Geschasste UN-Sonderberaterin: Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Die UN hat den Arbeitsvertrag der Kenianerin Alice Wairimu Nderitu nicht verlängert. Das riecht nach Misogynoir, frauenfeindlichem Rassismus.
I n der täglichen Triage der Tragödien kommt es vor, dass persönliche Schicksale übersehen oder schlichtweg ignoriert werden. Doch der Fall der 56-jährigen Kenianerin Alice Wairimu Nderitu darf nicht untergehen.
Von 1999 bis 2007 leitete sie die Bildungsabteilung der kenianischen Kommission für Menschenrechte. Als Kommissarin für Zusammenhalt und Integration schlichtete Nderitu ab 2009 religiöse und ethnische Konflikte, die auch Jahrzehnte nach dem blutigen Mau-Mau-Aufstand immer wieder angefacht wurden.
Sie entwickelte das erste kenianische Lehrbuch zu Inklusion und Konfliktprävention, dozierte am Auschwitz-Institut für Frieden und Versöhnung sowie an der Universität Boston und war Stipendiatin bei der südafrikanischen Menschenrechtskommission. Als Mediatorin im nigerianischen Südplateau 2017 führte sie 56 Gemeinschaften zu einer Friedensvereinbarung.
UN-Sonderberaterin für Verhütung von Genozid
Angesichts dieser Leistungen wundert es nicht, dass Nderitu 2020 zur UN-Sonderberaterin für Verhütung von Genozid ernannt wurde. Den Job nahm sie sich zu Herzen. In einer Studie kritisierte sie 2022 den inflationären, unsachgemäßen Gebrauch des Begriffes „Völkermord“, für den das Strafrecht Absicht voraussetzt.
Infolge der Gegenoffensive der IDF in Gaza widersetzte Nderitu sich dem massiven Druck, Israel des „Genozids“ zu beschuldigen. Ende November 2024 verzichtete das UN-Sekretariat darauf, Nderitus Vertrag zu verlängern, und äußerte sich schmallippig über diesen Abgang.
Auch wenn bislang nicht bewiesen ist, dass sie deshalb gehen muss, riecht der Versuch, sie zur Diskreditierung Israels einzuspannen, nur so nach Misogynoir, also Frauenfeindlichkeit und Rassismus.
Dieser Fall wirft ernsthafte Fragen zur Meinungsfreiheit hinsichtlich der Rolle von Women of Color im Völkerrecht auf. Die UN erreichen damit einen weiteren Tiefpunkt. Ihre Glaubwürdigkeit als unparteiische Instanz hat sie mit ihren andauernden Angriffen auf Israel aber ohnehin längst verspielt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen