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Aufruf von Wagenknecht und SchwarzerRuiniertes Lebenswerk

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer haben ein „Manifest für den Frieden“ veröffentlicht. Sie entblößen sich damit als amoralisch.

Enthüllt sie sich mit dem Manifest als Antifeministin? Alice Schwarzer Foto: Henning Kaiser/dpa

S ie nennen es „Manifest für den Frieden“, diese beiden Frauen, und es handelt sich um exakt das Gegenteil: Es muss, aus jeder vernünftigen linken und emanzipatorischen Logik heraus, als „Manifest für die Unterwerfung“ bezeichnet werden, was die beiden Initiatorinnen Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer lanciert haben. Sich der Politik Wladimir Putins untertan machen, sagen sie mit Blick auf die militärisch gerade durch russische Militärs seit knapp einem Jahr in Verheerung gebrachte Ukraine.

Dieser Aufruf ist so empörend falsch, weil er die Angegriffenen obszön moralisch ins Unrecht stellt – und obendrein ihre westlichen Freund*innen, die Staaten der Nato etwa. Sei’s drum: Es ist nicht die erste Positionierung der beiden und ihrer Schar an Ba­ga­tel­li­sie­re­r*in­nen der Putin’schen Aggression, und ihr Wirken ist selbstverständlich durch das hohe Gut der Meinungsfreiheit gedeckt. Sie alle stellen sich offenbar den Krieg des Goliaths gegen David eher wie eine aus dem Ruder geratene Rauferei vor – da muss dann eben ein Stuhlkreis her. Das darf, das muss man als politobszön verstehen, denn nirgendwo ist Putin der Adressat, sondern jene, die der Ukraine mit Waffenlieferungen helfen wollen – zur Selbsthilfe.

Es sind trist stimmende Namen, die Wagenknecht und Schwarzer folgen: Käßmann, Sonneborn, Butterwegge, aber sie hatten in puncto „noch ganz bei Trost“ schon zuvor nicht mehr alles beisammen. Was verstört, ist vielmehr, dass alles, was an Wagenknechts Kritik an ihrer Partei noch halbwegs triftig war, nichtig gemacht wurde.

Und, gravierender noch, dass Alice Schwarzer, die ihren Neiderinnen zum Trotz ein Lebenswerk stärkster Kraft gebastelt hat, sich durch diese Interventionen als Antifeministin enthüllt: Spricht das „Manifest“ davon, „Frauen wurden vergewaltigt“, spricht es nicht über die Täter, auch nicht Putin. Man mag sich kaum vorstellen, wie beide etwa 1943 über den Aufstand im nazieingehegten Ghetto von Warschau formuliert hätten. Amoralisch sie alle, nichts anderes.

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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66 Kommentare

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  • Paula , Moderatorin

    Vielen Dank für  die zahlreichen Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Leben zu retten ist höchst moralisch und Leben zu retten erfordert den Krieg zu beenden. Zumindest ich sehe derzeit aber nur eine diplomatische Lösung, um eben das zeitnah zu tun. Mitunter muss man Eingeständisse machen, Diplomatie ist selten binär.

  • Wissen viele scheinbar nicht:



    Putin müsste quasi nur einmal schnipsen, um dem Krieg zu beenden.

    Aber es werden Briefe an Olaf Scholz geschrieben. Passend das ein zynischer Satiriker unterschrieben hat.

  • Danke für diesen Kommentar

  • Ich habe mir das Manifest jetzt im Original durchgelesen und kann die Empörung darüber nicht nachvollziehen.

    In diesem Manifest wird deutlich gemacht "Die von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität." Ebenso machen sie deutlich: "Verhandeln heißt nicht kapitulieren".

    Dass Gespräche geführt werden und eine nicht-kriegerische Lösung gesucht wird, habe ich als selbstverständlich vorausgesetzt.

    Außerdem fordern die beiden keinen Stopp der Waffenlieferungen, sondern nur "die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen". Das ist für mich ein deutlicher Unterschied.

    Ich habe, da beuge ich mich dem Druck der Öffentlichkeit, das Manifest nicht unterschrieben, werde aber für die Kundgebung spenden ... für mich ein Kompromiss.

  • Es sterben hunderttausende von Menschen, auf beiden Seiten in einem Krieg, der das potential hat, noch über viele Jahre so weiterzugehen. und wer den Sieg der Ukraine sich erhofft, der sollte selber aktiv werden und bereit sein an der Seite der Ukraine mitzukämpfen. Das fordern unsere Freunde doch schon seit langem, warum also keine Flugverbotszone etc. ?



    Weil wir letztendlich nicht bereit sind mitzumachen.



    deshalb werden noch viele Menschen weiter sterben, auf beiden Seiten, so ist der Lauf der Dinge.



    Wer in Alternativen denkt, wird quasi denunziert.



    Der Kampf findet schon längst in unseren Köpfen statt. Schlimme Zeiten.

  • Das ist das erste Mal, dass ich Herrn Feddersen hundertprozentig zustimme.

    Das liegt wohl an den verrückten Zeiten.

  • Die Vergleiche mit dem dritten Reich finde ich unmoralisch.



    Es ist völlig überflüssig, bei Menschenrechtsverletzungen Vergleiche zu ziehen.



    Die BürgerInnen der Ukraine mit den verfolgten Juden im dritten Reich zu vergleichen, macht mich sprachlos.



    Wir kann man derart geschichtsvergessen argumentieren?



    Wer versucht, mit Moral zu hantieren, sollte die Tatsache, dass der Holocaust mit Nichts zu vergleichen ist, beachten.

    • @Philippo1000:

      Putin führt Krieg, weil er ihn führen will, nicht weil er muss. Bei Selenkskyj ist es umgekehrt.



      Der neueste Spin aus Moskau ist, dass man dort nicht gegen die Ukraine, sondern gegen den Westen Krieg führen würde. Der mörderische Akt von Putins Aggression wird damit umgemünzt. Man müsse die Ukraine "befreien" und das ginge halt nur indem man sie unterwirft und die Eigenstaatlichkeit der Ukraine auslöscht.



      Aus der Sicht von Wagenknecht und Co: Wer sich dagegen wehrt, lebt verkehrt. Wer Frieden will, müsse sich nur Putin unterwerfen.



      Es gab einmal eine Zeit, da war das linke Projekt auf die Emanzipation des Menschen gerichtet. Plötzlich soll all dies nicht mehr gelten, sondern das Gegenteil. Putin verlangt bedingungslose Unterwerfung. Wagenknecht und Co. sekundieren.

    • @Philippo1000:

      Ich fürchte Sie haben den Holocaust und was ihn beförderte nicht so recht verstanden. Wollen Sie ihn überhaupt verstehen? Scheinbar nicht.



      Natürlich ist jedes Verbrechen auf seine Weise einzigartig. Aber es hilft den Opfern nicht, wenn man die Tat tabuisiert. Alles was dann nicht an den Holocaust heranreicht ist dann "nicht so schrecklich". Glauben Sie jetzt ernsthaft, dass die Opfer der Aggression sich über dieses "nicht so schlimm, da nicht Holocaust" freuen?

    • @Philippo1000:

      Es geht hier nicht um die ganze Shoah, es geht um den Aufstand im Warschauer Ghetto, und natürlich ist das vergleichbar. Die Logik des "Manifests" ist exakt die: hört auf, euch zu wehren, sonst seid ihr selbst schuld.

      Meinetwegen setzen Sie halt stattdessen die Vietnamesen im Indochinakrieg oder die Republikaner im spanischen Bürgerkrieg. Verstehen Sie es dann?

      • @Suryo:

        "Die Logik des "Manifests" ist exakt die: hört auf, euch zu wehren, sonst seid ihr selbst schuld."



        Die Logik aller, die Verhandlungen fordern, geht ja noch weiter: Hört auf euch zu wehren, sonst seid ihr schuld am Tod all der russischen Soldaten, die, unzureichend bewaffnet, von ihren Kommandeuren frontal gegen ukrainische Stellungen gejagt werden.

  • Es ist schon schlimm, was man sich heute anhören muss, wenn man sein Fähnchen nicht in den politischen Wind hängt.



    Natürlich muss sich die Ukraine verteidigen können, aber wie realistisch ist es denn, dass sie am Ende stehen bleibt, ohne sich selbst und die ganze Welt in Schutt und Asche gelegt zu haben? Statt Sieg oder Niederlage gäbe es ja noch eine dritte Möglichkeit: den Kompromiss. Alles läuft auf eine Milchmädchenrechnung hinaus.

    • @alchemist77:

      Ein Kompromiss ist etwas wo beide Seiten etwas geben. Ich glaube nicht das Russland bereit ist den Kuban für die Krim rauszurücken.

  • Wagenknecht bleibt ihrer aktuellen Linie treu: Unterkomplexe Antworten auf komplexe Fragen. Schwarzer sabotiert einfach nur ihr Lebenswerk durch Äußerungen zu Themen, mit denen sie sich offensichtlich nie befasst hat.

    Vordergründig kann man vielleicht die aktuellen Kampfhandlungen unterbrechen, vielleicht sogar vertraglich deren Ende festhalten. Das Problem Russlands mit der Ukraine, dass die Ukrainer keine Russen sind und auch nicht sein wollen wird aber darurch nicht gelöst. Der Völkermord wird fortgesetzt und statt geschlossener militärischer Formationen kämpfen auf ukrainischer Seite dann halt Guerillaeinheiten. Nur dann ist es eine innerrussiche Angelegenheit und wir haben da überhaupt keinen Einfluss mehr drauf.

    Toller Frieden.

    Da kann man natürlich in Wagenknechtscherm Nationalismus sagen: "Aber WIR haben dann den Frieden!", aber das wäre auch trügerisch. Denn durch ein solches Nachgeben würde sich Russland bestärkt fühlen, dass wir auch ein Estland, Lettland, Litauen, Polen nachgeben würden. Das wäre dann aber ein NATO- und EU-Bündnisfall.

    Noch mehr toller Frieden!

    Da kann man dann natürlich in ähnlicher Manier nachgeben wie in der Ukraine, nur sind dann NATO und EU erledigt und die europäische Halbinsel wird aus Moskau gelenkt.

    Mag man als Fortschritt gegenüber einer gefühlten Steuerung aus Washington sehen, passt nur nicht dazu, dass die USA seit Obama mal mehr mal weniger grob drauf hinarbeiten, dass Europa für sich selbst sorgt.

    Unterkomplexe Antworten auf komplexe Fragen klingen immer erstmal gut, reichen aber gerne mal nur von der Tapete bis zur Wand.

    • @metalhead86:

      Für Verhandlungen ist es zu spät ,ob gewollt oder nicht gewollt.

      Wir sind im Krieg gegen Russland, ich weiß auch nicht was da schön zureden gibt,wenn Russland sagt:"Deutschland ist Kriegspartei, dann sind wir das".

      • @ulf hansen:

        Kann Russland sagen ziehen sie in den Krieg mit Deutschland sind sie im Krieg mit der NATO und gehen unter konventionell oder nuklear Russland verliert. Deswegen bleibt es bei heißer Luft.

  • Danke für diesen wichtigen Kommentar. Er hätte noch schärfer sein können. Denn über was wir hier wirklich sprechen müssen ist eine Täter-Opfer-Umkehr.

  • Trefflicher Kommentar! Danke.

    Wenn die Angegriffene nicht mehr das Recht hat, sich bis aufs Blut zu wehren, wenn ihr geheißen wird, sie solle den Übergriff einfach hinnehmen, und am Ende sei sie womöglich selber schuld, weil sie provokativ aufgetreten sei und dadurch Begehrlichkeiten geweckt habe — dann hört sich das ziemlich chauvinistisch an, und mir wird schwarzer vor Augen.

  • Manchmal denke ich dass derartige Aufrufe (AS+SW) aber auch viele Kommentare mehr der eigenen psychischen Entlastung dienen, als wirkliche politische Initiativen dienen,. Es gibt jetzt wohl keine Alternative die Waffenlieferungen fortzusetzen, wenn der Westen nicht möchte, dass die Ukraine als selbständiger Staat untergeht. Das heißt auch ein jahrelanger mörderischer Krieg in Europa. So wie es jetzt für mich aussieht, müssen beide Seiten so erschöpft sein, dass sie beide Verluste akzeptieren. Keine schöne Zukunft auch nicht für die anderen europäischen Staaten aber eine Katastrophe für die direkt Betroffenen.

    • @Kajakia:

      Natürlich richten sich Aufrufe dieser Art speziell von Deutschen vornehmlich an die eigene Eltern- bzw. Großelterngeneration. "Hört auf zu kämpfen!" ruft man den Nazi-Eltern zu.

      Dabei wird verkannt, dass die Menschen in jedem der Länder, die die Deutschen damals überfallen und verheert haben, eine ganz andere Lehre aus der Geschichte gezogen haben, nämlich "Wehrt Euch!"

  • jeder im lande ...

    ist zerrissen zwischen dem wunsch nach unmittelbarem ende der kriegshandlungen und der erwiderung der kriegsaggression.

    heinrich mann hätte sicherlich zum widerstand aufgerufen.

  • Grossen Respekt für Frau Schwarzer! sie könnte es sich auf ihre alten Tage auch einfach machen, aber sie scheut nachwievor nicht den Konflikt, unabhängig davon was breite Teile der Öffentlichkeit von ihr denken. Und Frieden ist sicherlich auch unter feministischer Perspektive der beste Weg. Man kann doch nicht ernsthaft denken, dass man dieses Ziel militärisch in der Ukraine erreichen kann!

    Ich finde den Vorwurf bzgl "amoralisch" sehr falsch, da ihre Intention ja auf das genaue Gegenteil abzieht! Auch ist ein Vergleich zu 1943 unpassend!



    Ja, man kritisieren, dass das Manifest etwas über das Ziel hinausschießt (Stopp der Waffenlieferungen), aber das wichtigste ist doch, dass der Punkt Frieden Mal wieder auf die Tagesordnung kommt. Von der anderen Seite gibt es ja nun wirklich viel zu viele Stimmen, die einen militärischen Lösungsweg fordern.

    Wenn man dem Papst, den UNO Generalsekretär, Milley, Burkard und Kujat ( höchster US bzw höchster französischer Soldat und ehemaliger höchster deutscher Soldat) Glauben schenken darf, dann sind Verhandlungen möglich!



    Das sind ja alles keine Idioten, sondern namenhafte Persönlichkeiten! Aber vermutlich fehlt ihnen die populistische Ader um Ihr Anliegen besser ruberzubekommen!



    Selbstverständlich muss auch die Ukraine bzw der Westen Kompromisse machen. Aber wäre es z.B so schlimm, wenn die Krim Russland am Ende zu Russland gehören würde, wenn das die Menschen dort am Ende wirklich wollen!?



    Ein großes Problem ist doch bei uns im Westen fehlende Glaubwürdigkeit (und das wird uns in Konflikt mit China und wie neutrale Länder uns sehen immer mehr schaden).



    Was zb die Menschen in Abchasasien, Ossetien und Bewohner der krim wollen ist nicht wichtig, aber wenn es politisch passt, dann können auch gerne Grenzen verschoben werden (siehe zb Südsudan).



    Ich halte es für höchst problematisch, wenn Werte und Regeln nach Bedarf angewendet werden.

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    Die Kriege nach dem WK II wurden durch Wahlen beendet.

    2024 ist leider erst die nächste Chance.

    • @90118 (Profil gelöscht):

      Das ist falsch, viele Kriege wurden nicht wegen Wahlen beendet, der Iran-Iraq Krieg endete weil der Iran nicht mehr konnte und der Iraq nicht mehr wollte.

    • @90118 (Profil gelöscht):

      Wahlen in Russland haben leider überhaupt keien Einfluss auf die dortige Staatsführung. Putin hat auch dafür gesorgt, dass er bis m.W.n. 2024 im Amt bleiben kann und nicht nochmal die Rochade machen muss wie einst mit Medwedjew.

      Übrigens: sagt ihnen Dayton 1995 etwas?

  • Im Manifestheißt es: "Verhandeln heißt nicht kapitulieren. Verhandeln heißt, Kompromisse machen, auf beiden Seiten. Mit dem Ziel, weitere Hunderttausende Tote und Schlimmeres zu verhindern. "



    Sicher kann man sich am geforderten Stopp der Waffenlieferungen aufhängen und alles von diesem Punkt aus diskutieren. MAn könnte aber auch einfach einmal anfangen Verhandlungsoptionen durchzuspielen und zu sondieren, um dann nach und nach dem militärischen das Primat zu nehmen, wie es sich für eine demokratische, werteorientierte Gesellschaft geziemen würde.



    Wie wäre es mal mit einem konstruktiven Umgang mit den Forderungen nach Verhandlungen?

    • @Stefan Muck:

      Wie wäre es mit einem konstruktiven Vorschlag wie Russland zu Verhandlungen bewegt werden soll. Es wird regelmäßig mit Putin telefoniert.

      "Kompromisse mache, auf beiden Seiten" Welche Kompromisse ist den Russland bereit zu machen? Verzicht auf die Vernichtung der Ukraine.

  • Es geht darum den Krieg zu stoppen und somit u.a. die Kriegswaffe Vergewaltigung. Ich kann bei der Kritik in diesem Artikel nicht mit gehen. Den Gedanken die Ukraine so hoch zu rüsten bis was? - kann ich auf gar keinen Fall unterschreiben. Das ist noch weniger Plan als eine Friedensdemo zu veranstalten.

    • @Weller:

      Die Ukraine ist das Opfer, nicht Russland. Die Ukraine hat alles Recht der Welt sich gegen Russland zu wehren und wir tun nichts Unrechtes, wenn wir sie dabei unterstützen.



      Es geht darum der Ukraine die Mittel in die Hand zu geben, die sie benötigt um sich gegen den Aggressor zu behaupten, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

  • Das Manifest ist absolut Notwendig um all jenen Menschen eine Stimme und Hoffnung zu geben, die zutiefst davon überzeugt sind, dass täglich mehrere hundert tote oder ihrer Gesundheit beraubten junge Männer, die auf beiden Seiten zuvor von ihrem Staat und dessen Führung zum Kriesdienst gezwungen wurden und dass all das Leid der Mütter und Witwen, all die zivilen Opfer und die Zerstörung von Werten und Umweltzerstörung nicht gerechtfertigt sind um diesen Konflikt zu klären. Das ist Neandertal pur. Ich schäme mich zutiefst für meine Regierung. Ich betraute täglich die Opfer dieses Krieges. Waffen sind nicht die Lösung für diesen Konflikt.

  • Ich kann diesem Manifest auch nichts abgewinnen, aber in einem haben die beiden Recht:



    Die Ukraine wird immer mehr Kampfkraft brauchen, um gerade mal den status quo zu halten. Und gleichzeitig weiß im Westen niemand, was überhaupt Ziel der Unterstützung ist.



    Glaubt denn ernsthaft jemand, Putin wäre in einem Jahr oder in fünf Jahren eher bereit, sich an den Verhandlungstisch zu setzen bzw. seine Zusagen auch einzuhalten? Oder glaubt ernsthaft jemand, dass Russland die >Soldaten ausgehen könnten?



    Es fehlt einfach eine Idee, wie dieser elende Krieg überhaupt zu einem Ende kommen kann. Einfach immer zu meckern, dass man nicht gegen die Unterstützung der Ukraine sein darf, bringt doch auch keine Lösung näher.

    Mit Putin zu verhandeln geht natürlich nicht. Mit einem Menschen, dessen Wort die Luft nicht wert ist, die er beim sprechen ausstößt, kann man nicht verhandeln.



    Die Ukraine mit militärischer Unterstützung aber ohne direkten Eingriff in den Krieg zu einem Sieg zu führen ist aber leider genauso illusorisch.



    Wir brauchen dringend neue Ideen, wie wir der Ukraine nicht nur Hoffnung, sondern auch eine Lösung bieten können.

    • @Herma Huhn:

      im Krieg gibt`s aber nur 2 Möglichkeiten, Sieg oder Niederlage. Wie wollen Sie da Hoffnung machen, wenn eine Unterstützung die zum Sieg führen könnte nicht gewünscht ist..?



      Ein denkbarer Weg wäre ja eine massive Unterstützung der Ukraine, ein Rückdrängen Russlands aus der Ukraine, dann wird Russland auch verhandlungsbereit sein, wetten..? Das man RUS nicht trauen kann, geschenkt, ein solcher Frieden mit dem Westen als Schutzmacht würde in RUS auch



      etwas bewirken...



      Aber dazu müsste der Westen einmal beschließen, was eigentlich gewollt ist... machen wir uns ehrlich, solch eine scheibchenweise Unterstützung, dieses Lavieren lässt die Ukraine nicht untergehen, aber auch nicht gewinnen. Der jetzige Abnutzungskrieg spielt RUS in die Karten, in der jetzigen Situation droht RUS keine Niederlage, also warum verhandeln? Und was will der Westen? Einen langen Krieg, mit allmonatlichen Jubelreden auf Selenski ( a la Wir sind alle Ukraine) und irgendwann dann ein Diktatfrieden Russlands oder gar eine komplette Niederlage der Ukraine? Oder soll RUS zurückgedrängt werden?



      Die Sanktionen schwächen RUS aber zu einem Zusammenbruch werden sie nicht führen, der Fehler liegt darin, von uns auf RUS zu schließen, ein autoritäres Regime braucht keine brummende Privatwirtschaft, eine Staatswirtschaft reicht auch....

      • @nutzer:

        "Aber dazu müsste der Westen einmal beschließen, was eigentlich gewollt ist..."



        Das hätte unweigerlich das auseinanderbröseln der Allianz der Unterstützer zur Folge. Scholz hat mit "Russland darf nicht gewinnen" genau den kleinsten gemeinsamen Nenner beschrieben.



        Schon innerhalb der Unterstützerstaaten wird man sich kaum auf nationale Zieldefinitionen einigen können, International gehen Motivation & Ziele noch weiter auseinander.



        Von den baltischen Staaten, die emotional sehr involviert dort den Kampf auch um die eigene Freiheit sehen bis hin zu den USA, die far away die Schwächung Russland goutieren - aber vorrangig big Business mit LNG & Rüstungsgütern machen.



        Und dazwischen irgendwo Deutschland, das wahrscheinlich am Ende mit am meisten bezahlt / leistet - aber wahrscheinlich mangels nationaler Interessensverfolgung am wenigsten von irgeneinem Outcome profitiert - egal, ob politisch, humanistisch oder monetär.

  • Dank der öffentlichen Unsitte, politische Meinungen weit jenseits des richtigen Bezugs zu kausalen Zusammenhängen zu verbreiten, gelingt es propagandistischer Eitelkeit immer wieder, auf Kosten von Werten, für sich Stimmung zu machen.

  • Wer seinen/ihren Namen neben den von Alice Schwarzer setzt, hat ohnehin schon verloren lol.

  • Sowas sind keine Argumente:

    》Es sind trist stimmende Namen, die Wagenknecht und Schwarzer folgen: Käßmann, Sonneborn, Butterwegge, aber sie hatten in puncto „noch ganz bei Trost“ schon zuvor nicht mehr alles beisammen《

    "amoralisch", "...die Angegriffenen obszön moralisch ins Unrecht stellt", "politobszön"...

    Gerade haben Karolina Wigura und Jaroslaw Kuisz, hier in der Taz, das Ziel der Forderung der direkten Nachbarn Russlands, einschließlich der Ukraine, nach weiteren Waffenlieferungen analysiert:

    》Ziel [der aktuellen Auseinandersetzung mit Putin] [sei] es, Russland bis ins Jahr 1991 oder sogar bis zur völligen Niederlage und Zerstörung zurückzubefördern – ins Jahr Null, wie 1945 Deutschland《 taz.de/Krieg-in-der-Ukraine/!5912345/

    Und selbst die Außenministerin wird gestern in der Zeit so zitiert: 》Baerbock will weitere Schritte bei Waffenlieferungen gut abwägen

    In der Debatte um weitere Waffenlieferungen in die Ukraine hat AußenministerinAnnalena BaerbockBesonnenheit angemahnt. "Es geht nicht um Spielzeug, sondern um schweres Kriegsmaterial", sagte die Grünenpolitikerin demTagesspiegel. Jede weitere Waffenlieferung nannte sie eine "schwierige Entscheidung" und warb dafür, jeden Schritt gut abzuwägen.

    In der Diskussion müsse auch bedacht werden, "was passiert, wenn die Ukraine sich nicht verteidigen kann", sagte Baerbock. Dann würden Städte wie Charkiw wieder belagert und beschossen und ganze Dörfer dem Erdboden gleichgemacht《 is.gd/kfex6W

    Ich würde doch sehr empfehlen, die Petition selbst zu lesen www.change.org/p/m...t-f%C3%BCr-frieden

    Zitat: 》Wir fordern den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt! Er sollte sich auf deutscher wie europäischer Ebene an die Spitze einer starken Allianz für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen setzen. Jetzt! Denn jeder verlorene Tag kostet bis zu 1.000 weitere Menschenleben – und bringt uns einem 3. Weltkrieg näher《

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @ke1ner:

      Warum geht es immer wieder nur darum , WER etwas gesagt hat, und nicht darum, WAS gesagt wurde?

      Die TAZ-Leser retten im Forum nach Texten dieses Schemas immer wieder mein Menschenbild - Merci!

  • Wir liefern die Waffen, die Ukraine die Menschen. Wie hochmoralisch ist das denn?

    • @Theo Wiesengrund:

      Sie haben so recht!



      Das ist der als "Moral" verkaufte Zynismus der derzeitigen Waffenbefürworter, die für die Wahrung eines Staatsgebildes Tausende lebendige Menschen zu opfern bereit sind.



      Statt dafür zu kämpfen, dass alle DiplomatInnen dieser Weg alle Kraft hineinstecken, in Tag und Nacht - Verhandlungen auf Putin und Selenski einzuwirken, um einen vielleicht schlechten Kompromiss zu finden, der aber zig Tausende Menschenleben (!!!) retten würde.



      Menschen sind wichtiger als Staatsgebilde.



      Tot ist tot. Lebendig ist lebendig.



      Politische Verhältnisse können sich ändern, aber wer tot ist wird nie wieder lebendig sein.

      • @Josefine.K.:

        Es steht Ihnen nicht zu, die Ukrainer darüber zu belehren, ob ihr Staat überleben darf oder nicht. Vor allem nicht, wenn Sie Deutsche sind.

        Und was hindert Sie daran, dieselbe Logik auf den Zweiten Weltkrieg anzuwenden? "Hätten die mal alle vor uns kapituliert, dann wäre ihnen viel Leid erspart geblieben." So und nicht anders argumentieren Sie.

    • @Theo Wiesengrund:

      Die Ukrainer wissen anders als Sie offenbar, dass man sich manchmal wehren muss. Russland will die Vernichtung der Ukraine. Wenn Russland aufhört zu kämpfen, endet der Krieg. Wenn die ukraine aufhört zu kämpfen, endet ihre Existenz.

  • 6G
    669190 (Profil gelöscht)

    Dass die taz es nötig hat, gestandene Frauen so zu verreißen und so vielen Unterzeichnern ein “Putinkäppchen” überzustülpen, ist mit Worten nicht mehr zu beschreiben…



    Weit mehr als ein dicker Hund!

    • @669190 (Profil gelöscht):

      Es ist aber völlig richtig.

      Appeasement funktioniert bei Putin nicht. Nach der Unterwerfung der Ukraine kommen die nächsten Länder dran. Wer glaubt, man könne mit diesem Russland eine irgendwie friedliche koexistenz pflegen, der ist faktisch Putins nützlicher Idiot. Es geht einfach nicht.

    • @669190 (Profil gelöscht):

      Sehe ich auch so!



      Die Diskussion gleitet immer wieder weg vom Sachverhalt oder vom Gesagten ab in in Stereotype.



      Uns muss klar sein, dass die Ukraine bei der Verteidigung gegen Russlands Agression vollends auf Waffen aus anderen Ländern angewiesen ist und angewiesen bleibt.



      Damit steht und fällt auch weiterhin ihre Wehrhaftigkeit.

      Ich sehe momentan keinen Haltepunkt und in dieser Logik wird dies in einen Weltkrieg enden, wenn in diesem Abnutzungskrieg immer wieder rote Linien gerissen werden.

      Die Lieferung von Kampfjets muss unbedingt verhindert werden, da dies die Verteidigung des Luftraums auch über die Grenzen nach Russland hin ausweiten würde, da dann auch Starts von russischen Flughäfen verhindert werden müssten. Dies würde Putin innerpolitisch in die Hände spielen, um den Krieg zur rechtfertigen und auszuweiten.



      Ich sehe, ähnlich wie die Petitenten kein Ende der Gewaltspirale, und die Forderung nach Verhandlungen ist gerade in Hinsicht auf die nächste Eskalationsstufe nicht verwerflich.

      Ist es in dieser Hinsicht nicht sinnvoller die Ziele mittels einer permanenten "Oppositionsarbeit" (ähnlich wie in Belarus) und durch Erweiterung von westlichen Sanktionen gegen Russland zu verwirklichen?

      Ich weiß, dies ist nicht optimal, dies würde zumindest aber die Zahl der Toten verringern und die Eskalationsspirale stoppen.

  • Habe mir dieses Manifest gerade durch gelesen. Vieles ist richtig, was dort steht. Gleichwohl ist die Forderung, die Waffenlieferungen einzustellen sehr kurzsichtig. Gewiß: Wo keine Waffen sind, kann auch nicht mit ihnen geschossen werden. Die Russen würden dann aber weite Teile der Ukraine, wenn nicht das ganze Land, einnehmen.



    Und dann?



    Innerhalb der Ukraine wäre es mit Meinungsfreiheit und Demokratie vorbei.



    Ausserhalb der Ukraine könnten sich die baltischen Staaten und andere schon mal überlegen , wer als nächstes dran ist.



    Die aktuelle Situation in der Ukraine ist schrecklich und unerträglich; das oben beschriebene Szenario wäre es aber noch mehr.

    • @Christian_72:

      》Gleichwohl ist die Forderung, die Waffenlieferungen einzustellen sehr kurzsichtig《



      Nur dass das da gar nicht steht: 》Wir fordern den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt!《 Was sich klar auf 》Präsident Selenskyj macht aus seinem Ziel kein Geheimnis. Nach den zugesagten Panzern fordert er jetzt auch Kampfjets, Langstreckenraketen und Kriegsschiffe – um Russland auf ganzer Linie zu besiegen? Noch versichert der deutsche Kanzler, er wolle weder Kampfjets noch „Bodentruppen“ senden. Doch wie viele „rote Linien“ wurden in den letzten Monaten schon überschritten?《 bezieht.

      "Eskalation der Waffenlieferungen" ist nicht dasselbe wie Waffenlieferungen. Und wer es für Quatsch hält, die mit der Forderung nach Kampfjets usw. verbundenen Ziele zu hinterfragen, sollte unbedingt diese Analyse hier in der Taz lesen: taz.de/Krieg-in-der-Ukraine/!5912345/

      Und vielleicht auch die Petition selbst (sorgfältig) www.change.org/p/m...t-f%C3%BCr-frieden

      • @ke1ner:

        Die Ukraine kämpft gegen einen Überfall, dabei wird Material zerstört, Selenski fordert deshalb neue Waffen. Wo genau ist da jetzt der Widerspruch?



        Niemand kämpft mit bloßen Händen.



        Die Forderung nach Waffen ist keine Dreistigkeit, sondern eine Notwendigkeit für die Ukraine. Ob der Westen diese Forderungen erfüllt oder nicht, ist die Entscheidung des Westens. Die Frage ist: Was will der Westen?



        Das Sie gegen Waffenlieferungen sind, wird deutlich. Statt über angebliche Dreistigkeiten Selenskis zu spekulieren, sollten Sie lieber spekulieren, wie ein Friedensschluß aussehen könnte. Und da bin ich gespannt, wie Friedensverhandlungen laufen sollen, wenn die Ukraine verliert. Ich glaube nicht, dass RUS dann verhandeln wird. Was glauben Sie?

      • @ke1ner:

        ""Eskalation der Waffenlieferungen" ist nicht dasselbe wie Waffenlieferungen."



        Das lässt sich so oder so interpretieren. Je nach Meinungsbild ist jede weitere Lieferung ebenfalls eine Eskalation, schließlich sind's ja mehr Waffen.



        Letztendlich läuft es immer wieder auf die Frage hinaus: spielen solche Vorschläge dem nicht verhandlungsunwilligen Aggressor in die Hände oder nicht? Bislang komme ich bei Betrachtung derartiger Verhandlungsforderungen immer zum ersten Schluss. Ist schon komisch.

    • @Christian_72:

      Die Frage ist doch: Was ist das Ziel der Waffenlieferungen? In wessen Hände geraten sie (noch)? (Analoges historisches Beispiel: Ausbildung von Kämpfern der RAF in Palästinenserlagern...) Es steht außer Frage, dass Putin/Russland der Aggressor ist und dass sich Selenskiy/die Ukraine verteidigen müssen und wollen. (Besides: Warum wird Russlands Imperialismus so sehr kritisiert und der Imperialismus der USA hingegen so wenig? Und nein, das ist kein bloßer Whataboutism. Und nein, das ist auch keine Verteidigung von Russlands Imperialismus.) Ist die Annahme, die Ukraine könnte Russland besiegen, realistisch? Wie würde dieses Szenario aussehen? Ab wann würde hier von einem Sieg gesprochen? Und bis wo gingen dann Waffenlieferungen? Was - auf der anderen Seite - ist ein realistisches Szenario, wenn man davon ausgeht, dass die Ukraine gegen Russland nicht "gewinnen" kann und anderseits nicht davon ausgegangen werden kann, dass Russland freiwillig sofort alle Kampfhandlungen einstellt? Muss und wird es nicht früher oder später sowieso zu Verhandlungen kommen?



      Ich glaube, der Schmerz, der in all diesen Fragen liegt, ist der, dass hier ein Unrecht geschieht, aus dem nicht mit einer gerechten Lösung wird herausgegangen werden können. Es wird hier keinen "gerechten Frieden", keinen "gerechten Sieg" geben können. Und genau das macht es auch so schwierig, einen Standpunkt zu finden für oder gegen das Manifest von Wagenknecht/Schwarzer oder für oder gegen Manifeste, die genau das Gegenteil fordern. Ich glaube, wir lernen anhand dieser Situation (und auch in Anbetracht des Manifest-Textes von Wagenknecht/Schwarzer) gerade schmerzlich, dass das Narrativ "hättest du dich nur ordentlich gewehrt, dann hätte der Täter abgelassen", tatsächlich nicht funktioniert. Aber gibt es noch eine dritte Option neben "lass es halt über dich ergehen und bearbeite anschließend dein Trauma"? Ich glaube, dass es genau um diese Frage geht. Und auch ich habe keine Antwort darauf.

      • @Anja_bln:

        "Warum wird Russlands Imperialismus so sehr kritisiert und der Imperialismus der USA hingegen so wenig? Und nein, das ist kein bloßer Whataboutism."



        Doch. Genau das ist es. Sorry.



        "Und nein, das ist auch keine Verteidigung von Russlands Imperialismus."



        Nein, aber eine Relativierung. Was auf's selbe rauskommt.

  • D'accord!! Sowas von.

  • Eine Wohltat, dieser Kommentar, in seiner Klarheit.

    Die Täter-Opfer-Umkehr beherrschen die Aufrufenden genauso wie früher Staatsanwälte gegenüber Opfern von Vergewaltigern, die diesen ihre angeblichen zu kurzen Röcke vorhielten. Bravo, Emma!

  • Sehr präziser Kommentar. Es gibt noch einen, der sein Lebenswerk ruiniert hat: Ersunterzeichner und Rechtsextremismusexperte Hajo Funke. Sein Name steht nun neben dem von Tino Chrupalla unter diesem niederträchtigen Pamphlet. Erschütternd sowas.

  • Sehr richtig.

  • Wer für Frieden argumentiert, hat keine Moral.



    Darauf muss man erst mal kommen!



    In die Richtung, in die Sie sich bewegen, möchte ich keinesfalls!

    • @Frau Flieder:

      Keine Moral hat, wer sehen kann, wie kurz gesprungen sein Plädoyer in Bezug auf eine REELLE Chance auf echten Frieden ist und trotzdem munter losredet und dafür plädiert, den Hebel beim Angegriffenen anzusetzen - IHN in die Verhandlungsbereitschaft zu zwingen.

      Es kommt halt auf die Bedingungen für den Frieden an. Und die würden, wenn sich nur die Unterstützer der Ukraine (und nolens volens auch diese selbst) darum wirklich bemühen, vom Aggressor diktiert. Es wäre also schonmal ein Frieden, der dem Kriegstreiber zeigt, dass Krieg funktioniert, um expansionistische Ziele zu erreichen.

      Viel schlimmer ist daher die Folge eines solchen Friedens: Dieser Aggressor ist ja noch nicht fertig mit seinen aggressiven Ambitionen. Für ihn ist nicht nur das, was Verhandlungen ihm aktuell bringen könnten, immer noch weniger, als er mit nackter Gewalt erreichen zu können meint. Man kann ihm auch nicht trauen, dass er nicht an anderer Stelle den nächsten Raubzug anzettelt - dem dann aufgrund der geografischen Realitäten NICHT mehr von der Nato mit gebremstem Schaum begegnet werden könnte.

      Das ist Alles absehbar. Warum wird es von den angeblichen Friedenstaube ignoriert?

    • @Frau Flieder:

      Dazu sollte genau überlegt werden, welche Art von Frieden dadurch befördert würde, und genau das ist ja der Punkt.



      Die reine Forderung nach Verhandlungen ohne konstruktive Lösung ist billig und wohlfeil, während die Forderng nach Nicht-weiter-Unterstützung der Ukraine auf Komplizenschaft mit dem Aggressor hinausläuft.



      Schon Mist, wenn die Welt kompliziert ist.

    • @Frau Flieder:

      Die Kritik richtet sich nicht gegen die Forderung naach Frieden.

      Die Kritik richtet sich gegen die Wahl der Adressaten: Deutschland und die Ukraine.

      Die Kritik richtet sich gegen die Täter-Opfer-Umkehr und die implizite Forderung einer Kapitulation der Ukraine oder doch, der Abtretung wesentlicher Teile der Ukraine und der zwar vordergründig widersprochenen, aber implizit eben doch enthaltenen Billigung, wenn nicht gar Rechtfertigung) russischer Greultaten (neben Butcha etc und den üblichen Kriegsgreul, wie Vergewaltigungen, Folter und Lagern, die Entführung tausender Kinder).

      Klar, die Ukraine hat auch keine ganz weisse Weste. Aber die Eskalation ging doch von Anfang an von Russland aus.

      Und der ewige Verweis auf amerikanischen Imperialismus, so sehr er in der Sache an sich berechtigt ist, trifft nicht, weil der russische Imperialismus (Afghanistan, Tschetschenien, Georgien, Syrien), sowie die Hochrüstung der unberechenbaren Macht Nordkorea, traditionell ausgeblendet wird - und wäre RUS stärker, wäre diesbezüglich auch mit noch mehr zu rechnen.

      Abgesehen davon ist die Ukraine aus Perspektive Putins nur ein erster Schritt zur Hegemonie in Europa. Und, bei aller Kritik an den Amerikanern, der faschistisch-antidemokratisch-antirechtsstaatlich-homophob-antifeministisch- antiemenzipatorisch-diktatorisch-oligarchisch-brutalkapitalistische Way of Life von Putin ist mir noch mehr zuwider.

    • @Frau Flieder:

      Da wird nicht für Frieden argumentiert, sondern für Besatzung und Unterwerfung unter den Faschismus.

      Mit der Logik des Manifests hätte die UdSSR 1942 ja auch gleich kapitulieren können.

    • @Frau Flieder:

      Hier wird halt schlichtweg nicht für Frieden argumentiert sondern für Ruhe.

  • Ich weiß ja nicht. Wo und inwiefern der Aufruf die "die Angegriffenen obszön moralisch ins Unrecht stellt", ist mir nach dessen Lektüre nicht ganz klar. Der zweite Absatz benennt eigentlich klar den Schuldigen: "Die von Russland brutal überfallene Ukraine braucht unsere Solidarität." Dass das Manifest nicht "von den Tätern spricht", ist aus meiner Sicht daher schlicht unzutreffend.

    Auch, das Putin nicht "der Adressat" der Petition ist, ist eine aus meiner Sicht nicht nachvollziehbare Kritik. Selenskyj oder Biden sind es übrigens auch nicht, denn alle diese wären selbst von einer deutschen Petition mit 80 Millionen Unterzeichner*innen kaum beeindruckt. Adressat einer (halbwegs sinnvollen) Petition kann immer nur die eigene Regierung sein, denn diese ist die einzige, die die Stimmung in der eigenen Bevölkerung wirklich fundamental interessiert. Ansonsten ist das ähnlich wirksam wie eine Unterschrift zu einem Brief an GW Bush damals mit der Bitte, er möge doch bitte nicht den Irak überfallen.

    Man muss dieser Petition nicht zustimmen - ich persönlich habe sie (bisher) nicht unterzeichnet. Aber wenn man sich inhaltlich mit ihr auseinandersetzt, ist es doch wirklich ermüdend, seine Kritik andauernd auf unzutreffenden Zusatzannahmen aufzubauen. Vielleicht wäre es wirklich an der Zeit, verbal etwas abzurüsten und nicht jedem, der z.B. ein klares Statement zu eigenen Kriegszielen fordert (Krim? Ostgebiete? NATO-Beitritt in absehbarer Zeit?) sofort Verrat, fundamentalen Empathiemangel sowie (wie in diesem Artikel) Geistesschwäche und heimliche Nazi-Apologetik vorzuwerfen. Wenn dieser Krieg eskaliert, dann ist das menschliche Leben in Europa, vielleicht auch auf der Erde, vorüber. Etwas mehr Sensibilität für diesen Fakt würde ich mir wirklich wünschen, vor allem von den Leuten, die immer betonen, Putin sei sowieso irre und unberechenbar.

    • @Agarack:

      Da haben Sie nicht ganz unrecht. Die Debatte ist längst ins Hysterische abgekippt. Dennoch befremdet einen die Wagenknechtsche Primärenergie gegen Waffenlieferung und die eher im Nebensatz geäußerte Kritik an Putin. Und auch das billigende in Kauf nehmen, dass er mit seiner Aggression evtl. durch kommt. Auf mich wirkt das wie unkritische Akzeptanz einer autokratischen Diktatur.



      Wagenknecht und Schwarzer sind nun mal zwei 1A Selbstdarsteller - die bei allen Verdiensten - ihrem Ego mehr Futter geben als einer Konstruktiven Debatte. Schade!



      Und Frau Käsefrau aus Hannover sollte lieber ein ernstes Wort mit dem Patriarchen der Orthodoxen Kirche Russlands führen als solche Zeilen zu unterschreiben...

  • "Man mag sich kaum vorstellen, wie beide etwa 1943 über den Aufstand im nazieingehegten Ghetto von Warschau formuliert hätten."



    Keine Gewalt! hätten sie den Aufständischen vielleicht zugerufen. Seid friedlich und achtsam!



    Vielleicht auch: Euer Aufstand verlängert das Leiden doch nur!

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @dites-mois:

      Sorry, dass ich beim Verzehr von Spekulatius störe!

      Das klingt zu sehr nach persönlichem Beef.