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Wissenschaftler über Polarisierung„Medien tragen zur Spaltung bei“

Michael Brüggemann untersucht, wie Jour­na­lis­t:in­nen Polarisierung beeinflussen. Zu oft, sagt er, würden sie Fakten und Meinungen verwechseln.

Solche Ak­ti­vis­t:in­nen halten viele Medien für „Staatsfeinde“ und „Terroristen“ Foto: Kay Nietfeld/dpa
Eiken Bruhn
Interview von Eiken Bruhn

taz: Herr Brüggemann, was verstehen Sie unter Polarisierung?

Michael Brüggemann: Wenn Großgruppen zunehmend extreme, auseinanderdriftende Meinungen zu Sachverhalten oder eine unterschiedliche Realitätswahrnehmung haben. Im Unterschied zur Meinungsverschiedenheit mögen sie sich nicht, sprechen sich gar die Menschenwürde ab.

taz: Inwiefern schadet Polarisierung der Demokratie?

Brüggemann: Das kann man in den USA beobachten, wo sich anders als für Deutschland belegen lässt, dass die Gesellschaft bereits gespalten ist. Dort akzeptieren Anhänger der Republikaner keine Mehrheitsentscheidungen mehr und stürmen das Kapitol. Auch vor den beiden Weltkriegen gab es starke Polarisierung.

Bild: TNI/M. Glas
Im Interview: Michael Brüggemann

47, ist Professor für Kommunikationswissenschaft, Klima- und Wissenschaftskommunikation an der Universität Hamburg. Am Hamburger New Institute sitzt er dem Stipendien-Programm „Depolarizing Public Debates“ vor.

taz: Sie untersuchen Polarisierung in sozialen Medien und im Journalismus. Warum?

Brüggemann: Weil sich der Polarisierungsprozess in Kommunikation entwickelt und äußert – bevor es zu Handlungen kommt, im Extremfall Gewalt. Wir untersuchen das am Beispiel von Klimaschutz-Diskursen. Dabei haben wir festgestellt, dass alle Redaktionen mehr oder weniger auf der Letzten Generation herumgehackt haben. Bild und Junge Freiheit haben sie als „Kriminelle“ und „Terroristen“ bezeichnet, der Spiegel als „Staatsfeinde“ und „Klimasekte“.

taz: Aber das haben doch nicht alle Medien getan.

Brüggemann: Nein, aber sie haben das Thema in erster Linie anhand der Frage abgehandelt, ob man sich auf Straßen festkleben darf und wie lange und wo. Anstatt über das Anliegen der Proteste zu schreiben, nämlich globale Klimagerechtigkeit und darüber, wie die Regierung dieses Ziel verfolgt. Damit sind linke Medien in eine Falle getappt, die ihnen Rechte gestellt haben.

taz: Ist es nicht einfach schlechter Journalismus, wenn über Phänomene oberflächlich berichtet wird?

Brüggemann: Recherche wird oft durch Zeitdruck oder schlechte Bezahlung verhindert, oder es fehlen Leute, die hinreichend qualifiziert sind für den Berichtgegenstand. Aber klar, guter Journalismus würde differenzierter und mehr über strukturelle Probleme berichten. Es ist viel einfacher, über die Bauern zu schreiben, die mit Traktoren in die Hauptstadt fahren als über die Agrarpolitik der EU.

taz: Wie wirken Medien noch polarisierend?

Brüggemann: Wenn sie Stimmen in Debatten privilegiert, die sich sehr aggressiv äußern. Über diese Achillesferse des Journalismus ist die AfD groß geworden und Donald Trump. Die wissen genau, welche provokanten Äußerungen sie raushauen müssen, damit Journalisten drauf springen. So werden aus anfangs irrelevanten Nebenakteuren plötzlich Hauptakteure. Bei der Letzten Generation verlief das genau so.

taz: Wie meinen Sie das?

Brüggemann: Das war anfangs eine Handvoll Studierender in Berlin. Das haben Journalisten und Journalistinnen aber nicht erwähnt oder mal recherchiert, wie viele Leute das eigentlich sind, die behaupten, sie legen jetzt die Autobahnen in Deutschland lahm.

taz: Medien behaupten gerne, sie würden neutral berichten.

Brüggemann: Genau. Und nur wiedergeben, was andere sagen. Aber wenn sie Behauptungen nicht infrage stellen, machen sie sich diese zu eigen. Journalismus polarisiert, wenn er eine falsche Ausgewogenheit herstellt. Auch in der Klimadebatte werden gerne Fakten und Meinungen verwechselt. Wenn jemand sagt, der Klimawandel sei ein gravierendes Risiko für die Menschheit, kann er das belegen. Nicht aber derjenige, der sagt, es sei alles halb so wild.

taz: Das heißt, es sollte mehr über das Wie, nicht das Ob berichtet werden?

Brüggemann: Ja. Es ist einfach gar keine relevante Frage mehr, ob der Klimawandel stattfindet oder ob man CO2 einsparen muss. Medien müssten fragen, wie weitreichend ein Tempolimit sein muss, damit es effektiv ist oder wie der Emissionshandel so gestaltet werden muss, dass er funktioniert, welche Alternativen es dazu gibt.

taz: Aber ich muss als Journalistin doch Kri­ti­ke­r:in­nen zu Wort kommen lassen. Zum Beispiel, wenn Flüssen mehr Raum gegeben werden soll und Landwirte Flächen aufgeben müssen.

Brüggemann: Natürlich gehört es dazu, auf die Probleme hinzuweisen und Lösungen einzufordern. Aber ich muss als Journalist erkennen können, was legitime Kritikpunkte sind.

taz: Und den Bullshit ignorieren?

Brüggemann: Oder als solchen offenlegen.

taz: Die Grünen werden oft als Verbotspartei bezeichnet, wenn sie weitreichende Vorschläge zum Klimaschutz machen.

Brüggemann: Medien müssen dieses Framing nicht unkritisch übernehmen. Interessant ist doch, dass wir in anderen Lebensbereichen Vorschriften akzeptieren, denken Sie an die Straßenverkehrsordnung – die nennt niemand ein Verbots-Regelwerk. Nachhaltigkeitsdebatten eskalieren grundsätzlich sehr schnell, teilweise anhand von Nichtigkeiten. Über andere Themen wird nicht so leidenschaftlich gestritten.

taz: Welche meinen Sie?

Brüggemann: Ich vermisse eine Debatte über gesellschaftliche Ungleichheit. Wir streiten über ein Tempolimit auf Autobahnen. Aber nicht darüber, wie gerecht es ist, dass der eine in der großen Villa an der Alster wohnt und die andere sich keine Wohnung im Stadtzentrum leisten kann. Unsere Inhaltsanalysen zu Berichterstattung über Zukunftsvisionen im Rahmen des Klimawandels zeigen, dass Fragen eines umfassenden Wandels unseres Wirtschaftssystems nur selten diskutiert werden.

taz: Wie messen Sie eigentlich Polarisierung?

Brüggemann: Wir können den Grad der Toxizität eines Diskurses messen mithilfe von Algorithmen, die Texte oder Diskussionen in sozialen Medien untersuchen in Hinblick auf Wut und starke Gefühle. Das gibt Hinweise darauf, wie fortgeschritten die Polarisierung der Kommunikation vorangeschritten ist.

taz: Demnächst wollen Sie Empfehlungen veröffentlichen, wie Medien Polarisierung entgegenwirken können.

Brüggemann: Das ist das Ergebnis eines Workshops am New Institute, den wir im Rahmen unseres Programms „Depolarizing Public Debates“ durchgeführt haben. Wir werden auch darauf hinweisen, dass man Polarisierung auch herbeischreiben kann.

taz: Wie?

Brüggemann: Wenn Medien ständig behaupten, Deutschland sei bereits total gespalten, ohne das anhand von belastbaren Daten belegen zu können. Wenn sie stark negativ emotional aufgeladene Begriffe benutzen wie „Klimakleber“, „Impfgegner“, „Wutbauern“. Oder Gruppen als extremer darstellen, als sie sind. Die Forderungen der Letzten Generation sind letztlich total moderat, etwa das 49-Euro-Ticket für die Bahn günstiger anzubieten oder die nach einem Tempolimit.

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65 Kommentare

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  • Es gibt genug einfach gestrickte Geister in der Bevölkerung, besonders im Osten, die glauben, was ihnen Sahra W im Bezug auf den Konflikt Ruzzland vs. Ukraine erzählt.

  • Im Prinzip hat der Mann absolut Recht. Nur die Auswahl der Beispiele scheint mir recht einseitig gewählt. Wundert mich immer wieder, wie man selbst bei Universalkritik die Kurzsichtigkeit der eigenen Brille nicht mehr wahrnimmt. Es gibt auch jenseits der konservativen Medien Themen, über die selten wirklich wertneutral geschrieben wird und wo Meinung schon mit der Headline klar den Ton angibt, ohne das es sich um persönliche Kommentare handelt.



    Da wird gern über die Blasen der social media Kanäle gewettert, dabei bedient sich die gesamte Medienlandschaft -mal mehr mal weniger- dieser Freund/Feind/Klickgenerierung Rhetorik. Da können sich alle mal an die Nase fassen.

    • @Deep South:

      Aber erwähnt doch ebenso Impfgegner und Wutbauern.



      Oder habe ich Sie falsch verstanden?

    • @Deep South:

      Haben Sie voll recht.

      Mir fallen da eine ganze Reihe von Themen, bei denen so abläuft.

  • "Unsere Inhaltsanalysen zu Berichterstattung über Zukunftsvisionen im Rahmen des Klimawandels zeigen, dass Fragen eines umfassenden Wandels unseres Wirtschaftssystems nur selten diskutiert werden."

    Über Wirtschaftssystem streitet man bereits seit 100-200 Jahren. Über den Klimawandel erst seit 10-2 Jahren

    Mir ist schleierhaft, wie man da zu der Bilanz kommt, es würde zu wenig über Wirtschaftssysteme geredet.

    Und der Klimawandel scheint mir ein dringlicheres Problem zu sein, als wer da nun in welcher Villa wohnt.

  • "...Bei der Letzten Generation verlief das genau so. ... Das war anfangs eine Handvoll Studierender in Berlin. Das haben Journalisten und Journalistinnen aber nicht erwähnt oder mal recherchiert, wie viele Leute das eigentlich sind, die behaupten, sie legen jetzt die Autobahnen in Deutschland lahm."

    Steile These vom Herrn Professor! Als die LG medienpräsent wurde,waren es schon mehr als nur eine Handvoll und es gab einen langsam aber stetig wachsenden Zustrom. Genaue Zahlen zu ermitteln ist schwierig, LG ist ja kein eingetragener Verein mit überprüfbarer Mitgliedschaft. Das es sich um eine im Vergleich zur Gesamtbevölkerung winzige Anzahl handelt, war aber eigentlich immer klar. Ebenso klar wie, das die Vorstellung bundesweiter Aktionen, durch die man die Polizei überlasten würde, ein Hirngespinst aufgrund von Selbstüberschätzung war.

    • @Mustardmaster:

      Die LG hat mit dem Hungerstreik angefangen.



      Das waren tatsächlich am Anfang nur eine Handvoll Leute. Medienpräsent waren sie schon damals mit dem Hungerstreik und dem Gespräch mit Scholz. Korrekt ist, dass es aktuell viele Menschen sind, aber immer noch eine Minderheit. Welchen Erfolg das Ganze hat, wird daran liegen, a) wieviele Menschen den Protest befürworten und b) wieviele Menschen aus der Rolle des Beobachtens und Bewertens herausfinden und selbst Stellung beziehen. Aktuell bin ich selbst leider nicht so optimistisch. Vielen ist aktuell das Meinung über die LG haben wichtiger als ihr eigener Beitrag zu Wahrung der Grundrechte ihrer Kinder.

  • Es ist schwierig für JEDEN, sich zu kontroversen Themen ausschließlich sachlich zu äußern. Lese ich nur mal die eher inhaltlichen Äußerungen Brüggemanns selbst durch, und finde ich jede Menge möglichst drastisch gewählter Beispiele, die seine Ansichten untermauern sollen. Das ist eine Art intellektueller Reflex.

    Gleiches gilt für die Wahl der Inhalte. Auch da plädiert er für eine Themensetzung, die "Objektivität schaffen soll, indem sie auch kontroverse Überzeugungen absolut setzt. Das ist eigentlich genau das, was er Medien an anderer Stelle vorwirft.

    • @Normalo:

      Der Punkt scheint mir zu sein, dass gelebte Medienpraxis Themen als "kontrovers" darstellt und sie damit als "kontrovers" konstituiert, die eben nicht kontrovers sind (menschengemachter Klimawandel zum Beispiel).

      • @My Sharona:

        "Kontrovers" ist ein Diskurs immer dann, wenn er entgegengerichtete ("contra"+"vertere") Meinungen aufweist. Dass liegt in aller Regel daran, dass sich eben NICHT alle Seiten darauf einigen können, dass die Diskursfrage bereits in eine bestimmte Richtung endgültig entschieden ist.

        Dabei ist JEDE Meinung ein demokratisch relevanter Entscheidungsfaktor, auch wenn sie auf Wunschdenken basiert (es soll ja z. B. auch noch Leute geben, die "demokratischen Sozialismus" für ein praktikables Modell halten und entsprechend wählen... ;-)). Von daher dürfte die "rein objektiv" Fakten akzeptierende Öffentlichkeit eine Utopie bleiben, und eine dieser Öffentlichkeit stoisch nur objektive Inhalte kommunizierende Medienlandschaft ebenfalls. Denn letztere LEBT nicht nur von an chronischer Subjektivität leidenden Menschen sondern BESTEHT auch aus ihnen.

        Dabei ist es natürlich begrüßenswert, wenn Medien sich Mühe geben, objektive Wahrheit zu ER- und dann auch zu VERmitteln. Nur wird das nicht fruchten, wenn sie nicht zumindest versuchen, auch Jene abzuholen, die besagte Wahrheit (noch) nicht akzeptieren. Nur die bereits Überzeugten zu überzeugen, ist eine dankbare Aufgabe - aber keine Leistung.

        • @Normalo:

          Es ist nicht die Aufgabe des Journalismus die Mitglieder der Flat Earth Society "abzuholen", genauso wenig wie es Aufgabe von Journalismus ist, jemanden zu "überzeugen". Ganz schön schief, was Sie da schreiben... Und: das, was z.B. Bild und dieser Reichelt treiben, hat auch keinen demokratischen Wert, sondern ist demokratiezersetzendes Entertainment (mir jedenfalls ist nicht klar, welche Informationsbedürfnisse da gestillt werden).

          • @My Sharona:

            Entschuldigen Sie, wenn ich andere Maßstäbe ansetze, als einfach nur "nicht schlimmer als Reichelt" zu sein... ;-)

            Es bleibt dabei: Wir sprechen von Faktizität in den Medien. Die ist kein Selbstzweck, sondern sollte - nach MEINER bescheidenen Meinung zumindest - grundsätzlich auf einen Erkenntnisgewinn beim Empfänger abzielen. Dem muss nämlich eigentlich niemand erklären, was er längst weiß (es sei denn, es geht nur um blasen-interne Selbstbestätigung). Produktiver ist, ihm zu vermitteln, was er noch NICHT weiß, bzw. worüber er möglicherweise irrt. Dann kann er auch besser mitreden.

            Also würde ich schon sagen, dass es Aufgabe von Journalismus ist, die objektiv ermittelbare Wahrheit möglichst BREIT in den Diskurs zu streuen. Und das heißt eben im Zweifel, ihn auch für Menschen nachvollziehbar zu vermitteln, die bislang von anderen Prämissen ausgehen - egal ob aus Unwissen oder weil es schlicht bequemer ist.

            Natürlich gibt es auch immer irgendwelche Glaubenstäter, die die Wahrheit ignorieren, selbst wenn sie ihnen gerade mit dem Allerwertesten ins Gesicht springt. Aber die sind für einen produktiven Diskurs ohnehin verloren, da sie nur ihre kleine Erkenntniswelt gelten lassen.

    • @Normalo:

      hervorragend!

  • danke für dieses interview.

    auch taz-schreiberInnen sind nicht davor gefeit, im mainstream mitzuschwimmen - ohne zu merken, wer + welche strömung sie wie wohin lenkt.

    das gilt nicht für alle - aber für weitaus mehr, als wünschenswert wäre.

    • @Brot&Rosen:

      Auch die Taz sollte - geht es nach der Meinung des Professors - auf "stark negativ emotional aufgeladene Begriffe" wie Erdverglühung etc verzichten.

    • @Brot&Rosen:

      Letztlich ist NIEMAND davor gefeit, dem jeweiligen Publikum auch ein stückweit zu liefern, was es gern hören oder lesen möchte. Es ist daher zutiefst ironisch, wenn taz-Lesern solches "Mitschwimmen" nur da auffällt, wo die taz mal GEGEN das "conventional wisdom" ihrer Klientel anschreibt...

  • "Die Forderungen der Letzten Generation sind letztlich total moderat, etwa das 49-Euro-Ticket für die Bahn günstiger anzubieten oder die nach einem Tempolimit."

    Wenn dies mal die einzigen Forderungen wären...

    Die Aussage ist so eben nicht richtig. Sie fordern einen Gesellschaftsrat, der verbindliche Wege zum Ausstieg aus fossilen Energien bis 2030 festlegt.

    Das ist alles andere als eine moderate Forderung, denn implizit wird damit der Ausstieg bis 2030 gefordert.

  • " taz: Medien behaupten gerne, sie würden neutral berichten.

    Brüggemann: Genau. Und nur wiedergeben, was andere sagen. Aber wenn sie Behauptungen nicht infrage stellen, machen sie sich diese zu eigen. Journalismus polarisiert, wenn er eine falsche Ausgewogenheit herstellt. Auch in der Klimadebatte werden gerne Fakten und Meinungen verwechselt. Wenn jemand sagt, der Klimawandel sei ein gravierendes Risiko für die Menschheit, kann er das belegen. Nicht aber derjenige, der sagt, es sei alles halb so wild."

    Ja, du liebe Zeit.

    Manchmal hilft ja auch selber denken.

    Ich lese Medien von Jungle World, Ruhrbaronen, Konkret, taz, Spiegel bis FAZ, Welt und NZZ ohne mit der Wimper zu zucken.

    Wenn gerade keiner zuschaut, auch die BZ.

    Und dann setze ich mich in meinen Ohrensessel und überlege, was ich von all dem halte.

    Ganz ohne Kommunikationswissenschaft.

    • @Jim Hawkins:

      Dann wäre ein bisschen Kommunikationswissenschaft oder Psychologie vielleicht nicht schlecht.

      Es gibt genug einfach gestrickte Geister in der Bevölkerung (nach letzter Zählung etwa die überwiegende Mehrheit), die es für "die Wahrheit" halten, wenn z.B. gar der ÖRR faktengerecht F. Merz zeigt, wie er vom Sozialtourismus von Flüchtlingen redet. Ab da sind Flüchtende in Deutschland Menschen, die sich auf unserem satten Polster von Sozialleistungen (500€?) ausruhen und dann immer mal wieder in Urlaub in die Heimat fahren.

      Solche Lügen unwidersprochen wiederzugeben, ist milde ausgedrückt kein verantwortungsbewusster Journalismus. Es ist Beihilfe zur Volksverhetzung.

      • @Jalella:

        Sagen wir mal so, der Grat ist schmal, aber man sollte ihn trotzdem gehen.

        Nehmen wir das Bürgergeld und rechnen wir mal. Damit es kein Schmu wird, den von einem Jobcenter:

        www.jobcenter-mk.de/bedarfsrechner.html

        Ergebnis, eine Familie mit vier Kindern hat einen Anspruch von 3.106,- Euro plus 1.000,- Euro Kindergeld, macht also 4.106,- Euro.

        Vielleicht habe ich falsch gerechnet, prüfen Sie es gern nach.

        Jedenfalls muss eine alte Frau lange dafür stricken und der DHL-Fahrer hat das wohl auch nicht in der Lohntüte.

        Was machen wir mit dem Zahlenwerk?

        • @Jim Hawkins:

          Kindergeld wird als Einkommen gerechnet. Kann daher auch nicht pauschal dazugerechnet werden. Was wir mit dem Zahlenwerk machen? Ihre Bemerkungen geben ja schon die Richtung vor.

          • @Sam Spade:

            Dann haben Sie mich falsch verstanden. Es ist mir natürlich klar, dass das Anführen dieser Tatsachen unbeliebt ist.

            Mir geht es jedoch keinesfalls um eine Absenkung des Bürgergeldes, sondern um eine Vorstellung darüber, was diese Zahlen im Kopf eines Geringverdieners auslösen mag, der zur Aufstockung seines Niedriglohnes zum Jobcenter dackeln muss.

            Ich für meinen Teil bin für Klassenkampf und harte Tarifauseinandersetzungen. Leider finden diese gerade in diesem Segment so gut wie gar nicht statt und der Organisationsgrad geht gegen null.

    • @Jim Hawkins:

      So mache ich das auch.

  • Es stimmt schon, Polarisierung - im Sinne einer Skandalisierung und Delegitimierung anderer Meinungen - ist ein Problem. Anders als es im Interview anklingt, gibt es Polarisierung aber nicht nur von rechts. Auch linke Medien dazu, andere - konservative - Auffassungen nicht mehr zu akzeptieren. Und ich finde die Forderung Herrn Brüggemanns problematisch, in der Berichterstattung nur "legitime" Kritikpunkte gelten zu lassen. Abstrakt mag sich das vernünftig anhören. In der Praxis wird es häufig darauf hinauslaufen, dass Gegenargumente weggewischt und die Debatte mit Rücksicht auf die eigene Blase begradigt wird. Und genau das soll sich ja ändern, wenn ich es richtig verstanden habe.

    • @Jochen Laun:

      Und wer soll festlegen, was legitim ist und somit legitime Kritikpunkte sind? Ein Gesellschaftsrat? Jeder Journalist für sich? Das gesunde Volksempfinden?



      Mir klingen diese Vorschläge zu sehr nach Staatsbürgerkunde der ddr.

      • @Bommel:

        Eben. Genau deshalb finde ich den Vorschlag von Herrn Brüggemann schwierig.

      • @Bommel:

        "Und wer soll festlegen, was legitim ist und somit legitime Kritikpunkte sind?"



        Polarisieren tun immer nur die anderen. Es kommt demzufolge lediglich darauf an, wer der Entscheider ist.



        Eigentlich keine neue Erkenntnis.

  • Die Beispiele sind interessant gewählt, denn zum Beispiel die öR-Medien sind ja bei viele Menschen außerhalb des rot- und vor allem Grünen Milieus sehr unbeliebt, weil sie eine starke Schlagseite in diese Richtung haben.....

    Von Corona oder der Frage Migration/Flucht ganz zu schweigen, wo der Mediendiskurs weit von dem weg ist, wie die Leute untereinander reden und damit meine ich nicht AfD-ler, die kenn ich nämlich nicht ausreichend.

    • @Dr. McSchreck:

      Das ist Unfug und AgD-Sprech , den ÖRR als "Rot-Grün" und unausgewogen zu bezeichnen und lässt sich auch nicht belegen. Im Gegenteil: Die Lautsprecher der faktenfreien Populisten bekommen ständig eine Bühne, weil sie Quote bringen.

  • Farang "es gilt halt nur sich einen differenzierten Überblick aus verschiedenen Medien zu verschaffen und nicht in seiner politischen Bubble zu bleiben. Das ist aber ein Problem der Bürger und nicht der Journalisten."



    Ja klar - nennt sich Medienkompetenz = Vergleich mehrerer voneinander unabhängigen Quellen durch die LeserInnen.



    Dennoch: Neutralität ist nicht identisch mit Äquidistanz.

  • Michael Brüggemann: *Dabei haben wir festgestellt, dass alle Redaktionen mehr oder weniger auf der Letzten Generation herumgehackt haben. Bild und Junge Freiheit haben sie als „Kriminelle“ und „Terroristen“ bezeichnet, der Spiegel als „Staatsfeinde“ und „Klimasekte“.*

    Bei 'Bild' und 'Junge Freiheit' erwartet man ja nichts anderes, aber dass der 'Spiegel' bei der Diffamierung von harmlosen Klimaschützern auch schon mitmacht, ist mehr als bedenklich.

    Brüggemann: *[...] Damit sind linke Medien in eine Falle getappt, die ihnen Rechte gestellt haben.*

    Nicht nur das linke Medien in so eine Falle getappt sind, denn viele linke Zeitungen sind in ihren Leser-Kommentaren auch schon von Rechten und Konservativen unterwandert worden, die ihr merkwürdiges "Weltbild" auch in den linken Medien verbreiten wollen. Natürlich darf jeder nach Art. 5 GG seine Meinung frei äußern, aber was in den linken Zeitungen von solchen Leuten 'zum Besten' gegeben wird, ist für mich als sozialer Mensch und Klimaschützer oftmals nur schwer zu ertragen.

    Brüggemann: *Über diese Achillesferse des Journalismus ist die AfD groß geworden und Donald Trump.*

    Ja, damit hat Michael Brüggemann vollkommen recht.

    • @Ricky-13:

      Nun ja, wenn die nur die eigene Meinung zählt und alle Medien nicht dem eigenen Weltbild entsprechen, kann es schon vorkommen, dass einem andere Meinungen nicht gefallen.

  • Klassische Medien betreiben auch immer Informationspolitik. Problematisch wird es erst dann, wenn das Publikum nicht mehr in der Lage ist zwischen Fakten und Meinung zu unterscheiden. Zur Polarisierung tragen nicht die Inhalte bei, sondern die individuelle Einordnung der Informationen in das eigene Weltbild. Es mangelt daher in erster Linie an der sogenannten Medienkompetenz bei Teilen der Bevölkerung, um auch eine einseitige Berichterstattung als diese zu erkennen oder Fakten von Fakes zu unterscheiden.

  • "Anstatt über das Anliegen der Proteste zu schreiben, nämlich globale Klimagerechtigkeit und darüber, wie die Regierung dieses Ziel verfolgt. Damit sind linke Medien in eine Falle getappt, die ihnen Rechte gestellt haben."



    ==



    Steile These. Von der Generation, die sich als die Letzte beschreibt, wird erwartet, das sie Ihre Kenntnisse - und nicht Meinungen - über Nach-haltigkeit, Klimaschutz, Gerechtigkeit und Umbau des öffentlichen Lebens Ökonomie weiter gibt - und vor allem welche Schritte als nächste in der Transformation bewältigt werden sollten.

    Das öffentliche Leben zu blockieren kratzt gewaltig am System der Demokratie - und in den Reaktionen



    vermag niemand die Blockaden als den nächsten politischen Schritt in Richtung Klimaschutz anzuerkennen.

    Warum nun Linke Medien (was ist denn hier links?) in die Falle getappt sein sollen erschliesst sich nicht. Die haben über Blockaden berichtet - vielleicht deswegen, weil die Generation nix über negative Klimafolgen zu berichten hatte?

  • "Nein, aber sie haben das Thema in erster Linie anhand der Frage abgehandelt, ob man sich auf Straßen festkleben darf und wie lange und wo. Anstatt über das Anliegen der Proteste zu schreiben, nämlich globale Klimagerechtigkeit und darüber, wie die Regierung dieses Ziel verfolgt."

    Anders formuliert: Medien sollten sich zum Sprecher bestimmter Bewegungen machen. Oder ihnen vielleicht sogar ganz die Redaktion überlassen, wie es der "Stern" gemacht hat?

    Irgendwie wird man bei dem Interview mit Herrn Brüggemann den Eindruck nicht los, guter Journalismus ist für ihn vor allem, wenn dort seine eigenen politischen Ansichten möglichst gut rüberkommen.

    • @Schalamow:

      Ihr "anders formuliert" ist falsch formuliert (weil falsch verstanden oder mutwillig verdreht): Medien soll(t)en faktenbasiert über Wesentliches schreiben. Mich würde das freuen, andere nicht.

      • @My Sharona:

        Das ist nichts "mutwillig verdreht": Wer fordert, man solle doch lieber über die Ziele der LG schreiben und davon ausgehend das Regierungshandeln bewerten, macht sich eben die Sicht der LG zu eigen.



        Faktenbasiert schreiben, ja, schön und gut. Aber auch Auswahl und Zusammenstellung der Fakten sind natürlich subjektiv und es ist eben nicht zu übersehen, dass Brüggemann der Selbstdarstellung der LG mehr Raum geben möchte. Die vorwiegend kritische Berichtserstattung passt ihm ersichtlich nicht.

        • @Schalamow:

          Mir scheint, nicht die "kritische Berichterstattung" ist das von Brüggemann benannte Problem, sondern ein Fokus auf Unwesentliches, auf Nebenschauplätze und Effekthascherei, sozusagen Yellow Press.

        • @Schalamow:

          Das wird auch durch beharrliches Wiederholen nicht wahrer; man macht sich die politischen Positionen einer Protestbewegung nicht zu eigen, wenn man darüber berichtet. Davon, das Regierungshandeln zu messen, hat B. überhaupt nicht gesprochen (er hat nur gesagt, man solle auch erklären „wie die Regierung dieses Ziel verfolgt“ – das ist etwas anderes als eine Bewertung). Ein gewisser Wille, Andere auch richtig zu verstehen, wäre eigentlich die Voraussetzung für eine konstruktive Diskussion…

          • @O.F.:

            Wenn Sie Brüggemann die Rolle des neutralen, rein wissenschaftlichen Medienbeobachters abnehmen möchten, dann steht Ihnen das natürlich frei. An meinen zentralen Punkt, Meinungsbildung durch selektive Faktenauswahl, schreiben Sie ja ohnehin mit schöner Regelmäßigkeit vorbei.

            Nur, so wie Sie ja auch glauben, dass Sarah Wagenknecht immer böswillig missverstanden werde und Roderich Kiesewetter ein übler Populist sei (um mal eine unserer letzten Diskussionen hervorzuklauben), unterscheiden sich da wohl schlicht auch unsere politischen Positionen.

            • @Schalamow:

              Es ist keine "selektive Faktenauswahl", wenn in Berichten über Proteste auch die politischen Hintergründe und Zusammenhänge erklärt werden (und erst recht impliziert das keine inhaltliche Zustimmung). Das hat übrigens auch nichts mit politischen Positionen zu tun, sondern mit elementarem Textverständnis.

      • @My Sharona:

        Über das "warum" ihres Protests sollten Bewegungen wie die LG schon selbst in der Lage sein zu berichten. Das können Journalisten zusätzlich gerne in Hintergrundartikeln machen, aber nicht in den täglichen Meldungen. Sonst machen sie sich schlicht zum Sprachrohr einer Bewegung. Und ein Berufsstand, dem Unabhängigkeit zumindest ein wenig wichtig ist, sollte so etwas tunlichst vermeiden.

    • @Schalamow:

      Das ist (nicht ganz überraschend) eine grobe Fehlinterpretation des Gesagten: denn in der von Ihnen zitierten Passage steht lediglich, dass sich Berichte über Proteste auch deren politischen Hintergrund erklären sollten, statt sich allein an der Protestform abzuarbeiten - davon sich die zugrundeliegenden Positionen auch zu eigen zu machen, war überhaupt nicht die Rede. Es ging also um Vollständigkeit, nicht um Parteinahme. Eigentlich nicht schwer zu verstehen, wenn man es denn will...

      • @O.F.:

        Erstens ist die Behauptung Brüggemanns in der zitierten Passage schlicht falsch. Ich weiß ja nicht, was Sie üblicherweise lesen, aber selbstverständlich wurde auch über Ziele und Forderung der LG berichtet.



        Was Brüggemann allerdings macht, zweitens, ist eine Wertung der Berichterstattung: dieses ist eigentlich wichtiger als jenes. Das dürften zumindest viele Berliner in den von LG verursachten Staus etwas anders sehen. Ansonsten gilt auch hier das einfache Gesetz der Aufmerksamkeitsökonomie. Berichtet wird über das, was vermutlich den meisten Lesern wichtig erscheint. Mögen Sie doof finden, aber isso!



        Drittens: context matters! Im gesamten Interview wird deutlich, dass Brüggemann bestimmte Themen priorisiert dargestellt sehen möchte. Die Vermutung, dass dies Themen sind, die ihm selber besonders wichtig erscheinen, mag eine Unterstellung sein, aber - Stichwort Medienkompetenz - ich muss mich ja auch nicht künstlich dumm stellen. Leider gehört aber auch Herr Brüggemann zu den in letzter Zeit nicht gerade wenigen Wissenschaftlern, denen man dringend etwas mehr Max Weber ans Herz legen möchte.

        • @Schalamow:

          Vielleicht sollte Aufmerksamkeitsökonomie (mächtig wie sie zweifelsohne ist) nicht der letzte Erklärungshorizont für Medienarbeit sein.



          Zu Ihrem dritten Punkt: prioritätswürdige Themen soll(t)en Priorität haben.

        • @Schalamow:

          Sie missverstehen die zitierte Passage (und den Rest des Interviews) nach wie vor falsch, weil Sie Gewichtung und Bewertung verwechseln; er fordert nicht, dass Journalisten sich die Inhalte der Proteste zu eigen machen, sondern nur, dass diese mehr thematisiert werden (und hier hat er einfach recht: der Fokus der Berichterstattung lag eher auf der Protestform als auf dem Inhalt).

          • @O.F.:

            Gewichtung ist immer auch Bewertung. Denn natürlich ist schon die Auswahl der Fakten und die Ausführlichkeit, mit der ich jeweils einzelne behandele oder nicht behandele, wertend. Sie sollten da meine Kommentare schon gründlicher lesen, denn genau das habe ich auch oben auch geschrieben. Mein Vorwurf an Brüggemann ist ja, dass er sich die Entscheidung darüber anmaßt, was wichtig ist und was nicht.

            Und Sätze wie "Medien müssten fragen, wie weitreichend ein Tempolimit sein muss, damit es effektiv ist ..." sind, abgesehen vom autoriären Duktus, nun mal nichts anderes als Aufforderung an die Medien, sich selbst zum politischen Akteur zu machen.

            • @Schalamow:

              Hintergründe zu erläutern ist keine Bewertung, sondern schlichtweg Aufgabe seriöser Berichterstattung – die wiederum keine Bewertung oder gar eine inhaltliche Zustimmung impliziert. Auch der von Ihnen zitierte Satz ist eben keine Aufforderung, zum politischen Akteur zu werden: hier geht es um die sachliche Prüfung politischer Forderung. Sie verwechseln – zum wiederholten Male – Sach- und Meinungsebene.

    • @Schalamow:

      So ist das bei mir auch angekommen.

      He should practice, what he preaches.

      Und: Jede Klassengesellschaft ist von vorneherein gespalten, es gibt kein "Wir".

      Der kluge Gerhard Polt so:

      "Wenn einer «wir» sagt, sind der Bettler und der Milliardär plötzlich im selben Boot."

      Sind sie ja vielleicht sogar, nur die einen rudern, die anderen schlürfen Cocktails.

      Und dann wird bei der LG immer so getan, als wären die Leute aufgehetzt worden und hätten nicht einfach einen Brass auf die Aktivisten gehabt, weil die sie einfach auf dem Weg zur Arbeit oder sonst wohin stoppen.

      Die Leute sind vielleicht blöd, aber so blöd auch wieder nicht.

      • @Jim Hawkins:

        Es gibt immer diejenigen, die problemlos den Gürtel enger schnallen können. Bei anderen wird's dann halt schon arg eng.

        Und schwierig wird's vor allem, wenn erstere den letzteren Verzicht predigen. Und für diesen Unterschied haben die meisten eben doch ein feines Näschen.

      • @Jim Hawkins:

        "Jede Klassengesellschaft ist von vorneherein gespalten.."

        Sie verwechseln hier Gemeinschaft mit Gesellschaft. Jede Gemeinschaft ist per Definition exklusiv und definiert wer zu ihr gehört und wer nicht. Eine Gesellschaft besitzt hingegen eine sehr differenzierte Struktur, die unterschiedlich definiert werden kann.

        Auf jeden Fall ist eine Gesellschaft etwas, was nicht gespalten werden kann, sondern was schon vielfach differenziert und fraktioniert ist. Eine Gesellschaft ist somit das genaue Gegenteil einer Gemeinschaft.

        Wird von Spaltung der Gesellschaft gesprochen, betrifft das immer den Zusammenhalt der Gesellschaft. Die Angst vor der „Spaltung der Gesellschaft“ beruht darauf, dass die Gesellschaft sich auflöst, weil sie in zu viele, auf Identität und damit Exklusivität pochende Teile zerfällt.

        Kleiner, aber feiner Unterschied!

  • Herzlichen Dank, bitte hier beherzigen, aber auch den Kollegen anderer Blätter und Medien ans Herz legen.



    Sogar den "Kollegen" bei Springer im Nachbargebäude.

  • Das stimmt absolut. Bei vielen Meldungen ist auf den ersten Blick ersichtlich, woher sie stammen, ohne das man die Quelle gesehen hat.

  • Auch Auslassungen können polarisieren, die Themensetzung ist schon die Vorauswahl, im obigen Interview hätten auch andere Konflikte adressiert werden können, wo die Meinungen stark divergieren. Für einige Medien ist Polarisierung Geschäftsmodell, das nicht unerfolgreich seit Jahrzehnten für einen bunten Blätterwald sorgt, in dem sich Meinungen von Medienmogulen im Framing-Format platzieren lassen.



    Monopolisierung und Machtakkumulation sind undemokratische Entwicklungen. Der Hang zu unterkomplex kurzen Mitteilungen ist fast "pathognostisch" für antidemokratische Tendenzen.



    Die Rolle der gemeinsamen Plattformen für JournalistInnen, PolitikerInnen und Jederfrau/-mann ist auch nicht trivial in Fragen der Polarisierung bis zur Gewaltbereitschaft.



    /



    www.zeit.de/kultur...onald-trump-schuld



    /



    Ein US-Wahlkampf mit diskreditierenden Spitznamen outet deren selbst schnell beleidigten Nestor und Protagonisten wieder einmal als erheblich suboptimalen Chauvi-Kandidaten.

  • Jede Publikation hat eine Tendenz.



    Schwierig wird es jedoch, wenn die Tendenz hinter sogenannter Vernunft, Einsicht oder politischen Notwendigkeiten versteckt wird.



    Hier nehmen sich leider TAZ und FAZ nichts.

  • Was für eine einseitige Absolution 🙄



    Die taz befragt einen "Professor für Kommunikationswissenschaft, Klima- und Wissenschaftskommunikation" der "am Beispiel von Klimaschutz-Diskursen" untersucht, ob und wie Journalisten eine Polarisierung fördern und damit zur gesellschaftliche Spaltung beitragen. Na kein Wunder das da Bild und Spiegel schlecht abschneiden - denn natürlich verfolgt jede Zeitung eine gewisse Agenda oder ordnet sich einem politischen Spektrum zu und dementsprechend arbeiten dort dann auch mehrheitlich, wenn nicht sogar in Gänze, nur Journalisten die 'auf Linie' mit der Agenda ihres Arbeitgebers sind🤷‍♂️



    Das ist doch bei der taz nicht anders - sie eine Tageszeitung mit linksgrüner Agenda die sich der Gegenöffentlichkeit verschrieben hat und dementsprechend fällt die Berichterstattung aus.



    taz.de/Sonderausga...tlichkeit/!164335/



    Und das ist gut so - Meinungsjournalismus eröffnet einem Perspektiven auf die man selbst nicht käme - es gilt halt nur sich einen differenzierten Überblick aus verschiedenen Medien zu verschaffen und nicht in seiner politischen Bubble zu bleiben. Das ist aber ein Problem der Bürger und nicht der Journalisten.

    • @Farang:

      Sehr gute Analyse!

  • Danke Herr Brüggemann, sehr aufschlussreich. Ich finde den Rechten und Faschisten wird viel zu viel Aufmerksamkeit in der Presse geschenkt. Ignorieren wäre in vielen Fällen besser. Es gibt auch genügend Argumente und Fakten, deren haltlose Aussagen zu widerlegen. Auch die Klimaaktivisten, die sich auf Straßen und Flughäfen kleben werden kriminalisier,t wo hingegen Bauern, die mit ihren sündhaft teuren Schleppern Straßen blockieren als Helden dargestellt werden und ihre Forderungen durchsetzen konnten. Ich kann die Aussagen aus dem Artikel nur unterstreichen und hoffe, dass es in Europa nicht so wird, wie in den USA.

  • Eine lange überfällige Analyse, die auf dem Schreibtisch eines jeden Journalisten liegen sollte.



    Danke!

    • @Dat Nordlicht:

      Eher als wissentschaftliche Aussage oder als Negativbeispiel?

      (Sie taugt ironischerweise für Beides...)

    • @Dat Nordlicht:

      Ernsthafte Journalisten, die diese Bezeichnung verdienen, wissen das schon lange. Die arbeiten auch nicht bei BLÖD, MSM u. ä. Stänkerern.

      • @Erfahrungssammler:

        Tatsächlich hat die Bild-Redaktion unter Journalisten immer schon ein extrem hohes fachliches Ansehen. Was die da machen, will gekonnt sein, und es gibt deutlich schlechtere "Revolverblätter". Man darf nicht den Fehler machen, Qualität zu ignorieren, nur weil das Ergebnis einem politisch nicht in den Kram passt.

    • @Dat Nordlicht:

      Dem kann ich mich nur anschließen. Herr Brüggemann sollte eine tägliche Kolumne machen

  • Danke für diesen interessanten Artikel!



    Um mal den Finger in die Wunde zu legen:



    Liebe taz,



    leider muss ich feststellen, dass viele Artikel in dieser Zeitung, die eigentlich Kommentare sind, nicht als solche gekennzeichnet werden. Da werden dann Meinungen als Tatsachen verkauft. Das finde ich handwerklich unsauber.



    Was außerdem auffällt, ist das tägliche Ampelbashing.



    Es wird einfach mal so behauptet, das sei die schlechteste Regierung ever und täglich finden sich neue " Argumente" dafür.



    Ich kann mich in den letzten zwei Jahren nur an einen positiven Artikel über die Ampel erinnern " besser als ihr Ruf" aus dem Sommer 2023.



    Die Berichterstattung ist negativer als unter jeder CDU Regierung.



    Warum muss ich mir Jubelbilder der "afd" in einer linken Zeitung anschauen? Wenn " teurer als umsonst" im Netz zu teuer ist- warum dann nicht einfach ein Bild weglassen?



    Es ist natürlich Euer gutes Recht, LeserInnenbriefe zu drucken, oder eben nicht.



    Es fällt allerdings auf, dass ArtikelschreiberInnen, die verbal gerne austeilen, offenbar nicht besonders kritikfähig sind.



    Im Übrigen empfinde ich Antisemitismus nicht als links und Einsatz für rechte Hetzblättchen auch nicht.

    • @Philippo1000:

      dem kann ich mich nur anschliessen:

      "Liebe taz,



      leider muss ich feststellen, dass viele Artikel in dieser Zeitung, die eigentlich Kommentare sind, nicht als solche gekennzeichnet werden. Da werden dann Meinungen als Tatsachen verkauft. Das finde ich handwerklich unsauber."

      Dasselbe findet auch in anderen Medien statt, die ich eigentlich sehr gut finde. Die Trennung von Nachrichten vs. Kommentar/Meinung wird zu wenig beachtet.