J. K. Rowlings transfeindliche Tweets: Völlig daneben
Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling verkauft ihre Transfeindlichkeit als Homofreundlichkeit – und das zu einem denkbar falschen Zeitpunkt.
Die Autorin Joanne K. Rowling postet auf ihrem Twitter-Account in diesen Tagen vor allem Kinderzeichnungen zu ihrem neuen Buch „The Ickabog“. Um Kindern im Lockdown Beschäftigung zu geben, veröffentlicht die preisgekrönte Autorin seit dem 26. Mai jeden Tag ein Kapitel auf ihrer Website. Die jungen Leser_innen sollen das Werk dann illustrieren.
Zwischen den vielen bunten Zeichnungen der Kinder wären ihre Auslassungen auf Twitter fast untergegangen. Ach, wäre sie doch bloß bei den Zeichnungen geblieben!
Stattdessen postete sie am 6. Juni eine Anmerkung zu einem Zeitungsartikel, in dem von „menstruierenden Menschen“ die Rede ist. „Ich bin mir sicher, wir haben ein Wort dafür, kann mir jemand helfen?“, fragte Rowling, sie meinte „Frau“. Dabei ging es in dem Text ausdrücklich um Menstruation, und es gibt durchaus Frauen, die nicht menstruieren.
Rowling wurde kritisiert und legte tags darauf mit drei Tweets nach: Das biologische Geschlecht sei ein Fakt. Wer das bezweifle, lösche Homosexualität und Weiblichkeit. „Ich kenne und liebe trans Menschen, aber das Konzept, Geschlecht zu löschen, hindert viele Menschen, sinnvoll über ihr Leben zu sprechen.“ Das sei die reine Wahrheit, kein Hass.
Wiederholter Ausfall
Es ist nicht das erste Mal, dass Rowling ihr gestörtes Verhältnis zu Transidentität offenbart, das ihr auch die Bezeichnung TERF eingebracht hat („Trans-Exclusionary Radical Feminist“, ein Mensch, der trans Frauen nicht als Frauen ansieht). Im Dezember 2019 solidarisierte sich Rowling mit der Wissenschaftlerin Maya Forstater, die sich in sozialen Netzwerken wiederholt transphob geäußert hatte und der deshalb gekündigt worden war, zuvor fand sie es gut, dass jemand trans Frauen als „Männer in Kleidern“ bezeichnet hatte.
Besonders perfide diesmal: Rowling argumentiert mit Homosexualität und Frauenrechten, spielt also die einen gegen die anderen aus. Und das alles aufgrund einer Fehlannahme: Denn trans Menschen haben oft gar nichts gegen Geschlecht an sich. Die meisten wollen vor allem ihr eigenes bestimmen dürfen.
Rowling setzt damit in diesen Zeiten von Coronapandemie und Black Lives Matter, wo so oft die Rede von Solidarität ist, einen geradezu Trump’schen Kontrapunkt der Spaltung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Trumps Krieg gegen die Forschung
Byebye Wissenschaftsfreiheit
Altvordere sollen Linke retten
Hoffen auf die „Silberlocken“
Menschenrechtsverletzungen durch Israel
„So kann man Terror nicht bekämpfen“
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten