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Angebliche Bevormundung durch LinkeLob der Umerziehung

Linke Selbstveränderung und Kritik an überholten Lebensformen und Werten ist nicht überheblich. Im Gegenteil: Sie ist ein nobles Anliegen.

Auch der Stahlarbeiter will nicht, dass man seine Tochter so behandelt, wie vor 50 Jahren Foto: Besa Art/imago

L inken wird heute gern vorgeworfen, sie wollten die Menschen „umerziehen“. Der Vorwurf kommt von hartleibigen Konservativen, im Chor mit Rechtsextremen. Es ist ein Vorwurf, der auf subtile Weise ins Mark trifft, weil die Linken darauf ja nicht „Genau, das wollen wir“ antworten können. Schließlich hat der Begriff der „Umerziehung“ einen autoritären Beiklang, es schwingt die totalitäre Konzeption einer „Menschenzüchtung“ mit, oder zumindest deren freundlichere Schwester, der Paternalismus: Wir sind gut, aufgeklärt und liberal, und ihr seid es nicht, weshalb wir euch ein bisschen verbessern müssen, natürlich zu eurem eigenen Vorteil. Der Vorwurf sitzt, weil viele Linke insgeheim das Gefühl haben, dass die Rechten vielleicht irgendwie recht haben könnten.

Tatsächlich ist das nicht völlig falsch, zumindest auf den ersten Blick. Denn die Linken haben sowohl eine große Tradition als auch das Selbstbild, auf der Seite der einfachen Leute zu stehen, die es schwer im Leben haben, nicht mit goldenen Löffeln im Mund geboren oder in verzärtelten Mittelschichtsfamilien aufgewachsen sind, die den Restbeständen einer traditionellen, plebejischen Kultur entstammen, und die, sagen wir es mit einem Modewort, nicht immer vollständig woke sind. Und jetzt kommen die Linken daher und sagen ihnen: Es ist nicht okay, wie ihr seid.

Zumindest haben manche Leute das Gefühl, dass die Linken das von ihnen denken. Stimmt ja auch: Wer den Rassismus, die Engstirnigkeit, die Dominanz traditioneller Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit in Teilen plebejischer Milieus kennt, der weiß, dass es auch die Quelle von viel Leid ist, des Leids jener, die Diskriminierung, Mobbing oder Tätlichkeiten ausgesetzt sind. All das führt dazu, dass die Linken einerseits auf der Seite der einfachen Leute stehen, andererseits ihnen aber zu verstehen geben, dass sie ihr Verhalten missbilligen. Und dann kommen die Rechten und sagen diesen Gruppen: „Es ist okay, wie ihr seid.“ Es ist nicht verwunderlich, dass einige diese Botschaft lieber hören als Kritik an Lebensstilen und Werthaltungen.

Aber das ist erst der Beginn der Kompliziertheiten. Oft kommt als Ergänzung der Vorwurf, dass die Linken früher noch in der konkreten Lebensrealität des einfachen Volkes verwurzelt waren, ihnen heute aber „von oben“ mit dem Zeigefinger kommen. Nun wollten Sozialisten, Sozialdemokraten und alle anderen Linken schon früher die arbeitenden Klassen einerseits ermächtigen, aber andererseits immer auch verändern. Weltverbesserung und Selbstverbesserung waren stets untrennbar miteinander verbunden. Der Ursprung der Arbeiterbewegung lag oft in Arbeiterbildungsvereinen. Die Idee dahinter war, dass man den ungebildeten, analphabetischen Arbeitern Wissen vermittelt, denn, so hieß die Parole, „Wissen ist Macht“. Mit dem Wissen, Lesen und Schreiben wurden auch Werte vermittelt, die an die Vernunftvorstellungen der Aufklärung angelehnt waren. Die Anführer der Sozialisten legten beispielsweise den männlichen Arbeitern nahe, ihren Wochenlohn nicht prompt am Samstagabend zu versaufen, sie ermahnten sie, ihre Frauen anständig zu behandeln, sie propagierten neue Partnerschaftsmodelle, sie hatten sogar die Frechheit, die Männer aufzufordern, sich gelegentlich um die Kinder zu kümmern, damit die Frauen auch in Parteiversammlungen gehen könnten. Ärger noch: Man erklärte ihnen die Vorteile von Sanitärinstallationen, die Sozialisten druckten in ihren Zeitungen Anleitungen, wie man sich die Zähne putzt, und dass man die Wohnungen nicht nur fegen solle, sondern auch feucht mit dem Mopp wischen. Mit einem Wort: Man hat die Menschen verändern wollen, und niemand wäre damals auf die Idee gekommen, dass daran etwas schlecht sein könnte.

Sozialisten legten den Arbeitern nahe, ihren Wochenlohn nicht zu versaufen und ihre Frauen anständig zu behandeln

Es ist auch gar nichts Schlechtes daran, sich umzumontieren, was ja nichts anderes heißt, als sich zu verändern. Ich bin ein anderer als vor dreißig Jahren – Gott sei Dank. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, war ich zwar auch als zarter Teenager schon ziemlich woke, aber dass bestimmte Verhaltensweisen, auf die ich keine großen Gedanken verschwendete, andere verletzen könnten, habe ich wahrscheinlich erst nach und nach dazugelernt. Mein Freund, der Falter-Chefredakteur Florian Klenk, hat unlängst in einem schönen Text beschrieben, wie ihn Freundinnen und Kolleginnen allmählich zum Feministen umwandelten, und dass das nicht ohne innere Konflikte für ihn abging, weil er sich gelegentlich auch angegriffen gefühlt habe. Selbstredend wird man nicht immerzu völlig nach seinen Werten leben, wir Menschen sind nicht fehlerfrei, ich nenne das selbstironisch meine „Woke-Life-Balance“.

Auch der oft als Klischee bemühte „typische Stahlarbeiter“ ist heute im Allgemeinen feministischer als seine Vorgängergenerationen, allein schon deshalb, weil er nicht will, dass man seine Tochter so behandelt, wie man sie noch vor fünfzig Jahren behandelte. Da die Welt „im Fluss“ ist, sind es natürlich auch die Menschen.

Skurril ist der Vorwurf der Rechten, weil ihnen gar nicht auffällt, dass auch sie selbst die Menschen ummontieren wollen. Mit ihrer Propaganda gegen Geflüchtete etwa wollen sie den Leuten den Impuls austreiben, Menschen in Not zu helfen. Das Erziehungsprogramm der Rechten ist eine Einübung in Verrohung. Immer schon. Neoliberale wollen das „unternehmerische Selbst“, Konservative den angepassten Bürger, Nazis den gnadenlosen Volksgenossen. Rechte wollen die Menschen zu Egoismus und zum Gegeneinander anstacheln, Linke wollen die Geister für Solidarität und Kooperation wecken. Das ist nicht kritikwürdig, im Gegenteil, es ist eine noble Sache. Kritikwürdig ist nur, wenn das auf arrogante, respektlose oder gar aggressive Art geschieht, da Menschen sich schwertun, selbst die vernünftigsten Ideen anzunehmen, wenn sie sich angegriffen fühlen.

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Robert Misik
Geboren 1966, lebt und arbeitet in Wien. Journalist, Sachbuchautor, Ausstellungskurator, Theatermacher, Universaldilettant. taz-Kolumnist am Wochenende ("Der rote Faden"), als loser Autor der taz schon irgendwie ein Urgestein. Schreibt seit 1992 immer wieder für das Blatt. Buchveröffentlichungen wie "Genial dagegen", "Marx für Eilige" usw. Jüngste Veröffentlichungen: "Liebe in Zeiten des Kapitalismus" (2018) und zuletzt "Herrschaft der Niedertracht" (2019). Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik 2009, Preis der John Maynard Keynes Gesellschaft für Wirtschaftspublizistik 2019.
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85 Kommentare

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  • An sich stimme ich dem Artikel zu und die Vorwürfe der Konservativen sind ja voll mit Doppelmoral, schliesslich wollen die uns doch immer so erziehen wie es ihnen passt (Alkohol ja aber kein Cannabis, deutsche Leitkultur, Autos statt ÖPNV, Parkplätze statt Park, keine alternativen Familienmodelle, Kreuze in Schulen, Anbeten von der schwarzen Null, vollkommene Unterwerfung vor dem Kapitalismus, Fleisch statt Vegetarismus usw), jedoch denke ich, dass wir uns als Linke durchaus auch bestimmte Kritik anhören müssen und zu Herzen nehmen sollten.



    Ich kenne zb eine Frau die unbedingt Mutter werden will und sich um die Kinder kümmern will während der Mann arbeitet - sie hatte deshalb mal Streit mit Feministinnen die ihr vorwarfen, dass sie sich dem Patriarchat unterwirft und das eigentlich gar nicht wirklich will usw. Ist sowas hilfreich? Ist es nicht eigentlich feministisch(er) zu sagen, dass jede Frau selbst entscheiden soll, wie sie leben will?



    Wenn sich ein Arbeitsloser oder Niedriglöhner über Billig-Konkurrenz aus Osteuropa beschwert, dann kann und sollte man ihm natürlich erklären, dass doch net der Ausländer schuld ist, aber muss man ihn gleich belehren oder ihm Vorwürfe machen?



    Ich habe manchmal durchaus das Gefühl, dass wir ALLE, egal ob rechts oder links, verlernt haben zuzuhören und Verständnis zu haben und vor allem auch zu ZEIGEN. Von Rechten ist man das ja schon mehr oder weniger gewöhnt, aber als Linke(r) sollte man hier mMn schon eher aufpassen, dass man net wie der oberkluge Akademiker wirkt, der sich in politischer Theorie verloren hat und nichts mehr von den Umständen anderer Menschen mitbekommt.



    Das sage ich als jemand, der sich selbst sehr gerne mit politischen Theorien auseinandersetzt

    • @Karim Abidi:

      Den Rechten zuzuhören bedeutet aber auch, ein offenes Ohr für widerwärtige menschenfeindliche Ideologien zu haben. Der Zeitpunkt, in dem Rechts mit offenen Ohren empfangen wird, ist auch der Zeitpunkt, dass Demokratie- und Fremdenfeindlichkeit stärker in der Gesellschaft verankert werden.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Mir geht es nicht darum iwelchen Rechtsextremen zuzuhören, sondern darum, verständliche Sorgen Ernst zu nehmen. Wenn jemand von der Afrikanisierung oder Islamisierung labert oder davon, dass alle Ausländer nur herkommen um von Sozialleistungen zu leben, dann kann man die Person guten Gewissens ignorieren und sich über sie lustig machen. Angst um den Arbeitsplatz oder darum, ob die Kommune das stemmen kann ist mMn ok und da sollte man drauf eingehen. Geht man auf solche verständlichen nichtrassistischen Ängste net ein, treibt man diese Menschen ins rechtsextreme Lager

        • @Karim Abidi:

          Diese ganzen Taktiken und Kalküle sind von rechten instrumentalisiert, für rechte (oder Neuankömmlinge) gemacht. Angst um den Arbeitsplatz ist ein Narrativ von Rechten, dabei haben wir in vielen Branchen einen Fachkräftemangel.

          Man muss bedenken, dass rechte Idioten sehr gut darin sind, Ängste und Sorgen zu ihren Vorteilen zu nutzen. Hat vor dem Dritten Reich funktioniert. Hat mit den Pogromen von Lichtenhagen und Solingen funktioniert - man erinnere sich, dass die CDU hinterher ihr Asylgesetz verschärft hat, zum Nachteil von Asylsuchenden.

          Also nein, auch Ängste und Sorgen gehören nicht dazu. Wenn man sich da drauf einlässt, stärkt das die Einflussnahme von Rechts. Siehe heute: Menschen werden an der Grenze zu Polen tyrannisiert, da die EU meint, Menschen hätten Angst vor Flüchtlingen. Menschenrechte zu Füßen getreten und rechte Deppen freuen sich über Bestätigung.

          Dabei ist es natürlich auch wichtig, und deinem letzten Satz will ich garnicht widersprechen, dass Menschen nicht ins rechtsextreme (also ab CDU) Lager abdriften. Aber nicht, wenn Ängste instrumentalisiert werden, sondern eine fähige Regierung diese Probleme beseitigt. FALLS die Regierung, sich um die Probleme kümmert. Wir wissen, dass Konzerne und Banken wichtiger sind, als die Bevölkerung.

  • Die Werte nicht zu saufen und Frau und Kinder gut zu behandeln sind nun wirklich keine Erfindungen der Linken. Was macht die Linken denn nun aus? In diesem Artikel wird das leider nicht so wirklich herausgearbeitet. Vielmehr greift der Autor in pauschalisierender Weise angebliche Vorhaltungen, die "Rechte" ggü. Linken machen heraus, um sich dann daran abzuarbeiten. Besser wäre es zu erklären, was die Linke denn nun eigentlich heute ausmacht und was sie noch erreichen möchte und zu bieten hat. Etwas mehr Selbstkritik wäre angebracht.

  • Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass im Forum über linke Erziehungsfragen diskutiert wird, während das weltweite Bankensystem bedroht ist, weil der Großbank Crédit Suisse das Geld ausgegangen ist, sie sich spekulativ verzockt hat.



    Nur durch einen Riesenkredit des Schweizer Staates ist sie erst einmal nicht zusammengebrochen.

    Die Währungspolitik der Europäischen Zentralbank ist vollkommen gescheitert und weiteren Großbanken droht aufgrund mangelnder Regulation (vor allen in den USA) das Schicksal der Schweizer Großbank.



    Kein Politiker in den USA könnte eine Kernschmelze der großen US-Banken aufhalten, die die weltweite Wirtschaft in den Abgrund ziehen würde.

    Der "linke" Bill Clinton hat die Deregulation des weltweiten Bankensystems einst angeschoben.

    Ja, linke Bildungsarbeit war einmal sehr wichtig, aber jetzt ist sie, was wichtige Finanzfragen angeht, fast nicht mehr vorhanden.



    Einzig der ehemalige Politiker der Linken, Fabio de Masi, müht sich in dieser linken Bildungswüste ab.

    Gerechterweise muss hinzugefügt werden, dass auch Herr Misik sich hier abmüht.



    Vielleicht bohrt er ja beim nächsten Mal ganz tief und beantwortet die Frage, was die Aufweichung solider Finanzpolitik auf linker Seite mit der linken Ideenwelt zu tun hat.

  • Das Erziehungsprogramm der Rechten ist eine Einübung in Verrohung, Ignoranz, Überheblichkeit, Verschwendung und Verdummung, Hässlichkeit und Verlogenheit. Linke arbeiten sich immer wieder in ihren Folgen davon ab und bekommen dann Versagen vorgeworfen, wenn ihre eigenen Projekte nicht richtig greifen.

    • @aujau:

      Aha, Stalinismus, chinesische Kulturrevolution und die roten Khmer waren kein Versagen? Oh Entschuldigung, das waren ja alles keine richtigen Linken. Linke wollen immer nur das Gute.

      • @Suchender:

        Meine Beschreibung der Linken bezog sich auf die westdeutsche Nachkriegslinke und nicht auf die als Kommunisten firmierten Diktaturen

        • @aujau:

          Okay, aber nur weil westdeutsche Linke in einer einigermaßen gut funktionierenden Demokratie groß geworden sind heißt das nicht das alle vor Totalitarismus gefeit sind was natürlich noch in viel stärkerem Maße für tendenziell rechte Zeitgenossen gilt.

    • @aujau:

      Ich stimme ja zu, aber Ihr Kommentar klingt in meinen Ohren doch ein bisschen zu sehr opfermäßig.



      Woher kommt bloß die Tendenz im linken Spektrum, jeden eigenen politischen Erfolg klein zu reden oder das eigene Handeln lediglich als Reaktion auf rechte Umtriebe zu reduzieren?



      Ich meine, man kann die Geschichte der Linken auch so interpretieren: alle gesellschaftspolitischen Veränderungen, die seit Beginn der (sozialistischen) Arbeiterbewegung angestoßen wurden, sind in der Gegenwart in Wohlstand und gesellschaftlicher Individualisierung eingemündet.



      Der Neoliberalismus musste auf diesen Zug bloß aufspringen und konnte so das Ruder übernehmen, weil er ideologisch besser „kompatibel“ und anpassungsfähiger an diese Entwicklung ist als linke Ideologie und Theorie.



      Als Linke schauen wir jetzt gehörig in die Röhre, obwohl die wesentlichen Fortschritte von unseren Altvorderen erreicht wurden … nur haben wir uns das Ergebnis anders vorgestellt. Das betrifft auch das „Verschwinden“ von Proletariat und Klassenbewusstsein im Zuge der Individualisierung (oder ist es andersherum?). Oder auch: die Linke schafft sich selbst ab.



      Nur eine These und ein Diskussionsangebot.

      • @Abdurchdiemitte:

        Mein Post kommt aus der Erfahrung, die ich in konkreten Projekten wie besetzten Häusern und verschiedenen Selbsthilfeläden beobachtet habe. Im großen Rahmen der Klassenfrage haben Sie sicher Recht. Gesellschaftliche Liberalisierung wurde mühsam erkämpft, beim Grundproblem Kapitalismus wurde so gut wie nichts erreicht.

    • @aujau:

      Auch verletzende Erfahrungen mit Linken bzw Woken können kein Grund sein, den Urhebern der Probleme hinterher zu laufen und sich rechte Ideologie als Ersatz für Selbstbewusstsein andrehen zu lassen.

      • @aujau:

        "Auch verletzende Erfahrungen mit Linken bzw Woken können kein Grund sein, den Urhebern der Probleme hinterher zu laufen und sich rechte Ideologie als Ersatz für Selbstbewusstsein andrehen zu lassen."



        Wie wäre es damit, derartige Linke kritisch zu betrachten zu können, ohne gleichzeitig sich anhören zu müssen, damit sei man ja rechtsideologisiert?

        • @Encantado:

          Das müssten diese Linken mal beantworten, bin gespannt.

  • "Kehrt um und glaubt an das Evangelium." Belehrungen hat auch das konservative Millieu zu bieten.

  • Vorstellungskraft oder Einfühlungsvermögen ?

  • Also, ich würde mir diesen Vorwurf nicht anziehen. Eine Gesellschaft gibt generell Werte weiter und erzieht an sich Menschen. Nun können sich Werte und Einsichten ändern und auf Basis dessen kann mensch auch pädagogische Vermittlung ändern. "Umerziehung" scheint mir in der Debatte ein rechter Kampfbegriff zu sein, mit dem die Rechten versuchen, Feminismus, Gleichberechtiung, Anirassismus und deren Anliegen zu bekämpfen. Offenbar haben die Rechten "andere Werte" und wollen Menschen aufgrund rassistischer Zuschreibung oder ihres biologistischen Geschlechterverständnisses (sprich homo-, frauen-, transfeindlich) Gleichberechtigung und Selbstbestimmung verwehren. Ihre, ein Teil der bisherigen "Erziehung" soll weiterhin gelten. Glücklicherweise mag das nur noch Fundis und andere Ewiggestrige überzeugen. Insbesondere viele der jüngeren Leute sind bereits dabei, die gewonnenen Freiheiten in genannten Bereichen auszuleben bzw. zu erkämpfen. Es wäre doch toll, wenn die Älteren sie dabei unterstützen.

    • 0G
      04405 (Profil gelöscht)
      @Uranus:

      so gesehen sind sie auf das Verwirrspiel und Ablenkungsmanöver von ganz rechts und ganz links voll eingestiegen: Weder sind die Werte, um die es geht, neu oder revolutionär - Menschenrechte für alle, Minderheitenschutz usw. stehen seit Jahrzehnten im GG und sind Konsens.

      Noch sind sie das drängendste Problem, jedenfalls nicht für die wirklich Unterprivilegierten. Für die ginge es um gleiche Bildungschancen, Gesellschaftliche Teilhabe und Einflussmöglichkeiten, mehr Umverteilung und weniger Sozialdumping, und erst ganz am Schluss darum, wer in welcher Weise in Kinofilmen, Fernsehbeiträgen oder Theaterstücken repräsentiert wird.

      Repräsentanz von Minderheiten in Führungspositionen, Kultur, Gremien ist dadurch kein weniger drängendes Problem. Es ist aber ein Problem - vereinfacht gesagt - der oberen Mittelschicht bis Oberschicht. Ich finde es kontraintuitiv, dass eine Linke Erzählung sich vorwiegend um Probleme der privilegierten Schichten dreht.

      • @04405 (Profil gelöscht):

        Sie meinen, ich sei darauf eingestiegen? Inwiefern?



        Ansonsten - es mag ja im GG stehen, in der Realität sieht es anders aus. Und es gibt auch Bestrebungen von rechts dies nach ihren Wünschen zu ändern. Bspw. klagen "besorgte" Eltern gegen moderne Sexualaufklärung.



        Transfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit, Behindertenfeindlichkeit, Rassismus sind definitiv ein Problem und keines einer Minderheit. Allein Frauen sind 50 % der Gesellschaft. Und trans, Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen gibt es auch in "unteren Schichten" ... Ebenso spielt



        materielle Ungleichheit eine Rolle. Und sie hängt auch bspw, mit Sexismus (siehe Gender Pay Gap) und Rassismus (Armutsquote unter People of Color im Vergleich zu Weißen).

        • 0G
          04405 (Profil gelöscht)
          @Uranus:

          Warum glauben Sie, der Gender Pay Gap sei kein Problem der privilegierten Schichten? Er kommt zum großen Teil Zustande, weil die eigentlich gut



          ausgebildeten Frauen in Care Arbeit und Teilzeit versumpfen und dadurch in den höheren Gehaltsgruppen unterrepräsentiert sind.

          Genau das ist der springende Punkt: Die Linke kreist um ihre eigenen obere Mittelschichts Probleme - the Artist formerly known as "urbane Millieus" - und kennt tatsächlich Unterprivilegierte noch nicht mal mehr aus Berlin Tag und Nacht. Ganz im Gegensatz zu Marx, der trotz akademischen Status die Soziologie erst erfunden und den Blick überhaupt nach unten gerichtet hat.

    • @Uranus:

      ... das machen ja auch viele Ältere und viele profitieren auch selbst davon.

      • 0G
        04405 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Sie sind darauf eingestiegen, weil Sie mit Verve über die Lieblingsthemen des Feuilleton Feminismus, Antifaschismus, you name it diskutieren wollen, genau wie der Autor. Die haben sicher irgendwelche Bezüge zu Klassismus und Umverteilung, aber warum nicht gleich darüber diskutieren? Bild, Big Irgendwas und dem Kolumnisten gefällt das!

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Der Ursprung der Arbeiterbewegung lag oft in Arbeiterbildungsvereinen. Die Idee dahinter war, dass man den ungebildeten, analphabetischen Arbeitern Wissen vermittelt..“ Das war eine Gefahr. Dagegen wurden „Bild“ und RTL2 erfunden.



    Die „hartleibigen Konservativen, im Chor mit Rechtsextremen“ wissen ja, dass sie „Umerziehung“ nötig hätten. Darum sind sie so wütend auf „die Linken“. Zeitlos ist halt der Satz von Mark Twain: „Wenige Dinge auf Erden sind lästiger als die stumme Mahnung, die von einem guten Beispiel ausgeht.“

    • @95820 (Profil gelöscht):

      tja, wenn es das gute Beispiel wäre. Wir erleben doch ständig das Gegenteil, man blockiert die kleinen Leute und fährt dann in Skiurlaub oder Lebenstraum Thailand.....oder die vielen Sexismus-Skandale auch auf der linken Seite des politischen Spektrums. Worte und Taten fallen sehr weit auseinander und von "solchen" will man sich nicht erziehen lassen. Wie man nicht Mathe von jemandem lernen möchte, der nicht einmal das kleine Einmaleins kann oder Gewaltfreiheit nicht eingeprügelt bekommen kann.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      anschließe mich -

      unterm——-btw zu



      “Gewerkschaftssekretäre - akademisch gebildet“ - ja häufig “Assessor“!



      D.h. 2. jur.Examen - waren mir sowohl in Westfälisch Sibirien wie in Kölle verläßliche “Gesprächspartner“ vorm Tresen in Personalvertretungssachen!



      In Kölle ne spezialisierte Kanzlei als Sidekick!



      & nochens -



      Was für Schland in diesem Zusammenhang nicht übersehen werden darf - im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen insbesondere südeuropäischen Ländern



      Hitler hatte in der Zerschlagung der Arbeiterbewegung ganze Arbeit geleistet! Wovon sich die rudimentären Reste bis heute nicht erholt haben!



      Frauman beachte nur zB die derzeitige Situation - die Geschlossenheit der Gewerkschaften etc - en France.



      In Schland undenkbar •

  • Bin nur ich das, oder liest sich das auch für Andere wie "Es ist schon OK, dass ich bei den Leuten, die ich erreichen will wie ein arrogantes Arschloch rüberkomme."?

    • 0G
      04405 (Profil gelöscht)
      @metalhead86:

      ich lese da tatsächlich eher totale Verwunderung und Unverständnis aus. Aber auch sehr wenig Willen, die Kritik auf Sachebene nachzuvollziehen, selbst wenn Misik danach zum Schluß käme, diese Kritik wäre unzutreffend.

      Darauf deutet jedenfalls die Einleitung hin, die die Kritik dadurch deligitimiert, denn sie käme ja nur von Rechter bis ganz Rechter Seite. Kommt sie nicht, Wagenknecht hat sie schon mal in ganz ähnlicher Weise erhoben und hat dafür auch aus links-liberalen Kreisen teilweise Zustimmung erhalten.

    • @metalhead86:

      Nö. Für mich nicht. Lese Robert Misik seit Jahren gern & mit Gewinn.



      (Wer weiß naturellement - was das über mich aussagt?! Newahr.



      Normal.;))

  • Die Arbeiterklasse brauchte vor 100 Jahren keine Belehrung vom Bürgertum, denn die Arbeiter waren die Linken. Das spiegelte sich auch im Wahlverhalten der damaligen Zeit deutlich wieder. Die Kommunisten und Sozialdemokraten waren grösstenteils selbst Arbeiter, die andere Arbeiter "belehrt" und dabei eben auch über Frauenrechte usw verhandelt haben.



    Die erste falsche Annahme ist also, das die Linken seit 1968 und die Linken vor 1968 den gleichen ökonomischen wie kulturellen Background gehabt hätten und sich die Arbeiter vor 100 Jahren einfach nur besser belehren haben lassen.

    Manch ein kulturell konservativ eingestellter Arbeiter mag die Frauenrechte zum Beispiel nicht aus Überzeugung sondern nur aus pragmatischen Gründen murrend in Kauf haben, weil er sich von einer linken Politik höheren Lohn, Mitbestimmung auf der Arbeit und kürzere Arbeitszeiten (bessere Lebensbedingungen) erhoffte.



    Dann stellt sich aber die Frage warum der männliche Stahlarbeiter trotzem für linke Politik einstand und links gewählt hat?

    Wurde er vielleicht mit einbezogen, ernst genommen, wurde mit statt über ihn geredet, hatte linke Politik ihm vielleicht MEHR ALS GAR NICHTS anzubieten?

    Gibt es irgendeine Gesellschaftsgruppe die den männlichen Bauarbeiter mehr abwertet, als die sogenannten Woke-Linken heutzutage?

    • @Alfonso Albertus:

      "die den männlichen Bauarbeiter mehr abwertet, als die sogenannten Woke-Linken heutzutage"



      Ehrlich gesagt fehlt mir gerade die Vorstellungskraft, um darauf zu kommen, wovon Sie schreiben. Können Sie mal ein konkretes Beispiel nennen, wer da was gesagt oder getan hat, was männliche Bauarbeiter abwertet?

    • 0G
      04405 (Profil gelöscht)
      @Alfonso Albertus:

      das stimmt insoweit nicht, da Marx und Engels selbst eine lupenreine Oberschichtssozialisation durchlaufen sind. Sie haben sich aber zumindest Mühe gegeben, die Interessen der damaligen Arbeiter zu erfassen und zu formulieren.

      Die heutigen Linken Gallionsfiguren kennen diese Interessen einfach nicht, und haben den Arbeitern daher auch nix anzubieten. Da gehe ich dann voll mit.

      • @04405 (Profil gelöscht):

        Nun, gerade im Rückblick wird man wohl auch Marx und Engels einen eher akademischen Blick auf diese Bedürfnisse bescheinigen müssen. Sonst wären sie nicht so rationalisierend darüber hinweggeritten, welch immense Durchführungsprobleme ihre Theorien aufwerfen, wenn man versucht, sie mit echten Menschen in die Praxis umzusetzen.

      • @04405 (Profil gelöscht):

        Was sind denn die Interessen der Arbeiter heutzutage bzw. wer sind denn DIE Arbeiter überhaupt in einer durch und durch individualisierten Gesellschaft wie der unseren? Das wäre doch zuerst zu fragen, bevor man sich daran macht, ihnen ein politisches Programm anzubieten.



        Die ganze Trostlosigkeit scheint doch darin zu liegen, dass die Linke es offenbar nicht (mehr) weiß, wohl aber die AfD.



        Ohne eine vollständige, schlüssige Antwort anbieten zu können, sollte man sich dazu auch die Entwicklung und die Strukturen der historischen Arbeiterbewegung vom Beginn der Industrialisierung im 19. Jhdt. bis in die Zeit der Weimarer Republik einmal genauer anschauen. Man sieht dort beispielsweise ein intaktes lebensweltlich-kulturelles proletarisches Milieu mit zur bürgerlichen Gesellschaft parallel verlaufenden Strukturen wie Arbeitersportvereine, Arbeiterbildungsvereine (der Beginn der Volkshochschul-Bewegung), Arbeitergesangsvereine, Lehrlings- und Gesellenvereine etc. Mein Großvater beispielsweise hat dieses proletarische Milieu noch gekannt und war schon qua sozialer Herkunft fest darin eingebunden.



        Zwölf Jahre Nazi-Diktatur haben dann offensichtlich gereicht, diese Strukturen komplett zu zerschlagen, denn anschließend konnte daran nicht mehr angeknüpft werden. Die bundesrepublikanische Gesellschaft war eine völlig andere. Hier war die geschichtliche Zäsur offenbar wirkmächtiger als deren Kontinuität.



        Und übrigens auch die DDR als “Arbeiter- und Bauernstaat” hatte - trotz entsprechender ideologischer Postulate - mit dieser ursprünglichen historischen Arbeiterbewegung wenig gemein, zumindest nicht, was deren emanzipatorischen und freiheitlich-sozialistischen Anteile betrifft.

        • @Abdurchdiemitte:

          Dito mein Großvater, der Hobbyfußballer. Ein ehrlicher und lebenslanger Sozi war er bis zu seinem Tod in den 1980ern. War es nicht so, dass Akademiker empfänglicher für die Nazi-Ideologie waren als Arbeiter?

          • @resto:

            „War es nicht so, dass Akademiker empfänglicher für die Nazi-Ideologie waren als Arbeiter?“



            Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten … zudem waren nicht alle Nazis, die Nazis wählten, zumindest 1933. Manchmal klopfte einfach die materielle Not an die Tür, man erhoffte sich eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, Arbeit und Brot eben.



            Dass man sich außerdem erhoffte, dass Deutschland wieder „groß“ werde, stand ja nicht im Widerspruch dazu. So war es auch in meiner Familie, zwei meiner Großonkel wurden Mitglieder der SS, trotz proletarischer Herkunft.



            Da kam auch der Wunsch nach sozialem Aufstieg und gesellschaftlichem Prestige hinzu, was einem in der Weimarer Zeit ja verwehrt war. So die (Familien-)Erzählung an die Nachgeborenen.



            Und die Akademiker? Sicherlich nutzten so einige die NSDAP-Mitgliedschaft, um ihre akademischen Karrieren voranzutreiben. Ob die alle überzeugte Nazis waren? Viele haben dieses Geheimnis ja mit ins Grab genommen.



            Ich denke dabei auch an so prominente (und um die Demokratie verdiente) Persönlichkeiten wie den Journalisten Werner Höfer oder Günter Grass, den Literaturnobelpreisträger. Beide wurden spät von außen als Nazis geoutet. Ob sie das jemals selbst getan hätten.

  • Glaubwürdigkeit ist das Zauberwort. Viele "linke" Werte, sind erstrebenswert und klingen ganz toll, und wenn man sie sich auf die Fahne schreibt, fühlt man sich auch so. Die Feststellung des Autors, "Kritikwürdig ist nur, wenn das auf arrogante, respektlose oder gar aggressive Art geschieht" klingt auch wunderbar.

    Aber wenns dann um die Umsetzung geht, scheiterts dann nicht selten. Manchmal schon intern und oft genau diesen Werten.

    Ein Grundfehler vieler selbstverordneter Linker ist es dabei den Menschen ihre Individualität abszprechen und sie in stereotypen Schubladen abzuheften.

    Die Bürgerlichen, die Neoliberalen, die Konservativen, das "plebejische Milieu" (!). Und auch die Wokis, die Antiimps, die Betonkommunisten und die Lifestylelinken, die Olivgrünen und die Sozen (wer hat uns verraten?).

    Wer nicht durch die eigene enge Schablone passt, für den siehts dann mit Solidarität, Gleichheit, Meinungsfreheit, Respekt wieder schon ganz anders aus. Nicht selten hab ich das Gefühl, es wird viel mehr nach Gegensätzen als nach Gemeinsakeiten gesucht.

    Wie oft ich lese und höre, "das sind keine Linken", "wer nicht xy denkt, ist nicht links", "unpolitisch ist Grauzone", etc, blabla.

    Da fällts mir echt schwer, an die beschworene Solidarität oder den nicht vorhanden Paternalismus "der Linken" zu glauben.

    • @Deep South:

      Ja leider, und offensichtlich gelingt es auf der rechten Seite wesentlich besser, Gemeinsamkeit herzustellen, während die Linke in ihrem fatalen Hang zur gegenseitigen Ausschließeritis sich nur selbst zerlegt.

      • @Abdurchdiemitte:

        Diese mangelnde Toleranz, das Nichtertragenkönnen kleiner Unterschiede, ist das Grab jeder Bewegung.

    • @Deep South:

      Und der neueste Trend unter den Buzzwords, wenn ein Linker meint, der andere sei garnicht links: ANTIDEUTSCH!

      Vor einigen Wochen wieder lesen müssen. Ging um Finkenberger, der Kneipe Schwarze Katze und zugemauerte Türen.

      Was soll dieser Vorwurf überhaupt bedeuten?

      • @Troll Eulenspiegel:

        Ist möglicherweise das hier gemeint?



        de.m.wikipedia.org/wiki/Antideutsche

        • @Abdurchdiemitte:

          Ich kenne den Artikel. Mir geht es um den Vorwurf, der völlig fehl am Platze ist und von beiden Seiten fabriziert wird.



          Links zu sein bedeutet weltoffen und international. Nationale Attitüden sind vielleicht von autoritären zu erwarten. Von Sahra Wagenknecht. Oder von Rassisten. Aber leider auch von denjenigen, die Nationalismus scheiße finden, aber dann mit 'antideutsch' den anderen diffamieren, wie ich feststellen musste.

          Antideutsch = Du hasst Deutschland???? Wenn es ein Skinhead ist, wird er dich verprügeln wollen.



          Oder soll es heißen, die Demokratie und das GG in Frage zu stellen? Dann ist es ein total unpassender Ausdruck.

          Und solche Widersprüchlichkeiten und Spannungen von Gleichgesinnten sind es, warum Linke nicht mehr gewählt werden.

          • @Troll Eulenspiegel:

            Ich sehe es so: sicherlich ist die Kritik der antideutschen und antinationalen Linken gegenüber den antiimperialistischen Strömungen zutreffend, zumindest berühren sie einen wunden Punkt.



            Dass es dann zu einer weiteren Abspaltung einer sogenannten linkskonservativen bzw. linksnational(istisch)en Fraktion (Wagenknecht) gekommen ist - die meiner Auffassung nach zunächst nichts weiter als eine linkspopulistische Bewegung ist - war in den neunziger Jahren so ja noch nicht abzusehen.



            Diese Zellteilung bzw. Atomisierung der Linken vollzieht sich anhand immer neuer Konfliktlinien, die den jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklungen/Veränderungen geschuldet sind.



            Ob man es gut findet oder nicht, wer hätte denn zu Beginn der achtziger Jahre geglaubt, in welche Richtung die Grünen sich heutzutage entwickelt haben.



            Und ein bisschen sind solche Spaltungen ja auch wie ein reinigendes Gewitter zu betrachten, wie man derzeit an den internen Diskussionen in der Linkspartei erkennen kann. Sie sind also nicht nur negativ (als Ausschließeritis) zu werten.



            Aber zurück zu den Antideutschen: die haben mit ihrer (berechtigten) Kritik an der linken Fixierung auf Antiimperialismus, Antiamerikanismus und Antizionismus natürlich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und sich dabei selbst ideologisch komplett verrannt.



            Und weil allenthalben von Querfrontbündnissen die Rede ist: was anderes als Querfront ist es denn, wenn antideutsche Linke in das selbe Horn stoßen wie zweifelhafte Israelfreunde wie Julian Reichelt?



            Der Vorwurf der fehlenden Abgrenzung gegen Rechts gilt dann nicht nur dem Wagenknecht-Lager, sondern er geht auch an die antideutsche Adresse.



            Übrigens; links zu sein muss ja wohl mehr umfassen als nur weltoffen und international zu sein, denn genau das behaupten z.B. Liberale auch von sich. Zuweilen - wenn die Verzweiflung über die eigenen Genoss*innen mich packt - denke ich, genau so ist es auch, zumindest dass Liberale weit toleranter sind als manche Linke.

  • Vermaledeite Autokorrektur!

    Hut = hat

    gewonnen = beschrieben

    Können wir nicht für eine Korrekturfunktion zusammenlegen?

  • Es ist das eine, ob ein Arbeiter einen anderen Arbeiter in einem Arbeiterbildungsverein versucht, etwas zu lehren oder ob ein Linker mit Bildungsbürgerhintergrund sich seinem Objekt der Begierde in paternalistischer Tonart nähert und ihm verklickern will, wie er zu leben und wie er seinen Müll zu trennen hat.

    "Klassengesellschaft", das ist nicht mehr en vogue, es gibt angeblich keine Klassen mehr, dennoch habe viele ein Gespür für "feinen Unterschiede", wie sie Bourdieu beschrieben hat.

    Man erkennt, dass da einer redet, der dreimal so viel verdient wie man selbst,



    in einer schicken Wohnung lebt und seine hübschen Kinder alle zum Studieren schickt.

    Pasolini hat eine Straßenschlacht in den 60-er-Jahren so wahrgenommen:

    "Die Kinder der Bourgeoisie werfen Steine auf die Kinder der Proletarier aus dem Süden."

    So einfach ist das alles nicht.

    • @Jim Hawkins:

      Kann man auch so schreiben: "Es ist das eine, ob ein Linker mit Bildungsbürgerhintergrund einen Arbeiter in einem Arbeiterbildungsverein versucht, etwas zu lehren oder ob ein sich Arbeiter



      seinem Objekt der Begierde in paternalistischer Tonart nähert und ihm verklickern will, wie er zu leben und wie er seinen Müll zu trennen hat."

      Ansichtssache ist oft nur ein Glasperlenspiel, in der der Betrachter sich aus Glitzerkügelchen eine Sicht der Welt zusammendreht.

      • @Rudolf Fissner:

        Ene mene Miste, es rappelt in der Kiste, ene meck und Du bist weg.

        Oder: John F. Kennedy kaut einen Kaugummi, spuckt ihn wieder aus und Du bist raus.

        Mehr fällt mir irgendwie nicht dazu ein.

        • @Jim Hawkins:

          Nun ja. Linke Bildungsbürger sind halt immer kaugummikauend paternalistisch während der edle Arbeiterheld fleißig von anderen edlen Arbeitern lernt. Das ist genau das here "Neue Mensch" Gedöns des Sozialismus von anno dunnemals.

          • @Rudolf Fissner:

            Ich dachte eben, es geht um die Augenhöhe.

            Nehmen wir die LG. Der Hass des Amazon-Lieferfahrers auf die Aktivistinnen, so falsch und übel er auch sein mag, ist erklärbar.

            Er ackert den ganzen Tag und es reicht doch nie. Und jetzt wird er noch von Leuten ausgebremst, die es sich leisten können, gar nicht zu arbeiten und die in seiner Wahrnehmung eher die Kinder seines Chefs sind als seine.

            Das ist eben so. Man kann so tun, als wäre es nicht so und das große "Wir" anstimmen, nur ist das allzu oft eine Lüge.

            • @Jim Hawkins:

              Sie setzen politische Aktivitäten mit "sich leisten können, gar nicht zu arbeiten" gleich.

              Das ist eine gefährliche populistische Ursuppe, die offensichtlich auch in der Proletarier-Linken weit verbreitet ist. Es ist eine Einstellung, die gut in das Wagenknecht-Umfeld passt und leicht auch rechts anschlußfähig ist.

    • @Jim Hawkins:

      Schließe mich ebenfalls an!

    • @Jim Hawkins:

      🏴‍☠️ So isset - anschließe mich

    • @Jim Hawkins:

      Gefällt mir, was Sie hier schreiben. Dasselbe empfand ich schon ab 1970 als Lehrling gegenüber privilegierten aktivistischen Student:innen und ihrem arroganten Anspruch, als die einzigen Durchblicker:innen über "uns" befinden zu können bzw. zu wissen, welche "unsere" Interessen sind. "Check your privileges".

    • @Jim Hawkins:

      Die Arbeiterbildungsvereine wurden vom Bürgertum initiiert. Das ist historischer Fakt von Lasalle über Marx bis Engels war es das Bürgertum, das die Arbeiter geschult und gebildet hat. Später war es der akademisch gebildete Teil der Arbeiterbewegung, der die Bewegung vorangebracht hat. Das ist Fakt und sollte anerkannt werden.

      • @LesMankov:

        "Später war es der akademisch gebildete Teil der Arbeiterbewegung, der die Bewegung vorangebracht hat"

        -Wer war denn vor 1970 Arbeiter und gleichzeitig akademisch gebildet?

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @Alfonso Albertus:

          „Wer war denn vor 1970 Arbeiter und gleichzeitig akademisch gebildet?“



          Gewerkschaftssekretär:innen. Ich habe welche erlebt.

          • @95820 (Profil gelöscht):

            Gewerkschaftssekretärinnen.

            Das klingt sexy.

            In einem proletarischen Sinne. So wie manche Kassiererinnen bei Discountern.

            Sie sind sexy, aber auf eine herbe Art. Ein Lächeln von ihnen kann einem den Tag versüßen.

            • 9G
              95820 (Profil gelöscht)
              @Jim Hawkins:

              Doppelpunkt (:) fällt als Genderzeichen wohl nicht so auf wie Stern (*) 😇 Ich werde umstellen. Weiteres s. oben - @LOVANDO:



              taz.de/Angebliche-...bb_message_4492461

              • @95820 (Profil gelöscht):

                Weeß ick doch.

                Ich habe eben generisches Femininum angewendet.

                Damit könnte man doch auch leben.

                Die Welt wäre bevölkert von Ärztinnen, Paketlieferantinnen, Foristinnen und Bundespräsidentinnen.

                Ein Matriarchat wie bei den Kattas. Die kommen auch damit klar und sind dabei noch niedlich. Allerdings nicht besonders intelligent.

      • @LesMankov:

        Und ausserdem waren es von Lasalle über Marx bis Engels auch alles Männer. Das ist auch ein Fakt und sollte anerkannt werden.



        Wenn Sie mir nun entgegnen möchten das viele Frauen ja gar nicht die Möglichkeit hatten zu publizieren oder in einer Partei politisch aufzusteigen, dann geben Sie sich auch schon selbst die Antwort auf die Frage, die Sie sich im Bezug auf das Machtgefälle von Arbeitern vs Bürgertum nicht gestellt haben.

    • 0G
      04405 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      mehr noch: der Autor geht sehr prominent auf den Hauptgegensatz Mann:Frau ein, als ob alle weiteren Gegensätze schon erfolgreich überwunden wären, oder so gut wie.

      Das zeigt wahlweise, wie wenig dieser spezielle Linke an der Lebenswirklichkeit der Unterprivilegierten dran ist, oder interessiert ist. Denn die "Working Poor" setzen sich laut neuesten Erhebungen zu etwa gleichen Teilen aus Mann und Frau zusammen (Gender wurde leider nicht erhoben).

      Anders gesagt: Tatsächlich herrscht in der Unterschicht Parität, aber eben auch: Krasser Klassismus. Da kann es wenig verwundern, dass sich die Abgehängten weder kommod im Ton noch paternalistisch belehren lassen wollen.

  • Vor die Klammer gezogen

    Pink Floyd - Another Brick In The Wall



    🎸🎸 “We don't need no education



    We don't need no thought control



    No dark sarcasm in the classroom



    Teacher, leave them kids alone…ff 🎸🎸



    m.youtube.com/watch?v=YR5ApYxkU-U



    & plebejisches Milieu ? Wo lebt ihr?!



    John Lennon-Working Class Hero



    m.youtube.com/watch?v=HmhLsE5woRw



    “As soon as you're born, they make you feel small



    By giving you no time instead of it all



    'Til the pain is so big you feel nothing at all



    A working class hero is something to be



    A working class hero is something to be

    They hurt you at home and they hit you at school



    They hate you if you're clever and they despise a fool



    'Til you're so fucking crazy you can't follow their rules



    A working class hero is something to be



    A working class hero is something to be

    When they've tortured and scared you for 20 odd years



    Then they expect you to pick a career



    When you can't really function, you're so full of fear



    A working class hero is something to be



    A working class hero is something to be

    Keep you doped with religion and sex and TV



    And you think you're so clever and classless and free



    But you're still fucking peasants as far as I can see



    A working class hero is something to be



    A working class hero is something to be

    There's room at the top they are telling you still



    But first you must learn how to smile as you kill



    If you want to be like the folks on the hill



    A working class hero is something to be



    A working class hero is something to be



    If you want to be a hero, well, just follow me



    If you want to be a hero, well, just follow me“

    kurz - & dann - könnwer weiterreden!



    Normal! Woll.

    • @Lowandorder:

      Das ist ja fein, da kann man sich in einem Reiter das Lennon - Video anhören und dann dazu im anderen den Text hier im Beitrag lesen - Wunder der Technik - Wunderbar!

    • @Lowandorder:

      Ich frage mich ja ernsthaft, ob "working class hero" heute inhaltlich von sogenannten Woke-Linken überhaupt noch nachvollzogen und emotional nachempfunden werden kann, oder ob das gar ein Angriff auf ihre Weltsicht darstellt?

      In der schönen neuen Woke-Welt gibt es keine Klassen mehr, aber die Multimillionärin verdient als Frau uneingeschränkte Solidarität

  • [Kurzfassung] Ja, wir SIND gerne paternalistisch und rennen mit dem erhobenen Zeigefinger rum, aber so ist das auch richtig, denn wenn Menschen sich verändern, ist das gut. (Weil es etwa keinen Unterschied macht, ob man sich SELBST verändert, oder ob man es normsetzend von irgendwelchen selbsterklärten Bessermenschen oktroyiert bekommt, die einen für zu blöd halten, seine eigenen Wertungen zu treffen, Herr Misik?).

    Und die pösen, totalitären Rechten machen es auch!



    [/Kurzfassung]

    Mal ehrlich - war das jetzt die subtilste Form von ätzender Selbstironie, die ich je gelesen habe, oder kann man sich wirklich in den paar Absätzen so gründlich selbst widerlegen, ohne es zu merken?

  • Sehr nette Zusammenfassung der Gründe, aus denen linke Intellektuelle nie ihre eigentlichen Adressaten erreichen sondern immer nur um sich selbst kreiseln.



    Und ja: natürlich ist das Paternalismus. Das wäre ja alleine noch nicht so richtig schlimm, was aber dem ganzen einen echt strengen Geruch verleiht ("hautgout" hätte der Autor wahrscheinlich geschrieben), ist die Tatsache, dass dieser Paternalismus auch noch ganz paternalistisch bestritten wird.



    Ein Lehrbeispiel dafür, wie's nicht geht.

  • Der Artikel bricht da ab, wo es spannend wird.

  • 6G
    652797 (Profil gelöscht)

    "Linke wollen die Geister für Solidarität und Kooperation wecken."



    Naja, eher wollen sie das man zu ihrer Meinung "Ja" und "Amen" sagt.



    Die Kommentarspalte hier ist ein gutes Beispiel. Man äußert sich kritisch zu einem Beitrag und zack wird der Kommentar nicht veröffentlicht, ohne jeglichen Hinweis weshalb. Wie soll man sich dann verbessern?

  • Naja, natürlich gibt es Versuche einiger Leute, die sich als links bezeichnen, die Menschen umzuerziehen, und das oft auch ohne Grund. Zum Beispiel wird seit Jahren krampfhaft versucht, Frauenfußball auf die gleiche Stufe wie Herrenfußball zu stellen. Es nützt nichts. Das Volk wird sich weiterhin viel mehr für die schnellere, interessantere Variante begeistern. Sorry.

    Desweiteren hat vermeintlich linke Architekturkritik auch nach Jahrzehnten niemanden davon abbringen können, wilhelminische Altbauten viel schöner zu finden als die Moderne - übrigens gerade Grünenwähler, wenn man sich mal die Wahlergebniskarten von Berlin anschaut.

    Ernst wird es, wenn konkrete Probleme aus Erziehungsdrang geleugnet oder verschwiegen werden und wenn dann individuelle Menschenrechte auf dem Altar des guten Willens geopfert werden. Der Nikab ist nun mal kein normales Stück Stoff und Morde aus Gründen der Ehre sind kulturspezifische Verbrechen und lassen sich nicht einfach unter dem abstrakten Rubrum Femizid wegrelativieren.

  • Lass uns doch mal wieder über Ungleichheit, Ausbeutung und grotesken Reichtum reden? Über gute Löhne und gute Bildung für alle? Dann wird's auch was mit den Werten...



    Wer aber der Unterschicht nur Werte vermitteln will, ohne ans Brot zu denken, der hat's schwer. Da hat es die rechte Umerziehung zum "marktförmigen Charakter" leichter . Da reicht der Appell an den inneren Schweinehund. Und der bellt dann ganz laut aus der BLÖD - und aus einigen Kommentaren hier..

  • Man muss sich nicht schämen, wenn man Menschen verändern will. Man muss sich auch nicht rechtfertigen, deshalb ist der Beitrag gar nicht nötig. Man sollte allerdings schon immer bei sich selber anfangen, deshalb wäre es schön gewesen, wenn die anfangs versprochene "Selbstveränderung" noch deutlich stärker thematisiert worden wäre. Vorherrschend sind auf der woken Seite nämlich in Wirklichkeit Selbstvergewisserung, Selbstzufriedenheit und die beliebte Selbstermächtigung. Und es kann natürlich auch nicht nur darum gehen in bestimmten Fragen Vorbild zu sein, es geht um die Möglichkeit von Veränderung an sich. Davon muss man nicht nur überzeugen, sondern sie auch wirtschaftlich ermöglichen. Umverteilung ist wichtiger als Besserwisserei.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Selten kann ich Ihnen zustimmen, hier aber ganz stark. Andere erwachsene Menschen erziehen zu wollen, ist schon ein wenig befremdlich, erst Recht, wenn man dafür keinerlei Legitimation (etwa als Gesetzgeber) hat, sondern einfach meint, jeder müsse jetzt zum Beispiel sprechen, wie man es richtig findet.

      Was damit aber überhaupt nicht mehr zusammengeht, wenn man selbst sich nicht einmal entsprechend propagierten Werte verhält, die doch jetzt bitte jeder zu übernehmen habe, also ökologisch, sozial, fair usw.

  • "Linke wollen die Geister für Solidarität und Kooperation wecken."

    Aha. Deswegen also auch die wir-gegen-die Attitüde? Sorry, aber Kooperation und Solidarität können die anderen untereinander jeweils auch - und die Linken derzeit gar nicht mal so gut. Der ganze letzte Absatz ist beeindruckend selbstverklärend.

  • Obwohl ich von meinem Wahlverhalten her wohl als "Linker" eingestuft werden müsste, so ärgere ich mich doch ständig über die Linken. Und zwar weil sie nach meiner Wahrnehmung eben ganz viel am Menschen herumdoktern und ihre Konzepte auch oft auf einem einseitig "guten Menschenbild" beruhen.



    Nur eine Minderheit - so scheint es mir - macht sich ernsthaft Gedanken darüber, wie man eine Gesellschaft so einrichten könnte, dass sie auch ohne den erst herbei zu erziehenden "guten Menschen" funktionieren kann.

    @U62: Die Frage ist, gibt es sie denn, die "echten Liberalen"? Wir haben ja hierzulande das Problem, dass "Die Liberalen" so korrupt sind, dass sie (wahrscheinlich) mit Liberalismus nichts zu tun haben. Oder ist das Problem dem Liberalismus inhärent?

  • Jetzt musste ich erstmal googeln was ein "plebejisches Milieu" sein soll-ordinär Pöpelhaft heisst das also?-charmant...

    Der Artikel ist genau das was er nicht sein möchte, nämlich arrogant und respektlos gegenüber der traditionellen Arbeiterklasse, die der Autor nicht kennt.

    • @Alfonso Albertus:

      Es wird ja das Wort "plebejisch" verwendet und nicht "prollig" o.ä., da das von "Prolet" kommt und damit die Arbeiterklasse herabwürdigen würde...



      Und dass es Menschen gibt, die eher prollig daherkommen, ist ja nicht zu leugnen, oder? Das ist halt nicht an einen Arbeiter- mäßigen Beruf oder wenig Geld gekoppelt, siehe Menschen wie "Die Geissens" o.ä. :)

      • @blutorange:

        Googeln Sie den Begriff einfach

        Er hat eine abwertende Bedeutung.

        Das lässt sich nicht wegdiskutieren.

        Gerade deshalb ist die Verwendung des Begriffes vielsagend.

      • @blutorange:

        "Plebejisch" kommt von "plebs", das ist auch nicht besser - ist halt nur elitärer, wie der Rest des Textes auch.

  • "Kritikwürdig ist nur, wenn das auf arrogante, respektlose oder gar aggressive Art geschieht, da Menschen sich schwertun, selbst die vernünftigsten Ideen anzunehmen, wenn sie sich angegriffen fühlen"

    Genau den gleichen Effekt sieht man gegenüber der letzten Generation, obwohl sich jeder bewusst ist, dass sie das richtige Anliegen haben. Frage nun einfach, wie lässt sich Alteingesessenes und Bequemes verändern, ohne die Leute auf die Barrikaden zu bringen ?



    Stichwort Tempolimit, Automobil und fossile Heizung.

  • Was in dem Zusammenhang kritisiert wird und auch kritikwürdig ist - Linke neigen dazu, ihre Meinung als die einzig richtige wahrzunehmen. Rechte übrigens auch.



    Liberale nicht - echte Liberale (und damit meine ich nicht die Partei) können auch andere Meinungen aushalten.

    • @u62:

      Ist es denn richtig und erstrebenswert auszuhalten wogegen sich Linke üblicherweise engagieren? Soll man wirklich etwa Diskriminierung oder krasse Ungleichheit aushalten weil man Unterdrückung und Ausbeutung eben auch einen Platz in der Welt als gleichermaßen berechtigte und richtige Meinung einräumen will?

      • @Ingo Bernable:

        "Es ist nicht okay, wie ihr seid. Zumindest haben manche Leute das Gefühl, dass die Linken das von ihnen denken. Stimmt ja auch."



        Das ist gar nicht mal unbedingt das Problem. Das Problem besteht in der recht häufig anzutreffenden Engstirnigkeit und Intoleranz, mit denen Andersdenkenden begegnet wird, selbst in der eigenen linken Bewegung. Das stößt ab.



        Dass Eigenschaften einer Person von anderen nicht gut gefunden werden, damit haben diese Personen selten wirkliche Probleme. Da sind die 'normalen Menschen', die Plebejer, der Pöbel, häufig deutlich toleranter als selbsternannte Weltverbesserer.

      • @Ingo Bernable:

        "Ist es denn richtig und erstrebenswert auszuhalten wogegen sich Linke üblicherweise engagieren?"



        Was ist denn da so 'üblicherweise'? Wenn man mal vom hehren theoretischen Ideal absieht, haben sich Linke und ihre staatlichen Manifestationen nicht unbedingt immer mit Ruhm bekleckert.

    • @u62:

      das sind vorurteile, noch dau recht platte - einen beleg dafür haben sie auh nicht.



      schwach.

  • Schöne Gedanken.



    Ja, der Ton macht die Musik!



    Es ist, in der Tat, eine gute, die Gesellschaft zu mehr wir und weniger ich zu verwandeln.



    Das Aufkommen des "Schimpfwortes Gutmensch", fand ich in dem Zusammenhang sehr interessant.



    Ich begrüße es, dass Menschen z.B. für den Klimaschutz oder gegen Rassismus aktiv sind.



    Doch ist es wenig zielführend, Ergebnisse mit dem Vorschlaghammer einbläuen zu wollen.



    Der Anspruch, schlauer sein zu wollen, als Alle Anderen, entspricht nicht zwangsläufig den Tatsachen.



    Diskussionen verändern manchmal durch ein gutes Argument, eher selten durch Rechthaberei.



    Das beste Argument bleibt für mich das vorgelebte .



    Im Gegensatz dazu ist das Schlechteste, Wasser zu predigen und Wein zu trinken.