Unterstützung für die Ukraine: Auch Palästina verdient Solidarität
Von Gerechtigkeit und Freiheit kann nur dann die Rede sein, wenn sie unabhängig von Religion, Kultur und Hautfarbe gilt.

E in 15-jähriges Mädchen wehrt sich gegen die Angriffe von fünf Soldaten. Heldenhaft, mutig und furchtlos – so werden die UkrainerInnen bezeichnet, die Widerstand leisten und für ihre Demokratie kämpfen. Solidarität mit der Ukraine! Doch was, wenn das 15-jährige Mädchen keine Ukrainerin, sondern Palästinenserin ist und Iman heißt? Was, wenn es keine russischen Soldaten, sondern israelische sind?
Ich sehe, wie in deutschen Gärten die ukrainische Flagge weht, und frage mich, wieso im Mai 2021, während Israel in Gaza Hochhäuser mit Zivilisten bombardiert hat, Markus Söder die israelische Flagge auf seinem Instagram-Account postete? Weit weg von Solidarität und Haltung wird dem Leid der PalästinenserInnen keine Beachtung geschenkt. Während in der Ukraine ZivilistInnen als heldenhaft gefeiert werden, wenn sie Militärfahrzeuge mit Molotow-Cocktails bewerfen, werden PalästinenserInnen, die sich mit Steinen verteidigen, als gewalttätig tituliert.
Nicht vergleichbar? Es ist kein Zufall, dass Fotos über vermeintliche Anschläge durch russische Soldaten in den sozialen Medien viral gehen und sich letztendlich als Fotos der Bombardierung im Gaza-Streifen entpuppen. Knappe sieben Tage nach dem Inkrafttreten der Sanktionen gegen Russlands Invasion sprechen einige Medien schon von Putins Pleite. Netflix, McDonald’s, Starbucks – sehr viele namhafte Unternehmen boykottieren Russland.
Doch seit über 70 Jahren Kriegsverbrechen gab es keine vergleichbaren Sanktionen, wenn sie Israel betreffen. Westliche Staaten ordnen Boykottaufrufe gegen Israel als antisemitisch ein und beenden mit diesem Totschlagargument die Debatte. Anstatt beide Konflikte als nicht vergleichbar einzustufen und als „Whataboutism“ abzutun, sollte uns spätestens durch den aktuellen Konflikt deutlich werden, welche Macht die internationalen Gemeinschaft ausüben kann.
Rameza Monir,
Jahrgang 1995, ist Politikwissenschaftlerin aus Tübingen und engagiert sich in der kommunalen Integrationskommission sowie beim Interreligiösen Dialog.
Von Gerechtigkeit und Freiheit kann nur die Rede sein, wenn sie unabhängig von Religion, Kultur und Hautfarbe gilt. Solidarität mit der Ukraine, muss auch bedeuten: Solidarität mit Palästina.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Jugend im Wahlkampf
Schluss mit dem Generationengelaber!
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens