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Demokratie in OstdeutschlandSie können auch anders

Gastkommentar von

Wolfgang Müller

Sind die Ostdeutschen wirklich so demokratieresistent, wie gern behauptet wird? Oder hören Westdeutsche ihnen einfach nicht richtig zu? Ein Erklärungsversuch.

Blauer Himmel in Dresden Foto: Karsten Thielker

E s wirkt rätselhaft: Nach vierzig Jahren SED-Herrschaft mit einer recht kläglichen Simulation von Demokratie sind die Ostdeutschen seit 1990 Bürger der Bundesrepublik, ihre politischen Präferenzen fließen selbstverständlich in die Wahlergebnisse ein – von der lokalen bis zur bundespolitischen Ebene. Woher kommen dann Unmut und das Gefühl des Übergangenwerdens, ja einer neuen Unterdrückung?

Zur Erklärung werden meist psychologische Faktoren herangezogen. Unter anderem eine Art Veränderungsüberforderung, als es aus der DDR-Gemütlichkeit hinausging in rauere Wirklichkeiten. Ebenso spielt die Kränkung eine Rolle, dass Ostdeutsche in den ostdeutschen Bundesländern bis heute – von DAX-Vorständen bis zu Professuren – deutlich unterrepräsentiert sind.

Bild: privat
Wolfgang Müller

war bis 2020 Redakteur beim NDR in den Ressorts Bildung Wissenschaft. Zuletzt erschien im Kröner-Verlag das Buch: „Das Rätsel Rudolf Steiner. Irritation und Inspiration“.

Kaum je rückt der Gedanke in den Blick, dass der ostdeutschen Empfindung des Missachtetwerdens eine tiefere – und sehr reale – Erfahrung zugrunde liegen könnte: die Erfahrung, dass man, Wahlen hin oder her, mit zentralen Anliegen nicht gehört wird. Zwei Beispiele.

Ein Schlüsselerlebnis war der Umgang mit Migration. Die wurde in weiten Teilen Ostdeutschlands anders wahrgenommen als im Westen: Es gab mehr Bedenken, mehr Zweifel an der Integrationsfähigkeit, mehr Sorgen, wohin ein starker Zustrom führen könnte. Inzwischen sind diese Fragen Teil des gesamtdeutschen politischen Diskurses geworden.

Abgekanzelt von Westdeutschen

Bei den Ostdeutschen blieb aber vor allem hängen, dass sie über Jahre von routinierten, sich progressiv gerierenden Westdeutschen abgekanzelt wurden. Kaum ein Kommentar zu diesem Thema ohne den herablassenden Zusatz, die (ostdeutsche) Skepsis komme ausgerechnet aus Regionen mit dem geringsten Migrantenanteil. Subtext: Die Leute dort sind irgendwie dumm, das ist „Dunkeldeutschland“, politisch unzurechnungsfähig.

Das sitzt. Dass manche Ostdeutsche vielleicht etwas gesehen oder antizipiert haben könnten, das vielen Westdeutschen erst später aufging, wird bis heute nicht anerkannt. Geblieben ist die Erfahrung, mit einem relevanten Gesichtspunkt verkannt und massiv abgewertet zu werden.

Zweites Beispiel: Ukrainekonflikt. Auch in Ostdeutschland wissen die meisten, dass dies ein völker­rechtswidriger Angriffskrieg von Seiten Putin-Russlands ist. Nur sehen hier viele noch andere Aspekte. Darunter jene, dass die westliche Erzählung vom ständig weiter vordringenden Russland nicht so recht plausibel erscheint, wenn die Nato-Grenze bis 1990 nicht weit von Hamburg verlief, heute aber nicht weit von St. Petersburg. Aus guten Gründen natürlich, wenn man die Sorgen und das Selbstbestimmungsrecht insbesondere der baltischen Staaten ernst nimmt.

Ostdeutsche sind nicht sämtlich „Putinversteher“

Nur dass der „Westen“ andererseits, wo es ihm weniger gelegen kommt, Selbstbestimmungs- und Völkerrecht bricht: Vietnamkrieg, Einmarsch in den Irak, israelische Siedlungspolitik, die ohne die Rückendeckung insbesondere der USA unmöglich wäre. Viele Ostdeutsche sehen diese Inkonsequenzen, die blinden Flecken der dominierenden politischen Lesart. Dadurch werden sie aber nicht gleich zu „Putinverstehern“, wenngleich sie so abgefertigt werden.

Jenseits aller Details bei diesen Debatten, über die man trefflich streiten kann, bleibt als Kernbefund: Die ostdeutsche Optik könnte etwas Relevantes zur politischen Urteilsbildung beitragen. Aber das kommt den selbstgewissen Westdeutschen kaum je in den Sinn. Es ist, als hätten Menschen mit DDR-Hintergrund von Hause aus nur Erfahrungen zweiter Klasse zu bieten. Maßstab bleibt also das alte bundesdeutsche Koordinatensystem, in das sich die Ostdeutschen bitteschön doch endlich mal hineinfinden sollten.

Bezeichnend dafür ist eine Aussage von Friedrich Merz im Wahlkampf 2024: „Man muss im Osten mehr erklären als im Westen, das ist wahr, aber ich tue es gern.“ Da ist es wieder, das herablassende Framing: Ihr seid ganz okay, ihr braucht nur etwas länger. Das ist eine Beleidigung.

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Selbstverständlich – muss man es betonen? – gibt es auch jede Menge ostdeutscher Inkonsequenzen. Man kann sich nur wundern über Leute, die mit vierzig Jahren DDR-Politikversagen kein übermäßiges Problem hatten, aber jetzt jeden etwas mühsameren demokratischen Aushandlungsprozess als „Affentheater“ bezeichnen. Oder der Zulauf zu Parteien im Osten, die die unterbelichteten Aspekte in der Migrations- oder Ukrainefrage aufgreifen – es ist deprimierend, wie groß die Bereitschaft ist, sich damit in ein aggressives und nationalistisches Fahrwasser zu begeben, statt die Dinge auf kühle und freiheitliche Weise zu thematisieren.

Die große Frage ist nun: Wie kommt man aus dieser Verschanzung heraus? Sicher nicht durch hastige Demokratieförderprogramme, denen der Geschmack von Nachhilfe anhängt. Auch nicht, indem man fieberhaft nach Wegen sucht, um auf den von der AfD erfolgreich bewirtschafteten politischen Brachflächen doch noch einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Solche Manöver durchschauen inzwischen alle.

Es gibt nur eine Option: Jene Themen, die bislang nur selektiv und lediglich mit westlicher Optik beleuchtet wurden, müssen Teil einer umfassenden und ernsthaften Diskussion werden. Oder anders gesagt: Es geht um einen Diskurs, der diesen Namen auch verdient und nicht einem Versuch einer medial gestützten Volksbelehrung gleichkommt.

Es wäre die Chance für ein öffentliches Gespräch, eines, in dem die bisherigen Ost-West-Konturen auf wundersame Weise in den Hintergrund treten könnten. Und eines, in dem die gewohnte westdeutsche Diskurshoheit an ihr Ende käme. Kein Grund zum Weinen. Wenn west- und ostdeutsche Perspektiven gar nicht mehr recht identifizierbar wären, dann wäre das ein stiller Erfolg. Es wäre ein Anflug dessen, was mit der vielbeschworenen inneren Einheit des Landes gemeint sein könnte.

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109 Kommentare

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  • Mich kotzt dieses Entschuldigen von Rassismus, provinzieller Engstirnigkeit, miefigen Spießertums und Putinnähe als "ostdeutsche Befindlichkeiten" inzwischen sowas von an! Beileibe nicht alle Ostdeutschen sind so, und beileibe nicht alle Westdeutschen sind frei davon. Auch wenn Rechtsradikale soetwas als originär "ostdeutsche Tugenden" feiern, und andererseits viele Westdeutsche es ebenfalls speziell im Osten verorten, um sich naserümpfend davon zu distanzieren oder aber, wie der Autor diese Artikels, die xte paternalistische - aber natürlich mit Wessi-Selbstkritik gewürzte -"Ossi-Analyse" zu veröffentlichen ...

  • Ich hätte zu dem Thema noch so einiges zu sagen, kann aber meine Übelkeit inzwischen nicht mehr überwinden, obwohl ich nicht schwanger bin - auch das stünde im Kontext zum angesprochene Thema, falls Ihr versteht. Der allgemeine Verfall des Bildungsniveaus wäre ebenso eins - egal ob mit oder ohne autoritäre Nachttopf - Gruppensitzung und UTP - etwas in der Art (natürlich ohne das ohnehin fehlende S) würde auch heute nicht schaden. Und eine ganzheitliche naturwissenschaftliche Grundausbildung auch nicht.



    Bevor ich mich verabschiede: Grüße an Saarland und Ruhrpott: Danke an Eure Landsleute, die damals die Parallelen verstanden und das ausgesprochen haben. Ein Gruß an alle, die gern verallgemeinern und glauben. Und denen, die zwei Billionen vermissen, empfehle ich mal beispielhaft die Podcast-Serie "Teurer fahren". Ich glaube nicht, dass man das Unkraut, was da seit 35 Jahren in die Köpfe gesät wurde, noch ausreißen kann. Schon deshalb, weil es täglich von Politikern und ihren Medienhelfern mit Gift gefüttert wird.

    • @Christine_Winterabend:

      Gerne würde ich verstehen wollen, was Sie damit meinen: "ohne autoritäre Nachttopf-Gruppensitzung und UTP", usw. Denn Sie scheinen sich ja auf den beklagenswerten "allgemeine[n deutsch-deutschen] Verfall des Bildungsniveaus" zu beziehen.



      Was Sie mit Ihrem Dank an Saarland und Ruhrpott(-Bewohner*innen?) und den "zwei Billionen" sagen möchten, glaube ich zu ahnen bzw. zu verstehen, sicher bin ich mir aber auch da nicht.



      (Bin eben leider ein schon sehr in die Jahre gekommener Wessi.)

      • @Auweiowei:

        Die zwei Billionen sind ein Zitat aus diesem Thread. Bei UTP geht es um praktischen Unterricht in der Schule. Bei Nachttöpfchen um den ständigen Vorwurf, dass von frühester Jugend an alle gnadenlos auf Linie gbracht wurden, dabei aber den damaligen Bidungs- und Erziehungsstandards nicht einmal verstanden zu haben. Ruhrpott und Saarland meinen die dort ebenso ohne Rücksicht auf Beschäftigung, Sozialstandards und Chancen für alternative Wirtschaftsentwicklungen vorangetriebene Deindustrialisierung vor 1990. Und die zwei Billionen sind ein Zitat aus dieser Diskussion weiter unten, von dem ich mich durch Ihre Nachfrage wieder ermutigt fühle. Deshalb danke dafür.

        • @Christine_Winterabend:

          Alles klar, vielen Dank auch.

  • Vielen Dank für den Beitrag! Endlich mal ein Versuch der Differenzierung.



    Ich habe länger in Westdeutschland gelebt als in Ostdeutschland, bin aber hier immer noch „2.Klasse- Mensch“ - sobald es eine Meinungsverschiedenheit gibt, wird über mich hergefallen als böse Ostdeutsche, fast immer ist es die Boomer-Generation.



    Ostdeutsche haben keine Möglichkeit der Meinungsäusserung in den Medien, weil alles den Westdeutschen gehört, bis auf eine Berliner Zeitung.



    Wenn man andere klein macht, fühlt man sich selbst größer. Geht seit Jahrzehnten so.



    Sollte mal ein Ostdeutscher wagen!



    Mir wird immer noch erklärt, was ich erlebt habe und wie ich bin, was für eine Ignoranz und sie merken es nicht mal, weil es ja üblich ist.

    • @Andy F.:

      Worin besteht die Differenzierung, wenn so pauschal von Osten und Westen gesprochen wird?



      Schon bei der Grenzöffnung hatte ich den Eindruck, dass die Menschen etwas zu euphorisch sind. Wie hat es mich dann später angekotzt, als Kohl mit Hilfe gutgläubiger Ostdeutscher gewählt wurde.



      Ich musste ein Heidengeld für einen halbschrotten Opel Kadett ausgeben, weil der Gebrauchtwagenmarkt leergefegt war. Trotzdem dachte ich, dass das nunmal so ist.



      In dem Betrieb, in dem ich damals gearbeitet habe, gab es einige Kollegen, die wollten die Mauer am Liebsten wieder hochziehen, nur weil sie den Soli zahlen sollten.



      Ein paar junge Mitarbeiter kamen aus Ostdeutschland. Ich fand es mutig, dass sie sich auf den Weg gemacht haben.



      Herzlich aufgenommen wurden sie nicht. Wie wohl überall auf der Welt Menschen, die über wenig Geld verfügen, mit offenen Armen empfangen werden. "Normal" soweit. Zu glauben, nur weil man Deutscher ist, habe man irgendeinen Anspruch darauf, ist falsch. Wenn sich Rechtsextremismus im Osten besonders stark verbreitet, hat es auch mit der Annahme zu tun, Deutsche müssen mit Deutschen solidarisch sein. Enttäuschung ist so vorprogrammiert. Nun ist die Zeit für Rache da.

    • @Andy F.:

      Danke für die klaren Worte. Was sie beschreiben passiert ja in weiten Teilen auch in diesem Forum.

  • Es gibt sehr viele, die dazu Studien gemacht und Bücher geschrieben haben. Und die sind tiefschürfender als dieser Beitrag. Mau oder Kowalczuk z.B. Ich empfehle eher diese Lektüre wenn man sich mit dem Thema beschäftigen möchte: "Triggerpunkte", "Freiheitsschock", "Endspiel".

    • @Jalella:

      Wenn es um fleißiges Faktensammeln und Engegement in Verbindung mit eigenen Erfahrungen geht, empfehle ich auch: Dirk Oschmann z. B. "Der Osten: eine westdeutsche Erfindung (2023)" und - es geht eben nicht nur um Ostdeutschland Natalya Nepomnyashcha - Natalya Nepomnyashcha "Wir von unten"

  • Für mich ist das 'Deutsch-Deutsche' nach 45 ein "Trauerspiel" mit Lichtblicken (v.a. als die Mauer fiel).

    Meine Eltern waren vor 45 schon von Thüringen nach Franken gezogen. Als Kinder waren wir mit der Mutter in den Sommerferien in der "Ostzone". Viele Pakete ("Geschenke - keine Handelsware"). Später fast nur einseitige Besuche von W nach O.



    Gleich nach 90 holte ich eine Cousine ab, um sie auf dem kürzesten Weg in "ihr" Frankreich zu fahren.



    Während wir Wessis aus der Familie tatsächlich den Osten zwischen Weimar und Rügen erkundeten, auch Prag und Budapest, und in der Hohen Tatra wanderten, waren unsere lieben Ossis in Österreich, Italien und sogar USA unterwegs - ohne jemals den Weg zu uns nach Franken zu finden.



    Später kam man noch zu Trauerfeiern hüben und drüben zusammen...



    Als ich mit meiner Cousine 2014 wieder mal telefonierte, sagte sie zur besetzten Krim bloß, die sei ja auch immer russisch gewesen.



    Und so sind unsere deutsch-deutschen Kontakte nach und nach eingeschlafen.

    Ich behaupte bestimmt nicht, dass diese Erfahrungen verallgemeinerbar seien. Aber untypisch sind sie wohl auch nicht. Und noch eins: "Politik" war in meiner Familie nie ein relevantes Thema.

  • Vielleicht liegt der Kern der ganzen Sache auch wo ganz anders. Nicht, dass da jetzt alles falsch wäre, ganz im Gegenteil. Aber irgendwie ist das jetzt nicht der erste Artikel, den ich über "Ostdeutsche" lese und es mir irgendwie dabei vorkommt, als würde ich gerade eine Naturdoku über die Fauna einer fernen Steppenlandschaft anschauen. 35 Jahre nach der Wiedervereinigung wird über "die Ostdeutschen" geredet, als würde man mit dem Fernglas über die Mauer schauen und das Verhalten einer bislang unbekannten Spezies beobachten.

  • Ein wenig überzeugender Meinungsbeitrag. Man muss gründlich analysieren, welche wirtschaftlichen sozialen und kulturellen Dynamiken mitsamt ihren Auswirkungen auf die Psyche sich in Ostdeutschland UND Westdeutschland entfalten. Daraus sind dann politische Schlussfolgerungen zu ziehen und Maßnahmen zu ergreifen. Das kann man aber nur, wenn man ein Wertgerüst hat, wenn man überzeugt und überzeugend, mit geradem Rücken sagen kann: Rassismus ist falsch, statt murmelnd dem bestehenden Ressentiment zu folgen: weg mit braunen Menschen - wenn man dann dafür gewählt wird.



    Um die Frage aus meiner Perspektive zu beantworten: die Westdeutschen hören nicht richtig zu und die Ostdeutschen sind in viel zu großen Teilen demokratieresistent. Der angeteaserte Widerspruch existiert nicht.

    • @My Sharona:

      Niemand, wirklich niemand fordert "weg mit braunen Menschen"! Wem genau unterstellen Sie das? Merz? Der AfD?

      Das ist schon fast üble Nachrede. Selbst die ziemlich weit rechts stehende AfD spricht bei ihren Abschiebeplänen immer nur von abgelehnten Asylbewerbern, Leute, deren Krieg im Heimatland zu Ende ist sowie sämtlichen kriminellen Zuwanderern.

      • @Debaser:

        Und "niemand, wirklich niemand" hatte die Absicht, eine Mauer zu bauen. Ihr "niemand" ist anmaßend und verlogen - anmaßend, weil niemand (und hier stimmt das Wort), auch Sie nicht, ausschließen kann, dass es eben doch politisch "braune Menschen" gibt, die Menschen mit "brauner Hautfarbe" (ist oftmals auch eine bloße Zuschreibung) weghaben wollen. Verlogen, deshalb, weil es durchaus Menschen gab, die wegen ihrer "braunen Hautfarbe" verprügelt oder ermordet wurden und die weder abgelehnte Asylbewerber noch "Leute, deren Krieg im Heimatland zuwende ist" noch kriminelle Zuwanderer. Und ich unterstelle Ihnen, dass Sie das auch genau wissen, und hier ganz bewusst Ihre Nebelkerzen zünden.

      • @Debaser:

        Sehr viele Menschen in meiner ostdeutschen Heimat sagen das. Und sehr viele Politiker*innen bekräftigen sie darin, befeuern das Ressentiment mit dem Ziel der Gefühlsbewirtschaftung.

  • Ich kann dieses Gejammer und die ständigen, rückwärtsgerichteten Begründungen nicht mehr hören. Die Maueröffnung ist inzwischen über dreißig Jahre her, den Vietnamkrieg oder die Höhepunkte des kalten Krieges haben die meisten Ostdeutschen gar nicht mehr selber erlebt. Und zu sagen "man muss auch mal beide Seiten des Ukrainekriegs betrachten": Genau DAS macht für mich jemanden nach all den Kriegsverbrechen in den letzten Jahren zu einem "Putinversteher", könnte daran liegen, dass die Linkspartei bis etwa vorletztes Jahr gebraucht hat, um sich ernsthaft von Moskau zu distanzieren. Es braucht keine "Gespräche" mehr, ich bin es leid. Dreißig Jahre sind genug, um sich zu demokratisieren. Wer es dann IMMERNOCH nicht gelernt hat, der schreit halt weiter "Volksfahrräder!" während irgendwelchen Montagsdemos, mir egal. Aber Zeit für Diskussionen verschwende ICH persönlich nicht mehr an diese Menschen.

    • @MarsiFuckinMoto:

      Hervorragend auf den Punkt gebracht.

  • Ich glaube nicht, dass 'man' im Osten mehr erklären muss, also plurale Parteienlandschaft, Demokratie, Abstimmungen etc. Das ist m.M. alles vollkommener Unsinn.



    Was es im Osten gibt, sind bittere Erfahrungen mit der Wiedervereinigung, mit Arbeitslosigkeit, mit westdeutscher Kapitalexpansion und mit einer gewissen Machtlosigkeit vor Ort. Ansonsten sind die Menschen im Osten wie im Westen. Nach mehr als 35 Jahren kann ich solchen Unterscheidungen wenig abgewinnen, auch die Erlebnisse mit der SED und der Stasi sind für die heutige Situation regelrecht ergebnislos.



    Wenn im Osten 10 Prozent rechtsextrem sind, dann sind 90 Prozent es nicht und solche Verhältnisse gibt es manchmal auch im Westen, es gibt auch Landkreise und Städte, wo es solche Probleme gibt, das ist nicht ein Alleinstellungsmerkmal des 'Ostens'.



    Auch die AfD-Wähler in Sachsen oder Thüringen bilden nur ein paar Prozentpunkte der Gesamtbevölkerung ab. In den 1970ern hatten viele norddeutsfche Linke gemischte Gefühle gegenüber den Bayern, weil die beharrlich F.J. Strauss wählten. War auch eigentlich ergebnislos, bzw. interessiert heute niemanden mehr.

    • @Andreas_2020:

      "10 Prozent rechtsextrem und 90 Prozent sind es nicht..." - mutige Aussage. Da suche ich doch mal kurz die letzten Wahlergebnisse raus. Bundestagswahl 2025 (Zweitstimmen) in Ostdeutschland: Die AFD kommt auf 32 Prozent, in Westdeutschland kommt die AFD auf 18 Prozent (Quelle: Statista 2025). Und wenn man die Ergebnisse auf die "böse Wiedervereinigung" und die schlimme "westdeutsche Kapitalexpansion" schieben will: Warum wählen dann so viele junge Leute im Osten die AFD?! Von der Wiedervereinigung erzählen maximal die Eltern und Großeltern, das ist kein Grund eine (besonders im Osten) radikal rechte Partei zu wählen. Und sorry: Björn Höcke mit F.J.Strauss der damaligen Zeit zu vergleichen ist einfach nur absurd...

      • @MarsiFuckinMoto:

        Gut dann mal ein Blick auf die Zahlen:



        1. Mecklenburg 1.012.723 abgegebene Stimmen, davon AfD 376.000, Einwohnerzahl des Bundeslandes: 1,5 Mio.



        2. Sachsen 986.000 abgegebene Stimmen 2,56 Mio. Einwohnerzahl des Landes: 4,04 Mio.



        3. Sachsen Anhalt 515.000 AfD Stimmen, abgegebene Stimmen 1,7 Mio, Einwohner des Landes: 2,1 Mio.



        4. Thüringen AfD 512.000 von 1,65 Mio. abgegebnen Stimmen, Einwohner des Landes 2,10 Mio



        Also wir reden von jedem Menschen in diesen Bundesländern und da kommt die AfD nicht auf eine Stärke, dass sich darüber das ganze Land charakterisieren lässt. Das ist ja mein Punkt. Ansonsten sind alle diese AfD-Stimmen für unser Regierungssystem eine Gefahr, aber eben kein Wesenszug des Ostens, diese Zahlen gibt es abgeschwächt eben für einige West-Bundesländer auch. Das ist mir wichtig

        • @Andreas_2020:

          Och. Man zählt neuerdings nicht nur Nichtwähler dazu, sondern auch Bürger, die gar nicht wählen dürfen. Warum nicht auch Haustiere, oder PKWs?

    • @Andreas_2020:

      Das ist richtig. Bei Rechtsextremen im Westen fällt jedenfalls niemandem ein, man müsse nun wirklich noch mal dringend den Dialog über die letzten 35 Jahre suchen.

      • @nihilist:

        Im Westen hat man seit 1949 Erfahrungen mit Rechtsextremen, wahrscheinlich glauben die Behörden hier, sie hätten die Probleme besser im Griff ... (M.M. stimmt es nicht)

  • Ich bin Ossi und halte das für eine sehr schwache Argumentation.

  • Danke für dieses Lehrbeispiel für Othering!

    „Man kann sich nur wundern über Leute, die mit vierzig Jahren DDR-Politikversagen kein übermäßiges Problem hatten, …“ Ähm … tief durchatmen … ich antworte mal netzfeministisch: Es ist nicht unsere Aufgabe, immer und immer wieder irgendwelchen Ignoranten die Grundlagen zu erklären! Informieren Sie sich bitte, die Buchläden sind voll mit Büchern z.b. von Ilko-Sascha Kowalczuk. Wenn sie „Freiheitsschock“ gelesen haben und möglicherweise sogar mal mit einem echten Eingeborenen gesprochen, reden wir nochmal.

    • @Mendou:

      Vielleicht erklärt einer der Eingeborenen dann, dass man gar nicht an verständnisvollen Texten interessiert ist - mal ganz unpolitisch und lagerübergreifend.

      • @Genosse Luzifer:

        Wie meinen?

  • Ein Problem ist natürlich, dass seit 1990 Scharen von Wessis auftauchten, die die Ossis analysieren wollen, als ginge es um eine Horde Affen im Zoo.

    Der Ton wurde gesetzt, als jemand aus dem Westen feststellte, dass die Ossis einen Knacks haben, weil sie in den Kindergrippe auf dem Töpfchen beieinander saßen...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Ich stimme Ihnen vollkommen zu. Diese Arroganz überrascht mich immer wieder, auch hier in den Kommentaren wieder. Wenn z.B mehr Fähigkeit zur Einsicht von Ostdeutschen gefordert wird.

  • Teil 1: Sehr kluger Kommentar. Danke. Auf die zentrale Frage: "Woher kommen dannUnmut und das Gefühl des Übergangenwerdens, ja einer neuen Unterdrückung?" fehlt mir aber trotzdem eine Antwort, die ich für wesentlich halte. Nämlich, dass die Wiedervereinigung eben kein Zusammenschluss auf Augenhöhe war und trotz der dankenswerten Beendigung der Diktatur für viele Bürger der Ex-DDR keine wirkliche Befreiung. Meiner Ansicht nach war es eher eine Übernahme des Landes durch einen Staat, in dem der Kapitalismus die Demokratie, und damit auch die Solidarität korrumpiert. Mit allen Härten, die der leistungs- und wettbewerbsorientierte Kapitalismus für die wirtschaftlich schlechter gestellten (welche die Bürger der neuen Bundesländer eben waren) mit sich bringt. Wenn dann die Dinge, die in der DDR trotz Diktatur gut gelaufen sind (sozusagen die positiven Reste des korrumpierten Sozialismus) einfach ignoriert werden, ist nachvollziehbar, dass Mensch sich mit Grauen von dieser angeblich besseren, überlegenen Gesellschaftsordnung und den Parteien, die sie repräsentieren, abwendet.

  • Mit Berlin (und zwar Ost und West-Berlin zusammen genommen) hat der Osten mit 16.1 Millionen Einwohnern einen Bevölkerungsanteil von 20. 2 Prozent an Gesamtdeutschland.



    Ohne Berlin sind es 12.4 Millionen Menschen, was einen Bevölkerungsanteil von 14. 8 Prozent an Gesamtdeutschland ausmacht.

    Es gibt mit NRW ( 18 Millionen Einwohnern) und Bayern (13,2 Millionen Einwohnern) also zwei Bundesländer, die mehr Einwohner haben, als die gesamten Flächenländer des Ostens. Baden-Württemberg (11.2 Millionen Einwohner) ist ebenfalls nahe dran.

    Wenn wir nun davon ausgehen, das jeder Einwohner dieses Landes demokratisch genauso viel zählt, dann habe ich überhaupt nicht den Eindruck, das der Osten medial unterrepräsentiert ist, oder deren Meinungen nicht gehört werden.

    Wie es den Leuten in Hagen, Bottrop oder Saarbrücken so ergeht, das spielt medial auch selten mal eine Rolle.

    Ich glaube manchmal, das die Ossis 1990 davon ausgegangen sind, das hier zwei gleich große Deutschlands wiedervereint werden.



    Nun ist der Osten halt flächenmäßig betrachtet kleiner und im Bezug auf die Einwohnerzahl viel kleiner und so läuft es eben in einer Demokratie, wo es um Mehrheiten geht.

    • @R. Mc'Novgorod:

      Das Saarland allein stellte an Bundesministern bereits Peter Altmaier, AKK, Heiko Maas und an Staatsratsvorsitzenden der DDR Erich Honecker ;) Aber ja, es ist schwierig nach der Abwanderung aus der DDR und Zuwanderung nach beispielsweise Leipzig und Ostberlin das jetzt noch auseinander klamüsern zu wollen. Damals wurde etwas stark nach Prinzip des siegreichen Systems gefahren und das sitzt bis heute in Teilen auch wenn die Gesamtlage natürlich komplex war. Dass Ostdeutsche durch weniger Familienvermögen nach der Schaffung gleichen Rechts aber nicht gleicher Möglichkeiten beispielsweise bei der Privatisierung von Mietwohnungen in Oststädten nicht so liquide dastanden wie manch ein Süddeutscher, der hier ein Investitionsobjekt fand, wird sich eben auch vererben. Aber so viel später mit Quoten anzufangen, löst das Problem auch nicht.



      An irgendeinem 3. Oktober las ich in der Zeit, glaube ich, einen selbstreflektierten Artikel eines nach Leipzig gezogenen jungen Westdeutschen, der darüber sinnierte, wie es für manche Leipziger sein müsste, wenn zugezogene in die Gebäude kommen, die für manche Erinnerungswert haben, um sich mal ne Zeit lang zu verwirklichen in der Fremde. War erfrischend

  • "Ebenso spielt die Kränkung eine Rolle, dass Ostdeutsche in den ostdeutschen Bundesländern bis heute – von DAX-Vorständen bis zu Professuren – deutlich unterrepräsentiert sind." heißt es im Artikel.

    Das ist unplausibel. Der Prozentsatz der Bevölkerung, der Statistiken darüber kennt, aus welchen Bundesländern DAX-Vorstände oder Professoren kommen, dürfte in Ostdeutschland wie in Westdeutschland deutlich unter 1 % liegen. Kaum jemand kennt auch nur eine nennenswerte Anzahl der Namen der Vorstände von DAX-Unternehmen oder der Professoren an deutschen Hochschulen, geschweige denn deren Herkunft. Hingegen wusste während der Amtszeit Gaucks als Bundespräsident, die vollständig in die Kanzlerschaft Merkels fiel, praktisch jeder, dass die beiden höchsten Staatsämter Deutschlands von Ostdeutschen besetzt waren, ohne dass dies in Westdeutschland zu größerem Lamentieren geführt hätte.

    • @Budzylein:

      Gab durchaus Satiriker, für die die Erwähnung des Ostdeutschseins dieser Personen bereits eine Pointe darstellte.

    • @Budzylein:

      Ich möchte mal kurz darauf hinweisen, dass der Autor gerade diese Aussage zu einem weiteren Artikel verlinkt hat, in dem Quellen genanntwerden. Soviel ich weiß, beruhen sie auf Forschungsergebnissen, die von verschiedenen Institutionen generiert wurden und auch in verschiedenen gemeinhin ernstgenommenen Sachbüchern von ernstgenommenen Autoren zitiert werden - das Auffinden würde ich gern Ihnen selbst überlassen, das könnte sachlichem Kommentieren zugute kommen.

  • Soso, da gibt es also Menschen in Ostdeutschland, denen "die westliche Erzählung vom ständig weiter vordringenden Russland nicht so recht plausibel erscheint, wenn die Nato-Grenze bis 1990 nicht weit von Hamburg verlief, heute aber nicht weit von St. Petersburg."



    Frage: Wäre es diesen Menschen lieber, wenn sie von Putin vor dem "bösen" Westen geschützt würden?

    • @Il_Leopardo:

      Nein. Das steht nicht im Text und ist auch nicht der Gedanke in den Köpfen. Es geht darum, die Doppelmoral zu zeigen, dass man Russland (berechtigt) Großmachtstreben vorwirft, die eigene (NATO-)Grenze über die letzten 35 Jahre aber klammheimlich deutlich nach Osten auszudehnen.

      Wasser predigen und Wein trinken, kommt in Ostdeutschland eben besonders schlecht an, weil wir das exakt von der Nomenklatur des Politbüros kennen und ausgesprochen allergisch darauf reagieren.

      Wie der Text es schreibt: Nur weil man die Doppelmoral anprangert, ist man noch lange kein Putinversteher.

      Der größte Putinversteher des Landes ist übrigens ein niedersächsischer Rentner. Nur so am Rande.

      • @Kriebs:

        Es wird gerne gesagt, man habe die "NATO-Grenze [...] klammheimlich deutlich nach Osten" verschoben. Mich stört dabei, dass durch diese Art der Erzählung der falsche Eindruck billigend in Kauf genommen wird, den Balten, Polen und allen anderen sei in Nacht- und Nebelaktionen der NATO-Beitritt "klammheimlich"



        nahegelegt worden. Als wären die östlichen Nachbarn per definitionem fremdbestimmte Manövriermasse zwischen zwei Militärblöcken - ganz anders als die ehemalige DDR. Und en passant: 'Wasser predigen und 'Wein trinken' [oder saufen...] passt zwar gut zur "Doppelmoral", jedoch ziemlich schlecht zum Thema Grenzverschiebung - aber um so besser zu Putins 'Spezialop.'



        und seinen klammheimlichen Befürwortern...

      • @Kriebs:

        "Man" hat keineswegs "die eigene (NATO-)Grenze über die letzten 35 Jahre aber klammheimlich deutlich nach Osten ausgedehnt", wie Sie hier ideologisieren, sondern souveräne Staaten aus dem ehemaligen russischen Einflussbereich haben um den Schutz der NATO geradezu gebettelt, aus mehr als verständlichen Gründen. Es ist das Gegenteil von Großmachtstreben.

      • @Kriebs:

        Da ist nichts klammheimlich geschehen. Erstens hatten die Länder das Recht, einen Antrag auf Beitritt zu stellen. Zweitens hatte, soweit ich mich erinnere, der frühe Putin auch keine Einwände.

      • @Kriebs:

        Die "Doppelmoral" besteht darin, freiwillige Beitritte zu einem Bündnis aus ansonsten souveränen Staaten (wie Osteuropa zur NATO) anders zu bewerten als die gewaltsame Installation von Marionettenregierungen (wie Russland in der Ukraine).

        Um da das ewige Lied von Doppelmoral zu singen, muss man eher vollkommen abgestumpft von all der Sowjetpropaganda sein als allergisch.

        • @nihilist:

          Um Doppelmoral zu studieren, reicht auch die Beobachtung mancher aktuell aktiver "bedutender" deutscher Politiker.

    • @Il_Leopardo:

      "Aus guten Gründen natürlich, wenn man die Sorgen und das Selbstbestimmungsrecht insbesondere der baltischen Staaten ernst nimmt." Haben Sie diesen Satz überlesen oder ignoriert? Im Gegensatz zum Verfasser des Kommentars scheint das Differenzierende, Dialektische nicht so ihr Ding zu sein. Ich finde es durchaus passend auf den Anteil hinzuweisen, den die NATO durch die Osterweiterung an dem Konflikt mit Russland hat. Das nimmt nicht die Schuld von Putin, die er durch seinen verbrecherischen Angriff trägt. Es zeugt aber von analytischer Klarheit nicht dem simplen Gut-Böse- / Täter-Opfer-Denken zu erliegen. Das wird der Wirklichkeit selten bis nie gerecht, auch wenn es uns durch Regierung und Medien vorgegaukelt wird.

      • @John Lemon:

        www.tagesschau.de/...st-europa-101.html



        Ich empfehle Ihnen den Artikel unter o.g. Link und zitiere das für mich Wichtigste hier schon einmal:



        "Gorbatschow selbst zitierte mehrfach die Worte, wonach sich die NATO keinen Zentimeter nach Osten bewegen würde, so auch in einem Interview mit der "Bild" im Jahr 2009. Fünf Jahre später sagte er im ZDF jedoch, es sei 1990 um das Territorium der DDR gegangen. Eine NATO-Expansion sei damals nicht diskutiert worden: "Der Warschauer Pakt existierte doch noch. Die Frage stellte sich damals gar nicht." Es sei ein Mythos, dass er vom Westen betrogen worden sei."

      • @John Lemon:

        und auch @Kriebs: Die NATO-Osterweiterung als Grund herzunehmen, ist vorgeschoben. Die NATO hat sich nicht einfach klammheimlich nach Osten bis an Rußland herangerobbt. Es gab das NATO-Rußland-Abkommen vom 27.05.1997, in dem Rußland dem ausdrücklich zugestimmt hat - freilich nicht unter dem Kriegstreiber Putin, sondern unter Jelzin.

        Es herrschte damals politisches Tauwetter, und im Brüsseler NATO-Hauptquartier war in dieser Zeit sehr viel Russisch zu hören. Rußland war dabei, sich zu demokratisieren - gegen 2000, als Putin kam, war es damit aber vorbei.

        Rußland hat übrigens auch im Budapester Abkommen von 1994 der Ukraine vollständige Souveränität und territoriale Integrität zugesichert. Im Gegenzug hat die Ukraine alle ihre Atomwaffen verschrottet. (Heute mag man denken, hätten sie sie mal behalten.)

      • @John Lemon:

        Zum gefühlt hundertsten Mal: Putin betrachtet die Ukraine als eine Art abgefallener russischer Provinz, die Ukrainer als Brudervolk mit anderem Dialekt, das "heim ins Reich" gehört. Sein Rückeroberungsversuch hat mit der NATO nichts zu tun, die Ukraine war kein Mitglied und hatte auch zum Zeitpunkt des Überfalls keine Aussicht darauf. Und was die sogenannte "Osterweiterung" angeht: Sie entsprach keinem perfiden, in Brüssel oder Washington ausgeheckten Plan, sondern dem völlig legitimen Schutzbedürfnis osteuropäischer Staaten, die die russische Kolonialherrschaft mehr als zur Genüge kannten. Es gibt hier einen eindeutigen, durch nichts provozierten Aggressor, und es hat nichts mit mangelender Differenzierung oder Gut-Böse-Dichtotomie zu tun, diesen auch unmissverständlich so zu benennen. Und das ist auch keine Erfindung einer "Lügenpresse", wie Sie hier etwas verklausuliert insinuieren.

        • @Schalamow:

          Ich bin nicht sicher, ob Sie meinen Kommentar richtig gelesen haben. Ich stimme Ihnen in weiten Teilen zu. Vor allem darin, dass Putin der Aggressor ist, sein Handeln verbrecherisch und durch nichts zu rechtfertigen. Nur denke ich nicht, dass deswegen die NATO, die USA, die Europäer automatisch "die Guten" sind. Was in dieser Hinsicht von den Machthabenden und den meisten tradierten Medien kolportiert wird, halte ich auch nicht für Lügen. Ich denke nur, dass zum Gesamtbild regelmäßig große Teile fehlen. Folgendes Zitat gibt meine Sichtweise dazu gut wieder:

          Benjamin Friedman vom US-Thinktank "Defense Priorities": "Es gibt einen Unterschied zwischen einer Aussage über Kausalität und einer Aussage über moralische Verantwortung." Russlands Einmarsch in die Ukraine sei moralisch verwerflich, aber: "Die Expansion beziehungsweise die Aussicht auf eine Expansion [der NATO] in die Ukraine war ein wichtiger Grund für den Krieg."

          Aus: amp.dw.com/de/fakt...source=chatgpt.com

          Ob die Deutsche Welle wohl der "Lügenpresse" zuzuordnen ist?

        • @Schalamow:

          Zum hundersten Mal: Putin ist und war nicht bereit die Ukraine einfach aus dem russischen Einflussbereich gehen zu lassen. Eigentlich sollte das seit der NATO Konferenz in Bukarest deutlich gewesen sein oder spätestens seit dem Maidan 2014.



          Und selbstverständlich hatte die Ukraine langfristig die Möglichkeit eines Beitritts - akut stand dieses natürlich nicht an.

    • @Il_Leopardo:

      Wohl kaum. Aber anscheinend können viele Menschen nicht erkennen, dass sich die Einflusszone von Moskau ausgeweitet hat.

  • Publizistisch wird die These von der schwächeren demokratischen Bindung der Ostdeutschen derzeit am vehementesten von dem Historiker, gelegentlichen taz-Beiträger und geborenem Ossi Ilko Sascha-Kowalczuk vertreten.



    Und über die oft fehlende Distanz vieler Ossis zum Putin-Regime hat sich erst letztes Jahr der Publizist und Schriftsteller Marko Martin in seiner fulminanten Rede im Schloss Bellevue mokiert - auch er geborener DDR-Bürger.



    Ganz so simpel West gegen Ost verläuft die Debatte also nicht.

  • "Es geht um einen Diskurs, der diesen Namen auch verdient und nicht einem Versuch einer medial gestützten Volksbelehrung gleichkommt."

    Und wieder mal einer der gefühlt diversen hundert Artikel, der am Ende ganz schlicht sagt, dass die bösen Wessis verständnisvoll aus die Ossis zugehen, und den Diskurs suchen sollen.

    Das ist ja mal ne spannende Idee. Und ich erinnere mich an

    - Politiker, die andere Meinungen vertreten als die Einheimischen, werden vollgebrüllt, und mit "hau ab" bedacht.



    - Journalisten, die die Meinung der Einheimischen erfahren wollen, werden mit "Lügenpresse" vollgebrüllt.



    - Schüler, die eine andere Hautfarbe haben als die Einheimischen sehen wollen, werden beleidigt und bedroht, als sie im Rahmen einer Klassenfahrt "den Diskurs" suchten



    etc. pp.

    Und jetzt nochmal kurz drüber nachdenken, wer vor einem Diskurs etwas ändern sollte.

    • @Kaboom:

      Sie tun so, als ob diese drei Einzelfälle in OD die Regel wären, während sie in WD nicht vorkommen. Solche Begebenheiten und viele haarsträubende mehr gibt es in Ost und West gleichermaßen.

      Auch in WD gibt es Diskriminierung wegen schwarzer Hautfarbe, es werden ebenfalls Politiker angepöbelt (nur von anderen Parteien), und daß Journalisten Lügen vorgeworfen werden, kann man gerade eindrucksvoll beim NDR verfolgen.

      Es sieht so aus, als hätte der Autor voll ins Schwarze getroffen. Sie und einige andere machen den Eindruck, sich in ihrem Selbstverständnis als weitsichtige und über den dummen Ostdeutschen stehende Westdeutsche infragegestellt zu sehen und sich deshalb gehörig auf den Schlips getreten zu fühlen.

      • @Debaser:

        " Solche Begebenheiten [...] gibt es in Ost und West gleichermaßen."

        Nö. Sind im Osten die Regel, im Westen die Ausnahme.

        "Journalisten Lügen vorgeworfen werden, kann man gerade eindrucksvoll beim NDR verfolgen."

        Nö. Niemand wirft Ruhs Lügen vor.

        "Sie und einige andere [...] als weitsichtige und über den dummen Ostdeutschen stehende Westdeutsche infragegestellt zu sehen [...]

        Nö. Ich bin Demokrat, und viele Ostdeutsche sind es nicht. Mich interessiert es einen fechten Kehricht, was für Ausreden man sich gerade im Osten für dieses Faktum zurechtgelegt hat, zumal diese Faible für Rechtsextremismus im Osten nachweislich eine hundertjährige Tradition fortführt.

      • @Debaser:

        Jemandes Argument mit "fühlt sich auf den Schlipps getreten" abzutun ist natürlich ein gutes Beispiel für schlechte Diskussionskultur. Recht hat er aber, und das bestätige ich als ganz echter Ossi.



        Vor allem scheint man bei solchen Diskussionen immer davon auszugehen, dass alle Ossis am Ende der DDR zu knabbern haben. Es gibt nach meinen Berechnungen aber auch welche, die keinen einzigen Tag dort verbrachten. Und bei allen was bei der Wende schief lief: deswegen Nazis zu wählen oder zu werden ist keine logische Konsequenz daraus.

      • @Debaser:

        Ich habe es in diesem Forum schon mehrmals geschrieben und wiederhole es: Ja, Faschos gibt es in West wie Ost, verpeilte Verschwörungsgläubige ebenso. Den Unterschied machen die kulturelle Hegemonie, die Sichtbarkeit und Akzeptanz in der Bevölkerung, die eben auch mit einer größeren "Rechtsoffenheit" einhergehen. Fascho/rechtsradikal/Asylkritiker/Reichstrottel sein, ist dort - u.a. dank jahrelanger metapolitischer Arbeit - in der Wahrnehmung vieler einfach eine politische Einstellung unter (und von) vielen. Und das ist ein Problem.

  • Alles schön und gut. Aber......



    Waren Merkel und Gauck nicht Ostdeutsche mit dem höchsten und dritthöchsten Job den die BUndesrepublik zu vergeben hatte????



    Und Westdeutsche gab es die gegen Vietnam oswe Syrienpolitik der Amerikaner gekämpft haben????



    Kein Mensch spricht von den "Abgehängten" Wessies.



    Ich kenne die Ossies die den "Westen" dreckig und verwahrlost empfinden, weil die Ostdeutschen Städte auf Glanz poliert sind, die 89 zum Abriss verkommen waren weil die Partei lieber Plattenbauten hochziehen wollte. Ich habe 1990 die Altstadt von Halle erlebt, das war wie ein südamerikanischer Slum, beängstigend! Was ist da das Abgehängte, niemand hört zu, übersieht den Osten.



    Und hat der Westen keine DDR-Flüchtlinge aufgenommen? von 1945 bis 1989???



    Alles war richtig und notwendig, aber es ist nicht Nichts!



    Man muss auch die Kirche im Dorf lassen..............

    • @Heinz Balthes:

      Das mit den DDR-Flüchtlingen war ja nicht so, als hätten die dann allesamt nur Geld gekostet. Da gab es durchaus für den Arbeitsmarkt willkommene.

  • "...dass die westliche Erzählung vom ständig weiter vordringenden Russland nicht so recht plausibel erscheint..."

    ...aber NUR in Ostdeutschland. In Polen, Litauen, Lettland, Estland und letztlich auch in Ungarn hat fast niemand diese absurde Unterwürfigkeit gegenüber und dieses Verständnis für Russland. Ostdeutsche erheben sich mit gewaltiger (deutscher?)( Arroganz und Anmaßung über diese Völker und glauben von sich, Russland besser zu kennen als irgendwer sonst. Die gleichen Ostdeutschen würden mit Wut reagieren, wenn ihnen ein Westdeutscher erzählte, dass er als Wessi die USA oder Frankreich ja viel besser kenne als die Ossis...

    Man darf übrigens eins nicht vergessen: Ossis machen nur 17 Prozent der deutschen Bevölkerung aus. Und von diesen 17 Prozent sind ja gar nicht alle einer Meinung. Warum sollte man denn ganz besonders auf vielleicht 8 bis zehn Prozent der Bevölkerung Deutschlands hören? Was macht die so viel bedeutender als z.B. die Westfalen oder Schwaben?

  • Möglicherweise liegt das eigentliche Problem darin, dass immer noch zwischen Westdeutschen und Ostdeutschen unterschieden wird.

    • @Minelle:

      Was naheliegend ist, wenn man sich die Wahlkreiskarte nach Erststimmen zur Bundestagswahl 2025 ansieht. Der Osten war (mit winzigen Ausnahmen) blau.



      images.tagesschau....kreiskarte-100.jpg

      • @Klabauta:

        www.tagesschau.de/...n-analyse-100.html

        Der Artikel über eine Datenauswertung, wie über Ostdeutschland berichtet wird, enthält u.a. eine Karte mit den Wahlkreisgewinnern nach Zweitstimmen. "Die Karte steht damit beispielhaft für ein prägendes Muster: Die Berichterstattung über Ostdeutschland in den überregionalen Medien ist nicht falsch, aber häufig zu wenig differenziert und bedient oftmals Stereotype. Eine Karte, welche die Zweitstimmenanteile aller Parteien abbildet, hätte eine detailliertere Darstellung der Wahlergebnisse ermöglicht. Die Zuschreibung, der "Osten sei nun blau", wäre so pauschal kaum möglich."

  • Der Artikel ist für mich soweit okay. Aber: "Dass manche Ostdeutsche vielleicht etwas gesehen oder antizipiert haben könnten, das vielen Westdeutschen erst später aufging, wird bis heute nicht anerkannt".



    Was ist den Ostdeutschen denn so früh aufgegangen? Dass es "unmenschlich" war, die in Ungarn festsitzenden Syrer aufzunehmen. Nö, da mach ich nicht mit. Ich behaupte nach wie vor, dass sie mit der Tatsache, dass hier in den Großstädten Menschen aus 120 Nationen lebten, nicht zurechtkamen. Ihre wenigen ausländischen "Freunde" hielten sie in Lagern; Kontakte zu diesen waren verpönt.



    Wenn diese sogenannte "frühe Erkenntnis" jetzt auch bei den etablierten Parteien kein Tabu mehr ist, so ist sie für mich noch lange nicht richtig. Wie kann man nur einer Frau vertrauen, für die alle Migranten "Messerstecher" sind. Wer Vertretern dieser Partei folgt, mit dem will ich nicht diskutieren.

    • @Il_Leopardo:

      Ablehnung von Migrantion oder sogar ausld Ausländerhass ist meistens nur ein Symptom. Es geht hier vor allen Dingen um "Sündenböcke". Letztendlich geht es den meisten Menschen leider primär um den eigenen Wohlstand und dieser ist für viele Menschen in Deutschland gerade gefährdet.

      • @Alexander Schulz:

        Das im Osten allseits beliebte "Ausländerklatschen" gab es lange vor der Wende. War da auch der "eigene Wohlstand gefährdet"?

      • @Alexander Schulz:

        "... nur ein Symptom" ? Oft mit tödlichen Folgen!

      • @Alexander Schulz:

        Ich sage das nicht nur den Ostdeutschen, sondern allen Unzufriedenen. Wendet euch nicht gegen die, die noch ärmer dran sind, sondern macht euch Gedanken um eine bessere Umverteilung des Reichtums, der ohne Zweifel noch vorhanden ist. Ich folge weder dem Fremdenhass der AfD, noch den Vorschlägen eines Herrn Merz, gerade bei den Ärmsten der Armen, den Bürgergeldempfängern mit dem Sparen anzufangen.

      • @Alexander Schulz:

        Wieso ist Ablehnung von Migration nur ein Symptom? Ist es nicht Realität, dass mit der Migration auch zusätzliche Kriminalität ins Land gebracht wird? Kann man das wirklich unter den Tisch kehren?

        • @Die_Mitte_machts:

          Wenn im Beisein eines Kollegen (jahrelang als Baggerfahrer im Bergbau, nun Hilfsarbeiter und mit der Pflege der Mutter voll eingebunden) auch nur das Wort Ausländer fällt... dem kommen fast die Tränen. Der assoziiert da alles nur erdenklich schlechte mit. Bis dahin, dass sich seine Frau keinen Haarschnitt leisten kann, DIE sich aber die Zähne alle Nase lang neu machen würden. In seiner Wahrnehmung geht es Migranten hier bombastisch gut und das Geld wird ihm und seiner Frau dafür weggenommen. Da hängt ganz viel Frust und Enttäuschung mit dran, die sich in den absurdesten Schuldzuweisungen ergießen, ich vermute, da es nicht immer einfach ist, irgendwen greifbar verantwortlich zu machen. Es braucht Schuldige, Mensch tickt irgendwie so.

          Mehrmals wurde bei ihm eingebrochen, "Osteuropäer, klar", möglich. Polizei kommt und geht wieder. Für Ihn eine Bestätigung, alles ein Topf, ohne wäre es besser. Man macht sich keine Vorstellung, wie emotional aufgeladen solche Themen sein können. Hier gibt es keine Superreichen auf die man zeigen kann. Und man traut dem Staat grundsätzlich nicht zu Probleme zu lösen. Gibt viel Arbeit hier für den Erklärbär.

        • @Die_Mitte_machts:

          Dann müssten Sie auch Geburten ablehnen, dadurch gibt es Jahre bis Jahrzehnte später auch "zusätzliche Kriminalität" ...

        • @Die_Mitte_machts:

          Haben Sie Zahlen? Selbst wenn Sie recht hätten, ist das noch lange kein Grund Migranten insgesamt als kriminell zu bezeichnen. Einzelne Kapitalverbrechen werden maßlos aufgebauscht. Dieses Land braucht "Zuwanderung". Selbst wenn sie "reguliert" abläuft - man sieht es den Menschen nicht an, ob sie später einmal kriminell werden oder nicht.

        • @Die_Mitte_machts:

          Es ist auch Realität, dass in Großstädten ceteris paribus mehr Kriminalität entsteht als auf dem Land. Trotzdem redet niemand von einer Remigration der Städter oder dichten Grenzen für Berlin.



          Kann man das wirklich so unter den Tisch kehren?

  • Der Wunsch nach einem Diskurs kommt 35 Jahre zu spät. Was jetzt passieren wird, ist keine Diskussion, sondern die AfD - spätestens nach der aktuellen Legislaturperiode.

    • @EDL:

      Und die AfD wird dann endlich dem Osten die blühenden Landschaften bringen?

    • @EDL:

      Das kann passieren. Es sind noch fast vier Jahre und das erste Institut hatte sie jetzt schon bei 27%, andere bei 25-26. Wenn sie bei >35 sind und nur noch eine Allparteienkoalition aus CDU, SPD, Grünen und Linkspartei helfen würde, wird man an einer Regierungsbeteiligung nicht vorbeikommen. Und die >35 sind drin, wenn sie bis dahin erste Ministerpräsidenten haben sollten. Erst recht, falls diese Landesregierungen in den Augen der Wähler auch noch erfolgreich sein sollten. Dann gibts blau-schwarz.

    • @EDL:

      Es kann gut sein, dass Sie Recht haben. Ich hoffe jedoch, dass es nicht zu spät ist.

  • Nicht förderlich für die Akzeptanz politischer Parteien und Bewegungen ist auch, wenn diese den Lebensstil und das Wertegefüge eines Teils des Wahlvolks verachetet. Dabei ist es völlig egal, ob die Leute im Osten oder Westen wohnen.

    Wenn ich gerne große Autos fahre, fettes Fleisch esse, anzügliche Witze lustig und OK finde, der islamischen Kultur kritisch gegenüber stehe, dann wähle ich niemanden, der mir erklären will, dass das buhbäh ist. Wenn dann eine Partei kommt und sagt: So wie du bist, finden wir das gut und richtig, wir vertreten im Parlament dich und deine Lebensart, dann wird die halt gewählt. Sogar immer mehr von Migranten, die dann einfach den migrationskritischen Teil der Partei ausblenden, und sich im fett Fleisch essen, dicke Autos fahren, ein konservativ partriarchalisches Weltbild leben, vertreten fühlen.

    • @fleischsalat:

      Ich kenne auch ein paar Migranten, die AfD wählen. Fragt man nach dem Grund, verfallen sie in Groll: Sie sagen, sie haben sich alles selber erarbeiten müssen, und zwar vom ersten Tag an, keiner hat ihnen was gegeben, und "die" kommen einfach und "kriegen alles hinten reingeblasen".

      Was sie auch sagen, und wo man ihnen natürlich rechtgeben muß, ist, daß sie von einer AfD-Regierung nichts zu befürchten haben. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt selbst, sind deutsche Staatsbürger und Steuerzahler, sind nicht kriminell. Und von schärferer innerer Sicherheit profitieren auch sie.

      • @Debaser:

        "Was sie auch sagen, und wo man ihnen natürlich rechtgeben muß, ist, daß sie von einer AfD-Regierung nichts zu befürchten haben. "

        LOL, man sieht gerade in den USA die Realität. Bürger der USA, die irgendwie "ausländisch" aussehen, werden - mit Billigung des obersten Gerichts - von ICE festgesetzt, und in Teilen ohne rechtliche Basis abgeschoben.

        Und wie will die AfD "Millionenfache Remigration" durchsetzen, ohne dabei deutsche Staatsbürger, die nicht "deutsch aussehen" (und die nach Ansicht dieser Leute gar keine "richtigen" Deutschen sind) abzuschieben?

    • @fleischsalat:

      Das stimmt, und dies ist ja nicht nur für die Ostdeutschen zutreffend. Mit dieser Haltung gewinnt die AFD auch im Westen gerade in der Arbeiterschaft immer mehr Zustimmung... was natürlich fatal und kurzsichtig vom Wahlvolk ist.

      Es hat schon einen Grund, warum gerade Linke und Grüne überproportional von gut Gebildeten gewählt werden, die sich Sorgen um das Gemeinwohl und die Lebensgrundlagen der Menschheit machen, während die AFD vor allem von Menschen mit mittlerer und schlechter Bildung gewählt wird, welche einfach nur konsumieren wollen und den erwarteten und angestrebten Wohlstandswachstum in Gefahr sehen. Dass sie an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen, können sie nicht kognitiv begreifen. James C. Davies anyone?

      • @Bussard:

        "vor allem von Menschen mit mittlerer und schlechter Bildung gewählt wird"

        Auch wenn es für den einen oder anderen sicher angenehm ist, mit Hilfe dieser Überzeugung auf diejenigen, die eine andere Meinung als man selbst haben, herabblicken zu können - dieses Klischee ist schon so oft widerlegt worden, daß ich mir jetzt spare, eine Quelle herauszusuchen.

        Und für sich selber in Anspruch zu nehmen, daß man sich Sorgen um das Gemeinwohl und die Lebensgrundlagen der Menschheit zu machen meint, während man dies Andersdenkenden abspricht, ist in so hohem Maße arrogant, daß mir fast die Worte fehlen.

        "Die Anderen" machen sich die gleichen Sorgen, haben aber andere Schwerpunkte bzw. Perspektiven:



        - Klimaschutz ist wirkungslos, wenn nicht ALLE Länder der Welt mitmachen, also sollte man ihn vollständig einstellen zugunsten von Klimaanpassung.



        - Diejenigen, die sich bezüglich Migration sorgen, obwohl in ihrer Region kaum Ausländer wohnen, sind nicht stumpf gg alles Fremde - im Gegenteil, sie sehen genau hin und wollen eben nicht genauso enden wie Kreuzberg oder Offenbach. Insofern antizipieren sie Probleme tatsächlich besser als die Westdeutschen vor 30-60 Jahren.

        • @Debaser:

          Doch, sie sind stumpf gegen alles Fremde - das zeigen ihre Worte und ihre Taten!

    • @fleischsalat:

      Es braucht aber auch eine Kultur der Einsichtsfähigkeit, auch bei Liebhabern fetten Fleisches in Ost, West, Nord und Süd, dass lieb gewonnene Gewohnheiten abträglich für andere wichtige Dinge sind. Die Gegenkultur ist Grünen-bashing oder Verschwörungstheorien.

  • Wie schrecklich, der Osten ist also bei DAX-Vorständen und bei Professuren unterrepräsentiert. Dann sind ja schon fast Frauen. Sind sie wenigstens in Berufen die harte körperliche Arbeit und wenig Glamour beinhalten ausreichend vertreten?

  • Das Hauptproblem ist wie ja auch schon der Artikel impliziert, dass sich viele Ostdeutsche sich nicht ernst genommen fühlen. Leider gibt es keine seriöse Partei, die die Ansichten vieler Ostdeutscher repräsentiert. Anhand oben erwähnter Beispiele dürfte das deutlich werden.



    Ich persönlich vertrete zwar eine andere Meinung als viele Ostdeutsche bzgl. Migrationspolitik. Trotzdem ist deren Meinung nicht per se undemokratisch oder rassistisch. Und auch die Meinung vieler Ostdeutscher bzgl. dem Krieg in der Ukraine hat nicht per se etwas mit Sympathie für Putin zu tun. Ein Hauptteil der Ostdeutschen kritisiert den russischen Angriffskrieg scharf und sind sich des Völkerrechtsbruches durchaus bewusst.



    Es gibt viel Kritik an der westlichen Politik gegenüber der Ukraine und Russland. Und die Hauptargumente vieler Ostdeutscher sind ja durchaus plausibel, auch wenn man es nicht teilt. Ist das beispiellose Engagement in der Ukraine vernünftig, obwohl dieses Land kein Verbündeter ist? Oder steigt dadurch nicht die Kriegsgefahr und die Zunahme von hybriden Aktionen nicht enorm? Gibt es Beweise, dass Putin das Baltikum erobern möchte oder ist das nur eine Spekulation?

    • @Alexander Schulz:

      "Gibt es Beweise, dass Putin das Baltikum erobern möchte oder ist das nur eine Spekulation?"



      Beweise gibt es erst, wenn die russische Flagge in Vilnius weht. Bis dahin müssen wir uns mit entsprechenden Aussagen russischer Politiker und provokativen militärischen Aktionen im Ostseeraum als Indiz begnügen. Aber ich nehme an, das reicht nicht?

      • @Encantado:

        Und wie kommen Sie darauf, dass das Ziel solcher Provokationen nicht ist, dass der Westen seine eigene Grenzen stärkt und somit weniger in die Ukraine liefert?



        Ich möchte nicht ausschließen, dass Putin das Baltikum erobern möchte. Ich weise nur darauf hin, dass es bei so einer dünnen Indizienkette, historisch betrachtet, sehr ungewöhnlich wäre.

    • @Alexander Schulz:

      Gab es in den 30er Jahren „Beweise“, dass Hitler Polen erobern will. Mir reichen die Beweise, dass Putin die Ukraine erobern will und Tausende Menschen getötet hat.

      • @M_Kli:

        Ja, er hatte das in den 20er Jahren bereits angekündigt und auch entsprechende "Literatur" dazu verfasst - das gilt übrigens nicht nur für Polen.



        Auch bei Putin wusste man spätestens 2014, dass er nicht bereit ist den russischen Einfluss in der Ukraine aufzugeben. Und auch für den Angriff auf die Ukraine 2022 gab es deutliche Indizien, manche würden sogar sagen Beweise.



        All dieses gibt es nicht zum Baltikum. Es gibt natürlich Argumente die die These unterstützen, aber auch viele dagegen. Folglich ist es aber unlauter zu suggerieren, dass es ein Fakt ist, dass Putin entsprechende Pläne für das Baltikum hat.

        • @Alexander Schulz:

          Das diese Beweise damals schon existierten ist wohl eher nebensächlich. Es geht wenn dann darum wie bekannt diese zur damaligen Zeit waren. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist das Putin bereits an der Macht ist und solche "Beweise" nicht zu Propagandazwecken nutzen muss. Und die Spekulationen befeuert er ja selbst.

  • Was hat die taz geritten, ausgerechnet den Wessi Wolfgang Müller uns die Befindlichkeiten der Ostdeutschen erklären zu lassen? Ein Rudolf-Steiner-Apologet, der Sätze schreibt wie diesen: "Steiner war eben immer ein Denker des Konkreten." Oder: "Eigentlich geht es den Anthroposophen wie damals den Juden im babylonischen Exil, die von den anderen ausgelacht wurden, weil sie keine so schönen Götterbilder hatten, sondern an einen unsichtbaren Gott glaubten."

    Und nun also das:



    "(...) eine tiefere – u. sehr reale – Erfahrung zugrunde liegen könnte: die Erfahrung, dass man, Wahlen hin oder her, mit zentralen Anliegen nicht gehört wird."



    Da ist sie wieder, diese ständig perpetuierte Erzählung, dass niemand die Erfahrungen und Gefühle der Ostdeutschen wahr- oder gar ernst nimmt, und dafür bringt er zwei Beispiele: Migration und Ukraine-Krieg (er nennt ihn 'Ukrainekonflikt'). Dabei diskutieren wir seit Jahren gerade das Thema Migration leider viel zu oft aus ebenjener vermeintlich nicht gehörten Perspektive, nämlich als vermeintliches Problem und Überforderung. Vielleicht sollte die taz den Autor und Ilko-Sascha Kowalczuk einmal zum (Streit?)-Gespräch einladen? Wäre sicher unterhaltsam.

    • @Klabauta:

      Stimme vollkommen mit Ihrem Kommentar überein

  • Diffiziles Thema. Zum einen ist mir aufgefallen, dass im "deutschen" Kontext ein gewisses Othering mitschwingt, was Ostdeutsche betrifft. Dass fiel mir schon in früheren Medienproduktionen auf, in denen es um "unsere Geschichte" ging und trotzdem nur die BRD-Realität betrachtet wurde und mir irgendwann einleuchtete, dass meine Eltern mit "wir" nicht mitgemeint waren. Und ob ich dann dazu gehörte? Jetzt ohne eine böse Absicht zu unterstellen.



    Die Menschen sind mit unterschiedlichen Gewissheiten groß geworden. Für Ostdeutsche war die Sowjetunion die Supermacht des eigenen Blocks und die Darstellung, sie war als einzige Supermacht böse in der Zeit der Stellvertreterkriege usw, mag nicht hängen bleiben (auch wenn wirklich seriöse Berichte kein so einseitiges Bild über die USA zeichnen würden).



    Dass die Gebiete mit geringem Ausländeranteil vielleicht tatsächlich strukturelle Probleme aufweisen könnten, die eine Integration benachteiligen, kann ohne Rassismus wahr sein, schließt Rassismus aber auch nicht aus, also könnte das kontrovers betrachtet werden. Und dass der Westen andere Länder nicht bei der Selbstbestimmung unterstützt, solange es eigenen Interessen widerspricht, ist bekannt.

    • @Paul Anther:

      "Und dass der Westen andere Länder nicht bei der Selbstbestimmung unterstützt, solange es eigenen Interessen widerspricht, ist bekannt."

      Jaja, das stimmt natürlich. Die über 2 Billionen Euronen, die seit der Einheit ohne jede Gegenleistung in den Osten geflossen sind, sind definitiv "nichts"

      • @Kaboom:

        Das ist genau das "Othering", das Paul Anther meinte.

        Solches Geld ist auch ohne Gegenleistung z.B. nach Bremen geflossen, aber das ist für Sie etwas anderes. Bremen gehört dazu, Ostdeutschland ist quasi Ausland.

        • @Debaser:

          "Solches Geld ist auch ohne Gegenleistung z.B. nach Bremen geflossen,"

          Das ist eine immer wieder gern genommene Ausrede. Und es wird immer weggelassen, ab wann und wie viel.



          Aber das ist ganz gewiss Zufall.

    • @Paul Anther:

      Komischerweise sind die Ossis neben den Russen selbst die einzigen, die heute in großen Teilen Verständnis für die (damals in der DDR verhassten!) Russen zeigen.

      Das ist doch die viel interessantere Frage: Wie kommen diese Leute eigentlich dazu, sich anzumaßen, besser über Russland Bescheid zu wissen als z.B. die über Jahrzehnte unter dem Druck der Zwangsrussifizierung stehenden Balten?

      • @Suryo:

        Für die DDR Bürger war es Wurst, aus welcher Sowjetrepublik der Besatzer kam.

        Und wie oben erwähnt. Der Umgang war sehr verschieden. Es gab auch freundschaftliche Kontakte. Völlig unabhängig davon, aus welcher Gegend die "Russen" kamen und welche Nationalität sie hatten.

        Vielen, die damals die Sowjetunion besucht haben oder sonst Kontakt hatten, ist die Nationalismus, der heute im postsowjetischen Raum herrscht, unverständlich.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Woher dann die fehlende Distanz zum russischen Nationalismus? Denn das ist eine der Hauptantriebskräfte der derzeitigen russischen Politik.



          Den Nationalismus vieler osteuropäischer Völker scheinen hingegen vor allem jene zu beklagen, die die Mär vom friedlichen Vielvölkerstaat Sowjetunion glaubten, in dem angeblich alle gleichberechtigt nebeneinander lebten.

          • @Schalamow:

            "Woher dann die fehlende Distanz zum russischen Nationalismus?"

            Wie kommt man darauf? Der einzige, extrem winzige Vorteil der russischen Nationalisten ist, dass diese von uns nicht auch noch bezahlt und beschützt werden wollen. Die Welt wäre aber natürlich wesentlich besser, wenn es sie nicht gäbe. Wir brauchen eine Welt ohne Nationalismus. Egal von wem er kommt. Das war übrigens mal die Grundidee der EU.

            Die Geschichten von der Sowjetunion als Paradis der Sowjetvölker glauben nun wirklich nur sehr wenige Hartgesottene.



            Das macht aber die Geschichten von der Sowjetunion in der die Russen alle anderen brutal unterdrückt haben, auch nicht besser. Wer sich mal ein klein wenig damit beschäftigt hat, wer in der SU auf welchen Posten saß, stellt schnell fest, dass die Treue zum Sowjetsystem für die Karriere viel wichtiger war, als die Nationalität.



            Aber es ist praktisch, die Verbrechen in der Sowjetunion ausschließlich auf die Russen zu schieben. So kann man sich wunderbar aus der Mitverantwortung stehlen.

      • @Suryo:

        Die Ostdeutschen hegen in ihrer Mehrzahl keine Sympathie für die Russen, die meisten würden begrüßen, wenn man die achtkantig aus der Ukraine rausschmeißt und möglichst noch nachhaltig schwächt.

        Die vll 0,5 Millionen, die das anders sehen, sind allerdings sehr aktiv und sendungsbewußt und sehen natürlich, wenn man sie sieht, sehr zahlreich aus. Sie sind es aber nicht. Es sind die wenigen, die zu DDR-Zeiten systemtreu waren, und die die russischen Truppen, wenn sie über sie sprachen, nur als "die Freunde" bezeichneten.

        Die AfD wird in Ostdeutschland gewählt, obwohl sie rußlandnah ist, nicht etwa weil sie es ist.

      • @Suryo:

        Das Verhältnis zu den Sowjets war damals differenzierter. Es gab DDR Bürger die die Sowjets hasten, aber auch viele die ein neutrales Verhältnis zu ihnen hatten. Innerhalb der DDR gab es zwar wenig Austausch zwischen DDR- Bürgern und Sowjets, jedoch gab es viele DDR Bürger, die die UdSSR kennenlernten durch Austauschprogramme.



        Natürlich kennen die ehemaligen DDR daher die Sowjets besser als wir. Wir kennen dafür natürlich besser die Amerikaner.

        • @Alexander Schulz:

          Vielleicht sollte man auch noch erwähnen, dass viele Ostdeutsche Moskau gegenüber nachwievor Dankbarkeit dafür empfinden, dass es kein Blutbad gab 1989/90. Wir tun das heute einfach so nach dem Motto ab, dass das ja sowieso illegal gewesen wäre. Aber es war keine Selbstverständlichkeit, dass Moskau seine Herrschaft über Osteuropa mehr oder weniger gewaltfrei abgegeben hat. Gerade bei vielen Ostdeutschen sitzt das Gefühl tief, dass man das nicht entsprechend honoriert hat.

          • @Alexander Schulz:

            "Vielleicht sollte man auch noch erwähnen, dass viele Ostdeutsche Moskau gegenüber nachwievor Dankbarkeit dafür empfinden, dass es kein Blutbad gab 1989/90."

            LOL, sehr niedliches Statement. Vermutlich sollten die Ostdeutschen ihre Dankbarkeit auf Gorbatschow konzentrieren, statt auf Russland.

          • @Alexander Schulz:

            Das Baltikum wurde keineswegs gewaltfrei aufgegeben, es wurden unter der Herrschaft Gorbatschows Menschen erschossen.

            Warum soll man jemandem dankbar sein, weil er einen nicht erschossen hat, sondern “nur” andere?

            • @Suryo:

              Ich schrieb mehr oder weniger.



              Und die fehlende Dankbarkeit erkennt man ja bei Ihnen sehr gut. Sie wissen schon, dass der internationale Haftbefehl von Litauen gegenüber Gorbatschow nicht vollstreckt wurde, weil er juristisch nicht haltbar war, oder?



              Aber vermutlich "nerve" ich wieder mit harten Fakten.

              • @Alexander Schulz:

                Der harte Fakt ist, dass die Sowjets Zivilisten eines von ihnen besetzten Landes angeknallt haben, weil die Freiheit wollten.

              • @Alexander Schulz:

                Wieso sollte irgendwer jemandem dankbar sein, weil er einen nicht umgebracht hat?

                Was meinen Sie denn, dass das das gute Recht der Russen gewesen wäre, oder was?

                Und all die anderen Völker sind anders als die edlen Ossis ja nur undankbar?

                Ihre ständige mehr oder minder offene Parteinahme für Russland und die desavouierung der Ukrainer ist offenkundig und gut nachlesbar.