen, hat nie ein Smartphone besessen oder Internet.



    Das könnte ich weiter ausführen, möchte jedoch auch die "Gegenseite" nicht zu kurz kommen lassen.

    Tochter, 22 Jahre alt, hat bereits jetzt mehr Konsum betrieben, als meine Tante in ihrem ganzen Leben. Sie hat gerade ihr Smartphone Nr. 6 bestellt und die Liste ihrer Fernreisen ist nicht ganz unbeachtlich - drei Kontinente stehen hier zu Buche, selbst die Klassenfahrten musste nach Rom und London gehen. Kleidung scheint, was die Haltbarkeit angeht, aus Papier zu bestehen, solange es einen Internetzugang zu Zalando gibt. Ihr Fahrrad muss Elektro haben, auch wenn sie kaum längere Strecken fährt. Serverkapazitäten werden voll ausgelastet, die notwendigen Endgeräte lassen mich glauben, sie betreibe von ihrer Wohnung aus einen Elektronikfachmarkt und am Wochenende geht es gerne mal nach Berlin, Hamburg oder Amsterdam - zum Shoppen.

    Nein, so einfach ist die Sache nicht! Natürlich muss man die allgemeine Modernisierung in Betracht ziehen und der Jugend zugestehen, aktuelle Technik und Möglichkeiten zu nutzen. Aber es gibt keinen Grund für eine Aufrechnung, denn der CO2-Fussabdruck ist heute deutlich höher, als selbst noch in meiner Jugend.

    • @Cerberus:

      Es werden Strombudgets notwendig. Zugeteilt für einen Zeitraum von 2 Wochen pro Person. Das ist dann gerecht. Meine Internetverbindung ist seit Monaten sehr schlecht. Tastenhandy reicht, hat weniger tracing.



      Vgl. Ulrike Herrmanns Einschätzung zum Lebenstandard von 1979.

    • @Cerberus:

      Und auch nach London muss man nicht unbedingt fliegen. Bei unserer Reise mit dem Englisch-Leistungskurs hab ich auf dem Stena-Lines-Schiff die ganze Fahrt über die Kloschüssel festgehalten ...



      Heutzutage wäre Fliegen wohl leider billiger als Zug durch den Tunnel oder die Fähre ...

    • @Cerberus:

      Danke.

    • @Cerberus:

      DANKE!



      genau so ist es. wenn so ein jugendlicher von mir verlangen würde, nicht in urlaub zu fahren/fliegen, und meinen co2 abduck zu hause zu pflegen... dann soll er mal mit gutem beispiel voran gehen und so leben wie wir, die boomer, im gleichen alter. nix chaufeur mama oder e-bike, nix fernreisen oder smartfon, nix internet und stundenlang tiktok gucken....

  • Kann Herr Pickert gern persönlich machen, für mich spricht er nicht. Mein CO2-Flugabdruck ist sehr klein. (und wird nicht jedes Jahr größer). Für frühere persönliche Entscheidungen anderer aus meiner Generation übernehme ich keine Haftung.

  • 1G
    14231 (Profil gelöscht)

    Tja, ich weiß nicht. Ich kann mich noch Zeiten erinnern, in denen Fernsehen aus drei Programmen bestand, gesendet über Antennen, und Nachts gab es ein Testbild oder Weltraumbilder und Zugfahrten. Heute hat jeder seinen ganz persönliches HD-Stream für nächtelanges Binge-Watching, mit Bier und Chips vom Späti nebenan. Meine ersten Computerspiele hatten einen Speicherbedarf im kiloByte-Bereich und brauchten zwei Minuten zum Laden. Heute wird online über Energie fressende Server gespielt, mit kaum minder anspruchslosen Endgeräten, die regelmäßig nachgerüstet werden, weil man sonst keine Chance gegen seine Opponenten hat, die über die ganze Welt verteilt sind.

    Sie begehen hier genau den Fehler der heutigen Klimaaktivisten. Sie machen die älteren Generationen zum Sündenbock, die in vielerlei Hinsicht keine sonderliche Wahl hatte, ohne das Konsumverhalten der jüngeren Generationen zu hinterfragen.

  • Widerspruch!



    Ich bin auch älter. Bin in meinem Leben 2 mal geflogen. War nie auf einem Kreuzfahrtschiff. Ernähre mich seit über 30 Jahren vegetarisch.



    Urlaub mit der Bahn.



    Als Kind mit meiner Mutter im Reisebus zum Bodensee.



    Die jungen und mitteljungen Leute haben einen Fussabdruck, der die Alten wohl noch überflügelt.

  • 0G
    04405 (Profil gelöscht)

    Bei diesem "wir", dass der Autor sehr großzügig auslegt, fühle ich (Jg. 1970) mich ganz bestimmt nicht angesprochen. Ich habe bis weit in meine 30er an oder unter dem Existenzminimum gelebt, habe bis zu meinem 30. Lebensjahr genau zwei mal in einem Flugzeug gesessen, ein Auto habe ich die meiste Zeit nicht besessen. Ich bin da nicht alleine, das berühmt-berüchtigte "untere Drittel" besteht aus, ähem, einem Drittel der Bevölkerung.

    Das Sein bestimmt das Bewusstsein, wusste schon Marx. Im Falle des Kolumnisten ein recht elitäres Sein, was ich ihm dezidiert nicht vorwerfen würde. Ein kleines bisschen mehr Bewusstsein, dass sich dieses "wir" offensichtlich auf das obere Drittel beschränkt, kann man dann doch schon verlangen.

    Ein anderer Autor hat sinngemäß geschrieben, den weniger gut gestellten ihr Kotelett madig machen, aber schon die ganze Welt mit dem Jet bereist zu haben, kommt ganz schlecht an.

  • Sorry, Widerspruch. Bin Jahrgang 1964 und flugtechnisch Jungfrau, d.h. nie geflogen. Als Kind Familie im Urlaub Harz oder Nordsee. Abi-Reise??? Mit Flug???? Gabs nicht. Danach Studium, wenig Geld, Arbeit, Ökobewusstsein. Was die Kiddies heute rauspowern, die als Baby schon in Miami waren usw., kein Vergleich.

    • @miri:

      Ich bin etwas älter und mit 26 zum ersten Mal geflogen, es ist nicht unwahrscheinlich, daß die meisten 26-jährigen heute schon mehr CO2 in die Welt geblasen haben als ich bis jetzt.

  • Bin wohl etwas älter als die sog.



    Booker-Gen. Wenn ich mich an meine



    Kindheit erinnere, dann dass ich die



    kurzen Hosen meiner älteren Schwestern in den Sommerferien auf



    Langeoog (jedes Jahr das gleiche Zimmer mit 5 Pers.) auftragen mußte



    oder die Familie im Käfer zum Tagesausflug in den Harz fuhr -die



    finanziellen Verhältnisse hätten für



    ein deutlich aufwendigeres Leben



    gereicht. Ich denke, der Artikel



    pauschaliert zu sehr. Und für die



    Verhältnisse des globalen Südens ist



    wohl eher der fortwährende Kolonialismus verantwortlich, an dem



    sich nicht nur die Boomer „erfreuen“.

  • Das geht schon in Ordnung.

    Ich bin genug in der Weltgeschichte herumgeflogen, habe genug Fleisch gegessen.

    Ihr könnt mein CO₂ haben.

  • "Wir Älteren haben die Gnade der frühen Geburt ausgenutzt: Wir haben das Buffet leergefressen, wenn es um das globale Budget für Treibhausgase, Plastikscheiß an jeder Ecke und Artenmord per Lieferkette geht."

    Gestern noch haben die Oldies den Weg zur Datenautobahn nicht gefunden und heute sind sie mit ihren Rolatorflitzern bereits die Stars der Lieferketten ✨🕺🏻👩‍🦼

  • Fragen Sie mal außerhalb Ihrer Blase, worum es beim Begriff flugscham geht.



    Wenn alle so denken würden, wie der durchschnittliche linke Journalist, würden Flughabfenstreiks niemanden mehr interessieren, weil dann da niemand mehr wäre.



    Bei meinem ersten Familienurlaub nach Malle, war das ein Ereignis, mit dem man regelrecht angeben konnte. Heute ist das der Standard.

    • @Herma Huhn:

      Trotzdem erfolgen viele Reisen ohne triftigem Grund, mitunter sogar aus dem Grund "weil ich dahin will"

      • @Bunte Kuh:

        Das ist doch ein triftiger Grund.

      • @Bunte Kuh:

        Nicht trotzdem, deswegen.



        Die Mehrheit kennt eben keine Flugscham. Die Flughäfen sind voll, ein Streik ist eine weithin beachtete "Katastrophe". Dass jemand, der heute 25 ist, sein persönliches co2 Budget noch nicht aufgebraucht hätte, ist eine sehr naive Annahme.

        • @Herma Huhn:

          Flugscham? Was soll das denn sein?

      • @Bunte Kuh:

        Wenn wir unsere Entscheidungen nur aus triftigen Gründen entscheiden sollen, dann gehts nur um Wohnen, Essen, Schlafen und auf die Toilette gehen. Und natürlich eine Arbeit die das finanziert. Ausser es gibt das BGE.



        Aber das stell ich mir auch bisschen langweilig vor.

      • @Bunte Kuh:

        Ja natürlich. Darum reist frau doch. Ohne Reisen wäre unsere Gesellschaft eine geschlossene, bzw. wenig tolerante. Reisen hat Deutschland kulturell (Essen, Musik etc.) stark bereichert.

  • Ich bin ein paar Jahre jünger und kein Boomer, sondern Gen. X, und ich habe in meiner Kindheit und Jugend mit absoluter Sicherheit einen wesentlich geringeren ökologischen Fußabdruck gehabt als heutzutage die Jugend oder auch ich selbst. Wir waren ganz schön arm, nix mit Flugreisen oder sonst in den Urlaub fahren, einmal pro Woche duschen, Fleisch am Sonntag, Kinderkleidung wurde aufgetragen von so vielen Kindern, wie es nur irgendwie ging und so weiter. Selbst unsere Heizung wurde nicht mit Öl oder Gas betrieben, sondern mit Strom. Und weil das teuer war, nur dann, wenn es unbedingt nötig war. Dinge, die kaputt gegangen sind, hat man repariert und nicht neu gekauft, wenn es sich vermeiden ließ. Es ist nicht eine Generationenfrage, sondern eine Frage von Reich und Arm!

    • @Rotkehlchen:

      Aber auch eine Frage von Verantwortung. Auch wenn man 9876,50€ im Monat verdient, muss man nicht mit dem SUV die 100m bis zum Biobäcker fahren. Oder noch fetter, seinen Buttler per Privatjet nach NYC zum Burgerholen schicken, nur weil die angeblich besser schmecken.

  • Was bitte ist an der Formel 1 so klimaschädlich? Die 24 Boliden, die zwei Stunden lang insgesamt ca 3,000 Liter Sprit verbrennen, was ca. 7 Tonnen CO2 erzeugt?

    Die An- und Abreise der Zuschauer eines vollbesetzten Bundesligastadions erzeugt dagegen ca 3,000 Tonnen CO2, ein ganzer Spieltag somit ca. 27,000 Tonnen CO2.

    Ob sich die Zuschauer also um ein Fußballfeld mit Null CO2-Ausstoß oder um eine Rennstrecke mit 7 Tonnen Ausstoß versammeln, spielt überhaupt keine Rolle. Die meisten Menschen erleben das Ereignis ohnehin am TV, was auch wieder jede Menge CO2 erzeugt.

    Also, Ihrer Meinung nach dürfte, wer noch Franz Beckenbauer und Horst Hrubesch live erlebt hat, heute kein Fußballspiel mehr besuchen. Oder ein Tennis-Match. Oder Eishockey. Oder irgendein anderes Sportereignis. Oder ein Konzert.

    Ach ja, Demos am Brandenburger Tor sind dann auch nur noch Berlinern erlaubt.

    • @Gorres:

      Es kommt, ich meine natürlich nicht Sie, in der menschlichen Hirnglühbirne einfach nicht an, dass man nicht jeden Sche..ß machen muss. Formel 1 gehört dazu. Aber, da gebe ich Ihnen gerne völlig recht, auch Fußballveranstaltungen.

      • @Gerhard Krause:

        Formel 1 ist Vorreiter in E-Fuels. Vielleicht kommen mehr Dinge aus Bereichen, wovon die Allgemeinheit profitiert, als manche sich das vorstellen können (wollen).

    • @Gorres:

      Ich wußte gar nicht, daß die Formel 1 Zuschauenden mit dem Fahrrad anreisen.

      Aber Sie haben natürlich wie immer recht, wir machen weiter wie bisher.

    • @Gorres:

      Sie können doch überall mit dem Zug hinfahren.

  • So einfach ist das leider nicht. Was bei der Debatte um Klima"gerechtigkeit" immer wieder falsch vermittelt wird ist, dass ca. 2 Mrd. Menschen in den entwickelten/industrialisierten Ländern leben, die nun über fiktive, zukünftige und vergangene CO2-Kontingente die Welt retten sollen, weil das gerecht sei. Das kann aber so nicht funktionieren, weil dahinter 6 Mrd. Menschen darauf warten, auch nur annähernd in Richtung der "vorderen" 2 Mrd. zu prosperieren. Die fragen nicht nach irgendeiner Art von Gerechtigkeit sondern wollen Strom, Wasser, Autos, ganz allgemein Wohlstand. Zu Recht! Wenn das aber karbonisiert mit fossiler Energie geschieht, dann wird es das Klima zerreißen, selbst wenn wir in den Industrienationen auf 1970 oder davor zurück schalten. Degrowth funktioniert aber auch nicht! Weil bis auf ein paar Idealisten das niemand will. Davon nehme ich mich nicht aus. Entweder wir als entwickelte Länder finanzieren die globale Dekarbonisierung und das Überspringen des Karbonzeitalters der heutigen Schwellen- und Entwicklungsländer und entwickeln die dafür technischen Möglichkeiten. Oder wir lassen uns auf diese Scheindebatte ein, zu meinen, mit CO2-Kontingenten etwas bewegen zu können. Wenn 1/4 der Weltbevölkerung seinen CO2-Fußabdruck um rund die Hälfte in Bezug zu einem Zeitpunkt X reduziert und vorher 90% der Emissionen verursacht hat, dann darf der Rest diese dann 45% nicht (über)kompensieren durch karbonlastiges Wachstum. Da spielt das Alter dann auch keine Rolle mehr.

    • @Bonze:

      Soweit ich das verstanden haben wäre der Lebensstandard von 1970 (mit heutiger entsprechend effizienterer Technologie) das was global für alle Menschen möglich wäre. Bedeutet also, dass der berechtigte Wunsch so Vieler nach einem verbesserten Lebensstandard durchaus auch CO2-neutral noch zu erfüllen wäre.

      • @Ingo Bernable:

        Das träfe nur dann zu, wenn die nachziehenden Länder in ihrer Entwicklung das Karbonzeitalter überspringen. Es ist dem Klima nicht geholfen, wenn am Ende netto die gleichen Emissionen zu Buche stehen wie heute. Die "Erste Welt" mit 1/4 der Weltbevölkerung ist in x Jahren de facto klimaneutral, während 3/4 mit steigendem Wohlstand diese Einsparungen (über)kompensieren über die Jahrzehnte.

        Wenn man allerdings sagt, die heutigen Entwicklungs- und Schwellenländer verharren in ihrer Armut und verbrauchen weiter entsprechend wenig CO2, dann stimmt die klimatechnische Rechnung wieder. Wir sind klimaneutral und wohlhabend, der Rest nicht. Das wird wohl niemand ernsthaft wünschen.

        • @Bonze:

          "Das träfe nur dann zu, wenn die nachziehenden Länder in ihrer Entwicklung das Karbonzeitalter überspringen."



          Und was sollte dagegen sprechen das zu tun? Muss man erst Kohlekraftwerke errichten bevor man Solarparks bauen kann? Tatsächlich bietet sich doch gerade dort wo man viel Sonne, aber noch keine an großindustriellem Verbrauch ausgerichteten Stromnetze hat total an konsequent auf eine dezentrale und erneuerbare Stromerzeugung zu setzen und diese dann organisch nach und nach zu so einem Smart Grid zusammenzuführen wie man es sich in Europa zwar wünscht, aber dabei an den bestehenden Strukturen scheitert.

  • Ist vor allem eine Frage des Geldes. Man merkt, welchen Lebensstil tazKlientel pflegt. Immer nachhaltig. Meine Eltern sind 2x in ihrem Leben geflogen, die weiteste Reise, um mich zu besuchen. Und wenn meine Mutter mal dachte, ne Kreuzfahrt wäre nett, hat sie sich das inzwischen verboten. Während ich ihr mittlerweile sage, Hurtigruten ist ein Postschiff und wenn ich mir die mit den 3 Trips im Jahr anschaue und Fernflug sowieso, hat sie jedes Recht dazu.

  • Jetzt noch (mehr) Schneisen in die Gesellschaft zu schlagen, ist erstaunlich spät und wie ungefragt es auch ist, zeichnet sich längst ab, da werden noch manche Federn lassen. Und lustige Kreisel drehen. Sogut wie niemand hat mehr Lust geschweige denn erkennt einen Sinn darin eine globale Ökoproblematik umzudeuten in lokale gesell. Scharmützel und Klassenkampfsurrogate, und damit auch irgendwo zu missbrauchen. Frage mich zudem, wie diese Anekdoten repräsentativ sein sollen. Wieviele Kindheiten auch der 70er, 80er oder 90er kamen nie weiter als die deutsche Nordseeküste, vielleicht einmal im Jahr Dänemark, wenn überhaupt. Umgekehrt gibt's natürlich auch heute ganz andere, bei sowieso deutlich mehr Möglichkeiten und dem viel höheren Komfort bei Planung, Zugang und Bezahlung allerlei Aktivitäten und Unternehmungen. Die Scheren sind nur größer geworden. Das wird nicht berücksichtigt? Dabei gehörte auch jeder, der etwa die Ferien immer schon zu Hause verbrachte, im globalen Vergleich natürlich selbst zu den Nutznießern und letztlich auch Verursachern der ganz, ganz großen Emissionen, Konsequenz wäre, dass wir (hier) alle ohne Budget sind, bzw. weit im Minus. Wollen wir das? Und wo bleiben dann die guten Beispiele? Es gibt keinen Mangel am Emittieren guter Vorsätze oder Vorschläge. Sich zum Wohle unserer Kinder zurückzunehmen, weil sie unsere Kinder sind, ist menschlich nachvollziehbar aber kein gutes Argument und schließlich einfach egoistisch. Ginge es um Gerechtigkeit, gingen hier - und d.h. zuerst in Mittel- und Westeuropa - alle Lichter aus, nicht nur für die Earth-Hour, und wir wären mal die Letzten, die sich selbst noch Budgets festlegten. Aber darauf verzichten wir lieber nicht, oder?

  • Wie Recht Sie haben.

    Ich finde, wir Alten sollten bei Entscheidungen, die weit in die Zukunft reichen entsprechend weniger Stimmrecht bekommen.

    Z.B. bin ich 65. Bau eines LNG-Terminals? (erwartete Nutzungsdauer 30 Jahre) -- nur eine halbe Stimme. Bau eines Kernkraftwerks? Planung, Bau, Nutzung: 55 Jahre: nur 1/4 Stimme.

    Und so weiter.

    @FLY

    Aus Ihrer (fast schon kindlich anmutenden) Trotzreaktion spricht schlechtes Gewissen. Ausserdem haben Sie Frau Herrmann nicht verstanden.

    • @tomás zerolo:

      Also ich bin noch nie zu LNG-Terminals und Bau von Kernkraftwerken um meine Meinung gefragt worden. Ich dachte immer das entscheidet die aktuelle Bundesregierung.



      Gibts da schon Volksabstimmungen? Ist mir da was, vielleicht meinem kindlich anmutenden Gemüt geschuldet, entgangen?

  • "Gerechtigkeit"?



    Da hast Du! Auch Du darfst das Klima zerstören?



    Die Intention, dass für die lieben Kleinen auch noch ein bisschen Welt zum kaputt machen da sein soll, ist leider unsinnig.



    So löblich die Selbstkasteiung für vergangene Sünden sein mag, Gerechtigkeit, dass Alle die selben Fehler wiederholen dürfen, gibt es nur, wenn es Jemand schafft, die Welt zu klonen.



    Die Grundeinstellung des Autors ist lobenswert und sollte auch so bleiben.



    Fliegen ist von gestern.



    Wer, im Übrigen, Abenteuer erleben will, muss dafür nicht fliegen, das galt jedenfalls für meine Kindheit und Jugend.



    Es ist gut, Kinder zu einem zukunftsfähigen Umgang mit der Welt zu erziehen.



    Leider predigen zu Viele Wasser und trinken selber Wein .



    Wer fliegt denn da? Darauf scheinen ja noch nicht einmal die Moralapostel der " letzten Generation" verzichten zu können.



    So wird das aber Nichts!

  • Nö, mein Lieber. Da mache ich nicht mit. Meine Flugreisen kann ich an einer Hand abzählen, meine Fahrradkilometer nicht. Die gehen eher einmal um den Erdball. Grillen, noch nie gemocht, gemacht schon, weil die Kinder sich nicht ausgeschlossen fühlen wollten. Dafür aber im Garten einen Feuerplatz mit wackligem Gitter und Stockbrot. Einkaufen seit über 30 Jahren im Bioladen. Einzige (naja, ein, zwei weitere kleine gibt es schon noch ;) )Sünde: unser kleines Wohnmobil, mit unseren Kindern geteilt für 4-5 Wochen am Stück. Nein, ich maße mir keinen Heiligenschein an, wir sind normale, politisch interessiert und aktive Menschen. Ich werde nur sauer, jahrelang sind wir für unseren Lebensstilbelächelt und verspottet worden, wir haben nie etwas vermisst. Verzichtet schon, und zwar auf Luxus, ständig neue Klamotten oder Autos, Fernreisen und Fleisch, aber das fühlte sich nie als Verzicht an. Und jetzt muss ich mich Euch mit Eurem Bashing schon wieder rechtfertigen? Nö, mache ich nicht, denn mein CO2 Fussabdruck ist sehr, sehr niedrig!

  • Echt?



    "weil sie 21 ist und ihr CO2-Fußabdruck verglichen mit einem Boomer aus meiner Generation auf Kinderschuhgröße ist."



    Ulrike Herrmann hat doch dargelegt, dass wir auf die Wirtschaftsleistung der 70er zurück müssten und alles wöre gut. Das heisst aber auch, dass der CO2 Abdruck der heutigen 21 jährigen deutlich größer ist als damals. Besonders unter Einrechnung des nicht-persönlichen Anteils, zB durch mehr Verwaltung, mehr Gebäude, mehr Unterhaltung, mehr Stromverbrauch.



    Klar, die Gesamtbilanz von 21 Jahren zu 58 Jahren ist besser. Dabei kommt die CO2 Belastung durch Krankheit und Pflege noch...

    • @fly:

      Ja, auf in die 70er, aber mit heutigen Wissen und heutiger Technologie. Das nenne ich den Herrmann-Zirkel. Die Statistiken, die ich im Internet finde sind eher widersprüchlich, Sie können die These, dass die Boomer den größten CO2-Fußabdruck verursachten, weder bestätigen noch widerlegen; natürlich darf es nicht um den kumulativen Abdruck gehen, wie Sie richtig anmerken; das wäre zu billig; wer länger lebt, verbraucht eben auch mehr.



      Die Schwierigkeit liegt wohl daran, dass die Daten unterschiedlich interpretiert werden. Früher verbrauchte der Kühlschrank eben mehr Strom, um mal ein simples Beispiel zu nennen; der technogische Fortschritt hat ihn deutlich sparsamer gemacht. Derartige Entwicklungen kosteten aber auch Energie und von all diesen Fortschritten profitieren die jungen Menschen ja erheblich (deren Lebenserwartung bei guter Lifeworkbalance steigt nicht umsonst). Erwägungen dieser Art gelten für alle Bereiche des Lebens und machen Vergleiche ziemlich schwer. Das soll nicht als Freibrief für das ungezügelte Weiter-so der Älteren verstanden werden, aber wenn man sie im Kontext der Gerechtigkeit anbringt, und davon spricht, dass die Perspektiven der Jüngeren durch die Älteren ruiniert wurden, macht man es sich in meinen Augen zu einfach. Und mal so vom trügerischen Bauchgefühl her, die Frage: Wieviel Flugkilometer hat heute ein 20Jähriger im Vergleich zu seinem Boomer-Altersartgenossen abgerissen?



      Hier gab es mal einen Artikel im Spiegel zu Thema: www.spiegel.de/pan...-a9f1-d1b25131d692

  • Woher kommt die Vorstellung, dass bei jungen Menschen der CO2-Fußabdruck deutlich besser ist als bei der älteren Generation zum gleichen Zeitpunkt in ihrem Leben?

    Junge Menschen fliegen heutzutage deutlich häufiger, als es ihre Altersgenossen vor 30 Jahren getan haben. Ein Rückgang beim CO2-Fußabdruck durch weniger Fleischkonsum wird wettgemacht durch allgemein mehr privaten Konsum, etwa von Elektronikartikeln und Kleidung.

    • @gyakusou:

      so sehe ich das auch - im Vergleich zu vielen der Generation meines Sohnes stehe ich aber weit besser da. Fliegen war früher echter Luxus, bin in den 60ern geboren, selbst Urlaub war für mich nichts "normales" - und so geht es vielen in meinem Alter.

      Die Frage ist ohnehin, ob man das Problem individualisieren sollte - dann aber auch konsequenzt auf den Einzelnen. Die "Generation" macht kaum Sinn, der kranke ALG-2-Empfänger dürfte selbst mit Fleischkonsum jedem Kind aus den reichen Stadteilen nicht nahe kommen, was den "Fußabdruck" betrifft. Von denen, die wirklich reich sind und auf jedem Kontinent eine Wohnung, ganz zu schweigen.

  • Also viele 21jährige haben in diesem Alter schon einen Kima-Fußabdruck, den ich frühestens mit 60 hatte.