Antisemitismus im Nahostkrieg: Bilder gegen Gerüchte

Der Propaganda von Antisemiten ist im Nahostkrieg schwer beizukommen. Es nicht zu versuchen, wäre aber eine Kapitulation vor den Faschisten dieser Welt.

Eine weiße Wand mit Blutspuren und Schriftzeichen

Markierungen der Spurensicherung um die Blutspuren nach dem Überfall der Hamas im Kibbuz Nir Oz Foto: Amir Cohen/reuters

Dass es noch Überraschungen gibt für antisemitismuskritische Menschen in diesen Tagen, war eigentlich nicht zu erwarten. Es war klar, dass mit dem bestialischen Angriff der Hamas auf Israel auch eine antisemitische Welle die Welt erschüttern würde.

Ja, man kann vermuten, dass genau das Teil des perfiden Plans der Hamas war: Israel mit dem Massaker zu einer Reaktion zu zwingen, die dann weltweit die antisemitischen Reflexe triggern, den Hass auf Juden nur vergrößern würde. Dafür setzen die Islamisten alle erdenklichen Propagandatechniken ein. Sie filmten sich bei ihrem entfesselten Morden, um den Schmerz der Hinterbliebenen zu vergrößern. Und um zu Hause damit prahlen zu können. Mörder, die sich selbst überführen – Solidarität, Mitgefühl mit den Opfern, möchte man meinen, müssten selbstverständlich sein.

Tatsächlich passiert – auch – das Gegenteil. Millionen Menschen weltweit fällt, plötzlich(!), der Nahostkonflikt ein und drängt sie auf die Straße. Warum – weil es in diesem Krieg Opfer auf palästinensischer Seite gibt? Oder weil der andere Arm der Hamas-Propaganda schon viel, viel länger wirkt?

Die uralte Täter-Opfer-Umkehr

Antisemiten (zu denen die Hamas klar zählt) ist es durch die Jahrhunderte immer wieder gelungen, ihre Opfer, die Juden, trotz aller Pogrome, Versuche ihrer Vernichtung, als das Gegenteil dessen darzustellen, was sie damit immer waren: Verfolgte. Es gelang Antisemiten durch die Geschichte immer wieder, Juden als Täter darzustellen. Das ist das „Gerücht über die Juden“, eine so kurze wie treffende Definition des Antisemitismus von Adorno.

Die Hamas arbeitet genau damit – und selbst renommierte Medien wie die BBC oder New York Times fallen darauf herein. So mussten verschiedene Medien ihre vorschnelle Berichterstattung zur Explosion im Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza zurücknehmen. Wenig überraschend wurden anschließend auch die Opferzahlen nach unten korrigiert.

Der Propaganda etwas entgegensetzen

In dieser jahrhundertealten Logik ist es dann auch nicht überraschend, dass es jetzt eine Debatte über die Bilder gibt, die am Montag auf einem Armeestützpunkt gezeigt wurden. Rund 150 Journalisten bekamen dort Videomaterial zu den Ausmaßen des Massakers gezeigt, das – zum Schutz der Würde der Opfer und ihrer Angehörigen – eigentlich nicht gezeigt werden sollte.

Dass Israel sich gezwungen sieht, die Bilder dennoch zu zeigen, kann nur als Beleg dafür gelesen werden, wie stark die Propaganda­maschine der Islamisten ist. Propaganda, das haben uns andere Krisen – Pandemie, russische Kriegstrolle und Trumps Lügerei gezeigt, ist mit der Wahrheit schwer beizukommen. Es aber deshalb nicht zu versuchen wäre Kapitulation vor den Faschisten dieser Welt. Es ist deshalb gut, die Bilder nur Journalisten zu zeigen. So wird die Gefahr begrenzt, dass diese Bilder weiter instrumentalisiert werden. Und zugleich die Chance erhöht, dass die Wahrheit sich gegen die Gerüchte dennoch durchsetzen wird.

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