piwik no script img

Längere Laufzeiten für AKWsHabecks notwendiger Tabubruch

Silke Mertins
Kommentar von Silke Mertins

Die Abhängigkeit vom russischen Gas macht eine offene Debatte über eine Laufzeitverlängerung der AKWs zwingend. Trotz aller Risiken.

Noch ist es aktiv und könnte es auch länger bleiben: Kernkraftwerk Isar 2 Foto: Stefan M. Prager/imago

N un hat er es also getan. Als erster Grüner hat Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck offen eine Laufzeitverlängerung der drei verbliebenen AKWs ins Gespräch gebracht. Zwar sagt er noch einschränkend, dies sei technisch wahrscheinlich nicht möglich und es gebe zudem Sicherheitsbedenken. Entscheidend sind aber zwei Punkte: Erstens betont Habeck, er würde die Möglichkeit „nicht ideologisch abwehren“. Zweitens beruhen seine Bedenken auf einer „Vorprüfung“ seines Ministeriums. Eine Prüfung steht noch aus.

Man sollte sich also nicht länger etwas vormachen: Unter dem Eindruck des Ukrainekrieges ist auch das Tabu Atomkraft gebrochen, die Debatte läuft. Und kaum ist ein wenig politischer Wille zu erkennen, bröckelt auch die Behauptung der AKW-Betreiber, dass eine Laufzeitverlängerung technisch unmöglich sei. Diese radikale Wende ist für alle, die sich jahrzehntelang AKWs entgegengestemmt haben, schwer erträglich.

Denn es stimmt ja, dass die Frage des Atommülls ungelöst ist und die Atomkraft eine Hochrisikotechnologie ist. Doch alle Risiken müssen angesichts des Kriegszustands in einem europäischen Land zusätzlich zu der Dramatik des Klimawandels neu abgewogen werden. Habecks Tabubruch ist deshalb richtig, sogar notwendig.

Deutschland sollte nicht länger eine imperialistische Diktatur mitfinanzieren, die die europäische Friedensordnung über den Haufen schießt. Die Abhängigkeit von russischen Rohstoffen ist aber derzeit zu groß, um dankend zu verzichten. Es besteht die reale Gefahr, dass die Versorgungssicherheit gefährdet ist. In dieser Lage kann es kein kluger Schachzug sein, auf eine bereits vorhandene Energiequelle wie die Atomkraft zu verzichten.

Die Energiewende braucht Zeit, und die haben wir derzeit nicht. Die Erneuerbaren sollen durch Gaskraftwerke als Brückentechnologie abgesichert werden. Aber kann das nun überhaupt noch funktionieren? Es gehört jetzt alles auf den Prüfstand, denn die neue Realität braucht neue Antworten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Silke Mertins
Redakteurin Meinung
Kommentatorin & Kolumnistin, Themen: Grüne, Ampel, Feminismus, Energiewende, Außenpolitik
Mehr zum Thema

91 Kommentare

 / 
  • Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.   

  • Zwei Artikel weiter steht, dass in Australien irrsinnige Regenmengen runterkommen, dank Klimawandel. Sowas hatten wir doch erst, hier vor unserer Haustür, und nicht zum letzten Mal, möchte ich wetten. Der bislang alarmierendste IPCC-Bericht geht im Kanonendonner unter. Energie sparen wie verrückt, Entwicklung von Solarzellen und Windrädern, die ohne Konfliktmineralien auskommen, das sind die Lösungen, die uns da rausbringen. Langfristig auf grün umsteigen? Der IPCC sagt, der Zug ist abgefahren, aber niemand hört zu, nicht einmal mehr die Grünen.

  • Ich wundere mich schon sehr, dass diese Nachricht so stark kommentiert wird. Offensichtlich ist Habecks Aussage ganz vernünftig, soweit es sich um begrenzte, klar definierte Laufzeitverlängerungen handelt. Vor allem aber ist dich sehr wahrscheinlich, dass die Russland- Krise bei uns die Nutzung ereuerbarer Energien vorantreiben wird, vor allem weil fossile Energieträger langfristig teuer sein und bleiben werden.

  • Die aktuellen Symptome bei den Grünen sind dieselben wie während der Gerd-Show. Sie sind - ohne dass viel Druck nötig wäre - bereit ohne jede Not alle "störenden" Positionen auf den Müll zu werfen. Ich find das peinlich.

  • Interessant: die BRD rüstet auf und eine Verlängerung der Laufzeiten von AKWs wird diskutiert.



    Klar, die beste Friedenssicherung ist natürlich die Aufrüstung, Militarisierung und enorme Waffenlieferungen in Kriegsgebiete. Das hat stets wunderbar geklappt...

  • Eine "schöne Vorstellung", dass vor einem 3. Weltkrieg noch ein GAU in Westeuropa passieren könnte ... wie wäre es mit Energiesparen, mit industrieller Transformation (Ausstieg aus schädlicher Industrie, Reduzierung verschwenderischer Industrie), mit ÖPNV statt motorisiertem Individualverkehr ... ?

  • Egal wie unsicher die AKW jedsde sind, die werden ned sicherer und bieten als Gimmick noch schöne Ziele in einem dichtbesiedelten Land.

  • Längere Laufzeiten? Nie und nimmer.



    Da wird auch nix neu zertifiziert. Die Betreiber wollen keine Verlängerung der AKW-Laufzeiten.



    Und wie schon mal geschrieben, Strom aus Kernkraft macht bei uns nur etwa 4 Gigawatt aus. Das können ein paar Kohlekraftwerke locker wegstecken.



    Und ein Neubau von AKW (1,4 Gigawatt Leistung) scheidet aus Kostengründen aus. Für ein neues AKW was 10 Milliarden Euro kosten wird kann man locker 20 Kohlekraftwerke mit tollsten Filtereinrichtungen bauen mit insgesamt 10 Gigawatt Leistung (Erdgas fällt ja künftig offenbar weg). Versorgungssicherheit ist das Zauberwort, für einen Industriestaat wie Deutschland unabdingbar.

  • Meine Vorschläge für Bedingungen, unter denen ein Weiterbetrieb der drei verblieben deutschen Kernkraftwerke mit 6 Prozent der Stromerzeugung vertretbar wäre:

    •Vor Stilllegung der KKW Ersatz ihrer Stromerzeugung, der Erzeugung der drei Ende 2021 stillgelegten KKW und noch mal so viel des weiteren Energiebedarfs durch Wind- und Sonnenenergie in DE nebst Speichern, wobei besonders Sonnenenergie in Freiflächenanlagen zügig ausbaubar wäre;



    •Dieselbe Kapazität an Energieerzeugungsanlagen für Deutschland nochmal obenauf in (sonnigeren) Exportländern;



    •endgültiges aus für die KKW zwei Jahre später, Ende 2024;



    •Löschung von CO2-Emissionsberechtigungen in dem Umfang, in dem die KKW Emissionen von Gaskraftwerken vermindern können;



    •Einbettung in eine heftige, nationale Kraftanstrengung für Energieeinsparung und erneuerbare Energien.

    Ich habe den Eindruck, Habeck und Baerbock unterstützen bereits den letzten Punkt nicht.

  • es ist unfassbar, erst streicht die EU-Kommission die Atomkraftwerke grün an,



    dann kippen die Grünen Friedenskämpfer um wie die Pappkameraden und schreien nach Aufrüstung und Nuklearer Teilhabe. ( Teilhabe klingt doch nett, newspeak für wir wollen jetzt auch mal mit Atombomben werfen dürfen )



    Als nächstes wird die EU-Kommission Panzer, Raketen und Atombombem „sozial“ anstreichen.



    Und ich dachte schon nur in Russland ist ein Irrer an der Macht.

  • Tabubruch Krieg, Tabubruch Kohle, Tabubruch Atomkraft, Tabubruch Drohnen... next one: Tabubruch Wehrpflicht, Tabubruch deutsche Atomwaffen?

    Wozu sind Kriege da?



    Wozu sind Grüne da?

    • @berlin ist für alle da:

      Ja, die liebgewonnenen Tabus. Es ist wirklich immer schade, wenn sie verschwinden. Haben sie doch die schöne Aufgabe uns wenigstens teilweise vom Selberdenken zu entlasten und uns Sicherheit zu geben.

    • @berlin ist für alle da:

      Wir alle verbrauchen Energie. Irgendwo muss die herkommen. Was ist Ihr Vorschlag?

      Man hält einen Aggressor nicht vom Krieg ab, indem dessen Risiko minimiert.

  • First things first.

  • Söder (und seine Kumpanen der CSU) haben natürlich heute schnell mal lautsprecherisch die Situation am Schopf gepackt und die Kriegsfolgen für ihre Zwecke gekapert: Rüstung, Atomkraft, ….



    Es ist vieles widerlich.

  • RS
    Ria Sauter

    Dies ist keinesfalls zu rechtfertigen! Im Gegenteil!



    Verpflichtende Solaranlagen auf alle Dächer von öffentlichen und Bürogebäuden, Fabrikanlagen etc. Wäre mal ein Anfang statt risikoreiche AKWs.



    Unfassbar, dass es für die Verlängerung Verständnis gibt.

  • 0G
    05989 (Profil gelöscht)

    1. Gas wird zu fast 90% in Wärmeprozessen bzw. Hausheizungen verbrannt.

    2. AKW produzieren Strom - können also die (durch Gasmangel) ausfallenden Wärmeprozesse erstmal gar nicht kompensieren - bis entsprechende Umrüstungen stattgefunden haben.

    3. AKWs blockieren die Eneriewende, weil sie auf Grund ihrer schlechten Regelbarkeit EE-Strom aus dem Netz verdrängen, statt die Nutzung von EE-Strom zu unterstützen.

    4. Dass wir so abhängig sind vom Gas liegt nicht an einer falschen Geopolitik, sondern an einer fatalen Eigentümerstruktur bei den Wohnimmobilien, die die energetischen Modernisierungen - für Mieter - zu einer Horrorveranstaltung gemacht haben.

    5. Dass die energetischen Sanierungen so schleppend den Gasverbrauch senken liegt auch an einer falschen Förderpolitik, die vor allem jenen, die das Geld ohnehin haben, die Sanierungsmaßnahmen billiger macht. Die Förderungen sind weitgehend ungeeignet für die vielen Immobilien in der Fläche, wo die Eigentümer nur deswegen kein Hartz-4 beziehen, weil sie keine Miete zahlen. Die bräuchten 100%-Förderungen an den Banken vorbei mit wirklich langlaufenden Rückzahlungen.

    6. Man kann jetzt lamentieren, dass man nicht 55% des Heizgases aus Russland importieren sollte - aber dann muss man auch die Frage beantworten, wo das sonst herkommen soll. Denn das ist ja nun gerade das Problem der letzten Monate: die Ressource Gas ist endlich und es quillt nicht genau da aus dem Boden, wo wir wohnen.

    Die Laufzeitverlängerung von AKWs und KKWs verbessert die Lage kurzfristig gar nicht und verschlechtert sie mittel- bis langfristig sogar.

    Es ist aber noch schlimmer: Solange wir nicht ausreichend Speicher haben, ist die Gas-(oder Öl-)verstromung als Stütze für die Nutzung der EE alternativlos, weil es keine andere Technik gibt, die Sonne und Wind folgen kann.

    • @05989 (Profil gelöscht):

      zu 6.: Wasserstoff, erzeugt mit Solarstrom, ist speicherfähig und kann zur Stromerzeugung wie zum Heizen eingesetzt werden. Allerdings sind Wärmepumpen häufig effizienter.

      • @meerwind7:

        Die Umwandlung von Strom in Wasserstoff und zurück in Heizstrom ist immer noch extrem ineffizient. Strom zu Wasserstoff: ca. 70% Wirkungsgrad, Rückwärts H2 in Strom --> siehe Gaskraftwerke, also je nachdem obs KWK ist oder nicht zwischen 40 und 80%.



        Multipliziert bleibt ein Wirkungsgrad von bestenfalls 56%. Da sind Akkus noch besser, aber da ist die Produktion aufwendiger.

    • @05989 (Profil gelöscht):

      Zustimmung außer bei Punkt 3.

      Der würde nur Sinn ergeben, wenn EE-Strom von sich aus irgendwie wertvoller als Strom aus AKW wäre.

      Tatsache ist doch: AKWs laufen zuverlässig auf Volllast dann nimmt zufällig/wetterbedingt die Leistung aus den EE zu und man muss irgendwas abregeln. AKW Gegner machen daraus "Atomstrom verstopft das Netz". Besonders absurd, da ja die Erzeuger fürs Abregeln entschädigt werden.

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Gasboykott jetzt! Sofort!

    Dann muss man die Heizung mal runterstellen und kalt duschen!

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Und Schimmel entsorgen, was Sanierungsarbeiten notwendig macht. Auch alles sehr klimafreundlich.

      • @Tom Tailor:

        Gegen Schimmel hilft Lüften.

  • Es wird geprüft ob es technisch möglich ist -> Antwort, ja wenn man bereit ist ein paar Milliarden zu investieren. Wirtschaftlich ist es nicht.

    Diese AKWs als Brückentechnologie zu nutzen um Gas Kraftwerke zu ersetzen -> nicht möglich. Diese alten Reaktoren lassen sich nicht gut regeln. In Deutschland werden zuerst windkraftanlagen abgeschaltet. Bevor ein akw vom Netz geht, weil zu viel Energie im Netz ist.

    Kohle und Gas hingegen werden abgeschaltet. Gas ist wichtig, da es sich einfach abschalten lässt. Und somit als Brücken Technologie taugt.

    Der Ukraine Konflikt wird kein Jahr dauern. Gas wird spätestens im Winter wieder fließen.

    Der Betrieb von Gas Kraftwerken wird jedoch reduziert, was letztlich wohl eher zu einer Stagnation von Kohle Erzeugung führen wird, anstatt des Abbaus.

    Kurzum, durch die Ukraine Krise wird Gas Kohle nicht ersetzen. Der Anteil der fossilen Energieträger wird jedoch stark in diesem Jahr zurück gehen. Jedoch auf Kosten von Gas anstatt von Kohle.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Sascha:

      Naja, man kann sich mit falschen Behauptungen doch nur selbst belügen:

      de.statista.com/st...ung-in-frankreich/

      Regelenergie ist das europäische Netz.

      Der Ukraine - Konflikt wird Jahre Folgen haben - zumindest wenn wir das Ernst nehmen mit der Solidarität.

    • @Sascha:

      Warum sollte es nicht wirtschaftlich sein? Ist ja nicht grundsätzlich anders als der bisherige Betrieb. Muss halt neue Brennelemente besorgen aber das muss man ja auch sonst.

      Es geht nicht nur um Gas sondern auch um Steinkohle. Steinkohlekraftwerke produzieren in Deutschland so um die 40TWh Stunden Strom pro Jahr. Die Hälfte der Steinkohle kam bisher aus Russland. Die verbliebenen AKW produzieren ca 30TWh pro Jahr.

      "Diese alten Reaktoren lassen sich nicht gut regeln." Die verbliebenen Reaktoren sind nicht alt für ein AKW und können ähnlich steile Gradienten wie Gaskraftwerke fahren. Sie haben aber eine vergleichsweise hohe Minimalleistung, d.h. am Wochenende mal schnell abschalten geht nicht.

      Klar kann man deswegen nicht eins zu eins fossile Kraftwerke ersetzen, weil Gaskraftwerke oft eher Spitzenlast abdecken und Steinkohlekraftwerke im Mittellastbereich unterwegs sind. Ordentlich Brennstoff sparen würde man aber schon - gut für das Klima und die Unabhängigkeit von Russland.

    • @Sascha:

      Puh, bei Ihrer Logik-Kette muss man sich aber ganz schön konzentrieren beim Lesen.



      AKWs sind keine Brückemtechnologie, sie sind Grundlasttechnologie. Und genau die wird ja nun gebraucht, wenn demnächst nur noch mit Strom geheizt wird (Wärmepumpen). Denn dummerweise scheint in kalten Winternächten nicht die Sonne und der Wind ist auch ein launiger Geselle. Mir hat bisher niemand plausibel erklärt, wie das ohne AKWs funktionieren soll (schön wärs natürlich).

  • Und es redet immer noch niemand davon, dass wir den Verbrauch generell massiv einschränken müssen....

    • @PartyChampignons:

      Ich bin gerade (leider) wieder mal in Berlin. Hier gibt es Werbetafeln an Bahnhaltestellen, die eigentlich LED-Bildschirme sind. Soviel zum Thema Stromsparen.

      Hier werden ganze Hausfassaden nachts beleuchtet. Das ist legal, im RRG-Wunderland. Aber man muss sich im Hotel ermahnen lassen, doch sein Handtuch mehrmals zu benutzen, um der Umwelt willen. ROFL

    • @PartyChampignons:

      Hat gestern Habeck in den USA in die Kameras gesagt.

  • Tempolimit schon in den Sondierungen aufgegeben, bei Zeit-Online wird richtig analysiert: "Es ist ein Moment der Erkenntnis. In weniger als 96 Stunden haben sich die politischen Koordinaten verschoben. Die SPD wirft 30 Jahre Außen- und Sicherheitspolitik über Bord, die Grünen verabschieden sich endgültig vom Pazifismus, die FDP vom Sparen um jeden Preis und davon, dass die Energiewende den Staat nichts kosten dürfe – und die CDU von der Gewissheit, dass 16 Jahre Merkel 16 gute Jahre waren"

    Auf eine diplomatische Lösung des Ukraine-Konflikts scheint die Ampel auch nicht mehr zu setzen, im Gegensatz zum ukrainischen Präsidenten Selenskyj (der gerade China um Vermittlung gebeten hat), 100 Milliarden für Rüstung (gegenüber 50 für Klimaschutz, die gestern noch schwierig waren), Geflüchtete an der Grenze Belarus-Polen, die hier nicht aufgenommen werden, Protest von Klimaschützern "vordemokratisch" (Özdemir), ein Bundeswirtschaftsminister auf einer Friedensdemo, auf der Schilder mit Forderungen nach Waffenlieferungen hochgehalten werden und nun also der angedachte Ausstieg aus dem Atomausstieg?

    Fehlt hier nicht eine Partei im Bundestag?

    Die Grünen?

    Die energisch widersprechen würden, Fehler in den Argumentationen aufdecken würden, wenn es sie noch gäbe?

    • @ke1ner:

      "Die energisch widersprechen würden, Fehler in den Argumentationen aufdecken würden, wenn es sie noch gäbe?"

      Wenn es noch Grüne gäbe oder Fehler in der Argumentation? Ich für meinen Teil sehe eher Fehler in früheren grünen Argumentationen, die ideologisch zu sehr auf die Friedens- und Anti-Atom-Bewegungen fixiert waren. Die geo- und klimapolitischen Koordinaten haben sich international schon länger verschoben. Bisher hatte sich Deutschland nur beharrlich geweigert, sich mit zu bewegen. Jetzt kommt leider das böse Erwachen, auch für die Grünen. Habeck und Baerbock schienen tatsächlich schon etwas früher aufgewacht zu sein, aber der Rest der Partei war leider noch im Tiefschlaf.

      Und natürlich ist Atomkraft unvernünftig. Aber das gilt nahezu für jede Alternative. Hier muss sorgfältig abgewogen werden, ohne Denkverbote. Ich benutze in meiner Forschung (Mathematik) auch gerade Methoden, von denen ich lange nichts hören wollte, weil ich sie für den völlig falschen Ansatz hielt. Manchmal muss man halt über seinen eigenen Schatten springen.

      • @Fairchild670:

        Das Problem ist aber auch, dass kein Konsens für eine geschlossene Lösung existiert. Wäre es nach den Konservativen in der Union und der FDP gegangen, wären mehr AKWs gebaut worden. Wenn es umgekehrt nur nach den Grünen gegangen wäre, hätten wir schon längst flächendeckend Solarstrom, Niedrigenergiehäuser und keine AKWs mehr. Für sich genommen würde beides gehen, aber beides halb zu machen, funktioniert halt nicht.

    • @ke1ner:

      Die Grünen sind schon lange nicht mehr, was sie einmal waren. Mit der errungenen Macht und Fischer bei der ersten Regierungsbeteiligung hat sich bei denen alles verändert. Für mich sind die zur Wohlfühl- und Lifestylepartei verkommen.

    • @ke1ner:

      Ich habe noch keinen echten CDU Wähler getroffen in letzter Zeit der die Merkel Jahre für gute Jahre hält. Das trifft eher auf Grünenwähler zu meiner Erfahrung nach. Kann aber natürlich auch sein, dass die CDU Wähler hier in der sächsichen Provinz eher nicht so repräsentativ sind.

      • @Šarru-kīnu:

        Wie sie schon selber andeuten, ist es wohl eher die Frage wen Sie für "echte" CDU- Wähler halten. Etwa die sogenannten "Konservativen"? Dann kann ich Ihnen nur wünschen, dass Sie möglichst wenig davon kennen. Denn repräsentativ ist das eine, aber zukunftsfähig ist das andere.

    • @ke1ner:

      Die Grünen, für die ich Mitte der 90er mit meinem Vater noch Plakate geklebt habe sind tot, allerdings schon seit 1999... Wenn Sie jetzt neben dem Pazifismus auch noch Umwelt und Klimaschutz beerdigen und die AKWs wieder aufleben lassen, dann gute Nacht...

  • Mit dieser Argumentation lässt sich alles rechtfertigen - und es wird gerade alles gerechtfertigt.

    Folgt nun auch der offizielle Abschied von den Klimazielen (den CDU & Co. bereits einläuten: Putin sei schuld)?

    Stehen die Grünen noch für irgendetwas von dem ein, für das sie angetreten waren?

    • @Rosmarin:

      Ich habe den Eindruck dass Scholz die Gunst der Stunde nutzt, um die Grünen vorzuführen und unglabwürdig zu machen. Damit wird der kleine Koalitionspartner kleiner, und der große größer, wie praktisch. Die FDP erledigt sich ja auch gerade selbst. Der Gewinner heisst...

      • @Gerald Müller:

        Haben Sie aktuell echt den Eindruck, dass der getriebene Scholz überhaupt irgendetwas planmäßig nutzt?

        Der freut sich doch gerade, wenn ihn seine eigene Partei nicht teert und federt, ihm die Koalition nicht auseinanderbricht und der nächste Staatschef nicht wieder steinernen Egoismus vorwirft.

    • @Rosmarin:

      Ja, tun sie.

      Vor allem für situationsadäquate Regierungsfähigkeit.

      Sonst hätte man ja auch die Linke wählen können.

  • Die in unserem Land vorherrschende Logik wird selbst durch den Ukrainekrieg nicht durchbrochen:



    Versorgungssicherheit, soll heißen: wir wollen uns bei unserem Energiehunger nicht einschränken lassen.



    Also hat alles andere hinten anzustehen und die Grünen lassen sich dafür auch noch feiern.



    Man könnte auch übers Energiesparen versuchen. Aber das ist ausserhalb des Denkbaren.



    Das lässt Übles für das Thema Klimawandel erwarten. Unser wachsender Energiehunger wird als Versorgungssicherheit dafür sorgen, dass die Kolekraftwerke laufen und laufen und laufen ....

  • Ich finds schon geil, wie sich Parteien zum Narrenmachen lassen: SPD AbschAffung des Sozialstaates, SPD kriegsbefürwrter, Grüne Atomkraftlobbyisten.... LÄUFT . Hoffentlich kommt die AfD nun auf den Trichter, uns den Kommunismus zu bringen

  • Bravo !!! Großartiger Kommentar von Silke Mertens .Endlich in der Realität angekommen .Hoffentlich erreicht ein Umdenken auch noch uns Bürger, bevor wir in der Kälte und im Dunklen sitzen,



    selbst verschudet durch zu starke Abhängigkeit von russischer Energie,



    kopflosen ,gleichzeitigen Ausstieg aus Atomkraft und Kohle !

  • Liegt es vielleicht daran, das waffenfähiges Material anfällt?

  • Vielen Dank an Angela Merkel für eine 16 Jahre Bremsen und Verschleppen.

  • Genial! Außer mit Plastk vermüllten Meeren, vedreckter, aufgeheizter Atmosphäre, vergifteten Äckern wenigstend die herausfordernde Aufgabe, an der wir als selbst ernannte Krone der Schöpfung über Jahrzehnte(!) krachend gescheitert sind: UNSEREN Atommüll für ein paar kurze Jahrmillönchen sicher unterzubringen. Unsere Nachkommen werden uns täglich feiern.

  • Wind und Sonnenenergie ist die billigste Energie die es gibt also massenhaft ausbauen und keine atom- und Kriegsfinanzierung.börsenstrompreise je mwh Schweden 95€ Deutschland 140 € frankreich 199€ in Jahr 2022

    • @prius:

      Ja nun. Das Wunschdenken des Uboots der neofaschistischen Vorfeldzeitung NZZ verkennt halt eins:

      Wenn Habeck offen sagt, er lässt Laufzeitverlängerungen für AKWs "prüfen", dann tut er das nur, weil er sich vorher informiert hat, was bei dieser "Prüfung" rauskommen wird.

      Ein eingemottetes AKW kann man nicht mehr so einfach wieder in Betrieb nehmen; man muss es vorher quasi runderneuern. (Wurde das überhaupt schon jemals irgendwo versucht?)



      Habeck weiß das.

      Bei den Gasreserven war es ja genauso: er hat schon im Dezember, als die Preise noch günstig waren, präventiv Verträge mit europäischen Lieferanten abgeschlossen, damit Deutschland nicht vom russischen Nordstream- an den US-Frackinggas-Tropf wechseln muss.

  • "alles auf den Prüfstand" "neue Realität" "radikale Wende" "Tabubruch"



    Während Atomkraft inzwischen wieder zunehmend Fans findet hier mal ein echter Tabubruch: weniger Energie verbrauchen. Mit den zunehmend überalterterten Reaktoren haben wir in Europa nämlich gute Chancen Schauplatz des nächsten auslegungsüberschreitenden Störfalls zu werden.

  • "Deutschland sollte nicht länger eine imperialistische Diktatur mitfinanzieren"



    Weiss die Autorin, woher und unter welchen Bedingungen wir unsere Rohstoffe beziehen? Ist Fracking-Gas aus den USA (Irakkrieg und Embargo mit 500000 Kleinkindern als Opfer) besser? Nein Robert Habecks Tabubruch ist nicht richtig sondern befördert die Erzählung, Atomkraft könne uns nun retten. Und 100 Mrd. € machten die Welt sicherer. Ich gewinne den Eindruck, Herr Habeck arbeitet daran, die Grünen, bei denen ich 36 Jahre aktiv bin, bzw. ihre Positionen im Handstreich in die Bedeutungslosigkeit zu schicken.



    Das wird nichts mehr mit den Pariser Klimazielen, wenn man politisch so fehlsteuert.

  • Leider ist der Klimazug abgefahren. Da darf man sich nichts vormachen.

    • @dator:

      Es geht darum ihn so zu verlangsamen, dass möglichst viele Passagiere möglichst lange am Leben bleiben.

  • Ich kann die Notwendigkeit nicht erkennen:



    Zusätzlicher Strom kann sehr gut aus der EU kommen.



    Steinkohle aus Australien und evtl deutschen Bergwerken (?)



    Gas wird fehlen, kann durch AKWs eh nicht substitiert werden.

    Dieser Tabubruch ist durch nichts zu rechtfertigen.

    • @neu_mann:

      Lieber Steinkohle aus Australien als hier die AKW weiterlaufen lassen? Das Klima bedankt sich.

  • „Die Energiewende braucht Zeit, und die haben wir derzeit nicht.“

    Das ist wohl genau die Zeit, die Hr Habeck während seiner Zeit als Klima- und Umweltminister in Schleswig-Holstein verplempert hat.



    In seiner Amtszeit wurde fast nichts für die damals schon absehbar notwendige Wärmewende getan.



    Keine wirksame Anpassung der Rahmenbedingungen für Nah- und Fernwärme, keine ausreichende Förderung der interessierten Kommunen, keine wirksamen Landesprogramme zur Ablösung der Gas- und Ölkessel.

    Und jetzt nimmt der Mann seine eigenen Versäumnisse als Vorwand für die Rolle rückwärts beim Atomausstieg?

    Es ist jetzt klar: Die Grünen wollen keine Verkehrswende, keine Wärmewende, keinen Klimaschutz. Stattdessen Kernkraftwerke.

    Gut das in SH bald Wahlen sind.

    • @neu_mann:

      Atomkraftwerke sind mindestens genauso CO2-arm wie Wind und PV.

  • Es ist wirklich abenteuerlich, wie wertlos die Ansagen von früher bei Habeck waren. So kenne ich ihn seit Jahren: Er 'lernt' erst, wenn er mit Prüblemen konfrontiert wird. Wie konnte ein derartiges politisches Leichtgewicht überhaupt so viele grüne Mitstreiter mitziehen? Es war ein großer Fehler von Fridays for Future, sich nicht rechtzeitig von dem Mann abzusetzen, der am meisten vom Auftreten der jungen Menschen profitiert hat. Eine Tragödie, miterleben zu müssen, wie sich ein grüner Clan mit der herkömmlichen Parteipolitik arrangiert hat. Wir brauchen dringend auch eine nachhaltige Umweltpartei ohne solche 'talk show'-Schauspieler.

  • Die Grünen sind keine Partei des Umweltschutzes mehr, sondern nur noch Transatlantiker. Bundeswehretat auf absurde Werte anheben und gleichzeitig Umweltschutzziele aufgeben. Das ist die Grüne Partei heute? Enttäuschend, leider aber nicht unerwartet.

    • @TeeTS:

      Transatlantiker und Umweltschutz schließt sich doch nicht aus.

  • Ich denke, die Grünen sind genau die Richtigen, um die letzten Skeptiker in dieser Angelegenheit wieder einzufangen.



    Greta Thunberg hat sich ja auch für die Atomkraft ausgesprochen.

  • 0G
    03998 (Profil gelöscht)

    Atomstrom kann auch aus anderen Ländern bezogen werden. Die neu gebauten Atomkraftwerke sind ja auch sicherer. Laufzeitverlängerungen wären der totale Rückschritt.

  • Erdgas wird im wesentlichen für drei Zwecke eingesetzt: zum Heizen, als Rohstoff für nichtenergetische Zwecke in der Industrie und zur Stromerzeugung.

    Kernenergie kommt aber nur als Substitut für den Gasverbrauch zur Stromerzeugung infrage. Den Rohstoff kann es gar nicht substituieren und heizen mittels Strom ist in den Haushalten technisch kurzfristig nicht umsetzbar und extrem teuer.

    Bei der Stromerzeugung spielt Erdgas aber nicht wirklich eine Rolle. Lediglich 12% des Erdgasverbrauchs entfiel 2021 auf die Stromerzeugung und der Anteil an der Stromerzeugung durch Gaskraftwerke betrug in Q3-2021 lediglich 8,7% (Statistisches Bundeamt). Kernkraftwerke können also keinen relevanten Beitrag zur Senkung des Gasverbrauchs leisten, denn sie erzeugen nur Strom.



    Die Erzeugung von Wärme mittels Strom ist in den Haushalten technisch kurzfristig nicht umsetzbar und extrem teuer.

    Der schnellste und günstigste Weg zur Bedarfsreduktion sind Einsparmaßnahmen in allen Verbrauchsbereichen. So führt bereits eine Reduktion der Raumtemperatur um 2°C zu einer Verbrauchsreduktion von 12%. Nutzt man alle Einsparpotenziale und kombiniert diese mit einer Solarthermieoffensive und verstaatlicht die Gasspeicher so dass sie auch tatsächlich gefüllt sind, dann sollten wir bereits kurzfristig in der Lage sein auch ohne russisches Gas und ohne Kernenergie über die Runden zu kommen.

    Die wissenschaftlichen Gefahrenabschätzungen zur Kernenergienutzung haben sich die letzten Tage nicht geändert. Sie basieren auf physikalischen Naturgesetzen, die sich nicht ändern, also bleiben uns die Gefahren erhalten.

  • Wenn schon Deutschland anfängt in dieser Frage weich zu werden, was tut dann die Welt. Es grünt so grün, wo Atommeiler Konten der Atommafia füllen.



    Eigentlich sollte das momentane Beispiel Gas und Russland zeigen, dass ein Kanzler eher schamrot als politrot werden sollte, wenn es ums Geld geht.



    Ich weiß, dass die grünen SUV-Fahrer hart getroffen werden, wenn es Einsparungen geben sollte. Aber sparen war schon immer die bessere Alternative - wirklich schon immer- überlegen wie Wohlstand ohne Wachstum geht, Yoga machen und nachdenken, was ist "wohl stehen“ . Teilen statt horten. und mal schauen wieviel Kriege wegen der Gier nach Geld und Macht entstehen- angestachelt von Wohlstandsbürgern, die den Rachen nicht voll kriegen.



    Also wenn die Bundeswehr wehrfähig werden soll, dann bitte nicht wegen Gas - im Danni haben die Menschen bewiesen, dass auch ohne Heizung große Kälte überstanden werden kann- sondern wegen dem Weltfrieden ohne Waffen. Wenn dieser Weg wirklich nur mit Waffen geht, will ich gleichzeitig ein weltweites Ausstiegskonzept sehen, das Abrüstung und Frieden im Fokus hat.



    Waffen anwenden führt im Alltag wie im scheinbar so großen Weltgeschehen immer zu Gegengewalt- das sollten die intelligenten Weltbürger, die es hoffentlich neben den gerade so hippeligen und glücklichen Rüstungstreibern ausreichend gibt, bei jedem Zugeständnis zur Waffengewalt immer lauthals vorbringen.



    Deshalb hat die Linke mit ihrer Aufrüstungsverweigerung im Bundestag jetzt zumindest symbolisch zumindest zum Teil recht. Wenn die Christen es im Bundestag nicht können die Bergpredigt zu intonieren, müssen das eben die Linken..

  • Das ist Unsinn.



    Vielleicht politisch notwendiger Unsinn, um sich einem öffentlichen Druck offensiv zu stellen.



    Eine Prüfung wird bestätigen, dass es technisch, wirtschaftlich und vom Volumen her einfach Quatsch ist.



    Ich würde mich freuen, wenn auch eine andere Regierungspartei so freigiebig wie die Grünen ihre Ziele über Bord werfen würde!



    Wie wäre es mit Steuererhöhungen, FDP?



    Ach nein - nur öffentlichen Nutzen für die Allgemeinheit und die Zukunft kann man leicht aufgeben - aktuelle Lobbyinteressen werden gut verteidigt...

  • ich frage mich nur, wie Gas durch Strom ersetzt werden soll, wenn es wie erwähnt schnell gehen muß, sprich in diesem Jahr. Die Stromheizungen müssen auch erstmal eingebaut werden und eine Gasheizungsanlage ist von der Technik gar nicht kompatibel zu einer Wärmetauscherheizung, die mit viel niedrigeren Temperaturen funktioniert.



    Kurzfristig kann Strom die Gasheizungen nicht ersetzen, egal aus welcher Quelle. Ohne Fußbodenheizung, Wandheizung, Deckenheizung oder Temperierungsheizung lässt sich nicht mit Strom heizen.

    • @nutzer:

      Es soll ja nicht die Gasheizung im Haus ersetzt werden, sondern Gaskraftwerke, die Strom erzeugen. Es wird ja auch kein zusätzliches AKW gebaut. Es soll nur auf noch mehr Abhängigkeit vom Gas verzichtet werden, indem AKWs nicht durch Strom aus Gas ersetzt werden.

      • @Strolch:

        taz.de/Laengere-La...der-AKWs/!5835528/

        15% in Gaskraftwerken, die am wichtigsten zur Spitzenlastabfederung sind und 33% zum Heizen. Das Einsparpotential liegt im wesentlichen im Bereich des privaten Heizens.

    • @nutzer:

      Das stimmt so nicht. In Heizungsanlagen die einen Speicher haben, kann relativ schnell ein Heizstab eingebaut werden. In meiner alten kombinierten Solarthermie- Holzheizung war es als Frostwächter drin....



      Und dann habe ich in meiner Jugend in Häusern mit Holz- und Kohleheizung gewohnt. Wenn wir im Winter wegfuhren wurde einfach ein elektrischer Heizkörper oder "Püster" in die Zimmer gestellt um eine Grundwärme zu halten. Auch wenn wir verpennt hatten Kohle zu kaufen.... Es kann also viel abgefangen werden solange Strom vorhanden und der Kabelquerschnitt es hergibt.

      • @Heiner Petersen:

        das stimmt leider nicht, gasbetriebene Heizungen mit Heizkörpern haben eine wesentlich höhere Vorlauftemperatur als Flächenheizungen (meist doppelt so hoch wie Flächenheizungen).



        Das kann zum einen nicht von einem Heizstab erzeugt werden, nicht in der Geschwindigkeit, wie es nötig wäre und nicht in den Temperaturen. Hinzukommt, das die meisten Heizungaanlagen keinen Warmwasserspeicher für die Heizung haben, lediglich für das Warmwasser. Brauchwasser ließe sich so erzeugen, aber kein warmes Heizwasser.



        Für die Flächenheizungen sind große bauliche Umbauten nötig, eben der Fußboden, die Decke oder die Wände. erst dann kann mit einer Vorlauftemperatur, die im Rahmen einer Wärmepumpe liegt geheizt werden. Das ganze ist sogar ganz sinnvoll, weil so viel Energie eingespart werden kann, aber erst muß umgebaut werden. (wir haben unseren Energieverbauch um 1/3 gesenkt ohne weitere Dämmung durch Umstellung auf eine Temperierungsheizung).



        Bestehende Heizkörperanlagen sind aber nicht mal eben auf eine Stromheizung, per Wärmepumpe umzurüsten.



        Einen Holzofen muß man auch haben, um damit zu heizen.



        Gaskraftwerke zur Stromerzeugung können ersetzt werden, aber vermutlich wird der Großteil des Gases zum heizen verbraucht und nicht für Gaskraftwerke. Weiß ich aber nicht.

        • @nutzer:

          Missverständnis: Ich sprach von einer Heizung mit Speicher.....also i.d.R. Wand- oder Bodenheizung.



          Oder Püster bzw. Radiator um Grundwärme zu halten. Worst case.



          Alles ohne Umbaumassnahmen.

          • @Heiner Petersen:

            das ist mir aufgefallen, nur haben in der Regel nur Heizungen mit Solarunterstützung einen Heizwasserkessel. Reine gasbetriebene Heizungen nicht. Heizungen mit Solarunterstützung sind aber seltener und leisten ja bereits einen Beitrag zur Gaseinsparung. Solche Heiztypen sind im Regelfall nicht in städtischen Wohnungen, noch weniger in Mietswohnungen eingebaut. Dort gibt es kaum Chancen die Heizung so zu unterstützen. Dort bleibt nur ein aufwändiger Umbau des Heizsystem oder als Zwischenlösung eine weniger umbauintensive Sockelleistenheizung, kostet aber auch und ohne Handwerker ist dies auch nicht getan. Gasunabhängig sind die aber auch nicht sofort. Dazu braucht es eine Wärmepumpe als weitere Investition.



            Alles machbar, muß aber massiv gefördert werden. Und gegen den Feld Wald Wiesen Klempner argumentativ durchgeboxt werden. Eine kurze Googlesuche fördert jede Menge ideologisch motivierte Phantomdiskussionen zu Tage....praktische Erfahrung steckt da zum größten Teil nicht dahinter. Es braucht also auch staatliche Lenkung.

        • @nutzer:

          eine, mit relativ geringem Aufwand mögliche Umrüstung wäre eine Sockelleistenheizung



          Das erfordert aber anschließend ein konstantes Heizen Tag, wie Nacht und auch in Abwesenheit und starke Nerven, um den anfänglichen Mehrverbrauch (der für die Wandaufheizung und Trocknung nötig ist) auszuhalten.



          Die meisten Klempner raten deshalb davon ab, wer will schon Kunden die erst in einem Jahr zufrieden sind.



          Der Vorteil, ist aber eine Reduzierung der Vorlauftemperatur auf 30-40°C dadurch langfrist eine geringerer Verbrauch, sehr positiv ein angenehmeres Wärmegefühl etc.



          Solch eine Heizung spart Gas ein und wäre auch im 2ten Schritt für eine Umrüstung auf eine Wärmetauscherheizung geeignet.

          als Beispiellink: nicht als Werbung zu verstehen, es gibt auch andere Anbieter



          shop.radia-therm.d...zelraumumruestung/

    • @nutzer:

      Ich vermute, es geht darum,Öl und Gas nicht mehr zu verstromen, sondern für reine Heizzwecke (auch Fernwärme) zu reservieren.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @nutzer:

      Ich versuche es noch einmal. Gehen sie in den Baumarkt und kaufen sie sich einen 50€ Elektroheizkörper.



      Damit können sie einen Raum heizen.



      Es geht um den Ernstfall, wenn kein Gas mehr kommt. Damit sie und die Wasserleitungen nicht einfrieren.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        nein, es geht um die Umstrukturierung unserer Energieversorgung.



        Im Ernstfall hilft ein Ölradiator, klar. Das ist doch keine Frage. Es geht aber um die grundlegende Umstrukturierung der Energieversorgung und -nutzung.

    • @nutzer:

      Gas kann zum Heizen, für industrielle Wärme, aber auch zur Stromerzeugung verwendet werden. Das Gas, das nicht für die Stromversorgung benötigt wird, weil die Kernkraftwerke mehr Strom erzeugen, kann also zum Heizen verwendet werden.Es ist also nicht nötig, und übrigens auch nicht besonders effizient, mit Strom zu heizen.

      • @Stefan Ries:

        Mit der richtigen Heizung kann auch mit Strom heizen effizienter sein. Wenn der Strom aus den richtigen Stromquellen stammt, kann es sogar richtig sinnvoll sein.

    • @nutzer:

      es soll nicht wärme mit atomstrom produziert werden. Es soll weniger Strom mit Gas erzeugt werden müssen.

      so sehr ich auch mit den Zähnen knirsche, vermutlich muss man alle Optionen prüfen

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @nutzer:

      Stromheizungen bekommen sie für 50€ im Baumarkt.

    • @nutzer:

      Sorry, das ist Blödsinn. Wärmepumpe mit Heizkörpern geht sehr wohl. Zwar nicht die Traumkombi, aber machbar.



      Ich plane gerade eine energetische Sanierung. 70er Jahre-Bau, Ölheizung mit Radiatoren, bisher ungedämmt. Trotzdem komme ich mit 55° Vorlauftemperatur aus. Eine moderne Wärmepumpe schafft das. Mit Dämmung reichen dann 40 oder maximal 45°. Das ist dann überhaupt kein Problem.



      Die einzige Schwierigkeit: in einem Sechsfamilienhaus brauche ich 60° fürs Warmwasser, wegen Legionellen. Das wäre bei einer Fussbodenheizung auch so. Auch dafür gibt rs gute Lösungen.



      Bitte nicht die Leute scheu machen!

      An Öl und Gas klebt zu viel Blut.



      Wir müssen uns von Energieimporten unabhängig machen. Für die Umwelt. Für den Frieden. Für die Freiheit.

      • @Carsten S.:

        Zitat: "sorry, das ist blödsinn" entweder stimmt der erste Teil der Aussage oder der zweite.

        Sie sagen ja selber, das Sie noch planen und ich sage Ihnen das werden Sie evtl. hinbekommen, richtig warm wird`s aber nicht werden.



        55°C schafft wohl auch eine Wärmepumpe, aber die Kosten steigen eben auch unverhältnismäßig je höher die benötigte Outputtemperatur sein muß, wird der Winter kalt, kann es richtig teuer werden.



        Mein Punkt ist, es macht wenig Sinn so ein System knapp an der Grenze zu fahren, wenn es besser geht. Wärmepumpen laufen am besten mit niedrigen Vorlauftemperaturen.



        Ich kann nur berichten, das es möglich ist ohne Dämmung aber durch bauliche Maßnahmen (eine Temperierung) eine Heizenergieeinsparnis zu realisieren. Und zwar in einem Bereich den auf locker eine Wärmepumpe schaffen kann. Nur kann nicht jeder sein Haus oder Mietwohnung in eine Baustelle verwandeln.

    • @nutzer:

      Man kann mit Strom Gaskraftwerke runterfahren.



      Wenn man allerdings einen Tabubruch damit rechtfertigt, dass man keine imperialistische Diktatur finanzieren solle, sollte man vorher recherchieren, was unsere AKW eigentlich so verfeuern. Das stammt zu großen Teilen auch aus Russland. Die Abhängigkeit von russischem Gas durch russische Brennstäbe zu reduzieren ist der ganz große Wurf.

      • @LeSti:

        da haben Sie vollkommen Recht. Aber ich habe nicht den Standpunkt vertreten, Atomstrom zum heizen zu benutzen. Nichts liegt mir ferner.

        • @nutzer:

          Das war auch auf den Kommentar von Frau Mertins bezogen. Sorry wenn das missverständlich war.

    • @nutzer:

      Das kann nur Teil einer Gesamtstrategie sein, die uns natürlich nicht binnen eines Jahres vom Gas weg wenden kann. Ich kann mir das nur denken als zeitlich klar limitierte Laufzeitverlängerung einiger weniger AKW bei gleichzeitiger verstärktem Ausbau von Windkraft und Photovoltaik sowie forcierter Wärmewende mit EE-Nahwärmenetzen und Wärmepumpen.

  • Leider kommt diese Debatte zehn Jahre zu spät. Ob man es jetzt noch drehen kann? Ich hoffe es, aber ich bin mir nicht sicher.

    • 0G
      05989 (Profil gelöscht)
      @Waage69:

      Sie kommt 40 Jahre zu spät. In den 80ern wurde das Gasnetz verbuddelt und die Haushalte dann zum Teil geradezu zum Anschluss genötigt.

      Man kann natürlich sagen, dass man in den 80ern das noch nicht wusste... aber selbst in der Endphase des kalten Krieges kam meines Wissens ein großer Teil des Heizgases aus der Sowjetunion - und offenbar hatte man da noch weniger Bedenken als heute.

      Und wahrscheinlich war's besser, als weiterhin Öl in Hausheizungen zu verfeuern...

      Diese "Alles fälsch!"-Haltung teile ich also nicht...

      Aber die Frage ist, wenn man jetzt kurzfristig vom russischen Gas wegmöchte - was ich persönlich weder für klug, noch für ausgemacht halte - was muss passieren, damit man nicht aus purem Aktionismus und Stammtisch-Argumenten einen noch schlechteren Zustand bekommt. Und dass wir mittel- und langfristig vom Gas wegmüssen, ist unstrittig.

      Laufzeitverlängerungen für die Kraftwerks-Dinosaurier sind aber eine Garantie für einen noch schlechteren Zustand.

    • @Waage69:

      Das ist nur eine Frage des geldes: Solange WIR die Kosten für Endlagerung übernehmen (oder erst mal eins finden) und alle riskien ebenfalls stellen die Lobbyisten sicher gerne ihre Fähigkeiten zur Verfügung. Ausserdem ist waffenfähiges Plutonium ja weltweit gesucht, und Uran gibts in der ehemaligen DDR- also quasi "Strom von hier"

  • Ja, genau, stecken wir weiter Geld in Atomkraft, das dann bei den Erneuerbaren fehlt.

    Wo ist der konkrete und verständlich mit verbindlichen Zahlen unterlegte Plan zum Ausbau der Erneuerbaren?