Klimaschützer-Aktion in Berlins Norden: Platte Reifen an „unnötigen“ SUVs
Am Wochenende gingen Klimaschützer um und ließen Dampf ab – aus den Reifen von Geländewagen. Die Gruppe „The Tyre Extinguishers“ steckt wohl dahinter.
An vielen Fahrzeugen hingen Flugblätter der Gruppe “The Tyre Extinguishers“ (Deutsch: Die Reifenlöscher). Diese Gruppe ist nach eigenen Angaben in vielen deutschen und europäischen Städten unterwegs und lässt wegen des Klimaschutzes Luft aus den Reifen der „unnötigen Fahrzeuge“.
In der Nacht zu Samstag traf es die meisten SUVs in den Pankower Stadtteilen Karow, Französisch Buchholz und Blankenburg. In der Nacht zu Sonntag waren Waidmannslust, Lübars und Wittenau im Bezirk Reinickendorf dran. Gut möglich ist es, dass noch weitere Anzeigen bei der Polizei eingehen, weil manche Autobesitzer die platten Reifen mit Verspätung entdecken. Der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz der Polizei ermittelt.
In einem Nachbarschaftsportal im Internet wurden Fotos eingestellt. Eine nach eigenen Angaben hochschwangere Frau beschwerte sich in Waidmannslust heftig. Auf einem ebenfalls fotografierten Flugblatt stand „Achtung – Ihr Spritfresser ist tödlich“. Man habe die Luft abgelassen, aber „nehmen Sie es nicht persönlich“. „Es liegt nicht an Ihnen, sondern an Ihrem Auto.“
Empfohlener externer Inhalt
Seit 2021 sind in Berlin viele hundert derartiger Fälle bekannt geworden. Bis zum ersten Halbjahr des laufenden Jahres waren insgesamt schon mehr als 600 Anzeigen aus zahlreichen Stadtteilen eingegangen.
Entlüften hat Tradition
Luftablassen aus Autoreifen hat in linken Kreisen schon eine gewisse Tradition. Schon vor rund 15 Jahren sorgten in Berlin Klimaktivist:innen für Wirbel, weil sie mit ihren Aktionen „auf die möglichen Auswirkungen der Nutzung hochmotorisierter Autos für den Klimawandel hinwiesen.“
Damals ermittelte sogar der polizeiliche Staatsschutz gegen die Luftablasser. Ihre Anwälte bezweifelten hingegen, dass es sich beim Aufdrehen der Ventile um Sachbeschädigung handele.
Zwei Jahre später wurde das Verfahren gegen drei Beteiligte eingestellt – gegen Zahlung einer Geldauflage von je 400 Euro.
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