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Kopftuch für LehrerinnenEnde eines Kulturkampfs

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Als letztes Bundesland muss Berlin Lehrerinnen mit Kopftuch zulassen. Dass Gerichte das wiederholt einfordern mussten, ist peinlich für die Politik.

Die Lehrerin Fereshta Ludin 2003 vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe Foto: Kai Pfaffenbach/reuters

D ie letzte Abwehrschlacht ist geschlagen, das Rückzugsgefecht verloren. Das Land Berlin darf seinen Lehrerinnen nicht pauschal verbieten, ein Kopftuch zu tragen. Das hatte das Bundesarbeitsgericht in Erfurt zwar bereits vor zweieinhalb Jahren festgestellt.

Doch die damalige Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) wollte das so nicht hinnehmen und reichte, unterstützt von der Rechtsanwältin Seyran Ateş, Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein. Diese Beschwerde wurde jetzt abgewiesen. Damit endet ein Berliner Sonderweg – und zugleich auch ein zäher und erbittert geführter Kulturkampf.

Der begann vor ziemlich genau 25 Jahren, als die deutsch-afghanische Lehrerin Fereshta Ludin in Baden-Württemberg nicht in den Schuldienst aufgenommen wurde, weil sie im Unterricht aus Glaubensgründen ein Kopftuch tragen wollte. Damit begann 1998, was als „Kopftuchstreit“ in die deutsche Geschichte eingehen sollte. Die rechtspopulistischen „Republikaner“ saßen damals noch im Stuttgarter Landtag und machten Druck, und die damalige CDU-Kultusministerin Annette Schavan gab sich betont hart: Das Kopftuch sei ein „Symbol des Islamismus“ und der „Unterdrückung der Frau“ und habe nichts in Lehrerzimmern zu suchen. Diese schrillen Töne sollten die Debatte fast zwei Dekaden lang prägen.

Es ging dabei meist um mehr als nur um das Kopftuch: Bei vielen „Islamkritiker:innen“ schwangen Verschwörungsfantasien von einer angeblich schleichenden „Islamisierung“ mit.

Mit seinem ersten Kopftuch-Urteil 2003 sorgte das Bundesverfassungsgericht für Verwirrung. Viele Bundesländer verstanden es als Aufforderung, gesetzliche Kopftuchverbote für Lehrerinnen einzuführen. Das Land Berlin ging sogar darüber hinaus und untersagte es allen Lehrkräften an öffentlichen Schulen, im Dienst irgendein religiöses Symbol zu tragen – egal ob Kopftuch, Kippa oder Kreuz am Hals. Erst zwölf Jahre später stellten die Rich­te­r:in­nen in Karlsruhe klipp und klar fest, ein pauschales Kopftuchverbot sei nicht mit der Religionsfreiheit vereinbar, die das Grundgesetz garantiert. Nur wenn der Schulfrieden bedroht sei, könne es im Einzelfall verboten werden.

Seither unterrichten in mehreren Bundesländern an staatlichen Schulen muslimische Lehrerinnen, die ein Kopftuch tragen. Der Schulfrieden wird dadurch nicht gestört – außer durch intolerante Eltern oder Kolleg:innen, die damit ein Problem haben. Die Schreckensszenarien haben sich nicht erfüllt, die moralische Panik war unbegründet.

Natürlich dürfen Lehrkräfte nicht missionieren. Das gilt aber nicht nur für muslimische Lehrerinnen und das war auch schon immer so. Bisher ist auch nicht bekannt, dass Schü­le­r:in­nen beim Anblick eines Kopftuchs spontan zum Islam konvertiert wären. Ganz im Gegenteil: Wenn selbst Lehrerinnen ein Kopftuch tragen, dann taugt es nicht mehr als Zeichen des Protests, als Mittel zur Abgrenzung von der Mehrheitsgesellschaft oder der Erwachsenenwelt. Durch seine Normalität wird das Kopftuch mehr und mehr entpolitisiert.

Fast alle Bundesländer erlauben Lehrerinnen inzwischen ein Kopftuch, wenn diese das wollen – alle, außer Berlin. Die Hauptstadt zahlte zuletzt sogar lieber Entschädigungen an Lehrerinnen, die sich diskriminiert fühlten, als ihr fragwürdiges „Neutralitätsgesetz“ abzuschaffen. Der Name ist geschickt gewählt, aber irreführend: Er verkehrt den Sinn staatlicher Neutralität in sein Gegenteil. Denn ein wirklich religionsneutraler Staat beschneidet nicht die Religionsfreiheit seiner Leh­re­r:in­nen und macht ihnen auch keine Bekleidungsvorschriften. Das hat das Bundesverfassungsgericht klargestellt.

Im Berliner Sonderweg wirkt ein preußischer Staatsprotestantismus nach, der sichtbare Zeichen der Religiosität stets mit Argwohn beäugte. Im Kaiserreich richtete sich das gegen Katholiken, in der „Berliner Republik“ gegen Muslime. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass in Berlin – neben der AfD – nur noch die Partei mit dem „C“ im Parteinamen an dem Gesetz festhalten will. Es gefährde „den Frieden und Zusammenhalt“, wenn religiöse Symbole „in staatlichen Einrichtungen demonstrativ zur Schau gestellt werden“, kommentierte die Berliner CDU-Politikerin Cornelia Seibeld trotzig den Entscheid aus Karlsruhe. Die kirchenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus meinte damit natürlich nicht Weihnachtsbäume oder Osterschmuck, sondern das Kopftuch bei Lehrerinnen.

Dass Gerichte immer wieder auf Religionsfreiheit für alle pochten zeigt zwar einerseits, dass der Rechtsstaat funktioniert. Allerdings brauchten die Gerichte dafür viel Zeit. Und auf die Politik wirft das kein gutes Licht. Insbesondere christdemokratisch geprägte Landesregierungen trieben lieber populistische Gesetze voran, die muslimische Lehrerinnen im Namen einer vorgeblich christlichen „Leitkultur“ diskriminierten.

Und selbst im liberalen Berlin trauten sich nicht mal SPD, Linke und Grüne, das umstrittene Kopftuchverbot aus eigenem Antrieb abzuschaffen, sondern warteten lieber das Urteil aus Karlsruhe ab. Wer sich fragt, warum manche Muslime der deutschen Politik distanziert gegenüberstehen, könnte hier eine Antwort finden.

Der Kampf um das Kopftuch hat sich inzwischen von den Schulen auf andere Gebiete verlagert. Einige Bundesländer haben neue Gesetze eingeführt, die es Richterinnen, Staatsanwältinnen und sogar Referendarinnen untersagen, im Gerichtssaal ein Kopftuch zu tragen.

Das Kopftuch bleibt also auch weiterhin ein Reizthema – es ist heute aber nicht mehr das einzige Thema, das derartige Überreaktionen provoziert. Der Kampf gegen „Wokeness“, gegen „Cancel Culture“ und andere vermeintliche Auswüchse einer angeblich überbordenden „Identitätspolitik“ hat das Kopftuch inzwischen als Angstthema Nummer eins abgelöst.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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77 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Oskar , Autor Moderator ,

    Wir haben die Kommentarfunktion für diesen Artikel geschlossen. Vielen Dank für die vielen Beiträge.

  • taz feiert die Rückkehr des Mittelalters



    Kopftücher sind Kleidungsstücke, die gegen Wind und Wetter schützen. Ein Hijab ist kein Kopftuch, denn die muslimischen Lehrerinnen klagen es vor Gericht als angeblich unverzichtbaren Bestandteil ihrer Religionsausübung ein. Damit ist klar: Der Hijab ist ein politisches Statement, Werbung für den Islam. Wer das verkennt und den Hijab für ein harmloses Stück Stoff hält und das Neutralitätsgesetz für eine diskriminierende Kleiderordnung, der ist den Propagandisten des Islam auf den Leim gegangen. Es sind nur eine Handvoll fundamentalistischer Musliminnen, die ein Gesetz, das für alle gilt, nicht akzeptieren wollen. Doch sie bekommen Beifall von Grünen und Linken und von der taz. Waren diese einmal fortschrittlich, so haben sie das längst über Bord geworfen, um dem Mittelalter die Tür zu öffnen und sich für die Rückkehr zur Herrschaft von Religion und Patriarchat einzusetzen. Immer mehr Menschen kehren der Religion den Rücken, im Iran kämpfen die Frauen unter Einsatz ihres Lebens gegen den Hijab, aber taz und Rot-Grün halten es für Freiheit, wenn muslimische Lehrerinnen mit dem Hijab für Religion und Patriarchat demonstrieren, denn nichts Anderes ist das permanente Vorzeigen ihrer religiösen Symbole.



    Dabei ist der Hijab nicht verboten, schon gar nicht pauschal. Frauen dürfen ihn fast überall tragen, nur eben nicht während der Dienstzeit an staatlichen Stellen, wo sie zur weltanschaulichen Neutralität verpflichtet sind. Wer daraus ein „pauschales Kopftuchverbot“ macht, ist ein Lügner.



    Wie kommt Bax überhaupt auf die Idee, dass Kritik an einer Ideologie rassistisch ist, wie er es mit seinem Buch über „antimuslimischen Rassismus“ unterstellt? Glaubt er denn, dass Religion erblich ist? Dass also alle Menschen arabischer oder türkischer Herkunft per Geburt Muslime sind? Das wäre rassistisch. Religion ist eine frei wählbare Ideologie; Kritik daran gehört zum Bereich der Weltanschauung und ist alles Andere als menschenfeindlich.

    • @Runa:

      Vor allem feiert die taz offenbar die Rückkehr von Bax, der vor einigen Jahren aufgrund zu krasser Islamismusapologetik gefeuert wurde.

  • Die Grenze ist Alice Weidel. www.zdf.de/nachric...dnungsruf-100.html

    Von daher freue ich mich über das Urteil.

  • Götter sind doch nur ausgedacht. Weshalb muss man deswegen ein Kleidungsstück tragen?

    • @M.Liberus:

      Gehen Sie mal ganz schwer davon aus, dass die Leute , die auf solchen Kleidungsstücken bestehen, diese Ihre Prämisse nicht teilen...

    • @M.Liberus:

      Miki Mouse ist auch nur ausgedacht. Deshalb T-Shirts mit ihm verbieten?

  • „... Nur wenn der Schulfrieden bedroht sei, könne es im Einzelfall verboten werden.“...



    Also aus in England weiss ich wie sich viele an Schulen eine klare gesetzliche Regelung wünschen, weil sie nicht jedes Schuljahr neu darüber diskutieren wollen müssen, ob man nun Kopftücher zulässt oder nicht. Meiner Meinung nach sollte die staatliche Neutralität gewahrt bleiben, also keine religiösen Symbole an Lehrer:innen.

  • Also wenn ich nur die Leser*innenkommentare gelesen hätte, wäre ich davon ausgegangen versehentlich die Onlineausgabe der BILD oder WELT erwischt zu haben: Heftigstes Springerkonsument*innen Geschrei gegen Lehrerinnen mit Kopftuch…wie, bitteschön, soll denn erfolgreiche Integration in beispielsweise Neuköllner Schulen aussehen wenn nicht mit solchen Lehrkräften mit Migrationshintergrund und -völlig nach deren persönlicher Entscheidung- entweder mit oder ohne Kopftuch.

    • @Saile:

      Dass das eine Extrem zu weit geht, ist nicht notwendigerweise ein Argument, ins andere Extrem zu schwenken.

      Ich sach ma so: "Integration" in ein Staatswesen bedarf zumindest eines Konsens, wer die Regeln bestimmt. Und das ist in Deutschland die Verfassung und das Volk als ganzes - nicht irgendwelche klerikalen Vorgaben. Diese "Feinheit" darf das im Staatsauftrag tätige pädagogische Personal nicht in verbaler und nonverbaler Botschaft konterkarieren, sonst ist es DESintegrativ tätig.

      In diesem Sinne ist selbstverständlich, dass Jede als Individuum ihre Kopfbedeckung wählen soll, wie sie will. Und meinetwegen sollen das auch Lehrerinnen tun dürfen, solange sie dadurch wirklich nur Individualität ausdrücken und nicht implizit Normen setzen, die ihre Schülerinnen über den Lehrauftrag hinaus indoktrinieren.

      Wo da die Grenze zu ziehen ist, hat das Bundesverfassungsgericht den Umständen vor Ort und damit letztlich dem jeweiligen Empfängerhorizont überlassen. Das ist theoretisch genau das richtige Kriterium. Wir werden sehen, wie gut es auch praktisch funktioniert.

  • Ende eines Kulturkampfes?

    Jetzt geht es doch erst richtig los, wenn die Eltern dagegen klagen.

    • @rero:

      Gegen eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts kann nicht geklagt werden. Das BfG entscheidet in letzter Instanz. Aber natürlich kann ich mir auch Klagen vorstellen, in denen Eltern sich auf die Gefährdung des Schulfriedens beziehen, der wie im Artikel aufgezeigt, durch das Tragen eines religiösen Symbols nicht gefährdet werden darf.



      Was könnte nach meiner Vorstellung eine Rolle spielen, wenn es zu einem „verstärkten“ Kulturkampf an Schulen aufgrund des Urteils des BfG´s spielen? Dazu Zitate aus Wikipedia unter dem Suchwort Religionsmündigkeit (in Deutschland):



      „Religionsmündigkeit ist das – an die Erreichung eines bestimmten Lebensalters gebundene – Recht eines Kindes oder eines Jugendlichen, selbst über seine Konfessions- und Religionszugehörigkeit zu entscheiden.“



      „Artikel 14 der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen fordert die Vertragsstaaten auf, das Recht des Kindes auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit zu achten, ebenso wie die Rechte und Pflichten der Eltern, das Kind bei der Ausübung dieses Rechts seiner Entwicklung entsprechend zu leiten.“



      „In Deutschland ist die Religionsmündigkeit im Gesetz über die religiöse Kindererziehung vom 15. Juli 1921 geregelt. Ab Vollendung des 10. Lebensjahres ist das Kind zu hören, wenn es in einem anderen Bekenntnis als bisher erzogen werden soll. Ab Vollendung des zwölften Lebensjahres darf ein Kind nicht mehr gegen seinen Willen in einem anderen Bekenntnis als bisher erzogen werden. Ab Vollendung des 14. Lebensjahres besteht in Deutschland eine uneingeschränkte Religionsmündigkeit.



      Die Religionsmündigkeit beinhaltet sowohl das Recht, aus der bisherigen Gemeinschaft oder Konfession auszutreten, als auch das Recht zu konvertieren. Mit Eintritt der Religionsmündigkeit kann der Jugendliche eigenverantwortlich entscheiden, ob er am Religionsunterricht teilnehmen möchte oder nicht.

      • @Moon:

        Langer Aufsatz aber Thema verfehlt, würde ich sagen. Das Problem ist, dass die Rechtsprechung nur untersagt, Kopftücher GRUNDSÄTZLICH zu verbieten.

        Es gibt eine wesentliche Öffenungsklausel, und das ist die Störung des Schulfriedens. Die kann von allen möglichen Seiten geltend gemacht werden - Kolleginnen, Eltern, Schülern, Schulaufsicht etc., wo auch immer sich begründete oder eben rein kulturhegemoniale Kopftuchgegnerschaft finden lässt -, und genau daran wird sich der "Kulturkampf" dann möglicherweise (jeweils lokal) offen entzünden: Dann wird darum gerungen, ob es dieses oder jenes Kleidungsstück ist, das die Gemüter entzündet, wer Schuld an dem Unfrieden hat, umgekehrt was überhaupt den Kopftuchskeptikern einfällt, so mit den frommen Töchtern Allahs umzuspringen etc.. Auch das ist "Kampf". Ein generells Kopftuchverbot wäre zwar ein stärkerer Eingriff, aber in puncto "Kulturkampf" wäre es wenigstens "Roma locuta...", und die Sache wäre vom Tisch.

        • @Normalo:

          Ich stimme Ihrem Antwort an @SAILE oben zu. Ähnliches wollte ich mit meinem Kommentar hier zum Ausdruck bringen. Bin wohl im "Verklausulierten" gelandet. Allerdings steht bei ähnlichem Ergebnis, meine ich, am Anfang bei mir eine etwas andere Perspektive.

          Wenn Lehrerinnen u. Lehrern, die im Unterrricht religiöse Symbolik, von der Religion bestimmte Kleidung tragen dürfen, dann sind sie nicht weniger dem Schulfrieden verpflichtet als alle anderen auch. Mein Verständnis der BVG-Urteils geht dahin. So gesehen hat "Rom" klipp u. klar gesprochen.



          Woran mir liegt, dem als Schüler in der kath. Volksschule und in der kath. Kirche von der Kanzel gesagt wurde, man solle seinen Glauben "hinaus in die Welt tragen", sich bekennen, ist:

          Mich hindert in D keiner daran, z. B. in der Öffentlichkeit ein Kreuz an der Jacke zu tragen. Nur wenn ich das tun würde, dann bin ich der Auffassung, dass ich dann auch eine gewisse Pflicht habe, die Glaubensfreiheit zu verteidigen, die mir das gestattet. Ebenso wie andere die Pflicht haben, diese meine Freiheit zu Respektieren.



          Das gilt erst Recht für Lehrerinnen u. Lehrer in der Schule, wo es genau um diese Freiheit des Einzelnen im öffentlichen Leben geht. Und das gilt für Eltern genauso, für Schüler unter Berücksichtigung ihres Alters ("Reife"). Da können Katholiken soviel jammern wie sie wollen, dass sie von protestantischen Lehrern unterrichtet werden. Und Aleviten darüber, dass eine Frau mit Kopftuch unterrichtet.

          Ich meine, Religionsgemeinschaften haben in D auch eine gewisse Pflicht, zu einem Verständnis zu gelangen, wie sie mit einander leben wollen. Für mich ist eine "echte" Religion die, welche das auch aus sich heraus fertig bringt - weil Religion letztlich Menschlichkeit bedeutet. Das also leisten kann.



          Ja, sehr theoretisch und im krassen Gegensatz zu vielen Wirklichkeiten. Aber unumgänglich u. eben möglich! Wenn das nicht gwollt wird - dann helfen wirklich nur noch Sanktionen.

    • @rero:

      In Bayern und im Saarland wird jedoch bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres die Zustimmung der Eltern zur Abmeldung bekenntnisangehöriger Schüler vom Religionsunterricht verlangt, beim Kirchenaustritt (auch ohne Zustimmung der Eltern) entfällt die Teilnahmepflicht ohne Abmeldung.“



      Das gilt für Lehrerinnen u. Lehrer im Schuldienst, gleich welcher Religion sie angehören u. welche religiösen Symbole sie erlaubter Weise tragen.



      In den Kommentaren hier, finden sich begründete Sorgen z. B. dahingehend, dass Kinder durch das Tragen eines Kopftuchs gewollt/ungewollt beeinflusst werden. Z. b. könnten sich männliche Jugendliche veranlasst sehen, Mädchen ihres Glaubens zum Tragen der Bedeckung zu drängen. Und sich durch Lehrerinnen, die Kopftuch tragen, darin bestätigt sehen. Vorkommnisse, die soweit mir bekannt, nicht bestritten werden können. Ein (vielleicht nicht immer bewusstes) Motiv z. B., das ich sehe: Die Jungen wollen ihre männliche Vorrangstellung gegenüber den Mädchen betonen.



      N. M. n. würde eine Lehrerinn, die selbst Kopftuch trägt, also sowohl tolerant als auch konsequent handeln, wenn sie Jungen dann bei solchen Vorkommnissen darauf aufmerksam macht, dass Menschen auch als Kinder u. Jugendliche Selbstbestimmungsrechte gegenüber religiösen Regeln haben. Ich fände das gerade aus einer den Menschen als solchen achtenden religiösen Haltung heraus tolerant und in unserer Demokratie eigentlich auch ausnahmslos für geboten.



      Insofern ergäben sich daraus auch Chancen, einen Kulturkampf zu einem positiven Ergebnis für alle zu bringen. Denn letztendlich kann ich mir keine Religion vorstellen, die formale Regeln über diese Menschlichkeit stellt, wie sie unsere Demokratie schützen will.



      Das sind auch „große Worte“ von mir. Die Realität ist schwieriger (und leider schlimmer). Aber ich bleibe dabei: Eine Chance könnte es sein.

      • @Moon:

        Sorry, der Zusammenhang zur Religionsmündigkeit und zu den Abmeldemodalitäten beim Religionsunterricht erschließt sich mir nicht.

        Ich sprach von den Eltern, deren Kinder in ihrern Grundrechten beeinträchtigt sein könnten, wenn die Schule zum Jahrmarkt der Religionen wird.

        In dem Falle, dass jesidische oder alevitische Eltern möglicherweie Zweifel haben, ob ihre Tochter gerecht benotet wird, wenn die muslimische Mathematiklehrerin Islamismussymbolik so deutlich vor sich her trägt, würde ich das beispielsweise nicht Kulturkampf nennen.

        Ob diese Zweifel nachweisbar berechtigt sind, setze ich nicht mal voraus.

        Der böse Schein genügt.

        Aus den Erfahrungen meiner Tochter kann ich Ihnen übrigens sagen, dass es in der 7. Klasse nicht unbedingt die männlichen Jugendlichen sind, die das Kopftuch thematisieren.

        Es sind die Kopftuch tragenden Mädchen, die muslimisch korrektes Verhalten bei ihren Mitschülern einfordern und mal kurz darauf hinweisen, was so haram ist.

  • Politische Statements sind in Schulen eigentlich nicht erwünscht. Und das Kopftuch ist genau dieses.

    • @Aldi Wolf:

      Das Kopftuch ist aber nicht politisch sondern religiös.

      • @Andreas J:

        Diese Grenze ist bei einer Religion, die unverhohlen den Anspruch auf Präzedenz vor der weltlichen Ordnung auch auf Erden erhebt, schwer bis gar nicht zu ziehen. Fragen Sie mal einen islamischen Geistlichen, was er von "Du sollst dem Cäsar geben, was des Cäsars ist" hält...

        • @Normalo:

          Ich frage Muslime die ich kenne und ich kenne viele. Vor allem afrikanische. Friedliche tolerante Menschen. Die haben mit Islamismus nix am Hut. Das Christentum hat nicht weniger fanatische Spinner und Atheisten sind auch nicht alle die besseren Menschen, auch wenn sie es glauben. Ich selbst habe mit Religion nichts am Hut. In West-Afrika haben mich Moslems gefragt warum wir die Islamisten nicht rausschmeißen. Ich kenne auch muslemische afrikanische Geistliche hier in Deutschland. Die haben keinerlei Probleme mit unserem Grundgesetz. Alle über einen Kamm scheren ist Schwarz-Weiß-Denke und nicht weniger Intolerant als der Islamismus.

          • @Andreas J:

            Religiöse Heilsbotschaften kann man immer so oder so auslegen. Tatsache ist (meines Wissens), dass der Islam aus sich heraus keine explizite Akzeptanz der Überlagerung seiner Verhaltensvorgaben durch weltliche Autoritäten (analog dem christlichen "Gib dem Cäsar...") vermittelt. Auch die Christenheit hat mit diesen Überlagerungen immer schon ihre Schwierigkeiten gehabt, aber wenigstens GIBT es im Christentum eine ausreichende Öffnung für dieses Konzept, dass im christlichen Kulturkreis der Säkularismus entwickelt und weitgehend durchgesetzt werden konnte.

            Mich würde daher interessieren, wie Ihre bekannten genau zur Kopftuch-Tragepflicht stehen. Die Wortführer der Verbotsgegner argumentieren, dass eine gute Muslimin nicht Lehrerin werden "könne", wenn sie im Unterricht kein Kopftuch tragen dürfe. DAS ist mir zuviel weltliches Gewicht des religiösen Symbols, um noch von einem säkularen Staatsverständnis auszugehen.

            Ich will nicht leugnen dass es auch laizistische Muslime gibt. Ich würde aber eigentlich erwarten, dass die auch mehr Verständnis dafür haben, wenn man religiöse Symbole bei Trägern staatlicher Autorität generell skeptisch sieht.

            • @Normalo:

              Ob Kopftuch oder auch nicht ist deren private Angelegenheit. Genauso ob jemand ein Kreuz trägt oder nicht. Da äußere ich mich nur zu wenn sie nach meiner Meinung fragen würden. Wenn es um Zwang, Gewalt oder Ausgrenzung geht fange ich mit Diskussionen an und ich rede sehr offen und direkt. Das funktioniert sogar sehr gut solange man nicht den überlegenden Atheisten raushängen lässt, respektvoll bleibt und sie akzeptiert. Das gleiche erwarte ich als Atheist von ihnen. Mit Islamisten hatte ich wissentlich noch nie Kontakt. Die evangelikalen Christen die weltweit auf dem Vormarsch sind halten auch nicht alle viel vom Säkularismus. Und warum sollten Muslime hier Verständnis haben, während die Gegenseite keines zeigt? Kreuze tragen ist ok aber Kopftuch nicht? Ganz oder gar nicht. Ich finde auch das Schulen und Lehrer neutral bleiben sollten. Das muss für alle Religionen gleichermaßen gelten. Aber da geht bei Christen auch gleich die Wertediskussion los. Auch bei Christen wird Religion politisch missbraucht.

      • 6G
        652620 (Profil gelöscht)
        @Andreas J:

        ist im Endeffekt auch eine politische Ideologie, nur eine sehr "alte" *hust*

        • @652620 (Profil gelöscht):

          Würde dann aber auch für die anderen monotheistischen Religionen gelten. Die sind noch älter.

  • Alle Muslime auf der Welt betrachten das Kopftuch eindeutig als Zeichen besonderer Frömmigkeit, insbesondere bzw. natürlich gerade dann, wenn es freiwillig getragen wird. Eine unter den Hijab gezwungene Iranerin ist nicht zwingend besonders religiös. Eine deutsche Muslime mit Kopftuch ist es.

    Es sind ausschließlich Nichtmuslime und ggf. politische Islamist_innen, die behaupten, es sei "nur ein Stück Stoff". Auch eine Form von Arroganz.

    • @Suryo:

      Wichtig ist also, dass Sie wissen, dass sie weiß, ob sie es freiwillig trägt; und warum natürlich.

      • @Jutta57:

        Wichtig wäre, dass, wer auch immer mit einer Kopftuchträgerin als Autoritätsperson konfrontiert wird, weiß, dass sie ihre Gewandung nicht als (gefälligst nachzuahmendes) Vorbild begreift. Denn dieser Empfängerhorizont ist letztlich entscheidend.

        Frage an Sie: Wie kommuniziert man das glaubhaft bei einem Kleidungsstück, das überall, wo Muslime leben, genau als stoffliches Symbol für Sittlichkeit bzw. Rechtschaffenheit eingesetzt wird?

    • @Suryo:

      Ich glaube nicht, dass Sie die Meinung "aller Muslime" kennen und für diese sprechen können; sogar die Kopftuchträgerinnen, die Ihnen morgens auf dem Weg zur Arbeit in der Tram begegnen, dürften sich über die Bedeutung des Kopftuchs kaum einig sein. Arrogant ist es, wenn man Pauschalisierend über Menschen spricht, denen man vermutlich noch nie zugehört hat.

      • @O.F.:

        Sind Nonnenschleier oder Schläfenlocken auch völlig neutral und lassen überhaupt keine Aussage bzw. plausible Mutmaßung über ihren Träger zu?

        Das Kopftuch ist eindeutig ein religiöses Symbol und besagt, dass die Trägerin religiös ist. Warum sonst geht Islamisierung immer mit seiner Zunahme in der Öffentlichkeit einher? In Indonesien trugen vor nur 15 Jahren fast nur ältere Frauen und ein paar wenige besonders Fromme den Hijab. Mittlerweile, nach Beginn einer völlig unzweifelhaft und nachweisbaren Islamisierung und Arabisierung der indonesischen Muslime, trägt es vielerorts fast jede muslimische Frau und diejenigen, die es nicht tragen, müssen sich regelmäßig rechtfertigen.

  • Selbst die modernste, aufgeklärteste Hijabista kommt nicht um die Tatsache herum, dass das Kopftuch am Ende eben doch zutiefst sexistisch und frauenfeindlich ist.

    Und es ist eben nicht nur ein Stück Stoff . Überall auf der Welt verstehen MUSLIME SELBST es als eindeutiges Zeichen besonderer Religiösität - GERADE, wenn es freiwillig getragen wird.

    • @Suryo:

      Doch es ist Stoff; das haben modernste Analysen bewiesen.

      • @Jutta57:

        Verkehrsschilder sind auch nur Blechstücke.

        Buchstaben sind nur Tinte auf Papier.

        Worte sind nur Geräusche.

        Ein Kruzifix ist nur zwei Holzstücke.

        Na, soll ich noch weitermachen oder wollen Sie weiter so tun, als wüssten Sie nicht, was ein Symbol ist?

  • Wir können nicht wissen, was eine Lehrerin mit Hidschab denkt und nicht daraus ableiten wie sie unterrichtet/ mit Kindern umgeht.



    Wir können aber die Gruppendynamik in den Blick nehmen: die Vorstellung die Frau alleine soll entscheiden, was sie trägt, ist ein idealisiertes Modell. Dem steht ein autoritärer Kollektivismus gegenüber (das Paschtunwali, im Iran, auf andere Weise in Russland).



    Coronarebellen setzten in Ostdeutschland Ladeninhaber unter Druck, die Plakate und Aufkleber "umarmbar" / hier keine Maskenpflicht" im Schaufenster anzu bringen.

  • Verschwörungsphantasien der schleichenden Islamisierung kursierten.



    Ja, wenn mensch das auf die nichtmuslim. deutsche Bevölkerung bezieht.



    Verschwörungstheorien sind eine Form des Gerüchts.



    Doch die Gründe für die Pflicht sich zu verschleiern sind genauso aus der Welt des magischen Denkens:



    in der arabischen / türkischen Kulturgeschichte gelten Frauen nicht als passiv, sondern als aktiv -z.b. sexuell.



    Frauen sollen sich verhüllen, oder sollen versteckt etc. werden, weil sie sonst Fitna auslösen (könnten).



    Die Vorstellung von Unheil (Fitna), das die Gemeinde entzweit, oder spaltet oder ins Verderben stürzt, ist geschichtlich ein Glaube an die Gefahr böser Geister.



    Die Imame sind als Hüter über das Gleichgewicht der Gemeinde besonders geneigt böse Geister zu fürchten und lösen damit Gruppendynamik aus.



    Der Westen kann auch Unheil auslösen - also muss man sich vor dem Westen schützen usw.



    Diese Vorstellungen haben jedenfalls noch Einfluss unter den Gläubigen.



    Wobei die Lage in Frankreich noch drastischer ist als hier in der Präsenz strenggläubiger Muslime im Schulunterricht und der Forderung nach Umgehung bestimmter Lehrplan-inhalte.



    Selektivität des deutschen Schulregimes?



    Ich behaupte, dass es viel weniger um Koran-Theologische Inhalte geht, als um Gruppenzugehörigkeit und die Logik diese zu betonen.

  • Anders als bei Lehrern ist bei Polizei und Justiz die Frage völlig klar, dass man hoheitlich tätig wird und daher der Mensch hinter das Amt zurück tritt. Daher trägt der Polizist Uniform und der Richter Robe.

    Das verträgt sich nicht mit einem offensiv präsentierten Bekenntnis und wer glaubt, das Bekenntnis sei wichtiger als das Gesetz, ist in diesen Berufen falsch. Auch ein Bayern-Schal oder sonstige Fan-Untensilien haben im Polizeiauto oder auf dem Richtertisch nichts zu suchen.

    • @Dr. McSchreck:

      In den USA, New York, traf ich auf etliche Cops mit Hitschab. Es handelt sich in New York übrigens um die sicherste Großstadt der USA, die scheinen also ganz gut zu arbeiten. Die Ladys sind bestimmt stolze US-Amerikanerinnen, denn sie machen einen schlecht bezahlten, gefährlichen Job um ihre Mitbürger zu schützen. Nennt man persönliche Freiheit, dass auch ein Cop die Frisur oder Kopfbedeckung seiner Wahl unter der Cop-cap tragen darf. Wenn die New Yorker nach 9/11 weiterhin mit Cops im Kopftuch klarkommen, während man hier wegen drei Lehrern Panik vor radikaler Islamisierung bekommt, kapiert man, was alle meinen mit dieser "German Angst"

    • @Dr. McSchreck:

      Komisch, dass das in Großbritannien total problemlos funktioniert, Polizeiuniformen mit Sikh-Turban oder Kopftuch zu kombinieren. Davon ist bisher weder das Land islamisiert worden noch sonst irgendetwas Schlimmes passiert. Es ist einfach normal.

      • @JoaPi:

        Offenbar legt Großbritannien weniger Wert auf Neutralität, dafür ist Frankreich strenger und dort leben auch viele Muslime, ohne Angst haben zu müssen. So kann jeder das Land seiner Wahl benennen - aber hier ist Deutschland und da gibt es eine Neutralitätspflicht für Hoheitsträger.



        Wer sich damit schon schwer tut, weil der Glaube etwas anderes sagt, sollten vielleicht nicht unbedingt als Gesetzeshüter eingestellt werden, also bei Polizei und Justiz.

  • Der ganze Artikel stotzt von freiheitlichem Liberalismus, dass es nur so gelb die Wand runtertopft.



    Sicher, dass solche Meinungen nicht bei der FDP besser untergebracht sind?



    Da wird das linke Herz ganz schnell verwirrt wenn der eigene Antirassismus mit Religion konfrontiert wird.



    Die Begründungen zur Religionsfreiheit kommen aus der Liberalistischen Ecke und haben in linkem Gedankengut nichts zu suchen.



    Es ist möglich sich antirassistisch und antiklerikal zu positionieren.



    Der Bayrische Ansatz war rassistischer Antiislamismus.



    Der Berliner Ansatz war der einzig vernünftige.



    Neben der Religionsfreiheit haben wir nämlich auch eigentlich eine Trennung von Staat und Religion. Aber da gibt es bei den Christen die ersten Schritte zu tun.

    • @Brat:

      Warum sollte man als Linker Probleme mit dem Politischen Liberalismus haben? Links außen?

  • Völlig egal ob Kopftuch oder Kruzifix. Religion gehört aus Schule, Staat und allen anderen weltlichen Einrichtungen entfernt. Religionsfreiheit ist nämlich eine Einbahnstraße in jeglicher Hinsicht und sollte absolut in den privaten Bereich (zurück)gedrängt werden.

    • @AlexMasterP:

      Das sehen Grundgesetz und viele andere anders.



      Ihre Sicht von "Religion nur im Verborgenen" kommt einem Verbot der religionsausübung bei gnädiger Straffreiheit in privaten Räumen gleich - und ist von Ihnen vermutlich auch genau so gemeint.

      Sollte daher - definitv nein.

  • Und ich dachte immer, sichtbare religiöse Symbole, und da zähl ich das Kopftuch dazu, haben bei Lehrern nichts zu suchen.

  • Wenn das Urteil dazu führt, dass mehr gläubige Menschen den Lehrer/innen-Beruf ergreifen, halte ich das für eine bedauerliche Entwicklung.

    • @mlevi:

      Ich bin Ihrer Meinung. In der Schule sollte es um wissen gehen, nicht um glauben. Aus meiner Sicht gibt es in dieser Welt schon zu viele Menschen, die wenig wissen, aber viel glauben ... ist auch in privaten Gesprächen meiner Meinung nach äußerst unangenehm.

  • Ich halte diese Entwicklung für höchst bedenkenswert: Lehrer sind in fast allen Bundesländern Beamte, damit Staatsdiener. Und der Staat hat religiös neutral zu sein.

  • Bei Lehrkräften bin ich eher unentschieden, ob ich kein Kopftuchverbot begrüßen würde oder nicht. Laut dem Artikel funktioniert das an deutschen Schulen wohl problemlos aber der Beitrag von Jim Hawkins ist auch interessant, welche Vorteile ein Verbot tatsächlich bringen kann. Ebenso könnte man von muslimischen Lehrkräften vielleicht auch erwarten, dass sie im Schulbetrieb das Kopftuch freiwillig ablegen, wenn sie wissen, was das für Debatten das Thema auslösen kann. Religionsfreiheit ist für mich in erster Linie die Freiheit, wegen seiner Religion nicht verfolgt zu werden und diese zu Hause und in der Kirche/Moschee/Synagoge praktizieren zu können aber nicht das gesamte religiöse Regelwerk womöglich noch im öffentlichen Raum auszuleben. Wo ich strikt für ein Kopftuchverbot wäre, sind Muslimas als Richter oder Polizisten. Hier repräsentieren sie das Exekutivorgan eines säkularen Staates und ich würde jeder Richterin oder Polizistin, die selbst in dieser Position das Kopftuch nicht ablegen kann, unterstellen, die Sharia sei ihr wichtiger als die Gesetzte des jeweiligen Landes.

  • Ich gehe davon aus, dass es nicht das Ende eines Kulturkampfes ist, sondern dieser nun verstärkt in den Schulen ausgetragen wird. Es scheint jetzt bereits Konflikte in Schulen zu geben, wenn männliche, muslimische Schüler die Mädchen nötigen bzw. zwingen wollen, ein Kopftuch zu tragen. Kopftuch-tragende Lehrerinnen unterstützen gewollt oder ungewollt diese Bestrebungen, womit es für die Schülerinnen noch schwieriger wird, sich dem entgegenzustellen.



    Ich bedauere das.

    Ebenso vermisse ich die Zeit, in der es für Linke noch selbstverständlich war, sich gegen religiöse Ansprüche zu stellen.

    • @*Sabine*:

      ich teile Ihre Sorge.



      Während nicht weit von uns entfernt im Iran ein Kampfprozess angestoßen wurde gegen ein Regime, das besonders kompromisslos diese Verschleierungspflicht durchsetzen will - vorangegangen die Rückkehr der Taliban an die Macht.

  • Mich würde interessieren, wie der Autor dazu steht, dass eben dieses Bundesverfassungsgericht im Februar 2020 für Richter, Staatsanwälte und Polizisten zu einer gegenteiligen Ansicht gekommen ist!?



    Hier sieht das Gericht



    einen Eingriff in die Glaubensfreiheit als "gerechtfertigt" an, denn die „weltanschaulich-religiöse Neutralität“ des Staates habe ebenfalls Verfassungsrang.

    So viel zu den populistischen Gesetzen die der Auto erwähnt...

    Auch sonst ist der Kommentar eher etwas polemisch:



    "Der Schulfrieden wird dadurch nicht gestört – außer durch intolerante Eltern oder Kolleg:innen, die damit ein Problem haben"

    oder

    Durch seine Normalität wird das Kopftuch mehr und mehr entpolitisiert. (Wie ist das im Iran gerade!)

  • Die ModemacherInnen wird's freuen, wenn das Kopftuch nun nicht nur entpolitisiert, sondern auch entreligioniert daher kommt. Ein Kleidungsstück, oder auch nur ein Accessoire. Für alle Frauen nun wieder ein Go. Wenn die Mode es will.

  • Egal wie frau es findet und egal welche vermeintlichen Einflüsse man verhindern oder erwirken will.....



    Am Ende geht es immer darum einer Frau vorschreiben zu wollen, was sie an- oder ausziehen darf.



    Schon krass, dass es so lange dauert bis der in der Kopftuchfrage stets offensichtliche Widerspruch, nämlich ein Verhüllungsgebot durch ein Verhüllungsverbot bekämpfen zu wollen, endlich aufgelöst wird.



    Es kann gar keine andere Antwort geben, als die, dass es allein die Frau ist, die das entscheiden darf/kann/muss.



    Man stelle sich nur mal vor, frau würde männliche Bekleidung derart über den Kopf der Betroffenen diskutieren und entscheiden.....

    • @Life is Life:

      Abgesehen davon, dass ich gegen Kopftuchtragen an Schulen bin (Argumente gibt es in den Kommentaren hier genügend, besonders auch von J.Hawkins) frage ich Sie, wie Sie sicher sein können, dass es allein die jeweilige Frau ist, die entscheidet, was sie trägt? Meine Erfahrungen sagen mir, dass das nicht immer stimmt.

      • @resto:

        Einfach die Frau fragen.



        Die wird es Ihnen schon sagen.

        • @Life is Life:

          Bei dem Streit geht es nicht darum, was die Lehrerin sich dabei denkt, sondern wie es bei ihren Schülerinnen ankommt und warum es das tut. Das kann die Lehrerin nicht einseitig entscheiden.

    • @Life is Life:

      Es geht doch nicht um ein generelles Verbot, sondern um eine Kleidungsvorschrift in Schulen. Das ist ein klar umgrenzter definierter Raum und in dem gelten die Reglen die der Staat vorgibt. Außerhalb gilt dieses Gebot nicht.



      Ob Kopftuch oder nicht ist jeder Person überlassen, es geht nur darum, ob eine Person mit Kopftuch Lehrkraft sein kann.



      Es geht auch nicht um ein Betretungsverbot. Es geht um ein Vertretungsverbot, darf eine Person den Staat repräsentieren oder nicht.



      Das ist schon ein Unterschied.

      • @nutzer:

        Das ist aber doch nur ein Thema, wenn man einem Kleidungsstück ein politisches oder religiöses Statement unterstellt anstatt es als einfaches Kleidungsstück zu begreifen. Dazu kommt noch dass das Kopftuch anders behandelt wird als z.B. die Tracht einer Nonne. Wenn das mal keine Wertung ist......



        Allein, dass eine Frau religiöse Gebote als Begründung heranziehen muss, weil man ihr sonst die freie Entscheidung, wie sie sich kleiden will, abspricht, ist doch der Skandal.



        Jeder Mensch wird doch wohl selbst entscheiden dürfen, was er/sie/es enthüllen oder verhüllen will. Und das ohne jegliche Begründung!

        • 6G
          652620 (Profil gelöscht)
          @Life is Life:

          Das stimmt auf mehreren Ebenen nicht.



          Erstens, weil Kopftücher erlaubt sind, nur religiöse Kopfbedeckungen nicht. Niemand würde zB. einem Krebspatienten das tragen einer Kopfbedeckung verbieten.



          Zweitens, weil auch Männer nicht herumlaufen können wie sie wollen. Schonmal versucht auf Arbeit mit Badehose und Hawaiihemd zu erscheinen?



          Außerdem sollten öffentliche Stellen neutral sein. Vor allem Kinder sollten doch von diesem religiösen Obskuritäten verschont bleiben.



          Ständig wollen Religiöse irgendwelche Sonderbehandlungen, als wäre der Großteil der Bevölkerung nicht Atheistisch.

          • @652620 (Profil gelöscht):

            Wie unterscheiden Sie denn, ob das Kopftuch, welches ich evtl. morgen tragen möchte, ein "einfaches" Kopftuch oder eine religiöse Kopfbedeckung ist?

            • @Life is Life:

              Wie wir aus dem Antirassismus gelernt haben, kommt es niemals darauf an, wie der Sender eine Aussage meint, sondern immer nur, wie der Empfänger sie empfindet.

              Es ist also völlig egal, wie eine Kopftuchträgerin ihr Kopftuch meint. Wichtig ist nur, wie andere es verstehen.

            • @Life is Life:

              Wenn Sie es heute tragen und morgen nicht, ist es kein Ausdruck echter Frömmigkeit und dementsprechend nicht wirklich religiös. Es sei denn, Sie tragen es konsequent beim Moscheebesuch.

              Aber fragen Sie doch mal eine Muslima, die das Kopftuch wieder abgesetzt hat, was die Reaktionen ihres Umfeldes waren.

              Die Antwort lautet nahezu immer ungefähr so:

              "Es ist leichter, es nie getragen zu haben, als es getragen und wieder abgelegt zu haben."

        • @Life is Life:

          ja, das darf jede/r selbst entscheiden, aber nur in der Öffentlichkeit. Im staatlichen Rahmen gibt der Staat aber den Rahmen vor.



          Und eine Nonne hat ebenso nix in der Schule zu suchen... und ein Kreuz an der Wand auch nicht!

          Wie interpretieren Sie das Kopftuchverbot in der Türkei vor Erdogan? Ist das auch eine Wertung?

          • @nutzer:

            Sagen Sie mal, was möchten Sie denn für eine Schule?! Soll das ein staatlicher Spießerverein sein oder was? Es geht den Staat schlicht nichts an was ich auf meinem Kopf trage oder eben nicht, das ist einfach nur übergriffig!

            • 6G
              652620 (Profil gelöscht)
              @Saile:

              Nein, ein Ort für eine freie, wissenschaftsorientierte Entwicklung.



              Du darfst deinen Kindern ja beibringen, was du möchtest. Aber hier geht es nicht um die Gefühle der Lehrerin, sondern das Wohlergehen der Kinder. Zumindest sollte es das, aber leider gibt´s hier wohl eine Fehlentwicklung.

            • @Saile:

              nein, im privaten geht das den Staat nichts an. Aber wenn Sie in der Schule als Lehrerin arbeiten wollen, dann eben doch. Aber das hat das Gericht ja nun gekippt.



              Und weil Sie direkt fragen, ich möchte eine säkuläre Schule in der meine Kinder nicht zum Gottesdienst müssen um das Schuljahresende zu feiern. Und wo Kindern nicht erzählt wird die Schöpfungsgeschichte sei eben halt eine andere gleichwertige Weltsicht... und genauso wenig möchte ich, dass Menschen mit anderen Religionen religiöse Symbole den Kindern aus der Autoritätsposition, die Lehrkräfte nun einmal haben präsentieren. Nicht weil sie irgendwie schlechte Menschen sind, sondern einfach weil Religion in der Schule nichts zu suchen hat.



              Was außerhalb der Schule geschieht, steht jedem frei.

  • Ich glaube das Kopftuch polarisiert sehr. Solange im Iran Frauen in der Gefahr leben müssen zu sterben wenn Sie es nicht tragen bzw. es nicht richtig tragen kann ich mich nur schwer damit anfreunden.

  • Ich möchte an Schulen keine Lehrkräfte mit Kreuz um den Hals und keine mit Kopftuch. Religion ist privat. Dass das mit Kopftuch etwas schwieriger ist als mit Kreuzkettchen, weil einfach offensichtlicher und auch ein Ablegen des Tuchs aus religiösen nicht einfach möglich ist, das sehe ich ein, trotzdem hat Religion in der Schule nichts verloren.



    Die Lehrkräfte, die den Grundschülern die biblische Entstehungsgeschichte beibringen als sei es Realität reichen schon völlig aus... Kreuze in bayrischen Schule auch.



    In der Türkei war vor Erdogan das Tragen von Kopftücher in der Schule ebenfalls nicht erlaubt, ein muslimisches Land, wesentlich religiöser als unser Land... es muß nicht alles toleriert werden. Wenn eine Lehrkraft etwas sagt oder tut hat das auf Kinder eine große Wirkung. Und Lehrkräfte sollen neutral sein...

    • @nutzer:

      "Natürlich dürfen Lehrkräfte nicht missionieren." - das sehe ich anders. Warum sollte ein Lehrer nicht für seinen persönlichen Glauben werben dürfen? Es gehört zur Bekenntnisfreiheit, dass man in der Öffentlichkeit und auch im beruflichen Umfeld über seinen Glauben reden darf und nicht nur im stillen Kämmerlein beten darf.

      In Bayern ist gemäß der bayerischen Verfassung den Lehrkräften sogar explizit der Auftrag gegeben, den Schülerinnen und Schülern "Ehrfurcht vor Gott" beizubringen (oberstes Bildungsziel laut Art. 131 BayVerf)

      • @Winnetaz:

        Warum sollten Lehrkräfte nicht für ihren Glauben werben dürfen?



        Weil sie das mit ihrer politischen Einstellung zum Beispiel auch nicht dürfen. Stichwort Überwältigungsverbot.



        Aber der Beutelsbacher Konsens kommt ja auch aus der politischen Bildung und nicht von den Menschen, die anderen ihren religiösen Hokuspokus unterbreiten wollen.

      • @Winnetaz:

        Keine Religion sollte missionieren.

        Es gibt weiß Gott genug Blödsinn in der Welt.

        Jeder Mensch, der sich vom Humbug der Religion löst, ist ein Gewinn für die Freiheit und die Vernunft.

        Alte Männer sollten niemandem und schon gar nicht Frauen vorschreiben,wie sie zu leben, was sie tun und was sie lassen sollten.

        • 6G
          652620 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          Ha. Irgendwie hab ich die ganze Zeit gedacht, du wärst religiös.



          Tja so kann man sich irren.

      • @Winnetaz:

        Weil Lehrer selbstverständlich neutral zu sein haben und nicht "seine persönlichen Ansicht incl. des Glaubens" in den Klassenraum zu tragen hat. Das ist auch nicht so schwer zu verstehen aber die Religionen dieser Welt erheben ALLE ausnahmslos den Anspruch die einzig richtige zu sein. Nein, Lehrer sollten NICHT missionieren. Das können sie gern in eigens dafür vorgesehenen Schulen tun aber nicht an weltlichen Institutionen. Schließlich steht demgegenüber der Wunsch, dass ich über deinen Glauben nichts wissen will und selbst entscheiden will an was ich glaube und an was nicht.

        Religionen die unterdrücken und das mit "MeIn GotT iSt DeR eInZiG rIcHtIgE uNd Du GlAuBsT fAlScH" wer braucht sowas?!?!?!

  • Dass so ein Kopftuchverbot auch gute Folgen nach sich ziehen kann, das kann man im laizistischen und offensichtlich besser aufgeklärten Frankreich beobachten:

    "Die Studie kommt zum Schluss, dass das 2004 eingeführte Verbot die Differenz in den schulischen Leistungen zwischen muslimischen und nicht-muslimischen Schülerinnen verringern konnte: Der Rückstand von 13,4 Prozent halbierte sich auf 6,8 Prozent. Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt bei Musliminnen mit einem Vater, der aus dem Mittleren Osten oder aus der Region Maghreb (Tunesien, Algerien, Marokko) stammt."

    Und:

    "Die Wahrscheinlichkeit, sich mit einem nicht-muslimischen Mann zu verheiraten, verdoppelte sich für Musliminnen nach Einführung des Kopftuchverbots. Laut den Studienautoren gibt es für diese Beobachtung zwei Erklärungen. Einerseits könnte der Effekt über die längere Schulzeit laufen: Dadurch, dass das Kopftuchverbot die Schulzeit von Musliminnen verlängerte – da sie tendenziell höhere Ausbildungen abschlossen – hätten diese mehr Zeit, um sich in der Schule zu integrieren und neue Netzwerke aufzubauen."

    www.watson.ch/wiss...t-positive-effekte

    Aber das passt dem Herrn Bax sicher nicht seine ideologische Sicht auf dieses Kleidungsstück.

    • @Jim Hawkins:

      Es bleibt dabei, das sie ander Leute zu ihrem Glück "zwingen" wollen.

      • @Sonntagssegler:

        Das tut der Staat ständig, wenn er in der Zivilgesellschaft ungleiche Machtverhältnisse sieht und die einebnen möchte. So gibt es z. B. zahlreiche vertragliche Vereinbarungen im Arbeits- oder Mietrecht, die der Staat einfach nicht zulässt, selbst wenn beide Parteien es in schöner Eintracht genau so wollen. Skandal? Entmündigung? Nein - GERECHTIGKEIT!

        Das Problem ist hier, dass die unerwünschten Machtverhältnisse, die von der "religiösen" Kopftuchpflicht widergespiegelt werden, die politischen Kräfte, die sonst für genau solche staatlich oktroyierte Gerechtigkeit plädieren, in einen moralischn Zwiespalt bringen: Es verstößt schlicht gegen das eine oder andere Denkverbot, sie überhaupt als bestimm- und abgrenzbares Phänomen innerhalb vorwiegend migrantischer Communities anzuerkennen, weil der politische Gegner das als Bestätigung seiner xenophoben Klischees verwerten könnte. Also lieber Finger weg und stattdessen was von "Freiheit" und staatlicher Zurückhaltung erzählen...

      • @Sonntagssegler:

        Das ist manchmal auch Aufgabe des Staates. Die Gurtpflicht ist technisch gesehen auch eine Einschränkung Ihrer Freiheit, um Sie zu Ihrem Glück, nämlich dem Überleben, zu zwingen.

        • @Suryo:

          Genau gegen diese Gurtpflicht protestierten Esoteriker wie Rüdiger Dahlke und Thorwald Dethlefsen in den 90ern, denn im Kosmisch-Innerlichen sind keine öffentlich-rechtlichen Regeln vorgesehen.



          Entsprechend gegen die Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen.



          Zum Glück gezwungen sieht sich eine Einzelperson - Regeln gelten für eine Gesellschaft ohne willkürliche Ausnahmen. Die Steigerung: Wehrpflicht für streng Religiöse in Israel - gefordert von allen anderen.